sonus faber venere s - audio reference · 2017. 3. 6. · lautsprecher sonus faber venere s a i m f...

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  • ~ ))) Lautsprecher Sonus Faber Venere S A I M f t f11ll Ho W t

    Im laufe des Lebens verliebt man sich oft. Dabei kann es durchaus passieren, dass dieses Gefühl uner-widert bleibt - was dann immer wieder schmerzhaft 1st. Das muss doch nicht sein!

    Käufliche Liebe

    Manch eine angebetete Schönheit erweist sich als erfreulich un-kompliziert. Wenn es sich dabei, wie in diesem Fall, um eine L.1ut-sprecherbox handelt, lässt sie ~ich, sofern man den Händler durch eine angemessene monetäre Entsch~1digung gnädig stimmt, sogar problemlos mit nad, Hause nehmen. Der Drang, das w tun , ist bei Jen Produkten von Sonus Fnber besonders hoch- wobei es das Wort „Produkt" vor allem bei den höhenvertigcn Lautsprccherli-nien nicht ganz trifft. Schaut man sich beispielsweise eine Cremo-na oder gar eine Guarneri Evolution, alrema1iv eine Amati Futura an, kommt man nicht umhin, von Kunstwerken zu sprechen. Edelholz, i\lewll, Lack und Leder werden mit höchster Verarbei-tungsqualität LU einer geradezu dekadent-edlen Gesamtkomposi-tion zusammengefügt, dass selbst dem erfahrensten Highender die Spucke wegbleibt. Und wer sagt eigenUich, dass Lautsprecher, die 1, ie sex)' gest}'ILe Möbelstücke ,1Ussehen, nicht auch toll klin-gen dürfen? Sonus Faber i:sL in der Lage, Schallwandler zu bauen, die :so emotional. echt und natürlich spielen, dass man sich, befin-den sich diese in der richtigen Zusammenstellung und im passen-den R.ium. vernrundert die Augen reibt ... Wenn Italiener es wol-len, können sie in vielen Dingen Weltklasse sein. Allerdings ist es so, dass man für mit derartiger Leidenschaft er-

    schaffene Produkte auch leidenschaftliche Preise be7ahlen muss, um ihren Verbleib im heimischen Hörraum zu gewährleisten. Kein \Vun

  • Das Hauptwgestandnis des norditalienischen Lautsprecher-bauers, um du: noch relativ junge, moJern Jesignte, normalver-dienerfreundliche Lautsprecherlinie Venen! (italienisch für „Ve-nus") anbieten tu können, ohne auf das klassische Lauten- oder Bootsrumpfdesign zu verzichten, lag sicherlich in der Wahl des Produktionsswndortes, der von Italien nach China wechselte. Die in Fernost verbauten t\.laterialien lassen sich als eher ,.weltlich" bezeichnen, was jedoch so geschickt kaschiert wird, dass es auf den ersten Blick gar nicht auffällt. Um den chinesischen Kollegen die Verarbeitungsstandards und teilweise auch die l-irmenkultur von Sonus Faber einzuhauchen, durften c;icherlkh ganze Trupps ,·on Schreinermeistern aus dem Hauptwerk für emigc l\ tonale ins Reich der i\fille umz_iehen, bei dieser Gelegenheit die lokale Küche kennenlernen und dem italienischen StereOt}'P schlecht-hin entgegem, irken, das:. es :.ich außerhalb der eigenen Landes-grenzen nicht lohnt, etwa:. zu es:;en. Aus meiner Sicht waren sie erfolgreich. Verarbeitungstechnisch sind die „chinesischen Italie-nerinnen " tadellos. Die Schallwandler der Venere-Serie sind alle-samt hübsch anzuschauen. Was jedoch am wichtigsten ist: Auch klanglich c;timnu es, in den Kategorien Feinauilösung und ausgc-glid,ene Wiedergabe über alle Frequenzbereiche hmweg sind sie aur klassenüblichem Niveau und teilweise darüber einzuordnen, halten dennoch respektvollen Abstand zur teureren - baulich fei-neren, in Italien gefertigten - Ol}'mpica-Serie: wäre ja auch noch :.chöner. wl.'nn man sich Konkurrenz im dgenen Hause :.chaffen würde.

