Über veränderte physikalische eigenschaften der plasmaproteine bei nephrose

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Acta Medica Scandinavica. Vol. XC, fasc. V-VI, 1936. Aus der Medizinischen Abteilung des Stadtischen StengBrd-Krankenhauses zu Helsingfors. Chefarzt Professor Dr. William Kerppola. Uber veranderte physikalische Eigenschaften der Plasmaproteine bei Nephrose. Yon M. CH. EHRSTRGM. (Blit einer Abhildung.) Einleitung. Im Jahre 1923 machte De Haan geltend, dass sich Farbstoffe, die dem Korper intravenos zugefiihrt wurden, nicht wie einfache Losungen im Blut verhielten, sondern von dem Plasmaeiweiss adsorbiert wurden. De Haan’s Annahme ist durch eine Serie von Untersuchungen von Bennhold weitgehend bestatigt worden. Bennhold ist es vermittelst einer von ihm selbst ausgearbeiteten Kataphoresemethode gelungen zu zeigen, dass eine Anzahl im Blut zirkulierender korpereigner wie auch fremder Stoffe an die Proteine des Plasmas gebunden sind. Er behauptcte somit, dass das Bilirubin, Urobilin und die Harnsaure an die Albumine ge- bunden seien, wahrend das Cholesterin mit den Globulinen ver- bunden ist. Von korperfremden Stoffen, die den Albuminen folgen, nennt er Trypanrot, Lithionkarmin, Neosalvarsan und Evipan. Es war schon fruhcr bekannt, dass zum mindesten cin Teil des Blul- kalziums an die Plasmaalbumine gebundcn ist. Durch diese Untersuchung hat Bennhold die wichtige Rolle des Plasmaeiweisses als Transportmittel im Blut gezeigt und somit Bei der Redaktiori am 14. September 1936 eingegangen.

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Page 1: Über veränderte physikalische Eigenschaften der Plasmaproteine bei Nephrose

Acta Medica Scandinavica. Vol. XC, fasc. V-VI, 1936.

Aus der Medizinischen Abteilung des Stadtischen StengBrd-Krankenhauses zu Helsingfors.

Chefarzt Professor Dr. William Kerppola.

Uber veranderte physikalische Eigenschaften der Plasmaproteine bei Nephrose.

Yon

M. CH. EHRSTRGM.

(Blit einer Abhildung.)

Einleitung.

Im Jahre 1923 machte De Haan geltend, dass sich Farbstoffe, die dem Korper intravenos zugefiihrt wurden, nicht wie einfache Losungen im Blut verhielten, sondern von dem Plasmaeiweiss adsorbiert wurden. De Haan’s Annahme ist durch eine Serie von Untersuchungen von Bennhold weitgehend bestatigt worden.

Bennhold ist es vermittelst einer von ihm selbst ausgearbeiteten Kataphoresemethode gelungen zu zeigen, dass eine Anzahl im Blut zirkulierender korpereigner wie auch fremder Stoffe an die Proteine des Plasmas gebunden sind. Er behauptcte somit, dass das Bilirubin, Urobilin und die Harnsaure an die Albumine ge- bunden seien, wahrend das Cholesterin mit den Globulinen ver- bunden ist. Von korperfremden Stoffen, die den Albuminen folgen, nennt er Trypanrot, Lithionkarmin, Neosalvarsan und Evipan. Es war schon fruhcr bekannt, dass zum mindesten cin Teil des Blul- kalziums an die Plasmaalbumine gebundcn ist.

Durch diese Untersuchung hat Bennhold die wichtige Rolle des Plasmaeiweisses als Transportmittel im Blut gezeigt und somit

Bei der Redaktiori am 14. September 1936 eingegangen.

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seine Bedeutung als integrierender Bestandteil des Blutes weiter- hin bestatigt, indem man es als kompliziertes Organ mit vielen Funktionen betrachtet.

Den Auftakt zu diesen Untersuchungen fand Bennhold, als er die Kongorotprobe in die Amyloidendiagnostik einfuhrte. Er zeigte, dass von intravenos injizierter Kongorotlosung ca. 10-30 yo innerhalb einer Stunde aus dem Blut normaler Personen verschwan- den, wahrend bei Patienten mit Amyloid innerhalb der gleiclien Zeit 40-100 yo verscliwunden waren. Dieses konnte auf die gleich- zeitig vor sich gehende Vitalfarbung der Amyloidensubstanz zu- ruckgefuhrt werden. Sie erscheint post mortem selektiv rot gefarbt (Bennhold; Bookman & Rosenthal) und Bennhold konnte durch experimentelle Untersuchungen - Entfarbung mit einer Ammo- niak-Alkohollosung und mit anderen Methoden - zeigen, dass es sich nicht um irgendeine chemische Verbindung, sondern um einen Adsorbtionsprozess handelte.

Ausser bei Amyloid fallt die sogenannte Kongoprobe auch bei Nierenleiden des Nephrosetypus oder mit anderen Worten bei Nephropathien mit tubularer Degeneration positiv aus. Das Ver- schwinden des Farbstoffes aus dem Blut ist hier jedoch nicht ebenso hochgradig wie bei Amyloid. Laut den in den Handbuchern ub- lichen Aufgaben ist das Verschwinden des Farbstoffes aus dem Serum bei Nephrosen abhangig von der gleichzeitig vor sich gehen- den Ausscheidung im Harn.

