untersuchungen Über die wirksamkeit des nährpräparates „promonta“

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5' FEBRUAR I928 Als besonders charakteristisch ffir die bet Amyloidkranken mit Leukocytenextrakt auftretende Pr/icipitinreaktion hebt LOESCHCKE hervor, dab das Pr/~cipitat besonders massig ist und dab es sich bei Zusatz von Lugolscher L6sung braun f/~rbt im Gegensatz zu den weniger massiven und die Jod- 16sung ziemlich stark entf~rbenden positiven, als Kontrolle benutzten Reaktionen auf Tuberkulose. Diese Beobachtungen LO:ESCHCKES konnte ich bet meinen, teils an der Leiche, teils am Lebenden vollzogenen serologischen Untersuchungen be- stS~tigen. Bet s/~mtlichen in der Tabelle I aufgeffihrten serologisch positiven Sektionsf/~.llen wurde sowohl pathologisch-anato- misch wie auch histologiseh der Beweis des Amyloids erbracht. Gelegentlich eines mehrw6chigen, in der Kaiser Wilhelm- Kinderheilst~tte bei Landeshut, Schles., zugebrachten Urlaubs unterzog ich insgesamt 4 ~ Kinder im Alter yon 3--17 Jahren der serologischen Prtifung mit der Leukocytenreaktion. Herr Chefarzt Dr. WlESE stellte mir das dortige Laboratorium in dankenswerter Weise zur Verffigung. Meine Untersuchungen erstrecken sich auf Ffille yon Bronchiektasie und verschieden lokalisierter, teils chronisch fistelnder Knochen- bzw. Gelenktuberkulose (s. Tabelle 2). Die etwas erstaunliche Tatsache, dab s/~mtliche F/~lle yon J3ronchiektasie im Kindesalter negativ reagiert haben, wird durch die nachfolgenden ~berlegungen dem Verst~tndnis etwas n/~her gerfickt. Es ist zu bedenken, dab die Resorption aus den vielfach starrwandigen, yon Bindegewebszfigen umge- benen Bronchialerweiterungen vielleicht langsamer vor sich geht als aus den chronisch eiternden Knochenherden und dab deshalb auch die Sensibilisierung und sp/~tere Pr/~cipitation von Amyloid wohl erst nach 1/~ngerem Bestehen der bronchi- ektatischen Eiterung eintreten wird. AuBerdem aber ist bet den angeffihrten F~llen durch entsprechende Lagerungs- therapie (Quinckesche H/~ngelage) ffir eine regelm~Bige und m6glichst restlose Expektoration der angestauten Sekret- massen w~hrend der meist schon mehrw6chigen Heilst/ittenkur gesorgt worden. Es wXre nun sehr interessant, festzustellen, nach wie langem Bestehen, resp. in wetchem Stadium feuchter Bronchiektasien die Sensibilisierung gegen Leukocyteneiwei[3 eintritt und wieweit die oben angefiihrte Lagerungstherapie eine etwa schon eingetretene Sensibilisierung rtickg~ngig zn machen imstande ist. Von den Knochen- und Gelenktuberkulosen hat der gr6Bere Teil negativ reagiert, und zwar sind dies durchweg FXlle ohne eiternde Prozesse. Die durch chronisch fistelnde Eiterungen komplizierten Knochentuberkulosen zeigen dagegen fast aus- nahmslos positive Leukocyteneiweil3reaktion und damit zu- mindest eine Sensibilisierung gegen Leukocyteneiweil3 an. Bet einigen sehr schweren Erkrankungsprozessen mit wech- selnder Sekretretention und starker Eiterung, auffallender Bl~isse und den Zeichen beginnender Kachexie wird die im Reagensglas festgestellte Precipitation aber auf eine schon eingetretene Amyloidbildung hinweisen. In drei yon diesen F~illen war auch die bei pathologisch gesteigertem EiweiB- zerfall auftretende und die Prognose ungfinstig gestaltende Urochromogenreaktion im Urin konstant positiv. Zusammenfassend m6chte ich nochmals darauf hinweisen, dab die Loeschckesche Leukocyteneiweigreaktion nicht nur die amyloide Degeneration als solche, sondern auch schon die Sensibilisierung des Organismus gegen LeukocyteneiweiB und damit die sp~tere Gefahr der Amyloidbildung anzeigt. Sie hat also nicht nur theoretisches Interesse, sondern ist als empfindliches Reagens auch praktisch klinisch yon Bedeutung. Der positive Ausfall der Reaktion wird uns bei leichteren chronischen Eiterungsprozessen mit gutem Allgemeinbefin- den zu einer dauernden und m6glichst restlosen Entleerung des Eiters nach auBen auffordern und durch diese MaBnahme dazu beitragen, die Gefahr der Amyloidose vielleicht bannen zu helfen ! Anmerlc~.~g bei der Korrekt~o': Bei drei serologisch deut- lich positiven F~llen yon fistelnder Knochentuberkulose wurde nach neun Monaten die Reaktion wiederholt. Sie zeigte diesmal ein sehr schwach positives Resultat. In- KLINISCHE YVOCHENSCHRIFT. 7. JAHRGANG. Nr. 6 253 zwischen war unter geeigneter Behandlung eine erhebliche klinische ]3esserung mit Hebung des Allgemeinzustandes und Rfickgang der tuberkul6sen Knocheneiterungen ein- getreten. Das erstmalig positive Resultat diirtte demnach nur auf eine vorfibergehende Sensibilisierung gegen Leuko- cyteneiweiB zurtickzuffihren sein. UNTERSUCHUNGEN UBER DIE WIRKSAMKEIT DES NAHRPRAPARATES ,,PROMONTA"*. Von Prof. Dr. S. LOEWE. Aus der Abteilung Arzneipriifungsamtdes PharmakologischenUniversit~its- instituts itl Dorpat. Im Aufgabenbereich des staatlichen Arzneiprfifungs- amtes hatten wir uns mit dem N~hrpr~parat ,,Promonta" zu besch~iftigen. Wir prtiften inl Tierversuch seine Zul~issig- keit auf Grund der Leits~itze des Amtes in 2 Richtungen und zwar: I. hinsichtlich seiner ansatziSrdernden und 2. seiner stoffwechseleinschr~tnkenden Wirkung. Beide spielen in den Wirkungsansprfichen des Pr~iparates eine wesentliche Rolle. Beide Wirkungen schienen uns experimentell prtifbar, fibber das Prfifungsergebnis m6chten wir hier vorl~iufig kurz be- richten. I. Zur Unterriehtung fiber die ]3ef~thigung des Pr~tparates, den Stoffansatz zu f6rdern, dienten Iortgesetzte Ffitterungs- versuche an wachsenden Ratten. Die Ffitterungsperiode be- trug selten 2, gew6hnlich 6--9 Wochen. In dieser Zeit wurden t~tgliche Zulagen yon meist 6, seltener 3 g Promonta an jedes Tier verabreicht. Kontrolltiere wurden unter sonst gleichen Bedingungen eingesetzt; sie entstammten nach M0glichkeit dem gleichen "r und waren stets von ann~thernd gleichem Gewicht und Geschlecht. Die Kontrollen erhielten anstatt der Promontazulagen die gleiche Gewichtsmenge Hater. Die ~brige Nahrung der Tiere war in der ganzen F~tterungsperiode nach Zu- sammensetzung und Menge fiir Promonta- und Kontrotltiere stets gleich bemessen. Sie setzte sich aus zugewogenen Mengen yon Hater, Brot und Fleisch zusammen; auch bet gr6Berer Appetenz erhielten die Promontatiere keine grSgere Tagesmenge, als die Kontrolltiere verzehrt hatten. Das Ergebnis solcher Ffitterungsversuche war fibereinstim- mend ein bedeutend h6herer Gewichtsansatz der Promonta- tiere. Waren halbwfichsige Tiere im Durchschnittsgewicht yon 62 g eingesetzt worden, so hatten z. B. die Kontrollen in 7 Wochen durchsehnittlich 43 g K6rpergewicht angesetzt, bzw. um 65 (zwischen 48 u. 94) % ihres Anfangsgewichts zugenommen ; demgegenfiber hatten die Promontatiere durch- schnittlich 83,6 g angesetzt, bzw. um 136 (zwischen lO7 u. 196)% ihres Anfangsgewichtes zugenommen. Der durch- schnittliche Mehransatz der Promontatiere betrug also 4 ~ g oder 7 o% fiber den Ansatz der Kontrolltiere hinaus. Diese Zahlenbeispiele entstammen einer unserer Versuehsreihen yon je 6 gleichzeitig eingesetzten Promonta- und Kontroll- ratten; sie werden noch fiberzeugender dadurch, dab jeweils die h6heren Werte sowohl der Promonta- wie der Kontroll- reihe yon M/~nnchen, die unteren von Weibchen stammen, die Ann/~herung der beiden Gruppen sich also bet gesonder- ter Betrachtung der Gesehlechter noch weserltlich verringert. Weitere Versuchsreihen, die in anderem Zusammenhang ausffihr- licher mitgeteilt werden sollen, fielen stets gleichsinnig aus. Als ill einer derartigen Versuchsreihe die halbwfiehsigen Tiere jeder der beiden Vergleichsgruppen ohne Trennung der Geschlechter in einem" K/ifig beisammen gelassen wurden, konzipierten nur die beiden Promontaweibchen und warren bet einem I~Orpergewicht yon 16o bzw. I9O g im Alter von I 11/~ bzw. 13 Wochen; die Kontrollweibchen konzipierten in dieser Zeit, obwohl auch sie mit ihren m~nnlichen Geschwistern beisammen gelassen waren, nicht. In Vergleichs- reihen, in welchen Rattenmf~tter vor und nach der Geburt einerseits mit Promontanahrung, andererseits mit Kontrollnahrung gefiittert wurden, zeigten die Jungen schon in der S~ugeperiode, wie auch Iernerhin, als sie sich an der Nahrung der Mutter beteiligten, in der * Gekfirzt nach einemVortrag in der Dorpater Deutschen~_rztegesel|schaftv. 7- XlI. 1927. -- Bei der Ausfiihrung der Tierversuche hat Frl. S. WILDE wertvolle Dienste geleistet.

