rÜtenik-gussone 2010

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 ZWISCHEN KREUZ U N H LBMOND Transformation von Moscheen und Kirchen im Mittelalter und der frühen Neuzeit am Beispiel von San gustfn in Badajoz Tobias t enik Martin Gussone Im Jahr 1985 veröffentlichte Johannes Cramer zusammen mit Sie- grid Düll die Ergebnisse einer gemeinsamen Untersuchung an der Arap Camii in Istanbul. 1 Die ehemalige Dominikanerkirche wurde 1475/78 in eine Moschee umgewandelt. 2 Ei n katholischer Sakralbau der einer italienischen Bettelorde nskirche entspricht - Rechtecks aal mit einseiti g angefügtem Glockenturm - ist im orthodoxen Byzanz bereits bemerkenswert. Diese Kirche diente ab 1492 vor allem den aus dem katholischen Spanien vertriebenen arabischen Muslimen im Exil als neue religiöse Heimstatt. Ihnen verdankt sie wohl auch ihren Namen - Arap Camii die Moschee der Arab er . 3 Dreitausend Kilometer entfernt auf der andere n Se it e des Mitte l meeres liegt in der spanischen xtremadura die Stadt Badajoz . Zur Klärung der Frage ob si ch an d er Stel le der Kirche San Agustin die ehemalige Hauptmoschee der Medina befand wurde hier im Jahr 2003 ein Projekt zur bau historischen Untersuchu ng dieser Kirche durchgeführt an der auch Johannes Cramer beteiligt war. 4 Dieses Projekt wurde zum Modell für eine ganze Reihe ähnlicher Betrach tungen in anderen spanischen Städten. 5 Was haben die Arap Camii und Sa n Agus tin gemeins am auß er d as s Johannes Cramer an ihrer Erforschung mitwirkte? So unterschied lich und entfern t die Ba uwe rke auc h sein mögen sie liegen im Übe r schneidungsraum christlicher und islamischer Herrschaf tsgebiete der im Mittelalter und in der frü hen Neuzeit das gesamte Mittelmeer umzog. In dieser Zone liegen Sakralbauten die mal der einen mal der anderen Religion dienten. Mehr als fünfhundert Jahre nach der Eroberung von Byzanz konn te J oh ann es Cramer die eh emalige Ki rche S Paolo e S Domenico - ZWISCHEN KR UZ UN HALBMOND · 235

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ZWISCHEN KREUZ UND HALBMOND

Transformation von Moscheen und Kirchen

im Mittelalter und der frühen Neuzeitam Beispiel von San Agustfn in Badajoz

Tobias Rütenik, Martin Gussone

Im Jahr 1985 veröffentlichte Johannes Cramer zusammen mit Sie-

grid Düll die Ergebnisse einer gemeinsamen Untersuchung an derArap Camii in Istanbul. 1 Die ehemalige Dominikanerkirche wurde1475/78 in eine Moschee umgewandelt. 2 Ein katholischer Sakralbau,der einer italienischen Bettelordenskirche entspricht - Rechtecksaalmit einseitig angefügtem Glockenturm -, ist im orthodoxen Byzanz

bereits bemerkenswert. Diese Kirche diente ab 1492 vor allem denaus dem katholischen Spanien vertriebenen arabischen Muslimenim Exil als neue religiöse Heimstatt. Ihnen verdankt sie wohl auchihren Namen - Arap Camii, die Moschee der Araber.3

Dreitausend Kilometer entfernt, auf der anderen Seite des Mittelmeeres, liegt in der spanischen Extremadura die Stadt Badajoz. ZurKlärung der Frage, ob sich an der Stelle der Kirche San Agustin dieehemalige Hauptmoschee der Medina befand, wurde hier im Jahr2003 ein Projekt zur bau historischen Untersuchung dieser Kirche

durchgeführt, an der auch Johannes Cramer beteiligt war. 4 DiesesProjekt wurde zum Modell für eine ganze Reihe ähnlicher Betrachtungen in anderen spanischen Städten.5

Was haben die Arap Camii und San Agustin gemeinsam, außer dassJohannes Cramer an ihrer Erforschung mitwirkte? So unterschiedlich und entfernt die Bauwerke auch sein mögen, sie liegen im Überschneidungsraum christlicher und islamischer Herrschaftsgebiete,der im Mittelalter und in der frühen Neuzeit das gesamte Mittelmeerumzog. In dieser Zone liegen Sakralbauten, die mal der einen, mal

der anderen Religion dienten.

Mehr als fünfhundert Jahre nach der Eroberung von Byzanz konnte J ohannes Cramer die ehemalige Kirche S. Paolo e S. Domenico -

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Abb. 1: San Agustfn,Badajoz, Blick von

der Alcazaba nachWesten, im Hinter-grund d ie Pue nte dePa lmas, 2004.

heute Arap Camii - noch in ihren Grundzügen erkennen. Die bau

liche Transformation in eine Moschee beschränkte sich im Wesent

lichen auf die grundlegenden, zur Durchführung der Kulthandlun

gen notwendigen Veränderungen bzw. Ergänzungen und Einbauten

wie Mihrab und Minbar. Selbst umfangreiche Erneuerungen nach

Bränden veränderten zumindest nicht den längsrechteckigen Grund

riss, der sich noch heute wesentlich von den übrigen Moscheen und

Kirchen in Istanbul unterscheidet. Im Innenraum sind sogar Reste

des christlichen Bildprogramms auf dem Wandputz erhalten geblie

ben.6 Wie S. Paolo sind zahlreiche weitere Kirchen in Istanbul auf

(für die Bausubstanz) vergleichbar behutsame Art und Weise in Mo

scheen umgewandelt worden .? Bei San Agustin in Badajoz hingegen

sind Hinweise auf eine arabische Vergangenheit kaum wahrnehm-

bar (Abb. 1 bis 5). Islamisch konnotierte Bauformen lassen sich zu

mindest auf den ersten Blick nirgends entdecken . Wie in Badajoz, so

sind auch in anderen Städten auf der iberischen Halbinsel keine oder

nur wenige islamische Reste der in Kirchen umgewandelten Mo

scheen erhal ten geblieben,s Im Gegensatz zu Istanbul entstand die

Bausubstanz dieser Kirchen im Wesentlichen in der Zeit der (christ

lichen) Eroberer. Es scheint, als sollte ihre islamische Vergangenheit

absichtlich verunklärt werden.

Die Transformation von Sakralbauten in Istanbul und Badajoz

scheint völlig verschiedene bauliche Lösungen zur Folge zu haben .

Doch bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass der Umwand

lungsprozess von Moscheen zu Kirchen auf der iberischen Halbinsel

zunächst ganz ähnlich wie in Istanbul abgelaufen ist.

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Obwohl es in Spanien und Portugal zweifelsohne zahlreiche Moscheen gab - allein in C6rdoba sollen es 1800 gewesen sein9

-, von

denen sicherlich zumindest ein Teil in Kirchen umgewandelt wor

den ist, hat man der Thematik in der Forschung bisher keine be

sondere Beachtung beigemessen.1o Gründlich bearbeitet wurden bis

her vor allem die herausragenden spanisch-islamischen Moscheen

oder solche, bei denen bedeutende Bauteile erhalten geblieben sind.

In der Regel wird nur eine Epoche genauer betrachtet, sei es die is-

lamische oder christliche. Selten werden alle Zeitschichten gleich

wertig behandelt - so wie auch der Tourist in der Großen Moscheevon C6rdoba den Kircheneinbau lieber im Rücken behält, um ein

ungestörtes Photo vom islamischen Säulensaal aufzunehmen. Da

neben gibt es eine große Menge kleinerer Kirchen und Kapellen, bei

denen eine islamische Vergangenheit aufgrund von historischen

Nachrichten zwar vermutet wird, aber nur schwer bewiesen werden

kann. Die vornehmlich kunsthistorisch orientierte Betrachtung der

spanisch-islamischen Architektur ist deshalb in der Regel über vage

Vermutungen kaum hinausgegangen, soweit keine archäologischen

Untersuchungen durchgeführt wurden.

DAS FALLBEISPIEL SAN AGUSTfN IN BADAJOZ

Badajoz, das arabische Batalyaws,ll wurde imJahr 875 gegründet und

war bis zu seiner Eroberung durch Altons IX., König von Le6n, im

Jahr 1230 Teil des spanisch-islamischen Machtbereiches. 1z Die Ka-

thedrale von Badajoz, ein Neubau von 123213 , liegt außerhalb der

ehemaligen arabischen Stadtumgrenzung und kann demnach nicht

den Standort der ehemaligen Hauptmoschee markieren. Innerhalb

der arabischen Medina gibt es heute nur eine wichtige Kirche - San

Agustin. Sie liegt an der kürzesten Wegverbindung zwischen dem

Abb. 2: Sa n Agustfn ,

Badajoz,

Ansicht von Süd ,

2004 .

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Abb. 3: San Agustfn,

Badajoz, Ansicht vonWest, im Vorder

grund die Ruinen

der Westklausur vor

der San ierung, 2004.

Abb . 4: San Agustfn,

Badajoz, Mittelschiffnach Osten, Kasset-

tengewö lbe imMittelschiff, glatte

Gewölbe im Chor,2003.

