punkt und kreis - anthropoi...adrian pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige die...

48
PUNKT UND KREIS Johanni 2008 BEV Ferieninitiative Salutogenese Sinn macht gesund Recht Häusliche Krankenpflege Urlaub Ein Versuch in Leichter Sprache! 13

Upload: others

Post on 22-Apr-2020

3 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

PUN

KTU

ND

KREI

S

Johanni 2008

BEVFerieninitiative

SalutogeneseSinn macht gesund

RechtHäusliche Krankenpflege

Urlaub –Ein Versuch in Leichter Sprache!

13

J 08 48 1:P K 23.05.2008 17:43 1

Page 2: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

PUNKT UND KREIS

PUNKT UND KREIS Johanni 20082

editorialHalt! Bitte Leichte Sprache!Johannes Haßbecker 3

GebrauchsanweisungIngeborg Woitsch 4

themaWir erlauben uns den alltäglichenAusnahmezustandThomas Kraus 5

Alle reden von »Tapetenwechsel«Elisabeth und Peter Dahlinger 8

Sonne, Strand und IntensivstationLiese Jung 10

Die fliegende Werkstatt 12

menschenkundlichesSinn macht gesund!Johannes Denger 14

rechtHäusliche Krankenpflege auchin Einrichtungen der BehindertenhilfeIna Krause-Trapp 19

aktuell notiertEin Lebensraum sucht initiative MenschenErda-Maria Didszun 21

mittelpunktUrlaub 23

Mein schönstes Ferienerlebnis 24

Der fliegende Hut 25

Sommer-Ferien Interviewfrage 26

es bildet sich 27

aktuell notiertPhänomene und Wirkungen der Sexualität imKindes- und Jugendalter 28

Freiräume … für Initiative, Verantwortung undZusammenarbeitDr. Rüdiger Grimm 29

Vorbild für AndereAdrian Pintea 30

themen & termine 31

eltern & angehörigeDie Ferien meistern …Interview mit Charlotte Schorr 32

AktivUrlaub – FeriengruppeIngeborg Woitsch 33

Ein Urlaubsmodell für die ZukunftEva Jöckel 34

Lesen und Schreiben in der Werkstattzeit!Margrit Korge 35

Nicole – eine MomentaufnahmeMonika Riemenschneider 36

Urlaub RechtshinweiseMonika Geis 37

Redaktion – Bezug – BeratungBundesElternVereinigung 39

angebot & nachfrage 40

cabaretorte / impressum 46

Inhalt

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:19 2

Page 3: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 3

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ich schreibe Ihnen zum Thema verständlichere Sprachebei Vorträgen und in amtlichen Dingen. Dinge, die ichpersönlich erlebt habe und was ich mir für die Zukunftwünsche.Bestimmt erinnern Sie sich an die große Elterntagungin Altenschlirf. Da hörte ich einen Vortrag vonJohannes Denger. Ich fand, dass dieser Vortrag sehrschwer verständlich für uns war, weil eine anspruchs-volle Sprache für Menschen mit Behinderung verwen-det wurde.Ich fragte ihn nach dem Vortrag, ob er gewusst hätte,dass hier Menschen mit Behinderung dabei sind, dieum eine einfache Sprache gebeten haben. Da sagte er,er habe es gewusst, aber er hätte es nicht besser ge-konnt.Das war ein Erlebnis, das ich hatte. Das andere Erlebniswar, ich bekam einen Brief vom Landratsamt, habe ihngelesen und konnte ihn nicht verstehen. Erst als meine

Betreuerin und ich gemeinsam diesen Brief gelesenhatten, haben wir ihn verstanden.Es wird erwünscht, dass wir selbständig sind, wie es inunseren Möglichkeiten ist. Also sollten amtlichePapiere und die Vorträge für uns viel verständlichergemacht werden.Schon alleine das Wort Eingliederungshilfe – auch dasWort Persönliches Budget, wer kann sich darunteretwas vorstellen?Also meine Wünsche für die Zukunft und ein Aufruf analle Politiker und Vorträger usw.:

Halt! Bitte einfache Sprache!

Ihr

Johannes Haßbecker

Halt! Bitte Leichte Sprache!

Johannes Haßbecker ist 48Jahre alt und lebt seit 1977in den Sozialthera-peutischen GemeinschaftenWeckelweiler in einerAußenstelle im BegleitetenWohnen. Er arbeitet in derGlockenwerkstatt inGerabronn, ist Vorsitzenderim Werkstattrat und imVorstand in der RegionalenArbeitsgemeinschaft derWerkstatträte inHohenlohe-Franken.Leidenschaftlich spielt erTheater, singt im Chor inWeckelweiler und in derGemeinde und erfreut dieMitmenschen mit seinenImprovisationen auf derFlöte.

editorial

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:19 3

Page 4: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

Wenn wir Fremdwörter oder schwierige Wörterverwenden, erklären wir sie.Bilder helfen einen Text verstehen.

Wie sieht das Thema Urlaub und Ferien für Menschenmit Hilfebedarf aus? Die Texte in diesem Urlaubs-Heftsind unterschiedlich leicht oder etwas schwerer zulesen.

Bei vielen Artikeln finden Sie die wichtigste Infor-mation in Leichter Sprache in einem farbigen Kasten.So können Sie sich über den Inhalt eines Artikelsschnell informieren und dann entscheiden, ob Sie denganzen Text lesen wollen.Artikel, die ganz in Leichter Sprache geschriebensind, erkennen Sie am Logo für Leichte Sprache.

Wir sind sehr interessiert zu hören, ob Menschen mitHilfebedarf die Texte in diesem Heft gut lesen konn-ten? Oder ob Sie Schwierigkeiten hatten?Bitte schreiben Sie uns!Viel Freude beim Lesen und einen erfrischendenSommer wünscht Ihnen für die gemeinsame Re-daktion von PUNKT UND KREIS

Ihre

Ingeborg Woitsch

editorial

PUNKT UND KREIS Johanni 20084

Diese Ausgabe von PUNKT UND KREIS ist unser erstesHeft in »Leichter Sprache«. Leichte Sprache und daserholsame Thema Urlaub passen ja auch gut zu-sammen! –Wissen Sie, was Leichte Sprache ist? Oft sindZeitungstexte schwer zu verstehen. Sie sind kompli-ziert geschrieben. Die Sätze sind lang und verschach-telt und wir finden viele fremde Worte. MancheThemen sind auch kompliziert und brauchen eineSprache, mit der man viel arbeiten muss. Aber oft kannman eine Ausdrucksweise finden, die leichter ver-ständlich ist. Das ist eine gute Übung für Leute, dieTexte schreiben. Denn jeder Mensch kann Texte inLeichter Sprache besser verstehen. Leichte Sprache isteine besonders gute Verständnis-Hilfe für Menschenmit Hilfebedarf. Wir möchten, dass alle unsere Zeitunglesen können: Die Bewohnerinnen und Bewohner derLebensOrte, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inden Werkstätten, die Schülerinnen und Schüler in denheilpädagogischen Schulen. Und so haben wir diesmaldie Autoren gebeten, ihre Artikel »leicht« zu schreiben.Es gibt Regeln für die Leichte Sprache. Leichte Spracheheißt, dass die Texte anschaulich und in einfachenWorten geschrieben sind.Wir verwenden also:

Kurze Sätze. Wir suchen anschauliche Beispiele. Wirverwenden keine Fremdwörter und Fachwörter.

Gebrauchsanweisung:PUNKT UND KREIS in Leichter Sprache

Hinweis

Büro Leichte SpracheDas Beratungs- und

Übersetzungsbüro fürLeichte Sprache ist

seit vier Jahren ein Profi underste Anlaufstelle für Fragen

rund um Leichte Sprache.

Lebenshilfe Bremen e.V.Büro Leichte SpracheWaller Heerstraße 59

28217 Bremen04 21|3 87 77 79

Das Netzwerk »Mensch zuerst– Netzwerk People First

Deutschland e.V.«hat das »Wörterbuchfür leichte Sprache«

herausgegeben.

»Wörterbuch fürleichte Sprache«

ElternSie suchen den Lebensort für Ihr erwachsenes Kind mit Behinderung?

Buchen Sie gemeinsamen Schnupperurlaub in

SeewaldeSie wohnen zum Schnupperpreis in Ferienhaus oder -wohnung am See in herrlicher Natur zu jeder Jahreszeit mit Biohof und -laden am Ort und erfahren das Leben in Wohngruppen

und Werkstätten hautnah, nach individueller Vereinbarung.

Wir erweitern unsere Lebens- und Arbeitsgemeinschaft auf Grundlage des anthroposophischen Menschen-bildes mit z. Zt. 30 Plätzen in 4 Gruppen im schönsten Teil der Mecklenburger Seenplatte, 100 km nördlich Berlins, Landwirtschaft, verschiedene Werkstätten und Individualarbeitsplätze bieten sinnvolle Arbeitsmöglich-keiten für unsere Betreuten.Sprechen Sie gerne vorab mit unserem Heimleiter, wie weit Seewalde für Ihr Kind in Frage kommt (Hr. Fischer 01 73|3 08 79 76) oder Info-Paket unter 03 98 28|2 02 75Dorf Seewalde gGmbH, Seewalde 2, 17255 Wustrow, www.seewalde.de

Christopherus Haus

�������������������������������������������������� ������������ ������������ ������������ �����������

���������� ����������� ���������

���������������

���

���

��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� �������������������������������� ! �"�������#� ������#�������$����������%&�#�%%''(�"�������)�� �&'*+,(-*.&�#�/�0�&'*+,(-*.'&&

������ ������������ ����������12����� �++&����

��

333 3������������ ������#���� �������4���������54���6�������

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:19 4

Page 5: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

thema

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 5

Im allerersten Sommer fuhren die Bewohner und alleMitarbeiter noch gemeinsam für zwei Wochen nachHolland. Dies geschah in der Historie nur einmal. Dasich der Wohnheimbereich am HeilpädagogischenTherapeutikum (Stadtgemeinschaft Berlin und Lebens-gemeinschaft Rohrlack/Vichel) seitdem ständig vergrö-ßert und nach 18 Jahren mittlerweile fast 100 Men-schen gemeinschaftliche Bezüge ermöglicht, sindunzählige Reisen unterschiedlicher Couleur und teil-weise gruppenübergreifend durchgeführt worden. JedesJahr wurden die Gruppen kleiner, flexibler und die Zielelagen weiter entfernt. Erst nach 16 Jahren verbrachteeine Wohngruppe ihren Urlaub zu Hause.

Mittlerweile ist die Bewohnerreise zu einem wesentli-chen Bestandteil des Jahreskreislaufs geworden. Nichtnur die Planungen, sondern auch die »Verdauung« nach-her führten dazu, dass die meisten Bewohner so oft wiemöglich verreisen wollen. Die Reiseziele werden zumeistvon den Betreuern vorgeschlagen, manchmal gaben auchAngehörige einen Tipp. Stets wurden die Bewohner in diePlanung der vielfältigen Vorhaben einbezogen. Beispiels-weise gab es neben Badeurlauben in der Türkei, Wander-urlaube im Allgäu, Radtouren ins Berliner Umland immerwiederkehrende Bornholmaufenthalte, Arbeitseinsätze inSchweden, aber auch Städtereisen nach Prag, Wien oderBudapest. Und natürlich fanden auch Austausche mitanderen Gemeinschaften statt.

Für mich war die Bewohnerreise im Sommer 2001am spektakulärsten. Unter anderem zwecks Fest-

stellung des individuellen Hilfebedarfs nach Schema,war die Doppelspitze der Heimleitung mit einigenBewohnern drei Wochen lang unterwegs. Wir fuhrenmit dem eigenen Bus insgesamt über 6.000 km insnördliche Lappland und zurück und erlebten Unvergess-liches. Mit Beginn der Reise setzte auch der nichtgebuchte Regen ein, den wir eigentlich die ganze Fahrtnicht wieder loswurden. Besonders ein Bewohner littanfangs sehr und konnte es überhaupt nicht verstehen,wie man im Sommer in ein so kaltes Land reisen möch-te. Den angebotenen Reiserücktritt hingegen lehnte erkategorisch ab. Bereits in Südschweden auf dem erstenCampingplatz, hatten wir durch ihn recht schnellKontakt mit den Einheimischen. Hatte er sich doch inder Duschkabine äußerst lauthals und in deutscherSprache über den Schwachsinn eines Boilers beschwert,der rhythmisch mit Münzen zu füttern war und abrupteiskaltes Wasser absonderte. Dem Ärger wurde derartAusdruck verliehen, dass entsetzte Dauercamper unsBegleiter um Hilfe riefen, da der Betreffende damitdrohte, die schwedische Dusche zu zerlegen. Geradewollten wir den gemeinsamen Morgenkreis am faltba-ren Jahreszeitentisch mit einem Lied beginnen und dieEinwegbienenwachskerze entzünden, als wir zur Krisen-intervention gerufen wurden. – Nach etwa einer WocheEingewöhnungszeit entwickelte er sich zum größtenGenießer der Unwirtlichkeiten und freute sich stetsgöttlich über negative Zwischenfälle. Auch beherrsch-te er als Einziger die hohe Kunst der Bargeldabhebungmit Kreditkarte und trug dadurch wesentlich zumGelingen des Outdoor-Urlaubes bei.

Urlaub oder:

Wir erlauben uns denalltäglichen AusnahmezustandVon Thomas Kraus

Die Anfrage, einen Beitrag für PUNKT UND KREIS zum Thema Urlaub zu schreiben, bewirkte das Auftauchen vonBildern vergangener Erlebnisse und rief einige Überlegungen hervor: Seit dem Beginn meiner Mitarbeit 1994 inder Stadtgemeinschaft Berlin, war ich fast jedes Jahr an einer Bewohnerreise beteiligt. Dies nicht nur wegen derReiseziele, sondern vor allem deshalb, weil jede gemeinsame Reise mit unseren Bewohnern einen Ausnahme-zustand darstellt: Durch eine Reise verändern sich starre Gewohnheiten und Verhaltensweisen, aber auch Struk-turen und alltägliche Abläufe unmittelbar. Die Abläufe passen sich schlagartig den vorhandenen Gegebenheitenan und zeugen oft von großer Beweglichkeit und Improvisationsfähigkeit. Wünschen wir uns dies nicht auch imAlltäglichen eines jeden Gemeinschaftslebens?

Thomas Kraus,Heimleitung derStadtgemeinschaft Berlinund LebensgemeinschaftRohrlack/Vichel seit 1999.Verantwortlicher für dieInitiative ›In derBegegnung leben‹ –Europäische Kongressefür Menschen mitBehinderungen.

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:19 5

Page 6: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

Unser Reiseziel stellte eine kleine Insel mit einemHolzhaus ohne Strom und Heizung inmitten desInarisees im Norden Finnlands dar. Allerdings war eseine besondere Herausforderung, diese mit einem klei-nen Boot, trotz hohem Wellengang, bei starkem Regen,Gegenwind und eiskaltem Wetter zu erreichen. Wiegut tat danach die Holzsauna für die komplett durch-nässte und halb erfrorene Großstadtmannschaft. Nacheinigen Tagen Urlaub auf der einsamen Insel blieballerdings noch die Aufgabe, wieder heil das Festlandzu erreichen. Wir entschlossen uns per Funk einWasserflugzeug zu ordern, da eine nochmalige Boots-überfahrt für zu gefährlich gehalten wurde. Außerdemfreuten sich alle anfangs auf den Luxus eines Fluges.Als dann das Motorflugzeug eintrudelte und wir aufden Schwimmern ins Innere balancieren mussten,zeigte sich wieder mal, wer die stärksten Nervenbesaß: Natürlich der bereits erwähnte Bewohner.Kaum hatten wir von der Wasseroberfläche abgeho-ben, hüpfte er unentwegt jauchzend auf seinemSitzplatz umher und genoss sichtlich den zunehmendgrünlichen Gesichtsausdruck und die Regungslosigkeitdes Schreiberlings. Sein trockener Kommentar: »Wiekann man nur so behindert sein und Probleme beimFliegen haben?« linderte die Not nicht wirklich. DieÜbelkeit und Demütigung hielt noch Stunden an. – Mitdiesen eindrucksvollen Erlebnissen begannen wir dieRückreise. Wir fuhren, fuhren und fuhren in relativgleich bleibender Landschaft, unter anderem auch perAutozug und Fähre langsam zurück. Nach insgesamtdrei Wochen kamen wir dann wieder in Berlin an, wozu unserer aller Freude auch wieder die Sonne schien.Diese Bewohnerreise war für alle Beteiligten ein groß-artiges Erlebnis und hatte das Versprechen zur Folge,dem »Randalierer vom Campingplatz« eine wärmereReise an Kroatiens Küste zu ermöglichen, welche dannauch einige Sommer später tatsächlich stattfand.

Nicht immer erlebten wir bei unseren Reisen nurPositives. So wurde das Ferienhaus einer unserer Be-wohnergruppen in Polen am frühen Morgen mutwilligin Brand gesteckt und die Beteiligten nur durch dieGeistesgegenwart eines Zivildienstleistenden vor grö-ßeren oder größten Schäden bewahrt. Vom Qualm auf-gewacht, konnte er seine Mitbewohner gerade nochrechtzeitig wecken. Sicherlich verliefen nicht alle Ge-meinschaftsreisen so spektakulär wie die Beschrie-benen. Doch immer gab es etwas Neues zu entdeckenund bei den meisten Reisenden zeigten sich vielfältigs-te Entwicklungsmöglichkeiten. Alleine deshalb schonlohnt es sich, den Urlaub zu beantragen, um gemein-sam zu verreisen.

Der Begriff Urlaub leitet sich vom alt- bzw. mittel-hochdeutschen Wort für »erlauben« her ab. So frag-ten im Hochmittelalter Ritter ihre Lehnsherren um»urloup«, um in eine Schlacht ziehen zu dürfen.Ursprünglich kommt dieses Wort also aus dem militä-rischen Bereich. Ein Untergebener bittet die höhereInstanz um Erlaubnis. Ein interessanter Sachverhalt imKontext der Begleitung von erwachsenen Menschenmit Behinderungen. – Beim Einholen einer Erlaubnisbefinden wir uns im Rechtsleben. Hier herrscht Gleich-heit aller Beteiligten. Betreute, Angehörige undMitarbeiter eint die Tatsache, dass alle um Urlaub bit-ten müssen. Beim Antreten des Urlaubes bewegen wiruns dann im wirtschaftlichen Bereich. Alle Aufwen-dungen müssen finanziert werden und dies geschiehtim Sinne der Brüderlichkeit. Der Eine zahlt für denAnderen. Der Betreute für den Begleiter, der Staat fürden Betreuten. Wer nicht genügend Mittel hat,bekommt, zumindest in unserer Gemeinschaft, finan-zielle Unterstützung. Nun fehlt nur noch die Sphäredes Geisteslebens. In der Ideenfindung, bei der Ur-laubsplanung und auch in der Durchführung sind unskeine Grenzen gesetzt. Hier ist Freiheit angesagt.Nutzen wir sie so lange und so oft wir sie uns selbstermöglichen können! Ob wir zu Hause Urlaub feiernoder zum 4. Europäischen Kongress »In der Begegnungleben« nach Den Haag reisen, immer können wir unsden alltäglichen Ausnahmezustand gönnen.

thema

PUNKT UND KREIS Johanni 20086

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:19 6

Page 7: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

Odyssee der Menschwerdung

Verlag Freies Geistesleben

Alain Denjean

Die Altersstufen des Kindes und die Abenteuer des Odysseus

99 Seiten, kartoniert€ 14,90 (D) / € 15,40 (A) / sFr 27,90ISBN 978-3-7725-2289-5

In seiner Studie beschreibt der

Autor anhand des Mythos der

Odyssee, wie der Mensch in seiner

Kindheit und Jugend individuell

alle Phasen der menschlichen

Entwicklungsgeschichte durchläuft.

Die vier Temperamente

Verlag Freies Geistesleben

Helmut Eller

Anregungen für die Pädagogik

Verlag Freies Geistesleben

Wie kann Schule die

Gesundheit fördern?

Thomas Marti

Erziehungskunst und Salutogenese

352 Seiten, kartoniert€ 18,50 (D) / € 19,10 (A) / sFr 33,90ISBN 978-3-7725-2036-5

Verlag Freies Geistesleben: Wissenschaft und Lebenskunst

ww

w.g

eist

esle

ben.

com

250 Seiten, kartoniert€ 18,50 (D) / € 19,10 (A) / sFr 33,90ISBN 978-3-7725-1644-3

Helmut Eller gibt einen Überblick

über die Temperamente und bietet

reiches Anschauungsmaterial zum

Erkennen der einzelnen Färbungen.

