raus aus dem label-dschungel - gfaw · bdih, natrue, cosmos, eco-cert, icada, naturland, demeter...
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RAUS AUS DEM LABEL-DSCHUNGELINFOBROSCHÜRE ÜBER NATURKOSMETIK-LABEL
GfaWGesellschaft für
angewandte Wirtschaftsethik
KONTROLLIERTENATURKOSMETIKBIO
DANKE, ROSEfür ein zartes Hautgefühlaus der Natur
www.logona.com
GfaW – Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik3
Einleitung 4
Wie funktioniert eigentlich Zertifizierung? 4
Naturkosmetik-Zertifizierungen aus Sicht des Zertifizierers 4
Definition von Naturkosmetik und naturnaher Kosmetik 5
Tierversuche und Naturkosmetik 6
Palmöl und Naturkosmetik 7
Grundsätzliche Anforderungen aller Naturkosmetik-Standards 7
Produktzertifizierungen 8
BDIH 8
Naturland 8
COSMOS 9
NATRUE 11
ICADA 13
demeter 13
Austria Bio Garantie und AgroVet 14
ECOCERT 14
NCS Natural Cosmetics Standard 15
INHALTSVERZEICHNIS
Zusätzliche Kennzeichnung 15
FSC 15
C2C 16
vegan 16
Tierversuchsfreiheit 16
Fairtrade 16
Fair for life Zertifizierungsprogramm 16
Fairwild 17
naturlandfair 17
Auszeichnungen durch den Handel 17
neuform 17
Nachhaltigkeit und Ethik 17
BIPS 18
Firmenstandards 18
CSE 18
ICADA Gobal Ethics 18
GfaW – Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik4
EINLEITUNG
Zu Recht kritisiert der Verbraucher die zunehmende Labelflut. Insbesondere bei Natur-
kosmetik geben es viele Kunden auf, die Label und für was sie stehen, zu verstehen.
Die vorliegende Broschüre soll Informationen über die Zertifizierung von Naturkosme-
tik liefern, so dass jeder Verbraucher in der Lage ist sich ein eigenes Bild zu machen
und seine Kaufentscheidung frei zu treffen.
Die Problematik liegt in der fehlenden einheitlichen „amtlichen“ Definition von Natur-
kosmetik in der EG. Hersteller haben sich zusammen getan, unterschiedliche Ver-
bände gegründet und ähnliche Verständnisse bzw. Definitionen von Naturkosmetik
formuliert. Da die EG-Kosmetik-Verordnung keine konkreten Angaben über Naturkos-
metik macht, bleibt es dem freien Markt überlassen, wie er mit der Thematik umgeht.
Die Label der zertifizierten Naturkosmetik bieten eine grobe Orientierung beim Kauf
an. Die vorliegende Broschüre soll eine Übersicht über existierende Label im Bereich
der Naturkosmetik liefern.
WIE FUNKTIONIERT EIGENTLICH ZERTIFIZIERUNG?
Durch eine Zertifi zierung kann ein Unternehmen nachweisen, dass es bestimmte An-
forderungen einhält. Meistens erwirbt es mit dem Zertifi kat auch die Berechtigung ein
Label zu nutzen und damit seine Produkte zu kennzeichnen. Die Organisation, die die
Anforderungen zum Erwerben eines Zertifi kats und Label aufstellt, wird auch Stan-
dardgeber bezeichnet. Dies können Verbände oder Unternehmen sein.
Alle Anforderungen sind in dem jeweiligen Standard zu fi nden. Eine Zertifi zierungs-
stelle prüft, ob im Unternehmen die Anforderungen des Standards eingehalten werden.
Bei positivem Ergebnis erhält das Unternehmen sein Zertifi kat.
Geltungsbereiche von Standards und damit auch des Zertifi kats können variieren. Es
gibt reine Produktzertifi zierungen, bei denen lediglich das Produkt Anforderungen er-
füllen muss – wie es bei der Natur- und Biokosmetik der Fall ist – oder Unterneh-
menszertifi zierungen, bei denen das ganze Unternehmen die Kriterien eines Standards
einhalten muss (z. B. nachhaltige Unternehmensführung CSE).
Je nach Thematik des Standards unterscheidet sich auch der Geltungsbereich einer
Zertifi zierung. Im Falle der Natur- und Biokosmetik-Zertifi zierung beispielsweise be-
ziehen sich die Anforderung auf Qualitäten von Inhaltsstoffen und ihrer Zusammen-
setzung im Endprodukt. Bei veganer Kosmetik geht es um den Ausgangsstoff, d.h. den
Ursprung der Rohstoffe. Mit der CSE Certifi ed Sustainable Economics Zertifi zierung
weist ein Unternehmen sein nachhaltiges Wirtschaften nach. Wenn Standardgeber und
Zertifi zierungsstelle getrennte Organisationen sind, ist das Höchstmaß an Objektivität
und damit Glaubwürdigkeit erreicht.
Das Defi nitions-Vakuum von Naturkosmetik hat zu der Gründung zahlreicher Verbände
geführt, die ihre eigenen Defi nitionen von Natur- und Biokosmetik in einen Standard
verarbeitet haben. Alle bekannten Naturkosmetik-Label stehen mit einem Verband in
Verbindung – außer NCS Natural Cosmetics Standard. Da der Naturkosmetik-Markt
sich schon zu sehr differenziert und etabliert hat, halten Experten es für „zu spät“ eine
amtliche Defi nition einzuführen. Es wird also weiterhin die vielen zahlreichen Label
geben, wenn nicht sogar noch mehr.
NATURKOSMETIK-ZERTIFIZIERUNGEN AUS SICHT DES ZERTIFIZIERERS
Auf den ersten Blick scheint der Naturkosmetikmarkt mit vielen Labeln übersät und
verworren. Reduziert man die Auswahl auf zertifizierte Naturkosmetik wird es über-
schaubar. Die wichtigsten deutschen Zertifizierungen für Naturkosmetik finden nach
BDIH, NaTrue, COSMOS, ECO-CERT, ICADA, Naturland, Demeter und NCS Standards
statt. Hier sind im Wesentlichen zwei Zertifizierungssysteme auszumachen.
