Über die adjuvanswirkung von quarz und anderen stäuben beim kaninchen und bei der ratte

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I-I. ANTWEILER: I)ie Adjuvanswirkungyon Quarz und anderen Stguben 215 H. AI~TWE~ER (Homberg-l~drh.): ~ber die Adjuvanswirkung von Quarz und anderen Steuben beim I(aninchen und bei der Ratte In Tierversuchen konnte mehrfach nach Inhalation oder i. traeh. Injektion yon Quarzstaub die Entwicklung einer Tuberkulose in der Lunge verst~rk~ und besehlennigt werden. Ob die dureh den Quarz verursachten Gewebsver~nderungen andererseits dutch die Tuberkulose versti~rkt werden, ist noeh nmstritten. Als Ursaehe der tuberkulose- fSrdernden Wirkung des Quarzes wird auf lokale Faktoren in der Lunge hingewiesen. Wir fragten uns, ob die Wirkung yon Quarzstaub nieht Mlgemein den Charakter einer serologiseh nachweisbaren Adjuvanswirkung hat, wie sie yon bestimmten Stoffen bei Antigen-Antik6rperprozessen bekannt ist. Ferner interessierte, ob und inwieweit andere Si02-haltige oder SiO2- freie und praktiseh unsl6sliche Stiiube ebenfalls als Adjuvantien wirken und sehlieglieh, ob nieht allergische Prozesse ihrerseits die Entwicklung quarzbedingter Gewebsveriinderungen beeinflussen kSnnen. An Kaninchen und Meerschweinchen konnte bei Sensibilisierung mit Ovalbumin, mit Humanserum oder mit Human-y-Globulin durch gMch- zeitige, aber 5rtlich getrennt gegebene s.c. Injektion yon dreimal 100 mg Qnarz in Koehsalzl6sung eine wesentliehe Vermehrung und ein l~nger- dauerndes Auftreten der zirkulierenden AntikSrper mit mehreren Metho- den (Precipitation in Agar nach O~DIN und nach OUC~T~LO~Y, Quarz- agglutination naeh SCIIEEL nnd zwei weiteren Verfahren) naehgewiesen werden. Wurden die Antigene in etwa 100fach geringerer ])osis an die Oberflache der jeweils 100 mg Quarz adsorbiert und der so vorbereitete Quarz dann s.c. injiziert, so fielen die Antik6rperreaktionen noch bedeu- tend starker aus (ira Agglutinationstest um zwei bis vier Titerstufen hSher, bis zu 1:2048). Bei Quarzeinwirknng konnten noch 4 Woehen naeh dem schon wieder negativen Ausfall der l~eaktionen bei den staub- freien Kontrolltieren positive Antik6rpertests gefunden werden. Andere Staube gleicher Gr6genordnung (Rutil = Titandioxyd, Kohle) wirkten in der genannten Versuchsanordnung aueh als Adjuvantien, aber wesent- ]ich sehwi~eher als Quarz. Eine Antigenadsorption an die Oberflache dieser Teilehen lieB keine siehere Verstarkung der Ad]uvanswirkung erkennen. Aueh bei der mit Humanserum sensibilisierten Ratte war eine Adjuvanswirkung yon St&uben zu erkennen. Wir priiften den Einflug einer i.v. Injektion yon 10 mg Quarzstaub verschiedener Teilehengr5Ben (< 10/t, < 3 #, < 1 #) und damit versehiedener Oberflaehengr5Be, und yon Bergkristall in zwei KorngrSl3en (<2 it, ~0,2 #). Die Inspektion des Diinndarms als bevorzugtem geaktionsort der Anaphylaxie bei der Ratte ergab eine eindeutige Verstiirkung der kongestiven, h~morrhagi- sehen Ver&nderungen dureh die St/~ube und zwar nahm die Wirkung mit

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Page 1: Über die Adjuvanswirkung von Quarz und anderen Stäuben beim Kaninchen und bei der Ratte

I-I. ANTWEILER: I)ie Adjuvanswirkung yon Quarz und anderen Stguben 215

H. AI~TWE~ER (Homberg-l~drh.): ~ber die Adjuvanswirkung von Quarz und anderen Steuben beim I(aninchen und bei der Ratte

In Tierversuchen konnte mehrfach nach Inhalation oder i. traeh. Injektion yon Quarzstaub die Entwicklung einer Tuberkulose in der Lunge verst~rk~ und besehlennigt werden. Ob die dureh den Quarz verursachten Gewebsver~nderungen andererseits dutch die Tuberkulose versti~rkt werden, ist noeh nmstritten. Als Ursaehe der tuberkulose- fSrdernden Wirkung des Quarzes wird auf lokale Faktoren in der Lunge hingewiesen.

Wir fragten uns, ob die Wirkung yon Quarzstaub nieht Mlgemein den Charakter einer serologiseh nachweisbaren Adjuvanswirkung hat, wie sie yon bestimmten Stoffen bei Antigen-Antik6rperprozessen bekannt ist. Ferner interessierte, ob und inwieweit andere Si02-haltige oder SiO 2- freie und praktiseh unsl6sliche Stiiube ebenfalls als Adjuvantien wirken und sehlieglieh, ob nieht allergische Prozesse ihrerseits die Entwicklung quarzbedingter Gewebsveriinderungen beeinflussen kSnnen.

