tierexperimentelle studien Über die beeinflussung des kreislaufs durch die endovenöse...

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6. AUGUST I927 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 6. JAHRGANG. Nr. 32 lung erreichten Erfolgen gleichzusetzen. AURNHAIVIMER hat bei Frfihgeburten mit bestrahlter Buttermilch sehr gute Resultate erzielt. Ich selbst babe im letzten Winter bei Frfih- geburten sowohl zur Prophylaxe als auch zur Heilung der Rachitis Versuche mit bestrahltem Milchpulver (Ultractina der EdelweiBmilchwerke) angestellt und konnte in 16 F~illen mit einer Ausuahme das Auftreten yon Rachitis verhfiten oder die eingetretene Rachitis in verh~iltnism~tgig kurzer Zeit heilen. Auch bei Rachitikern haben wir gfinstige Resnltate gesehen, doch sind die hier erzielten Erfolge nicht so beweisend, weil in vielen Fiillen unter den gfinstigen Licht- und Ern~ihrungs- bedingungen der Anstalt die 1Rachitis yon setbst ausheilt. Entsprechend der dutch das Tierexperlment gewonnenen Erkenntnis yon der Bedeutung des Cholesterins wurden auch bei der menschlichen Rachitis Versuche mit bestrahl- tern Cholesterin angestellt und haben zu gfinstigen Resultaten geffihrt. Ferner hat vor kurzem GYORGY fiber seine Versuche mit hestrahltem Ergosterin berichtet (WINDAUS). Danach genfigt in Best~itigung der Tierexperimente die t~igliche Zu- fuhr yon 2-- 4 mg bestrahltem Ergosterin, um die Rachitis zur Heilung zu bringen. Infolge der groBen Erfolge, die mit der Strahlentherapie erzielt wurden, ist die Ern~ihrungstherapie in den Hintergrund gedr~ingt worden. Demgegenfiber hat JU~DELL vergleichende Untersuchungen zwischen Bestrahlung und medizinisch- di~itetischer ]3ehandiung angestellt. Um jeden EinfluB ultra- violetter Strahlen auszuschlief3en, hielt er die Kinder in rot- belichteten Zimmern und verabreichte ihnen eine Nahrung, deren Energiewert nur 7o--75 Calorien pro iK6rperkilo be- trug, und in der nur 6o--75 ccm Milch pro K6rperkilo ent- halten war. Als Vitamintr~iger wurden I--3 Teel6ffel rohen Eigelbs und Phosphorlebertran gegeben. Er konnte feststellen, dab beide Methoden sowohl zur Heilung yon Rachitikern als zur Prophylaxe der 1Rachitis bei Frfihgeburten gleichwertig sind. Auch MOLL berichtet fiber sehr gfinstige 1Resultate mit Eigelb als VitamintrL~ger zur Bek~impfung der Rachitis. Die fibergroBe Menge aller Rachitisfiille kann mit diesen Methoden geheilt werden, aber es gibt vereinzelte Fiille, bei denen auch ausgiebige Behandlung mit Ultraviolettstrahlen versagt. So haben vor kurzem SCI~IER und STERN einen un- geheilten Tall von Rachitis ver6ffentlicht. Derartige Beobach- tungen weisen vielleicht darauf hin, dab bei ihnen die Ursache der Erkrankung nicht im Vitaminfaktor liegt, sondern, dab ~5o5 hier eine Erkrankung der Erfolgsorgane (endokrine Drfisen?) die Rachitis hervorruft. ~ber die Hypothese von der Bedeu- tung der endokrinen Drfisen ffir die Pathogenese der Rachitis ist bereits eine groBe Literatur entstanden, indem teils Er- krankung einzelner Drfisen, tells pluriglandul~ire St6rungen als ihre Ursache angesehen werden (STOLTZNER, N6G~eRAT~, ~ITT~R, ASCHENHEIM, BENJAMIN, PFAUNDLER, UFFENEHEIMER, KLOTZ USW.). Wollen wir uns auf Grund der heutigen Kenntnisse ein J3ild yon dem Wesen der Rachitis machen, so k6nnen wir uns im Anschlug an die Ausffihrungen yon FREUDENBERG- GYORGY und KLOTZ vielleicht Iolgendes vorstellen. Bei der Raehitis handelt es sich um eine Erkrankung, bei der der intermedi~re Kalkph0sphors/~urestoffwechsel gest6rt ist. Der normale Ablaut dieses Vorganges wird einmal reguliert durch kleine Mengen yon Vitamin D,. die im K6rper aus dem Pro- vitamin durch den Einflug der im Sonnenlicht vorhandenen ultravioletten Strahlen entstehen, und zweitens durch die ungest6rte Funktion der den Salzstoffweehsel regulierenden Drfisen. St6rungen im Phosphors~urekalkstoffwechsel mfissen also eintreten, einmal, wenn die Umwandlung des Provitamins in das