tierzucht in tropen und subtropen

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J. Anim. Breed. Genet. 117 (2000), 346 © 2000 Blackwell Wissenschafts-Verlag, Berlin ISSN 0931–2668 Book reviews:Buchbesprechungen HORST, P.; REH, I.; Hsg. Tierzucht in Tropen und Subtropen. Bd. 5, Hb. der Land- wirtschaft und Erna ¨hrung in den Entwicklungsla ¨ndern. 2. Auflage. 1999, Ulmer, Stuttgart. ISBN 3-8001-3204-4. 452 S., 91 Tab., 118 Abb. DM 248. Das Werk, verfaßt von 20 Fachleuten, vorwiegend aus deutschen Instituten, ist in 5 Abschnitte gegliedert – globale Aspekte der Tierproduktion, ihre Besonderheiten in Tropen und Subtropen, Nutztier- arten, Wild- und Fischbesta ¨nde und Weidewirtschaft. Es werden ausfu ¨ hrlich die tropenspezifischen Probleme behandelt – Klimafaktoren und deren Einfluß auf die Produktion, Futterverfu ¨ gbarkeit, Krankheiten und deren Kontrolle, Zu ¨ chtung und Fo ¨ rderungsmo ¨ glichkeiten. Bei der Diskussion der einzelnen Nutztierarten wird vor allem auf die Besonderheiten verwiesen, etwa die Bedeutung der Arbeitsleistung, Dungproduktion, dessen mo ¨ gliche Verwendung als Heiz-und Baumaterial u.a.m. Auf die Bedeutung der Risikoverminderung in Hinblick auf die zo ¨ gerliche Annahme von Neuerungen wird aufmerksam gemacht, ebenso wie auf die Rolle von Prestige, das in ba ¨uerlichen Gesellschaften mit Nutztierhaltung verbunden sein kann. Selbstversta ¨ndlich werden Nutztiere, die spezifisch fu ¨ r Tropen und Subtropen sind, angemessen behandelt – Kameliden, Bu ¨ ffel, Meerschweinchen, Grasnagar etwa. Fu ¨ r den Rezensenten bemerkensert ist die Darstellung der Realita ¨t in den La ¨ndern der III. Welt. So etwa der Hinweis, daß hochsubventionierte Nahrungs und Futterimporte in die armen La ¨nder die dortige heimische Produktion hindern, daß ‘‘high tech’’ Ansa ¨tze wegen fehlender Infrastrukturen ha ¨ufig fehlschlagen -k.B., ET, Melkmaschinen etwa. Hier wird auf die fru ¨ her in ME u ¨ bliche Gemein- schaftsstierhaltung verwiesen, eine von Entwicklungshilfe ha ¨ufig u ¨ bersehene Mo ¨ glichkeit. Es wird auf die nicht selten realita ¨tsferne Ausbildung von Fachkra ¨ften verwiesen, die Fo ¨ rderung von Großbevtrie- ben zur Produktion von ‘‘Luxus’’ gu ¨ tern fu ¨ r die zahlungskra ¨ftigere urbane Bevo ¨ lkerung. Einige durch Medien verbreitete Auffassungen werden korrigiert, so etwa daß durch Quellenerschließen es zu u ¨ berweidung komme, wobei aber dabei nur die u ¨ berstockung in unmittelbarer Quellenna ¨ he zu vermei- den ist. Es gibt eine Menge z.Tl. u ¨ berraschender Information. So etwa daß in weiten Teilen der III. Welt Bienen Ko ¨ niginzucht unbekannt ist, daß Einfu ¨ hrung der Aquakultur auf Schwierigkeiten in Gebieten sto ¨ ßt, wo Fu ¨ tterung von Haustieren nicht bekannt ist, u.a.m. Von Interesse fu ¨ r die allgemeine Tierzuchtwissenschaft sind auch Informationen etwa u ¨ ber die deutliche Heterosis bei Kreuzungen zwischen Bu ¨ ffelrassen, Unterschiede zwischen eng benachbarten indonesischen Rinderrassen in der Fettverteilung im Muskel, kaum i.m. Fett im Bali Rind im Gegensatz zum Maura, erhebliche Wollertra ¨ge beim Trampeltier, außerordentlich schonenede Weidenutzung bei Kameliden, etc. Wo man gerne mehr erfahren ha ¨tte – eine genetische Aufkla ¨rung der Verweigerung der Milchabgabe bei Zebus (das scheint auf sich warten zu lassen), eine umfassendere Diskussion u ¨ ber Erfolg und mangelnder Erfolg bei der Schaffung von Kombinationsrassen, Zusammenhang zwischen Fruchtbarkeit und An- bzw. Abwesenheit von bestimmten Chromosomen bei Kreuzungen zwischen Sumpf- und Wasserbu ¨ ffel, Hitzetoleranz verschiedener Genotypen, mo ¨ glicherweise in Abha ¨ngigkeit von Grundumsatz. Aber das sind einige Wu ¨ nsche fu ¨ r zuku ¨ nftige Editionen, denn der Band stellt auch jetzt eine beeindruckende Zusammenfassung des Wissensstandes eines Gebietes dar, das fu ¨ r die hinreichende Erna ¨ hrung der III Welt, wo der Großteil der Menschheit lebt und noch mehr leben wird, von entscheidender Bedeutung ist. Der Band ist eine Notwendigkeit einer jeden Fachbibliothek, fu ¨r perso ¨ nlichem Besitz von Fachleuten, so erwu ¨ nscht dieser ist, wird der nicht unerhebliche Preis eher hinderlich sein. F. PIRCHNER, Innsbruck

