s3-leitlinie 2012 zur mammakarzinomnachsorge; 2012 s3 guidelines on breast cancer follow-up;
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Gynäkologe 2012 · 45:460–466DOI 10.1007/s00129-011-2921-5Online publiziert: 27. April 2012© Springer-Verlag 2012
C.C. Hack1, 4 · M.P. Lux1, 4 · B. Gerber2 · M.R. Bani1, 4 · R. Schulz-Wendtland3, 4 · M.W. Beckmann1, 4
1 Universitäts-Brustzentrum Franken (UBF), Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
2 Universitätsfrauenklinik und Poliklinik, Klinikum Südstadt der Hansestadt Rostock3 Universitäts-Brustzentrum Franken (UBF), Radiologisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen,
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg4 Comprehensive Cancer Center Erlangen-Nürnberg
S3-Leitlinie 2012 zurMammakarzinomnachsorge
Seit den 1980er-Jahren ist die alters-standardisierte Inzidenz von Mam-makarzinomen um etwa 50% ange-stiegen [27]. Die Zahl von Neuerkran-kungen stieg seit 1995 um mehr als 65% auf jährlich etwa 71.500 Erkran-kungen allein in Deutschland. Die Fünfjahresprävalenz lag im Jahr 2012 bei bei 273.000 Frauen mit einem Mammakarzinom, im Jahr 2010 bei 249.600 Frauen. Jede Empfeh-lung zum Thema Nachsorge hat des-halb enorme Einflüsse auf Über- und Untertherapien als auch gesundheits-ökonomische Aspekte.
Ziele der Nachsorge
Welche Ziele verfolgt die Nachsorge? Während bei der primären Prävention eine Erkrankung bei gesunden bzw. augenscheinlich nicht betroffenen Individuen verhindert werden soll und bei der sekundären Prävention eine Früherkennung bzw. Intervention – möglichst bevor die Erkrankung klinisch nachweisbar ist – erfolgt, sollen bei der tertiären Prävention, der Nachsorge, das Wiederauftreten der Erkrankung (Rezidiv, Metastase), Sekundärerkrankungen oder Komplikationen verhindert werden. Dabei wird das möglichst frühe Erkennen von Metastasen und dementsprechend das Einleiten einer frühen, jetzt palliativen Therapie explizit nicht genannt.
Die Nachsorge ist nicht nur als Verlaufskontrolle oder Nachbeobachtung der behandelten Erkrankung zu verstehen (. Abb. 1). Neben der Erkennung von lokoregionären bzw. intramammä
ren Rezidiven, kontralateralen Mammakarzinomen und Zweitkarzinomen soll sie vorzugsweise die physische und psychische Gesundung sowie die psychosoziale Rehabilitation unterstützen. Damit sind die Schwerpunkte F die generelle Gesundheitserhaltung, F die Schulung und Beratung (z. B. über
Rehabilitation, berufliche Reintegration, soziale Reintegration, Förderung des Selbstbewusstseins, Brustrekonstruktion und Prothetik) und
F die psychoonkologische Unterstützung [30].
Weitere wichtige Ziele sind F die Diagnose und Therapie von Fol
gen bzw. Nebenwirkungen der vorhergegangenen Krebsbehandlung
(z. B. FatigueSyndrom, Lymphödem, Hormonausfallserscheinungen, Fertilitätsstörungen, Sensibilitätsstörung),
F bei Beschwerden oder begründetem Verdacht die gezielte Suche nach Fernmetastasen, der Abbau von Ängsten und
F die Verbesserung der Lebensqualität [2].
