taschenbuch für chemiker und physiker, herausgeg. von j. d'ans u. e. lax, springer-verlag,...

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Taschenbuch fur Chemiker und Physiker, herausgeg. von J. D'Ans u. E. Lax, Springer-Verlag, Berlin-Gottingen-Heidelberg 1949, 2. be- richtigte Auflage, 1895 S. Preis DM 36,-. Dieses in erster Auflage 1943 erschienene Werk ist, um dem groRen Bedurfnis an solchen Nachschlagewerken zu genugen, ohne wesent- liche Anderungen nach 6 Jahren in 2. Auflage herausgebracht worden. Soweit die auoerordentlich zahlreichen Druckfehler und Irrtumer der ersten Auflage zur Kenntnis der Redakteure gelangt sind, hat man sie wohl verbessert. Neue Druckfehler waren nicht zu vermeiden, und an Irrtiirne,rn ist, z. T. durch lange Listen belegt, no& genug stehen geblieben. Stehen geblieben ist unter diesen Umstanden auch der Passus im Vorwort zur ersten Auflage: ,,Gewisse Unzulanglichkeiten der An- ordnung und der Einheitlichkeit sind teils unvermeidlich gewesen, teils durch die auReren Umstande bedingt worden". Hierzu muR im Hinblick auf die dringend zu verlangende durchgreifende Umarbeitung eines solchen Werkes der Referent das Wort ergreifen. Ein Taschenbuch hat die Aufgabe, dem Benutzer praktisches Wis- sen zu vermitteln. Chemiker und Physiker gehen etwa zu 80°/o in die Technik und haben dort meist weder Zeit noch Gelegenheit, die von ihnen gebrauchten Zahlenwerte an den Quellen aufzusuchen. Uberdies macht sich das Taschenbuch anheischig, die Nachfolge des fruheren Chemikerkalenders anzutreten. Dieser war schon wahrend der zwan- ziger Jahre den gesteigerten Anspruchen nicht mehr gewachsen. und nicht wenige haben an seiner Stelle amerikanische Nachschlagemwerke wie Lange: Handbook of Chemistry, und das Handbook of Chemistry and Physics, benutzt. Durch die Arbeit von J. D'Ans und E. Lax ist die fruhere Armut des Chemikerkalenders in einen besturzenden Reich- tum verwandelt worden. in dem man sich nur schwer zurechtfindet Zweierlei erscheint notwendig: auf Entbehrliches zu verzichten und vor allen Dingen, das benotigte Material so durchzuarbeiten, zu er- ganzen und zu gliedern, da5 Zusammengehoriges moglichst auch zu sammen erscheint und nicht muhsam mit Hilfe eines den Inhalt nicht genugend aufschlieaenden Registers zusammengesucht werden mu8 (Ein Register genugt uberhaupt nicht, Ubersichtsblatter wie S. 1617/8 und S. 1304 muBten zahlreicher eingeschaltet und auch leicht auffind- bar sein. Dafur wurde man gern auf 5- und 6-stellige Ordnungsziffern verzichten). Zum Beispiel finden sich kalorische Daten an drei Stellen des Bu- ches; auf S. 310/42 fur 4lemente und anorganisdie Verbindun5ien. auf den S. ?00/08 fur organische Verbindungen, ferner auf S. 1035/92. Diese Tafeln enthalten aber keinerlei Angaben uber die maximale Arbeit (free energy change). Auf S. 310 wird angegeben, wie man sie aus Entropie und Enthalpie berechnen kann. An dieser Stelle fehlt da- fur wiederum jeglicher Hinweis auf die einfache Beziehung zwischen A und der Gleichgewichtskonstanten. Die Zusammenstellung auf S. 1054 bis 1061 uber spezifische Warme, Entropie und Enthalpie von Gasen und Dampfen ist aus dem Buch von Justi ubernommen, ohne Zusammen- hang rnit den ubrigen Tafeln. Die Auswahl der Gase kann den Chemiker nicht befriedigen. Die Absolutwerte von Entropie und Warmeinhalt sind darin uberhaupt nicht gegeben, sondern nur ihre Veranderung mit der Temperatur. Es fehlt aber auch jeder Hinweis auf die auRerordentlich viel umfangreicheren Veroffentlichungen im amerikanischen Schrift- tum, die durch die Zusammenstellungen von Zeise (Z. Elektrochem.) schon zur Zeit der ersten Auflage uns zuganglich waren. Man wird auf die Jusfischen Tafeln ganz verzichten, wenn man ohnehin genotigt ist, die amerikanischen Tabellen fur weitere Stoffe heranzuziehen. Diese sind auf den absoluten Nullpunkt bezogen und enthalten regelmaBig auch die free