Haupttor der A lcazaba - al-Kasbah (Zitadelle) - und dem Brücken

kopf der Puente de Palmas, dem Übergang über den Rio Guadiana

(siehe Abb. 1). Ein doppelgeschossiger Kreuzhof mit ehemaligen

Klausurgebäuden grenzt an die Kirchennordwand, ein weiterer, klei

nerer ist der Westwand vorgelagert. Diese ehemalige Klosterkirche

ist eine dreischiffige, fünfjochige Basilika mit einschiffigem, poly

gonalem Chorhaupt (A) (Fotografien in Abb. 1 bis 5 und Pläne in

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Abb. 6 bis 9, zu den Raumbezeichnungen siehe Abb. 9). Nord- und

Südseitenschiff sind in einzelne Kapellen unterteilt (Kapellen I bisV bzw. VI bis X). Die jeweils erste Kapelle des Nord- und Südseiten

schiffes von Osten ist im Grundriss zwar als Querschiff ausgebildet,

erreicht jedoch nur Seitenschiffshöhe. Im Winkel zwischen diesen

transeptartigen Kapellen und dem einschiffigen Chor passen sich

im Norden die Sakristei (E), im Süden eine weitere kleine Kapelle

(D) ein - beide überkuppelt. In die Südwestecke der Kirche ist der

Glockenturm eingerückt. Direkt im Anschluss an den Turm befin

de t sich der Haupteingang zur Kirche, der außen durch eine Porti

kus hervorgehoben ist (VI). In der Nordwestecke gibt es als Gegenstück zum Glocken- einen überkuppelten Treppenturm (G). Dazwi

schen erstreckt sich im Westen des Kirchenmittelschiffes eine Vor

halle (C) mit darüber liegender Empore. Das Äußere ist weitgehend

Abb. 5: San Agustfn,

Badajoz, Mittelschiff

nach Westen, Vorha l-

le (C) und Empore,

2003.

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mit einem Rauputz der zweiten Hälfte des 20. ]h . bedeckt (siehe Abb.

2). Dieser ist jedoch stellenweise abgefallen, so dass das Mauerwerk

teilweise sichtbar wird (siehe Abb. 3) . Im Inneren der Kirche sind

die Wandoberflächen ebenfalls vollständig verputzt (siehe Abb. 4

und 5) .

Zumindest im Innenraum ist so das direkte Erkennen von Baufugen

und Konstruktionsarten nahezu ausgeschlossen. Durch die genaue

Vermessung wurde aber deutlich, dass die einzelnen Gebäudeteile,

aus denen sich der Baukörper zusammensetzt, abweichende Win

kelbezüge aufweisen. Daneben ermöglichten weitere geometrische

Unregelmäßigkeiten, verschiedene Baureste, das Zusammenspiel der

Gebäudeteile untereinander sowie die am Bauäußeren erkennbaren

Baufugen und Konstruktionsarten die Aufstellung einer Bauabfolge,

die im Folgenden näher betrachtet werden soll (siehe Abb. 9). Bei je-

der Bauphase werden zunächst die dazugehörenden Bauteile aufge

zählt und die entsprechenden Befunde benannt. Danach werden den

Phasen absolute Baudaten durch Hinzuziehung von historischen

Nachrichten sowie typologischen, konstruktiven und formalen Ana

logien zugeordnet.14

BAU TEILE AUS ISLAMISCH ER ZEIT

Das älteste Bauteil von San Agustin ist der Hauptkörper des Glo

ckenturms (Bauphase I) (Abb. 10 bis 12, siehe auch Abb. 9). Dieser

Turm ist um einige Grad gegenüber der Kirchenhauptachse verdreht

und lässt bereits dadurch eine eigenständige Bauphase vermuten. Er

erhebt sich über annähernd quadratischem Grundriss von rund 5,90

Metern Seitenlänge. Die Höhe vom Boden bis zur Traufkante des

Hauptkörpers beträgt etwa 18 Meter. Er wird von einer neuzeitlichen

Balustrade (wohl Bauphase VI) und einer noch jüngeren gemauer

ten Laterne bekrönt.

Im Inneren des Turms windet sich um einen ebenfalls quadratischen

Kern die Treppe, die mehrfach verändert worden ist. Diese Treppe

beginnt erst auf der Höhe der Empore. Der darunter liegende Teil des

Turmes ist vollständig verfüllt. Zur ursprünglichen Substanz gehört

ein Schlitzfenster an der Westseite, dessen Sturz eine Grünschiefer

platte bildet. Zwei weitere Lichtöffnungen an der Südseite entstan

den vermutlich erst zusammen mit einem späteren Umbau der Trep

penanlage. Das Mauerwerk des Turmes besteht aus in Lagen ver

setzten Bruch- bzw. Lesesteinen (siehe Abb. 10 und 12), das an den

übrigen Bauteilen der Kirche in dieser Form nicht anzutreffen ist.

Nur ein Baurest (die Südwand) an einer kleinen Kapelle (D), die zwi

schen der südlichen transeptartigen Kapelle (X) und dem einschiffi

gen Chor (A) an der Südseite liegt, besteht aus der gleichen Mauer-

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o

werksart (Abb. 13). Der Baurest ist wiederum der älteste Teil in die-

sem Bereich des Gebäudes. Am genannten Wandstück lassen sich

zwei Pfeilervorlagen erkennen. Bei einer von beiden wird es sich um

einen Eckpfeiler gehandelt haben, wie eine umlaufende Putzschicht

beweist. Dieses Wandstück war also offenbar die Südostecke eines

heute nur noch in Resten erhaltenen Gebäudes.

Die islamische Provenienz der genannten Bauteile aus Bauphase I

lässt sich nicht mit endgültiger Sicherheit beweisen. Es gibt aber ei-

ne ganze Reihe von Indizien, die ihre Zuordnung zu einem Mo-scheevorgängerbau höchst wahrscheinlich machen und im Folgen-

den genauer betrachtet werden: Zuerst wird die absolute Datierung

anhand eines Mauerwerksvergleiches hergestellt. Ein Großteil der

60

Abb. 6: San Agustfn,

Badajoz, Grundriss

EG , Bauaufmaß,

2006.

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Abb . 7: San Agustfn,

Badajoz, Grundriss

auf Höhe des Ober

gadens, Bauaufmaß,

2006 .

Bausubstanz von Badajoz besteht aufgrund geologischer Gegeben

heiten aus Lehm. Nur Bauwerke besonderer Bedeutung wurden mit

aufwändigeren, massiven Konstruktionen ausgeführt.15 Da Sakral

bauten - wie San Agustfn und die mutmaßliche Vorgängermoschee

- zu den bedeutenden Bauwerken einer Stadt zählen, können des

halb als Referenz für einen Mauerwerksvergleich ebenfalls nur wich

tige Gebäude herangezogen werden. Dafür eignen sich vor allem dieUmfassungsmauern der Alcazaba von Badajoz, die zwischen dem 9.

und 13. Jahrhundert ständig verändert und erweitert wurde. 16 Diese

Bauarbeiten sind zudem vergleichsweise gut durch historische Nach

richten belegt.

Die ältesten Bauteile der Alcazaba, die in die umayyadische Epoche

(9. und 10. Jahrhundert) datieren, bestehen aus sorgfältig bearbeite

ten Granitquadern oder in Lagen gesetztem Bruchsteinmauerwerk,

in das bisweilen Spolien aus römischer und westgotischer Zeit ein

gesetzt sind. Im Gegensatz zu diesem kostspieligen Mauerwerk be

steht ein Großteil der weniger wichtigen bzw. weniger repräsentati

ven Bauteile aus einem betonartigen Stampflehm, dem bisweilen

Kalksplit und Keramiksplitter beigemengt werden. Dieses mithilfe

von Holzschalungen hergestellte Mauerwerk wird in Spanien Tapial

genanntY

Beim nachfolgenden Ausbau der Alcazaba, der im Jahr 103018- also

in der Zeit der islamischen Kleinkönige - stattgefunden haben soll,

50

242 . TOBlAS RÜTENIK, MART IN GUSSONE

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verwendete man durchgehend massive Konstruktionen . Dieses Mau

erwerk besteht aus in Lagen versetzten, kleineren Bruch- oder Lese

steinen ohne Spolien,I9das letztlich auch am Turm und der südöst

liche Gebäudeecke von San Agustin - also an den in Phase I ent-

standenen Bauteilen - zu finden ist (siehe Abb. 12 und 13).

Im Gegensatz zu den massiven Konstruktionen dieser Zeit verwende

ten die Almohaden - marokkanische Berber, die Badajoz zwischen

1145/46 und 1230 als letzte Muslime beherrschten20

- zum Ausbau derZitadelle fast ausschließlich den überaus kostengünstigen und schnell

zu errichtenden Tapial. Dies beweist unter anderem der sogenannte

Torre de Espantaperros im Süden der Alcazaba, der nach 1169 im letz

ten Drittel des 12. Jahrhunderts entstanden sein SOll .21

Nach der christlichen Eroberung im 13.Jahrhundert kamen zur Her

stellung stark gegliederter Bauteile wiederum sorgfältig bearbeitete

Steinquader zum Einsatz, die zum Beispiel an den östlichen Mittel

schiffsarkaden der Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert zu sehen

sind. Zur Errichtung großflächiger, wenig gegliederter Wandflächen,wie man sie zum Beispiel an den Verteidigungsmauern und Türmen

der Alcazaba findet, verwendete man ein Mischmauerwerk, bei dem

die Mauerwerkskanten ebenfalls aus bearbeiteten Steinquadern be

stehen, die übrige Mauerwerksfläche jedoch mit z.T. in Lagen, z.T.

unregelmäßig gesetzten, grob behauenen Bruchsteinen gefüllt ist.

