ueber die kerne der fettzellen

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1894. 11. 12. 1895. 13. 14. 15. 16. Nochmals zur Reductionsfrage. 407 Riiekert, Zur Eireifung bei Copepoden. Anat. Befte. 1894. Riickert, Die Chromatinreduktion bei der Reifung der Sexualzellen. Ergebnisse d. Anat. u. Entwg. v. Merkel u. Bonnet. III. Bd. 1894. Hacker, Die Vorstadien der Eireifung. Arch. f. m. Anat. Bd. 45. 1895. v o m R a t h, Neue Beitr~ige zur Frage der Chromatinreduktion in der Samen- und Eireife. Arch. f. m. A. Bd. 46. 1895. Rii c k e r t, Zur Kenntniss des Befruchtungsvorganges. Sitzb. der math.-phys. Cl. d. Bayer. Ak. 1895. Riickert, Ueber das Selbsttindigbleiben der viiterlicben und miitterliehen Kernsubstanz w~ihrend der ersten Entwick- lung des befruehteten Cyelops-Eies. Archiv f. mikr. Auat. Bd. 45. 1895. Ueber die Kerne der Fettzellen. Von Dr. Hanu Rabl, Assistenten am histologischen Institut in Wien. In dem dritten Heft des 46. Bandes dieses Archivs, das soeben ausgegeben wurde, findet sich eine Arbeit yon A. Sack, welche den Titel triigt: ,Ueber vacuolisirte Kerne der Fettzellen mit besonderer Berticksiehtigung des Unterhautfettgewebes des Mensehen u. Der Verfasser ist darin auf Grund seiner Beobach- tungen zu dem Resultate gekommen, ~dass die ruhenden Kerne der meisten Fettzellen seharf umsehriebene, sph~trisehe oder ellip- soidische Vaeuolen enthalten, deren Inhalt fettfreie, wahrsehein- lieh alkalische Fltlssigkeit ist. Sie entstehen juxtanucleoliir sis ganz winzige Blasehen in Mitte der Kernsubstanz, vergrSssern sich dutch eigenes Waehsthum oder dutch Verschmelzung mit anderen benachbarten Vaeuolen desselben Kerns, tiberschreiten sehliesslieh die Kerncontouren und entweiehen dann nach dem Binnenraum der Fettzellen '~. Ieh muss gestehen, dass ich sehr erstaunt war, diese Siitze zu lesen, da ieh reich erst vor Kurzem mit der Kernform bei Fettzellen besehiiftigt hatte, hierbei aber zu viillig abweichenden Ergebnissen gelangt war.

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Page 1: Ueber die Kerne der Fettzellen

1894. 11. 12.

1895. 13.

14.

15.

16.

Nochmals zur Reductionsfrage. 407

R i i eke r t , Zur Eireifung bei Copepoden. Anat. Befte. 1894. R i i cke r t , Die Chromatinreduktion bei der Reifung der Sexualzellen. Ergebnisse d. Anat. u. Entwg. v. Merke l u. Bonne t . III. Bd. 1894. H a c k e r , Die Vorstadien der Eireifung. Arch. f. m. Anat. Bd. 45. 1895. v o m R a t h, Neue Beitr~ige zur Frage der Chromatinreduktion in der Samen- und Eireife. Arch. f. m. A. Bd. 46. 1895. Rii c k e r t, Zur Kenntniss des Befruchtungsvorganges. Sitzb. der math.-phys. Cl. d. Bayer. Ak. 1895. R i i c k e r t , Ueber das Selbsttindigbleiben der viiterlicben und miitterliehen Kernsubstanz w~ihrend der ersten Entwick- lung des befruehteten Cyelops-Eies. Archiv f. mikr. Auat. Bd. 45. 1895.

U e b e r die Kerne der Fet tze l len .

Von

Dr. Hanu Rabl , Assistenten am histologischen Institut in Wien.

