punkt lust & verdruss

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KREUZENDE AGRARKLINGEN Milliardenkampf auf dem Maisfeld UNHEILIGE DREIFALTIGKEIT Unheile Allmacht der Drogen MARK BENECKE KRIMINALBIOLOGE Weltberühmtester Forensiker im Fadenkreuz Festlichkeiten das ganze Jahr hindurch – mehr Lust als Verdruss? UND EWIG GRüSST DER FEIERTAG JANUAR/FEBRUAR2011 HEFT-N˚29JAHRGANG06 KOSTENCHF8,00 WEBPUNKTMAGAZIN.CH 9 771661 806003 29

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Auch in der Wirtschaftswelt spielen die Begriffe «Lust» und «Verdruss» eine zentrale Rolle. Dies zeigt sich unter anderem in Landwirtschaft, Nahrungsmittelindustrie, Städtebau und Automobilproduktion. Wo genau sich Lustvolles abspielt und wo eher das Verdrüssliche dominiert, zeigt diese PUNKTausgabe in mehreren Facetten.

TRANSCRIPT

Kreuzende AgrArKlingenMilliardenkampf auf dem Maisfeld

unheilige dreifAltigKeitUnheile Allmacht der Drogen

MArK BenecKe KriMinAlBiologeWeltberühmtester Forensiker im Fadenkreuz

Festlichkeiten das ganze Jahr hindurch –

mehr Lust als Verdruss?

und ewig grüsst der

Feiertag

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© 2010 Franklin Templeton Investments. Alle Rechte vorbehalten. Stand: 30.11.2010. Bitte beachten Sie, dass es sich bei diesem Dokument um werbliche Informationen allgemeiner Art handelt, wobei die Nennung der Fonds nicht als Anlageempfehlung zu verstehen ist. Der Verkaufsprospekt enthält detaillierte Ausführungen zu den mit einem Investment in unsere Fonds verbundenen Risiken. Bitte beachten Sie insbesondere, dass der Wert der von Franklin Templeton Investments begebenen Anteile oder Erträge an Investmentfonds sowohl steigen als auch fallen kann. Zahlstelle der Franklin Templeton Investment Funds in der Schweiz ist JP Morgan Chase Bank, Dreikönigstrasse 21, 8022 Zürich. Der aktuelle Prospekt ist auf unserer Homepage www.franklintempleton.ch erhältlich oder kann kostenlos bezogen werden bei Franklin Templeton Switzerland Ltd, ein Mitglied von Franklin Templeton Investment Funds, Bahnhofstrasse 22, Postfach, CH-8022 Zürich, Tel. +41 (0) 44 217 81 81, Fax +41 (0) 44 217 81 82, [email protected]. Herausgegeben von Franklin Templeton Switzerland Ltd, eine durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA autorisierte und regulierte Gesellschaft, als Vertreterin der Franklin Templeton Investment Funds. * Ein Teilfonds der Franklin Templeton Investment Funds (FTIF), eine in Luxemburg registrierte SICAV. ** Stand: 31.10.2010.

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VERDRUSSLUST &dass der Ramadan in der arabi-schen Welt mittlerweile ein wahres Konsumfest ist. Ein Fest, das fast schon derart kommerzialisiert wird wie Weihnachten. Konservative Kräfte fürchten bereits den Verlust des spirituellen Aspektes.

Chefredaktor Verlustängste sind universell und gnadenlos. Aber wenn wir schon von Saus und Braus reden, dürfen wir die bevölkerungsreichste Demokratie der Welt, Indien, nicht ausblen-den. Dort werden Hochzeiten à gogo veranstaltet und diese Ehe-schliessungen ...

Verlagsleiter ... fordern eine wahre Schwemme an Mitgift. Gold ist extrem beliebt, die dorti-ge Hochzeitsaison zeichnet denn auch für einen beachtlichen Teil der Nachfrage verantwortlich.

Chefredaktor Über 85 Pro-zent der weltweiten Goldnach-frage kommt von Investoren und Schmuckkäufern. Eine zeitlich begrenzte Steigerung der Gold-schmucknachfrage beeinflusst den Globalmarkt also weit mehr als

etwa ein konjunkturabhängiger Industriebedarf.

Verlagsleiter Genug jetzt vom Gold. Die aktuelle Ausgabe ist ja schliesslich breit gefächert. Und hast du nicht letzthin mal etwas von neuen Rubriken erzählt?

Chefredaktor Zu den Neuerungen gehören drei Kolumnisten. Dieses Triumvirat sorgt für frischen Wind. Von Kultur über Finanz und hin zu Genüsslichem, oder eben auch nicht Genüsslichem, ist bestimmt für jeden Geschmack etwas dabei.

Verlagsleiter Da bin selbst ich gespannt. Worauf werden die Scheinwerfer sonst noch gerichtet?

Chefredaktor Präsentiert wer-den Happen aus den Bereichen Autoindustrie, Agrarwelt und Ernährungsindustrie. Nicht min-der interessant ist das Geschehen rund um die Themen Megastädte, Innovation und Sicherheit.

Verlagsleiter Was kannst du, du hast dich ja informiert, Drogen-technisches offerieren?

Chefredaktor Jährlich werden schweizweit eine Million Franken an Drogengeldern konfisziert. Der grösste Drogenfund waren bislang 70 Kilo Kokain. Der Wert beträgt rund sieben Millionen Franken, gestreckt wohl das Doppelte.

Verlagsleiter Was hat es mit dieser Million Franken auf sich?

Chefredaktor So hoch ist der Betrag, der im Durchschnitt von der Stadtpolizei konfisziert wird – pro Jahr. Doch wenden wir uns von den Betäubungsmitteln ab und dafür anderen Schmankerln zu, denn davon gibt es einige.

Verlagsleiter Hoffentlich erfah-ren wir dann auch, was mit dieser Million geschieht. Was sind denn die weiteren Schwerpunkte dieser Ausgabe?

Chefredaktor Der weltberühmte Forensiker, Kriminalbiologe, Psychologe, Autor, Moderator und Referent, Dr. Mark Benecke, lässt sich auf den Zahn fühlen. Das gilt auch für Kris Kuksi, den Kult-Künstler aus den USA.

Chefredaktor Rino, dieser Tage überschäumen die Emotionen, Feiertage sei Dank. Zeitgleich werden Fressorgien veranstaltet und Geschenkmanien gefrönt. Was ist da Lust, was Verdruss?

Verlagsleiter Eine gute Frage, die ich so nicht beantworten kann, kommt es doch jeweils auf die Sichtweise an. Sicher ist, dass nicht nur etliche Verkaufsläden von den Festlichkeiten profitieren, sondern beispielsweise auch Fitnessketten und Ärzteschaften.

Chefredaktor Subjekte, die sich an derartigen Schmäusen gesund-stossen, gibt es wohl fast in jeder Branche. Der Weihnachtserlös ist hierzulande für viele Geschäfte, vor allem im Detailhandel, einer der wichtigsten Umsatzbestand-teile. Doch im Rampenlicht ste-hen auch islamische, amerikani-sche oder russische Festtage.

Verlagsleiter Was mich diesbe-züglich überrascht, ist der Fakt,

PunktmagazinN°29Lust&Verdruss

03

crescendo

WorteRinoBoRini&CyRilSChiCkeR

BildBoRiSGaSSmann

inhaLTn˚29 / 2011LUST &VERDRUSSJanUaR/FEbRUaR

wirtschaftliches

08 UnD Ewig gRüSST DER FEiERTag

Egal welche Kultur, ein Grund zum Feiern findet

sich immer. Auch wenn die Feiertage unter­

schiedlichen Ursprungs sind, haben sie eines

gemein: Den Faktor Spass. Damit verbundene

Nutznies ser sind äusserst vielseitig.

15 KURz & bünDig

Liberalismus / Staatsfreunde / Mitte­Marken /

Ozeanisches / Reisen / Exzesse /Wintersport /

Berlinerisches / Lustplaneten / Single­Dasein

20 ERSaTz:MEnSch An menschenähnlichen Robotern wird seit Jahr­

zehnten, mit (Teil­)Erfolg, herumgetüftelt. Auch

wenn sie bislang mehr Ergänzung denn Ersatz

darstellen, die Zukunft bringt Spannendes.

23 SichERES KiRchEnaMEn? Immer komplexer und vertrackter wird unser

Alltagsleben. Die Gewährleistung der damit

verbundenen Sicherheit gehört zu den schwie­

rigsten Herausforderungen überhaupt.

24 KaMpF iM MaiSFELD In der Agrarwirtschaft wird erbittert gekämpft

und längst sind auch Politiker, Globalunterneh­

men, Bioverfechter und Landwirte involviert.

Fronten sind verhärtet, verpuffende Milliarden­

beträge an der Jahresordnung.

26 MEgaSTäDTE Das Wort «mega» wird inflationär verwendet,

doch vieles verdient diese Bezeichnung nicht.

Die immer mehr und immer grösser werdenden

Megastädte schon. Der anhaltende Trend zur er­

höhten Urbanisierung bringt allerdings nicht

nur Chancen, sondern auch Gefahren.

30 ESSEn UnD TREnDS Einst nannte man «das Kind beim Namen»

– nämlich Nahrungsmittel. Rasch jedoch mau­

serten sich diese zu «Food». Food wiederum

wurde mehr oder minder konzis(­er) beschrie­

ben mit «Fast», «Slow», «Convenient» oder

«Sensual». Der neueste Schrei ist die sogenannte

Lichtnahrung. Hunger?

32 ToDESSTiMMUng in MoTown Ein Leben ohne Auto, können wir uns das über­

haupt noch vorstellen? Wohl nicht – und dabei

spielt es keine Rolle, ob man das Auto als Not­

wendigkeit empfindet oder es zum Statussymbol

erklärt. Wohin geht die Fahrt?

34 nachhaLTigKEiT Kolumne von Dr. Mirjam Staub­Bisang, Finanz­

expertin mit Anwaltspatent und MBA­Abschluss.

08

inserenten

02 Franklin Templeton

29 Vontobel

35 Goldman Sachs

39 Lyxor

51 Fonds 2011

56 FinanzBuch Verlag

65 PUNKTmagazin

81 Swiss

83 Club 25+

84 Swissquote

PUNKTcover N˚29

BildBorisGassmaNN

ModelaNiNaWidmer

PostProduktionFaBiaNWidmer

danksagungBeTTiNa, maya & saBriNa

04

Lust&VerdrussN°29Punktmagazin

12

inVestierbAres

36 iM SchLEUDERgang DER böRSE

Während sich das eine Jahr dem Ende hingibt,

erblickt das andere Jahr das Licht der Welt. Die

Zeit ist also reif für eine Retrospektive und

einen Ausblick. Welche Produkte machen für

welchen Investor Sinn? Welche Anlegerfehler

werden immer wieder begangen und welche

Fehler sind gar keine eigentlichen Fehler?

40 pRoDUKTE in KüRzE Klimaschutz / Agrarrohstoffe / Hedge Funds /

Lasterhaftes /Nullzinsen / Hebelprodukte

43 gEFahREnhERDE bEi SichEREn anLagEn

Nicht jedes Finanzengagement, das als sicher

gilt, ist es auch wirklich. Ein genaues Hinsehen

ist wichtiger denn je, das gilt selbstverständlich

auch bei passiven Investments.

44 Ein ThEMa, zwEi STanDpUnK TE

Prof. Dr. Michael Heise (Allianz Gruppe) &

Thomas Hess (Swiss Re) ausgefragt.

46 panoRaMa SwiSS & gLobaL aM

Die Chinesen lieben Luxus.

48 panoRaMa böRSE Scoach ag

Passive Finanzprodukte und ihre Eigenheiten.

50 «LUST & VERDRUSS» Top VERSUS FLop

Anleger können sich die kräftigen Turbulen­

zen der Börse zu Nutze machen.

Dr. Mark Benecke: Forensiker, Moderator,

Autor, Referent – und nicht zuletzt Donaldist.

Menschen in eine Traumwelt entführen –

und dabei Gewinn zu machen, ist das Ziel.

kopFLAstiges

52 DR. MaRK bEnEcKE Der umtriebige Kriminalbiologe mit forensi­

schem, entomologischem, psychologischem und

zoologischen Hintergrund ist einer der welt­

besten seines Fachs. Benecke ist ein Unikum.

Der gebürtige Deutsche grenzt sich aber auch

anderweitig ab – als Moderator, Schauspieler,

Autor und Referent.

59 bETäUbEnDE aLLMachT Jedem sind Drogen, in welch’ Form auch immer,

irgendwann und irgendwie schon über den Weg

gelaufen. Drogen spielen in der Gesellschaft seit

Jahrtausenden eine tragende Rolle. Doch welche

Arten gibt es? Woher kommen sie? Wie entfalten

Drogen überhaupt ihre Wirkung? Nebulöses

gibt Informativem die Klinke in die Hand.

64 KRonzEUgniS Kolumne vom Querdenker, Entrepreneur mit

akademisch­querulatorischem Gedankengut.

genüssLiCHes

66 wEihnachTS- SpEKTaKEL

Wie so oft: Eine Idee entwickelt sich zu einer

Vision und aus dieser wird schliesslich ein kon­

kretes Projekt. Mit dem Weihnachstszirkus

Swiss Christmas wollen Anna und Johannes

Mayer Menschen in eine Traumwelt entführen.

Doch keinesfalls dürfen dabei die wirtschaftli­

chen Aspekte vernachlässigt werden.

71 ViEL LUST UnD wEnig VERDRUSS Kolumne von Dr. Dirk Boll, Jurist und geschäfts­

führender Kulturmanager in Personalunion.

72 KUnSTVoLLER EKLEKTiziSMUS

Wenn sich Kunstvolles in die Welt von Morbidität,

Bizarrerien und Fatalitäten begibt, bedeutet das

nicht, dass damit kein Geld und keine Aufmerk­

samkeit verdient werden kann. Im Gegenteil.

Sagenhaftes offeriert der US­Kultkünstler Kris

Kuksi. Alle Macht der Andersartigkeit!

76 poMpöS Nachhaltige Reisen, Omega­Uhr, Bang&Olufsen­

Lautsprecherdok, Taittinger­Champagner, Faber­

Castell­Schreibgerät, Meister­Silber­Champagner­

kühler, BMW­Cabrio

78 qUoTiDian Vertu­Smartphone, Strellson­Anzug, Carrera­

Skihelm, Artmodul­Sideboard, Bally­Tasche,

Felix­Bopp­Gürtelschnalle, Treger­Hosenträger

80 apaRT Stringbike, iPhone­Objektiv, Beschle­Confise­

rie, Grand­Marnier­Likör, Die­Lichttherapie,

Clitcare­Vibrator, Boutique­Fé’s­Accessoires

Unter AnDereM

03 Crescendo

06 Impressum

07 Rückblick

82 Descendo

36 52 66

PunktmagazinN°29Lust&Verdruss

05

Index

AUFLAge

12 500 Exemplare

40 000 Leser/Ausgabe (LpA)

issn-nr.

1661-8068

ersCHeinUng

6x jährlich

N˚29 Januar / Februar

N˚30 März / April

N˚31 Mai / Juni

N˚32 Juli / August

N˚33 September / Oktober

N˚34 November / Dezember

HAFtUngsAUssCHLUss

Die Wiedergabe von Artikeln

und Bildern, auch auszugswei-

se, nur mit Genehmigung des

Verlags. Für unverlangte Zusen-

dungen wird jede Haftung ab-

gelehnt. Die im Magazin ver-

öffentlichten Angaben dienen

der Information und sind kei-

ne Aufforderung zum Kauf und/

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dukten.