Es findet jedoch auch bei Amyloid ein Farbstoffverlust durch die Nieren statt, da diese in den meisten Amyloid-Fallen mit ange- griffen sind. Bei Nephrose wiederum sieht man oft, dass die Rot- farbung des Harns cine Stunde nach der Kongoinjektion recht schwach ist, obwohl gleichzeitig uber die Halfte des Farbstoffes oder mehr aus dem Blut verschwunden ist. Diese Umstande brachten mich auf den Gedanken, dass bei der Plasmaentfarbung sowohl bei Amyloid als auch bei Nephrose noch ein dritter Faktor ausser dem Amyloid und der Ausscheidung im Harn mitwirken konnte und dass dieser Faktor vielleicht in den Eigenschaften des Plasmas bei diesen Krankheiten gesucht werden konnte. Mit dem Ziel einer weiteren Klarung habe ich eine Reihe von Untersuchungen uber das Verhaltnis des Nephroseplasmas zum Kongorot in vitro ausgefuhrt.

Ich habe jedoch bei dem Lesen von Bennhold’s erstem Origi-

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nalartikel gefunden, dass dieser Gedanke teilweise schon zusge- sprochen und durch einige Experimente belegt war.

Bennhold zeigte zuerst, dass Gefrierschnitte einer Amyloid- sagomilz von 1 %iger Kongolosung diffus gefarbt wird. Bei der Farbung mit einer Mischung von gleichen Teilen einer 7 %igen Nutroselosung und Kongolosung wird jedoch die Amyloidsubstanz selektiv gefarbt, d. h. die umliegenden normalen Gewebe verbleiben ungefarbt. Die Erklarung hierzu sieht er darin, dass Amyloid gegen- uber dem Kongofarbstoff eine starkere adsorptive Kraft ausubt, als gegenuber der Nutrose und deshalb die Verbindung Nutrose- Kongo lost. Nutrose und Amyloid sind mit anderen Worten kon- kurrierende Adsorbentia.

Ebenso wie Nutrose wirkt ein Zusatz von Plasma zu der Kongo- losung. Dabei verhalten sich aber verschiedene Plasmen auf ver- schiedenerlei Art. Wahrend Kongolosung plus Normalplasma Amyloidschnitte recht schwach farben, farbt eine mit Amyloid- plasma vermischte Kongolosung die Schnitte sehr intensiv. Es scheint also, als ob das Normalplasmaeiweiss den Farbstoff starker als das Eiweiss des Amyloidplasmas festhalt. Bennhold spricht die Ansicht aus, dass, wenn sich seine Befunde als konstant er- weisen sollten, die Ursache zu dem gesteigerten Farbstoffverlust bei Amyloid nicht nur auf Vitalfarbung des Amyloids, sondern auch auf der schwacheren und unvollkommeneren Konqoadsorplions- fahiqkeit des Amyloidplasmas beruhe. Dieses wurde auch Seyder- helm und Lampe’s Feststellungen erklaren, dass Trypanrot, wrl- ches von Amyloid nicht adsorbiert wird, bei intravenoser Zufuhr aus dem Blut bei Amyloid schneller verschwindet, als bei gesunden Personen. Zum Schluss spricht Bennhold die Vermutung aus, dass der beschleunigte Farbstoffverlust des Nephroseplasmas auch darauf beruhen konnte, dass das Plasma bei den tubularen Nephro- pathien eine schlechtere Adsorptionskraft als normal hat. Irgend welche experimentellen Belege fur diesen Gedanken fuhrt er nicht an. In einem spateren Artikel kommt er jedoch auf den gleichen Gedanken zuruck. So hebt er hervor, dass dic helle Farbe des Nephroseplasmas moglicherweise auf dessen schwacherer Adsorp- tionskraft vis-A-vis dem Bilirubin beruhen konnte. Werden nam- lich 50 mg Bilirubin intravenos eingespritzt, so verschwindet dieses bei Normalfallen aus dem Plasma im Verlaufc von 3 4 Stunden (Bergmann; Eilbott; Kerppola). Straehe konnte jedoch zeigen, dass

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bei Nephrose das Bilirubin schon nach zwei Stunden und bei einem Fall von Amyloid schon nach einer Stunde verschwunden war.

Bezuglich der Ursache fur die geschwachte Adsorptionsfahig- keit bei Amyloid- und Nephroseplasma spricht sich Bennhold nicht direkt aus. Den zunachst liegenden Gedanken, dass es sich urn quantitative Eigenschaften bei dem Plasma handeln wiirde, findet man jedoch in der Arbeit ausgesprochen, die das Bilirubin behandelt. Bei hamolytischem Ikterus mit seinem hohen Bilirubin- gehalt hat er einen, mit Normalfallen vcrgleichen, gesteigerten Albumingehalt gefunden und stellt diesen in Gegensatz zu dem bilirubinarmen Nephroseplasma mit seinem niedrigen Albumin- wert. Er nimmt an, dass das grobdisperse Nephroseplasma nicht einmal die Fahigkeit besitzt, Bilirubin in physiologischer Menge zu adsorbieren, wahrend das albuminreiche hamolytische Plasma Bilirubin adsorbiert und im Ueberschuss behalt. Einen Wider- spruch findet man jedoch in einer anderen Arbeit, wo er konsta- tiert, dass die farbenbindende Fahigkeit des Plasmas gegeniiber dem Naphtholgelb S in einem Fall von mutiplen Myelomen nicht in Proportion zu dem absoluten Albumingehalt stand.

Eine Zusammenfassung von Bennhold's Untersuchungen er- gibt also als Facit, dass er die Vermutung ausgesprochen hat, dass die Eigenschaften des Plasmas bei Amyloid und Nephrose gegen- iiber deren Verhaltnis zu Farblosungen verandert sind und dass deren veranderte Eigenschaften mogliclierweise auf quantitativen Veranderungen in der Plasmazusammensetzung beruhen, auch wenn widersprechende Fakta vorliegen.

