Über die na-resorption im darm und ihr verhältnis zur tubulären na-rückresorption bei der...

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1212 Kurze wissensehaftliehe Mitteilungen Klirdsche Wochenschrift KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN STEIGERUNG DER THRONBOCYTENZAHL UNTEIt AKUTER ERREGUNG, SOWIE AUF ADRENALIN UND NORADRENALIN Von E~IKA PARCIIWITZ und KU~T WACIIIIOLDER ±us dern Physiologisch~n Institut der Universit~t :Bonn (Direktor: Prof. K. WAOHHOLDER) (Biugegangen am l& August 1956) Es wurde untersucht, ob, ebenso wie dies yon WACnZ4OT.DEg und KVH~KE ~ ffir des weiBe Blutbild festgestellt worden war, sich aueh ~ilr die Zahl dcr Thrombocyten (Thr.) ein EinfluB seclischer Belastung nachweisen lieB. Die Thr. wurden unterm Phasenkontrastmikroskop direkt gezahlt nach der Methode yon FmSSL¥ und Lib)IN abei Blutentnahme aus dem Ohr- lappchcn. Zwisehen einem Kollektiv yon 51 Studenten, welche wegen herannahenden Examens oder wegen pekuniarer oder sonstiger Sorgen unter seelischem ])auerdruck standen, und einem Kotlektiv yon 56 seelisch unbelasteten Stndenten wurde eine fast vSt]ige ~bereinstimmung gefunden sowohl der ~litteI- werte als aueh der Streuungen um diese. Anhaltender seeli- scher Druck scheint mithin im Gegensatz zu den Leukocyten auf die Zahl der Thr. keinen senkenden EinfluB zu haben. Unter starker akuter Erregung wurden hingegen, ebenso wie frfiher flit die Leukocyten, auch ffir die Thr. Steigerungen ihrer Zahl gefunden. Gegenfiber den einige ~Vochen vorher bei den betreffenden Personen erhaltenen Werten ergaben sich unmittelbar vor einer Prfifung bei 24 yon 34 Examcnskandi: daten erhebliche Steigerungen fiber die ahnlich wie yon BURIVIEISTER und HAlVSEN s ZU 3 O" = 4,5% festgestellte ge- ringe Fehlerbreite der Methode yon FmSSL¥ und LinDeN hinaus. In 17 Fallen gingen die Steigerungen aueh hinaus fiber die mit 3 ~ = 12% setn'viel grSBere physiologische Ruheschwan- kungsbreite, welehe zur gleiehen Zeit nnbelastete Personen fiber mehrere Woehen bis Monate hinweg aufwiesen. In 4 weiteren Fallen lag die Steigerung oberhalb 2 ~. Maximal wurde eine Steigerung um 38,6% des bei dem Betreffenden ohne Auffegung erhaltenen Wertes gefunden. Mehrfach lagen die Examenswerte ganz an der oberen Grenze des bei unserem Personenkreis zu 150000--340000 Thr. festgestellten lqorm- bereiches, oder sic gingen sogar fiber diesen hinaus. Bei 2 Personen war letzteres ganz erheblich der Fall (maximal 490000 Thr.). Zwar war somit nur bei gut der Halfte unserer Examinan- den eine eindeutige Steigerung der Zahl des Thr. festzustellen. Hinsichtlich der Pulsirequenz war dies dabei aber aueh nicht haufiger der Fall und beim Btutdruck sogar nur etwa halb so oft. Bemerkenswerterweise waren gerade in einigen der Fallle mit den starksten Steigerungen der Thr.-Zahl Blutdruck bzw. Pulsfrequenz nicht oder nur wenig erhCht. Dieser ~angel an Korrelation zeigt, dab die Steigerung der Thr.-Zahl bei Auf- regung nicht einfach mechaniseh auf eine solche des Blutkreis- laufs zurfickzuffihren ist. Zur weiteren Klarung wurde gepriift, ob des die Puls- ffequenz senkende Noradrenalin demgegenfiber auf die Thr.- Zahl ebenso steigernd wirkt, wie dies vom Adrenalin bekannt ist (HEr~EYER~). In der Tat ergab sich, dab dies in gleiehem AusmaB der Fall ist. So effolgte z. B. bei einer Versuehsperson auf 1 mg Suprarenin subeutan ein Anstieg yon 213000 auf 276000 Thr. und an einem anderen Tage auf 1 mg Noradre- nalin sin solcher yon 219000 auf 288000. Nun sind vom Tier- versuch her groBe individuelle Unterschiede im Verhaltnis yon Adrenalin zu Noradrenalin bekannt (Bi~LBgn~G und BUR~5; HOLTZ und Mitarbeiter~). Der obige Mangel an Korrelation kSnnte mithin darauf beruhen, dab unter der Aufregung bei den einzelnen Personen in verschiedenem AusmaB Adrenalin bzw. Noradrenalin in den Kreislauf gelangte. Signifikante Steigerungen der Thr.