Sicht der Patientinnen
Mit diesen Zielen vor Augen stellt sich die Frage, welche Sicht die Patientinnen haben bzw. welche Anforderungen und Wünsche sie an die Nachsorge stellen. Renton et al. [26] führten dazu eine Befragung von 134 betroffenen Frauen durch. Im Fokus standen dabei vor allem Informationen über das eigene Rezidivri
Das „normale Leben“ nach Krebs
Interaktive MedizinAnamneseKlinische SymptomePersönliches Gespräch
Soziale HilfestellungBeru�iche ReintegrationSoziale ReintegrationSoziale KompetenzFörderung Selbstbewusstsein
Psychologische InterventionDepressive Verstimmung, Ängste, Nervosität, AnspannungStärkung des SelbstwertgefühlKrankheitsbewältigungFamilie, Partnerschaft, SexualitätTodesangst
Individuelle Behandlung,Betreuung, Begleitung
Allgemeine MaßnahmenÜbelkeit, ErbrechenChonic Fatigue SyndromSchmerzenNarben/AdhäsionenLymphödem/sek. FolgenKörperliche LeistungsfähigkeitHormonausfallserscheinungenSensibilitätsstörungLokalrezidivMetastasenZweiterkrankung/-malignom
Spezielle MaßnahmenProthetikKompensation/SelbstversorgungBerufsbezogene Trainingsaktivitäten
TherapiemonitoringLangzeittherapienNebenwirkungenLangzeitfolgenRezidiv/MetastasenÜberleben
Schulung und InformationErnährung und LebensstilRisikoreduktionProphylaxe von Lymphödem, Thrombose, KontrakturenStressbewältigungKomplementäre Therapien Familiäre Disposition
Abb. 1 8 Individuelle Behandlung, Betreuung und Begleitung der Patientin mit Mammakarzinom für ein „normales Leben“ nach Krebs. (Mod. nach [2])
RedaktionR. Kreienberg, Ulm
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Leitthema
siko (70%), Therapieeffekte und Nebenwirkungen (61%) und das Risiko einer Mammakarzinomerkrankung der Töchter (41%). Diese Themen sind wichtige Inhalte der Nachsorge und sollten immer angesprochen werden.
In einer weiteren Umfrage [5] wurden bei 84 Patientinnen in unauffälliger Nachsorge und adjuvanter Situation 2 bis 4 Jahre nach der Ersterkrankung gezielt die Anforderungen von Patientinnen an Nachsorgeuntersuchungen untersucht. Patientinnen hatten eine sehr hohe Erwartungshaltung an die Nachsorgeuntersuchungen; 88% glaubten, dass eine frühe Diagnose von Metastasen zu einer Heilung führen kann.
Es zeigt sich also ein hoher Glaube an die Effektivität der Nachsorgeuntersuchungen. Zudem wünschten diese Patientinnen zusätzliche Untersuchungen, z. B. Röntgenuntersuchungen des Thorax oder Laborkontrollen. Dieses war assoziiert mit höheren Werten auf der HADS(Hamilton An
xiety and Depression)Skala. Des Weiteren bevorzugten die meisten Patientinnen eine lebenslange Nachsorge mit halbjährlichen Intervallen in einem Krankenhaus.
» Eine Intensivierung des Nachsorgeprogramms scheint Patientinnen zu beruhigen
Die Ergebnisse korrelieren mit einer Untersuchung von Stemmler et al. [31]: In dieser gaben 83,1% der nicht in Selbsthilfegruppen organisierten Frauen und 87,4% der Frauen in Selbsthilfegruppen an, dass eine Intensivierung des Nachsorgeprogramms zu einem Gefühl der Sicherheit und Beruhigung führen würde.
Sicht des Arztes
Auf Basis der aktuellen Datenlage sollte die Nachsorge der Frau mit Mammakarzinom nach den allgemeingültigen und
etab lierten Leitlinien erfolgen. Die intensivierte Nachsorge kann derzeit nicht empfohlen werden, was künftig durch Fortschritte in der Diagnostik und Therapie anders bewertet werden könnte.
Untersuchungen zur Effektivität einer intensivierten Nachsorge sind schwierig, da sie ein prospektives Design, eine Randomisation, eine ausreichende Patientinnenzahl, eine IntentiontotreatAnalyse und ein ausreichendes Followup benötigen. In der oben genannten Untersuchung von Stemmler et al. [31] wären nur 27,1% der nicht in Selbsthilfegruppen organisierten Frauen bzw. 26% der Frauen in Selbsthilfegruppen bereit, sich für eine prospektive Studie zu dieser Thematik randomisieren zu lassen. Zudem ist es schwierig, für Studien zu dieser Fragestellung Sponsoren zu gewinnen. Die Effektivität einer Intensivierung kann also nur auf Metaanalysen zu FollowupStrategien beurteilt werden.