energy-Funktion. Bezeichnend fur den mangelnden Zusammenklang innerhalb des Werkes ist, daR die Bildungsenthalpien fur anorganische Verbindungen soweit sie Kohlenstoff enthalten, sich auf die Diamantmodifikation auf bauen (weil man sie bei Bichowsky und Rossini abgeschrieben hat) wahrend bei den organischen Verbindungen, wie jetzt allgemein ublich. der Graphit zu Grunde liegt. Das hat zur Folge, daR bei der Berechnung von Reaktionswarmen, wenn Werte aus beiden Tabellen kombiniert werden miissen, also z. B. bei jedem Verhrennungsvorgang, ungenaiie Werte erhalten werden. Ein Zahlenwerk dieses Umfangs verlangt, daB ihm unsichtbar e i n Lehrbuch der Physik und physikalischen Chemie mit einheitlicher Be- zeichnungsweise, durchgehend numerierten Gleichungen usw. zu Grunde liegt. Dazu brauchen die Herausgeber keineswegs eines der bestehen- den Bucher zu akzeptieren, sondern sie konnen sich auch ihr eigenes Formelgeriist aufstellen. Aber es muR da sein. Ferner mussen sie den AnschluB an wertvolle umfangreichere Tabellenwerke so leicht wie moglich machen. Da das thermodynamische Zahlenmaterial wahrend der letzten 15 Jahre uberwiegend amerikanischen Ursprungs ist, mu8 bei der Auswahl der Formeln darauf Rucksicht genommen werden. Diese eingehendere Kritik einiger Teilkapitel darf vermutlich als beispielhaft auch fur andere Bereiche gelten. Wahrend es in einem Werk von der Art der Landolt-Bornsteinschen Tabellen darauf ankommt moglichst Oriqinaldaten zu geben. so daB die einzelnen Teile weiter- aehend ihre Selbstandigkeit behalten, mu5 hier ,,kompiliert" werden Es mu8 z. B., wo irgend moglich, auf einheitliche Temperaturen um- aerechnet werden; es darf also nicht in zwei Spalten nebeneinander die Entropie fur 25 OC und die Bildungsenthalpie fur 18 OC stehen, usf. Die Gleichgewichte in Gasen enthalten zu viel des Guten (z. B. ist S. 861 leicht zu entbehren). Dafur sind die Zersetzungsgleichgewichte fester Sfoffe auf S. 881/83 zu kurz gekommen, und man vermiBt den fur ihre Berechnung wichtigen AnschluR an S. 310 ff. und S. 1075 ff. (Hydra- tionsenthalpie usw.) Die Werkstoffe und die sog. meRtechnischen Daten sind besonderen Kapiteln anvertraut worden, wodurch dem schon gerugten mangelnden Zusammenhang erneut Vorschub geleistet wird. Vielleicht erschien es den Bearbeitern nicht bequem, den Angaben uber spezifische Warme, Warmeleitfahigkeit usw. von reinen Stoffen solche von technischen Pro- dukten unmittelbar folgen zu lassen. Aber nur so ist es dem Chemiker oder Ingenieur bei praktischen Aufgaben moglich, die MeRwerte fur Temperaturen, die im einen oder' anderen Fall fehlen, oder fur Stoffe, die noch nicht gemessen, deren Bestandteile aber bekannt sind, zu extrapolieren. Dam gehort dann freilich auch. daR man die technischen Stoffe auch nach ihrer Zusammensetzung und (bei der Warmeleitfahig- keit) nach ihrer Porositat kennzeichnet und sich nicht mit den Anga- ben Magnesit I. 11, 111, IV b-gnugt (S. 1363). Ahnlich sollte das Kapitel ,,Brennstoffe", wo es sich ganz uberwie- gend wieder um kalorische Daten handelt, in entsprechend engere Ver- bindung rnit Tabellen defl fruheren Kapitel gebracht werden. Die Hin- weise dafur fehlen keineswegs, besonders wenn es sich um eine be- stimmte Eigenschaft handelt; sie sind aber viel zu durftig, um den er- forderlichen AnschluR zwischen den wissenschaftlichen Werten fur reine Stoffe und den technischen Daten herzustellen. Auch die schon ernpfohlenen Ubersichtsblatter sind dam brauchbar. Die Behandlung der Krystallchemie befriedigt deswegen nicht, weil der Chemiker die anschaulichen Darstellungen der Haupttypen der Gitter nur ungern entbehrt; er wird dafur gern auf so lange Tabellen wie S. 175/7? mit ihren exotisch anmutenden chemischen Formeln verzichten. Man vergleiche damit die ,,Mineralogischen Tabellen" von Strunz, wo ubrigens auch die graphische Wiedergabe der Atom- und Ionenradien vie1 mehr