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enstijl.nl, B07 mrrobot.com, S28

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Jeremy Woodhouse, S34 Pat-

ricia Faessler, S55-56 PR Ben-

ecke, S57-58 Markus Bach-

mann, S61 Bloomberg (Getty

Images), S62 Edit (Getty Ima-

ges), S63 Eidg. Zollverwaltung,

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oUt

AusgAbe N°26

Gezeichnet wird das wahre

Gesicht Afrikas, der Wiege der

Menschheit.

AusgAbe N°27

Ob wir kaufen oder hamstern,

Konsum ist der wirtschaftliche

Wachstums treiber schlechthin.

AusgAbe N°28

Gigantisches gibt Manischem

die Klinke in die Hand. Oft aber

ist das eine wie das andere.

AusgAbe N°24

Es gibt 70 Billionen Gründe

(und mehr), sich für Infrastruk-

tur zu interessieren.

AusgAbe N°25

Das universelle, emotionsge-

ladene Milliardenspiel schlägt

Brücken und betört – auch Sie.

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inhaLTn˚29 / 2011LUST &VERDRUSSJanUaR/FEbRUaR

06

Lust&VerdrussN°29Punktmagazin

Impressum

Seit Erscheinen der letzten Ausgabe sind zwei weitere Monate ins Land gezogen, doch Hiobsbotschaften bezüglich der weltweiten Schuldenberge halten an. Aufgeben ist verboten und so wird der Kampf gegen die Windmühlen noch länger andauern.

V or über 90 Jahren stieg der englische Kartograf Reginald Anson in der

walisischen Kleinstadt Fynnon Garw auf einen Hügel – und kam von einem Berg herunter. Die-ses Schmankerl wurde später mit Hugh Grant in der Hauptrolle filmisch festgehalten. Im moder-nen Wirtschaftskino ist natürlich nicht Hugh Grant der Hauptdar-steller. Viel eher stehen Regie-rungen im unrühmlichen Ram-penlicht. Auch sie sind auf einen Hügel gestiegen und finden den Abstieg nicht mehr. Und selbst wenn sie wissen, wo er sich befin-det, ist er meist zu steil und allei-ne nicht zu bewältigen.

Ein Stück mit zwölf Nullen Die an Gigantomanie kaum zu über-bietenden Schuldenberge betref-fen uns alle, wir sind uns ihrer denn auch bewusst – oder soll-ten es zumindest sein. Darum zur Erinnerung: Das Stück, das der-zeit auf der globalen Wirtschafts-bühne aufgeführt wird, heisst 52 000 000 000 000 Dollar. Wer die Nullen nicht zählen mag: Es sind deren zwölf und somit stol-ze 52 Billionen Dollar. Hauptak-teure, auf Staats ebene versteht sich, sind die Vereinigten Staaten (17,9 Billionen Schulden), Japan (12,3 Billionen), Italien (2,7 Bil-lionen), Deutschland (2,7 Billio-nen), Frankreich (2,5 Billionen), Grossbritannien (2,3 Billionen), und Brasilien (1,2 Billionen).

Die medial omnipräsenten Sorgenkinder Portugal (213 Mil-liarden), Griechenland (450 Mil-liarden) und Spanien (1078 Mil-liarden) halten zwar die Welt in Atem, doch ennet der Tausend-Milliarden-Grenze befindet sich lediglich Spanien. Der hilfsberei-te «Souffler» ist hier übrigens das US-Wirtschaftsforschungsinstitut Global Insight, das diese Werte akribisch berechnet hat.

BIP nicht vergessen Diese Sum-men sind gross. Sehr gross. Schier unvorstellbar gross. So gross, dass es vermutlich unmöglich ist, sie je-mals abzutragen. Doch so unwirt-lich eng geschnürt dieses verflixte Korsett auch ist, nicht alle schul-denschwangeren Nationen haben akute Atemnot. Wichtig ist, die Schulden in Relatio zum BIP zu betrachten. Arg sieht es diesbe-züglich in Japan aus, denn gemäss Weltwirtschaftsinstitut HWWI liegt deren Wert bei 200 Prozent des BIP. Sie müssten also zwei Jah-re arbeiten, um den jetzigen Schul-denberg abzutragen und während dieser Zeit erst noch keine neu-en Schuld(-zins)en machen. Dies-bezüglich muss beachtet werden, wer die Schuldner denn überhaupt sind. In Japan sind es vor allem in-ländische Private, was die Situation etwas entschärft. Schlechter sieht es beispielsweise in Griechenland und Portugal aus, sie stehen insbeson-dere bei ausländischen Investoren in der Kreide. Wie diese Schuldenberge ver-kleinert werden sollen, ist nicht unumstritten. Im Frühjahr 2010 hat sich die EU quasi in einer Nacht- und Nebelaktion dazu entschieden, einen gigantischen Rettungsschirm über alle mög-lichen Insolvenzkandidaten des Euroraums zu spannen. Nach-dem man bereits Griechenland vor dem Staatsbankrott geret-tet hat, ist Irland als nächstes an der Reihe. Und auch die nächs-

ten Pleitekandidaten stehen be-reits fest. Es sind Portugal, Spani-en, Italien aber auch Belgien. Doch der gigantische Rettungs-schirm reicht bei weitem nicht mehr aus, um sie alle vor dem finanziellen Kollaps zu bewahren. Trifft dieser ein, ist der Euro in sei-ner Funktion als Stabilitätswäh-rung gescheitert. Damit es nicht soweit kommt, gibt’s nur eine Lö-sung: sparen, sparen, sparen. Eini-ge Ökonomen wollen den Abbau über Inflation bewerkstelligen, andere wiederum finden diese Lösung suboptimal. Die Gefahr liegt in plötzlichen Inflationsschü-ben, die bei einer sowieso schon hohen Inflation vermehrt auftre-ten können – und deren Auswir-kungen definitiv nicht mehr zu kontrollieren wären.

An die Arbeit! Kontrolle hin, Kon-trolle her, glücklicherweise gibt es auch Erfreuliches zu berichten. So verzeichnete etwa unser Länder-nachbar Deutschland im Novem-ber 2010 mit 2,93 Millionen Stel-lensuchenden (Arbeitslose, aber nicht Suchende sind da selbstver-ständlich mit eingerechnet) den niedrigsten Stand seit 1991. Frank-Jürgen Weise von der Bundesagen-tur für Arbeit (BA) prägnant: «Der Arbeitsmarkt profitiert von der gu-ten Konjunktur.» Auf eine Fortset-zung des Höhenflugs hofft nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa. Schliesslich ist «der gros-se Kanton» mit Abstand grösster Geldlieferant der Union. Schweizweit ist die Arbeits-marktsituation zwar nicht mit Re-kordmeldungen gesegnet, immer-hin aber zeigen gemäss Bundesamt für Statistik die vierteljährlichen Indikatoren des Beschäftigungs-barometers ein deutliches Wachs-tum gegenüber dem dritten Quar-tal 2009. Wie im Vorquartal zeigen alle weiteren in die nahe Zukunft gerichteten Indikatoren eine posi-tive Tendenz.

im zwang derschuldenblase

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PunktmagazinN°29Lust&Verdruss

07

rückblIck

WorteDAViDFeHr&CyriLsCHiCker

Gefeiert wird immer und überall. da spielt die jeweiliGe

weltwirtschaftssituation lediGlich eine unterGeordnete rolle.

ein leben ohne wiederkehrende feste wie ostern, erntedankfest,

ramadan, weihnachten, silvester und nationalfeiertaGe

ist denn auch kaum vorstellbar. oft entfernen sich die feste

jedoch von ihrer ursprünGlichen bedeutunG und verkommen

zur rechtfertiGunG für konsum. es sind happeninGs, bei denen

die menschen sich selbst feiern. schlecht ist das nicht,

allenfalls ein bisschen fraGwürdiG.

Worterinoborini&CyriLsCHiCker

bilderborisgAssMAnn&FAbiAnWiDMer

PunktmagazinN°29Lust&Verdruss

09

CoverstoryWIrtschaftlIches

Ein Kalenderjahr ist mit Festeinträgen förmlich ge­spickt. Feierlichkeiten gehören schon seit jeher dazu. Es gibt denn auch unzählige Anlässe, um Korken knal­len zu lassen. Religiöse Feste, historische Feiertage und Geburtstage stellen meist das Gedenken an wichtige Ereignisse dar, bei Partys und Festivals fusst der Anlass

auf dem Faktor Spass. Das Hier und Jetzt ist wichtig, gewissermas sen auch das Gemeinschaftsgefühl. Letzteres dürfte aber eine der wenigen Gemeinsamkeiten sein. Nur weil das Bewusstsein für bestimmte Tra­ditionen und Gebräuche schwindet, bedeutet das aber noch keinen Gesellschaftszerfall. Feierlichkeiten sind immerhin eine wichtige Stütze für den Konsum – und damit Wirtschaftswachstumstreiber. Weihnachten. Obwohl das heilige Christfest eines über 2000 Jah­re zurückliegenden Ereignisses gedenkt, bildete sich das moderne X­Mas­Fest erst im 19. Jahrhundert heraus. Heute ist Weihnachten ein kommerzielles Familienfest mit starken Fokus auf Geschenken. Der österreichische Liedermacher Ludwig Hirsch manifestierte diesen Umstand übrigens in einem seiner famosen Songs. Nun, Geschenke sind in der Zwischenzeit fast schon obligatorisch geworden, Nächsten­liebe hat im Heute eine andere Bedeutung gekriegt. Konsum bedeu­tet allerdings nicht nur Geschenkgeilheit, son­dern auch mehrtägige Tafeleien.

Ausgabefreudige Schweizer Medienspre­cherin Astrid Gloor von Jelmoli Zürich dazu: «Anfangs November haben wir uns auf Weih­nachten eingestellt, und per Ende Dezember ist diese Zeit vorbei. Diese Zeit ist für uns äus­serst wichtig, sie gehört zur verkaufsstärks­ten des ganzen Jahres.» Laut Globus­Presse­chef Jürg Welti sei die (Vor­)Weihnachtszeit für bis zu 40 Prozent des Jahresumsatzes ver­antwortlich. Dies sagte er zumindest im Jahr davor, dieses Jahr gibt er sich – genau wie die Presseabteilung von Jelmoli – zugeknöpft. Angst braucht der Mann nicht zu haben, denn das Geld sitzt bei Schweizerinnen und Schweizern, schenkt man einer Studie des Be­ratungsunternehmens Ernst & Young Glau­ben, wieder lockerer. Für Geschenke werden 2010 im Schnitt 301 Franken ausgeben, 34 mehr als im Jahr zuvor. Davon profitieren völlig unterschiedliche Branchen. Beda Durrer, Leiter Corporate Communications bei BMW (Schweiz) AG, sieht in seinem Umfeld nicht zwingend eine Weihnachtszeit, sondern unterteilt das Jahr in zwei saisonal starke Umsatzperioden: Das Frühjahr mit üblicher­weise vielen Modellneuheiten und der erfahrungsgemäss starke Jah­resausklang verbunden mit vorweihnächtlicher Einkaufsfreude. Martti Wichmann, Vertreter der Marke Aesop Schweiz (naturbasierte Exklu­sivprodukte im Bereich Haut­, Haar­ und Körperpflege) erzielt wäh­rend der Weihnachtszeit bis zu dreimal mehr Umsatz als in anderen Monaten. Luxuslingerie­Hersteller Agent Provocateur gibt gemäss Creative Director Sarah Shotton zwar ebenfalls keine Umsatzdaten bekannt, lässt immerhin einblicken, dass ihr Weihnachtsgeschäft die Monate November und Dezember «beherbergt». Jedes Jahr aufs Neue wartet Agent Provocateur mit neuen Kostbar­keiten auf. Damit ist das Unternehmen natürlich nicht alleine. Unbe­kannter sind in der Regel Firmen, die sich der Duftforschung hinge­ben. Givaudan, einer der Weltmarktführer, zum Beispiel. Hierbei ist nicht das klassische Parfümeriegeschäft Givaudans gemeint, sondern viel mehr Duftentwicklung für die Privatwirtschaft. Duftmarketing nimmt eine immer wichtigere Rolle ein. Das Fragrance Research Cen­tre kostet Givaudan, so Medienchef Peter B. Wullschleger, 400 Milli­onen Franken pro Jahr. Er zur Duftwirkung: «Der Kunde will mehr und mehr sicher sein, dass er rund um die Erde jeweils regional den richtigen Duft für seine Produkte findet. Man hat begriffen, dass

Innovation im Bereich Duft der beste Verkäufer ist für alle Erzeug­nisse des Lebensalltags, genau wie das Luxusparfüm.» Wullschleger spricht von Kunde. Wer nimmt denn die Dienste Givaudans in Anspruch beziehungsweise bei welchen Produkten bezirzen uns Düfte? «Die findet man so ziemlich überall, vom Putz­ und Waschmittel über Zahnpasta hin zu Bodylotion. Räume, Autos, Kinos et cetera werden gleichwohl beduftet wie Konzerthallen.» Wäh­rend sich also Produkthersteller wie Verkaufsstätten ob Weihnach­ten in die Hände klatschen und frohlocken, warnen andere davor. So etwa der US­Professor Joel Waldfogel. Er redet von Geldverschwen­dung, die inzwischen pro Jahr mehr als 100 Milliarden Franken aus­mache. Diese erklärt er mit der Differenz der Beträge, die Schen­ker und Beschenkter bereit sind, für den Artikel zu bezahlen. Beim Beschenkten ist dieser in der Regel niedriger, der Fehlbetrag verpufft.

Wahre Bedeutung? Mühe mit dem mehrmonatigen Vergnügen bekunden auch Kirchenvertreter. Sie argumentieren, die Bedeutung der kirchlichen Feste gehe verloren. So wehrte sich beispielsweise die evangelische Kirche in Deutschland im letzten Jahr und lancierte eine Kampagne mit den Namen «Alles hat seine Zeit! Advent ist im Dezem­

ber». Soziologeprofessor Dr. Jörg Rüpke von der Universität Erfurt beschreibt Weihnachten wie folgt: «Soziologisch muss man ganz deut­lich sagen, dass sich die massive religiöse The­matisierung und die wirtschaftliche Bedeu­tung wechselweise stützen. Keine christliche Kirche könnte soviel in Weihnachtswerbung investieren, wie die vom Fest profitierenden Produktanbieter.» Beim Detailhändler Coop wird in der zweiten Oktoberwoche mit der Platzierung erster Weihnachtsartikel begon­nen. Auch im Spielzeuggeschäft geht es schon Monate vor dem ersten Advent weihnachtlich zu und her. Suzanne Nievergelt, Pressespre­cherin von Franz Carl Weber: «In den Mona­ten November und Dezember werden rund 40 bis 50 Prozent des Jahresumsatzes generiert.» Denise Stadler, Mediensprecherin von Coop, erklärt die Bedeutung von Weihnach­ten so: «Das Weihnachtsgeschäft macht im Supermarkt­Bereich etwa 10 Prozent des Jah­resumsatzes aus. Über alle Coop­Formate hinweg kann man sagen, dass der Umsatz im Monat Dezember im Schnitt 20 Prozent hö­her liegt als in anderen Monaten.» Diese Zeit ist für die Branche also entscheidend. Nach Schätzungen des EU­Statistikamts werden

im Weihnachtsgeschäft 2010 über 400 Milliarden Franken umge­setzt. Wie es Schätzungen an sich haben, die jeweilige Spannweite ist gross. Wie dem auch sei, der Betrag entspricht 16 Prozent des jähr­lichen Einzelhandelsumsatzes in Europa. Profiteure sind in diesem Jahr klar die Betreiber von Online­Shops. Eine Studie des Centre for Retail Research aus Nottingham zeigt, dass der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um rund 25 Prozent zunehmen wird. Die geschätzten 13 Milliarden Umsatz aus dem Online­Geschäft sind im Vergleich zum Gesamtkuchen jedoch bescheiden. Trotz­dem wird es immer mehr zu einem gewichtigen Gegenspieler für den klassischen Verkauf. Internet­Verkäufe werden diese Weihnachten in ganz Europa wichtiger sein denn je. Vor diesem Hintergrund haben jene Einzelhändler, die ihre Wachstumsperspektiven stärken wollen, die Bedeutung einer guten Web­Präsenz erkannt. So haben im letz­ten Quartal 2010 etwa H&M und Zara Online­Shops gestartet. Auch Aesop ist 2010 auf den Online­Zug aufgesprungen.