Zum einen das System um den Standard NATRUE und zum anderen das System
GfaW – Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik5
COSMOS (Zusammenschluss von BDIH, Cosmebio, ECO-CERT, Soil Association und
ICEA). ICADA lehnt sich dem ursprünglichen BDIH Standard an, Naturland passt sich
dem COSMOS System an und Demeter eher dem NATRUE System. Wer vollkommen
ohne Verbandszugehörigkeit auskommen möchte und ohne Vorgaben zur prozentua-
len Zusammensetzung der Inhaltsstoffe, für den hat die Gesellschaft für angewandte
Wirtschaftsethik den Natural Cosmetic Standard (NCS) entwickelt.
Das NATRUE System ist aus Sicht der Zertifizierung ein offenes System, welches sich
aufteilt in Verband als Standardgeber und unabhängige Zertifizierungsstellen. Das
COSMOS System ist aktuell ein geschlossenes System, in dem Standardgeber und
Zertifizierung in einer Hand liegen.
Im Hinblick auf die Qualität der Produkte ist aus Sicht des Zertifizierers Folgendes
festzustellen: Beide Systeme basieren auf denselben zugelassenen Rohstoffen mit
einigen wenigen Abweichungen. Der wesentliche Unterschied besteht also nicht in
den zugelassenen Inhaltsstoffen, sondern in der Berechnung der Zusammensetzung.
NaTrue ist hierbei als der „strengere“ Standard zu betrachten, da er für erwünschte
Stoffe Mindestangaben und für unerwünschte Maximalangaben vorgibt.
Text: Dr. Joachim Banzhaf
DEFINITION VON NATURKOSMETIK UND NATURNAHER KOSMETIK
Marktanteile 2011 aus Naturkosmetik Jahrbuch 2012.Quelle: www.naturkosmetik-verlag.de
Kosmetik nach EG-Kosmetik-VO85,5 %
Naturnahe Kosmetik7,8 %
Naturkosmetik6,5 %
KOSMETIKMARKT 2011
VerbraucherInnen, die bewußt einkaufen und eine klare Einteilung der Produkte in
„bio“ und „nicht-bio“ aus dem Lebensmittelbereich gewohnt sind, treffen bei Kauf-
entscheidungen in der Kosmetik auf Herausforderungen. In Europa gibt es im Gegen-
satz zu Lebensmitteln keine einheitliche gesetzliche Vorgabe, was unter „Natur-“
bzw. „Bio-“Kosmetik zu verstehen ist. Eine Ausnahme bildet hier das Land Österreich
mit dem Österreichischen Lebensmittelbuch. Dieses enthält eine für Österreich ein-
heitliche Definition, was Natur- und was Biokosmetik ist.
Generell unterscheidet man zwischen drei Kosmetik-Klassen: Die herkömmliche Kos-
metik, die naturnahe Kosmetik und die Naturkosmetik.1
Die Klasse herkömmliche Kosmetik umfaßt alle Produkte, die gesetzlich erlaubt
sind. Hier greift die EG-Kosmetik-Verordnung. Es gibt Anforderungen bezüglich der
Inhaltsstoffe und vor allem über die Deklaration der Inhaltsstoffe ( INCI-Liste auf dem
Produkt). Ab einer bestimmten Mindestmenge muss der Stoff auf der Verpackung
angegeben sein. Herkömmliche Kosmetik kann – verglichen mit natürlicher Kosme-
tik – auf ein sehr großes Arsenal von erlaubten Inhaltsstoffen zurückgreifen und hat
damit einen großen Handlungsspielraum. Mit dem größeren Handlungsspielraum sind
jedoch auch größere Risiken und Konsequenzen verbunden. Viele chemisch-synthe-
tische Verbindungen stehen im Verdacht, gesundheitsgefährdend und umweltschäd-
lich zu sein. Tauchen in der chemisch-synthetischen Rahmenrezeptur herkömmlicher
kosmetischer Produkte einzelne Substanzen in natürlicher oder Bio-Qualität auf, ist
1 Klassifizierung © nach www.naturkosmetik-konzepte.de
GfaW – Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik6
eine Kennzeichnung mit „Natural“ oder „Mineral“ eine reine Marketingbezeichnung.2
Naturnahe Kosmetik zeichnet den Einsatz von Wirkstoffen auf Pflanzenbasis aus
oder den Verzicht auf bestimmte Inhaltsstoffe wie z. B. Parabene. Die Gesamtrezep-
tur entspricht jedoch nicht den Anforderungen der bekannten Naturkosmetik-Zer-
tifizierungen. Hier finden sich markeninterne Qualitätsangaben auf den Produkten
wieder wie z. B. „Natürlich mit Bio-Olivenöl“.3
Naturkosmetik sind Marken und Produkte, die den Anforderungen der jeweiligen Na-
turkosmetikstandards entsprechen. Die einzelnen Label sind im Folgenden näher er-
klärt. Bekannteste Label sind derzeit BDIH/COSMOS, NATRUE, EcoCert und ICADA.
Auch wenn die Naturkosmetik derzeit auf eine begrenzte Auswahl von Inhaltsstoffen
zurückgreifen kann, steckt in ihr jedoch das gesamte Potential der (noch) unentdeck-
ten Natur und ihrer Wirksamkeit. Naturkosmetik steht der herkömmlichen Kosmetik
in ihrer Wirksamkeit nicht nach und ist darüber hinaus gesünder und verträglicher für
die Umwelt.4 Es bleibt abzuwarten, wie innovative und umweltorientierte Forschung
auch für Naturkosmetik wertvolle Erkenntnisse bringen wird.
In der Klasse der Naturkosmetik findet sich noch die „Reformkosmetik“. Dies sind
Produkte, die nach der neuform-Richtlinie für Kosmetik hergestellt werden. Sie glei-
chen sich an die Anforderungen der Richtlinien für zertifizierte Naturkosmetik an.
Als „Nicht zertifizierte Naturkosmetik“ befinden sich einzelne Marken oder Produkte
auf dem Markt, deren Hersteller der Philosophie von Naturkosmetik folgen. Einzelne
Inhaltsstoffe sind jedoch aus bestimmten Gründen nicht mit einem Naturkosmetik-
Standard konform. Deshalb können diese Produkte nicht zertifiziert werden. Einer
dieser Gründe können Tenside in Shampoos sein, welche nicht mit dem Naturkosme-
tikstandard konform sind.
