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MITBESTIMMEN + MITGESTALTEN = DABEIBLEIBEN Informationen für Patienten mit MS

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MitbestiMMen

+ Mitge stalten

= Dabeibleiben

Informationen für Patienten mit MS

Im Sinne der guten Lesbarkeit des Textes wird nur die männliche Form „Arzt, Patient, Therapeut“ sowie die weibliche Form „MS-Schwester“ verwendet. Es sollen aber ausdrücklich auch alle Ärztinnen, Patientinnen, Therapeutinnen und MS-Pfleger angesprochen werden.

nur wer bei wichtigen

entscheiDungen MitbestiMMt,

k ann l angfristig

Verantwortung übernehMen.

vorwort

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Familie, Beruf, Freizeit und Alltagsgewohnheiten. So unter-schiedlich sich die Erkrankung Multiple Sklerose (MS) bei jedem Betroffenen zeigt, so individuell ist die Lebenssitua-tion jedes Einzelnen. Erfreulicherweise bietet die heute große Auswahl an Therapien die Möglichkeit, die Behandlung noch stärker an den individuellen Bedürfnissen des jeweiligen Patienten auszurichten.

„Was ist mir wichtig, was brauche ich, was fällt mir leicht oder schwer?“ Um bei der Therapieentscheidung aktiv mitbestim-men zu können, ist es wichtig, dass Sie ausreichend über die Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten informiert und sich über Ihre eigenen Erwartungen und Bedürfnisse im Klaren sind. Eine Therapie, die Ihre Wünsche und Ihre aktu-elle Lebenssituation berücksichtigt, lässt sich besser in Ihr Leben integrieren. Damit fällt es Ihnen natürlich leichter, die Therapie dauerhaft und regelmäßig einzuhalten. Diese soge-nannte „Therapietreue“ ist eine wichtige Voraussetzung, damit das Medikament seine optimale Wirksamkeit entfalten kann.

Allerdings halten nach Schätzungen der Weltgesundheits-organisation (WHO) nur etwa 50 % aller chronisch erkrank-ten Menschen ihre Therapien wie vom Arzt empfohlen ein. Dafür gibt es nachvollziehbare Gründe – aber auch viele Mög-lichkeiten, die Sie in Ihrer Therapietreue bestärken können.

Wir möchten Sie mit dieser Broschüre motivieren, sich von Anfang an aktiv am therapeutischen Prozess zu beteiligen. Entscheiden Sie sich gemeinsam mit Ihrem Behandlungsteam für die Therapie, die am besten zu Ihrem Leben passt.

BeStIMMen und geStalten SIe von anfang an MIt und BleIBen SIe konSequent daBeI. eS lohnt SIch!

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Inhalt

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MItBeStIMMen und MItgeStalten ........................................6

Wachsende Zahl an Therapieoptionen .........................................6Ausbau der eigenen Kompetenz ......................................................6Wirken Sie aktiv am Therapieprozess mit ...................................8Therapieerfolg ist Teamarbeit .......................................................... 11Eigene Bedürfnisse erkennen und Wünsche formulieren ................................................................... 11

daBeIBleIBen lohnt SIch .......................................................... 15

Was bedeutet Therapietreue? ......................................................... 15Therapietreue Patienten profitieren mehrfach ....................... 17

hÜrden erkennen und ÜBerwInden ............................20

Zweifel und Bedenken ........................................................................ 22Angst vor Nebenwirkungen .............................................................24Unrealistische Erwartungen .............................................................26MS-Symptome und körperliche Einschränkungen ...............29Wenn Therapie und Alltag nicht zusammenpassen ............30

waS erleIchtert theraPIetreue? ..................................33

Eine Therapie, die zum Leben passt ...........................................33Kleine Helfer .............................................................................................33Unterstützung durch das persönliche Umfeld .......................34Individuelle Therapiebegleitung .................................................... 35

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MitbestiMMen unD Mitgestalten

wachsende Zahl an therapieoptionenIn den letzten Jahren haben sich Verständnis, Diagnostik und die Therapie der Multiplen Sklerose (MS) gewandelt. Die wachsende Zahl an MS-Therapien bietet die Möglich-keit, die Behandlung noch näher als bisher an den individu-ellen Ansprüchen und Wünschen der Patienten auszurich-ten. So lassen sich individuellere Therapiekonzepte ableiten, die den Patienten mit seinen Bedürfnissen von Anfang an in den Mittelpunkt stellen.

