tragfÄhigkeit der Öffentlichen finanzen · kh 2017-20282017 2028 % des bip höchst-stand 2023...
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1. EINLEITUNG
Die Tragfähigkeit der öffentlichen
Finanzen, auch fiskalische Tragfähigkeit genannt, bezeichnet die
Fähigkeit eines Staates, seine laufenden Ausgaben sowie
steuerpolitische und andere damit
verbundene Maßnahmen langfristig aufrechtzuerhalten, ohne seine Solvenz
oder seine Fähigkeit zu gefährden, bestehenden Verpflichtungen oder
versprochenen Ausgaben nachkommen zu können.
Die jüngste Krise hat gezeigt, von welch entscheidender Bedeutung die fiskalische
Tragfähigkeit ist. Dennoch ist die fiskalische Tragfähigkeit nicht nur in
außergewöhnlichen Situationen von Belang. Ihr kommt vielmehr auch eine
entscheidende Bedeutung zu, wenn es um die gerechte Lastenverteilung
zwischen den Generationen geht, und ihr
liegen Grundsätze zugrunde, die für alle Zeiten und für alle Staaten unabhängig
von deren aktuellem Schuldenstand gültig sind. Die Staatsverschuldung in
Grenzen zu halten und dennoch weiterhin bei Bedarf Schuldtitel
herausgeben zu können, ist für das reibungslose Funktionieren der
Wirtschaft unverzichtbar. Die
Mitgliedstaaten müssen in der Lage sein, sich unvorhergesehenen Umständen, die
nicht in der Kontrolle der Regierungen liegen (wie beispielsweise starke
Konjunkturschwankungen oder Wirtschaftskrisen) anzupassen. Eine
begrenzte Kapazität, Steuereinnahmen aus der Wirtschaft zu ziehen,
wirtschaftspolitische Aspekte, die eine
Konsolidierung erschweren, sowie
konkrete Anhaltspunkte dafür, dass Strukturreformen in Ländern mit einer
soliden fiskalischen Ausgangssituation erfolgreicher sind, stellen ebenfalls
Gründe dar, entsprechende Vorkehrungenpeppisa zu treffen.1
Vor diesem Hintergrund haben sich die seit 2008 in der EU zu verzeichnende
Verschlechterung der Haushaltslagen sowie der Anstieg der
Staatsverschuldungen, einhergehend mit den durch die Alterung der Bevölkerung
entstehenden Haushaltszwängen, gegenseitig verschärft und somit
bewirkt, dass die fiskalische
Tragfähigkeit zu einer akuten politischen Herausforderung geworden ist. Seit 2014
ist bei der Staatsschuldenquote auf EU-Ebene insgesamt zwar eine rückläufige
Tendenz festzustellen, doch leiden mehrere EU-Länder infolge der Krise
weiterhin unter der Last eines hohen Schuldenstands.
Eine Analyse der voraussichtlichen Entwicklungen bei der
Staatsverschuldung und der Risiken für
1 Obstfeld, M. (2013), „On Keeping Your Powder Dry: Fiscal Foundations of Financial and Price Stability“, IMES institute for monetary and economic studies, Bank of
Japan, Discussion Paper No. 2013-E-8, Fournier. M, und Fall (2015), „Government Debt and Fiscal Frameworks“, OECD Working
Paper, ECO/CPE/WP1(2015)7/ANN2; Eyraud, L und Wu, T (2015), „Playing by the Rules: Reforming Fiscal Governance in Europe“, IMF
Working Paper WP/15/67.
EUROPÄISCHES SEMESTER – THEMENBLATT
TRAGFÄHIGKEIT DER ÖFFENTLICHEN FINANZEN
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die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen ist daher für die Euro-Länder
wie auch für die EU insgesamt
unverzichtbar, wenn diese geeignete politische Reaktionen erarbeiten wollen,
um gegebenenfalls die Solvenz ihrer Haushalte zu stärken. Die jüngsten
Entwicklungen – und hier insbesondere die Staatsschuldenkrise, die einigen EU-
Ländern den Zugang zu den Märkten erschwert hat – haben deutlich gemacht,
dass die Herausforderungen in Bezug auf die Tragfähigkeit der öffentlichen
Finanzen nicht nur langfristiger Natur
sind. Dabei ist ein rechtzeitiger Neuaufbau der finanzpolitischen
Spielräume unverzichtbar, um in der Lage zu sein, erneute Erschütterungen –
nicht zuletzt durch eine absehbare Erhöhung der Zinssätze – auffangen zu
können.
Im Euro-Währungsgebiet und in der EU
insgesamt ist weiterhin eine Verbesserung der Aussichten für die
öffentlichen Finanzen2 bei einem prognostizierten Rückgang der
Schuldenquote3 auf 1,1 % im Euro-Währungsgebiet bzw. auf 1,2 % in der
EU im Jahr 2017 festzustellen; darüber
hinaus wird mit einer Fortsetzung dieses Trends gerechnet, wodurch die
Schuldenquote 2019 auf 0,8 % im Euro-Währungsgebiet bzw. 0,9 % in der EU
sinken könnte4. Aufgrund der geringeren Defizite und positiver Schneeball-Effekte
ist bei der Schuldenquote im Euro-Währungsgebiet und in der EU seit 2014
eine rückläufige Tendenz festzustellen.