wirksame Vitamin nicht oder nicht in hinreichendem MaBe eintritt; dies kann sowohl darauf beruhen, dab der Organisrnus nicht f~hig ist, das Provitamin unter den gew6hn- lichen Lebensbedingungen zu aktivieren, als auch dadurch, dab ein Mangel von Provitamin vorliegt. Zweitens kann die St6rung des Phosphors~iurekalkstoffwechsels auf einer Erkrankung oder Funktionsschw~iche der ihn regulierenden Drfisen beruhen. Wie die Wirkung des Vitamins zustande kommt, ob es direkt oder auf dem Umwege fiber endokrine Drfisen den Stoffwechsel der Kalkphosphate regelt, dar~iber liegen noch keine Versuehe vor. Auch fiber die Frage, in welcher Weise endokrine Drfisen in diesen Stoffwechsel eingreifen, sind wir noeh v611ig im nnklaren. Darfiber werden wir uns erst weniger hypothetische Vorstellungen machen k6nnen, wenn wir fiber die normalen Verkn6cherungsvorg~inge besser unterrichtet sein werden. Vielleicht weisen die sehr interessan- ten Versuche yon FREUDENBERG-GYORGY einen Weg, der uns dem Verst/indnis dieser Prozesse n~iherbringt. Holfen wir, dab die Untersuchungen des nltchsten Jahrzehntes uns ffir das Versffindnis des Wesens der Rachitis ebenso groge Fort- schritte bringen m6gen, wie sic uns das letzte Jahrzehnt ffir die Therapie und Prophylaxe gebracht hat. ORIGINALIEN. TIEREXPERIMENTELLE STUDIEN 0BER DIE BEEINFLUSSUNG DES KREISLAUFS DURCH DIE ENDOVENOSE EINVERLEIBUNG HYPER- TONISCHER LOSUNGEN *. Von Dr. FI~ANZ KlSC~, Wien und Marienbad. Aus dem Universitfitsinstitut ffir experimentelle Pathologic in Wien (pr. Vorstand: Prof. JULIUS IROTHBERGER). Durch die Beobachtung des hgmodynamischen Kreislau/- verhaltens, der Sauerstoj/ausni~tzung des arteriellen Oxy- h~imaglobins und der Erregungsausbreitung im Herzen suchten wir uns fiber die Kreislaufwirkung intraven6s eingebrachter verschiedenartiger und verschieden konzentrierter hyper- tonischer L6sungen zu orientieren. Das dynamische Kreislau/verhalten wurde mittels fort- laufender 1Registrierung des Herzsch.lagvolumens (Methode der Herzplethysmographie nach J. ROTHBERGER), der Herz- [requenz, des Herzminutenvolumens und des arteriellen Blut~ drucks festgestellt. Die in dieser Richtung vorgenommenen Versuche (an Katzen) ergeben, dab hypertonische Traubenzuckerl6sungen * Die genauen Angaben beziiglich der Versuchsanordnungen und der Einzelergebnisse, die gegenst~indliehen plethysmographischen Kurvel~ und Elektrokardiogramme usw. sind in einer ausffihrlichen Abhandlung niedergelegt, welche in der Zeitschr. I. d. ges. exper. Ned. erscheint. (sowie auch andere Zuckerl6sungen, z.B. Galactose- bzw. Milchzuckerl6sungen) bei endoven6ser Einverleibung eine wesentliche ErhShung des Herzsehlag- und Minutenvolumens hervorzurufen imstande sind; und zwar werden bei gleich- bleibende:r Konzentration, doch steigenden Mengen wie auch bei gleichbleibenden Mengen, doeh steigender Konzentration die Werte /i~r das Herzschlag- und Minutenvolumen graduell grS/3er. Die Herz]requenz ist bei h6her konzentrierten L6- sungen dieser Art stets verlangsamt. Der arterielle Blutdruck erhebt sich bei m~13iger Konzentration der L6sung initial und sinkt dann allm~hlich zur Norm ab, bei h6her konzen- trierten L6sungen zeigt er nach einem initialen Anstieg einen kurzdauernden und nieht sehr intensiven Abfall, dem dann ein neuerlicher Anstieg folgt. Die Dauer der Einwirkung sol- cher L6sungen auf die Kreislaufdynamik erstreckt sich fiber viele Minuten, im allgemeinen scheint sic um so nachhaltiger zu sein, je h6her die Konzentration der injizierten Zueker- 16sung ist. Zur Illustration der EinfluBnahme einer in der Menge yon 4 ccm in die Vena femoralis einer Katze injizierten 4oproz. Traubenzuckerl6sung auf das dynamische Kreislaufverhalten seien die Werte einer unserer diesbezfiglichen Versuche hier in tabellarischer l~bersicht angefiigt (s. Tab. S. I5O6). Verschiedenartige hypertonische ZuckerlSsungen yon an- n~hernd gleichem osmotischem Druck (4~ proz. Traubenzucker-,

