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Dis Standssilbahn rron Sietäu Alles begann mit einer rumänischen Freund- schaft. Eines Abends saßen wir - meine Frau und ich - mit unserer rumänischen Freundin zusammen und sprachen über ihre Heimat. Sie fragte uns, ob wir nicht mit in ihre Heimat fahren wollten, um Urlaub zu machen. Durch einen Zutdl ertuhr ich, daß es in Rumänien noch Waldbahnen gibt (760 mm). lch habe noch einige Telefonate mit anderen lnsidern geführt und erhielt mehr lnformationen über Land und Wald- bahnen. Mit diesem Wissen plante ich die Fahrt nach Rumänien. Im Frühjahr 1998 war es dann soweit, und die Reise in eine ,,andere Zeit" begann. Vor Sfintu Gheorghe bogen wir rechts ab nach Covasna und suchten uns in dem Kurort ein Hotel. Dort trafen wir eine Frau, die auch Deutsch sprach, und ich fragte sie gleich nach dem Weg zur Waldbahn. Ent- sprechend ihrer Wegbeschreibung mach- ten wir uns am nächsten Morgen auf und fanden die Standseilbahn auf Anhieb. Es war faszinierend, eine so alte Technik in Funktion zu bewundern. lch unterhielt mich lmpressionen von einer rumänischen Waldeisenbahn Mödelhahndournat lvll998 . .76

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Dis Standssilbahn rron Sietäu

Alles begann mit einer rumänischen Freund-schaft. Eines Abends saßen wir - meineFrau und ich - mit unserer rumänischenFreundin zusammen und sprachen überihre Heimat. Sie fragte uns, ob wir nicht mitin ihre Heimat fahren wollten, um Urlaub zumachen. Durch einen Zutdl ertuhr ich, daßes in Rumänien noch Waldbahnen gibt(760 mm). lch habe noch einige Telefonatemit anderen lnsidern geführt und erhieltmehr lnformationen über Land und Wald-bahnen. Mit diesem Wissen plante ich dieFahrt nach Rumänien. Im Frühjahr 1998war es dann soweit, und die Reise in eine,,andere Zeit" begann.Vor Sfintu Gheorghe bogen wir rechts abnach Covasna und suchten uns in demKurort ein Hotel. Dort trafen wir eine Frau,die auch Deutsch sprach, und ich fragte siegleich nach dem Weg zur Waldbahn. Ent-sprechend ihrer Wegbeschreibung mach-ten wir uns am nächsten Morgen auf undfanden die Standseilbahn auf Anhieb. Eswar faszinierend, eine so alte Technik inFunktion zu bewundern. lch unterhielt mich

lmpressionen von einer rumänischen Waldeisenbahn

Mödelhahndournat lvll998 . .76

Der Blick von der Rampe hinauf zur Bergstation. Man sieht das Dreischienengleis, in derMitte das Seil. Da keine Plattformen zu sehen sind, ist gerade eine Fahrt auf der Rampeim Gange. Die Modellfotos beweisen die perfekte Umsetzung.

Nach ca. zweieinhalb Stunden Fußmarschwar ich wieder im Tal, wo meine Frau undHund Sam mich schon erwarteten.Von dort verläuft die Strecke ca. 7,6 kmweit durch einen Wald bis nach Covasnazum CFR-Regelspuranschluß (Lokschup-pen der Schmalspurlokomotive) bzw. zurMöbelfabrik, wo ein Teil des Holzes verar-beitet oder als Exportartikel auf Regelspurverladen wird.Wieder in Deutschland angekommen, wur-de zunächst das Filmmaterial entwickeltund begutachtet. lnformationen hatte ichgenug gesammelt, aber es stellte sich die

Frage, in welchem Maßstab gebaut wer-den sollte. So beratschlagte ich mich mitmeinem langjährigen Freund Frank Minten(Länderbahn-Anlage Grünwalde). Wir ka-men auf den Maßstab 1:43,5, das heißt 0e.Alles andere wäre nicht zu realisieren ge-wesen.Der Gleisplan wurde erstellt - aber welcheWeichen sollte ich verwenden? lch ent-schied mich, Pilz-Weichen zu benutzen.Diese bef reite ich von den Kunststoffschwel-Ien und tauschte sie gegen Holzschwellenaus. Die Gleisanlage entstand also kom-plett im Eigenbau, da es auf dem Zubehör-

mit den Waldarbeitern und fragte, ob manauch mit der Standseilbahn zur Bergstation(Sicläu) hinauffahren könne. Nach einemTelefonat mit der Verwaltung war es mög-lich. ln weiser Voraussicht erstellte ich mirmit der Videokamera Filme, im Reisege-päck bef inden sich auch immer ein Stift, einZeichenblock und ein Zollstock. So fertigteich mir Zeichnungen von Gleisanlage, rol-lendem Material und Gebäuden an.Am Nachmittag hatte ich die Möglichkeit,von Sicläu-Bergstation nach Comandäuzum Depot mitzufahren. lch nutzte dieseGelegenheit und stieg auf . Es war einmalig.Angekommen im Depot schaute ich micherst einmal am Sägewerk um, wo das Holzgeschnitten wird, das aus den Wäldern mitden Loks herantransportiert wird.Nach diesen Eindrücken von der Wald-bahn stellte sich die Frage, wie ich wiedernach Sicläu-Talstation kommdn sollte, denndie Lok fährt nur einmal am Tag. Aber daman ja einen Kompaß dabei hat, machteich mich auf den rund 10 km langen Wegdurch Schnee und Matsch ins Tal zurück.

