saison ausgabe 04/10
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Sommer 2010TRANSCRIPT
DER ALPENTOURISMUSEine Bestandsaufnahme.
T O U R I S M U S M A G A Z I N | A U S G A B E 0 4 / 1 0 | S O M M E R / H E R B S T 2 0 1 0
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Wir spielen genau die Musik, die zu Ihrem Leben passt. Life Musik eben.
Innsbruck MHZ 103,4 Landeck MHZ 106,0Reutte/Lechtal MHZ 89,9 Imst MHZ 103,0Rietz bis Imst MHZ 105,4 Stubaital/Wipptal MHZ 101,8Schwaz/Zillertal MHZ 107,4 Hinteres Zillertal MHZ 104,1Mayrhofen/Zillertal MHZ 105,4 Wörgl MHZ 102,0Paisslberg/Ju ng MHZ 96,7Kufstein MHZ 104,9 Kitzbühel MHZ 106,8St. Johann MHZ 103,4 Großraum Lienz MHZ 104,4Kabelnetz von upc Tirol MHZ 92,0
3 saison
StiCHWort
Über die Alpen„Nun ging mir eine neue Welt auf. Ich näherte mich den Gebirgen, die sich nach und nach entwickelten.“JOHANN WOLFGANG VON GOETHE auf italienreise
„Vor den Alpen, die in der Entfernung von einigen Stunden hieherum sind, stehe ich immer noch betro� en, ich habe wirklich einen solchen Eindruck nie erfahren, sie sind wie eine wunderbare Sage aus der Heldenjugend unserer Mutter Erde und mahnen an das alte bildende Chaos, indes sie niedersehn in ihrer Ruhe, und über ihrem Schnee in hellerem Blau die Sonne und die Sterne bei Tag und Nacht erglänzen.“FRIEDRICH HÖLDERLIN
„Dort sind die Alpen, sie wirken so gigantisch, makellos und überir-disch, so streng und uns derart überlegen, dass ich mir ganz ärmlich vorkam. Wie können wir je zu ihnen aufsteigen, sie überqueren? Welche Arroganz – welche Dreistigkeit veranlassen uns zu glauben, dass uns das gelänge?“ANNE MORROW LINDBERGH, Frau und Co-Pilotin von Charles Lindbergh
ZAHLEN, BITTE
Die Alpen (von alpe = Bergweide, in
vorrömischer Zeit auch hoher Berg) erstrecken
sich in einem 1200 Kilometer langen, zwischen
150 und 250 Kilometer breiten Bogen vom
Ligurischen Meer bis zum Pannonischen Becken.
Die Gesamtfl äche beträgt 200.000 km2.
128 Berge sind über 4000 Meter hoch. Höchster
Gipfel ist der Mont Blanc (4810 Meter).
insgesamt leben rund 13 Millionen Menschen
im alpenraum mit seinen 8 staaten Frankreich,
Monaco, italien, schweiz, Liechtenstein,
Deutschland, Österreich und slowenien.
„theALPS“ – Prolog am 13. und 14. September „theaLPs“ ist die neue Plattform für gemeinsames touristisches Handeln im europäischen
alpentourismus, Vernetzung und innovatives Denken. Ein ort der Begegnung und des
Erlebens für die Top-Touristiker des alpentourismus und führenden Entscheidungsträgern der
internationalen Tourismusbranche. Die alpenländer rücken näher zusammen. Es gilt zukünftig
verstärkt, gemeinsam für die nachhaltige Unterstützung des alpinen Ganzjahrestourismus einzutreten und gemeinsam die speziellen
Herausforderungen des sensiblen alpinen Tourismus zu bewältigen sowie Visionen und Zukunftsszenarien zu entwickeln. Den auftakt zum
neuen netzwerk bildet die Prolog-Veranstaltung am 13. und 14. September 2010 in Innsbruck. www.the-alps.eu
„In vielen Urlaubsregionen der Welt ist der Erholungsraum stringent vom Lebensraum der Menschen getrennt. In den Alpen ist das anders – diese Nähe und Authentizität ist für viele Menschen ein schlagendes, aber im Alpenraum sehr unterschätztes Urlaubsargument.“HUBERT SILLER
DAS SAGEN DIE KEYNOTE-SPEAKER:
„Ich glaube, es braucht eine konstruktive Unzufriedenheit. Es muss eine Kraft losgetreten werden, damit man den Platz, den man heute hat, auch in zwanzig Jahren noch inne haben wird.“DAVID BOSSHART
„Die Alpen sind ein starkes Resonanzfeld, die Berge lösen in den Seelen der Menschen starke Emotionen aus. Aber über die einzelnen Elemente und deren wirkungsvolle Zusammensetzung, denen diese hohe Anziehungskraft inne wohnt, weiß man in Summe noch zu wenig.“DR. KLAUS BRANDMEYER
Nächtigungsstockerl Mit 27,9 % (stand 2008) hat Tirol den größten
anteil an den nächtigungen im alpenraum
(aUT, iTa, sUi). Es folgen südtirol (19,7 %) und
salzburg (14,8 %).
QUELLE: asTaT inFo, ToURisMUs in EiniGEn aLPEnGEBiETEn 2008
Vernetzung innerhalb der EUseit Ende 2009 steht der Tourismus auf Grund des Lissa-
bon-Vertrages auf der agenda der EU. Man erhoff t sich
davon neue Dynamiken und Chancen im internationalen
Wettbewerb. Der Tourismus ist nun innerhalb der Kom-
mission der Generaldirektion Unternehmen und industrie
angeschlossen. am 27. september fi ndet in Brüssel der
European Tourism Day statt, ebenfalls noch im Herbst kom-
men die Tourismusminister zu einem informellen Treff en
zusammen.
14,8 %
27,9 %
19,7 %
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Südtirol Salzburg
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Die Alpen alsheilende Welt
E in gemeinsames touristisches Handeln
im europäischen alpenraum – was in
den Köpfen vieler Experten nur Wunsch-
denken war, wird nun Realität: „theaLPs“
startet am 13. und 14. september 2010 in innsbruck mit
einem Prolog, in dessen Rahmen die führenden alpinen
Tourismusdestinationen den schulterschluss wagen
und sich auf ihre gemeinsamen stärken besinnen. Dass
dies ein Gebot der stunde ist, belegen die Fakten. Mit
500 Millionen nächtigungen ist der alpenraum zwar
eine der größten Tourismusregionen der Welt. Doch
während laut einhelliger Expertenmeinung der Welttou-
rismus etwa im asiatischen Raum wachsen wird, muss
das touristische Erfolgskonzept „alpen“ von den Regio-
nen gemeinsam weiterentwickelt werden.
Dass die Chancen in Zeiten des gesellschaftlichen
Wandels rund um die schlagworte „nachhaltigkeit“, „Green
Tourism“ und verstärkter Gesundheitsorientierung mehr
als intakt sind, liegt auf der Hand. „Ja! natürlich“, „Zurück
zum Ursprung“ – der Erfolg neuer Markeneinführungen
großer Lebensmittelkonzerne belegt diese sehnsucht der
Konsumenten eindrucksvoll. Jeder dieser Markenclaims
könnte aber auch für den gesamten alpenraum gelten.
Denn die alpen sind seit Jahrzehnten ein sehnsuchtsort,
ein Magnet für Menschen, die gleichzeitig abstand von
der rasenden Hektik des alltags und Erholung in einer
heilen Welt suchen. Der deutsche Markenexperte Klaus
Brandmeyer, einer der Keynote-speaker bei „theaLPs“,
bestätigt dies, wenn er meint: „Die alpen sind ein starkes
Resonanzfeld, die Berge lösen in den seelen der Men-
schen starke Emotionen aus.“
Positive Emotionen erfolgreich genützt. Diese positiven Emotionen haben unterschiedlichste
Wirtschaftszweige – von alpenmilchproduzenten bis
zur alpinen Musikindustrie – erfolgreich genützt. auch
die Tourismuswirtschaft kann und muss diese Reso-
nanzfelder wieder stärker ins allgemeine Bewusstsein
heben. Dabei geht es nicht um die Etablierung und
Führung einer einheitlichen Marke „alpen“ – das wäre
ein Missverständnis. Die Vielfalt im alpinen Raum kennt
keine Einheitskultur, zu bunt, zu unterschiedlich sind die
regionalen Prägungen und angebote, die den notwendi-
gen Wettbewerb der Regionen entfachen. Und doch ist
dieser Wettstreit stets von einer familiären atmosphäre
geprägt – sind doch alle Regionen im großen alpenbo-
gen immer auch Mitglieder einer Markenfamilie, die ihren
Gästen gemeinsamen nutzen, also verwandte Produkte
und angebote off erieren.
Alpiner Schulterschluss. „Zurück zum Ursprung“
– dieses Motto könnte also auch eine zukunftsgerich-
tete Erfolgsformel für den alpinen Tourismus sein. Von
der verstärkten internationalen Profi lierung und Posi-
tionierung des alpenraums als heilende Welt mit ihren
natürlichen ingredienzien wie saubere Luft, klares Was-
ser, gepaart mit einer seit Jahrhunderten entwickelten
auf die natur ausgerichteten regionalen Lebenskultur,
können alle Regionen profi tieren. Um dies zu erreichen,
braucht es neben einem alpinen schulterschluss auch
das Bewusstsein, dass man gemeinsam rund um diese
Erfolgsfaktoren mit einheitlichen standards und erkenn-
baren gemeinsamen marktwirksamen Zeichen sowie
symbolen durchschlagskräftig global kommunizieren
will. Dazu gehört aber auch, dass der Mythos alpen
weltweit in vielfältiger art und Weise immer neu gespeist
wird. in der Vergangenheit haben diese Funktion viele
starke Persönlichkeiten und Geschichten übernommen,
wenn wir etwa an „Exportschlager“ wie Luis Trenker, Heidi,
Toni sailer u. v. a. m. denken. Wo aber bleibt heute das
überzeugende, alpine „story-Telling“, die zeitgemäßen
Geschichten aus den alpen, die international bewegen?
Die sanfte Kraft, der authentische Lebensstil, die innova-
tiven Produkte und Erholungsangebote der alpen sind
der quasi natürliche Kontrast zu unserem gegenwärtigen
alltagschaos. Unseren einzigartigen Lebensraum in die-
sem sinne zu verstehen und international verständlich zu
machen ist eine gleichermaßen große wie gemeinsame
alpine aufgabe. Mit „theaLPs“ kann auch in dieser Hinsicht
ein startschuss fallen. ×
EDiToRiaL
J o s EF M a R G R Ei T ER , D i R EK To R T i R o L W ER B U n G
5 saison
Editorial
Mit 500 Millionen Nächti-gungen ist der Alpenraum zwar eine der größten Tou-rismusregionen der Welt. Doch während laut ein-helliger Expertenmeinung der Welttourismus etwa im asiatischen Raum wachsen wird, muss das touristische Erfolgskonzept „Alpen“ von den Regionen gemeinsam weiterentwickelt werden.
Die Alpen sind seit Jahr-zehnten ein Sehnsuchtsort, ein Magnet für Menschen, die gleichzeitig Abstand von der rasenden Hektik des All-tags und Erholung in einer heilen Welt suchen.
Von der verstärkten inter-nationalen Profilierung und Positionierung des Alpen-raums als heilende Welt mit ihren natürlichen Ingredien-zien wie saubere Luft, klares Wasser, gepaart mit einer seit Jahrhunderten entwickelten auf die Natur ausgerichteten regionalen Lebenskultur, können alle Regionen profi-tieren.
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7 SAISON
INHALT
IMPRESSUMSAISON – Tourismusmagazin, Nr. 4/2010 (62. Jahrgang) SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20
HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: target group publishing GmbH – Zielgruppen Verlag, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Julia Brugger, Florian Gasser, Mag. Nina Heizer, Esther Pirchner, Dr. Michael Riedler • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Michael Rathmayr • ILLUSTRATIONEN: Philipp Frenzel • PRODUKTION: NERO WerbeGmbH, www.nerografi k.net • LAYOUT: Philipp Frenzel • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, [email protected] • ANSCHRIFT VERLAG/PRODUKTION: Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 60 20, Fax DW -20, [email protected] • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten
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„LERNPROZESS AUF BEIDEN SEITEN“
ZIELGRUPPE SINGLES
„LEBENS- UND ERHOLUNGSRAUM INTELLIGENT VERKNÜPFEN“
INFO MIT AUSBLICK
„GIPFELGLÜCK IST NUR EIN KLISCHEE“
FASZINATION BAUSTELLE
„ „LASST DIE ALPENSEXY SEIN“
THEMA: ALPENTOURISMUS
8Panoramablick über die AlpenEin Viertel des Welttourismus spielt sich in den Alpen ab. Was tut sich in anderen Alpenregionen?
12„Lebens- und Erholungsraum intelligent verknüpfen“LH Günther Platter im Interview
16Allianzen für starken TourismusKooperation, wie sie auch „theALPS“ anstrebt, wird wichtiger denn je.
20Auftakt zu „theALPS“Die Keynotespeaker des Pro-logs am 13. und 14. September und ihre Kernthesen.
22„Lasst die Alpen sexy sein“Sehnsuchtsort und Abenteuer – über Chancen und Risiken der Vermarktung einer Gebirgsregion
28„Gipfelglück ist nur ein Klischee“Was macht die Faszination der Berge aus? Der Extrembergsteiger Reinhold Messner im Interview
32 Die Welt und die AlpenZahlen, Daten, Fakten zum Tourismus
34Tourismusbetrieb AlpenvereinNur ein Klub von Bergfexen? Der Alpenverein ist ein wichtiger Faktor im Alpintourismus.
38Alpenurlaub in 20 JahrenWarum, wohin und wie lange wird der Tourist der Zukunft verreisen?
MAGAZIN
44„Pfe� er in unser Leben gebracht“ Das Unternehmerpaar Irene und Jakob Ringler im Interview
46 Teamwork als wesentliches ElementDie Tirol Werbung organisiert sich neu.
48Info mit AusblickKonkurrenzlos: das Aussichtsfernrohr Viscope dreier Tiroler Tüftler
50Zielgruppe SinglesWer Urlaub für einsame Herzen anbietet, muss mehr auf Lager haben als Partys und Speeddating.
52Faszination BaustelleWer möchte schon neben einem Schutthaufen Urlaub machen? Mehr Menschen, als man denkt.
54Inszeniertes WandernImmer mehr Gemeinden geben dem Wanderer Wissen mit auf den Weg.
56„Lernprozess auf beiden Seiten“Die Tirol Werbung hat im Sommer ein künstlerisches Experiment gestartet.
59 Netzwerk erweitertDer Cine-Tirol-Workshop in Seefeld
60Kulturtreiben im GebirgeUnter dem Motto „Keine Berge. Trotzdem Tirol“ positioniert die Tirol Werbung Tirol als Kulturland.
62Musik als GanzesKlangspuren Schwaz: Porträt des Komponisten Heinz Holliger
65 Kommentare
66 Nachgefragt
SAISON
DIE ALPEN8
M ozart, Salzburger Nockerln
und die Festspiele: Salz-
burg genießt Weltruf und
zieht jährlich Hunderttausende Gäste an:
Über 1,1 Millionen Ankünfte und mehr als
zwei Millionen Nächtigungen verzeichne-
te die Stadt Salzburg 2009. Im gesamten
Bundesland wurden vergangenes Jahr
23,7 Millionen Nächtigungen gezählt.
„Im Salzburger Land entfallen zirka 25
Prozent des Bruttoregionalproduktes auf
den Tourismus“, sagt Leo Bauernberger,
Geschäftsführer Salzburger Land Touris-
mus. In Spitzenzeiten hänge in manchen
Regionen jeder vierte Arbeitsplatz am
Fremdenverkehr.
Einen hohen Stellenwert in der Mar-
ketingstrategie der Salzburger nimmt die
regionale Essenstradition ein: „Seit vielen
Jahren fördern wir aktiv die Verwendung
regionaler Lebensmittel von höchster
Qualität. Es gibt keine Region in Europa,
die mehr Biobauern hat als das Salzbur-
ger Land. Für uns ist das die Grundlage
für die fantastische Kulinarik.“ Mittel zur
Vermarktung sind zum Beispiel Genuss-
reisen, Packages für Urlauber und die „Via
Culinaria“.
Im Vergleich zu anderen Alpenregi-
onen sieht Bauernberger das Salzburger
Land eher im Vor- als im Nachteil: „Die
alpinen österreichischen Bundesländer
liegen wohl gleichauf. Im internationalen
Vergleich besticht das Salzburger Land
durch sein gutes Preis-Leistungs-Ver-
hältnis und die bessere Betreuung durch
Familienbetriebe. Auch die Kombination
von weltweit anerkannten kulturellen An-
geboten der Stadt Salzburg gepaart mit
der alpinen Szenerie ist ein wesentlicher
Wettbewerbsvorteil.“
Eine große Herausforderung für
die Salzburger Tourismuswirtschaft sieht
Bauernberger in der Entwicklung des
Arbeitsmarkts: Gelinge es nicht, Touris-
musberufe attraktiver zu machen, werde
es künftig nur sehr schwer möglich, qua-
lifi zierte Arbeitskräfte für Hotellerie und
Gastronomie zu fi nden. ×
Panoramablick über die Alpen
„Bei allen unseren Marktanstrengungen achten wir auf Nachhaltigkeit und lang-fristige Perspektiven unserer Angebote und Produkte.“LEO BAUERNBERGER, SALZBURGER LAND TOURISMUS
1 Genussregion Salzburg Reisen geht durch den Magen: Die Kulinarik steht im Mittelpunkt des Salzburger Tourismusmarketings.
SAISON
DIE ALPEN 9
Mediterranes SüdtirolAls einzige Alpenregion konnte Südtirol im Krisenjahr 2009 Zuwächse verbuchen.
S üdtirol ist eine kontrastreiche
Symbiose aus alpinen und me-
diterranen Landschafts- und
Kulturräumen. Spontaneität und Verläss-
lichkeit der Menschen machen gleichfalls
einen sehr spannenden Aspekt dieses
Lebensraumes aus“, so beschreibt Chris-
toph Engl, Direktor der Südtirol Marketing
Gesellschaft, was Südtirol so besonders
macht. Dass die Mischung aus alpiner
Bergwelt und südländischem Flair auch
für Gäste attraktiv ist, beweisen die Zahlen:
Im Gegensatz zu den anderen Alpenregi-
onen erzielte Südtirol sowohl bei Nächti-
gungen als auch Ankünften im Jahr 2009
Gewinne. Laut ASTAT verbrachten 2009
rund 5,5 Millionen Gäste ihre Ferien in
Südtirol und blieben durchschnittlich 4,5
Tage. Verglichen mit 2008 entspricht das
einem Zuwachs von drei Prozent bei den
Ankünften und von 1,3 Prozent bei den
Nächtigungen. Für das Krisenjahr 2009 ist
das ein sehr gutes Ergebnis: Österreich,
Bayern und die Schweiz verzeichneten
Rückgänge, wenn auch teilweise nur
sehr moderat. „Übernachtungs-, An-
kunfts- und Auslastungszahlen sowie die
durchschnittlichen Tagesausgaben pro
Gast sind in den vergangenen zehn Jah-
ren überdurchschnittlich gestiegen“, zeigt
sich Christoph Engl zufrieden.
Südtirol profi tiert vor allem im Bereich
der Nahmärkte. Die Übernachtungen
der italienischen Touristen stiegen um
5,2 Prozent, während die der deutschen
Gäste um 1,2 Prozent fi elen. Engl sieht je-
doch Handlungsbedarf in der Preispolitik:
„Wir müssen höhere Durchschnittspreise
durchsetzen. Es kann nicht sein, dass
eine Übernachtung auf einem Bauernhof
in bester Lage gleich viel kostet wie das
Frühstück in einem Hotel in Venedig oder
London.“ In Zukunft wird der Verkehr in
den Mittelpunkt rücken: „Wir sind schlech-
ter erreichbar als andere, ganz sicher.
Zugverbindungen und Fluganbindungen
sind bis jetzt kein großes Thema gewesen,
obwohl sie zu den Erfolgsfaktoren einer
Destination gehören.“ ×
„Südtirol muss sein Angebot sehr nahe an den
regionalen Besonderheiten entwickeln.“
CHRISTOPH ENGL, SÜDTIROL MARKETING
Ein Viertel des Welttourismus spielt sich in den Alpen ab. Mit 43 Millionen Nächtigungen im Jahr 2009 fällt ein guter Teil davon auf Tirol. Doch was tut sich in den anderen Alpenregionen? Ein Blick über die Grenzen.
VON SYLVIA AINETTER
Ein Viertel des Welttourismus spielt sich in den Alpen ab. Mit 43 Millionen Nächtigungen im Jahr 2009 fällt ein guter Teil davon auf Tirol. Doch was tut sich in den anderen Alpenregionen?
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D ie Schweiz steht für gute Qua-
lität und hohe Preise. Dieses
Image schlägt sich auch in
der Gästestruktur nieder – so mancher
kommt gar nicht erst auf die Idee, in der
Schweiz zu urlauben. „Das muss nicht
unbedingt ein Nachteil sein“, gibt Urs Zen-
häusern, Geschäftsführer von Wallis Tou-
rismus, zu bedenken, „die Marke Schweiz
ist sehr hochrangig und eine starke Marke
verlangt auch ihren Preis. Dass wir diese
hohen Preise durchsetzen können, ist ein
Beweis für unseren Erfolg.“
Im Jahr 2009 verzeichneten je-
doch auch unsere Nachbarn im Westen
Rückgänge: Laut Statistik Schweiz lagen
die Nächtigungen mit 35,6 Millionen um
4,7 Prozent unter den Vorjahresergeb-
nissen. „Die Wirtschaftskrise werden wir
im Wallis in diesem Jahr und vermutlich
auch noch 2011 zu spüren bekommen“,
prognostiziert Zenhäusern. 2009 betra-
gen die Einnahmen aus dem Tourismus
15 Milliarden Schweizer Franken (rund elf
Mrd. Euro), 4,2 Prozent der Arbeitsplätze
sind vom Tourismus abhängig.
Vielfältiges BayernWinter wie Sommer: Bayern profi tiert von der Großstadt inmitten der Berge.
T ourismus in Bayern ist eine
starke Wirtschaftskraft. In der
ö± entlichen Wahrnehmung ist
der Tourismus als Top-Player aber noch
nicht angekommen.“ Sybille Wiedenmann,
Geschäftsführerin von Bayern Tourismus,
hält den bayrischen Tourismus für unter-
schätzt. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: 75
Millionen Nächtigungen im Jahr 2009
machen Bayern im Tourismusbereich
zum deutschlandweiten Marktführer. Fast
25 Milliarden Euro Bruttoumsatz werden
durch den Fremdenverkehr erzielt, das
Einkommen von rund 560.000 Menschen
hängt vollständig von Hotellerie und Gas-
tronomie ab.
Wesentlich für den Erfolg dürfte
die Vielfältigkeit der Landschaft sein:
2,45 Hektar Wald, 18 Naturparks, 1600
Seen und Seengruppen und die 2962
Meter hohe Zugspitze bieten zahlreiche
Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. 60
Prozent der Gäste bereisen jedoch in
erster Linie die Städte.
„München als Kulturstadt ist ein
wichtiger Motor für den bayrischen Tou-
rismus. Die Menschen sind fasziniert vom
Wechselspiel zwischen der Großstadt und
den Bergen. Bei uns kann man morgens in
der Stadt einkaufen gehen und nachmit-
tags auf der Zugspitze Ski fahren“, erklärt
Wiedenmann. Die Verluste im Jahr 2009
(-2,2 Prozent bei den Nächtigungen, -1,1
Prozent bei den Ankünften) seien auf Ein-
bußen bei den Geschäftsreisen zurückzu-
führen, im Urlaubersegment verzeichne
Bayern sogar einen leichten Aufschwung.
Ein wesentlicher Vorteil der Bayern: 60
Prozent der Nächtigungen fallen auf die
Sommersaison, 40 Prozent auf die Win-
tersaison. „Nur wenige Gäste kommen
zum Skifahren. Wir sind nicht abhängig
davon, dass es ausreichend schneit“, führt
Wiedenmann aus. Sie sieht die Kernkom-
petenzen Bayerns im Gesundheits- und
Wellnessbereich, auch bei den Wander-
urlauben liege Bayern vorne. Die großen
Herausforderungen für die Zukunft? Sybil-
le Wiedenmann: „Wir leben vom qualifi -
zierten Personal. Wenn wir nicht handeln,
werden wir in den kommenden Jahren
einen Fachkräftemangel haben.“ ×
„Der Alpentourismus braucht starke Leitangebote, hohe regionale Identität, hohe Qualität und ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis.“SYBILLE WIEDENMANN, BAYERN TOURISMUS
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Exklusive SchweizDie Schweiz will das Qualitätslevel halten und ein Bergerlebnis für alle ermöglichen.
Seenland KärntenZwischen See und Berg: Kärnten arbeitet an einer neuen Marke.
Bei Kärnten denkt so mancher an
klare Seen und nicht an hohe
Berge. Zu Recht: Die 44 kont-
rollierten Badeseen mit ausgezeichneter
Wasserqualität machen Kärnten zum be-
liebten Badeurlaubsziel.
Im österreichischen Tourismusran-
king liegt das südlichste Bundesland mit
12,7 Millionen Nächtigungen hinter Tirol
und Salzburg auf Platz drei. Drei Viertel der
Übernachtungen fallen in die Sommersai-
son, zu den bekanntesten Zielen gehören
die großen Seen Wörthersee, Millstätter
See, Ossiacher See und Weißensee,
aber auch kleinere, wie der Faaker See,
Klopeiner See und Pressegger See. „Die
Marktforschung hat ergeben, dass Kärn-
ten bei den Gästen als alpines Urlaubs-
land gilt. Unsere Alleinstellungsmerkmale
gegenüber anderen Alpenregionen sind
das mediterrane Klima und die glasklaren
Badeseen“, fasst Christian Kresse, Ge-
schäftsführer Kärnten Werbung, knapp
zusammen.
Im Winter liegt der Tourismus je-
doch im Dornröschenschlaf: 3,6 Millionen
„Wir haben die höchsten Berge der Al-
pen, 47 Viertausender befi nden sich im
Wallis, darunter das Matterhorn“, erklärt
Zenhäusern, „über 20 Prozent des Wallis
sind mit Gletschern bedeckt. Das lässt
sich nicht vergleichen mit den voralpinen
Regionen, die anders positioniert sind.“
Den Erschließungsgrad der Walliser Al-
pen beurteilt er als gut, jetzt müsse es
darum gehen, die Qualität zu verbessern.