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Page 1: Tierexperimentelle Studien Über die Beeinflussung des Kreislaufs Durch die Endovenöse Einverleibung Hypertonischer Lösungen

6. AUGUST I927 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 6. J A H R G A N G . Nr. 32

lung erreichten Erfolgen gleichzusetzen. AURNHAIVIMER hat bei Frfihgeburten mit bestrahlter Buttermilch sehr gute Resultate erzielt. Ich selbst babe im letzten Winter bei Frfih- geburten sowohl zur Prophylaxe als auch zur Heilung der Rachitis Versuche mit bestrahltem Milchpulver (Ultractina der EdelweiBmilchwerke) angestellt und konnte in 16 F~illen mit einer Ausuahme das Auftreten yon Rachitis verhfiten oder die eingetretene Rachitis in verh~iltnism~tgig kurzer Zeit heilen. Auch bei Rachitikern haben wir gfinstige Resnltate gesehen, doch sind die hier erzielten Erfolge nicht so beweisend, weil in vielen Fiillen unter den gfinstigen Licht- und Ern~ihrungs- bedingungen der Anstalt die 1Rachitis yon setbst ausheilt. Entsprechend der dutch das Tierexperlment gewonnenen Erkenntnis yon der Bedeutung des Cholesterins wurden auch bei der menschlichen Rachitis Versuche mit bestrahl- tern Cholesterin angestellt und haben zu gfinstigen Resultaten geffihrt. Ferner hat vor kurzem GYORGY fiber seine Versuche mit hestrahltem Ergosterin berichtet (WINDAUS). Danach genfigt in Best~itigung der Tierexperimente die t~igliche Zu- fuhr yon 2-- 4 mg bestrahltem Ergosterin, um die Rachitis zur Heilung zu bringen.

Infolge der groBen Erfolge, die mit der Strahlentherapie erzielt wurden, ist die Ern~ihrungstherapie in den Hintergrund gedr~ingt worden. Demgegenfiber hat JU~DELL vergleichende Untersuchungen zwischen Bestrahlung und medizinisch- di~itetischer ]3ehandiung angestellt. Um jeden EinfluB ultra- violetter Strahlen auszuschlief3en, hielt er die Kinder in rot- belichteten Zimmern und verabreichte ihnen eine Nahrung, deren Energiewert nur 7o--75 Calorien pro iK6rperkilo be- trug, und in der nur 6o--75 ccm Milch pro K6rperkilo ent- halten war. Als Vitamintr~iger wurden I - -3 Teel6ffel rohen Eigelbs und Phosphorlebertran gegeben. Er konnte feststellen, dab beide Methoden sowohl zur Heilung yon Rachitikern als zur Prophylaxe der 1Rachitis bei Frfihgeburten gleichwertig sind. Auch MOLL berichtet fiber sehr gfinstige 1Resultate mit Eigelb als VitamintrL~ger zur Bek~impfung der Rachitis.

Die fibergroBe Menge aller Rachitisfiille kann mit diesen Methoden geheilt werden, aber es gibt vereinzelte Fiille, bei denen auch ausgiebige Behandlung mit Ultraviolettstrahlen versagt. So haben vor kurzem SCI~IER und STERN einen un- geheilten Tall von Rachitis ver6ffentlicht. Derartige Beobach- tungen weisen vielleicht darauf hin, dab bei ihnen die Ursache der Erkrankung nicht im Vitaminfaktor liegt, sondern, dab

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hier eine Erkrankung der Erfolgsorgane (endokrine Drfisen?) die Rachitis hervorruft. ~ber die Hypothese von der Bedeu- tung der endokrinen Drfisen ffir die Pathogenese der Rachitis ist bereits eine groBe Literatur entstanden, indem teils Er- krankung einzelner Drfisen, tells pluriglandul~ire St6rungen als ihre Ursache angesehen werden (STOLTZNER, N6G~eRAT~, ~ITT~R, ASCHENHEIM, BENJAMIN, PFAUNDLER, UFFENEHEIMER, K L O T Z USW.) .

Wollen wir uns auf Grund der heutigen Kenntnisse ein J3ild yon dem Wesen der Rachitis machen, so k6nnen wir uns im Anschlug an die Ausffihrungen yon FREUDENBERG- GYORGY und KLOTZ vielleicht Iolgendes vorstellen. Bei der Raehitis handelt es sich um eine Erkrankung, bei der der intermedi~re Kalkph0sphors/~urestoffwechsel gest6rt ist. Der normale Ablaut dieses Vorganges wird einmal reguliert durch kleine Mengen yon Vitamin D,. die im K6rper aus dem Pro- vi tamin durch den Einflug der im Sonnenlicht vorhandenen ultravioletten Strahlen entstehen, und zweitens durch die ungest6rte Funkt ion der den Salzstoffweehsel regulierenden Drfisen. St6rungen im Phosphors~urekalkstoffwechsel mfissen also eintreten, einmal, wenn die Umwandlung des Provitamins in das wirksame Vitamin nicht oder nicht in hinreichendem MaBe eintri t t ; dies kann sowohl darauf beruhen, dab der Organisrnus nicht f~hig ist, das Provitamin unter den gew6hn- lichen Lebensbedingungen zu aktivieren, als auch dadurch, dab ein Mangel von Provitamin vorliegt. Zweitens kann die St6rung des Phosphors~iurekalkstoffwechsels auf einer Erkrankung oder Funktionsschw~iche der ihn regulierenden Drfisen beruhen. Wie die Wirkung des Vitamins zustande kommt, ob es direkt oder auf dem Umwege fiber endokrine Drfisen den Stoffwechsel der Kalkphosphate regelt, dar~iber liegen noch keine Versuehe vor. Auch fiber die Frage, in welcher Weise endokrine Drfisen in diesen Stoffwechsel eingreifen, sind wir noeh v611ig im nnklaren. Darfiber werden wir uns erst weniger hypothetische Vorstellungen machen k6nnen, wenn wir fiber die normalen Verkn6cherungsvorg~inge besser unterrichtet sein werden. Vielleicht weisen die sehr interessan- ten Versuche yon F R E U D E N B E R G - G Y O R G Y einen Weg, der uns dem Verst/indnis dieser Prozesse n~iherbringt. Holfen wir, dab die Untersuchungen des nltchsten Jahrzehntes uns ffir das Versffindnis des Wesens der Rachitis ebenso groge Fort- schritte bringen m6gen, wie sic uns das letzte Jahrzehnt ffir die Therapie und Prophylaxe gebracht hat.