Eigene Untersuchungen.

Meine eigenen Untersuchungen haben bezweckt, das Vrrhaltnis von verschiedenen Plasmen zum Kongorot in vitro 'zu untersuchen.

Mein Ausgangspunkt war die Erfahrung, dass sich, wenn eine Kongowasserlosung mit Tierkohle geschiittelt und filtriert oder zentrifugiert wird, die Losung entfarbt. Die Kohlepartikel hahen den Farbstoff adsorbiert und dieser ist zusammen rnit der Kohle entfernt worden. Ebenso wic eine Wasserlosung verhalt sich eine Mischung van Kongo und irgend einer der Salzlosungen, z. B. gesattigte Natriumsulphatlosung, die bei der Aussalzung der Globu- line aus dem Blutserurn angewendet wird.

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Mischt man dagegen Plasma mit Kongorot, fiigt Kohle hinzu und filtriert, so enffiirbt sich die Mischung nicht. Wenn die Globu- line aus der gefarbten Plasmalosung ausgesalzt werden, so lasst sich die verbleibende Albuminlosung auch nicht mit Kohle ent- farben. Es wird jedoch eine gewisse Entfarbung erreicht, wenn man grosse Mengen Kohle oder sehr dickes Filtrierpapier anwen- det. Um einheitliche Resultate zu erzielen, habe ich mich deshalb bestimmter Kohlenmengen und eines Filtrierpapiers von bestimmter Dicke bedient.

Die Untersuchungen wurden nach folgendem Schema ausge- fuhrt: Dem Patienten Wurden morgenniichtern 20 cm3 Blut ent- nommen. In diesem wurden das Cholesterin, Reststickstoff und die Plasmaproteine bestimmt (Kjeldalisierung). Daraufhin ist die Kongoprobe laut Bennhold ausgefiihrt worden: 15 cm3 einer 1 1/2 %igen Kongolosung wurde intravenos eingespritzt und nach 4 Minuten 10 cm3 Blut aus dem anderen Arm entnommen. Nach einer und zwei Stunden werden weitere 10 cm3 Blut genommen.

Das Serum der 4-Minuten-Probe wird gegen das eigene Plasma des Patienten stufenpho tometriert und der Extinktionskoeffizient wird als Standard bei gleicher Bestimmung der Farbenintensitat bei der 1- und 2-Stunden-Probe angewendet. Da sich die Extink- tionskoeffizienten proportional zu den Verdiinnungen verhalten, erhalt man durch eine einfache Rechnung den Prozentsatz fur die Entfarbungsintensitat.

Zu 3 cm3 Plasma der 4-Minuten-Probe werden 0.5 cm3 einer Tierliohlesuspension 1: 5 (= 0.2 gr. Kohle) gemischt, filtriert und die Entfarbungsintensitat wird ebenso wie oben bestimmt. Auf diese Weise erhalt man die Werte fiir die Entfarbbarkeit des in vivo gefarb fen Plasmas.

Daraufhin wird in zwei Rohren 0.5 cm3 ungefarbtes Plasma des Patienten mit 1 cm3 Kongolosung 1: 1000 gemischt.

Die Mischung in der einen Rijhre wird mit Wasser bis zu 15 c1n3 verdiinnt und ihr Extinktionskoeffizient bcstimmt. 5 cm3 der Mischung werden auf iibliche Weise rnit 0.2 gr. Kohle entfarbt, stufenphotometriert und durch Vergleich mit dem Extinktions- koeffizienten fiir die nicht entfarhte Mischung erhalt man den Wert fiir die Entfarbbarkeit des in uiho gefarbten Plasmas.

In der anderen Rohre werden aus dem gefarbten Ganzplasma die Globuline durch Zusatz von 14 cm3 gesattigter Natriumsulphat-

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losung entsalzt, die Globuline abfiltriert und von dem Abumin- filtrat 5 cm3 mit 0.2 gr. Kohle entfarbt. Die Entfarbungsintensitat wird stufenphotometrisch unter Anwendung einer Standard- zusammensetzung aus 0.5 cm3 physiologischer Kochsalzlosung, 14 cm3 gesattigter Natriumsulpliatlosung und 1 cm3 Kongolosung 1: 1000 bestimmt. Auf diese Weise werden die Werte fur die Ent- farbbarkeit der Albuminfraktion des Plasmas, in vitro gefarbt, er- zielt.

Bei samtlichen Filtrierungen wird Filtrierpapier No. 575 der Firma Schleicher & Schiill benutzt.

In Tab. I finden wir die Versuchsresultate bei 9 Fallen ohne Veranderungen in den Nieren oder in den quantitativen Verhalt- nissen der Plasmaproteine. 4 der Falle (7, 9, 17 und 24) hatten ulcus ventriculi, 2 (4 und 13) Dyspepsie rnit Hyperaciditat, 4 (1 , 25, 27 und 28) Polyarthriten, 1 (5) eine unkomplizierte Hyper- tonie, 1 (19) eine traumathische Peronaeusparesis, 1 (23) Ikterus von hamolytischem Typus, 1 (22) Myxodem, 1 (26) tabes dorsalis und 1 (20) war eine Normalperson.

Die Totalproteine licgen zwischen 7.4 und 8.8 yo, die Alhmine zwischen 3.8 und 5.75 yo, die Globuline zwischen 2.5 und 4.1 yo und bei samtlichen Fallen ist die Albumin-Globulin-Quote grosser als 1. Der Cholesteringehalt des Blutes ist normal, schwankt zwischen 180 und 282 mg yo rnit Ausnahme von Fall 7, der einen etwas gesteigerten Wert, 420 mg yo, hat.