In einer CochraneAnalyse von 2009 wurden die Datenbanken Cochrane Con
Tab. 1 Vergleich der Intervalle in der Nachsorge des Mammakarzinoms nach Empfehlungen der interdisziplinären S3-Leitlinie von 2008 mit 2012
2008
I. Nachsorgeuntersuchungen bei Mammakarzinom
Nachsorge Früherkennung
Jahre nach Primärtherapie 1.–3. Jahr 4. und 5. Jahr 6 und weitere Jahre
Anamnese Körperliche Untersuchung Aufklärung/Information
Vierteljährlich Halbjährlich Jährlich
Laboruntersuchungen, Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren (Ausnahme: Mammographie)
Nur bei klinischem Verdacht auf Rezidiv und/oder Metastasen
II. Nachsorgeuntersuchungen bei Mammakarzinom – Mammographie
Jahre nach Primärtherapie 1.–3. Jahr Ab 4. Jahr
Brusterhaltende Operation Befallene Brust Kontralaterale Brust
Mindestens einmal jährlicha Einmal jährlich
Einmal jährlich
Mastektomie – kontralaterale Brust Einmal jährlich
2012
I. Nachsorgeuntersuchungen bei Mammakarzinom
Nachsorge Früherkennung
Jahre nach Primärtherapie 1.–3. Jahr 4. und 5. Jahr 6 und weitere Jahre
AnamneseKörperliche UntersuchungAufklärung/Information
Vierteljährlich Halbjährlich Jährlich
Laboruntersuchungen, Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren (Ausnahme: Mammographie und Mammasonographie)
Nur bei klinischem Verdacht auf Rezidiv und/oder Metastasen
II. Nachsorgeuntersuchungen bei Mammakarzinom – Brustdiagnostik nach BET bzw. Mastektomie
Jahre nach Primärtherapie 1.–3. Jahr 4. + 5. Jahr
Ipsilaterale Brust (BET): Mammographie, MammasonographieMastektomie: Sonographie
Mindestens einmal jährlich Jährlich
Kontralaterale Brust: Mammographie, ggf. Sonographie Jährlich JährlichaEmpfohlen alle 6 Monate, besonders bei schwer zu beurteilenden Narbenverhältnissen; BET brusterhaltende Therapie
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trolled Trial Register, MEDLINE (Jahre 1966–2004) und EMBASE (Jahre 1988–2004) auf prospektive Studien untersucht, in denen Zielvariablen das krankheitsfreie Überleben, das Gesamtüberleben, die Diagnose von Metastasen in asymptomatischer Phase oder die Lebensqualität waren [28]. Lediglich vier Studien mit insgesamt 3055 Patientinnen der Stadien I−III und einem medianen Followup von 15 bis 120 Monate erfüllten die Kriterien an ein multizentrisches und randomisiertes Studiendesign. Zwei Studien mit insgesamt 2563 Patientinnen verglichen die Routinenachsorge mit der intensivierten Nachsorge [23, 29, 32]. Eine andere Studie [12] verglich die Nachsorge (n = 296) durch einen Spezialisten im Krankenhaus mit der eines niedergelassenen Nichtspezialisten und eine weitere (n = 196; [14]) untersuchte die Routinenachsorge im Vergleich zu einer Nachsorge auf Nachfrage durch die Patientinnen. Die Metaanalyse zeigte keine signifikanten Unterschiede im Gesamtüberleben (HR 0,98, 95%KI 0,84–1,15) oder im krankheitsfreien Überleben (HR 0,84, 95%KI 0,71–1,00) durch die intensivierte Nachsorge . Zudem ließen sich keine Unterschiede in den Subgruppen in Bezug auf Alter, Tumorgröße oder Nodalstatus aufzeigen. Auch konnte kein Unterschied in der Zeit bis zur Diagnose eines Rezidivs durch Spezialisten oder Nichtspezialisten nachgewiesen werden.