ORIGINALIEN. TIEREXPERIMENTELLE STUDIEN 0BER DIE BEEINFLUSSUNG DES KREISLAUFS DURCH DIE ENDOVENOSE EINVERLEIBUNG HYPER-

TONISCHER LOSUNGEN *.

V o n

Dr. FI~ANZ KlSC~, Wien und Marienbad. Aus dem Universitfitsinstitut ffir experimentelle Pathologic in Wien

(pr. Vorstand: Prof. J U L I U S IROTHBERGER).

Durch die Beobachtung des hgmodynamischen Kreislau/- verhaltens, der Sauerstoj/ausni~tzung des arteriellen Oxy- h~imaglobins und der Erregungsausbreitung im Herzen suchten wir uns fiber die Kreislaufwirkung intraven6s eingebrachter verschiedenartiger und verschieden konzentrierter hyper- tonischer L6sungen zu orientieren.

Das dynamische Kreislau/verhalten wurde mittels fort- laufender 1Registrierung des Herzsch.lagvolumens (Methode der Herzplethysmographie nach J. ROTHBERGER), der Herz- [requenz, des Herzminutenvolumens und des arteriellen Blut~ drucks festgestellt.

Die in dieser Richtung vorgenommenen Versuche (an Katzen) ergeben, dab hypertonische Traubenzuckerl6sungen * Die genauen Angaben beziiglich der Versuchsanordnungen und der Einzelergebnisse, die gegenst~indliehen plethysmographischen Kurvel~ und Elektrokardiogramme usw. sind in einer ausffihrlichen Abhandlung niedergelegt, welche in der Zeitschr. I. d. ges. exper. Ned. erscheint.

(sowie auch andere Zuckerl6sungen, z .B. Galactose- bzw. Milchzuckerl6sungen) bei endoven6ser Einverleibung eine wesentliche ErhShung des Herzsehlag- und Minutenvolumens hervorzurufen imstande sind; und zwar werden bei gleich- bleibende:r Konzentration, doch steigenden Mengen wie auch bei gleichbleibenden Mengen, doeh steigender Konzentration die Werte /i~r das Herzschlag- und Minutenvolumen graduell grS/3er. Die Herz]requenz ist bei h6her konzentrierten L6- sungen dieser Art stets verlangsamt. Der arterielle Blutdruck erhebt sich bei m~13iger Konzentrat ion der L6sung initial und sinkt dann allm~hlich zur Norm ab, bei h6her konzen- trierten L6sungen zeigt er nach einem initialen Anstieg einen kurzdauernden und nieht sehr intensiven Abfall, dem dann ein neuerlicher Anstieg folgt. Die Dauer der Einwirkung sol- cher L6sungen auf die Kreislaufdynamik erstreckt sich fiber viele Minuten, im allgemeinen scheint sic um so nachhaltiger zu sein, je h6her die Konzentrat ion der injizierten Zueker- 16sung ist.

Zur Illustration der EinfluBnahme einer in der Menge yon 4 ccm in die Vena femoralis einer Katze injizierten 4oproz. Traubenzuckerl6sung auf das dynamische Kreislaufverhalten seien die Werte einer unserer diesbezfiglichen Versuche hier in tabellarischer l~bersicht angefiigt (s. Tab. S. I5O6 ).

Verschiedenartige hypertonische ZuckerlSsungen yon an- n~hernd gleichem osmotischem Druck (4 ~ proz. Traubenzucker-,

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s h~ jekfion i nach der Injektion 3,2 kg ,c vere Katze der In- ! telbar ] Sek. Sek. Sek. Sek. Sek.