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Page 1: Untersuchungen Über die Wirksamkeit des Nährpräparates „Promonta“

5' FEBRUAR I928

Als besonde r s c h a r a k t e r i s t i s c h ffir die bet A m y l o i d k r a n k e n m i t L e u k o c y t e n e x t r a k t a u f t r e t e n d e P r / i c i p i t i n r e a k t i o n h e b t LOESCHCKE hervor , dab das Pr /~cipi ta t be sonde r s mass ig i s t u n d d a b es s ich be i Zusa t z v o n Lugo l sche r L 6 s u n g b r a u n f/~rbt i m Gegensa tz zu den wen ige r m a s s i v e n u n d die Jod- 16sung z iemlich s t a r k e n t f ~ r b e n d e n pos i t iven , als Kon t ro l l e b e n u t z t e n R e a k t i o n e n auf Tuberku lose . Diese B e o b a c h t u n g e n LO:ESCHCKES k o n n t e ich bet meinen , tei ls a n der Leiche, tei ls a m L e b e n d e n vo l l zogenen serologischen U n t e r s u c h u n g e n be- stS~tigen.

Bet s/~mtlichen in de r Tabel le I au fgef f ih r ten serologisch pos i t i ven Sektionsf/~.llen wurde sowohl p a t h o l o g i s c h - a n a t o - mi sch wie auch h is to logiseh der Beweis des Amylo id s e r b r a c h t .

Gelegent l ich eines mehrw6ch igen , in der Ka i se r Wi lhe lm- K i n d e r h e i l s t ~ t t e be i L a n d e s h u t , Schles. , z u g e b r a c h t e n U r l a u b s u n t e r z o g ich i n s g e s a m t 4 ~ K i n d e r im Al te r yon 3 - - 1 7 J a h r e n de r serologischen Pr t i fung m i t de r L e u k o c y t e n r e a k t i o n . H e r r Che fa r z t Dr. WlESE s te l l te m i r das dor t ige L a b o r a t o r i u m in d a n k e n s w e r t e r Weise zur Verff igung.

Meine U n t e r s u c h u n g e n e r s t r ecken sich au f Ffille yon B r o n c h i e k t a s i e u n d ve r sch i eden lokal is ier ter , te i ls ch ron i sch f i s t e lnder K n o c h e n - bzw. G e l e n k t u b e r k u l o s e (s. Tabe l le 2).