Wichtige Anregungen für die pädago-

gische Praxis runden den Band ab.

Thomas Marti beleuchtet die ver-

schiedenen Dimensionen der Wal-

dorfpädagogik unter dem Gesichts-

punkt der Salutogenese und zeigt

ihre gesellschaftliche Bedeutung im

Bereich der Gesundheitspflege.

Die Autorinnen stellen eine eigen-

ständig entwickelte Methode vor,

wie man sich Kindern in ihren

Entwicklungsschwierigkeiten

nähern kann. Ein Übungsbuch für

alle Pädagogen und Heilpädagogen.

Die Kinderkonferenz

Verlag Freies Geistesleben

Ingrid Ruhrmann · Bettina Henke

Übungen und Methoden zur Entwicklungsdiagnostik

192 Seiten, kartoniert€ 18,90 (D) / € 19,50 (A) / sFr 34,–ISBN 978-3-7725-2193-5

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:20 7

Page 8: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

Wer kennt nicht die Situation, alle fahren weg, nurich selbst bleibe zu Hause? Ab in die Ferien, zu denEltern und Verwandten, auf in den Urlaub mit einemReiseveranstalter: Etwas Neues sehen und erleben. Dasist schön! Gibt es dazu auch eine Alternative? Bevor wirmit unserer Arbeit begannen, d.h. vor der Gründung des»Hauses Mandorla«, haben wir häufig erleben müssen,dass keine Ferienplätze für die betreuten Menschen ausunserer Gemeinschaft zur Verfügung standen. Die Notwar oft groß und bei manchem auch ein stiller Kummerzu spüren. Gerade die älter werdenden, betreuten Be-wohner konnten immer öfter nicht mehr weg.

Dabei tut ein Tapetenwechsel manchmal gut: DieDankbarkeit, in einem größeren Zusammenhang lebenund arbeiten zu können, ist bei den betreuten Dorf- bzw.Heimbewohnern in der Regel groß. Die Ansprüche an dasLeben und die Bedürfnisse sind den Bedingungen undMöglichkeiten angepasst. Wir sind aufeinander angewie-sen und helfen einander. Trotzdem entsteht immer wiederdas Bedürfnis, etwas Eigenes zu haben, sich eigeneFreiräume zu schaffen, etwas Neues zu erleben. Und sostellt sich die Frage: Wie sieht es mit meiner individuellen

Entfaltung aus? Und es kommt der Wunsch auf: Ich allei-ne einmal an einem Platz meiner Wahl! Eine schöneUmgebung, verständige Menschen, die sich um michkümmern, wenn’s Not tut. Ruhe und Geborgenheit wie zuHause oder wie in meiner Gemeinschaft. Das wär’s! DieseFragen stellten sich doch mehr oder weniger alle. Solcheund viele andere Gedanken motivierten und bestärktenuns in unserem Vorhaben, ein Ferienheim zu eröffnen undführten schließlich zur Gründung des Hauses Mandorla imOktober 2002.

Abwechslung und Routine: Wie gestaltet sich so ein Tagim Haus Mandorla? Uns ist es hier wichtig, einen harmo-nischen Tagesablauf zu ermöglichen mit dem sich derEinzelne getragen und sicher fühlt. Das bedeutet für unsunter anderem geregelte Mahlzeiten sowie ein ausgewo-genes Verhältnis von Zeiten der Ruhe und Aktivität.Unternehmungen werden nach Wunsch und Möglichkeitder Gäste sehr abwechslungsreich gestaltet: Tages-ausflüge, Museumsbesuche, Spaziergänge, Wanderungen,Konzertbesuche, Schwimmen gehen, Zug- oder Boots-fahrten, Essen gehen. Manchmal ist aber auch einfach nurFaulenzen angesagt. Rund ums Haus ist viel Platz für

thema

PUNKT UND KREIS Johanni 20088

Ferien für Menschen mit Hilfebedarf

Alle reden von »Tapetenwechsel« –Wir auch!Von Elisabeth und Peter Dahlinger

Wir lernen Kräuter kennen und bereiten sie für ein leckeres Essen vor. Im Garten duftet es fein nach Kräutern und wir finden Gemüse.

Elisabeth Dahlinger, geb.1968, zwei gemeinsameSöhne mit Peter D., ge-

lernte biol.-dyn. Gärtnerinam Lehenhof, hat sowohlals Gärtnerin wie auch inder Betreuung gearbeitet.

Begründerin von HausMandorla, einem Heim für

betreute Kurzzeitauf-enthalte von seelenpflege-bedürftigen Menschen in

Bad Wurzach (Baden-Württemberg).

Peter Dahlinger,Dipl.-Päd., geb. 1952,

verheiratet mit ElisabethD., begann als Oberstufen-

lehrer, arbeitete danacheinige Jahre in zwei

anthroposophisch begrün-deten Wirtschaftsunter-nehmen bevor er in die

Sozialtherapie wechselteund als Betreuer und

Hausvater Erfahrung sam-melte. Mitbegründer von

Haus Mandorla.

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:20 8

Page 9: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 9

Menschen und Tiere (Schafe, Hühner, Hasen, Enten,Fische, Katze). Außerdem gibt es einen großen Gemüse-garten, von wo aus frisch geerntete Köstlichkeiten direktin der Küche bzw. auf dem Teller landen. Gutes Essen (ausbiologischem Anbau) hält Leib und Seele zusammen undist für uns Grundlage für das Wohlbefinden der uns an-vertrauten Menschen. Üblicherweise beachten wir dieWünsche und Bedürfnisse des einzelnen Gastes: Tages-rhythmus, Medikamenteneinnahme, Essensgewohnheiten,Diät, Vorlieben sowie besondere Bedürfnisse und Not-wendigkeiten. Dies führen wir mit den Bedürfnissen alleranwesenden Gäste zusammen. Jeder wird als eigenePersönlichkeit ernst genommen.

Fremdes wird vertraut: Alle müssen sich erst an die neueSituation gewöhnen und sich mit den anderen Gästenauseinandersetzen. Es ist dann immer wieder schön zuerleben, wie sich anfängliche Unsicherheit nach und nachin Vertrautheit verwandelt. Hier trägt die familiäre Um-gebung in einer kleinen überschaubaren Gruppe sicher ihrÜbriges dazu bei. Aus unserer Sicht ist es für viele Men-schen wichtig, sich weiterhin geborgen zu fühlen, auch inden Ferien. Neues erleben ja, aber in Maßen. Die erworbe-nen Fähigkeiten zu Hause oder in den Lebensgemein-schaften und Werkstätten sollen weiter gefördert undnicht verschüttet werden. Das Angebot darf reichhaltigsein, wohl dosiert und zufrieden stellend. Erfrischt undangeregt wollen alle zurückkehren in den Alltag, mitschönen Erinnerungen und der Vorfreude auf die nächstenFerien.Weitere Informationen:E-Mail: [email protected]: www.haus-mandorla.de

Im Museum gibt's auch Kuchen und was zu trinken.

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:20 9

Page 10: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

Unsere alljährliche gruppenübergreifende Sommer-ferienfahrt ist unumstritten ein abenteuerlichesUnterfangen! Das einzige was am Anfang der Planungimmer feststeht ist, dass möglichst viele unsererKinder mitfahren sollen, und dass es bei den meistenKindern und Jugendlichen unterschiedliche Vorfreudengibt: Das beginnt mit »vorne im Bus sitzen« und kannmit dem Summen eines bestimmten Liedes lange nachder Fahrt aufhören, das einen anderen Teilnehmer miteinbezieht oder einen Nicht-Dabei-Gewesenen aus-grenzt.Unsere Planung im Vorfeld der Ferienfreizeit ist diesorgfältige Auswahl des Quartiers, die Klärung der ärzt-lichen Versorgung im Notfall und die Überlegung, inwelcher Form unsere Wäscheberge abgebaut werdenkönnen. Gibt es dort genügend Raum für einen großengemeinsamen Morgenkreis und unsere Rollstühle?Die räumliche Anordnung für Kinder, die in der Nacht vonder Nachtwache überwacht werden müssen und denen,die einen Ansprechpartner brauchen und dem auch vor-handenen Ruhebedürfnis der Mitarbeiter, gilt es Rech-nung zu tragen. Auf diese Weise haben wir gelernt, dassnicht alles was als »behindertengerecht« verkauft wird, füruns nützlich ist! Manchmal aber entwickelt ein Haus-meister oder Zivi konstruktive Bewältigungsstrategien inForm von ungewöhnlichen Umbauten, bevor wir anreisen.Wir, das sind ungefähr 40 bis 50 Kinder und Jugendlicheim Alter von 5 bis 20 Jahren, Mitarbeiter und Praktikantender Heilpädagogischen Gemeinschaft Kirchhain.

Die Reise öffnet neuen Raum für Erfahrungen undHerausforderungen: Die Ferienfahrt bietet dieGelegenheit, dass wir uns alle außerhalb des gewohn-ten Tagesablaufes und der Betreuung im Rahmen vonArbeitszeiten kennen lernen und begegnen können.Unsere Kinder und Jugendlichen verlassen ihrengewohnten Lebensalltag und partizipieren nicht nuran der neuen Umgebung, sondern zunächst einmaldurch den neu entstandenen Kontext innerhalb desGewohnten, indem sie sich auf vertraute aber auchneue Bindungen einlassen lernen. Indem sie spüren,wie eine neue Struktur andere Orientierungsmerkmalehat, mit denen sich der Einzelne anfreunden muss. Vorallem aber auch ein Tagesablauf, der immer für Neuesund Überraschendes gut ist, und daran lassen sichunbekannte Ressourcen entdecken.

Auch im Urlaub ist es wichtig, sich auf den Tag ein-lassen zu können: Der Tagesablauf beginnt für schnel-le Leute mit einer Laufgruppe, für die jüngeren Kindermit einer Bewegungsgruppe im Freien und für dieKinder, die erst »mobilisiert« werden müssen mitEinreibungen. Nach einem gemütlichen Frühstück istMorgenkreis: Jetzt verlassen alle die Rollstühle mitSingen, Musik, Rätseln und erfahren, was am eigenenLeib zu spüren ist. Inzwischen können sich auch dieUnruhigsten auf ein zeitweilig stilles Wahrnehmeneinlassen. Danach ist wichtig zu wissen, wie der Taggeht und ob es Probleme gibt.

thema

PUNKT UND KREIS Johanni 200810

Organisation und Planung von Freizeiten mit Kindern mit Schwerstmehrfachbehinderungen

Sonne, Strand und IntensivstationVon Liese Jung

Liese Jung, verantwort-lich für die pädagogi-

schen Belange der Heil-pädagogischen Gemein-schaft, Ausbildung zur

Heilpädagogin, Klassen-lehrerin und Systemi-

schen Familientherapieauch in eigener Praxis.

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:20 10

Page 11: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

Und dann … Arbeitsgruppen mit unterschiedlichenAktivitäten und Schauspiel oder Tagesausflug.Nach der Mittagspause: Baden, wandern, besichtigen,Kanu fahren, spielen und vieles mehr. Am Abend:Geschichte, z.B. mit Herrn Brandenburg, unserem Hund,der alles ausgeschnüffelt hat, – raten Sie mal, wo wirwaren? Jeder darf mitbringen, was ihm begegnet ist. Soentsteht eine große »Ferienerinnerungsschale«, und danneine gute Nacht und hoffentlich lässt mich mein Nachbarschlafen oder aber wir machen gemeinsam Quatsch oderwas man mit Zahnpasta so alles machen kann!Und die Mitarbeiter? Sie unterhalten sich noch wie derTag war – eine Erlebnisfülle, nicht nur für die Kinderund Jugendlichen! Die Tageserlebnisse und der nächsteTag, alles will angeschaut sein: Wie sind wir mit-einander umgegangen? Was habe ich Neues an einemKind oder Jugendlichen kennen gelernt? Wer kommtans Ende seiner Kraft? Wie können Schwierigkeitengelöst werden und wo kann unterstützt werden? Jeintensiver der Austausch, umso gelassener der neue Tag.

Kinder und Mitarbeiter lernen sich auf diese Weisezwei Wochen lang kennen. Kein Tag ist wie der ande-re, nur der Rote Faden bleibt! Viele Erlebnisse zierenunsere Ferienfahrten, wir haben dabei Intensivstationenkennen gelernt, um Kinder gebangt, aber auch verstan-den, dass wir in der Alltagssituation oft nur Detailssehen, und dass es Vorteile hat, sich auch kontinuierlichund in wechselndem Kontext zu begegnen. Immerhaben wir neue Menschen und Einschätzungen kennengelernt und sind in vielen Herzen offen aufgenommenworden. Als Mitarbeiter haben wir unser Kräftepotentialneu einschätzen gelernt und wissen jetzt, was esbedeutet, wenn ein jugendlicher Rollstuhlfahrer sechs-mal täglich zwei Wochen lang aus dem Rollstuhl geho-ben werden muss – seine Familie müsste aus Kraft-riesen bestehen, um dies leisten zu können! Wir haben

thema

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 11

Zusammenfassung in Leichter Sprache:

Die Gemeinschaft Kirchhain macht jedes Jahr einegroße Reise. Aber auch die Reisegruppe ist groß: Esfahren fast 50 Menschen mit! In Kirchhain leben vorallem Kinder und Jugendliche mit schweren undSchwerstmehrfachbehinderungen. Das bedeutet beider Planung und Vorbereitung der Reise viel Arbeit.Denn das Ferienhaus muss viel Platz für alle habenund ganz besonders für die Rollstuhlfahrer. Es darfkeine Treppen haben! Wichtig für die Gruppe istauch, dass es ein gutes Krankenhaus in der Nähe desUrlaubsortes gibt. Denn ein Kind braucht oft ganzschnell Hilfe von einem Arzt.In den Ferien lernen sich die Kinder und die Mit-arbeiter neu kennen. Gemeinsam erleben sie vieleAbenteuer. Durch die Reisen entsteht auch neuesVertrauen unter ihnen. Sie besprechen ihre Erlebnisseund teilen so viele schöne Erinnerungen miteinander.Der Tag wird gut geplant und morgens mit allenbesprochen. Das ist wichtig, denn so weiß jeder, wasihn heute erwartet und alle können in den Tag star-ten. Das Erlebte wird am Abend besprochen. Allesammeln Erinnerungen und kleine Andenken und esentsteht eine Ferienerinnerungsschale.

ein Repertoire an Liedern und Sprüchen erlernt, dastragfähig ist, um im Alltag weiter zu leben.Und wenn die Zeit vorbei ist, kommen wir nach Hause,wir werden empfangen und die Daheimgebliebenennehmen Anteil an uns und wir an Ihnen. Die Kinderund Jugendlichen sind inzwischen schon routinierteFreizeitplaner und auch unter den Mitarbeitern soll esFerienfreizeitfreaks geben und natürlich leisten diesebei skeptischen Kollegen Überzeugungsarbeit.

Mützen, Hosen, Hemden, Jacken,sie sind nützlich, wenn wir packen.Auch die Schuhe nicht vergessen,Sonnenmilch und unser Essen.Farben, Stifte und Papier,Instrumente, Schmusetier.Windeln und die Kindersitze,Fensterschutz für Sommershitze.Bettwäsche und auch Kinderstuhl.Elektrorolli, das ist »cool«.Sitzplan für die große Reise,auf der Zunge Sangesweise.

Vollbeladen bis zum Dachja, so macht das Reisen Spaß.Unterwegs die Autoschlangen,mancher hat schon längst Verlangen,nach viel Luft und auch nach Wald,leider ist noch längst kein Halt.Vorbei an unbekannten Stätten,»Ach, wenn wir doch ein Flugzeug hätten!«Doch mit dem Abend kommt das Endenun zu aller groß’ Vergnügen:»Endlich angelangt auf Rügen!«

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:20 11

Page 12: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

Gärtner wie wir haben im Sommer immer sehr viel Arbeit und wenig Zeit für Ausflüge oder Freizeiten. Im Winterist das anders, aber dann ist es hier in Deutschland meist kalt und nass.Also kam uns die Idee, das erste Mal dorthin zu fliegen, wo es im Januar sehr sonnig und warm ist: Auf die großeKanareninsel Gran Canaria nach Spanien.Die große Reise ging nachts in Bochum los. Treffpunkt war der Flughafen Düsseldorf. Und dann der vierstündigeFlug über den Wolken mit der Fluggesellschaft LTU »Richtung Sonnenschein« nach Spanien – schon das war einspannendes Erlebnis.Angekommen auf der Insel, sind wir mit dem Bus zu unserer Wohnanlage gefahren und gleich auf Erkundungs-tour gegangen.Gran Canaria ist wunderschön: Es gibt dort hohe Berge, riesige Sanddünen, große Strände, bunte Häuser und sehrviel Meer. Fast ständig scheint die Sonne, dauernd pustet uns der Wind Sand in das Gesicht und große Wellenrauschen auf den Strand.So waren wir oft am Strand zum Schwimmen, Spielen oder in der Sonne liegen oder Eis essen oder in der Stadtzum Bummeln.Spannend waren auch die drei Tagesausflüge mit dem Bus über sehr schmale Straßen hoch in die umliegendenBerge. Von dort oben konnten wir über weite Teile der Insel blicken.Abends in der Wohnanlage freuten wir uns auf das tägliche spanische Abend-Buffet und das Schwimmbeckenvor unserer Haustür.Ständig waren wir draußen auf der Insel unterwegs, wo es immer wieder Neues zu entdecken gab, besonderePflanzen und Tiere in vielen bunten Farben.So gingen diese zwei außergewöhnlichen Wochen unserer Freizeit auf Gran Canaria leider viel zu schnell vorüber.Es war eine supertolle Reise und wir erzählen uns auch heute noch oft davon.

Adios Gran Canaria, hasta luego.Auf Wiedersehen Gran Canaria, bis bald.

thema

PUNKT UND KREIS Johanni 200812

Urlaubsbericht aus Gran Canaria

Die fliegende WerkstattVon den Mitarbeitern der Landschaftspflege der Werkstätten Gottessegen in Bochum

Mitarbeiter der Land-schaftspflege Bochum,Werkstätten Gottes-

segen: U. Schött,A. Oberhäuser, L.

Clemens, G. Wilhelm,P. Seifert, D. Materna,

Th. Weinholz, B.Röthig, Th. Schneider,J. Weber, J. Ehlemann

und W. Simon

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:20 12

Page 13: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

thema

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 13An der Bushaltestelle vor unserem Hotel. Von dort aus ging’s zum Strand!

Berge und Täler im Nebelschleier.

In Tagesrundfahrten erkundeten wir die Natur auf der Insel.

Wir entdeckten exotische Tiere und Pflanzen.

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:20 13

Page 14: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

menschenkundliches

PUNKT UND KREIS Johanni 200814

Salutogenese oder: Wie Gesundheit entsteht.

Sinn macht gesund!Von Johannes Denger

Überall in der Welt begegnet mir Stress! Das ist anstrengend. Aber Stress ist nicht immer schlecht. Wenn eszuviel für mich ist, nennt man es Disstress: Das macht krank. Aber auch zu wenig Stress kann krank machen,dann bin ich unterfordert und fange an, seelisch zu gammeln …Es kommt auf das richtige Maß an. Wenn es das rechte Maß an Stress für mich ist, nennt man das Eustress, dasheißt guter Stress. Ich kann die Herausforderung annehmen und wachse daran.Wenn eine Aufgabe für mich stimmt, dann kann ich ein Gefühl der Übereinstimmung von mir und der Welterleben. Das ist schön und macht gesund!Damit eine Aufgabe gut für mich ist, muss ich sie verstehen können, sie muss eine Bedeutung für mich habenund ich muss sie ausführen können. Wenn sie verstehbar, bedeutsam und handhabbar ist, dann macht mich dasgesund.

Hoffentlich bekomme ich die richtigen Aufgaben gestellt im Leben!