Es wird erwartet, dass sie 2017 89,3 % im Euro-Währungsgebiet bzw. 83,5 % in
der EU erreicht und in der Folge weiter auf 85,2 % bzw. 79,8 % im Jahr 2019
sinken wird. Die so verbesserten Aussichten für einen Abbau der
Verschuldung des öffentlichen Sektors werden durch ein nominales Wachstum
2 Europäische Kommission (2017) EU-Wirtschaftsprognose – Herbst 2017. 3 Dies entspricht dem Saldo der
Gesamthaushalte. 4 Für weitere Informationen über die Haushaltslage des Euro-Währungsgebiets und
der EU siehe: Europäische Kommission (2016), EU-Jahreswachstumsbericht 2017.
des BIP und historisch niedrige Zinssätze weiter verstärkt. Allerdings sind in den
EU-Ländern auch große Unterschiede bei
der derzeitigen und künftigen Wirtschafts- und Haushaltslage
festzustellen. Daher muss auch die Wahl der geeigneten Kombination der
politischen Maßnahmen, die zur Gewährleistung der Tragfähigkeit der
öffentlichen Finanzen erforderlich sind, in Abhängigkeit von den
Herausforderungen, denen die einzelnen Länder5 gegenüberstehen, von Fall zu
Fall getroffen werden.
Und schließlich ist die Tragfähigkeit der
öffentlichen Finanzen in der EU eng mit den in den Verträgen verankerten
Grundsätzen sowie mit dem Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP) und dem
Prozess der multilateralen Überwachung
verbunden, der über das Europäische Semester als Teil eines Gesamtrahmens
realisiert wird, in dem die Kommission zusammen mit den Mitgliedstaaten tätig
ist.
Der übrige Teil dieses Themenblatts ist
wie folgt gegliedert: Abschnitt 2 beschreibt die Herausforderungen, die
mit der Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen verbunden sind; Abschnitt 3
beleuchtet die Möglichkeiten der politischen Handhabe; Abschnitt 4
untersucht den derzeitigen Stand der politischen Maßnahmen.
5 In diesem Themenblatt bleibt
Griechenland als ein Land, das ein Anpassungsprogramm durchläuft, unberücksichtigt. Die makroökonomischen und haushaltspolitischen Aussichten für
„Programm“-Länder werden häufiger bewertet, als dies bei den anderen Mitgliedstaaten der Fall ist. Der Zeitraum, auf
den sich die Prognosen für solche Länder erstrecken, unterscheidet sich ebenfalls von dem der anderen Mitgliedstaaten und legt
eine vollständige Umsetzung des Anpassungsprogramms zugrunde.
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2. HERAUSFORDERUNGEN
Bei der Bewertung der fiskalischen
Tragfähigkeit ist dem aktuellen und dem prognostizierten Niveau der
ausstehenden Staatsschulden gebührend Rechnung zu tragen. Hochverschuldete
Länder sind anfälliger gegenüber Konjunkturabschwüngen und
Zinsschocks. Ohne einen hinreichend kräftigen Primärüberschuss, der unter
Umständen auf Dauer nur schwer zu
bewahren ist, könnte die Staatsverschuldung – selbst ohne das
Phänomen einer alternden Bevölkerung – nicht tragfähig sein. Hohe ausstehende
Staatsschulden können die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen daher
unabhängig von langfristigen alterungsbedingten Ausgaben gefährden.
2017 verzeichnete mehr als die Hälfte der EU-Länder eine Staatsschuldenquote,
die über dem im Vertrag festgelegten
Schwellenwert von 60 % lag. Würden die Länder jedoch die finanzpolitischen
Regeln des Stabilitäts- und Währungspakts (SWP), d. h. das SWP-
Szenario, in vollem Umfang einhalten, wäre für das Jahr 2028 grundsätzlich in
allen Ländern mit einer niedrigeren Schuldenquote zu rechnen, als dies bei
unveränderter Fiskalpolitik der Fall wäre (Abbildung 1). Darüber hinaus wäre –
unter der Annahme einer vollständigen
Einhaltung der fiskalischen Regeln des SWP – bis 2028 in keinem Mitgliedstaat
ein Anstieg der Staatsschuldenquote zu verzeichnen.
Abbildung 1 – Prognosen zur Bruttostaatsverschuldung nach dem SWP-Szenario im Vergleich zum Basisszenario „Unveränderte Fiskalpolitik“ (in % des BIP)
SWP-Szenario
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EE LU BG SE CZ LV DK MT SK LT DE NL PL SI IE FI AT HU EU28 EA UK CY HR ES BE PT IT FR RO
KH 2017-2028 2017 2028
% des BIP
Höchst-stand2023
Höchststand2017
Höchst-stand2018
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Basisszenario „Unveränderte Fiskalpolitik“
Quelle: Kommissionsdienststellen
Anmerkungen: Die Zahlen beruhen auf der von der Kommission erstellten Herbst-Prognose 2017. Prognosen zu
der nach den verschiedenen Szenarien zu erwartenden Bruttoverschuldung sind in der Bewertung der
Stabilitätsprogramme der einzelnen Länder durch die Kommission enthalten, die abrufbar sind unter
http://ec.europa.eu/economy_finance/economic_governance/sgp/convergence/index_en.htm.