77 . Modellbahn-Journal lV/1998

sektor noch zu wenig Artikel gibt, sprichGebäude, Schienen, Weichen und Rollma-terial. Mittlerweile kann man in den Pro-gramme diverser Kleinserienherstellerdurchaus passendes Material aufspüren.Die Plateauwagen und rollendes Materialwurden aber von mir aus Messing handge-fertigt.Gebäude bestehen komplett aus Kiefern-holz. lm oberen Bereich der Standseilbahnwaren acht Weichen nötig, um einen rei-bungslosen Rangierablauf nachzuvollzie-hen. Fürden Schrägaufzug wurde ein Drei-schienengleis aus Peco-Schienenmaterialder Nenngröße 0 gebaut. lm unteren Be-reich wurde eine Weiche eingebaut, diedurch die zu Tal laufende Plattform aufge-schnitten wird. Die Bergstationsebene liegtauf 1,40 m Höhe, die Talstationsebene auf0,90 m.Gewöhnlich ist die örtliche Verwaltung ei-ner Waldbahn im Tal, an ihrem unterenEndpunkt, zu suchen. Bei der WaldbahnCovasna - Comandäu ist das anders: Ver-

waltung, Haupt-sägewerk, Depotund Werkstättenbefinden sich inComandäu in ei-nerHöhevon rund1 000 m. Auch derLeiter der Wald-bahn hat hier seinBüro.lnteressant anden Zügen desoberen Abschnittsist, daß diese nichtRohholz, sondern Schnittholz und Bretteraus dem Sägewerk Comandäu befördern.Das sonst gewohnte Bild einer Waldbahnbesteht aus Langholzwagen und Drehge-stellen, die mit Baumstämmen beladen sind.Als unteren Ausgangspunkt des Plan incli-nat (zur Erläuterung: bedeutet Schiefe Ebe-ne) an der Waldbahn Comandäu wurdeSicläu im Talschluß des Valea Zinclor ge-wählt.

ln der Bergstationist ein Bretterzugaus Comandäueingetroffen undwird rangiert. ZurPlattform beförderldas Pferd dieWagen.

Unten ist zumVergleich dieVorbildsituationzu betrachten.Abb.: H. Poscher,Modellfotos:MV-HS

Daten der Anlage:

Länge 1236 m

Spurweite 1445 mm

0berer Endpunkt (plan inclinat sus) 1013 mMittelstation 853 m

Unterer Endpunkt (plan inclinat jos) 686 m

Neigung im oberen Abschnitt 268 %"

Neigung im unteren Abschnitt 280 %"

Den Erbauern des Plan inclinat kam zugu-te, daß die größere Last zu Tal zu schaffenist. Das Schwerkraftprinzip wurde dazu an-gewandt. Die Plattform mit dem beladenenHolzwagen zieht bei ihrer Talfahrt die zwei-te Plattform, auf der in jedem Falle wenigerLast zu transportieren ist, bergwärts. DasVerbindungsseil läuft über eine Umlenkrol-le (Bremsbergprinzip).Das Maschinenhaus am oberen Endpunktbeherbergt neben selbiger Umlenkrolle eineBremsvorrichtung. Mit dieser Einrichtungkann die Fahrt kontrolliert werden. Klingel-signale helfen bei der Abstimmung zwi-schen den beiden Stationen. Zusätzlichexistiert eine Telefonverbindung. Genauauf Streckenmitte befindet sich eine Aus-weichstation. Zur Kompensation des Seil-gewichtes werden hier vier 50 kg schwereEisenblöcke von der talwärts zur bergwärtsführenden Plattform umgeladen - gewußtwie! Anderfalls würde die Talfahrt durchdas wachsende Seilgewicht immer rasan-

Die Bilderfolge auf dieser Seite zeigt, wie einBretterwagen zu Tal geschickt wird. Per Pfer-

dekraft zieht man den Wagen auf die Platt-form. Wenig später beginnt die Talfahrt hin-

unter zum flachen Streckenteil nach Covasna.Auf halber Strecke begegnen sich die beiden

Plattformen zum Gewichtsaustausch.

ter werden und mit der leichteren Bergplatt-form leichtes Spiel haben! Ferner wech-seln hier in Streckenmitte auch die Per-sonale.Das hat den einfachen Grund, daß derForstarbeiter, der oben den Bretterwagenmit Hilfe eines Pferdes auf die Plattformgefahren hat, oben auch wieder,,sein Pferd"in Empfang nehmen kann. Roß und Ran-gierer bilden über Jahre ein eingespieltesTeam, und das Pferd scheint bei zwei un-terschiedlichen Führern offensichtlich nicht,,mitzuspielen". Ein kurzer Pfiff genügt demvierbeinigen Helfer, zu wissen, was im näch-sten Moment zu tun ist.Den Verschub der beladenen Wagen miteiner Waldbahnlokomotive zu bewerkstel-ligen wäre sehr uneffektiv, da auf eineMinute Arbeit rund zehn Minuten Pausefolgen, bedingt durch die Fahrtzeit auf derStandseilbahn und die Ankunft des Wa-gens von der Tal- bzw. Bergstation.Vor einigen Jahren versuchte man, den,,anach ronistischen" Pferdeverschub zu mo-dernisieren. Die installierte Seilzuganlagebewährte sich aber nicht, so daß man baldzur alten, 100 Jahre bewährten Methodezurückkehrte. Hans Poscher