Die e twas e r s t aun l i che Ta t sache , d a b s/~mtliche F/~lle yon J3ronchiektas ie im K i n d e s a l t e r n e g a t i v r eag ie r t h a b e n , wi rd d u r c h die n a c h f o l g e n d e n ~ b e r l e g u n g e n d e m Verst~tndnis e twas n/~her gerfickt. Es i s t zu bedenken , d a b die R e s o r p t i o n aus den v ie l fach s t a r r w and i gen , yon Bindegewebsz f igen umge- b e n e n B r o n c h i a l e r w e i t e r u n g e n v ie l l e ich t l a n g s a m e r vo r sich geh t als aus den ch ron i sch e i t e r n d e n K n o c h e n h e r d e n u n d dab d e s h a l b auch die Sens ib i l i s ie rung u n d sp/~tere Pr /~cipi ta t ion v o n Amylo id wohl e rs t n a c h 1/~ngerem B e s t e h e n de r b ronch i - e k t a t i s c h e n E i t e r u n g e i n t r e t e n wird . A u B e r d e m abe r i s t bet den angef f ih r t en F~l len d u r c h e n t s p r e c h e n d e Lage rungs - t h e r a p i e (Quinckesche H/~ngelage) ffir eine regelm~Bige u n d m6g l i chs t res t lose E x p e k t o r a t i o n de r a n g e s t a u t e n Sekre t - m a s s e n w ~ h r e n d der m e i s t schon m e h r w 6 c h i g e n H e i l s t / i t t e n k u r gesorg t worden . Es wXre n u n sehr i n t e r e s san t , fes tzus te l len , n a c h wie l a n g e m Bes tehen , resp. in w e t chem S t a d i u m f e u c h t e r B r o n c h i e k t a s i e n die Sens ib i l i s ie rung gegen Leukocyteneiwei[3 e i n t r i t t und wiewei t die oben ange f i ih r t e L a g e r u n g s t h e r a p i e e ine e twa schon e i nge t r e t ene Sens ib i l i s ie rung r t ickg~ngig zn m a c h e n i m s t a n d e ist.

Von den K n o c h e n - u n d G e l e n k t u b e r k u l o s e n h a t de r gr6Bere Teil n e g a t i v reagier t , u n d zwar s ind dies d u r c h w e g FXlle ohne e i t e rnde Prozesse. Die d u r c h ch ron i sch f i s te lnde E i t e r u n g e n kompl i z i e r t en K n o c h e n t u b e r k u l o s e n zeigen dagegen f a s t aus- n a h m s l o s pos i t ive Leukocy tene iwe i l3 reak t ion u n d d a m i t zu- m i n d e s t eine Sens ib i l i s ie rung gegen Leukocyteneiwei l3 an. Bet e in igen sehr schweren E r k r a n k u n g s p r o z e s s e n m i t wech- se lnder S e k r e t r e t e n t i o n u n d s t a r k e r E i t e r u n g , au f f a l l ende r Bl~isse u n d den Ze ichen b e g i n n e n d e r Kachex i e wi rd die im Reagensg las fes tges te l l t e P r e c i p i t a t i o n a b e r auf e ine schon e i n g e t r e t e n e A m y l o i d b i l d u n g h inweisen . In drei yon diesen F~illen war a u c h die bei pa tho log i sch ges t e ige r t em EiweiB- zerfall a u f t r e t e n d e u n d die P rognose ungf ins t ig ge s t a l t ende U r o c h r o m o g e n r e a k t i o n im U r i n k o n s t a n t posi t iv .

Z u s a m m e n f a s s e n d m 6 c h t e ich n o c h m a l s d a r a u f h inweisen , d a b die Loeschckesche L e u k o c y t e n e i w e i g r e a k t i o n n i c h t n u r die amylo ide D e g e n e r a t i o n als solche, s o n d e r n a u c h schon die Sens ib i l i s ie rung des O r g a n i s m u s gegen Leukocy tene iwe iB u n d d a m i t die sp~tere Gefahr der A m y l o i d b i l d u n g anze ig t . Sie h a t also n i c h t n u r t heo re t i s ches In teresse , s o n d e r n i s t als empf ind l i ches Reagens auch p r a k t i s c h k l in i sch yon B e d e u t u n g . Der pos i t ive Ausfal l der R e a k t i o n w i rd uns be i l e i ch t e r en ch ron i schen E i t e r ungs p r ozes s en m i t g u t e m Al lgemeinbef in - den zu e iner d a u e r n d e n u n d m 6 g l i c h s t r es t losen E n t l e e r u n g des E i t e r s n a c h auBen au f fo rde rn u n d d u r c h diese M a B n a h m e dazu be i t ragen , die Gefahr der Amylo idose v ie l le ich t b a n n e n zu he l fen !

Anmerlc~.~g bei der Korrekt~o': Bei drei serologisch deu t - l ich pos i t i ven F~l len yon f i s t e lnder K n o c h e n t u b e r k u l o s e wurde n a c h n e u n M o n a t e n die R e a k t i o n wiederho l t . Sie zeigte d iesmal ein sehr s c h w a c h pos i t ives R e s u l t a t . In -

K L I N I S C H E Y V O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G . Nr . 6 253

zwischen wa r u n t e r gee igne te r B e h a n d l u n g eine e rheb l i che k l in ische ]3esserung m i t H e b u n g des A l lgeme inzus t andes u n d Rf i ckgang de r t u b e r k u l 6 s e n K n o c h e n e i t e r u n g e n ein- ge t re t en . Das e r s tma l ig pos i t ive R e s u l t a t d i i r t t e d e m n a c h n u r auf eine v o r f i b e r g e h e n d e Sens ib i l i s ie rung gegen Leuko- cyteneiweiB zur t i ckzuf f ih ren sein.

UNTERSUCHUNGEN UBER DIE WIRKSAMKEIT DES NAHRPRAPARATES , ,PROMONTA"*.

Von

P ro f . Dr . S. LOEWE. Aus der Abteilung Arzneipriifungsamt des Pharmakologischen Universit~its-

instituts itl Dorpat.