Die Bruchsteine werden mitunter auch durch Tapial oder Ziegel

mauerwerk ersetzt. Dass dieses Mauerwerk auch in den folgenden

Jahrhunderten verwendet wurde, beweist zum Beispiel der Turm der

Kathedrale von Badajoz, der 1542 fertiggestellt worden sein so11.22Gemäß der aufgestellten Chronologie lässt sich das Mauerwerk des

Turms und des Baurestes in der Südostecke von San Agustin (Bau

phase I) mit den Bauteilen an der Alcazaba aus der ersten Hälfte des

50

Abb. 8: San Agustfn ,

Badajoz, Ansicht

Süd , Bauaufmaß,

2006 .

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11. Jahrhunderts vergleichen. Im Verbund mit dem Bruchsteinmauerwerk des Turms von San Agustfn steht zudem eine Grünschieferplatte, die wie oben beschrieben einer Schlitzöffnung alsSturz dient. Zu diesem Bauteil konnte während der Untersuchungenkein Äquivalent innerhalb der Stadt gefunden werden. Jedoch im

nahe gelegenen Cuncos - die Wüstung einer arabischen Kleinstadt

an der portugiesischen Grenze verwendete man entsprechende Platten - in konstruktiv vergleichbarer Funktion als Grababdeckung aufdem islamischen Friedhof.23

Nicht nur konstruktive, sondern auch bautypologische Merkmalevon Turm und Gebäudeecke aus Bauphase I legen eine islamischeHerkunft der Gebäudeteile nahe. Wie oben bereits beschrieben, erhebt sich der Turm von San Agustfn über einem quadratischenGrundriss und beherbergt in seinem Inneren einen ebenfalls qua

dratischen, massiven Kern, um den sich die Treppe emporwindet.Solche Grundrisse gelten in der Forschung als wesentliches Kennzeichen westislamischer Minarette.24 Die überwiegende Zahl spanischer Minarette folgt diesem Typus. Die Glockentürme auf der iberischen Halbinsel erheben sich oft ebenfalls über einem quadratischen Grundriss, weisen aber im Inneren selten einen massiven Kernauf. Sowohl die Ausführung als Vierungsturm, als auch die Integration einer Kapelle oder Torhalle im Erdgeschoss2s verhindern denselben. Insgesamt zeigt sich eine Tendenz zur Herausbildung größe

rer Innenräume. Unterschiede zwischen Kirchtürmen und Minaretten auf der iberischen Halbinsel lassen sich auch durch einen Ver gleich der grundsätzlichen Konzeption veranschaulichen. Während

sich Kirchtürme aus mehreren übereinander gestapelten Kuben zusammensetzen - wie beispielsweise der Turm der Kathedrale von Ba-

dajoz illustriert -, bestehen Minarette aus einem einzigen ,monolithischen' Körper, dem eine deutlich reduzierte Laterne aufgesetzt ist.Bleibt der Grundrisstyp von westislamischen Minaretten über langeZeiträume nahezu unverändert, so dient das Breite-Höhe-Verhältnis- also die Schlankheit - des Turmhauptkörpers als grobe Datierungshilfe. Das Maßverhältnis von eins zu drei charakterisiert vor allem Minarette der umayyadischen Epoche bzw. solche, die bis 1038

entstanden sind. Im Gegensatz dazu sind Hauptkörper von Minaretten der Almohaden- oder Nasriden-Zeit (12.-15. Jahrhundert)deutlich schlanker (eins zu vier bis eins zu fünf). z6 Das Breite-HöheVerhältnis des Turms von San Agustin, das eins zu drei beträgt, kann

natürlich nur am heute bestehenden Baukörper ermittelt werden, ob

er ursprünglich einmal höher als heute war oder ob sich das Bodenniveau angehoben hat, ist derzeit unklar.Noch ein weiteres Detail spricht für die Vergangenheit des Turmesals islamisches Minarett. ,,[Vjon verschiedenen anderen Minaretten von

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Hauptmoscheen [. ..}wissen wir, dass die Breite des ersten Geschosses stets

ganz genau zehn Ellen betrug." 27 In der islamischen Zeit wurden zwei

Maßsysteme benutzt - die Elle ma 'münz und die Elle rassasz, für die

jeweils 47,14 cm beziehungsweise 58,93 cm angegeben werden.28

Demgegenüber beträgt die spanische Elle 41,8 cm.29 Am Glocken

turm von San Agustin lässt sich die Seitenlänge von 5,92 Meter messen.30 Nimmt man an, dass die Seitenlänge ebenfalls genau zehn El-

len misst, ergeben sich 59,2 cm pro Einheit, die die Elle des Systems

rassasz nur um weniger als drei Millimeter übertrifft. Damit ent-

sprechen die Dimensionen des Turms von San Agustin erstaunlich

genau den Maßen des Minaretts an der Moschee des Ibn Adabbas in

Sevilla (7 cm Unterschied) und dem Minarett von HiSäm I an der

Großen Moschee von C6rdoba (1 cm Unterschied)31 - beide aus der

umayyadischen Epoche.

Neben dem Turm selbst lassen sich auch zum Wandrest in der Südostecke typologische Analogien aufzeigen. Der Gebetssaal spanisch

islamischer Moscheen gliedert sich in eine ungerade Anzahl etwa

gleich großer Schiffe, die stets senkrecht auf die Gebetswand - die

Qibla - zulaufen. Das Mittelschiff ist in der Regel etwas weiter als die

anderen Schiffe ausgebildet. An seinem Ende befindet sich innerhalb

der Qibla die Gebetsnische - der Mihrab. Die Arkaden, die die Schif

fe voneinander scheiden und ebenfalls senkrecht auf die Qib la tref

fen, werden am Bauäußeren durch Strebepfeiler auf der Gebetswand

abgebildet und unterstreichen so noch einmal die Gebetsrichtung.An den Gebäudeecken werden entsprechend Eckpfeiler ausgebildet.32

Das Wandfragment aus Bauphase I in der Südostecke von San Agu

stin ist demnach möglicherweise ein solches Qibla-Fragment, bei

dem die Wandvorlage der östlichsten Seitenschiffsarkade sowie der

Eckpfeiler erhalten geblieben sind.

Die dargestellten konstruktiven und typologischen Analogien zur

Datierung von Bauphase I verweisen deutlich auf einen islamischen

Architekturkontext. Die Mauerwerke lassen sich mit ähnlichen an

den Alcazaba-Mauern vergleichen, die im Jahr 1030 errichtet worden sein sollen. Diesem Datum entspricht auch die Typologie des

Turmes und des Qibla-Restes. Es handelt sich also höchstwahr-

scheinlich um das Minarett einer ehemaligen Moschee mitsamt ei

nem Rest des dazugehörenden Gebetssaales.

UMWANDLUNG ZUR KIRCHE IM 15. UND 16. JAHRHUNDERT

Die ersten nachweisbaren Veränderungen des islamischen Ursprungsbaus lassen sich in zwei Bauphasen (Bauphasen II und III)

unterscheiden und gehören bereits in die christl iche Ära (siehe Abb.

9). Der ersten der beiden Phasen (Bauphase II) kann der Chor (A) zu-

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Abb. 9: San Agustfn,Badajoz, Bauphasen-plan mit Raumbe-

zeichnungen, 2006.

geschrieben werden. Strebepfeiler gliedern das im Übrigen glatte Bau-

äußere. Sie bestehen aus einem unregelmäßigen Mischmauerwerkohne durchbindende Zwischenschichten. Die Kanten sind mit einerBacksteinverzahnung gefasst. Im Inneren der Kirche korrespondie-ren die Strebepfeiler mit heute funktionslosen Konsolen mit poly-gonalem Querschnitt, die auf ein ehemals vorhandenes Rippenge-

wölbe schließen lassen. Ferner erkennt man anhand von Putzrissenam Bauäußeren, dass die Joche durch Fenster geÖffnet waren (sieheAbb. 8). Diese Lichtöffnungen lagen jedoch so hoch, dass sie mitdem nachträglichen Einbau eines Tonnengewölbes und der Kuppel-segmente des polygonalen Chorschlusses zugesetzt werden mussten.Der gleichen Zeit wie der Chor (Bauphase 11) lässt sich wohl auch ein

t"1

L.J

(8)

(VIII) (IX) (X)

• Bauphase I (islamisch)~ Bauphase 11 (1. H. 16. Jh .)

liiiIillI Bauphase 111 2. H. 16. Jh .~ Bauphase IVa/b (ab 1611)~ Bauphase

Va/b

• BauphaseVI (ab 1675)

o unklar

60- - - - - - = = = = = = - - - - - - - - = = = = = = = - - - - - - - -

246 · TOBlAS RÜTEN IK, MARTIN GUSSONE

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Wandrest innerhalb der Westfassade der Kirche zuordnen. Im Kreuzgang des anschließenden Westhofes erkennt man im unteren Teil

der Wand zur Kirche einen zugesetzten Durchgang, der von einem

geschulterten Flachbogen bekrönt wird .