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Page 1: Tierzucht in Tropen und Subtropen

J. Anim. Breed. Genet. 117 (2000), 346© 2000 Blackwell Wissenschafts-Verlag, BerlinISSN 0931–2668

Book reviews:Buchbesprechungen

HORST, P.; REH, I.; Hsg. Tierzucht in Tropen und Subtropen. Bd. 5, Hb. der Land-wirtschaft und Ernahrung in den Entwicklungslandern. 2. Auflage. 1999, Ulmer,Stuttgart. ISBN 3-8001-3204-4. 452 S., 91 Tab., 118 Abb. DM 248.

Das Werk, verfaßt von 20 Fachleuten, vorwiegend aus deutschen Instituten, ist in 5 Abschnittegegliedert – globale Aspekte der Tierproduktion, ihre Besonderheiten in Tropen und Subtropen, Nutztier-arten, Wild- und Fischbestande und Weidewirtschaft. Es werden ausfuhrlich die tropenspezifischenProbleme behandelt – Klimafaktoren und deren Einfluß auf die Produktion, Futterverfugbarkeit,Krankheiten und deren Kontrolle, Zuchtung und Forderungsmoglichkeiten. Bei der Diskussion dereinzelnen Nutztierarten wird vor allem auf die Besonderheiten verwiesen, etwa die Bedeutung derArbeitsleistung, Dungproduktion, dessen mogliche Verwendung als Heiz-und Baumaterial u.a.m. Aufdie Bedeutung der Risikoverminderung in Hinblick auf die zogerliche Annahme von Neuerungen wirdaufmerksam gemacht, ebenso wie auf die Rolle von Prestige, das in bauerlichen Gesellschaften mitNutztierhaltung verbunden sein kann. Selbstverstandlich werden Nutztiere, die spezifisch fur Tropenund Subtropen sind, angemessen behandelt – Kameliden, Buffel, Meerschweinchen, Grasnagar etwa.

Fur den Rezensenten bemerkensert ist die Darstellung der Realitat in den Landern der III. Welt. Soetwa der Hinweis, daß hochsubventionierte Nahrungs und Futterimporte in die armen Lander diedortige heimische Produktion hindern, daß ‘‘high tech’’ Ansatze wegen fehlender Infrastrukturenhaufig fehlschlagen -k.B., ET, Melkmaschinen etwa. Hier wird auf die fruher in ME ubliche Gemein-schaftsstierhaltung verwiesen, eine von Entwicklungshilfe haufig ubersehene Moglichkeit. Es wird aufdie nicht selten realitatsferne Ausbildung von Fachkraften verwiesen, die Forderung von Großbevtrie-ben zur Produktion von ‘‘Luxus’’ gutern fur die zahlungskraftigere urbane Bevolkerung. Einige durchMedien verbreitete Auffassungen werden korrigiert, so etwa daß durch Quellenerschließen es zuuberweidung komme, wobei aber dabei nur die uberstockung in unmittelbarer Quellennahe zu vermei-den ist.

Es gibt eine Menge z.Tl. uberraschender Information. So etwa daß in weiten Teilen der III. WeltBienen Koniginzucht unbekannt ist, daß Einfuhrung der Aquakultur auf Schwierigkeiten in Gebietenstoßt, wo Futterung von Haustieren nicht bekannt ist, u.a.m.

Von Interesse fur die allgemeine Tierzuchtwissenschaft sind auch Informationen etwa uber diedeutliche Heterosis bei Kreuzungen zwischen Buffelrassen, Unterschiede zwischen eng benachbartenindonesischen Rinderrassen in der Fettverteilung im Muskel, kaum i.m. Fett im Bali Rind im Gegensatzzum Maura, erhebliche Wollertrage beim Trampeltier, außerordentlich schonenede Weidenutzung beiKameliden, etc. Wo man gerne mehr erfahren hatte – eine genetische Aufklarung der Verweigerungder Milchabgabe bei Zebus (das scheint auf sich warten zu lassen), eine umfassendere Diskussion uberErfolg und mangelnder Erfolg bei der Schaffung von Kombinationsrassen, Zusammenhang zwischenFruchtbarkeit und An- bzw. Abwesenheit von bestimmten Chromosomen bei Kreuzungen zwischenSumpf- und Wasserbuffel, Hitzetoleranz verschiedener Genotypen, moglicherweise in Abhangigkeitvon Grundumsatz. Aber das sind einige Wunsche fur zukunftige Editionen, denn der Band stelltauch jetzt eine beeindruckende Zusammenfassung des Wissensstandes eines Gebietes dar, das fur diehinreichende Ernahrung der III Welt, wo der Großteil der Menschheit lebt und noch mehr leben wird,von entscheidender Bedeutung ist. Der Band ist eine Notwendigkeit einer jeden Fachbibliothek, furpersonlichem Besitz von Fachleuten, so erwunscht dieser ist, wird der nicht unerhebliche Preis eherhinderlich sein.

F. PIRCHNER, Innsbruck