Der Gast verlange naturnahe
Erlebnisse, wolle jedoch nicht auf den
Komfort verzichten. „Ein Bergerlebnis
darf nicht nur Bergsteigern und Alpi-
nisten vorbehalten sein. Entsprechend
muss hier die Infrastruktur bereitgestellt
werden.“
Die Herausforderungen für die
Zukunft sieht Zenhäusern darin, die
Infrastruktur auf dem Niveau zu halten,
das heute verlangt wird: „Früher war
das einfacher. Heute haben wir einen
weltweiten Tourismus und immer neue
Mitbewerber und neue Destinationen.
Die Herausforderung ist, mit diesen
Entwicklungen mitzuhalten.“ ×
Nächtigungen wurden in der Wintersaison
2009/2010 gezählt. „Wir müssen uns als
alpines Urlaubsland ein stärkeres Profi l
aufbauen. Ein weiteres Ziel ist die Stärkung
der Schultersaison, um die derzeitige Ab-
hängigkeit von der kurzen Kopfsaison zu
vermeiden“, erklärt Kresse. Einsaisonale
Regionen hätten die Wirtschaftskrise um
einiges mehr gespürt als mehrsaisonale.
Solche Spitzen würden auch dazu füh-
ren, dass der Tourismus als Arbeitsplatz
wenig attraktiv sei. „Wir müssen unseren
Fachkräften auch Ganzjahresarbeitsplätze
bieten können.“
Die Marke Kärnten ist eine weitere
Baustelle für die Kärnten Werbung. Ge-
meinsam mit Partnern und den Regionen
wird derzeit an der Neupositionierung
gearbeitet. Ziel ist eine einfache, klare Bot-
schaft: Kärnten stehe für Berge und Seen,
Familie, Gesundheit, Kultur und Kulinarik,
Camping, italienisches Flair und Winter.
„Die neue Ausrichtung wird Mitte Septem-
ber festgelegt. Aber so viel sei gesagt: Wir
werden uns in Zukunft stärker als alpines
Urlaubsland präsentieren“, verrät Kresse. ×
„Wir benötigen dringend Investitionen, um die Stärken Kärntens auszubauen.“CHRISTIAN KRESSE, KÄRNTEN WERBUNG
„Der Gast will immer ein Erlebnis und das sehr
naturnah. Er will deswegen aber nicht auf Komfort
und Qualität verzichten.“URS ZENHÄUSERN, WALLIS TOURISMUS
Exklusive SchweizDie Schweiz will das
Seenland Kärnten
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die alpen 13
Saison: Herr Landeshaupt-mann, warum sucht Tirol im Tourismus die Kooperation mit den anderen Alpenlän-
dern? Günther Platter: Wir stehen
in einem weltweiten Wettbewerb. der
tourismus wächst zwar weltweit, jedoch
vor allem im asiatischen und afrikanischen
raum, europa verliert tendenziell Markt-
anteile. die alpen haben als eine der welt-
weit tourismusstärksten Großregionen
wie auch als Marke ein großes Potenzial
in einer gemeinsamen Vermarktung, noch
mehr geht es aber um Fragen der destina-
tionsentwicklung – zum Beispiel Verkehr,
Ferienreiseregelungen, Mitarbeiter und
so weiter – und der Positionierung inner-
halb der europäischen Union. die eU hat
zuletzt mit einer Kommissionmitteilung
klargemacht, dass sie den tourismus als
Kompetenzfeld stärker bearbeiten wird.
tirol hat durch seine herausragen-
de stellung innerhalb des alpentourismus
auch eine besondere Verantwortung.
dieser Verantwortung, die wir in richtung
der stärkung des alpentourismus haben,
werden wir mit der Prologveranstaltung
„Lebens- und Erholungsraum intelligent miteinander verknüpfen“Die Alpenländer läuten das Ende des Kirchturmdenkens ein: Künftig ziehen sie im Tourismus an einem gemeinsamen Strang – mit der Plattform „theALPS“. Landeshauptmann Günther Platter lädt am 13. September zum „ersten Gipfeltreffen der Tourismusminister der Alpenländer“ nach Innsbruck ein. Über die Hintergründe spricht er im Interview mit SAISON.
Da s IntervIew führte MIchael rIeDler .
„thealps“ und der erstaustragung 2011
gerecht.
Ist Tirol als Urlaubsland Nummer eins der Alpen nicht stark genug, um sich im internationalen Wettbewerb alleine zu behaupten? tirol kann sich gemeinsam
mit seinen starken destinationsmarken
im internationalen Wettbewerb sehr gut
behaupten, muss aber in Zeiten sinken-
der öffentlicher Budgets gleichzeitig ver-
suchen, intelligente Kooperationen auch
international einzugehen. „thealPs“ als
gemeinsame neue Verkaufsplattform ist
dafür ein gutes Beispiel.
Haben Sie nicht Angst, dass Tiroler Tou-ristiker wenig Freude zeigen, mit den Reisedestinationen Schweiz, Italien, Frankreich zusammenzuarbeiten, also mit der eigenen Konkurrenz? es verhält
sich hier ähnlich wie in der Frage der Zu-
sammenarbeit von destinationen auf regi-
onaler ebene. tirol hat in den vergangenen
Jahren in puncto regionalisierung große
Fortschritte gemacht und ist anderen re-
gionen im alpenraum in der strukturarbeit
weit voraus. nun gilt es aber zu verhindern,
dass nach überwindung lokaler Kirchtür-
me nicht regionales Kirchturmdenken
Platz greift. Zusätzlich soll sich „thealPs“
ja nicht nur als innovativer Verkaufsraum
positionieren, sondern auch den interna-
tionalen austausch unter den alpentou-
ristikern stärken. ich bin überzeugt davon,
dass hier eine Plattform für den gemein-
samen Gedankenaustausch entsteht, von
der alle profitieren. insofern kann man hier
nicht von Konkurrenz reden, sondern von
einer gemeinsamen Positionierung, die
uns gegen die anderen weltweiten Global
Players stärken wird.
Nicht die alpinen Nachbarregionen sind härteste Konkurrenten für Tirol, sondern vielmehr exotische Feriendestinationen?es ist richtig, dass wir heute nicht nur mit
alpinen destinationen, sondern mit des-
tinationen weltweit in Konkurrenz stehen.
die weltweite transparenz des angebotes
im internet wie auch günstigste Flugkondi-
tionen ermöglichen heute jede Form des
Urlaubs zu jeder Jahreszeit. der Winter-
urlaub ist nach wie vor einer der großen
14
alleinstellungsmerkmale der alpen und
wird es auch in Zukunft bleiben. im Be-
reich des sommertourismus befi nden wir
uns in einem direkten Konkurrenzkampf
mit „sonne & strand“. Global gesehen, ist
es also mehr als sinnvoll, dass die alpen
diesen schulterschluss wagen und zwei
dinge forcieren: im sommer müssen alle
alpendestinationen noch besser werden,
um eine konkurrenzfähige alternative zu
sein. Und in sachen Winter muss es uns
gemeinsam gelingen, die emotionen des
Wintersportes weltweit zu vermitteln.
Dennoch gab es wahrscheinlich einige Wi-derstände, auch in den Partnerregionen zu überwinden, bevor die neue Plattform „theALPS“ auf Schiene gebracht werden konnte? Bei einem Projekt wie „thealPs“
gibt es zu Beginn naturgemäß immer viele
Fragen und die Bedenkenträger sind in der
Mehrheit. es ist aber doch gelungen, die
Partner von der idee einer verstärkten Zu-
sammenarbeit zu überzeugen, zumal vor
allem von Marktseite, das heißt von seiten
der einkäufer und Medien, sehr rasch gro-
ßes interesse signalisiert wurde.
Die Alpen sind eine der größten Touris-musregionen der Welt. Doch das touris-tische Wachstum war zuletzt geringer als anderswo. Kann Kooperation hier etwas ändern? solche Kooperationen
müssen mittel- und längerfristig be-
trachtet werden. Wir sind überzeugt, dass
den touristischen herausforderungen im
alpenraum gemeinsam besser begegnet
werden kann.
Auf welchen Gebieten gibt es konkrete Kooperationspläne? auf politischer seite
ist das „Gipfeltreff en der tourismusminis-
„Tirol hat durch seine herausragende Stellung innerhalb des Alpentourismus auch eine besondere Verant-wortung. Dieser Ver-antwortung, die wir in Richtung der Stärkung des Alpentourismus haben, werden wir mit der Prologveranstal-tung ‚theAlps‘ und der Erstaustragung 2011 gerecht.“
15
ter“ im rahmen von „thealPs“ ein sehr
starkes Zeichen für die Wertschätzung, die
der tourismus in den alpen hat. die tou-
rismusminister der alpenregionen werden
am 13. september sehr geschlossen in
innsbruck erwartet und gemeinsam ein
alpenmanifest unterzeichnen, dass diesen
erhoff ten und sinnvollen schulterschluss
von politischer seite massiv unterstützt.
dieses treff en ist in der Geschichte der
alpen einzigartig und ein wichtiger schritt.
die Prologveranstaltung im september
wird dazu führen, dass sich rund 300
führende touristiker aus den alpen in
innsbruck treff en. allein dieses netzwerk-
potenzial wird uns ungeahnte Möglich-
keiten erschließen. Und schließlich wird
„thealPs“ in Zukunft auf Wanderschaft
durch die alpenländer gehen. Wir stehen
am anfang einer Bewusstseinsbildung, die
wir jetzt einläuten.
Macht die geplante neue Verkaufsschie-ne „theALPS – a new way of trading“ Sinn, schließlich gibt es ja schon diverse Verkaufsplattformen für den Tiroler Tourismus? es gibt bisher einfach keine
gemeinsame Verkaufsplattform der al-
penländer – und gerade darum macht
„thealPs“ so viel sinn. auf den großen
tourismusmessen dieser Welt ist tirol,
selbst Österreich, eine destination von
hunderten, die gleichzeitig angeboten
werden. Mit „thealPs“ haben wir in Zu-
kunft zum ersten Mal die Möglichkeit, den
großen internationalen einkäufern in der
tourismusbranche einen Verkaufsraum zu
zeigen, wo ein übergeordnetes Produkt
gezeigt wird, dessen vielfältige ausprä-
gung dann von den einzelnen regionen
präsentiert wird. diese agglomeration des
alpenangebotes in einer Veranstaltung
wird für alle alpenregionen nutzen stiften.
Wird es möglich sein, die Tourismusver-bände und Betriebe für die neue Alpen-linie zu begeistern und zur Mitarbeit zu gewinnen? das ist bereits geschehen.
schon hinter der Prologveranstaltung im
september stehen die großen alpenregio-
nen und sind mit engagement mit im Boot.
ich erwarte mir nun von diesem Prolog
eine weitere Verstärkung des interesses,
so dass wir im kommenden Jahr das beste
der alpen zu „thealPs“ in insbruck begrü-
ßen können.
Was sind für Sie die größten Herausforde-rungen für den Tiroler Tourismus in den nächsten Jahren? alle tiroler gemeinsam
müssen es auch in Zukunft schaff en, dass
sie lebens- und erholungsraum intelligent
miteinander verknüpfen. Bei uns schätzt
der Urlaubsgast, dass er dort Urlaub macht,
wo wir leben. das ist eines unserer großen
alleinstellungsmerkmale im Gegensatz
zu künstlichen Urlaubswelten, die vom
lebensraum der Menschen vollkommen
entkoppelt sind. Wir müssen weiterhin
jene freundlichen Gastgeber sein, für die
uns der Gast aus aller Welt schätzt. die he-
rausforderung der Zukunft wird sein, dass
unsere Betriebe ihre regionale Verwurze-
lung beibehalten und authentisch bleiben,
gleichzeitig aber in richtung Vermarktung
und Vertrieb ihres Produktes denken wie
die großen touristischen Konzerne. schlag-
worte sind hier Flexibilität der Buchungen,
gute online-Präsenz und die enge Kun-
denbindung. Wir werden gemeinsam dafür
einstehen müssen, dass der Winterurlaub
seine hohe attraktivität behält. denn wir
brauchen starke touristische Winter, um
uns die stetige Weiterentwicklung des
sommertourismus leisten zu können.
Wie viel Wachstum verträgt der Touris-mus in den Alpen noch? Mit derzeit rund
500 Millionen nächtigungen im gesamten
alpenbogen bewegen wir uns auf einem
sehr hohen niveau. tirol spielt hier eine
herausragende rolle. ich möchte nicht
von Wachstum reden, sondern von einer
stabilisierung des Marktes auf diesem ho-
hen niveau bei gleichzeitiger steigerung
der Wertschöpfung. das muss unser Ziel
sein. die Welttourismusorganisation pro-
phezeit europa in seiner Gesamtheit in den
kommenden zehn Jahren einen Verlust
von Marktanteilen zugunsten anderer
Kontinente. Unter dieser Präambel muss
es unser Ziel sein, das derzeitige niveau zu
halten und Wachstum durch Verbesserung
der Qualität und mehr Wertschöpfung zu
erreichen.
Sie sind in der Landesregierung für den Tourismus zuständig. Was können die jeweils Verantwortlichen in den diversen Alpenländern gemeinsam erreichen? es
ist zunächst schon einmal ein großer Fort-
schritt, dass wir uns überhaupt einmal zu-
sammensetzen und in touristischen Fra-
gen austauschen. das hat es so noch nie
gegeben. in politischer hinsicht erscheint
mir aufgrund der aktuellen entwicklung
im europäischen Kontext die Positionie-
rung des alpenraumes als touristische
Makro region – wie dies übrigens auch die
donauländer forcieren – zentral. Weiters
gilt es, innerhalb europas zum Beispiel
lösungen in der Frage einer besseren
Koordination der Ferienzeiten zu fi nden.
Was ist Ihre Vision? Wie soll die alpen-
Zusammenarbeit in fünf Jahren aussehen?
in fünf Jahren werden wir gerade die drit-
te aufl age von „thealPs“ erleben. diese
dritte aufl age wird an einem spannenden
ort irgendwo in den alpen stattfi nden. in
fünf Jahren ist tirol weiterhin die wich-
tigste tourismusregion in den alpen. Von
außen betrachtet sagen Menschen in aller
Welt: ein Urlaub in den alpen – das wollten
wir doch schon immer! Und dann werden
sie die Faszination Berg und natur in den
alpen erleben – und wiederkommen.
die alpen werden durch gemeinsame
aktivitäten in aller Welt als spannende
Urlaubsdestination wahrgenommen und
der Kunde entscheidet, in welche region
er dann reist. es sollte uns also gelingen,
durch aktivitäten wie „thealPs“ eine
dachmarke „alpen“ zu gestalten, unter
dessen dach starke destinationsmarken
noch mehr gedeihen.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
„Im Sommer müssen alle Alpendestinationen noch besser werden, um eine konkurrenzfähige Alternative zu sein. Und in Sachen Winter muss es uns gemeinsam gelingen, die Emotionen des Wintersportes weltweit zu vermitteln.“
„Bei uns schätzt der Urlaubsgast, dass er dort Urlaub macht, wo wir leben. Das ist eines unserer großen Allein-stellungsmerkmale im Gegensatz zu künst-lichen Urlaubswelten, die vom Lebensraum der Menschen vollkom-men entkoppelt sind.“
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16 saison
die alpen
Allianzen füreinen starkenTourismusSeit kurzem kümmert sich die Europäische Kommission auch um den Tourismus. Dadurch erhofft man sich neue Dynamiken und Chancen im internationalen Wettbewerb. Kooperation, wie sie auch „theALPS“ anstrebt, wird nun wichtiger denn je.
von Julia Brugger
I m april kamen die Tourismusmi-
nister aller EU-staaten zu einem
informellen Treffen in Madrid
zusammen. Der Grund: Europa
soll im weltweiten Wettkampf um Gäste
stärker werden. Die Regionen sollen ihr
kulturelles Erbe verstärkt hervorheben,
der Tourismus ökologisch und sozial
verträglicher werden. Weil der Tourismus
sich zuletzt als relativ krisenresistent
erwies, wurde er von der Europäischen
Union kürzlich als neuer Katalysator für
die Wirtschaft auserkoren. Künftig soll es
einige Änderungen geben, die auch den
Tiroler Tourismus betreffen.
Die Europäische Kommission hat im
Tourismus grundsätzlich kein Gesetzge-
bungsrecht. Doch sie kann akzente setzen,
die europaweit Wirkung zeigen und von
rein regionaler oder nationaler Ebene aus
so nicht machbar wären. in einem Papier
informiert die Kommission die staaten
über geplante Verbesserungen mit dem
Ziel, die schönheit des Landes zu erhalten
und die Lebensqualität der Bevölkerung
zu erhöhen. Demnach gibt es Vorschläge,
Tourismusströme zu entzerren, saisonen
auf das ganze Jahr zu verteilen und damit
stabilere arbeitsplätze zu schaffen sowie
den Tourismus ökologischer und sozialer
zu gestalten. Das funktioniere vor allem mit
grenzübergreifenden, gebündelten Kräften.
Kooperation der Konkurrenten. Grundsätzlich sind die schweiz und Tirol
touristische Konkurrenten. Beide werben
mit Bergurlaub, mit skifahren, mit unbe-
rührter natur. Wer sich für die schweiz ent-
scheidet, gibt Tirol eine absage. Zumindest
für diesen einen Urlaub. Geht es allerdings
darum, den Touristen zu überzeugen, statt
an die nordsee- oder südseeküste in die
alpen zu fahren, bringt Zusammenarbeit
potenziell einen Mehrwert.
Die Herausforderungen für den
Tourismus sind alpenweit ähnlich. Ko-
operation erweitert die Möglichkeiten,
erfolgreiche Lösungen im internationalen
Wettbewerb zu finden. Deshalb auch „the-
aLPs“. Die politische Konferenz möchte
aufzeigen, dass alle in einem Boot sitzen.
auch wenn die alpenländer Konkurrenten
sind, so können sie doch von einer Zu-
sammenarbeit profitieren. Und was die
initiative der Europäischen Kommission in
sachen Tourismus angeht, so meint Josef
Margreiter, initiator der ersten „theaLPs“-
Tagung in Tirol: „Wenn sich die Europäische
Kommission verstärkt um den Tourismus
kümmert, kann das nur wertvoll sein.“
Vor allem, wenn es darum geht,
neue strukturen für den Tourismus auf-
zubauen, kann ein kooperativer Weg
erfolgreich sein. so profitiert die gesamte
Region, wenn Touristiker beispielsweise
gemeinsam ein PR-Konzept für den al-
Die nationalen Regierungen beschäftigen sich nun ebenso mit dem Papier der EU-Kommission (im Bild ihr Sitz in Brüssel) wie Institutionen und Tourismusverbände auf Landesebene – so auch in Österreich und in Tirol.
17
POLITISCHE INSTITUTIONEN, DIE SICH MIT TOURISMUS BESCHÄFTIGEN• Europäische Kommission: Generaldirektion Unternehmen und industrie• Europäisches Parlament: ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr (für Österreich:
Eva Lichtenberger, Jörg Leichtfried, Hella Ranner)• ausschuss der Regionen in Brüssel (für Tirol: LH Günther Platter)• Versammlung der Regionen Europas (für Tirol: LH Günther Platter)• Tourismusministerium in Wien bzw. Österreichisches Vertretungsbüro in Brüssel• Landesregierung / Tourismusabteilung in Tirol• Büro der Europaregion Tirol/südtirol/Trentino in Brüssel (Büroleiter Dr. Florian Mast)
LOBBYING im austausch der interessen ist der Tiroler Tourismus in Brüssel mehrfach vertreten. Zum einen über den Landeshauptmann, der in verschiedenen europäischen Gremien die Tiroler Position vertritt. Zum anderen sind die Wirtschaftskammer (Pfl ichtmitgliedschaft) sowie die Österreichische Hoteliervereinigung (freiwillige Mitgliedschaft) starke Lobbyisten, die sich in Brüssel auch für die interessen des österreichischen Tourismus stark machen.
DIE EU UND DER TOURISMUSseit Ende 2009 steht der Tourismus auf der agenda der EU. Der Grund: mit inkrafttreten des Vertrages von Lissabon erhielt die Euro-päische Kommission den auftrag, sich auch damit zu beschäftigen. seitdem ist Tourismus der Generaldirektion Unternehmen und in-dustrie angeschlossen. in Brüssel dreht sich von Juli bis Dezember 2010 vieles um diesen Wirtschaftssektor.
Termine13. – 14. september„theaLPs“, die erste Lobbying-Veranstaltung für den alpentourismus, in innsbruck
27. septemberEuropean Tourism Day, „The role of Cultural Heritage in the renewed European tourism policy“, in Brüssel
Herbst 2010informeller Tourismusministerrat der EU-Minister
18
S aison: Herr Tajani, was macht die EU nun konkret in Sachen Tourismus? anTonio TaJani:
Grundsätzlich verfolgen wir eine Politik,
die diesen wichtigen Bereich der eu-
ropäischen Wirtschaft unterstützt, und
schlagen initiativen zur Förderung der
Wettbewerbsfähigkeit, der nachhaltigkeit,
des qualitätsorientierten Tourismus und
zur besseren Wahrnehmung Europas als
herausragendes Reiseziel vor.
Was bedeutet das für den Tiroler Touristi-ker? Die neue Kompetenz der EU wirkt sich
auf ihn eher indirekt, aber positiv aus. Die
Union kann sich umfassender zu Gunsten
aller touristischen Regionen Europas ein-
setzen. Das Ziel ist, dass Europa Reiseziel
nummer eins weltweit bleibt.
„Ziel ist, dass Europa Reiseziel Nummer eins bleibt“Die EU möchte den europäischen Tourismus im internationalen Wettbewerb unterstützen. Wozu und wie, darüber gibt EU-Kommissar Antonio Tajani, oberster Hüter der europäischen Tourismusstrategie, Auskunft.
Ist Europas Position gefährdet? Die glo-
bale Wirtschaft ändert sich unglaublich
rasch und beeinfl usst auch die Touris-
muswirtschaft. Das heißt, dass die Märkte
entsprechend reagieren müssen. Vom
Massentourismus weitgehend unberührte
Reiseziele innerhalb der EU sind beispiels-
weise zunehmend nachgefragt.
Werden durch die europäischen Entwick-lungen Kompetenzen aus der Region abgezogen? Die EU erhält im Bereich Tou-
rismus ausschließlich eine „ergänzende
Kompetenz“, sodass die Regionen keinerlei
Einfl uss verlieren werden. im Gegenteil, sie
werden eingeladen, sich verstärkt mit an-
deren europäischen Regionen und inter-
essenvertretern auszutauschen, um so von
der stärkeren Unterstützung auf EU-Ebene
zu profi tieren. Dies wird auch zur stärkung
der eigenen interkulturellen Kompetenzen
beitragen und die Position der einzelnen
Regionen auf dem Markt festigen.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
pentourismus erarbeiten und mit diesem
werben. Dazu der Direktor der Tirol-
Werbung: „Laut Zukunftsprognosen der
Welttourismusorganisation wird der
Tourismus im asiatischen Raum steigen.
Das bedeutet, dass sich die alpenländer
sowohl in tourismuspolitischer Hinsicht
stärker vernetzen müssen, aber auch im
Verkauf und im Vertrieb ihrer angebote.“
Gemeinsam für den Tourismus. Zusammenschlüsse und Kooperationen
über regionale und nationale Grenzen
hinweg existieren bereits seit längerem.
Doch nun erhalten sie einen neuen im-
puls. Die arge alp (arbeitsgemeinschaft
alpenländer) beispielsweise wurde 1972
gegründet. Gemeinsam mit italien,
Deutschland und der schweiz arbeitet
Österreich auf ökonomischer, ökologi-
scher und gesellschaftlicher Ebene eng
zusammen. Der Tourismus wird dabei
in Zukunft eine stärkere Rolle spielen, so
Fritz staudigl, Leiter der Europaabteilung
des Landes Tirol und Vertreter Österreichs
bei der arge alp. auch mit der alpenkon-
Arge Alp (arbeitsgemeinschaft alpenländer)• seit 1972• Mitglieder: a, CH, D, iT• Ziel: Wirtschaftliche Zusammenarbeit, schaff ung von arbeitsplätzen,
sicherung eines qualitätsvollen Lebensraumes• Durchsetzungskraft: Empfehlungen der regionalen Regierungschefs
ohne Rechtskraft • www.argealp.org
Alpenkonvention (Vertrag zum schutz der alpen)• seit 1991 • Mitglieder: EU, D, FR, iT, Li, a, CH, sLo, Mo• Ziel: nachhaltige Entwicklung des alpenraumes, nachhaltige
Entwicklung des Tourismus• Durchsetzungskraft: rechtlich verbindliche Verträge• Es existiert ein eigenes Protokoll zum Tourismus.• www.alpconv.org
vention (1991 ins Leben gerufen) werden
touristische Entwicklungen im gesamten
alpenraum gemeinsam diskutiert und
vorangetrieben.
Eine europäische Tourismusstrate-
gie soll den krisenresistenten Wirtschafts-
zweig von vielen seiten unterstützen.
Gesetze für Unternehmen und staaten
sollten auf europäischer und nationaler
Ebene in Zukunft derart gestaltet werden,
dass der Tourismus nicht nur nicht darun-
ter leidet, sondern vielmehr sogar davon
profi tiert. ×
GRENZÜBERSCHREITENDE KOOPERATIONEN UND VERTRÄGE
19
SAISON
DIE ALPEN20
E in gemeinsames touristisches
Handeln im europäischen Al-
penraum – was in den Köpfen
vieler Experten nur Wunsch-
denken war, wird nun Realität: „theALPS“
startet am 13. und 14. September 2010
in Innsbruck mit einem Prolog, in dessen
Rahmen die führenden alpinen Tourismus-
destinationen den Schulterschluss wagen
und sich auf ihre gemeinsamen Stärken
besinnen. Diese Prolog- und Informati-
onsveranstaltung mit dem „1. Gipfeltre� en
der Tourismusminister der Alpenländer“
mündet 2011 in die erste Vollversion
von „theALPS“, die dann zusätzlich mit
„theALPS – A new way of trading“ eine
innovative Verkaufsplattform sowie mit
„theALPS – Best Experiences & Award“
eine Auszeichnung für herausragende
touristische Leistungen bieten wird.
Zahlen, Daten, Fakten. Neben
David Bosshart vom Gottfried Duttweiler
Institut und dem deutschen Markenexper-
ten Klaus Brandmeyer wird Hubert Siller,
Leiter MCI Tourismus Innsbruck, anhand
von Zahlen, Fakten und Erfolgsfaktoren
einen Überblick zum Alpentourismus
geben. „Was die Alpen wesentlich von
anderen globalen Urlaubsdestinationen
unterscheidet, ist die Verknüpfung von
Lebens- und Erholungsraum“, erklärt der
Tourismusexperte Siller. „Die Gäste der
Alpen machen genau dort Urlaub, wo
die Menschen der Alpen ihren Lebens-
raum haben. In vielen Urlaubsregionen
der Welt ist der Erholungsraum stringent
vom Lebensraum der Menschen getrennt.