(Wem das nicht reicht, der kann ja weiter lesen …)

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:20 14

Page 15: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

Erziehung und Bildung verlangen heute nach einemindividuellen Zugang, der das Entwicklungspotentialdes Einzelnen ernst nimmt und eine Antwort auf dieFrage gibt, wie der Mensch zu einer weitgehendenÜbereinstimmung mit sich selbst und in der Folge mitder Welt kommen kann. Sie stellt sich für einenMenschen mit einer schweren Mehrfachbehinderunggenau so wie für einen potentiellen Einserabiturienten.Sind Über- und Unterforderung gleichermaßen schädi-gend, so führt das rechte Maß an Forderung zumGefühl der Übereinstimmung von Ich und Welt undwirkt damit gesundend auf den Menschen.Erziehung und Bildung sind so gesehen immer auchHeilung. Das große Ziel der Pädagogik RudolfSteiners, die Erziehung zur Freiheit, das durchAlltagsroutine und so genannte Anforderungen desmodernen Lebens, immer wieder in Vergessenheit zugeraten droht, meint nichts anderes, als dass derEinzelne am Ende der Schulzeit das tun können soll,was er will. Nicht im Sinne der Willkür, sondern imtieferen Sinne als Antwort auf die Frage nach demMotiv und Ziel des eigenen Lebens. Dies schließt auchdie Suche nach einem Weg ein, sich an Widerständenzu entwickeln.Dieses Bildungsziel – nämlich eine am Menschen ori-entierte Erziehung – hat übrigens den schönen Neben-effekt, dass ein so graduell mit sich und der Welt über-einstimmender Mensch selbstverständlich am effek-tivsten mit seinen Ressourcen umgehen kann undsomit auch am leistungsfähigsten ist.

Wer keinen Sinn im Leben findet, wird krank. DieSinnfrage ist nicht zuletzt eine Gesundheitsfrage. DerMedizinsoziologe Aaron Antonovsky, der erst inAmerika und später in Beer-Sheba, Israel, lehrte, hatdie Frage erforscht, wie Gesundheit entsteht. In einerUntersuchung über Frauen in Israel und ihre unter-schiedliche Verarbeitung der Menopause hatte er aufdem Erhebungsbogen die Frage aufgeführt: Waren Siein einem Konzentrationslager, ja oder nein? Bei derAuswertung der Fragebögen stellte er fest, dass seineAnnahme, Menschen mit extremen Stresserfahrungen(Konzentrationslager) müssten notwendig kränkersein, als solche, die diese nicht durchgemacht hatten,nicht immer zutraf. Das brachte ihn auf die grundle-gende Idee, dass vergleichbare Stressoren auf ver-schiedene Menschen verschieden wirken. Es wirken jaimmer Stressoren auf uns ein. Die Frage ist nur: Wiekomme ich zu einer angemessenen Spannungsver-

arbeitung zwischen dem, was auf mich einwirkt unddem, was und wie ich selber bin?Die gleichen Stressoren wirken beim einen als negati-ver Stress, nämlich kränkend, überbeanspruchend, er-müdend, beim anderen jedoch können sie Eustress,positiven Stress, hervorrufen. Es gibt also Disstress, derletztlich zu einer Kränkung führt, und Eustress, durchden ich erst richtig zur vollen Leistungsfähigkeit auf-laufe.

Sinn macht gesund!: Ob etwas für mich zum Eustressoder zum Disstress wird, hängt davon ab, ob ich einenSinn darin erkennen kann oder nicht. Sofern ich in die-sen Stressoren einen Sinn entdecke, werde ich an derHerausforderung gesunden. Das Entdecken des Sinnswiederum führt zu einem Kohärenzgefühl, das heißtzum Gefühl der Einheit von Ich und Welt, das ein»gesundes« und gesundendes Gefühl ist. Antonovskyführt drei Gesichtspunkte aus, die für das Wahr-nehmen von Sinn entscheidend sind: Verstehbarkeit,Bedeutsamkeit und Handhabbarkeit.Für mich als Lehrer heißt das: Wenn ich unterrichte,kommt es darauf an, ob das, was ich vertrete, versteh-bar, bedeutsam und handhabbar ist, denn dann wird esvon den Kindern als sinnerfüllt erlebt. Das Be-geisternde an dieser Erkenntnis ist, dass das dieDreiheit jedes guten Waldorfunterrichts, ja man kannsagen, eines jeden guten Unterrichts überhaupt dar-stellt. Die erste Frage, die ich mir zu stellen habe, ist:Spreche ich so, gehe ich so mit den Kindern um, dasssie mich verstehen? Es gibt Lehrer, die heben in derBegeisterung für ihr Thema derart ab, dass sie garnicht merken, dass die Kinder vielleicht nichts verste-hen. Aber was ich sage, soll nicht nur verstehbar, son-dern auch bedeutsam sein, d.h. nicht platt. DerLehrgegenstand und die Art des Unterrichtens sollenauf Bedeutsames hinweisen und – nicht zu vergessen,sie sollen in die eigene Handhabung durch den Schülermünden.Wenn diese drei Gesichtspunkte erfüllt sind, dann – soAntonovsky – kann Sinn wahrgenommen werden, ent-steht ein Kohärenzgefühl und dadurch Gesundheit. DerMathematiker Georg Glöckler hat einmal in einemVortrag gesagt, es gebe nichts Schädigenderes, als ineiner Mathe-Stunde zu sitzen, ohne zu verstehen. Je-mand, der in einer Mathematikstunde sitzt und nichtsversteht, kriegt nicht einfach nur nichts von Mathemit; wenn das ein Dauerzustand ist, wird sein Lebens-gefühl geschädigt. Und es gibt wiederum nichts

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 15

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:20 15

Page 16: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

menschenkundliches

PUNKT UND KREIS Johanni 200816

Johannes Denger istHeilpädagoge und

Waldorflehrer. Er arbeitetals Dozent am Rudolf

Steiner Institut fürSozialpädagogik in Kassel.

Bis 2006 war er alsReferent für Zeitfragen

und Öffentlichkeitsarbeitdes Verbandes für anthro-

posophische Heilpäda-gogik, Sozialtherapie undsoziale Arbeit e.V. tätig.

Gesunderes als so mitgenommen zu werden, dass ichverstehe.

Ich möchte das an einem Beispiel aus meiner päda-gogischen Praxis erläutern: In meiner ersten Klassen-führung in Hannover gelangte Mitte der ersten Klasseein Notruf an unsere Schule. Da gab es nämlich einKünstlerehepaar in Hannover, das hatte einen Sohnund dieser ging in die erste Klasse einer öffentlichenSchule. Beide Eltern fanden es im Grunde nicht nötig,dass ihr Kind zur Schule geht und kümmerten sichfolglich auch nicht besonders darum, dass es sichimmer und rechtzeitig dort einfand. Das führte zugewissen Verwaltungsakten und endete damit, dassdie Polizei den Erstklässler jeden Morgen mit der »grü-nen Minna«, mit dem Polizeiauto, zu Hause abholteund in die Schule fuhr. Schließlich hatte er ja ein Rechtauf Unterricht! Die Eltern waren damals arm in einemMaße, wie man das nicht für möglich hält. Siebewohnten über einer alten Kutschengarage dieKutscherwohnung, die aus einem einzigen großenRaum bestand. Und weil sich dieser Raum nicht heizenließ, befand sich darin ein durchsichtiges Plastikzelt,das man beheizen konnte. Darin waren eine Esseckeund eine mit Fellen ausgelegte Schlafecke. Dann gabes noch eine Arbeitsecke, wo Kunst produziert wurde.Bei einem Besuch empfing mich Vater formvollendetin Frack und Hemd mit Stehkragen. Dem Kind ging esübrigens prima!Dieser Junge hatte an der öffentlichen Schule schonLesen und Schreiben gelernt, allerdings unter Zuhilfe-nahme eines »Fehlerteufels« – eine Ausgeburt des dor-tigen bildhaften Unterrichts – vor dem er Angst hatte.Das war mit einer der Gründe, warum er nicht zurSchule wollte. Nachdem er ein paar Wochen bei mir inden Unterricht gegangen war – wir waren noch dabei,die Buchstaben einzuführen – wurde er krank undbekam hohes Fieber. Er sagte zu seiner Mutter: »Ichmuss in die Schule!« Die Mutter sagte: »Das kannst dunicht, das ist unmöglich, du hast hohes Fieber.» – »Ja,aber ich muss!« – »Warum denn?« – »Wir lernen einenneuen Buchstaben.» – »Aber, du kannst doch schonlesen!« – Darauf er: »Ja, aber dann erfahre ich nie,woher er kommt.»Das war für mich ein wunderbares Beispiel für dasProblem der »Bedeutsamkeit«. Wie wird etwas einge-führt? Wir haben damals das »Q« eingeführt, die»Quelle«, die entspringt. Das ist ein Bild, das gern dafürbenutzt wird und der Junge ahnte: Obwohl ich schon

lesen und schreiben kann, muss ich in die Schule, umdas zu erfahren. Sollte ich in Zukunft wieder einmal alsLehrer arbeiten, dann werde ich mir eine Postkarteoder einen Karton basteln und über meinenSchreibtisch hängen für meine Vorbereitung. Auf die-ser Tafel werden die drei Begriffe stehen: Verstehbar,bedeutsam, handhabbar.

Wir brauchen Schutz und Risiko, um uns gesund zuentwickeln! Das zeigt die so genannte Kauai-Studie,eine Längsschnitt-Studie, die Emmy Werner auf einerHawaii-Insel durchgeführt hat. Seit dem Jahr 1955wurden dort 698 Kinder über einen längeren Zeitraumhinweg immer wieder untersucht: vorgeburtlich wäh-rend der Schwangerschaft, bei der Geburt, mit einemJahr, mit zwei Jahren, dann in größer werdendenAbständen, die Studie läuft heute noch. Die Frage-stellung hinter dieser Studie lautet: Wie wirkenFamilie, Umwelt, Erziehung, Schule auf die Ent-wicklung eines Kindes ein. Das lässt sich innerhalbeiner abgegrenzten Inselbevölkerung gut verfolgen.Aus den Erhebungen, die man vorher über die Lebens-bedingungen der Kinder angestellt hatte, ergab sich,dass zwei Drittel der Kinder in so genannten »geordne-ten Verhältnissen« zur Welt kamen. Ein Drittel derKinder waren so genannte Risikokinder, d.h. es gabeine Liste von Risikofaktoren wie z.B. Arbeitslosigkeitder Eltern, Alkoholismus der Eltern, psychische Er-krankungen in der Familie usw. Wenn nun vier (undmehr) Faktoren dieser Liste zutrafen, galten dieseKinder als Risikokinder.

Ausgesprochen spannend sind die Ergebnisse dieserStudie! In der Gruppe der Risikokinder entwickeltensich zwei Drittel so, wie man vermutet hatte. Sie wur-den schwierig, hatten Probleme, konnten nicht gutlernen, bekamen Drogenprobleme, wurden jugendkrimi-nell usw. Also genau das, was man normalerweise sodenken würde: »Schwieriges Elternhaus, schwierigesoziale Verhältnisse, da kann ja nur so etwas dabeiheraus kommen …« – Aber: Ein Drittel der Kinder in die-ser Gruppe hat sich nun besonders positiv entwickelt!Und das ist doch ein ganz großes Rätsel. Wie kommt es– bei praktisch gleichen Bedingungen – zu solch unbe-rechenbaren, unterschiedlichen Ergebnissen? Woherkommt die Möglichkeit, dass sich ein solches Kind»herausmendelt« aus der Familie und sich vielleichtgerade durch die Herausforderungen, die ein solchesLeben mit sich bringt, besonders gut entwickelt!?

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:20 16

Page 17: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

menschenkundliches

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 17

Studienschwerpunkte

Vertiefungder anthroposophischen Menschenkundemit Bezugnahme zur aktuellen Forschungund Wissenschaft.

Erweiterungder persönlichen Berufskompetenz durchSchulung der individuellen und integrati-ven Kräfte.

Prospektives Mitgestaltender Studierenden durch Mitwirkung in derSelbstverwaltung und Organisation.

Unterstützungund Begleitung bei der Planungder individuellen Berufsbiographie.

Fähigkeitsentwicklungdurch künstlerisches Üben.

Personenbezogene MethodikWahlfächer, Projekte, selbständigeThemenarbeit.

Kontinuierliche Studienbegleitungund Prüfungsvorbereitung durch erfahreneDozenten.

Informell

Vollzeitstudium18 Monate

PIAKPraxisintegrierte Ausbildung, 3 Jahre.

Abschlussstaatlich anerkannter HeilpädagogeFachkraft in den Einrichtungen derEingliederungs- und Jugendhilfe.

AufnahmevoraussetzungenEine abgeschlossene Ausbildungzum Heilerziehungspfleger, Erzieher,Jugend- und Heimerzieher odereinem vergleichbaren Beruf undmindestens ein Jahr Berufstätigkeit.

Kursbeginn SeptemberDie begrenzten Studienplätze werdennach dem Datum des Eingangs derAnmeldung vergeben.Bitte bis spätestens Ende Mai anmelden.

Das heilpädagogische Aufbaustudium isteine Weiterbildung, welche die Entwicklungder persönlichen und sozialen Kompetenzenin den Mittelpunkt stellt. Eigenverantwort-lichkeit der Studierenden und teilnehmerori-entierte Lernprozesse sind daher Grundlageder Methodik.

Rudolf Steiner – Seminarfür Heilpädagogik Bad Bollstaatlich anerkannte FachschuleMichael – Hörauf – Weg 673087 Bad BollTel.: 0 71 64/94 02-0Fax: 0 71 64/94 02-20Mail:[email protected]: www.heilpaed-sem-boll.de

Konzept

Aufbaustudium Heilpädagogik

Rudolf Steiner-Seminar Bad Bollstaatlich anerkannte Fachschule für Heilpädagogik

Die Forscher brachte das auf den nahe liegendenGedanken, dass ein Kind für seine Entwicklung nichtnur Schutz braucht – denn den braucht es unbedingt,vor allem wenn es noch klein ist! – sondern es brauchtauch Risiko, um Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ent-wickeln zu können. Das stellt Eltern und Lehrer vorneue Herausforderungen. Könnte es sein, dass wirKinder manchmal auch an Entwicklung hindern, wennwir sie zu sehr in Watte packen? Wie können wir einGespür dafür entwickeln, wo, wann und wie Kinderund vor allem Jugendliche Herausforderungen brau-chen, an denen sie positive Risikoerfahrungen machenkönnen, damit sie nicht verbotene Dinge tun müssen,wie zum Beispiel ich sie mit 14 Jahren getan habe.

Ich habe damals des Öfteren das große, schwereMotorrad meines Bruders genommen und bin damitherumgefahren. Das hat mir Spaß gemacht. EinesTages bin ich zu schnell in eine Kurve gefahren undgestürzt. Während dieses Sturzes sah ich mein ganzesbisheriges Leben vor mir wie ein großes Bild (Tableau-Erlebnis) und dann eine Art Weichenstellung, eineGabelung auf dem Lebensweg. Möglichkeit 1: Du

stirbst bei diesem Unfall oder kommst schwer verletztins Krankenhaus. Dabei überfiel mich eine große Trauerdarüber, dass ich mein Leben einfach weggeworfenhatte, eine große Verzweiflung. Möglichkeit 2: Wennes noch mal gut geht, dann willst du – und dann kamso eine Art guter Vorsatz, den ich jetzt gar nichtbenennen möchte, der aber viel zu tun hatte mitSinngebung in meinem späteren Leben. Ich kann esniemandem empfehlen, aber klar ist, dass dieses Erleb-nis für mich lebensentscheidend war. Und dieJugendlichen in diesem Alter, wenn sie U-Bahn-Surfen, riskant mit Drogen umgehen oder ähnlicheSachen machen, suchen letztlich eine Grenzerfahrung,um an dieser Grenze zu sich selber zu finden.

Der Mensch braucht also Schutz und Risiko, um sichzu entwickeln. Das zeigt auch die neuere Hirn-forschung. Der Göttinger Hirnforscher Professor GeraldHüther und andere seiner Fachkollegen haben durchihre Forschungsarbeiten die Vorstellung von der Unver-änderbarkeit des Gehirns überwunden. Bis vor wenigenJahren galt ja, dass das Gehirn, wenn es einmal ausge-reift ist, sich nicht mehr verändert. Es wird allenfalls

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:20 17

Page 18: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

unbeweglicher oder schlechter durchblutet im Alter, waszu den bekannten Alterserscheinungen führt. Die neuereForschung widerspricht dieser vermutetenUnveränderbarkeit vehement. Es ist wohl so, dass noch imhohen Alter neue Synapsenbildung (Verbindungen zwi-schen den Nervenenden) möglich ist, dann nämlich, wenndurch eine neue Herausforderung das bisherige Weltbildirritiert wird. Das heißt, wir neigen dazu – manchmal auchals Heilpädagogen und Waldorflehrer – in gewohntenBahnen zu denken. Wenn nun eine Irritation, eine Verun-sicherung von außen kommt, versucht das Gehirn zu-nächst, sie abzublocken: Wenn es nicht sein muss, möch-te ich mich lieber nicht umstellen. Gelingt das, ist es gutund man ist zufrieden. Gelingt es nicht, dann versucht dasGehirn – und dabei findet nun die neue Synapsenbildungstatt – das, was es bisher angelegt hat, mit dem irritieren-den Neuen zu verbinden, es zu integrieren.Selbst bei 80-, 90-Jährigen – Hüther brachte dasBeispiel einer im Alter erblindeten Frau, die dieBlindenschrift erlernen musste – ist es noch so, dassdurch neue Aktivität neue Partien des Gehirns belebtund neue Verbindungen hergestellt werden. Die Irri-tation kann natürlich auch so stark sein, dass sie ver-

letzt oder gar tötet, aber in Maßen kann sie eben auchdazu führen, dass man noch im hohen Alter seinWeltbild verändert.Hüther benennt die drei Säulen, die dem Menschen insolchen Situationen helfen. Die erste Säule ist die Er-fahrung, auf die man zurückgreift, die zweite die Bin-dung zu anderen Menschen und die dritte Säule ist einJenseitsbezug. Erfahrung könnte man übersetzen mitHoffnung – ich hoffe, dass mein bisheriges Erfah-rungspotential mir hilft, diese Situation zu überstehen– Bindung mit Liebe und Jenseitsbezug mit Glaube.

Glaube, Liebe, Hoffnung also sind auch nach derneueren Hirnforschung noch immer die drei Säulen,auf die der Mensch sich stützt!

menschenkundliches

PUNKT UND KREIS Johanni 200818

Es handelt sich bei diesem Beitrag um bearbeitete Auszüge aus:Sinn macht gesund – Waldorfpädagogik und Salutogenese5,– €, 34 Seiten, ISBN 3-921132-37-1MENON Verlag im Friedrich von Hardenberg Institut, 2005.

Literaturangaben:Aaron Antonovsky 1997: Salutogenese, TübingenEmmy Werner 1999: Entwicklung zwischen Risiko und Resilienz,in: Opp, Fingerle, Freytag 1999: Was Kinder stärkt, München.

aufgelesen

Über das AufmerksamkeitsdefizitsyndromIm vorliegenden Buch widmet sich Dr. Matthias Wildermuth Symptomen, die häufig vorschnell mit der DiagnoseADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) oder HKS (hyperkinetisches Syndrom) belegt werden. Fürdie pädagogisch-therapeutische Arbeit ist es bedeutsam, so Wildermuth im Vorwort zu seinem Buch: »verborgeneBotschaften der Betroffenen, denen Selbstvertrauen, Selbstbesinnung, Selbstvergegenwärtigung oder Selbst-transzendenz nicht gelingen, aufzunehmen. Es gilt, das zur Sprache zu bringen, was diese bei nicht gelingendenoder unerhörten Botschaften nur über Verhaltensweisen ausleben können.« Wenn es gelänge, sagt er, einemsolchen »Innenraum« trotz teilweise heftig auftretender Widerstände zur Entfaltung zu verhelfen, können Selbst-führung und Begegnung von Selbst und Welt an die Stelle von schwer ertragbaren und »schier unverdaulichen«entseelten Äußerungen treten. So kann aufkeimend die Fähigkeit des Gedankenaustausches mit Anderen ent-stehen, den Betroffenen kann es gelingen, sich in ihr Gegenüber hineinzufühlen und mit ihnen gemeinsam zuhandeln.

Erschienen ist es bei der edition freie rede in Schloss Hamborn und kann bei dem Verband für anthroposophische Heilpädagogik,Sozialtherapie und soziale Arbeit e.V., Tel.: 0 60 35|8 11 90, Fax: 0 60 35|8 12 17,E-Mail: [email protected] für 9,– Euro bestellt werden.