In dem dritten Heft des 46. Bandes dieses Archivs, das soeben ausgegeben wurde, findet sich eine Arbeit yon A. S a c k , welche den Titel triigt: ,Ueber vacuolisirte Kerne der Fettzellen mit besonderer Berticksiehtigung des Unterhautfettgewebes des Mensehen u. Der Verfasser ist darin auf Grund seiner Beobach- tungen zu dem Resultate gekommen, ~dass die ruhenden Kerne der meisten Fettzellen seharf umsehriebene, sph~trisehe oder ellip- soidische Vaeuolen enthalten, deren Inhalt fettfreie, wahrsehein- lieh alkalische Fltlssigkeit ist. Sie entstehen juxtanucleoliir sis ganz winzige Blasehen in Mitte der Kernsubstanz, vergrSssern sich dutch eigenes Waehsthum oder dutch Verschmelzung mit anderen benachbarten Vaeuolen desselben Kerns, tiberschreiten sehliesslieh die Kerncontouren und entweiehen dann nach dem Binnenraum der Fettzellen '~.

Ieh muss gestehen, dass ich sehr erstaunt war, diese Siitze zu lesen, da ieh reich erst vor Kurzem mit der Kernform bei Fettzellen besehiiftigt hatte, hierbei aber zu viillig abweichenden

Ergebnissen gelangt war.

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408 H a n s R a b I :

Ohne yon der Mittheilung U n n a ' s 1), auf welche ich erst durch die Arbeit S a c k ' s aufmerksam geworden war~ Kenntniss zu besitzen, hattc ich namlich bei gcleg'entlichcr Betrachtung eines Schnittes dutch die Sohlenhaut tines Justificirten die Be- obachtung gemacht, dass in zahlreichen Kcrncn des subcutanen Fettgewebes kreisrunde Liicher zu sehen waren ~). In Verfolgung dieser Entdeckunff kam ich jedoch zu dem Resultat, dass bier weder eine eigenthtimliche Form des Kernes, noch merkwtirdige Einschltissc vorli~gen, sondcrn dass die Lochkerne in hiichst ein- fa ther und natiirlicher Weise zu erklaren scion. Ich habe darum racine diesbezliglichen Untersuchungen abg'eschlosscn, ohne daran zu denken, sie zu ver(iffentlichen. Da nun abcr S a c k die Bilder, welche man bei Untersuchung der Kcrne des Fcttg'cwebes erh~tlt, in einer Weise deutet, welche ihnen eine ganz specifische Func- tion zuwcisen wtirdc und diese vorl~tufiff nur fiir die Kerne einer Gewebsart behaupteten Eigenschaften yon spcculativcn Kiipfen auch auf diejenigen anderer Zellformcn iibertragen werden kiinntcn, so schcint es mir gebotcn, diescr Ansicht, welche ich ftir cinc durchaus irrthtimliche halte, sofort entgeg'cnzutreten.

Zwei Punkte sind es, in welchen ich den Angaben S a c k ' s widersprechen muss.

Erstens liegen jene Tropfen, welche er als Kemvacuolen anspricht, gar nicht innerhalb des Kernes, sondern ausserhalb, in einer tiefen l~isehe desselben, und

1) Zur Kenntniss der Kerne. Monatshefte filr praktisehe Derma- tologie. XX. Bd. In einer Naehschrift citirt Unna nach einer brief- lichen Mittheilung F l e m m i n g ' s die Beobachtung yon Meres , der in den Zellen des FettkiJrpers vom Salamander Lochkerne ffefunden hat. Ieh habe jetzt leider niche die Gelegenheit, die Angaben dieses Autors an frisehem Material nachzuprilfen, bin jedoch iiberzeug% dass F1 em- m i n g und sein Schiller in denselben Irrthum wie U n n a respective Sack verfallen sind.

2) Auf das Vork0mmen yon Loehkernen. in Fettzellen hat Po lj ar k o f f (Ueber eine neue Art yon fettbildenden Orffanen im lockeren Bindegewebe, dieses Arehiv, 32. Bd.) sehon vor langerer Zeit aufmerk- sam ffemaeht. Doch soil sieh in diesem FaIle weiterhin an die Dureh- liieherung des Kernes eine direkte Theilung anschliessen, sodass jene als Vorstadium der Amitose aufzufassen witre, wie dies G i~ppe r t filr Leueoeyeen, F l e m m i n g filr EpithelzeUen a. a.O. besehrieben haben. A.ueh findet P o l j a k o f f die durehliieherten Kerne niche in vollent- wiekelten Fettzellen, sondern bei Jngendformen yon solchen, welehe entweder noeh geradezu den Typus der R a n v i e r'schen Bindegewebs- zelle traffen oder Fete nm" in Form kleinster Molekel enthalten.