An Kaninchen und Meerschweinchen konnte bei Sensibilisierung mit Ovalbumin, mit Humanserum oder mit Human-y-Globulin durch gMch- zeitige, aber 5rtlich getrennt gegebene s.c. Injektion yon dreimal 100 mg Qnarz in Koehsalzl6sung eine wesentliehe Vermehrung und ein l~nger- dauerndes Auftreten der zirkulierenden AntikSrper mit mehreren Metho- den (Precipitation in Agar nach O~DIN und nach OUC~T~LO~Y, Quarz- agglutination naeh SCIIEEL nnd zwei weiteren Verfahren) naehgewiesen werden. Wurden die Antigene in etwa 100fach geringerer ])osis an die Oberflache der jeweils 100 mg Quarz adsorbiert und der so vorbereitete Quarz dann s.c. injiziert, so fielen die Antik6rperreaktionen noch bedeu- tend starker aus (ira Agglutinationstest um zwei bis vier Titerstufen hSher, bis zu 1:2048). Bei Quarzeinwirknng konnten noch 4 Woehen naeh dem schon wieder negativen Ausfall der l~eaktionen bei den staub- freien Kontrolltieren positive Antik6rpertests gefunden werden. Andere Staube gleicher Gr6genordnung (Rutil = Titandioxyd, Kohle) wirkten in der genannten Versuchsanordnung aueh als Adjuvantien, aber wesent- ]ich sehwi~eher als Quarz. Eine Antigenadsorption an die Oberflache dieser Teilehen lieB keine siehere Verstarkung der Ad]uvanswirkung erkennen.

Aueh bei der mit Humanserum sensibilisierten Ratte war eine Adjuvanswirkung yon St&uben zu erkennen. Wir priiften den Einflug einer i.v. Injektion yon 10 mg Quarzstaub verschiedener Teilehengr5Ben (< 10/t, < 3 #, < 1 #) und damit versehiedener Oberflaehengr5Be, und yon Bergkristall in zwei KorngrSl3en (<2 it, ~0,2 #). Die Inspektion des Diinndarms als bevorzugtem geaktionsort der Anaphylaxie bei der Ratte ergab eine eindeutige Verstiirkung der kongestiven, h~morrhagi- sehen Ver&nderungen dureh die St/~ube und zwar nahm die Wirkung mit

Page 2: Über die Adjuvanswirkung von Quarz und anderen Stäuben beim Kaninchen und bei der Ratte

216 C.-J. EsTL~:

abfallender TeilehengrSBe nnd ansteigender Oberfl/~ehe zu. Eine Ver- st/~rkung yon Lnngenver/inderungen nach i. traeh. Quarzinjektion bei der Ratte dutch gleiehzeitige s.c. Injektion versehiedener St/iube, abget6teter ]3akterien oder yon homologen Organhomogenaten konnte bisher nicht mit Sicherheit festgestellt werden.

Die yon uns beobachtete Adjuvanswirkung der St/tube nnterseheidet sieh insofern yon der aus der Immunologie sonst bekannten Adsorptions- wirkung, dal] sie aueh dann zustande kommt, wenn das Adjuvans getrennt vom Antigen, also ohne Adsorption, beigebraeht wird. Die ffir die Adsorbatwirkung gebr/iuehliche Erkl/~rung einer verzSgerten und 1/~nger anhaltenden Abspaltnng und Resorption des Antigens oder aber einer besser wirksamen Phagocytose gegeniiber einer sonst sehw/ieheren Diffusion oder Pinocytose des Antigens kommt hierbei nieht in Frage. MSglicherweise bewirken der Quarz und in geringerem MaBe aueh andere St/~ube eine Stimulation des I~ES, die ihrerseits dann eine verst~rkte Antik6rperbildung verursaeht. Welehe Rolle dabei vielleieht eine dutch den Staub vergnderte Phagoeytosefghigkeit yon Gewebsmakrophagen spielt, ist noch nicht geklart.

C.-J. ESTL~l~ (ErIangen) : Die Ver~inderungen des Adeninnueleotid-, Kreatinphosphat-, Glykogen- und Milehs~iuregehaI~s some der Coenzym- A-Aktivit~it des Gehirns wei~er M~iuse im Yerlauf der nicht letalen Kaliumeyanidvergiftung

In Fortffihrung frfiherer Versuehe fiber den Gehirnstoffwechsel unter dem Einitng yon Kaliumeyanid wurde das Verhalten des ATP-, AI)P-, Kreatinphosphat-, Glykogen- und Milchsauregehalts sowie der Coenzym- A-Aktivitiit des Gehirns im Verlauf einer dutch i.v. gegebenes Kalium- cyanid hervorgerufenen, nicht letalen Vergiftung untersucht.

Weii~e M~use erhielten innerhalb 10 sec i.v. 1,75 mg/kg I~CN. 1/2, 1, 2, 5 und 10 rain nach Beginn der Injektion wurden die Tiere durch Ein- tauehen in fliissigen Sauerstoff get6tet und im Gehirn die oben genannten Verbindungen bestimmt. Die Methodik entsprach der in frfiheren Ver- suchen benutzten: papierchromatographische Vorreinignng yon ATP und AI)P und anschlieBende Bestimmung mit Itilfe yon optisehen Ferment- tests, Bestimmung des I(reatinphosphats nach T H o ~ u. Mitarb., des Coenzym A nach I(APLAN U. L ~ M ~ , in der Modifikation yon LYdiaN u. Mitarb., des Glykogens nach K ~ i r m Ki~s VAN I tEIJN~EN und der 1Yiilchsiiure mit einem optischen Fermenttest.

Wenige Sekunden nach Beendigung der Injektion setzten bei den Tierenheftige Kri~mpfe ein, die sich im Verlauf der ersten Minute stei- gerten. Die Atmung wurde unregelm~I~ig, bei einem Teil der Tiere trat ein