I m A u f g a b e n b e r e i c h des s t a a t l i c h e n Arzne ipr f i fungs- a m t e s h a t t e n wir uns m i t d e m N ~ h r p r ~ p a r a t , , P r o m o n t a " zu besch~iftigen. W i r p r t i f t en inl T i e r v e r s u c h seine Zul~issig- ke i t auf G r u n d de r Leits~itze des A m t e s in 2 R i c h t u n g e n u n d zwar : I. h i n s i ch t l i ch se iner a n s a t z i S r d e r n d e n u n d 2. se iner s to f fwechse le inschr~ tnkenden Wi rkung . Beide spie len in den W i r k u n g s a n s p r f i c h e n des Pr~ipara tes eine wesen t l i che Rolle. Be ide W i r k u n g e n sch ienen uns e x p e r i m e n t e l l p r t i fbar , fibber das P r f i fungse rgebn i s m 6 c h t e n wir h ie r vorl~iufig ku rz be- r i ch t en .

I. Zu r U n t e r r i e h t u n g fiber die ]3ef~thigung des Pr~tparates , den S to f f ansa t z zu f6rdern , d i e n t e n Io r tgese t z t e F f i t t e r u n g s - v e r s u c h e an w a c h s e n d e n R a t t e n . Die F f i t t e r u n g s p e r i o d e be- t r u g se l t en 2, gew6hn l i ch 6 - - 9 Wochen .

In dieser Zeit wurden t~tgliche Zulagen yon meist 6, seltener 3 g Promonta an jedes Tier verabreicht. Kontroll t iere wurden unter sonst gleichen Bedingungen eingesetzt; sie en t s t ammten nach M0glichkeit dem gleichen "r und waren stets von ann~thernd gleichem Gewicht und Geschlecht. Die Kontrollen erhielten ans ta t t der Promontazulagen die gleiche Gewichtsmenge Hater. Die ~brige Nahrung der Tiere war in der ganzen F~tterungsperiode nach Zu- sammensetzung und Menge fiir Promonta- und Kontrotl t iere stets gleich bemessen. Sie setzte sich aus zugewogenen Mengen yon Hater, Brot und Fleisch zusammen; auch bet gr6Berer Appetenz erhielten die Promontat iere keine grSgere Tagesmenge, als die Kontroll t iere verzehrt hat ten.

Das E r g e b n i s so lcher F f i t t e r u n g s v e r s u c h e wa r f ibe re ins t im- m e n d ein b e d e u t e n d h 6 h e r e r G e w i c h t s a n s a t z de r P r o m o n t a - t iere . W a r e n ha lbwf ichs ige Tiere im D u r c h s c h n i t t s g e w i c h t y o n 62 g e ingese t z t worden , so h a t t e n z. B. die K o n t r o l l e n in 7 W o c h e n d u r c h s e h n i t t l i c h 43 g K 6 r p e r g e w i c h t angese t z t , bzw. u m 65 (zwischen 48 u. 94) % ihres A n f a n g s g e w i c h t s z u g e n o m m e n ; demgegenf ibe r h a t t e n die P r o m o n t a t i e r e d u r c h - s c h n i t t l i c h 83,6 g angese t z t , bzw. u m 136 (zwischen lO7 u. 196)% ihres A n f a n g s g e w i c h t e s z u g e n o m m e n . De r d u r c h - s chn i t t l i che M e h r a n s a t z de r P r o m o n t a t i e r e b e t r u g also 4 ~ g oder 7 o % fiber den A n s a t z de r K o n t r o l l t i e r e h inaus . Diese Zah lenbe i sp ie l e e n t s t a m m e n e iner unse r e r V e r s u e h s r e i h e n y o n je 6 gle ichzei t ig e ingese t z t en P r o m o n t a - u n d K o n t r o l l - r a t t e n ; sie werden n o c h f ibe rzeugender dadu rch , dab jeweils die h 6 h e r e n W e r t e sowohl de r P r o m o n t a - wie de r K o n t r o l l - re ihe yon M/~nnchen, die u n t e r e n v o n W e i b c h e n s t a m m e n , die Ann /~herung de r b e i d e n G r u p p e n sich also be t gesonder - t e r B e t r a c h t u n g de r Geseh l ech t e r n o c h weser l t l ich v e r r i n g e r t .

Weitere Versuchsreihen, die in anderem Zusammenhang ausffihr- licher mitgeteil t werden sollen, fielen stets gleichsinnig aus. Als ill einer derartigen Versuchsreihe die halbwfiehsigen Tiere jeder der beiden Vergleichsgruppen ohne Trennung der Geschlechter in einem" K/ifig beisammen gelassen wurden, konzipierten nur die beiden Promontaweibchen und warren bet einem I~Orpergewicht yon 16o bzw. I9O g im Alter von I 11/~ bzw. 13 Wochen; die Kontrollweibchen konzipierten in dieser Zeit, obwohl auch sie mit ihren m~nnlichen Geschwistern beisammen gelassen waren, nicht. In Vergleichs- reihen, in welchen Rattenmf~tter vor und nach der Geburt einerseits mit Promontanahrung, andererseits mit Kontrol lnahrung gefii t tert wurden, zeigten die Jungen schon in der S~ugeperiode, wie auch Iernerhin, als sie sich an der Nahrung der Mutter beteiligten, in der

* Gekfirzt nach einem Vortrag in der Dorpater Deutschen ~_rztegesel|schaft v. 7- XlI. 1927. -- Bei der Ausfiihrung der Tierversuche hat Frl. S. WILDE wertvolle Dienste geleistet.

Page 2: Untersuchungen Über die Wirksamkeit des Nährpräparates „Promonta“

254 B I L I N I S C H E W O C H E N S C

Promontareihe wesentlich h6here Gewichte als in der Kontrollreihe. In eiiler Vergleichsreihe wurde die Mutter Illiter sonst gleichen lBe- dinguilgen mit kleinen Zulagen des Lipoidextraktes I (s. welter unten) aus Promonta-Gehirnmaterial geffittert. Die Jungen dieses Wurfes nahmen nicht nur nicht elitsprechend zu, sondern blieben sogar auf Gewichten zwischen 2"2,5--24 g stehen, wiihrend die Kontrollen auf 5 ~ 52,5, die Promontatiere gar bis gegen 76 g zu- genommen hatten.