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Ueber die Kerne der Fettzellen. 409

zweitens bestehen jene Tropfen nieht aus fettfreier, alka- lischer Fltissigkeit, sondern aus echtem Fett, welches hiichst wahrscheinlieh dieselbe Constitution wie jenes besitzt, aus dem die Haupttropfen der Fettzellcn gebildet sind.

Damit die geehrten Leser in die Lage kommen, sich in diesem Streitfallein eigenesUrtheilzu bilden, sind sienattirlichge- n(ithigt, sich aufeigene Beobachtung'en zu sttitzen. DerWeg, der hier- bei eingeschlagen werden kann~ ist ein doppelter. Es kann ent- weder das Fettgewebe fixirt~ eingebettet und an Serienschnitten untersucht werden, wie dies vorzfiglieh S a c k gethan hat~ oder es kann auch ein kleines Partikelcheu desselben auf dem Obiekt- triiger zerzupft uud in einer indifferenten Fltissigkeit betrachtet werden, naehdem es vorher dutch ganz kurze Zei~ mit einem Kernf~trbemittel (Hiimalaun~ Bismarckbraun~ Methylviolett o. dgl. m.) hehandelt worden ist. Wenn man derartige Priiparate noch der Einwirkung yon Osmiumdiimpfen aussetzt~ bri~unen sich die Fctt- tropfen und man gelangt auf diesem Wege im Verlauf einer Stunde in den Besitz mikroskopischer Bilder~ welche die haupt- siichlichsten der yon S a c k auf 46 Seiten entwickelten Ansehaa- ungcn zu widerlegen geeignet sind.

Dennoeh muss ich gestehen, dass aueh ich diese verlassliche und einfachste Untersuehungsweise nicht yon vornherein getibt habe~ sondern~ nachdem ich einmal die Lochform der Fettkernc an einem Pri~parat gefunden hatte, zuniiehst eine Reihe yon Schnitten durchmusterte, in welehen Fettgewebe sowohl vom Menschen als yon Thieren enthalten war. Dabei land ieh~ wic dies aueh S a c k betont, speciell beim Mensehen die Loehform der Kerne mit grosset Regelmiissigkeit wiederkehrend~ so dass ich tlbemeugt war, es hier mit einer eigenthtlmlichen Structur des Kernes zu thun zu haben. Doeh driin~e sieh schon beim ersten Anblick jener Kerne die Vermuthung auf~ ob bier nicht etwa Vacuolen vorl~tgen, da die Liieher versehieden gross, sehr scharf begrenzt und haufig die ehromatisehen Faden in ihrer Wandung dichter an einander geriiekt waren 1). Die Frage~ ob die Kerne durchbrochen oder vacuolisirt seien~ lasst sich nun niemals an Schnitten mit gentlgender Sieherheit entseheiden. In diesem Falle ist man a u f die Beobachtung nieht zerschnittener Zellkerne angewiesen.

1) VergL Sack 1. c. pag. 443.

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410 H a n s Rab l :

Als ieh nun ein Stfickchen Fettgewebe friseh untersuehte~ zeiffte sich mir nach Anwendung eines Kernf~trbemittels~ dass in nahezu allen Kernen~ die sich mir in derFl~tchenansieht dal'boten~ ein oder mehrer% versehieden grosse, sehr stark gl/inzende Tropfen enthalten waren. Es ist mir unbegreifiieh~ dass S a c k niemals frisches Fett vom Menschen in dieser Weise betraehtet hat. Ein einziges Mal untersuchte er das subcutane Fett aus der Kloaken- gegend eines Salamanders~ fi'isch in Kochsalz nach Fitrbung mit polyehromem Methylenblau nnd konnte sich~ wie er angiebt~ auch bier yon der Existenz der Kernvacuolen fiberzeugen. W~ire er in der Sache nicht schon voreingenommen gewesen, so wtirde er wohl gemerkt haben~ dass jene Vacuolen das Licht so stark brechen~ dass sic unmiiglicli ais solche angesprochen werden dfirfen, d a wit ja unter Vaeuolen al!gemein Hohlritume im Proto- plasma verstehen~ die yon einer Flfissigkeit erftillt sind~ welche schw~tcher lichtbrechend als ihre Umgebung ist. Brinfft man das Pr~tparat fiber ein Uhrsch~tlchen, welches reine Osmiums~ture oder F lemming ' sche Fltissiffkeit enthlilt~ so nehmen jene Tr(ipfchen dieselbe braune Farbe an~ wie die ffr0ssen Fetttropfen.