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:20 18

Page 19: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

Neu »betreute Wohnformen«: Während häuslicheKrankenpflege zuvor nur im Haushalt (hierzu zähltenEinrichtungen nicht!) oder in der Familie der versichertenPerson in Anspruch genommen werden konnte, ist diesnun auch »sonst an einem geeigneten Ort, insbesonderein betreuten Wohnformen, Schulen und Kindergärten, beibesonders hohem Pflegebedarf auch in Werkstätten fürbehinderte Menschen« möglich. Der Gesetzgeber wolltemit der Einbeziehung der »betreuten Wohnformen« derheutigen Vielfalt des zunehmend auch gemeindeinte-grierten Wohnens behinderter Menschen Rechnung tra-gen. Er hat dabei allerdings nicht festgelegt, wann einebetreute Wohnform vorliegt. Auch der GemeinsameBundesausschuss – dies ist das Spitzengremium der Ärzteund Krankenkassen –, der die neue Bestimmung inRichtlinien auszugestalten hatte, hat diesen Begriff nichtkonkretisiert oder mit Beispielen veranschaulicht. DerBegriff der »betreuten Wohnformen« reicht aber über das»ambulant betreute Wohnen« hinaus und bezieht Formendes Wohnens in Einrichtungen ein. Dies ergibt sich ausdem Umstand, dass bereits vor der Gesetzesänderunghäusliche Krankenpflege im ambulant betreuten Wohnenin Anspruch genommen werden konnte und deshalbsonst eine Leistungsausweitung gar nicht gegeben wäre.

Zwei Arten der häuslichen Krankenpflege: HäuslicheKrankenpflege wird von den Krankenkassen gewährt,wenn die versicherte Person eigentlich im Krankenhausversorgt werden müsste, dies aber nicht durchführbarist, oder wenn eine Krankenhausbehandlung durch diehäusliche Krankenpflege vermieden oder verkürzt wer-den kann. In diesen Fällen spricht man von »Kranken-hausvermeidungspflege«. Sie kommt insbesondere beiheute üblicher frühzeitiger Entlassung aus dem Kran-kenhaus vor. Ein weiterer Fall der häuslichen Kranken-pflege ist die »Behandlungssicherungspflege«. Damit

wird die Pflege bezeichnet, die erforderlich ist, um dasZiel der ärztlichen Behandlung zu sichern, d.h. derenErfolg zu gewährleisten. Im Fall der Krankenhausver-meidungspflege übernimmt die Krankenkasse dieKosten der im Einzelfall erforderlichen Grund- und Be-handlungspflege und der hauswirtschaftlichen Versor-gung für die Dauer von bis zu vier Wochen, in begrün-deten Ausnahmefällen auch länger. Im Fall der Behand-lungssicherungspflege trägt die Krankenkasse dieKosten der erforderlichen Behandlungspflege, eine Be-fristung ist hier nicht vorgesehen.

Grundpflege, Behandlungspflege und hauswirt-schaftliche Versorgung: Von Grundpflege spricht man,wenn eine Person dem Leistungsberechtigten bei denGrundverrichtungen des täglichen Lebens behilflich ist,also z.B. bei der Körperpflege (Waschen, Zähneputzen,Kämmen, Rasieren usw.), beim Essen (Nahrung auf demTeller zerkleinern, Gabel oder Löffel zum Mund führenusw.) oder bei der Mobilität (An- und Ausziehen derKleider, Stehen und Laufen, Treppensteigen usw.). Diehelfende Person braucht für diese Hilfestellungen in derRegel keine besondere Ausbildung. Mit Behand-lungspflege sind hingegen Maßnahmen der ärztlichenBehandlung gemeint, die üblicherweise vom Arzt anPflege(fach)kräfte übertragen werden können und diedazu dienen, Krankheiten zu heilen, ihre Verschlim-merung zu verhüten oder Krankheitsbeschwerden zulindern (z.B. Absaugen von Schleim bei Mukoviszidose,Verabreichung eines Klistiers bei der Blasenentleerung,Wechseln des Wundverbandes nach einer Verbrennung,Insulingabe bei Diabetes). Dabei kann es sich imEinzelfall um Verrichtungen handeln, die auch bei derFeststellung der Pflegebedürftigkeit nach dem Rechtder sozialen Pflegeversicherung eine Rolle spielen. Hierwird deutlich, dass Grund- und Behandlungspflege

recht

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 19

Häusliche Krankenpflege auchin Einrichtungen der BehindertenhilfeVon Ina Krause-Trapp

Die Gesundheitsreform 2007 hat für Menschen mit Behinderungen, die in der gesetzlichen Krankenversiche-rung versichert sind und in Einrichtungen der Eingliederungshilfe – z.B. in anthroposophisch orientiertenLebensorten – leben, lernen und arbeiten, eine Leistungserweiterung im Bereich der häuslichen Kranken-pflege (§ 37 SGB V) mit sich gebracht.

Ina Krause-Trapp,Juristin, Geschäftsführerindes Verbandes füranthroposophische Heil-pädagogik, Sozialtherapieund soziale Arbeit e.V. seit1988. Schwerpunkte:Recht, Bildungs-, Gesund-heits- und Sozialpolitik.Mitarbeit im Kontakt-gespräch der fünfFachverbände derBehindertenhilfe unddessen ArbeitskreisenBehindertenrecht undGesundheitspolitik.Zusammenarbeit mitBundesElternVereinigungfür anthroposophischeHeilpädagogik und Sozial-therapie und FreundeskreisCamphill. Vertretung desVerbandes (DPWV, IMEW,DAMiD u.a.) und politischeLobbyarbeit.

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:20 19

Page 20: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

nicht immer trennscharf voneinander abzugrenzen sind!Hauswirtschaftliche Versorgung umfasst die Maß-nahmen, die für eine eigenständige Haushaltsführungallgemein notwendig sind (Einkaufen, Aufräumen,Staubsaugen, Wäsche versorgen usw.). Alle dieseLeistungen der gesetzlichen Krankenversicherung sinddavon abhängig, dass sie ärztlich verordnet werden.

Einzelfallprüfung erforderlich: Der Gesetzgeber undder Richtliniengeber haben zwar nicht festgeschrieben,bei welchen Wohnsituationen es sich um »betreuteWohnformen« handelt. Der Gemeinsame Bundesaus-schuss hat in seinen Richtlinien aber näher beschrieben,welche Orte er ganz allgemein für geeignet erachtet, dorthäusliche Krankenpflege durchzuführen (z.B. solche, andenen die verordnete Maßnahme zuverlässig durchge-führt werden kann) und »betreute Wohnformen« aus-drücklich hierzu gezählt. Er hat außerdem bestimmt, dassfür die Zeit des Aufenthalts in Einrichtungen, »in denennach den gesetzlichen Bestimmungen Anspruch auf dieErbringung von Behandlungspflege durch die Einrichtungbesteht (z.B. Krankenhäusern, Rehabilitationsein-richtungen, Hospizen, Pflegeheimen)«, häusliche Kran-kenpflege nicht verordnet werden kann. Ob ein solcherAnspruch besteht, sei im Einzelfall durch die Kranken-kasse zu prüfen. Der Vorschlag, so zu verfahren, bedarfnoch der Genehmigung durch das Bundesministeriumfür Gesundheit. Wenn die Richtlinien über die Ver-ordnung häuslicher Krankenpflege dann im Bundes-anzeiger veröffentlicht werden, erlangen sie in derneuen Fassung Gültigkeit. Dies soll noch im Mai 2008geschehen.Danach stellt sich die Frage, in welchen Fällen Men-schen mit Behinderungen, die in Einrichtungen derEingliederungshilfe leben und begleitet werden, einenAnspruch darauf haben, dass Behandlungspflege durchdie Einrichtung erbracht wird.

Gesetz und Praxis: Schaut man ins Gesetz, so habendie Leistungsträger die notwendige Hilfe in Einrich-tungen der Eingliederungshilfe »einschließlich derPflegeleistungen« zu gewähren (§§ 55 S. 1 SGB XII, 13Abs. 3 S. 3 SGB XI). Die zuständige Pflegekasse beteiligtsich an der Finanzierung der Pflege mit einem Betragvon maximal 256,– € je Monat, wenn es sich bei demEinrichtungsbewohner um eine Person handelt, für dienach dem Recht der sozialen PflegeversicherungPflegebedürftigkeit festgestellt wurde (§ 43 a SGB XI).

Mit dieser Kostenerstattung wird die Grundpflege abge-golten, nach Auffassung des Bundessozialgerichts abernicht die Behandlungspflege (Urteil v. 01.09.2005, B 3 KR19/04). Daraus kann gefolgert werden, dass pflege-bedürftige Bewohner die Erbringung von Behandlungs-pflege durch die Einrichtung zunächst nicht bean-spruchen können. Dies gilt erst recht für nicht pflege-bedürftige Bewohner. Nun ist es im Alltag der Lebensorteaber meist so, dass dort sowohl pflegebedürftige alsauch nicht pflegebedürftige Menschen mit Be-hinderungen leben und betreut werden. Je nach Größeund Umfeld der Einrichtung sind bei Bedarf Pflege-fachkräfte angestellt, die selbstverständlich auchLeistungen der Behandlungspflege für die Bewohner er-bringen, wenn solche benötigt werden. Auch die (heil-)pädagogisch ausgebildeten Mitarbeiter übernehmennach pflegefachlicher Anleitung verschiedentlichMaßnahmen der Behandlungspflege. Auf der Verein-barungsebene zwischen den Trägern der Sozialhilfe undden Einrichtungen stellt sich die bisherige Praxis unter-schiedlich dar: Manche Landesrahmenverträge bzw.Leistungsvereinbarungen sehen vor, dass bestimmte oderauch nicht näher beschriebene Pflegeleistungen imHause erbracht werden, andere enthalten eine solcheAussage nicht. Die Heimverträge lauten in dieser Hinsichtebenfalls nicht einheitlich.

Ausblick: Zu dieser Gemengelage kommt hinzu, dassnach § 37 SGB V ein Anspruch auf häusliche Kranken-pflege nur besteht, »soweit eine im Haushalt lebendePerson den Kranken in dem erforderlichen Umfang nichtpflegen und versorgen kann«. Unklar ist, ob dieserGedanke aus Gründen der Gleichbehandlung auch inEinrichtungen der Eingliederungshilfe zur Anwendungkommen kann. Denn dort, wo Behandlungspflege beruf-lich und vergütet erbracht wird, hat jeder der beteiligtenLeistungsträger ein nachvollziehbares Interesse daran,seine Kosten niedrig zu halten. Die Frage lautet wie sooft: »Wer muss bezahlen?«Es bleibt abzuwarten, ob die Träger der Sozialhilfe diegesetzliche Erweiterung der häuslichen Krankenpflegeauf »betreute Wohnformen« zum Anlass nehmen wer-den, sich von Kosten der Behandlungspflege, die inEinrichtungen der Eingliederungshilfe erbracht wird,im Einzelfall unter Verweis auf die vorrangigeLeistungspflicht der gesetzlichen Krankenkasse zu ent-lasten.

recht

PUNKT UND KREIS Johanni 200820

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:20 20

Page 21: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

aktuell notiert

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 21

Freiraum Persephone

Ein Lebensraum sucht initiative MenschenVon Erda-Maria Didszun

Die Lebensgemeinschaft Persephone ist eine kleineEinrichtung der Kinder- und Jugendhilfe. Wir verste-hen uns als therapeutische Gemeinschaft, in derenMittelpunkt die Förderung der Kinder undJugendlichen steht, die aber gleichzeitig einen Umkreisbildet, in dem Aufgaben der Urproduktion und derHandwerke erfahrbar werden. Auf unserem Hof giltdas Motto: Vom Leben für das Leben lernen! Da wer-den beispielsweise Kühe von Hand gemolken und dieMilch zu Joghurt und Quark verarbeitet. So erlebt sichdas Kind nicht ständig als Problemfall im Mittelpunktkonzentrierter therapeutischer oder schulischerFörderung, sondern es kann und darf helfen und so istihm geholfen! Der ganzheitliche heilpädagogischeAnsatz gründet auf der geisteswissenschaftlichenArbeit Rudolf Steiners. Nach 17 Jahren anerkannterJugendhilfearbeit und einer dreijährigen Aufbauzeit

wird diese Einrichtung zum Ende dieses Jahres alters-bedingt zu einem Abschluss geführt.Damit wird Raum frei für eine neue anthroposo-phische Initiative! Im Jugendhilfebereich? Oderetwas ganz anderes? Der Förderverein Lebensgemein-schaft Persephone e.V. ist Eigentümer des Hofes.Satzungsgemäß bietet er durch Bereitstellung vonHaus, Hof mit Stallungen und einem großen Gemein-schaftsraum, Raum für »Menschen in besonderenSchicksalssituationen«, die in ihrem Leid in einem länd-lichen Umfeld Unterstützung und Förderung erfahrenkönnen. Im Sinne der Leitidee Persephone, die als grie-chische Göttertochter in ihrem leidvollen Schicksal alsUrbild für den Jahreskreislauf und Beschützerin derNatur gelten darf, kann an diesem Lebensort an einenStrom angeschlossen werden, an dem sich Heilsamesfür Mensch und Natur ereignen kann.

Weckt das Ihr Interesse?Dann freuen wir uns aufIhren Anruf oder Besuch.

Kontakt:

Erda-Maria DidszunTel. 0 56 64|62 80

Ulf BauerTel. 05 61|7 39 91 64

Johannes WolterTel. 0 56 06|97 52

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:21 21

Page 22: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

Musik verbindet: Justus Frantz gab am 8. März mit seiner»Philharmonie der Nationen« eine Konzert-Matinee im Festsaal derLebensgemeinschaft auf dem Richthof. 54 junge Musiker begeister-ten die Zuhörer im bis auf den letzten Platz besetzten Saal. DasKonzert begann mit der 3. Bearbeitung der Leonoren-Ouvertüre vonLudwig van Beethoven. Besonders hervorzuheben ist das kurzeTrompetensolo aus dem Saal, das den Einzug des Lichtes in denKerker Florestans symbolisiert. Danach kam Beethovens 1. Sinfoniezu Gehör. Das Orchester bedankte sich für den berechtigten herzli-chen Applaus mit der Ouvertüre zu Gioachino Rossinis »Die diebischeElster«.

PUNKT UND KREIS Johanni 200822

Justus Frantzin der LebensgemeinschaftVon Tade Bai

Am 03. und 04. April trafen sich etwa 100 Werkstattmitarbeiterund 30 Werkstatträte in der Gemeinschaft Altenschlirf. Thema war›Teilhabe im Arbeitsleben zwischen Fremd- und Selbstbestimmung‹.Impulsreferate aus Wissenschaft und Praxis gaben eine guteGrundlage für die anschließende Gruppenarbeit. Zu einem direktenAustausch mit Vertretern aus der Politik kam es am ersten Abend ineinem offenen Kreisgespräch. Die Werkstatträte beteiligten sich anden gemeinsamen Diskussionsrunden selbstbewusst und machtenihre Standpunkte deutlich. Freie Wahlmöglichkeiten bei denArbeitsangeboten in Form von Gutscheinen und eine nicht-diskri-minierende Bezeichnung als Kollegen waren ihre zentralen Forde-rungen. Eine Dokumentation zur Tagung des FachbereichsWerkstätten wird in Kürze unterwww.verband-anthro.de veröffentlicht.

Wir sind Kollegen!

aktuell notiert

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:21 22

Page 23: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

Im Mittelpunkt unserer Zeitschrift stehen dieBewohnerinnen und Bewohner der Lebensge-meinschaften mit eigenen Beiträgen zum Themades Heftes.

Im Februar fand über drei Tage eine Schreib-werkstatt in der Dorfgemeinschaft Tennentalstatt. Hier entstanden eine Fülle an Ferien-Gedichten, Geschichten zu einem fliegendenHut, Interviews, Ideen-Landkarten und Wunsch-zettel zum Thema Urlaub. Eine Auswahl dieserTexte finden Sie auf unseren folgenden mittel-punkt-Seiten.

Im nächsten mittelpunkt zu Michaeli beschäftigt unsdas Thema: »Umgang mit Konflikten, Aggression undGewalt!«

Auf Ihre Beiträge freut sichIhre Ingeborg [email protected]

mittelpunkt

Urlaub

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:21 23

Page 24: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

PUNKT UND KREIS Johanni 200824

Ein schönes Ferienerlebnis

Als ich mit einer kleinen Gruppe aus dem Tennental nach Prag gefahren bin dagab es eine Kongresstagung da habe ich am Abend bei der Eröffnung eine netteBegegnung gehabt daraus entstand eine gute Beziehung und ich habe von demTag an noch Kontakt mit ihr das war mein sehr schönstes Erlebnis.

Sylvia Mütsch

Afrika Reise

Ich bin mit meinen Eltern nach Afrika geflogen es war schon ein sehr guterAnfang. In Afrika hatten wir eine großartige Safari gemacht mit einem richtigenGelände Auto. Wir waren in der Kalahari gewesen und hatten sehr viel erlebt wirwohnten in der Wildnis in abgegrenzten Dörfern in Camps wir sind ab und zu frühmorgens raus und erlebten die wilden Tiere in der freien Natur. Eine MorgenPirsch, eine Mittags Pirsch, eine Nachmittag Pirsch, eine Nacht Pirsch u.s.w. Es wareine sehr richtig gute Reise wir haben sehr viel erlebt, fotografiert, gefilmt, in einTier Heft alles eingetragen. Wir haben gut gegessen, gut geschlafen, andereCamps kennenlernen und an Wasserlöchern die Tiere angeschaut.Wir hatten auch Schakale im Camp und halb am Haus. Wir haben mit Ferngläserndie Tiere in der Wildnis gesucht. Tagebuch geschrieben, Postkarten, ab und zuschwimmen im kleinen Schwimmbad, sehr gut frühstücken. Die ganze Afrika Reisewar sehr sehr schön der Flug zurück nach Deutschland war sehr schön.

Uwe Dreckmann

Michael Wolf

mittelpunkt

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:21 24

Page 25: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

mittelpunkt

Der fliegende Hut

An einem schönen sonnigen nach mittag saßen zwei Männer auf einem Hut derflink und gar nicht träge über den Ozean flog da sagte der eine Mann zumandern als sie die insel sahen »komm schau da drüben liegt das Geheimnis derWeisheit«. Der andere sprach »ist das ein Glück« so landeten sie gleich auf derinsel wo uralte dicke eichen standen tief im boden verwurzelt. da öffnete sich eineFelswand und eine sehr alte Frau kam heraus und sprach »werdet weise indemihr in eurem leben viele dinge die euch prägen werdet so sei es eine Lehre füreuch«. da schauten sich die zwei Männer etwas verdutzt an und sagten »eineLehre?« und baten die alte Frau um etwas zu Essen und Trinken. sobald kam siemit einem Stück Brot und etwas Wasser aus der Steinhöhle in der ein Feuer hellloderte und knisterte. So aßen und tranken sie unter der Eiche die schwer standund sich im kühlen sommerwind wog. Ein paar tage später starb die Frau aber alsdas geschah bebte die Erde unter ihren Füßen. Da kam ihnen in den Sinn dass sieder Weisheit in einer Person begegnet sind. Als sie die Frau beerdigten schimmerteder ganze Himmel voll Weisheit die sie abgegeben hat als sie starb so verändertesich die insel im laufe der jahre. Die Eichen wuchsen noch mächtiger. Es war indiesem Moment die schönste insel der Welt. Voll in ehr gehalten. So war für die 2Männer getan was getan und sie gingen in andacht von der insel. Sie galtenschon als vermisst als sie auf der insel war und so kamen sie wohlbehaltenzurück und erzählten es allen. die Leute aus dem Dorf staunten sehr als sie dashörten.

Tobias Klaiber

mittelpunkt

2008 Johanni PUNKT UND KREIS

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:21 25

Page 26: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

PUNKT UND KREIS Johanni 200826

Sommer-Ferien Interviewfrage:Ist das Zusammenleben mit Ihren Betreuern im Urlaub anders als sonst?

Ich komme mir im Urlaub vor wenn ich einen Betreuer habe da komme ich mirvor als ob ich betreut werden müsste weil man gesagt bekommt was man zu tunhat ich bin es gewöhnt auch selbstständig zu sein im Urlaub aber wenn man mitBetreuern in eine Feriengruppe geht da muss man an allem teilnehmen das passtmir auch nicht immer soSylvia Mütsch

Ja wenn ich in der Feriengruppe bin bin ich mehr mit anderen zusammen alswenn ich zuhause bin. In der Feriengruppe bin ich gerne um was zu erleben aberwenn ich Angst habe wenn ich andere nerve dann bin ich nicht so gerne in derFeriengruppe.Silvia Krämer

mittelpunkt-Frage

Konnten Sie die Texte in diesem Urlaubs-Heft in Leichter Sprache gut lesen? Oderhatten Sie Schwierigkeiten? Bei welchen Beiträgen?Bitte schreiben Sie uns!

