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Die Meldung rüttelt auf: Polizei und Beratungsstellen registrie- ren eine zunehmende Gewalt an Müttern und Vätern. Das wird wohl ein ernsthaftes Pro- blem unserer problematischen Zeit sein. Man stelle sich das nur einmal in der Pra- xis vor: Die Fünftklässlerin kommt nach Hause und wirft der Mutter die Schul- tasche an den Kopf. Dann fragt sie, was es zu Essen gebe. Mit der liebevoll ge- backenen Apfelwähe kann die Tochter nichts anfangen. Sie holt aus und poliert der verschreckten Mutter mal links und rechts die Backe, bevor sie sie mit gezücktem Küchenmesser zwingt, den Pizza-Kurier anzurufen. Just als der Vater zu Hilfe eilen will, wird er vom Siebt- klässler, der die Schule geschwänzt und den Morgen mit einem Killergame am Computer verbracht hat, geknebelt und gefesselt und zur Abschreckung in den Keller gesperrt. Mit zitternden Knien bit- tet er seine geliebten Kinder um Milde und verspricht bei sofortiger Freilassung eine Erhöhung des wöchentlichen Ta- schengeldes um dreihundert Franken. Weil er zudem versichert, beiden Kin- dern das iPhone der neusten Generation am Abend mit nach Hause zu bringen, wird er freigelassen und darf auch am Nachmittag zur Arbeit. Derweil die Mut- ter die beiden Schlafzimmer mit Balkon und Seesicht der Kinder auf Hochglanz poliert, drehen die Kids mit dem Auto des Vaters eine Runde. Dann zieht sich die Mutter in das kleine fensterlose elter- liche Schlafgemach im Untergeschoss zur kurzen Erholung zurück. Aber schon vibriert der Piepser in der Hosentasche. Die Kinder brauchen etwas. Die Mutter springt auf und holt den Kindern am Kebab-Stand die geforderte Zwischenver- pflegung. Luca, Leon, Nico. Oder Lara, Laura und Mia. So heissen die beliebtes- ten Vornamen der Schweiz. Herzig, oder? Herziger Nachwuchs Immer mehr Kinder misshandeln ihre Eltern [email protected] FELIX BINGESSER UND WEG? Für Ekan ist der Töff definitiv abgefahren. Doch wer nun glaubt, dass der 30-jährige Inder mit dem Rambo-Stirn- band ein unbeholfener Ama- teur ist, der nicht weiss, wie man mit einem Motorrad um- zugehen hat, der täuscht sich. Das Gegenteil ist nämlich der Fall – Ekan ist wahrer Töff- Künstler, ein Lionel Messi des Motorrad-Stunts. Dass seine Suzuki so scheinbar unkontrol- liert vor ihm herfährt, ist kein dummer Unfall, sondern ge- wollter Teil seiner Show. Ekan tritt derzeit im Rahmen der Feierlichkeiten zum indi- schen Unabhängigkeitstag vom Sonntag in der Stadt Bhu- baneswar auf. Was der junge Mann leistet, ist beachtlich. Wer das nicht glaubt, kann ja selbst einmal einem fahrenden Töff hinterherjagen – und zwar wie Ekan, barfuss. [email protected] BAUMANNS SEITENBLICK BISWARANJAN ROUT/AP/KEYSTONE Samstag, 14. August 2010 MZ 2 MEINUNG Wie oft wurden und werden die Grünen wider besseres Wissen als ideologisch bezeichnet, als an ihrem Weltbild festhaltend, gar reali- tätsfremd? Doch der Dogmatismus, also das starre Festhalten an Weltanschauun- gen von gestern, sitzt heute klar rechts. Das wäre ja nicht weiter tragisch, würde diese bürgerliche Mehrheit nicht die Ge- schicke unseres Landes lenken, würden de- ren Entscheidungen nicht unsere Zukunft prägen. Die Ideologien der rechten Mehr- heit verhindern heute, dass die Zeichen der Zeit erkannt und die richtigen Weichen ge- stellt werden. Dazu drei Beispiele: Roger de Weck zitiert im Buch «Nach der Kri- se» den Philosophen Walter Benjamin, der den Kapitalismus als Religion beschreibt: Beim Kapitalismus «. . . handle es sich um eine Religion ohne Dogma, ganz ohne Theo- logie, da sich die Gläubigen immer nur an das hielten, was jeweils gerade von Vorteil sei». Diese wirtschaftsliberalen Dogmen heis- sen: weniger Regeln, weniger Staat, weniger Rücksicht auf Verlierer. Also nur logisch, lehnten und lehnen die bürgerlichen Parteien bis heute aus ideologi- schen Gründen notwendige Regulierungen der Finanz- märkte ab. Doch sie forderten dennoch die «Staatsgaran- tie» für Grossbanken in der Höhe von 66 Milliarden prak- tisch ohne Gegenleistung. Welch ein Widerspruch: beim Staat die hohle Hand machen, ihm aber gleichzeitig die Regulierungskompetenz absprechen! Und dies, obwohl der Casino-Kapitalismus die ganze Welt in eine Multi- krise gestürzt hat: Wenige Privilegierte schöpften die Gewinne ab, während die ganze Gesellschaft die Verlus- te mittragen musste. Kein Wunder, verhinderten diese Parteien auch die PUK zur Finanzmarktkrise. Man darf nicht wissen, was eigentlich geschehen ist und wer die Verantwortung trägt. So, wie der abtretende Bundesrat Merz zwar das grösste der bürgerlichen Tabus, das Schweizer Bankgeheimnis, im Zuge der UBS-Affäre bre- chen musste, aber niemand dazu steht. Was nicht sein darf, ist eben auch nicht. Und die SVP, die für sich in Anspruch