-Zabl wurden auch noch unter anderen erregenden Situationen festgestellt, so in der Erwartungsspannung unmittelbar vor einer ungewohnten Beanspruchung (Arbeiten auf einem Fahrradergometer). Auch hier ging die Steigerung in einem Falle weir fiber die obere Grenze des Normbereiches hinaus. SchIieBIich kam es bei sensiblen Personen zu einer signifikanten ErhChung der Thr.- Zah], als bei wenige Minuten hintereinander gemachten Bestimmungen im Ohrblut noch eine die Versuchsperson angstigende Entnahme aus der Vene dazu gemacht wurde. Auch hierbei stiegen Blutdruck und Pulsfrequenz nur sehr wenig oder gar nicht an. Aus alledem ergibt sich als praktisch arztliche Folgerung, dell man beim Befunde einer fibernormal hohen Thrombocyten- zahl an die Auswirkung einer angstlichen Aufregung denken muB und zwar auch dann, wenn des Verhalten yon Blutdruck und Pulsffequenz eine solche nicht vermnten l~l]t. Die Untersuchungen wurden durchgefiihrt mit Unter- stfitzung tier Deutschen Forschungsgemeinsehaft. Literatur. 1 W=~tt]=[OLDEI~ U. KUHNKE : Klin. Wsehr. 195& 571. -- ~ FF~SSL¥ u. Li~DIN: Rev. d'H4matol. 4, 481 (1948). -- 3 BURMEISTERu. HANSEN: Klin. Wschr. 1955, 894. -- 4 HEIL- ~EYER : Handbuch der inneren Medizin, 4. Aufl., Bd. 2, S. 772 ft. 1951. -- 5 BULBRING and BURN: Brit. J. Pharmaco]. 4, 202 (1949)...- ~HOLTZ, ENGELHARDT, GREEFF U. SCHiIMANN: Arch. exper. Path. u. Pharmakol. ~15, 58 (1952). |JBER DIE NA-RESORPTION IM DARM UND IHR VERH~LTNIS ZUR TUBUL~REN NA-R{JCK- RESORPTION BEI DER NEPHROSE Von I-I. HUI~GERLAED Aus der Kinderklinik der Justus Liebig-Hochschule Gie~en (Direktor: Prof. Dr. H. HU~GEI~LAND) (Eiugegaugen am 18. August 1956) Auf dem internationalen Elektrolytsymposium im Ok- tober 1954 in Zfirieh berichtete ZWE~#LLER fiber den Elektrolythanshalt beim Nephrosesyndrom. Er behandelte seine Patienten mit einem Carboxyl-Kationen~ustauscher und ACTH. Seine Beobachtungen ffihrten ihn zu dem SchIuB, dab die StSrung der Elektrolytausscheidung sich beim iNephro~e- syndrom nieht allein au~ die Niere beschrankt, sondem aueh den Darm betrifft. Die StSrung beider Ausscheidungsmeehanismen schien unter den gewahlten Bedingungen sehr ahnlich. Die Dar- stellung ZWEYMi~LLE]~SveranlaBte reich zu der Bemerkung, dab man dutch sic zu dem Schlu2 geffihrt wfirde, dab beim Nephrosesyndrom die Natriumresorption in den unteren Abschnitten des Diinndarms sieh ebenso verhalt wie die Na-Riickresorption in der Niere. ZWEYM#LLE~ untersuchte die Wirkung des ACTH und erk]~rte die gleichartige Wirkung auf die Na-Ausseheidung damit, dab er dem adrenocorticotropen Hormon eine all- gemeine und gleiehartige Wirkung auf resorbierende und sezernierende Gewebe zuschreibt. Seine Beobachtungen stehen im ~Widerspruch zu Untersuehungsergebnissen DA- Nows]~Is und seiner Mitarbeiter, die keinen Einflu8 des ACTH auf die Na-Ausscheidung im Stuhl beobachteten. Tatsachlich ist zu den Untersuchungen ZWEYMi~LLERS ZU bemerken, dab die yon ihm unter der Wirkung des ACTH beobaehteten Schwankungen der Elektrolytausscheidung im Ham auch spontan auftreten. Aber es gibt in der Literatur einige wenige Hinweise daffir, dab sich die Ausscheidungs- vorgange in Ham und StuhI ahn]ich verhalten. So sahen MASO~INEY und SHEEHAN bei ttunden nach Unterbrechung des Hypophysenstiels einen Diabetes insi- pidus auftreten, wobei diese Tiere interessanterweise auch (lurch die tIaut, die Lunge und den Darm mehr Wasser aus- schieden. PETERS weist darauf bin, dab der Chloridgehalt des Stuhles mit seiner Aciditat schwankt. Wir wissen, dab ahnllches auch fiir den Ham gilt. Schliel]Hch untersuchte EISEN~ENGE~ 1947 die Natrium- und Kaliumausscheidung im Item, Speichel und SchweiB und stellte lest, dab sieh des Vcrhaltnis Natrium zu Kalium in allen Exkreten gleichsinnig verbie]t. A1]e diese Beobachtungen, wie auch die widerspreehenden Befunde DANOWSKIS veranlaBten uns, tier Frage nachzugehen, ob ein g]eichsinniges Verhalten der Na-Ausscheidung in Ham und Stuhl beim nephrotisehen Syndrom festzustellen ware. Wit haben bel 2 Kindcrn, die mit einem nephrotischen S2mdrom erkrankt waren, taglich in der 24 Std-Menge des Harnes und des Stuhles die Na-Konzentration bestimmt und einander gegeniibergestellt. Diese Untersuchung wurde auch