2 Quelle: Naturkosmetik Jahrbuch 2012, naturkosmetikverlag e.dambacher, S. 223 Quelle: Naturkosmetik Jahrbuch 2012, naturkosmetikverlag e.dambacher, S. 224 Öko-Test Nr. 1294
TIERVERSUCHE UND NATURKOSMETIK
Tierversuche am kosmetischen Endprodukt sind in Deutschland seit 1998, in der EU
seit 2004 verboten. Für einzelne Inhaltsstoffe kann ggf. jedoch die REACH Verordnung
greifen, die eine Testung von neuen chemischen Substanzen an Tieren vorschreibt,
bevor diese in Produkten eingesetzt werden dürfen. Allerdings sind diese Substanzen
in der Regel chemisch-synthetisch hergestellt und dadurch in der Naturkosmetik per
se schon nicht erlaubt. Alle Naturkosmetikstandards lehnen Tierversuche ab. Leider
gibt es noch Länder, die bei der Einfuhr von Kosmetik Tierversuche vorschreiben. So
kann es passieren, dass Naturkosmetikprodukte, bevor sie in ein Land eingeführt
werden, in dem Land an Tieren getestet werden.
Generell unterstützt der Kauf von zertifizierter Naturkosmetik eine Branche, die sich
gegen Tierversuche einsetzt.
NÄHERE INFOS:NATRUE
Positionspapier „Animal Testing“
www.natrue.org/de/ueber-uns
ZEBET –
Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz-
und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch
www.bfr.bund.de/de/zebet
GfaW – Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik7
werden vermehrt auch kbA Palmöl in Tensiden, Emulgatoren und Glycerin verarbeiten.
Es entstehen dabei höhere Preise, da durch die vergleichsweise geringe Nachfrage
von Naturkosmetik-Herstellern nur kleine Mengen produziert werden. Eine Produk-
tionsanlage, die für große Mengen ausgelegt ist, ist dabei nicht voll ausgelastet und
verteuert damit das Produkt. Es bleibt zu hoffen, dass der Verbraucher die vorläufige
Verteuerung dabei in Kauf nimmt.5
NÄHERE INFOS:www.rspo.orgoder/und: www.greenpalm.org
5 Leo Frühschütz in „Palmöl steckt auch in Naturkosmetik“
Naturkosmetik Jahrbuch 2012, S. 201–203
GRUNDSÄTZLICHE ANFORDERUNGEN ALLER NATURKOSMETIK-STANDARDS
Allen Naturkosmetik-Zertifizierungen ist gemein, dass sie Rohstoffe auf Erdölbasis,
Silikone, gentechnisch veränderte Organismen, radioaktive Bestrahlung und syntheti-
sche Fette, Öle, Farb- und Duftstoffe untersagen. Die Inhaltsstoffe von Naturkosmetik
stammen aus natürlichem Ausgangsmaterial und werden in definierten, erlaubten
Herstellverfahren gewonnen. Zugelassene Konservierungsmittel sind in den jeweili-
gen Standards gelistet. In der Regel muss auf dem Produkt gekennzeichnet sein,
welche Konservierungsmittel eingesetzt wurden („Konserviert mit…“). Größtenteils
finden sich Qualitätsangaben der Inhaltsstoffe mit Hilfe eines Sternchens und der Be-
zeichnung der Qualität als kbA (kontrolliert biologischer Anbau) oder kbW (kontrolliert
biologische Wildsammlung).
PALMÖL UND NATURKOSMETIK
Palmöl und Palmkernöl sind für die Kosmetik wichtige Zutaten, da sie als verarbeiteter
Rohstoff in Glycerin, Fettsäuren, Tensiden, Emulgatoren und anderen Inhaltsstoffen
stecken. Obwohl Palmöl weitaus mehr für Lebensmittel und Bio-Diesel verarbeitet
wird, stellt sich auch die Naturkosmetik der Palmöl-Problematik. Urwaldrodung zur
Gewinnung von Land für Palm-Plantagen hat die Vertreibung von Orang-Utans und
Menschen zur Folge. Dies ist mit der Philosophie von Naturkosmetik nicht vereinbar.
Lösungen gäbe es entweder in Substituten zu Palmöl, Palmöl aus RSPO (Roundtable
of Sustainable Palmoil – Rundtisch für nachhaltiges Palmöl) oder Palmöl aus Bio-An-
bau.
Um Palmöl zu ersetzen, investieren einige Unternehmen in Forschungs- und Entwick-
lungsarbeit. Emulgatoren, in denen das Palmöl durch ein anderes Öl ersetzt wird,
haben jedoch nicht die gleichen Eigenschaften. Zusätzliche Entwicklungsarbeit ist
notwendig. Deshalb wird es noch weiterhin Kosmetik mit Palmöl geben.
Die Möglichkeit, Palmöl aus nachhaltigen Quellen zu erhalten, nehmen die großen
Naturkosmetik-Hersteller wahr. Der RSPO (Rundtisch für nachhaltiges Palmöl) hat
Richtlinien für eine nachhaltige Palmöl-Produktion erarbeitet, nach der ca. 6 % der
Anbaufläche zertifiziert sind. Allerdings ist RSPO-zertifiziertes Palmöl nur mit großem
Aufwand von nicht-zertifiziertem Palmöl zu trennen. Green-Palm, eine Plattform für
nachhaltigen Palmöl-Anbau bietet die Möglichkeit des Handels mit RSPO Zertifikaten.
Für eine bestimmte Menge Palmöl werden RSPO Zertifikate gekauft. Das gelieferte
Palmöl ist jedoch nicht zwingend aus nachhaltigem Anbau. Es wird lediglich garan-
tiert, dass dieselbe Menge woanders nachhaltig erzeugt wird. Da in nachhaltige Palm-
ölproduktion investiert wurde, kann das Produkt ein Green-Palm-Label erhalten.
Für Naturkosmetik-Hersteller ist jedoch der Anbau nach ökologischen Richtlinien in-
teressanter, da sie damit die Garantie geben können, dass in ihren Produkten auch
wirklich Palmöl aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) enthalten ist. Hersteller,
deren Ziel es ist, möglichst viele Rohstoffe aus ökologischem Anbau einzusetzen,
GfaW – Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik8
PRODUKTZERTIFIZIERUNGEN
BDIH
NATURLAND
Standardinhaber und Vergabe des Labels:
durch den BDIH Bundesverband Deutscher Industrie-
und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reform-
waren, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflege-
mittel e.V.
