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Beratungszentrum bei Essstörungen
DICK & DÜNN Nordwest e.V.
Thema:
Essstörungen im Erwachsenenalter
Erfahrungen aus der Langzeitbehandlung
Gliederung
1 Fakten zu Essstörungen in Deutschland
2 Beratungsstellen in der Behandlung von Essstörungen im
Erwachsenenalter
3 Die Dialektisch-Behaviorale-Therapie (DBT)
3.1 Wirksamkeit der DBT bei Essstörungen
3.2 Zielsetzung der DBT
3.3 Struktur der DBT-Gruppen im Verein
3.4 Module der DBT
3.5 Ergebnisse
Literatur
1 Fakten zu Essstörungen in Deutschland
Prävalenz der Esstörungen:
• 0,2% bis 0,8% mit Diagnose Anorexia nervosa
• 1% bis 3% mit Diagnose Bulimia nervosa
• 2% bis 5% mit Diagnose einer Binge Eating
Disorder (vgl. Richter 2006, 38 f.)
1 Fakten zu Essstörungen in Deutschland
Im Jahr 2002 haben Menschen mit
Essstörungen insgesamt 6.000
Erwerbstätigkeitsjahre und 13.000
Lebensjahre verloren.
(vgl. Statistisches Bundesamt 2004, 48)
1 Fakten zu Essstörungen in Deutschland
Das durchschnittliche Zugangsalter bei Renten wegen
verminderter Erwerbsfähigkeit durch Essstörungen in der
Gesetzlichen Rentenversicherung beträgt:
• 44,43 Jahre bei den Männern
• 40,95 Jahre bei den Frauen
Von allen psychischen Störungen führen Essstörungen am
frühsten zur Erwerbsunfähigkeit bei Frauen
(vgl. Die Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2011)
1 Fakten zu Essstörungen in Deutschland
Die Kosten für die Behandlung von
Essstörungen belaufen sich im Jahr 2002
auf 246 Millionen Euro.
• Bei der Gruppe „unter 15 Jahre“: 36 Millionen Euro
• Bei der Gruppe „15-30 Jahre“: 141 Millionen Euro
• Bei der Gruppe „30-45 Jahre“: 44 Millionen Euro
(vgl. Statistisches Bundesamt 2004, 38)
2 Beratungsstellen in der Behandlung von
Essstörungen im Erwachsenenalter
Um eine chronische Manifestierung der
Symptome zu vermeiden und eine
bestmögliche Heilungschance zu
gewährleisten, nimmt die Bedeutung von
Beratungsstellen als Zwischeninstanz an
Bedeutung zu. (vgl. Reich/ Witte-Lakemann & Killius 2004, 41 f.)
2 Beratungsstellen in der Behandlung von
Essstörungen im Erwachsenenalter
• Ca. 6% der Personen mit Bulimia nervosa
und
• Ca. 33% der Personen mit Anorexia
nervosa…
… suchen eine Beratungsstelle auf oder nutzen ein
ambulantes oder stationäres Therapieangebot
(vgl. Hoek 2006, 392)
2 Beratungsstellen in der Behandlung von
Essstörungen im Erwachsenenalter
Bundesweite Studie vom Bundesfachverband für
Essstörungen (BFE)
•Bundesweite Langzeitstudie in Kooperation mit der
Ambulanz für Familientherapie und Essstörungen der Klinik
und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Uni
Göttingen
•Thema „Qualitätssicherung in Beratung und ambulanter
Therapie von Frauen und Mädchen mit Essstörungen“
2 Beratungsstellen in der Behandlung von
Essstörungen im Erwachsenenalter
Zentrale Ergebnisse:
•Erstberatung hat einen klärenden Charakter
•Aufgabe der Beratung liegt in der Motivation und Weichenstellung
für weitere Maßnahmen
•Ein offener und niedrigschwelliger Charakter ist ausschlaggebend
•Informationen über Behandlungsmöglichkeiten,
Selbsthilfeangebote und den Umgang mit der eigenen Erkrankung
sind relevant (vgl. Reich/ Witte-Lakemann & Killius 2004, 41 f.)