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Page 1: Über die Na-Resorption im Darm und ihr Verhältnis zur tubulären Na-Rückresorption bei der Nephrose

1212 Kurze wissensehaftliehe Mitteilungen Klirdsche Wochenschrift

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N

STEIGERUNG DER THRONBOCYTENZAHL UNTEIt AKUTER ERREGUNG, SOWIE AUF ADRENALIN

UND NORADRENALIN

Von E~IKA PARCIIWITZ und KU~T WACIIIIOLDER

±us dern Physiologisch~n Institut der Universit~t :Bonn (Direktor: Prof. K. WAOHHOLDER)

(Biugegangen am l& August 1956)

Es wurde untersucht, ob, ebenso wie dies yon WACnZ4OT.DEg und KVH~KE ~ ffir des weiBe Blutbild festgestellt worden war, sich aueh ~ilr die Zahl dcr Thrombocyten (Thr.) ein EinfluB seclischer Belastung nachweisen lieB. Die Thr. wurden unterm Phasenkontrastmikroskop direkt gezahlt nach der Methode yon FmSSL¥ und Lib)IN abe i Blutentnahme aus dem Ohr- lappchcn.

Zwisehen einem Kollektiv yon 51 Studenten, welche wegen herannahenden Examens oder wegen pekuniarer oder sonstiger Sorgen unter seelischem ])auerdruck standen, und einem Kotlektiv yon 56 seelisch unbelasteten Stndenten wurde eine fast vSt]ige ~bereinstimmung gefunden sowohl der ~litteI- werte als aueh der Streuungen um diese. Anhaltender seeli- scher Druck scheint mithin im Gegensatz zu den Leukocyten auf die Zahl der Thr. keinen senkenden EinfluB zu haben. Unter starker akuter Erregung wurden hingegen, ebenso wie frfiher flit die Leukocyten, auch ffir die Thr. Steigerungen ihrer Zahl gefunden. Gegenfiber den einige ~Vochen vorher bei den betreffenden Personen erhaltenen Werten ergaben sich unmittelbar vor einer Prfifung bei 24 yon 34 Examcnskandi: daten erhebliche Steigerungen fiber die ahnlich wie yon BURIVIEISTER und HAlVSEN s ZU 3 O" = 4 , 5 % festgestellte ge- ringe Fehlerbreite der Methode yon FmSSL¥ und LinDeN hinaus. In 17 Fallen gingen die Steigerungen aueh hinaus fiber die mit 3 ~ = 12% setn'viel grSBere physiologische Ruheschwan- kungsbreite, welehe zur gleiehen Zeit nnbelastete Personen fiber mehrere Woehen bis Monate hinweg aufwiesen. In 4 weiteren Fallen lag die Steigerung oberhalb 2 ~. Maximal wurde eine Steigerung um 38,6% des bei dem Betreffenden ohne Auffegung erhaltenen Wertes gefunden. Mehrfach lagen die Examenswerte ganz an der oberen Grenze des bei unserem Personenkreis zu 150000--340000 Thr. festgestellten lqorm- bereiches, oder sic gingen sogar fiber diesen hinaus. Bei 2 Personen war letzteres ganz erheblich der Fall (maximal 490000 Thr.).

