Über die elektrolytschwelle der blutserumeiweiss-koagulation kreislaufkranker

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1172 KLINISCHE WOCHENSCH Die Wirlcung des Sen]6les au/ die Haut ist aber entgegen allen bisherigen, eingangs genannten 2Literaturangaben weit geringer. Die Wirkung wird ]edoch deutlicher und intensiver, sobald das Sen]61 unter lu]tdichtem Abschlu]3 wirken kann und die Ausdunstungsm6glichkeit der Haut verhindert oder gehemmt wird. Aber auch dann kommt es nicht zu tiefer- greifender Sch/idigung. Auf diesem Prinzip beruht wohl anch haupts~chlich die hyper~misierende Wirkung der sog. Senf- packungen und Senfpapiere. Wir haben am Tiere (Kaninchen- ohr, Rattenrficken) daraufhin die Versuche mit nnserem Laboratoriumssenf61 in der Richtung erweitert, dag wir wie bei den Eigenversuchen das aufgetropite Senf61 durch Uhr- glas abdeckten und mit Leukoplast abschlossen. W~ihrend wir friiher bei der IRatte keine und beim Kaninchen nur ganz geringe Erscheinungen wahrgenommen hatten, traten nun- mehr beim luftdichten AbschluB in allen F~illen R6tnng und geringe Schwellung nach kurzer Zeit auf und hielten sich auch mehrere Tage lang. DaB das Senf61 in dieser Applikation auch noch bei grol3er Verdfinnung wirksam sein kann, beweist wohl die Tatsache der Wirkung von Senfpflastern und Senfpackungen, wo man im allgemeinen eine 2 proz. ]V[ischung anwendet. Eine n~ihere Erkl/irung hierffir geh~c fiber den Rahmen dieser Arbeit hinaus. Wir stellen lediglich lest und berichtigen damit die bis- herigen anders lautenden Literaturangaben, daB Senf61, sogar unverdfinnt, nur eine sehr geringe rasch voriibergehende hyper~imisierende Wirkung anf der Haut ausl6st, wenn diese unbedeckt bleibt; daB dagegen st~irkere ttyper~imie, Schwel- lung und Schmerz hervorgerufen werden, wenn die Applika- tion unter luftdichtem AbschluB erfolgt und die Einwirkung in dieser Form liingere Zeit anMilt. Dadurch erkl~irt sich die Wirkung der Senfpapiere und SenIpackungen nicht etwa als reine Wirkung des Sen]61es, sondern als eine Kombination aus dem chemischen Agens und der Art der Paclcung. Literatur : z L~WlN, Toxikologie. Berlin I897, 196. -- e TAP- PEINER, Arzneimittellehre. Leipzig I912, 78. -- s POOLSSON, Phar- makologie. Leipzig 1925, 295. -- ~ t™ Arznei- verordnungslehre. Berlin 1929, 666. -- 5 ABDERHALDEN, ]3iochemi- sches Lexikon. Berlin 1912, 6o4. -- s MITSCHERLICH, Preug. Medizinalztg x843, 2o3. -- y ZENZE, Zbl. med. Wiss. I878, 433. -- s B~~JcE, Arch. f. exper. Path. 53, 424 (I9IO). -- ~ SPI~SS, Mfinch. med. Wschr. 53, 345 (I9O6). -- ~0 TAKENAGA,Pflfigers Arch. 2o9, 131 (1925). -- ~t FL~JRY-ZANGGER, Lehrbuch der Toxikologie. Nerlin 1928, 212. 0BER DIE ELEKTROLYTSCHWELLE DER BLUT- SERUMEIWEISS-KOAGULATION KREISLAUFKRANKER. Volt Dr. FRANz KlSClL Wien und Marienbad. Aus der I. NIed. Universit~itsklinik Wien (Derz. Leiter: Prof. Dr. OTTO PORGES). Von dem vielfach angegangenen Problem der Hitze- koagulation der EiweiBk6rper (PAIJLI und HANDOVSKY; FREIJND und LUSTre u. a. m.) aus richtete O. WELTMANN sein Augenmerk auf das Verhalten der I-Iitzegerinnung des Eiweil3komplexes ,,Blutserum" und erschloB damit einen Weg, welcher Ausblicke auf klinisch-praktisch verwertbare M6glichkeiten bietet. Die t™ des EiweiBes in Siedehitze ist an das Vorhandensein eines gewissen Minimums von Elektrolyt gebunden; bei einem 5ofach mit destilliertem Wasser verdfinnten Blutserum erfolgt keine Hitzegerinnung mehr ; setzt man aber dem 5ofach mit Aqua dest. verdiinnten Blutserum hinreichend kleinste Mengen eines Neutralsalzes (Kochsalz, Calciumchlorid, Bariumchlorid) zu, dann koaguliert es wieder. Durch stufenweise Verringerung der Neutralsalz- zusatzmenge kann der Grenzwert ermittelt werden, bel welchem gerade noch eine Hitzekoagnlation zustande kommt, jenseits RIFT. IO. J A H R G A N G . Nr. 25 2o. JUNI 193I dessen aber die Hitzegerinnung