anspricht als die Tabellen auf S. 183 und 184 Manches ist in dem Buch zu finden, was entbehrlich erscheint, wie z. B. Angaben uber Seegang, Windstarke und Potentialgefalle. Auf Astrophysik konnte wohl fast ganz verzichtet werden; Geophysik und Geochemie sind in erster Linie unter dem Gesichtspunkt der Lager- stattenkunde zu betrachten. Ofters hat das Format des Buches dazu gezwungen, einen unverhalt- nismaRig kleinen Druck zu wahlen; verschiedentlich hat man damit die Grenze der bequemen Lesbarkeit unterschritten. Dies gilt besonders fur Bruchzahlen. fur die Buchstaben-Indices und die Exponenten, manch- ma1 auch fur ganze Zahlentafeln, u. a. fur S. 211/12, S. ?66/?7 und fur S. 783 (wo man die Ziiffer 0, h;itte sparen konnen). Besser ist u. a. in dem schon erwahnten Handbuch von Lange, da8 die organischen Verbindungen von 1 bis 6507 durchnumeriert sind, was den Tabellen der Schrnelzpunkte und Siedepunkte sehr zustatten kommt bzw. das Nachschlagen sehr erleichtert. AuRerdem lieRe sich mit Hilfe dieser Zahlen auch leicht die Verbindung zu weiteren Tafeln, wie z. B. denjenigen uber Berechnungskoeffizent und Dispersion und uber kalo- rische Dat.en, herstellen. Geruhmt werden darf der niedrige Preis. Er kann aber keinesfalls die groBen Mangel aufwiegen, die durch eine in vieler Hinsicht unzulang- liche Bearbeitung des Materials zustande gekommen sind. [BB 07071 0. Fuchs. Uber Kennzahlen fur das Viscositsts-Temperatur-Verhalten von Schmierstoffen. Von G. G. Gottner. Mit einer Einfuhrung von L. Ubbelohde. Verlag E. Hirzel, Leipzig 1949. 101 S. m. 23 Bildern. Preis kart. DM 850. Das Fehlen allgemeingultiger und einheitlicher Kennzahlen fur das Viscositats-Temperatur-Verhalten von Mineralolen ist bei der verglei- chenden Beurteilung von Schmierstoffen aunerordentlich nachteilig. Die vorliegende Abhandlung sichtet erstmalig einen groRen Teil der vorgeschlagenen absoluten und relativen KenngroRen unter dem Ge- sichtspunkt des Schmiervorganges kritisch. Nur wenige Methoden genugen in begrenzten Gebieten den Forderungen. Unter Berucksichti- gung dieser Mangel schlagt der Verfasser vor, als absolute Kennzahl die relative Anderung der Viscositat, den ,,Temperaturmodul" der dyns- mischen oder kinetischen Viscositat und als relative Kennzahlen die von ihm definierte Paraffinproportion oder Paraffinrelation zu verwenden. Im Hinblick auf das Kapitel ,,Temperaturabhangigkeit der dynarnischen Viscositat und chemische Konstitution von Flussigkeiten" ware ein etwas starkeres Eingehen auf die grundlegenden Ansrhauungen von Andrade, Eyrjng, Frenkel, Wolf, van Wijk usw. trotz des beschrankten Raumes wunschenswert gewesen. da z. B. die Bedeutung der ,,FlieRwarme" Q bei den verschiedenen Autoren differenziert ist und daher genau so kritisch durchleuchtet werden muate wie die anderen Kennzahlen. Dabei ist es bedauerlich, daB die uber weite Bereiche geinessenen Werte des A.P.I. Bn reinen Kohlenwasserstoffen noch nicht herangezogen werden konn- ten, da die Frage der Schmelzpunkts- und Siedepunkts-Viscositat z. B. durch sie wenigstens teilweise eine experimentelle Losung gefunden hat. Die meisten Veroffentlichungen beweisen gleichzeitig, daR die von dem Verfasser angenommene Genauigkeit der ViscositatsmeRdaten auch heute noch nicht erreicht werden kann, so daR kleine Unterschiede in den abgeleiteten Kennzahlen nicht unbedingt theoretische Bedeutung zu haben brauchen. Sowohl mit seiner kritischen Sichtung der Vielzahl von Kennziffern als auch mit seinen Vorschlagen fur die Weiterent- wicklung der Beurteilungsgrundlagen hat der Verfasser cine Reihe nutzbringender Anregungen gegeben, die den Ausgangspunkt einer fordernden Diskussion bilden konnen. Jeder Bearbeiter des behandelten problems wird durch das Studium der Schrift einen guten Uberblick uber die noch zu losenden Fragen gewinnen. IBB 3911 H. h*her. Chem.-1nq.-Technik 22. Jahrg. 1950 f Nr. 12 266