nimmt, zu Land und Leuten als Einzige Sorge zu tragen: In Tat und Wahr- heit trägt sie jedoch dazu bei, dass unsere schöne Hei- mat zerstört wird. Die SVP wehrt sich mit Händen und Füssen gegen Umwelt- und Klimaschutzmassnahmen. Sie will die Landschaftsinitiative nicht, die sich gegen die Zersiedelung und Verbetonierung der Land- schaft wehrt. Anderseits beklagen die SVP-Bauern im Parlament lautstark den Verlust von Landwirt- schaftsland. Doch: Wer hat denn in den vielen ländlichen Gemeinden das Sagen und ermög- licht Einzonungen für Aldi, Lidl und neue Ein- kaufs- und Vergnügungstempel? Die SVP lehnt auch die Klimainitiative ab, obwohl bereits heute die landwirtschaftlichen Schäden be- dingt durch Klimaextreme steigen. Zahlrei- che SVPler leugnen den Klimawandel, ob- wohl die Wissenschaft die durch Menschen verursachte Klimaerwärmung nachgewie- sen hat und sich Klimakatastrophen gerade in diesen Wochen weltweit häufen. Die FDP lehnt aus ideologischen Gründen eine wirksame Energie- und Umweltpolitik ab. FDP-Präsident Pelli schimpfte vor den Sommerferien über die «Ökoromantiker», um nachher das zu fordern, was wir Grüne schon seit 20 Jahren tun: Investitionen in Energie- effizienz und Förderung der erneuerbaren Energien. Doch am Dogma Atomkraft klam- mern sich die Freisinnigen fest. Und dies, ob- wohl selbst der ehemalige Axpo-Manager Hans-Peter Stöckl sagt, ein neues AKW zu bau- en, ergebe keinen Sinn, weil es international gesehen keine Stromlücke gebe. Da stellt sich die Frage, wer hier ein (AKW-)Romantiker ist? Die Verfil- zung mit der Atomlobby ist sowohl für die FDP wie die CVP ein Problem. Obwohl sie sonst dem freien Markt huldigen, verteidigen sie den Ist-Zustand mit den Riesen- gewinnen der Stromkonzerne wie der Axpo. Diese Bei- spiele zeigen, dass Ideologie und Verfilzung heute die bürgerlichen Parteien oft daran hindern, die realen Pro- bleme unserer Gesellschaft wahrzunehmen, unabhän- gig von Interessenverflechtungen die Schlüsse zu ziehen und im politischen Prozess gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Wir Grünen sind bereit dazu und fordern die bürgerlichen Parteien auf, mit uns zusammenzuarbei- ten. Zum Beispiel auch im Bundesrat. Die Ideologen sitzen heute rechts Interessenverflechtungen verhindern tragbare Lösungen MAYA GRAF Maja Graf, diplomierte So- zialarbeiterin, Biobäuerin, Na- tionalrätin und Fraktionspräsi- dentin der Grü- nen, Sissach, verheiratet, zwei Kinder. MZ-GASTAUTOREN AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT Roland Borer, SVP-Nationalrat (SO) Christine Egerszegi, FDP-Ständerätin (AG) Maya Graf, GPS-Nationalrätin (BL) Iwan Rickenbacher, Politberater (CVP) Peter Rothenbühler, Direktionsmitglied bei Edipresse Oswald Sigg, ehemaliger Bundesratssprecher Cédric Wermuth, Präsident der Juso Schweiz (AG) Ausland: Schweigemarsch für die Todesopfer der Love- parade in Duisburg. Vermischtes: In Zürich treffen sich die Raver zur Street Parade. Sport: In der Super-League spielen der FCB gegen Luzern und YB gegen Xamax. Kultur: Am Heitere Open Air in Zofingen finden Rock- und Popfans viele Angebote. DAS BRINGT DER TAG HEUTE 1. Schlammschlacht: Tappte Michael Ballack in die Ve- nusfalle? 2. Am Pranger: Basler Polizei veröffentlicht Fotos von Hooligans. 3. Frontalkollision: 40-jähriger Schweizer Autofahrer verun- fallt in Möriken tödlich. 4. Gesucht: Ganz Deutschland jagt Fernsehredaktor Sven Jachmann. 5. Abzocke: Die Internet- Schwindler und ihre lukrati- ven Machenschaften. DAS WAR GESTERN AUF A-Z.CH TOP DAS MACHT DAS WETTER HEUTE Nach letzten Auflockerun- gen am Vormittag verdich- tet sich tagsüber die Bewöl- kung. Es müssen zuneh- mend Regengüsse eingeplant werden. 14° 21° Expo Gotthard 2020 Der Expo zur Eröffnung des Gotthard- Basistunnels fehlt die Unter- stützung der Kantone. Der Bündner Regierungsrat Stefan Engler vermisst ein griffiges Ausstellungskonzept. (. . .) Im Herbst soll das Resultat einer Machbarkeitsstudie vorliegen. Derzeit deutet alles darauf hin, dass das Projekt danach nicht mehr weiterverfolgt wird. Exportrückgang Das vergange- ne Jahr war für die Schweizer Exportindustrie sehr unerfreu- lich. Auch im Jahr 2010 macht ihr der starke Franken Sorgen. Es gibt allerdings Ausnahmen. Nicht ganz so stark von der Krise betroffen war der Detail- handel. Die Chemie- und Phar- mabranche hat ihren Ausland- absatz auf Vorjahresniveau halten können. Für ein AKW Mühleberg II Der Berner Regierungsrat hat die positive Stellungnahme des Kantons Bern zum AKW Müh- leberg verabschiedet. (. . .) Der rot-grün dominierte Regie- rungsrat plädiert zuhanden des Bundes für ein neues Atomkraftwerk Mühleberg – obwohl klar ist, dass die Kan- tonsregierung den Ersatz des AKW Mühleberg eigentlich ablehnt. DAS SCHREIBEN DIE ANDEREN