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BG LU SE DK CZ MT LV SK NL DE IE AT SI CY HU EU28 HR EA UK BE ES PT IT EE LT PL FI RO FR
KH 2017-2028 2017 2028
% des BIP
Höchststand2028
Höchststand2017
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Der multidimensionale Ansatz der Europäischen Kommission zur Bewertung
der fiskalischen Tragfähigkeit kombiniert
die längerfristigen mit den eher unmittelbaren Herausforderungen und
Risiken; sowohl die Langfrist- als auch die Kurzfrist-Analyse werden durch
geeignete Indikatoren untermauert, die Aufschluss über das Ausmaß und den
Umfang der Risiken für die Tragfähigkeit geben können, und zwar6:
Kurzfristige fiskalische Herausforderungen werden anhand
des S0-Indikators analysiert: Mit Hilfe einer gewichteten Kombination
aus Fiskal-, Finanz- und makroökonomischen
Wettbewerbsfähigkeitsindikatoren nutzt der S0-Indikator das
Signalisierungsvermögen seiner
Komponenten7, um fiskalischen
6 Die unten angeführten Indikatoren werden
ihren technischen Einzelheiten detaillierter im neuesten „Debt Sustainability Monitor“ und im „Fiscal Sustainability Report“ der
Europäischen Kommission erläutert, siehe:
Europäische Kommission (2017), „Debt Sustainability Monitor 2016“, Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen (GD
ECFIN), European Economy, Institutional Paper 063, 2017, https://ec.europa.eu/info/publications/econo
my-finance/debt-sustainability-monitor-2016_en und Europäische Kommission (2016), „Fiscal Sustainability Report 2015“,
GD ECFIN, European Economy, Institutional Paper 018/2016, http://ec.europa.eu/economy_finance/publications/eeip/pdf/ip018_en.pdf. 7 In dem zusammengesetzten Indikator S0 ist eine ganze Reihe wirtschaftlicher Variablen gewichtet. Bei diesen Variablen handelt es
sich um: Fiskalindikatoren: Haushaltssaldo, Primärsaldo, konjunkturbereinigter Haushaltssaldo, stabilisierender Primärsaldo,
Bruttostaatsverschuldung (Schuldenstand und Veränderung), kurzfristige Staatsverschuldung, Nettostaatsverschuldung,
Bruttofinanzierungsbedarf, Veränderung bei den Staatsausgaben, Veränderung bei den Konsumausgaben des Staates (alle in % des
BIP) plus Zins-Wachstums-Differenzial. Finanz- und makroökonomische Wettbewerbsindikatoren: Auslandsvermögen,
Nettosparaufkommen der Haushalte, Schuldenstand des privaten Sektors,
Stress zu identifizieren und innerhalb einer Einjahresfrist frühe
Warnhinweise in Bezug auf
bestehende Risiken zu geben.
Mittelfristige fiskalische Herausforderungen werden anhand
des S1-Indikators8 gemessen: der Indikator für die mittelfristige
Tragfähigkeitslücke (S1) zeigt auf, welche fiskalischen Anstrengungen
vorab erforderlich sind, um die
Schuldenquote bis 2032 auf 60 % des BIP zu senken, wobei auch die
Finanzierung aller zusätzlichen Ausgaben, wie z. B. für
alterungsbedingte Kosten, berücksichtigt ist.9, 10.
Kreditströme des privaten Sektors,
kurzfristige Verschuldung nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften, kurzfristige Verschuldung der Haushalte, gleitender
Dreijahres-Durchschnitt der Leistungsbilanz (alle in % des BIP), Bausektor (in % der Wertschöpfung), realer effektiver
Wechselkurs gegenüber 35 Handelspartnern
auf der Basis des Deflators der Exporte (% der Veränderung über drei Jahre), nominale Lohnstückkosten (% der Veränderung über
drei Jahre), Renditestrukturkurve, reales BIP-Wachstum und pro-Kopf-BIP in Kaufkraftparitäten (KKP) in % des US-
Niveaus. 8 Die Bewertung der mittelfristigen fiskalischen Herausforderungen stützt sich
ebenfalls auf die „Debt Sustainability Analysis" der Europäischen Kommission (siehe den Bericht „Fiscal Sustainability Report 2015“, Fußnote 6). 9 Diese Konsolidierungsanstrengung wird anhand der Verbesserung des strukturellen Primärsaldos gemessen, der sich über fünf
Jahre nach der Prognose kumuliert hat und dann ein Jahrzehnt aufrechterhalten werden muss. Der Primärsaldo ist die Haushaltsbilanz
eines Landes ohne Berücksichtigung des Schuldendienstes für bestehende Kredite, bereinigt um zufällige Dynamiken wie konjunkturelle Effekte, einmalige und
sonstige befristete Maßnahmen. 10 Zu den jüngsten Schätzungen der mit der Alterung der Bevölkerung verbunden
Haushaltsausgaben siehe: Europäische Kommission (2015), „The 2015 Ageing Report. Economic and budgetary projections
for the EU 28 Member States (2013-2060)“, GD ECFIN, European Economy, 3/2015.