«Turkey Day» In den USA und Kanada wird jeweils Ende Novem­ber das Thanksgiving­Wochenende eingeläutet. Mit seinen ursprüng­lich religiösen Wurzeln der Pilgrim­Danksagung für eine ertragrei­che Ernte ist das heutige Thanksgiving nur noch über den Namen ¬

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verbunden. Auch das nur teilweise, denn in der Umgangssprache wird das Fest oftmals «Turkey Day» genannt. 2010 wurden hierbei insgesamt 45 Milliarden Franken ausgegeben, insbesondere Schmuck und Spielwaren waren gefragt. Ein Drittel betraf Internet­Käufe. Gefolgt wird Thanksgiving vom «Black Friday», der für die meisten Schulen und Firmen ebenfalls ein Freitag ist. Seinen Namen trägt die­ser Tag, weil dann die Umsätze traditionell enorm hoch sind und so manchem Detailhändler wieder zu schwarzen Zahlen verhelfen. Der ehemalige US­Präsident Franklin D. Roosevelt wollte übrigens 1939 das Thanksgiving­Fest aus ökonomischen Überlegungen auf den dritten Donnerstag im November vorziehen. Da das grosse Truthahn­Essen in den Vereinigten Staaten traditionell den Startschuss für die Weihnachtszeit gibt, wollte er seinen Bürgern mehr Zeit zum Einkau­fen geben. Roosevelt konnte sich nicht durchsetzen, der Termin blieb am vierten Donnerstag. Auch Medien spielen im Weihnachtsgeschäft eine wichtige Rolle. In den Tagen vor dem ersten Advent überschla­gen sich die Meldungen über ein ausserordentlich brummendes und grossartiges Weihnachtsgeschäft. Und nach Weihnachten, wenn der Einzelhandel hat verlauten lassen, er sei mit dem Geschäft zufrieden, wird medial die Klaviatur des grandiosen Nachweihnachtsgeschäfts bespielt. Die Spitze wird mit dem Jahreswechsel erreicht: rekord hohen Fluten von SMS­Glückwünschen sei Dank. Swisscom relativiert das Ganze. Als Versorger mit Telekom­Dienst­leistungen müssten einerseits über das ganze Jahr die entsprechen­den Kapazitäten vorhanden sein, anderseits seien in den Tagen vor oder nach Silvester oftmals die Anzahl der Kurzmitteilungen gerin­ger. Swisscom Medienchef Sepp Huber ergänzt: «Betrachtet man die Swisscom­Umsätze über das ganze Jahr, dann spielt das Weihnachts­geschäft wie auch das Neujahrsfest eigentlich keine Rolle. Zwar stei­gen die Handy­Verkäufe durchaus, jedoch sind ja die meisten Ange­bote von der Swisscom subventioniert. Somit dauert es eine Zeit, bis die wirklichen Erträge zu Buche schlagen.»

Wenn der Osterhase kommt ... Wer genug hat von Weihnachten und Neujahr, für den gibt’s ja noch das Osterfest. Bei diesem kirchli­chen Feiertag wird ein analoges Bild gezeichnet. Wiederum rund acht

Wochen vor dem Happening hoppeln erste Schokoladenhasen in die Regale. Auch die Osterzeit treibt die Umsätze im Detailhandel kräftig nach oben. Bei Coop liegen sie in den Supermärkten rund 40 Prozent über einem durchschnittlichen Samstagsumsatz, so Denise Stadler von der Pressestelle Coop. Dies nicht nur, weil am Ostermontag die Geschäfte geschlossen bleiben, denn gefärbte Eier gehören zwar nach wie vor zum Fest, doch als Geschenk sind sie längst überholt. Seit einigen Dekaden rollen an Ostern wahre Gabenlawinen heran. Die Kirchenbesuche hingegen nehmen an Ostern nicht zu. Soziologe Jörg Rüpke dazu: «Das zunehmende Interesse an der Kommerzialisierung des Osterfestes lässt noch hoffen. Aber auch im protestantischen Bereich liegen die Gottesdienstbesucherzahlen für Karfreitag kaum noch über dem üblichen sonntäglichen Durchschnitt.» Szenenwechsel: Richten wir den Blickwinkel nach Osten in die muslimische Welt, immerhin die zweitgrösste Religionsgemeinschaft. Während bei uns der Weihnachtsbaum geschmückt ist, Lichterketten die Strassen beleuchten und der Weihnachtskonsum dem Handel viel Umsatz beschert, spielt Weihnachten im Islam keine Rolle, da es in der Agenda der islamischen Festlichkeiten keinen Platz findet. Über­haupt kennt der Islam nur zwei wirklich echte Feste: Das Opferfest, das im Rahmen von Pilgerfahrten stattfindet, und das Fest des Fasten­brechens, das zum Ramadan­Abschluss gefeiert wird. Ramadan ist bei weitem nicht nur ein spirtuelles Ereignis, sondern eher ein Konsumfest und bei 1,6 Milliarden Gläubigen schlägt dies zu Buche. Der Glaube schreibt vor, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang aufs Essen, Trinken und Rauchen zu verzichten. Doch in der moder­nen Zeit schlägt das Pendel oft ins andere Extrem aus. Das Fastenbre­chen, die Mahlzeit nach Einbruch der Dunkelheit, gerät oft zur üppi­gen Schlemmerei, mit der Gäste aus dem Familien­ und Freundes kreis beeindruckt werden sollen. Das untermauert auch die Buchautorin Madlaina Brogt, die mehrere Jahre in den Emiraten und in Ägyp­ten lebte: «Es gibt die Strömungen zu riesigen Essen am Abend und

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grossen Parties, die den eigentlichen Sinn untergraben. Ähnlich wie die Konsumschlacht an Weihnachten in vielen christlichen Gebie­ten.» Dies gilt selbstverständlich nicht flächendeckend, ist aber eine Erscheinung, die vermehrt auftritt. Absolut empfehlenswert ist in dem Zusammenhang «Religulous», eine sagenhafte Mockumentary von Bill Maher aus dem Jahr 2008.

Konsumrausch Ramadan Nächtliche Fest­lichkeiten haben in den vergangenen Jahren im Nahen Osten vielerorts zunehmend ertragrei­che Dimensionen angenommen. Im Libanon, wo arabische Traditionen und globalisierte Konsumkultur bisweilen schrill aufeinander­prallen, wird der Ramadan besonders aus­schweifend und vielfältig gefeiert. So hat sich Beirut zu einem regionalen Lieblingsreiseziel entwickelt. Vor allem in der Schlussphase strö­men Zehntausende Touristen vom arabischen Golf herbei. «Die Leute kaufen wie verrückt, auch Christen stehen mittlerweile total da­rauf», zählt Abdul­Karim Al­Mumin, Senior­ Manager des führenden Einkaufszentrums im Libanon. Er freut sich nicht nur aus berufli­chen Gründen jedes Jahr auf den Fasten monat: «Ramadan ist eine der schönsten Zeiten im Jahr, es ist, wie jeden Tag Geburtstag haben.» Eine grosse Mehrheit der fastenden Muslime versammelt sich während des Fastenmonats abends stun­denlang vor dem Fernseher. Die Werbeminutenpreise schiessen dann jeweils regelrecht in die Höhe. In keinem anderen Monat sitzen soviele Menschen vor dem TV. Allerdings – und das ist entscheidend – ist der Ramadan gerade in den islamischen Entwicklungsländern eine

soziale Institution. In dieser Zeit muss fast niemand hungern, was ansonsten für viele Millionen Menschen Alltag ist. Islam­Kennerin Brogt erklärt: «Während des gesamten Ramadans findet man etwa in Ägypten sogenannte Tische der Barmherzigkeit, an denen die Armen nach Sonnenuntergang nach dem Maghreb­Gebet verköstigt werden und dort ihre erste Mahlzeit des Tages einnehmen.»

Ein Fünftel der Welt auf Achse Welch’ Phil­anthropie. Doch wie, was und wo wird in der Weltwirtschaftswucht China gefeiert? Rund um die Zeit, in der wir Ostern zelebrieren, beginnt im bevölkerungsreichsten Land der Erde das Neujahrsfest, auch Frühlingsfest genannt. Zum chinesischen Neujahr steht die Nation Kopf. Eine Woche lang wird ge­saust und gebraust. Es ist das wichtigste Fest des Jahres – und das für immerhin andert­halb Milliarden Menschen. Es erstaunt nicht, dass es die Zeit der grössten Volksbewegun­gen überhaupt ist. Währenddessen sind zirka 200 Millionen Chinesen per Zug und rund 25 Millionen per Flugzeug unterwegs, um ihre Familien zu besuchen. Auch da herrscht ein regelrechter Kaufrausch. Überreicht wer­den oft Geldgeschenke in roten Umschlägen, denn rot ist in China die Farbe des Reichtums und des Glücks.

Auch wenn in China nur knapp zwei Prozent Christen leben, wird immer häufiger auch das Weihnachtsfest gefeiert. Gerade unter jun­gen und wohlhabenden Chinesen gilt Weihnachten als trendy. Es ist gleichsam ein Bekenntnis: Ja, ich gehöre dazu – zur globalen Kon­sumentengemeinschaft. Beliebt ist in China auch das Verschicken ¬

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von SMS-Glückwünschen. Bei den mitunter grossen Distanzen ist ein Besuch der Verwandten nicht immer möglich, SMS sind da eine willkommene und kostengünstigeAlternative. Letztes Jahr waren es sagenhafte 18 Milliarden SMS-Botschaften, die verschickt wurden. Die hohe Zahl überrascht nur auf den ersten Blick, denn schliesslich gibt es in keinem anderen Land so viele Handybenutzer wie im Reich der Mitte. Rund 840 Millionen Chinesen sind derzeit mobil erreichbar.

Mäjestätischer Geldfluss dank Will und Kate Eines der gröss-ten Ereignisse des kommenden Jahres wird zweifellos die im Früh-jahr stattfindende Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton sein. Kaum war das Datum – der 29. April 2011 – bekannt, erliess die Regierung einen zusätzlichen Urlaubstag. Millionen von Menschen werden vor der Flimmerkiste bei der Traumhochzeit mitfiebern, und viele Briten werden sogar live dabei sein. Man kann sich auf der Insel also auf eine grosse Sause freuen – oder auch nicht. Fakt ist, dass so viel Spass auch sehr viel Geld kostet – doch der britische Detail handel könnte unter dem mangelnden Umsatz zwischen Ostern und dem anvisierten Hochzeitstermin leiden. Stephen Alambritis von der bri-tischen Mittelstandsvereinigung sagte gegenüber dem Telegraph, dass der Termin nicht ungünstiger hätte gelegt werden können. «Nach der Erhöhung der Mehrwertsteuer im Januar wird die Kauflust vermut-lich ohnehin nachlassen, deshalb haben viele Unternehmer auf die Zeit um Ostern gehofft, um ihr Geschäft anzukurbeln.» Hochzeits-termine nach wirtschaftlichen Überlegungen ausrichten – schöne neue Konsumwelt.

DieVersuchung,andenBrückentagenFerienzunehmen,seifürvieleArbeitnehmergross.DieseZwangspausekönntedieWirtschaftsechsMilliardenPfund(mehralsneunMilliardenFranken!)kosten,warnteAlambritis.LautTheIndependentverliertGrossbritannienmitjedemarbeitsfreienTageineMilliardePfund.AndereBranchendürftenhingegenvonderHochzeitdes Jahresprofitieren,darun-tervorallemdasTourismus-undGastronomiegewerbe.DieWirt-schaftsforschungsgesellschaftVerdictrechnetmitzusätzlichenEin-nahmenvonknappeinerMilliardeFranken.

DER oL-FaKToRDie Wichtigkeit des geruchssinns im normalen alltag ist unbestritten. Doch inwiefern lassen wir uns bezüglich Kauf-entscheidungen von unserer Nase leiten? «Wir können Ohren und Auge n schlies­sen, aber den Atem nur kurz anhalten. Wir sind nicht fähig, uns dem Geruchssinn zu entziehen. Überdies laufen viele Duft­reaktionen wie Ekel, Anziehung und Erin­nerung weitgehend unbewusst ab», meint Dominic Senn, CEO und Gründer von ScentOfLove. Jesses, ist es in Anbetracht dieser Tatsachen überhaupt möglich, sich im Alltag vor diesen «Sinnes torpedos» zu schützen? Senn dazu: «Der Geruchssinn schützt sich selbst. Wenn ein Reiz lange an­hält, blendet das Hirn diesen selektiv aus. Man spricht von olfaktorischer Adaptati­on. Gut zu beobachten ist das bei Fährten folgenden Hunden. Sie machen das nicht gradlinig, sondern im Zickzack. Somit werden ihre Rezeptoren durch frische Luft für die Duftspur frei gemacht.» Wer möch­te sich schon an der Nase herum führen las­sen? Gewähren sie uns doch weitere Ein­

blicke. Gibt es gängige Marketingtricks? «Da gibt’s fast alles. Konkret hängt es vom jeweiligen Angebot ab. Im Bereich Duft­marketing liegt der Fokus hauptsächlich auf Naheliegendem. Das heisst, Bäckereien riechen nach frischem Brot und Erdbeer­ Joghurts nach Erdbeeren. Einen jeder­mann zum Kauf animierenden Universal­duft gibt es nicht.» ScentOf Love hört sich pathetisch an und anvisiert Emotionales wie Hoffnung und Liebe. Da ist, ohne zu werten, Missbrauch oft nicht weit entfernt. Wie sehen sie das, Herr Senn? «Wir sind eine Art Ratgeber, der einem immer dann helfen soll, wenn die eigene Nase nicht zum Zug kommen kann. Bis jetzt gab es für Sing les auf Online­Dating­Plattformen keine Möglichkeit, vor dem ersten Treffen etwas über Geruch und Duftvorlieben des Gegenübers zu erfahren. Das haben wir geändert. Im Gegensatz zu vielen anderen Ratgebern basiert bei uns alles auf einem soliden wissenschaftlichen Fundament. Nichtsdestotrotz gilt es zu bedenken, dass die eigene Nase am Schluss immer mitent­

scheidet. ScentOfLove alleine ist noch kein Garant für ‹Ewigi Liebi›.» Herr Senn, sie haben die wissenschaftlichen Aspekte an­gedeutet. Wo genau gibt es Schnittstellen mit anderen Bereichen und welche neu­en Erkenntnisse können sie uns offerie­ren? «Nun, im Rahmen eines laufenden Forschungsprojekts mit der ETH Zürich haben wir zum Beispiel untersucht, wel­che Eiweisse im Immun system für welche Duftvorlieben prägend sind. Basierend auf diesen Erkenntnissen hat ein Zürcher Parfumeur eine neue Linie entwickelt, die für jeden Dufttyp ein passendes Par­fum bietet. Weiter haben wir einen Duft­präferenztest entwickelt, mit dem man für ganz bestimmte Duftstoffe anhand eige­ner Präferenzen seinen Dufttyp bestim­men kann.» Müsste man Scent OfLove ei­nem Geruch zuordnen, wie betörend wäre dieser? «Oops. Schwierig. Da wir ziem­lich unterschiedliche Dufttypen haben, würden die Meinungen da wohl ziem­lich auseinander gehen», schmunzelt Senn abschliessend. Cs

Das Jahr 2011 bietet so manch’ Feiertag und Jubiläum. So feiert financialmedia AG,

Herausgeberin PUNKTmagazin, ihr 5-jähriges Bestehen. Auf viele weitere!