Herzschlagvolu-][ I ] I [ ] 3, ~ men (in ccm) 2,261 3,00 3,89 3,25 3,35 2,72

.I12~ i 68 1:68 1 6a 1 68 1,68 i8o tIerzminutenvo- t

lumen (inccm) ]1461,6 15o4,o 654,2 545,2 563,0 502,0 489,4 Blutdruck (mm/ ] ] ! ] ]

Hg) . . . . 96 I27 82 ii33 145 146 1128

Galaktose-, ges/ittigte Milchzuckerl6sungen) wirken sich bei eudovenSser Einverleibung gleichgrol3er Infusionsmengen be- zfiglich der Zunahme des Herzschlag- und Minutenvolmnens sowie des Blutdruckverhaltens ulld der Verlangsamung der Herzfrequenz in prinzipiell fibereinstimmender Weise aus, doch bestehen hinsichtlieh des Grades und der Daner der Einwirkung m~Bige Untersehiede; die gr6Bte Zuverl~ssigkeit scheint der Traubenzuckerl6sung zuzukommen.

Hypertonische L6sungen anderer Zusammensetzung, doch ann~thernd gleichen osmotischen Druekes wie eine 40proz. TraubenzuckerlSsung zeigen gegenfiber den Zuckerl6sungen Wirkungsunterschiede hinsichtlich der dynamischen Kreis- laufbeeinflussung; gemeinsam ist ihneu allen aber die Ver- langsamung der Herzschlagfolge. Eine I3,33proz. Harnstoff- 16sung (isotonisch einer 4oproz. Traubenzuckerl6sung) ruft nur eine geringgradige Steigerung der Werte ffir das Herz- schlag- und Minutenvolumen hervor (erst eine 4oproz. t tarn- stoffl6sung, also eine L6sung yon sehr viel h6herem osmo- tischen Druck als eine 4oproz. Traubenzuckerl6sung gleicht in i.!~rer dynamischen Wirkung der letzteren l). Bei der endo- ven6sen Einbringung einer ,,ffinffachen" Ringerl6sung kommt es zu einer -- allerdings nu t sehr kurzdauernden -- initialen Herabminderung der Gr613e des tIerzschlag- und Minuten- volumens, welcher dann eine allm~hliche Zunahme folgt; der arterielle Blutdruck erhebt sich unmittelbar nach der In- jektion, sinkt dann ein wenig ab und steigt hierauf wieder an. Eine isproz. Kochsalzl6sung (ann~hernd isoosmotisch einer 6opr0z. Traubenzuckerl6sung) bewirkt einen nu t kurz- dauernden initialen Anstieg der Werte fiir das Herzschlag- und Minutenvolumen sowie ffir den Blutdruck, welchem eine stark ausgepr~gte, doch nicht lange anhaltende Senkung aller dieser Werte folgt; an diese depressorische Phase schliel3t sich ein neuerliches Ansteigen des Herzschlag- und Minuten- volumens sowie des Blutdrucks an.

Die herzplethysmographischen Kurven zeigen deutlich, dab unmit telbar nach der endoven6sen Injektion (in eine Vena femoralis) einer tlypertonischen Zuckerl6sung eine Dilatation des Herzens einsetzt; dab also eine gr6gere diasto- lische Ffillung des Herzens s tat that ; nach wenigen Sekunden erfolgt dann eine neuerliche st~rkere Dilatation; die erste vermehrte diastolische Herzffillung kommt durch jenes ge- steigerte Angebot yon Blutflfissigkeit an das rechte Herz zustande, das auf das Konto des dem Blut direkt zugeffihrten Infusionsquantums an sich zu setzen ist, die zweite Dilatation aber -- wenn die injizierte hypertonisehe Zucker16sung im str6menden ]31ut bereits zu den arterioven6sen Gef/iBver- bindungen gelangt ist, wo sich ja alle Stoffwechselvorg~nge zwischen Blut und Gewebe abspielen --, muB vor allem 'auf die sich im Zuge osmotischer Ausgleichsbestrebungen des Blutes entwickelnde hydr~mische Plethora bezogen werden. Das Blur hat n~mlich die FMaigkeit, mittels geeigneter ,,Abwehraktionen" einen Angriff auf seine individuelle Iso- tonie abzuschlagen; einen solchen Angriff stellt abet die un- mittelbare Einverleibung einer hypertonischen L6sung in das vens6se. Blur dar, durch welche es zu einer Erh6hung der molekularen Konzentration des Blutes kommt (KARL STEJSKAL: ,,Grundlagen der Osmotherapie") ; urn wieder zum normalen osmotischen Druck zu gelangen, sch6pft das Blur Wasser aus den Geweben, was zu einer Verdfinnung des Blutes, aber auch zu einer Volumsvermehrung des Blutes ffihrt; so entstetlt bier eine hydr~mische Plethora. Dem rechten Herzen wird soicherweise .auch mehr Blur angeboten, demnack ein gr6Beres Blutquantum fiber den kleinen Kreislauf zum linken

Herzen bef6rdert, seine diastolische Ffillung und damit zwangs- weise aueh seiI1 Schlagvolumen vergr6Bernd,