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Langfristige fiskalische Herausforderungen werden anhand
des S2-Indikators bewertet: Dieser
Indikator für die langfristige Tragfähigkeitslücke zeigt auf, welche
Haushaltsanpassungen vorab und dauerhaft erforderlich sind, um die
Verschuldungsquote auf unbegrenzte Zeit zu stabilisieren, wobei die
alterungsbedingten Kosten berücksichtigt sind.11
Diese Reihe von Indikatoren wird von der Kommission für ihre Bewertung der
Haushaltspläne der EU-Länder im Rahmen des Stabilitäts- und
Wachstumspakts herangezogen.12 Mit ihrer Hilfe kann bewertet werden, in
welchem Maße aktuell oder in der Zukunft eine Notwendigkeit für
umfassende politische Anpassungen
besteht und welcher Art die erforderlichen Anpassungen sind
(fiskalische oder strukturelle Anpassungen oder eine Kombination aus
beiden). Dabei muss analysiert werden, wie die Herausforderungen in Bezug auf
die Tragfähigkeit mittel- bis langfristig angegangen werden sollten. Diese
Analyse erfolgt in zwei Schritten:
Ermittlung, inwieweit signifikante
Herausforderungen in Bezug auf die fiskalische Tragfähigkeit bestehen;
Feststellung, welcher Art die bestehenden Herausforderungen
sind, mit dem Ziel, geeignete
politische Maßnahmen zur Bewältigung der Situation erarbeiten
zu können. Dies geschieht durch eine Betrachtung des derzeitigen und
künftigen relativen Defizit- und
11 Die vom S2-Indikator angezeigte
Anpassung kann zur Folge haben, dass sich die Verschuldung auf relativ hohem Niveau stabilisiert. Daher muss die Anpassung bei hoch verschuldeten Ländern mit Blick auf die
SWP-Anforderungen umsichtig erfolgen. 12 Siehe die Bewertung der Stabilitäts- oder Konvergenzprogramme der Europäischen
Kommission, GD ECFIN, Arbeitsunterlagen der Kommissionsdienststellen, abrufbar unter
http://ec.europa.eu/economy_finance/economic_governance/sgp/convergence/index_en.htm.
Schuldenstands sowie des künftigen alterungsbedingten Ausgabendrucks
in der EU (insbesondere für Renten,
Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege).13
Die Tragfähigkeit der öffentlichen
Finanzen wird für jeden Zeitraum einzeln und nicht automatisch bewertet, wobei
zusätzliche (auch länderspezifische) Faktoren und Bedingungen
berücksichtigt werden.
2.1. Kurzfristige fiskalische
Herausforderungen (S0-Indikator)
S0-Indikatorwerte, die oberhalb des
Schwellenwerts liegen, deuten auf potenzielle kurzfristige Risiken für die
fiskalische Tragfähigkeit hin. Eine präzisere Ermittlung der
länderspezifischen fiskalischen Kurzfrist-Risiken wird durch die Analyse der
einzelnen Variablen und ihrer Werte im Verhältnis zu dem jeweiligen
Schwellenwert ermöglicht. Länder, in
denen der Wert des Gesamtindikators im Jahr 2017 über dem Schwellwert (0,46)
liegt, laufen Gefahr, im darauf folgenden Jahr in eine fiskalische Stresssituation zu
geraten (Abbildung 2).
2.2. Mittelfristige fiskalische
Herausforderungen (S1-Indikator)
In Bezug auf die mittelfristigen Herausforderungen wird untersucht,
welche stetigen fiskalischen Anpassungen in den fünf Jahren, die sich
an den durch die Prognose erfassten
Zeitraum (2019) anschließen, erforderlich sind, um die im Vertrag
festgeschriebene Obergrenze für die Verschuldungsquote von 60 % in
fünfzehn Jahren (bis 2032) zu
13 Siehe: Europäische Kommission (2014), „Identifying fiscal sustainability challenges in the areas of pension, healthcare and long-
term care policies“ European Economy, Occasional Papers No 201|2014.
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erreichen.14 Die Schwellenwerte für den S1-Indikator sind 0 bzw. 2,5, was
bedeutet, dass ein Wert zwischen diesen
beiden Zahlen ein mittelhohes Risiko darstellt. Liegt der S1-Indikator unter 0
oder über 2,5, bedeutet dies ein geringes bzw. hohes Risiko. Abbildung 3 zeigt den
S1-Indikator vor dem Szenario „Unveränderte Politik“, wobei die
Haushaltslage 2019 (dem letzten Jahr, das in der Herbstprognose 2017 der
Europäischen Kommission berücksichtigt ist) als Ausgangspunkt zugrunde gelegt
wird.
