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10 Modus. 1/2011 10 Modus. 1/2011 HART: FRANKE WERKZEUGBAU AG 3,8 km

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Das Kundenmagazin der Härterei Gerster AG 1/2011

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10  Modus.  1/201110  Modus.  1/2011

Hart: Franke Werkzeugbau ag

3,8 km

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Hart: triatHlon

Modus.  1/2011  11   

Zur Vorspeise 3,8 Kilometer schwimmen, zum Hauptgang 180 Kilometer Rad fahren und zum Dessert 42,2 

Kilometer  laufen: Das  ist das Wettkampfmenü des Triathleten Luca Della Giacoma aus Kappel bei Olten.

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12  Modus.  1/201112  Modus.  1/2011

Hart: Franke Werkzeugbau ag

180 km

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Hart: triatHlon

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Langdistanz-Triathleten, die sich dieses Menü  einverleiben,  nennt  man  Iron-

men – Eisenmänner. Harte Kerle also – denkt der Laie. Doch der Fachmann sieht es anders. Zumindest differenzierter. Zum Beispiel Luca Della Giacoma, der sich diesem masochistisch anmutenden  Genuss  hingibt.  «Ein  ‹harter Siech› bin ich nicht», sagt er, «aber sehr diszi-pliniert.» Wie diszipliniert, zeigt sich am Tag unseres Interviews.

Wir  treffen  uns  um  7.30  Uhr  in  einem  Oltner Kaffee. Die meisten Gäste trinken hier ihren Frühstückskaffee. Um wach zu werden, bevor  sie  zur  Arbeit  gehen.  Nicht  so  Luca Della  Giacoma.  Zwar  trinkt  auch  er  Kaffee und isst dazu Gipfeli, doch für den 28-Jähri-gen  ist  der  Pressetermin  bereits  die  erste Pause  in  einem  vollgestopften  Tagespro-gramm.

Wie jeden Morgen von Dienstag bis Freitag klingelte sein Wecker in dieser Trainingsphase um 5.15 Uhr. Eine halbe Stunde später war er im Hallenbad, machte Kraft- und Dehnungs-übungen und schwamm während der folgen-den Stunde gut und gern drei Kilometer. «Für mich  ist  dies  die  bequemste  Art,  mein Schwimmtraining in den Alltag zu integrie-ren», sagt der Vollblutsportler. 

Vollblutsportler  bedeutet  in  seinem  Fall nicht  Vollprofisportler.  Denn  neben  seinem Training,  für  das  er  in  Spitzenzeiten  bis  zu  

24 Stunden pro Woche aufwendet, arbeitet Luca  Della  Giacoma  als  Immobilienbewirt-schafter in der Firma seines Vaters. «Mindes-tens  100  Prozent»,  sagt  er.  Deshalb  ist  er normalerweise nach der Schwimmeinheit um 7.30 Uhr im Büro und arbeitet bis Viertel vor zwölf. Die Mittagspause nützt er für eine 60- bis  75-minütige  Laufeinheit.  Spätestens  um 13.45 Uhr ist er wieder im Büro und arbeitet, «bis  alles  erledigt  ist».  Dies  sei  zwischen  18 und 19 Uhr der Fall. Dann steigt er, wenn es der Trainingsplan verlangt, noch für zwei Stunden in den Velosattel. Die langen Velo-einheiten  absolviert  er  am  Wochenende. «Dabei kommt mir zugute, dass  ich  im Rad fahren  relativ  stark  bin.»  Wobei:  «Relativ stark»  ist  relativ untertrieben, wie ein Blick auf  die  Rangliste  des  Ironman  Hawaii  von 2010 zeigt. Dort erreichte Della Giacoma mit 4:41 Stunden die drittschnellste Radzeit aller 1700 Altersgruppen-Athleten. Dies entspricht einer  Durchschnittsgeschwindigkeit  von  38,4 Stundenkilometern. Enorm, zumal Wind-schatten fahren nicht erlaubt ist.  

Um ein solches Arbeits- und Trainingspen-sum durchzuziehen, bedarf es grosser Diszi-plin – und eines starken Willens. Und es ist nur möglich, wenn man den Triathlon nicht nur als Sportart betrachtet. «Triathlon ist für mich eine Lebenseinstellung», sagt Luca, «Triath-lon ist ein Lifestyle.» Dank dieser Einstellung 

fällt  es  ihm  auch  leichter,  um  Mitternacht nach  Hause  zu  gehen,  wenn  er  mit  seinen Kollegen im Ausgang ist. Oder ab einem be-stimmten  Zeitpunkt  vor  einem  Wettkampf keinen Kaffee und keinen Alkohol mehr zu trinken. «Klar kommen da manchmal Sprü-che», sagt er, «aber wir wissen alle, wie die gemeint sind.»

Die ersten Triathlon-Viren infizierten Luca Della Giacoma 1999 im Alter von 16 Jahren. Im Rahmen des Sommertrainings der Junio-ren des Eishockeyclubs Olten fuhren die jun-gen Sportler die Radstrecke des Powerman-Duathlon  in  Zofingen  ab.  «Das  machte  mir unheimlich Spass.» Im Dezember des gleichen Jahres warf er nach neun Jahren von einem Tag auf den andern den Eishockey-Bettel hin. Dafür trainierte er in den folgenden Jahren auf Plauschniveau Duathlon. Vor sechs Jahren erlag er dem Virus Ironman-Triathlon. «Seit-her erlebte ich Hochs und Tiefs», blickt Della Giacoma zurück, «doch ich glaubte immer an mich – und ich behielt recht.» 