Ffir die Richtigkeit der Annahme, dab die auf eine endo- ven6se Injektion (in eine Vena femoralis) hypertonischer Zuckerl6sungen erfolgende Vergr613erung des I-Ierzschlag- und Minutenvolumens vornehmlich der im Zuge der osmotischen Ausgleichsbestrebungen des Blutes auftretenden hydriimischen Plethora zuzuschreiben ist, sprechen -- nebst der bereits er- wghnten herzplethysmographisch nachweisbaren diphasischen Dilatation des Herzens -- auch folgende Versuchsergebnisse: bei Einbringung einer indi//erenten, mit dem normalen Blut isotonischen LOsung (Warmblfiter-Normal-Ringerl6sung, physiologische Kochsalzl6sung) in der lVIenge yon etwa I ccm pro Kilo K6rpergewicht in eine Femoralvene macht sich eine - - wenn auch nur mgBige, so doch unzweifelhafte -- VergrSBe- rung des Herzschlagvolumens geltend; hier kann die Ver- grSl3erung des Herzschlagvolumens doch wohl kaum auf irgendeinen anderen Umstand zurfickgeffihrt werden wie auf die -- allerdings nur geringgradige -- Vermehrung des dem rechten Herzen zustr6menden Blu tquantums (Blur- plus In- fusionsquantum) mit der Konsequenz der st~rkeren diasto- lischen Herzffillung. Ein anderes Moment, das fiir uusere Annahme spricht, ist in dem aul3erordentlich bemerkens- werten Versuchsergebnis gelegen, dab die hdimodynamische Wirkung einer 40proz. Traubenzuckerl6s.ung vollkommen aus- bleibt, wenn diese LSsung nicht in eine _Femoralvene, sondern in eine Vene des Pfortadergebietes iniiziert wird (Vena pancreafica, eine Vena meseraica). In letzterem Tall gelangt die injizierte Traubenzuekerl6sung ja direkt in die Leber; nach Unter- suchungen yon HANS MAUTNER kommt es aber bei der Ein- fuhr glykogenbildender Zuckerarten zu einer Aufnahme und Bindung von Fli~ssigkeit in der Leber, so dab dann in die Venae hepaticae sogar weniger Fltissigkeit abstr6mt als normalerweise; yon einem vermehrten Flfissigkeitsangebot via Vena cava an das rechte Herz kann da natfirlich keine Rede sein, infolgedessen entf~llt auch die M6glichkeit einer st~rkeren diastolischen Herzffillung und des Zustandekommens eines vergr6Berten Herzschlagvolumens. Nicht allein dies, es kommt dabei sogar zu einer Verminderung des Herzschlag- und Minutenvolumens gegenfiber der Norm. Wit konnten in eigenen Beobachtungen auch feststelten, dab bei einer In- jektion yon 20 ccm eiller 4oproz. Traubenzuckerl6sung in die Milzvene eines Hundes eine merkliche Vergr6~erung der Leber eintrat, was in gleichem Sinn spricht.

Die dem initialen Anstieg des Blutdrueks nach endo- ven6ser Einverleibung (in eine Femoralvene) hypertonischer Zuckerl6sungen h6herer Konzentrat ion folgende kurzdauernde Blutdrueksenkung w~re so zu erkl~ren, dab sich die Wider- st~nde gegen das str6mende Blur infolge umfassenderer Gef~Berweiterungen, welche im Capillargebiet wahrscheinlich aus der Anderung der physiko-chemischen Beschaffenheit des Blutes auf die Vermischung mit einer hochosmotischen L6- sung hin resultieren, verringern; die der Blutdrucksenkung sich anschlieBende neuerliche Blutdruckerh6hung dfirfte dann dadurch in die Wege geleitet werden, dab sich mit dem all- m~hlichen Abklingen der stfirmisch einsetzenden osmotischen Ver~nderungen des Blutes auch jene Faktoren, welche dabei (direkt oder via Nerven) gefAl3erweiternd wirken, nun weniger geltend machen, so dab die Erweiterung d e r Capillaren (evtl. aueh arterieller Strombahnen) allm~hlich nachl~Bt, also die peripheren Widerst~nde wieder gr6Ber werden, der Blut- druck anw~tchst.

DaB beim Zustandekommen der bei Mien h6her konzen- trierten hypertonischen L6sungen auf die endoven6se Ein- verleibung hin au~tretenden Verlangsamung der Herz]requenz der Vagus keine ausschlaggebende Rolle spielt, geht daraus hervor, dab bezfiglich der ErhShung des Herzschlag- und Minutenvolumens, des Blutdruckverhaltens und der Verlang- samung des Herzschlags bei Verwendung einer 4 ~ proz. Trauben- zuckerl6sung prinzipiell kein Unterschied vorund naeh Vagus- durchschneidung bemerkbar ist.