2.3. Langfristige fiskalische
Herausforderungen (S2-Indikator)
Der Tragfähigkeitsindikator S2
quantifiziert das Ausmaß der derzeitigen und künftigen Haushaltsungleichgewichte
und somit den Druck auf die öffentlichen Finanzen. Je höher die Werte des
Tragfähigkeitsindikators S2 sind, desto größer ist das Risiko für die Tragfähigkeit
der öffentlichen Finanzen und folglich auch der erforderliche Bedarf für
fiskalische Anpassungen. Liegt der S2-
Indikator über 6, zeigt dieser ein hohes Risiko an; liegt er unter 2, ist das Risiko
gering. Rückblickend lassen sich mehrere Beispiele für Zeiten erkennen, in denen
es eine dauerhafte Verbesserung der Haushaltslage (Primärsaldo) von bis zu
zwei Prozentpunkten des BIP gab. Allerdings gab es nur sehr wenige
Zeiten, in denen dauerhafte
Verbesserungen von sechs Prozentpunkten oder mehr zu
verzeichnen waren. In Fällen, in denen hohe alterungsbedingte Kosten eine
große Tragfähigkeitslücke verursachen, sind Strukturreformen, die den
langfristigen Trend bei den alterungsbedingten Ausgaben bremsen,
ein notwendiger Teil des politischen
Anpassungsprozesses.
14 Die fiskalische Tragfähigkeitslücke wird
durch den Indikator S1 (%60
20321S), erfasst,
wobei der Endpunkt auf 60 % des BIP
festgesetzt wurde, der in 15 Jahren (bis 2032) erreicht sein muss.
Die Ergebnisse für den Tragfähigkeitsindikator S2 oder die
Tragfähigkeitslücke lassen sich in zwei
Teile gliedern:
Die ursprüngliche Haushaltslage (Höhe des Schuldenstands und
ursprünglicher struktureller Primärsaldo): In Anbetracht der Höhe
ihres Schuldenstands und ihres langfristigen Wachstumspotenzials
verzeichnen einige EU-Länder zurzeit
ein zu großes Defizit, das selbst ohne Berücksichtigung der Auswirkungen
der Bevölkerungsalterung eine Explosion bei der Verschuldung
bedeuten würde. Die „alterungsbedingten Kosten“,
d. h. die absehbare Änderung bei den langfristigen alterungsbedingten
Ausgaben. Auch hier sind zwischen
den EU-Ländern große Unterschiede festzustellen: Einige Länder sehen
sich mit einem sehr viel größeren Anstieg bei den Ausgaben
konfrontiert als andere, was im Wesentlichen auf die demografische
Struktur und die Merkmale des jeweiligen Rentensystems, aber auch
auf andere Ausgabenkategorien wie
Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege zurückzuführen ist.
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Abbildung 2 – Der S0-Indikator, aufgeschlüsselt in seine beiden Teilindizes:
Fiskalindikator und Finanz-/Wettbewerbsfähigkeitsindikator
Quelle: Kommissionsdienststellen.
Anmerkung: Die Daten beruhen auf der von der Kommission erstellten Herbstprognose 2017.
Abbildung 3 – Der S1-Indikator und seine Komponenten (in Prozent des BIP)
Quelle: Kommissionsdienststellen.
Anmerkung: Die Daten beruhen auf der von der Kommission erstellten Herbstprognose 2017. AS steht für die
Anforderungen in Bezug auf den Schuldenstand; aK steht für alterungsbedingte Kosten, aufgeschlüsselt nach
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0
2
4
6
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AS aK - Sonstige aK - LZPf aK - GV aK - Renten uHL S1
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den Kosten für Langzeitpflege (LZPf), Gesundheitsversorgung (GV), Renten und andere Kosten; uHL steht für
die ursprüngliche Haushaltslage.
Abbildung 4 zeigt die ursprüngliche Haushaltslage (uHL) auf der horizontalen
Achse und die Langzeitkomponente
(bzw. die alterungsbedingten Kosten) auf der vertikalen Achse. Ein Land, das auf
der linken Seite abgebildet ist, weist eine günstige ursprüngliche Haushaltslage
auf; liegt der Wert unter null, bedeutet das, dass die Tragfähigkeit der
öffentlichen Finanzen durch die Haushaltslage begünstigt wird. Je näher
ein Land in Richtung Boden der Achse
positioniert ist, desto geringer sind seine langfristigen alterungsbedingten Kosten.
Länder im oberen Bereich können die
Tragfähigkeit ihrer öffentlichen Finanzen verbessern, indem sie den projizierten
Anstieg der alterungsbedingten
Ausgaben bremsen, beispielsweise durch Rentenreformen. Länder auf der rechten
Seite können die Situation in Bezug auf die Tragfähigkeit ihrer öffentlichen
Finanzen verbessern, indem sie ihre öffentlichen Finanzen konsolidieren. Je
näher ein Land in der oberen rechten
Ecke positioniert ist, desto größer ist seine Tragfähigkeitslücke. Die diagonalen
Linien verdeutlichen die Größe der
Tragfähigkeitslücke. So weist die EU als Ganze eine Tragfähigkeitslücke von
1,5 % des BIP auf.