Zwar war somit nur bei gut der Halfte unserer Examinan- den eine eindeutige Steigerung der Zahl des Thr. festzustellen. Hinsichtlich der Pulsirequenz war dies dabei aber aueh nicht haufiger der Fall und beim Btutdruck sogar nur etwa halb so oft. Bemerkenswerterweise waren gerade in einigen der Fallle mit den starksten Steigerungen der Thr.-Zahl Blutdruck bzw. Pulsfrequenz nicht oder nur wenig erhCht. Dieser ~angel an Korrelation zeigt, dab die Steigerung der Thr.-Zahl bei Auf- regung nicht einfach mechaniseh auf eine solche des Blutkreis- laufs zurfickzuffihren ist.

Zur weiteren Klarung wurde gepriift, ob des die Puls- ffequenz senkende Noradrenalin demgegenfiber auf die Thr.- Zahl ebenso steigernd wirkt, wie dies vom Adrenalin bekannt ist (HEr~EYER~). In der Tat ergab sich, dab dies in gleiehem AusmaB der Fall ist. So effolgte z. B. bei einer Versuehsperson auf 1 mg Suprarenin subeutan ein Anstieg yon 213000 auf 276000 Thr. und an einem anderen Tage auf 1 mg Noradre- nalin sin solcher yon 219000 auf 288000. Nun sind vom Tier- versuch her groBe individuelle Unterschiede im Verhaltnis yon Adrenalin zu Noradrenalin bekannt (Bi~LBgn~G und BUR~5; HOLTZ und Mitarbeiter~). Der obige Mangel an Korrelation kSnnte mithin darauf beruhen, dab unter der Aufregung bei den einzelnen Personen in verschiedenem AusmaB Adrenalin bzw. Noradrenalin in den Kreislauf gelangte.

Signifikante Steigerungen der Thr.-Zabl wurden auch noch unter anderen erregenden Situationen festgestellt, so in der Erwartungsspannung unmittelbar vor einer ungewohnten Beanspruchung (Arbeiten auf einem Fahrradergometer). Auch hier ging die Steigerung in einem Falle weir fiber die obere Grenze des Normbereiches hinaus. SchIieBIich kam es bei sensiblen Personen zu einer signifikanten ErhChung der Thr.- Zah], als bei wenige Minuten hintereinander gemachten Bestimmungen im Ohrblut noch eine die Versuchsperson angstigende Entnahme aus der Vene dazu gemacht wurde.

Auch hierbei stiegen Blutdruck und Pulsfrequenz nur sehr wenig oder gar nicht an.

Aus alledem ergibt sich als praktisch arztliche Folgerung, dell man beim Befunde einer fibernormal hohen Thrombocyten- zahl an die Auswirkung einer angstlichen Aufregung denken muB und zwar auch dann, wenn des Verhalten yon Blutdruck und Pulsffequenz eine solche nicht vermnten l~l]t.

Die Untersuchungen wurden durchgefiihrt mit Unter- stfitzung tier Deutschen Forschungsgemeinsehaft.