ausbau der eigenen kompetenzDie Entwicklung der letzten Jahre zeigt auch, dass Patien-ten bei der Wahl der für sie geeigneten Therapie vermehrt mitentscheiden möchten. Der Ausbau der eigenen Kompe-tenz im Umgang mit der Erkrankung sowie die damit ein-hergehende Selbstbestimmung sind wichtiger geworden. Betroffene suchen gezielt nach Informationen, um bei der Wahl der für sie bestmöglichen Therapie mitzuwirken und das Leben mit der Erkrankung eigenverantwortlich und aktiv zu gestalten.

Nur ein gut informierter, eigenverantwortlich denkender Patient kann sich für seine Interessen einsetzen. Das Wis-sen über die Krankheit und die Therapiemöglichkeiten gibt dem Betroffenen nicht nur Sicherheit und Selbstvertrauen. Wenn es in Beziehung zu den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen gesetzt wird, bildet es die Basis für eine aktive Teilnahme an wichtigen Therapieentscheidungen.

MItBeStIMMen und MItgeStalten

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MitbestiMMen unD Mitgestalten

tipp

Damit beim Termin mit dem Arzt oder der

MS-Schwester in der Aufregung nichts ver-

gessen wird, empfiehlt es sich bereits zu

Hause, eine kleine Liste mit den persönli-

chen Bedürfnissen, Wünschen und Fragen

zu machen. Am besten bereits einige Tage

vor dem Termin. So können Sie die Liste lau-

fend ergänzen, wenn Ihnen in der Zwischen-

zeit noch etwas Wichtiges einfällt.

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„Mir hat es geholfen, bereits im vorfeld darüber nachzudenken: was wünsche ich mir, was will ich nicht? wo setze ich meine Prioritäten? welche Bedürfnisse, ansprüche und erwartungen an die therapie habe ich?“

MItBeStIMMen und MItgeStalten

wirken Sie aktiv am therapieprozess mitÄltere Therapiekonzepte sahen Patienten bei der Behand-lung als passive Mitspieler, die lediglich den ärztlichen Emp-fehlungen folgen. Diese Ansicht ist heutzutage überholt: So sollen Patienten auch selbst eine aktive Rolle einnehmen, gemeinsam mit dem Behandlungsteam individuelle Thera-pieziele formulieren und dabei Eigenverantwortung über-nehmen. Das bedeutet nicht nur, sich gemeinsam mit dem Arzt für eine Therapie zu entscheiden, sondern die gesteck-ten Behandlungsziele regelmäßig zu überprüfen und den gemeinsam erarbeiteten Therapieplan konsequent einzu-halten. Besprechen Sie Ihre eigenen Erwartungen und Ziele sowie Ihre Therapie ausführlich mit Ihrem Arzt. So erfahren Sie, was aus therapeutischer Sicht möglich ist und was Sie von der Therapie realistisch erwarten können.

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MItBeStIMMen und MItgeStalten

„Ich habe bei meinen Praxisterminen immer ein notizbuch mit meinen gesammelten fragen dabei. hier mache ich auch einträge während des arztgesprächs, damit ich in der aufregung nichts wichtiges vergesse.“

therapieerfolg ist teamarbeitDiese Art von Zusammenarbeit setzt voraus, dass zwischen Ihnen und Ihrem Arzt bzw. Ihnen und Ihrer MS-Schwester eine vertrauensvolle Beziehung besteht. Man bezieht Sie in Entscheidungen ein und setzt sich nicht über Ihre Wün-sche und Bedenken hinweg. Sie sollten das Gefühl haben, eventuelle Zweifel oder kritische Fragen frei äußern zu kön-nen. Dieses Team aus Patient, Arzt und MS-Schwester sollte von Vertrauen, regelmäßigem Austausch und Verstehen geprägt sein.

