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Struktur und Konzeption
gesundheitspädagogischer Maßnahmen
Universität Bielefeld
Abteilung Sportwissenschaft
SS 2006
„Pädagogische Aspekte der Gesundheitsförderung“
Lena Brune / Anette Böttcher
Gliederung
� Konzeption � Problem- und Bedarfsanalyse
� Zielanalyse
� Interventionstyp- und Zielgruppe
� Systematische Maßnahmenplanung
� Didaktische Maßnahmenplanung
� Implementation
� Evaluation
Konzeption
� Welche grundlegenden Kriterien müssen bei der Konzeption gesundheitspädagogischer Maßnahmen berücksichtigt werden?
Problem- und Bedarfsanalyse
� Erster Schritt: Schlüsselfragen
� Zweiter Schritt: Prüfen anhand gesicherter epidemiologische Daten
� Dritter Schritt: Hochrisikostrategie vs. Bevölkerungsstrategie
Problem- und Bedarfsanalyse
� WHO- Programmatik:nicht nur Senkung von Erkrankungsrisiken
→ Stärkung von Gesundheitsressourcen
Zielanalyse
� Ausgehend von der Bedarfsanalyse� Orientierung weg von Fürsorge und Betreuung
� Hin zu: Zielgruppen- und lebensweltspezifische Aktivierung und Mobilisierung
� Förderung von Autonomie hat Vorrang vor professioneller Kompensation von Autonomie-Defiziten
Zielanalyse
� Forderung: Lernziele� auf die Veränderung von Einstellung und
Verhalten zu beziehen
� aber trotzdem� objektivierbar
� empirisch erfassbar
� müssen in Bewertungssystemen widerfindbar sein
Zielanalyse
� Allgemeine und methodische Aspekte von Baier, Haberland und Bergmann� Ein ordentliches Ziel liegt auf der besseren Seite
der Zukunft
� Utopien liegen auf der schlechten Seite der Zukunft
Zielanalyse
� Vier Kriterien die ein ordentliches Ziel auszeichnen� Evaluierbarkeit
� Relevanz
� Gestaltbarkeit
� Problemknoten
Interventionstyp und Zielgruppe
� In der Praxis nicht von der Zielanalyse zu trennen
� Festlegung des Interventionstyps und konkrete Maßnahmenplanung
� Interventionstyp� Hochrisiko- oder Bevölkerungsstrategie� verhaltenspräventive Ausrichtung oder verhaltens-
und verhältnispräventive Ausrichtung� kombinierte Berücksichtigung erscheint
erfolgsversprechender
Interventionstyp und Zielgruppe
� Zielgruppen� häufig alle, zumindest aber verschiedene
Altersgruppen
� Differenzierung hinsichtlich vorhandener Krankheitsrisiken oder/ und nach Verhaltensmustern
� bei sekundär- und tertiärpräventiv Maßnahmen-mindestens minimal erkrankte Personen
Systematische Maßnahmenplanung
� „Pantheoretisches Modell“ (Seibt, 1996):� Anleitung für die Entwicklung und Durchführung von
Gesundheitsprogrammen
� Verbindet verschiedene Theorien und Konzepte bezüglich ihrer erfolgreichen Inhalte miteinander
� Soll eine „Planungshilfe“ darstellen
� Es sollten vier Qualitätskriterien berücksichtigt werden: � Erziehung
� Überzeugung
� Motivation
� Ermöglichung
Systematische Maßnahmenplanung
� „Pantheoretisches Modell“ (Seibt, 1996)
Zu berücksichtigende „Qualitätskriterien“:
� Erziehung: Informationsvermittlung und Fähigkeitsbildung und –training
� Überzeugung: Kommunikation, soziale Bestätigung oder Verstärkung
� Motivation: Belohnung, Strafe
� Ermöglichung: Zugang und Verfügbarkeit, Barrieren
Überzeugung, Anreiz für das „Neue“, Zugang dazu erleichtern
Systematische Maßnahmenplanung
� Grundsätzliche Annahmen aller Modelle zur Entstehung und Beeinflussung gesundheitsrelevanter Überzeugungen:� Motivation für die Ausübung von Gesundheitsverhalten
wird beeinflusst durch…� …die Antizipation gesundheitlicher Beeinträchtigungen und
der Wunsch diese zu vermeiden� …Einstellungen hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit, mit der
die Beeinträchtigungen eintreten� …die Erwartung, wie stark die eigene Handlung diese
Wahrscheinlichkeit beeinflussen kann
Abwägung von Kosten vs. subjektivem Nutzen
Systematische Maßnahmenplanung
� Kritik am pantheoretischen Modell:� Ergänzung um subjektive Theorien zu Krankheit und