Prüfung:
durch die vom IONC International Organic and Natural
Cosmetics Corporation beauftragten Institutionen. Der
IONC hat die Aufgabe, die Kontrolle weltweit zu orga-
nisieren.
Anforderungen:
Bestimmte gelistete pflanzliche Rohstoffe müssen aus
kontrolliert ökologischem Anbau (kbA) stammen (z.B.
Jojobaöl). Als Alternative zu kbA ist die kontrollierte
biologische Wildsammlung kbW erlaubt. Alle anderen
pflanzlichen oder tierischen Rohstoffe sollen – soweit
möglich – ebenfalls aus kbA oder kontrollierter Wild-
sammlung kommen. Tierische Rohstoffe aus toten
Wirbeltieren sind nicht erlaubt. Einige ausgewählte
Konservierungsstoffe sind möglich, sie werden dann auf
dem Produkt als „Konserviert mit…“ angegeben. Die
Herstellprozesse von Rohstoffen sind reglementiert. So
sind neben physikalischen und enzymatisch/mikrobiolo-
gischen Verfahren nur wenige weitere Herstellverfahren
zugelassen.
Für eine Zertifizierung als Biokosmetik muss ein Produkt
zusätzlich noch mind. 95 % der eingesetzten pflanzli-
chen und tierischen Rohstoffe in kontrollierter Bio-Qua-
lität enthalten.
Die Vorgaben des Standards sind auf der Website
www.ionc.info hinterlegt.
Standardinhaber und Labelvergabe:
durch den ökologischen Anbauverband Naturland.
Prüfung:
durch unabhängige externe Zertifizierungsstellen.
Anforderungen:
Mindestens 20 % der Inhaltsstoffe im Endprodukt
müssen landwirtschaftlichen Ursprungs sein und mit
definierten Verarbeitungsverfahren gewonnen worden
sein. Die pflanzlichen Rohstoffe müssen mindestens
95 % aus Naturland zertifizierter ökologischer Land-
wirtschaft stammen.
Es sind bis max. 5 % Anteile der gelisteten Konser-
vierungsstoffe zulässig. Das Produkt muss dann mit
„Konserviert mit…“ gekennzeichnet sein. Stoffe mi-
neralischen Ursprungs dürfen nur eingesetzt werden,
sofern sie in der Positivliste auftauchen.
Verboten sind Nanopartikel sowie synthetische In-
haltsstoffe.
Die Vorgaben des Standards sind auf der Website
www.naturland.de hinterlegt.
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COSMOS
Standardinhaber und Vergabe des Labels:
Die Vereinigung COSMOS-Standard AISBL (COSMe-
tics Organic Standard Association Internationale Sans
But Lucratif ) mit Sitz in Belgien ist eine internationale
non-profit Vereinigung europäischer Standardgeber
von Naturkosmetik. Die Gründer der Vereinigung sind
BDIH (Deutschland), Cosmébio und ECOCERT (Frank-
reich), ICEA ( Italien) und Soil Association (United
Kingdom). Die COSMOS-Standard AISBL ist Eigen-
tümerin des COSMOS Standard.
Eine Labelvergabe findet jedoch durch die Gründer-
Organisationen statt, wobei eine Zusatzkennzeich-
nung „COSMOSORGANIC“ oder „COSMOS NATURAL“
möglich ist.
Prüfung:
durch Zertifizierungsstellen.
Anforderungen:
Zusätzlich zu den Anforderungen der jeweiligen Grün-
der-Organisation gilt: COSMOS Natural verpflichtet
zu keinem Bio-Anteil, bei COSMOS Organic dagegen
müssen 95 % der eingesetzten pflanzlichen oder tie-
rischen Rohstoffe aus kbA Qualität stammen sowie
das Gesamtprodukt ( inklusive Wasser und Mineralien)
mindestens aus 20 % kbA Rohstoffen bestehen. Wei-
tere zusätzliche Prüfkriterien sind die Einhaltung der
Vorgaben der green chemistry, ein Verbot von Nano-
partikel und Vorgaben über die Verpackung
Die Regeln der Gründer Organisationen sind harmo-
nisiert und es ist ein einheitlicher Prüfstandard ge-
schaffen.
Die Vorgaben des Standards sind auf der Website
www.cosmos-standard.org hinterlegt
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GfaW – Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik11
NATRUE
Standardinhaber und Vergabe des Labels:
durch den internationalen non-profit Verband NATRUE
mit Sitz in Brüssel. 2007 wurde der Verband von euro-
päischen Naturkosmetik-Herstellern gegründet. Derzeit
sind Weleda, Wala, Burt´s Bees, CEP Cosmetic Entwi-
cklungs- und Produktionsgesellschaft mbH, Primavera
Life, Laverana und Logocos Vollmitglieder.
Prüfung:
durch unabhängige externe Zertifizierungsstellen.
Anforderungen:
Über die Anforderungen aller Naturkosmetikstandards
hinaus hat NATRUE die Inhaltsstoffe von Kosmetika in 3
Kategorien eingeteilt: Naturstoffe, naturnahe Stoffe und
naturidentische Stoffe.
Naturstoffe sind chemisch unveränderte aus der Natur
stammende Stoffe pflanzlichen, anorganisch-minerali-
schen oder tierischen Ursprungs, für die nur physika-
lische und enzymatisch/mikrobiologische Verfahren zur
Herstellung zugelassen sind.
Naturnahe Stoffe müssen generell aus Naturstoffen ge-
wonnen werden. Zur Gewinnung dieser Stoffe sind nur
bestimmte, genau defi nierte chemische Reaktionen in-
klusive biotechnologischer Verfahren zugelassen.
Naturidentische Stoffe für Natur- und Biokosmetik sind
Konservierungsstoffe sowie anorganische Pigmente und
Mineralien.
Die kosmetischen Produkte werden in Produktgruppen
unterteilt, beispielsweise dekorative Kosmetik mit Was-
ser, tensidhaltige Reinigungsmittel, Zahn- und Mund-
pfl ege oder Emulsionen und Gele zur Hautpfl ege. Je Pro-
duktgruppe sind Maximalgehalte an naturnahen Stoffen
erlaubt sowie Mindestgehalte an Naturstoffen vorgege-
ben. Eine Einschränkung der Menge von naturidentischen
Stoffen gibt es nicht.