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Die Meldung rüttelt auf: Polizeiund Beratungsstellen registrie-ren eine zunehmende Gewaltan Müttern und Vätern. Daswird wohl ein ernsthaftes Pro-

blem unserer problematischen Zeit sein.Man stelle sich das nur einmal in der Pra-xis vor: Die Fünftklässlerin kommt nachHause und wirft der Mutter die Schul-tasche an den Kopf. Dann fragt sie, wases zu Essen gebe. Mit der liebevoll ge-backenen Apfelwähe kann die Tochternichts anfangen. Sie holt aus und poliertder verschreckten Mutter mal links undrechts die Backe, bevor sie sie mitgezücktem Küchenmesser zwingt, denPizza-Kurier anzurufen. Just als der Vaterzu Hilfe eilen will, wird er vom Siebt-klässler, der die Schule geschwänzt undden Morgen mit einem Killergame amComputer verbracht hat, geknebelt undgefesselt und zur Abschreckung in denKeller gesperrt. Mit zitternden Knien bit-tet er seine geliebten Kinder um Mildeund verspricht bei sofortiger Freilassungeine Erhöhung des wöchentlichen Ta-schengeldes um dreihundert Franken.Weil er zudem versichert, beiden Kin-dern das iPhone der neusten Generationam Abend mit nach Hause zu bringen,wird er freigelassen und darf auch amNachmittag zur Arbeit. Derweil die Mut-ter die beiden Schlafzimmer mit Balkonund Seesicht der Kinder auf Hochglanzpoliert, drehen die Kids mit dem Autodes Vaters eine Runde. Dann zieht sichdie Mutter in das kleine fensterlose elter-liche Schlafgemach im Untergeschosszur kurzen Erholung zurück. Aber schonvibriert der Piepser in der Hosentasche.Die Kinder brauchen etwas. Die Mutterspringt auf und holt den Kindern amKebab-Stand die geforderte Zwischenver-pflegung. Luca, Leon, Nico. Oder Lara,Laura und Mia. So heissen die beliebtes-ten Vornamen der Schweiz. Herzig, oder?