Beiträge bitte an:[email protected]

Unter allen Einsendungen verlosen wir 1x Stiftehalter (Hermann-Jülich-Werkgemeinschaft), 1x Gürtel-tasche aus Leder sowie einen Schlüsselanhänger (beides Troxler Haus Wuppertal).Einsendeschluss ist der 20. Juli 2008. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!Gewinner unserer letzten mittelpunkt-Frage ist: Thomas Henrichsen, DG Tennental

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:21 26

Page 27: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

es bildet sich

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 27

Master-Studiengang Heilpädagogik und Sozialtherapie an der Alanus Hochschule

Heilpädagogische undsozialtherapeutische Arbeit als Kunstverstanden, als Wissenschaft reflektiertVon Dr. Bernhard Schmalenbach

Worum geht es? Im September 2008 beginnt einMaster-Studiengang Heilpädagogik und Sozialtherapiean der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn.

Für wen ist der Studiengang geeignet? Der Studien-gang wendet sich an Personen, die in den Bereichen– Leitung und Entwicklung– Lehre und Erwachsenenbildung sowie der– Forschungin heilpädagogischen und sozialtherapeutischen Ar-beitsfeldern tätig werden wollen.

Wie ist der Studiengang aufgebaut? Das Studiumwird berufsbegleitend durchgeführt. Studium undpraktische Arbeit werden durch Projekte miteinanderverbunden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf derkünstlerischen Arbeit. Das Studium dauert zweieinhalbJahre. Die Studienveranstaltungen finden in den erstenbeiden Jahren statt. Im letzten halben Jahr schreibendie Studierenden ihre Abschlussarbeit. Die Studien-veranstaltungen verteilen sich im Jahr auf insgesamtdrei Wochen (acht, bzw. sechs Tage plus sechs Doppel-tage). Neben diesen Veranstaltungen sollten die

Studierenden etwa 15 Stunden in der Woche für dasSelbststudium veranschlagen.

Welche Inhalte werden bearbeitet?Die Studenten bearbeiten folgende Bereiche:– Heilpädagogik/Sozialtherapie– Studium Generale– Kunst– wissenschaftliches Denken und Arbeiten– der einzelne Mensch, die Gruppe und die Gesellschaft– Forschungsmethoden in der Heilpädagogik undSozialtherapie

– Leitung und Entwicklung– Lehre und Erwachsenenbildung.

Was kostet der Studiengang und wer kann daranteilnehmen? Voraussetzung für die Zulassung ist einabgeschlossenes Hochschulstudium im Bereich derPädagogik, der Heil- und Sonderpädagogik, der Psycho-logie oder der Sozialen Arbeit (Bachelor, Staatsexamen,Diplom oder Magister) sowie in der Regel eine mindes-tens dreijährige Praxiserfahrung. Die Kosten betragen180,– €/Monat.

Informationen zum neuenStudiengang:

Gegenwärtig [email protected]

bald auch an derAlanus HochschuleAlfter www.alanus.edu

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:21 27

Page 28: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

aktuell notiert

PUNKT UND KREIS Johanni 200828

Wie es der Titel der Tagung zum Ausdruck bringt, habensich die Teilnehmer über Erscheinungen und Auswir-kungen von Sexualität bei Kindern und Jugendlichen aus-getauscht.

Als Fachleute haben gesprochen: Dr. med. MatthiasWildermuth (Kinder- und Jugendpsychiater der Klinikfür Psychiatrie und Psychotherapie Herborn) sowie Dr.Götz Kaschubowski (Erziehungswissenschaftler an derFreien Hochschule für anthroposophische Pädagogik inMannheim). Während der Tagung gab es künstlerischeKurse (Malen, Plastizieren, Eurythmie) und Gruppenge-spräche zum Tagungsthema. Auch eine Kinderbe-sprechung war ein Angebot der Veranstaltung. In einerKinderbesprechung treffen sich alle Betreuer undBegleiter eines Kindes und beraten, was als nächstesgemacht werden muss.

Viele verschiedene Einflüsse wirken auf den Reife-prozess: Anforderungen ganz besonderer Art erlebenEltern, Lehrer und Erzieher in der Begleitung der imReifeprozess befindlichen Kinder und Jugendlichen mitseelischem oder geistigem Förderbedarf. Nicht seltenwird bei ihnen ein Verhalten beobachtet, das man alssexuelles Übergreifen bezeichnet. Ein sexueller Übergriffist zum Beispiel, wenn ein Junge ein Mädchen gegenihren Willen küsst und streichelt. Aber diese Kinder undJugendlichen sind selbst gelegentlich auch Opfer vonsexuellem Missbrauch und haben deshalb Ängste undProbleme. Die Teilnehmer stellten sich in diesem Zu-sammenhang die Fragen: Wie ist eine gute Entwicklungzu verantwortlichem, selbstbestimmten Umgang mit dereigenen Sexualität zu veranlagen? Und was kann dieWaldorfpädagogik dazu beitragen? Wer sich allerdingsgenaue Anleitungen erhofft hatte, um diese aufgeschrie-ben nach Hause tragen und dort umsetzen zu können,der wurde enttäuscht.»Es gibt keinen Königsweg, es gibt nur verschiedenste As-pekte, die man kennen muss«, so leitete Dr. Kaschubowskieinen seiner Vorträge ein. Vor diesem Hintergrund ent-falteten beide Referenten aus der Sichtweise ihres jewei-

ligen Berufes ein umfangreiches Bild. Dabei verbandensie neue Forschungsergebnisse zur kindlichen Sexualitätund die anthroposophische, menschenkundliche Ent-wicklungslehre. Die gelungene Einbindung der Sexualitätin das Leben des erwachsenen Menschen wurde dabei alsZiel des Reifeprozesses hervorgehoben.

Vorbilder in der Umgebung haben großen Einfluss: Dr.Wildermuth stellte anhand von vier unterschiedlichenFamilienmodellen dar, welche Einseitigkeiten in demVerhalten und den Motiven von Eltern einen solchenProzess stören oder fehlleiten können. An den Kindernwird dabei sichtbar, was in den Erwachsenen lebt. »Schondie seelisch-geistige Urkeimzelle beinhaltet Bilder dessozialen Umfeldes«, sagte Dr. Wildermuth. So geschiehtdie Einbindung von Sexualität gleichzeitig mit anderenEntwicklungen. Dabei werden körperliche, seelische undgeistige Kräfte aufgenommen und Fähigkeiten ent-wickelt. Die Entfaltung der Sexualität muss darin einge-bettet sein. Eltern, Lehrer und Erzieher sind hierbei ganzwichtige und prägende Begleiter. Sie gestalten dasUmfeld und die Stimmung, in der Kinder und Jugendlicheheranwachsen. Wichtig sind deshalb ihre Fähigkeiten mitanderen Menschen umzugehen. Wie sich die Erwach-senen selbst sehen und wie ihr Einfühlungsvermögen ist.Auch ist wichtig, wie Menschen, die erziehen, mit Ver-zicht, Kränkung, Abstand und Nähe umgehen. Und ob siesich selbst, so wie sie sind, mögen und im Einklang mitsich leben.Wenn wir das alles wissen, dann wird deutlich, wie großdie Verantwortung ist, die wir im Umgang mit jungenMenschen tragen. Die Inhalte der Tagung waren sehr gutgeeignet, den Herausforderungen in der Begleitungbehinderter Heranwachsender mit großer Achtung nach-zuspüren und wertvolle Anregungen für die erzieherischeArbeit mitzunehmen.Die nächste Tagung der Heilpädagogischen Schulen fin-den vom 24. – 26.10.2008 in der Michael-Bauer-Schule,Stuttgart statt; Thema: »Kindliche Entwicklungslinienzwischen Vergangenheitsgebundenheit und Zukunfts-offenheit«.

Ein Bericht von der Fachtagung für heilpädagogische Lehrer, die vom 26. – 28.10.2007in der Michael-Bauer-Schule, Stuttgart stattfand

Phänomene und Wirkungen derSexualität im Kindes- und Jugendalter

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 28

Page 29: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 29

Internationale Tagung für Heilpädagogik und Sozialtherapieam Goetheanum, Dornach/Schweiz vom 8. – 12.10.2008

Freiräume … für Initiative, Verantwortungund ZusammenarbeitVon Dr. Rüdiger Grimm

ECCE: Europaweit denken

Alle zwei Jahre findet am Goetheanum eine interna-tionale Tagung für Heilpädagogik und Sozialtherapiestatt. Wir laden Sie ganz herzlich zur diesjährigenTagung ein!

Das Tagungsthema: Freiräume … sind Entwicklungs-räume für den einzelnen Menschen und für dasZusammensein von Menschengruppen und Gemein-schaften. Heilpädagogik und Sozialtherapie könnensich nicht ohne Freiräume entwickeln, denn was in derBegegnung zwischen Menschen geschieht, kann nichtvorher festgelegt und vorgeschrieben sein. Freiräumemüssen geschaffen und gestaltet werden, oft müssensie verteidigt werden, aber sie brauchen auchSpiegelung und Rechenschaft. All diesen Aspektenwird auf der Tagung Raum gegeben.

Freiräume … für Initiativebedeutet, Fragen zu stellen, Aufgaben zu erkennen,Lösungen zu suchen, sich zu engagieren, zu handeln …

Freiräume … für Verantwortungheißt, Entscheidungen zu treffen, langfristig denken,die Folgen des eigenen Handelns zu tragen …

Freiräume … für Zusammenarbeitbedeutet, zu tun, was man allein nicht könnte,Rücksicht zu nehmen, von andern zu lernen, zu teilen,Konflikte zu bewältigen, sich über andere freuen …

Tagung als Begegnung: Es kommen Menschen ausvielen Ländern zusammen. Man kann alte Bekanntetreffen und neue Freunde finden. Es gibt mehrereTagungssprachen: Deutsch, Englisch, Niederländisch,Französisch, Russisch, Schwedisch, Spanisch …

Tagung als Weiterbildung: An der Tagung kann jederetwas Neues lernen, denn es gibt Arbeitsgruppen zuvielen Themen: Heilpädagogik, Sozialtherapie, Selbst-entwicklung, Ausbildung, Organisation und sozialenFragen und vielen anderen …

Tagung als festliches Ereignis: Wenn Menschen ausso vielen Ländern zusammen kommen, ist das auch einfestliches Ereignis. Dies wird mit einem großen Kunst-programm gefeiert: Einem Eurythmie-Programm miteinem Sinfonieorchester, einem integrativen Theater-projekt aus England, einer Aufführung von Eurythmiemit Leiermusik und – last but not least – einem Abendmit Dimitri …

Informationen:

Das Tagungsprogramm isterhältlich bei derKonferenz fürHeilpädagogik und Sozial-therapieRuchti-Weg 9 • 4143Dornach-SchweizTel.: 00 41|61|7 01 84 85Fax: 00 41|61|7 01 81 [email protected] im Internet unter:www.khsdornach.org

In diesem Jahr fand die Mitgliederversammlung derECCE (»European Co-operation in AnthroposophicalCurative Education and Social Therapy« oder aufDeutsch »Europäische Kooperation für anthroposophi-sche Heilpädagogik und Sozialtherapie«) vom 24. bis27. April in der Münchner Friedel-Eder-Schule statt.Vertreterinnen und Vertreter der europäischen Organi-sationen aus dem Bereich der anthroposophischenHeilpädagogik und Sozialtherapie berieten gemeinsamdie Positionierung der ECCE und aktuelle Strategiender Interessenvertretung auf europäischer Ebene. DieECCE ist Gründungsmitglied des »European DisabilityForum« (also des »Europäischen Behindertenrates«)und seit dem vergangenen Jahr auch Mitglied in der

EASPD (des Zusammenschlusses der Serviceanbieterfür Menschen mit Behinderung auf EU-Ebene). In einerMinikonferenz stellte der Generalsekretär Lyk Zederloodie Arbeit der EASPD vor. Außerdem wurde anhand derUntersuchungen von Peter Siebesma und durchBerichte von Mitarbeitern und Eltern die Entwicklungder Unterstützungsangebote für Menschen mitBehinderung in Schweden behandelt, um daraus fürandere Länder zu lernen. Zu den Formalien derMitgliederversammlung gehörte die Wahl von MichaelMullan (Österreich) als Nachfolger für Maria Hasford(BEV) in den Vorstand. Weitere Informationen über dieECCE und Kontaktdaten gibt es unter:www.ecce.eu

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 29

Page 30: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

PUNKT UND KREIS Johanni 200830

Ihr Tun brachte viel Gutes für die Kinder mit Be-hinderung in Rumänien: Denn davor mussten sie unterschlimmen Umständen leben. Man hat sie eigentlichnicht wie Menschen behandelt. In der Stadt Simeriabegann Hans Spalinger, mit einigen Helfern aus Ru-mänien, eine erste Schule für Kinder mit Behinderungaufzubauen. Man sagt dazu auch eine heilpädagogischeSchule. Später bauten sie auch ein Haus für erwachse-ne Menschen mit Behinderung, ein Zentrum fürSozialtherapie. Das waren zehn Jahre harter Arbeit: Eswurden Häuser gebaut. Es wurden Lehrer und Erzieherausgebildet. Dazu musste auch für die Lehrer undErzieher eine extra Schule gebaut werden, die nenntman Seminar. Dafür haben sie eine Initiative gegründet,die sich Asociatia Hans Spalinger nennt.In der Stadt Simeria gehen heute 100 Kinder in dieseanthroposophische heilpädagogische Schule. Bukarestist die Hauptstadt von Rumänien. Auch dort hat dieInitiative eine Schule gebaut. Dort gehen 70 Kinder mitBehinderung zur Schule. Für erwachsene Menschen mitHilfebedarf wurde ein Zentrum in der Stadt Urlatigegründet. Das Zentrum heißt Casa Rozei. Bevor dieInitiative anfing, mit den Kindern zu lernen, dachten dieMenschen in Rumänien, ein Kind mit Behinderung kanngar nichts: Nicht lernen und später nicht arbeiten. DieInitiative hat bewiesen, dass auch Kinder mit Hilfe-bedarf lernen können. Außerdem können diese Kinderjetzt mit den anderen Kindern leben und spielen. Dasnennt man Integration.Wie die Kinder mit Hilfebedarf in der anthroposophi-schen Schule unterrichtet und gefördert werden, hatden rumänischen Behörden gefallen. Deshalb arbeitensie und die Schule jetzt zusammen: Der Staat bezahltdie Kosten für die Schule. Die Initiative bezahlt allesandere: Das Grundstück, den Schulbau, die Schulbusse.

Sie hat die Lehrer und Erzieher ausgebildet. Die Initi-ative und der rumänische Staat haben zusammen erar-beitet, wie die Ausbildung für die Lehrer und Erziehersein muss. Sie haben auch zusammen festgelegt, wasdie Kinder in den heilpädagogischen Schulen lernen sol-len. Das ist ein Lehrplan.

Die Schule ist Vorbild für Andere: Die Leute von derInitiative wurden von den Behörden auch gebeten, inanderen Städten und Regionen genau solche Schulenaufzubauen. Damit sie auch in Zukunft ihre Arbeit wei-ter so gut bewältigen können, haben die Schulen sich zueiner Gruppe zusammengetan. Die heißt RumänischeFöderation für Heilpädagogik. Jetzt gibt es außerdemein Gesetz in Rumänien, das die Heilpädagogik als eige-ne Form der Sonderpädagogik anerkennt. Lehrer ausganz Rumänien kommen nach Simeria und schauen sichan, wie sie dort mit den Kindern unterrichten. Das fin-den sie so gut, dass sie es bei sich in der Schule nach-machen, damit ihre Schüler genauso viel lernen und esihnen genauso gut geht wie in Simeria.Für die Zukunft ist es wichtig, dass die Lehrer in heilpä-dagogischen Schulen gut ausgebildet sind. Denn nurdann können sie einen guten Unterricht machen und dieKinder mit Hilfebedarf fördern. Aber auch für das Lebennach der Schule muss gesorgt werden. Wo könnenSchulabgänger und junge Menschen leben und arbeiten?Bisher gibt es in Rumänien nur drei anthroposophischesozialtherapeutische Orte. Wenn wir also wollen, dass esKindern und Erwachsenen mit Hilfebedarf in Rumänienbesser geht, müssen wir die Heilpädagogik undSozialtherapie offen zeigen. Damit alle sehen, wie gutman mit unseren anthroposophischen Ansätzen arbeitenkann. Wir müssen unser Wissen mit Anderen teilen, damitsie etwas davon in ihre Arbeit übernehmen können!

Heilpädagogik und Sozialtherapie in Rumänien

Vorbild für AndereVon Adrian Pintea

Bis vor 18 Jahren war Rumänien eine Diktatur. Das heißt, es regierten nur ganz wenige Menschen und dieBevölkerung musste tun was diese Menschen sagten. Das Land war arm. Nach 1990 kamen Leute aus der Schweiz,die sich um Menschen mit Hilfebedarf kümmerten. Diese Helfer waren zum Beispiel Hans und Johanna Spalingerund John Byrde. Anthroposophische Heilpädagogik und Sozialtherapie war für die Menschen in Rumänien etwasganz Neues. Bis dahin kümmerte sich dort vierzig Jahre lang niemand um Menschen mit Behinderungen.

Adrian Pintea, Studiumder Elektrotechnik undSonderschulpädagogik.

Nach 1990 engagierte ersich in der Initiative derEheleute Spalinger undwar von 1991–2000 fürdas Heilpädagogische

Zentrum in Simeriaverantwortlich. Daneben

war er am Aufbau desrumänischen Verbandes

für Heilpädagogikbeteiligt.

Weitere Informationen:[email protected]

www.ahs.ro

Spendenkonto:Federatia de PedagogieCurativa din Romania

(IBAN EUR) RO 79 RNCB0166 0185 3273 0003

CIC. 1853273Str. 1 Mai nr. 19335900 Simeria

Banca ComercialaRomana

Simeria Subsidiary335900 Simeria,Str. Samuil MicuBL. 18. | Parter

Swift code: RNCB RO BU

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 30

Page 31: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 31

Termine 2007/2008

12.07.2008BEV-Region Süd: Informationsveranstaltung zum Erbrecht10.00 bis 16.00 Uhr mit Rechtsanwältin A. WunderlichOrt: Freie Waldorfschule, Ulmwww.region-sued.bev-ev.de oder Tel. 07 11|6 74 76 92

20.09.2008BEV-Region Nord: Bauckhoftag für Eltern und MitarbeiterOrt: Bauckhof Stütensenwww.region-nord.bev-ev.de

8.–12.10.2008Internationale Tagung für Heilpädagogik undSozialtherapie am GoetheanumOrt: Dornach/Schweizwww.khsdornach.org

18.10.2008BEV-Region Süd: Angehörigen-/Mitarbeitertagung in derLaufenmühlewww.region-sued.bev-ev.de oder Tel. 07 11|6 74 76 92

24.–26.10.2008Tagung ›Religion in der Sozialtherapie‹:Lauschen – Hören – HandelnOrt: Stuttgart

Weitere Termine, Veranstaltungen und Informationen finden Sieunter: www.verband-anthro.de

24.–26.10.2008Fachtagung AG Heilpädagogische SchulenOrt: Michael-Bauer-Schule, Stuttgart

24.–27.10.20084. Kongress ›In der Begegnung leben‹: Wechsel derGezeitenOrt: Den Haag, Niederlandewww.in-der-begegnung-leben.eu

Termine 2009

06.–07.03.2009Fachtag Fachbereich Frühförderung und ambulanteHeilpädagogik: Leberentwicklung – Ernährungsprozesse

Fort- und Weiterbildungen 2007/2008

18.09.–20.09.2008Workshop mit Ingrid Ruhrmann zu den Körpersinnen:Tast-, Lebens-, Bewegungs- und GleichgewichtssinnOrt: Dorfgemeinschaft Tennental

themen & termine

Zum Alten Zollhaus 2, 42281 WuppertalTel: 0202 - 27 053 - 0 Fax: - 27 053 - 88

www.troxler-werkstaetten.de [email protected]

Hefte aller Art für Waldorf-, Regel- und Sonderschulen. Auch individuelle Fertigung nach Wunsch. Fragen Sie nach unseren Speziallineaturen und Sonderanfertigungen.

Entwickelt für ein neues Erleben in der Musik. Wir führen das gesamte Choroi-Instrumentarium und beraten Sie gern!