2. Zur U n t e r r i c h t u n g t iber die F rage einer s toffwechsel- e inschrf inkenden W i r k u n g des P r ~ p a r a t e s bed i en t en wir uns einer e infachen Ver suchsanordnung , die uns auch in ande ren Z u s a m m e n h ~ n g e n Diens te ge le is te t ha t te , des d e m Asher schen Inst i tut~ e n t s t a m m e n d e n , , U n t e r d r u e k v e r f a h r e n s " .

Es prflft die Resistenz gegen verminderten Luftdruck, im wesentlichen also wohl gegen Sauerstoffentzug (verringerten Partiar-

800--

I I In# Promon/a v~zf ,,! ohne ~'OO

300

200

"700

0 �9 z~ I

Abb. I. Resistenzsteigerung gegen O,-Entzug dutch Promontazulagen in Vergleichsversuchen I - - X I . -- Ordinate-,,Resistenzwert" (vgl. Text). -- Der untere PIeil entspricht dem Dureh- schnittswert aus 2o Kontrollversuchen, der obere dem Durchsehnittswert der Promontatiere.

druck des Atmungssauer- stoffes), indem die Versuchs- tiere in eine Unterdruck- kammer eingesetzt werden, die im Laufe von etwa einer halben Stunde auf etwa 15o mm Hg, zuweilen auch noch st~trker evakuiert wird. Das Verfahren wurde ur- sprfinglich im Berner Insti- rut zur Prt~fung der endokri- nen Funktion der Schild- driise verwendet; thyreoid- ektomierte Tiere vertragen bedeutend st~trkere Uiiter- drucke als norlilale, diese wieder st'&rkere als mit Schilddriise geffltterte; auch uns hat te das Verfahren in Xhnlichem Zusanlmenhang bei der Prfifung der Stoff- wechselwirkung der Jod- salze wertvolle Dienste ge- leistet (W. WADI6). Alle diese u legten es nahe, das Verfahren als eine Priifungsmethode fflr die lntensit$it des oxydativen Stoffwechsels zu betrachten, wobei dahingestellt bleiben kann, ob die zum Vorschein kommende Stoffwechsel- beeinflussung die Oxydati- olien unmittelbar oder nur mlittelbar in Mitleidenschaff zieht.

Wir w a n d t e n das Un te r - d r u c k v e r f a h r e n an R a t t e n an, die einer F t i t t e rungs - per iode nach Ar t der im vor igen A b s c h n i t t be- schr iebenen un te rzogen

waren. Auch hierbei wurde un te r sons t ganz gleichen /3e- d ingungen fiir jedes P r o m o n t a t i e r ein Kon t ro l l t i e r durch die ganze Behand lungspe r iode h indurchgef i ih r t und dann dieses Kon t ro l l t i e r mi t dem P r o m o n t a t i e r z u s a m m e n in einer Si tzung in die U n t e r d r u c k k a m m e r gebrach t .

Das Ergebn is de ra r t ige r U n t e r d r u c k v e r s u c h e f t ihr t die Abb. i vor Augen. Sie zeigt, dab in IO yon I I Doppe lve r suchen t i be re ins t immend das P r o m o n t a t i e r s te t s eine b e d e u t e n d h6here iResistenz gegen den U n t e r d r u c k aufwies, als das sons t ganz gleich e rn~hr te Kont ro l l t i e r .

Der kritische Unterdruck, bei welchem die Tiere zugrunde gehen (zwischen i4o und 9o mm Hg), entspricht etwa der 1,4--~-fachen H6he des Everestberges. Der experimentellen ,,Bergkrankheit" erliegen in solchen ,,Flugh6hen" die Iiontrollen 33 Min. nach ]3eginn der Evakuierung (Durchschnitt aus 2o Kontrollversuchen), die Promontatiere erst durchschnittlich nach 32 weiteren Minuten. Der ,, Resistenzwert", welcher denAngaben der Abb. i zugrunde gelegt ist, ist unter Berflcksichtigung der Aufenthaltszeit im Unterdruckkasten, aber auch gleichzeitig der, zumlal in den ersten 3o Versuchsminuten, erst alhntthlich ansteigenden Sanerstoffentziehung als Integral der KurvenflXche aus Versuchszeit und Druekminderung berechnet. Die durchschnittliehe Resistenz der Promontatiere, in diesem Mal3e gemessen, verhtilt sich zu der Resistenz des jeweils mitgeprt~ften

H t Z I F T . 7- J A H R G A N G . N r . 6 5. F E B R U A R 1928

Kontrollfieres wie 232 : ioo (Mindestwert 136 : ioo, H6chstwert 6o 5 : IOO). Die einzige Ausnahme (Versuch II), in welcher Kontroll- und Promontatier gleichzeitig dem Unterdruck erlagen, erkl~irt sich zum einen Teil aus der ungew6hnlich hohen l~esistenz des hier ein- gesetzten Kontrolltieres, zum anderen Teil indessen daraus, dab die t~tgliche Promontazulage bei diesem Tier nur 3 g betragen hatte ; auch in einigen der anderen Versuche waren nur 3 g Promonta ver- ffittert und doch bereits wirksam gefuliden worden, in der Mehrzah!. der Versuche betrug die Promontazulage 6 g.

3. Mit der Absicht , in den Mechan i smus dieser e igenar t igen S tof fwechse lwi rkungen Einbl ick zu erha l ten , u n t e r s u c h t e n wir L i p o i d ex t r ak t e aus dem in d e m P r t i pa r a t , ,Promonta" e n t h a l t e n e n Trockengehi rn . MaBgeblich waren daffir folgende l~ber legungen: E ine r se i t s m u g zur E rk l~ rung der Ansa tz- f6rderung, zumal bei wachsenden Tieren, an die W i r k n n g eines W a c h s t u m s v i t a m i n s gedach t werden . E in solches , ,lipoid- 16sliches" A - V i t a m i n muB d a n n in den L i p o i d e x t r a k t e n des Ausgangss tof fes zu f inden sein. Andere r se i t s werden gerade s tof fwechse le inschr t tnkende W i r k u n g e n yon einer Art , an welche bei d e m zwei ten der yon uns ge fundenen Ef fek te des , , P r o m o n t a " zu denken ist, den Lipoiden zugeschr ieben. HEsss -~ h a t de ra r t iges expe r imen te l l ftir P h o s p h a t i d e ge- zeigt, I r t ihere U n t e r s u c h e r des P r o m o n t a (z. /3. WHEELER- HILL v) haben ~hnliche Wi rkungen ohne wei te res auf die Li- poide des P r t ipa ra t e s bezogen (vgl. auch RT3BNER 4 und S T E U D E L S ) .