Bei der intravenosen Kongoprobe sind 10-30 % des Farbstoffes innerhalb einer Stunde und 29-52 % innerhalb zwei Stunden aus dem Blut verschwunden. Bei keinem der Falle konnte Kongo im Harn nachgewiesen werden. Die Entfarbung des Ganzplasmas, 4 Minuten nach der Kongoinjektion entnommen, ergab: einen Farbstoffverlust von 2-20 yo. In vitro gefarbi'es Plasma wurde etwas weniger entfarbt, d. h. 0-8 %. Die Entfarbung der Albumine ergab als Resultat einen Farbstoffverlust von 40-55 %. (Hierin ist der durcli die Aussalzung der Globuline entstandene Farbstoff- verlust rnit einbegriffen.)

Tab. I1 enthalt 18 Untersucliungen bei 12 Nephropathien rnit grosser Albuminurie. Von diesen liegt bei den Fallen 10, 14 und 18 mit aller Wahrscheinlichkeit, bei Fall 21 wahrscheinlich Amyloid vor. Die Falle 3, 11 und 16 sind Nephrito-Nephrosen mit Hyper- tonie und Fall 6 eine Hypertonie mit Herzinsuffizienz und hoch-

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gradiger Stauungsalbuminurie. Die Falle 2, 8 und 15 sind Nephro- sen mit verschiedener Athiologie.

Bei diesen Fallen sind Plasmaproteinwerte von minimum 5.2 % bis hinauf zu normalen Werten mit maximum 8.25 yo vor- handen. Die Albumine liegen zwischen 2.5 und 4.4 %, die Globuline zwischen 2.0 und 5.1 yo, die Albumin-Globulin-Quote zwischen 0.7 und 2.0. Der Cholesteringehalt des Blutes liegt zwischen 186 und 888 mg %.

Bci der intrauenosen Kongoprobe verschwinden wahrend der ersten Stunde 16 bis 87 % und wahrend der zweiten Stunde 22 bis 90 yo der Farbe. Der grosste Farbstoffverlust ist bei den Amgloid- fallen zu verzeichnen. Die Entfarbung des Ganzplasmas ergibt als Resultat fur unverdunntes in vivo gefarbtes Plasma maximiim 37 yo und fur verdunntes in vitro gefarbtes Plasma maximum 57 yo. Diese Entfarbung ist mit anderen Worten besonders bei in vitro Farbung etwas starker als hei den Kontrollfallen. Bei samtlichen Fallen wurde Kongorot im Harn ausgeschieden.

Bei der Entfarbung der Albuminfraktion werden auffallend hohere Werte als bei den Kontrollfallen erzielt. Die schwachste Ent- farbung hetraigt 60 % gegeniiber 40 % der Kontrollen, die starkste 1/30 yo d. 11. totale Entfarbung gegenuber 55 yo der Kontrollen. Hierbei werden die hochsten Werte nicht nur bei den Amyloiden, wie bei der Kongoprobe, erzielt. Z. B. Fall 6 mit einer Stauungsalbu- minurie, die liei Konipensation verschwand, hat eine Entfarbung uni 80 yo und Fall 8, endocarditis ulcerosa mit einer Normaldruck- Albuminurie, hat das eine Ma1 den Entfarbungswert 70 % und das andere Ma1 87 %.

Ein Vergleich zwischen den Werten fur die Plasmaproteine und denjenigen fur die Entfarbungsintensitat ergibt, dass die Entfarbungsinfensitat nicht von dcm quantitativen Verhaltnis der Plasmaproteine diktiert wird. Am besten ergibt sich das aus den Fallen, die mehrere Male untersucht wurden. Fall 18 wurde drei- ma1 untersucht, am 19.2., 29.2. und 18.3. Der Entfarbungsprozent- satz war die ganze Zeit praktisch genommen der gleiche, 83-87 yo. Von der ersten zur zweiten und dritten Untersuchung waren die Totalproteine von 6.8 auf 7.2 und 7.7 yo gestiegen, die Albumine von 2.63 auf 3.2 und 3.75 %. Bei Fall 2 wird das Gleiche beob- achtet: Entfarbung 84 und 86 yo, Totalproteine 6.0 und 6.75 %, Albumine 2.5 und 4.4 yo. Vergleicht man wiederum verschiedene

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Falle, so wird auch keine Parallelitat zwischen der Entfarbungs- intensitat und dem quantitativen Verhaltnis der Plasmaproteine erzielt. Z . B. Fall 6 mit einer Entfarbung um 70 yo hat den Total- proteinwert 8.25 und den Albuminwert 4.43 %, wahrend der Kontrollfall 20 eine Entfarbung um 50 yo, Totalproteine 8.2 und Albumine 4.4 yo hat. Bei Fall 21 wird die Albuminfraktion ganz

und gar entfarbt, obgleich die Werte fur dessen Plasmaproteine hoher als bei einem Teil anderer Falle mit weit schwacherer Ent- farbung sind.

In Abb. 1 sind die Entfarhungswerte fur die Albuminfraktion sowohl bei den Kontrollfallen wie den Nierenfallen zusammen- gestellt. Die Kontrollfalle sind links, die Nierenfalle rechts vom Strich gruppiert und es geht gut daraus hervor, wie Falle mit gleich grossen Albuminfraktionen sowohl innerhalb beider Gruppen wie in jeder der Gruppen fur sieh verschieden starke Entfarbungs- intensitat aufweisen.