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WIrtschaftlIchesuNdeWiggrüsstderfeiertag

DREh- UnDangELpUnKT FREihEiTLiberalistisch zu sein, bedeutet immer weniger. Zu viele, unterschiedlich ausgerichtete personen oder parteien, stülpen sich heute diesen Hut über. Höchste Zeit für eine Klärung des sachverhalts. Verkommt die Begrifflichkeit durch den zuweilen frivolen Gebrauch zu einem Seemannsgarn? Kann man Liberalismus langsam aber sicher problemlos mit einem Draht nachformen, weil die Terminolo­gie inzwischen bis zur Einfachheit ausgefranst ist? Ja. Nein. Das alles muss nämlich nicht sein, denn rich­tig angewendet respektive richtig definiert, ist Libe­ralismus hohe Kunst. Eine hohe Kunst, die durchaus sinnvoll ist. Pierre Bessard, Direktor Liberales Insti­tut, eine in Zürich ansässige Denk fabrik, die seit 1979 freiheitliche Ideen erforscht und sich für die liberale Geistestradition einsetzt, offeriert erklärende Wor­te: «Liberalismus hat vor allem mit Wahlfreiheit des Individuums und einer freiwilligen Gesellschaftsor­ganisation zu tun. Die Ablehnung des Zwangs ist da­bei aber nicht mit Nihilismus zu verwechseln, Frei­heit bedingt Res pekt gegenüber Eigentumsrechten jedes Einzelnen.» Individualismus und Freiheit sind gut und recht, leider jedoch nicht jedermanns Sache. Welch’ argen Gefahren ist der Liberalismus denn ausgesetzt? «Liberalismus muss als ethische Über­zeugung vertreten werden, nicht primär aus utilita­ristischen Gründen. Es ist sicher wahr, dass eine li­berale Ordnung zu mehr Reichtum für alle führt. Im Kern jedoch steht die über legene Moral indi­vidueller Freiheit und Verantwortung. Gefährlich ist dagegen eine Ethik, die sich von der Selbstver­antwortung löst. Sozial demokratische Dogmen der

willkürlichen Umverteilung und politisch beding­ten Verantwortungslosigkeit sind nicht nur wirt­schaftlich schädlich, sie gefährden auch das morali­sche Fundament des friedlichen Zusammenlebens», erklärt Bessard. Die Erklärung leuchtet zwar ein, doch gibt es sehr wohl konträre Meinungen. Das Wort wird dem Deutschen Anselm Vogt, Essayist, Jazzmusiker und Aphorist, erteilt: «Das Eigentum fördert nicht, wie der Libe ralismus wähnt, das Ge­meinwohl, sondern das Wohl der Gemeinen.» Ist ihnen irgendwo ein Denkfehler unterlaufen, Herr Bessard? «Liberalismus beruht auf der Überzeu­gung, dass jeder Mensch Eigentümer seines eigenen Geistes sowie Körpers ist, und damit auch von all dem, was er mit seiner Intelligenz und seinem Kör­per erschafft. Eigentum anzuprangern heisst da rum, die Grundlage des Humanismus in Frage zu stellen. Ohne Eigentum gibt es keine Freiheit und keinen Frieden. In einer Marktwirtschaft ist der legitime Erwerb von Eigentum auch nur durch Kooperation und den Dienst am Nächsten möglich.» Vogt bleibt wohl nicht der einzige Gegner des Liberalismus. Doch noch zahlreicher sind die Befürworter. Wel­che unter ihnen sind die berühmtesten? «Bekann­te Vertreter sind beispielsweise Benjamin Constant, Ludwig von Mises, Wilhelm Röpke, Friedrich A. von Hayek, Milton Friedman, John Locke, Adam Smith, Wilhelm von Humboldt oder Voltaire. Die liberale Geistes tradition ist so reichhaltig und einleuchtend, dass keine Zeit für deren Gegner übrig bleibt, vor al­lem im Lichte der katastrophalen kollektivistischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts.» Chuzpe! Cs

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trinken, rauchen, Zocken. Irdische gelüste erhitzen gemüter, sorgen aber auch für satte steuereinnah-men. eine ökonomische verteidi-gung der Laster. Eines vorneweg, Lasterhaftes birgt Gefahren in sich, bei fehlendem Mass kann es gar zur Katastrophe kommen. Doch das ist in vielen Bereichen des Lebens so. Schliesslich kommt auch niemand auf die Idee, an einem Abend 100 Landjäger zu essen oder 500 Cou­verts abzulecken. Ist im Einzel­fall ebenfalls bedenkenlos, masslos betrieben aber zutiefst ungesund.Und wirft erst noch kaum Steuern ab. Dagegen sind Trinker, Zocker, Raucher und Freier bezüglich Um­sätzen und Steuern relevanter. So zum Beispiel im ältesten Gewerbe der Welt, dem schweizweit ein Jah­resumsatz von über drei Milliarden Franken attestiert wird. Diese Zahl zu überprüfen, ist schwierig. Eben­falls unbekannt ist der Anteil, der in Form von Steuereinnahmen in die Staatskasse zurückfliesst. Bekannt sind dafür die letztjähri­gen Steuereinnahmen aus anderen Lastern. Steuern auf Alkohol war­fen 356 Millionen ab, Tabaksteuern fast 2 Milliarden und Spielbanken 415 Millionen. Alles in allem fast drei Milliarden Franken Steuergel­der, die den «Sündern» zu verdan­ken sind. Dazu kommt die indirek­te Wertschöpfung. Nutznies ser sind Restaurants, Bars, Clubs, Hotels, Zeitungen, Zeitschriften, Reise­unternehmer und Taxis. Gerade in rezessiven Zeiten sind solche Ein­künfte gern gesehen. Zumal es zu bedenken gilt, dass die Abgaben auf Genussprodukte im Vergleich zur Mehrwertsteuer – wo der Normal­satz 7,6 Prozent (ab 1.1.2011 sind es 8,0) beträgt – hoch sind. Etwa die Tabaksteuer (56 Prozent), deren Totaleinnahmen sich in den letz­ten 30 Jahren verdoppelt haben, ob­wohl die Verkäufe um gut 25 Pro­zent rückläufig waren. Auch die Branntweinsteuer schenkt mit 29 Franken pro Liter reinen Alkohol stark ein. Von dieser Steuer fliessen übrigens 90 Prozent in die AHV, 10 Prozent in die Bekämpfung des Alkoholismus und des Missbrauchs von Suchtmitteln. Zusammen­gefasst: Nirgendwo sonst macht der Bund relativ gesehen mehr Kasse als mit Genusssteuern. Überspitzter: Gute Staatsbürger saufen! DF

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Kurz & BündigWirtschaftliches

STRangULiERTESozEaniEnObwohl die unterwasserwelt etwas vom Wundervollsten überhaupt ist, zerstören wir sie immer weiter. Das Maritime ist aber nicht nur wundervoll, sondern auch äusserst wichtig für unser (Fort-)Leben. Es dürfte hinlänglich bekannt sein, dass über 70 Pro­zent unseres Planeten mit Wasser bedeckt sind. Es dürfte hinlänglich bekannt sein, dass unsere Weltmeere rigoros überfischt sind (für Ewiggestrige: Der Bestand grosser Speise­ und Raubfische ist um 90 Prozent zurückgegangen). Es dürfte hinlänglich bekannt sein, dass Aquakultur, also die Zucht verschiedener Meereslebe wesen, das ozean’sche Ausster­ben bei weitem nicht kompensieren kann. Es dürfte hinlänglich bekannt sein, dass sowohl Mensch als auch Klimawandel immer mehr Riffs und ähnliche «Meeresbestandteile» zer­stören. Bei soviel Wissen mutet es arg komisch an, dass wir, die gescheiten, zuvorkom­menden und sozial sowie nachhaltig geprägten Geschöpfe , das Maritime noch immer mit (gullivergrossen) Füssen treten. Denn wir wissen auch, dass etliche Fortschritte, ob ein­schneidend oder nicht, das Resultat von Adaptionen aus der Unterwassertierwelt sind. Tiefseebohrungen, nur als ein leidiges Beispiel von unzähligen, blenden das sträflich aus und tragen einzig die Wichtigkeit der Erschliessung neuer Erdölquellen auf Händen. Die Erdölkatastrophe im Golf von Mexiko hat uns zwar die Gefahren dieser Bohrungen auf­gezeigt, doch diese Art von Erdölexploration wird – unter Experten herrscht diesbezüglich Einigkeit – in Zukunft weiter an Gewicht gewinnen. BG Group, Galp Energia, Anadarko Petroleum, Tullow Oil und Konsorten sei Dank. Doch es ist und bleibt leidige Tatsache: Wird der Zerstörungswut weiterhin gefrönt, erhöht sich die Gefahr, dass künftige Pro­gressionen verkümmern. Denn von all dem abgesehen offeriert uns Ozeanien eine wun­dersame Fülle an Bizarrerien, die einerseits Extravaganz verspricht, anderseits einfach nur herzallerliebst ist. So zum Beispiel der, Obacht Umgangssprache, Pistolenkrebs. Die­ser ist in der Lage, einen 150 Dezibel lauten Knall zu erzeugen. Damit kann er nicht nur seine Beute lähmen und schnappen, sondern auch Sonargeräte von Schiffen in die Irre leiten. Biologen und Physiker haben herausgefunden, dass der Krebs darüber hinaus eine sogenannte Kavitationsblase bilden kann, die während dem Scherenzuschnappen einen Wasserstrahl mit 25 Metern pro Sekunde hervorbringt. Weil dadurch der Wasserdruck in der Blase sinkt, kommt es zur Implosion. Der Alpheus heterochaelis ist natürlich nur eine unter Millionen von weiteren Aussergewöhnlich keiten. Viele von ihnen, etwa das Leucht­wunder Galatheathauma axeli , wurden nur zufällig und mit viel Glück entdeckt, befinden sie sich doch meistens im Bathypelagial. Bathypelagial ist der Abyssus, also der Abgrund des Meeres, und der befindet sich in 2000 bis 6000 Metern Tiefe. Cs

MiTTE-MaRKEnSinD zURücK

Discount- oder Markenprodukt, heisst es oft. eine alternative bieten Mitte- Marken, die eine wahre renaissance erleben. Wer denkt, dass Konsumenten als Folge der Krise vermehrt auf Discoun­ter und Billigprodukte umsteigen, irrt. Klar, einzelne «Ausbrecher» gibt es, doch die gibt es auch in einem normalen Markt­umfeld. Es scheint eher so, dass Unsicher­heiten das Bedürfnis nach Bewährtem und Vertrautem wecken. Als Folge davon spüren Mitte­Marken erstmals seit Jah­ren wieder Aufwind. Mitte­ Marken verei­nen Luxus­Werte wie Qualität und starke Markenbindung mit einem guten Preis­Leistungsverhältnis. Also genau die Werte, die laut Umfragen des Marktforschungs­instituts GfK – in Deutschland und der Schweiz – in den letzten Jahren an Bedeu­tung gewonnen haben. 60 Prozent gaben in der Umfrage 2009 an, dass sie Marken­artikel für qualitativ hochwertiger hal­ten als markenlose. 2005 waren es lediglich 48 Prozent. Aktuell gewichten 41 Prozent der Konsumenten die Marke stärker als den Preis – 5 Prozent mehr als vier Jahre zuvor. Mittlerweile sind sieben der zehn besten Produktmarken in Deutschland Mitte­Marken. Das sah vor ein paar Jahren noch anders aus. Entweder Premium oder Discount lautete die Devise. Damals konn­te das Luxussegment aufgrund verstärkter Werbe­ und Marketingmassnahmen ein starkes Wachstum verzeichnen. Gleichzei­tig verbesserte sich die Qualität der Billig­produkte. Den Mitte­Marken wurde der Tod vorausgesagt. Was brachte die Wen­de? Laut GfK sind es regionale Veranke­rung, Nähe zu bestimmten Zielgruppen und Flexibilität, die den Unterschied nach oben und unten ausmachen. Nachfolgend wie abschliessend eine potente Auflistung der «Best Global Brands» des Marken­beraters Interbrand: Coca­Cola (Mar­kenwert von rund 70 Milliarden Fran­ken), IBM (64 Milliarden), Microsoft (60 Milliarden), Google (43 Milliarden), GE (42 Milliarden), McDonald’s (33 Milliar­den), Intel (32 Milliarden), Nokia (29 Mil­liarden), Disney (28 Milliarden), Hewlett Packard (26 Milliarden). Augenscheinlich ist, dass amerikanische Firmen diese Top­10 nach wie vor förmlich dominieren. Js

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MEinE FiRMa,MEin gELD!?