Literatur. 1 W=~tt]=[OLDEI~ U. KUHNKE : Klin. Wsehr. 195& 571. - - ~ FF~SSL¥ u. Li~DIN: Rev. d'H4matol. 4, 481 (1948). - - 3 BURMEISTER u. HANSEN: Klin. Wschr. 1955, 894. - - 4 HEIL- ~EYER : Handbuch der inneren Medizin, 4. Aufl., Bd. 2, S. 772 ft. 1951. - - 5 BULBRING and BURN: Brit. J. Pharmaco]. 4, 202 (1949)...- ~HOLTZ, ENGELHARDT, GREEFF U. SCHiIMANN: Arch. exper. Path. u. Pharmakol. ~15, 58 (1952).

|JBER DIE NA-RESORPTION IM DARM UND IHR VERH~LTNIS ZUR TUBUL~REN NA-R{JCK-

RESORPTION BEI DER NEPHROSE

Von I-I. HUI~GERLAED

Aus der Kinderklinik der Justus Liebig-Hochschule Gie~en (Direktor: Prof. Dr. H. HU~GEI~LAND)

(Eiugegaugen am 18. August 1956)

Auf dem internationalen Elektrolytsymposium im Ok- tober 1954 in Zfirieh berichtete ZWE~#LLER fiber den Elektrolythanshalt beim Nephrosesyndrom. Er behandelte seine Patienten mit einem Carboxyl-Kationen~ustauscher und ACTH.

Seine Beobachtungen ffihrten ihn zu dem SchIuB, dab die StSrung der Elektrolytausscheidung sich beim iNephro~e- syndrom nieht allein au~ die Niere beschrankt, sondem aueh den Darm betrifft.

Die StSrung beider Ausscheidungsmeehanismen schien unter den gewahlten Bedingungen sehr ahnlich. Die Dar- stellung ZWEYMi~LLE]~S veranlaBte reich zu der Bemerkung, dab man dutch sic zu dem Schlu2 geffihrt wfirde, dab beim Nephrosesyndrom die Natriumresorption in den unteren Abschnitten des Diinndarms sieh ebenso verhalt wie die Na-Riickresorption in der Niere.

ZWEYM#LLE~ untersuchte die Wirkung des ACTH und erk]~rte die gleichartige Wirkung auf die Na-Ausseheidung damit, dab er dem adrenocorticotropen Hormon eine all- gemeine und gleiehartige Wirkung auf resorbierende und sezernierende Gewebe zuschreibt. Seine Beobachtungen stehen im ~Widerspruch zu Untersuehungsergebnissen DA- Nows]~Is und seiner Mitarbeiter, die keinen Einflu8 des ACTH auf die Na-Ausscheidung im Stuhl beobachteten.

Tatsachlich ist zu den Untersuchungen ZWEYMi~LLERS ZU bemerken, dab die yon ihm unter der Wirkung des ACTH beobaehteten Schwankungen der Elektrolytausscheidung im Ham auch spontan auftreten. Aber es gibt in der Literatur einige wenige Hinweise daffir, dab sich die Ausscheidungs- vorgange in Ham und StuhI ahn]ich verhalten.

So sahen MASO~INEY und SHEEHAN bei ttunden nach Unterbrechung des Hypophysenstiels einen Diabetes insi- pidus auftreten, wobei diese Tiere interessanterweise auch (lurch die tIaut, die Lunge und den Darm mehr Wasser aus- schieden.

PETERS weist darauf bin, dab der Chloridgehalt des Stuhles mit seiner Aciditat schwankt.

Wir wissen, dab ahnllches auch fiir den Ham gilt. Schliel]Hch untersuchte EISEN~ENGE~ 1947 die Natrium-

und Kaliumausscheidung im Item, Speichel und SchweiB und stellte lest, dab sieh des Vcrhaltnis Natrium zu Kalium in allen Exkreten gleichsinnig verbie]t.

A1]e diese Beobachtungen, wie auch die widerspreehenden Befunde DANOWSKIS veranlaBten uns, tier Frage nachzugehen, ob ein g]eichsinniges Verhalten der Na-Ausscheidung in Ham und Stuhl beim nephrotisehen Syndrom festzustellen ware.

Wit haben bel 2 Kindcrn, die mit einem nephrotischen S2mdrom erkrankt waren, taglich in der 24 Std-Menge des Harnes und des Stuhles die Na-Konzentration bestimmt und einander gegeniibergestellt. Diese Untersuchung wurde auch

Page 2: Über die Na-Resorption im Darm und ihr Verhältnis zur tubulären Na-Rückresorption bei der Nephrose

Jg. 34, Heft, ~a/~4 Kurze wissenschMtliehe ~ , * * ~ . . ~,A~{***4~un,*en 1213 15. November 1956

deshMb bei dem nephrotisehen Syndrom durehgeffihrt, well wit wissen, dM~ hier sehon spontan grebe Schwankungen in der Na-Xonzentr~tion des Harnes auftreten, so dab gege- benenfMls hier am ehesten eine Beziehung zwisehen der Na-Konzentration des Names und dec des 8tuhles zu be- merken ist.