Die Zertifi zierung ist in drei Stufen gestaffelt: Naturkos-
metik, Naturkosmetik mit Bio-Anteil und Biokosmetik. Die
Anforderungen innerhalb einer Stufe unterscheiden sich
in den Produktgruppen. Dekorative Kosmetik kann nicht
dieselben Anforderungen erhalten wie eine Wasser-Öl-
Emulsion. Beispiele sind der Tabelle zu entnehmen.
( In der Stufe der Naturkosmetik dürfen z. B. dekorative
Kosmetika mit Wasser maximal 20 % naturnahe Stoffe
und müssen mindestens 15 % Naturstoffe enthalten.)
Generell ist die Stufe „Naturkosmetik“ die Basis für alle
weiteren Stufen, da in ihr die erlaubten Inhaltsstoffe de-
fi niert sind.
Als zusätzliche Anforderung gilt in der Stufe „Naturkos-
metik mit Bio-Anteil“, dass mind. 70 % der Natur- bzw.
naturnahen Stoffe aus kontrolliert biologischem Anbau
stammen.
Die Stufe „Biokosmetik“ verlangt 95 % der Natur- bzw.
naturnahen Stoffe aus kontrolliert biologischem Anbau.
Trägermaterialien kosmetischer Mittel (Tücher, Pads)
müssen dieselben Anforderungen wie natürliche oder na-
turnahe Stoffe erfüllen und aus erneuerbaren Rohstoffen
stammen.
Die Vorgaben des Standards sind auf der Website
www.natrue.org hinterlegt.
Emulsionen zur Hautpfl ege (öl-/wasserhaltig) z. B. Feuchtigkeitscreme
Dekorative Kosmetik mit Wasser
Stufe Naturkosmetik
Mindestgehalt Naturstoffe 10 % 15 %
Maximalgehalt an naturnahen Stoffen 20 % 20 %
Stufe Naturkosmetik mit Bioanteil
Mindestgehalt Naturstoffe 15 % 15 %
Maximalgehalt an naturnahen Stoffen 15 % 15 %
Stufe der Biokosmetik
Mindestgehalt Naturstoffe 20 % 20 %
Maximalgehalt an naturnahen Stoffen 15 % 15 %
100 % zertifizierte Natur- und/oder Biokosmetik. Frei von chemisch-synthetischen Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen, von Mineralölen, Parabenen, Silikonen sowie PEG.www.dr.hauschka.com
Kosmetik KulturKostbare Rohstoffe. Heilsames Wissen. Vertrauen auf innere Kräfte.
Schönheit ist Rhythmus und Ausgeglichenheit.
GfaW – Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik13
ICADA
DEMETER
Standardinhaber und Labelvergabe:
durch den Verband ICADA
Standardinhaber und Labelvergabe:
durch den biologisch-dynamischen Anbauverband
demeter e. V.
Prüfung:
durch unabhängige externe Zertifizierungsstellen
Prüfung:
durch unabhängige externe Zertifizierungsstellen
Anforderungen:
Es gibt keine Vorgaben über die prozentuale Zusam-
mensetzung der Inhaltsstoffe. Bestimmte pflanzliche
Inhaltsstoffe müssen aus kontrolliert biologischen An-
bau (kbA) stammen. Es sind alle Stoffe erlaubt, die in
der Natur vorkommen, bzw. durch in der Natur vorkom-
mende Herstellprozesse entstehen. Nicht erlaubt sind
weit weniger Inhaltsstoffe, die auch in den anderen Na-
Anforderungen:
Die Kosmetikrichtlinien beziehen sich lediglich auf
Körperpflegeprodukte, Seifen, Extrakte und wässrige
Auszüge. Man wird deshalb vergeblich nach zertifizier-
ter demeter-Schminke suchen.
Es dürfen einzelne Inhaltsstoffe als „demeter“ aus-
gelobt werden, sofern das Endprodukt einen anderen
Naturkosmetik-Standard erfüllt.
Eine Kennzeichnung des Endproduktes als „demeter“
erfolgt in zwei Fällen:
Es bestehen mindestens 90• % der Zutaten land-
wirtschaftlichen Ursprungs und die namensgeben-
de Zutat aus demeter-Qualität.
Weniger als 90• % und mindestens 66 % Zutaten
landwirtschaftlichen Ursprungs sowie die namens-
turkosmetikstandards verboten sind. Desweiteren sind
Inhaltsstoffe, deren Ausgangsstoff unter Naturschutz
stehende Lebewesen waren, nicht zugelassen. Stoffe,
über deren Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit
nichts bekannt ist, sind ebenfalls nicht zulässig.
Produkte mit einer ICADA Zertifizierung werden nur im
Fachhandel vermarktet.
Die Vorgaben des Standards sind auf der Website
www.zertifizierte-naturkosmetik.eu hinterlegt.
gebende Zutat bestehen aus demeter-Qualität.
Die Qualitäten der einzelnen Zutaten landwirt-
schaftlichen Ursprungs müssen auf dem Produkt
angegeben werden.
Für alle Produkte gelten Vorgaben über Verarbeitung,
Zusatz- und Hilfsstoffe. Weitere zulässige Stoffe sind
in einer Positivliste aufgeführt. Nicht zulässige Inhalts-
stoffe sind Nanopartikel sowie die verbotenen Stoffe
der anderen Naturkosmetikstandards.
Die Vorgaben des Standards sind auf der Website
www.demeter.de hinterlegt.
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AUSTRIA BIO GARANTIE UND AGROVET
ECOCERT
Standardinhaber und Labelvergabe:
Österreich ist das erste Land weltweit, das einen amt-
lichen Rahmen für die Herstellung und Kennzeichnung
von Kosmetika mit einem Hinweis auf biologische
Landwirtschaft eingeführt hat. Alle Produkte, auf die
sich das österreichische Lebensmittelbuch bezieht,
müssen nach den Vorgaben des Lebensmittelcodex
hergestellt werden – darunter auch Kosmetik.