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Page 1: Taschenbuch für Chemiker und Physiker, herausgeg. von J. D'Ans u. E. Lax, Springer-Verlag, Berlin-Göttingen-Heidelberg 1949, 2. berichtigte Auflage, 1895 S. Preis DM 36,—

Taschenbuch fur Chemiker und Physiker, herausgeg. von J . D'Ans u. E. Lax, Springer-Verlag, Berlin-Gottingen-Heidelberg 1949, 2. be- richtigte Auflage, 1895 S. Preis DM 36,-.

Dieses in erster Auflage 1943 erschienene Werk ist, um dem groRen Bedurfnis an solchen Nachschlagewerken zu genugen, ohne wesent- liche Anderungen nach 6 Jahren in 2. Auflage herausgebracht worden. Soweit die auoerordentlich zahlreichen Druckfehler und Irrtumer der ersten Auflage zur Kenntnis der Redakteure gelangt sind, hat man sie wohl verbessert. Neue Druckfehler waren nicht zu vermeiden, und an Irrtiirne,rn ist, z. T. durch lange Listen belegt, no& genug stehen geblieben.

Stehen geblieben ist unter diesen Umstanden auch der Passus im Vorwort zur ersten Auflage: ,,Gewisse Unzulanglichkeiten der An- ordnung und der Einheitlichkeit sind teils unvermeidlich gewesen, teils durch die auReren Umstande bedingt worden". Hierzu muR im Hinblick auf die dringend zu verlangende durchgreifende Umarbeitung eines solchen Werkes der Referent das Wort ergreifen.