Zunehmend wird auch von Patientinnen nach dem Einsatz von PET(Positronenemissionstomographie)Untersuchungen in der Nachsorge gefragt. Auch dazu gibt es eine Metaanalyse [24] mit 43 Studien, 15 von diesen prospektiv, 16 retrospektiv, die übrigen nicht definiert. Es zeigte sich, dass die diagnostischen „Fähigkeiten“ von MRT (Magnetresonanztomographie) und PET vergleichbar waren. Die MRT zeigte eine bessere Darstellung von Metastasen im Weichteilgewebe und parenchymatösen Organen und eine genauere Zuordnung zu anatomischen Strukturen. Die PET war effektiver als CT und MRT bei der Darstellung mediastinaler Metastasen und mediastinaler Lymphknotenmetastasen sowie genauer als die Skelettszintigraphie in der Darstellung von Knochenmetastasen. Die Autoren betonten jedoch, dass alle Untersuchungen
entsprechend den Studien nur bei Verdacht auf Metastasierung oder Rezidivgeschehen eingesetzt worden sind und nicht in vorgegebenen Intervallen der routinemäßigen Nachsorge.
Des Weiteren sollte bei Patientinnen, die keine Symptome und zudem keine auffällige klinische Untersuchung aufweisen, auf ausführliche Laboruntersuchungen einschließlich Tumormarkerbestimmung (CA 153, CA 2729, CEA) verzichtet werden. Schon die Abnahme der Tumormarker in Verbindung mit der Nennung dieses Vorgangs verunsichert die Patientinnen bei erhöhten Werten deutlich und kann aufgrund konsekutiver Ängste zu einer massiven Abnahme der Lebensqualität der Patientinnen führen. In einer Metaanalyse aller MEDLINE und CochraneCollaborationLibraryPublikationen seit dem Jahr 1999 konnte nachgewiesen werden, dass die Tumormarker CA 153 und CA 2729 einen Anstieg 5 bis 6 Monate vor Symptomatik bzw. der Diagnose einer Metastasierung aufzeigen. Es existieren jedoch keine prospektiven randomisierten Studien, die gezeigt haben, dass dadurch das krankheitsfreie Überleben, das Gesamtüberleben, die Lebensqualität, die Toxizitäten oder die Kosteneffektivität verbessert werden [15]. Somit wird auch die routinemäßige Kontrolle der Tumormarker in festen Intervallen nicht empfohlen.
Allerdings wird aktuell die Nachsorge nicht risikoadaptiert durchgeführt. Rückfallrisiken definiert durch die Tumoreigenschaften als auch individuelle Eigenschaften der Patientinnen werden derzeit nicht berücksichtigt. Dies bedeutet, dass eine Patientin mit einem triplenegativen Tumor (Steroidhormonrezeptornegativ, Her2/neuRezeptornegativ) die gleiche Nachsorge erhält, wie eine Patientin mit einem LuminalATumor (Steroidhormonrezeptorpositiv, Her2/neuRezeptornegativ). Künftig muss untersucht und diskutiert werden, ob hier eine Differenzierung der Nachsorgeuntersuchungen gewinnbringend sein könnte [10, 11].
Vergleich der Leitlinien 2008 und 2012
Im Jahr 2012 ist die Interdisziplinäre S3Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und
Nachsorge des Mammakarzinoms überarbeitet worden. Im Vergleich zur „alten“ Leitlinie von 2008 haben sich in den Empfehlungen nur wenige Veränderungen ergeben.
Die Nachsorgeintervalle werden in den meisten Richtlinien mit 3 Monaten in den
Zusammenfassung · Abstract
Gynäkologe 2012 · 45:460–466DOI 10.1007/s00129-011-2921-5© Springer-Verlag 2012
C.C. Hack · M.P. Lux · B. Gerber · M.R. Bani · R. Schulz-Wendtland · M.W. Beckmann
S3-Leitlinie 2012 zur Mammakarzinomnachsorge
ZusammenfassungDie Nachsorge nach Mammakarzinom ist − wie die Diagnostik und Therapie − ein komplexer Vorgang. Zwar werden Forde-rungen nach einer intensivierten Nachsorge mit mehr diagnostischen Maßnahmen (z. B. Röntgen, CT, MRT, PET und Tumormarker) ge-stellt, doch dafür bestehen weder Datenlage noch Empfehlung. Es sollte also keine intensi-vierte Nachsorge, sondern eine Verbesserung der Nachsorge durchgeführt werden. Schlag-worte in diesem Zusammenhang sind Inten-sivierung des Gesprächs, Compliance mit ad-juvanten Therapien, Teilnahme an den emp-fohlenen Untersuchungen in den empfoh-lenen Intervallen und Beratung zur Lebens-führung.