Standardinhaber und Labelvergabe:
durch Zertifizierungsstelle ECOCERT
Prüfung:
durch Zertifizierungsstelle ECOCERT
Anforderungen:
Die ECOCERT-Zertifizierung unterscheidet zwischen
Biokosmetik und Naturkosmetik. Für beide Label
gilt, dass mind. 95 % der Inhaltsstoffe natürlichen
Das österreichische Lebensmittelbuch definiert An-
forderungen über kosmetische Mittel (Codexkapitel
B33) und Biokosmetik (Codexkapitel A8). Die Produk-
te dürfen mit „geprüfte Codexqualität“ ausgelobt wer-
den, wenn ein externer Gutachter die Prüfung durch-
geführt hat. Weichen Qualitäten von dem Codex ab,
müssen diese am Produkt kenntlich gemacht werden
z.B. durch Auslobung einer Zertifizierung nach einem
anderen Naturkosmetikstandard.
Die Vorgaben beider Standards sind auf der Website
www.bmg.gv.at unter Schwerpunkt, Verbraucherin-
nengesundheit, Lebensmittel, Österreichisches Le-
bensmittelbuch, Codexkapitel hinterlegt.
Die Anforderungen an Biokosmetik werden durch
Austria-Bio-Garantie geprüft.
Ursprungs sind. In ECOCERT Biokosmetik bestehen
95 % der pflanzlichen Rohstoffe aus kontrolliert bio-
logischem Anbau. ECOCERT Naturkosmetik Produk-
te beinhalten mind. 50 % der pflanzlichen Rohstoffe
aus kontrolliert ökologischem Anbau. Die Verpackung
muss aus recyclebarem oder biologisch abbaubarem
Material bestehen.
Die Vorgaben des Standards sind auf der Website
www.ecocert.com hinterlegt.
Das Codexkapitel A8 folgt im Wesentlichen den glei-
chen Prinzipien der schon vorgestellten Naturkosme-
tik-Standards für den Bereich Biokosmetik.
Kosmetik darf als Biokosmetik ausgelobt werden, wenn
mindestens 95 % der landwirtschaftlichen Komponen-
ten aus kontrolliert biologischem Anbau stammen. Es
sind nur bestimmte Verarbeitungsverfahren von Roh-
stoffen erlaubt sowie wenige Konservierungsmittel.
Die Anforderungen an Naturkosmetik werden durch
die Prüf- und Zertifizierungsstelle AgroVet geprüft.
Eine Kennzeichnung der Produkte mit dem Label ist
nicht verpflichtend. Grundlage der Prüfung sind die
Vorgaben über kosmetische Mittel im österreichischen
Lebensmittelbuch Codexkapitel B33. Die Anforderun-
gen entsprechen den schon vorgestellten Standards
für Naturkosmetik.
GfaW – Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik15
Standardinhaber und Labelvergabe:
durch die GfaW Gesellschaft für angewandte Wirt-
schaftsethik.
Prüfung:
durch unabhängige externe Kontrollstellen
Anforderungen:
Der NCS Standard gibt keine Vorgaben über die pro-
zentuale Zusammensetzung von Inhaltsstoffen in
einem Produkt. Er macht lediglich die Aussage über
die Qualitäten der Inhaltsstoffe. Rohstoffe aus kont-
rolliert ökologischem Anbau können mit Sternchen ge-
kennzeichnet werden. Die Rohstoffe müssen dieselben
Anforderungen der anderen Naturkosmetikstandards
einhalten. Es dürfen nur gelistete naturidentische und
chemisch veränderte Rohstoffe eingesetzt werden. Für
die Verarbeitung der Rohstoffe sind nur definierte Her-
stellverfahren erlaubt.
Die Vorgaben des Standards sind auf der website
www.natural-cosmetics.cc hinterlegt.
NCS NATURAL COSMETICS STANDARD
ZUSÄTZLICHE KENNZEICHNUNG
Neben einer Zertifizierung der Produkte verdeutlichen
viele Hersteller auf ihren Produkten weitere Eigen-
schaften bzw. Leistungen, die im Zusammenhang mit
dem Produkt stehen. Diese zusätzlichen Kennzeich-
nungen haben nichts mit den grundsätzlichen Anfor-
derungen an Naturkosmetik zu tun, können sie aber
sinnvoll ergänzen.
Auch hier findet man eine Unterscheidung nach Pro-
duktzertifizierung – Eigenschaften, die das Produkt er-
füllt und Unternehmenskennzeichnung – Eigenschaf-
ten, die das Unternehmen erfüllt, welches das Produkt
herstellt oder vermarktet.
FSC®
Das FSC®-Siegel kennzeichnet
Holz- und Papierprodukte, die
nach weltweit einheitlichen und
unabhängig geprüften ökologi-
schen und sozialen Standards produziert wurden.
Der Ursprungsgedanke des gemeinnützig arbeitenden
FSC® ist es, Wälder vor weiterem Raubbau und Zerstö-
rung zu bewahren und durch festgelegte Bewirtschaf-
tungsstandards ihre langfristige Erhaltung zu sichern.
FSC® hat damit das Ziel, Wälder weltweit zu erhalten.
Dieses Ziel soll nicht nur durch Schutz von Wald er-
reicht werden, sondern vor allem durch die Förderung
einer verantwortungsvollen Nutzung von Wald. Durch
strenge Bewirtschaftungskriterien werden unkontrol-
lierte Abholzung, Verletzung der Menschenrechte oder
eine zu große Belastung der Umwelt vermieden.
Die Vorgaben des Standards sind auf der Website
www.fsc-deutschland.de hinterlegt.
GfaW – Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik16
C2C®
Die Cradle to Cradle® Optimie-
rung und Zertifi zierung hat mit
dem Biologischen und Tech-
nischen Kreislauf den Kreis-
laufgedanken als Ausgangspunkt. Die Optimierungen und
Zertifi zierungen sind sehr produktbezogen. Es geht vor
allem darum, die einzelnen Produktkomponenten in ihrer
Wirkung auf die Umwelt und den Menschen positiv zu de-
fi nieren. Sie können ohne Belastung für die Umwelt und
den Menschen hergestellt und genutzt werden. Die Pro-
dukte können gefahrlos im Biologischen oder Technischen
Kreislauf recycelt werden. Die Optimierungen fi nden durch
EPEA Int. Umweltforschung GmbH statt, die Zertifi zierun-
gen durch das Cradle to Cradle Products Innovation Insti-
tute. Interessant ist diese Zertifi zierung für Verpackungen
und die positive Defi nition von kosmetischen Inhaltsstoffen
sowie deren Abbaubarkeit in der Natur.
www.epea.com | www.c2ccertified.org
VEGAN Das Zeichen der vegan society
versichert, dass das Produkt
weder tierische Bestandteile,
tierische Nebenprodukte oder
tierische Derivate enthält. Das Endprodukt und seine Be-
standteile dürfen nicht an Tieren getestet worden sein.
www.vegansociety.com
TIERVERSUCHSFREIHEIT Einige Hersteller haben sich entschieden, ihre Haltung zur
Tierversuchsfreiheit auch auf ihren Produkten kenntlich
zu machen. Hierfür stehen zwei Siegel zur Verfügung:
IHTK
Internationaler Herstellerverband
gegen Tierversuche in der Kosmetik
steht für tierversuchsfreie Kosmetik.