Ein Taschenbuch hat die Aufgabe, dem Benutzer praktisches Wis- sen zu vermitteln. Chemiker und Physiker gehen etwa zu 80°/o in die Technik und haben dort meist weder Zeit noch Gelegenheit, die von ihnen gebrauchten Zahlenwerte an den Quellen aufzusuchen. Uberdies macht sich das Taschenbuch anheischig, die Nachfolge des fruheren Chemikerkalenders anzutreten. Dieser war schon wahrend der zwan- ziger Jahre den gesteigerten Anspruchen nicht mehr gewachsen. und nicht wenige haben an seiner Stelle amerikanische Nachschlagemwerke wie Lange: Handbook of Chemistry, und das Handbook of Chemistry and Physics, benutzt. Durch die Arbeit von J . D'Ans und E. Lax ist die fruhere Armut des Chemikerkalenders in einen besturzenden Reich- tum verwandelt worden. in dem man sich nur schwer zurechtfindet Zweierlei erscheint notwendig: auf Entbehrliches zu verzichten und vor allen Dingen, das benotigte Material so durchzuarbeiten, zu er- ganzen und zu gliedern, da5 Zusammengehoriges moglichst auch zu sammen erscheint und nicht muhsam mit Hilfe eines den Inhalt nicht genugend aufschlieaenden Registers zusammengesucht werden mu8 (Ein Register genugt uberhaupt nicht, Ubersichtsblatter wie S. 1617/8 und S. 1304 muBten zahlreicher eingeschaltet und auch leicht auffind- bar sein. Dafur wurde man gern auf 5- und 6-stellige Ordnungsziffern verzichten).

Zum Beispiel finden sich kalorische Daten an drei Stellen des Bu- ches; auf S. 310/42 fur 4lemente und anorganisdie Verbindun5ien. auf den S. ?00/08 fur organische Verbindungen, ferner auf S. 1035/92. Diese Tafeln enthalten aber keinerlei Angaben uber die maximale Arbeit (free energy change). Auf S. 310 wird angegeben, wie man sie aus Entropie und Enthalpie berechnen kann. A n dieser Stelle fehlt da- fur wiederum jeglicher Hinweis auf die einfache Beziehung zwischen A und der Gleichgewichtskonstanten. Die Zusammenstellung auf S. 1054 bis 1061 uber spezifische Warme, Entropie und Enthalpie von Gasen und Dampfen ist aus dem Buch von Justi ubernommen, ohne Zusammen- hang rnit den ubrigen Tafeln. Die Auswahl der Gase kann den Chemiker nicht befriedigen. Die Absolutwerte von Entropie und Warmeinhalt sind darin uberhaupt nicht gegeben, sondern nur ihre Veranderung mit der Temperatur. Es fehlt aber auch jeder Hinweis auf die auRerordentlich viel umfangreicheren Veroffentlichungen im amerikanischen Schrift- tum, die durch die Zusammenstellungen von Zeise (Z. Elektrochem.) schon zur Zeit der ersten Auflage uns zuganglich waren. Man wird auf die Jusfischen Tafeln ganz verzichten, wenn man ohnehin genotigt ist, die amerikanischen Tabellen fur weitere Stoffe heranzuziehen. Diese sind auf den absoluten Nullpunkt bezogen und enthalten regelmaBig auch die free energy-Funktion.

Bezeichnend fur den mangelnden Zusammenklang innerhalb des Werkes ist, daR die Bildungsenthalpien fur anorganische Verbindungen soweit sie Kohlenstoff enthalten, sich auf die Diamantmodifikation auf bauen (weil man sie bei Bichowsky und Rossini abgeschrieben hat) wahrend bei den organischen Verbindungen, wie jetzt allgemein ublich. der Graphit zu Grunde liegt. Das hat zur Folge, daR bei der Berechnung von Reaktionswarmen, wenn Werte aus beiden Tabellen kombiniert werden miissen, also z. B. bei jedem Verhrennungsvorgang, ungenaiie Werte erhalten werden.

Ein Zahlenwerk dieses Umfangs verlangt, daB ihm unsichtbar e i n Lehrbuch der Physik und physikalischen Chemie mit einheitlicher Be- zeichnungsweise, durchgehend numerierten Gleichungen usw. zu Grunde liegt. Dazu brauchen die Herausgeber keineswegs eines der bestehen- den Bucher zu akzeptieren, sondern sie konnen sich auch ihr eigenes Formelgeriist aufstellen. Aber es muR da sein. Ferner mussen sie den AnschluB an wertvolle umfangreichere Tabellenwerke so leicht wie moglich machen. Da das thermodynamische Zahlenmaterial wahrend der letzten 15 Jahre uberwiegend amerikanischen Ursprungs ist, mu8 bei der Auswahl der Formeln darauf Rucksicht genommen werden.