bereits ausbleibt. Jener Grenz- wert, weleher die zum Zustandekommen der HHitzekoagulation eines 5ofach mit Aqua dest. verdiinnten ]31ntserums unerl~il3- lich notwendige kleinste Zusatzmenge eines Neutralsalzes angibt, stellt die Elektrolytschwelle der Eiweil3koagulation des betreffenden Elektrolyten dar. Zut ]3estimmung dieser ~lektrolytschwelle des Blutserums bedien™sich O. WELTMANN des Calciumchlorids in arithmeti- schen Reihenverdfinnungen (mit destilliertem Wasser) von o,I-, o, o9-, o, o8-, o, o7-, o,o6-, o, o5-, o,o45-, o, o4-, o,o35-, o,o3-, o, o2- und O,olproz. t(onzentration; 12 Eprouvetten werden mit je 5 ccm der einzelnen I™ dieser Verdfin- nungsserie beschickt, worau in jede ˜ o, I ccm des -- dnrch Zentrifugieren gewonnenen -- zu nntersuchenden frischen (!) 131utserums gegeben wird; nach 2--3maligem ausgiebigem, vorsichtigem Umschiitteln bringt man die 12 Eprouvetten in ein Gestell aus Zinkblech, das Itir 15 Minuten in ein dauernd im Siedezustand erhaltenes Wasserbad ge- taucht wird. Die Ablesung ist sehr einfach und deutlich, da nur die komplette Gerinnung sowie die inkomplette und die sofortige sedimentierte Flockung berficksichtigt wird, w~ihrend etwa beim Schiitteln erst sichtbare F15ckchen un- berficksichtigt bleiben. Die Hitzekoagulation des Blutserums gesunder lV[enschen erfolgt nach WXLTMANN regelm~iBig schon bei einem Zusatz von 5 ccm einer O,05proz. Catciumchloridkonzenty hSch- stens ausnahmsweise bereits bei einem Zusatz von 5 ccm einer o,o4proz. Calciumchloridkonzentration. Der Normalwey der Elektrolytschwelle kann demnach bel einer O,05--O, Odproz. Konzentration des Calciumchlorids (ffir ein 51 fach verdfinntes Blntserum) angenommen werden. Unter ~athologischen Verhiiltnissen kann diese Hitzekoagu- lation des Blutserums entweder erst bei Zusatz h6herer Calciumchloridkonzenty (Erh6hung der Elektrolyt- schwelle) oder schon bei Zusatz geringerer Calciumchlorid- konzentrationen (Erniedrigung der Elektrolytschwelle) oe treten, als dies normalerweise der Fall ist. WELTMANN rand eine Ny der Elektrolytschwelle, welche er als ,,Links- verschiebung des t™ bezeichnet, bel ent- z exsudativen Prozessen, und eine Erniedrigung der t~lelctrolytschwelle, die als ,,Rechtsverschiebung des t™ tionsbandes" vermerkt wird, bei Lebercirrhosen, bei Paren- chymerkrankungen der Leber, bei dekompensiert› Vitien and bei den fibr5sen Formen der Tuberkulose, also allgemein bel ]ibrOsen Prozessen sowie bei Parenchymschdidigungen der Leber. Von dem durch die Untersuchungen WELTMANNS zu- mindest eine groBe Wahrscheinlichkeit ffir sich beansp den Standpunkt, daB der Leber ein EinfluBnehmen auf das EiweiBgeffige des Blutserums zuzusprechen ist, wie es nus dem Phgnomen der Erniedrigung der Elektrolytschwelle fiir die ttitzegerinnung des SerumeiweiBes bel Parenchym- sch~idigungen der Leber erschlieBbar ist, suchte ich mich iiber das Verhalten der I-Iitzekoagutation des verdfinnten Blut- serums Kreislau]kranker zwecks Aufhellung etwaiger Be- ziehungen zwischen diesem und dem Grad der kardialen St auung mit ihren I™ hinsichtlich der Umgestaltung des t3aues wie der Funktion der Leber eingehender zu infor- mieren. Unter den 6oI™ deren Blutserum auf sein Hitzekoagulationsverhalten (einmal bzw. auch mehrere MMe) untersucht wurde, befanden sich 18 F~lle, bei welchen Insuffizienzerscheinungen nicht nachweisbar waren (2 F/~lle von Herzrhythmusst6rungen, 7 dauernde ttypertonien, I unkomplizierte Mesaortitis luetica und 8 rheu- matische Aorteninsuffizienzen), und 42 dekompensierte F~lle (I Septumdefekt, 9 NIitralvitien, I Mitral- und Tricuspidal- vitium, 4 kombinierte Mitral- und Aortenvitien, 6 rheumati- sche und 8 luetische AorteninsuIIizienzen, 6 dekompen- sierte Hypertonien und 7 !VIyokardsch~digungen). Von den 18Kranken ohne Insu]]izienzerscheinungen wiesen 2 eine Hitzekoagulation bis zum Zusatz einer o,o4proz. CaCI~-