Dem einschiffigen Chor folgen in der zweiten Veränderungsphase

(Bauphase III) zwei transeptartige Anbauten (Abschnitte I und X) -

jeweils einer auf der Nord- und Südseite - die sich von den westlich

angrenzenden Seitenschiffskapellen in Größe und Wandstärke deut

lich unterscheiden (siehe Abb. 6 und 9). Diese Transepte zeichnen

sich gegenüber den anderen Kapellen zudem durch ihre aufwändigen Sterngewölbe aus. Das Sterngewölbe selbst wurde nachträglich

noch einmal durch Hinzufügung zusätzlicher Gewölberippen er

gänzt.

DATIERUNG DER BAU PHASEN 11 UN D 111

Nun ist die Datierung der beiden Veränderungsphasen zu erörtern.

Die Frage ist für die Betrachtung des Umwandlungsprozesses wesentlich, handelt es sich doch um die ersten baulichen Transforma

tionsschritte des als islamisch nachgewiesenen Vorgängerbaus. Der

ältesten christlichen Bauphase (Bauphase 11) lassen sich typologi

sche, konstruktive und formale Analogien zuordnen: Einschiffige

Choranlagen mit Fünf-Achtel-Polygon werden in großer Zahl seit

dem 13. und 14. Jahrhundert in Spanien errichtet ,33 ihre Verwen

dung ist jedoch bis weit ins 16. Jahrhundert hinein durchaus nichts

Ungewöhnliches.34 Die am Chor benutzte Mauerwerksart wird im

christlichen Spanien vor allem an der Wende vom 15. zum 16. Jahr

hundert verwendet. 35

Die beschriebenen Gewölbe (Bauphase III) finden in ihrem ergänz

ten Zustand eine formale Analogie in einer anderen Kirche von Ba-

Abb. 10: San Agustin,Badajoz, Turm,

Ansichten von West

(links) und Süd (2 . v.

links), Schnitte von

Süd (2. v. rechts und

rechts), 2006.

ZWISCHEN KREUZ UND HALBMOND ·247

5/14/2018 R TENIK-GUSSONE 2010 - slidepdf.com

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Abb. 1 1: San Agustfn,

Badajoz, Turm,Grundrisse auf ver

schiedenen Ebenen

(oben links - Later

nenebene, untenrechts - Zugang aufHöhe der Kirchen

empore), 2005.

dajoz - Santo Domingo. Dort überspannen die gleichen Sterngewölbekonfigurationen das Mittelschiff und die Vorhalle unterhalbder Westernpore. Die Bauarbeiten von Santo Domingo begannen im

Jahr 1563 und dauerten unter den Meistern Baltasar Sanchez und

Juan Garcia im Wesentlichen bis zum Jahr 1587 an. 36 Die Bauformendes veränderten Gewölbes gehören demnach wohl ins letzte Drittel

des 16. Jahrhunderts.Abgesehen von den typologischen und formalen Analogien sindBau- bzw. Stiftungsdaten aus Archivalien bekannt. Der Einzug der

Augustinermönche imJahr 1430 ist die erste urkundliche Überlieferung zur KircheY Im Jahr 1523 soll laut Quelle durch Gome Hernandez de SoUs die capilla mayor wiederaufgebaut worden sein.38

Vom ursprünglichen Chor - vor dem Wiederaufbau - haben sich kei

ne Sachzeugnisse nachweisen lassen. Ob jener mit dem Einzug derAugustiner im Jahr 1430 oder bereits vorher, während die Anlage als

Kirche San Lorenzo genutzt wurde, errichtet worden ist, lässt sichnur mutmaßen. Da das Jahr 1523 aber sehr gut mit den oben aufgestellten typologischen, konstruktiven und formalen Analogienübereinstimmt, handelt es sich wohl in der Nachricht um den Baudes heute bestehenden Chores. Die Quelle liefert aber noch einenanderen interessanten Hinweis. Der genannte Bauherr gründetenämlich außerdem zusammen mit seiner Frau Catalina de Silva das

........_--......._..........._......._-_ .. -_ ._' \,

--------- 20

248 . TOBlAS RÜTENIK, MARTIN GUSSONE

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Kloster Santo Domingo imJahr 1556, deren Bauarbeiten siebenJah

re später begannen.39 Diese Kirche diente oben als Vergleichsobjekt

für die Form der Gewölbe. Obwohl sich jene und der Chorbau ein

deutig in zwei getrennte Bauphasen separieren lassen,4o kann den

noch offenbar in beiden Fällen das Engagement ein und derselben

Person bzw. Familie verantwortlich gemacht werden. Wahrscheinlich entstand der Chor zum Ende des ersten Viertels des 16. Jahr

hunderts, während indessen um die Mitte bzw. in der zweiten Hälf

te desselben Jahrhunderts mit der Fertigstellung von Transepten und

Vorhalle die Kirche weiter ausgebaut werden sollte. 41

WEITERER AUSBAU VON KIRCHE UND KLOSTER

IM 17. JAHRHUNDERT

Der weitere Ausbau von Kirche und Kloster wurde insbesondere

durch die Erzbischöfe von Badajoz unterstützt und erfolgte in einer

ganzen Reihe von Bauphasen, die sich vermutlich vom Anfang des

17. Jahrhunderts bis zur Säkularisierung des Klosters im 19. Jahr

hundert erstrecken. Zu den ersten Ausbauphasen gehören vor allem

die nördlich gelegenen Klausurgebäude (Bauphase IVa) und das

Mittelschiff des Langhauses (Bauphase IVb, siehe Abb. 9). Beide wur

den nachträglich an Chor und Transepte angebaut, 42 stehen aber in

keiner direkten Beziehung miteinander, sodass die genaue Baufolge

offen bleiben muss.

Die heutige Sakristei (E), die angrenzende Bibliothek (F) und vor al-

lem das Erdgeschoss der Nordklausur mitsamt der Langhausnordwand

Abb. 12: San Agustf n,

Badajoz, Turm , West

seite, Detail, Mauer

werk aus Bruch- bzw.

Leseste inen, 2004.

ZWISCHEN KREUZ UND HALBMOND· 249

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Abb. 13: San Agustfn,

Badajoz, Kapell e (0 )

in der Südostecke derKirche, Ans icht vonOst, islam ischer

Wandrest, 2003.

können einer gemeinsamen Maßnahme zugerechnet werden (Bau-

phase IVa). Sie gleichen sich in Baudetails, und ihr geometrisches Ach-

sensystem ist gemeinsam um einige Grad genauer geostet als die übri-

gen Bauteile der Kirche. Die Tiefe der quadratischen Sakristei (E) über-

trifft diejenige des westlich anschließenden Transeptes, sodass ein ge-

nügend breiter, direkter, jedoch heute zugesetzter Durchgang in die

Nordklausur (durch die Bibliothek F) verblieb, der sich zur Sakristei

durch ein Portal mit reicher Profilierung auszeichnet. Reste von Kon-

solen in den Raumecken der Sakristei lassen vermuten, dass der heu-

te mit einer Trompenkuppel überdeckte Raum womöglich ehemals

ein Rippengewölbe besaß. Reste der gleichen Art von Konsolen finden

sich stellenweise auch im Erdgeschoss der Nordklausur.

Im Gegensatz zur Nordklausur und Sakristei ist die Baufolge des Kir-

chenmittelschiffes weit unklarer (Bauphase IVb) und lässt sich wohl

250· TOBlAS RÜTEN IK, MARTIN GUSSONE

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in mehrere Abschnitte unterteilen.43 Klar ist jedoch, dass der Ausbau

des Mittelschiffes ebeilfalls jünger als der Chor und die Transepte

sein muss, wobei die bestehende Bausubstanz berücksichtigt wur

de.44 Erst mit dem Bau des Mittelschiffes in Bauphase IVb war der ge

samte mittlere Bereich zwischen den älteren Bauteilen im Osten und

Westen der Kirche in seiner heutigen Gestalt errichtet.Nordklausur und Mittelschiffspfeiler werden vom Ausbau der Ka-

pellen (11 bis V bzw. VII bis IX) und der Westklausur gefolgt (Bau

phasen Va und Vb) (siehe Abb. 9).

Im Dachbereich beider Kapellenschiffe (Bauphase Va) erkennt man

deutlich, dass die Kapellentrennwände stumpf an die Strebepfeiler

des Mittelschiffes stoßen . Beim nördlichen Kapellenschiff zeigt sich

ferner, dass diese Trennwände zwischen den Kapellen auch jünger

als die Südwand der Nordklausur - respektive Kirchennordwand -

sind. Der Nordklausurumfassung folgt auch die Außenwand des heute nur fragmentarisch erhaltenen Westhofes (Bauphase Vb), wie ei

ne Baufuge erkennen lässt. Ein direkter Bezug zwischen Kapellen

trennwänden und Westklausuraußenwand, der ihre zeitliche Stel

lung zueinander eindeutig klären würde, fehlt jedoch. Die Kapellen,

aus denen die Seitenschiffe bestehen, weisen außen keine architek

tonischen Gliederungselemente auf. Auffällig sind lediglich zwei Säu

lenspolien, die in der Südwest- und Südostecke des Südseitenschif

fes vermauert sind und angeblich zur ehemaligen Moschee gehört

haben sollen, was jedoch nicht zu belegen ist.In der folgenden Bauphase (Bauphase VI) wurden Kirche und Klau

sur in ihrem heutigen Umfang im Wesentlichen fertiggestellt (siehe

Abb. 9). Zu den weitreichenden Maßnahmen gehören die Fertig

stellung bzw. Reparatur des Obergadenbereiches vom Mittelschiff,

Aufstockung und Umbau von Nord- und Westklausur, die Errichtung

der Portikus im Südosten der Kirche (VI) sowie die Neueinwölbung

des Mittelschiffes und die Errichtung von Kuppeln .