Diese eingehendere Kritik einiger Teilkapitel darf vermutlich als beispielhaft auch fur andere Bereiche gelten. Wahrend es in einem Werk von der Art der Landolt-Bornsteinschen Tabellen darauf ankommt moglichst Oriqinaldaten zu geben. so daB die einzelnen Teile weiter- aehend ihre Selbstandigkeit behalten, mu5 hier ,,kompiliert" werden Es mu8 z. B., wo irgend moglich, auf einheitliche Temperaturen um- aerechnet werden; es darf also nicht in zwei Spalten nebeneinander die Entropie fur 25 OC und die Bildungsenthalpie fur 18 OC stehen, usf.

Die Gleichgewichte in Gasen enthalten zu viel des Guten (z. B. ist S . 861 leicht zu entbehren). Dafur sind die Zersetzungsgleichgewichte fester Sfoffe auf S. 881/83 zu kurz gekommen, und man vermiBt den fur

ihre Berechnung wichtigen AnschluR an S. 310 f f . und S. 1075 ff . (Hydra- tionsenthalpie usw.)

Die Werkstoffe und die sog. meRtechnischen Daten sind besonderen Kapiteln anvertraut worden, wodurch dem schon gerugten mangelnden Zusammenhang erneut Vorschub geleistet wird. Vielleicht erschien es den Bearbeitern nicht bequem, den Angaben uber spezifische Warme, Warmeleitfahigkeit usw. von reinen Stoffen solche von technischen Pro- dukten unmittelbar folgen zu lassen. Aber nur so ist es dem Chemiker oder Ingenieur bei praktischen Aufgaben moglich, die MeRwerte fur Temperaturen, die im einen oder' anderen Fall fehlen, oder fur Stoffe, die noch nicht gemessen, deren Bestandteile aber bekannt sind, zu extrapolieren. Dam gehort dann freilich auch. daR man die technischen Stoffe auch nach ihrer Zusammensetzung und (bei der Warmeleitfahig- keit) nach ihrer Porositat kennzeichnet und sich nicht mit den Anga- ben Magnesit I. 11, 111, IV b-gnugt (S. 1363).

Ahnlich sollte das Kapitel ,,Brennstoffe", wo es sich ganz uberwie- gend wieder um kalorische Daten handelt, in entsprechend engere Ver- bindung rnit Tabellen defl fruheren Kapitel gebracht werden. Die Hin- weise dafur fehlen keineswegs, besonders wenn es sich um eine be- stimmte Eigenschaft handelt; sie sind aber viel zu durftig, um den er- forderlichen AnschluR zwischen den wissenschaftlichen Werten fur reine Stoffe und den technischen Daten herzustellen. Auch die schon ernpfohlenen Ubersichtsblatter sind d a m brauchbar.

Die Behandlung der Krystallchemie befriedigt deswegen nicht, weil der Chemiker die anschaulichen Darstellungen der Haupttypen der Gitter nur ungern entbehrt; er wird dafur gern auf so lange Tabellen wie S. 175/7? mit ihren exotisch anmutenden chemischen Formeln verzichten. Man vergleiche damit die ,,Mineralogischen Tabellen" von Strunz, wo ubrigens auch die graphische Wiedergabe der Atom- und Ionenradien vie1 mehr anspricht als die Tabellen auf S. 183 und 184

Manches ist in dem Buch zu finden, was entbehrlich erscheint, wie z. B. Angaben uber Seegang, Windstarke und Potentialgefalle. Auf Astrophysik konnte wohl fas t ganz verzichtet werden; Geophysik und Geochemie sind in erster Linie unter dem Gesichtspunkt der Lager- stattenkunde zu betrachten.

Ofters hat das Format des Buches dazu gezwungen, einen unverhalt- nismaRig kleinen Druck zu wahlen; verschiedentlich hat man damit die Grenze der bequemen Lesbarkeit unterschritten. Dies gilt besonders fur Bruchzahlen. fur die Buchstaben-Indices und die Exponenten, manch- ma1 auch fur ganze Zahlentafeln, u. a. fur S. 211/12, S. ?66/?7 und fur S. 783 (wo man die Ziiffer 0, h;itte sparen konnen).