Wir prflften daher sowohl die Ansatzf6rderung, die in der Ge- wichtskurve zum Ausdruck kommt, als auch die im Unterdruck- versuch in Erscheinung tretende Stoffwechselwirkung an Tieren, die in ltkligerer Ffltterungsperiode 4 auf verschiedenem Wege her- gestellte Lipoidextrakte aus Gehirn erhalten hatten, und zwar 2 ver- schiedene Aceton-, einen Petrolttther- und einen Alkoholextrakt. Die einzelnen Versuchsreihen sind bisher nur klein, es wurden je 2-- 3 Extrakt t iere mit 2 oder mehr Kontrolltieren in den Ffitte- rungsversuch eingestellt. Die Gewichtskurven fielen nicht ganz gleichm~13ig aus, niemals kam es zu gleichm~Bigen und bemerkens- werten Aiisatzflberschfissen der Lipoidtiere vor den Kontrollen. Auch die Uiiterdruckversuche fielen nicht gleiehmfd3ig aus, bald war das Lipoidtier resistenter, bald das Kontrolltier ; doeh waren die Unterschiede niemals auch nur ann~hernd den durch Ffltterung yen Gesamtpromonta bewirkten gleieh.

Diese Ver suchsg ruppen geben also keinen A n h a l t s p u n k t daftir, dab die Lipoide des P r o m o n t a - T r o c k e n g e h i r n s als solche oder ve rm6ge des in ihnen e n t h a l t e n e n Vitamil is TrXger der e igenar t igen P r o m o n t a w i r k u n g e n sind. Das Er- gebnis einer expe r imen te l l faBbaren Ansa t z f6 rde rung einer- seits, andere rse i t s einer e igenart igen, ve rmu t l i eh mi t den Oxyda t ionsvo rg~ngen in /3eziehung s t ehenden Stoffwechsel- wi rkung durch P r o m o n t a f f i t t e r u n g muB also vorl~ufig ohne die M6gliehkeit e iner ErklArung h i n g e n o m m e n werden. Wir g lauben uns zur vorl~ufigen Mit te i lung dieses Ergebnisses um so eher veranlaBt , als es an an d e ren Arbe i t s s t~ t te f l un te r - n o m m e n e Versuche bes t~ t ig t oder erg~nzt s,4, ~,7. So h a t be- sonders ~VHI3I~LER-J-IILL ~ im Se lbs tve r such gezeigt, dab der P r o m o n t a e r n X h r u n g eine ehveifisparende W i r k u n g z u k o m m t . U n d soeben nach AbschluB unserer Versuehe be r i eh t e t FRIED- BERGEI~. 3 yon o f i enbar ganz ~hnlich unseren Ansa t zve r suchen angelegten R a t t e n v e r s u c h e n , in denen er die ansatzfOrdernde W i r k u n g yon P r o m o n t a als A u s d ru ck eines hohen Anschlags- werte8 des P r a p a r a t e s vor Augen ft ihrt .

Eine ErklXrung ftir die Wirksamkeit des Pr~tparates ist erst yon weiteren Untersuchnngen zu erwarten, die bei nns in Angriff ge- nommen sind. Zu solchen regten uns gerade auch die neyative~ Feststellungen unserer Untersuchungsreihe an, denen wit besonde- res Gewicht beimessen. DaB weder die AnsatzfOrderung aut A-Vitamili aus dem Promontagehirn noch auch die stoffwechsel- einschr~nkende ~Tirkung im Unterdruckversuch auf Phosphatide ans der gleichen Quelle zurflckzufiihren ist, muB die Suche nach den eigentlichen Tragern dieser beiden Promontawirkungen besonders reizvoll erscheinen lassen; zumal die in gewissem Sinne ,,anti- thyreoide" Wirkung, welche der Unterdruckversuch zum Vorschein bringt, legt in diesem Zusammenhang den Gedankeli an eigenartige, vielleicht noch nnbekannte , ,antithyreoide" Substanzen zmn mindesten als Arbeitshypothese nahe. Fflr die weitere Suche nach diesen Wirkungstr$igem gibt uns zusammen mit den hier mit- geteilten Ergebnissen die Zusammensetzung des Pr/iparats die Leitlinien: Es wird nach den Angaben der Herstellerfirma aus Gehirn, Milch, Testes, Pflanzenlipoiden und Cerealien (,,schlum-

Page 3: Untersuchungen Über die Wirksamkeit des Nährpräparates „Promonta“

5. FEBRUAR x928 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G . N r . 6 255

mernden Getreidekeimen") hergestellt. Doch m6chten wir vor Ab- schluB unserer weiteren Versuche, die gleichzeitig auch durch nahe- liegende klinische Versuche fiber ant i thyreoide Wirksamkei t yon t~omonta bei Hyperthyreoidismus erg/~nzt werden, yon einer Er- 6rterung dieser Einzelheiten absehen.

Zusammen/assung: Bei der a m t l i c h e n e x p e r i m e n t e l l e n P r f i fung der W i r k u n g s a n s p r f i e h e des N~thrpr~para tes , ,Pro- m o n t a " wurde i m R a t t e n v e r s u e h eine sehr b e d e u t e n d e Ansatz- ]6rderung d u r c h m~Bige, ka lo r i sch n i c h t ins Gewich t fa l lende P r o m o n t a z u l a g e n fes tges te l l t . Die Gewich t sans~ tze wachsen - de r Tiere s t iegen u n t e r P r o m o n t a f t i t t e r u n g fas t bis aufs Doppel te . Bei de r Pr f i fung de r Widerstands/~higkeit gegen Unterdruclc ( , , expef imente l le B e r g k r a n k h e i t " ) e rwiesen s ich R a t t e n n a c h e iner F f i t t e r u n g s p e r i o d e m i t P r o m o n t a bedeu- t e n d resistenter als die Kon t ro l l t i e re , u n d zwar s t e ig t ih re Res i s t enz auf d u r c h s c h n i t t l i c h fas t das Zweie inha lb fache . Die A n s a t z f 6 r d e r u n g wird be re i t s a n s a u g e n d e n J u n g e n be- obach te t , d e r e n M u t t e r P r o m o n t a z u l a g e n zur N a h r u n g er- h~lt . D u t c h Verg le i chsve r suche m i t L i p o i d e x t r a k t e n aus d e m G e h i r n m a t e f i a l des P r ~ p a r a t e s werden sowohl dessen A - V i t a m i n e wie dessert L ipoide als Tr~ger de r b e i d e n beobach - t e t e n P r o m o n t a w i r k u n g e n ausgesehlossen, so d a b sich Aus- bl icke auf noch u n b e k a n n t e a n s a t z f 6 r d e r n d e bzw. , ,an t i - t h y r e o i d e " W i r k s u b s t a n z e n er6ffnen.