Die Fassade des Nordklausurobergeschosses wird zum Kreuzhof

durch ehemals offene Arkaden gebildet, deren Rhythmus nicht mit

dem des Erdgeschosses korrespondiert. Wohl aus statischen Grün

den verstärkte man das Erdgeschoss zudem durch kräftige Pfeiler

vorlagen. Auch der Westhof wurde mit einem neuen Kreuzgang aus

gestattet. Diesem ist auch ein entsprechendes Obergeschoss hinzu

zufügen, das heute nicht mehr erhalten ist, dessen Spuren sich je-

doch an der Kirchenwestwand ablesen lassen. Die Erschließung der

Obergeschosse von beiden Klausuren erfolgte über einen Treppen

turm zwischen ihnen (G), der in das Nordseitenschiff (11 bis V) der

Kirche eingeschoben ist, von dieser aber heute nicht mehr betreten

werden kann. An seiner oberen Westaußenseite erkennt man einen

Druckbogen im Mauerwerk,45dessen Pendant in den Obergadenbe

reich des östlichsten Mittelschiffsjoches (vor dem Chor A, über den

ZW ISCHEN KREUZ UND HALBMO D· 251

5/14/2018 R TENIK-GUSSONE 2010 - slidepdf.com

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Transepten I und X) integriert ist.46 Zu guter Letzt kann der Bauphase

noch die Errichtung von Kuppeln über der Sakristei (E), dem Trep

penturm (G) und der Kapelle (D) hinzugerechnet werden. Zumin

dest die Laternen der beiden letztgenannten Kuppeln sind formal

nahezu identisch.

Die Portikus (VI) zwischen Turm und Südseitenschiff ist von einer

antikisierenden Fassadenarchitektur mit ionischen Bauelementen

geprägt. Antikes Formengut charakterisiert auch den Kreuzgang der

West- und das Obergeschoss der Nordklausur. Hier wurde allerdings

einer toskanischen Ordnung der Vorzug gegeben. Die Pfeilervorla

gen im Nordkreuzhof sowie nachträglich erneuerte Konsolen im an

grenzenden Kreuzgang dekorieren gegenständige Doppelvoluten, die

man auch am Ansatz der mit Kassetten geschmückten Mittelschiffs

gewölbe findet. Diese erstrecken sich in relativ einheitlicher Bauart

über alle Langhausjoche, wenn auch teilweise erneuert. Doppelvo

luten gibt es auch im Giebelfeld der Portikus.

DATIERUNG DER BAUPHASEN IV BIS VI

Die absolute Datierung des eben dargestellten weiteren Ausbaus der

Kirche (Bauphasen IV bis VI) kann durch Auswertung historischer

Quellen im Vergleich mit den Befunden aufgestellt werden. Aus ar

gumentativen Gründen wird im Folgenden mit der zuletzt genann

ten Bauphase VI begonnen: Die Portikus, das Obergeschoss der Nord

klausur und ein Brunnen bzw. Waschbecken im Inneren der Sakri

stei (in Bauphase VI überkuppelt) tragen ein heraldisches Symbol -

ein von einem Pfeil durchbohrtes Herz -, das über den Bauherren

Auskunft gibt. Es handelt sich um Fray Agustin Antolinez, Bischof

von Badajoz zwischen 1675 und 1677, der selbst Mitglied des Au

gustinerordens warY Das Wappen von Fray Agustin steht vor allem

im Giebelfeld der Portikus (Bauphase VI) im Zusammenhang mit der

Verwendung der gegenständigen Doppelvoluten, die wohl ebenfalls

diesem Bischof zuzuordnen sind.

Die Bauarbeiten der Bauphase VI, die sich durch das genannte Wap

pen recht sicher Bischof Fray Agustin Antolinez zuordnen lassen,

dienen zugleich als terminus ante quem für die vorangehenden Bau

phasen IV und V. Wesentliche Teile von Kirche und Nordklausur sol

len auch unter dem Bischof]uan Beltran de Guevara entstanden sein,

der sein Amt zwischen 1611 und 1615 inne hatte. 48 Ihm lässt sich

demnach wohl die Bauphase IV zuordnen, in der das Erdgeschoss

der Nordklausur und wesentliche Teile des Mittelschiffes entstanden

waren. Das Vorhandensein von Konsolen zur Aufnahme von Ge

wölberippen in der Sakristei und Nordklausur verrät zudem die zeit

liche Nähe zur Bauphase III der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts,

252 . TOB lAS RÜTEN IK MART IN GUSSONE

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in der die sterngewölbten Transepte und die Vorhalle entstanden wa

ren. Für die Bauphasen Va und Vb fehlen Anhaltspunkte für eine ab

solute Datierung. Sie entstanden demnach zu irgendeinem Zeitpunkt

zwischen 1615 (Bauphasen IVa und IVb) und 1675 (Bauphase VI).

Frühe Ausstattungsstücke und einige Grabplatten in den Seiten

schiffskapellen datieren in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts, wodurch sich ein terminus ante quem ergibt. Zumindest von der West

klausur weiß man, dass sie in historischen Quellen ebenfalls Bischof

Juan Beltran de Guevara zugeordnet wird und so gleichsam als Bau

phase IVc aufzufassen wäre. Ihre Datierung müsste demnach an das

Jahr 1615 herangerückt werden.

SPÄTERE VERÄNDERUNGEN

Nach der weitgehenden Fertigstellung der Kirche unter Bischof Agustin Antolinez erfuhren Kloster und Kirche nur noch geringfügige

Veränderungen. Im Zuge der Säkularisierung der religiösen Orden

im Jahr 1820 wurde auch das Kloster San Agustin in Badajoz aufge

hoben und die Klausuren verlassen. Die Kirche diente jedoch weiter

hin gottesdienstlichen Zwecken und wurde imJahr 1843 in die Pfarr

kirche Santa Mafia la Real umgewandelt.

Durch die Funktionsänderung waren die direkten Verbindungen zwi

schen Kirche und ehemaligem Kloster nicht mehr notwendig undwurden verschlossen. Im Zusammenhang damit stehen wohl auch

die Veränderung der Emporenhöhe und der damit verbundene Um

bau des Vorhallengewölbes (C). Die Klausuren dienten zunächs t als

Unterbringungsort einer Garnison. Planungen aus dem Jahr 1860

belegen Projekte für die Erweiterung der Unterbringungskapazitä

ten. 49 Im Jahr 1934 wurde die Garnison geschlossen.5o In der Nord

klausur richtete man eine Schule ein, woraufhin der Kreuzgang und

die im Norden und Westen anschließenden Raumschichten mit

Trennwänden unterteilt und die Arkaden im Erd- und Obergeschossmit Fenstern bzw. Tür-/ Fenster-Kombinationen in einer Stahl-Glas

Konstruktion verschlossen wurden. In die Westklausur zog ein Gericht

ein und ein weiteres heute nicht mehr vorhandenes Gebäude beher

bergte fortan eine Sozialstation. 51 Mit dem Auszug des Gerichtes im

Jahr 1960 verfiel die Westklausur zusehends und wurde Mitte der

1980er Jahre größtenteils abgerissen. Die Reste ihres Erdgeschosses sind

in den Jahren 2003 und 2004 restauriert und teilweise rekonstruiert

worden. Die Sozialstation musste 1980 einem Schulneubau weichen,

durch den auch die Nordklausur ihre Funktion verlor.An der Kirche gab es abgesehen von der oben erwähnten Verände

rung der Empore nach der Umwandlung in eine Pfarrkirche nur noch

wenige Eingriffe. Der Turm erhielt im Rahmen der Umwandlung zur

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5/14/2018 R TENIK-GUSSONE 2010 - slidepdf.com

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Pfarrkirche ein gusseisernes Glockengestell aus dem 19. Jahrhundert,

das wiederum im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts durch eine ge

mauerte Laterne mit flachem Zeltdach überbaut wurde.