    Was bisher in der Kollektion noch fehlte, war ciJl Bindeglied ,wischen den erschwinglichen Veneres und den achfolgern der erfolgreichen Cremonas, das die am Ende doch recht große Lücke ,wischen ihnen füllte. Die neue \ 'cnere S {für „Signaturc") unter-scheidet sich in einem wesentlichen Punkt \'Om Rest der Venus-Familie: Sie wird in ltalien gebaut. Optisch leugnet sie nicht im Geringsten ihre Verwandtschaft mit den chinesischen Cousinen, bei genauerem Hinsehen gibt es jedoch einige wichtige Unter-schiede, sowohl konstrukth als auch konLcptionell. Angefangen mit der gefasten Bodenplatte , die oun aus Aluminium statt aus Glas besteht und in montiertem Zustand die nach unten abstrah-

  • @

    Scharfe Kurven D1e Sonus Faber Venere S ist aus allen Perspektiven schön anzusehen. An der Vorderseite über-wiegt ern ob der Anzahl der Treiber etwas martialischer Ein-druck, nichtsdestotrotz vermittelt sie eine sagenhah-organ1-sche Grandezza; sertlich verjüngt sich das Gehäuse zum typischen Lauten- oder Bootsrumpfdesign. D1e makellose Lackierung tur ein Übriges nach hinten

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    lende Bassreflexöffnung quasi ,.umschmiegt", geht es weiter mit ebenso liebevollen wie professionell ausgeführten Details. Die Spikes - vorne lang, hin-ten eine kuuerc Ausführung, um dem Lautsprecher eine definierte Neigung zu verleihen - sind bom-benfest per !\laschincngewinthaftcn Hören solhe man sie aber abnehmen. AJ!e Treiber sind un-:.khtbar mit der ansonsten durchgängig lackierten Schallwand verschraubt und werden zusätzlich durch einen Aluminiumring owie einen Ring aus Gummi stabilisiert und akustisch bedämpft. Auf der

  • Ober:.eiLe der wahlweise in Schwarl, \\'t!iß (beide hochglanzlackiert ) :.owie Walnuss Cm.1tl) erhältli-chen Venere S ist eine handwerklich perfekt ausge-fi.1hrtc Platte aus Glas eingelassen, natlirlich eben-falls mit 011us-l-aber-Schrifl2l1g - so wei8 mnn immer, wen man ,or sich hat. Paolo Tezzon. Jer ChefenLwicklcr Je s Unternehmen , hal sich bei J er Venere S für den Einsatz von jeweils fünf Ch,l&:.is entschieden. Gleich drei davon !>incl 18-ZentimeLer-Exemplare aus Aluminium - steif und leicht. Siebe-ackern den Frequenzbereich. der die schwere Arbeit erfordert: Von ganz unten bis 250 Hertz kümmert sich dieser .,t--laschinenraum'' um die tiefen Fre-quenzen. Der 1 S Zentimeter breite t-.!itteltoner, der aus einem Malerial aus verbackenen Polypropylen-fasern namens Curv4' bestehl, darf sich ganz allein, befreit von jeglicher Basslast, dem hörsensibclsten Bereich überhaupt widmen: Hier entscheidet :.ich oft, ob beispiehweise menschlkhe Stimmen einfach nur wiedergegeben werden oller aber eine gewisse t\ lagie cntfolten, weil sie so echt und unmittelbar wirken, dass sie den Hörer berühren. Um die hohen Frequenzen ab 2500 Hertz kurnmerl sich eine seide-ne, recht große 29-Millimecer-Kalone.

    Oplisch gibt die onus Faber Vencre Seine s1anl1chl' Figur ab; ,um Verlieben hübsch und perfekt \'erar-beitet ist sie sowieso. Einen kleinen Kritikpunkt habe

    ich dennoch anwbringen. Er betriffl die Bi-Wiring-Anschlüsse, die elwas mehr Platl für steile oder dickere Kubel bieten :.olltcn. Viele HiFi-Frcunde schlieBen lediglich ein Single-Wire-Lautsprecher-kabel an, lassen die klauglich suboptimalen Blech-brucken montiert und nut zen somit das wahre Potenzial ihrer Lautsprecher gar nichl aus. Erfah-rungsgemäß ist es besser, an die er Stelle nicht zu spa-ren und ein gutes Bi-\\'iring-Kabel zu nutzen. ~lcin ODTN-Kabel von Horn Audiophiles erwie& sich im L.iufe des Tests ,1Uch klanglich als sehr passend.

    Mitspieler Plattenspieler: Dr Fe1cken Analogue Woodpecker 2 lnerua Ton-arm: Ortofon TA-110 Tonabnehmer: Ortofon Cadenza Red Pho-novorstufen: Joaqu1m Pinto Brutus (Ubertragerlose Röhre). 1m Vorverstärker integrierte Phonovorstute IMFE Tube One SEI CD-Player: AMR C0-777 Server: Olive Audio Opus No. A Vorver-stärker: MFE Tube One SE Monoendverstärker: SAC 11 p1ccolo Mk2 Lautsprecher: P1ega Class1c 40.2 Kopfhörer: HiFiMAN HE· 300 Kopfhörerverstärker: Mistral HP-509 Kabel: Horn Aud1oph1· les ODIN. van den Hul. HMS, tadel Art Funk. Audnor,urn 23 Zubehör: Selbstbaurack. Rack von Solidsteel, diverse GeratefOße !Finite Elemente, Creakt1v. Audioplan)