L i t e r a t u r : 1 HAURI, Biochem. Zeitschr. 98, I. 1919; DURAN, Bioehem. Zeitschr. Io6, 254. 192o. -- 2 HESSE, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Io5, 185. 1925. -- a FRIEDBERGER 11. SELDEN-

BERG, Mtinch. med. Wochenschr. 1927, S. 1573. --4 RUBNER, Klin. ~Vochenschr. I925, Nr. 39- -- ~ STEUDEL, Zeitschr. f. biol. Chem. 17o, I. 1927 . -- 6 WADI, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharma-

kol. I27, 1927/28, iln Druck. -- 7 WHEELER-HILL, Kiln. Wochen- schrift 1926, S. 2o18.

UBER EINE HAUTREAKTION BEI KLIMATISCHEN BUBONEN.

~?on

Dr. OTTO FISCHER. Aus dem Institut ifir Schiffs- und Tropenkrankheiten zu Hamburg (Direktor: Ober- Medizinalrat Prof. Dr. NOCHT -- Klinische Abteilung Leiter: Prof. Dr. M(JHLENS).

Vor ungefAhr 2 J a h r e n be sch r i eb FREI 1 in d ieser W o c h e n - schr i f t e ine H a u t r e a k t i o n , die er bei F~l len yon Lympho- granuloma inguinale d u t c h i n t r a e u t a n e I n j e k t i o n yon ver - d f inn tem, aus e ingeschmolzenen B u b o n e n d ieser A r t d u r c h P u n k t i o n g e w o n n e n e n E i t e r erz ie len k o n n t e u n d die sieh als spezif iseh he rauss t e l l t e .

Diese z u e r s t y o n ~)URAND, NICOLAS u n d FAVRE 2 in Sfid- f r a n k r e i c h b e o b a c h t e t e E r k r a n k u n g is t d u r c h eine h a r t - n~ckige Schwe l lung de r i n g u i n a l e n u n d i l iaca len L y m p h - drf isen cha rak t e r i s i e r t . I n i h n e n k o m m t es zur E n t s t e h u n g zah l re i che r k le iner N ek r os ehe r de m i t E i t e r b i l d u n g , die n i c h t se l t en d u r c h die H a u t d u r c h b r e c h e n u n d z u m A u f t r e t e n v o n F i s t e l n V e r a n l a s s u n g geben 3. Dieses K r a n k h e i t s b i l d weis t sowohl in se inem k l in i schen V e r l au f wie a u c h in den p a t h o l o g i s c h - a n a t o m i s c h e n B e f u n d e n ~ eine groge Ahn l i ch - ke i t m i t den be re i t s sei t l~ngerer Zei t b e k a n n t e n sog. klima- tisct~en B.ubot~en 5 auf, die in a l len t r o p i s c h e n u n d s u b t r o p i s c h e n L~tndern v e r b r e i t e t s ind u n d in den l e t z t en J a h r e n e rheb l i ch a n H~uf igke i t z u g e n o m m e n h a b e n . W e n n a u c h auf G r u n d de r e rwXhn ten B e o b a c h t u n g e n yon v ie len A u t o r e n die I d e n t i t ~ t be ide r E r k r a n k u n g e n n i c h t bezweife l t wird, so i s t diese F r a g e n a m e n t l i c h in de r d e u t s c h e n L i t e r a t u r m e i s t noch of ten gelassen worden. Zu i h r e r K l ~ r u n g schien uns a b e t die be- schr iebene FREIsche R e a k t i o n gee igne t zu sein. W i t h a b e n sie d a h e r in den l e t z t e n Wochen , die uns wieder eine gr6Bere A n z a h l d e r a r t i g e r F~lle aus a l len G e g e n d e n de r W e l t (Ost- amen, S f i d - u n d Mi t t e l amer ika , Afr ika) b r a c h t e n , be i a l len u n s e r e n P a t i e n t e n anges te l l t .

Den dazu v e r w a n d t e n Impfs to f f s te l l t e de r d u r c h P u n k - t ion e iner e r w e i c h t e n Drfise oder a u c h d u r c h A b s a u g e n des Sekre ts Bach ih r e r E r 6 f f n u n g gewonnene E i t e r dar , de r m i t der 5 - - S f a c h e n Menge phys io log i scher Kochsa l z l6sung ver - d f i n n t u n d d u r c h I t /2s t f ind iges E r h i t z e n auf 6o ~ s te r i l i s ie r t war . Von se iner K e i m f r e i h e i t f ibe rzeug ten wir uns d u t c h

A n l e g u n g y o n K u l t u r e n . Von dieser Fl f iss igkei t i n j i z i e r t en wir so viM, d a b eine deu t l i che Q u a d d e l e n t s t a n d , also e twa O,I ccm in die Haut.