ZUSAMMENFASSUNG

Durch die islamischen Baureste, die sich typologisch einer Moschee

zuordnen lassen, zeigt sich, dass San Agustin in Badajoz mit ande

ren transformierten Moscheen auf der iberischen Halbinsel in Zu

sammenhang gebracht werden kann. Nach der Eroberung einer mus

limischen Stadt nahm die Kirche zwar alle Moscheen offiziell in Be-

sitz, dabei handelte es sich allerdings nur um einen formellen Akt

auf dem Papier. Tatsächlich zur Kirche geweiht wurde in der Regel

zunächst nur die Hauptmoschee. Wenigstens einen Teil der zahllo

sen kleinen Quartiersmoscheen nutzte die verbliebene muslimische

Bevölkerung weiterhin als Sakralbau,52 die allmählich von der ka

tholischen Bevölkerung verdrängt wurde. Damit einher ging der stei

gende Bedarf an christlichen Gotteshäusern, sodass weitere nun

nicht mehr gebrauchte Moscheen nach und nach in Kirchen kon

vertiert wurden .53 Nachdem eine Moschee tatsächlich zu einer Kir-

che umgewidmet wurde, stattete man sie mit den unmittelbar für

die kultischen Handlungen notwendigen Einrichtungen aus . Grö

ßere bauliche Veränderungen fanden erst einmal nicht statt. Auf der

iberischen Halbinsel geschah demnach zunächst genau das gleiche,

das - wenn auch in umgekehrter Richtung - an der Arap Camii in

Istanbul zu beobachten ist - eine Akkulturation des Bauwerks mit

einfachsten Mitteln.

Obwohl nur geringe Reste der mutmaßlich islamischen Bausubstanz

erhalten geblieben sind, lässt sich dennoch die Gestalt der Moschee

zumindest hypothetisch rekonstruieren (siehe Abb. 14 oben links):

Da es sich bei dem in der Südostecke der Kirche erhaltenen islami

schen Wandrest (Südwand der Kapelle D) um eine Gebäudeecke ge

handelt haben muss, lässt sich sowohl die Lage der Ost- wie auch der

Südwand (QibLa) ermitteln. Die westliche Begrenzung des Gebets

saales wird durch den Turm markiert, der aller Wahrscheinlichkeit

nach der Westwand vorgelagert war. Man darf annehmen, dass der

Anbau des Chores in der Mitte der Ostwand erfolgte. Durch Sym

metrie lässt sich so trotz fehlender Sachzeugnisse zuletzt auch die La-

ge der Nordwand des Gebetssaales ableiten.54 Außerdem liefern die

am Wand rest erhaltenen oben beschriebenen Wandvoriagen An

haltspunkte zu Lage und Abstand der Gebetssaalarkaden und so zur

gesamten Struktur des Moscheebaus. Demnach handelte es sich um

einen querrechteckigen Bau mit sieben Schiffen55 von wohl etwas

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weniger als jeweils 4 Metern Breite (s iehe Abb. 14). Das Mittelschiff

wird wie gewöhnlich etwas weiter als die Seitenschiffe ausgebildet

gewesen sein. Der Moscheehof wird wohl im Norden des Gebets

saales anstelle der Nordklausur vermutet werden dürfen. Auch bei

anderen zu Kirchen transformierten Moscheen ist der Moscheehof

als Kreuzgang umgenutzt worden. 56

Der Choranbau wird die Moschee nicht nur an Höhe deutlich über

troffen haben (siehe Abb. 14 oben Mitte). Sein westliches Joch ragt

darüber hinaus in den ehemaligen Gebetssaal der Muslime hinein .

So werden in seiner Nord- und Südostecke "Nebenchöre" ausge

schieden, von denen sich bekanntermaßen der südliche erhalten hat.

Die Neuausrichtung des Baus wird noch einmal durch den im Wes-

ten liegenden Anbau mit Zugangsportal unterstrichen . Die an

schließend errichteten Transepte ergänzen die Choranlage folgerichtig (siehe Abb. 14 oben rechts). Die kräftige, der Westvorhalle

hinzugefügte Nordwand derselben kann vielleicht als Rest eines nie

ausgeführten Turmes interpretiert werden (in Abb. 14 oben rechts

und unten links als graues Quadrat angedeutet) Y Gemäß dieser An

nahme hätte man in San Agustin versucht, den islamischen Bestand

- in diesem Fall das Minarett - in die Planungen einzubeziehen und

gleichsam umzudeuten. Offenbar blieb das Umbau projekt des 16.

Jahrhunderts unvollendet liegen, weil vermutlich die finanziellen

Ressourcen zunehmend in den Bau von Santo Domingo flossen.Trotzdem zeichnete sich die Kirche im Ergebnis deutlich als christ

licher Sakralbau aus. Obwohl auf diese Weise mehr als ein Drittel

des Moscheegrundrisses überbaut worden war, sollte man nicht

automatisch eine gezielte Verunklärung des islamischen Vorgän

gerbaus dafür verantwortlich machen. Wegen ihres Bedeutungsge

halts zählen Chor und Westfront ohnehin zu den ersten logischen

Schritten eines Neubau- oder Modernisierungsprojekts auch ohne

konfessionelle Konversion.58 Außerdem war San Agustin zu diesem

Zeitpunkt schon lange zur Kirche geweiht. Dennoch sollte mannicht vergessen, dass offenbar mehr als die Hälfte des ehemaligen

Gebetssaales faktisch auch noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts be

stand und der Kirche zwischen den bereits errichteten Bauteilen im

Osten und Westen als Langhaus diente (siehe Abb. 14 oben rechts).

Dieser verbliebene Teil der islamischen Bausubstanz verschwand

wohl erst mit dem weiteren Ausbau ab dem ersten Viertel des 17.

Jahrhunderts. Erst nach der Errichtung von Kapellenschiffen und

Portikus zum Ende des 17. Jahrhunderts war der Moscheebau bis

auf die noch heute erhaltenen Reste ersetzt. Bis dahin konnte manwohl, wieJohannes Cramer in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts

an der Arap Camii in Istanbul, den Vorgängerbau noch halbwegs

nachvollziehen.

ZW ISCHEN KREUZ UND HALBMOND · 255

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Abb . 14: San Agustfn,

Badajoz, hypo thetische Rekonstruktio

nen einzelner Bauzustände (von oben

links nac h unten

rechts ), schematische

Darstellun g, gra u -

hypothetischeRekonstruktion ,schwarz - Befund

gemäß Bauphasen

plan, 2009.

Bauphase I

Baup hase IVa/b

Die genaue Untersuchung beider Bauwerke - die Arap Camii in Istan

bul und San Agustin in Badajoz - gibt Auskunft über die Aneignung

von Bauten anderer Konfessionen im Mittelalter. Wie in Istanbul

nach der Eroberung durch die Osmanen bleibt auch in Spanien die

Grundsubstanz der konvertierten Sakralbauten zunächst unangeta

stet. Das "fremde" Gebäude wird nur mit einfachen Mitteln akkul

turiert, die Umwandlung also nicht inszeniert. In Spanien vollzieht

sich die bauliche Transformation erst später als progressive Substi

tution - also als langsamer, in einzelne Schritte gegliederter Prozess

über Jahrhunderte hinweg, der in Badajoz wie auch andernorts nach

weislich überhaupt erst im 16. Jahrhundert einsetzt.

Der Umgang mit den Gebetsstätten der "heidnischen Feinde" war

demnach nicht nur in Istanbul, sondern auch auf der iberischen

Halbinsel zunächst weit zwangloser, als es auf den ersten Blick er

scheinen mag. Die Reconquista wird nicht direkt von der zielgerich

teten Veränderung der eroberten Sakralbauten im Sinne einer De

monstration der neuen Macht- und Nutzerverhältnisse gefolgt. Da

für lassen sich zumindest aus der Sicht der Baugeschichte nirgends

Hinweise entdecken. Obwohl in Badajoz heute auf den ersten Blick

nichts den islamischen Ursprung der Kirche verrät, ist San Agustin

kein steingewordener Triumph des Kreuzes über den Halbmond, son

dern nichts anderes als die Summe einzelner Modernisierungen von

altem Baubestand.

Bauphase 11 Bauphase 11

c o r ~ "-1""" j1,-. P:: 1\

L··

· , , ,Bauphase Va/b Bauphase VI

256· TOBlAS RÜTEN IK, MARTIN GUSSONE

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ABBILDUNGSNACHWEIS

Abb. 1, 3, 5, 12, 13: Martin Gussone.

Abb. 2, 4: Tobias Rütenik.

Abb. 6: TU Berlin, Zeichnung: T. Rütenik, R. Gooßen; Vermessung: M. Gusso

ne, T. Rütenik, A. Edwardes, N. Hauck, R. Gooßen.

Abb. 7,8,9, 10, 11: TU Berlin, Zeichnung: T. Rütenik; Vermessung: M. Gusso

ne, T. Rütenik, A. Edwardes, N. Hauck, R. Gooßen.

Abb. 14: TU Berlin, Zeichnung: T. Rütenik.

ANMERKUNGEN

1 Cramer, Johannesl Düll, Siegrid: Baubeobachtungen an der Arap Camii in

Istanbul, Istanbuler Mitteilungen 35 (1985), S. 295-321.

2 Müller-Wiener, Wolfgang: Bildlexikon zur Topographie Istanbuls. Byzan

tion - Konstantinupolis - Istanbul bis zum Beginn des 17.Jahrhunderts, Tü

bingen 1977, S. 79-80 .

3 Müller-Wiener 1977, S. 79. Vgl.: Westphalen, Stephan: Die Dominikaner

kirche der Genuesen von Pe ra (Arap Camii). Griechische Maler - Lateini

sche Auftraggeber, in: Pirson, Felixl Wulf-Rheidt, Ulrike (Hrsg.): Austausch

und Inspiration: Kulturkontakt als Impuls architektonischer Innovation,

Kolloquium vom 28.-30.4.2006 in Berlin anlässlich des 65. Geburtstages

von Adolf Hoffmann veranstaltet vom Architektur-Referat und der Abtei

lung Istanbul des DAl, Mainz 2009, S. 276-291, hier S. 277.

