thermodynamische grundlagen der physikalischen chemie, von h. schunck. verlag dr. dietrich...

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Li te ra t u r Zeitrchriften Radiation Research, Organ der Radiation Research Society, herausgegeben von der Academic Press Inc. New York, je Band etwa 550 Seiten, $ 9.--. Die neuc Zeitschrift, dcren erstes Heft im Februar 1954 crschie- nen ist, will die in physikalischen, chemischen und bielogischen Zeitschriften verstreutc Literatur zusammenfassen. Der Ausdruck ,,Radiation" wird hier im breitesten Sinne gebraucht und umfaRt ionisierende, ultrarote, ultraviolette und sichtbare Strahlung. Die Radiation Research Society, die etwa 400 Mitglieder zahlt, hat die Griindung dieser Zeitschrift auf verschiedenen Tagungen seit 1950 diskutiert und hofft, dall die neue Zeitschrift fur die Forscher des Gebietes als zusammenfassendes Publikationsorgan die Ar- beit vercinfachen wird. Das erste Heft enthalt folgende Beitrage: U. Fano: Introductory remarks on the dosimetry of ionizing radiations. B. J. Moyer: Neutron physics of concern to the biologist. L. D. Marinelli: X-ray dosimetry, General principles and experimental factors. P. S. Harris: Measurement of slow neutrons and coexisting radiations. F. Hutchinson: Energy requirements for the inactivation of Bovine serum Albumin by radiation. E. J. Hart: Molecular product and free radical yields of ionizing radiations in aqueous solutions. H. A. Dewhunt, Aryeh H. Samuel und J. L. Magee: A theoretical survey of the radiation chemistry of water and aqueous solutions. A. 0. Allen: The yields of free H and OH in the irradiation of water. W. M. Garrison, H. H. Haynwnd und B. M. Weeks: Some effects of heavy particle irradiation of aqueous acetic acid. E. S. G. Barron: The role of free radicals and Oxygen in reactions produced by ionizing radiations. Tagungsberichte beschlielen das Heft. Biicher Boschke [NB 8731 l'hysik und Philosophie, von James Jeans. Rascher Verlag, Zurich. 1951, 2. Aun. 300 S., gebd. DM 15.- Wenn ein Autor unserer Tage, Physiker von Rang, iiber Be- ziehungen seiner Wiesenschaft zur Philosophie oder zu bestimmten philosophischen Problemen sohreibt, 80 mochte man annehmen diirfen, dall er dies in der Absicht tut, aus einem profunden Wissen sowohl um die Ergebnisse der modernen Physik als auch um die der modernen Philosophie eine Syntheee und Kritik zur Klirrung der in den Grenzgebieten entstehenden Fragen zu geben. Umso- mehr enttauscht das Buch, das ausdriicklich die Beziehung zwischen Physik und Philosophie zum Thema hat, weil der Autor unter ,,Philosophie" betont nur die engen Formulierungen poili- tivistischer Erkenntniskritik gelten lassen will. Es ist bcdauerlich, dall Jeans, der offenbar dio Erkenntnisse der modernen physi- kalischen Forschunr: bis in die feinsten Einzelheiten souveran be- herrscht und sie rnit der im angelsirchsischen Schrifttum bekann- ten wohltuenden stilistischen Schlichtheit ohne groles mathema- tisches Riistzeug sicher darzustellen weill, an den Ergebnissen der Philosophie der ersten Halfte unseres Jahrhunderts ebenso vorbei- gegangen ist wie an dem Wesenskern der Kantsohen ,,Kritik der reinen Vernunft". Der wirklich laienhaft, ja manchmal geradezu anmallend wirkende Versuch, in wenigen Abschnitten die Summe der Kantschen Kritik rls physikalisch irrelevant zu bagatelli- sieren, 1Bllt sich nur verstehen unter dem Motto seines eigenen Vorwortee, daB Jeans' ,,Bekanntschaft rnit der Philoeophie bloS dic eines Eindringlings ist". Wie konnte er sonet dae Kantsche ,,a priori", das im iibrigen rnit Recht zum Basisbegriff aller Er- kenntnistheorie geworden ist (vergl. N. Hartnann: ,,Metha- physik der Erkenntnis" 1924), so vollig milverstehen, wie er es z. B. auf S. 55-56 tut, wo behauptet wird: ,,SO liegt in dem An- spruch einer apriorischen Erkenntnis im Grunde der weitere ?Lnspruch, daO wir von der letzten Beechaffenheit der Dinge genug wissen, um sagen zu konnen, welche Arten Welt ein Schopfer ge- schaffen haben und welche Arten Er nicht geschaffen haben kann", wogegen tatsirchlich Kant ja immer wieder rnit Nachdruck betont, dall wir gerade infolgc der apriorischen Struktur unseres Er- kenntnisvermogens iiber die latzte Beschaffenheit der Dinge, d. h. iiber ,,das Ding an sich" nichts auszusagen vermogen. Solcher philosophischer Ungereimtheiten kbnnten noch zahlreiche auf- gewiesen werden - wie etwa die vollig mil3verstLndliche Daretel- lung der Kantschen Antinomien auf Seite 80-81, bei der die Kate- gonen der Quantitst, Einheit und Vielheit, v U g verwiirfelt werden. So kann man Jeans den Vorwurf nicht ersparen, daB er gut daran getan hirtte, den Titel seines Buches besoheidener zu wirhlen und seine Aueftihrungen, wie er selbst im Vorwort vor- schhgt, allenfalls ale ,,Reflexionen sines Phyeikers iiber einige Probleme der Philosophie" zu deklarieren. Aber auch der Ubersetzer, der das Buch 1953 erstmalig in deiitscher Sprache einem deutschen Leserkreis vorlegt, hirtte be- denken miissen, daR die Philosophic auf dem europaischen Fest- lande andere Wege gegangen ist und in dcn letztcn Jahrzehnten andere L6sungsversuche vorgelegt hat, als sic urn dic Jahrhundert- wende noch dem Positivismus vorschwebten. Fur den philosophisch Gebildeten ist das Buch kaum ohne Krgcrnis Icsbar, fur den Leserkreis von Naturwissenschaftlern aber, der der Philosophie ferner stcht und der besondcrs ange- sproehen werden soll, ist es in seiner Einseit.igkeit cher einc Gefahr Coenen [NB 8621 als eine Bereicherung. Thermodynamieche Grundlagen der phpsiknlisehen Chemie, von H. Schunck. Verlag Dr. Dietrich Steinkopff, Darnwtadt 1953. 1. Aufl., VIII, 258 S., 108 Abb., br. DM 31.--. Der Verf. mochte durch sein Werk Charnikcrn und Ingenieuren die Fertigkeit vermitteln, thermodynamischc Berechnungen auf Grund der modernen Daten fur Enthalpicn und Entropien durch- zufiihren. Zu diesem Zweck werden auf den ersten 100 Sciten die Grundlagen der Thermodynamik griindlich besprochen, vorzug- weise unter Verwendung von &eisprozessen zur Erlauterung. Der zweite Teil bringt, wiederum an Hand zahlreichcr, bis ins einzclnc auagefuhrter Rechnungen, die Anwendungen auf chcmische Reak- tionen. gin grollerer Abschnitt ist dabei den Reaktionen von Ga- sen rnit flussigen, Mischphasen gewidmct, was gcstattet, auch die Trennung durch Destillation und Rcktifikation zu behandeln. Die letzten 60 Seiten sind den clektrochemischen Anwendungen vor- behaltcn. Zweifellos liegt fur Bucher dieser Art ein Bediirfnis vor. Sie be- zeugen, dall bei dem standig wachsenden Wisaensstoff der Hoch- schulunterricht hiiufig nicht mehr soweit gclangt, wesentliche Grundlagen in den sicheren Besitz des Studierenden iiberzufiihren. Ein umfangreichee Buch eines australischen Ingenieurs, R. G. L. Bosworth, ,,Physics in Chemical Industry", versucht z. B. ent- sprechendcs fur den Bereich der Physik nachzuholen. Dem Hoch- schullehrer konnen solche Veroffentlichungen zeigen, wo die ub- liche Darstellung auf Schwierigkeiten im Verstindnis stollt und wie sie also durch ubungen, Seminare usw. sorgfaltiger ausgebaut werden konnte. Doch mull man sich fragcn, ob der Verfasscr in jedcm Falle den fur das Verstirndnis am besten geeigneten Weg eingeschlagen hat. Der Begriff der Entropie wird wohl friihzcitig eingefiihrt, aber seine statintische Begriindung iiberhaupt nicht herangezogen. Er liruft 80 Gefahr, zu einer blassen RechengroBe hcrabzusinken. Noch weniger wird auf solche Weise ersichtlich. wie unscre grollen Fortschritte in der Gewinnung verlaBlicher thermochemischer Daten zustande gekommen sind. Die Maxime .,In der Beechran- kung zeigt sich erst der Meister" wird vielleicht zu sehr behersigt; iibrigens auch insoweit, ale das Zahlenmaterial ausschlielllich aus dem ,,Taschenbuch" von J. D'Ans u.E.Las bezogen wird, wahrend die grollen neuen Tafelwerke des Bureau of Standards, Washington, nicht erwiihnt werden. Dem in der Praxis stehenden Chemiker und Ingenieur diirfte das Buch in der Tat bei der Beschiiftigung rnit Fragen der chemi- sehen Dynamik und der Thtrmodynsmik der Mischphasen einc gutc Hilfe bieten. Aber auch fur den Unterrichtsbetrieb diirfte es unter dem oben erwahnten Gesichtspunkt ein wertvolles Hilfs- mittel sein. 0. Fuchs [NB 8271 Small Particle Statistics, von G. Herdan. Elscvier Publishing Comp., Amsterdam, Houston, New York, Paris. 1953. 1. Aufl. XXIII, 520 S., gebd. sh. 70.-. Neben der modernen physikalischen Statistik ( Quantenstati- stik) gewinnt die auf der blollen Abzirhlung vieler Einzelteilehen bzw. Beobachtungen beruhende Statistik in eteigendem Malle an Bedeutung. Dies gilt sowohl fur die Uberprufung und den Ver- gleich einzelner Fertigungsverfahren wic auch fur die direkte Er- fassung der Eigenschaften von Praparaten, die sich au8 einer Un- zahl kleiner untereinander nicht ganz gleicher Teilchen zusam- mensetzen. Man denke dabei etwa an die Eigenschaften kerami- scher Massen oder von Zement, die von derArt der Zusammen- seteung aus kleinen Kornern usw. wesentlich abhirngen. Die Charakterisierung dieser Gesamtheiten ist in praxi nur mit den- jenigen Methoden der Statistik moglich, die in dem Herdanschen Buche ale ,,Small Particle statistics" bezeichnet werden. Der Autor setzt sich in dem Buche dabei die Aufgabe, den Leser, von dem weiter keine Vorkenntnisse iiber die allgemeine Statistik verlangt werden, zunachst mit der Begriffswelt dieaer Disziplin an Hand eincr grollen Zahl'einfacher Beispiele aua der Praxis bekannt zu machen. Dabei werdcn die Beispiele meiet in dngew. Chem. 166. Jahrg. 1954 I Nr. 17/18 577