Abbildung 5 stellt die Komponenten der alterungsbedingten Kosten detaillierter
dar. Für die EU als Ganze spielt der
Beitrag der Ausgaben für Gesundheitsversorgung und
Langzeitpflege eine große Rolle, während die Ausgaben für Rentenzahlungen eher
vernachlässigbar scheinen. Allerdings sind zwischen den einzelnen Ländern
große Unterschiede festzustellen. In einigen Ländern wird die Tragfähigkeit
der öffentlichen Finanzen durch die
Entwicklung bei den Rentenausgaben beeinträchtigt; in anderen Ländern ist
die fiskalische Tragfähigkeit zumeist durch die Ausgabenentwicklungen in den
Bereichen Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege gefährdet.
Abbildung 4 – Aufschlüsselung der S2-Tragfähigkeitslücke
Quelle: Kommissionsdienststellen.
Anmerkung: Die Daten beruhen auf der von der Kommission erstellten Herbstprognose 2017.
BEBG
CZ
DK
DE
EE
IE
ES
FR
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CY
LV
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Günstige langfristige
ProjektionenGünstige fiskalische Ausgangslage Ungünstige fiskalische Ausgangslage
Keine Tragfähigkeitslücke
(S2<0)
Tragfähigkeitslücke
(S2>0)
aK (% des BIP)
IBP (% of GDP)
Ungünstige langfristige
Projektionen
S2=0
S2=12S2=10S2=8S2=6S2=4
S2=2
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Abbildung 5 – Der S2-Indikator und seine Komponenten: ursprüngliche Haushaltslage (uHL) und alterungsbedingte Kosten (aK) (in Prozent des BIP)
Quelle: Kommissionsdienststellen.
Anmerkung: Die Daten beruhen auf der von der Kommission erstellten Herbstprognose 2017.
3. MÖGLICHKEITEN DER POLITIK
Es gibt mehrere politische Maßnahmen,
die ergriffen werden können – darunter beispielsweise eine
Haushaltskonsolidierung und/oder
Strukturreformen, und zwar insbesondere solche, die auf eine
Eindämmung der langfristigen alterungsbedingten Kosten abzielen.
3.1. Die Ausgangssituation: die
Finanzlage der öffentlichen
Haushalte
Die Finanzlage der öffentlichen Haushalte ist die wichtigste Komponente der
Tragfähigkeitsindikatoren. Ihre Bewertung sollte nicht durch temporäre
Faktoren beeinflusst werden. Aus diesem
Grunde ist es erforderlich, eine Bereinigung für konjunkturelle Einflüsse
auf den staatlichen Haushaltssaldo und den Einfluss von einmaligen Maßnahmen
vorzunehmen.
Ergebnis dieser Bereinigung ist der
strukturelle Primärsaldo (SPS). Abbildung 6 zeigt die strukturellen
Primärsalden der EU-Länder, sowohl nach dem jeweiligen Landesdurchschnitt
in der Zeit von 2008 bis 2012 als auch nach den Prognosen der Kommission für
das Jahr 2019.
Für jedes Land besteht der erste Schritt
zur Bewältigung der Herausforderungen in Bezug auf die Tragfähigkeit der
öffentlichen Finanzen darin, die EU-Fiskalregeln, d. h. den Stabilitäts- und
Wachstumspakt,15 in vollem Umfang
einzuhalten. Auch Maßnahmen zur Verbreiterung der Steuerbasis können
zur Gewährleistung einer soliden Haushaltslage beitragen.16
15 Fiskalrahmen und Fiskalpolitik werden in
eigenständigen Themenblättern behandelt, die die im Rahmen des Europäischen Semesters angegangenen Herausforderungen
und mögliche politische Reaktionen auf diese beschreiben. 16 In diesem Zusammenhang siehe auch das
Themenblatt zu nicht angemeldeter Erwerbstätigkeit.
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CY HR IE SE IT DK PT BG LV FR ES DE EA EU28 EE CZ UK SK BE AT FI NL PL LT MT HU LU RO SI
aK - Sonstige aK - GV&LZPf aK - Renten aK - Sonstige S2
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Abbildung 6 – Struktureller Primärsaldo (in % des BIP, Prognosen für 2019 gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2008-2012)
Quelle: Kommissionsdienststellen.
Anmerkung: Die Daten beruhen auf der von der Kommission erstellten Herbstprognose 2017.
3.2. Eine langfristige Determinante der Tragfähigkeit der öffentlichen
Finanzen: die alterungsbedingten Kosten und deren Komponenten
Ein wichtiger langfristiger Faktor für die
Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen
sind die alterungsbedingten Kosten. Bei der Tragfähigkeitsbewertung werden die
alterungsbedingten Kosten über einen längeren Zeitraum, und zwar bis zum
Jahr 2060,17 betrachtet.