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Page 1: Über die Elektrolytschwelle der Blutserumeiweiss-koagulation Kreislaufkranker

1172 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

Die Wirlcung des Sen]6les au/ die Haut ist aber entgegen allen bisherigen, eingangs genannten 2Literaturangaben weit geringer. Die Wirkung wird ]edoch deutlicher und intensiver, sobald das Sen]61 unter lu]tdichtem Abschlu]3 wirken kann und die Ausdunstungsm6glichkeit der Haut verhindert oder gehemmt wird. Aber auch dann kommt es nicht zu tiefer- greifender Sch/idigung. Auf diesem Prinzip beruht wohl anch haupts~chlich die hyper~misierende Wirkung der sog. Senf- packungen und Senfpapiere. Wir haben am Tiere (Kaninchen- ohr, Rattenrficken) daraufhin die Versuche mit nnserem Laboratoriumssenf61 in der Richtung erweitert, dag wir wie bei den Eigenversuchen das aufgetropite Senf61 durch Uhr- glas abdeckten und mit Leukoplast abschlossen. W~ihrend wir friiher bei der IRatte keine und beim Kaninchen nur ganz geringe Erscheinungen wahrgenommen hatten, t raten nun- mehr beim luftdichten AbschluB in allen F~illen R6tnng und geringe Schwellung nach kurzer Zeit auf und hielten sich auch mehrere Tage lang.

DaB das Senf61 in dieser Applikation auch noch bei grol3er Verdfinnung wirksam sein kann, beweist wohl die Tatsache der Wirkung von Senfpflastern und Senfpackungen, wo man im allgemeinen eine 2 proz. ]V[ischung anwendet. Eine n~ihere Erkl/irung hierffir geh~c fiber den Rahmen dieser Arbeit hinaus.

Wir stellen lediglich lest und berichtigen damit die bis- herigen anders lautenden Literaturangaben, daB Senf61, sogar unverdfinnt, nur eine sehr geringe rasch voriibergehende hyper~imisierende Wirkung anf der Haut ausl6st, wenn diese unbedeckt bleibt; daB dagegen st~irkere ttyper~imie, Schwel- lung und Schmerz hervorgerufen werden, wenn die Applika- tion unter luftdichtem AbschluB erfolgt und die Einwirkung in dieser Form liingere Zeit anMilt. Dadurch erkl~irt sich die Wirkung der Senfpapiere und SenIpackungen nicht etwa als reine Wirkung des Sen]61es, sondern als eine Kombination aus dem chemischen Agens und der Art der Paclcung.