SchlüsselwörterPsychoonkologie · Tumorrezidiv · Metastasen · Compliance · Lebensstil
2012 S3 guidelines on breast cancer follow-up
AbstractLike its diagnosis and therapy, the follow-up care for breast cancer is a complex procedure. Although patients often demand intensi-fied follow-up care with more diagnostic pro-cedures (e.g. X-ray, CT, MRI, PET and tumour markers), current data and recommendations are lacking here. Therefore, follow-up care should be improved rather than intensified. The main points for improvement include an intensification of dialogue with the patient, compliance with endocrine therapies, parti-cipation in recommended procedures with-in the recommended time intervals and ad-vice on lifestyle.
KeywordsPsychooncology · Tumor recurrence · Metastases · Compliance · Lifestyle
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Tab. 2 Vergleich der Statements aus der interdisziplinären S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms von 2008 mit 2012
Statements 2008 Statements 2012
Statement Nach-1
Die Nachsorge zum Mammakarzinom beginnt mit der ab-geschlossenen lokalen Primärbehandlung. Sie besteht aus Anam nese, körperlicher Untersuchung sowie ärztlicher Bera-tung, Betreuung und Begleitung.LOE 1c, Empfehlungsgrad A: Bei Bedarf ist die Nachsorge symptomorientiert zu konzipieren
Die Nachsorge zum Mammakarzinom beginnt mit der abgeschlossenen lokoregionären Primärbehandlung. Sie besteht aus Anamnese, körperlicher Untersuchung, ärztlicher Beratung, Betreuung und Begleitung sowie bildgebender Diagnostik zur Erkennung eines lokoregionären Rezidivs. Bei auffälligem Befund ist die Nachsorge symptomorien-tiert zu konzipieren.Expertenkonsens
Statement Nach-2
Die Patientin benötigt im Rahmen der Nachsorge eine inten-sive interdisziplinäre Betreuung und Begleitung. Dabei sind nach Bedarf onkologisch versierte Fachärzte und auch andere Berufsgruppen, zum Beispiel Psychoonkologen, Physiothera-peuten, onkologische Fachkrankenpfleger u. a. m. mit einzu-beziehen. Der Patientin sind je nach individuellem Bedarf In-formationen über die Möglichkeiten der weiteren Behandlung und Betreuung zu vermitteln.LOE 2a, Empfehlungsgrad B
Die Patientin benötigt im Rahmen der Nachsorge eine intensive interdisziplinäre Be-treuung und Begleitung. Dabei sind nach Bedarf onkologisch versierte Fachärzte und auch andere Berufsgruppen, zum Beispiel Psychoonkologen, Physiotherapeuten, onkologische Fachkrankenpfleger, Breast Care Nurses, u. a. m. mit einzubeziehen. Der Patientin sind je nach individuellem Bedarf Informationen über die Möglichkeiten der weiteren Behandlung und Betreuung zu vermitteln.GCP
Statement Nach-3
Bei symptomfreien Frauen nach abgeschlossener bruster-haltender Therapie ist die apparative Diagnostik (z. B. Mam-mographie, Sonographie) im Bereich der ipsilateralen Brust unverzichtbar.GCP
Bei symptomfreien Frauen nach abgeschlossener brusterhaltender Therapie ist zur Rezidivdiagnostik die regelmäßig vorzunehmende apparative Diagnostik (Mammo-graphie, Sonographie) im Bereich der ipsilateralen Brust unverzichtbar. GCP
Statement Nach-4
Bei allen Patientinnen sind jährlich Mammographiekontrollen der kontralateralen Brust durchzuführen. LOE 1a, Empfehlungsgrad A
Bei allen Patientinnen sind jährlich Mammographiekontrollen (ggf. ergänzt durch Mam-masonographie) der kontralateralen Brust durchzuführen. GCP
Statement Nach-5