Wenn wit die Abbildung (Abb. 1) betraehten, so seheint eine deutliche Beziehung zu bes~ehen, wenn wir sozusagen d~s Bild als G~nzes auf uns wirken lassen; Gipfel und TM der beiden Kurven seheinen nngefghr zusammenzufallem Untersuehen wir genauer, st.udieren wit die VerhMtaisse Tag f fir Tag, so werden diese Beziehungen weniger deutlieh. Aber wit kSnnen ehm sehr enge Relation deshMb nicht erwarten, weil der Ham, tier mit dem StuhI vergliehen wird, nieht in der gleiehen Zeit gebildet wurde.

Unterliegen beide der gleiehen GesetzmM3igkeit der Bildung, so kann dies deshMb nieht unmittelbar zum Aus- druek kommen, weft far die vorliegenden Produkte, die wir untersuehen, die Gleiehzeitigkeit der Bildungsbedingungen nieht mehr ohne weiteres gegeben ist. Der Stuhl, den wit mit

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Abb. 1.

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g ~ t2 1~ £g 2g 28 32 3~ #~ gq g8 57 55 Tage

Das Verhalten der Na-Konzentration im Stuhl und im ttar~ bei nephrotisehem Ssmdrom

dem Harn vergleiehen, en~bstarnmt im Mlgemeinen einer Zeit, die weiter zurfieMiegt Ms die ZeiL in der der zum Vergleicb herangezogene H a m gebildet wurde. Wenn wir dies beriiek- sichtigen, darm werden die Beziehungen doeh recht deutlieh, indem die Riehtung tier Vergnderungen weitgehend ~'~ber- einstimmt; manehmal erscheinen die Vergnderungen im Stuhl , ,hinterherzuhinken".

Dabei erseheint noeh etwas auffMlend, ngmlieh die HShe der Ns~-Konzentration im Stutfl, die his zu 80 mi~q/1000 g ansteigt. Das sind Konzentrationen, die wir sonst nur im H a m sehen, und im Stuhl deshMb nicht erwarten, weft wit immer wieder yon der ~bsoluten Menge ausgehen, die taglich ausgeschieden wird und die natfirlieh ,,sehr klein" ist. Gerade die HShe der Na-Konzentration erseheint mir auch ein ttinweis darauf, dab bei der Nephrose die Dszmepithelien im tmteren Darmabsehnitt im Hinbliek auf die Natriumresorption ghnlieh funktionieren, wie die Epithelien des Nephrons im Hinblick auf die l%iiekresorption des Na.

i3BER DIE AUSSCHEIDUNG VON IND OLBRENZTRAUBEN- S2(URE IM URIN VON GESUNDEN UND PATIENTEN MIT

F~LLINGSCHER KRANKHEIT

Von

K. SC~r~EIE~ und H. FLAIG

Aus der Universit/i£s-iKinderklinik Heidelberg (Direktor: Prof. Dr. I'm BA)iBg~aEI~)

(Eingegangen a m 18. September 1956)

Die Auffindung einer spezifisehen papierehromatographi- schen Methode zum Naehweis und zur Bestimmung yon IndoI- kSrpern hat es ermSglieht, aueh die Indolbrenztraubens£nre im Urin zu untersuehen. Quantitative Angabe~ liegen fiber diese StoffwechselgrSge nnseres Wissens nicht vor.

M d h o d i k . 20ml eines ganz frisehen Urins werden im V~kuum (Vollglasapparatur mit Capiltare) auf 1 ml eingeengt.

0 ,02-0 ,05 mt des zentrifugierten Konzentrates werden auf einen Filterpapierstreifen aufgetroeknet. Die Chromato- graphie erfolgt absteigend ill Butanol/Eisessig/Wasser (4:1 : 1). Der lufttrockene Streifen wird mit Xanthydrol behandelt ( S c ~ I E R und GA~nTJ(E). Es erseheint ein violetter Fleck, weleher mit Eisessig/Metbanol (2 : 1) eluiert wird. Die Extink- tion des Etuats wird bei 520 m# im Spektrophotometer be- stimmt. Die Farbe ist in der LSsung mindestens I Std stabil. Der R/-Wert der Indolbrenztraubensgure liegt im Urin bei 0,62. Die Eiehkurven wurden mit synthetiseher Indolbrenz- traubensgure ~ gewonnen.