In den Alpen ist das anders – diese Nähe
und Authentizität ist für viele Menschen
ein schlagendes, aber im Alpenraum sehr
unterschätztes Urlaubsargument.“
Mit rund 350 Millionen bezahlten
Nächtigungen und rund 150 Millionen
Nächtigungen in Zweitwohnsitzen hat der
Alpenbogen im weltweiten Vergleich ei-
nen erheblichen Anteil am Welttourismus,
der in seiner Gesamtheit jedoch bisher oft
Auftakt zu „theALPS“
„Konstruktive Unzufriedenheit“Der Schweizer Zukunftsforscher David Bosshart, CEO des Gottfried Duttweiler Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft, untersucht im Rahmen der Auftaktveranstaltung von „theALPS“insbesondere die Chancen im Alpentourismus vor dem Hintergrund des radikalen gesellschaftlichen Wandels.
Saison: Herr Bosshart, wie schät-zen Sie die wirtschaftliche Situ-ation in der Alpenregion derzeit
ein? DAVID BOSSHART: Ich glaube, es geht
uns allen noch sehr gut, und ich glaube,
es braucht eine konstruktive Unzufrie-
denheit. Es muss eine Kraft losgetreten
werden, damit man den Platz, den man
heute hat, auch in zwanzig Jahren noch
inne haben wird. Die Alpenregion hat im-
mer gewusst, dass sie etwas leisten muss,
wenn sie akzeptiert werden will.
Für viele Regionen in den Alpen ist der Tourismus existenziell. Trotzdem gilt das alpine Produkt gerade im Sommer als teilweise veraltet. Wie scha� t man es hier, die von Ihnen angesprochene kons-
truktive Unzufriedenheit zu stimulieren? Der Tourismus ist ganz klar die Software. Es
geht letztendlich immer darum, die rich-
tigen Menschen hierher zu bekommen,
weil die guten Menschen andere gute
Menschen bringen, die die Produkte hier
dann auch mit Freude genießen. Aber die
Software braucht auch die Hardware. Sie
kommen nicht umhin, auch die Industrie,
all die hochwertigen, wertschöpfenden
Bereiche mit der Software zu verlinken.
Es braucht beides.
Glauben Sie, dass es dem Tourismus noch zu gut geht, dass er sich zum Teil noch auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruht? Das ist menschlich. Man versucht
natürlich, möglichst lang von dem zu pro-
unterschätzt wird. Die Alpen sind damit
einerseits ein touristisches Erfolgskonzept
und andererseits ein wesentlicher regio-
naler Wohlstandsmotor, doch Siller warnt
vor allzu optimistischen Einschätzungen.
„Laut Zukunftsprognosen der Welttou-
rismusorganisation ist Europa zwar nach
wie vor der größte touristische Markt, wird
aber in den kommenden zehn Jahren
weiter Marktanteile verlieren. Wachsen
wird hingegen der Tourismus im asiati-
schen Raum, was auch dadurch bedingt
ist, dass hier die touristische Entwicklung
später eingesetzt hat“, so Siller. In Europa
und folgerichtig auch im Alpenraum gelte
ImpulsgebendDie Prologveranstaltung zu „theALPS“, dem neuen Netzwerk alpiner Tourismusdestinationen, am 13. und 14. September
HUBERT SILLER
es daher, das hohe touristische Entwick-
lungspotenzial abzusichern – hier könnte
„theALPS“ zentrale Impulse auslösen. ×
© M
CI
SAISON
DIE ALPEN 21
„ Kreislauf von Erwartung und Erfüllung“
Saison: Herr Dr. Brandmeyer, was erwartet die Zuhörer bei Ihrem Vortrag bei „theALPS“? KLAUS
BRANDMEYER: Ihn erwartet ein marken-
technischer Blick auf die Alpen und auf
diejenigen, die dieses Erlebnisfeld in der
Hand haben und damit richtig umgehen
müssen.
Diese Erlebnisfelder sind ja auch Reso-nanzfelder, die Erfolgsfaktoren verspre-chen. Wird mit diesen Erfolgsfaktoren immer sehr sorgsam umgegangen? Ich
glaube, dass die Beteiligten schon ein
Bewusstsein davon haben, dass die Al-
pen ein starkes Resonanzfeld sind, also in
der Seele von Menschen starke Gefühle
auslösen.
Ich glaube aber, dass sich viele
nicht klar darüber sind, welche Gestalt-
elemente es sind, die eine besonders
starke Wirkung auf die Menschen haben.
Ist es der Blick vom Gipfel? Ist es der Blick
vom Tal hinauf zum Berg? Ist es die Natur
im Sinne von Almen, Wiesen und Heu?
Oder ist es der Tonfall der Eingeborenen?
Darüber gibt es meines Erachtens zu we-
nig genaues Wissen und deswegen wird
mit manchen dieser Teile dann ein wenig
sorglos umgegangen. Nehmen Sie als
Beispiel die Architektur, die aus der Sicht
einiger immer weiterentwickelt werden
muss, und wo dann Architektur entsteht,
die nicht die Erwartungen derer erfüllt,
die mit den Alpen im Herzen dahin reisen.
Es gibt also archaische Vorstellungen von Menschen, die in den Alpen Urlaub
machen möchten. Diese garantierten Glücksmomente werden aber zu wenig oft behutsam erfüllt? Ich kann nur hof-
fen, dass diese Glücksmomente erfüllt
werden, damit es zu Wiederholungstaten
kommt. Aber man muss sich auch klar
darüber sein, dass die geringste Störung
in diesen Glücksmomenten schon dazu
führen kann, dass die Beziehung abge-
brochen wird. Das wissen wir aus allen
anderen Bereichen des menschlichen
Lebens. Deshalb muss man wissen:
Was erwarten die Menschen erstens ei-
gentlich, wenn sie dahin kommen? Und
zweitens muss man wissen, dass man
diese Erwartung zu erfüllen hat. Das ist
die Versklavung, die jeder erlebt, der ein
Markensystem führt.
Den Vorstellungen entsprechen – ist das nicht ein sehr überschaubarer An-spruch? Das empfi ndet der einzelne Ma-
cher möglicherweise als eine Verpfl ich-
tung zur Langeweile und zur elendigen
Wiederholung. Aber in diesen Kreislauf
von Erwartung und Erfüllung kommt
eben auch ein Moment hinein, das Evo-
lution heißt. Man muss auch auf der Höhe
der Zeit sein. Man darf sich dabei nur
nicht hinreißen lassen, einfach irgend-
welche touristischen Erfolgsrezepte von
irgendwo aus der Welt zu nehmen, ohne
darüber nachzudenken, ob sie stilistisch,
kulturell passen und dem ästhetischen
Harmoniebedürfnis der Touristen wirklich
Genüge tun.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
Der deutsche Markenexperte Prof. Dr. Klaus Brandmeyer thematisiert bei der Prologver-anstaltung von theALPS neue Positionierungschancen für die Alpen. Er gilt als Autorität in Sachen Markenführung und hat zahlreiche Bücher zum Thema verfasst.
INITIATOREN Wirtschaftskammer Tirol, Tirol Werbung mit Land Tirol und Tourismusverband Innsbruck
PARTNERÖsterreich Werbung, Wirtschaftskammer Ös-terreich, Tiroler Rai� eisenbanken, feratel me-dia technologies AG, Landestourismusorgani-sationen der österreichischen Bundesländer Vorarlberg, Salzburg, Kärnten und Steiermark, Wallis Tourismus (Schweiz), Bavarian Alps (Deutschland), Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Best of the Alps
www.the-alps.eu
fi tieren, was man gut gemacht hat. Aber
es ist richtig, wenn es jetzt zu einem Ruck
kommt, wenn Kräfte gemeinsam gebün-
delt werden. Die Geschichte hat ja gezeigt,
dass das immer wieder funktioniert.
Ist diese Zusammenarbeit grenzüber-schreitend überhaupt möglich? Immer-hin sind die einzelnen alpinen Destinati-onen ja unmittelbare Mitbewerber. Man
muss das nüchtern betrachten. Europa ist
heute politisch bereits völlig bedeutungs-
los, wirtschaftlich sind wir aber noch gut.
Wenn es uns gelingt, mit der Wirtschaft
die politischen Rückständigkeiten zu über-
winden, dann haben wir eine Chance.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
DR. KLAUS BRANDMEYER
DAVID BOSSHART
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22 saison
Die alpen
Die Alpen verkörpern die Sehnsucht nach Freiheit und nach dem Leben mit und in der Natur.
23
D ie alpen, der höchste Ge-
birgszug Europas, beflü-
geln seit jeher die Fantasie
der Menschen. sie verkör-
pern die sehnsucht nach Freiheit und nach
dem Leben mit und in der natur. auch
große Dichter haben sich von den alpen
zutiefst beeindrucken lassen. so schrieb
der deutsche Lyriker Friedrich Hölderlin,
während einer Reise durch die alpen, 1801
an seine schwester: „Die große natur in
diesen Gegenden erhebt und befriediget
meine seele wunderbar. Du würdest auch
so betroffen, wie ich, vor diesen glänzen-
den, ewigen Gebirgen stehn, und wenn
der Gott der Macht einen Thron hat auf
der Erde, so ist es über diesen herrlichen
Gipfeln.“
Vorreiter und Maßstab. Die alpen
waren die erste Gebirgsnatur, die als faszi-
nierend wahrgenommen wurde. Wirkten
„Lasst die Alpen sexy sein“Sehnsuchtsort und Abenteuer – die Alpen sind weltweit bekannt. Doch die touristische Vermarktung ist nicht einfach und muss ständig angepasst werden. Über Chancen und Risiken der Vermarktung einer Gebirgsregion.
Von Florian G a sser
die Berge immer bedrohlich, so wich diese
Furcht mit dem Beginn des alpinismus ei-
ner Begeisterung. Die alpen waren damit
Vorreiter und auch Maßstab für andere
Gebirge. Doch die Landschaft alleine
zieht heute nicht mehr, ist der Geograph
und alpenforscher Werner Bätzing von
der Universität Erlangen-nürnberg über-
zeugt. „Dieses Bild kommt noch aus der
Zeit der industriegesellschaft und hat mit
deren Grundprinzipien zu tun. Man ver-
nutzt die natur im alltag und bewundert
sie dafür am sonntag. Diesen Gegensatz,
ähnlich wie Kapital und arbeit, braucht
es in unserer postmodernen Dienst-
leistungsgesellschaft nicht mehr“, sagt
Bätzing. Das alte alpenbild sei unmodern
geworden. im Winter haben es die alpen
allerdings geschafft, ein neues Bild aufzu-
bauen und zu einer modischen Zielregion
zu werden. „Für den sommer fehlt etwas
analoges“, so Bätzing.
auch niki Grissmann ist davon überzeugt,
dass der sommer in den alpen noch er-
heblich mehr Vermarktungspotenzial
hat, als derzeit ausgeschöpft wird. Der
osttiroler veranstaltet alljährlich im sep-
tember den Dolomitenmann in Lienz, ein
staffelwettbewerb, bestehend aus Berg-
lauf, Paragleiten, Wildwasser-Kajak und
Mountainbiken. „Wir vermarkten viel zu
wenig das, was wir natürlich haben. Bei
sportarten wie Mountainbiken ist Tirol
viel zu spät eingestiegen“, sagt Grissmann.
Der Dolomitenmann ist der Prototyp einer
Veranstaltung, die sich auf die umgebende
natur bezieht. ohne diese Verbindung ist
das Event undenkbar. „schon allein durch
den namen haben die Leute einen Bezug
zu dieser Veranstaltung, wissen wo sie
hingehört und um was es geht.“
Best of the Alps. Die Marke „alpen“
ist vermutlich einzigartig. Über sieben
24
Landesgrenzen hinweg erstreckt sich das
Gebiet, das weltweit bekannt ist. Werner
Taurer, von der Münchner niederlassung
der Tourismusberatung Kohl & Partner,
sieht die alpen als „hochwertige Marke,
die sicher weltweit, wie andere markante
geographische Regionen auch, zuge-
ordnet werden kann“. Doch gerade bei
gebildeteren schichten ist der Marken-
name nicht mehr nur unbedingt positiv
besetzt: „natürlich werden sie mit schö-
ner natur und guter Luft gleichgesetzt,
aber gerade in den Hauptherkunftsge-
bieten gibt es viele sensible Zielgruppen,
die damit auch Themen wie Erschließung
und vor allem Übererschließung verbin-
den“, sagt Taurer.
Trotzdem: im Winter sind die alpen
am touristischen Markt nach wie vor fast
konkurrenzlos. in der Rangliste von TUi,
dem größten Reiseanbieter Europas, ran-
giert Österreich über das gesamte Jahr
verteilt an siebter stelle. Zu Weihnachten
liegt es auf Platz drei, hinter den Kanaren
und Deutschland. „Daran lässt sich die
Beliebtheit von Österreich, insbesonde-
re als Wintersportdestination, ganz klar
erkennen, aber auch ein leichtes schwä-
cheln im sommer ableiten“, sagt susanne
stünckel von TUi. Mit 350 seiten ist der
Österreichkatalog einer der dicksten des
Reiseveranstalters und gerade in den
letzten Jahren erlebt das Thema Wan-
dern einen neuen Boom. „Wandern liegt
absolut im Trend. in den Katalog haben
wir inzwischen auch einen Wanderratge-
ber integriert. Österreich hat dazu sicher
das beste angebot“, sagt stünckel.
Dennoch bleiben, nicht zuletzt
durch die Billigfl üge, auch Fernziele ein
ernsthafter Konkurrent für den Urlaub in
den Bergen. „Das Problem ist, dass die
alpen nicht unbedingt dem entsprechen,
was ein großer Teil vom sommerurlaub
erwartet“, sagt Tourismusberater Werner
Taurer. „schönwettergarantie gibt es hier
keine. Es ist noch nicht richtig gelungen,
die positiven Qualitäten, wie etwa die
natur und Umwelt oder die hochwerti-
gen Unterkünfte und infrastrukturen, zu
kommunizieren. aber natürlich bieten
inzwischen auch beispielsweise Clubs in
der Türkei eine sehr gute Qualität. Das ist
ein richtig harter Wettbewerb, in dem wir
uns hier befi nden.“
Ein reines „aufrüsten“ ist keine Lö-
sung, davon ist Werner Bätzing überzeugt:
„Viele anbieter haben das Gefühl, dass die
alpen aufgewertet werden müssen, um
gegen die sonnenziele antreten zu kön-
„Man vernutzt die Natur im Alltag und bewundert sie dafür am Sonntag. Diesen Gegensatz, ähnlich wie Kapital und Arbeit, braucht es in unserer postmodernen Dienstleistungsgesellschaft nicht mehr“.
WERnER BÄTZinG, GEoGRaPH UnD aLPEnFoRsCHER, UniVERsiTÄT ERLanGEn-nÜRnBERG
„Wir vermarkten viel zu wenig das, was wir natürlich haben. Bei Sportarten wie Mountainbiken ist Tirol viel zu spät eingestiegen“.niKi GRissMann, VERansTaLTER DoLoMiTEnMann
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„Best of the Alps“-Orte St. Moritz, Chamonix, Seefeld (von links oben im Uhrzeigersinn)
25
S AISON:� Herr� Fleckl,� wofür�steht� der� Markenname� „Al-pen“�im�internationalen�Tou-rismus?� GERFRiED FLECKL:
Der alpenraum vereint eine Vielzahl an
spannenden Wertekombinationen. Un-
abhängig von den regionalen Unterschie-
den fi nden sich fünf Kernthemen, die mit
Urlaub im alpenraum assoziiert werden:
unberührte natur, sport und Erholung
in Winter und sommer, traditionsreicher
Kulturraum, Gesundheit sowie stabilität
und sicherheit.
Hat�sich�die�touristische�Bedeutung�der�Alpen� im� Laufe� der� Jahrzehnte� verän-dert?�Ja. Die wichtigste Veränderung ist
die Verschiebung von der traditionellen,
alpinen sommerfrische hin zum Winter-
tourismus. Die daraus folgenden Wert-
schöpfungszuwächse sowie die Perspek-
tive, als Ganzjahresdestination am Markt
aufzutreten, haben die Tourismuswirt-
schaft im alpenraum gestärkt. Dies führte
zu einer weltweit einzigartigen Dichte an
qualitativ hochwertigen und vielfältigen
touristischen angeboten.
Gleichzeitig sind durch die auf-
schließung neuer Urlaubsregionen und
Urlaubsthemen die alpendestinationen
einem starken internationalen Wettbe-
werb ausgesetzt. im sommertourismus
hat das Thema „Bergurlaub“ gegenüber
„Urlaub am Wasser“ deutlich an Terrain
verloren. im Wintertourismus nivellieren
einerseits gute Verkehrsanbindungen zu
konkurrierenden Regionen zunehmend
den standortvorteil „alpen“, andererseits
entstehen neue internationale Mitbewer-
ber wie zum Beispiel sochi.
Welche�Vermarktungschancen�haben�die�Alpen�heutzutage? strategisch vorrangig
„ Härterer Wettbewerb zwingt zu mehr Kreativität“
Gerfried Fleckl, Fachbereichsleiter des Tourismus Marketing der FH Salzburg, über den Wettbewerbsvorteil der Alpen, die Chancen der Kooperation und die Stärkung des Sommerurlaubs
ist eine stärkung des sommerurlaubs in
den alpen. Hier liegt auch das größte
Potenzial. Gleichzeitig darf man aber die
Erfolgsgeschichte Wintertourismus nicht
aus den augen verlieren. aktuelle studien
belegen, dass das Potenzial an skifahrern
in Europa deutlich höher liegt als erwartet.
Die Jugend mit zeitgemäßen initiativen
wieder für Wintersport in den Bergen zu
begeistern, sollte für alle alpendestinatio-
nen ein vorrangiges Ziel sein. Die überaus
positiven gesundheitlichen auswirkungen
des skifahrens werden, aus meiner sicht,
zu wenig kommuniziert und oft von
Diskussionen über Verletzungsgefahren
überlagert. Hier ist noch einiges zu holen.
Die�Konkurrenz�ist�für�die�Alpen�größer�und�globaler�geworden.�Welche�Chan-cen�haben�die�Alpen�in�diesem�Wettbe-werb?Der härtere Wettbewerb zwingt die al-
pendestinationen zu mehr Kreativität und
Vielfalt im angebot. aus strategischer
sicht sollte aber, neben den investitionen
in die Hardware, auch vor allem mehr in
die software investiert werden. Damit
meine ich einerseits Qualifi kationsmög-
lichkeiten und Beschäftigungsmodelle für
Mitarbeiter sowie andererseits gezielte
investitionen in die Marke „alpen“.
Einen echten Wettbewerbsvorteil
hat der alpenraum, abgesehen von den
bestehenden angeboten, durch den tra-
ditionsreichen Kulturraum und der damit
verbundenen besonderen Lebensqua-
lität, die sich touristisch hervorragend
vermarkten lässt. so lässt sich ein breiter
Themenbogen spannen, der vom interna-
tionalen Wettbewerb nur schwer kopiert
werden kann.
Vielen�Dank�für�das�Gespräch.� ×
26
nen.“ Das reine Berggehen scheint oft zu
wenig Erlebnis zu sein. Um gegen exoti-
sche Ziele bestehen zu können, müssen
die alpen aufgepeppt und zu einem Event
werden. Für Bätzing der falsche Weg: „Das
bedeutet auf der einen seite eine investi-
tionsspirale, die nur noch die großen Des-
tinationen durchhalten. Und andererseits
bin ich der Überzeugung, dass die Leute
motiviert werden können, wieder eigene
Erfahrungen erleben zu wollen. Mit den
gekauften angeboten werden ja lediglich
vorgegebene Erfahrungen erworben.“
Sandstrand und Bikini. „Lasst die
alpen sexy sein“, sagt Markus Tschoner.
Der TVB-Chef der olympiaregion see-
feld ist derzeit Vorsitzender von „Best of
the alps“, einem transnationalen Zusam-
menschluss von zwölf Destinationen in
„Das Netzwerken unter den Ländern und mit den Pärtnermärkten muss viel stärker angegangen werden wie schon unter den zwölf Mitgliedsorten von ‚Best of the Alps‘ aus Deutschland, Schweiz, Italien, Frank-reich und Österreich.“
MaRKUs TsCHonER, TVB-CHEF DER oLYMPiaREGion sEEFELD
den alpen. „Das image der alpen muss
unbedingt wieder aufpoliert werden“,
sagt Tschoner. „Man hat sich zu sehr
auf den Winter verlassen und natürlich
haben wir im sommer keine Wetterga-
rantie wie Meeresdestinationen. aber in
den alpen habe ich etwa die Möglichkeit,
bei Regen die perfekte infrastruktur un-
serer Betriebe und orte zu nützen, oder
ich habe die Möglichkeit, in die städte
zu gehen und Kultur zu genießen. Wo
gibt es das sonst?“ auch der Markenna-
me „alpen“ sei bisher zu wenig forciert
worden, da sich die alpenländer zu sehr
als Konkurrenten gesehen haben. „Das
netzwerken unter den Ländern und mit
den Pärtnermärkten muss viel stärker
angegangen werden wie schon unter
den zwölf Mitgliedsorten von ‚Best of the
alps‘ aus Deutschland, schweiz, italien,
Frankreich und Österreich.“
Die Konkurrenz im sommer lockt
mit Billigangeboten, Preisen, denen fast
unmöglich etwas entgegengesetzt wer-
den kann. 149 Euro kostet etwa, für die
Leser einer deutschen Tageszeitung,
eine achttägige Reise an die türkische
Ägäisküste – inklusive Unterkunft in Vier-
und Fünfsternhotels. „Die Frage ist ja gar
nicht, ob ich da mithalten kann, sondern,
ob ich überhaupt mithalten möchte“, sagt
Markus Tschoner. „natürlich muss im Kopf
immer drinnen sein, dass wir uns in einem
wirklich internationalen Wettbewerb be-
fi nden, aber es kann nicht sein, dass wir
versuchen, mit solchen angeboten mitzu-
halten. Wir sind sowieso schon zu billig. Es
kann doch nicht sein, dass man auf einen
guten Winter hoff en muss, damit man sich
irgendwie über den sommer rettet“, sagt
Tschoner und verlangt mehr Mut, auch
das zu verlangen, was man wert ist.
Ein Umdenken ist dafür aber un-
erlässlich. „Der Urlaub in den Bergen im
sommer ist der Dritt- oder Vierturlaub.
Es muss aber wieder en vogue werden, in
die Berge zu fahren, und wir müssen uns
überlegen, wie wir das vermarkten. Das
Thema Wandern hat ein völlig falsches
image, das ist nicht nur etwas für ältere
Gäste. Wer an orte am Meer denkt, der
hat türkisfarbenes Wasser, einen sand-
strand und eine braungebrannte Frau
im Bikini vor augen. Ein ähnliches Bild
braucht es auch für die alpen.“
„Rumbummeln, Ausschlafen und wandern“. Zwar habe das alpine Wan-
dern in den vergangenen Jahren einen
Wandel durchlebt und sein verstaubtes
image von vor 20 Jahren abgelegt, aber
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Der Strandurlaub als Konkurrenzangebot zu den Alpen: Malediven (oben) und Griechenland
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Werner Bätzing sieht durchaus noch mehr
Potenzial. „Es braucht eine zentrale Bot-
schaft der alpen. nur die ‚schönen Berge‘,
wie noch zu Goethes Zeiten, funktionie-
ren nicht mehr. auch das Winterimage,
das ein sehr technisches ist, kann nicht
für die gesamten alpen stehen.“
sein Vorschlag geht deshalb in
eine andere Richtung: „Menschen be-
kommen im alpenraum wieder Zugang
zu sich selbst, können eigene sinnliche
Erfahrungen mit der natur machen.“
auch kleinere Tourismusorte, die sich
die technische aufrüstung nicht leisten
wollen und können, hätten bei diesem
image mehr Chancen. Derzeit spiele bei
der Wahl des Urlaubsortes das jeweilige
angebot eine große Rolle. „Die Leute
haben angst, etwas zu verpassen.“
Doch wirklich genützt werde le-
diglich ein Bruchteil des angebots, ist
Bätzing überzeugt. „auf diesen Wider-
spruch muss man hinweisen und fragen:
Was möchten sie im Urlaub wirklich
machen?“ Die antworten darauf sind laut
Bätzing meist ganz traditionell und weit
weg von einem durchgestylten Eventur-
laub: „Rumbummeln, ausschlafen und ein
wenig wandern.“� ×
Alpenevent Dolomitenmann
28 saison
Die Alpen
Saison: Herr Messner, lassen Sie uns über die Berge sprechen! Das ist doch ein schönes The-ma. Reinhold MessneR: die
Berge sind ein schönes, aber auch ein
dramatisches Thema. in den Bergen gibt
es viele Tote. das liegt daran, dass viel mehr
Menschen hinaufgehen als früher. dabei
verlieren sie mehr und mehr das Wissen
um die Gefahr. ihnen wird eine sicherheit
vorgegaukelt, die es so nicht gibt. Und sie
vergessen, dass jeder für sich selbst die
Verantwortung trägt.
Haben die Menschen zu wenig Respekt vor der Natur? die Beziehung des Men-
schen zur natur hat sich in den letzten
1000 Jahren stark verändert. das Verhält-
nis Mensch-Berg ist heute ein steriles. der
Berg ist zu einem stück Zivilisation gewor-
den, zu touristisch erschlossenem Gebiet.
der Berg ist kein stück Wildnis mehr, in
dem die natur nicht in Ketten gelegt ist.
damit geht natürlich auch das Gefühl des
Besuchers verloren, dass er sich in einem
gefährlichen Raum befindet.
Was suchen die Menschen in den Bergen? Einsamkeit? nein. das glaube ich nicht.
heute gehen 90 Prozent der Bergsteiger
dorthin, wo alle anderen sind. siehe eve-
rest: da sind im Frühling 2000 bis 3000
leute. sie fühlen sich dort nur wohl, weil
da ganz viele andere sind. ich selbst habe
einen ganz anderen Zugang zu den Ber-
gen. Meine ersten starken erfahrungen
habe ich in den Bergen gemacht. angst
zu haben, nicht mehr zurückzukommen,
zum Beispiel.
Sie sind also gern allein? Ja, aber ich bin
nicht der klassische alleingänger. ich gehe
allein, ich bin in allen sparten auch allein
geklettert, um zu sehen, ob ich auch mit
mir selbst zurechtkomme. ich mag nicht im
Pulk gehen. Beim Gehen bin ich gerne für
mich. auf einer hütte oder in einer Pause
bin ich gern unter Menschen und teile mit
ihnen meine erfahrungen.
Was macht das Bergsteigen zum Aben-teuer? Zum abenteuer braucht es drei
ingredienzien: es braucht schwierigkei-
ten, die ich überwinden können muss. es
braucht Gefahr, der ich ausweichen kön-
nen muss, und es braucht die exposition.