Labor- und apparative Diagnostik sind bei anamnestischem oder klinischem Verdacht auf Rezidiv oder Metastasen einzu-setzen.LOE 1a, Empfehlungsgrad A Eine routinemäßige Suche nach Fernmetastasen ist aufgrund der Unsicherheit der eingesetzten Methoden und der Unter-suchungsintervalle bei symptomfreien Patientinnen nicht indiziert. Die Betroffene mit Symptomen sollte bei Persistenz dieser gezielt abgeklärt werden.GCP
Eine intensivierte apparative und labortechnische Diagnostik mit Röntgen-Thorax, Knochenszintigrafie, CT, PET oder MRT sowie Blutbildbestimmung, Serum-Biochemie oder Tumormarkerbestimmung gehören zur Metastasendiagnostik, nicht zur Standard-Nachsorge und sind nur bei klinischen Auffälligkeiten indiziert. LOE 1a, Empfehlungsgrad A
Statement Nach-6
Alle Patientinnen mit axillärer Lymphadenektomie müssen über die Optionen der Erkennung, Prophylaxe und Behand-lung eines Lymphodems postoperativ aufgeklärt werden. LOE 2b, Empfehlungsgrad A
Alle Patientinnen mit axillärer Lymphadenektomie sollen über die Optionen der Er-kennung, Prophylaxe und Behandlung eines postoperativen Lymphödems aufgeklärt werden. LOE 1b, Empfehlungsgrad A
Statement Nach-7 Entfällt
Die Sentinellymphknoten-Biopsie ohne weitergehende axil-läre Lymphadenektomie ist für Brustkrebspatientinnen eine primäre Prophylaxe des Lympharmödems. Diese Patientinnen sind über den normalen Gebrauch des Armes postoperativ zu informieren und sollten beim Eintreten von Funktionsstö-rungen oder Anzeichen eines Lymphödems den betreuenden Facharzt/Fachärztin aufsuchen. LOE 1b, Empfehlungsgrad A
Statement Nach-8 Statement Nach-7
Die Nachsorgeuntersuchungen sollen in den ersten 3 Jahren nach der lokalen Primartherapie vierteljährlich, im 4. und 5. Jahr halbjährlich und ab dem 6. Jahr jährlich erfolgen. Früh-erkennungsuntersuchungen sind miteinzuschließen. LOE 2a, Empfehlungsgrad A
Die Nachsorgeuntersuchungen sollen in den ersten 3 Jahren nach der lokalen Primär-therapie vierteljährlich, im 4. und 5. Jahr halbjährlich und ab dem 6. Jahr jährlich erfol-gen. Früherkennungsuntersuchungen sind miteinzuschließen. GCP
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ersten 3 Jahren und später mit 6 Monaten (4./5. Jahr) bzw. 12 Monaten (ab dem 6. Jahr nach Primärbehandlung) angegeben (. Tab. 1). Insgesamt umfasst die Nachsorge einen Zeitraum von 10 Jahren [1, 2, 20].
Zudem sollen die Patientinnen bei Veränderungen, die akut neu und ungewöhnlich sind oder über längere Zeit bestehen (wie sichtbare bzw. tastbare Hautveränderungen, Luftnot, Husten, der länger als ein banaler Infekt dauert, Abgeschlagenheit, Leistungseinbruch, Schmerzen im Skelettsystem, Kopfschmerzen etc.), umgehend ihren Arzt aufsuchen [2].
Die meisten Statements der Leitlinie Version 2012 sind gleich geblieben
(. Tab. 2). Neu hinzugekommen ist ein eigenes Kapitel zum Thema Reproduktion, in welchem die Inhalte Kinderwunsch, Schwangerschaft und Kontrazeption nach Abschluss der Primärtherapie beim Mammakarzinom diskutiert werden. Weitere neue Aspekte sind die Förderung der Compliance und die Beratung bezüglich der Lebensführung (z. B. Gewichtsreduktion, sportliche Betätigung). In zwei neuen Statements werden der Erhalt von körperlicher Aktivität, die Normalisierung des Körpergewichts und die stetige Motivation der Patientin zur regelmäßigen Einnahme der im Rahmen der adjuvanten Therapie verordneten Medikamente hervorgehoben.