L i t e r a t u r : z L~WlN, Toxikologie. Berlin I897, 196. -- e TAP- PEINER, Arzneimittellehre. Leipzig I912, 78. -- s POOLSSON, Phar- makologie. Leipzig 1925, 295. -- ~ t™ Arznei- verordnungslehre. Berlin 1929, 666. -- 5 ABDERHALDEN, ]3iochemi- sches Lexikon. Berlin 1912, 6o 4. -- s MITSCHERLICH, Preug. Medizinalztg x843, 2o 3. -- y ZENZE, Zbl. med. Wiss. I878, 433. -- s B~~JcE, Arch. f. exper. Path. 53, 424 (I9IO). -- ~ SPI~SS, Mfinch. med. Wschr. 53, 345 (I9O6). -- ~0 TAKENAGA, Pflfigers Arch. 2o 9, 131 (1925). -- ~t FL~JRY-ZANGGER, Lehrbuch der Toxikologie. Nerlin 1928, 212.

0BER DIE ELEKTROLYTSCHWELLE DER BLUT- SERUMEIWEISS-KOAGULATION

KREISLAUFKRANKER.

Vol t

Dr. FRANz KlSClL Wien und Marienbad. Aus der I. NIed. Universit~itsklinik Wien (Derz. Leiter: Prof. Dr. OTTO PORGES).

Von dem vielfach angegangenen Problem der Hitze- koagulation der EiweiBk6rper (PAIJLI und H A N D O V S K Y ;

FREIJND und LUSTre u. a. m.) aus richtete O. WELTMANN sein Augenmerk auf das Verhalten der I-Iitzegerinnung des Eiweil3komplexes , ,Blutserum" und erschloB damit einen Weg, welcher Ausblicke auf klinisch-praktisch verwertbare M6glichkeiten bietet.

Die t™ des EiweiBes in Siedehitze ist an das Vorhandensein eines gewissen Minimums von Elektrolyt gebunden; bei einem 5ofach mit destilliertem Wasser verdfinnten Blutserum erfolgt keine Hitzegerinnung mehr ; setzt man aber dem 5ofach mit Aqua dest. verdiinnten Blutserum hinreichend kleinste Mengen eines Neutralsalzes (Kochsalz, Calciumchlorid, Bariumchlorid) zu, dann koaguliert es wieder. Durch stufenweise Verringerung der Neutralsalz- zusatzmenge kann der Grenzwert ermit tel t werden, bel welchem gerade noch eine Hitzekoagnlation zustande kommt, jenseits

R I F T . IO. J A H R G A N G . Nr. 25 2o. JUNI 193I

dessen aber die Hitzegerinnung bereits ausbleibt. Jener Grenz- wert, weleher die zum Zustandekommen der HHitzekoagulation eines 5ofach mit Aqua dest. verdiinnten ]31ntserums unerl~il3- lich notwendige kleinste Zusatzmenge eines Neutralsalzes angibt, stellt die Elektrolytschwelle der Eiweil3koagulation des bet reffenden Elektrolyten dar.

Zut ]3estimmung dieser ~lektrolytschwelle des Blutserums bedien™ sich O. WELTMANN des Calciumchlorids in ari thmeti- schen Reihenverdfinnungen (mit destilliertem Wasser) von o,I-, o, o9-, o, o8-, o, o7-, o,o6-, o, o5-, o,o45-, o, o4-, o,o35-, o,o3-, o, o2- und O,olproz. t (onzentrat ion; 12 Eprouvet ten werden mit je 5 ccm der einzelnen I™ dieser Verdfin- nungsserie beschickt, worau�9 in jede ˜ o, I ccm des -- dnrch Zentrifugieren gewonnenen -- zu nntersuchenden frischen (!) 131utserums gegeben wird; nach 2--3maligem ausgiebigem, vorsichtigem Umschiitteln bringt man die 12 Eprouvet ten in ein Gestell aus Zinkblech, das Itir 15 Minuten in ein dauernd im Siedezustand erhaltenes Wasserbad ge- taucht wird. Die Ablesung ist sehr einfach und deutlich, da nur die komplette Gerinnung sowie die inkomplette und die sofortige sedimentierte Flockung berficksichtigt wird, w~ihrend etwa beim Schiitteln erst sichtbare F15ckchen un- berficksichtigt bleiben.