2 Beratungsstellen in der Behandlung von
Essstörungen im Erwachsenenalter
• Unterstützung bei Einleitung von professioneller
Therapie nach Erstkontakt
• Einbindung in die Gruppen des Vereines
• Prävention in Schulen
• Elterngruppe
• Netzwerkbildung zur Universität Oldenburg, Karl
Jaspers Klinik, Kinder- u. Jugendpsychiatrie
2 Beratungsstellen in der Behandlung von
Essstörungen im Erwachsenenalter
Gruppenangebot des Vereins für
Essgestörte:
Gruppe nach der Dialektisch- Behaviorale
Therapie nach Marsha Linehan
3 Die Dialektisch-behaviorale-
Therapie (DBT)• Die DBT wurde in den 80er Jahren von Marsha
Linehan (University of Washington) entwickelt
• Störungsspezifische ambulante Therapie für
chronisch suizidale Patienten mit BPS
• DBT integriert ein weites Spektrum an
therapeutischer Methodik aus dem Bereich der
Verhaltenstherapie, der Gestaltungstherapie,
der kognitiven Therapie und der Zen Meditation
3.1 Wirksamkeit der DBT bei Essstörungen
• Telch et al. 2001 (Binge Eating)
• Safer et al.2001 (Bulimia Nervosa)
• Randomisierte Studien mit 44 Patienten ( Telch et al.)
bzw. 29 Patienten (Safer et al.) versus Warteliste
In beiden Studien konnte eine deutliche Reduktion des
pathologischen Essverhalten um bis zu 89 %
verzeichnet werden
3.2 Zielsetzung der DBT
• Fertigkeiten lernen und verbessern, mit deren Hilfe
Verhaltens-, Gefühls- und Denkmuster verändert werden
können, die zu Schwierigkeiten und seelischen Belastungen
im Leben geführt haben
• Nach M. Linehan stellt das Fertigkeitentraining ein Angebot
da, aus dem die Betroffenen zusammen mit dem DBT-
Trainer ein Fallschirm knüpfen können, um die Energie vor
dem Point of no return so stark zu drosseln, dass
Suchtverhalten reduziert werden kann
3.3 Struktur der Gruppen im Verein
3.3 Struktur der Gruppen im Verein
• 8 – 10 Betroffene
• 10 Sitzungen alle 14 Tage mit einem DBT- Trainer
• Motivation zur Gruppenarbeit auch ohne unsere
Anleitung zur Verbesserung der Gruppenkohäsion
und Eigenverantwortung
• Kostenpflichtig
• Gemischte Gruppen mit überwiegend Binge
Eating Betroffenen
Arbeitsgrundlage:
• Interaktives Skillstraining für Borderline –
Patienten von Martin Bohus und Martina Wolf
in gekürzter Fassung:
• In den Gruppensitzungen wird das Arbeitsbuch
erarbeitet, die Betroffenen vertiefen das Wissen
durch das Hören der zum Buch zugehörigen CD,
Hausaufgaben, Arbeitsbögen und Austausch
3.3 Struktur der Gruppen im Verein
Gruppenverlauf:
1. Sitzung: Einführung, Gruppenregeln,
Terminfindung, Kennenlernen, Vorstellung der
Arbeitsgrundlage
2. Sitzung: Achtsamkeit
3.-5. Sitzung: Stresstoleranz
6.-8. Sitzung: Emotionsregulation
8.-10. Sitzung: Zwischenmenschliche Fertigkeiten
Abschluss: gemeinsames Kochen
3.3 Struktur der Gruppen im Verein
Aufgabe des DBT- Trainers:
• Schaffung einer vertrauensvollen Atmosphäre durch Validierungsstrategien
• Hilfe bei Abbruchtendenzen durch Motivationsarbeit und die Erinnerung an die Gruppenregeln
(Entscheidung des Abbruch muss der Gruppe mündlich mitgeteilt werden)
• Vermittlung neuer Fertigkeiten
• “Besprechung der Verhaltensweisen im Gruppenprozess durch „ Verhaltensanalysen
3.3 Struktur der Gruppen im Verein
3.3 Struktur der Gruppen im Verein
Was geschieht nicht in den Gruppen:
• Das Essen in Form von Mengen oder Unmengen erhält
keine Bedeutung
• Es wird keine Analyse der Kindheit durchgeführt
• In der Gruppe findet keine Einzeltherapie statt
• Die Einzeltherapie findet unabhängig von der Gruppe /
vom Verein statt
3.3 Struktur der Gruppen im Verein
3.4 Module der DBT
3.4 Module der DBT
Was lernen die Gruppenteilnehmer in den verschiedenen
Modulen?