Während sich exhibitionisten ihrer Mäntel entledigen, umhüllen sich gierige Wirtschaftskapitäne mit dem Mantel der exzesse. Die Rede ist nicht etwa von omnipräsen­ten Fifa­Korruptionsgeschehnissen, die zwar leidig sind, doch scheinbar zum Geschäftsmodell gehören. Et­was, dass der (Durchschnitts­)Bürger wohl oder übel hinnehmen muss. Je­doch ist dieser oft auch nicht besser, insbesondere dann nicht, wenn er die Karriereleiter emsig nach oben klet­tert. Wie Dennis Kozlowski, einstiger CEO bei Tyco International. Das glo­bal operierende Konglomerat, kurz nach der Jahrtausendwende ein Ana­lystenliebling, brach in sich zusam­men, zu skandalumwittert das Ganze war. Dafür verantwortlich zeichnete der von Gier getriebene Kozlowski. Sein 18­Millionen­ Dollar­Apartment zahlte sein Arbeitgeber, ebenso die Stretchlimousine. Seinen 20 000­Dollar­ Schirmständer in Hundeform stellte er ebenfalls Tyco in Rechnung. An Geschmacklosig­keit war der Amerikaner nicht zu überbieten. Das verdeutlichte etwa der güldene Duschvorhang, der mit 6000 Dollar zu Buche schlug. Der Gold­, äh, Langfinger brauchte zudem dringend einen vergoldeten Mülleimer, den er sich über 2000 Dollar kosten liess. Doch was sind diese Handvoll Dollar, wenn man seine an und für sich schon prunk­volle Wohnoase für weitere drei Mil­lionen renovieren kann? Irrwitzig ist überdies der Fakt, dass er seiner Frau einen 6000 Dollar teuren Nähkorb schenkte. Dieser passte sicherlich gut zum Interieur, das mit elf Millionen durchaus erwähnenswert ist. Oder vielleicht doch nicht, denn an ge­wissen (Jahres­)Tagen «flohen» die Kozlowskis gerne nach Europa, um millionenteure und legendäre Feste zu feiern. Der gerechte «Lohn»: Min­destens acht Jahre Gefängnis und 134 Millionen Dollar Schadenersatz. Cs

wEnnzwEi DaSgLEichETUn

Für viele sind Flugreisen der aufregende Ferien-beginn. Für andere das ende der arbeit. Die beiden gruppen reisen zwar zusammen, machen unter-wegs aber praktisch alles verschieden. «Dieser Moment ist fast das Beste am Fliegen, wenn man aus dem Bus steigt, der Wind den Mantel hochweht und man den Koffer fester mit der Hand umschliesst ...», schwärmt der Erzähler in Christian Krachts «Faser­land», als er ein Flugzeug besteigt. Auch wenn alle Passagiere im gleichen Jet in ferne Länder reisen – hier prallen Welten aufeinander. Für Ferienreisende und gelegentliche Geschäftsflieger bilden die letzten Meter zum Flugzeug den Auftakt zu einem aufre­genden Abenteuer, das nicht lange genug ausgekos­tet werden kann. Passagiere, die beruflich viel unter­wegs sind, schreiten auch den Zugang zum Flugzeug mit ihrem üblichen Tempo ab. Und das ist deutlich schneller. Auch im Flugzeug selber zeigen sich Unter­schiede, etwa beim Gepäckverstauen. Gelegenheits­flieger neigen zum räsonieren: Kommt der Rucksack unter den Vordersitz oder in die Ablage oben? Und wohin mit dem Notebook? Dem Vielflieger stellt sich diese Frage schon deshalb nicht, weil er mit Einheits­gepäck unterwegs ist, das perfekt in den Stauraum passt. Das Tumi­schwarze, Samsonite­ dunkelgraue

oder Rimowa­blechfarbene Gepäck weist meist ein diskret angebrachtes schwarzes Namensschild mit Airline­Logo auf. Dieses erhalten nur die Mitglie­der der Vielfliegerallianzen mit Platin­Status. Aus­ser im Gang und im Jetway kommen sich die zwei Welten selten in die Quere . Vielreisende bevorzu­gen Randverbindungen, essen oft in den Lounges am Flughafen und verschmähen das Essen in der Luft – auch das in der Businessklasse. Für Ferien­reisende, die Vormittags­ und Nachmittagsmaschi­nen benutzen, gehört das Warten auf den oft unbe­quemen Sitzen am Gate und das pampige Sandwich einfach zum Flugerlebnis dazu. Ferien reisende ste­hen in Zickzack­Kolonnen, während Geschäftsrei­sende den rascheren «Fast Track» benutzen können. Ferienreisende stehen auch zuerst auf, wenn es beim Boarding heisst: «Wir bitten zuerst die Passagiere in den Reihen 30 bis 55 an Bord». Geschäftsreisen­de dagegen werden entweder sehr früh oder zuletzt an Board gebeten. Kleiner Trost für hinten sitzen­de Passagiere: Hier ist es statistisch gesehen sicherer als vorne. Doch genug der Unterschiede, denn eine Gemeinsamkeit zwischen Viel­ und Urlaubsflieger

besteht doch. Und das gleich im wichtigsten Punkt. Sie kommen gleichzeitig an, denn die Priorisierung des Verkehrs fand mit dem Ende der Concorde­Überschallflugzeuge 2003 ihr Ende. Enfin. Mn

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FLiMS, Laax, FaLERa, caSh

schneeunsicherheit, umweltfra-gen, Frankenstärke – das Winter -skibusiness ist hart. Vergangene Wintersaison fiel in der Schweiz mit 15 930 485 Logiernächten zwar überraschend gut aus, doch Winter­sportorte sehen einer fragilen Zu­kunft entgegen. Eines der Probleme ist die Schnee un sicherheit. Das In­stitut für Schnee­ und Lawinenfor­schung (SLF) hält fest, dass die Schneemengen in der Schweiz eine hohe Varianz aufweisen – zeitlich und geographisch. Klare Aussagen zu klimabedingten Veränderungen von Lawinenaktivität oder Schnee­decke lassen sich laut SLF nicht tref­fen. Bewiesen ist, dass Gebiete unter 1300 m.ü.M mit Schneemangel zu kämpfen haben, unbeschwerter in die Zukunft blicken können Gebiete über 2000 m.ü.M. Die Antwort auf Schneemangel lautet – bereits jetzt wird bei 36 Prozent der Pistenfläche «nachgeholfen» – noch mehr Kunst­schnee, was wiederum Preiserhö­hungen zur Folge hat. Eine weitere Herausforderung stellt die Franken­stärke dar. Für Ausländer aus dem Euro­ oder Dollar­Raum sind Schweiz­Ferien teurer denn je. Summa Summarum: Wintertouris­mus ist «Tough Business». Wer überleben will, muss besser sein als die Anderen. Wie das geht, zeigt die Weisse Arena Gruppe, die auf ihr erfolgreichstes Geschäftsjahr über­haupt zurückblickt. Bei einem Um­satz von 87,5 Millionen Franken be­trug der Reingewinn 7,1 Millionen. Zu verdanken ist dies einer klaren Positionierung als Snowboard­Mekka, einer hohen Service­Quali­tät und immer neuen Angeboten. Der neuste Streich, das rocksresort mit 102 Apartments, 7 Restaurants, 6 Bars und 8 Shops, war mit über 90 Prozent Auslastung bereits im ers­ten Betriebsjahr ein voller Erfolg. Die flächendeckende Abdeckung der Wertschöpfungskette hat für die Aktionäre erfreuliche Folgen. Zum ersten Mal seit zehn Jahren konnte eine Dividende ausbezahlt werden, immerhin zwei Prozent. DF

DiEnSTLEiSTUngaUF bERLinERiSchDienstleistungen haben die kleine schweiz gross gemacht. Wie schaut es diesbezüglich bei unserem nördlichen Nachbarn Deutsch-land aus? eine einkaufstour in berlin ... Berli­nerinnen und Berliner versetzen die Besucher ihrer Stadt gerne in Erstaunen. So fragt man sich, wie sie, obwohl 13 Prozent keine Arbeit haben und die meisten anderen «Freiberuf­ler» – also faktisch auch arbeitslos – sind, es schaffen, fast ganztags im Café zu verbringen und sich an den Wochenenden trotzdem das Marathon frühstücken, natürlich auswärts, leisten können. Auch beim Einkaufen stos­sen Auswärtige rasch auf Echt­Berlinerisches. Der Konsum findet in der Bundeshauptstadt nämlich in drei Ligen statt, wobei nicht immer und von vornherein klar ist, ob die Dienstleis­tungsqualität dem Preisniveau folgt. Einem Schweizer fallen wohl zuerst die Discounter Aldi und Lidl ein. Hierzulande weniger be­kannt sind Real und Netto, die vor allem güns­tige Markenartikel im Regal stehen haben. In irgendeinem Regal, denn sowohl Regale als auch das Produktsortiment wechseln täglich. Was nicht schlimm wäre, wenn die Dienstleis­tung stimmen würde, sprich, wenn auskunfts­freudiges und kompetentes Personal vorhan­den wäre. Doch das sucht man in den meisten Discounter­Filialen vergebens. «Bin nicht zu­ständig», wird man angeschnauzt, wenn man einen Mitar­beiter, der gerade Zucker einräumt, nach Salz fragt. Das preisliche Gegen­teil der Discounter

sind die Bioläden. In keiner anderen Stadt der Welt dürfte es so viele von ihnen geben wie allein im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Die Lebensmittel, die hier angeboten werden, bestehen aus lauter Adjektiven: fair, regional, saisonal – und natürlich dementsprechend teuer. Wer aber denkt, mit den Preisen steige die Qualität der Dienstleistung, irrt. Auch im Bioladen wird man angeschnauzt, wenn man beispielsweise nach Senf von Thomy (oder nach einem anderen Produkt aus dem Hause Nestlé) fragt. «So wat hame nich», lautet die schroffe Antwort. Im Klartext: «Verpiss dich!» Preislich in der Mitte steht Kaisers. Wem der Name nichts sagt, stellt sich am besten eine renovierte Migros­Filiale vor, die auch Alko­hol und Tabakwaren führt. Auch die Qualität der Dienstleistung ist schweizerisch im bes­ten Sinne: hilfsbereites, fachkundiges Perso­nal und lächelnde Kassiererinnen, die dem 30­Jährigen, der ein paar Flaschen Wein kau­fen will, mit ihrer Frage nach dem Ausweis für einen Moment die Jugendlichkeit zurück­geben. Vom Einkaufen erschöpft, machen es Besucher der Stadt den Einheimischen gleich. Im Café bestellen sie ausgiebig Kaf­fee und Kuchen. Sind Tasse und Teller leer, kommt prompt die fragende Bedienung: «Ist alles in Ordnung?». Was für ein aufmerksa­

mer Service, denkt man im ers­ten Augenblick und fühlt sich

nach all den durchlebten Strapazen versöhnt. Bestellt

man aber nicht nach, lässt die Rechnung nicht lan­ge auf sich warten. Die Tische sind ja nicht zum Verweilen da. Dg

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nEUER LUSTpLanETiM UniVERSUMJe länger je mehr steht der einzelmensch im Zentrum der gesellschaft. sinkende Haushalts-grössen gehen Hand in Hand mit der personalisierung von Märkten. Der Wandel vom Mas­senzeitalter zur Individualisierung ist längst eingeläutet. Dasselbe ist auch dem «Lust­Univer­sum» widerfahren. Sarina Nauer, Mitbegründerin und (Mit­)Geschäftsführerin von clitcare pflichtet dem bei: «Diese gesellschaftliche Veränderung sieht man auch im Bereich der Sexuali­tät. Dem Individuum wird heute viel mehr Wert beigemessen. Alle wollen einzigartig und unab­hängig sein. Die moderne Frau will heute auch ihre Freude am Sex haben.» Dennoch ist die Mo­derne noch keine frisch­strahlend­einladende Lustwiese, bei der ein Höhepunkt dem anderen die Klinke in die Hand gibt. Was aber soll getan werden, damit dem, zumindest ansatzweise , so geschieht? «Anfangen tut es in der Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse und jenen des Part­ners. Weiters gilt hier zu erwähnen, dass wir Frauen grundsätzlich noch zu sehr darauf bedacht sind, dass es dem Anderen gut geht. Dabei vergessen wir uns oft selber. Männerseitig betrachtet ist es so, dass dieser von der Frau hinsichtlich Sinnlichkeit lernen könnte», erklärt Nauer. Für die lustbetonte Annäherung von Mann und Frau ist auch die Schweizer Jungfirma clitcare zu­ständig. Ihr Produktportfolio spricht Personen jedweder Couleur an, hauptsächlich Frauen. So mannigfaltig das Angebot auch ist, den einen oder anderen Verkaufsschlager gibt es dort sicher ebenso. Was das wohl sein wird? Und ist die oft als prüdes Ding verschriene Mutter Helvetia gar ein Herstellerland? Die Expertin augenzwinkernd: «Fragen über Fragen. Nein, im Ernst, das sind Vibratoren in allen Formen und Farben – für zu Zweit oder allein.» Sie weiter: «Mut­ter Helvetia ist von der Produktion her gesehen kaum Dreh­ und Angelpunkt. Wir kaufen in Deutschland, Schweden, Kanada, den USA, Singapur und Frankreich ein.» Wer jetzt denkt, dass die weltliche Einkaufstour des schwesterlichen Zweifraubetriebes wenig bis nicht lohnenswert ist, der täuscht sich. Laut Sarina Nauer, sie arbeitet übrigens vollzeitlich, währenddem ihr Pen­dant Alexandra teilzeitlich angestellt ist, werden im Jahr gut 150 000 Franken umgesetzt. Brot­lose Kunst ist anders. Anders, das heisst, löblich, ist auch diese monetäre Offenheit. Und ja, die clitcare­Klientel besteht aus zwei Drittel Frauen (von 18 bis 70 Jahren und älter sei alles vertre­ten) und einem Drittel Männer. Letztere würden jeweils ihrer Partnerin, Frau oder Freundin eine Freude machen wollen. Liierter Mann, wann hast Du das letzte Mal ein Freudenfeuer ent­facht? Und liierte Frau, wann war das bei Dir? Mann und Frau, Frau und Mann, Frau und Frau, Mann und Mann: Vereinigt Euch! Cs

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singles sind unglücklicher, häufiger krank und sterben früher als Menschen in festen partnerschaften – dachte man lange. Neue Forschungserkenntnisse lassen an dieser theorie zweifeln. Dies ist insofern berichtenswert, als immer mehr Menschen alleine leben, gerade in städtischen Gebieten. Gemäss vorherr­schender Theorie hätte diese Entwicklung ein Volk von Kranken zur Folge. Dem ist aber nicht so, sagt zumindest eine Studie der University of Texas. In dieser wurden zwischen 1972 und 2003 rund 1,2 Millio­nen Amerikaner zu ihrem Wohlbefinden befragt. Die Resultate lassen aufhorchen. Waren Singles in den 70­er Jahren klar häufiger krank, glich sich die Differenz im Laufe der Zeit aus. Auch die bisher ange­nommene Korrelation zwischen Zivilstand und Fettleibigkeit steht auf dünnen Beinen. Neue Erkenntnisse lassen vermuten, dass Menschen dicker werden, wenn sie in Beziehungen sind. Dies, weil sie schlicht häufiger Mahlzeiten einnehmen (Essen als soziale Pflicht) und sich allgemein gehen lassen, da sie sich nicht mehr auf dem Hei­ratsmarkt behaupten müssen. Doch «Müs­sen» ist hierbei eher ein «Wollen», aber lesen Sie selbst ... Andere Gründe, die für eine fortwährende Besserstellung von Sing­les sprechen, sind im gesellschaftlichen Wandel zu suchen. Ledig zu sein, galt früher als Makel. Wer keinen Ehepartner «abkriegte», war ein Versager. Dem ist heute kaum mehr so. Immer mehr Men­schen entscheiden sich bewusst für ein Leben alleine – und sind glücklich damit. Da sie nicht mehr stigmatisiert werden und der soziale Druck, sich endlich zu binden, immer kleiner wird, gestaltet sich ihr All­tag weniger stressig. Geburtstags­, Weih­nachts­, Valentinstags­ und Versöhnungs­geschenke kann man sich – ja, es passt – schenken. Dies soll jedoch kein Pamphlet für die Einsamkeit sein. Natürlich nicht. Denn unbestritten ist, dass isolierte Men­schen unglücklicher sind als solche mit einem funktionierenden sozialen Netz­werk. Nur kann dieses heute modular aus mehreren Freundschaften aufgebaut sein. Die scheuklappenähnliche Konzentration auf den einen, alle Sehnsüchte erfüllenden Partner, ist Vergangenheit. The Times They Are a Changin’ – so übrigens der absolut passende Name dieser Studie. DF

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Ersatz:mEnschmEnsch:Ersatz

Auch wenn die Wissenschaft seit 30 Jahren ihre Alltagstauglichkeit ver-spricht, scheint der Durchbruch erst jetzt kurz bevorzustehen. Moderne Roboter sind für den Menschen jedoch mehr Ergänzung denn Ersatz.

e s war nur eine winzige Meldung, übersehen von den meisten Analys­ten und Anlegern. Anfang 2010 be­

kam Yaskawa Electric den Zuschlag für die Produktion von 200 Industrierobotern. Auf­traggeber war ein chinesischer Autokonzern. Diese Roboter haben es in sich, bauen sie doch seit diesem Sommer Fahrzeuge zusam­men. Gemäss Maxcy­Silberstone­Kurve liegt das Produktionsoptimum einer Auto fabrik mit einer Fertigungsstrasse, bei der Robo­ter einen grossen Teil der Arbeit überneh­men, bei 200 000 bis 300 000 Fahrzeugen pro Jahr. Kauf und Installation eines Industrie­roboters entsprechen gemäss Berechnungen der Deutschen Bank gegenwärtig zwei Jah­reslöhnen eines qualifizierten Autofabrikar­beiters. Wenn die Löhne in China weiterhin so rasant steigen, wächst auch der Anreiz, Ro­boter einzusetzen. Auch Peking befürwortet in seinem 12. Fünfjahresplan (!) den Einsatz elektro mechanischer Arbeiter.