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    Die Bassreflexöffnung befindet steh bei der Venere S unten, was sicherlich sekundär auch optische Gründe hat, Jedoch hat es sich bei der Entwicklung des Dre,wegelautsprechers herausgestellt, dass die Anbindung der tieferen Töne an den Raum so harmonischer funktioniert. zumal der Abstand zum Boden immer definiert gleich bleibt- ein großer Vorteil. Das Anschlussfeld ist zwar edel, aber auch spartanisch gehal-ten. was gut ins Gesamtbild passt Die Bodenspikes werden per Maschinengewinde fixiert und gekontert, da wackelt und hat nichts .Luft". Der geneigte Perfektionist wird, ganz nebenbei, auch .von untenu besehen nichts als beste Verar-be1tungsquahtät feststellen können

  • Nach einigen Tagen intensiven Einspiden:. widmeLe ich mich den heiden hochglanzweißen Schönheilen. und sie sahen so be-zaubernd aus, dass ich mir in meiner sommerlichen 1-reizeitklci-dung glatt ein wenig undcrdn:ssed "orkam. l\lem Rat an alle künftigen Vencre-S-ßesitzer: Ziehen ie sich beim ersten Rendez-vous etwas Ordentliches an. Ihre Gattin wird su:h freuen oder auch wundern, aber Sie werden sich auf alle Fälle bes.ser fühlen.

    Die möglichst nalurgclreue \•\liedergabe eines Pianos gehört mit wm Sch\\'ierig:.tcn, was ein sehr guter Lautsprecher leisten muss. Es sollte sich nicht blutleer, dünn und ätherisch ,rnhörcn, nein, es muss richtig Körper haben, der Hörraum darf gerne , ibrieren, die Obertöne dürfen zu einer feineren Räumlichkeit beitragen, aber das Klavier muss auf dem Parkett stehen, besser noch damit verschraubt ein. Diese Bodenstandigkcit, die Fähigkeit, dieses wunderbare Instrument „durchatmen" zu lassen, ist der Vcnere S in die Wiege geh.:gt. Vor allem bei höheren Lautstärken vermag sie die lllusion zu erwecken, beim Hören etwa den fingern von Ahm Broadbent wzusehen, wie sie mit fein motorischer Virtuo:.ität die Anschläge vollführen. Sein Live-Album J11st 011t· vf Tlwse T/,i11gs ist ein packendes Werk für Liebhaber (Edition Longpla}, 11, 2014, auf 500 Stück limitierte LP).

    Die Sonus rabcr Venerc S verkneift sich auch das klci nste Ober-bassbäuchlein und verzichtet dafür auf die allerletzte Oktave ganz unten, was der ausgezeichnelen ronalen Balance keinerlei Ab-bruch tut, sondern nebenbei ihre dynamischen F;ihigkeurn in ungeahnte Höhen katapultiert - beispielsweise 1m Vergleich w einer Cremona M, die eher ein wenig gemütlicher daherkommt. In dieser Hinskht erinnert mich die Vcnere S gan, frappierend an die Guarneri Memento. Die tonak Ähnlichkeit ist tatsächlich sehr grnfs: Anspringende Höhen, die den Hörer mit Details über-schütten, gibt es nicht. Dafür hat man einen seidigen, sehr lufti-gen Hochtonbereich, der nie Anlass zu Wutausbruchcn gibt und entspanmen Hörgenuss verspricht. Hinzu kommt ein hervorra-gend aufgelöster, ausdrucksstarker t\linchonberei ch. Weitere tärken der Venere sind vor allem Timing und Räumlichkeit ...

    Das hört sich nach dem perfekten Lautsprecher an, meinen Sie? Ein Lautsprecher sollte im Idealfall eine virtuelle Kopie des Ori-ginals in heimischen Gefilden ent:.tehen las:,en. Es :,ind schon ei-ne l\lenge Laul~precher gebaut worden und wieder in der Versen-kung verschwunden, und es war keint>r dabei, der 1!5 gc1,c:hafft hnt. exakt so wie cu1 Livekoruert w klingen. Hen-orragenden E.xem-plaren gelingt c~ besser, eine möglichst naturgetreue Jllusion da-von zu crLeugen, als weniger gut gelungenen challwandlern-die

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  • Lautsprecher Sonus Faber Venere S

    Venere S gehört gan7 klar in die er~te K,1tegorie. l\lit ihr ist man schon l>ehr nah dran an der WirlJichkeit. Wenn es darum gdu , die Fähigkeiten eines Laut-

    sprechers w erkunden, den natürlichen Klang ,·on lnstrumen tcn und schönen Stimmen wiederzuge-ben, bin ich kein Fan von highfideler Zupfmusik (sorry, Walther-von-der-Vogelweide-Fans), daher griff ich w~lhrcnd