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Auch die Albumin-Globulin-Quote, Cholesteringehalt des Blutes, Reststickstoff, das Blutbild, Senkungsreaktion oder Odemtendenz geben keinen Anhaltspunkt fur die Entwicklung der Entfarhungs- intensitat. Der Fall mit totaler Entfarhung zeigt eindeutig, dass auch die Aussalzung der Globuline keine Rolle spielt.

Bei samtlichen Fallen war das Kongorot im H a r n ausgeschieden und dabei ist festgestellt worden, dass es an das Harneiweiss gebunden war. Der Harn ha t sicli namlich nicht durch Kohle entfarben lassen. Ein Zusatz von Kongorot zu albuminfreiem Harn laisst sich dagegen mit Kohle leicht entfarben.

Die Ziffern fur die Tagesausscheidung von Eiweiss im Harn hei den Untersuchungsgelegenheiten liegen zwischen 1.5 und 15.9. Ein Vergleich zwischen der Albuminurie (bei Fallen ohne diagnosti- ziertes Amyloid) und dem Resultat bei der intravenosen Kongo- probe ergibt, dass die Entfarbung des Plasmas in keiner intimeren Proportion zu der Albuminurie steht. Als Beispiele mogen genannl werden:

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Wenn man auch darnit rechnen muss, dass das Albumin im Harn eine gewisse Menge Kongorot aus den1 Blut mit sich nimmt, so zeigen doch diese Ziffern, dass es nicht n u r die Ausscheidung von Farbstoff i m Harn ist, die den Farbstoffverlust des Blutes zu- standebringt.

Es ist auch keine Parallelitat zwischen dem Grad der Albumin- urie und dem Grad der Entfarbbarkeit des Plasmas in vitro vor- handen. Z. B. bei den Fallen 1 und 16, die beide die Entfarbungs- ziffer 86 % fur die Albuminfraktion haben, ungcachtet dessen, dass Fall 1 eine Tagesalbuminurie von 15.9 gr hat, wahrcnd diese bei Fall 16 nur 8.3 gr hetragt. Der Grad der Albuminurie lasst mii anderen Worten kein Urteil daruber zu, wie sich das Plasmaeiweiss eines Falles gegenuber seiner Farbbarkeit mil Kongorot verhalten wird.

Zusammengefasst zeigen also diese Versuche, dass das Plasma bei Nephropathien mit hochgradiger Albuminurie (mit oder ohne Amyloid) insofern verandert ist, als es weder i n vivo noch in vitro 29 - Ada med. scandinav. V o l . X C .

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die Fahigkeit besitzt, im gleichen Ausmass wie Normalplasma Kongo- rot :u adsorbieren und festzuhallen.

Was die Eigenschaft des Plasmas in dieser Richtung verandert lasst sich nicht entscheiden. Dass die Eigenschaft de facto an das Eiweiss gebunden ist, geht daraus hervor, dass sich das Filtrat, wenn man das Eiweiss mit absolutem Alkohol niederschlagt, gegen- uber der Kongolosung ebenso wie eine Wasserlosung verhalt.

Die herabgesetzie Absorptionsfahigkeit des Plasmas bei albumin- uriereichen Nephropaihien gibf die Erklarung daf iir, warum die intraven~se Kongoprobe auch bei Fallen ohne Amyloid positiu aus- fallf und ohne dass der Verlust des Farbsfoffes durch die Nieren als Erklarung geniigt.

Man findet jedoch, dass auch bei Fallen, UIO die intravendse Kongoprobe innerhalb normaler Grenzen liegt, eine herabgeselde Farbbarkeil (= gesieigerle Entfarbbarkeit) bei dem Serum in vitro vor- kommen kann. Solche Falle sind die Falle 3 ,6 ,8 und 15. Bei diesen wird das intravenos cingefuhrte Kongo weniger als um 30 yo ent- farbt, d. 11. die Kongoprohe fallt negativ aus, wahrend die Ent- farbung der Albuminfraktion in vitro auf den pathologischen Wert zwischen 60 und 87 yo gesteigert ist. Dieses bedeuiet, dass man mit der obenangegebenen Meihode liir in uitro Farbung und Entfarbung der Albuminfraktion, die herabgeselzte Farbbarkeit = die herab- gesetzfe Adsorplionsfiihigkeit des Plasmas ermiiieln kann, auch wenn sie bei der iniravenosen Kongoprobe nicht in Erscheinung frat. Welche diagnostische Bedeutung dieses haben kann, lasst sich nicht ent- scheiden, bevor man uber eine grossere Serienuntersuchung uber die Entfarbbarkeit verschiedener Plasmen in vitro verfugt.

Zusammenfassung.

1. Wenn cine Kongo-Wasserlosung mit Kohle geschiittelt und zentrifugiert oder filtriert wird, so entfarbt sie sich total.

2. Wenn ein Plasma mit Kongorot in vivo oder in vitro gefarbt wird, lasst sich dieses auf obengeschilderte Weise nicht mit Kohle entfarben.

3. Eine gewisse Entfarbung tritt jedoch ein und die verschie- denen Plasmen verhalten sich dabei auf verschiedene Weise. Wahrend in vivo gefarbtes Plasma von nierengesunden Personen ohne Plasma-

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proteinveranderungen mit einem maximalen Farbstoffverlust von 20 yo und in vitro gefarbtes Plasma um hochstens 8 % cntfarbt wird, entfiirbt sich das Plasma von Patienten mit Nephropathien mit mehr oder weniger hochgradiger Albuminurie (Faille von Amyloid, Neplirose-Nephriten, RNephrosen)), Stauungsalbuminurie) starker, d. h. um maximum 37 yo resp. 57 yo.