Die Hitzekoagulation des Blutserums gesunder lV[enschen erfolgt nach WXLTMANN regelm~iBig schon bei einem Zusatz von 5 ccm einer O,05proz. Catciumchloridkonzenty hSch- stens ausnahmsweise bereits bei einem Zusatz von 5 ccm einer o,o4proz. Calciumchloridkonzentration. Der Normalwey der Elektrolytschwelle kann demnach bel einer O,05--O, Odproz. Konzentration des Calciumchlorids (ffir ein 51 fach verdfinntes Blntserum) angenommen werden.

Unter ~athologischen Verhiiltnissen kann diese Hitzekoagu- lation des Blutserums entweder erst bei Zusatz h6herer Calciumchloridkonzenty (Erh6hung der Elektrolyt- schwelle) oder schon bei Zusatz geringerer Calciumchlorid- konzentrationen (Erniedrigung der Elektrolytschwelle) œ treten, als dies normalerweise der Fall ist. WELTMANN rand eine Ny der Elektrolytschwelle, welche er als ,,Links- verschiebung des t™ bezeichnet, bel ent- z�9 exsudativen Prozessen, und eine Erniedrigung der t~lelctrolytschwelle, die als , ,Rechtsverschiebung des t™ tionsbandes" vermerkt wird, bei Lebercirrhosen, bei Paren- chymerkrankungen der Leber, bei dekompensiert› Vitien and bei den fibr5sen Formen der Tuberkulose, also allgemein bel ]ibrOsen Prozessen sowie bei Parenchymschdidigungen der Leber.

Von dem durch die Untersuchungen WELTMANNS zu- mindest eine groBe Wahrscheinlichkeit ffir sich beansp�9 den Standpunkt, daB der Leber ein EinfluBnehmen auf das EiweiBgeffige des Blutserums zuzusprechen ist, wie es nus dem Phgnomen der Erniedrigung der Elektrolytschwelle fiir die t t i tzegerinnung des SerumeiweiBes bel Parenchym- sch~idigungen der Leber erschlieBbar ist, suchte ich mich iiber das Verhalten der I-Iitzekoagutation des verdfinnten Blut- serums Kreislau]kranker zwecks Aufhellung etwaiger Be- ziehungen zwischen diesem und dem Grad der kardialen St auung mit ihren I™ hinsichtlich der Umgestal tung des t3aues wie der Funktion der Leber eingehender zu infor- mieren.

Unter den 6oI™ deren Blutserum auf sein Hitzekoagulationsverhalten (einmal bzw. auch mehrere MMe) untersucht wurde, befanden sich 18 F~lle, bei welchen Insuffizienzerscheinungen nicht nachweisbar waren (2 F/~lle von Herzrhythmusst6rungen, 7 dauernde t typertonien, I unkomplizierte Mesaortitis luetica und 8 rheu- matische Aorteninsuffizienzen), und 42 dekompensierte F~lle (I Septumdefekt, 9 NIitralvitien, I Mitral- und Tricuspidal- vit ium, 4 kombinierte Mitral- und Aortenvitien, 6 rheumati- sche und 8 luetische AorteninsuIIizienzen, 6 dekompen- sierte Hypertonien und 7 !VIyokardsch~digungen). Von den 18Kranken ohne Insu]]izienzerscheinungen wiesen 2 eine Hitzekoagulation bis zum Zusatz einer o,o4proz. CaCI~-

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go. JUN] ~93: K L I N I S C H E V ~ r O C H E N S C H

I™ auf, 3 bis zum Zusatz einer o, o45proz. CaCI2- Konzentration und 13 bis zum Zusatz einer o,o5proz. CaC12- Konzentration. In 72,2 % der F/~lle lag demnach die Elektro- lytschwelle bel der o, o5pr0z. CaC12-Konzentration , also bei einem sieher normalen Wert, in I6,7% der F/ille bei der o, o45proz. CaCla-Konzentration und in ~~,~ % der F~lle bel der o~o4proz, CaCl~-Konzeatration, also bel der ~ui]ersten Rechtsgrenze der Notre. Von den 42 Kreislau]kranken mit Dekormpensationserscheinungen wiesen 4 eine Hitzekoagulation bis zunl Zusatz einer o, o45proz. CaCl~-Konzentration auI, 16 bis zum Zusatz einer o,o4proz. CaCl~-Konzentration, 5 bis zum Zusatz einer o, o35proz. CaCl,-Konzentration und 17 bis zum Zusatz einer o, o3proz. CaCl~-Konzentration. Somit Iag die Elek~rolytsehwelle hier in 9,5 % der F~lle bei der o, o45proz. CaCl,-Konzentration, also bei einem Normal- wert, in 38, 1% der F/ille bel der o, o4proz. CaCl~-Konzentration, also an der /iuBersten Rechtsgrenze der Norm, in II, 9 % der F/ille bei der o,o35proz. CaC1,-Konzentration, also bei einem sicher erniedrigten Wert, und in 4o,5% der F/ille bei der o,o3proz. CaCl~-t™ also bel einem erheblich erniedrigten ~rert. In Abb. I und 2 ist der Unterschied ira Koagulationsverhalten des Blutserums kompensierter und dekompensierter Kreislaufkranker dargestellt.