eigene Bedürfnisse erkennen und wünsche formulierenVoraussetzung für eine individuelle Therapieentscheidung ist, dass Sie sich aktiv mit Ihren Ansprüchen und Erwartun-gen einbringen. Dies klingt zunächst einfacher, als es ist. Denn viele Patienten sind sich Ihrer Bedürfnisse in Bezug auf die Therapie erst einmal gar nicht bewusst, können diese nicht konkret benennen oder trauen sich nicht, persönliche Wünsche zu äußern. Scheuen Sie sich nicht, auch persön-liche Aspekte Ihres Lebensstils einzubringen. Sind Sie ein spontaner, flexibler Typ und steht für Sie Ihre Freiheit und Unabhängigkeit an erster Stelle? Oder sind Sie eher

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strukturiert und bevorzugen einen geregelten Tagesablauf ohne Überraschungen? Dies alles mag vielleicht zunächst nicht relevant erscheinen, kann aber einen Einfluss darauf haben, wie Sie mit einer langjährigen Therapie auf Dauer zurechtkommen.

So vielschichtig die MS ausgeprägt sein kann, so unterschied-lich sind die Bedürfnisse und Lebenssituationen der Patienten. Folglich kann nicht jede Therapie für jeden die richtige sein. Sprechen Sie deshalb mit Ihrem Behandlungsteam über Ihre Alltagsgewohnheiten, Ihre Freizeitgestaltung, über etwaige familiäre Verpflichtungen und berufliche Anforderungen. Ein Patient in Schichtarbeit oder eine Flugbegleiterin mit unre-gelmäßigen Arbeitszeiten, die viel auf Reisen ist, hat beispiels-weise andere Ansprüche an die Therapie als ein Patient mit einer Bürotätigkeit und fest geregelten Arbeitszeiten.

Ein Wunsch, den sicherlich alle gemeinsam haben, ist, dass das Leben weiterhin im Mittelpunkt steht und nicht die Krankheit und deren Therapie. Wird die Behandlung auf die individuellen Bedürfnisse und die jeweilige Lebenssituation des Einzelnen abgestimmt, rückt dieses Ziel ein großes Stück näher. Die Therapie kann so besser in den Alltag eingebun-den werden, was es für den Betroffenen leichter macht, diese auch dauerhaft und regelmäßig einzuhalten.

MItBeStIMMen und MItgeStalten

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daBeIBleIBen lohnt SIch

„Meinen arzt habe ich darüber informiert, dass ich viel unterwegs und abends auch öfter mal länger im Büro bin. So konnten wir gemeinsam eine Behandlung finden, die meine flexibilität kaum einschränkt.“

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daBeIBleIBen lohnt SIch

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was bedeutet therapietreue?Es klingt ganz selbstverständlich, was die Weltgesundheits-organisation (WHO) in einem Bericht zu chronischen Erkran-kungen formuliert hatte: „Medikamente werden nicht wir-ken, wenn sie nicht genommen werden.“ Tatsächlich halten nach Schätzungen der WHO nur etwa 50 % aller chronisch erkrankten Menschen ihre Therapien so ein, wie es ihnen vom Arzt empfohlen wird. Dies gilt insbesondere auch für die Therapie der Multiplen Sklerose. Obwohl gerade hier mittlerweile geeignete Behandlungsverfahren zur Verfü-gung stehen, die helfen können, den Krankheitsverlauf lang-fristig günstig zu beeinflussen. Vorausgesetzt sie werden regelmäßig und konsequent angewendet.

Bei MS trägt die Therapietreue – im Fachjargon „Adhärenz“ genannt – maßgeblich zum Behandlungserfolg bei. Im Latei-nischen bedeutet „adhaerere“ soviel wie „kleben an“. Der englische Begriff „adherence“ steht für „Festhalten“ oder „Befolgen“. Bei dem Thema Therapietreue geht es aber nicht

nur MedIkaMente, dIe genoMMen werden, können auch wIrken.

Dabeibleiben lohnt sich

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nur um das Befolgen von ärztlichen Empfehlungen. Zwar trug nach früherem Verständnis der Patient einseitig die Ver-antwortung für das Einhalten und damit auch den Erfolg der Therapie. Das moderne Konzept der Therapietreue hat diese Auffassung überholt und verfolgt einen partnerschaftlichen Ansatz. Die korrekte und regelmäßige Anwendung der The-rapie liegt demnach sowohl in der Verantwortung des Pati-enten als auch des Arztes.