HerzigerNachwuchsImmer mehr Kindermisshandeln ihre Eltern

[email protected]

FELIX B INGESSER

UND WEG?

Für Ekan ist der Töff definitivabgefahren. Doch wer nunglaubt, dass der 30-jährigeInder mit dem Rambo-Stirn-band ein unbeholfener Ama-teur ist, der nicht weiss, wieman mit einem Motorrad um-zugehen hat, der täuscht sich.

Das Gegenteil ist nämlich derFall – Ekan ist wahrer Töff-Künstler, ein Lionel Messi desMotorrad-Stunts. Dass seineSuzuki so scheinbar unkontrol-liert vor ihm herfährt, ist keindummer Unfall, sondern ge-wollter Teil seiner Show.

Ekan tritt derzeit im Rahmender Feierlichkeiten zum indi-schen Unabhängigkeitstagvom Sonntag in der Stadt Bhu-baneswar auf. Was der jungeMann leistet, ist beachtlich.Wer das nicht glaubt, kann jaselbst einmal einem fahrendenTöff hinterherjagen – und zwarwie Ekan, barfuss.

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BAUMANNS SEITENBLICK

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Samstag, 14. August 2010 MZ 2MEINUNG

Wie oft wurden und werden die Grünen widerbesseres Wissen als ideologisch bezeichnet, alsan ihrem Weltbild festhaltend, gar reali-tätsfremd? Doch der Dogmatismus, alsodas starre Festhalten an Weltanschauun-gen von gestern, sitzt heute klar rechts.Das wäre ja nicht weiter tragisch, würdediese bürgerliche Mehrheit nicht die Ge-schicke unseres Landes lenken, würden de-ren Entscheidungen nicht unsere Zukunftprägen. Die Ideologien der rechten Mehr-heit verhindern heute, dass die Zeichen derZeit erkannt und die richtigen Weichen ge-stellt werden. Dazu drei Beispiele:

Roger de Weck zitiert im Buch «Nach der Kri-se» den Philosophen Walter Benjamin, derden Kapitalismus als Religion beschreibt:Beim Kapitalismus «. . . handle es sich umeine Religion ohne Dogma, ganz ohne Theo-logie, da sich die Gläubigen immer nur andas hielten, was jeweils gerade von Vorteilsei». Diese wirtschaftsliberalen Dogmen heis-sen: weniger Regeln, weniger Staat, wenigerRücksicht auf Verlierer.