(Noch) Kein Menschen-Ersatz «Mit eini­ger Sicherheit werden in 20 Jahren speziell ge­baute Roboter die Funktion von Ersatzpart­nern übernehmen», prognostizierten Jack Rochester und John Gantz 1983 in ihrem Kultbuch «The Naked Computer» bezüglich Fortschritte der Technik. Roboter würden dann eine menschenhautähnliche Oberflä­chenstruktur haben, simple Dialoge führen und einfache Verrichtungen vornehmen. «Aber lächeln sie uns dann auch an?», frag­ten die Autoren skeptisch. Sie tun es bis heute nicht. Primär werden sie eingesetzt für einfa­che Verrichtungen an Fertigungsstrassen, ins­besondere an Stellen, an denen es für mensch­liche Arbeitskräfte zu gefährlich, zu heiss oder anderswie gesundheitsgefährdend ist. Geblieben sind also einfache Verrichtun­gen – hier unterscheiden sich heutige Roboter nur unwesentlich von den Vorstellungen, auf­grund deren Ende des 19. Jahrhunderts Pro­gnosen über die technischen Fortschritte für die nächsten 100 Jahre formuliert wurden. Allerdings sind heute erhältliche Maschi­nen keine Vehikel, die an mechanisierte Rit­terrüstungen erinnern. Sie ähneln vielmehr Staubsaugern, denen der Schlauch und das

Kabel abgeschnitten wurde. Und genau das können die Modelle wie der «Robocleaner RC 3000» von Kärcher oder der «iRobot Scooba 385». Für das Rasenmähen eigenen sich spe­zielle Roboter wie der «Friendly Robotics Robomow RM 400» oder das Husqvarna­ Modell «Solar Hybrid Automover». Men­schen mit empfindlichen Ohren sollten die Solarvariante wählen, denn die Benziner lär­men wie «richtige» Rasenmäher. Wer jemals die etwas chaotische Vorge­hensweise dieser Roboter gesehen hat, spricht ihnen jegliche Intelligenz ab. Rasenmäher­roboter beispielsweise müssen durch eine zu­vor im Boden verlegte Induktionsschleife an die Grenzen des Grundstücks erinnert wer­den, sonst ruinieren sie die Rosenbeete des Nachbarn. Und Nachbarschaftskriege sind selten sexy. Staubsauger­Roboter hingegen «sehen» mit kleinen Distanzmessern und verhindern so Kollisionen mit Stuhlbeinen. Interessierte finden im Internet, beispielswei­se auf roboter­test.de, brauchbare Vergleiche solcher Staubsauger­, Poolreiniger­, Haus­halts­ oder Überwachungsroboter.

Eins nach dem Andern Solche Roboter sind «Single Trick Ponies»: Sie können nur eine ganz bestimmte Aufgabe wie eben staubsau­gen, rasenmähen oder Pool reinigen verrich­ten – und auch das nicht bis in die hintersten Ecken oder eine Treppe herunter. Einschlägi­ge Webseiten verfügen denn auch über eine ordentlich bestückte Rubrik «Gebraucht». Offenbar sind längst nicht alle Besitzer glück­lich mit den Leistungen ihrer 700 bis 4200 Franken teuren Roboter. Auch deshalb arbei­ten Forscher (noch) an den Grundlagen, ob­wohl mit dem Modell «Asimo» von Honda einige Probleme als gelöst gelten. Alleine die Nachbildung menschlicher Haut für soge­nannte «Androide», das sind menschenähn­liche Roboter, erweist sich laut Experten des Deutschen Zentrums für Luft­ und Raum­fahrt immer noch als Herausforderung. Hier arbeitet man an der Entwicklung einer Robo­terhand, bei der sehr weiche Polymere Ersatz für die Haut, und unzählige kleine Sensoren den Ersatz für Nervenstränge bilden. Allerdings ist es damit noch nicht getan, der Android muss ja auch die Signale richtig interpretieren können. Die DLR­Entwickler verliessen sich dabei auf die massive Rechen­leistung neuronaler Netzwerk­Computer. In­zwischen kann der Prototyp einfache Gegen­stände voneinander unterscheiden. Mit der Mimik beschäftigt sich die Arbeitsgruppe Robotersysteme an der Technischen Uni­versität Kaiserslautern. Der «humanoide ¬

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WIrtschaftlIches

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Roboterkopf» hört hier auf den Kurz­namen Roman und dient der Erforschung der Mensch­Maschinen­Interaktion. Roman gleicht einer nicht allzu hübsch geratenen Schaufensterpuppe. Mit den beiden Kamera­augen soll ihm beigebracht werden, wie Men­schen über Gesten und Mimik kommunizie­ren, damit er angemessen reagieren kann. «Sehen», «hören» und «sprechen» können übrigens auch die von Lego hergestellten Mindstorms. Das sind Spielzeugroboter, die in bislang 18 Varianten existieren. Die Palette beinhaltet vom Kampf­ bis zum Insekten­ roboter ziemlich alles oder besser gesagt rela­tiv viel. Allerdings ist auch dieses Modell weit davon entfernt, selbständig Bier und Chips zu organisieren und den Besitzer abends zu bewirten. Genau dieses Bild – ein Android , weiblich, gut ausgestattet und mit einem Cocktailglas in der Hand – ist dennoch der Blickfang auf der Robotstore­Webseite. Noch 2007 prognostizierte der Spiegel, dass der japanische Toyota­Konzern 2010 sogenannte Partner­Roboter auf den Markt bringt.

Ungleiche Partnerschaft Partner­Roboter sollen indes nicht seinen menschlichen Kom­pagnon zu nächtlichen Paarungsaktivitäten verleiten, sondern chronisch kranken Men­schen das alltägliche Leben erleichtern. Dem entsprechend sehen seriennahe Proto­typen auch aus – eine Kreuzung aus Elektro­

Rollstuhl und Treppenhebehilfe. «Alleine der demographische Trend in Japan, später aber auch in einigen westlichen Ländern, lässt den Einsatz von solchen Robotern mittelfristig sehr wahrscheinlich erscheinen», meint Peter Eadon­Clarke, Analyst bei Macquarie in To­kio. Denn weltweit ist die Zahl qualifizierter Arbeiter knapp, zudem können Pflegearbei­ten weder ausgelagert noch über Distanz er­ledigt werden. Japan ist eine Art Zukunftslabor für die Roboterentwicklung der kommenden Jah­re. 1990 ist die Alterspyramide der Bevölke­rung gekippt. Der Bevölkerungsanteil unter 60 Jahren fällt und wird 2030 kleiner sein als der Anteil der über 60 Jahre alten Japaner. Nippon ist auch deshalb ein Modellfall, weil das Problem der überalternden Gesellschaft nicht, wie beispielsweise in den USA oder in geringerem Ausmass in Europa, über Ein­wanderung gelöst werden kann. Zu herme­tisch abgeschlossen und sprachlich­ kulturell fern ist Japan. Nicht nur als Industrie roboter – diesbezüglich ist das Land seit zwei Jahr­zehnten führend – auch als Haushaltshilfen sollen künstliche Helfer deshalb bald gross­flächig eingesetzt werden. Hierzulande wenig bekannte Firmen wie Fanuc, Nabtesco oder Yaskawa gelten laut Analysten der Deutschen Bank auf diesem Gebiet als führend. Die Roboterdichte ist in Japan doppelt so hoch wie in Deutschland, der weltweiten Nummer

zwei hinsichtlich Verbreitung von Industrie­robotern. Als realistische Zwischenziele auf dem Weg zum Androiden gelten menschliche Körpererweiterungen (etwa für Menschen mit amputierten Gliedmassen), Roboter als pf legeleichter Haustierersatz sowie die industrienahen Anwendungsbereiche Ferti­gung und Fliessbandarbeit, Nahrungsmittel­herstellung, Logistik, Verpackung, Bau und Gepäckhandling. Weitere Einsatzgebiete bie­ten Beobachtung und Monitoring von schwer zugänglichen Orten sowie das Schliessen ge­platzter Unterwasser­Ventile, wie etwa beim offenen BP­Bohrloch im Golf von Mexiko.

¬

Alles rund um das Thema Roboter erfährt man

im offenen Portal der Robotercommunity:

www.roboter.com

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WirtschaftlichesErsatz:mEnsch mEnsch:Ersatz

Gewährleistung der Sicherheit gehört zu den grössten Herausforderungen überhaupt. Während es Softwarefirmen vermehrt gelingt, sind private Sicher-heitsdienste oft unwirksam.

i rgendwann hatte Alfred N. die Nase voll. Monat für Monat f latterten dem Rentner von seiner Bank, deren Namen

er nicht verraten will, «aber sie dürfte Ih­nen bekannt sein», sagt er, hohe zweistellige Spesen rechnungen ins Haus. Also fasste sich der ehemalige Elektromonteur ein Herz und schloss einen Online­Banking­Vertrag ab, in der Hoffnung, die sämtliche Zinserträge fres­sende Spesenflut einzudämmen. Es kam anders. Kurz nach der Anmeldung erhielt Alfred N. eine Email, in der seine Bank darum bat, Kontoangaben und Passwörter zu bestätigen. «Ich habe keinen Verdacht ge­schöpft», sagt der Rentner. Wie verlangt füllte er seine Kontoangaben ins Formular, das mit dem Logo «seiner» Bank geschmückt war, und schickte es ab. Daraufhin erhielt er die Meldung, die Angaben seien korrekt und so­mit alles in bester Ordnung.

Hohe Betroffenheit Doch nichts derglei­chen. Am Monatsende stellte Alfred N. fest, dass auf seinem Sparkonto mehrere Tausend Franken fehlten. Der Rentner tappte Inter­netbetrügern in die Falle. Er ist nicht der Ein­zige, wie Uri Rivner, Technikchef der weltweit tätigen Sicherheitsfirma RSA, weiss. Statisti­ken untermauern seine Aussagen zusätzlich. Trotz diver ser Aufklärungskampagnen rückt nach wie vor jeder zehnte E­Banking­Benut­zer seine Kontoangaben heraus, wenn er eine sogenannte Phishing­Mail bekommt. Auf diese Weise werden jährlich hohe dreistellige Millionenbeträge erbeutet. Moderne Freibeuter also. Mit der Inter­net­Expansion hat auch das Bedürfnis nach Sicherheit exponentiell zugenommen. Ein lukratives Geschäft für Sicherheitsfirmen wie RSA. «Früher war der Datenklau ein Ein­Mann­Geschäft», sagt dazu Rivner. Heute seien ganze Hacker­Netzwerke aktiv, die Stelleninserate für Programmierer schalten, Bastelanleitungen für Spio nagesoftware so­wie Trojaner anbieten. Einige versehen ihre «Produkte» sogar mit der Garantie, mindes­tens ein halbes Jahr nicht von gängigen Anti­virus­Programmen entdeckt zu werden. Das ist starker Tobak. Wer soll den Hackern überhaupt das Handwerk legen? In ihrem Zentrum für Internetkriminalität beschäftigt

die RSA rund 300 Mitarbeiter. Und sie haben alle Hände voll zu tun, wie interne Statistiken zeigen. 2009 haben RSA­Sicherheitsspezialis­ten über 50 000 Hacker­Attacken auf Web sites von knapp 350 Banken und 8000 weiteren Fir­men, die Zahlungen übers Internet abwickeln, abgewehrt. Das sind umgerechnet mehr als 137 vereitelte Attacken pro Tag. Seit 2003 hat die RSA über 250 000 Websites, die als Quel­len von Angriffen eruiert werden konnten, schliessen lassen.

Wenig Erfolg Das Bedürfnis nach Sicherheit beschränkt sich jedoch längst nicht aufs Inter­net. Auch prominente oder vermögende Pri­vatpersonen sowie international tätige Firmen beanspruchen immer öfters Dienste privater Sicherheitsfirmen. Allein in Russland sind nach Angaben des Innenministeriums etwa 745 000 private Sicherheitsleute registriert. Bedeutet mehr Sicherheitspersonal auch mehr Sicherheit? «Keineswegs», widerspricht Men­schenrechtsaktivistin Olga Rumjanzewa. Obwohl viele private russische Sicherheits­leute auf eine Laufbahn im Militär oder (wie Wladimir Putin) beim Geheimdienst zurück­blicken können oder (wie Wladimir Putin) über Kampfsporterfahrung verfügen, konn­ten sie bloss 25 von 137 bewaffneten Raub­überfällen, die im vergangenen Jahr in Mos­kau registriert wurden, vereiteln. Dabei starben sechs Wachleute, dreissig weitere wurden teilweise schwer verletzt. «Das Sicher­heitspersonal ist nur so gut und so motiviert, wie man es bezahlt», erklärt Rumjanzewa. Zudem ermögliche die Uniform vielen Wachmännern, ihre latenten Aggressionen auszuleben, weiss die Expertin. Und nennt Zahlen: Im vergangenen Jahr mussten sich in Russland fast 100 Sicherheitsleute wegen übertriebener Gewaltanwendung vor Gericht verantworten. Die Regierung hat darauf re­agiert und zu Jahresbeginn Kontrollrichtlini­en für private Sicherheitsleute erlassen. Diese müssen sich nun bei der Polizei regis trieren lassen und regelmässige Prüfungen ablegen, andernfalls droht der Lizenzentzug. In der Folge schrumpfte die private Sicherheits­armee um schätzungsweise 20 000 Personen.