Sie sollen als MS-Patient nicht nur den ärztlichen Anweisun-gen folgen, sondern auch an den gemeinsam mit dem Behand-lungsteam formulierten Therapiezielen festhalten. Von the-rapietreuem Verhalten spricht man, wenn Sie als Patient die Therapie aktiv, eigenmotiviert und eigenverantwortlich über einen längeren Zeitraum konsequent durchführen. Dies setzt voraus, dass Sie durch eine gemeinsame Übereinkunft über die angemessene Behandlung von Anfang an in wichtige Ent-scheidungen einbezogen werden. Ihr Arzt sollte Ihnen seine fachlich begründete Sicht der Dinge erläutern und Sie nach Ihrer Meinung fragen. Ziel ist, Ihr Verständnis und Ihre Kom-petenz im Umgang mit der Erkrankung und der Therapie zu erhöhen, damit Sie sowohl die MS als auch die Behandlung besser in Ihr Leben integrieren können. Sprechen Sie bereits zu diesem Zeitpunkt offen über Ihre Vorstellungen und auch über mögliche Barrieren, die eine korrekte Durchführung der gewählten Therapie gefährden könnten.

daBeIBleIBen lohnt SIch

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tipp

Wer informiert ist, kann Zusammenhänge besser

beurteilen. Unter www.ms-life.de finden Sie

umfassende Informationen über Ursachen, Erken-

nen, Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten

der MS. Viele Tipps für den Alltag runden das

Informationsangebot ab.

therapietreue Patienten profitieren mehrfachDie Wirksamkeit einer MS-Therapie wird maßgeblich durch eine hohe Therapietreue begünstigt. Die Therapietreue hat somit eine große Bedeutung bei der Erreichung wichtiger Therapieziele und kann den Krankheitsverlauf auf lange Sicht positiv beeinflussen.

In zahlreichen Studien zeigten therapietreue Patienten ein geringeres Schubrisiko und sie litten auch seltener unter schweren Schüben – ein großer Vorteil gegenüber nicht therapietreuen Patienten, da schwere Schübe oft der Grund für eine Einlieferung in das Krankenhaus und gegebenen-falls für einen längeren Klinikaufenthalt sind. Eine weitere Untersuchung bei MS-Patienten belegt, dass therapietreue Patienten zufriedener sind, weniger unter neurologischen Problemen leiden und insgesamt von einer besseren Lebensqualität profitieren.

„alle Maßnahmen und entscheidungen meines arztes waren für mich transparent. das hat mein vertrauen zum Behandlungsteam gestärkt und ich kann heute voll und ganz hinter der gemein-sam gewählten therapie stehen.“

welchen Beitrag können Sie als Patient leisten, um therapietreu zu sein und so den größtmöglichen therapieerfolg zu haben?

• Sich aktiv bei der Formulierung der Therapieziele einbringen

• Sich gemeinsam mit dem Arzt für eine Therapie entscheiden, die Ihre individuellen Bedürfnisse und Ihre Lebenssituation berücksichtigt

• Das eigene Wissen über die MS und die Therapie vertiefen, Fragen notieren und zum nächsten Arzt termin mitbringen

• Das verordnete Medikament entsprechend der ärztlichen Empfehlung anwenden

• Die vereinbarten Untersuchungstermine wahrnehmen

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daBeIBleIBen lohnt SIch

daBeIBleIBen lohnt SIch

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hürDen erkennen unD überwinDendie gründe, warum Patienten ihre therapie nicht regel mäßig anwenden, können vielfältig sein.

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hÜrden erkennen und ÜBerwInden

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Zweifel und BedenkenFür viele Patienten ist die Diagnose MS zunächst einmal ein Schock, über den die Betroffenen erst hinwegkommen müs-sen, bevor sie in der Lage sind, sich mit den verschiedenen Therapieoptionen auseinanderzusetzen. Das Behandlungs-team sollte in diesem Fall viel Verständnis zeigen und aus-führliche Informationen erst dann zur Verfügung stellen, wenn der Patient diese auch aufnehmen kann. Bei einigen Patienten kann es dazu kommen, dass sie die Erkrankung verdrängen und die Diagnose MS grundsätzlich in Frage stellen. Diese Verleugnung kann der Versuch sein, die Bedro-hung durch die MS zunächst auszublenden. Wird die Behand-lung während dieser Phase begonnen, kann die Akzeptanz für die Therapie fehlen. Die Gefahr, dass die Betroffenen die Medikamente auslassen oder die Behandlung eigenmäch-tig abbrechen, ist hoch, da die Vorteile einer frühen und die Nachteile einer zeitlich verzögerten Therapie nicht wahrge-nommen werden und die Bedenken überwiegen.