Die Zukunft – die intensivierte Nachsorge?
Auch wenn Forderungen nach einer intensivierten Nachsorge mit mehr diagnostischen Maßnahmen gestellt werden (z. B. Röntgen, CT, MRT, PET und Tumormarker), gibt es dafür weder eine Datenlage noch eine Empfehlung. Es sollte also keine intensivierte Nachsorge sondern eine Intensivierung der Nachsorge durchgeführt werden. Schlagworte sind in diesem Zusammenhang F Intensivierung des Gespräches [25], F Compliance mit adjuvanten Thera
pien insbesondere der Antihormontherapie [3, 16, 17],
F Teilnahme an den empfohlenen Untersuchungen in den empfohlenen Intervallen [6, 7, 13, 18, 19] und
F Beratung zur Lebensführung [4, 8, 33].
Bei der Diskussion der intensivierten Nachsorge mittels zusätzlicher apparativer Diagnostik können auch Nachteile entstehen. Zunächst müssen die direkten Kosten berücksichtigt werden. Eine beispielhafte Rechnung ist in . Tab. 3 präsentiert. Nur die diagnostischen zusätzlichen Maßnahmen für ein Jahr und alle betroffenen Frauen mit einem Mammakarzinom in Deutschland würden Kosten von 66.046.640,00 EUR betragen. Nicht berücksichtigt sind hier die zusätzlichen Kosten für die Abklärung unklarer Befunde als auch sehr kostenintensiven Therapien bei einer Metastasierung im asymptomatischen Stadium mit fraglichem bzw. nicht geklärtem Benefit. Ge
Tab. 2 Vergleich der Statements aus der interdisziplinären S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms von 2008 mit 2012 (Forsetzung)
Statements 2008 Statements 2012 Statement Nach-8
Patientinnen sollen zu körperlicher Aktivität (> 2–3 h/Woche) und zur Normalisierung des Körpergewichts (bei erhöhtem BMI) im Rahmen der Nachsorge motiviert werden. Hilfestellungen sollten vermittelt werden. GCP
Statement Nach-9
Essenzieller Bestandteil der Nachsorge ist die stetige Motivation der Patientin zur regel-mäßigen Einnahme der zur adjuvanten Therapie verordneten Medikamente, insbeson-dere der endokrinen Therapie (z. B. Tamoxifen oder Aromatasehemmer). Die Patientin ist eingehend nach Verträglichkeit bzw. Nebenwirkungen der Therapie zu befragen. Beschwerden sind mit geeigneten Maßnahmen zu behandeln. GCP
Tab. 3 Exemplarische Rechnung der zusätzlichen direkten Kosten für die intensivierte Nachsorge für Patientinnen mit einem Mammakarzinom in Deutschland für ein Jahr (Werte der Kalkulation auf Grundlage des Jahres 2009). (Mod. nach [22])
Kostenart Abrechnung Kosten (EUR)
Skelettszintigraphie EBM 2009 17210 Konsiliarpauschale 250 Punkte 8,75
EBM 2009 17311 Ganzkörperszintigraphie 1860 Punkte
65,10
2 × jährlich 147,70
Röntgenuntersuchung des Thorax
EBM 2009 Konsiliarkomplex 6.–59. Lebensjahr 125 Punkte
4,38
EBM 2009 34241 Übersichtsaufnahme der Brustorgane, zwei Ebenen 430 Punkte
15,05
2 × jährlich 38,86
Lebersonographie EBM 2009 33042 Abdominelle Sonographie 445 Punkte
15,58
2 × jährlich 31,16
Tumormarker EBM 2009 32391 CA 15-3 8,70 € × 2 17,40
Zusatzpauschale Onkologie EBM 2009 08345 Zusatzpauschale Onkologie 540 Punkte × 2
37,80
Gesamt Pro Jahr pro Patientin 272,92
Gesamt × 242.000 betroffene Frauen (Fünfjahresprä-valenz)
66.046.640,00
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Leitthema
nannt werden müssen auch die erhöhten Nebenwirkungen und Komplikationen: einerseits durch weitere diagnostische interventionelle Maßnahmen bei unklarem Befund – ggf. sogar mit letalem Ausgang bei benigner Histologie, andererseits als Folgen der systemischen Therapien im asymptomatischen Stadium [22].
