skripnik bayern werder stolz

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SPORT 1 BUNDESLIGA-RÜCKSCHAU Gegen Bayern sind sie alle Groupies Hurra, wir haben verloren! Die Konkurrenten des FC Bayern freuen sich mittlerweile über Niederlagen. Dies und mehr, eigentlich alles zum 25. Spieltag VON Christian Spiller | 16. März 2015 - 10:12 Uhr © Carmen Jaspersen/dpa Der Höhepunkt aus Bremer Sicht: Thomas Eichin schüttelt Pep Guardiola die Hand. Wer spielte wie gegen wen? Bayer Leverkusen – VfB Stuttgart 4:0 Eintracht Frankfurt – SC Paderborn 4:0 FC Augsburg – FSV Mainz 05 0:2 TSG Hoffenheim – Hamburger SV 3:0 Hertha BSC – FC Schalke 04 2:2 Werder Bremen – FC Bayern München 0:4 Borussia Dortmund – 1. FC Köln 0:0 VfL Wolfsburg – SC Freiburg 3:0 Borussia Mönchengladbach – Hannover 96 3:0 Welches Spiel durften Sie auf keinen Fall verpassen? Schwabenwitz gefällig? Fußballspiel in einem schwäbischen Dorf. Zur Seitenwahl wirft der Schiedsrichter eine Euromünze in die Luft. Es gibt 2.000 Verletzte. Lustig, oder? Dem sehr speziellen Ländle-Humor haben die Stuttgarter am Freitag in Leverkusen eine neue Facette hinzugefügt: den Schwaben-Slapstick. Erst schießen sich Klein und Schwaab (der heißt wirklich so) gegenseitig ab, dann vergessen gleich drei Stuttgarter den Ball und hauen sich

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Page 1: Skripnik Bayern Werder Stolz

SPORT

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B U N D E S L I G A - R Ü C K S C H A U

Gegen Bayern sind sie alle GroupiesHurra, wir haben verloren! Die Konkurrenten des FC Bayernfreuen sich mittlerweile über Niederlagen. Dies und mehr,eigentlich alles zum 25. SpieltagVON Christian Spiller | 16. März 2015 - 10:12 Uhr

© Carmen Jaspersen/dpa

Der Höhepunkt aus Bremer Sicht: Thomas Eichin schüttelt Pep Guardiola die Hand.

Wer spielte wie gegen wen?

Bayer Leverkusen – VfB Stuttgart 4:0

Eintracht Frankfurt – SC Paderborn 4:0

FC Augsburg – FSV Mainz 05 0:2

TSG Hoffenheim – Hamburger SV 3:0

Hertha BSC – FC Schalke 04 2:2

Werder Bremen – FC Bayern München 0:4

Borussia Dortmund – 1. FC Köln 0:0

VfL Wolfsburg – SC Freiburg 3:0

Borussia Mönchengladbach – Hannover 96 3:0

Welches Spiel durften Sie auf keinen Fall verpassen?

Schwabenwitz gefällig? Fußballspiel in einem schwäbischen Dorf. Zur Seitenwahl wirft der

Schiedsrichter eine Euromünze in die Luft. Es gibt 2.000 Verletzte. Lustig, oder? Dem sehr

speziellen Ländle-Humor haben die Stuttgarter am Freitag in Leverkusen eine neue Facette

hinzugefügt: den Schwaben-Slapstick. Erst schießen sich Klein und Schwaab (der heißt

wirklich so) gegenseitig ab, dann vergessen gleich drei Stuttgarter den Ball und hauen sich

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dabei fast gegenseitig über den Haufen, alles in wenigen Sekunden, es folgte das Gegentor.

Das Ganze sah etwa so aus:

Stuttgarts Trainer Huub Stevens, der zum Lachen in den Tabellenkeller geht, findets

weniger lustig. Er steht mal wieder vor dem Rauswurf. Ein neuer Mann soll schon

gefunden sein. Der, der bei RB Leipzig jüngst entlassen wurde. Sein Name: Alex Zorniger.

Ja, Zorniger! Dann ist aber Schluss mit lustig.

Welches Spiel konnten Sie mit gutem Gewissen verpassen?

Bremen gegen Bayern. "Wir sind stolz auf dieses 0:4", sagt Werders Trainer Viktor

Skripnik nachher. "Von einem solchen Gegner kann man nur lernen." Nun ist der Mann

kein Muttersprachler und vielleicht meinte er nur, dass er stolz auf seine junge Mannschaft

ist, die sich phasenweise zumindest tapfer wehrte. Man wird aber das Gefühl nicht los, dass

sich die Gegner gerade vor dem FC Bayern in den Staub werfen. Neulich bedankte sich

schon Paderborns Trainer André Breitenreiter für das "tolle Erlebnis" einer 0:6-Niederlage.