Sowohl Verständnis für die individuelle Situation des Betrof-fenen als auch eine sachlich fundierte Aufklärung über das Krankheitsbild und die Therapie sind besonders dann ange-bracht, wenn Patienten von der Notwendigkeit ihrer Thera-pie nicht überzeugt sind. Oft werden dann Medikamente bewusst abgesetzt oder Rezepte erst gar nicht eingelöst. Gerade wenn sich die MS für eine längere Zeit nicht bemerk-bar macht, kann der Eindruck erweckt werden, auf die Behandlung das ein oder andere Mal verzichten zu können. Schließlich geht es einem ja gut. Das ist ein Trugschluss, denn auch in ruhigen Phasen ohne erkennbare Symptome ist es möglich, dass die Entzündungsaktivität der Erkran-kung nicht stillsteht. Die MS-bedingten Entzündungsherde können im Nervengewebe Schädigungen verursachen, die

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hÜrden erkennen und ÜBerwInden

langfristig zu unterschiedlichen Störungen führen können. Deshalb ist es wichtig, die Erkrankung frühzeitig zu behan-deln, um die Anzahl der Entzündungsherde zu vermindern und den langfristigen Verlauf der MS günstig beeinflussen zu können. Falls die Therapie abgebrochen oder nur unre-gelmäßig angewendet wird, geht der Betroffene das Risiko ein, dass sich der Krankheitsverlauf unnötig verschlechtert. Das Schubrisiko und das Auftreten von schweren Schüben kann bei Patienten erhöht sein, die sich nicht therapietreu verhalten. Experimente in Form von Therapieabbrüchen oder Therapiepausen könnten das Erreichte gefährden.

ZuM weIterleSenBei den meisten Menschen löst die Diagnose MS als erste Reaktion einen schockartigen Zustand aus. Viele fühlen sich wie vor den Kopf gestoßen und können keinen klaren Gedan-ken fassen. Manche haben ihre Diagnose noch gar nicht verarbeitet. Auch das kann zu nicht therapietreuem Verhalten führen. Dennoch ist es wichtig, sich möglichst bald umfassend über die Erkrankung und geeignete Thera-pien zu informieren, wenn der erste Schock überwunden ist. Was im Prozess der Krank-heitsverarbeitung passiert und was Sie hierzu wissen sollten, erfahren Sie in der Broschüre „MS – Wege zur Bewältigung“. Sie erhalten die Broschüre über das MS Service-Center unter der kostenfreien Service-Nummer: 0800 030 7730.

MS – Wege zur Be Wält igung

Orientierungs­hilfe und Tipps für ein selbst­bestimmtes Leben mit MS

Wege zur BeWältigung

hÜrden erkennen und ÜBerwInden

angst vor nebenwirkungenSelbst wenn Nebenwirkungen nur bei einem Teil der Pati-enten auftreten, ist die Angst davor doch präsent. Da diese vor allem zu Beginn der Therapie auftreten und die Schwere sowie Häufigkeit nach einiger Zeit meist abnimmt, können Nebenwirkungen vor allem in den ersten Monaten nach Behandlungsbeginn die Therapietreue beeinflussen. Spre-chen Sie bereits im Vorfeld der Behandlung mit Ihrem Arzt und Ihrer MS-Schwester über mögliche Nebenwirkungen. Es hat sich gezeigt, dass insbesondere bei Medikamenten mit bekannt guter Verträglichkeit Vorbehalte und Ängste abgebaut und die Therapietreue positiv beeinflusst werden kann. Um die Verträglichkeit zu steigern, wird darüber hin-aus bei einigen MS-Präparaten die Dosis langsam erhöht und eine entsprechende Prophylaxe vorgenommen. Falls es dennoch zu störenden Begleiterscheinungen kommen sollte, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt, statt die Therapie eigenmächtig abzubrechen.