Unsere Kataloge:Qualität – Design – LebensArt Spiele – Basteln – LernenSchulhefte Mustermappe Choroi Instrumente

„klingendes Kupfer“

Glockenspielepentatonisch

diatonischchromatisch

Einzelglockenfür das gemeinschaftliche SpielTöne und Musik werden erlebbar

AugenstäbeFußrollen

Schwungkugeln

EurythmiegeräteEurythmiekugelnEurythmiestäbe

Vertrieb der Weckelweiler Werkstätten Heimstrasse 10 74592 Kirchberg/Jagst fon 07954/970-200 fax 07954/970-259 [email protected]

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 31

Page 32: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

Wer Thomas sieht, ist beeindruckt von der Fein-sinnigkeit und Schönheit seines Gesichtes. »Er ist einTraum von einem Menschen«, sagt seine Mutter. EinHerz und eine Seele sind er und seine ältereSchwester Ursula. Thomas liebt Musik. Seit über 10Jahren lebt er nun in Tennental, wohnt in derFriedrich-Rittelmeyer-Familie und arbeitet in derSchreinerei. Seine schwere Behinderung entstanddurch einen nie aufgeklärten Narkosefehler währendder Operation seines Nabelbruchs, als er sechsMonate alt war. »Als er nach Hause kam, konnte ernichts mehr«, schildert die Mutter, »nicht mehr essen,nicht mehr sitzen, er nahm nicht mehr richtig zu.« Bisheute ist er ein Federgewicht, was seiner Mutter, diehäusliche Versorgung betreffend, hilft: »Wenn er dieStatur meines Mannes hätte, wäre die Pflege schonlange unmöglich gewesen.«Seine sechs Wochen Ferien hat Thomas immer zu Hauseverbracht. Weihnachten, Ostern, Pfingsten, die Sommer-ferien. Nach dem Tod ihres Mannes bemeisterte CharlotteSchorr die Ferien mit Thomas, Pflegestufe drei, allein bzw.mit Hilfen.Mit siebzig habe man eben so einige Leiden! Immer,wenn Thomas in den Ferien nach Haus kam, wollte ermit dem Vater Autofahren. Das war eine Besonderheit,auf dem Beifahrersitz eine Spritztour machen. Auchjetzt möchte er in den Ferien sein Autovergnügen. Aberfür die Mutter bedeutet dies, dass sie sich Hilfe erbit-ten oder erkaufen muss. Denn das Ein- und Ausladenvon Thomas ins Auto kann sie nicht mehr alleinebewerkstelligen.»Ich brauche immer Hilfe«, kennzeichnet Charlotte Schorrdie gegenwärtige Situation. Wenn die Mutter Thomas inden Ferien zu Hause hat, heißt das, ihn aus dem Bett in

den Rollstuhl, dann auf die Toilette heben und zurück.Das sind sechs solcher Kraftakte an einem Tag. EinVersuch vor zwei Jahren, sich diese Arbeit mit einemLifter zu erleichtern, hatte sich als wenig hilfreichgezeigt.Die Ferienvormittage sind ausgefüllt mit Ballspielen imWohnzimmer, was zugleich der Mobilisierung derHände dient. Wichtig ist eine Musiksendung ab elf Uhrim Radio »Sie wünschen, wir spielen«. WährendThomas der Musik lauscht, kann die Mutter kochenund sie setzt in den Ferien Prioritäten: »Wenn er zuHause ist, tue ich nur das Notwendigste, um Zeit fürihn zu haben«. Nach dem Mittagessen, Thomas issteigenständig aus einem der in Lautenbach hergestell-ten Spezialteller, hilft ihm die Mutter zum Ausruhenins Bett. Nachmittags geht es auf einen Spaziergangfür ein bis zwei Stunden auf den Friedhof. »Jetzt sindwir ganz nah«, bedeutet Charlotte Schorr ihrem Sohndort die Nähe zum verstorbenen Vater. Nach demAbendessen muss Thomas ins Bett geholfen werden.Das An- und Ausziehen in den Winterferien sind fürdie Mutter besonders schwer. Wenn Thomas keineStützschuhe trägt, hat er keinen Halt und kann nichtstehen. Er sei dann wie ein Mehlsack, beschreibt dieMutter die Anstrengung ihn zu halten. Aber dieStützschuhe sind ganz eng gearbeitet und müssenmühsam und kraftaufwendig angezogen werden.»Ich komme an die Grenze, das Ganze zu manövrieren«,fasst Charlotte Schorr die gegenwärtige Situation inBezug auf Ferienaufenthalte zusammen.Sie kann sich in Zukunft ein paar Ferientage zu Hausemit Thomas vorstellen, aber keine Wochen mehr!Und für diesen Sommer wird sie eines der TennentalerFerienprojekte in Anspruch nehmen!

eltern & angehörige

PUNKT UND KREIS Johanni 200832

Interview mit Charlotte Schorr

Die Ferien meistern …Das Interview führte Ingeborg Woitsch

Charlotte Schorr ist siebzig. Das Datum, wann ihr Sohn Thomas ins Tennental kam, weiß sie auf den Tag genau: Den 11.Juni 1995. Das war ein großer Einschnitt im Leben der ganzen Familie, denn Thomas, mit einer Schwerstmehrfach-behinderung, lebte bis dahin 29 Jahre lang zu Hause. Und natürlich war es dann ein Glück, Thomas in den Ferienzeitendaheim haben zu dürfen. Die Mutter ist eine lebensfreudige, unkomplizierte Frau. Sie wohnt in der Nähe und kommtoft ins Tennental, um ihren Sohn spazieren zu fahren. Nach dem Tod ihres Mannes fällt es ihr zusehends schwer,Thomas zu Hause zu versorgen. Für die Ferien müssen neue Lösungen gefunden werden.

Charlotte Schorr mit SohnThomas, Tochter Ursula

und Enkelkind.

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 32

Page 33: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

Angefangen hat es mit dem Aufruf auf einer Eltern-tagung 1990. Damals wurden die Eltern und Geschwis-ter gebeten, in den Feriengruppen am Lehenhof mitzu-helfen. Daraufhin entschlossen sich Helga und GünterWagner an einer Feriengruppe im Sommer 1991,zunächst mit zehn Dörflern und zwei Mitarbeitern,teilzunehmen. Dieses Ferienerlebnis hatte ihnen so vielSpaß gemacht, dass sie bis zum Jahr 2006 dabeigeblie-ben sind und in der Folge die Organisation ihrerFeriengruppe mit Begeisterung in die eigene Handgenommen haben.So reisten Wagners also in den folgenden 15 Jahrenfür jeweils zwei bis drei Sommerwochen mit Dörflernin ein Ferienquartier: In den Bayerischen Wald, in dieVogesen, in den Schwarzwald und in die Steiermark.Reise-Vehikel war ein Lehenhof-Bus. Die Quartierewaren für die Vollverpflegung einer solchen Gruppeunterschiedlich gut geeignet. Schwierig sei manchmaldas Kochen gewesen für eine große Runde und so habeHelga Wagner bald zusammen mit dem sonstigenReisegepäck einen Umzugskarton gepackt mit ihrereigenen Kochausstattung, mit großen Töpfen, Pfannenund Auflaufformen.Günter und Helga Wagner sind ein eingespieltes Teamund zu zweit war es kein Problem, schildert die Mutter,den Tagesablauf mit Körperpflege und Anziehen für dieDörfler, also fünf Bewohner und Bewohnerinnen undihre Tochter Martina zu organisieren. Einkaufen, Ko-chen und Abwaschen, Putzen und Wäschewaschenmussten bewerkstelligt werden. Aber natürlich halfendie Dörfler mit nach ihren Möglichkeiten. Allerdingsstand für Wagners der Erholungsaspekt für dieTeilnehmer ihrer Gruppe an oberster Stelle: »Das ist ihrUrlaub!« Neben den häuslichen Aktivitäten mussteauch ein wenig Buchführung über Haushaltsgeld und

Tankbelege betrieben werden. Für sich selbst sahen dieWagners diese Feriengruppe als »Aktivurlaub: Es wirdeinem nicht langweilig. Aber man ist danach auchnicht vollständig ausgepowert«.»Wir haben immer sehr viele Ausflüge in der Umgebungunseres Ferienquartiers gemacht, z.B. Wanderungen,Schifffahrten, Museumsbesuche, Konzertbesuche, Berg-werksbesichtigungen, Besuche von Hallen-, Frei- bzw.Erlebnisbädern. Das Highlight bei Ausflügen war fürunsere Urlauber einkehren zu dürfen und Souvenirs vomeigenen Taschengeld zu erstehen. Bei Regentagen wur-den Spiele gemacht, vorgelesen und gebastelt.«In ihren eigenen Urlaub gingen Wagners dann, wennTochter Martina wieder wohlbehütet auf dem Lehen-hof war.Nein, die Feriengruppen haben die Wagners nicht aus»Mitleid« mit den »In-der-Einrichtung-Zurückgeblie-benen« gemacht. »Diese Freizeiten haben uns sehr vielSpaß gemacht«, betont Helga Wagner. »Wir haben vielgelernt und es ist viel zurückgekommen. Wir habenimmer noch viel Kontakt zu den Dörflern und wir spre-chen oft mit ihnen über das Erlebte. Ich möchte doch dieMenschen kennen, mit denen meine Tochter ihr Lebenverbringt. Martina ist 47 Jahre alt und lebt seit 27 Jahrenauf dem Lehenhof. Der Lehenhof ist ihre Familie. Und ichmöchte mich einbringen und auch Arbeit zurückgebenfür die Fürsorge, die Martina erfährt.«Auch im Ruhestand machen dem Ehepaar die Ferienmit Dörflern Freude, wie Helga Wagner von ihrenjüngsten Aktionen berichtet: »Im Sommer 2007 warmeine Tochter Martina mit ihren Hauseltern dreiWochen an der Ostsee. Anschließend gingen dieHauseltern drei Wochen mit ihren Kindern in Urlaubund wir haben sie im Haus vertreten. Und so war esauch in den Faschingsferien im Februar 2008«.

eltern & angehörige

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 33

Eltern-Ferieninitiative auf dem Lehenhof

AktivUrlaub –FeriengruppeVon Ingeborg Woitsch

15 Jahre lang haben die Eltern Helga und Günter Wagner eine Feriengruppe mit Dörflern des Lehenhof gestaltet. DasEhepaar reiste mit ihnen, darunter ihre Tochter Martina, an verschiedene Ferien-Orte. Man kochte, machte Ausflüge,verbrachte Regennachmittage mit Spielen. Wenn Helga Wagner von diesen Ferien mit ihren Dörflern spricht, hört maneinen Schwung Lebensfreude und herzliches Engagement. Welche Erfahrungen haben die Eltern in ihren selbst gestal-teten »Aktiv-Urlauben« mit Dörflern gemacht?

Helga Wagner mitFeriengruppe

Ingeborg Woitsch,Schreibwerkstatt in Berlinfür Poesietherapie undBiografiearbeit.Redakteurin derBundesElternVereinigungfür PUNKT UND KREIS.Projektleitung der»Mittelpunkt«-Schreibwerkstä[email protected]

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 33

Page 34: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

Die Gemeinschaft Altenschlirf erprobte im Sommer2007 erstmals ein neues Urlaubsmodell. Herkömm-lich finden sich für Menschen mit erhöhtem Hilfe-bedarf in anthroposophischen Einrichtungen zweiMöglichkeiten, die Urlaubszeit zu verbringen. Einigeverreisen zu Eltern, Verwandten oder Freunden. Zumanderen bieten verschiedene Feriengruppen Aktivi-täten oder eine Reise an. Trotz dieser schönen Mög-lichkeiten nahmen wir während der Planung der letz-ten Sommerferien eine Lücke wahr. Sie tut sich insbe-sondere für die Menschen auf, die nicht die gesamteUrlaubszeit bei ihren Angehörigen verbringen könnenund für die ungewohnte Situationen, die währendeiner Reise entstehen, seelische Belastungen darstel-len. Ein solches inneres Ungleichgewicht verhindert dieeinem Urlaub angemessene Erholung.Im Sommer 2007 wurde in der Gemeinschaft Alten-schlirf aus diesen Überlegungen heraus erstmals einneues Urlaubsmodell erprobt und für wertvoll befunden.Es fand eine zweiwöchige Feriengruppe für Menschenmit höherem Hilfebedarf statt. Auf der Grundlage the-rapeutischer Gesichtspunkte konzentrierte sich dieseFeriengruppe ganz auf das Wohlbefinden und das Her-stellen eines inneren Gleichgewichts ihrer Urlauber.Man schloss die oben genannten Risiken aus. Die Ur-lauber wohnten gemeinsam in bekannter Umgebung.Und so konnten die Teilnehmer dieser Feriengruppe indieser Zeit unter kompetenter therapeutischer undsozialtherapeutischer Begleitung und Unterstützung,ganz zu sich kommen. Sie durften heilende Impulse

erfahren, die auch in die darauf folgende Zeit hineingetragen wurden.Der Alltag dieser 14 Tage war gekennzeichnet durcheinen gesunden Lebensrhythmus, tägliche Massagen,Gymnastikstunden, kunsttherapeutisches Arbeiten,gesundes Essen, Gespräche, Spaziergänge und kleinekulturelle Unternehmungen.Die Erfahrung dieser therapeutischen Feriengruppe hatgezeigt, dass wertvolle Kraftquellen und Ressourcengeweckt oder wieder aufgegriffen werden konnten.Blockaden lösten sich. Und Entwicklungsimpulse ent-standen bei den Menschen. Fast jeder Teilnehmerkonnte ein inneres Gleichgewicht entwickeln.Aus der Grundidee des Konzeptes – die Teilnahme vonMenschen, die besonderer Betreuung bedürfen – er-gibt sich die Notwendigkeit eines guten Betreuungs-schlüssels für das Gelingen einer solchen Feriengruppe.(In dieser ersten Gruppe lag er bei 5 Betreuern für 7Menschen mit Hilfebedarf).Um ein einwandfreies therapeutisches Behandlungszielmit anschließendem Therapieweg stellen zu können,wäre eine Kooperation mit Ärzten und Betreuern dereinzelnen Teilnehmer wertvoll, ebenso, wie ein an-schließender Austausch.Ich wünsche allen Menschen, die sich um das Wohlanderer bemühen, immer wieder den Blick für die Lückeund die Kraft, diese durch innovative Ideen zu schlie-ßen. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass die therapeuti-schen Einheiten dieser Feriengruppe erst möglichwurden durch eine zusätzliche Spende.

eltern & angehörige

PUNKT UND KREIS Johanni 200834

Feriengruppe für Menschen mit höherem Hilfebedarf

Ein Urlaubsmodellfür die ZukunftVon Eva Jöckel

Sommerferien: Planen, Packen, Reisen! Im letzten Sommer verreisten fast alle Menschen der Gemeinschaft Altenschlirf.Einige Menschen reisten zu den Eltern. Andere fuhren in die Berge oder an das Meer. Aber für ein paar Menschen istdas Reisen anstrengend. Und eine fremde Umgebung macht ihnen Angst. Diese Menschen mit höherem Hilfebedarf be-suchten eine neue, besondere Feriengruppe! Die Idee für solch einen Urlaub für Menschen mit höherem Hilfebedarf hatteeine Mutter. Sie hat sich Gedanken um die Erholung für ihre erwachsenen Söhne gemacht. Ihre Söhne sind auf viel Hilfeangewiesen. Die Menschen dieser besonderen Feriengruppe haben zwei Wochen in vertrauter Umgebung sehr schön ge-wohnt. Die Ferientage hatten einen langsamen und gesunden Rhythmus. Es gab Massagen, Gymnastik, Spaziergänge imPark, gesundes Essen, Musik und Spiele. Jeder konnte sich sehr gut erholen, Anregungen und neue Kraft für sich sammeln.

Eva Jöckel ist diplo-mierte Künstlerin und

schreibt derzeit ihre Ab-schlussarbeit für den

Master of Arts in Kunst-therapie, mit dem

Schwerpunkt Traumathe-rapie für Kinder.

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 34

Page 35: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

Lebenslanges Lernen! Schon lange bewegte mich derGedanke. Ich wünschte mir Lern-Orte. Wo könnte das,was Menschen mit Behinderung in der Schule gelernthaben, vor allem das Lesen und Schreiben, neu belebtwerden. Damit es nicht verloren geht!Im November 2004, an einem Eltern-Abend in der Werk-gemeinschaft, fühlte ich mich dazu herausgefordert,etwas Neues zu versuchen! Die Stimmung an diesemAbend war etwas niedergeschlagen. Denn die Eltern hat-ten neue Therapieangebote gefordert. Aber es war keinGeld da. Es gab zwar in der Werkgemeinschaft Eurythmie,Maltherapie, Musik und einige Lernstunden durch densozialen Dienst. Doch das genügte den Eltern nicht.Ich rief am nächsten Tag im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf die Beauftragte für behinderte Menschen an.Ich fragte nach Geld für Unterricht für Menschen mitBehinderung. Statt Geld bekam ich die Gelegenheit, imAusschuss für Bildung und Kultur mein Anliegen vorzu-tragen. Da Erwachsenenbildung der Volkshochschuleobliegt, lernte ich bald die Leiterin der Volkshochschulekennen.Kurse für Menschen mit Behinderung finden dort amNachmittag und am Abend statt. Aber nach der Arbeithaben Menschen mit Behinderung wenig Lust und Kraftzum Lernen. Außerdem sind viele Menschen der Werk-gemeinschaft nicht in der Lage, allein durch die Stadt zufahren. Ich fand, wir brauchten also in der Werkge-meinschaft während der Arbeitszeit Lernangebote!Meine Idee stieß auf Interesse. Doch auch hier war esschwierig, genug Geld dafür zu bekommen. Das Projektsollte 19.000 Euro kosten. – Ich beantragte Spenden.Ich schrieb Briefe, telefonierte, sprach vor. Ich bekamviele Absagen mit folgender Begründung: »Wenn nunalle Behindertenwerkstätten ähnliche Ideen hätten, wokämen wir da hin!« Ich empörte mich, aber dachte:

eltern & angehörige

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 35

Lern-Projekt in der Werkgemeinschaft für Berlin-Brandenburg

Lesen und Schreiben in der Werkstattzeit!Von Margrit Korge

»Meine Tochter Bettina ist da, wo sie wohnt und arbeitet lebensfroh und zufrieden. Darum setze ich mich dort beson-ders gerne für die Elternarbeit ein.« Mit diesen einfachen Worten begründet Margrit Korge, warum sie so viel für dieWerkgemeinschaft in Berlin getan hat. Die Werkgemeinschaft bietet Arbeit für Menschen mit Behinderung an. DieMutter hat dort mit großem Einsatz Kurse eingerichtet. In den Kursen kann man lesen und schreiben, aber auchandere Dinge lernen und üben. Es entstand eine Zusammenarbeit mit einer Schule, die erwachsenen Menschen vieleunterschiedliche Angebote zum Lernen macht: Der Victor-Gollancz-Volkshochschule.

Menschen mit Behinderung brauchen die Chance zulebenslangem Lernen!Zum Schluss half nach einem beschwerlichen Weg diePolitik. Der Bildungsausschuss stellte den Projekt-antrag, die Bezirksverordneten stimmten zu. Das Projekt»Lerntraining für behinderte junge Erwachsene mit undohne Sonderschulabschluss zur Förderung der eigen-ständigen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben« konn-te beginnen.Die Werkgemeinschaft für Berlin-Brandenburg und dieVictor-Gollancz Volkshochschule kamen miteinanderins Gespräch. Den Lehrplan erstellten drei Dozenten.Unterrichtsräume, Lernmaterialien und die Freistellungder 48 Menschen von der Arbeit übernahm dieWerkgemeinschaft. Die Eltern zahlten den Kursbeitragvon halbjährlich 30 Euro an die Volkshochschule. DenRest, 16.000 Euro, finanzierte die Volkshochschule.Wir starteten Ende April 2005 an drei Standorten, insechs Kursen, mit jeweils zwei Unterrichtsstunden.Durch die Erfahrungen entwickelten die Dozenten eineeinfühlsame Art des Lehrens. Eine besondere Methodefür Erwachsene, Lesen und Schreiben zu lernen, war dieGrundlage (Sekundäralphabetisierung). Dann kamenweiterführende Themen dazu: Ernährung, Wünsche,Ziele, Orientierung im Bezirk, in Berlin, Wahlen, mathe-matische Grundbildung, Euro, Uhrzeit.Im Dezember 2007 sollte das Projekt beendet werden.Das Geld war aufgebraucht. Alle waren betroffen undwünschten sich, es sollte weitergehen.Wieder war Kampf angesagt. Im Herbst 2007 gingsogar der Geschäftsführer der Werkgemeinschaft mitmir für unser Projekt kämpfen. Die Werkgemeinschaftund die Volkshochschule finanzieren nun gemeinsam.Die Eltern zahlen unverändert ihren Beitrag. DerUnterricht findet weiter statt.