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Zeitrchriften Radiation Research, Organ der Radiation Research Society,

herausgegeben von der Academic Press Inc. New York, je Band etwa 550 Seiten, $ 9.--. Die neuc Zeitschrift, dcren erstes Heft im Februar 1954 crschie-

nen ist, will die in physikalischen, chemischen und bielogischen Zeitschriften verstreutc Literatur zusammenfassen. Der Ausdruck ,,Radiation" wird hier im breitesten Sinne gebraucht und umfaRt ionisierende, ultrarote, ultraviolette und sichtbare Strahlung. Die Radiation Research Society, die etwa 400 Mitglieder zahlt, hat die Griindung dieser Zeitschrift auf verschiedenen Tagungen seit 1950 diskutiert und hofft, dall die neue Zeitschrift fur die Forscher des Gebietes als zusammenfassendes Publikationsorgan die Ar- beit vercinfachen wird.

Das erste Heft enthalt folgende Beitrage: U. Fano: Introductory remarks on the dosimetry of ionizing

radiations. B. J . Moyer: Neutron physics of concern to the biologist. L. D. Marinelli: X-ray dosimetry, General principles and experimental factors. P. S. Harris: Measurement of slow neutrons and coexisting radiations. F. Hutchinson: Energy requirements for the inactivation of Bovine serum Albumin by radiation. E. J. Hart: Molecular product and free radical yields of ionizing radiations in aqueous solutions. H. A. Dewhunt, Aryeh H. Samuel und J . L. Magee: A theoretical survey of the radiation chemistry of water and aqueous solutions. A. 0. Allen: The yields of free H and OH in the irradiation of water. W. M. Garrison, H. H. Haynwnd und B. M. Weeks: Some effects of heavy particle irradiation of aqueous acetic acid. E. S. G . Barron: The role of free radicals and Oxygen in reactions produced by ionizing radiations. Tagungsberichte beschlielen das Heft.