Staatliche Regulierung Noch düsterer ist die Lage bezüglich Sicherheitsfirmen in Afghanistan. Wie Pilze sind sie in der Krisen­region aus dem Boden geschossen und bewa­chen Botschaften, Hilfsorganisationen, Ho­tels, Universitäten, Kraftwerke, Banken und selbst Stützpunkte der Nato­Schutztruppe für Afghanistan (Isaf). Nach Angaben der Nato sind in Afghanistan aktuell 52 Sicher­

heitsfirmen registriert. In den Städten dürfen die rund 40 000 Sicherheitsangestellten nur Pistolen und Gewehre tragen, auf dem Land sind auch Raketenwerfer erlaubt. Die Arbeit privater Sicherheitsfirmen ist ebenso unerlässlich wie dubios. Sie sichern Strassen und schützen Militärkonvois vor Angriffen, etwa vor den Taliban. Gleichzei-tig kaufen sie von den Taliban Sicherheit, in-dem sie jene bezahlen – nicht selten mit ame-rikanischem Geld, wodurch der Krieg weiter in die Länge gezogen wird. Im August 2010 drohte der afghanische Präsident Hamid Karzai, allen privaten Sicherheitsfirmen die Lizenz zu entziehen. Auf Druck von Aus-ländern, die um ihre Sicherheit fürchteten, wurde dieser Beschluss zwei Monate später jedoch teilweise zurückgenommen. Global tätigen Firmen bereiten weniger die Taliban, sondern die sich häufenden Wirt-schaftsdelikte Sorgen. Eine Studie von PwC zeigt, dass 2009 jede dritte Firma mindes-tens einen Betrugsfall zu beklagen hatte. Die mit Abstand häufigsten Delikte waren Unter-schlagung und Bilanzmanipulation. In der Schweiz waren im selben Zeitraum «nur» 17 Prozent der Firmen betroffen. Mehrheitlich stammten sie aus der Finanzdienstleistungs-branche. In 70 Prozent der Fälle gehörten die Täter dem mittleren oder oberen Kader an. Die durchschnittliche Schadenssumme belief sich auf 1,5 Millionen Franken. Allein PwC Schweiz beschäftigt in ihrer Forensic- und Risikomanagement-Abteilung inzwischen 40 Mitarbeiter. «Und die Nach-frage nimmt stetig zu», weiss Ivo Hoppler. Der ehemalige Zürcher Staatsanwalt ist Part-ner bei PwC. Er ist überzeugt, dass Vermö-gensdelikte in Zukunft weiterhin eine grosse Rolle spielen werden, Geldwäscherei-Delikte dürften sich sogar stark häufen.

Gewalt(-iges)Monopol Kein Wunder also, dass die Forderung nach strengerer Kontrolle der Sicherheitsfirmen laut wird. Das Gewalt- und Überwachungsmonopol liegt schliess-lich noch immer beim Staat. Der Schweizer Bundesrat will bis Ende 2010 in einem Be-richt darlegen, ob die Schweiz eine beson-dere Regelung für private Sicherheitsfirmen erlassen soll. Auslöser ist die unter ande-rem im Irak tätige britische Sicherheitsfirma Aegis Defence Services, die ihre Holding im August dieses Jahres nach Basel verlegt hat. Aegis geriet 2005 in die Schlagzeilen, weil Videos aufgetaucht waren, die Angestellte der Firma beim Beschuss ziviler Flug- und Fahr-zeuge zeigten. Aegis will den Vorfall bis heute nicht kommentieren.

So Sicher wie daSamen in der Kirche?

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Wirtschaftliches

WorteDMitriJgAWrisCH

Um die Vorherrschaft in der Agrarwirt-schaft wird nicht nur mit Egge und Pflug gekämpft. Politiker, Grosskonzerne , Bioverfechter, Landwirte – sie alle ver-folgen eigene Interessen. Ein Lustspiel, das jedes Jahr Milliarden verpufft.

r und 10,7 Milliarden Franken lies­sen sich 2009 mit Schweizer Ag­rarprodukten verdienen. Der Staat

säte weitere 2,7 Milliarden an Direktzah­lungen. Am Schluss blieb für die Bauern ge­rade mal 2,8 Milliarden Nettoeinkommen (2008) übrig. Die Neben­, Produktions­ und Fremdkosten betrugen somit über zehn Mil­liarden Franken. Harsch aber gerecht zusam­mengefasst: Die Schweizer Landwirtschaft ist eine finanzielle Nullnummer. Pierre Bessard, Direktor Liberales Institut, dazu: «Schweizer Konsumenten bezahlen pro Jahr etwa acht Milliarden Franken zuviel für Lebensmittel. Die Schweizer Landwirtschaft sollte schnell und umfassend liberalisiert werden.» So viel zur Einöde dieses helvetischen Lustspiels. Doch schauen wir über die Landesgrenzen hinaus, denn in der EU spielt sich Ähnliches ab. Die Handlung ist dort zwar schon ein we­nig weiter fortgeschritten, ein Happy End aber ebenfalls noch lange nicht in Sicht.

Akute Verwelkungsgefahr Einen allge­meinen Zustand der Freude zu erreichen, ist nicht einfach, geht es in der Landwirtschaft doch um mehr als «nur» Erlöse und Erträ­ge. Mit auf dem Spiel stehen etwa Ernäh­rungssouveränität, Volksgesundheit und ein ganzer Berufsstand mit seinen Subindustri­en. Dementsprechend gross ist die Anzahl der Interessensgruppen. Vom Bergbauer mit Bio­Label bis zum Monokultur­Agronomen mit Masterabschluss und John­Deere­Mäh­drescher. Vom gut betuchten Ökofreak bis zum Saatgut­Produzenten, der händerei­bend auf das Ende des Gentech­Moratoriums plangt. Politiker von rechts bis links warten ausserdem im Sessionsrhythmus mit neuen Vorstös sen auf. Meist verwelken diese aber schon im Sprösslingsstadium. Die geheimnisvolle Unbekannte spielt in dieser Burleske das Klima. Keiner weiss ge­nau, was es vor hat und wie es um sein Wohl­befinden steht. Ist es so stark angeschlagen, wie viele denken, oder leidet es nur vorüber­gehend an erhöhter Temperatur? Doch zu­rück zur Handlung. Das UNESCO­Jahr der Biodiversität neigt sich seinem Ende zu. Und war scheinbar, soweit man das jetzt schon

beurteilen kann, ein Erfolg. Auch bei Schwei­zer Politikern hat der Aufruf zur Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt Früchte getragen. Immerhin ist die Schweiz nun ein Vertragsstaat der Biodiversitätskonvention und lässt die UNESCO­ Vorgaben bis Mitte 2011 in eine neue nationale Biodiversitäts­strategie einfliessen.

Wie gefährlich ist Genfood? Gleichzeitig verlängerte die Schweiz das Gentech­Morato­rium bis 2013. Genmanipuliertes Saatgut darf bis dahin also weiterhin nicht zu kommerzi­ellen Zwecken angebaut werden. Ein Sieg auf ganzer Linie für das Biolager? Weit gefehlt. Denn der neue Volkswirtschafts minister, Johann Schneider­Ammann, setzt sich noch stärker als Vorgängerin Doris Leuthard für den Agrarfreihandel mit Europa ein. Wird dieser Realität, sehen viele sowohl den Bau­ernstand und die Errungenschaften in den

Bereichen Tierschutz, Bioanbau und Biodi­versität dem Untergang geweiht. Trotz ge­planter Begleitmassnahmen und staatlicher Standortförderung befürchten sie die Aus­trocknung des gesamten ersten Sektors. Zu­dem wächst die Angst vor der Invasion durch genmanipulierte Nahrungsmittel, weil die EU deren generelles Anbauverbot abgelehnt hat. Das Image genmanipulierter Nahrungs­mittel hat in den letzten Jahren arg gelit­ten. Zum einen gerieten Biotech­Multis wie Monsanto, Syngenta oder BASF aufgrund ih­rer aggressiven Vermarktungstaktiken auf dem Saatgut­ und Pf lanzenschutzmittel­markt, ihrer Einf lussnahme auf landwirt­schaftliche Zulassungsbehörden und wegen dubioser Patentanträge auf ganze Pflanzen­sorten oder Tiergene in Verruf. Zum andern häufen sich Studien über negative Einflüs­se von Gentech­Food auf unsere Gesundheit und auf die Nahrungsketten der Natur. «Eu­ropa sieht zurzeit in der Gentechnik keinen

Nutzen», so die diplomatische Äusserung von Syngenta­Chef Mike Mack kürzlich in einem Interview mit der Handelszeitung. Die französische Journalistin Marie­ Monique Robin hat 2008 mit ihrem Bestsel­ler «Le monde selon Monsanto» eine Protest­lawine gegen Biotech­Firmen ausgelöst. Soweit die Stimmung in der Bevölkerung. Doch in der Politik scheint der Wind in die andere Richtung zu blasen und der Zulassung gentechnisch veränderten Saatguts soll der Weg geebnet werden. Doch wie lange noch kann sich die Schweiz erfolgreich gegen die Gentech­Flut wehren? «Die Konsumenten be­zahlen einen hohen Preis, weil sie den Einsatz neuer Technologien ablehnen», sagt Mack, «wirtschaftlich ist das kein sinnvoller Weg.»

Und nochmals zum Klima Was die Folgen einer grosszügigen Zulassung von Gentech­Saatgut sind, mussten Länder wie die USA, Brasilien oder Indien auf schmerzhafte Weise erfahren. Beinahe beliebig kontrollieren die Multis dort den Saatgutmarkt. Die gentech­nisch veränderten Sorten sind resistent ge­gen die von denselben Firmen produzierten Schädlingsbekämpfungsmittel und verdrän­gen so einheimische Kulturpflanzen. Perfide Vertragsbestimmungen zwingen die Bauern in langjährige Abhängigkeiten. Saatgut zum Beispiel muss bei Monsanto jedes Jahr neu gekauft werden. Kleinbauern können sich das nicht leisten und verschwinden vom Markt. Dazu kommt, dass Klimaforscher mit ei­nem Anstieg der Temperaturen eine Zunah­me an Naturkatastrophen wie Überschwem­mungen, Windstürmen und extremen Dürre perioden erwarten. Wasser wird zur teuren Mangel­ und Handelsware und be­droht die Grundversorgung. Zudem werden durch den wachsenden Bedarf an Biotreib­stoffen noch mehr Anbauflächen für Nah­rungsmittel verloren gehen. Die Folge: Nah­rungsmittelpreise steigen und sind enormen Schwankungen ausgesetzt. Nach Angaben der UN­Organisation für Ernährung und Landwirtschaft könnte die Summe der welt­weiten Grundnahrungsmittelimporte 2010 erstmals eine Billion Dollar betragen – und damit das bisherige Rekordniveau aus dem Jahr 2008 übertreffen. Wasser haben wir in der Schweiz vermut­lich auch in 50 Jahren noch genug. Doch auch hier verändern sich aufgrund des Klima­wandels die Anbaubedingungen. Bleibt die Frage, wer sich diese Entwicklung besser zu Nutze macht: der Bio­Bergbauer oder der John­Deere­Agronom? Die Fortsetzung des helvetischen Lustspiels folgt.

KULTURKaMpF iM MaiSFELD

eNDe Des bIObOOMs? Rund 60 000 Land-wirtschaftsbetriebe zählt die Schweiz. Rund 10 Prozent (6000) davon sind Biobetriebe. 1997 waren es noch knapp 4000. Seit 2005 (6420 Betriebe) ist die Zahl wieder rück-läufig. In der EU produzieren nur 1,6 Pro-zent der landwirtschaftlichen Betriebe bio-logisch, Tendenz stagnierend. Der gros se Bioboom scheint europaweit seinen Höhe-punkt hinter sich gelassen zu haben, sowohl im Landbau als auch in der Tierzucht.

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Grosse städteGrosse Probleme

Die Welt wird zur Stadt – zur Megastadt. Der Trend zur erhöhten Urbanisierung stellt die Menschheit jedoch vor grosse demographische, ökologische und sozi-ale Herausforderungen. Bei der Lösung der Probleme sind auch Schweizer Firmen an vorderster Front aktiv dabei.

A m 6. Dezember 2025 wird die 18 Mil­lionen Einwohner zählende Stadt Jakarta untergehen. Bis zum fünf

Kilometer entfernten Präsidentenpalast wird der Java­See über die Ufer treten. Verant­wortlich für diese Katastrophe ist ein astro­nomischer Mond­Zyklus, der alle 18,6 Jahre auftritt. Der globale Klimawandel verschärft das Problem zusätzlich, indem er die Wasser­pegel in der Region um mindestens fünf Zen­timeter steigen lässt. Die wichtigste Ursache aber ist hausgemacht, wie der niederländische Wasseringenieur Jan­Jaap Brinkmann ermit­telte: Jakarta wurde auf feuchtem und wei­chem Land gebaut – so viel Masse auf derart engem Raum trägt der Untergrund heute nicht mehr. Doch Jakarta ist nicht alleine, auch andere Megastädte, etwa Shanghai mit seinen ebenfalls rund 18 Millionen Einwoh­nern, beschäftigt diese Problematik.

Rasantes Wachstum Und schnell wird klar, dass die wachsenden Millionenstädte rund um den Globus die Menschheit zunehmend vor riesige Probleme stellen. Bereits heute wohnt mehr als die Hälfte der Menschen in Städten, 2050 werden es etwa 70 Prozent sein. Derzeit gibt es 27 Megastädte, wobei sich nur deren vier nicht in Schwellenländern befin­den. Es sind dies Tokio, New York, Los An­geles und Osaka. In Entwicklungs­ und Schwellenländern wachsen Mega städte am schnellsten, bis 2015 werden folgende Wachs­tumsraten prognostiziert: Lagos plus 68 Pro­zent, Dhaka plus 54, Delhi plus 48. Während es in London 130 Jahre dauerte, bis die Ein­wohnerzahl von einer auf acht Millionen an­stieg, benötigte Bangkok dafür nur 45 Jahre, Seoul nicht einmal 25 Jahre. Aufgrund ihrer Entwicklungsdynamik gewinnen Megastädte als Knotenpunkte von Globalisierungsprozessen und Steuerungs­zentralen immer mehr an Bedeutung. «Sol­che urbanen Gebilde sind zu Zentren der Finanzwirtschaft geworden, bringen sie doch das ganze Netz der Dienstleistungs­ und Finanzwirtschaft hervor. Angesichts dieser wirtschaftlichen Machtposition haben natio­nalstaatliche Faktoren an Einfluss verloren»,

erklärt Daniel Blumer vom Institut Sozial­planung und Stadtentwicklung der Fach­hochschule Nordwestschweiz. Der Geograf und Soziologe beschäftigt sich unter anderem mit Stadt­ und Raumsoziologie. In Gross­ und Megastädten sehen viele Menschen die besten Chancen, ihre Lebensträume zu ver­wirklichen oder auch einfach nur zu überle­ben. Die Avenida 9 de Julio in der argentini­schen Hauptstadt Buenos Aires gilt mit 140 Metern als die breiteste Strasse der Welt und zeigt eindrucksvoll die Anziehungskraft von Städten dieser Grössenordnung.

Future Cities Laboratory So faszinierend Megacities sind, so gross sind damit verbun­dene Herausforderungen. «Je grösser die Zahl der Einwohner einer Megastadt, desto tiefer die Lebensqualität und Funktionalität. Auf eine Megastadt wirken unzählige Parameter ein, die man fast nicht in den Griff bekom­men kann», konstatiert Marc Angélil, Pro­fessor und Leiter des Departements für Architektur der ETH Zürich. Die Hochschule gründete ein «Future Cities Laboratory» in Zürich und Singapur, wo sie eng mit den Wis­senschaftern der University of Singapore und der Nanyang Technological University (eben­falls in Singapur) zusammenarbeitet. An der Universität der äthiopischen Hauptstadt Ad­dis Abeba wurde mit Hilfe der ETH Zürich gar ein Institut für Städtebau neugegrün­det. Im Zentrum der Forschung stehen die Schwerpunkte nachhaltige Gebäudetechno­logien, die Stadt als urbanes System und das Verhältnis zwischen Stadt und Land. Zu den grössten Herausforderungen von Megastäd­ten zählt die Versorgung mit Energie, Was­ser und Alltagsgütern. Weitere Themen sind Gewährleistung von Mobilität, Sicherheit, industrieller Produktion und Umweltschutz. Weil die Zuwanderungsraten in Megastäd­ten der Entwicklungsländer sehr hoch sind, müssen oft innerhalb weniger Jahre Wohn­raum, Infrastruktur, Arbeitsplätze, Ver­ und Entsorgungssysteme sowie Gesundheits­ und Bildungseinrichtungen für Hunderttau­sende von Menschen bereitgestellt werden. «Eine Megastadt verfügt in der Regel kaum mehr über ein Hinterland, das die Funktion der Nahrungsversorgung übernehmen kann. Längst hat der globale Markt diese Aufgabe übernommen. Die Preise auf dem Weltmarkt wirken sich folglich sehr direkt auf die Mega­städte aus», so Angélil. Um die Nahrungs­mittelversorgung seiner Grossstädte sicher­zustellen, hat Saudi­Arabien beispielsweise in Äthiopien ganze Landwirtschaftsgebiete gekauft und bezieht von dort die Ernte für ¬

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WorteFAbriCeMüLLerbildnoMADiCLUxUry

seine Einwohner. Unglücklicherweise ent­wickelt sich die äthiopische Hauptstadt Ad­dis Abeba gerade selber zur Megastadt – mit gewaltigen Hunger­ und Armutsproblemen.