Von Frankfurts Thomas Schaaf ist Ähnliches überliefert. Was ist da los?

Ja, der FC Bayern ist derzeit schwer zu besiegen, zu weit enteilt ist er der Konkurrenz.

Aber er ist nicht unschlagbar, Wolfsburg lieferte zum Beginn der Rückrunde eine

Blaupause. Kein Club der Welt ist unschlagbar. Doch die meisten deutschen Gegner

scheinen die Möglichkeit eines Siegs nicht mehr zu erwägen. Sie hoffen nur noch auf

die Gnade der mittelhohen Niederlage. Sie verhalten sich fast wie Groupies, summen

Tocotronic mit und halten es für eine himmlische Ehre, Pep Guardiola die Hand zu

schütteln. Mit dieser merkwürdigen Demut zementieren die dankbaren Verlierer die

Unangefochtenheit des FC Bayern nur. Wenn David damals ähnlich ehrfürchtig in den

Kampf gegen Goliath gezogen wäre, dann ... äh ... hätten wir heute ein überstrapaziertes

Bild weniger.

Wer stand im Blickpunkt?

Nicht schon wieder, dachte man zunächst, als Herthas Änis Ben-Hatira sich zum Torjubel

eine Spidermanmaske aufzog. Nach Batman und Robin musste also der nächste Comic-

Held dran glauben und man fragte sich schon, wer sich nächste Woche zum Hulk macht.

Doch Ben-Hatiras Torjubel hatte einen besonderen Hintergrund : Er jubelte für und mit

dem kleinen Jannik, an Krebs erkrankt, und eine Chemotherapie überstanden hat. Ähnlich

rührig war der Torjubel des Leverkuseners Wendell, der sich mit seinem Zeugwart freute,

Harald Wohner, 79 Jahre alt, seit 1956 bei Bayer. "Er ist eine Vaterfigur für mich", sagte

Wendell. "Ich musste ein paar Tränen verdrücken", sagte Wohner.

Worüber reden nach dem Spieltag alle?

Über die Olympischen Spiele. Also zumindest die Medien und ein paar Bürgermeister

und Stadtkämmerer. Aber keine Bange, bis 2024 ist lange hin, da kommen auch Sie schon

noch in Olympiastimmung. Sind ja auch echt ein Schnäppchen, diese paar Wochen Sport.

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Am Montag entscheidet das DOSB-Präsidium, ob es Hamburg oder Berlin ins Rennen um

die Spiele schickt. Für beide Städte wäre das schon aus dem Grund eine gute Sache, weil

es mal wieder Weltklassesport zu sehen gäbe. Zumindest ihre Fußballteams können das

derzeit nämlich nicht leisten, müssen um den Klassenverbleib bangen. Die Hertha spielt

zwar besser als noch vor ein paar Wochen, musste am Wochenende gegen Schalke aber

ein blödes Ausgleichstor in der letzten Minute hinnehmen. Der HSV verlor deutlich gegen

Hoffenheim.

Was machten die Frauen?

Etwas, was sich die Männer nicht trauen: den Tabellenführer schlagen. Der VfL Wolfsburg

hatte in dieser Saison noch kein Spiel verloren, überhaupt erst ein (!) Gegentor kassiert.

Am Sonntag hat sich die Zahl verdreifacht. 2:0 gewann Turbine Potsdam das Spitzenspiel

gegen Wolfsburg. Die Tabelle:

1. VfL Wolfsburg, 42 Punkte, +43 Tore

2. Bayern München, 41 Punkte, +38 Tore

3. 1. FFC Frankfurt, 40 Punkte, +46 Tore

4. Turbine Potsdam, 40 Punte, +26 Tore

Hach!

Was war sonst noch wichtig?

Die Bezüge des DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach. Obwohl, so wichtig sind die

auch nicht. Das entschied nämlich die Fifa-Ethikkomission. Dass der DFB die von

Niersbachs Vorgänger Theo Zwanziger in Frage gestellten finanziellen Abmachungen

mit seinem Präsidenten nicht veröffentlicht? Geschenkt, sagte die Fifa-Ethikkomission,

neben dem Hallenfreibad das bekannteste Oxymoron der Welt. Das Problem: künftig bei

der Fifa nach Transparenz zu rufen, während man sich selbst so transparent gibt wie eine

Milchglasscheibe, passt nicht ganz zusammen. Aber hey, wenigstens hat Joachim Löw

seinen Vertrag verlängert. Schön.

Welches war das Zitat des Wochenendes?

"Er hat in Wolfsburg sein wirtschaftliches Glück gefunden."

(Eintracht-Frankfurt-Boss Heribert Bruchhagen über seinen ehemaligen Spieler Patrick

Ochs im Doppelpass von Sport1).

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