„Ich hatte wahnsinnig angst davor, wegen der ne-benwirkungen nicht in die arbeit gehen zu können. Mein arzt hat mir ein paar tipps gegeben, was ich tun kann, damit die nebenwirkungen nicht so stark sind. und es hat funktioniert.“

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unrealistische erwartungenVerlaufsmodifizierende Medikamente können die Anzahl der Schübe über die Zeit reduzieren und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Der Effekt auf die MS zeigt sich langfristig. Jeder Patient sollte wissen, dass die derzeit ver-fügbaren Medikamente die MS nicht heilen, sondern den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen können. Patienten mit unrealistischen Erwartungen können Gefahr laufen, die Therapie abzubrechen, da sie von deren Wirksamkeit ent-täuscht oder nicht überzeugt sind. Schlechte Erfahrungen mit Vortherapien können diese Haltung noch verstärken. Auch Patienten, die sich von außen zur Therapie gedrängt fühlen, neigen bei Problemen eher zum Abbruch. Wider-sprüchliche Meinungen im persönlichen Umfeld, im Internet und anderen Quellen können die Verunsicherung zusätzlich vergrößern. In solchen Fällen ist ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis besonders wichtig. In einem partnerschaftlichen Miteinander können Zweifel an der Therapie und etwaige Missverständnisse offen angesprochen, gemeinsam nach Lösungen gesucht und Rückschläge besser überwunden werden. Um falsche Erwartungen erst gar nicht aufkommen zu lassen, sollte bereits vor Therapiebeginn umfassend über

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hÜrden erkennen und ÜBerwInden

die MS und deren Behandlung aufgeklärt werden. Patien-ten sollten ausreichend Zeit erhalten, die Zusammenhänge zu verstehen, um sich gemeinsam mit ihrem behandelnden Arzt für die passende Therapie zu entscheiden.

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ZuM weIterleSenViele MS-Patienten leiden unter Einschränkun-gen der kognitiven Funktionen. Wenn Gedächt-nis und Konzentration nachlassen, kann dies auch die Therapietreue gefährden. In der Bro-schüre „MS – Gedächtnis und Konzentration“ erfahren Sie, wie Sie mit den Symp tomen umgehen und mit welchen Strategien Sie erfolgreich entgegenwirken können. Sie erhal-ten die Broschüre über das MS Service-Cen-ter unter der kostenfreien Service-Nummer: 0800 030 7730.

MS – gedächtniS und konzentr at ion

gedächtnis und konzentration

informationen und praktische tipps

dIe MS verStehen und wISSen, wIe dIe theraPIe wIrkt, kann BeIM daBeIBleIBen helfen.

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„Im urlaub wollte ich nicht an die MS denken und habe meine Medikamente erst gar nicht mitgenommen. aber dann hatte ich doch immer ein schlechtes gewis-sen. Jetzt habe ich gemein-sam mit meinem arzt eine therapie gefunden, mit der es mir auch im urlaub leichtfällt dabeizubleiben.“

MS-Symptome und körperliche einschränkungenManchmal sind die Symptome und Folgen der MS selbst die Ursache für mangelnde Therapietreue. So können Sehstö-rungen oder Probleme bei der Koordination und Feinmoto-rik die Selbstinjektion erschweren. Kognitive Einschränkun-gen können zur Folge haben, dass das Selbstmanagement nicht mehr gewährleistet ist und die Medikamenteneinnahme vergessen wird. Bei manchen Patienten sind Erschöpfungs-zustände oder Antriebslosigkeit der Grund für Unregelmä-ßigkeiten in der Einhaltung der Therapie. In den genannten Fällen sollte das offene Gespräch mit dem behandelnden Arzt gesucht werden. Dabei hilft eine möglichst genaue Schilderung der Schwierigkeiten, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

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wenn therapie und alltag nicht zusammenpassenStress, eine komplizierte Verabreichung oder eine schlechte Vereinbarkeit von Alltag und Therapie sind weitere Ursa-chen, die ein therapietreues Verhalten erschweren. Oft wird die Therapie zum Beispiel im Alltagstrubel einfach verges-sen. Dies geschieht meist dann, wenn der Tagesablauf und die Anforderungen in Familie und Beruf wenig Spielraum für die Behandlung lassen. Ein Grund für nicht therapietreues Verhalten kann auch sein, dass persönliche Präferenzen und Lebensumstände des Patienten nicht oder nicht ausreichend bei der Therapieplanung berücksichtigt wurden.