Besser ist u. a. in dem schon erwahnten Handbuch von Lange, da8 die organischen Verbindungen von 1 bis 6507 durchnumeriert sind, was den Tabellen der Schrnelzpunkte und Siedepunkte sehr zustatten kommt bzw. das Nachschlagen sehr erleichtert. AuRerdem lieRe sich mit Hilfe dieser Zahlen auch leicht die Verbindung zu weiteren Tafeln, wie z. B. denjenigen uber Berechnungskoeffizent und Dispersion und uber kalo- rische Dat.en, herstellen.

Geruhmt werden darf der niedrige Preis. Er kann aber keinesfalls die groBen Mangel aufwiegen, die durch eine in vieler Hinsicht unzulang- liche Bearbeitung des Materials zustande gekommen sind.

[BB 07071 0. Fuchs.

Uber Kennzahlen fur das Viscositsts-Temperatur-Verhalten von Schmierstoffen. Von G. G. Gottner. Mit einer Einfuhrung von L. Ubbelohde. Verlag E. Hirzel, Leipzig 1949. 101 S. m. 23 Bildern. Preis kart. DM 850.

Das Fehlen allgemeingultiger und einheitlicher Kennzahlen fur das Viscositats-Temperatur-Verhalten von Mineralolen ist bei der verglei- chenden Beurteilung von Schmierstoffen aunerordentlich nachteilig. Die vorliegende Abhandlung sichtet erstmalig einen groRen Teil der vorgeschlagenen absoluten und relativen KenngroRen unter dem Ge- sichtspunkt des Schmiervorganges kritisch. Nur wenige Methoden genugen in begrenzten Gebieten den Forderungen. Unter Berucksichti- gung dieser Mangel schlagt der Verfasser vor, als absolute Kennzahl die relative Anderung der Viscositat, den ,,Temperaturmodul" der dyns- mischen oder kinetischen Viscositat und als relative Kennzahlen die von ihm definierte Paraffinproportion oder Paraffinrelation zu verwenden. Im Hinblick auf das Kapitel ,,Temperaturabhangigkeit der dynarnischen Viscositat und chemische Konstitution von Flussigkeiten" ware ein etwas starkeres Eingehen auf die grundlegenden Ansrhauungen von Andrade, Eyrjng, Frenkel, Wolf, van Wijk usw. trotz des beschrankten Raumes wunschenswert gewesen. da z. B. die Bedeutung der ,,FlieRwarme" Q bei den verschiedenen Autoren differenziert ist und daher genau so kritisch durchleuchtet werden muate wie die anderen Kennzahlen. Dabei ist e s bedauerlich, daB die uber weite Bereiche geinessenen Werte des A.P.I. Bn reinen Kohlenwasserstoffen noch nicht herangezogen werden konn- ten, da die Frage der Schmelzpunkts- und Siedepunkts-Viscositat z. B. durch sie wenigstens teilweise eine experimentelle Losung gefunden hat. Die meisten Veroffentlichungen beweisen gleichzeitig, daR die von dem Verfasser angenommene Genauigkeit der ViscositatsmeRdaten auch heute noch nicht erreicht werden kann, so daR kleine Unterschiede in den abgeleiteten Kennzahlen nicht unbedingt theoretische Bedeutung zu haben brauchen. Sowohl mit seiner kritischen Sichtung der Vielzahl von Kennziffern als auch mit seinen Vorschlagen fur die Weiterent- wicklung der Beurteilungsgrundlagen hat der Verfasser cine Reihe nutzbringender Anregungen gegeben, die den Ausgangspunkt einer fordernden Diskussion bilden konnen. Jeder Bearbeiter des behandelten problems wird durch das Studium der Schrift einen guten Uberblick uber die noch zu losenden Fragen gewinnen. IBB 3911 H. h * h e r .

Chem.-1nq.-Technik 22. Jahrg. 1950 f Nr. 12 266