Als weiterer möglicher Nachteil ist der Verlust der Lebensqualität zu betonen. Die Ängste bei Vorliegen fraglicher Befunde, die nach drei oder sechs Monate kontrolliert werden sollen, oder bei unklarer Erhöhung der Tumormarker können enorm sein und die Lebensqualität drastisch reduzieren.
Zudem kann die intensivierte Nachsorge dazu führen, dass bei einer asymptomatischen Metastasierung eine systemische Therapie mit fraglicher Verlängerung des Überlebens deutlich vorher eingeleitet wird. Die TWiSDT („time without symptoms of disease and therapy“) wird verkürzt, und rapid einsetzende Einschränkungen der Lebensqualität sind möglich (. Abb. 2).
Sind auch Vorteile durch die intensivierte Nachsorge möglich? Es muss betont werden, dass die publizierten Studien zur intensivierten Nachsorge in den 1980er und 1990erJahren begonnen und zum Teil beendet worden sind. Durch die Verbesserung der diagnostischen Maßnahmen, die neuen Therapiemöglichkeiten für die Patientin mit einem fernmetastierten Mammakarzinom und modernen Möglichkeiten zur Risikoklassifikation
(z. B. Genexpressionsprofile) könnte sich der Stellenwert einer intensivierten Nachsorge – wie oben erwähnt – zukünftig ändern. Ein individuell geplantes Nachsorgeprogramm auf der Basis moderner Risikostratifizierung sowohl der der Patientin als auch des Tumors wäre aus theoretischen Überlegungen denkbar [9, 21]. Somit könnte für einige Patientinnen die Nachsorge in Bezug auf Untersuchungen, Intervalle und Nachsorgezeitraum intensiviert und ggf. für andere Patientinnen reduziert werden. Bislang gibt es dazu jedoch keine Datenbasis.
Fazit für die Praxis
Die Nachsorge sollte nicht durch mehr Maßnahmen, sondern durch intensivere Gespräche, gezielte Beratung und Hilfe-stellungen zur Erhöhung der Lebensqua-lität verbessert werden.
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. M.W. BeckmannUniversitäts-Brustzentrum Franken (UBF), Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, Friedrich-Alexander- Universität Erlangen-NürnbergUniversitätsstr. 21–23, 91054 [email protected]
Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor gibt für sich und seine Koautoren an, dass kein Interes-senkonflikt besteht.
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Aktuelle Nachsorge
Zeit
SymptomatischeMetastase
Tod
Palliativ-TherapiePrimär-Th.
IntensivierteNachsorge
Asymptomatische Metastase
Palliativ-Therapie
TodLebens-qualität!
TWiSDT?
(A) symptomatischesRezidiv
Kosten?
Abb. 2 8 Darstellung der zeitlichen Verläufe der symptomorientierten vs. der intensivierten Nachsorge. (Mod. nach [22], mit freundl. Genehmigung Hans Marseille Verlag). TWiSDT “Time without symptoms of disease and therapy“
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201107/11 Gerinnungsstörungen in der Geburtshilfe08/11 Virusinfektionen in der Schwanger-
schaft09/11 Update Gynäkologische Onkologie10/11 Ökonomische Rahmenvedingungen11/11 Adipositas12/11 Neurologische Erkrankungen und Schwangerschaft
201201/12 Moderne Techniken der Gendiagnostik02/12 Internistische Erkrankungen in der Schwangerschaft03/12 Gynäkologisch-geburtshilfliche Notfälle04/12 Das nicht-invasive Karzinom in der Frauenheilkunde05/12 Vom Symptom zur Diagnose06/12 S3-Leitlinie Mammakarzinom
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