Und letzteres ist der schlüssel. Je weiter
ich von der sicherheit entfernt bin, je weiter
oben ich bin oder je weiter draußen, umso
mehr spüre ich die Gefahr.
Sie haben 2004 die Wüste Gobi durch-wandert. Wo sind die Parallelen zwi-schen Berg und Wüste? es gibt eine
geographische Parallele: der Berg ist eine
aufgehäufte Masse steine. die Wüste ist
eine hingestreute Masse steine. Wo heute
eine Wüste ist, waren früher Berge. das
entstehen der Wüsten ist das ergebnis
des alterungsprozesses der Gebirge. die
Wüste suggeriert ein alterndes Gebirge.
es macht dem Wüstenwanderer klar, dass
auch er altert.
Hat sich durch diese Erkenntnis Ihre Sicht auf das Altern verändert? die Wüstenex-
pedition war ein alterseinsehen. es braucht
eine wesentliche erfahrung, sich dem al-
tern zu stellen und genau das zu tun, was
„Das Gipfelglück ist nur ein Klischee“Was macht die Faszination der Berge aus? Warum nehmen viele Menschen große Gefahren in Kauf, um auf den Gipfel zu gelangen? Der Extrembergsteiger Reinhold Messner im Interview.
Da s G espr äch führte s ylvia a ine t ter
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ZUR PERSON Reinhold Messner (geb. 1944) ist extremberg-steiger, abenteurer und Buchautor aus südti-rol. er ist der erste Mensch, der auf den Gip-feln aller 14 achttausender stand (1970–1986). derzeit widmet er sich seinem Projekt Messner Mountain Museum und seiner stiftung MMF, die Bergvölker weltweit unterstützt. Messner er-hielt zahlreiche Preise und ehrungen, u. a. die „Patron‘s Medal“ der Royal Geographic society für seinen Beitrag zum Bergsteigen und für die Berggebiete. diese auszeichnung ist eine der höchsten, die das britische Königshaus vergibt.
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(2
)
Auf Schloss Sigmundskron bei Bozeneröff nete Reinhold Messner 2006 das Messner Mountain Museum
man kann. ich schließe nicht aus, dass ich
diese Museumsgeschichte (anm.: Reinhold
Messer hat 2006 das Messner Mountain
Museum in Bozen eröff net) erfunden
habe, um das altern leichter zu meistern.
Unterbewusst. ich habe mir eine aufgabe
gesucht, die zu meinem alter passt, die
mich ausfüllt und fordert. stellen sie sich
vor, ich müsste jetzt auf den everest hinauf:
mit drei sherpas, die mich ziehen, und drei,
die hinten schieben, und einem, der die
sauerstoff fl asche hält! (lacht)
Macht es Sie glücklich, auf einem Gipfel zu stehen? das „Gipfelglück“ ist nur ein Kli-
schee. der Gipfel ist kein besonderer ort,
er ist nur der ort der Umkehr. am meisten
passiert bei der Rückkehr.
Es macht Sie nicht glücklich? Warum gehen Sie dann hinauf? es geht um die
auseinandersetzung mit den eigenen
sorgen und Ängsten. Wer hinaufsteigt,
erfährt anstrengung, Zweifel und angst.
das Glück stellen sich nur die Menschen
vor, die unten bleiben und nicht verstehen,
warum jemand auf den Berg geht. die ein-
zige erklärung für sie ist, dass man oben
am Gipfel überglücklich sein muss. aber
die meisten Bergsteiger schwitzen und
haben schmerzen, angst und sorge. dazu
muss man auch stehen, das geht aber nur,
wenn man das Bergsteigen auch als ein
sich-infrage-stellen sieht. es ist auch ein
irrtum, dass man beim Bergsteigen seine
Grenzen überschreitet. Vielmehr erfährt
der Bergsteiger seine Begrenzungen. das
ist ein großer Unterschied.
Sie müssen bei Ihren Extremtouren im-mer wieder Todesangst gehabt haben. die angst ist Teil des spiels. ich brauche
Mut, um mit der angst zurechtzukommen,
ich muss angst und Mut ins Gleichgewicht
bekommen. im Grunde sind angst und
Mut eine einheit. die darf nicht getrennt
werden. Wer nur aus angst besteht, geht
nicht weiter. Wer keine angst hat, wird sich
in eine situation begeben, in der er sterben
wird.
War die Angst nie größer als der Mut?
doch, natürlich! ich habe oft Vorhaben
abgebrochen. ein drittel meiner großen
abenteuer habe ich nicht zu ende gemacht.
aber es gibt auch den Point of no return. in
einem bestimmten Moment kommen sie
nicht mehr aus, nicht mehr vor und zurück:
dann entsteht eine völlig neue situation.
dann wird der Mensch überwach und
entwickelt Kräfte, von denen er nicht ein-
mal ahnte, dass er sie hat. aber man sollte
immer unter der leistungsgrenze bleiben.
Was war Ihre riskanteste Unternehmung?
die expedition zum nanga Parbat 1970. am
ende kamen wir an genau so eine Grenz-
situation. Wir konnten nicht aus. entweder
wir gehen runter oder wir sterben. eine
andere Wahl hatten wir nicht.
Inwieweit hat Sie diese Erfahrung ver-ändert? dass ich weiß, dass wir wirklich
sterben. ich war damals sehr jung. es
wurde mir dabei erst klar, dass der Tod eine
Tatsache ist. ein erwachsener Mensch ist
erst erwachsen, wenn er mit jeder Faser
seines Körpers weiß, dass er sterblich ist.
erst mit diesem Wissen kann man das le-
ben intensiv leben.
seit 40 Jahren mache ich genau das,
was ich gern tue. das hat mir auch den Vor-
wurf eingebracht, ich sei der totale egoist.
aber warum sollte ich etwas tun, was mir
irgendwelche Journalisten, Politiker oder
der Papst vorgeben? ich mache meine
sachen.
Sind Sie nicht religiös? ich bin sehr reli-
giös. aber nicht im christlichen sinne. ich
respektiere alle Religionen. die Menschen
haben sich vor Tausenden Jahren schon
gefragt, woher sie kommen und wohin sie
gehen. die antworten darauf waren ganz
andere als heute. die große Frage ist aber,
woher das Bewusstsein kommt. das ist es,
was alle Menschen verbindet. der dalai
lama sagt, eine friedliche Menschheit sei
nur möglich durch compassion, also das
Mitgefühl.
Sie sehen das alles sehr pragmatisch. aber
ja. die Götter sind alle menschgemacht.
Wenn ein Meteorit einschlagen sollte und
die Menschen aussterben, gibt es auch
keine Götter mehr. so einfach ist das. Wir
Menschen nehmen uns viel zu wichtig.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
Reinhold Messner auf Schloss Sigmundskron
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SAISON
DIE ALPEN32
Die Welt und die AlpenZahlen, Daten, Fakten zum Tourismus
Europa hält den mit Abstand größten Anteil am Welttourismus.
Doch die Vormachtsstellung bröckelt.
QUELLEN: T IROL WERBUNG , WORLD TOURISM ORG ANIZ ATION (UNW TO)A S TAT INFO, TOURISMUS IN EINIG EN ALPENG EBIE TEN 20 08EUR . AC/AG R ALP DE .WIKIPEDIA .ORG
G R AFIK: M ARCO LÖSCH
Internationale Ankünfte 2009
GEGENWART
Internationale Ankünfte: Prognostizierte durchschnittliche Wachstumsrate von 1995–2020 Angaben in Prozent
Entwicklung Internationale Ankünfte Angaben in Prozent
5�%Naher Osten
3�%Afrika
48�% Europa
24�%Asien und Pazifi k
19�%Amerika
52�% Europa
21�%Asien und Pazifi k
16�%Amerika
6�%Naher Osten
5�%Afrika
6,5Ostasien und Pazifi k
6,2Südasien
3,9Amerika
7,1Naher Osten
5,5Afrika
4,1Gesamt
3,0Europa
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60
65
1995 2000 2005 2010 2015 2020
Europa Ostasien und Pazifik SüdasienNaher Osten AfrikaAmerika
+ 0,5 %+ 2,2 %
- 1,2 %
+11,0 %
-13,9 %
+ 1,4 %
Tourismuseinnahmen 2009
ZUKUNFT
SAISON
DIE ALPEN 33
Region Übernachtungen Aufenthalt Dauer Ankünfte Anteil Übernachtungen Anteil Ankünfte
Tirol 31.735.223 4,6 6.901.834 27,9% 24,8%
Südtirol 22.355.635 5,0 4.503.204 19,7% 16,1%
Salzburg 16.779.817 4,0 4.211.480 14,8% 15,1%
Bayern 12.528.248 3,2 3.856.883 11,0% 13,8%
Trentino 11.300.262 4,6 2.446.427 9,9% 8,8%
Graubünden 6.206.022 3,2 1.968.763 5,5% 7,1%Vorarlberg 5.164.248 3,8 1.366.879 4,5% 4,9%Tessin 2.596.490 2,3 1.148.222 2,3% 4,1%Sondrio 2.004.362 3,8 527.050 1,8% 1,9%Belluno 2.000.800 4,1 493.596 1,8% 1,8%St. Gallen 1.048.789 2,3 460.593 0,9% 1,7%Gesamt 113.719.896 4,1 27.884.931 100,0% 100,0%
DIE ALPENÜbernachtungen Gastgewerbliche Beherber -gungsbetriebe ausgewählter Alpenländer – 2008
Staat Alpenfl äche in km2 Alpenfl äche in % Alpenbevölkerung Alpenbevölkerung in %Alpenanteil am
Staat: Fläche in %Alpenanteil am
Staat: Bevölkerung in %
Deutschland 11.100 5,8 1.380.000 10,1 3 2Frankreich 40.800 21 2.450.000 18,0 7 4Italien 52.000 27 4.100.000 30,1 17 7Liechtenstein 160 0,08 35.000 0,2 100 100Monaco 2 0,001 17.000 0,1 100 100Österreich 54.600 29 4.000.000 29,4 65 50Schweiz 24.850 13 1.740.000 12,8 60 23Slowenien 6.800 3,5 640.000 4,7 40 32Gesamt 190.900* 100 13.600.000 100,0 – –
HERKUNFTSLÄNDERDer Großteil der Touristen in den Alpenländern kommt aus Deutschland (44,1%). Dahinter folgen
Italien (17,6%), Schweiz (7,7%) und Österreich (7%). In den meisten Gebieten kommt der Großteil
der Gäste aus dem eigenen Land. Ausnahmen sind die österreichischen Alpenländer und Süd-
tirol, wo Gäste aus Deutschland den heimischen Markt zahlenmäßig übertre� en.
TOP-TENder Destinationen weltweit (Ankünfte 2009)
1. F Frankreich 6. GB Vereinigtes Königreich
2. USA USA 7. TR Türkei
3. E Spanien 8. D Deutschland
4. CHN China 9. MAL Malaysia
5. I Italien 10. MEX Mexiko
11. A Österreich
Allgemeine Daten der Alpenstaaten
saison
die alpen34
TourismusbetriebAlpenvereinDer Alpenverein ist längst mehr als ein Klub von Bergfexen. Er ist ein wichtiger Faktor im Alpintourismus und nicht selten gefangen zwischen seinen Rollen als Naturschutzorganisation und Tourismusbetrieb.
Von Florian G a sser
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Die Franz-Senn-Hütte in den Stubaier Alpen: Hüttenwirt Thomas Fankhauser sieht sich als „Tourismusunternehmer“.
saison
die alpen 35
R und 350.000 nächtigun-
gen jährlich, 800 arbeits-
plätze und 13.000 Betten
– nicht Österreichs größte
hotelkette, sondern die eckzahlen des
oesterreichischen alpenvereins (oeaV).
Der alpenverein ist ein Big-Player im hei-
mischen Tourismus und der größte Beher-
bergungsbetrieb des Landes. oftmals eine
Zwickmühle für den alpenverein, sieht er
sich doch selbst auch als naturschutzor-
ganisation. Das Wort „Tourismus“ kommt
in seinen statuten nicht einmal vor. Die
drei hauptaufgaben sind die förderung
des Bergsports, die Jugendarbeit und der
alpine natur- und umweltschutz.
Das weltweit größte Sportgerät. robert renzler, Generalsekretär des
oeaV, hört es nicht gerne, wenn vom
alpenverein als Tourismusunternehmen
gesprochen wird: „Wir sehen uns ei-
gentlich nicht als Tourismusbetrieb. Die
touristische aufgabe des alpenvereins ist
Mittel zum Zweck, um den Bergsport zu
fördern“, sagt er. „Dabei stellen wird das
weltweit größte sportgerät zur Verfügung,
die alpen.“
Doch auch dieses selbstverständ-
nis war nicht immer common sense im
alpenverein. Der ursprüngliche Gedanke
bei der Gründung 1862 war die förde-
rung der Wissenschaft (siehe kasten
„Geschichte des alpenvereins“). Die er-
schließung und der Bau der hütten waren
primär dazu da, einen wissenschaftlichen
Zugang zu bekommen. auch die karten,
die vom hochalpinen Gelände ange-
fertigt wurden, waren wissenschaftlich
notwendige arbeiten, um das Gebirge
zu erschließen. Das Gebiet war bis dato
nur schlecht kartographisch erfasst. „Das
militär-geographische institut erfasste nur
die niederungen genau, der hochalpine
raum war wirtschaftlich und militärisch
uninteressant und wurde daher nur sehr
schematisch dargestellt“, sagt Martin ach-
rainer vom archiv des oeaV. Die neuen
karten im Maßstab 1:25.000 waren ein
„Wir sehen uns eigentlich nicht als Tourismusbetrieb. Die tou-ristische Aufgabe des Alpenver-eins ist Mittel zum Zweck, um den Bergsport zu fördern“.roBerT renZLer, GeneraLsekreTÄr Des oeaV
„Natürlich stellt sich oft die Frage, wie wir etwa mit Verpackungsmüll umgehen, wenn wir zum Beispiel für Gäste abgepackte Butter anbieten müssen“.ThoMas fankhauser, hÜTTenWirT
Meilenstein. Doch der wissenschaftliche
fokus wurde nicht überall mit Wohlwollen
verfolgt. auch die zentralistische organi-
sationsform – die Zentrale war in Wien
und der Verein war an die Wiener univer-
sität angedockt – stieß vielen sauer auf. so
kam es 1869 zur Gründung des Deutschen
alpenvereins in München, dessen statu-
ten zwar ähnlich lauteten, der jedoch den
Wege- und hüttenbau massiv forcierte.
„Sonntags-Touristerei“. Gerade in
Tirol gab es anfangs Widerstand gegen den
aufkommenden Bergtourismus. Die „Brix-
ner Chronik“, eine zweimal wöchentlich er-
scheinende „Zeitschrift für das katholische
Volk“ glaubte 1892 die Gründe für die
massiv gestiegene anzahl an Bergunfäl-
len gefunden zu haben: nicht die große
ausbreitung des Tourismus sei schuld,
vielmehr seien der „nichtbeachtung der
sonntagspfl icht“ und der „ärgerniserre-
genden sonntags-Touristerei“ die unglü-
cke zuzuschreiben, denn „eine ungeahnte
Menge der verunglückten Touristen“ sei-
en „an sonn- und festtagen verunglückt“.
Doch diese kritik verstummte rasch. „es
stellte sich einfach bald der erfolg ein und
man sah, dass die Tiroler nicht plötzlich
alle protestantisch wurden“, sagt Martin
achrainer. „Gegen ende des 19. Jahrhun-
derts war es mit dieser kritik vorbei.“
Der hüttenbau wurde in dieser
Phase massiv vorangetrieben. Bis zum
ende des Jahrhunderts wurden bereits
300 hütten eröff net. Doch der Boom
rief auch kritiker auf den Plan. „Je mehr
Leute kamen, umso breiter wurden auch
die ansprüche an die hütten“, sagt die
ethnologin ingeborg schmid-Mummert.
„Dagegen haben sich viele gewehrt, ge-
rade die Bergsteiger, die von sich sagten,
sie hätten das nicht nötig und bräuchten
den komfort des Tals nicht auch auf 3000
Metern.“ Das resultat waren die 1921 be-
schlossenen Tölzer richtlinien: neue hüt-
ten sollten wieder klein und bescheiden
sein. Große neubauten sollte es in Zukunft
keine mehr geben.
Doch die fronten brachen immer
wieder auf, zwischen jenen, die die alpen
als exklusives abenteuer verstanden, und
den anderen, die das Bergerlebnis für alle
zugänglich machen wollten. „Teile vom
alpenverein haben sich darin gesuhlt,
die Berge nicht nur zu begehen, sondern
sie auch zu verstehen. Das ist schon ein
elitärer anspruch, den es auch heute
noch gibt. auch beim naturschutz schei-
den sich oft die Geister“, sagt schmid-
Mummert. „auf der einen seite etwa die
sportkletterer und auf der anderen seite
die vehementen Verfechter des edelweiß-
pfl ückverbotes. Dabei sollte es darum
gehen, alle interessen unter einen hut
zu bringen.“ auch das selbstverständnis
des alpenvereins unterlag Wandlungen.
Wehrte er sich zu Beginn noch gegen
Bergsteiger, weil diese ein rein sportliches
interesse verfolgen würden, so sah er sich
später als deren anwalt und war gegen
Touristen in den alpen.
Unrentables Kerngeschäft. heu-
te sieht man das ein wenig entspannter.
Thomas fankhauser, hüttenwirt der
franz-senn-hütte in den stubaier alpen,
versteht sich als „Tourismusunternehmer“.
ein spannungsfeld mit dem naturschutz
sieht er dabei nur bedingt. „Der natur-
schutz ist Teil unseres Produktes, das wir
verkaufen“, sagt er. und doch gibt es in
fragen der organisation schon immer
36
„Natürlich sind wir zum Teil ein Tourismusbetrieb. Aber wir versuchen schon immer den Spagat zur Naturschutzorgani-sation zu scha� en“.ThoMas BuCher, DaV
wieder kleinere Balanceakte. „natürlich
stellt sich oft die frage, wie wir etwa mit
Verpackungsmüll umgehen, wenn wir
zum Beispiel für Gäste abgepackte But-
ter anbieten müssen“, sagt fankhauser.
„hier muss man schon manchmal kom-
promisse eingehen.“ 190 schlafplätze
fi nden sich in seiner hütte. 13 Personen
arbeiten dort oben, auf über 2100 Metern.
eine homepage ist für fankhauser heute
genauso eine selbstverständlichkeit wie
das angebot von mobilem internet für
die Gäste.
Zwar sind die hütten eines der
kerngeschäfte des alpenvereins, doch
rentabel sind sie nicht. Der größte Be-
herbergungsbetrieb Österreichs arbeitet
defi zitär. ein Drittel der erhaltungskosten
der hütten muss der oeaV zuschießen.
„nicht zuletzt durch massive umbauten
ab Beginn der 1990er Jahre hat sich der
hüttenbetrieb enorm verteuert“, erklärt
robert renzler. Viele hütten haben auch
ihre aufgabe als Zwischenstation ver-
loren. Zur Belebung wird nun versucht,
andere funktionen zu fi nden, etwa durch
den umbau von Teilen der hütten zu se-
minarräumen. „Wir müssen nachziehen,
das ist ganz klar. früher war etwa keine
Dusche notwendig, das ist heute fast
undenkbar“, so renzler und fügt hinzu:
„natürlich erhalten wir das Bestehende,
aber trotzdem sind wir kein Tourismus-
betrieb.“ Doch nicht nur werden seit
den 1980er Jahren keine neuen hütten
mehr gebaut, auch auf neue Wege wird
verzichtet und eingriff e in die Bergwelt
werden abgelehnt. „Das Tourismuskapi-
tal ist die naturbelassene Landschaft. Wir
verwehren uns demnach auch gegen eine
‚eventisierung‘ der Berge, etwa durch
aussichtsplattformen auf den Gipfeln.“
Hüter der naturbelassenen Land-schaft. auch der Deutsche alpenverein,
der in Tirol mehr hütten betreibt als der
oeaV, sieht sich oft im spannungsfeld
zwischen naturschutz und Tourismus.
„natürlich sind wir zum Teil ein Touris-
musbetrieb. aber wir versuchen schon
immer den spagat zur naturschutzorga-
nisation zu schaff en“, sagt Thomas Bucher
vom DaV. etwa bei Münchens olympiabe-
werbung. „Wir haben es uns nicht leicht
gemacht, die richtige Position zu fi nden.
inzwischen sind wir an der Bewerber-
gesellschaft beteiligt und wollen unser
know-how für möglichst ökologische
spiele einbringen.“
ingeborg schmid-Mummert sieht
in Zukunft weitere Themen auf den al-
penverein zukommen. „für viele sektio-
nen stellt sich derzeit etwa die frage, ob
sie sich eine kletterhalle leisten oder das
Geld verwenden, um ihre hütten zu er-
halten. Das werden große fragen, denen
sich der alpenverein wird stellen müssen.“
Der alpenverein wird wohl immer
in einem spannungsfeld bleiben, als
naturschutzorganisation und als Touris-
musbetrieb. auch wenn robert renzler
die alpen als „sportgerät“ betrachtet, die
hauptaufgabe des alpenvereins ist für ihn
klar: „Wir sehen uns als hüter der natur-
belassenen Landschaft.“ ×
Als 1879 die Berliner Hütte in den Zillertaler Alpen eröff net wurde, steckte die touristische Erschließung der Alpen noch in den Kinderschuhen.
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www.waterkotte.de
seit 1969
Die Wärmepumpen-SystemlösungDie Heizung mit Erdwärme:
sparsam – sauber – zukunftssicher! Die Pionierleistung und Entwicklung von
Klemens Waterkotte, von ihm zum Erfolg geführt
1862 wird der Oesterreichische Alpen-verein in Wien gegründet. Vereinszweck
war „die kenntnis von den alpen zu ver-
breiten, die Liebe zu ihnen zu fördern und
ihre Bereisung zu erleichtern“.
Doch die Beschränkung auf die
Wissenschaft und die zentralistische
organisation war für viele nicht akzep-
tabel. Daher wurde 1869 der Deutsche Alpenverein in München gegründet. Das
„Deutsch“ bezieht sich dabei nicht auf
einen staat, sondern auf die „Deutschen
alpen“.
1873 fusionieren der oeaV und DaV zum
DuOeAV. Bis zum ersten Weltkrieg ent-
stehen fast 400 sektionen. 1914 waren
bereits 319 Hütten mit über 8500 Schlaf-plätzen im Besitz des alpenvereins. Die
namen der hütten, etwa „Berliner Hütte“, weisen noch heute auf die sektion hin,
die sie einst errichtet hat. 1919 führen die
meisten sektionen den „Arierparagra-phen“ ein und schließen Juden von der
Mitgliedschaft aus.
In den 1920er Jahren explodiert die
Mitgliederzahl, die hütten sind stark über-
füllt. ein Teil des alpenvereins setzt sich
dafür ein, die hochalpinen regionen den
Bergsteigern vorzubehalten und „zu den Wurzeln zurückzukehren“. Der komfort
auf den hütten wird von ihnen abgelehnt.
es entsteht ein erster konfl ikt zwischen
Geschichte des Alpenvereins
den interessen der Bergsteiger und des
Massentourismus. 1927 wird als reaktion
darauf die „Erhaltung der Ursprünglich-keit und Schönheit des Hochgebirges“ in
die satzung aufgenommen.
Mit dem Anschluss Österreichs
1938 erhielt der alpenverein die staatliche
aufgabe des „fachamtes für Bergsteigen
im reichsbund für Leibesübungen“. au-
ßerhalb des DaV durfte kein Verein von
Bergsteigern mehr bestehen.
1951 übernahm der alpenverein wieder
die Bezeichnung oesterreichischer al-
penverein. Die hütten der ehemaligen
reichsdeutschen sektionen kommen
nach der unterzeichnung des staatsver-
trages an die ursprünglichen Besitzer, die
sektionen des Deutschen alpenvereins,
zurück.
in den Jahren danach setzten neue
entwicklungen und strömungen im al-
penverein ein. so wurde in den 1980ern
durch die wachsende Umweltbewegung
der naturschutz aufgewertet. auch bei
der Durchsetzung des nationalparks
hohe Tauern war der oeaV maßgeblich
beteiligt. Anfang der 1990er Jahre stieg
durch den Boom im Bergsport die Mit-
gliederzahl rasant an. Heute ist er mit
380.500 Mitgliedern der größte alpine Verein Österreichs. ×
Der oesterreichische alpenverein in Zahlen
• 380.500 Mitglieder• 195 Sektionen• 238 Hütten, die jährlich von
970.000 Gästen aufgesucht werden.
• 13.000 Schlafplätze, 350.000 Nächtigungen jährlich.
• Gemeinsam mit dem DaV betreut der oeaV insgesamt
40.000 Kilometer Wegein Österreich – das entspricht der Länge des Äquators.
SAISON
DIE ALPEN38
Genau 41,5 Prozent der EU-
Bürger sagen, sie würden
eher auf den Skiurlaub als auf
Sommerreisen oder Städte-
trips verzichten. Das muss uns zu denken
geben.“ Harry Gatterer, Geschäftsführer
des Zukunftsinstituts Österreichs, sieht die
Zukunft des Alpintourismus kritisch. Wie er
untersuchen zahlreiche Wissenschaftler
Reisegewohnheiten und deren Entwick-
lung. Beobachtungen über längere Zeit-
räume sollen Trends erkennen lassen und
zeigen, vor welchen Herausforderungen
der Tourismus der Zukunft steht. Für den
Alpintourismus sehen die Zukunftsforscher
bereits heute Handlungsbedarf.
Dabei schaut doch alles ganz gut
aus: Die Nächtigungszahlen legten in
den ersten fünf Monaten des Jahres 2010
um 4,9 Prozent zu. Die Wirtschaftskrise
scheint überstanden zu sein, die Touristi-
ker sind positiv gestimmt. In einer Umfra-
ge der Tirol Werbung Anfang des Jahres
glauben immerhin 13 Prozent der befrag-
ten Unternehmer an eine Verbesserung,
nahezu zwei Drittel an ein Gleichbleiben
der Situation.
Aber auch Peter Zellmann, Zu-
kunftsforscher und Leiter des Instituts für
Freizeit- und Tourismusforschung in Wien,
warnt vor zu viel Gelassenheit: „Touristiker,
die sich jetzt nicht mit den gegenwärtigen
Alpenurlaub in 20 JahrenDer klassische Skiurlaub gehört der Vergangenheit an. Warum, wohin und wie lange wird der Tourist der Zukunft verreisen? Ein Ausblick.