Sprechen Sie deshalb mit Ihrem Arzt, falls Sie das Gefühl haben, dass sich Ihre jetzige Therapie nicht in Ihren Alltag integrieren lässt. Gemeinsam mit Ihrem Behandlungsteam lassen sich Lösungen finden, wie Sie beides unter einen Hut bekommen: Ihre Aufgaben im Alltag und die Einhaltung Ihrer Therapie.

eIne theraPIe, dIe SIch In Ihr leBen IntegrIeren läSSt, Macht eS Ihnen leIchter daBeIZuBleIBen.

hÜrden erkennen und ÜBerwInden

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ZuM weIterleSenUm den Anforderungen in Familie und Beruf gerecht zu werden, setzen sich viele MS-Patienten unter enormen Druck. Statt sich Ruhepausen zu gönnen, führt der tägliche Kampf oft zu seelischer und körperlicher Anspannung. Zudem kann Stress eine regel-mäßige Medikamenteneinnahme erschweren. Strategien gegen Stress und praktische Tipps erhalten Sie in der Broschüre „MS – Stressma-nagement: Wege zur Gelassenheit“. Auf www.ms-life.de können Sie diese kostenlos her-unterladen. Eine gedruckte Fassung erhalten Sie über das MS Service-Center unter der kos-tenfreien Service-Nummer: 0800 030 7730.

MS – StreSSManageMent: Wege zur gel aSSenheit

StreSSmanagement: Wege zur gelaSSenheit

Über den Umgang mit Stress. Praktische Tipps, wie Sie der täglichen Anspannung begegnen können.

waS erleIchtert theraPIetreue?

eine therapie, die zum leben passtWenn im Rahmen der mit Ihrem Behandlungsteam gemein-sam getroffenen Therapieentscheidung Ihre Wünsche, Ihre familiäre Situation, berufliche Anforderungen und Besonder-heiten Ihres Alltags berücksichtigt wurden, sollten Sie die Therapie normalerweise gut in Ihr Leben integrieren können. Eine Umstellung Ihrer Lebensgewohnheiten auf Grund der Applikationsart, der Anwendungshäufigkeit und der Anwen-dungszeitpunkte der gewählten Therapie sollte möglichst ver-mieden werden. Je besser sich die Therapie in Ihren Alltag inte grieren lässt, desto leichter ist es für Sie, langfristig dabei-zubleiben.

kleine helferFalls Patienten ihre Medikamenteneinnahme öfter verges-sen, gibt es einige nützliche Hilfen. Hierzu gehört beispiels-weise das sogenannte „Cue-dosing“. Darunter versteht man die Verknüpfung der Arzneimitteleinnahme mit regelmäßi-gen Routinehandlungen. Viele Patienten nutzen auch Erin-

was erleichtert therapietreue?

„Ich nutze die app auf meinem Smartphone und lasse mich an die Medikamenten einnahme erinnern. So habe ich den kopf frei und das gute gefühl, nichts zu vergessen.“

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nerungskarten an markanten Orten in der Wohnung oder die Erinnerungsfunktion auf ihrem Smartphone. Einige The-rapiebegleitprogramme stellen zur mobilen Therapieunter-stützung Apps zur Verfügung, die an die Medikamentenein-nahme und auf Wunsch auch an Arzttermine und Rezepte erinnern.

unterstützung durch das persönliche umfeldNatürlich müssen in erster Linie Sie selbst vom Nutzen Ihrer Behandlung überzeugt sein. Trotzdem hilft es, wenn auch Ihr Partner, Ihre Familie und Freunde hinter Ihnen und der Therapie stehen. Je mehr Ihr direktes Umfeld über die Erkrankung und die Behandlung weiß, umso mehr werden Sie sich auch in schwierigen Phasen verstanden fühlen. Es kann auch helfen, den Partner oder eine Ihnen nahestehende Person zu Arztterminen mitzunehmen. So können Sie sicher sein, dass keine Fragen zur Erkrankung und zur Behandlung offenbleiben. Suchen Sie sich also Verbündete, die Sie beim Erreichen der Therapieziele unterstützen und zum Dabei-bleiben motivieren. Gemeinsam geht vieles leichter!