Nimmt man dazu~ dass sic in Aether und Alkohol l(islich sind und darum die Kerne, denen sie angehiiren~ an Sehnitten dnrchI(ichert erscheinen~ so steht nichts mehr der Auffassunff im Weg% dass die Vacuolen S a c k ' s echte Fetttriipfchen seien. Da- dutch erklart sich auch die Thatsache, aufwelche alle bisherigen Beobaehter: Unna~ F l e m m i n g - M e v e s und S a c k aufmerk- sam machen, dass derartige Loch- respective vaeuolisirte Kerne nur im Fettgewebe vork~tmen.

Gerade racine Angaben fiber die Fettnatur der Vaeuolen ' kSnnte aber S a c k vielleieht bestreiten~ da er die Probe darauf

mit Osmiumsaure gemacht zu haben glaubt, sic abcr negativ ausfiel. Wie erklart sieh dies? Der Grund liegt wohl darin~ dass er die Reaction niemals an frischemFett anstellte~ sondern in F 1 em min g'seher Flfissigkeit fixirtes Material untersuchte, das in Paraffin eingesehmolzen war. Hierbei verwandte er als Durch- gangsfltlssigkeit ffir die Objeete bei ihrer Uebertragung aus A1- kohol in Paraffin das BergamottS1. Nun vermag abet" dieses - - wie ich zuerst bei meinen Untersuehungen tiber die Struktur der Nebenniere bei Viigeln i) bemerkte - - Fetttrfpfehen aufzultisen.

1) Dieses Archly Bd. 38.

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Ueber die Kerne der Fettzellen. 4ll

Da ich damals an Schnitten durch bIebenniere und Ovarium neben den extrahirten Rindenzellen noch schiin schwarz gefi~rbtes Fett in den Eieru und den anliegenden Fettzellen land, schloss ich daraus, dass das Nebennierenfett sich chemisch yon dem librigen K~}rperfett unterscheiden mtlsse. Ich m6chte jetzt diese Ansicht etwas korrigiren. Wie sich mir niimlich auf Grand einer reichereu eigenen Erfahrung, sowie nach Mittheilung yon Herrn Professor S e h a f f e r ergiebt, vermag gewisses Bergamottiil sitmmtliches osmirtes Fett zu l(isen, wobei aber die Fetttropfen in verschie- denem Grade angegriffen werden. Den Grand ftlr diesc ver- schieden starke Einwirkung vermag ich vor der Hand noch nicht anzugeben. Jedenfalls scheint mir die Gr(isse der Fetttropfen in Betracht zu kommen, insofern als grosse schwerer, kleine leichter cxtrahirt werden. So wtlrde sich erkliiren, wal~m der Haupttropfen in den FctEtzellen nicht gel6st, der kleine als Kern- vacuole gedeutete dagegen gel0st wird.

Ich miJchte aber noch auf eiue zweite M6glichkeit hin- weisen, die in Betracht zu ziehen ware. In einer km'zen Notiz, welche im Centralblatt fur medicinische Wissenschaften, 18831), enthalten ist, hat S o 1 g e r darauf aufinerksam gemaeht, dass osmirte Fettzellen nach Behandlung mit Wasserstoffsuperoxyd ein eigenthlimliches Aussehen besitzen. Sie zeigen ,nach dem Ent- fi~rbtsein merkwtlrdigerweise den Fetttropfen nicht mehr solide, sondern als stark lichtbrechende, dickwandige Hohlkugel mit einer rnndlichen oder leicht zackigen Vacuole im Inneren". In einer 10 Jahre spltter erschienenen Mittheilung *) glaubt derselbe Autor daraus schliessen zu dt|rfen, ,dass es bei der Einwirkung yon Osmiumsiture auf frisches Fettgewebe zu einer Sonderung der fettigen Substanz in einen festeren periphcreu und einen fltissigen centralen Theil k o m m e . . . , dass sich somit durch Osmium die festeren Fcttarten unter Annahmc einer typischen Form yon den fliissigea sondern."