VON S YLVIA A INE T TER
Trends auseinandersetzen, werden künftig
nicht mehr wettbewerbsfähig sein.“ Auf
die Bedürfnisse der Gäste einzugehen,
sie ernst zu nehmen und darauf basie-
rend neue Konzepte zu entwickeln, sei
der Schlüssel zu einem zukunftsfähigen
Alpentourismus. Doch wie sehen die ak-
tuellen Urlaubstrends aus?
„Bei der Urlaubsplanung steht die
Frage, wo man hin will, nicht mehr im
Vordergrund. Kunden fragen ,Was will ich
erleben?’ und suchen dann die Destination
aus“, erklärt Harry Gatterer. „Wir wollen
nicht nur weg, um uns zu entspannen.
Vielmehr geht es darum, sich selbst zu
spüren, zu entdecken und zu verstehen.“
Individualreisen. Das Zauberwort
heißt Selfness: Der moderne Tourist will
nicht mehr passiv Wellnessbehandlungen
über sich ergehen lassen, sondern aktiv
an seiner Entspannung und der Verbes-
serung seiner Lebensqualität mitarbei-
ten. Die intensive Auseinandersetzung
mit der eigenen Persönlichkeit steht im
Vordergrund. Meditation in unberührter
Natur, Fastenkuren, Entspannungstech-
niken zum Stressabbau und Bewegung
statt Sport sind nur einige Beispiele für
Selfness. „Reisen wird vielschichtiger und
individueller“, fasst Gatterer zusammen.
Das betri£ t allerdings nicht nur die Rei-
semotivation. „Hoteliers müssen fl exibler
werden, was die Länge des Aufenthalts und
den Tag der Anreise betri£ t“, rät Zellmann.
Der klassische Winterurlaub von Samstag
bis Samstag gehört der Vergangenheit
an. Generell existiere das Modell mit zwei
Wochen Sommer- und einer Woche Win-
terurlaub nicht: Und wer im Winter nicht
ohnehin lieber in den Süden fährt, nimmt
sich immer seltener ganze sieben Tage Zeit
für Wintersport. Im Trend sind Skiwochen-
enden bzw. 4-Tages-Skiurlaube. Generell
wird lieber öfter, dafür aber kürzer Urlaub
gemacht.
Laut IFT lag die durchschnittliche
Reisedauer der Österreicher im Jahr
2009 bei 11,32 Tagen. Im langjährigen
Vergleich ist sie merklich gesunken: Vor
15 Jahren betrug sie noch 13,05 Tage. Bei
den deutschen Bundesbürgern ist die Si-
tuation ähnlich: Nach einer Studie der For-
schungsgemeinschaft Urlaub und Reisen
e.V. dauerte 2009 eine durchschnittliche
Reise unserer nördlichen Nachbarn genau
13 Tage, im Jahr 2003 noch 14,4 Tage.
Technikjunkies. Der Urlaub beginnt
für die meisten nicht mehr am ersten Ur-
laubstag, sondern bereits viel früher – im
Internet. „Schon heute informieren sich
60 Prozent der Reisenden vorab im Web.
Nehmen Sie nur Google Earth! Sie schauen
sich alles genau an: keine Überraschungen
mehr“, sagt Gatterer. Bei einer Befragung
durch Fast Future Research gaben 74 Pro-
zent der Befragten an, künftig eine Online-
Community vor der Buchung befragen zu
wollen. Reiseforen, Social Networks, Web-
Cams – die Reisevorbereitung fi ndet im
virtuellen Raum statt. Aber das Netz dient
nicht nur zur Informationsbescha£ ung,
auch Buchungen erfolgen immer öfter
online. „Touristiker, die jetzt noch nicht
„Nur jedes Jahr einen neuen Lift zu bauen, ist zu wenig.“HARRY GATTERER, TRENDFORSCHER, GESCHÄFTSFÜHRER DES ZUKUNFTSINSTITUTS ÖSTERREICH UND EXPERTE FÜR „NEW LIVING“.
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SAISON
DIE ALPEN 39
im Internet vertreten sind, werden in 20
Jahren nicht mehr vom Fremdenverkehr
leben können“, prognostiziert Zellmann.
Aber nicht nur ein moderner Inter-
netauftritt, sondern auch die technische
Ausstattung der Unterkunft wird immer
wichtiger. Die Grenze zwischen Privat-
und Geschäftsreise ist nicht mehr klar
zu ziehen. „Wir steuern auf eine kreative
Ökonomie zu, in der Urlaub nicht mehr
zwingend das Gegenteil von Arbeit ist“,
erklärt Gatterer. Aus diesem Grund verlan-
gen Reisende häufi ger nach kostenlosem
technischen Support wie Kopierer und
W-Lan, selbst wenn sie sich im Urlaub
befi nden.
Erinnerungen gegen Geld. Für
einfallsreiche Touristiker lohnt sich der
Aufwand: Durchschnittlich lassen sich
Deutsche wie Österreicher ihren Urlaub
1038 Euro kosten. „Geld wird punktueller
und gezielter ausgegeben. Angebote, die
superspeziell, außergewöhnlich oder ein-
fach für den Einzelnen total tre£ end sind,
werden aber auch gut bezahlt“, bestätigt
Gatterer. Immer mehr Menschen würden
allerdings auf „Überservice“ verzichten
und sogenannte „Chic&Basic“-Produkte
buchen, wie zum Beispiel einen billigen
Flug und ein edles Hotel.
Zweck des Urlaubs sei jedoch in
erster Linie, etwas Einzigartiges zu erle-
ben. „Reisen ist immer Erinnerungsdesign.
Gerade in den Alpen muss man auch zei-
gen, dass man hier modern ist und sich
mit Ökologie ernsthaft und innovativ be-
schäftigt“, rät Gatterer, „es sollte gelingen,
authentisch und echt zu bleiben, ohne den
Anschluss zu verpassen: Der direkte Kon-
takt zur Natur, die Freude an Extremen in
Verbindung mit Tradition – das wird auch
in Zukunft interessant bleiben.“ ×
Saison: Wie wird der Tourismus im Alpenraum in 20 Jahren ausse-
hen? PETER ZELLMANN: Im Prinzip gleich
wie heute. Für die Tourismuswirtschaft in
den nächsten 20 Jahren sind die Urlaubs-
gewohnheiten nachhaltig kalkulierbar,
dramatische Änderungen sind nicht zu
erwarten. Touristiker, die fl exibel sind,
können sich auf kleinere Modewellen
problemlos einstellen.
Was ist mit den Prophezeiungen, dass Geschäfts- und Urlaubsreisen kaum mehr unterscheidbar sein werden, Menschen mehr Wert auf Nachhaltig-keit legen etc.? Das ist schon seit eini-
gen Jahren so! Die Ganzheitlichkeit der
Lebensstile hat in den 70ern und 80ern
eingesetzt. Alle Aspekte wie Ökologie,
Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
Flexibilität in der Urlaubsplanung, das
Internet als Informationsquelle bei der
Urlaubsplanung – das alles ist bereits
Realität! Natürlich schließen sich dem
jetzt immer mehr Menschen an, von einer
neuen Entwicklung zu sprechen, ist aber
nicht richtig.
Wird das Internet bei Urlaubsplanung und -buchung an Bedeutung gewin-nen? Das Internet ist jetzt schon immens
wichtig. Hotels, die heute noch nicht im
Internet sind, wird es in 20 Jahren nicht
mehr geben – die sind jetzt schon nicht
mehr wettbewerbsfähig. Die Buchungs-
tools sind jetzt aber noch zu unfl exibel.
Das wird in 20 Jahren besser sein. Aber
deswegen werden nicht mehr Menschen
verreisen.
„Richtig erfasste Bedürfnisse lassen
zukunftsfähige Angebote entstehen.“ PETER ZELLMANN, LEITER DES INSTITUTS FÜR
FREIZEIT- UND TOURISMUSFORSCHUNG
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„ Urlaubsgewohnheiten sind kalkulierbar“Prof. Peter Zellmann, Experte für „New Living“, im Interview
Was müssen Touristiker außerdem be-herzigen, um in 20 Jahren noch immer wettbewerbsfähig zu sein? Hoteliers
müssen fl exibler werden und auf die Be-
dürfnisse der Gäste reagieren. Touristiker,
die sich jetzt nicht mit der Gegenwart
auseinandersetzen, sind zum Scheitern
verurteilt. Richtig erfasste Bedürfnisse
lassen zukunftsfähige Angebote entste-
hen. Zukunft ist nicht prognostizierbar,
aber gestaltbar.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
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Im Jahr 2009 startete auf Initiative von LH Günther Platter und LHStv. ÖR Anton Steixner die Kampagne „Bewusst Tirol“ von Land Tirol, Agrarmarketing Tirol und der Tirol Werbung. In der Gast-
ronomie und Hotellerie sollen vermehrt regionale Produkte zum Einsatz kommen. Ziel ist, die Tiroler Wirtschaft, den Touris-mus und die Landwirtschaft nachhaltig zu stärken und die Wertschöpfung in der Re-gion zu steigern. Nun wurde das Projekt auf öffentliche Großküchen ausgeweitet. Auch hier sollen vermehrt Milch und Milchpro-dukte aus Tirol eingesetzt werden.
Schulterschluss von Tourismus und LandwirtschaftLandeshauptmann Günther Platter spricht im Zuge dieses Projektes von einem wich-tigen „Schulterschluss von Tourismus, Handel und Landwirtschaft“. „Wer in einem fremden Land Urlaub macht, erwartet sich,
Tirol auf den TellerMehr heimische Produkte in die Gastronomie: Das Projekt „Bewusst Tirol“ von Land Tirol, Agrarmarketing Tirol und Tirol Werbung rückt die Regionalität in den Vordergrund.
mit regionalen Produkten verwöhnt zu werden. Tirol hat dabei einiges zu bieten: Das Angebot, von würzigem Berg- über schmackhaften Ziegen- bis hin zu mild-cremigem Weichkäse und einer Vielzahl weiterer Spezialitäten, hergestellt aus bes-ter Tiroler Milch, begeistert den Gaumen eines jeden Genießers“, erläutert Platter. LHStv. ÖR Anton Steixner, Obmann der Agrarmarketing Tirol, freut sich über den positiven Verlauf des Projekts und ergänzt: „Tirols Bauern veredeln das Dauergrünland wie Almen, Wiesen und Felder mit viel Einsatz und Engagement zu hervorragen-den Qualitätsprodukten. Sie pflegen und erhalten damit die unvergleichliche Land-schaft Tirols, die jährlich hunderttausende Touristen in unser Land lockt. Positive Re-aktionen von Gastronomen und Hoteliers sowie dem Gastrogroßhandel zeigen, dass wir mit diesem Projekt den richtigen Weg gewählt haben.“
„Das Bewusstsein muss dahingehend gestärkt werden, dass vermehrt Tiroler Produkte auf den Teller kommen“.LHStv. ÖR Anton Steixner
Käsespezialitäten aus Tirol sollen vermehrt in Tirols Gastronomie und Hotellerie zum Einsatz kommen.
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Bewusst Tirolgewachsen und veredelt in Tirol.
Nachhaltiger Imagegewinn„Unser Ziel ist es, Einheimische und Gäste von der Spitzenqualität heimischer Produk-te zu überzeugen und ihnen einen Einblick in die Welt der Tiroler Landwirtschaft bzw. Milchwirtschaft zu bieten“, berichtet DI Wendelin Juen, Geschäftsführer der Ag-rarmarketing Tirol, „Tirol ist bekannt für seine einzigartige Landschaft, seine Berge und Täler. Nun gilt es, Tirol kulinarisch zu positionieren und für seine hervorragenden Produkte bekannt zu machen.“ Neben Be-sichtigungen von Sennereien für Gäste und Mitarbeiter, Mitarbeiterschulungen und der Erstellung von speziellem Werbemate-rial für heimische Produkte soll durch eine optimale Platzierung von Tiroler Produkten das Image der teilnehmenden Gastrono-mie- und Hotelleriebetriebe nachhaltig ge-stärkt werden. Gezielte Bewusstseins- und Profilbildung soll die Käsekompetenz Tirols beim Konsumenten dauerhaft verankern. So stammen nicht alle bei Tiroler Händlern gekauften Produkte aus Tirol.
Öffentliche KüchenAuch in den Küchen von öffentlichen Ein-richtungen wie Alten- und Pflegeheimen sowie Krankenhäusern werden künftig mehr regionale Produkte verwendet. Es gibt teilweise erhebliche Informationsde-fizite beim Einsatz von Tiroler Produkten. So stammen nicht alle bei Tiroler Händlern gekaufte Produkte aus Tirol. Nur etwa 50% des in öffentlichen Küchen verwendeten Käses stammt aus Tirol. „Das Bewusstsein muss dahingehend gestärkt werden, dass vermehrt Tiroler Produkte auf den Teller kommen“, ist LHStv. ÖR Anton Steixner überzeugt.
42 MAGAZIN
Aktion99. Wie im vergange-
nen Herbst und heurigen Frühjahr bieten
kleine Tiroler Unterkunftsbetriebe wieder
einen Kurzurlaub um 99 Euro an. Privatzim-
mer- und Ferienwohnungsvermieter, Pen-
sionen und viele Tiroler Bauernhöfe laden
Tirol-Fans zu ein paar entspannenden Tagen
in die herbstliche Tiroler Natur. Der Pau-
schalpreis von 99 Euro enthält zwei bis vier
Nächte bei Zimmer oder Ferienwohnung mit
Frühstück oder zwei bis fünf Nächte in einer
Ferienwohnung ohne Verpfl egung. Darüber
hinaus ist im Preis eine Zusatzleistung aus
dem Angebot des Hauses oder der Region
inkludiert. Diese kann eine Wellnessbe-
handlung, eine Wanderung, eine Radtour
oder ein Ausfl ug mit der ganzen Familie
sein. Wie viele Übernachtungen die Betriebe
um 99 Euro anbieten – also ob zwei, drei
oder vier – bleibt ihnen überlassen.
www.aktion99.tirol.at
Das Organisationskomitee der 2012
in Innsbruck stattfi ndenden Olym-
pischen Jugendwinterspiele war vor
kurzem beim sommerlichen Pendant in
Singapur zu Gast. Gemeinsam mit der
Tirol Werbung lud man zum „First Win-
ter Youth Olympic Games Soiree“ und
stimmte die Olympische Familie auf die
Spiele in Innsbruck und Seefeld ein. Das
Youth Olympic Team Austria feierte dabei
zudem die Bronzemedaille des Tiroler
Triathleten Luis Knabl, der von LH-Stv.
Hannes Gschwentner vor Ort die Tiroler
Sportleruhr überreicht bekam. Innsbruck
2012-Geschäftsführer Peter Bayer: „Die
beeindruckende Erö� nungsfeier, der
Besuch im Olympischen Jugenddorf,
die vielen Eindrücke, die wir durch die
Gespräche mit dem Singapur-Organi-
sationskomitee und wichtigen Partnern
sammeln konnten – diese Erfahrungen
sind sehr wertvoll, und wir werden sie
dementsprechend in unsere weitere Or-
ganisation einfl ießen lassen.“ ×
www.innsbruck2012.com
Tirol besucht Singapur
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LH-Stv. Hannes Gschwentner, ÖOC-Präsident Dr. Karl Stoss und Peter Bayer, Geschäfts-führer der Olympischen Jugend-Winterspiele 2012, gratulierten dem Tiroler Luis Knabl zur ersten österreichischen Medaille bei Olympischen Jugendspielen. Fünf Jahre
Alpine Gastgeber
D ie grenzüberschreitende Kooperation
Alpine Gastgeber feiert heuer ihr fünf-
jähriges Bestehen – und setzt auf die Kom-
munikation im Internet. Neben der kürzlich
erfolgten Neugestaltung des Web-Auftritts
sind die Alpinen Gastgeber mit ihren 450
Mitgliedsbetrieben nun auch in Facebook
vertreten. Bei den Alpinen Gastgebern han-
delt es sich um einen Zusammenschluss
von Privatzimmervermietern und kleinen,
familiär geführten Beherbergungsbetrie-
ben aus den Ferienregionen Allgäu, Ober-
bayern, SalzburgerLand und Tirol. ×
www.facebook.com/alpine.gastgeber
www.alpine-gastgeber.com
43
GEHOBENER SPASSKabarettist Lukas Resetarits beschäftigt sich in seinem 23. Programm mit Österreich, genauer mit Osterreich, ganz ohne ö-Striche. Heraus kommt „ein Warietee“ und vor allem kluger Witz mit Trag-weite und Tiefgang. 15. 9. 2010, Stadtsaal, Imst
JUNGE MEISTERSCHAFTDie Kremerata Baltica versammelt unter der Leitung des Geigenvirtuosen Gidon Kremer die besten jungen Musiker des Baltikums. Die Konzer-te des Ensembles zeichnen sich durch technische Meisterschaft und frische Interpretationen aus.19. 9. 2010, Congress Innsbruck
GETANZTE LEIDENSCHAFT„TangOtoño“ ist das erste Tangofestival Tirols: mit Kursen, Konzerten, Milongas und einem umfang-reichen Rahmenprogramm. Besonders empfeh-lenswert ist das Konzert von Anja Lechner und Dino Saluzzi in den Swarovski Kristallwelten.22. bis 24. 10. 2010, Innsbruck und Wattens
WEITERE VERANSTALTUNGEN8. Internationale Literaturtage Sprachsalz 10. bis 12.9.2010, ganztägig, Parkhotel u. a., Hall www.sprachsalz.comWolfgang Hübsch: Geliebte alte Tante Jolesch17.9.2010, 20.00 Uhr, Saal der Musikschule, Lienz www.stadtkultur.atSchwerpunkt Otto Grünmandl: Biermösl Blosn 28.10.2010, 20.00 Uhr, Kurhaus, Hallwww.stromboli.atPublic Enemy 5.11., 20.00 Uhr, Hafen, Innsbruck, www.hafen.cc
KULTURTIPPSVON ES THER PIRCHNER
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Bike-Portal. Bei rund 5200 Mountainbikekilometern muss
man sich erst einmal zurechtfi nden. Das neue Anfang des Sommers gelaunchte
Online-Portal www.bike.tirol.at listet 146 Touren im ganzen Land auf. Die Touren
sind unterteilt in die Kategorien Leicht, Mittel, Schwer, Singletrails, Bike Trail und
Bike Trail-Rundtouren. Zur Streckenbeschreibung gibt es kostenlose GPS-Daten
und Linktipps. Weiters fi nden Mountainbike-Fans auf der neuen Website auch
Packages in den Top-Regionen Tirols. Außerdem kann man sich hier nützliche
Tipps zur Pfl ege des Rades und zum Thema Sicherheit holen. Mit Hilfe der Vi-
deos mit Kurt Exenberger von der Bike Academy kann man seine Fahrtechnik
verfeinern, denn der Profi verrät hier, wie man sich in bestimmten Fahrsituatio-
nen am besten verhält. Biker, die ihre Erlebnisse auf Tirols Mountainbikerouten
gerne mit anderen teilen möchten, können dies in Form von Blogeinträgen tun.
Darüber hinaus gibt es immer wieder Gewinnspiele mit attraktiven Preisen.
www.bike.tirol.at
BUCHTIPP
„BERGSTEIGERGESELLSCHAFT ‚WILDE BANDE‘ INNSBRUCK” VON GÜNTER AMOR
Am Anfang standen fünf Männer, die 1878 am Stempeljoch den Beschluss zur Gründung eines Bergsteigervereins fassten – die „Wilde Bande“ war die erste Bergsteigergesellschaft Innsbrucks, eine Gruppe von bergbegeisterten, angesehe-nen und einfl ussreichen Mitgliedern der Sektion Innsbruck des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Rasch stieg die Mitgliederzahl auf die angestrebte Obergrenze von zwanzig an. Das Bergsteigen an sich, die Erschließung der Berg-welt und der Bau von Wanderwegen und Gipfel-anstiegen waren eine Herzensangelegenheit der „Wilden Bande“, deren Spuren sich nach der Feier anlässlich des 60-jährigen Bestehens 1937 verlie-ren. Der Innsbrucker Günter Amor hat in langer mühevoller Kleinarbeit zahlreiche Quellen in öf-fentlichen Archiven und Sammlungen, aber auch Schriftstücke aus Privatbesitz durchforstet, um die Geschichte der „Wilden Bande“ zu erforschen.
Günter Amor: „Bergsteigergesellschaft ‚Wilde Bande‘ Innsbruck”, Universitäts-verlag Wagner, 188 Seiten, 19,90 Euro
SAISON
MAGAZIN44
SAISON: Herr Ringler, seit wann fasziniert Sie die Luftfahrt? JAKOB RINGLER:
Schon immer eigentlich. Mit
13 Jahren war ich jeden Samstag am
Flughafengelände zum Fliegerschauen
und erkannte sämtliche Flugzeugtypen
an ihren Landegeräuschen. Der Moment
meiner Berufung war aber mit zwölf
Jahren, als meine Tante eine Postkarte
mit einer brandneuen Boeing 707 drauf
aus New York schickte. Das war dann der
Auslöser.
Frau Ringler, was war bei Ihnen der Aus-löser? IRENE RINGLER: Die Hochzeit mit
meinem Mann (lacht). Ich habe in Inns-
bruck und während unserer Zeit in Mün-
chen in einer Bank gearbeitet, aber wie
heißt es? „Mitgehangen, mitgefangen“.
Die Fliegerei war immer schon Jakobs
Passion und ein besetzendes Thema. Es
war immer schon sein Traum, eine eige-
nen Fluggesellschaft zu besitzen. Wenn
ich mich nicht dafür interessiert hätte,
wäre es sicher schwierig geworden.
Wie gelang Ihnen der Schritt zur Luft-fahrt, Herr Ringler? JAKOB R.: Angefan-
gen habe ich bei der British Eagle Airways
in Innsbruck als Ko� erträger, Ticketver-
käufer und Flugzeugabfertiger. Als nach
dem Unglück von 1964 (Am 29. Februar
1964 fl og eine Maschine knapp unter-
halb des Gipfels in den Glungezer und
zerschellte, wobei alle 83 Personen an
Bord ums Leben kamen. Es ist bis heute
das schwerste Flugunglück in Österreich,
Anm.) der Flughafen zum Sportfl ughafen
für Sonntagsfl ieger verkam, studierte ich
Wirtschaft und legte als Diplomarbeit ein
„Regionalfl ugverkehrskonzept für Öster-
reich“ vor. Die Austrian Airlines hätten
mich dann als Assistent in die Direktion
aufgenommen, aber ich hatte bereits für
die Biafra-Luftbrücke der Vereinten Kir-
chenhilfe / Caritas International im Golf
von Guinea zugesagt.
Was haben Sie dort gemacht? JAKOB
R.: Ich habe dort als 22-Jähriger ein Jahr
lang nächtliche und vor allem gefährli-
che Hilfsfl üge in die vom Bürgerkrieg
gebeutelte Zone von Biafra organisiert.
Lebensmittel sind rein- und Kinder raus-
gefl ogen worden.
Sind Sie selbst gefl ogen? Haben Sie den Pilotenschein? JAKOB R.: Nein, ich
kann nicht selber fl iegen. Aus einem ganz
„Pfe� er in unser Leben gebracht“Der Innsbrucker Jakob Ringler ist der eifrigste Fluggesellschaf-ten-Gründer Österreichs. Vor über 30 Jahren startete die Ty-rolean Airways, vor zehn Jahren die Welcome Air, dazwischen die Christophorus Flugrettung und das Tyrolean Jet Service. Unterstützt von seiner Frau Irene, ohne die „nichts gegangen wäre“, wie er im Interview mit SAISON erzählt.
DA S INTERVIEW FÜHRTE NINA HEIZER .©
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AIR
SAISON
MAGAZIN 45
banalen Grund: Ich trage seit der Schule
eine Brille. Damals durften Brillenträger
keinen Pilotenschein machen. Auch hat
mich die extrem strenge Auswahl, wo
vor allem auf mathematisches Wissen
und sportliche Fähigkeiten gesetzt wird,
geschreckt.
Sie haben nach sieben Jahren als Mar-ketingleiter für ein deutsches Regional-fl ugzeugprojekt in München gemein-sam mit Gernot Langes-Swarovski und Christian Schwemberger-Swarovski die Tyrolean Airways gegründet. War Tirol damals bereit für eine eigene Flugge-sellschaft? JAKOB R.: Zwischen 1978
und 1980 haben wir von allen Seiten
Prügel bezogen. Eine private Fluggesell-
schaft war in der Zeit der verstaatlichten
Betriebe unvorstellbar. Aber am 1. April
1980 startete die erste Maschine. Aller-
dings hatten wir die ersten fünf Jahre
keine Linienkonzession. Wir waren als
„Bedarfsverkehr mit festen Abfl ugzeiten“
eingestuft.
Frau Ringler, wie haben Sie diese Zeit in Erinnerung? IRENE R.: Als sehr turbulent
und spannend. Ich habe die ersten 15 Jah-
re in der ground operation mitgearbeitet.
JAKOB R.: Auch die ersten Uniformen hat
sie ausgesucht.
IRENE R.: Ja, da habe ich auch mitgehol-
fen. Und als die Flugambulanz begonnen
hat, kamen die ersten Anrufe bei uns zu
Hause. Manchmal hat um fünf Uhr Früh
das Telefon geklingelt. Da war ich schon
fest eingebunden.
Es wurden mit der Tyrolean Airways noch weitere Bereiche der Luftfahrt ausgebaut. Neben den Linienfl ügen gab es Hubschrauberfl üge für die hoch-alpine Bauwirtschaft, Businessfl üge und die Ambulanz-Flüge, die 1983 mit den Christophorus-Hubschraubern zur Marke wurden. Wie passt das alles in ein Unternehmen? JAKOB R.: Schwierig,
daher wurde 1983 die Tyrolean Airways
in fünf getrennte Bereiche, in alles se-
parate Firmen aufgeteilt. Wir haben
gekrönte Häupter gefl ogen und dann
wieder Beton transportiert. Das passte
nicht zusammen.
1999 kam das Angebot von Gernot Langes-Swarovski, im Rahmen eines Management Buy-Outs das Ambulanz-Unternehmen Tyrol Air Ambulance zu übernehmen. Wie schwierig war die Entscheidung? JAKOB R.: Sehr schwierig!
Wir standen vor der Möglichkeit plötzlich
selber Unternehmer zu sein. Wir haben
uns diesen Schritt schon sehr gut überlegt.
IRENE R.: Wir waren damals Anfang 50
und manche unserer Bekannten waren
auf dem Weg in die Pension und wir wur-
den Jung-Unternehmer. Das stieß nicht
nur auf Verständnis.
JAKOB R.: Daher war auch von Anfang
an klar, dass es nur eine Sache auf Zeit
sein kann. Wir haben im Jahr 2000 die
Welcome Air als Muttergesellschaft ge-
gründet und sie in drei Bereiche, Linie,
Ambulanz und Charter, aufgeteilt.