4. Wenn die Globulinfraktion aus dem Plasma ausgcsalzt wird, verhalt sich die Entfarbbarkeit bci den verbleihenden Albu- minfraktionen ebenfalls verschieden und der Unterschied ist markanter, als bci dem Ganzplasma. Der Farbstoffverlust der Al- buminfraktionen betragt bei nierengesunden Kontrollfallen 40- 55 %, wahrend er liei den erwahnten Nepliropathien 60-100y0 ausmach t .

5. Die Entfarbungsintensitat ist nicht abhangig von dem quan- titativen Verhaltnis der Plasmaproteine (Hypoproteinamie, Hyp- albuminamic, Globulinamie), der Aussalzung der Globuline, dcr Alb./Glob.-Quote, dem Cholesteringehalt, Reststickstoff odcr der morphologischen Zusammensetzung des Blutes, Senliungsreaktion oder der odemtendenz bei dem Patientcn.

6. Der im Harn nach intravenoser Zufuhr ausgeschiedenc Farbstoff ist an das Harneiweiss gebunden. Die Entfarbbarkeit des Plasmas in vivo und in vitro steht nicht in Proportion zu den1 Grad der Albuminurie.

7. Die gesteigerte Entfarbbarkeit = herabgesetzte Adsorp- tionskraft bei Plasma von Fallen mit hochgradiger Albuminurie gibt eine Erklarung dafur, warum die intravenose Kongorotprobe (ad inodum Bennhold) bei diesen Fallen, trotz der geringen Aus- scheidung von Farbstoff im Harn, positiv ausfallt.

8. Bei einigen Fallen kann die Entfarbbarkeit des Plasmas in vitro gesteigert sein, obwohl die intravenose Kongorotprobe nor- male Werte ergibt.

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Kasuistik.

Nachstehend werden nur Krankengeschichten fur Nierenfalle wiedrr- gegeben. Die erforderlichen Daten fur die I<ontrollfiille finden sich in den Tabellen.

Fall 2. E. L. 3 i jahriger Mann. Diagnose: Lymfoniata tub. colli. Bronchiectasiae. Degeneratio amyloidea.

Seit einem Jahr Drusenschwellungen am Hals. Drei Jahre Husten mit reichlichen Sputa. Ca 1 Monal, geschwollene Beine.

Status: 14. Januar 1936 kleine odeme an den Unterschenkeln, nimmt innerhalb der ersten 10 Tage 2 kg ab. Grosse, im Eiterurig begriffene Driisenpakete am Hals. Husten. Sputa voluminos, geschichtet, ca. 150 gr pro die. Lipjodolrontgenuntersucliung der Lungen: Bronchiectasien nach links. Herz und Bauchorgane nichts Bemerkenswertes. Temperatur: A. 36-38'. S. R.: 99-120 mm. R . R : 140/80 mm Hg. Harn: Albumin- gehalt schwankt zwischen 3 und 12 pro mille. Im Sediment einige rote und weisse Blutkorperchen, vereinzelte hyaline und granulierte Zylinder. Sp. Gewicht: 1002-1023. R . N . : 35-36 mg yo. Blutbild: Hgb. (korr. Sahli) 60 yo. E. 2.86 Mill. I. 1.05. L. 10.200. Cholesterin: 354 mg yo.

15. Februar. Allgemeinzustand verbessert. Die 8deme sind verschwun- den. Im iibrigen unverandert. Cholesterin: 312 mg yo. 26. Februar. Allge- meinzustand und Laboratoriiimsbefund unverandert. Cholesterin: 300 mg %.

Full 3. L. S. 25 jahriger Mann. Diagnose: Jnsufficientia valv. semil. aortae. Nephritis chronica.

Seit 1928 vier Polyarthritis-ilttacken. Irn September 1935 eine schwerr Herzinsuffizienzperiode. Seitdem kompensiert.

Status: Keine odeme. Keine Atemnot. Lungen: 0. Herz: gross, aorta- konfiguriert, mit einem starken diastolischen und schwacherem systoli- schen Nebengerausch. Puls stark celer. Ausgepragter Kapillarpuls. Nichts bemerkenswertes von den Bauchorganen. Temperatur normal. S. R.: 10 mm. Blutbild normal. R . R.: l G O / O mm Hg. Harn: reichlich weisse und rote Blutkorperchen, sparlich hyaline, granulierte und Zellenzylinder. Albumin schwankt zwischen 1 und 4 pro mille. Sp. Gewicht 1002-1026. R. N . : 42.3 mg %. Cholesterin: 888 mg %.

Pall 5. S. G . 42 jahrige Frau. Diagnose: Hypertonia. Myodegeneratio c t insufficientia cordis.

Seit 1922 zunehmende Atemnot, oft anfallsweise. Seit Ende 1935/ Anfang 1936 geschwollene Beine.

Siatus: Schwere Atemnot. Sitzt im Bett. Grosse Odeme am Unter- leib, kleinere odeme im Gesicht und an den Armen. Herz von Hyper- tonie-Typus, Puls schnell, aber regelmassig und eben. Dumpfe Herztone. Ueber beiden Lungen reichlichcs Stauungsrasseln. Temperatur normal. S. R.: 1 mm. R. R . 165 mm I-Ig. Harn: Alb. 12 pro mille, massige rote und

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weisse Blutkorperchen, sparliche hyaline und granulierte Zylinder. S p . Gewicht: max. 1031. R. N . : 62 mg yo. Blutbild: Hgb. 84 Yo. E.: 4.13 Mill. L.: 6400. I.: 1.02. Cholesterin: 366 mg Yo. -- Bei Strophantin- und Novurit- behandlung verschwanden die odeme und die Albuminurie.