Der Ve r l au f de r R e a k t i o n wa r n u n fo lgender : Bei a l len I m p f u n g e n k a m es Bach k u r z e r Zei t zu e iner of t n u r ge r ingen d i f fusen R 6 t u n g u n d l e i eh t en te ig igen Schwe l lung in de r nAchsten U m g e b u n g . Lag bei d e m G e i m p f t e n e in k l i m a t i s e h e r B u b o vor, so en twieke l t e sich, w ~ h r e n d die eben b e s c h r i e b e n e n I n i t i a l e r s c h e i n u n g e n gleichzeif ig zur t ickgingen, i m Laufe yon 2 4 S t u n d e n , m a n c h m a l , w e n n a u c h sel ten, e r s t n a c h 4 8 S tun - den e in kleines, h a r t e s KnStehen, das zun~tchst in de r H a u t als d e r b e I n f i l t r a t i o n zu ff ihlen war , sie abe r ba ld e twas f ibe r r ag te u n d in den fo lgenden T a g e n m e i s t n o c h gr613er wurde . M a n c h m a l h o b sich die E p i d e r m i s au f se iner K u p p e b l a s e n f 6 r m i g a b u n d r ib wohl a u e h ein, so d a b das Ganze e iner V a c c i n e p u s t e l ~hn l ich sah. I n d iesen F~ l l en s t e l l t en s ieh m e i s t s t~ rke res Spannungsge f f ih l u n d of t a u c h ger inge S c h m e r z e n ein, die uns zu r V e r o r d n u n g yon A l k o h o l u m s c h l ~ g e n V e r a n l a s s u n g gaben. E i t e r b i l d u n g h a b e n wir n u r bei e i n e m e inz igen P a t i e n t e n b e o b a c h t e t . L y m p h a n g i t i s , Schwe l lung oder D r u e k e m p f i n d l i e h k e i t de r r eg ion~ren L y m p h d r f i s e n oder ga r A l l g e m e i n e r s e h e i n u n g e n s ind nie a u f g e t r e t e n . Wie lunge das K n 6 t e h e n b e s t e h e n bl ieb, wa r seh r ve r sch ieden , m a n c h m a l w a r es a m 4- Tage be r e i t s so weir zur f ickgegangen , d a b es n u r noch bei g e n a u e m B e t a s t e n in de r H a u t als e ine k le ine V e r h ~ r t u n g zu ff ihlen ist. Meis t a b e r b l ieb es v ie l l~nger n a e h w e i s b a r , so dab w i r e s n i e h t se l t en n o e h n a e b i o - - 1 4 T a g e n als e in deu t l i eh f f ih lbares I n f i l t r a t in de r t l a u t f e s t s t e l l en k o n n t e n .

Die R e a k t i o n fiel in allen bisher untersuehten 11 Fi~llen yon k l i m a t i s c h e m B u b o s t e t s e inwandf re i , w e n n a u c h m e h r oder m i n d e r s t a r k posit,iv, aus, ganz gleiehgfilt ig, ob die E r k r a n k u n g e r s t vo r k u r z e r Ze i t a u f g e t r e t e n wa r oder sehon lunge b e s t a n d oder sieh in de r A b h e i l u n g be fand .

N u n zu den Kont ro l l en . W i r h a b e n gle ichzei t ig eine gr613ere A n z a h l P a t i e n t e n (im ganzen I1), die wegen i rgend- e iner a n d e r e n E r k r a n k u n g in u n s e r e r B e h a n d l u n g w a r e n u n d bei d e n e n naehwe i s l i ch n i ema l s eli1 B u b o b e s t a n d e n b u t t e , in de r se lben Weise gespr i tz t . Die I m p f u n g ver l ie f stets v611ig negativ, d. h. die an f angs b e o b a c h t e t e l e ieh te R 6 t u n g u n d Schwe l lung v e r s e h w a n d rasch, eine m a n c h m a l a u f t r e t e n d e geringe, die H a u t hie f ibe r r agende u n d Bur b e i m B e t a s t e n m i t d e m F i n g e r w a h r n e h m b a r e I n f i l t r a t i o n w a r m e i s t n a e h 24, s t e t s n a c h 4 8 S t u n d e n n i c h t m e h r n a e h w e i s b a r , so dab wir, wie a u c h FREI ill se inen F~tllen, den Z e i t p u n k t y o n 4 8 S t u n d e n Bach de r I n j e k t i o n als den g e e i g n e t s t e n ffir die B e u r t e i l u n g tier R e a k f i o n a n s e h e n m 6 c h t e n .

U n t e r u n s e r e n K o n t r o l l e n b e f a n d s ich e in K r a n k e r , der, wie aus de r f r f iheren K r a n k e n g e s c h i c h t e he rvorg ing , vo r J a h r e n ein Uleus molle m i t e inem v e r e i t e r t e n u n d i ne id i e r t en B u b o d u r c h g e m a c h t b u t t e u n d einige F~lle yon Lues . Bei e i n e m a n d e r e n P a t i e n t e n , bei d e m ebenfa l l s eine N a r b e in t ier Le i s t engegend auf eine f i b e r s t a n d e n e L y m p h a d e n i t i s hil l- d e u t e t e , liel3 t ier pos i t ive Ausfal l de r R e a k t i o n diese als e inen k l i m a t i s c h e n B u b o e r k e n n e n . Aus d e m gle ichen G r u n d e n a h m e n wir be i e inem Inder , bei d e m die Sp raehschwie r ig - ke i t en die A u f n a h m e e iner A n a m n e s e u n m 6 g l i c h m a e h t e n , an, d a b er f f f iher e i n m a l eine de ra r t i ge E r k r a n k u n g d u r c h - g e m a c h t h a t t e , z u m a l gerade in se iner H e i m a t die K r a n k - he i r r e c h t h~uf ig ist. Hinzugef f ig t sei noeh, dal3 bei e i n e m v o r wen igen T a g e n wegen e iner F r a k t u r e inge l i e fe r t en L a n d s - m a n n des l e t z t e r e n die sofor t anges te l l t e R e a k t i o n v611ig n e g a t i v ver l ief .

Zu e r w ~ h n e n i s t end l ieh noeh, d a b wi r m i t d e n l s e l b e n E r - gebn is a u c h e inen E x t r a k t aus ze r r i ebene r D r f i s e n s u b s t a n z v o n e x s t i r p i e r t e n B u b o n e n b e n u t z t h a b e n , das j a dell in den oben e r w ~ h n t e n k le inen Abscessen de r geschwol lenen L y m p h - k n o t e n be f i nd l i chen E i t e r en th~ l t .

Somi t i s t z u n ~ c h s t gezeigt, d a b a u c h bei k l i m a t i s e h e n B u b o n e n Bach i n t r a c u t a n e r I n j e k t i o n y o n v e r d f i n n t e m E i t e r eine spezif ische H a u t r e a k t i o n au f t r i t t . W i r h a b e n diese Ver- suche d a n n m i t Eiter yon e i n h e i m i s c h e n FMlen VOlt Lympho- granuloma inguinale, den uns H e r r Prof . FREI auf n n s e r e B i t t e in f r eund l i ch s t e r Weise zur Ver f f igung stel l te , wieder-