Also nur logisch, lehnten und lehnen diebürgerlichen Parteien bis heute aus ideologi-schen Gründen notwendige Regulierungen der Finanz-märkte ab. Doch sie forderten dennoch die «Staatsgaran-tie» für Grossbanken in der Höhe von 66 Milliarden prak-tisch ohne Gegenleistung. Welch ein Widerspruch: beimStaat die hohle Hand machen, ihm aber gleichzeitig dieRegulierungskompetenz absprechen! Und dies, obwohlder Casino-Kapitalismus die ganze Welt in eine Multi-krise gestürzt hat: Wenige Privilegierte schöpften dieGewinne ab, während die ganze Gesellschaft die Verlus-te mittragen musste. Kein Wunder, verhinderten dieseParteien auch die PUK zur Finanzmarktkrise. Man darfnicht wissen, was eigentlich geschehen ist und wer dieVerantwortung trägt. So, wie der abtretende BundesratMerz zwar das grösste der bürgerlichen Tabus, dasSchweizer Bankgeheimnis, im Zuge der UBS-Affäre bre-chen musste, aber niemand dazu steht. Was nicht seindarf, ist eben auch nicht.

Und die SVP, die für sich in Anspruch nimmt, zu Landund Leuten als Einzige Sorge zu tragen: In Tat und Wahr-heit trägt sie jedoch dazu bei, dass unsere schöne Hei-mat zerstört wird. Die SVP wehrt sich mit Händen undFüssen gegen Umwelt- und Klimaschutzmassnahmen.Sie will die Landschaftsinitiative nicht, die sich gegen

die Zersiedelung und Verbetonierung der Land-schaft wehrt. Anderseits beklagen die SVP-Bauernim Parlament lautstark den Verlust von Landwirt-

schaftsland. Doch: Wer hat denn in den vielenländlichen Gemeinden das Sagen und ermög-licht Einzonungen für Aldi, Lidl und neue Ein-kaufs- und Vergnügungstempel? Die SVP lehntauch die Klimainitiative ab, obwohl bereitsheute die landwirtschaftlichen Schäden be-dingt durch Klimaextreme steigen. Zahlrei-che SVPler leugnen den Klimawandel, ob-wohl die Wissenschaft die durch Menschenverursachte Klimaerwärmung nachgewie-sen hat und sich Klimakatastrophen geradein diesen Wochen weltweit häufen.

Die FDP lehnt aus ideologischen Gründeneine wirksame Energie- und Umweltpolitikab. FDP-Präsident Pelli schimpfte vor denSommerferien über die «Ökoromantiker», umnachher das zu fordern, was wir Grüne schonseit 20 Jahren tun: Investitionen in Energie-effizienz und Förderung der erneuerbarenEnergien. Doch am Dogma Atomkraft klam-mern sich die Freisinnigen fest. Und dies, ob-wohl selbst der ehemalige Axpo-ManagerHans-Peter Stöckl sagt, ein neues AKW zu bau-en, ergebe keinen Sinn, weil es internationalgesehen keine Stromlücke gebe. Da stellt sich