4 Das Projekt wurde von Fernando Valdes Fernandez angeregt und in Ko-operation mit Dorothee Sack und Johannes Cramer geleitet. Die Doku

mentation vor Ort wurde in zwei Kampagnen in den Jahren 2003 und 2004

durchgeführt. Im Jahr 2003 wurden die Untersuchungen von Martin Gus

sone und Tobias Rütenik sowie Anke Edwardes (geb. Blümel), Rebecca Goo

ßen und Norbert Hauck durchgeführt, von spanischer Seite wurde das Pro

jekt von Fernando Valdes und seinem Büro Alarnut unterstützt. An der Kam-

pagne 2004 waren Martin Gussone und Tobias Rütenik beteiligt. Die Er-

gebnisse wurden in Kurzform publiziert: Gussone, Martini Rütenik, Tobias:

San Agustin, Badajozl Extremadura, Spanien. Der Standort der früheren Gro

ßen Moschee von Badajoz?, in: Sack, Dorothee et al. (Hrsg.): MSD Jahrbuch

2003-05, Berlin 2005, S. 20-21, sowie Valdes Fernandez, Fernandol Gusso

ne, Martini Rütenik, Tobias: Die Transformation von Sakralbauten in Spa

nien: Voraussetzungen, Beispiel San Agustin in Badajoz, in: Ernst-Herzfeld

Gesellschaft (Hrsg.): Beiträge zur Islamischen Kunst und Archäologie 1,

Wiesbaden 2008, S. 123-134.

5 Dazu zählen unter anderem die Untersuchung der Kirche San Miguel el AI-to in Toledo im Rahmen einer Abschlussarbeit des Masterstudiengangs

Denkmalpflege, vgl.: Gründl, Nicolel Hanusch, Annal Probst, Anikal Schä

fer, Bernadeta: Bauforschung an der Kirche San Miguel el Alto in Toledo

(Spanien), in: Ernst-Herzfeld-Gesellschaft (Hrsg.): Beiträge zur Islamischen

Kunst und Archäologie 1, Wiesbaden 2008, S. 135-144, sowie die Untersuchung von elf weiteren Pfarrkirchen Toledos als Diplomarbeit im Fach Ar-

chitektur, vgl.: Rütenik, Tobias: Transformaci6n de mezquitas en iglesias en

Toledo, desde la perspectiva de la arqueologfa arquitect6nica, in: Anales de

Arqueologfa Cordobesa 20 (2009), S. 421-443. Letzterer untersucht derzeit

ZW ISCHEN KREUZ UND HALBMOND· 257

5/14/2018 R TENIK-GUSSONE 2010 - slidepdf.com

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im Rahmen eines Dissertationsvorhabens verschiedene transformierte Mo

scheen in mehreren Städten auf der gesamten iberischen Halbinsel.

6 Westphalen 2009, S. 276-29l.

7 Oft ist der byzantinische Kirchenbau noch heute gut sichtbar. Wenigstens

20 solcher umgewandelten Kirchen sind in Istanbul bekannt; Müller-Wie

ner 1977,S. 82-83,84-96, 103-106, 118-119, 120-122, 126-131, 132-135,

140-143, 144-146, 147-152, 153-158, 159-163, 166-168, 169-171, 172-

176,177-183, 184-185, 188-189, 196-197,206-208,209-215 .

8 In Granada ist die Hauptmoschee vollständig durch die nach 1492 be

gonnene Kathedrale ersetzt. Genauso verhält es sich mit den ehemaligen

Hauptmoscheen von Toledo, Murcia oder Sevilla - nirgends sind Reste des

Vorgängerbaus zu erkennen, mit Ausnahme des Minaretts (die Giralda)

und einiger Hofarkaden der Almohadenmoschee von Sevilla und natür

lich der Kathedrale (ehemals Große Moschee) von C6rdoba. Auch klei

nere Moscheen in den Wohnquartieren fielen einem ähnlichen Schicksal

zum Opfer.

9 Dies berichtet der Chronist Ibn Hazm (geb. 994); Ocaiia Jimenez, Manuel:

Notas sobre la C6rdoba de Ibn Hazm, al-Mulk 3 (1963), S. 53-62.

10 Publikationen, die den Transformationsprozess selbst zum Thema haben,

bilden eine Ausnahme. Zu diesen gehören beispielsweise: Valor Piechotta,

Magdalena/ Montes Romero-Camacho, Isabel: De Mezquitas a iglesias: el

caso de Sevilla (Espaiia), in: de Boe, Guy/ Verhaeghe, Frans (Hrsg.) : Religion

and Belief in Medieval Europe. Papers of the ,Medieval Europe Brugge 1997'

Conference (4), Zellik 1997, S. 139-148; Valor Piechotta, Magdalena: De

mezquita a iglesia: EI caso de Almonaster, in: Actas. I Jornadas de Cultura

Islamica. Almonaster la Real 12-15 Octubre de 2000, Almonaster la Real

2001, S. 113-124 sowie Almagro Gorbea, Antonio: De mezquita a catedral.

Una adapci6n imposible, in : La piedra postrera. V Centenario de la con

clusi6n de la Catedral de Sevilla. (1) ponencias, Simposium internacionalsobre la Catedral de Sevilla en el contexto dei g6tico final, Sevilla 2007, S.

13-46.

11 Valdes Fernandez, Fernando: La mezquita privada de Abd al-Rahman ibn

Marwan al-Yilliqi en la Alcazaba de Badajoz, Cuadernos de Prehistoria y Ar-

queologia Universidad Aut6noma de Madrid 25.2, 1999, S. 276.

12 Valdes Fernandez, Fernando: La alcazaba de Badajoz. I. hallazgos islamicos

(1977-1982) y testar de la Puerta dei Pilar, Excavaciones Arqueologicas en

Espaiia, Madrid 1985, S. 22, 25 und Valdes Fernandez, Fernando: EI Arrabal

Oriental de Badajoz: bases para su cronologia, in: ders .: En torno al Badajoz

islamico. Trabajos sueltos de arqueologia andalusi, Badajoz 2001(a), S. 145,

Anm. 6. Die definitive Konsolidierung des Siedlungsplatzes erfolgte erst im

Jahr 275 H. (16. Mai 888 bis 5. Mai 899); Valdes Fernandez, Fernando: Ur-

banismo islamico en la raya de Portugal, in: ders.: En torno al Badajoz isla

mico. Trabajos sueltos de arqueologia andalusi, Badajoz 2001(b), S. 199,

Anm . 16.

13 Araya Iglesias, Carmen/ Rubio Garcia, Fernando: Guia artistica de la ciudad

de Badajoz. (4. edici6n corregida), Badajoz 2003, S. 54.

14 Als Ergebnis der Bauforschung 2003 und 2004 konnte eine relative Bau

chronologie aufgestellt werden Die spätere Zuordnung von absoluten Bau

daten zu einzelnen Phasen weist jedoch Interpretationsspielräume auf. Die

im Folgenden dargestellte Chronologie unterscheidet sich in manchenPunkten von der 2008 veröffentlichten Kurzdarstellung. Die Verschiebung

einiger Datierungen resultiert vor allem aus der Heranziehung von Ver-

gleichsbeispielen.

258· TOBlAS RÜTEN IK, MARTIN GUSSONE

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15 Valdes Fernandez 1999, S. 275 Anm. 7.

16 Der Mauerwerksvergleich ist genauer dargestellt in: Valdes Fernandez et al.

2008,S. 123-134, insbes.S. 125-126.

17 Valdes Fernandez 1999, S. 275, 279, Anm. 7, 15.

18 Valdes Fernandez 1985, S. 24; Valdes Fernandez 1999, S. 279, Anm. 15.

19 Valdes Fernandez 1999, S. 279, Anm. 15.

20 Valdes Fernandez 1985, S. 24-25.21 Araya Iglesias/ Rubio Garcia 2003, S. 31, 34.

22 Araya Iglesias/ Rubio Garcia 2003, S. 57.

23 Vgl. Valdes Fernandez, Fernando: Eine unbekannte islamische Stadt: die so

genannte Burg von Cuncos (Villanueva dei Fresno, Badajoz) an der portu

giesisch-spanischen Grenze, in : Müller-Wiener, Martina et al. (Hrsg.): AI-

Andalus und Europa: zwischen Orient und Okzident, Petersberg 2004, S.

107-116.

24 Torres Balbas, Leopoldo: Alminares hispano-musulmanes, in: Cuadernos de

Arte 4 Vol. 6 (1939-1941), S. 57-90, vor allem S. 85-88; Hernandez Gime

nez, Felix: EI alminar de Abd al-Rahman III en la Mezquita Mayor de C6r

doba. Genesis y repercusiones, Granada 1975.

25 Kirchtürme sind meist an einer Seite der Kirche angefügt und im Inneren

mit dieser verbunden . Im Untergeschoss befindet sich in der Regel ein

durchgehender Raum. Sie weisen keinen massiven zentralen Kern auf. Bei

Türmen in Aragon, insbesondere in Teruel, befindet sich häufig ein Tor

durchgang im Untergeschoss.