Biicher Boschke [NB 8731

l'hysik und Philosophie, von James Jeans. Rascher Verlag, Zurich. 1951, 2. Aun. 300 S., gebd. DM 15.- Wenn ein Autor unserer Tage, Physiker von Rang, iiber Be-

ziehungen seiner Wiesenschaft zur Philosophie oder zu bestimmten philosophischen Problemen sohreibt, 80 mochte man annehmen diirfen, dall er dies in der Absicht tut, aus einem profunden Wissen sowohl um die Ergebnisse der modernen Physik als auch um die der modernen Philosophie eine Syntheee und Kritik zur Klirrung der in den Grenzgebieten entstehenden Fragen zu geben. Umso- mehr enttauscht das Buch, das ausdriicklich die Beziehung zwischen Physik und Philosophie zum Thema hat, weil der Autor unter ,,Philosophie" betont nur die engen Formulierungen poili- tivistischer Erkenntniskritik gelten lassen will. Es ist bcdauerlich, dall Jeans, der offenbar dio Erkenntnisse der modernen physi- kalischen Forschunr: bis in die feinsten Einzelheiten souveran be- herrscht und sie rnit der im angelsirchsischen Schrifttum bekann- ten wohltuenden stilistischen Schlichtheit ohne groles mathema- tisches Riistzeug sicher darzustellen weill, an den Ergebnissen der Philosophie der ersten Halfte unseres Jahrhunderts ebenso vorbei- gegangen ist wie an dem Wesenskern der Kantsohen ,,Kritik der reinen Vernunft". Der wirklich laienhaft, ja manchmal geradezu anmallend wirkende Versuch, in wenigen Abschnitten die Summe der Kantschen Kritik rls physikalisch irrelevant zu bagatelli- sieren, 1Bllt sich nur verstehen unter dem Motto seines eigenen Vorwortee, daB Jeans' ,,Bekanntschaft rnit der Philoeophie bloS dic eines Eindringlings ist". Wie konnte er sonet dae Kantsche ,,a priori", das im iibrigen rnit Recht zum Basisbegriff aller Er- kenntnistheorie geworden ist (vergl. N. Hartnann: ,,Metha- physik der Erkenntnis" 1924), so vollig milverstehen, wie er es z. B. auf S. 55-56 tut, wo behauptet wird: ,,SO liegt in dem An- spruch einer apriorischen Erkenntnis im Grunde der weitere ?Lnspruch, daO wir von der letzten Beechaffenheit der Dinge genug wissen, um sagen zu konnen, welche Arten Welt ein Schopfer ge- schaffen haben und welche Arten Er nicht geschaffen haben kann", wogegen tatsirchlich Kant ja immer wieder rnit Nachdruck betont, dall wir gerade infolgc der apriorischen Struktur unseres Er- kenntnisvermogens iiber die latzte Beschaffenheit der Dinge, d. h. iiber ,,das Ding an sich" nichts auszusagen vermogen. Solcher philosophischer Ungereimtheiten kbnnten noch zahlreiche auf- gewiesen werden - wie etwa die vollig mil3verstLndliche Daretel- lung der Kantschen Antinomien auf Seite 80-81, bei der die Kate- gonen der Quantitst, Einheit und Vielheit, v U g verwiirfelt werden. So kann man Jeans den Vorwurf nicht ersparen, daB er gut daran getan hirtte, den Titel seines Buches besoheidener zu wirhlen und seine Aueftihrungen, wie er selbst im Vorwort vor- schhgt, allenfalls ale ,,Reflexionen sines Phyeikers iiber einige Probleme der Philosophie" zu deklarieren.

Aber auch der Ubersetzer, der das Buch 1953 erstmalig in deiitscher Sprache einem deutschen Leserkreis vorlegt, hirtte be- denken miissen, daR die Philosophic auf dem europaischen Fest- lande andere Wege gegangen ist und in dcn letztcn Jahrzehnten andere L6sungsversuche vorgelegt hat, als sic urn dic Jahrhundert- wende noch dem Positivismus vorschwebten.

Fur den philosophisch Gebildeten ist das Buch kaum ohne Krgcrnis Icsbar, fur den Leserkreis von Naturwissenschaftlern aber, der der Philosophie ferner stcht und der besondcrs ange- sproehen werden soll, ist es in seiner Einseit.igkeit cher einc Gefahr

Coenen [NB 8621 als eine Bereicherung.