Wie waren die vergangenen zehn Jah-re? JAKOB R.: Das war eine aufregende
Zeit. Sie hat Pfe� er in unser Leben ge-
bracht (lacht) und uns sehr zusammen
geschweißt. Es war aber auch sehr an-
strengend. Wir waren rund um die Uhr er-
reichbar, Urlaub oder Abendgestaltungen
waren nur sehr eingeschränkt möglich.
IRENE R.: Aber wir haben den Schritt nie
bereut, nein! Wer nicht mal was wagt,
wird sich immer nur in den sicheren
Bahnen bewegen. Wenn wir heute ir-
gendwo im Ausland auf einem Flughafen
eine Welcome-Air-Maschine sehen oder
auch eine Tyrolean – das ist schon was.
Da sind wir stolz drauf. Besonders bei den
gelb-lila-Fliegern der Welcome Air reißt
es uns schon noch.
Wie hat die Branche auf die ausgefallene Farbgebung ihrer Airline reagiert? JA-
KOB R.: Die Kommentare waren anfangs
schlimm. Der Chef eines deutschen
Telekom-Multis ist deswegen nicht bei
uns eingestiegen. Er meinte, die Farbe
sei „zum Kotzen“.
IRENE R.: Und jetzt hat dieses Unterneh-
men fast die gleichen. Wir stellten uns
die Frage, wie wir als kleine Gesellschaft
au� allen können. Das ging nur über die
damals noch sehr unüblichen Farben.
Rückblickend auf die letzten zehn Jah-re hätten Sie sich auch eine einfachere Zeit aussuchen können, um eine Airline zu gründen, oder? JAKOB R.: Es waren
viele Highlights, aber auch viele Hiobs-
botschaften enthalten, das stimmt. Es
hat gleich einmal mit dem 11. September
begonnen, dann kam SARS, wegen dem
ganze Gruppen storniert haben. Die Si-
cherheitsprobleme, EU-Vorschriften, die
Wirtschaftskrise. Oder die ganze Treib-
sto� entwicklung: Heute ist der fünfmal
so teuer als noch vor zehn Jahren. Es
hätte wirklich einfacher gehen können.
Wie geht es bei Ihnen weiter? JAKOB
R.: Ich warte dringend auf viel Freizeit.
Seit 2008 führt der Luftfahrtprofi Hel-
mut Wurm die Welcome Air als CEO.
Ihm zur Seite steht seit kurzem Manfred
Helldoppler als COO. Mit diesem Team
bin ich sehr glücklich. Die Airline gehört
inzwischen zu hundert Prozent einem
Schweizer Unternehmen. Ich werde noch
bis 2011 dort beratend tätig sein.
IRENE R.: Ich bin schon ganz draußen und
hole vieles ohne Zeitdruck nach. Man ge-
nießt die Dinge bewusster, wenn man sie
zehn Jahre nicht machen konnte.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
IRENE UND JAKOB RINGLERDie beiden Innsbrucker sind seit 1972 ver-heiratet, haben zwei Töchter und zwei En-keltöchter. Als 22-Jähriger organisiert Ja-kob Ringler Flüge für die Biafra-Luftbrücke in Afrika. 1972 zieht er gemeinsam mit Irene nach München und arbeitet bei einem deut-schen Regionalfl ugzeugprojekt. Gemeinsam mit Gernot Langes-Swarovski und Christian Schwemberger-Swarovski gründet er 1978 die Tyrolean Airways (Erstfl ug am 1. April 1980). 1983 wird die alpine Flugrettung, die er gemeinsam mit dem Arzt Gerhard Flora beginnt, mit den Christophorus-Hubschrau-bern zur Marke. 1999 ergibt sich die Möglich-keit eines Management Buy-Outs der Tyrol Air Ambulance und Jakob Ringler gründet gemeinsam mit seiner Frau die Welcome Air. Inzwischen ist die Airline im Besitz eines Schweizer Unternehmens und wird von zwei Geschäftsführern geleitet. Irene hat sich ins Privatleben zurückgezogen, ihr Mann folgt ihr nächstes Jahr.
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SAISON
MAGAZIN46
Teamwork als wesentliches ElementDie Tirol Werbung organisiert sich neu. Das Ziel: Mehr Power in der Kooperation mit den einzelnen Tourismusregionen – und eine noch kantigere Marke Tirol.
VON MICHAEL RIEDLER
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SAISON
MAGAZIN 47
Eine gute Organisation hat
laufend an Verbesserungen
zu arbeiten und periodisch
auch an größeren Verände-
rungen“, begründet Josef Margreiter,
Geschäftsführer der Tirol Werbung, die
jetzt anlaufende dritte große Strukturer-
neuerung („Change Agenda“) in der TW.
Sie war nicht zuletzt deshalb notwendig
geworden, weil sich die Umfeldbedingun-
gen weiter stark verändern: Da sind nicht
nur neue Marketingkanäle, nicht nur der
Online-Boom, sondern auch neue Strate-
gien auf Bundesebene für die Österreich
Werbung etwa.
Und schließlich hat sich in Tirol
selbst ja vieles geändert. Aus dem Fle-
ckerlteppich von Tourismusverbänden ist
eine Landkarte mit starken Organisatio-
nen geworden, die zu vielen Marketing-
maßnahmen fähig sind. Die Eckpunkte der
Reorganisation:
1. Kooperationsmarketing neu. Es gab einige Entwicklungen in der TW
selbst, die zum Handeln veranlassten,
etwa beim Kooperationsmarketing. Hier
hat die Tirol Werbung in den letzten
Jahren über die „Tirol Marketing Service“
Sonderprogramme für spezialisierte
Agebotsgruppen entwickelt. Dieses
Know-how ist nun – im Gegensatz zu
früher – unbestritten und routiniert auf
„Wir werden künftig kantiger werden. Tirol bleibt Tirol in der Markendefi nition, aber die Über-setzung, die Aktivierung der Marke wird schärfer werden.“JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER DER TIROL WERBUNG
„Wir müssen im Internet wieder an die
Spitze kommen, und ich habe keine großen
Sorgen, dass wir das nicht scha� en.“
JOSEF MARGREITER
Schiene. Diese Aktivitäten werden daher
in den Hauptbetrieb der TW „reintegriert“
und nicht mehr über die eigene Schiene
„Tirol Marketing Service“ abgewickelt.
2. Standortmarketing. Die TW wi-
ckelt weiterhin mit ihren Partnern Tiroler
Zukunftsstiftung, Agrarmarketing Tirol
und Bildungsinstitutionen die Agenden
des Standortmarketings ab. Die aufge-
bauten Kooperationen (etwa bei Welt-
ausstellungen oder Olympia) bleiben
bestehen. Und: Es bleibt natürlich wie
bisher die Aufgabe der TW, die Marke
Tirol zu führen.
3. Neue Führung der Marke Tirol. Hier gibt es auch eine massive Stärkung:
„Die Führung der Marke Tirol wird mit
deutlich mehr Ressourcen ausgestattet“,
kündigt Margreiter an. Intensiviert werden
dabei auch die Kooperationen mit der
starken Markenlandschaft in Tirol (Kitzbü-
hel, Ischgl, Innsbruck etc.). Das Ziel dieses
Bereichs: die Beliebtheit und Bekanntheit
der Marke und des Landes zu stärken. Und
Margreiter kündigt an: „Wir werden künftig
kantiger werden. Tirol bleibt Tirol in der
Markendefi nition, aber die Übersetzung,
die Aktivierung der Marke wird schärfer
werden.“ Das betri¡ t unter anderem die
Bildsprache, das „Corporate Wording“,
aber auch etwa die Prioritäten bei der
Unterstützung von Veranstaltungen.
4. Wieder zentrale Länderver-antwortliche. Bei konkreten Kampa-
gnen in Kooperation mit den Verbänden
und Regionen zur Steigerung der Nach-
frage wird das Rad nicht neu erfunden.
„Da setzen wir auf Kontinuität, was die
Kernmärkte betri¡ t“, sagt Margreiter.
Verstärkt wird aber die Orientierung auf
Themen (wie Skitourismus, Wandertou-
rismus etc.). Es geht darum, die richtigen
Produkte auf die richtigen Märkte zu brin-
gen, und das aus einem Guss (nicht wie
früher, als teilweise Angebotsentwicklung
und Vermarktung in der Kompetenz zwei-
er verschiedener Teams standen).
Neu ist, dass es jetzt wieder zentral
Verantwortliche für einzelne Länder-
märkte gibt – Experten, die die entschei-
denden Leute in diesen Märkten kennen
und dort die ersten Ansprechpartner für
die Tiroler Touristiker sind.
5. Online: Wieder an die Spitze. Auch im Bereich E-Marketing und Online-
Tourismus will Margreiter deutlich aufrüs-
ten, „nicht, indem wir wieder eine eigene
Technologiegesellschaft gründen“ (wie
Tiscover), sondern indem man auf allen
Plattformen eine starke Präsenz aufbaut,
von www.tirol.at bis Facebook. „Tirol hat
hier ein Jahrzehnt lang eine europaweite
Führungsrolle eingenommen. Wir befi n-
den uns nach wie vor im vorderen Feld,
aber nicht mehr in der absoluten Spitze“,
gibt Margreiter zu. Aber: „Wir müssen
wieder an die Spitze kommen, und ich
habe keine großen Sorgen, dass wir das
nicht scha¡ en.“
Was die Touristiker davon haben. Die Touristiker, Regionen und Verbände
sollen mehrfach profi tieren von der neu-
en Struktur:
∞ durch die neuen zentralen Länderver-
antwortlichen
∞ durch künftige Möglichkeiten, nicht
nur gemeinsame Kampagnen, sondern
auch gemeinsame Markenwerbung mit
der TW zu betreiben
∞ durch gemeinsame Planung von Maß-
nahmen (bisher lud die TW zu Koope-
rationen ein, jetzt lädt sie bereits zur
Planung von solchen Kooperationen
ein).
Das alles ist möglich auf der Basis einer
sehr gut aufgestellten Marktforschung.
Diese wird auch Grundlage sein für den
völlig neuen eigenen Bereich „Strategie-
entwicklung“. Führende Köpfe aus dem
Tiroler Tourismus haben ihre Bereitschaft
signalisiert, sich dabei stärker in die TW
zu integrieren – nicht mit dem Ziel, ihr
eigenes Süppchen zu kochen, sondern
gemeinschaftlich die Marke Tirol und die
Destinationen zu stärken.
Das wesentliche Element der
Strukturreform heißt Teamwork, sagt
Margreiter: Das Zusammenspiel der Tirol
Werbung mit den Touristikern und Ver-
bänden soll deutlich mehr Schlagkraft
entwickeln und die Strahlkraft der Marke
Tirol spürbar stärken. ×
saison
magazin48
D ie Technologie ist nicht
neu. Wir haben sie nur neu
angewandt“, sagt norbert
span. Und doch haben der
studierte Meteorologe aus steinach und
seine Geschäftspartner Peter Grasser und
Marius Massimo eine Weltneuheit erson-
nen. Wer mit ihrem aussichtsfernrohr
namens Viscope das Panorama genießt,
etwa auf der Tiroler Zugspitzbahn, wo das
erste Exemplar aufgestellt wurde, dem
werden auch die namen und Höhenan-
gaben der Berge ins Gesichtsfeld einge-
blendet. Punktgenau und automatisch
scharf. Damit lassen sich auch für den
unbedarften Betrachter die einzelnen Gip-
fel identifizieren – ein Kunststück, das mit
einem herkömmlichen aussichtsfernrohr
trotz opulenter Panoramatafeln zur orien-
tierung bisweilen etwas Übung verlangt.
Der Clou dabei: Die Erfinder haben
sich ein längst ausgelaufenes Patent aus
den 1920er Jahren zu nutze gemacht
und für ihre anforderungen adaptiert.
Eine art umgekehrter Diaprojektor mit
einer leistungsstarken LED-Lampe blen-
det informationen in das Gesichtsfeld ein,
Bildträger ist ein Dia. Wie das system der
drei Tüftler im Detail funktioniert, bleibt ein
gut gehütetes Geheimnis. span sagt nur so
viel: „Wir haben eine wirklich sehr einfache
idee gehabt, wie wir das Problem, in ein
optisches system etwas einzublenden,
umgehen“.
Computerchips, komplexe steuer-
elemente oder sonstiges High-Tech sucht
man dabei jedenfalls vergebens. Das ho-
rizontal schwenkbare Viscope mit einem
Gesichtsfeld von 20 Grad – es wird fix auf
einem sockel montiert – besteht nur aus
Kunststoff- und Metallteilen sowie der op-
tik. Einzig wegen der LED-Lampen wird ein
12-Volt-anschluss benötigt. in Zeiten von
Beamer, Touchscreen und Co. wirkt das
spezialfernrohr beinah wie ein anachro-
nismus – und ist damit bestens gerüstet
für die harten Umweltbedingungen in
Info mit AusblickDrei Tiroler haben ein Aussichtsfernrohr entwickelt, das den Benut-zer mit Informationen zum Panorama versorgt. Name und Höhe eines Berges werden direkt in das Blickfeld eingeblendet.
Von M at thia s Kr apf
den Bergen. Dank seiner einfachen und
robusten Bauweise widersteht das Viscope
sowohl extremer Kälte und nässe als auch
unsachgemäßer Handhabung. Einmal
aufgestellt und justiert, sei es im Grunde
wartungsfrei, sagt norbert span, der sich
auf die Konzeption von ausstellungen und
outdoor-inszenierungen spezialisiert hat
(Team Eiswelten) und die Bedürfnisse von
Touristikern gut kennt.
Prototyp und Marktreife. Zwei
Jahre lang haben der Hobby-astronom
und seine Mitstreiter in der gemeinsamen
Firma i.d.e.e. herumexperimentiert. Bis mit
Fördermitteln des Landes Tirol schließlich
ein Prototyp gebaut werden konnte. „Der
war dann aber zu teuer“, erzählt span. in
Zusammenarbeit mit den Herstellern der
Bauteile konnten die Kosten dann doch
auf einen marktfähigen Preis reduziert
werden. inklusive Montage werden für ein
Viscope rund 5000 Euro fällig.
20 stück wurden mittlerweile
installiert – neben der Zugspitze unter
anderem auch am Hintertuxer Gletscher,
der schmittenhöhe in salzburg und dem
nationalpark Hohe Tauern. „Uns war es
wichtig, dass die gesamte Fertigung in Ti-
rol erfolgt. nur die LED-Lampen beziehen
wir aus asien“, erklärt norbert span. Dies
gilt auch für die nächste, etwas modifi-
zierte serie, deren Produktion im Herbst
startet. Und es gibt noch einen weiteren
anspruch: Das Viscope wird prinzipell
ohne Münzeinwurf gebaut. Für das Be-
trachten des Bergpanoramas Geld zu
verlangen, widerstrebt spans Verständnis
von alpiner inszenierung: „Die Leute be-
zahlen ja schon, wenn sie mit der Bahn
hinauffahren.“
Derzeit arbeiten die Fernrohrher-
steller an weiteren anwendungsmöglich-
keiten. Denn eingeblendete informationen
könnten auch im urbanen Bereich oder in
Museen einen attraktiven Zusatznutzen
bringen.� ×
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magazin 49
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www.viscope.at
Norbert Span mit dem Viscope: „Uns war es wichtig, dass die ge-samte Fertigung in Tirol erfolgt.“
SAISON
MAGAZIN50
D as Schild wirkt ein wenig
verloren. Auf der Bun-
desstraße zwischen Afi esl
und St. Stefan am Walde,
inmitten der Hügellandschaft des oberös-
terreichischen Mühlviertels, weisen große
Lettern auf Österreichs einziges Single-
hotel hin: „AVIVA make friends“. Seit drei
Jahren buhlt das Hotel der etwas anderen
Art um die Gunst der ständig wachsenden
Schicht von Alleinstehenden, ein Klientel,
um das immer mehr geworben wird.
Von 1985 bis heute ist die Zahl der
österreichischen Singlehaushalte um nicht
weniger als 61 Prozent gestiegen. Über
1,2 Millionen gibt es davon hierzulande.
Die Gründe sind vielfältig, wie etwa der
demographische Wandel und die gestie-
gene Scheidungsrate. Das Geschäft mit
den Singles boomt, die Umsätze steigen
und steigen. Singlepartys sind längst
nicht mehr ein Privileg der Großstadt-
Spaßkultur in Wiener Innenstadtbezirken.
Vom Kochkurs für Alleinstehende bis zur
Singlekreuzfahrt im Indischen Ozean und
dem Singletrekking in Kenia wird alles ge-
boten. Gerade im Urlaub sind Singles eine
lohnende Kundenschicht, die noch relativ
wenig ausgereizt ist.
Angst vor Swingerclub. St. Stefan
am Walde: ein 800-Seelen-Ort im ober-
österreichischen Mühlviertel – touristisch
unerschlossen. Bis vor wenigen Jahren
verzeichnete der Ort keine dreihundert
Nächtigungen pro Jahr. Werner Pürmay-
er hat mit seinem Singlehotel einen Nerv
getro� en. Das Viersternhaus verhalf dem
Örtchen zu über 10.000 Übernachtungen.
Doch gerade am Anfang war es nicht leicht.
„Natürlich verbinden nach wie vor viele mit
dem Begri� ‚Single‘ etwas Schmuddeliges.
Viele hatten sogar Angst, wir würden hier
einen Swingerclub bauen“, sagt Pürmayer
und lacht. Auch wenn Partys an der Tages-
ordnung stehen und in der hauseigenen
Disco wie auch in der benachbarten AVIVA
Alm die Nacht zum Tag wird, reicht das
keinesfalls aus. „Urlaub als Kontaktbör-
se hat sich schon in den 1980ern nicht
durchgesetzt“, sagt Ulrich Reinhardt von
der Stiftung für Zukunftsfragen in Ham-
burg dazu. „Singles sind schon realistisch
genug, um zu wissen, dass man die große
Liebe nicht unbedingt im Urlaub fi nden
wird. Spaß und ein Abenteuer schon und
das wollen und erwarten sie auch.“
Werner Pürmayer wollte keinen rei-
nen „Verkuppelungsschuppen“ erö� nen.
Hundert Zimmer fi nden sich in seinem Ho-
tel, siebzig davon sind Einzelzimmer. Wer
sich hier im Wellnessbereich massieren lässt
oder am Badesee in der Sonne räkelt, hat
nur wenig Lust auf Dinge wie Speeddating
oder Online-Kontaktbörsen. Viele, die hier
sind, möchten auch einfach nur alleine auf
Urlaub fahren, in ein Hotel, in dem sie nicht
von den Familien am Nachbartisch beäugt
werden, wenn sie nur mit sich selbst beim
Frühstück sitzen. So wie Michael aus Wien.
Er ist Single, berufl ich viel unterwegs und
suchte nach einer Möglichkeit, alleine auf
Kurzurlaub zu fahren. Er sitzt in einen Ba-
demantel eingewickelt an der Bar und isst
Kuchen. „In den meisten Hotels fühlt man
sich als Alleinstehender sehr schnell unwohl.
Aber hier ist das anders, weil eben alle mit
denselben Voraussetzungen herkommen.“
Untypisches Verhalten. „Wenn man
ein Angebot für Singles scha� en möchte,
ist es schon wichtig darauf zu achten, die
Zielgruppen zu trennen“, erklärt Ulrich
Reinhardt. Ein Angebot für Singles in ei-
nem Familienhotel ist ebensowenig ratsam
wie neben einer Honeymoon Suite. „Der
Großteil ist nicht freiwillig alleinstehend
und für einen Single gibt es nichts, was
Zielgruppe SinglesDer Markt für Singles boomt. Auch im Tourismus ist das Geschäft mit den Alleinstehenden längst angekommen. Doch wer Urlaub für einsame Herzen anbietet, muss mehr auf Lager haben als Partys und Speeddating.
VON FLORIAN G A SSER
Das AVIVA im Mühlviertel hat sich als erstes Hotel Österreichs auf Singles spezialisiert.
SAISON
MAGAZIN 51
frustrierender ist als das kuschelnde Lie-
bespaar nebenan.“
Als Gästeschicht sind Singles aber
allemal lohnend, auch wenn das touris-
tische Verhalten eher untypisch ist. „Ich
glaube, es gibt keine fl exibleren Touristen
als Singles“, sagt Pürmayer. Für ihn sind sie
die Lastminute-Könige. „Zwei Drittel der
Buchungen kommen eine Woche vor der
Anreise.“ Die Flexibilität zeigt sich aber auch
vor Ort: Viele der Gäste verlängern ihren
Urlaub spontan um einige Tage. Doch Sing-
les sind auch anspruchsvolle Kunden und
alles andere als eine homogene Gruppe mit
denselben Wünschen und Bedürfnissen.
„Jemand, der frisch geschieden ist,
oder eine langjährige Beziehung hinter sich
hat und das aufarbeiten möchte, erwartet
sich etwas anderes als jemand, der hier-
her kommt und nur Spaß möchte“, sagt
Pürmayer. Um dem zu begegnen, muss
ein breites Angebot zur Verfügung stehen:
Vom Flirtcoach über Beziehungs- und Le-
bensberater bis hin zum Marathontrainer
und dem Ausritt mit einer Harley Davidson
reicht die Palette. „Wir müssen sicher mehr
anbieten als ein normales Hotel. Aber es
wird angenommen. Bei unseren Wande-
rungen etwa sind manchmal ein Drittel aller
Gäste dabei“, sagt Pürmayer.
Wenn Michael am Abend den Spei-
sesaal betritt, wird er von einem Kellner an
einen der großen Tische begleitet. Nach
dem Zufallssystem werden die Gäste zu-
sammengesetzt, auf dass sie untereinander
ins Gespräch kommen. Zwangsbeglückt
wird aber niemand. Wer das nicht möchte,
kann auch auf einem der Einzeltische Platz
nehmen. „Ich kann hier von einem Moment
auf den anderen alleine sein und ein paar
Stunden später aber wieder mit einer gro-
ßen Gruppe Bier trinken. Das ist es, was ich
möchte“, sagt Michael.
Noch nicht ausgereizt. Ausreichend
ist das Angebot für Singles im Tourismus
noch keineswegs. „Ich glaube nicht,
dass der gesellschaftlichen Entwicklung
bereits genügend Rechnung getragen
wird. Es könnte sicher noch deutlich
mehr angeboten werden“, erklärt Ulrich
Reinhardt. Während der Städtetourismus
bereits erfolgreich bei Singles wirbt, ist
das sonstige Angebot noch eher spärlich.
Zwar werden auch in Tirol Wanderungen,
Skitouren, Hüttenabende und ähnliches
für Singles angeboten, doch der Markt ist
damit noch nicht ausgereizt. Gerade für
die Wintersaison sieht Reinhardt Potenzial.
„Der Wintertourismus wird ja oft auch mit
Spaß am Abend gleichgesetzt, hier passt
das Thema Singles sehr gut hinein. Für
den Bergtourismus im Sommer ist es da
schon schwieriger. Nur weil jemand ande-
re Singles tri� t, wird er nicht zum Wandern
kommen“, sagt Reinhardt, „bei der Schicht,
bei der aber Interesse dafür vorhanden ist,
kann das auch im Sommer funktionieren.“
Im Mühlviertel ist es inzwischen
Abend geworden. Eine Gruppe steht um
ein Lagerfeuer versammelt. Bevor sie hier
waren, kannten sie sich untereinander noch
nicht, doch in der kurzen Zeit haben sich
einige von ihnen bereits angefreundet.
Auch Michael steht hier und nippt an sei-
nem Bier. „Die Frau fürs Leben werde ich
hier nicht fi nden, aber dafür bin ich gar nicht
hier. Ich möchte einfach nur ungezwun-
gen Spaß haben.“ Werner Pürmayer sieht
das nüchtern: „Es werden nicht unbedingt
immer die große Liebesgeschichten, aber
es entstehen auch Freundeskreise. Wir sind
dazu da, die Kommunikation zu unterstüt-
zen. Das ist unsere Herausforderung.“ ×
„Der Großteil ist nicht freiwillig alleinstehend und für einen Single gibt es nichts, was frustrierender ist als das kuschelnde Liebespaar nebenan.“ULRICH REINHARDT, STIFTUNG FÜR ZUKUNFTSFRAGEN
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SINGLES IN ÖSTERREICHWie viele Singles in Österreich leben, ist schwierig zu erheben. Laut Statistik Austria gibt es hierzulande 1,2 Mio. Singlehaushalte. Eine Umfrage der Partneragentur Parship.at gemeinsam mit dem IFES-Institut erhob 1,4 Mio. alleinstehende Personen zwischen 18 und 69 Jahren. Die meisten Singles leben in Wien, dort sind 33 Prozent der Einwohner al-leinstehend, gefolgt von Niederösterreich mit 26 Prozent. Die übrigen Bundesländer haben im Schnitt rund zehn Prozent weniger Single-anteil. Eine aktuelle Umfrage von Parship.at erhob, wo Singles ihren ersten Urlaub mit ei-nem neuen Partner verbringen würden. Dem-nach würde jeder vierte in ein Romantik-Hotel reisen, 22 Prozent an einen See und 16 Pro-zent auf eine „einsame Alm“.
SAISON
MAGAZIN52
Mit gelben Schutzhelmen
auf dem Kopf und Sicher-
heitsstiefeln an den Füßen
stapfen sie durch den
Schutt. Die Baustelle erstreckt sich über
mehrere Kilometer, schließlich soll hier
der längste Eisenbahntunnel der Welt, der
Schweizer Gotthard-Basistunnel, entste-
hen. Die Gruppe aus acht Männern und
vier Frauen hört den Ausführungen des
Baustellenführers zu, besichtigt die Tun-
nelbohrmaschine, ein paar Baumaschi-
nen und natürlich das riesengroße Loch
im Berg. Der Höhepunkt der Führung ist
die Schachtbefahrung: Es geht tief hinein
in den Berg, dorthin, wo in wenigen Jahren
Hochgeschwindigkeitszüge mit 250 km/h
durchrasen werden.
Die acht Männer und vier Frauen sind
nicht bei der Arbeit. Sie sind hier, um Urlaub
zu machen. Urlaub auf der Baustelle.
Faszination Baustelle Großbaustellen sind Touristikern ein Graus. Wer möchte schon neben einem Schutthaufen Urlaub machen? Mehr Menschen, als man denkt. Die Baustellentouristen sind unterwegs.
VON S YLVIA A INE T TER
Die Baustelle als Attraktion. Dabei
vermutet man in einer Großbaustelle kaum
eine Sehenswürdigkeit, die Besucher an-
zieht, sondern eher einen Hemmschuh
für den Tourismus. Am Gotthardtunnel
aber hat sich ein regelrechter Baustel-
lentourismus entwickelt. Immer mehr
Menschen bekundeten Interesse an dem
Großprojekt und wollten mit eigenen Au-
gen sehen, wie die Tunnelbauer arbeiten,
welche Maschinen eingesetzt werden und
wie es um den Baufortschritt des längsten
Eisenbahntunnels der Welt steht.