die Frage, wer hier ein (AKW-)Romantiker ist? Die Verfil-zung mit der Atomlobby ist sowohl für die FDP wie dieCVP ein Problem. Obwohl sie sonst dem freien Markthuldigen, verteidigen sie den Ist-Zustand mit den Riesen-gewinnen der Stromkonzerne wie der Axpo. Diese Bei-spiele zeigen, dass Ideologie und Verfilzung heute diebürgerlichen Parteien oft daran hindern, die realen Pro-bleme unserer Gesellschaft wahrzunehmen, unabhän-gig von Interessenverflechtungen die Schlüsse zu ziehenund im politischen Prozess gemeinsam nach Lösungenzu suchen. Wir Grünen sind bereit dazu und fordern diebürgerlichen Parteien auf, mit uns zusammenzuarbei-ten. Zum Beispiel auch im Bundesrat.

Die Ideologensitzen heute rechtsInteressenverflechtungen verhindern tragbare Lösungen

MAYA GRAF

Maja Graf,

diplomierte So-zialarbeiterin,Biobäuerin, Na-tionalrätin undFraktionspräsi-dentin der Grü-nen, Sissach,verheiratet,zwei Kinder.

MZ-GASTAUTOREN AUS POLITIK UND WIRTSCHAFTRoland Borer, SVP-Nationalrat (SO)Christine Egerszegi, FDP-Ständerätin (AG)Maya Graf, GPS-Nationalrätin (BL)

Iwan Rickenbacher, Politberater (CVP)Peter Rothenbühler, Direktionsmitglied bei EdipresseOswald Sigg, ehemaliger BundesratssprecherCédric Wermuth, Präsident der Juso Schweiz (AG)

Ausland: Schweigemarschfür die Todesopfer der Love-parade in Duisburg.

Vermischtes: In Zürich treffensich die Raver zur StreetParade.

Sport: In der Super-Leaguespielen der FCB gegen Luzernund YB gegen Xamax.

Kultur: Am Heitere Open Air inZofingen finden Rock- undPopfans viele Angebote.

DAS BRINGT DER TAG HEUTE

1. Schlammschlacht: TappteMichael Ballack in die Ve-nusfalle?

2. Am Pranger: Basler Polizeiveröffentlicht Fotos vonHooligans.

3. Frontalkollision: 40-jährigerSchweizer Autofahrer verun-fallt in Möriken tödlich.

4. Gesucht: Ganz Deutschlandjagt Fernsehredaktor SvenJachmann.

5. Abzocke: Die Internet-Schwindler und ihre lukrati-ven Machenschaften.

DAS WAR GESTERN AUF A-Z.CH TOP

DAS MACHT DAS WETTER HEUTE

Nach letzten Auflockerun-gen am Vormittag verdich-tet sich tagsüber die Bewöl- kung. Es müssen zuneh- mend Regengüsse eingeplant werden.

14° 21°

Expo Gotthard 2020 Der Expozur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels fehlt die Unter-stützung der Kantone. DerBündner Regierungsrat StefanEngler vermisst ein griffigesAusstellungskonzept. (. . .) ImHerbst soll das Resultat einerMachbarkeitsstudie vorliegen.Derzeit deutet alles darauf hin,dass das Projekt danach nichtmehr weiterverfolgt wird.

Exportrückgang Das vergange-ne Jahr war für die SchweizerExportindustrie sehr unerfreu-lich. Auch im Jahr 2010 machtihr der starke Franken Sorgen.Es gibt allerdings Ausnahmen.Nicht ganz so stark von derKrise betroffen war der Detail-handel. Die Chemie- und Phar-mabranche hat ihren Ausland-absatz auf Vorjahresniveauhalten können.

Für ein AKW Mühleberg II DerBerner Regierungsrat hat diepositive Stellungnahme desKantons Bern zum AKW Müh-leberg verabschiedet. (. . .) Derrot-grün dominierte Regie-rungsrat plädiert zuhandendes Bundes für ein neuesAtomkraftwerk Mühleberg –obwohl klar ist, dass die Kan-tonsregierung den Ersatz desAKW Mühleberg eigentlichablehnt.

DAS SCHREIBEN DIE ANDEREN