Fall 8. V. R. 35 jahriger Mann. Diagnose: Endocarditis ulcerosa? Nephrosis.

Seit 2 Monaten ein interniittierendes Fieber, Gclenkschwellungen und Schmerzen, Bronchopneumonieherde, Pleuraexsndat, Haiitblutungen und schmerzende Hautinfiltrate.

Status: 24. Januar 1936. Angegriffener Allgemeinzustand, abgemagert, bleich. Massige Odeme iiber dem ganzen Korper, auch im Gesicht. Lungen: Exsudat nach rechts. Vereinzeltes, gelegentliches Rasseln iiber beiden Lungen. Herz: Eine Fingerbreite nach beiden Seiten vergrossert, Tone dumpf. Uber dem ganzen Herz, jedoch mit Punktum maximum im zwei- ten und dritten linken Intercostalraum ist ein starkes systolisches und diastolisches Nebengerausch zu horen. Puls celer. Kapillarpuls. Bauch: 0. Eine ganze Reihe grossercr Gelenke geschwollen und schmerzend. In der Muskulatur hier und da schmerzhafte Infiltrate. Temperatur: 39'. Schiittel- frost A. 36-41", S. R.: 107 mm. R. R.: 120 mm Hg. H w n : Albumin schwankt zwischen 2 und 8 pro mille und betragt am Untersuchungstage 1.9 pro mille. Im Sediment reichliche Leukozyten, sparliche Erytrozyten und vereinzelte granulierte und hyaline Zylinder. Blutbild: Hgb. 36 yo. R. N . : 45 mg yo.

Am 4. Februar 1936 haben die odeme zugenommen, sodass der Patient hochgradig angeschwollen ist. Albumin im Harn 2.5 pro mille. Hgb.: 50 yo. S. R.: 102 mm. Temperatur: Hielt sich niedriger, am Untersuchungstage 37.5"A.. Schuttelfros t vermind ert .

Cholesterin: 186 mg Yo.

Fall 10. V. L. 28 jahriger Mann. Diagnose: Tuberc. pulmon. Dege- nrratio amyloidea.

1933 wurde Tuberkulose mit Kavernen in den Lungen konstatiert. Seit Frbruar 1935 zunehmende Albuminurie. Diarrhoen und zeitweise geschwol- lene Beine.

An den Unterschenkeln kleine Odeme. Ansatz zu Trommelschlagerfingcrn. In beiden Lungen aus- gebreitete tuberkulose Veranderungen mit Kavernen. TB im Auswurf. Herz: 0. Leberrand palpabel ca. zwei Fingerbreiten unter dem Rippen- bogen. Die Milzdampfung erscheint vergrossert. Temperatur: normal. S. R.: 97 mm. R . R.: 125 mm Hg. Harn: Albuiningehalt variiert zwi- schen 5 und 15 pro mille, betragt am Untcrsuchungstage 8 pro millr. Im Sediment vereinzelte Leukozyten, aber keine Erytrozyten. Blutbild: Hgh. 83 yo.

Status: Mager, aber guter Allgcmcinzustand.

R. N . : 40.5 mg yo. Cholesterin: 666 mg yo.

Fall 11. A. T. 27 jahriger Mann. Diagnose: Nephrito-nephrosis chronica. 1930 nach ilngina akute Nephritis. Seitdem zeitweise im Krankenhaus.

Im November 1935 eklamtische Uramie. (Aufnahme in das Krankenhaus.)

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Status: 2. Februar 1036. Guter Allgemeinzustand. Keine Odeme. Fuhlt sich gesund. Von Herz, Lungen und Bauch nichts Pathologisches nachweisbar. Temperatur: normal. S. R.: 32 mm. R. R. : 185/120 mm Hg. Harn: Albumin variiert zwischen 2 und 6 pro mille, betragt am [inter- suchungstage 2.8 pro mille. Im Sediment reichliche rote und weisse Blut- korperchen, massige hyaline und granulierte Zylinder. Sp. Gewicht: 1005- 1017. R . N.: 64 mg Yo. Cholesterin: 720 mg yo.

Pall 11. 0. L. 39 jahriger Mann. Diagnose: Neplirosis chronica Hattc 1931 eine akute Polyarthritis gehabt, nach welcher sich das

Bild einer Nephrose entwic,kelte. Zeitweise grosse Odeme, reichlich Albu- min im H a m , niemals Steigerung des Blutdruckes.

6Status: Februar 1936. Guter Allgemeinzustand, aber recht rnager. An den Untrtrschenkeln kleine odeme. Von Herz, Lungen und Bauch kann nichts Pathologisches nachgewiesen werden. Temperatur: normal. S. R.: 45 mni. R. R. : 125 rnm Hg. Harn: Albumingehalt variiert zwischen 1 und 20 pro mille, betragt am Untersuchungstagc 3.5 pro mille. Kein Sediment. Sp. Cewicht: 1001-1024. R. N.: 4 0 mg Yo. Cholesterin: 700 mg yo.

Pall 1 4 . Diagnose: Lymphomata tub. colli. Degeneratio amyloidea.

1934 Angina. 1935 Schmerzen in der Brust. Anschwellungen der Beine und im Gesicht.

Status: 8. Februar 1936. Schlechter Allgemeinzust,and , abgemagert. Grosst) hnrte Driisenpakebe an beiden Seiten des Halses. Probeexzision und rnikroskopische Untersuchung einer Driise ergibt die Diagnose Tu- berkulose. Keine odeme. Von den Lungen, Herz und Bauch nichts Patho- logisches nachweisbar. Temperatur.: 38.2’ R . S. R.: 125 mm. R . H : 108/85 rnm Hg. Blutbild: Hgb. 45 yo. E. 3.08 Mill. L. 18,000. I . 0.’75. R . N.: 6’7 rng yo. Harn: Albumin 5 pro mille. Im Sediment vereinzelt,c Lenkozyten.