Zu Beginn des Baus wurden nur
Baustellenführungen angeboten, später
hat die Errichtergesellschaft Alptransit
Gotthard AG in Sedrun, Erstfeld und
Bodio-Pollegio Infozentren errichtet.
Mehr als 300.000 Menschen haben in-
zwischen die Multimediaausstellungen
in den Besucherzentren besichtigt, jedes
Jahr kommen 60.000–70.000 Besu-
cher dazu. Wiederum die Hälfte davon
bucht eine Baustellenführung oder eine
Schachtbefahrung.
Die Besucherzentren entstanden in
Kooperation mit den Tourismusverbän-
den der Region. So dreht sich dort nicht
alles nur um die Baustelle – es werden
auch Nächtigungen vermittelt, Tickets für
Veranstaltungen und Führungen verkauft
und Informationen über Sehenswürdig-
keiten der Region weitergegeben.
Touristischer Nutzen. Auch rund
um den Brenner Basistunnel (BBT) läuft
die Marketingmaschinerie: Schließlich soll
der BBT nur zwei Kilometer kürzer als der
Gotthardtunnel werden. Baustellenfüh-
rungen, Tage der o� enen Baustelle und
die bereits in der Schweiz erprobten Be-
sucherzentren sollen Besucher anlocken.
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SAISON
MAGAZIN 53
„Wir stehen mit den Schweizer Kollegen in
engem Kontakt, auch was die Konzeption
der Infozentren angeht. Wir können von
ihnen lernen und in der Umsetzung auf
ihr praktisches Wissen, das sie über Jah-
re erworben haben, zurückgreifen“, sagt
Konrad Bergmeister, Vorstand der Euro-
päischen Gesellschaft Brenner Basistun-
nel (BBT SE). In erster Linie dienten die
Besucherzentren dazu, die Bevölkerung
über den Baufortschritt zu informieren
und Wissen über Tunnelbau, Geologie
und Umweltschutz zu vermitteln. Doch
Bergmeister glaubt auch an einen tou-
ristischen Mehrwert: „Wenn man sieht,
wie in Sedrun 25.000 Personen pro Jahr
den Gotthardtunnel besichtigen, dann bin
ich überzeugt, dass das Besucherzentrum
und die BBT-Baustellen einen touristi-
schen Nutzen bringen werden.“
Inwiefern ein „touristischer Nutzen“
in der Schweiz beim Gotthardtunnel tat-
sächlich gegeben ist, kann nicht belegt
werden. Da die Infozentren vorrangig der
Ö� entlichkeitsarbeit dienen, gibt es keine
genauen Zahlen. Nur das Besucherzen-
trum in Pollegio gibt an, im Jahr 2009
immerhin 126 Nächtigungen vermittelt zu
haben. „Der Baustellentourismus kann zu
zusätzlichen Nächtigungen beitragen“, ist
Bergmeister überzeugt, „auch die zahl-
reichen Facharbeiter der Baustelle selbst
werden Betten benötigen. Wenn es ge-
lingt, die Arbeiter in privaten Unterkünften
und nicht in den üblichen Containern un-
terzubringen, besteht großes Potenzial.“
Breites Publikum. An der Anregung
des Baustellentourismus wird bereits
fl eißig gearbeitet: Rund um den Brenner
Basistunnel wurden bereits zwei Besu-
cherzentren erö� net. In Franzensfeste gibt
es seit 2007 am Bahnhof Informationen zu
dem Großprojekt, am Innsbrucker Haupt-
57.091 MeterGotthard-Basistunnel (CH, noch nicht fertiggestellt)
55.000 MeterBrenner Basistunnel (AT, Baubeginn noch nicht erfolgt, ohne Umgehungstunnel Innsbruck)
49.940 MeterEuro-Tunnel (FR, England)
34.576 MeterLötschberg-Basistunnel (CH)
Die längsten Eisenbahntunnel Europas
bahnhof erö� nete im Jänner ein Infopoint.
Das nächste Projekt ist in Steinach geplant:
Dort soll in Kooperation mit dem Touris-
musverband Wipptal ein drittes Besucher-
zentrum entstehen. „Das Infozentrum in
Steinach wird eine Attraktion für sich
darstellen. Es soll großfl ächig, ähnlich wie
jenes am Gotthard in der Schweiz, ausge-
legt sein“, sagt Bergmeister.
Führungen durch die Baustelle des
Brenner Basistunnels werden bereits seit
einiger Zeit angeboten: Derzeit können zwei
aktive Tunnelbaustellen besichtigt werden.
Dies sind der 1,8 Kilometer lange Fensters-
tollen Mauls sowie der neun Kilometer lange
Erkundungsstollen Aicha. Auch die Erkun-
dungsstollen in der Sillschlucht stehen nach
vorheriger Anmeldung für Besichtigungen
o� en. „Natürlich ist der BBT ein Magnet
für Fachpublikum. Sowohl für Studenten
als auch für Experten ist dieser einzigartige
Tunnelbau wissenschaftlich hochinteres-
sant. Unsere Führungen richten sich aber
an ein breites Publikum“, betont Bergmeister.
Für den Tourismus ist dieses breite
Publikum besonders interessant: Gäste,
die nicht nur die Baustelle besichtigen
möchten, sondern auch an der Region
interessiert sind. Wie man diese Kli-
entel anlocken könnte, probieren die
Schweizer gerade aus: Im Infozentrum
Bodio-Pollegio können Ein- und Zwei-
Tages-Pauschalen gebucht werden. Für
Gruppen von zehn bis 45 Personen wird
ein Programm zusammengestellt, das
außer einer Baustellenbegehung auch
Wanderungen, Ausfl üge und Besichti-
gungen organisiert. Übernachtung und
Verpfl egung in heimischen Gastronomie-
betrieben inklusive. ×
„Der Baustellentourismus kann zu zusätzlichen Nächtigungen beitragen.“KONRAD BERGMEISTER, VORSTAND DER BRENNER BASISTUNNEL SE
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DER BRENNER BASISTUNNELDer Brenner Basistunnel (BBT) ist ein öster-reichisch-italienisches Gemeinschaftsprojekt zum Bau eines Eisenbahntunnels unter dem Brennerpass. Der BBT soll die Alpen entlang der Achse Innsbruck–Bozen unterqueren und Teil der Eisenbahn-Hochgeschwindigkeits-achse Berlin–Palermo werden. Am 30. Juni 2006 erfolgte der symbolische Spatenstich, am 3. Dezember 2007 die erste Sprengung für einen Erkundungsstollen in Aicha. 2010 sol-len die Bohrungen für einen Pilottunnel be-ginnen, ab 2013 soll der Haupttunnel gebaut werden. Die Fertigstellung wurde für 2020 angekündigt.
28.300 MeterGuadarrama-Tunnel (ES)
32.800 MeterKoralmtunnel (AT, noch nicht fertiggstellt)
SAISON
MAGAZIN54
D ie Natur selbst ist ein be-
liebtes Thema: die Pfl an-
zen- und Tierwelt ebenso
wie die Gesteine. Auch
Kunstwerke und Kulturgüter werden in
den letzten Jahren vermehrt ins Blickfeld
des Wanderers gerückt.
„Die Idee zu Themenwanderwe-
gen kommt aus den All-inclusive-Clubs.
Animation wurde in den normalen Er-
holungsurlaub hineingetragen“, erklärt
Professor Peter Zellmann vom Institut für
Freizeit und Tourismusforschung in Wien.
Mitte der 90er Jahre wollten Touristen
nicht mehr nur in den Urlaub fahren, sie
wollten etwas erleben. Doch Professor
Zellmann übt auch Kritik an derzeitigen
„Einfach nur einen Natur- oder Geologie-
pfad errichten – das ist defi nitiv zu wenig.
Der Tourist muss vom Quartier weg bis
Inszeniertes WandernIn Österreich gibt es bereits an die 300 Themenwanderwege und das touristische Interesse nimmt weiter zu. Zahlreiche Nationalparks, aber auch immer mehr Gemeinden errichten Tafeln und Lehrpfade und geben dem Wanderer Wissen mit auf den Weg.
VON JULIA BRUGG ER
zu seiner Rückkehr von der Wanderung
betreut und begleitet werden.“ Damit ist
sowohl persönliche Begleitung als auch
professionelle Markierung vom Hotel
oder der Ferienwohnung weg gemeint.
Zellmann schlägt eine zwar aufwendige,
seiner Ansicht nach jedoch erfolgsver-
sprechende Variante vor, wie Themen-
wanderwege erschlossen werden sollten:
„Am besten, man entwickelt den Weg mit
dem Gast gemeinsam. Denn der Gast hat
einen anderen Blick auf die Natur und den
Weg als Einheimische.“
Für Gesprächssto� sorgen. Wer
die kulturellen und altersbedingten Vor-
lieben seiner Gäste kennt und bedient, der
hat schon viel gewonnen. Viele Japaner
beispielsweise lieben die Kunst des Blu-
menarrangierens. Auf der Schildhornbahn
in der Schweiz machte man sich dieses
Wissen zu Nutze. Am „Flower-Trail“ wird
die Flora der Alpen auf Tafeln genauestens
erklärt – neben Englisch auch auf Japa-
nisch. Und die asiatischen Gäste schätzen
das sehr. Lukrativ sei vor allem, was die
breite Masse sowie Kinder anspricht, und
es müsse interaktiv sein, meint Heinz
Keller von Schweiz Tourismus. Mit einem
interaktiven Weg gibt man dem Gast Ge-
sprächssto� für zu Hause mit. Und Mund-
zu-Mund-Propaganda zählt schließlich
immer noch zu den mächtigsten Instru-
menten der Kundengewinnung.
Wertschöpfung erhöhen. Im Ide-
alfall erhöhen Themenwanderwege die
Wertschöpfung der Region. Der Klangweg
Toggenburg in der Schweiz ist dafür ein
Beispiel. „Das für den Weg kreierte Bahn-
Senn‘s WunderWanderWeg
SAISON
MAGAZIN 55
TIROLER THEMENWANDERWEGE – EIN KURZER STREIFZUG
ST. ANTON AM ARLBERGSenn‘s WunderWanderWegRund um die Sennhütte am Arlberg werden Kinder und interessierte Erwachsene ani-miert, die Natur zu sehen, zu fühlen und zu begreifen. Der WunderWanderWeg besteht aus sechs Bereichen: dem Alpenblumen- und KräuterWeg, einem BarfußPfad, einem Was-serWeg, dem NaturSpielplatz, dem Baumhaus und dem WunderWald. www.wunderwanderweg.at
LEUTASCHKunstweg 22 Bilder und Skulpturen regionaler Kultur-scha� ender zieren den Rand der Langlaufl oi-pe. Objekte von u. a. Ursula Bieler (Kugelster-ne), Ype Limburg, Alois Schild oder Bernhard Witsch (Bergkönig und Königin) verschmelzen mit der Natur zu einem Gesamtkunstwerk.www.seefeld.com
WILDSCHÖNAUFranziskuswegDie neun Darstellungen des Bildhauers Hu-bert Flörl lassen innehalten. Flörl stellt den „Sonnengesang des heiligen Franziskus“ in verschiedenen Formen dar. www.wildschoenau.com
NEUSTIFTBesinnungsweg im PinnistalGerne werden Besinnungswege auch in Zu-sammenarbeit mit örtlichen Kirchen entwi-ckelt, wie es beim Neustifter Besinnungsweg im Pinnistal der Fall ist. Werke des Bildhauers Hansjärg Ranalter zieren hier den Weg. www.stubai.at
SMARTPHONE ALS „SMART GUIDE“Wer am Puls der Zeit sein und vor allem Jugendliche an-sprechen möchte, der bietet GPS-Geräte oder speziel-le Apps für iPhone und Co. an. Informationen und Da-ten der Stationen können per Handy abgerufen werden. Doch der digitalisierte Themenwanderweg hat Nachteile: Zum einen kostet er mehr Geld. Zum anderen lenkt das Hightech-Angebot die Aufmerksamkeit vom Touristen weniger in die Natur als wieder auf das elektronische Gerät, das grundsätzlich bereits eine Konkurrenz zum Wandern darstellt.
KOSTENPUNKT FÜR THEMENWEGE AM BEISPIEL VON SAAS-FEE (CH): Digitalisierte Themenwege: rund 70.000 Euro, das um-fasst Investitionen in und ums Dorf. Vor allem professio-nelle Sprecher und der hinterlegte Tonteppich sind teu-er. Klassische Themenwege mit Tafeln: zwischen 18.000 und 28.000 Euro. Jährliche Unterhaltskosten betragen geschätzte 700 bis 1500 Euro pro Jahr. Der Lebenszyklus eines Themenweges liegt bei rund 10–15 Jahren.
Postbus-Ticket wird pro Jahr 40.000 Mal
verkauft. Regulär kostet das Ticket 24
Franken, halbtags 12 Franken. Geht man
von einem Durchschnittserlös pro Gast
von 15 Franken aus, wären die Anfangsin-
vestitionen von 60.0000 Franken bereits
in einem Jahr amortisiert“, heißt es in der
Schweizer Hotel Revue.
Um erfolgreich zu sein, ist es laut
dem Innsbrucker Tourismusforscher Pe-
ter Haimayer wichtig, sich auf wenige und
gut beschilderte Wege zu konzentrieren.
„Wenn die Wege gut gewartet sind und
Gasthöfe, Hütten und Jausenstationen
am Wegrand liegen, dann kann auch die
Wertschöpfung entsprechend steigen.“
Doch genaue Daten über den wirtschaft-
lichen Mehrwert, den Themenwander-
wege in Tirol bringen, gibt es derzeit
jedoch noch nicht. ×
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Kunstweg in Leutasch
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„Lernprozess auf beiden Seiten“Die Tirol Werbung hat im Sommer ein künstlerisches Experiment gestartet. Sieben international tätige Fotografen wurden losgeschickt, um Tirol im Bild festzuhalten. Wolfgang Scheppe, Leiter des Projekts und renommierter Philosoph, Fotograf und Werber, im Interview
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Für die Tirol Werbung hat Wolfgang Scheppe die Werbekampagne „Gefühlsraum“ konzipiert.
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SAISON: Herr Scheppe, was ist für Sie der besondere Reiz an diesem Projekt? WOLFGANG
SCHEPPE: Ich glaube, dass das
vorliegende Projekt einen Kern der Prob-
lematik betri t, mit dem alle Beteiligten zu
tun haben. Ein Subjekt der touristischen
Werbung, wie die Tirol Werbung, muss
sich fragen, wie unter den gegebenen
Umständen einer Kultur des kritischen
Konsumenten glaubwürdige und authen-
tische Bilder dem allgegenwärtigen Zwei-
fel am geschönten und fi ktionalisierten
Katalogbild begegnen können. Und die
von uns eingeladene Elite europäischer
Landschaftsdokumentaristen im Feld der
Fotografi e muss sich fragen, wie eine
zeitgenössische Ästhetik imstande sein
kann, emotive Inhalte der Hinwendung
zur Substanz eines Sehnsuchtsortes
aufzunehmen, Gefühle, die sie wirklich
auslösen kann, ohne ihre Maßstäbe des
Realismus zu verletzen.
Wie haben Sie sich der Aufgabe angenä-hert? Ich habe über ein Jahrzehnt lang
mit diesem Problem gekämpft und mich
an ihm abgearbeitet. In diesen zehn Jah-
ren sind wirkliche Glücksfälle entstanden,
bei denen die ö entlichen Reaktionen
den Überlegungen recht gaben, die ich
in die Konstruktion des Bildes investiert
habe. Das gilt etwa für das berühmte
„Gefühlsraum“-Foto. Es gab aber auch
viele Enttäuschungen und oft ein Schei-
tern an der Gratwanderung zwischen Do-
kument und Überhöhung, etwas, das in
der Landschaftsmalerei der Erhabenheit
eine lange Tradition hat. Dieses Projekt
sollte diese Auseinandersetzung auf eine
höhere Stufe heben: Ein kollektives Expe-
riment, das die künstlerischen und hand-
werklichen Fähigkeiten zusammennimmt
mit einer einführenden theoretischen
Überlegung und einem fortgesetzten
Dialog, an dem alle beteiligt waren, die
Künstler, die Denker und die Tirol Werber.
Wie kam die Auswahl der Fotografen zustande? Ich habe in der Vergangen-
heit viel mit dem deutschen Fotografen
Jörg Koopmann zusammengearbeitet.
Er ist nicht nur ein vielpublizierter und
bedeutender Praktiker des Genres, mit
grenzüberschreitenden Erfahrungen in
der künstlerischen Fotografi e, dem Bild-
journalismus und der Reisefotografi e, er
hat sich immer auch als Integrationsfi gur
der gegenwärtigen fotografi schen Szene
betätigt, Ausstellungen und Konferenzen
organisiert. Auch seine Bücher waren
immer als Beitrag zur Entwicklung eines
aktuellen Bilddenkens gedacht.
Die Rolle, die er in dieser Kultur
spielt, hat es mit sich gebracht, dass sein
Enthusiasmus sich auf die Angesproche-
nen übertragen hat. Das erstaunliche
Resultat: Die absolute A-Liste der Spezia-
listen und künstlerisch Renommiertesten
hat zugesagt und sich zu diesem außer-
gewöhnlichen Experiment versammelt.
Liest man die Biographien der einzel-nen Fotografen, fällt auf, dass für die meisten die Aufgabe neu ist, für eine Tourismuswerbe-Organisation zu fo-tografi eren. Die Werke der Fotografen zeigen die ungeschönte Umwelt. Kann man der Tourismuswerbung so viel Re-alität zumuten? Das ist eine der Fragen,
die die erste Tagung mit Spannung aufge-
laden hat und auch als zu überwindende
Schere im Kopf bei den Produktionen,
Wanderungen und Fotoexkursionen noch
zu spüren war. Es ist eine Frage, die sich
am Ende des Experiments wieder stellen
wird. Ich bin mir aber sicher, dass ihre Be-
antwortung einen Lernprozess auf beiden
Seiten voraussetzt. Deshalb ist der Kontakt
mit der zeitgenössischen Stellung eines
künstlerisch Sehenden so wichtig für die
normalerweise davon getrennt arbeiten-
den Werber. Und umgekehrt müssen die
Fotografen die Welt der Zwecke erfahren
haben, in der ihre Fotos eingesetzt wer-
den. Beide müssen in meinen Augen mehr
der Bildung trauen, die beim breiten Pu-
blikum im Kontakt mit guten Fotografi en
heute unterstellt werden kann.
Was erwarten Sie sich als Endprodukt?
Ein Buch, das die Auseinandersetzung,
ihre Polaritäten und Spannungsfelder wi-
derspiegelt. Ein Buch, in dem die Autoren
die ikonischen Eindrücke fi nden können,
die Tirol in ihnen hinterlassen hat, in dem
aber auch der Einheimische und sein pro-
totypischer Vertreter, die Tirol Werbung,
ein Fremdbild ihrer Landschaft erblicken
können, das ihrem Selbstbewusstsein zu
entsprechen vermag.
Sie haben für die Tirol Werbung außer-gewöhnliche Projekte gestartet und wa-ren damit sehr erfolgreich. Ist es heute sehr viel schwerer, mit guter Werbung aufzufallen? Ja. Es gibt einen Verlust
verbindlicher Kontaktstellen zur Ö ent-
lichkeit. Es gibt neue Medien, die weniger
geeignet sind für einen zentralen Sender
oder ein kommerzielles Subjekt, das eine
Verlautbarungspolitik betreibt und mehr
einer unendlich großen demokratischen
Debatte der Konsumenten, die ihre ei-
genen Sender wurden, das Wort gibt.
Insgesamt hat die Reizüberfl utung mit
kommerziellen Signalen es unabdingbar
für den Einzelnen gemacht, sich dem
Spam zu verschließen. Normale Werbe-
botschaften sind unsichtbar geworden,
weil sie als störend und bedrückend
empfunden werden.
In welche Richtung geht die Werbe-welt. Ist es noch sinnvoll, Kampagnen im klassischen Sinne zu fahren, oder ist
ZUR PERSON Der Fotograf, Philosoph, Werber und Universitätsprofessor Wolfgang Scheppe, 1955 in München geboren, studierte Philosophie und Linguistik mit Schwerpunkt Kommunikations- und Sprach-theorie. 1993 Gründung der mehrfach ausgezeichneten Kreativagentur SBA. Heute Lehrtätigkeit in Italien und der Schweiz. Wolfgang Scheppe war bereits mehrmals für die Tirol Werbung tätig. Er entwickelte die Werbekampagne „Gefühlsraum“ oder auch die 360-Grad-Panorama-Bilder, genannt „Big Horizons“. Er lebt und arbeitet in Venedig und New York.
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Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut. Fuchsteufelswildkönnte man werden, wenn man sich durch tausende Seiten eines Rechtsratgebers quält. Dabei gehts doch viel einfacher:
Die Rechtsberatung für Tourismusunternehmer - kompetent und kostenlos: Telefon: 05 90 90 5 - 1215 E-Mail: [email protected] Internet: wko.at/tirol
Boutique-Marketing der Weg, die Ziel-gruppe zu erreichen? Intelligente, über-
raschende, individuelle und schließlich
schöne Inhalte, deren Beurteilung dem
kommunikativen Gegenüber überlassen
ist, werden imperative und persuasive
Formen der Werbung ablösen. Man tri t
sie als normaler Mensch dort an, wo man
Botschaften mit Interesse begegnet. Es
sind dies persönliche Medienplätze.
Sie haben mit Migropolis in Venedig eine Arbeit vorgelegt, die international beachtet wurde, aber nicht das Venedig aus touristischer Sicht zeigt. Was hat Sie bewogen, für die Tirol Werbung wieder tätig zu werden? Das Interesse an den ak-
tuellen Entwicklungen in der Geschichte
der Fotografi e. Das Interesse an dem, was
ich Bildhandlung nenne. Die Gewissheit,
dass dieser Workshop ein zentrales The-
ma tri t, das Verhältnis von Dokumen-
tation und Fiktionalisierung. Der feste
Wille, man müsse Werbern einfach klar
machen, was sich im Bildersehen der
Gesellschaft verändert hat und warum
ihre Überlegungen diesen Entwicklungen
hinterherhinken. Und schließlich: Eine
sorgende Zuneigung zu der Landschaft
des Transitlandes Tirol, das denen, die
es durcheilen, mehr zu bieten hat, als sie
sich träumen lassen. Diesen Traum muss
man ihnen beweisen. Mit Bildern, die der
konservativen Stellung der Tourismus-
wirtschaft zunächst erstaunlich, vielleicht
sogar schockierend vorkommen mögen.
Ist Fotografi e Kunst oder Handwerk? Eine Frage, die so alt ist wie das Medium
selbst. Ich selbst bin mehr interessiert an
Kunst mit Fotografi e denn einer Fotogra-
fi e als Kunst. Dieser Diskurs existiert seit
den 60er Jahren des letzten Jahrhun-
derts. Vielleicht hat die Lösung für diese
tief-metaphysische Frage der englische
Philosoph Ruskin gefunden, der in der
Malerei des Frühmittelalters, als sein
Autor den gesellschaftlichen Rang eines
Handwerkers hatte, eine größere spiritu-
elle Tiefe gesehen hat, als sie das zum
Rang des Künstlers erhobene Genie der
Renaissance noch hätte erscha en mö-
gen. Vielleicht liegen die Qualitäten von
großer Kunst in der Handwerksbeschei-
denheit ihres Schöpfers.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
∞ Maren Krings, geb. 1980 lebt in Bad Langensalza und Tirol
∞ Michael Danner, geb. 1967, lebt in Berlin
∞ Dominik Gigler, geb. 1968, lebt in München∞ Jörg Koopmann, geb. 1968, lebt in München∞ Andrew Phelps, geb. 1967, lebt in Salzburg∞ Matthias Ziegler, geb. 1964, lebt in München∞ Monika Höfl er, geb. 1977, lebt in München
DIE FOTOGRAFEN
Unter der Leitung von Wolfgang Scheppe sind bis Ende September sieben renommierte Fo-tografen im Land unterwegs. Ihr Auftrag lau-tet, Tirol in realistischen Bildern, die sich durch einen anderen Blickwinkel auszeichnen, fest-zuhalten. „Es ist ein Kunstprojekt“, erklärt Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung. „Künstlerische Leistungen haben der Tirol Werbung immer gut getan. Es ist ein Projekt abseits des Alltagsgeschäfts. Uns geht es dar-um, unsere Bildsprache zu erneuern. Das Herz jeder Kampagne ist das Bildarchiv.“ Im Herbst werden die Werke gesammelt und begutach-tet. Die Verö entlichung des Bildbands ist für kommendes Jahr geplant.
DAS EXPERIMENT
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E in Traum ist wahrgeworden
– Tirol ist das Zentrum euro-
päischer Filmscha� ender!“. Mit
diesen Worten begrüßte Cine-Tirol-Leiter
Johannes Köck fünfzig Filmproduzenten
aus 28 europäischen Ländern sowie zahl-
reiche Experten der internationalen Film-
branche. Auf Initiative von Cine Tirol tagten
diese Anfang Juli in Seefeld, um im Rahmen
des Aus- und Weiterbildungsprogramms
der Organisation EAVE neue Filmprojekte
zu entwickeln und zur erfolgreichen Um-
setzung zu führen. Der Workshop in Tirol
diente dabei der abschließenden Bear-
beitung der Drehbücher, der Projektent-
wicklung und dem Networking auf hohem
Niveau. Zusätzlich wurde den Teilnehmern
ein umfangreiches Rahmenprogramm ge-
boten, um das neue Fördermodell „Films-
tandort Österreich“, das Filmland Tirol und
die vielfältigen Unterstützungsmöglichkei-
ten von Cine Tirol kennenzulernen.
Wertvolle Kontakte. „Wir haben
uns um die Akquisition dieses EAVE-
Workshops sehr bemüht, weil wir da-
durch unser fi lmisches Netzwerk enorm
erweitern können – die persönlichen
Kontakte werden uns helfen, auch in
den kommenden Jahren spannende
Filmprojekte nach Tirol zu führen, weil
die internationale Filmbranche durch
besondere Beziehungen verbunden ist.
Die durch die Veranstaltung in Seefeld
geknüpften Verbindungen werden wir
für unsere Zielsetzungen als führendes
Filmland der Alpen zu nützen wissen –
für diese überaus erfolgversprechende
Zusammenarbeit mit EAVE sind wir sehr
dankbar!“, zieht Johannes Köck erfreut
Resümee.