26 Torres Balbas 1939-1941, S. 57-89; ders.: Los alminares de las mezquitas hi

spanas. Cr6nica Arqueol6gica de la Espana Musulmana 17, in: AI-Andalus

10 (1945), S. 387-392.

27 Hernandez Gimenez, Felix: Die Elle in der arabischen Geschichtsschreibung

über die Hauptmoschee von C6rdoba. Ein Beitrag zu ihrer Baugeschichte,Madrider Mitteilungen 1 (1960), S. 220, siehe dort auch Anm. 67, Anm. 68.

28 Hernandez Gimenez 1960, S. 182-223.

29 In Spanien benutzte man vor der Einführung des metrischen Systems die

Längeneinheit vara. Vgl. Maier, Jorge: Antigüedades siglos XVI-XX, Cata

logo dei Gabinete de Antigüedades, Real Academia de la Historia, Madrid

2005,49-51 und Kruse, Jürgen Eiert: Allgemeiner und besonders Hambur

gischer Kontorist, welcher von den Währungen, Münzen, Gewigten, Maas

sen, Wechsel-Arten und Usanzen der vornehmsten in und ausser Europa ge

legenen Städte und Länder, nicht nur eine umständliche Nachricht erthei

let; sondern auch solche beschriebene Münz-Sorten, Gewigte und Maassen,

zuvörderst gegen die, so zu Hamburg, hiernächst aber, in angegebenen Ta-

bellen, auch gegen die, so an anderen Orten gebräuchlich sind, genau ver

gleichet. Der vierten, oder zum drittenmal verbesserten und ansehnlich ver

mehrten neuen Auflage Erster Theil, Hamburg 1782, S. 402.

30 Die Messung der Seitenlänge des quadratischen Grundrisses erfolgte an der

Südseite des Turmes oberhalb vom Wandsockel.

31 Siehe Anm. 27.

32 Solche Strebe- und Eckpfeiler an der Außenseite der Qibla findet man bei

spielsweise an der Großen Moschee von C6rdoba oder auch an der ehema

ligen Moschee auf der AJcazaba von Badajoz, die im 19. Jahrhundert abge

brochen worden ist.33 So zum Beispiel an den cordobeser Kirchen der sogenannten ersten Gene

ration wie: San Pablo, San Pedro el Real, San Miguel, Santiago, La Magda

lena, San Pedro, San Andres, San Agustin, Santa Marina, San Lorenzo, San

Nicolas und San Hip6lito; vgl. Jordano Barbudo, Maria Angeles: Arquitec-

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tura medieval cristiana en C6 rdoba, C6rdoba 1996, vo r allem S. 285, Abb.100.

34 Ein beeindruckendes Beispiel bietet der Chor der Kirche San Andres in To

ledo , der im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts entstand (nach 1517), Ra-mirez de Arellano, Rafael: Las Parroquias de Toledo, Toledo 1921 (Nachdr.o. ].), S. 13.

35 Mischmauerwerk mi t Backsteinkantenquaderung ohne Zwischenlagen da

tieren zum Beispiel an der Capilla de Santa Catalina der Kirche San Salvador in Toledo an die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert und an der Ap-

sis der Capilla de la Virgen de la Esperanza der Kirche San Lucas in derselben Stadt ins Jahr 1620; Marias, Fernando: La architectura dei renacimiento en Toledo (1541-1631) 3, Toledo 1983, 20; dei Cerro Malag6n, Rafael!

Jesus Sainz, Maria/ Delgado Va lero, Clara/ Perez Higuera, Maria Teresa/ Franco Mata, Maria Angeles: Arquitecturas de Toledo (2 Bd. ), Toledo 1991, (1) S.

301-303.36 Araya Iglesias/ Rubio Garda 2003, S. 124.37 Die islamische Moschee muss bereits vor dem Einzug der Augustiner in ei

ne Kirche umgewandelt worden sein, die dem Heiligen Lorenz gewidmetwar; Araya Iglesias/ Rubio Garda 2003, S. 103.

38 In der Quelle ist explizit vo n nur einer "capilla mayor" die Rede. Der Ter

minus bezeichnet für gewöhnlich die "Kapelle", in der der Hauptaltar aufgestellt ist. Die Bezeichnung des in deutscher Sprache als Chor bekannten

Bauteils mi t "capilla mayor" ist eher Regel als Ausnahme. Stattdessen wird

mit "coro" der Aufstellungsort des Chorgestühls bezeichnet, das in spanischen Kirchen oft in der Mitte des Langhauses oder auf einer westlichenEmpore platziert wird; Araya Iglesias/ Rubio Garda 2003, S. 103.

39 Araya Iglesias/ Rubio Garda 2003, S. 124.40 Die Transeptaußenwände sind nachträglich an die Chorstrebepfeiler ange

baut.41 Dabei ist zu beachten, dass die Sterngewölbe in de n Transepten erst durch

spätere Ergänzungen von Rippen eine mit Santo Domingo vergleichbareKonfiguration erreichen bzw. vielleicht erst unter dem Eindruck des 00-

minikanerklosters (Santo Domingo) ergänzt worden sind. Somit wären

Transepte un d Vorhalle vor Santo Domingo aber sicher erst nach dem Chor

bau entstanden .42 Zur Errichtung der Sakristei an der nördlichen Außenseite des Chores

musste einer seiner Strebepfeiler fast vollständig abgearbeitet werden. Zudem wurde ein Durchgang in die Chornordwand als Zugang zur heutigen

Sakristei gebrochen.43 Dies erkennt man an kleinen Unterschieden, die das Achsmaß sowie die

Ausrichtung der Joche un d die Ausbildung der Pfeiler im Inneren und Äu

ßeren der Kirche sowie die Laibungen der Obergadenfenster aufweisen.44 So sitzt ein Strebepfeiler auf den Transeptaußenwänden auf. Zudem wird

das Stirnprofil des Triumphbogens zum Chor von den Obergadenwänden

überschnitten .45 Der obere Teil des Treppenturmes sitzt auf älteren Bauresten im Unterge

schoss auf.46 In diesem Joch wird zudem zwischen der geringeren Traufhöhe des west

lich anschließenden Mittelschiffs aus Bauphase IVb und der höheren , öst

lich angrenzenden Chortraufe (Bauphase 11) vermittelt. Offenbar wurde dieletzte Lücke zwischen den vorher entstandenen Mittelschiff und Chor geschlossen oder der Bereich musste repariert werden.

47 Araya Iglesias/ Rubio Garda 2003, S. 105.

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48 Araya Iglesias/ Rubio Garda 2003, S. 103. In anderen Publikationen werdendiese Bauarbeiten in das Jahr 1620 datiert; MeJida y Alinari 1907-1910, S.

125.49 Cruz Villal6n 1999, Anmerkungen zum Plan 28 und 29.

50 Ebd.51 Ebd. und Araya Iglesias/ Rubio Garda 2003, S. 103.

52 Dass muslimische Bürger auch nach der Reconquista weiter eine wichtigeRolle spielten beweist die Mezquita de Tornerias - die Drechslermoschee -in Toledo, die überhaupt erst errichtet wurde, als die Stadt schon ein Jahr

hundert unter christlicher Herrschaft war. Gomez Moreno, Manuel: Artemudejar Toledano, Obras maestras de la arquitectura y de la decoraci6n en

Espai'ia 2, Madrid 1916, 210; dei Cerro Malag6n et al. 1991, (1) S. 309.53 dei Cerro Malag6n et al. 1991, (1) S. 71-74; Calvo Capilla, Susana: Refle

xiones sobre la mezqui ta de Bäb al-M ardOm y la Capilla de Belen (Convento de Santa Fe) de Toledo a la luz de nuevos da tos, in: Asociaci6n de Amigos dei Toledo Islämico (Hrsg.): Entre el Califato y la Taifa: Mil ai'ios dei Cristo de la Luz. Actas dei Congreso Internacional Toledo, 1999, Toledo 2000,

S.335-336.54 Überlegungen zur Symmetrie des islamischen Ursprungsbaus und des an

gefügten Chores benutzt auch Fernando Valdes zur Rekonstruktion des ersten und zweiten Bauzustands der Privatmoschee auf der Alcazaba von Ba

dajoz; vgl. dazu Valdes Fernändez 1999, S. 277-278, 283.

55 Das Siebenfache des Abstandes zwischen den Mittelachsen der Wandvorlagen entspricht dem Abstand zwischen der südöstlichen Qibla-Begrenzung

und der Ostwand des Turmes, wenn man wie üblich eine größere Breite fürdas Mittelschiff des Gebetssaales einberechnet.

56 Vgl. Delgado Valero, Clara: EI ciaustro mudejar de la iglesia de San Andres,

in: Toledo. Arqueologiaen

la ciudad,Tol

edo

1996, 35-39; dei Cerro Malag6n et al. 1991, (2) S. 277.

57 Ähnliches lässt sich in der "neuen" Kathedrale von Badajoz beobachten.Auch hier wurde der zweite Teil einer Doppelturmfront niemals ausgeführtund hat eine vergleichbare Situation hinterlassen; Araya Iglesias/ Rubio Garda 2003, S. 55.

58 Chorhaupt und Doppelturmfront fügte auch Abt Suger der bestehenden

Abteikirche Saint Denis hinzu.

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