In diesen Produkten werden keine Inhaltsstoffe verwen-
det, die nach Januar 1979 an Tieren getestet wurden.
Es werden auch keine Rohstoffe verwendet, für die ein
Tier sterben bzw. gequält werden musste.Das herstel-
lende Unternehmen befindet sich nicht in wirtschaftli-
cher Abhängigkeit zu Firmen, die Tierversuche durch-
führen oder in Auftrag geben.
www.ihtk.de
LEAPING BUNNY/HCS
ist ein Siegel der internationalen
Initiative für tierversuchsfreie Kos-
metik und Haushaltsprodukte. Tier-
schutzorganisationen haben die Richtlinie Human Stan-
dard für tierversuchsfreie Produkte ins Leben gerufen.
Auch bei diesem Standard dürfen keine Tierversuche
mit der herstellenden Firma verbunden sein und kein
Tier für das Produkt sterben oder leiden.
www.gocrueltyfree.org
FAIRTRADEFairtrade ist eine Strategie zur Ar-
mutsbekämpfung. Durch gerechtere
Handelsbeziehungen soll die Situa-
tion der benachteiligten Produzenten-
familien in Afrika, Asien und Südamerika verbessert, die
Binnenwirtschaft gestärkt und langfristig ungerechte
Weltwirtschaftsstrukturen abgebaut werden. Fairtrade-
zertifizierte Bauern-Kooperativen und Plantagen erhal-
ten für ihre Produkte ein stabiles Einkommen. Fairtrade
beinhaltet als einziges Sozial-Siegel eine verbindlich
festgelegte Fairtrade-Prämie für Gemeinschafts-pro-
jekte. Dies können zum Beispiel der Bau von Trinkwas-
serbrunnen und Schulen, Umstellung auf biologischen
Anbau oder subventionierte Arztbesuche sein. Die Fair-
trade-Standards schließen illegale Kinderarbeit aus.
www.fairtrade-deutschland.de
FAIR FOR LIFE ZERTIFIZIE-RUNGSPROGRAMMEntlang der Produktionskette von
Erzeuger, Verarbeiter über Han-
delsunternehmen werden Sozial-,
Fair Handels- und Umweltkriterien
vorgegeben und zertifiziert.
www.fairforlife.net
GfaW – Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik17
FAIRWILDDer Standard garan-
tiert die artenscho-
nende Wildsammlung
von Heil- und Aromapflanzen und stellt sicher, dass alle
am Produktionsprozess beteiligten Menschen einen fai-
ren Lohn erhalten. Die Pflanzen werden nach strengen
Richtlinien in freier Natur geerntet, damit die Artenviel-
falt nicht gefährdet wird. Die Faiwild Zertifizierung be-
inhaltet eine Verbesserung der ökologischen, sozialen
und ökonomischen Praxis der Firmen.
www.fairwild.org
NATURLANDFAIRSeit 2005 sind Sozial Richtlinien
für alle Erzeuger und Verarbeiter,
die Naturland zertifiziert sind vor-
geschrieben. Zusätzlich zu der
Öko-Zertifizierung können sie
eine freiwillige Naturland Fair-
Zertifizierung durchlaufen. Hier-
bei müssen sie Fair Richtlinien
entlang der Produktionskette ein-
halten.
Es werden unter anderem verlässliche Handelsbezie-
hungen, faire Erzeugerpreise, regionalen Rohstoffbezug
und gemeinschaftliche Qualitätssicherung gefordert.
www.naturland.de/fairzertifizierung
AUSZEICHNUNGEN DURCH DEN HANDEL
NACHHALTIGKEIT UND ETHIK
NEUFORMneuform, Vereinigung Deutscher
Reformhäuser e.G. vergibt das neu-
form-Qualitätszeichen für Natur-
kosmetik, die die Grundgedanken
einer ganzheitlichen Natürlichkeit erfüllen. Die ersten
Qualitätskriterien der neuform sind ursprünglich in einer
eigens dafür verfassten Kosmetikrichtlinie bereits in den
1930-er Jahren entwickelt und über die Jahre immer
aktualisiert worden. Somit ist der neuform Qualitätsstan-
dard der Ausgangspunkt für alle Naturkosmetikprodukte
gewesen. Der aktuelle Standard wurde mit denen von
BDIH und Natrue abgeglichen und harmonisiert. Das be-
sondere an Produkten mit dem neuform-Qualitätszeichen
ist, dass damals wie heute keinerlei Stoffe von toten Tie-
ren eingesetzt werden dürfen.
www.reformhaus.de
Hersteller von Naturkosmetik haben in der Regel eine
Unternehmensphilosophie, die sich an Nachhaltigkeit
orientiert. Sie stellen Produkte im Einklang mit der Natur
her. Einige Vorreiter integrieren auch soziale und kultu-
relle Aspekte in ihr Unternehmen oder wirken in nachhal-
tigen Projekten mit. Da diese Leistungen für ein besseres
Leben nicht immer auf dem Produkt erscheinen, kommu-
nizieren Hersteller ihre Leistungen oft über Internetseiten
oder social media wie Facebook, Twitter, etc.