Trotz der VerIangsamung der Herzschlagfolge ist die Str6mungsgeschwindigkeit des Blutes w~hrend der Dauer der dynamischen Kreislaufbeeinflussung durch endoven6s ein-

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gebrachte Zuckerl6sungen wesentlieh gesteigert, was in An- betracht der allgemeinen Vergr613erung des Herzminuten- volumens und auch des Blutdrucks (abgesehen yon der kurzen Blutdrueksenkungsphase), zu welchen GrSl3en die StrSmungs- geschwindigkeit des ]3lutes ja in direkter Proportion steht (Ableitung aus dem Poiseuilleschen Gesetz), eigentlich sich yon selbst ergibt; aus uilseren Ulltersuchungell fiber das Ver- haltell des ,,Ausni~tzungskoe]]izienten" des arteriellen Oxy- h~moglobills, welcher unter den gegenst~lldlichen Bedingungen (intravenSse Einverleibung hypertonischer ZuckerlSsungen) geringere Werte aufweist, als in der Norm (d. h. vor der In- jektion), l~13t sich gleichfalls das Bestehen einer stark er- h6htell StrSmullgsgesehwilldigkeit des Blutes erschlieBen.

Die elel~trokardiographischen Allfnahmen bei Einverlei- bung hochosmotischer ZuckerlSsungen in eine Vena femoralis ergeben, dab insbesoildere 4oproz. TraubenzuckerlSsungen (in der Menge yon ca. I ccm pro Kilo K6rpergewicht in- jiziert) nebst einer -- auf die endovenSse Einbringung a l l e r hochkonzelltrierten hypertonischell LSsungen stets ein- tretenden -- Verlangsamung der Herz]requenz auch geringe Ver~nderungen der Reizausbreitung in den Kammern hervor- rufen (die R-Zacke n immt zumeist recht erheblich an Gr6i3e zu), aber auch eille ,,DgmpJung der Sinusreizbildung" zu be- wirken verm6gell, was aus dem Hervortreten der Automatie des Atrio-Ventrikularknotells geschlossen werden kailn (das P-R-Illtervall wird framer kiirzer, nnd schlieBlich rtickt die P-Zacke in den Kammerkomplex hinein) ; dieser Befund ist nicht in allen Tierversuchen i n ausgesprochener Weise Iest- stellbar. Im Elektrokardiogramm zeigen sich auf die intra- ven6se Einbringullg einer ISproz. Kochsalzl6sung und auch einer ,,ffinffachen" Ringerl6sung bin Ver~nderungen des Kammerkomplexes, welche auf eine Sch~digung des Atrio- Ventrikularsystems schlieBell lassen (die P-Zacke wird gr6Ber, die R-Zacke dagegen kleiner).

Die Auswirkung der hydr~mischell Plethora gibt sich bei Verwendung verschiedener hypertonischer ZuckerlSsungen anders wie bei andersartigen hypertonischen Ldsungen (Harn- stoff-, ,,ffinffaehe" Ringer-, Kochsalzl6sung), was ja bereits hervorgehoben wurde; wie wir ailzuilehmen uns berechtigt glauben, ist diese Verschiedenheit der dynamischen Kreis- laufbeeinflussung durch speziJisehe Faktoren, welche im Uharakter dieser L6sungen gelegen sein dfirften, bedingt; w~ihrend z. B. Traubeilzuckerl6sullgen eine kontraktions- f6rdernde Wirkung auf den Herzmuskel austiben (LocKE, NEOKIRCI~ und RONA, KLEWlTZ und KIRCHtIEIM), rufen gr6Bere Kaliummellgen und auch gr6gere Natriumquan~itiiten eine voriibergehende Abnahme der Kontraktionsst~irke der Herz- inuskelfasern hervor (B6I~M, S. G. ZOND~K). Das wiire eine Erkl~irungsmSglichkeit ffir die Beeintr~ichtigung bzw. Ver- zSgerung des Zustandekommens einer hydr~imischen Plethora und dementsprecgend eiller Steigerung der Kreislaufdynamik. Es k6nnten da abet noch andere Faktoren, welche sich vor- l~iufig unserer Beurteilung entziehell, mit eingreifen.

Infolge der auf die endoven6se Eimverleibung hSher kon- zentrierter Zuekerl6sungen (ca. i ccm pro Kilo I~6rpergewicht 4oproz. TraubellzuckerlSsung) sich prompt einstellenden Ver- gr6/3erung des Herzschlag- uild Miilutenvolumells, also Miler Aktionssteigerung des Herzens wie des Gesamtkreislaufes, und einer Erweiterung der Capillarell sowie wahrscheinlich auch gr6Berer Gebiete der arteriellen S~rombahn wird -- soweit die Ergebnisse des Tierexperiments eillen Rtickschlul3 auf das Ver- halten bei pathologischen Zust~inden gestatten -- dieses Ver- fahren sich therapeutisch bei bedrohlichen Zust~inden akuten Herzversagens (z. ]3. bei akutem LungenSdem) mit Nutzen verwerten lassen, falls keine derartigen Stauungeu im kleinen Kreislauf bestehell, dab der t31uttransport vom rechten zum linken Herzen dadurch wesentlich behindert w~re, da -- unserer Annahme nach -- die h~imodynamische Wirkullg der hyper- tonischen Traubenzuckerl6sung voruehmlich durch ein ver- gr6Bertes Blutangebot an das Herz (hydr~imische Plethora) zustande kommt; bei dem akuten LungenSdem k6nnte der Umstand, dab evtl. eine Wasserabgabe vom Lungengewebe in das Blur erfolgt, wesentlich zum Erfolge beitragen. Auch bei ausgesprochenen Gef~il3sspasmeri wird sich diese Be-

