„schloss reinbeck und u gegend“, d.h. das gebiet auf
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Dieser Vortrag erzählt von der Geschichte des Krughauses „Landhaus“ und dem nach ihm benann-
ten Landhausplatz.
Die Karte von 1748 zeigt:
„Schloss Reinbeck und Um-
gegend“, d.h. das Gebiet auf
dem unser Stadtzentrum heute
liegt. Außer dem Schloss und
seinen Nebengebäuden sind
noch nicht viele Häuser da.
Wir sehen oben, wie sich der
Weg verzweigt. Links geht es
nach Hamburg, die anderen
Wege führen in Richtung
Schönningstedt.
Hier habe ich die
Weggabelung vergrö-
ßert; dort liegt – unge-
fähr – heute unser
Landhausplatz.
Rechts ist das Gehege
Wildkoppel aufge-
malt, Links der Krä-
henwald. Die wenigen
Häuser sind numme-
riert:
Nr. 21 Krughaus und
Grobschmiede
Nr. 22 Krughaus
Nr. 20 Hausvogtei-
wohnung.
Die Bezeichnung für die Nummern 26 –29 gibt es leider in der Legende
nicht.
An der Straße nach Hamburg waren Krughäuser mit Ausspann und eine Schmiede wichtig. Die
Schmiede existierte bis etwa 1900.
Das „Landhaus“, von dem ich sprechen will, stand an der mit Nr. 22 bezeichneten Stelle.
Wir sehen das
Krughaus „Jahn-
ckes Landhaus“ in
einer Aufnahme
von ca. 1900. Es
wurde wohl 1750
als Bauernhaus
errichtet, im Laufe
der Jahre kamen
noch weitere Ge-
bäude dazu.
Neben dem alten Landhaus wurde um 1890 die Pension Scherer gebaut. Im Adressverzeichnis von
1896 wird ein Frl. P. Scherer als Inhaberin genannt mit dem Zusatz: vormals Jahncke, „Hotel Sche-
rer“, Restaurant, Gartenwirtschaft, Pensionat, Ausspann. - Links sieht man auf der gegenüberliegenden
Straßenseite die Kegelbahn.
Auf dieser Postkarte lesen wir den Namen K. Frey. Er war wohl Pächter des Landhauses, denn auf
dem Schild an der Veranda steht noch Landhaus Scherer. Den Namen Frey konnte ich in den alten
Adresslisten im Archiv nicht finden. Die Pächter wechselten häufig; es gibt mehrere Werbepostkarten
mit verschiedenen Namen.
Das alte Landhaus brannte am Heiligabend 1912 ab.
Die Pension Scherer konnte sich nun auch auf diesem Gelände ausbreiten, als Hotel und Restaurant
„Zum Landhaus“.
Das „neue“
Landhaus um
1930 –
Gartenansicht mit
Terrassen
Aus der Zeit,
in der die
vorige Ansicht
entstand, muss
auch diese
Aufnahme des
Haupt-
Restaurants
sein.
Landhaus Scherer 1932. Seit Jahren fanden im Landhaus alle großen Veranstaltungen statt, z. B. auch
die der Volksschule. Ich möchte hier aus der Schulchronik des Jahres 1923 zitieren: „Der Lehrer
Garber, der schriftstellerisch bereits mehrfach hervorgetreten war, sprach über „Plattdeutsch in der
Schule“. Diesem Elternabend folgte ein Schulunterhaltungsabend, der durchaus plattdeutsches Geprä-
ge trug. Dieser wurde am 16. März 1923 im „Landhause“ abgehalten. Es waren etwa 600 Personen
anwesend, um die Reinbeker Schulkinder Plattdeutsch rezitieren, singen und auf der Bühne darstellen
zu sehen. Die Bühnenaufführung war betitelt „De Komet“. Dieser Abend fand großen Beifall.“
Und dann heißt es: „ Am 20. Dezember 1923 veranstaltete die Reinbeker Volksschule im Hotel zum
Landhaus eine Weihnachtsfeier, die von Eltern und Schulfreunden sehr besucht war. Die Kinder aus
allen Klassen wirkten mit. Sie sangen und rezitierten Plattdeutsch, sie machten turnerische Vorführun-
gen (Pyramiden), rezitierten Weihnachtsgedichte, sangen Weihnachtslieder und führten drei kleinere
Theaterstücke auf der Bühne auf.“
In der Schulchronik wird das Landhaus noch öfter als Veranstaltungsort genannt.
1938
Vor dem Haus sehen wir eine
Tankstelle: B-V Aral.
Der Garten des Restaurants „Zum
Landhaus“ erstreckte sich bis an
den heutigen Landhausplatz. Im
Jahre 1931 kaufte die Gemeinde
Reinbek vom Besitzer des Anwe-
sens, Herrn W. Wedemeyer, die
Spitze dieses Grundstücks ab, um
einen „Gemeindeplatz“ zu schaf-
fen mit Rasenflächen, Bänken,
Parkplätzen. Er wird in den Akten
'Gemeindeplatz am Landhaus',
aber auch schon 'Landhausplatz'
genannt.
Hier sieht man den neu gestalteten Gemeindeplatz;
Auf diesem Foto aus den 50er Jahren ist der
Kandelaber gut zu erkennen.
Die Gemeinde Reinbek erwog 1931 das Haus zu kaufen, um dort –
nach einigen Umbauten, von denen in den Akten noch Zeichnungen
vorliegen – die Gemeindeverwaltung und einige Wohnungen
unterzubringen. Die Gemeindevertreter lehnten den Kauf ab. Die
Gemeinde kaufte nur ein Stück des Grundstücks, wie oben schon
erwähnt.