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Abb. I. DJe ˜ der His des Blutserumeiwei©

koml~ensierter Kreislaufl~ranker.

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Abb. 2, Die E]ektrolytschwelle der Hitzekoagulafioa des Blutserumeiwei~3es

d e k o m l ~ e n s i e r t e r Kreislaufkranker. '

In 23 von den ' insgesamt 42F/illen dekompensierten Kreislaufs lieB sich eine hutte, stark vergr6Berte Leber fest- stellen; von diesen 23 F~ill~n mit hochgracliger Stauungsleber zeigten 15 eine sieher erniedriffte Elektrolyty (65,2 %}, und zwar 13 eine Elektrolytschwelle bel o, o3proz. CaClg-Kon- zentration und 2 bel einer o, o35proz. CaC12-Konzen.tration ' w~hrend nur 8 F/ille (34,8 %) eine Elektrolytschwelle an der ~uBers™ Reehtsgrenze der Norm (d. i. bel o, o4proz. CaClz- Konzentration) aufwiesen; in keinem dieser F~lle lag die Elektrolytschwelle bel einer o, o45proz, oder gar bei einer 0,0 5 proz. CaCiz-Konzentrat~oa.

Durch Vergleichsuntersuchungen konnte sich WELTMANN davon fiberzeugen, daB die unter pathologischen Verh/iltnissen bestehenden J~mderungen der Elektrolytschwelle ffir die Ititze- gerinnung des Serumeiweil3es in keiner Beziehung zura GesamteiweiBgehalt des betreffenden Blutserums oder zu seinen EiweiBfraktiansverhi~ltnissen steht. Dus VerhaJten cter t™ des stark verdtinnten Blutserums in einer ab- gestuften Calciumchloridreihe stellt ein mit bekannten Er- scheinungen des Blutseruras bislang nielit in Beziehung zu bringendea Ph~nomen dur, welches in seinen Abweichungen von der Norm auf Anderungen des Eiweil3getfiges ira Blut- serum hindeutet.

Bel Kmislau/dekompensierten lg~l~t sich durchwegs d/e Tendenz zu einer Erniedrigung der Elektrolytschwelle frit die I-Iitzekoagulation des SerumeiweiBes, in 59,4 % aller Jr und in 65,2 % der F~lle mit sieher nachweisbarer, grofler Stau- ungsleber aber eine ausgesprochene Erniedrigung der Elelctrolyt- schwetle feststellen. In 5 FMlen von Kreislaufdekompensa™ mit hochgradiger Stauungsleber und ausgebreiteten Odemen, bei we~che~ ausnahms~os die ElekLrolytschweHe erheb~ich erniedrigt war (bel o, o3proz. CaCl~-Konzentration), wurde eine neuerliehe Bestimmung naeh einer -- erIolgreich -- dureh- ge/�9 kardialen-diuretieehen Therapie vorgenommen, wo- bei sich die Elelctrolytschwelle nach wie vor i~~ der gleichen

RIFT. Io, J A H R G A N G . Nr. 25 ii73

Weise e~niedrigt erwies. A[[em Anschein nach is% also die bei der chr0nischen Stauungsleber sieh einstellende Erniedri- gung der Elektrolytschwelle ftir die Hitzegerinnung des SerumeiweiBes eine nicht riickg~ngig zu machende Ver/inde- rung.