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handlungsart erfolgreich erweisen-k6nnen (worauf ERICI~ MEyE~ als erster aufmerksam machte); ferner l i e~ die MSg- lichkeit vor, dab vom Sinus ausgehende Tachykardien infolge der ,,DXmpfungswirkung auf die Sinusreizbildung" durch endoven6s eillverleibte hypertonische Traubenzuckerl6sungen sowie infolge der hierbei allgemein zu beobachtenden Verlang- samung der Herzschlagfolge mittels dieser Ma13nahme er- folgreich bek~impft werden kSlln%en, l~ber die Erfolge dieser Therapie bei chronischell Sehw~ichezustiinden des Kreislaufs Erfahrungen zu sammeln, llahm bereits TH. ]~f3DINGEN Ge- legenheit.

IST DER BLUT-AMINOSAURENSPIEGEL WAHREND DER GESTATIONSPERIODE UNTER NORMALEN

UND PATHOLOGISCHEN VERH~.LTNISSEN VERANDERT ?

Von

Pr iva tdozen t Dr. reed. KARL HeLLMUT::, Oberarzt an der Universit:its-Frauenklinik Wfirzburg

(Direktor: Prof. Dr. reed, C. J. GAUSS).

Fast alle Autoren, welche in den letzten Jahren Unter- suchungen fiber die HShe der Blut-Aminosfi.uren w~hrend der Gestationsperiode unter normalen und pathologisehen Ver- h~ltnissen (Schwangerschaffsnierenerkrankungen und Eklamp- sie) ver6ffentlicht haben (z. ]3. MoRsE, VAN SLYKE, BOCK, PLASS, IVIYERS, WOLPE, SCHLOSSMANN, V. O]~TTINGEN und HELLMUTH), kommen fibereinstimmend zu dem Ergebnis, dab der Spiegel der im str6menden Blute kreisenden Amino- s~uren nur in relativ engen Grenzen bei der gesunden Nicht- graviden schwankt, und weiterhin, dab er w~ihrend der Schwangerschaft und Geburt unter normalen und patho- logischen Verh~iltnissen keine nennenswerte Abweichung yon der Norm erf~ihrt. Die 13estimmungen sind bei diesen Unter- suchungen entweder nach dem gasometrischen Verfahren yon VAN SLYKE oder mit der colorimetrischen Methode yon FozlI~ durchgeffihrt. Nach dem heutigen Stande unseres Wissens auf diesem Gebiete sind diese beiden Verfahren yon VAN SLYKE und FOLIN als die zur Zeit besten Methoden zur ]~estimmung der Blut-Aminos~nren anzusehen.

Im Gegensatz zu diesen Befunden vertr i t t FREu bei Verwendung einer kolorimetrischen 2V,inhydrinmethode in Anlehnung all Arbeitsvorschriftell yon H~RZFZLD-Z~rich auf Grund seiner Untersnchungsergebnisse den folgenden Stand- punkt :

a) In der zweiten H~ilfte der normalen Schwangerschaft sind die Aminos~iuren des Blutserums um mehr als 2o% ver- mehrt.

b) Sub partu sind sie under den Komponellten des Rest- stickstoffes am st~rksten erhSht.

c) Im llormalen Wochenbett liegt ihr Wert lloch fiber dem Normalwert auBerhalb der Schwangerschaft.

d) Bei den Schwangerschaftstoxikosen (Eklampsie) er- reichen sie den doppelten llormalen Wert oder fiberschrei- ten ihn.

Bereits anf der letzten Tagnng der Deutschen Gesellschaft ftir Gyn~ikologie in Wien wurde in der Diskussion zu dem Freyschen Vortrag yon HtCYNEMANN 1 darauI hingewiesen, dab die Unterschiede in den Ergebnissen bei FR~;Y und den iibrigen Autoren wohl wahrscheinlich auf den verschiedenen voll einzelnen Untersuchern eingehaltenen Methoden beruhen diirften. SCHLOSSMAIqN~ zweifelte bei der gleichen Gelegen- heft die Spezifit~t der yon FREu benutzten Methode fiber- haupt an.

Bei diesem Stande der Dinge dfirftell Ergebnisse metho- discher Nachprfifungen des yon FREY zur quanti tat iven I3e- s t immung der Bht-Aminos~iuren eingehalteneil Verfahreus einem gewissen Interesse begegnen. Derartige Nachprtifungen

.methodischer Art waren uns erst mit der genauell VerSffentli- chung der Arbeitsweise yon FREu im Dezember 1925 mSglich. Auf Grund der Ergebnisse dieser mlethodischen Nachprii- fungen, welche ausffihrlich im Arc_hiv fiir Gyn~ikologie ver-