• Achtsamkeit: Sich selbst und den Augenblick annehmen
• Stresstoleranz: Krisen und Hochstressphasen bewältigen und
ihnen vorbeugen
• Umgang mit Gefühlen: Gefühle wahrnehmen und sinnvoll steuern
• Zwischenmenschliche Fertigkeiten: Stabile Beziehungen
aufbauen
• Selbstwert: Das Selbstwertgefühl verbessern
3.4 Module der DBT
Übungsbeispiele für innere Achtsamkeit:
• Im Raum gehen
• Putzen
• Bewusst atmen
• Rohes Ei aufstellen
• Dinge beschreiben
• Umgebung beschreiben
• Achtsam riechen, schmecken und fühlen
3.4 Module der DBT
Stresstoleranz
• Wege finden, um unangenehme Gefühle und Ereignisse zu
ertragen, wenn sich die Situation nicht verändern lässt und
auf dysfunktionale Verhaltensweisen verzichten
• Zielsetzung:
• Spannungskurven/ Einschätzung der Spannung
• Skillstraining
• Persönliche Skillsketten entwickeln
3.4 Module der DBT
Umgang mit Gefühlen
• Persönliches Gefühlskarussell kennenlernen
• Gefühlsprotokolle erstellen können
• Gefühle abschwächen lernen
3.4 Module der DBT
Zwischenmenschliche Fertigkeiten
• Den eigenen Beziehungsstil kennen und verändern lernen
• Erlernen einer wertschätzenden Gesprächsführung im
Kontakt mit sich und anderen
3.4 Module der DBT
Selbstwert
• Balanciert leben
• Glaubensgrundsätze verändern
3.5 Ergebnisse
Ergebnisüberprüfung
• Katamnesefragebogen der Karl Jaspers Klinik
• Tagebuchkarte
• Nachsorgetreff
Woche
Suizi-dale
Ideen(0-5)
Selbst-schädigung
Not /
Elend
(0-5)
Spezielles Problemverhalten
Schlaf(0-5)
Skills(0-7)
Positive AktivitätenA B
WochenzielPositive(s)
Ereignis(se)
körperl.Akti-vität(j/n)
Freu-de
(0-5)
Drang
(0-5)
Hand-lung(j/n)
Drang
(0-5)
Hand-lung(j/n)
Wie oft?
Drang(0-5)
Hand-lung(j/n)
Wie oft?
1 1 3 nein 4 5 ja 10x 5 ja 5x 2 5 2x Schwimmen mit Freunden
1x Schwimmen geschafft ja 2
2
3
4
5
6
7
8 0 0 nein 1 2 nein 0 0 nein 0 4 74 Pos.
Begegnungen in der Woche
Kino, Theater, Eis essen,
Inliner fahrenja 4
Diary Card Spezielles Problemverhalten A: EssanfälleB: Übergeben
Literatur
Bohus, M & Wolf, M. (o. Datum). Interaktives Skillstraining für Borderline – Patienten.
Die Gesundheitsberichterstattung des Bundes (2011). Renten wegen verminderter
Erwerbsfähigkeit, Durchschnittliches Zugangsalter ab 2000. Verfügbar unter
http://www.gbe-bund.de/oowa921-
install/servlet/oowa/aw92/dboowasys921.xwdevkit/xwd_init?gbe.isgbetol/xs_start
_neu/&p_aid=3&p_aid=19596797&nummer=183&p_sprache=D&p_indsp=-
&p_aid=14702209 [28.06.2011].
Hoek, H. W. (2006). Incidence, Prevalance and Mortality of Anorexia Nervosa and
other Eating Disorders. In: Current Opinion in Psychiatry, 19, 391- 392.
Reich, G., Witte-Lakemann, G. & Killius, U. (2004). Qualitätssicherung in Beratung
und ambulanter Therapie von Frauen und Mädchen mit Essstörungen. Eine
Praxisstudie. Abschlussbericht. Göttingen: V & R unipress.
Literatur
Richter, S. (2006). Essstörung. Eine fallkonstruktive Studie anhand erzählter
Lebensgeschichten betroffener Frauen. Bielefeld: transcript Verlag.
Salbach, H., Klinkowski, N., Pfeiffer, E., Lehmkuhl, U. & Korte, A. (2007).
Dialektisch-behaviorale Therapie für jugendliche Patientinnen mit Anorexia und
Bulimia nervosa (DBT- AN/BN)- eine Pilotstudie. In: Kinderpsychologie und
Kinderpsychiatrie 56, 2, 91- 108.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2004). Krankheitskosten 2002. Verfügbar unter
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Pre
sse/pk/2004
/Krankheitskosten/PressebroschuereKrankheitskosten02,property=file.pdf
[28.06.2011]
Beratungszentrum bei Essstörungen
DICK & DÜNN Nordwest e.V.
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!