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waS erleIchtert theraPIetreue?

tipp

Im MS-Diskussionsforum auf www.ms-life.de

treffen Sie auf Menschen, die sich aktiv mit ihrer

MS-Erkrankung und Therapie auseinandersetzen

und sich mit ihren Erfahrungen gegenseitig

unterstützen und motivieren.

Individuelle therapiebegleitungViele Betroffene sehen in einem Therapiebegleitprogramm eine wertvolle Unterstützung bei der Therapietreue. Das Gefühl, neben dem behandelnden Arzt und der MS-Schwes-ter bei Problemen schnell und unkompliziert einen kompe-tenten und verständnisvollen Ansprechpartner zu haben, ist vielen Patienten wichtig. Weil die Betreuung langfristig erfolgt, kann sie die Therapietreue nachhaltig verbessern und dabei helfen, über schwierige Phasen hinwegzukommen.

Dabei wird die Therapiebegleitung auf Ihre individuellen Bedürfnisse und Wünsche zugeschnitten. Manch ein Patient möchte mehr über die Erkrankung MS und die Wirkung der Therapie wissen, um die Notwendigkeit einer regelmäßigen Anwendung zu verstehen. Ein anderer sucht nach praktischen Tipps, um die Therapie besser in sein Leben integrieren zu können. Und ein weiterer wünscht sich hin und wieder ein paar aufmunternde Worte, die ihn zum Dabeibleiben moti-vieren. Therapiebegleitprogramme bieten die Unterstützung, die Sie persönlich benötigen und wünschen.

Nicht nur die Bedürfnisse und Wünsche der Patienten sind verschieden. Auch die Therapien unterscheiden sich. Da raus ergeben sich spezielle Anforderungen, die in therapie-spezifischen Begleitprogrammen besondere Berücksichti-gung finden.

„Ich bin froh, dass mein fester ansprechpartner im therapiebegleitprogramm für mich da ist. die verständlichen Informationen, die schnelle hilfe bei Problemen und manchmal einfach nur etwas per-sönlicher Zuspruch und Motivation zum dabeiblei-ben helfen mir bei der therapietreue.“

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waS erleIchtert theraPIetreue?

Werden Sie zu einem Experten in eigener Sache, um Ihre Interessen und Wünsche im Therapieentscheidungsprozess selbstbestimmt vertreten zu können. Beraten Sie sich mit Ihrem Behandlungsteam, welche Therapie für Sie am bes-ten geeignet ist. Insbesondere weil die MS bei jedem Pati-enten anders verläuft und auch die Lebenssituation und die individuellen Bedürfnisse von Patient zu Patient ganz unter-schiedlich sind. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihre famili-äre und soziale Situation, berufliche Belastungen und andere Besonderheiten Ihres Alltags sowie Ihre individuellen Ziele in die Therapieentscheidung miteinbezogen werden.

Falls Sie mit Ihrer Therapie nicht zurechtkommen, sich Ihre Lebenssituation oder Ihre persönlichen Ziele ändern, teilen Sie dies Ihrem Arzt mit. Je besser die Therapie in Ihren All-tag integriert werden kann, desto leichter ist es für Sie, lang-fristig dabeizubleiben. Mit einer hohen Therapietreue tra-gen Sie wesentlich zum Behandlungserfolg bei und kommen den gesetzten Zielen ein großes Stück näher. Wir wünschen Ihnen alles Gute dabei!

entscheiDen sie sich für eine therapie, Die zu ihreM leben passt!

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ZuSaMMenfaSSung

MitbestiMMen

+ Mitge stalten

= Dabeibleiben

Biogen Idec GmbH | Carl-Zeiss-Ring 6 | 85737 Ismaning

Art

. Nr.

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BII

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Die kostenfreie Service-Nummer zum MS Service-Center

0800 030 77 30

Haben Sie eine Frage zur MS-therapie?

Brauchen Sie Unterstützung? Beim MS Service-Center erhalten Sie fundierte Auskünfte zu allem, was die MS betrifft.

Unsere Experten freuen sich auf Ihren Anruf.

Mo – Fr von 8.00 – 20.00 Uhr

Weitere Informationen finden Sie unter www.ms-life.de