Aus den Untersuchungen von E. ZA~: erhel]t, daB bei chronischen Leberstauungen Herzkranker eine St6rung der normalen Beziehung zwischen der Leber und dem Quellungs- zustand der Gewebe platzgreift, wodurch die Wasserdepots der Haut aufgefiillt werden ; die Gewebe der Cutis selbst gewinnen an Wasserreichtum, w/ihrend die Oberfl/iche der Haut infolge der gesteigerten Avidit/it der Gewebe fiir Wasser und der dadurch bewirkten Drosselung des Abflusses nach auBen trockener wird (Verkfirzung der NaC1-QuaddeIdauer an der Haut bei Kreislaufkranken mit chronischer Stauungsleber). Es ist durchaus denkbar, dag die dureh die permanente Etablierung einer Stauungsleber vor sich gehende und allm~h- lich iortsehreitende fettige Degeneration und Atrophie der Zellen der Leberl~ppchen einen Funktionsaus]all bedingL der sich auch in der Richtung eines Einflul3nehmens auf dus Blutserum-EiweiBgeffige Geltung zu versehaffea verm6ehte, wie dies in der Erniedrigung der Elektrolytschwelle ftir die Hitzekoagulation des SerumeiweiBes zum Ausdruck kommt und damit die Stoffwechselvorg~nge zwischen Blut und Gewebe von der Norm abzudr/~ngen imstande w/ire, Auch die v o n OTTO PORGES U. a. in. gemachte t~eobachtung, daB die Verabreichung grSl3erer Lebermengen eine diuretische Wirkung hat, liel3e sich in dem Sinne deuten, daB die sa zugeffihrte Lebersubstanz ]enen Funktionsausfall der Leber, welcher sich in einer _~nderung des EiweiBgefiiges des Blut- serums und in einer damit m6glicherweise zusammenh/ingen- den St6rung des GewebsstofIwechsels geltend maeht, ge- wissermaBen spezifisch substituieren k6nnte.

Zusammen/assung: Aus der RegelmM3igkeit, mit welcher die dauernde Etablierung einer Stauungsleber bei der Kreis- laufdekompensation mit einer -- aus der ]~rniedrigung der Elektrolytschwelle ~tir die Hitzekoagulation des Serum- eiweiBes ersehliel3baren -- ~nderung des EiweiBgeffiges des Blutserums einhergeht, wird gefolgert, daB diese Umwandlung des SerumeiweiBgefiiges in kausalem Zusammenhang mit den dureh die permanente Stauung verursaehten Zellsch~di- gungen der Leber steht. Die aus dem organischen Umbau resultierende Funktionsst6rung der Leber dtirIte sich auch in einer das EiweiBgeItige des Blutserums alterierende~ EinfluBnahrae geltend machen. Die einmal etablierte Er- n edrigung der Elektrolytsehwelle ffir die Hitzekoagulation des SerumeiweiBes als Merkmal ffir sein geXndertes Geffige ist ein im ]~ild der kardialer~ Stauungsleber irreversibler Vor- gang.

L i t e r a t u r : W. PAUl.l, Klin. Wschr. I929, Nr 15. -- O. PORGES, W�9 Min. Wschr. x927, 164o. -- O. WEIy Med. Klin. I93o, Nr 7 -- Wien. klim Wschr, x93o , Nr 43. -- E. ZAK, Wien. klin. Wschr. 193m Nr 52.

U B E R S T R U M A CONGENITA PERMAGNA.

Bemerkun~en zu dem gleichnamigen Aufsatz von H. Sieben iu Jg. i93 I, S. 645 dieser Wochenschriff.

Von

Prof. FRANZ [-[AMBURGER.

Ich halte es fiir meine Pfliy ausdrficklich auf die geradezu ungeheure Gefahr der Jodbehaadlung beim t™ Neugeborener aufmerksam zu m.achen. Der Tod ist fast die unausbleibliche Folge selbst bei sehr kleiner Dosierung, Es kommt hSchstens eine ein- malige -- nicht etwa tg~glich e~nrna]ige, sondern nur eine einmalige Dosis von o,ox mg in Beoeacht. Die Erfahrung lehrt flbrigens, dag die meisten Neugeborenenkr6pfe von selbst zurackgehen. Noch- mMs: Fortlaufende Jodbehandiung kann -- auf Grund fiberein- stimmender t~rfahrungen vieler -- nur als ein schwerer Fehler be- zeichnet werden. Ich habe nicht -- wie es in der Mitteilung heiflt -- nach 5digiger Darreiehung Helheng, sondern den Tod gesehen. Es