Margrit Korge, geboren1930, Lehrerin imRuhestand. Ihre TochterBettina (geb. 1954) lebt inder StadtgemeinschaftBerlin und arbeitet in derWerkgemeinschaft fürBerlin-Brandenburg.

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 35

Page 36: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

eltern & angehörige

PUNKT UND KREIS Johanni 200836

Nicole, eine Momentaufnahme:Das Falten des Blattes, des sauberen Papierhandtuches, gedacht zum Trocknen der Hände. Sorgfältig zusammen-gelegt, in die kleinste mögliche Form gebracht. Eingesteckt in die Brusttasche ihrer roten Latzhose. Kein Wort,kein Buchstabe auf dem weißen Papier. Sie hält inne, mitten in ihrer Beschäftigung des Zupfens von getrockne-ten Kräutern. Sie erhebt sich. Ihr sicheres bestimmendes Auftreten gebietet den übrigen Anwesenden Schweigenund Ehrfurcht. Mitten im Raum nimmt sie feierlich anmutend ihr zusammengefaltetes Blatt Papier aus ihrer Brust-tasche. Entfaltet und spricht. Spricht, als lese sie Geschichten der Welt. Von Vögeln, die in Apfelbäumen nistenund leben und irgendwann davon fliegen. Sie liest es, ohne ihrer Sprache die uns innewohnende Deutlichkeitgeben zu können. Aber ihre Worte erfüllen den Raum. Sie fliegen dorthin, wo sie aufgefangen werden sollen.Und in dem Moment, in dem sie ahnt. In dem Moment, in dem sich Blicke treffen und die Farben der Augen in dieTiefe der Menschlichkeit fallen, gerade in diesem Moment nimmt sie die Schale mit all der Arbeit ihrer gezupf-ten Kräuter und wirbelt sie durch die Luft, so dass die Materie in ihrem Grün und Violett langsam den Bodenüberzieht, als Tagwerk, das die Vergänglichkeit des Geschehens zeigen will. Wieder treffen sich Blicke und füh-ren ohne das Vermögen der verständlichen Artikulation zu den Tiefen unseres Seins.

Kunstprojekt in Rohrlack

Nicole –eine MomentaufnahmeVon Monika Riemenschneider

Rohrlack ist ein zum Besuch einladendes Dorf in Brandenburg imLandkreis Ostprignitz-Ruppin. Es liegt im Temnitztal, einem Naturpa-radies. In der Lebensgemeinschaft Rohrlack leben und arbeiten heute37 Menschen mit Behinderung.Seit 2000 unterrichtet Monika Riemenschneider hier alle betreutenMitarbeiter der Werkgemeinschaft für Berlin-Brandenburg. In Rohr-lack gibt es drei sozialtherapeutische Werkstätten: Die Hausmeiste-rei, die Gärtnerei und die Hauswirtschaft.Monika Riemenschneider unterrichtet »Kulturtechniken«. Der Unter-richt findet im Rahmen der begleitenden Angebote statt. UnterKulturtechniken versteht sie nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen,sondern auch Musik, Malen und kreatives Gestalten. Ihr Unterricht istin drei Lerngruppen aufgeteilt.In der ersten Gruppe lernen Menschen mit Behinderung, die überkaum, bzw. über keine gefestigten Kenntnisse der Kulturtechnikenverfügen und die sie auch im üblichen Sinne nicht erlernen werdenkönnen. Hier werden zum Beispiel über das Singen Farben, Jahres-zeiten, Früchte, Wetter, Wochentage erarbeitet. Es werden Gegenstädegezählt, erfühlt und Unterschiede ertastet. Erlebtes oder Empfunde-nes wird farbig zu Papier gebracht und führt bei wiederholtemBetrachten zur Freude und Sich-Wiedererkennen. Das Zählen bewegtsich im Zahlenraum 1 bis 12.In dieser Gruppe lernt auch Frau Nicole Schöpe. Sie ist beschäftigt inder Gärtnerei. Nicole Schöpe hat das Bild »Vogel im Apfelbaum« ge-zeichnet. Die Bilder und künstlerischen Werke aus dem Unterricht mitFrau Riemenschneider sind in Ausstellungen zu sehen. Frau Riemen-schneider hat über Nicole einen künstlerischen Text geschrieben:

MonikaRiemenschneider,

freischaffende Künstlerin,Malerei, Bildhauerei. Her-

ausgabe der BücherANDERSlernen 1-3, Hand-

bücher zur Vermittlungvon Kulturtechniken für

Erwachsene mit schwerergeistiger Behinderung.

Tätig im Sozialdienst derWerkgemeinschaft für Ber-

lin-Brandenburg.www.monika-riemen-

schneider.de

Didaktisches Material zum Unterrichtskonzept ist zu finden unter www.aktionbildung.de, unter dem Namen Riemenschneider.

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 36

Page 37: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

eltern & angehörige

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 37

BEV-Rechtshinweise

UrlaubVon Monika Geis

Für Menschen, die arbeiten, gibt es ein Bundesurlaubsgesetz. Menschen, die in einer Werkstatt für Menschen mitBehinderung (WfbM) arbeiten, haben gesetzlichen Anspruch auf Urlaub. Sie bekommen in ihrem Urlaub weiterhin Geld.Dieser Urlaub beträgt 24 Werktage im Jahr. Werktage sind alle Tage, außer Sonntagen und Feiertagen. Also beträgtder gesetzliche Urlaub vier Wochen (4 mal 6 Werktage pro Woche). Der Urlaub soll in dem Jahr, in dem gearbeitetwird, auch genommen werden.Es gibt noch eine andere Regelung. Da wird der Urlaub nach Arbeitstagen gerechnet. In den Einrichtungen für dieMitarbeiterinnen und Mitarbeiter gilt diese Regelung. Hier muss man die Zahl der Urlaubstage durch 5 teilen, um zuwissen, wie viel Wochen Urlaub man hat.Menschen, die als schwerbehindert anerkannt sind, bekommen einen Zusatzurlaub. Er beträgt fünf Arbeitstage. Siehaben also einen gesetzlichen Urlaubsanspruch von insgesamt fünf Wochen.Wie jeder Arbeitnehmer kann ein Mensch mit Behinderung seinen Urlaub nicht »einfach selbst nehmen«. Der Urlaubwird von dem Arbeitgeber (hier der WfbM) erteilt. Die Werkstatt muss berücksichtigen, wann und wie lange ihre Mit-arbeiter und Mitarbeiterinnen Urlaub wünschen und ihnen so weit wie betrieblich möglich entsprechen. Die Werkstattkann für alle den Urlaub einheitlich als Betriebsferien festlegen. Der Werkstattrat hat hier ein Mitwirkungsrecht.Wer in einer Einrichtung lebt, kann auch während seines Urlaubs dort wohnen. Er hat auch während des UrlaubsAnspruch auf Betreuung und Begleitung in der Wohneinrichtung. Er kann auch die Einrichtung verlassen, um zumBeispiel eine Reise zu unternehmen oder die Eltern zu besuchen. Oder er kann eine »Feriengruppe« besuchen.

Wie viel Urlaub hat meine Tochter oder mein Sohn?Kann sie oder er länger »Urlaub machen«, als es dieEinrichtung vorsieht? Muss sie oder er sich an festeUrlaubszeiten halten? Welche Regelungen gibt es fürMenschen, die in einer Werkstatt für Menschen mitBehinderung (WfbM) beschäftigt sind?Dies sind nur einige der Fragen von Eltern und Ange-hörigen. Zusätzliche Fragen ergeben sich, wenn Men-schen mit Behinderung gleichzeitig in einem unsererLebensOrte leben und arbeiten.Den allgemeinen Anspruch auf einen gesetzlichenMindesturlaub regelt das Bundesurlaubsgesetz (BUrlG).Es gilt für Arbeitnehmer, soweit für diese keine abwei-chenden tariflichen Regelungen bestehen. Nach § 2BUrlG gelten auch arbeitnehmerähnliche Personen alsArbeitnehmer im Sinne des Bundesurlaubsgesetzes. Zudiesen arbeitnehmerähnlichen Personen zählen auch dieMenschen mit Behinderung, die in einer Werkstatt fürMenschen mit Behinderung (WfbM) beschäftigt sind. DasBUrlG gilt damit auch für die in einer WfbM arbeitendenMenschen mit Behinderung in vollem Umfang.Die in einer WfbM arbeitenden Menschen mit Be-hinderung haben danach den Anspruch auf den bezahl-

ten gesetzlichen Mindesturlaub. Dieser Urlaubsan-spruch beträgt 24 Werktage pro Jahr. Werktage imSinne dieses Gesetzes sind alle Kalendertage, die nichtSonn- und Feiertage sind. Diesem schon relativ altenGesetz liegt noch eine Arbeitswoche von sechs Tagen,also einschließlich des Samstags zugrunde. Weil damitder Samstag bei der Urlaubsberechnung in Wochenmitgezählt werden muss, beträgt der gesetzlicheMindesturlaub also vier Wochen (24 Werktage Urlaubs-anspruch: 6 Werktage pro Woche).Anders stellt sich die Situation dar, wenn der Urlaubnach Arbeitstagen bemessen wird. In den aktuellenTarifverträgen wie auch nach den in unseren Einrich-tungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gel-tenden Regelungen ist dies der Fall. Zur Berechnung desUrlaubsumfangs in Wochen ist dabei die Zahl der denArbeitnehmern zustehenden Urlaubstage (entsprechendder nach diesen Regelungen geltenden 5-Tage-Woche)durch 5 zu teilen.Nach Arbeitstagen bemessen ist auch der Zusatz-urlaub, der den Menschen mit Behinderung nach demSGB IX zusteht, die gleichzeitig als schwerbehindertanerkannt sind. Er beträgt, wenn die Arbeit auf fünf

Monika Geis,Rechtsanwältin.

Kontakt:[email protected]

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 37

Page 38: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

eltern & angehörige

PUNKT UND KREIS Johanni 200838

Tage in der Woche verteilt ist, fünf Arbeitstage. DerAnspruch auf diesen Urlaub besteht zusätzlich zu demAnspruch nach dem Bundesurlaubsgesetz.Im Ergebnis haben also die in einer Werkstatt arbei-tenden, als schwerbehindert anerkannten Menschenmit Behinderung, einen gesetzlichen Urlaubsanspruchvon insgesamt fünf Wochen.Abweichende – und den in der Werkstatt geltendentariflichen Regelungen entsprechende – Bestimmungenin Werkstattverträgen sind rechtlich grundsätzlichmöglich. Auf diese Weise kann ein längerer Urlaubs-anspruch für Werkstattmitarbeiter mit Behinderungfestgelegt werden.Durch eine derartige Regelung können jedoch Konfliktemit dem jeweiligen Kostenträger entstehen, wenn dieserauf der Einhaltung des BUrlG bei den »arbeitnehmerähn-lichen Personen« besteht. Er könnte unter anderem etwadie Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge für dieMenschen mit Behinderung oder auch die Tagesentgeltefür den Träger der Einrichtung kürzen.Wie jeder Arbeitnehmer kann ein Mensch mitBehinderung seinen Urlaub nicht »einfach selbst neh-men«, wie es ihm oder vielleicht den Eltern passt. DerUrlaub ist wie bei allen Arbeitnehmern von demArbeitgeber (hier der WfbM) zu erteilen und kann vonder WfbM festgelegt werden. Hierbei ist die Werkstattjedoch nicht völlig frei. Nach § 7 des Bundesurlaubs-gesetzes muss die Werkstatt die Interessen der Mit-arbeiter und Mitarbeiterinnen hinsichtlich der zeitli-chen Lage des Urlaubs und seiner Dauer angemessenberücksichtigen und ihnen so weit wie betrieblichmöglich entsprechen. In diesem Rahmen ist es zu-lässig, wenn die Werkstatt für alle den Urlaub einheit-lich als Betriebsferien festlegt. Tut sie dies, so hat sieauch hierbei die Interessen der angestellten und derbehinderten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ange-messen zu berücksichtigen. Nicht zulässig wäre es, denBetriebsurlaub generell in die Wintermonate zu legenoder den gesamten Urlaub der Mitarbeiterinnen undMitarbeiter zu verplanen.Besteht ein Betriebsrat, so hat dieser hierbei einMitbestimmungsrecht. Auch der Werkstattrat ist nach

§ 5 Abs. 1 Ziff. 4 der WerkstättenmitwirkungsVO zubeteiligen.Nach dem Bundesurlaubsgesetz ist der Urlaub imUrlaubsjahr (das ist das Kalenderjahr) zu erteilen undanzutreten. Eine Übertragung des Urlaubs ist alsAusnahme möglich, wenn dringende betriebliche oderin der Person des Arbeitnehmers liegende Gründe diesrechtfertigen. So ist eine Übertragung etwa beiErkrankung zulässig, aber nicht beliebig lange, sondernnur bis zum 31.3. des nächsten Jahres. Ist kein Grund füreine Übertragung des Urlaubs gegeben, so verfällt erautomatisch. Deswegen ist es grundsätzlich nicht mög-lich, Urlaub etwa über einen Zeitraum von 2 Jahrenanzusparen. Unzulässig ist es auch, Urlaub im »Vorgriff«auf das neue Urlaubsjahr zu nehmen.Die hier dargelegten Bedingungen gelten für dieBeschäftigung in der WfbM. Urlaub bedeutet, für dieentsprechende Zeit von der Verpflichtung zur Arbeits-leistung, bzw. Arbeit in der WfbM freigestellt zu seinund dennoch die vereinbarte Vergütung auch für die-sen Zeitraum weiterhin zu erhalten.In Bezug auf das Wohnen und die Betreuung in derEinrichtung gelten andere Maßstäbe. Ein Mensch mitBehinderung muss nicht etwa, während er für dieDauer seines Urlaubs nicht in der Werkstatt zu arbei-ten braucht, auch die Einrichtung verlassen. Er hatauch während des Urlaubs in der WfbM den Anspruchauf Betreuung und Begleitung in der Wohnein-richtung. Es muss ihm allerdings – soweit er diesmöchte – für die Dauer seines Urlaubs freistehen, dieEinrichtung zu verlassen, um z.B. eine Reise zu unter-nehmen oder die Eltern zu besuchen. Hat er dieseMöglichkeit nicht oder möchte er derartige Angebotenicht in Anspruch nehmen, muss er z.B. in einer»Feriengruppe« betreut werden. Gleichwohl erhält derTräger der Einrichtung sowohl für die WfbM als auchfür die Wohneinrichtung entsprechend der sogenann-ten Abwesenheits- oder Fehltageregelung (siehe hier-zu «Urlaubs- und Fehltage in Einrichtungen« in Punktund Kreis, Weihnachten 2006, Seite 28) weiterhinEntgeltzahlungen des Kostenträgers auch für dieDauer der urlaubsbedingten Abwesenheit.

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 38

Page 39: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 39

BEV-Redaktion – Bezug – Beratung

Die BundesElternVereinigungfür anthroposophische Heilpädagogik und Sozialtherapie e.V. (BEV) ist eingemeinnütziger Zusammenschluss von Eltern, Angehörigen und Freundenseelenpflegbedürftiger Menschen.Sie ist Mitglied in der BAG SELBSTHILFE, dem Paritätischen sowie der ECCE(Europäische Kooperation für anthroposophische Heilpädagogik undSozialtherapie) und arbeitet eng mit dem Freundeskreis Camphill e.V. unddem Verband für anthroposophische Heilpädagogik, Sozialtherapie undsoziale Arbeit e.V. zusammen.

BEV-Redaktion PUNKT UND KREISFür die Seiten der Rubrik »eltern & angehörige« zeichnet der Redaktions-kreis der BEV verantwortlich: Bernd Keicher, Alfred Leuthold, IngeborgWoitsch. Jeder Verfasser ist für den Inhalt seines Beitrages selbst verant-wortlich. Anregungen, Lob, Kritik und Beiträge werden erbeten zu Händender Redaktion: per Adresse der Beratungsstelle oder Mail:[email protected] den Heften im Einzelversand liegt eine von der BEV-Redakion er-stellte Beilage »Mitteilungen für Angehörige« bei.

Bezug der PUNKT UND KREISDie BundesElternVereinigung schickt PUNKT UND KREIS den Eltern, Ange-hörigen, Freunden und anderen Interessierten gerne direkt im Einzel-versand zu. Die BEV bittet dafür um eine jährliche freiwillige Spende inHöhe von 16,- Euro.Bankverbindung: Bank für Sozialwirtschaft BerlinBLZ 100 205 00 | Konto 32 472 00

Beratungs- und Geschäftsstelle der BundesElternVereinigung füranthroposophische Heilpädagogik und Sozialtherapie e.V.Argentinische Allee 2514163 BerlinTel.: 0 30|80 10 85 18 • Fax: 0 30|80 10 85 21E-Mail: [email protected] • Internet: www.bev-ev.de

RechtsberatungTelefonische ErstberatungRechtsanwältin Monika Geis, Tel. 0 64 42|9 21 56

Ansprechpartner für Beratung in den RegionenSÜD: Uta Dreckmann, Tel. 0 70 31|38 28 78MITTE: Gisela Stöhr, Tel. 0 60 35|8 11 24WEST: Harald Kunstmann, Tel. 02 34|29 16 06NORD: Wolf Tutein, Tel. 04 21|54 75 53Sachsen|Sachsen-Anhalt|Thüringen:Dr. Wolfgang von Richter, Tel. 03 41|5 83 15 38Berlin|Brandenburg: Jörg Riik, Tel. 03 31|50 39 34

Überregionale Mitgliederbetreuung:Claudia Hackert, Tel. 0 30|3 05 77 48

Freundeskreis Camphill:Dr. Gerhard Meier, Tel. 0 24 61|3 15 10

Weitere Beratungsadressen in der Beilage»Mitteilungen für Angehörige«

Ob Lieder, Spiele für drinnen und draußen, Bastelideen,

spannende Unternehmungen oder die Beschäftigung mit

interessanten Naturphänomenen – die hier zusammengestell-

ten Ideen und Vorschläge sorgen für einen kurzweiligen und

erlebnisreichen Urlaub, selbst an Regentagen. Kurzsymbole

und ein umfangreiches Register ermöglichen einen schnellen

Überblick und zeigen an, für welches Alter und welche

Anzahl von Kindern die jeweiligen Aktivitäten geeignet sind.

Tipps zur Urlaubsvorbereitung und nützliche Informationen

über Maßnahmen im Krankheitsfall ergänzen den Band, der

in keinem Reisegepäck fehlen sollte!

Wirklich schlaue Anregungen, Informationen und Hilfe-

stellungen gibt das Buch von Anne und Peter Thomas.

Auf über 200 Seiten finden Eltern oder auch Großeltern

tolle Tipps für einen kurzweiligen und erlebnisreichen

Urlaub!»

ÄtschiBätsch. Das Familienmagazin

Hier wird es nie langweilig!