Ergebnisse. Wir haben den Urin yon 75 Mteren Si~uglingen und Kindern his zu 12 JMlren, welehe kurz vor der Entlassung standen (I%ekonvMeszenten naeh Enteritiden, Bronchitiden, Seh~rlgeh u. g.) untersueht. Es ergab sieh eine Tagesaussehei- dung yon durehsehnittlieh 42 mg (31--60,8 mg).

Fieber fiber 380 C erhTht.e die tndolbrenztr~ubensgure- a.usseheidung in signifikanter Weise. Bei 8 Kindern, wetehe im Verlauf yon Bronehopneumonien bzw. Scharlaeh Tempe- raturen zwischen 39 und 400 C aufwiesen, lag die ausgesehie- dene Menge im Tagesurin zwisehen 50 und 65 rag.

Von besonderem Interesse war die Untersuehnng des Urins yon Patienten mit Oligophrenia phenylpyruvie~ (FTL- LI~asche Krankheit). Bekanntlich ist dieses Leiden n .a . durch eine StSrung in der Phenylalaninoxydation nnd einer Verm ehrung der Phenylbrenztraubensgnre im Urin ch~'akteri- siert (Literatur z .B. bei Sc~RE~]~). A~5*STgON~ hat vor kurzem eine Vergnderung im Tryptophanstoffwecl£sel bei dieser angeborenen StoffweehselanomMie postuliert. Wir hat ten Gelegenheit 7 Tagesurine yon 3 Patienten im Alter yon 4, 6 und 6~/= Jahren nnd 6 Urinproben yon anderen Fgllen, welche uns yon versehiedenen Kliniken Deutsehlgnds zur mikrobiologischen Phenylalanin- nnd Tyrosinbestimmm~g ge- sehickt worden waren, zu untersuehen. Die Tabelle 1 demon- striert die Ergebnisse.

TabelJe 1. Zndolbrenz~raubensiiure i m Urin yon Pheny l - ketonurikern

Patient Alter i in Jahren Urinmenge

4 4 6 6 6 61/2 61/" 2 3 5 4 7 6

I I 200

' 260 310 345 420 480 610

8 10 14 11

i 16 i 20

Indol-~TS ill mg

123,5 112,0 129,1 148,3 129,3 170,2 141,4

6,7 7,3 8,4 5,1 7,9

10,3

eigene FMle 24 Std- Werte

Zumindest bei unseren eigenen Fglten lag die Tryptophan- zufuhr mit der Nahrung in der gleiehen GrSgenordnung wie bei den gesunden Kontrollen. Es lg/3t sieh demnaeh der SehluG ziehen, dab bei der FTSLIlCGsehen Kr~nkheit im Urin nieht nur die Phenylbrenztraubensgure, sondern auch die Indolbrenz- traubensgure vermehrt ausgesehieden wird. Es ist deshMb wahrseheirdieh, daft der genetische Mangel der Phenytalanin- oxydase nieht das einzige biochemische Charakteristieum des Leidens ist. Tryptophanbelastungen bei Gesunden und Phe- nylketonurikern werden eventuell Untersehiede inq Stoff- wechsel aufdeeken.

Nachtrag bei der Korrek tur: Inzwischen wurde ~ueh die Indolessigsgureausseheidung an einigen normMen und phenyl- ketonurisehen Kindern papierehromatographiseh bestimmt. A~eh bei dieser Sgure ergeben sieh offenbar signifikante Untersehiede.

Literatur. AIde, STRONG, M. ])., and K. S. ROBII','SON: Arch. of Bioehem. a. Biophysics 52, 287 (195¢). - - ScreameR, K., u. J~. GAEDTKE: Naturwiss. 43, 130 ( 1 9 5 6 ) . - SCHREIER, I~.: Handbueh der inneren Medizin, Bd. VII/2, S. 860. Berlin: Springer 1955.

1 Wit sind tIerrn ]?riv.-Doz. Dr. H. PLIENINGI~2R (Chemisches Institut der UniversitS~t IIeidelberg) f~ir die Uberlassung der wertvollen Subst~nz zn Dank verpfliehtet,.