Ein andcres, vielleieht analog zu deutendes Phiinomen, welches wohl jedem Histologen aus eigenen Priiparaten bekannt sein dtirfte, beschreibt S a c k in der uns vorliegenden Arbeit. Ich meine jene Erscheinung, dass das osmirte Fett oft nicht

1) Solg'er, Die Einwirkung" des Wasserstoffsuperoxyds auf thierische Gewebe.

2) Derselbe, Zur Kenntniss osmirtea Fettes. Anatom. Anzeig'er, 8. Jahrgang.

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411~ H a n s R a b l :

die ganze Zelle ausflillt, sondern, hauptsi~chlich in seinen Randpartien, kreisrunde L0cher aufweist. El" schreibt darfiber w~h'tlich: ,Besondcrs deutlich sah man diese Durehsetznng des gesehwarzten Fetttropfens mit hellen rundlichen Liichcrn an solchen Zcllen, die tangential angesehnitten waren und zwar auf den dtinnen, peripheren Segmenten der Zelle. Dort sah die yon Osmium gefRrbte Fettsubstanz der Zeile ganz sehwammartig aus." Die Ursache glaubt er in einer Verseifung des peripheren Theiles des Fetttropfens suchen zu mtissen~ die nnter dem Einfiuss der in der Vacuole enthaltenen Fliissigkeit vor sich gienge.

Dieser Annahme vermag ich reich natiirlich nieht anzu- schliessen, sondern glaube vielmehr, dass es aueh in diesem Falle unter Einflnss der Osmiumsi~ure zu einer Sonderung der verschie- denen Fettarten innerhalb des Tropfens gekommen sei. Es scheint mir weiterhin wahrscheinlich, dass aueh jene in den hellen Kreisen an der Peripherie des gesehw~trzten Tropfens enthaltene Fl|lssigkcit urspriinglich yon der Osmiumsiiure schwarz ge~,irbt worden war,: dass sic sieh aber bei der folgenden Behandlung des Priiparates in Alkohol oder Bergamott(il gel(ist habe. Es lltsst sich nun der Gedanke nicht yon der Hand weisen, dass die den Kernen der Fettzellen angelagerten kleinen Tropfen aus jener Substanz bestehen, deren Fettnatur Wir trotz dieses eigen- thtimlichen Verhaltens an Sehnitten nicht bezweifeln kiinncn, wenn wit uns diejenigen Reaetionen vor Augen halten, welche sic am fi'ischen Praparate zeigen.

Es ertibrigt mir noch, den wesentlichsten Theil der Angaben S a c k ' s zu widerlcgen, dass niimlich jene Triipfchen nicht in den Kernen enthalten, sondem nur in tiefen Buehten derselben ein- gebettet sind. Auch hier liefert die Untersuchung frischen Fett- gewebes entscheidende: Bilder. Bei gentlgend sorgf~tltiger Zer- zupfung eines Fetfliippehens auf dem 0bjecttrager gelingt es gar nicht selten, einzelne Kel"ae yon Fettzellen, denen noch eine dUnne Protoplasmaschieht anhaftet, zu isoliren. Von der Flache gesehen, bieten sie sich als ovale Gebilde dar, welehe bei ober- fli~chlicher Betraehtung mit mittelstarken Vergr~isse~ngen in der That ein oder mehrere Tr(ipfchen in ihrem Innern zu bergen scheinen. Untersucht man jedoch genauer, unter Benutzung einer homogenen Immersion - - i c h verwandte Zeiss Apochromat 2 ram, Ocular 1 2 - - , so kann man sich Uberzeugen, dass~ nachdem man scharf auf das Fetttrtipfchen eingestellt hat~ immer nut bei einer

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Drehungsrichtung der Micrometerschraube das Kerngerilst wahr- nehmbar wird. Daraus ergiebt sieh, dass jene Tropfen nicht innerhalb, sondern an einer Seite des Kcrnes gelegeli sein miissen.

Ich muss abel' nochmals hervorheben, dass sich zu diesen Untersuchungen vor allem solche Kerne eignen, welche viiilig isolirt sind, w'~hrend diejenigen, welche mitten im Fettgewcbe liegen, obcr- und unterhalb yon Fettzellen tiberdeckt, in Folge der starken Ablenkungen, welche die das Fett durchsetzenden Strahlen erleiden, mikroskopische Bilder ergeben, die an Deut- lichkeit hinter den yon erstercn gelieferten bedeutend zurtickstehen.