Der Besitzer des Landhauses, Wilhelm Wedemeyer starb am 14.
März 1935 durch Herzschlag, erst 45 Jahre alt. Seine Witwe, Gertrud
Wedemeyer, führte das Haus weiter. Sie geriet wohl in finanzielle
Schwierigkeiten, schließlich gab es in Reinbek und Umgegend viele
Gaststätten und Ausflugslokale, - auf der anderen Seite des
Gemeindeplatzes z. B. das Hotel Wildkoppel (später Nagel).
1938 wurde das Anwesen zwangsversteigert, und nun griff die
Gemeinde zu und ersteigerte es für 14 100 RM. „Es sollte nicht in
unerwünschte Hände kommen“.
Die Gemeinde Reinbek ließ das Haus
abreißen. Die Trümmersteine (das Proto-
koll spricht von „Brocken“) werden zum
Ausbau der Kückallee verwendet. Diese
Straße war gerade aus Privathand an die
Gemeinde gegeben worden.
1946: An der Stelle des
Landhaus-Gartens steht eine
Baracke, in der sich eine
Volksküche befindet.
Nach dem Ende des Krieges entstand auf dem Gelände des Landhauses aus Hamburger
Trümmersteinen und Militärbaracken das Sachsenwald-Theater. Hans G. Jentsch ließ in
Privatinitiative diesen Theater- und Kinoneubau mit 650 Sitzplätzen errichten.
Hier sehen wir (1950) noch
die Trümmer der alten Bara-
cke. Das Sachsenwald-
Theater hat nun statt der
unteren Fenster zwei Schau-
kästen für Theater- und
Filmbilder.- Die Veranstal-
ter boten neben Filmvorfüh-
rungen ein attraktives Thea-
terprogramm. Viele bedeu-
tende Schauspieler standen
zu der Zeit in Reinbek auf
der Bühne.
1950, die Arkaden werden
gebaut. Rechts das Haus der
Kohlenhandlung Lohmeyer.
Die Sachsenwald-Arkaden sind fertig.
1952 zur Stadtwerdung Reinbeks sind das Theater und die Arkaden besonders geschmückt.
Der Landhausplatz ca. 1953 mit dem Sachsenwald-Theater und den Arkaden.
Links das Reinbeker Kaufhaus. In diesem Haus sitzt heute die Haspa.
Am 25. Oktober 1970 brennt das Sachsenwald-Theater aus.
Ein trauriger Anblick!
Wir gehen noch einmal einige Jahrzehnte zurück, um uns mit dem Landhausplatz zu
beschäftigen:
Diese alte Postkarte von 1901 zeigt uns den Platz bei der Friedenseiche, also unseren heuti-
gen Landhausplatz.
Hier wurde nach dem siegreichen Ende des Krieges von 1870/71 eine „Friedenseiche“ ge-
pflanzt. Im Gemeindeprotokoll vom 13. Oktober 1871 ist der Beschluss notiert, dass die
Friedenseiche mit einem eisernen Korb „eingefriedigt“ werden soll und dieser wiederum
mit 6 Prellsteinen umgeben wird, die untereinander mit einer eisernen Kette verbunden
sind. Die Kinder schaukelten gern auf der Kette.
Das Haus mit Ladengeschäft (Krämer Sparbier) brannte ab. Es wurde das „Reinbeker
Kaufhaus“ errichtet, das heute die Haspa beherbergt.
Ca. 1927, der Blick geht in
Richtung Wildkoppel, rechts
das Haus von Frisör Bethau-
se. Die Friedenseiche hat
eine „Bauchbinde“ bekom-
men, damit die Fahrzeuge im
sog. „Karussell-Verkehr“ um
sie herumfahren. Die Rein-
beker Kraftfahrer und Fuhr-
werksbesitzer hielten aber
von dieser Neuerung gar
nichts und ignorierten sie,
zumal der Baum nicht in der
Mitte des Platzes stand. Es
gab viele Strafanzeigen.
Am 14.4.1930 wird die Friedenseiche gefällt. Sie war zum Verkehrshindernis geworden.
Auf die Kreuzung wird der Kandelaber gesetzt, mit Wegweisern und Fahrtrichtungspfeilen.
Eine Ansicht von 1930. Der Kandelaber wurde 1938 noch ein Stück zur Mitte des Platzes ge-
rückt. Seit 1933 heißt der Platz: Adolf-Hitler-Platz.
Erst 1945 wird er nach dem alten Krughaus „Landhausplatz“ genannt. Dieser Name tauchte ja
auch schon in den Akten von 1931 auf.
Ca. 1952: Vom Landhausplatz blicken wir in die Bergstraße. Die Arkaden sind neu entstan-
den. Rechts steht noch das alte Haus, in dem es im Laufe der Jahre viele verschiedene Läden
gab. 1964 erwarb Ellermann das Grundstück und ließ das Haus abreißen.
So sieht der Landhausplatz 1965 aus. Ellermann hat sein neues Haus gebaut.
2015, - 50 Jahre später -, sieht es hier so aus.
Das Haushaltswarengeschäft von Ellermann wurde geschlossen, und 2012 zog die
Bäckerei Baumgarten dort ein.
Ein Foto von 1989. An der Stelle des Sachsenwald-Theaters steht das neue Sachsen-
wald-Forum mit Klönturm und Hotel.