In der Tat: Im letzten Jahr schaffte er die Qualifikation  für die offizielle Weltmeister-schaft auf Hawaii, für das Rennen der Crème de  la  Crème  der  Ironman-Bewegung  welt-weit,  das  bei  Langdistanz-Triathleten  noch den grösseren Stellenwert besitzt als Olympi-sche Spiele. Und er bestand die Prüfung mit Bravour.  In seiner Altersgruppe erreichte er 

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Hart: Franke Werkzeugbau ag

42,195 km

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42,195 km

Ironman Hawaii

Der Ironman Hawaii ist der älteste und auch 

gleichzeitig der bekannteste und spektaku-

lärste Ironman und wird seit 1978 jährlich auf 

der Inselgruppe Hawaii im Pazifischen Ozean 

ausgetragen (seit 1981 auf Big Island, davor  

auf Oahu). Er ist das höchste Ziel der meisten 

Triathleten. Für diesen Wettkampf muss man 

sich seit 1988 bei einem der weltweit statt-

findenden und als Ironman lizenzierten Wett-

bewerbe durch eine schnelle Gesamtzeit in  

seiner Altersklasse qualifizieren.

Der Triathlon findet jedes Jahr im Oktober 

statt und gilt als einer der schwierigsten Aus-

dauerwettkämpfe der Welt. Neben der extre-

men Länge der Wettkampfstrecke kommen  

auf Hawaii die erschwerenden Wettkampf-

bedingungen, denen die Athleten während  

des Rennens ausgesetzt sind, hinzu. Neben der 

Hitze von zum Teil über 40 Grad Celsius können 

die aufkommenden Mumuku-Winde vor allem 

auf der 180,2 km (112 Meilen) langen Rad-

strecke das Rennen stark beeinflussen, zumal 

dort – wie bei allen Ironmanrennen – das  

Windschattenfahren strikt untersagt ist.

Der Wettkampf startet morgens gegen  

sieben Uhr in Kailua-Kona mit der 3,86 km  

(2,4 Meilen) langen Schwimmstrecke aufs  

offene Meer und zurück. Darauf folgt die Rad-

strecke durch die Lavafelder Richtung Norden 

auf dem Queen K Highway mit dem Wende-

punkt in Hawi. Nach 180,2 km (112 Meilen) 

wird das Rad wieder in Kailua-Kona gegen  

die Laufschuhe getauscht. Der Marathon führt 

bis zum Natural Energy Lab, einer Forschungs-

station zur Nutzung von Meeresenergie, und 

endet mit dem Zieleinlauf auf dem Alii Drive  

in Kona.

mit  einer  Gesamtzeit  von  9:38:48  Stunden Rang 24,  in der Gesamtrangliste  landete er auf Platz 221 von 1927 Teilnehmenden. Seine Splits:  1:08:06  Stunden  im  Schwimmen, 4:41:49  im  Rad  fahren  und  3:39:15  für  den Marathon.

«Eigentlich habe ich mein Karriereziel  in Sachen Ironman-Triathlon mit der Qualifika-tion  für  Hawaii  erreicht»,  sagt  Luca  Della Giacoma, «doch ich bin überzeugt, dass  ich mein  Potenzial  noch  nicht  ausgeschöpft habe.» Die Statistik gibt ihm Recht: Das beste Triathlon-Alter kommt erst. Seine bisher bes-te Ironman-Zeit erreichte er 2010 auf Lanza-rote mit 9:23:58. Was liegt noch drin? «Eine Zeit  unter  neun  Stunden  sollte  bei  einem optimalen Wettkampf drinliegen.» 

Also trainiert Luca Della Giacoma weiter. Seine Lebenseinstellung, seinen Lifestyle än-

dert man ja schliesslich nicht ohne Grund von einem Tag auf den andern. 2011 ist für ihn ein Zwischenjahr.  «Selbst  wenn  ich  mich  Ende Juni in Nizza für Hawaii qualifizieren sollte – ich würde das Ticket nicht einlösen.» Nächstes Jahr  dagegen  schon.  «Idealerweise  möchte ich mich 2012 möglichst früh für Hawaii qua-lifizieren, um mich dann in aller Ruhe auf das Rennen vorbereiten zu können.» Im letzten Jahr sei dies mit der Qualifikation Ende Mai auf Lanzarote nicht optimal gewesen. «Das Rennen war mit 2500 Höhenmetern auf der Velostrecke und auch psychisch sehr hart, und ich brauchte einen Monat, um mich davon zu erholen.» 

Früh in der Saison bedeutet, beim Ironman in Südafrika Anfang April oder in Neuseeland Anfang  März.  Beide  Rennen  liegen  nicht wirklich am Weg. Und die Reise dorthin kostet 

Geld.  «Dabei  helfen  mir,  was  ja  überhaupt keine Selbstverständlichkeit ist, verschiedene Sponsoren, und dafür bin ich ihnen sehr dank-bar», freut sich der Kappeler. «Und ich ver-suche  immer,  solche  Wettkämpfe  mit  einer Reise zu verbinden.» 

Triathlon  hier,  Lifestyle  da  –  Luca  Della Giacoma hat den Bodenkontakt trotz seiner Erfolge nicht verloren. «Mein Beruf hat Priori-tät», sagt er. «Die Zeit als Spitzensportler geht irgendwann zu Ende», sagt er, «wann, weiss ich noch nicht. Und auch wenn es dann soweit ist: Sportler werde ich mein Leben lang blei-ben.» Das Menü wird dannzumal etwas we-niger  üppig  ausfallen.  Aber  gegessen  wird immer.   mmm