Aus demselben Grunde gestatten auch diejenigcn Kerne kein zweifelloses Resultat, ill welchem die eingelagerten Fett- tropfen eine besondere Griisse besitzen. Wenn niimlich die Kerne in einer gentigend reichlichen Fllissigkeitsmenge suspendirt sind, priisentiren sie sich in Folge des geringen specifischen Ge- wichtes des Fettes regelmiissig derart, dass die Tropfen an der dem Beschauer zugekehrten Scite gelegen sind. Dadurch wird die den Grund des Fettbechcrs bildende Kernpartie un- deutlich, l)a dieselbe (ifters stark verdihmt ist, liisst sich unter Umstiinden nicht sicher entscheiden, ob nur ein fief eingebuchte- ter Kern oder sin wirklicher Lochkern vorliegt, dessert Oeffnung

I . yon emem Fetttropfen eingenommen wird. Ieh will die M~iglich- keit tier Existenz yon Lochkernen durchaus nicht in Abrede stellen, da es ja a priori denkbar ist, dass durch den contintfir- lichen Druck des Fetttropfens der Kern an der dem Tropfen gegentiberliegenden Seite allmiihlich verdtlnnt und schliesslich auch seine Membran zum Schwunde gebracht wird. Es m~igen also in der That ab und zu echte Loehkerne im Fettgewebe vorkommen. Doch g]aube ich m ebenso wie S a c k - eine gr(issere Verbreitung derselben in Abrede stellen zu mtissen; vor allem aus dem Grunde, weil ieh niemals Kerne im Profil fand, welche einen ihren ganzen Dickendurehmesser erftillenden Fett- tropfen enthielten. Solche Bilder wiiren hauptsachlich maassgebend.

Es ist llbrigens einleuchtend, dass gerade die Profilansich- ten der Kerne auch far die ganze Frage, ob die Fetttropfen extra- oder intranucle~r gelegen seien, yon grSsster Beweiskraft sind. Man kann sich bei Betraehtung derselben llberzeugen~ dass die Kerne der Fettzellen nieht glattrandig sind~ sondern an einer oder mehreren Stellen tiefe Buchten besitzen, in welchen v.erschieden grosse Fetttr(ipfchen liegen. Es ist fi|r reich nieht

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414 H a n s R a b l :

nothwendig, eigene Abbildungen hiervon beizubringen, da S a ck auf Taft XX Fig. 9a, c and Fig. 10b, c, d Kerne mit Tropfen abg'ebildet hat, die meine Behauptung zur Geniige illustriren. Er halt diese Tropfen fiir Vacuolen, (lie aus dem Kern ausgetreten sind, wahrend ich behaupten muss, dass diesclben niemals im Kern- innern gelegen waren. Ich habe es nicht unterlassen, jeden ein- zelnen derartigen Kern, wie er in meinen fi'ischen Praparaten sichtbar war, daraufhin zu prUfen, and niemals eine Ausnahme yon jener Regel gefunden.

In Folge dieses Resultates bin ich auch der Miihe Uberhoben, den Entwicklungsgang, welchen S a c k flir seine Vacuolen auf- gestellt hat, yon ihrer Entstehung in der Nahe des Nucleolus als kleinste Blaschen bis zu ihrer Auswandernng aus dem Kern, kritisch zu er6rtern. Es ist sicherlich unter Umstanden recht leicht, aus nebeneinander beiindlichen Bildern ein zeitliches Hintereinander derselben zu construiren. Es bleibt abet immer sine schwere, oft unmtigliche Sache, derartige Behauptungen mit zwingenden Beweisen zu erharten.