Ferien- und Anne und Peter Thomas

FreizeitbuchDas große

Verlag Freies Geistesleben

Anne und Peter Thomas: Das große Ferien- und Freizeitbuch238 Seiten, durchg. farbig, gebunden€ 25,– (D) / € 25,80 (A) / sFr 44,–ISBN 978-3-7725-1611-5

www.geistesleben.com

Verlag Freies Geistesleben: Bücher für die Familie

«

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 39

Page 40: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

PUNKT UND KREIS Johanni 200840

ange

bot&

�������������� ������ ������������� ����������������������

�� ����������������������������������������������������������� ����������� �!��"����#��$���%&������%%����������'%���������(�����#����#�#�)����� ��������"%����#�����������#��*�� ��������#���� ��#����$�!���+����������#�!��,��"�� ���������������#��$�!���-���%�������#���� ������� ������������������ ������� !���"�� �� #�$��%&'�()*++�� !���

StudiengängeAusbildungskurse

Fortbildungsseminarefür

Lehrer anheilpädagogischen Schulen

●●●●● Grundständiges Studium derSonder- und Heilpädagogikfür Studierende mit dem Berufsziel Lehreran heilpädagogische Schulen (Sonder-schulen G, E, F)5 Jahre (Bachelor – und Masterstudiengang istin Vorbereitung)

●●●●● Heilpädagogische Fachstudienjahrfür Waldorflehrer Studienziel: Heilpädago-gische Zusatz-Qualifikation

●●●●● Ausbildung zum Fachlehrer / heilpäd.Förderlehrer/ technischer Lehrerfür anerkannte ErzieherInnen, Handwerks-Meister und WaldorflehrerZweijährige Praxis-integrierte Ausbildung.(Anerkannt als der staatlichen Ausbildungan Sonderschule G gleichkommend)

●●●●● Fortbildungskurs Heilpädagogik/Sonderpädagogik - berufsbegleitend-September 2008 bis Juli 201010 Wochenenden p.a.(Fr. 16:30-Sa.18:00 Uhr)

Freie Hochschule für anthroposophische PädagogikZielstr. 28m, 68169 MannheimTel.: 0621/ 30 948-0; Fax: 0621/30 948-50E-Mail: [email protected]: www.freie-hochschule-mannheim.de

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 40

Page 41: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 41

nachfrageWir suchen ab sofort

eine/n MusiklehrerInmöglichst mit musiktherapeutischerQualifikation

gewünschte Arbeitsbereiche

- Musikunterricht bes. in Kl. 1 - 8- Therapeutische Einzel- und Gruppenbe-

treuung- Pflege des Musikalischen im Schulleben

Ihre Bewerbung (mit Foto und Lebenslauf)richten Sie bitte an denPersonalkreis derTroxler-Schule Wuppertal e.V.Nommensenweg 1242285 WuppertalTel. 0202 / 9 79 06-11Fax 0202 / 8 02 97

wenden sich an die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland, z.Hd. Agentur «Von Mensch zu Mensch», Zur Uhlandshöhe 10, 70188 Stuttgart

Tel. 0711 248 50 97, email [email protected], Internet: www.anthroposophie-seminar.de

Freitag/Samstag, 10./11. Oktober 2008

mit dem Kollegium des Seminars

14./15. November, 12./13. Dezember, 23./24. Januar 2009 (Berlin/Havelhöhe)

mit Martin Kollewijn, Alexander Schaumann und Enno Schmidt

27./28. Februar, 27./28. März, 15./16. Mai 2009

mit Marco Bindelli und Andreas Neider

10. Juni bis 13. Juni 2009 (Oberlin-Haus/Elsass, Frankreich)

mit Johannes Kehrer, Hartwig Schiller, Michael Schmock

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 41

Page 42: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

PUNKT UND KREIS Johanni 200842

�������������� ���� ������������������������ ���������������������� ��������

���������� ����������������������������

�������������������������������������������������������������������������������������� ��������!�������� !"�����������#��"���������������������������� �����"�������������$��%��&�'���������������������!��������(���������!����

����������)&����!��*�(�����+�����,��������������������!������� �����-./-0+012-������+�����3+!�����%����

��������������) ��������*�(�����+�����,��������������������!������� �����-.-+1424/0-��������������3+!�����%���

5!�!��)���������*�6�����+��������������������������'�������7�������������� !"����������-.-+8-/891-�������!3��������+�!��%����

:��!��� ������ �����)(���*� ��������!������;��������������7�����������!�+�������������������-.40+8.2/.-����+����3+!�����%���

���������<!�����#�����!�!�!�����!���������� �����"��������������:�����������6�����%�0=2�����=.004�(�����!���-.40�>�8.2/.+-���������-.40�>�8.2/.=.�?��������!3��������+�!��%��������'''%��������+�!��%��

ange

bot&

Ausbildung zur

HeilerziehungspflegerIn(staatlich anerkannt)

Wir bieten zwei Wege zum Berufsabschluss

FachschulausbildungDreijährige praxisintegrierte AusbildungPraxiseinrichtungen in Baden-Württemberg

SchulfremdenprüfungVorbereitung:10 Blockwochen in zwei JahrenPraxiseinrichtungen im gesamten BundesgebietVoraussetzungen: 3-jähriges Proseminar während der Vorbereitungszeit oder mehrjährige Mitarbeit in der Behindertenhilfe

Weitere Infos:Karl Schubert SeminarAicher Straße 36 • 72631 Aichtal72631 Aichtal

Tel. 0 71 27/95 48 [email protected] • www.ksw-ev.de

Die Lebensgemeinschaft Bingenheim ist ein Ort, an demHeilpädagogik und Sozialtherapie seit vielen Jahren leben.

In der Herausforderung, die unsere Menschen an uns stellenund einer dafür notwendigen Zusammenarbeit von Schule,

Werkstatt und Wohnbereich sehen wir unsere Aufgabe.

Wir suchen

- zur Verstärkung unserer Teams im Wohnbereich

➤ Heilpädagogen/-innen➤ Sozialtherapeuten/-innen➤ Heilerziehungspfleger/-innen➤ Erzieher/-innen;

- zur Verstärkung unseres Schulkollegiums

➤ Lehrer/-innen,

die über das Lehramt an Förderschulen bzw. einegleichwertige Qualifikation verfügen.

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung, die Sie bitterichten an den

Mitarbeiter-Aufnahmekreis derLebensgemeinschaft Bingenhei e.V.Schlossstrasse 9, 61209 Echzell, Tel.: 06035/[email protected]

�������������� ���������

��������������������������� ���������� ���������� �����������

Ausbildung zum

JUGEND- UNDHEIMERZIEHER/IN

auf anthroposophischer Grundlage mit staatlicher Anerkennung

Die dreijährige Fachschulausbildung wird praxisintegriert durchgeführt:

• Neun einwöchige Blockwochen pro Ausbildungsjahr für den fachtheoretischen

und künstlerischen Unterricht • Praktische Tätigkeit in einer Einrichtung

der Kinder- und Jugendhilfe

Weitere Angebote• Schulfremdenprüfung für Berufserfahrene• Fortbildungen im Bereich Fach-, Sozial-

und Persönlichkeitskomepetenz • Beratung und Supervision

Anfragen und Bewerbungen an:

Seminar am MichaelshofFabrikstraße 9, 73230 Kirchheim

Tel. 07021/48 11 66, Fax: 07021/48 13 66 e-Mail: [email protected]

www.mh-zh.de

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 42

Page 43: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 43

nachfrageWeitere Informationen: Tel: 0034 928 512842

eMail: [email protected] • Internet: www.centro-lanzarote.de

Das Therapie-, Kultur- undUrlaubszentrum auf der sonnigenVulkaninsel LANZAROTE• Ganzjährig mildes Heilklima

• In Licht, Luft, Sonne und Meer die Lebenskräfte stärken

• Medizinische und therapeutische Betreuung

• Kulturprogramm, Bioladen, Restaurant

• 34°C Meerwasser-Hallenbad

... und Urlaub soviel Sie wollen!

15 Jahre15 Jahre

Centro de Terapia AntroposóficaCentro de Terapia Antroposófica

�������������� ��������������������������

�������������� ���������������

������� ���������� ��������� ����������������� ��������������� ! ��"� ����������#$%!&�����'� ��� �����&���(���)**+$)**,-�������������� ����������������������.������!�����&����� ������'����/)*�&����������)%�0�!���-�1���������2������������������������3����!�����'��������������������45�����������6������� ��� ��-�7���8������������������.��������0�!�������3����'�������� ��������-6������������&���9����6�������������������������� �������������������������������� ���� ������� ��!"#$%&&������

Maru Dai ab 36.– Flecht-Set 15.– Bastelset Engel 11.–

Traumfänger 7,70Topflappen-Webrahmen 19,50 Filzen-Bastelset 13,–

Handarbeit Werksiedlung St. ChristophGlashütte 1, 79400 Kandern

Tel. 07626-9151-0www.werksiedlung.de

Wir sind eine kleine Einrichtung mit 29 Plätzen für Seelenpflege-bedürftige Menschen im Kalletal (nördlicher Teil von NRW).

Wir suchen für Sommer 2008 für unseren Wohnbereich eine/einen Mitarbeiterin/Mitarbeiter mit Heimleitungsfunktion

Sie sollten über eine Ausbildung als Heilerziehungspfleger/in, Sozialtherapeut/in o.ä. verfügen und mehrjährige Berufserfahrung in einer Leitungsfunktion haben.

Sie finden ein junges Team, das von Ihnen Organisationstalent, Entscheidungsfreudigkeit und Teamfähigkeiten, verbunden mit engagierter sozialtherapeutischer Einstellung, Humor und Initiative erwartet.Wir bieten Unterstützung während der Einarbeitungszeit und eine offene, konstruktive Arbeitsatmosphäre.Ihr Interesse an der anthroposophischen Sozialtherapie setzen wir voraus.

Bewerbungen richten Sie bitte an:Dorfgemeinschaft Elfenborn e.V. • z. Hd. Vorstand • Elfenborn 5 • 32689 Kalletal

Dorfgemeinschaft Elfenborn e. V.Lebens- und Arbeitsgemeinschaft für Seelenpflege-bedürftige Erwachsene

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 43

Page 44: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

www.geistesleben.com an

gebo

t&Zwei staatlich anerkannte Berufsausbildungen in

Heilpädagogik

1 1/2 jährige VollzeitausbildungVoraussetzung:Erzieherausbildung oder Berufsausbildung imsozialen, pädagogischen oder pflegerischen Bereichund zweijährige Praxis.

Nächster Kurs: Beginn Februar 2009

2 1/2 jährige Teilzeitausbildungin neun 3 – 4 wöchigen Blöcken,Wochenenden und Vor-Ort-Kursen.

Voraussetzung:s.o. und eine mindestens halbe Anstellungin einer anthroposophischen sozialpädagogischenoder sonderpädagogischen Einrichtung.

Nächster Kurs: Beginn Februar 2009

RUDOLF STEINER INSTIUTfür SOZIALPÄDAGOGIKFachschulen für Sozialpädagogikund HeilpädagogikBerufsfachschule für Sozialassistenz

Wilhelmshöher Allee 26134131 KasselTel. 0561 – 930 88 30 • Fax 0561 – 930 88 34email: [email protected]

Rudolf Steiner Institut Kassel

PUNKT UND KREIS Johanni 200844

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:22 44

Page 45: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

nachfrage

2008 Johanni PUNKT UND KREIS 45

Kleinanzeigen

Anders wohnen im AlterIm Grünen im ländlichen Bereich im Dreieck zw. Kiel-Plön-Preetz bietet priv. gemeinnützige Stiftung älteren Menschenaltengerechte 1, 1 1/2 +2 ZNbWhg. zu sozialverträglichenMieten. Selbstbestimmen, aktiv mitgestalten sind dieVoraussetzungen für das Miteinander in dieser Gemeinschaft.Anfragen bentwortet 0 43 84|5 92 70 oderwww.stiftung-ellhornsberg.de

»Es wird Stille um Sie«Gesang in der HeilpädagogikSeminar im Studienhaus Rüspe, 57399 KirchhundemMitglied im Paritätischen Bildungswerk14.–16. November 2008Anmeldung: Tel. 0 27 59|9 44 10 Studienhaus Rüspe

Ferienhaus NordseewellenNordseeurlaub in 55 qm Ferienwohnung in Norden, ideal fürFamilie bis zu 4 Personen. Erlebnisbad und Seehundauf-zuchtstation in unmittelbarer Nähe. Hauptsaison 45,– Euro /Nebensaison 33,– Euro.www.Ferienhaus-Nordseewellen.de | Tel. 0 49 31/97 25 99

www.Anthro-Antiquariat.de

www.ursprung-handeslverbund.deSchönes für alle Lebensbereiche finden Sie im Internet-Shopder anthroposophischen Werkstätten.

2008/10akademievaihingen

Ihr Start in eine neue berufliche Zukunft

mit Förderung durch die Agentur für Arbeit

Ausbildungen berufsbegleitendFamilien- und Sozialberater/in Mediator/in und Konfliktmanager/in OE-Profiler/in (Organisationsentwicklung) Heilpraktiker/in für Psychotherapie Pädagogischer Kindertherapeut Bewegungskunst im Sozialen

VollzeitausbildungenHaus- und Familienpfleger/in – 4 Mon.Fachkraft im Naturkost-Einzelhandel – 7,5 Mon.Bildungs- und Berufs-Coach – 6 Mon.Sozialmanager/in – 8 Mon.Event- und Veranstaltungsmanager/in – 9 Mon.Tourismusmanager/in – 9 Mon.

AZWV-zertifizierter Träger durch GUTcert-Berlin

Tel. 0 70 42 / 94 18 95

akademie vaihingen e.v.Bahnhofstraße 871665 Vaihingen/[email protected]@akademie-vaihingen.de

Anmeldung und Information:

autismus Deutschland e.V.Tel. 0 40|5 11 56 [email protected]

Autismus – der individuelle Weg

12. Bundestagung vom 5. bis 7. September 2008 in Nürnberg

www.aktion-deutschland-hilft.de

Jetzt spenden:Spendenkonto 10 20 30

Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00

Stichwort: Zyklon MyanmarSpendenhotline: 0900 55 102030 oder Online

Gemeinsam schneller helfen

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:23 45

Page 46: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

cabaretorte

PUNKT UND KREIS Johanni 200846

Ich gehöre zu jenen etwas schlichten Naturen, dieeigentlich immer gesund sind (toi, toi, toi ...!), außereinem gelegentlichen Hexenschuss oder winterlichenProblemen mit den Nebenhöhlen war nie was. Neulichhatte ich allerdings ein recht unangenehmes Stechen inder Seite und suchte die Ärztin auf, die ich nur von gele-gentlichen Sprechstunden mit meinen Kindern her kann-te. Ich erschien pünktlich am Tresen der Sprech-stundenhilfe, die meine Daten mit großen, traurigenAugen aufnahm, so dass ich mich dafür entschuldigte,überhaupt gekommen zu sein … Voller Erleichterungsetzte ich mich in das fast leere Wartezimmer: Nur dreiPatienten vor mir! Ich blätterte zerstreut in einigenhygienischen Faltblättern. Die heißen nicht etwa so, weiljeder Wartende ein neues, keimfreies Exemplar erhielte(sie waren im Gegenteil schon recht zerfleddert), sondernweil sie dem Leser klarmachen, dass das Leben eigentlichein hygienisches Problem ist:Es geht einfach darum, das Richtige zu tun und dasFalsche zu lassen! (Warum erfährt unsereiner das erst mit48?!) Unsere Ärztin nimmt ihre Aufgabe ernst. Nach dreiStunden werde ich aufgerufen – inzwischen habe ichdank der Wartezimmerlektüre ein richtig schlechtesGewissen: Ich habe so gut wie alles falsch gemacht imLeben und es wäre nur gerecht und folgerichtig, wenn ichschwer krank wäre … Ich trete ins Sprechzimmer ein und

werde mit einem tiefernsten Blick angeschaut – was heißtan-, durchschaut: Diagnosis – ausziehen ist überflüssig. Esist wie verhext: Seit Tagen hatte ich diesen Schmerz, imLaufe meines Wartezimmeraufenthalts ist er langsamabgeklungen und jetzt ist er weg. Ehrlicherweise gesteheich: »Mir fehlt eigentlich nichts, ich bin gesund …« undfreue mich auf ein baldiges Abendbrot zu Hause, daumwölkt sich ihre Stirn und mit sanfter Stimme raunt sie:»Sie Armer…!« Die ganze Not der durch Krankheitengemarterten Menschheit scheint auf diesen zartenSchultern zu lasten, gleichzeitig tritt ein inneresLeuchten in ihre Augen: »Auf Sie habe ich seit 25 Jahrengewartet! Zu mir kommen immer nur kranke Leute, dieihr Leiden loswerden wollen, anstatt dem Schicksal fürden deutlichen Fingerzeig zu danken. Sie sind der Erste,der es begriffen hat: Grundlose, vitale, ja animalischeGesundheit ist ein großes Verhängnis, das denSelbsterkenntnisprozess verhindert! Aber Ihnen kanngeholfen werden. Ich verschreibe Ihnen einige Globuli,die den – bei Ihrem Lebenswandel – latent in Ihnen stek-kenden Krankheiten zum Ausbruch verhelfen werden,denn sie sind krankhaft gesund!«Was soll ich sagen: Das Zeug hat geholfen, das Stechenkam wieder und mit ihm viele, viele andere Symptome, sodass ich jetzt einen festen Termin jede Woche habe undmich mit ihr über meine Fortschritte freue!

Die Ärztin oder: Bewusstsein am falschen OrtVon CabaRetorte

Impressum

Herausgeber: Verband für anthroposophische Heilpädagogik,Sozialtherapie und soziale Arbeit e.V., Schloßstraße 9,61209 Echzell-Bingenheim, T. 0 60 35|8 11 90www.verband-anthro.de; [email protected]: Daniela Steinel, Manfred TrautweinJeder Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder; eine Übereinstimmungmit der Meinung der Redaktion kann aus seiner Veröffentlichung nichtabgeleitet werden. Titel und Bildunterschriften verantwortet die Redaktion,sinnwahrende Kürzungen vorbehalten. Beiträge ohne Autorenhinweis sindaus der Redaktion.Anschrift: Redaktion PUNKT UND KREIS, Schloßstraße 9,61209 Echzell-Bingenheim, T. 0 60 35|8 11 90, F. 0 60 35|8 12 [email protected]: Verlag Freies Geistesleben, Landhausstraße 82,70190 Stuttgart, T. 07 11/2 85 32 00 , [email protected]: Verlag Freies Geistesleben · Anzeigen & MarketingT. 07 11|2 85 32 32, F. 07 11|2 85 32 [email protected]: (außer Autorenabbildungen): Titelbild Dorothea Keicher, WolfgangSchmidt (S. 6), Haus Mandorla (S. 8, 9), Roland Freitag (S. 10), Winfried

Simon (S.12/13), Jürgen Geier (S.14), Tade Bai (S. 22), Mathias Spalinger(S. 29), Adrian Pintea (S. 30), Titelbild Michaeli 2008: Alanus Hochschule,Institut für KunsttherapieBeilagen: Gesamt-Auflage: Stiftung Lauenstein, Abo-Auflage: infoseitenanthroposophie, teilw. BEV-MitteilungenQuellenangabe zum U4-Zitat: frei nach Johann Wolfgang von GoetheDruck: Offizin Scheufele, StuttgartAuflage: 20.000 ExemplareErscheinungsweise: vierteljährlichRedaktionsschluss: Heft No. 13: 20. Juli 2008Anzeigenschluss: Heft No. 13: 01. August 2008Preise: Einzelversand 4 Euro, Gruppenverteilung 2 Euro. Der Preis ist imMitgliedsbeitrag des Verbandes enthalten und wird durch Mitglieds- undSolidarbeiträge der Mitgliedsorganisationen getragen.Vertrieb: Neben einer Vielzahl von Multiplikatoren, Geschäftspartnern undVerantwortlichen aus dem öffentlichen Raum erhalten Angehörige undMitarbeiter von 190 Einrichtungen und 150 Mitgliedsorganisationen desVerbandes diese Zeitschrift: Heilpädagogische Schulen, Lebensorte undWerkstätten für Menschen mit Behinderung, heilpädagogische und sozial-psychiatrische Wohn- und Therapieanbieter, Frühförderstellen und Ein-richtungen der Kinder- und Jugendhilfe.Unsere Autoren und Fotografen haben für dieses Heft ehrenamtlich gear-beitet. Der Wert Ihrer Honorare beträgt Euro 1.112,68.

Michaeli 2008Gewalt vermeiden

Wie entsteht strukturelle undwie verdeckte Gewalt in

der sozialen Arbeit und wielassen sie sich aufdecken und

verhindern? Was spricht aus derGewalt und wie kommen wir zuerfüllenden Konfliktlösungen?

Freuen Sie sich auf einemichaelische Ausgabe!

Aus:Johannes Denger:

»… und keiner merkt’s.«CabaRetorte für

RepräsenTanten, MitGlieder,AnthropoPhoben und die

Außenwelt.Mit Cartoons von siehste!

Verlag am Goetheanum 2003€ 9,–, ISBN 3-7235-1196-1

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:23 46

Page 47: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

J 08 2 47 :P K 23.05.2008 18:23 47

Page 48: Punkt und Kreis - Anthropoi...Adrian Pintea 30 themen & termine 31 eltern & angehörige Die Ferien meistern … Interview mit Charlotte Schorr 32 AktivUrlaub – Feriengruppe Ingeborg

Im Grenzenlosen sich zu finden,Wird gern der Einzelne verschwinden,Da löst sich aller Überdruss;Geheimes Wünschen, eignes Wollen,Statt läst’gem Fordern, strengem SollenIm Urlaub reisen ist Genuss.

frei nach Johann Wolfgang von Goethe

BFe

SaSi

ReH

UE

13

Johanni_08_Seite 48_1:Punkt_und_Kreis 23.05.2008 17:43 Uhr Seite 4