Wie erho� t, scha� te die Tagung
in Seefeld eine einzigartige Möglichkeit
für Cine Tirol, viele Filmproduzenten,
Drehbuchautoren und weitere Experten
der internationalen Filmbranche in Tirol
persönlich kennenzulernen und darüber
hinaus in das Netzwerk von rund 1000
Filmscha� enden in Europa und darüber
hinaus einzutreten. ×
Netzwerk erweitertIm Juli war Tirol für ein paar Tage Zentrum des europäischen Films. Auf Initiative der Cine Tirol tagten Produzenten und zahlreiche Experten der internationalen Filmbranche in Seefeld.
Von links nach rechts: Danny Krausz (Dorfi lm), Kristina Trapp (EAVE), Arie Bohrer (Location Austria),
Gerlinde Seitner (Österreichisches Filminstitut), Peter Zawrel (Filmfonds Wien), Johannes Köck (Cine Tirol)
DIE EAVE Die Organisation EAVE (European Audiovisual Entrepreneurs) mit Sitz in Luxemburg ist nicht nur eine der führenden Aus- und Weiterbil-dungseinrichtungen für Filmscha� ende in Eu-ropa, sondern stellt auch ein herausragendes Netzwerk mit rund 1000 europäischer Filmpro-duzenten als Absolventen und 200 Referen-ten aus über 30 Ländern dar; dieses Netzwerk bezieht zudem zahlreiche Fachveranstaltun-gen in Europa und Übersee ein. Kernstück des Trainingsprogramms ist das Angebot der EAVE-Workshops – innerhalb eines Jahres nehmen rund 50 ausgewählte Filmproduzenten an drei jeweils einwöchigen Workshops in drei euro-päischen Ländern teil und werden dabei von führenden Referenten speziell in den Bereichen „Development“, „Packaging and Finance“ und „Distribution“ begleitet. Die Teilnehmer bringen dafür konkrete Projekte mit, um sie mit den Er-fahrungen der Workshopserie zu realisieren und auf den Markt zu bringen.
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Kulturtreiben im GebirgeMit einer breit gefächerten Kampagne unter dem Motto „Keine Berge. Trotzdem Tirol“ positioniert die Tirol Werbung zurzeit Tirol als Kulturland. Ihr Herzstück, die Website kultur.tirol.at, richtet sich an Kulturinteressierte aus dem deutschsprachigen Raum und an Tiroler Kulturscha� ende.
VON ES THER PIRCHNER
K eine Berge. Trotzdem Tirol“ –
so mancher, der in letzter Zeit
an einem der Grenzstellenpla-
kate der Tirol Werbung vorbeigefahren ist
oder eine (Kultur-)Zeitung mit Bezug zu
Tirol aufgeschlagen hat, mag sich dar-
über gewundert haben, dass die Berge
in Tirol in den Hintergrund treten. Mit
Werbesujets, die Szenen aus dem heimi-
schen Kulturgeschehen zeigen, setzt die
Tirol Werbung das Scha� en der kreativen
Kräfte im Land wirkungsvoll in Szene. Auf
den zweiten Blick o� enbart sich, dass die
Kultur in Tirol mit den Bergen eng vernetzt
ist, schließlich leuchten sie an den Rändern
der Bilder und durch den ausgestanzten
Schriftzug hervor.
Damit setzt die Tirol Werbung eine
Richtlinie aus dem Tiroler Regierungspro-
gramm vom Herbst 2008 um: der Kultur
in Tirol einen besonderen Stellenwert zu
geben und den Fokus nicht mehr nur auf
die Außenwirkung kulturellen Handelns zu
legen, sondern dem Bemühen um Kultur
auch eine innenwirksame Komponen-
te zu verleihen. Die aus dieser Vorgabe
seit 2009 entwickelte und umgesetzte
Kampagne umfasst eine ganze Reihe
von Maßnahmen: Anzeigen in regionalen
und internationalen Medien und Pro-
grammheften, Online-Werbung, einen
Imagespot, Postkarten, Kleber, eine CD
mit zeitgenössischer E-Musik aus Tirol,
die zusammen mit Col legno produziert
wurde, einen Promotionstand, der bei den
Erö� nungen der wichtigen Festivals wie
den Tiroler Festspielen Erl, den Klangspu-
ren Schwaz, den Innsbrucker Festwochen
und dem Stummer Schrei aufgebaut wur-
de, und anderes mehr.
Kultur auf allen Ebenen. Zentrales
Element der Kampagne ist aber die neue
Website kultur.tirol.at, die Tiroler Kultur auf
allen Ebenen präsentiert. An ihr lässt sich
auch am besten ablesen, in welche Rich-
tung das neue kulturelle Marketingkonzept
weist: Anders als bei den Kulturhighlights,
die bereits seit mehreren Jahren in Hin-
blick auf ihre Außenwirkung konsequent
beworben werden, richtet sich kultur.tirol.
at an drei Zielgruppen: Gäste, die nach Tirol
kommen, Tiroler Kulturinteressierte und die
heimischen Kulturscha� enden selbst.
Dementsprechend verfügt die
Website nicht nur über einen umfassen-
den redaktionell betreuten Bereich, in
dem Artikel, Tipps, Veranstaltungen, Hin-
tergrundinformationen und Porträts von
Kulturereignissen und Einrichtungen zu
fi nden sind, sondern auch und vor allem
Die Gestaltungswelt von „Keine Berge. Trotzdem Tirol“ spielt mit zweit Tirolspezifi ka: Kultur und Berge ©
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Die Vielfalt der Tiroler Kultur steht im Mittelpunkt: Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, Tiroler Volksschauspiele Telfs, Tiroler Volkskunstmuseum, Wiltener Sängerknaben, Operettensommer Kufstein
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über einen Akteursbereich, den Kultur-
scha� ende und -veranstalter selbst mit
Inhalten füllen können. Musiker, bildende
und darstellende Künstler, aber auch Mu-
seumsbetreiber, Konzertveranstalter und
viele andere mehr können den „kommu-
nikativen Dienstleistungsservice“ der Tirol
Werbung kostenlos nutzen und sich als
Akteure auf kultur.tirol.at anmelden. Über
einen einfach zu bedienenden Zugang
können sie sich und ihre Werke in Text und
Bild vorstellen und den Veranstaltungska-
lender der Website bestücken.
Auf diese Weise soll sich die Seite
mit Leben füllen – oder genauer: mit dem
Kulturleben Tirols. Die Bandbreite der The-
men reicht dabei von Fotografi e bis Archi-
tektur, von Kleinkunst bis Volkskunst, von
SO GEHT’SKulturscha� ende und -veranstalter, die sich, ihre Arbeit und ihre Veranstaltungen auf kultur.tirol.at präsentieren wollen, können sich im Akteursbereich der Website registrieren. Einfach die Anmeldung im Menüpunkt „Scha� en“ ausfüllen und schon geht’s los.
Tirol als KulturlandInterview mit Josef Margreiter zur Rolle der Kultur in Tirol
SAISON: Herr Margreiter, wel-chen Stellenwert hat Kultur im Tourismus in Tirol? JOSEF
MARGREITER: Gästebefragun-
gen zeigen, dass die Kultur einen sehr
hohen Stellenwert genießt. Die Gäste
schätzen die Kombinationsmöglichkeit
aus Bergwelt und Kultur. Soll heißen, man
kann sich sportlich betätigen, aktiv sein
und Kultur genießen.
Welche kulturellen Angebote werden von Gästen besonders genützt? Besonders
geschätzt werden „kulturelle Veranstal-
tungen, die Unterhaltung und Spaß bieten“.
Besuche von Museen und Theatern werden
als „Freizeitbeschäftigung“ eingeordnet.
Der Slogan „Keine Berge. Trotzdem Ti-rol“ spielt mit dem fest verankerten Bild vom „Land im Gebirge“. Sind Kultur und Berge in Tirol ein Gegensatz? Nein, ganz
im Gegenteil. Die Symbiose von Kultur
und Bergen ist eine traditionelle Einheit,
die Tirol über Jahrhunderte geprägt hat.
Gerade der Slogan macht darauf aufmerk-
sam, dass unsere Kultur mit dem Alpinen
eine Einheit bildet und die USP darstellt.
Was ist in dieser Hinsicht „typisch tiro-lerisch“? Die Innsbrucker Festwochen,
die Festspiele Erl, die Hofburg – all diese
Veranstaltungen und Institutionen sind
mit der kulturellen Geschichte Tirols und
der alpinen Landschaft eng verbunden.
Auch die für Tirol so typischen zahlreichen
Volksmusikgruppen haben eine mittler-
weile fast 200-jährige Tradition aufgrund
ihrer alpinen Herkunft und Geschichte.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
Brauchtum bis Kulturgeschichte. Wer auch
immer sich für Kultur in Tirol interessiert
– nach Erkenntnissen der Marktforschung
sind dies vor allem Tiroler und Gäste aus
den anderen österreichischen Bundeslän-
dern, aus Süddeutschland, der Schweiz
und dem deutschsprachigen Südtirol –,
wird auf der Website fündig werden. Mit
vielfältigen Suchmöglichkeiten ausgestat-
tet – nach Datum, Region oder Inhalt – soll
kultur.tirol.at nämlich vor allem die Vielfalt
der Tiroler Kultur zeigen und es Kulturin-
teressierten ermöglichen, jederzeit die
für sie passende Veranstaltung zu fi nden
– ganz gleich, ob ihnen der Sinn nach
großem Theater, einem Museumsbesuch
oder dem Besuch eines kleinen, feinen
Konzerts steht. ×
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Neue Zielgruppen, neue Website: kultur.tirol.at ist für kulturinteressierte
Tiroler und Gäste und für Tiroler Kulturscha� ende, die sich und ihre
Arbeit präsentieren wollen.
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I Atem. Musik und das Musizieren
auch als körperliche Erfahrung – bis
an die äußersten physischen Grenzen
– zu begreifen, prägte Heinz Holligers
Kompositionen vor allem in den 1960er und
1970er Jahren. Als Oboist erfand und er-
probte er nicht nur neue Spieltechniken und
Klangspektren, er dehnte diese Forschun-
gen bis zum Äußersten aus: Wie weit reicht
der Atem? Wie weit lässt sich der Herzschlag
erhöhen? Berühmteste Komposition aus
dieser Zeit ist „Cardiophonie“ für Oboe und
drei Magnetophone von 1971, in der sich die
Geschwindigkeit des Stückes jeweils nach
den Herztönen des Spielers richtet, die wie-
derum umso schneller aufeinander folgen,
je schneller der Oboist zu spielen hat – ein
gegenseitiges Sich-Vorantreiben, das die
Grenzen des Machbaren auslotet: Das Stück
endet, wenn der Interpret zu erschöpft ist,
um weiterzuspielen.
II Instrumente. Die Oboe ist Hol-
ligers zentrales Instrument, doch beim
Komponieren hat er sich in den letzten
Jahren von ihr abgewandt. Er kenne sie
schon zu gut und sehe die Gefahr, in
Klischees zu verfallen, wie er in einem
Interview mit dem Schweizer Radio DRS
anlässlich seines 70. Geburtstags 2009
erzählte. „Wenn man für ein Instrument
schreibt, muss es ein Geheimnis haben.
Man muss es im Geist auseinanderneh-
men und neu zusammensetzen.“ Auf
diese Weise näherte sich Heinz Holliger
in letzter Zeit Instrumenten an, mit denen
er „früher nicht so viel anfangen konnte“:
Neuere Stücke entstanden für Posaune
oder für Kontratenor und Naturhorn
(„Induuchlen. 4 Lieder nach Gedichten
von Albert Streich“), und auch darin geht
der Komponist weit über das hinaus, was
spieltechnisch gebräuchlich ist.
III Poesie. Im gesamten Werk Heinz
Holligers fi nden sich Bezüge zu histo-
rischen Persönlichkeiten, die nicht mit
den Maßstäben der Normalität zu mes-
sen sind: Menschen, die an den Rändern
der Gesellschaft in ihren eigenen Welten
lebten und darin Bedeutendes schufen:
Holligers „Scardanelli-Zyklus“ (1975/85)
und die „Turm-Musik“ (1984) gehen auf
den Dichter Friedrich Hölderlin zurück,
der die Hälfte des Lebens in einem Turm
lebte und unter verschiedenen Pseudony-
men (u. a. Scardanelli) Gedichte schrieb.
„Beiseit“ von 1990 ist dem Schweizer
Schriftsteller Robert Walser gewidmet, der
die letzten Jahre in einer Nervenheilanstalt
verbrachte und dessen Spuren am 25. De-
zember 1956 auf einem Spaziergang im
Schnee endeten. 1993 bis 1995 schließlich
komponierte Holliger eine Hommage an
den Musiker und Maler Louis Sutter, der
Mit dem Frankfurter Ensemble Modern und Schülern der Internationalen Ensemble Modern Akademie bestreitet Heinz Holliger zwei Konzertein Innsbruck und Schwaz.
Musik als GanzesMit Heinz Holliger haben die Klangspuren Schwaz einen der bedeutendsten Musiker des 20. und 21. Jahrhunderts aus der Schweiz nach Tirol eingeladen. Der heute 71-Jährige erfasst Musik in ihrer Gesamtheit: als Interpret, Dirigent, Komponist, Begründer von Konzertreihen und nicht zuletzt als Hochschullehrer. Ein Porträt in fünf Kapiteln.
VON ES THER PIRCHNER
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MAGAZIN 63
KLANGSPUREN SCHWAZ9. bis 26.9.20106130 Schwaz/Tirol05242/[email protected]
10.9., 20.00 Uhr, Aula der SOWI InnsbruckKomponistengespräch und KonzertEnsemble Modern, Svetlana Savenko (Sopran), Felix Renggli (Flöte), Ursula Holliger (Harfe), Heinz Holliger (Oboe, Dirigent), Franck Ollu (Dirigent)11.9., 19.00 Uhr, Franziskanerkloster SchwazGespräch und KonzerteTeilnehmer der Internationalen Ensemble Modern Akademie, Cornelia Zach (Stimme), Felix Renggli (Flöte), Lettischer Radio Chor, Heinz Holliger (Dirigent)
CDS MIT MUSIK VON HEINZ HOLLIGERHeinz Holliger, Clara Schumann: Romancendres, 2005Heinz Holliger: Violinkonzert, 2003, Schneewittchen, 1999, Lieder ohne Worte, 1997, Scardanelli-Zyklus, 1993alle CDs © ECM
INSPIRATION
„Ich mache meinen Gang, das führt ein Stückchen weit und heim; dann ohne Klang und Wort bin ich beiseit.“Inschrift auf dem Grabstein von Robert Walser
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Eine von vielen musikalischen Facetten Heinz Holligers: jene des Dirigenten
wegen seines nonkonformen Verhaltens
mit 52 Jahren in ein Altersheim eingewie-
sen wurde und dort zwanzig Jahre bis zu
seinem Tod 1942 verbrachte.
IV Denken/Schreiben. Die Be-
schäftigung mit bestimmten Themen, die
Umsetzung in komponierte Musik fi ndet
vor allem im Kopf statt. Vieles entsteht
über Jahre des Denkens, Konkretisierens,
Verwerfens, Verfeinerns – ehe es in einer
Niederschrift fi xiert wird. Das Violinkon-
zert, die „Hommage à Louis Sutter“ ent-
stand so, aber auch „Romancendres“, ein
Stück über Robert Schumann, das Holliger
15 Jahre „mit sich herumtrug“ und erst
dann in wenigen Tagen zu Papier brachte.
V Dirigieren/Lehren. Alles führt
zusammen: Die Auseinandersetzung
mit Musik verlangt nicht die Speziali-
sierung auf eine Tätigkeit, sondern das
Zusammenwirken mehrerer Ebenen –
die Arbeit als Interpret, als Komponist,
Dirigent und nicht zuletzt als Lehrer. Bei
den Klangspuren wird Heinz Holliger in
allen diesen Bereichen vorgestellt: zum
einen mit den „Sieben Stücken für Oboe
und Harfe“ (1998), dem „Quintett für
Klavier und vier Bläser“ (1989), den „Jah-
reszeiten“ (aus dem „Scardanelli-Zyklus“)
und der „Turm-Musik“; zum anderen als
Dirigent und Lehrer bei der Ensemble
Modern Akademie der Klangspuren. Mit
den teilnehmenden Musikern erarbeitet
und spielt er zentrale Werke des 20. Jahr-
hunderts. Ergänzend dazu geben Künst-
lergespräche zwischen Holliger und den
Musikern Aufschluss über musikalische
Zugänge und Hintergründe – ein Ge-
samtbild mit vielen Schattierungen und
Abstufungen. ×
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65 SAISON
KOMMENTARE
Nur gemeinsam sind wir stark VON ALOIS SCHÖPF
Die Sache mit der Kunst im Sommer VON ERNS T MOLDEN
VON ALOIS SCHÖPF
Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.
Ernst Molden lebt als Dichter und Songwriter in Wien. Heuer wurde sein Sing-spiel „Häuserl am Oasch“ am Rabenhoftheater uraufgeführt.
W ir können von Glück sprechen, dass die
Geschichte auf die heimischen Medien be-
schränkt blieb. Die aberwitzige Aktion, über
einen Trail oberhalb von Innsbruck ein Stahl-
seil zu spannen, um lästige Mountainbiker fernzuhalten, hätte sich
in der „Bild“-Zeitung prächtig gemacht und zur höheren Ehre Tirols
wahrlich wenig beigetragen. Umso intensiver ist, bevor sich solche
oder ähnliche Totschlagversuche wiederholen, interne Besinnung
angebracht. Denn dass zwischen den Mountainbikern, die es als
hip betrachten, sich über den österreichischen Restriktionswahn
hinweg zu setzen, und dem Rest derer, die den Berg ebenfalls
nutzen wollen, der Haussegen gleich einmal schief hängt, dürfte
bekannt sein.
Und das ist gefährlich in einem Land, das sich seine touris-
tische Poleposition seit den weltweit ersten Tourismusgesetzen
und der Gründung von Verschönerungsvereinen Ende des 19.
Jahrhunderts durch die Zusammenarbeit der verschiedensten Be-
völkerungsgruppen erkämpft hat. Heute scheint dieses Mitei nander
zunehmend einem sturen Beharren auf dem jeweils eigenen Stand-
punkt zu weichen. Es sei an den Dauerstreit Gemeinden contra
Agrargemeinschaften erinnert, dem wir bereits das Ende einiger
I ch misstraue dem Sommertheater. Zutiefst eigentlich.
Ich habe meinen Akkordeonisten einmal gebeten, mir
einen Revolver anzusetzen, wenn ich je in Versuchung
kommen sollte, selbst ein Sommertheater zu leiten. Das
sprach ich im Scherz, aber tief drin schlummert ein Kern von
tiefer Überzeugung. Sommertheater darf in Österreich ja fast
jeder leiten. Es reicht zu sagen „Ich will“ und schon greift einem
eine Gemeinde, die irgendwas wie ein Schloss, eine Ruine oder
ein natürliches Amphitheater aufzuweisen hat, unter die Arme.
Ehemalige Fernsehsprecher, betagte Schau-
spieler und Schauspieler innen, die einem
schon in der Grundschulzeit in den seligen
Siebzigern auf den Geist gegangen sind,
die man dann aber vergessen hat,
tauchen plötzlich wieder auf, erheben ihre Häupter
auf grafi sch schaurigen Großplakaten und geben
sich als das zu erkennen, was sie nunmehr sind:
Intendanten oder Intendantinnen eines Sommer-
theaters.
Ich will hier keineswegs behaupten, alles
Sommertheater sei schlecht, aber der Grundgedanke
von Sommertheater – also Kunst als genau bemessener,
möglichst unanstrengender Teil eines gut durchmischten
Sommerfrische-Stundenplans – führt dazu, dass viele
Beteiligte mit, nun, eingeschränktem künst-
lerischen Talent befreit genauso arbeiten,
wie sie es halt können, denn mehr wäre
dem Sommertheatergast eh zu viel.
beliebter Ausfl ugsalmen verdanken. Oder an die o� en-
bar schiere Unmöglichkeit, im Zeitalter schrumpfender
Ölreserven auf Konsensbasis neue Wasserkraftwerke zu
errichten, Skigebiete zu erweitern oder gar ein Hotelressort
in ein Naturschutzgebiet zu verlegen, wo es für Gäste,
welche die Natur suchen, eigentlich stehen sollte.
Die einen leben unmittelbar vom Land,
die anderen betrachten es als Freizeitgelände,
die dritten als Radikalalternative zur belasten-
den Urbanität, die vierten als Jagdrevier, die
fünften als Sportgerät, die
sechsten als ihr Eigentum,
die siebten als Meditationsbühne. Die
Liste, wie man von Tirol profi tiert und profi tieren
kann, ist lang. Allerdings auch nur deshalb, weil
durch eine bisher aufeinander abgestimmte Nut-
zung ein Wohlstand entstanden ist, der überhaupt erst all die neuen
Nutzungen möglich machte.
Es bleibt uns nichts übrig, als weiterhin ein ästhetisch über-
zeugendes Gemeinschaftsprodukt vieler aufeinander abgestimm-
ter Bedürfnisse und Sehnsüchte zu bilden. Ein Land der Bauern, die
von ihren Produkten leben können, der Wanderer, der Radler, der
Jäger, der Kletterer, der Wasserkraftwerke, Skifahrer, Tourengeher
und Naturschutzgebiete. Wenn wir das nicht scha� en, sägen wir
am Ast, auf dem wir erfolgreich seit Jahrzehnten sitzen. ×
Mit der Sommermusik ist es nicht viel besser. Die meiste Festival-
programmierung ist inhaltlich belanglos, bewegt sich, abgesehen
von leichten geschmacklichen Schlagseiten, im Mainstream, baut
sich auf der logistischen und technischen Seite aber gewaltig,
dröhnend, stil- und gefühllos in der Landschaft auf. Als Musiker
bleibt einem aber nicht viel übrig, als in diesem Zirkus mitzureisen.
Und along the road fi elen mir heuer zwei Festivals auf, die es
besser machten, anders, angenehmer. Beide fi nden in Niederös-
terreich statt – eins im Waldviertel (das Musikfest Waidhofen an
der Thaya), eins im Mostviertel („More Ohr Less“ in Lunz am See).
Das Waidhofener Musikfest ist eine gewachsene Ver-
anstaltung aus den Hippiezeiten, früher hieß es Folkfestl, jetzt
ist es moderner, fi ndet aber immer noch in der alten Thaya-
Badebaracke von damals statt. Das Lunzer „More Ohr Less“ ist
intellektueller ausgerichtet, verbindet Konzerte mit Vorträgen
und Performances, fi ndet auf der beeindruckenden kleinen See-
bühne von Lunz statt, die sich ö� nen lässt wie eine hydraulische
Muschel.
Und noch was haben die Festivals gemeinsam. Strukturell
sind sie überschaubar. Inhaltlich wollen sie aber mehr sein als
die Kunststunde im großen Sommerfrischeplan. ×
„Es bleibt uns nichts übrig, als weiterhin ein ästhetisch überzeugendes Gemeinschaftsprodukt vieler aufeinander abgestimmter Bedürfnisse und Sehnsüchte zu bilden.“
„Ich habe meinen Akkordeonisten einmal gebeten, mir einen Revolver anzusetzen, wenn ich je in Versuchung
kommen sollte, selbst ein Sommertheater zu leiten.“schon in der Grundschulzeit in den seligen
Siebzigern auf den Geist gegangen sind,
die man dann aber vergessen hat,
tauchen plötzlich wieder auf, erheben ihre Häupter
auf grafi sch schaurigen Großplakaten und geben
sich als das zu erkennen, was sie nunmehr sind:
Intendanten oder Intendantinnen eines Sommer-
theaters.
Ich will hier keineswegs behaupten, alles
Sommertheater sei schlecht, aber der Grundgedanke
von Sommertheater – also Kunst als genau bemessener,
möglichst unanstrengender Teil eines gut durchmischten
Sommerfrische-Stundenplans – führt dazu, dass viele
Beteiligte mit, nun, eingeschränktem künst-
lerischen Talent befreit genauso arbeiten,
wie sie es halt können, denn mehr wäre
66 SAISON
NACHGEFRAGT
DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Salzburg, Elounda Bay (Kreta), Santa Tal, Cordillera Blanca (Peru)
DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Kundenfreundlichkeit, Verlässlichkeit und faires Preis-Leistungs-Verhältnis
DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Unfreundlichkeit, Schlamperei, Preistreiberei
DER SCHÖNSTE BERG TIROLS: Der Habicht im Stubaital
DAS BESONDERE AM STUBAIER GLETSCHER: Große Gletscherfl ächen und zahlreiche Abfahrten von leicht bis sehr
schwierig. Der neue Carving-Stil erfordert viel Platz für jeden einzelnen Fahrer.
DIESER BERGFÜHRER MUSS NOCH GESCHRIEBEN WERDEN: Ich habe in meiner Studentenzeit die Alpenvereinsführer Karwendel,
Stubaier Alpen, Ötztaler Alpen und Zillertaler Alpen verfasst, die mein Sohn Walter Klier laufend auf den neuesten Stand bringt.
LIFTFAHREN ODER SELBER GEHEN? Beides! Für eine Besteigung des Zuckerhütl wählen viele Gäste die
Au� ahrt mit einer unserer Bahnen, dann geht’s zu Fuß weiter.
DREI WORTE ZUM KLIMAWANDEL: Anfang der 80er Jahre gab es einen beachtlichen Gletschervorstoß.
Damals wollte man uns mit einer neuen Eiszeit Schrecken einjagen. Die Eiszeit kam nicht. Für heute und für immer gilt: Jeder vernünftige Mensch wird möglichst sparsam mit unseren Ressourcen umgehen.
BRAUCHT TIROL NOCH MEHR LIFTE? Die Zahl der Wintersportler ist europaweit rückläufi g; ich glaube nicht,
dass man derzeit neue Lifte braucht.
DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Skilauf bis in die Dreitausender-Regionen sorgt für sichere Schneelage
im ganzen Land.
DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Neue Attraktionen im Sommer (siehe WildeWasserWeg im Stubai)
sind notwendig.
DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Aussichtsplattform TOP OF TYROL am Stubaier Gletscher auf 3210 m
Höhe, mit grandiosem Rundblick auf die gesamten Tiroler Hochalpen.
LETZTER URLAUB (WANN UND WO): Eine Woche Kreta im Frühsommer.
ICH LERNE VON: Ich lese eifrig die Kataloge der großen Tourismusanbieter.
DAS KÖNNEN TIROLS TOURISTIKER GUT GEBRAUCHEN: Tourismus ist ein hartes Geschäft – ob Seilbahnunternehmer, Hotelier
oder Privatzimmervermieter; und der Tourismus hat sich als solide Stütze in Zeiten der Krise erwiesen. Dafür hätte sich der Touristiker mehr Anerkennung und Wohlwollen verdient.
1 5 FR AG EN A N . . .
Heinrich Klier
Dr. Heinrich Klier (83) ist Gründer und Vorstands-vorsitzender der Wintersport Tirol AG, Schriftsteller und Alpinist.
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