Ware der Protoplasma-Kilrper der ausgebildeten Fettzellen maehtiger, so liesse sich der Nachweis yon der extranuclearen Lage der Fetttropfen aueh an Sehnitten mit Leichtigkeit fiihren~ weil dann einerseits die Zahl der Fetttropfen im Protoplasma wahrscheinlich eine gr6ssere and andererseits d i e trennende Pro'toplasmaschiehte zwischen ihnen breiter ware. Diese beiden gilnstigen Umstande treffen ftir den sich entwiekelnden Fettktirper der Amphibien zu. Betraehtet man einen Langsschnitt desselben yon einer alteren Salamanderlarve, die in Pierin-Subli- mat gehartet war, so sieht man neben bereits wohl ausgebildeten Fettzellen mit wandstandigem Kern und einem einzigen grossen Fetttropfen auch noch solcbe, deren Kern in der Mitte der Zellen gelegen und deren:K6rper yon zahlreiehen, kreisfOrmigen Ltlcken, den extrahirten Fetttr6pfchen, durehsetzt ist. Solche Zellen zei- gen eine grosse Aehnlichkeit mit denjenigen, welche die Winter- schlafdrtisen und Talgdrtisen zusammensetzen. Die Kerne selbst sind durch die anliegenden Fetttrtfpfchen fief gebuchtet und er- scheinen dunkler gefarbt, weil ihre ganze Substanz durch die an- liegenden Tropfen auf einen kleineren Raum zusammengedrangt ist.

Zwischen diesen beiden Zellarten kann man nun eine Reihe yon Uebergangsformen wahrnehmen. Man findet bei diesen die. central gelegenen Fetttr~ipfchen bereits zu einem grossen Tropfcn

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zusammengeflossen; im Protoplasma jedoch, welches in dtinner Schiehte rings um den Kern und entlang der Zellmembran ange- ordnet ist, kann man noch eine grosse Zahl heller Kreise sehen, welche offenbar Fetttr~pfehen entsprcchcn, die jtingerer Bildung und noch nicht eonfluirt sind. An solchen Zellen besitzt der Kern bereits seine abgeplattcte Gestalt, sein feinfadiges ehroma- tisehes Gertlst und seine peripherc Lage. Man bemerkt aber in ihm dieselben kreisl'unden Lttcken, wie im Zellk0rper. Es dtirfen dieselben datum nieht als Vaeuolen im Kern aufgefasst werden, sondern verdienen die gleiehe Deutung wie jene im Protoplasnm. Es handelt sieh auch hier nur um FctttrSpfchen, welche fief in den Kern hineingedrackt sind, sodass die sic begrenzende Kernmembran die Wand ether Vacuole vortauseht. An denjenigen Kernen, welehe in tier Kantenlage getroffen sind, kann man erkennen, class die Einbuchtungen derselben oft sehr tief sind, sodass der grSssere Theil der Fettkugel yon dcr Kcrnwand eingesehlossen ist. Dasselbe Verhaltniss existirt aueh bet Saugethieren. Es ist dies der Grund, warum auch isolirten Kernen derartige Fett- tropfen noch anhi~ngen u n d nicht in die umgebende Flttssigkeit ausgetretcn sind.

Ich glaubc dureh diese Auscinandersetzungen die Leser aberzeugt zn haben, class die Angaben Sack 's tiber die intranu- cleare Entstehung yon Vacuolen nicht den thatsachlichen Ver- haltnissen entsprechen. Dagegen muss ieh in dem Punkte mit ihm tlbereinstimmen, dass derartige Fetttr0pfehen neben dem Kern vor allem in gut entwickeltem Fettgewebe vorkommen, in atrophischem dagegen nut sehr selten anzutreffen sind. Die er- giebigste Fundgrube far dieselben bildet das Fett des Menschen, sparlicher finder man sic bei Sa~gethieren, reiehlich hinwiederum bet Amphibien.

D e r e i n z i g e O e w i n n , d e r d u t c h d i e A r b e i t e n yon U n n a , S a c k u n d m e i n e r K r i t i k d e r s e l b e n f t t r d i e K e n n t n i s s t i e r F e t t z e l l e n e r z i e l t w u r d e , be- s t e h t s o m i t i n d e m S a t z , d a s s i n v o l l e n t w i e k e l t e n F e t t z e l l e n , n i e h t w i e m a n b i s h e r b e s c h r i e b , bloss s i n g r o s s e r F e t t t r o p f e n , s o n d e r n h a u f i g a u e h n o e h m e h r e r e k l e i n e , in n i t e h s t e r Nahe d e s Ke rnes g e l e g e n s i n d , d i e o f f e n b a r e r s t s p a t e r im P r o t o - p l a s m a g e b i l d e t w u r d e n .

A r c h i v f. m t k r o s k . Anat. Bd. 47 27