29. Februar. Zustand unvcrandert. Temperatur: 38.2O R. Albumin 5.5 pro milk.

T. S. 19 jahriger Mann.

Gleichzeitig grosse Driisenschwellungen am Hals.

Pall 15. J. H. 23 jahriger Mann. Diagnose: Nephrito-nephrosis chronica. Irn Februar 1935 Angiria. Seil, April 1935 mude. Kopfschmerzen,

Anschwellungen im Gesicht und an den Beinen. Abwechselnd bessere und schlechterc Perioden. Albumin wurde im Mai 1935 im Harn nachgewiesen.

An den Augen- lidern kleinc odeme. Lungen 0. Herz ca. 1 Fingerbreiten nach links vergrossert , von. Hypertoniekonfiguration. Systolisches Nebengerausch iiber der Spitze. Puls regelrnassig. Bauch 0. Teniperatur: normal. S . R.: 25 mm. Blutbild: Hgb. 6’7 yo, E. 3.88 Mill. L. 10,800. Harn: Albumingehalt variiert zwischen 1 und 1 0 pro rnille, be- tragt, am Untersuchungstage 5 pro rnille. Im Sediment reichliche Leuko- zyten, sparliche rote Blutkorperchen und einigr hyaline und granuliertr Zylinder. R. N . : 48 mg yo.

Status: Guter Allgernein- und Ernahrungszustand.

R. R.: 160/110 mrn Hg.

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Fall 16. B. H. 45 jahriger Mann. Diagnose: Nephrito-nephrosis chronica. Lurs 111.

Vor 15 Jahren Lues-Behandlung. Im Mai 1935 eine Facialisparese. Wahrend der letzten Monate mude und kriinkelnd.

Status: Guter Allgemein- und Ernahrungszustand. Sensorium ver- worren, antwortet zusammenhangslos. Vom Newensystem im iibrigen nichts Pathologisches nachweisbar. Liquor normal. Lungen 0. Herz nicht nachweisbar vergrossert. Puls regelmassig. Keine Insuffizienzsym- ptome. Bauch 0. Tenaperatur normal. W. H. minus? Kahn +. S.R.: 108 mm. R. R.: 190/124 mm Hg. Blutbild: Hgb. 98 yo. 13. 4.03 Mill. L. 9,100. I. 1 . 1 . H a m : Albumin variiert zwischen 4 und 14 pro mille, betragt am Untersuchungstage 8.5 pro mille. Im Sediment massigc? rote und weisse Blutkorperchen, reichlich hyaline und spiirlicher granulierte- und Zellen- zylinder. S p . Getvicht: max. 1020. R. N . : 48.6 mg yo. Cholesterin: 474 mg yo.

Pall 1 8 . I . V. 39 jahriger Mann. Diagnose: Tubercul. piilmon. Dege- neratio amgloidea.

Tuberkulose wurde 1918 konstaliert. Seitdem standig Tuberkelba- zillen im Aiiswurf. 1933 wurde Eiweiss im Harn nachgewiesen. Seitdeni zeitweise geschwollene Beine.

Status: 19. Februar 1936. Guter Allgemein- und Ernahrungszustand. Keine odeme: In beiden Lungen ausgebreitete tuberkulose Veranderungen mit Kavernen. TB im Auswurf. Von Herz und Bauch nichts Pathologi- sches nachweisbar. Leber nicht vergrossert. Ikmperatur: normal. S. R.: 114 mm. R. R : 120 mm Hg. Ifarn: Albumin variiert. zwischen 5 und 20 pro milk und betragt bei der Untersuchung 6 pro mille. Im Sediment keine abnormen Restandteile. Sp. Cewicht: max. 1021. R . A'.: 46.8 mg Yo. Cholesterin: ca. 800 mg yo.

29. Februar. Zustand unvwandrrt. Albumin 8 pro mille. 18. Marz unverandert .

Blutdruck niemals iiber 120 mm Hg.

Fall 21. E. R . 53 jiihriger Mann. Diagnose: Tuberculosis pulnion. Degeneratio amyloidea?

Vor einem Jahr Husten, alungenentziindung, mit Feststellung von Tuberkelbazillen in1 Auswurf. Seit 2 Monaten miide, subfebril. Seit 2 Wochen hoheres Fieber, Diarrhoen, Erbrechen mil allmahlich zunehmen- den Anschwellungen des ganzen Korpers.

Ueber dem ganzen Korper, auch im Gesicht, grosse odeme. Etwas Dyspnoe. In heiden Lungen ausgebreitete t,uberkuliise Veranderungen. Vom Herz nichts sicher Pathologisches. Puls schnell, aber regelmassig und eben. Leber und Mile infolge von Ascites nicht nachweisbar vergrossert. 2-5 ma1 pro Tag loser Sluhl. Erbrechen nach dem Essen. Temperatur: 37.9"A. S. R.: 105 mm. R. R.: 125 mm Hg. Rlutbill: Hgb. 75 Yo. E. 4.67 Mill. I,. 8,900. I. 0 .80. Harn: Albiimingehalt variiert zwischen 6 und 12 pro mille, betragt am Untersuchungstage 9.6 pro mille. Im Sediment nur vereinzelt,e Zylinder. Sp. Gecricht: 1024. R. N . : 55.8 mg yo.

Status: Schlechter Allgemeinzustand, stark abgemagert.

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Literaturverzeichnis.

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