Gesundheit, damit das Modell nicht auf ideologischen, von den Projektplanern für „richtig“ befundenen Einstellungen basiert, sondern auf wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen (Was heißt gesundheitlich „richtige“ Einstellung?“)
� Verhaltensänderung durch Drill (Belohnung/Strafe) ist nicht vereinbar mit der Selbstbestimmung über die eigene Gesundheit (WHO-Ottawa-Charta)
Didaktische Maßnahmenplanung
� Methodik:� „innovative pädagogische Methoden und
Technologien“ (WHO, 1993)
� Problem: � wenig aussagekräftig
� „geeignete Methoden“ nicht im einzelnen aufzählbar
Interdependenzen berücksichtigen und Theorie, Zielvorstellungen und Methodik zusammenbringen
Didaktische Maßnahmenplanung
� Methodische Konzepte in der Gesundheitserziehung:� Abschreckungskonzept
� Aufklärungskonzept
� Risikofaktorenkonzept
� Ganzheits- oder Lebensweisenkonzept
In der Praxis immer kombiniert: Anwendung einzelner Komponenten der Konzepte
Implementation
� Implementierung
= Umsetzung und Etablierung von (hier) gesundheitsförderlichen/ gesundheitspädagogischen Konzepten
Implementation
Makroimplementation
Mesoimplementation
Mikroimplementation
Implementation
� Public-Health-Ansatz� soziale Innovation
� bisher: Umsetzung innovativer Strategien primär staatliche Aufgaben
� bisherige Instrumente reichen den neuen Ansätzen nicht aus
Implementation
� Gesundheit geht nicht mehr nur Gesundheitsberufe was an
� die Betroffenen müssen die neuen Denkweisen, Normen und Strukturen mittragen und aktiv gestalten
Implementation
� konkrete Aussagen zur tatsächlichen Implementation fehlen
� muss festgelegt werden in welchem Verhältnis die neuen Elemente der Gesundheitsförderung zu den bisherigen Elementen stehen
� fehlen solche Hinweise → Integration, wenn überhaupt willkürlich
Implementation
� Allgemeine Zielsetzungen, Beschlüsse und Empfehlungen
1) Gesundheitserziehung in der Schule
2) Gesundheitsförderung und Hochschule
3) Weiterbildung und Gesundheitspädagogik
Evaluation gesundheitspädagogischer
Maßnahmen
� Was ist Evaluation?� In der empirischen Sozialforschung wird der Begriff
„Evaluation“ für die „Beurteilung der Sinnhaftigkeit, der konzeptionellen Gestaltung und der praktischen Umsetzung von Interventionsprogrammen verwandt.“ (Wulffhorst, 2002)
� Wozu Evaluation?� Wissenschaftliche Begleitforschung
� Beobachtung / Unterstützung
� Objektive Darstellung (auch im Vergleich zu Alternativen)
Evaluation gesundheitspädagogischer
Maßnahmen Rahmenbedingungen
-Parteiliche / überparteiliche Evaluation
-Geschlossene / offene Evaluation
Zielrichtung des Evaluationsmodells
-Praxisorientiert
-Entwicklungsorientiert
-theorieorientiert
Mögliche Bearbeitungsformen
-Vergleichend
-Extrinsisch, formativ, nicht vergleichendZusammen-
fassendeMetaevaluation
Objekt des Evaluationsmodells
-Inputevaluation
-Mikroevaluation
-Makroevaluation
Zeitpunkt der Evaluation
-Antizipatorische Evaluation
-Prozessevaluation
-Ergebnisevaluation
Schaubild nach Wulfhorst, 2002
Evaluation gesundheitspädagogischer
Maßnahmen
� Leitfragen und Leitebenen zur Planung:
� Welche Ziele verfolgt das Evaluationsprojekt tatsächlich?
� Welche Erfolgskriterien sind entscheidend?
� Welche Realisierungsmöglichkeiten bestehen im Praxisfeld?
Evaluation gesundheitspädagogischer
Maßnahmen
� Kritik� Problem der Objektivität: Auftraggeber haben
Interesse an ganz bestimmten Ausgang der Evaluation (Bsp. Kurklinik will Erfolge ihrer Programme herausstellen)
Prinzipiell nicht aufhebbar, aber unterschiedliche Interessen können offen gelegt werden, um das Evaluationsergebnis für alle Beteiligten einschätzbar wird.
Literatur
� Wulfhorst, B. (2002). Theorie der Gesundheitspädagogik: Legitimation Aufgabe und Funktionen von Gesundheitserziehung. Weinheim: Juventa.
(S. 129-145 und S. 146-195)