Den größten Ausgabenposten bilden hier
die öffentlichen Ausgaben für Rentenzahlungen, die ca. 11 % des BIP
der EU insgesamt ausmachen. Dabei sind zwischen den Ländern sowohl bei der
derzeitigen Höhe der Aufwendungen als
17 Die Posten der alterungsbedingten
Ausgaben umfassen öffentliche Ausgaben für Renten, Gesundheitsversorgung, Landzeitpflege und Bildung sowie für die
Arbeitslosenunterstützung (Alterungsbericht 2015).
auch bei den projizierten Änderungen in Bezug auf die Aufwendungen für
Rentenzahlungen erhebliche Unterschiede zu verzeichnen, was auf die
unterschiedlichen Rentensysteme und die verschiedenen Stufen des
Rentenreformprozesses in den Ländern zurückzuführen ist (Abbildung 7).
Der zweitgrößte Posten sind die öffentlichen Ausgaben für die
Gesundheitsversorgung, auf die ca. 7 % des EU-BIP entfallen. Neben der
Gesundheitsversorgung sollten auch die Ausgaben für Langzeitpflege
berücksichtigt werden.
Zusammengenommen machen diese beiden Posten fast 9 % des EU-BIP aus.
Wie bei den Renten sind auch hier
erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern festzustellen, die sich aus den
unterschiedlichen Systemen und
Regelungen der Gesundheitsversorgung und
Langzeitpflege ergeben (Abbildung 8).
-6
-5
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-3
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-1
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3
RO EE FR PL HU LV ES FI LT DK SI HR BE LU NL SK BG AT UK CZ SE IT PT CY MT IE DE
SPS Durchschn. 2008-2012 SPS 2019
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Abbildung 7 – Öffentliche Ausgaben für Rentenzahlungen (in % des BIP, 2019 gegenüber 2060)
Abbildung 8 –Öffentliche Ausgaben für Gesundheitsleistungen und Langzeitpflege (in % des BIP, 2018 gegenüber 2060)
Quelle: Kommissionsdienststellen.
Anmerkung: Die Daten beruhen auf der von der Kommission erstellten Herbstprognose 2017.
Zu den Reformen, die die langfristigen Ursachen für fiskalische
Tragfähigkeitsrisiken angehen, zählen die, die die alterungsbedingten Kosten
und deren Komponenten begrenzen wollen.
Eine Reform des Rentensystems umfasst eine Anpassung des Renteneintrittsalters
und eine Änderung bei der Höhe der Rentenbezüge.18
Die erste Kategorie von Reformen bewirkt eine Absenkung der sogenannten
„Coverage Ratio“ des Rentensystems, d. h. diese Reformen zielen darauf ab,
18 Die Rentenpolitik wird in einem
eigenständigen Themenblatt behandelt, das die im Rahmen des Europäischen Semesters angegangenen Herausforderungen und
mögliche politische Reaktionen auf diese beschreibt.
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die Zahl der begünstigten Personen zu begrenzen. Dies geschieht in der Regel
durch Maßnahmen wie die Abschaffung
oder Einschränkung von Vorruhestandsregelungen und von
anderen Möglichkeiten für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben,
durch die Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters (auch über die
Einführung einer automatischen Anpassung an eine veränderte mittel-
und langfristigen Lebenserwartung) oder durch eine Angleichung des
Renteneintrittsalters von Männern und
Frauen.
Die zweite Kategorie von Reformen stellt
eine Alternative zur Begrenzung der „Coverage Ratio“ des Rentensystems
dar, indem die „Pension-Benefit-Ratio“ (definiert als das Verhältnis der
Durchschnittsrenten zu den wirtschaftsweiten Durchschnittslöhnen)
gesenkt wird. Wenn dieses Verhältnis
sowohl im Vergleich zum Referenzlohn als auch im Vergleich zu anderen EU-
Ländern sehr hoch ist, könnte dies darauf hindeuten, dass das
Rentensystem zu großzügig ist. Weniger großzügige Rentenansprüche können
daher die öffentlichen Ausgaben für das Rentensystem deutlich senken oder
zumindest stabilisieren.
Die Herausforderungen in den Bereichen
Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege sind stärker
länderspezifisch. Das bedeutet, dass Kostenwirksamkeit und
haushaltspolitische Steuerung generell
von Fall zu Fall verbessert werden müssen.19
4. POLITISCHE MAßNAHMEN:
DERZEITIGER STAND DER DINGE
Die in diesem Themenblatt enthaltenen
Schaubilder haben bisher eine länderübergreifende Übersicht über die
Herausforderungen und die Einflussmöglichkeiten der Politik
gegeben.