Thermodynamieche Grundlagen der phpsiknlisehen Chemie, von H . Schunck. Verlag Dr. Dietrich Steinkopff, Darnwtadt 1953. 1. Aufl., VIII, 258 S., 108 Abb., br. DM 31.--. Der Verf. mochte durch sein Werk Charnikcrn und Ingenieuren

die Fertigkeit vermitteln, thermodynamischc Berechnungen auf Grund der modernen Daten fur Enthalpicn und Entropien durch- zufiihren. Zu diesem Zweck werden auf den ersten 100 Sciten die Grundlagen der Thermodynamik griindlich besprochen, vorzug- weise unter Verwendung von &eisprozessen zur Erlauterung. Der zweite Teil bringt, wiederum an Hand zahlreichcr, bis ins einzclnc auagefuhrter Rechnungen, die Anwendungen auf chcmische Reak- tionen. gin grollerer Abschnitt ist dabei den Reaktionen von Ga- sen rnit flussigen, Mischphasen gewidmct, was gcstattet, auch die Trennung durch Destillation und Rcktifikation zu behandeln. Die letzten 60 Seiten sind den clektrochemischen Anwendungen vor- behaltcn.

Zweifellos liegt fur Bucher dieser Art ein Bediirfnis vor. Sie be- zeugen, dall bei dem standig wachsenden Wisaensstoff der Hoch- schulunterricht hiiufig nicht mehr soweit gclangt, wesentliche Grundlagen in den sicheren Besitz des Studierenden iiberzufiihren. Ein umfangreichee Buch eines australischen Ingenieurs, R. G . L. Bosworth, ,,Physics in Chemical Industry", versucht z. B. ent- sprechendcs fur den Bereich der Physik nachzuholen. Dem Hoch- schullehrer konnen solche Veroffentlichungen zeigen, wo die ub- liche Darstellung auf Schwierigkeiten im Verstindnis stollt und wie sie also durch ubungen, Seminare usw. sorgfaltiger ausgebaut werden konnte.

Doch mull man sich fragcn, ob der Verfasscr in jedcm Falle den fur das Verstirndnis am besten geeigneten Weg eingeschlagen hat. Der Begriff der Entropie wird wohl friihzcitig eingefiihrt, aber seine statintische Begriindung iiberhaupt nicht herangezogen. E r liruft 80 Gefahr, zu einer blassen RechengroBe hcrabzusinken. Noch weniger wird auf solche Weise ersichtlich. wie unscre grollen Fortschritte in der Gewinnung verlaBlicher thermochemischer Daten zustande gekommen sind. Die Maxime .,In der Beechran- kung zeigt sich erst der Meister" wird vielleicht zu sehr behersigt; iibrigens auch insoweit, ale das Zahlenmaterial ausschlielllich aus dem ,,Taschenbuch" von J. D'Ans u.E.Las bezogen wird, wahrend die grollen neuen Tafelwerke des Bureau of Standards, Washington, nicht erwiihnt werden.

Dem in der Praxis stehenden Chemiker und Ingenieur diirfte das Buch in der Tat bei der Beschiiftigung rnit Fragen der chemi- sehen Dynamik und der Thtrmodynsmik der Mischphasen einc gutc Hilfe bieten. Aber auch fur den Unterrichtsbetrieb diirfte es unter dem oben erwahnten Gesichtspunkt ein wertvolles Hilfs- mittel sein. 0. Fuchs [NB 8271

Small Particle Statistics, von G. Herdan. Elscvier Publishing Comp., Amsterdam, Houston, New York, Paris. 1953. 1. Aufl. XXIII, 520 S., gebd. sh. 70.-. Neben der modernen physikalischen Statistik ( Quantenstati-

stik) gewinnt die auf der blollen Abzirhlung vieler Einzelteilehen bzw. Beobachtungen beruhende Statistik in eteigendem Malle an Bedeutung. Dies gilt sowohl fur die Uberprufung und den Ver- gleich einzelner Fertigungsverfahren wic auch fur die direkte Er- fassung der Eigenschaften von Praparaten, die sich au8 einer Un- zahl kleiner untereinander nicht ganz gleicher Teilchen zusam- mensetzen. Man denke dabei etwa an die Eigenschaften kerami- scher Massen oder von Zement, die von derArt der Zusammen- seteung aus kleinen Kornern usw. wesentlich abhirngen. Die Charakterisierung dieser Gesamtheiten ist in praxi nur mit den- jenigen Methoden der Statistik moglich, die in dem Herdanschen Buche ale ,,Small Particle statistics" bezeichnet werden.

Der Autor setzt sich in dem Buche dabei die Aufgabe, den Leser, von dem weiter keine Vorkenntnisse iiber die allgemeine Statistik verlangt werden, zunachst mit der Begriffswelt dieaer Disziplin an Hand eincr grollen Zahl'einfacher Beispiele aua der Praxis bekannt zu machen. Dabei werdcn die Beispiele meiet in

dngew. Chem. 166. Jahrg. 1954 I N r . 17/18 577