In dem Bereich Unternehmensverantwortung unter dem
Überbegriff CSR Corporate Social Responsibility entwi-
ckeln sich derzeit viele Initiativen. Gegenwärtig sind drei
Ströme auszumachen:
freiwillige Berichterstattung ohne Siegel, • Veröffentlichen und Verbessern von Bilanzen • teilweise mit Siegel, Zertifi zierung mit Siegel.•
Nachhaltigkeit wird als das Gleichgewicht der drei Di-
mensionen Ökologie, Soziales und Ökonomie verstan-
den. Unternehmen wirtschaften nachhaltig, wenn sie
es schaffen, durch ihre unternehmerischen Tätig-keiten
diese drei Dimensionen in Einklang zu bringen. Es geht
also nicht darum, was ein Unternehmen mit seinem
Gewinn macht, sondern WIE es diesen Gewinn erwirt-
schaftet.
Zertifi zierungen für „echte“ Nachhaltigkeit, die mit einem
Label verbunden sind, existieren sehr wenige. In der Re-
gel decken die sogenannten „Nachhaltigkeitssiegel“ nur
Teilbereiche der Nachhaltigkeit oder des Unternehmens
ab. Eine Umweltzertifi zierung ist keine Nachhaltigkeits-
zertifi zierung, da sie nur den Bereich Umwelt abdeckt
GfaW – Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik18
und das Soziale rudimentär behandelt sowie die Öko-
nomie außer Acht läßt. Eine umweltfreundliche Produkt-
zertifi zierung ist ebenfalls keine Nachhaltigkeitszertifi -
zierung, da sie sich nur auf das Produkt und nicht die
Herstellbedingungen bezieht.
Die Darstellung von Nachhaltigkeitsleistungen, welche in
der Naturkosmetik Anwendung fi nden, werden nachfol-
gend vorgestellt.
BIPSDer BDIH Verband
bietet seinen Mit-
gliedern die Teil-
nahme am BIPS der BDIH Initiative for Practical Sustai-
nability. Diese Initiative beruht auf dem Global Compact
der UN und legt seinen Schwerpunkt auf Transparenz.
Teilnehmende Unternehmen weisen nach, was sie in den
Bereichen Soziales, Umwelt und Wirtschaft im Sinne der
Nachhaltigkeit umsetzen. Diese Berichte sind öffentlich
und auf der Internetseite der Initiative nachzulesen.
bdih-bips.blogspot.de
FIRMENSTANDARDSFirmen, die den Grundsätzen von
EcoControl entsprechen, wie z.B.
„Einbeziehen der Umwelt, Mit-
arbeiter, Gesellschaft und Lieferanten in unternehmeri-
sche Entscheidungen“, „Verzicht auf fossile Rohstoffe“
können ihre eigenen Standards erstellen und prüfen
lassen. Diese Möglichkeit, Leistungen der Firma extern
bestätigen zu lassen, hat EcoControl 2007 ins Leben
gerufen. Es waren die ersten Schritte zu einer zerti-
fizierten nachhaltigen Unternehmensführung.
www.eco-control.com/Leistungsbeschreibung
CSEAufbauend auf den Erfahrungen
der Zertifizierung von Firmenstan-
dards hat die GfaW Gesellschaft
für angewandte Wirtschaftsethik
in Zusammenarbeit mit EcoControl und sechs Pilot-
unternehmen ein Zertifizierungssystem nachhaltiger
Unternehmensführung entwickelt. Die CSE Certified
Sustainable Economics Zertifizierung deckt alle Be-
reiche der Nachhaltigkeit ab und bezieht sich auf das
gesamte Unternehmen. Es gibt Mindestanforderungen,
die ein Unternehmen im Bereich Ökologie, Soziales
und Ökonomie einhalten muss. Hierauf aufbauend
wählt es sich Ziele, die es innerhalb von 5 Jahren er-
reichen muss. Im Bereich „Soziales“ werden Kriterien
vorgegeben, die gesellschaftliche Themen des Binnen-
marktes aufgreifen, wie beispielsweise familienfreund-
liche Arbeitszeiten oder Gleichstellung von Frauen und
Männern. Die ökonomische Nachhaltigkeit des CSE
Standards thematisiert u. a. Fremdkapital, Umgang mit
Renditen, Transparenz und Qualitätsmanagement. Die
Themen Tierversuche und Palmöl werden berücksich-
tigt. Ein mögliches Ziel ist beispielsweise eine konst-
ruktive Verhandlung mit importierenden Ländern, die
Tierversuche vorschreiben. Damit besteht eine größere
Chance, die Haltung dieser Länder zu Tierversuchen
zu ändern, als wenn der Export verboten würde.
Rohstoffe aus Palmöl werden nur dann aus nicht-nach-
haltigen Quellen eingesetzt, wenn es sie nicht in kbA,
Fairtrade oder ähnlich nachhaltigen Qualitäten gibt.
Das CSE-Zeichen bescheinigt einem Produkt, dass es
aus nachhaltiger Produktion stammt.
www.cse-label.org
ICADA GOBAL ETHICSDie Gobal Ethics Zertifizierung
von ICADA ist eine Meta-Zer-
tifizierung, d. h. es existieren
keine eigenen Richtlinien.
Möchte ein ICADA Mitglied
sich zusätzlich neben der Produktzertifizierung noch in
einem ethischen und/oder umweltspezifischen Bereich
zertifizieren lassen, kann es zusätzlich das ICADA Glo-
bal Ethics Zeichen nutzen.
www.icada.eu/global-ethics-cosmetics-produkt-
zeichen
AR_ANZ Kräutertöpfchen 95x148.indd 1 16.01.13 10:33
Königsberger Str. 3 · 64354 Reinheim · Tel. 06162 93020 · Fax 06162 930222 · [email protected]
individuelle umweltfreundliche printprodukte: www.lokay.de
Umweltdruckerei
des Jahres
Herausgegeben von der GfaW Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik,
Sophie v. Lilienfeld-Toal
www.naturkosmetik-zertifizieren.de
Mitwirkende Autoren:
Dr. Joachim Banzhaf, Birgit Eichhorn
Titelbild: www.oekolandbau.de/©BLE, Bonn/Foto: Thomas Stephan
Großer Dank geht an Beate Berghoff, Sigrun Einsiedel und Anna v. Lilienfeld-Toal
Diese Broschüre ist klimaneutral auf Recycling-Papier mit Pflanzenfarben gedruckt.
NATÜRLICH ETWAS GANZ BESONDERESFÜR IHRE HAUT.
www.boerlind.comBesuchen Sie ANNEMARIE BÖRLIND auf facebook –www.facebook.com/boerlind.naturkosmetik