19 Die Gesundheitspolitik wird in einem eigenständigen Themenblatt behandelt.
Die Alterung der Bevölkerung setzt die öffentlichen Ausgaben weiter unter
Druck; dabei sind große Unterschiede
zwischen den EU-Ländern festzustellen, denen diese Risiken zunehmend bewusst
geworden sind und die politische Maßnahmen ergriffen bzw. sichtbare
Fortschritte in Bezug auf den prognostizierten Anstieg der
alterungsbedingten Ausgaben, insbesondere der Ausgaben für
Rentenzahlungen, erzielt haben. Da zwei aufeinanderfolgende Alterungsberichte,
die 2012 und 2015 veröffentlicht
wurden, darlegen, dass bei den alterungsbedingten Gesamtausgaben
von einer Prognose zur anderen ein rückläufiger Trend festzustellen ist, ist
ersichtlich, dass die Reformen in diesem Bereich bereits Früchte tragen.
Zu den wirksamsten Maßnahmen, um die alterungsbedingten Kosten in den Griff
zu bekommen, gehören Mechanismen, die das Renteneintrittsalter und/oder die
Rentenhöhe (wie von der Kommission in mehreren Jahreswachstumsberichten20
empfohlen) automatisch an die Lebenserwartung anpassen. Derzeit
verfügt fast die Hälfte der EU-Länder
über einen solchen Mechanismus (Abbildung 9); die Euro-Gruppe hat
dieses Prinzip befürwortet und sich bereit erklärt, im Laufe des Jahres 2018 ein
Benchmarking für die Tragfähigkeit der Renten zu erarbeiten.21
Dies verdeutlicht, dass diese Mechanismen eine doppelte Dividende
bringen: Automatische Anpassungen stärken die Tragfähigkeit des
Rentensystems und verbessern
20 Siehe: Europäische Kommission (2016), „Jahreswachstumsbericht 2017“. 21 Erklärung der Euro-Gruppe (2017) zur „Agenda für Strukturreformen – Thematische Beratungen über Wachstum und Beschäftigung: Benchmarking der
Tragfähigkeit des Rentensystems“, 144/17, 20.3.2017, und Euro-Gruppe 2016 „Gemeinsame Grundsätze für die Stärkung
der finanziellen Tragfähigkeit der Rentensysteme“ 16. Juni 2016. http://www.consilium.europa.eu/en/press/pr
ess-releases/2016/06/16-eurogroup-pension-sustainability/
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gleichzeitig die Angemessenheit des Rentenniveaus. Die Einzahlung höherer
Beiträge während eines verlängerten
Erwerbslebens gewährleistet den Menschen im Alter eine höhere Rente.
Abbildung 9 – Wirksame Maßnahmen zur Stärkung der Tragfähigkeit der Rentensysteme
Anmerkung: In allen NDC-Systemen (d. h. in allen fiktiven Systemen mit Beitragszusagen) sind die Altersbezüge über den Rentenfaktor an die Lebenserwartung geknüpft.
* Mit Hilfe des „Proratisierungs“-Koeffizienten entwickeln sich die Altersbezüge entsprechend der Lebenserwartung; dies muss bis spätestens 2035 rechtlich umgesetzt sein. ** Nur zwei Drittel des Anstiegs der Lebenserwartung hat sich im Renteneintrittsalter niedergeschlagen. *** Für Betriebsrentensysteme findet ein automatischer Anpassungsmechanismus Anwendung.
**** vorbehaltlich einer Parlamentsentscheidung.
Quelle: Kommissionsdienststellen.
Datum: 22.11.2017
LandAutomatischer
Anpassungsmechanismus
Tragfähigkeitsfaktor
(Leistung an
Lebenserwartung
gekoppelt)
Rentenalter an
Lebenserwartung
gekoppelt
Gesetz
Italien X X 1995 & 2010
Lettland X 1996
Polen X 1999
Schweden X X 1998 & 2001
Frankreich* X 2003
Deutschland X 2004
Finnland X X 2005 & 2015
Portugal** X X 2007 & 2013
Griechenland*** X 2010
Dänemark**** X 2011
Niederlande X 2012
Zypern X 2012
Slowakei X 2012
Spanien X X 2011 & 2013
Litauen X 2016
Malta***** X 2016
Norwegen X 2011
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5. LITERATUR
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Europe“, IMF Working Paper No 15/67.
Erklärung der Euro-Gruppe (2017) zur „Agenda für Strukturreformen – Thematische
Beratungen über Wachstum und Beschäftigung: Benchmarking der Tragfähigkeit des Rentensystems“, 144/17, 20.3.2017
http://www.consilium.europa.eu/sk/press/press-releases/2017/03/20/eurogroup-statement-structural-reform-agenda/
Erklärung der Euro-Gruppe (2016), „Gemeinsame Grundsätze für die Stärkung der finanziellen Tragfähigkeit der Rentensysteme“, vom 16. Juni 2016
http://www.consilium.europa.eu/en/press/press-releases/2016/06/16-eurogroup-
pension-sustainability/
Europäische Kommission (2017), „Autumn 2017 European Economic Forecast“,
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Europäische Kommission (2016), „Jahreswachstumsbericht 2017“, Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, die Europäische Zentralbank,
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http://www.eesc.europa.eu/en/our-work/opinions-information-reports/opinions/annual-growth-survey-2017
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018/2016
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und Finanzen, European Economy 3/2015
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Discussion Paper No 2013-E-8