Herausforderungen en masse Das rasante Wachstum bringt auch die Verkehrsnetze schnell an ihre Grenzen. «Gerade in Län­dern mit wenig ausgeprägten demokrati­schen Volksrechten besteht die Gefahr, dass der Stadtverkehr vor allem auf Makroebene geplant wird und die Anliegen der Bevölke­rung oder die Bedürfnisse der Umwelt igno­riert werden», berichtet Daniel Blumer. Allei­ne in Shanghai wird sich die Zahl der Autos und LKW bis 2020 vervierfachen. Um die nachhaltige Entwicklung einer Megastadt zu gewährleisten, spielt der öffentliche Verkehr eine massgebliche Rolle. Hier gilt die Schweiz mit ihrem dichten Netz von öffentlichen Ver­kehrsmitteln als Modellfall und Vorbild, be­tonten Angélil und Blumer gleichermassen. Das Leben in einer Megastadt kommt für viele Menschen, die vor allem aus wirtschaft­lichen Gründen vom Land in die Stadt gezo­gen sind, einer Entwurzelung von ihrer Hei­mat gleich. Dies kann soziale und psychische Probleme nach sich ziehen, falls diese Men­schen nicht in sozialen Strukturen aufgeho­ben sind. «In boomenden Städten werden vor­handene soziale wie auch andere Strukturen oft durch ständiges Wachstum zerschlagen. Hinzu kommt, dass gerade in den Grossstäd­ten der Entwicklungsländer viele Menschen in Slums leben. Sie arbeiten unter miserab­len Bedingungen und haben kaum soziale Si­cherheiten», schildert Blumer. Angesichts der

demographischen Entwicklung muss man sich laut Marc Angélil Gedanken da rü ber ma­chen, wie alte Leute künftig, gerade auch in Grossstädten, in die Gesellschaft inte griert werden können. «In manchen Ländern lei­den viele alte Menschen unter Armut und sind auf die Unterstützung ihrer Familien angewiesen.» Doch was können Grossstädte tun, in denen vor allem Kleinfamilien leben? Angélil dazu: «Ich denke, auch hier kann die Schweiz, wo in diesem Bereich viel Gutes pas­siert, als Modell dienen.» Zu schaffen machen Menschen und Um­welt in grossen Städten häufig die schlechte Luft und das verschmutzte Trinkwasser. Städte sind weltweit für 80 Prozent der Treib­hausgas­Emissionen verantwortlich. Dass es, etwa im Umgang mit Wasser, auch anders geht, beweist Singapur, wo das Problem mit innovativen Lösungen von Siemens im Be­reich der Trinkwasseraufbereitung gelöst wurde. In drei Schritten wird das Wasser mit Membranen, Mikrofiltern und UV­Strahlen gereinigt und erfüllt somit alle Standards der Weltgesundheitsorganisation. Angélil glaubt indes nicht daran, dass sich die Megastädte künftig zu «Green Cities» entwickeln werden. «Theoretisch wäre dies möglich, doch uns rennt die Zeit davon.»

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FLIesseNDer verKeHr Das Reich des Lächelns wartet mit einer eindrücklichen Innovation auf. China plant, demnächst ein transportierendes Hybrid auf den Markt zu bringen, das wohl am besten mit Subway-Bus beschrieben wird. Manche reden auch von einem «Mega- Straddle-Bus». Das fu-turistisch angehauchte Vehikel kann bis zu 1200 Personen auf einmal befördern, die dazu nötige Triebkraft wird durch Strom erzeugt. Es ist nicht die schiere Grösse, die beeindruckt, sondern vielmehr der Fakt, dass es den normalen Strassenverkehr kaum beeinträchtigt. Denn es befindet sich stets über den Autos – egal, ob es hält oder in Bewegung ist. Höhe und Breite sind so konstruiert, dass zwei «Autobahn-Lanes» ausreichen. Das Ding kann sogar locker Strassenüberführungen be- oder durch- oder umfahren. So grossartig dieses ange-strebte Technikwunder ist, man will nicht wissen, was passiert, wenn unten durchfah-rende Autos kollidieren respektive verun-fallen. Auch ist es vielleicht nicht für jeden Strassenverkehrsteilnehmer erstrebens-wert, einerseits durch das eigene Auto ein-gepfercht zu sein und andererseits durch diesen «Go-Go-Gadget-Bus» zusätzlich in-terniert zu werden. Auch Schweizer Firmen sind im globalen Wettbewerb um ökologisch sinnvolle Innovationen gut aufgestellt. So zum Beispiel die in Feldbach (ZH) beheima-tete URIMAT Schweiz AG, die auf intelligente Lösungen im Abwasserbereich speziali-siert ist. Mit dem URIMAT-System können weltweit bereits über zwölf Milliarden Liter Trinkwasser eingespart werden, was be-sonders in den wasserarmen Arabischen Emiraten von grosser Bedeutung ist.

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WirtschaftlichesGrosse städte – Grosse Probleme

VONCERT auf einen «Silver Mining» BasketSilberproduzenten bauen im Rahmen grossangelegter Projekte ihre Förderkapazitäten in verschiedenen Regionen stark aus. Doch auch wenn sie weitere grosse Vorkommen erschliessen, dürfte die Nachfrage nach dem weissen Metall das Angebot überfl ügeln. Denn Silber wird nicht nur als Infl ationsschutz in Zeiten globaler Finanzkrisen verwendet, sondern auch als vielseitiges Metall in der Industrie eingesetzt.Silber ist im Vergleich zum Gold aufgrund des kleineren Marktvolumens (gemessen in USD) höheren Schwan-kungen ausgesetzt. Steigende Silberpreise liessen in der Vergangenheit die Profi te der Silberproduzenten über-proportional wachsen. Über eine Beteiligung an Silberminenproduzenten können Anleger somit in der Regel überproportional von einem Anstieg des Silberpreises profi tieren, währenddem sie bei fallenden Silberpreisen mit höheren Einbussen rechnen müssen. In Kombination mit den ausgebauten Förderkapazitäten bietet ein hoher Silberpreis glänzende Perspektiven für Silberminen-Unternehmen.

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ESSTREnDS UnD anDEREKULinaRiSchE nichTigKEiTEn

Früher hiess es schlicht Essen. Allmäh-lich wurde «Food» daraus, heute kommt man um «Fast», «Slow», «Convenient», «Sensual» oder «Fast Casual» nicht mehr herum. Der neueste Schrei nennt sich Lichtnahrung. Von Wissenschaftern als Scharlatanerie verdonnert, ist sie eines ganz bestimmt, nämlich Gift für die Lebensmittelindustrie.

D ie Nahrungsmittelindustrie bleibt von Trends nicht verschont. Auch die SV Group – mit 75 Millionen

Konsumtionen im vergangenen Jahr markt-führender Caterer von 322 000 Mensen, Per-sonalrestaurants, Cafés, Residenzen, Kli-niken und Spitälern – prüft aufkommende Gastro-Trends seriös: «Im Bereich öffentli-cher Gastronomie haben wir den ‹Fast Casual Trend› aufgenommen», so Isabel Gherbal, Markting & Communications Director der SV Group. Unter Fast Casual Food fallen sämtli-che fettarmen und vitaminreichen Gerichte. Nicht nur lecker, sondern auch gesund sollen sie sein. Gherbal weiter: «Im Bereich der Per-sonalgastronomie zählen wir in der Schweiz täglich über 100 000 Gäste. Daher können wir nicht auf jeden kurzfristigen Trend auf-springen. In den letzten Jahren hat sich das Bewusstsein verstärkt, dass eine ausgewogene und leichte Ernährung zum Wohlbefinden beiträgt und die Leistungsfähigkeit von Mit-arbeitenden positiv beeinflusst.»

Slow vs. Fast Die Mutter aller Trends, Fast Food, ist Ausgangspunkt vieler Gastro-Strö-mungen. Ihnen gemein ist die Absicht, auf veränderte Ess- und Lebensgewohnheiten zu reagieren. Coop beispielsweise hat sich für eine prestigeträchtige, wenig profitorientierte Kooperation mit der 1986 gegründeten in-ternationalen Non-Profit-Organisation Slow Food entschieden. Als Gegenentwurf zum Fast Food und dem damit einhergehenden Verlust an Esskultur und Geschmacksviel-falt mauserte sich Slow Food zu einer veri-tablen Bewegung mit über 100 000 Mitglie-dern in 130 Ländern: Insgesamt 17 Convivia, so nennt man die regionalen Anlaufstellen (global existieren 750 Slow-Food-Convivien), setzen bewusstseinsbildende Initiativen vor Ort um und organisieren ökogastronomische Veranstaltungen für ihre Mitglieder. Mit qualitativ hochstehenden Nahrungs-mitteln fördern Slow-Food-Anbieter nachhal-tige Landwirtschaft und Fischerei, artgerechte

Viehzucht, traditionelles Lebensmittelhand-werk sowie die Erhaltung der regio nalen Vielfalt. Profit steht dabei im Hintergrund, wie Sabine Vulic von der Medienstelle Coop bestätigt: «Es liegt auf der Hand, dass kleine und kleinste Betriebe, die diese Produkte tra-ditionell herstellen, nicht gleiche Mengen pro-duzieren wie ein industrieller Gross betrieb, und eine andere Kostenstruktur aufweisen. Entsprechend werden diese Artikel auch kei-ne Umsatzrenner.»

iFood, also bin ich Im veränderten Arbeits-leben, das mehr Mobilität und Flexibilität erfordert, sieht die SV Group schon eher Ent-wicklungspotenzial: «Die festen Essenszeiten lösen sich auf, immer mehr Menschen ernäh-ren sich ‹on-the-go›.» Mit iFood, dem digi-talisierten Austausch von Rezepten, geht der Caterer der Nation noch einen Schritt weiter: «Wir planen grundsätzlich die Einführung einer App für mobile Geräte, so dass unsere Gäste Menupläne und weitere Informationen zum Angebot mobil abrufen können.» Während der Hype um Functional Food, dem wenig prestigeträchtigen Konzept har-monischer Dreieckssandwiche, abgeflacht ist, scheinen sich Trends mit gewissen Grundwer-ten durchzusetzen. So etwa Sensual Food, bei dem Moral eine zentrale Rolle spielt. Im Ge-gensatz zu Slow Food erlaubt Sensual Food einen korrigierenden Eingriff in die Natur. Verlerntes Geschmacksempfinden soll mit spe-ziell entwickelten Sweet Potentiators verstärkt werden. Ihre Legitimation beziehen sie aus der Tatasche, dass 18 Prozent der Menschen kaum süss von sauer unterscheiden können. Ein anderer Abkömmling der Spassgesell-schaft macht sich die Erkenntnis zu Nutze, dass Nahrungsmittel – ähnlich wie Drogen – die Gemütslage beeinflussen. Sogenannte Mood Fooder schneiden dank serotonin- aktivierenden Stoffen nicht nur ein Stück vom Glück ab, sondern verspeisen es. Glück durch Essen kann aber auch von exogenen Faktoren abhängen, wie der Cheap-Basic-Trend beweist: Rund 50 Prozent der Bevölke-rung, darunter auch Gutbetuchte, leben ihre Discount-Mentalität tagsüber aus und bege-ben sich auf kulinarische Schnäppchenjagd, um sich des Abends wohlverdient mit teuren Gourmethäppchen zu belohnen.

70 Prozent Leerlauf? Das aktuellste Phäno-men im Gaumenland stammt aus der Eso-terik und nennt sich Lichtnahrung. Prana- Esser, wie sie sich nennen, führen ausser etwas Flüssigkeit keine festen Stoffe zu sich, leben also in kulinarischer Askese. Folgt man

den postulierten Erkenntnissen des 2010 er-schienenen Dokumentarfilms «Am Anfang war das Licht», so haftet diesem Phänomen durchaus etwas Wahres an. Der menschliche Körper braucht ungefähr 70 Prozent der durch Nahrung zugeführten Energie allei-ne für den Betrieb des Verdauungssystems. Anerkannte indische Ärzte haben einen über 60 Jahre lang lichtgenährten Yogi intensiv beobachtet, untersucht und dabei Werte fest-gestellt, die sie in Erstaunen versetzten. Auch in der Schweiz will die Bewegung Fuss fassen. Ihr Kronzeuge ist der Basler Bio-chemiker Dr. Markus Werner, Angestell-ter eines auf Komplementärmedizin spezia-lisierten Pharmaunternehmens. Werner isst gemäss eigenen Angaben seit 2001 nichts mehr (gelegentlich einen Schokoriegel, wie er unter grossem Aufschrei der Skeptiker kürzlich zugab), joggt und spaziert (wie der erwähnte Film bezeugt) fröhlich durch die Gegend. Abends gesellt er sich mit einem Glas Wasser zu seiner essenden Ehefrau, um immerhin den gesellschaftlichen Aspekt des Essens zu erleben. Aus Neugier hat Werner 2001 den von der esoterischen Buchautorin Jashmuheen postulierten 21-Tage-Lichtnah-rungsprozess, der bereits einige Menschen-leben forderte, durchgemacht. Am dritten Tag merkte er, dass er sich ohne Nahrungs-zunahme viel besser fühlte.

Lichthäppchen-Apéro Was sich für hunger-leidende Menschen wie ein Hohn anhört, wird nicht von allen Wissenschaftern vorab als Humbug abgetan: Der Biophysiker Fritz-Albert Popp (Professor am Institut für Bio-physik in Neuss) bringt es am Beispiel des Zuckers auf den Punkt: «Zucker besteht aus Kohlendioxid und Wasser. Kohlendioxid wird durch die Atmung ausgeschieden, Was-ser durch die Ausscheidungsorgane. Was zu-rückbleibt, ist das Licht.» Für die esoterische Gemeinschaft, die westliche Denkstile und Paradigmen per se hinterfragt, stellt Licht-nahrung ein gefundenes Fressen dar. Während der Podiumsdiskussion zum Film meldete sich ein Atomphysiker, der am Unispital Bern als Forscher angestellt ist, zu Wort. Seiner Frau, die etwas ausgepowert im Kinosessel lag, ginge es gut, obwohl sie seit 2006 keine feste Nahrung mehr zu sich neh-me. Seine (simplifizierte) Erklärung: Unsere Magenwand sei von einem bakteriellen Film belegt, der für das Hungergefühl zuständig sei und sich mit der Nahrungszufuhr immer-zu selbst alimentiere. Wie auch immer, die Lichthäppchen beim anschliessenden Apéro schmeckten etwas fad.

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Wirtschaftliches

WorteVALeriobonADeibildALexAnDerniCHoLson

sitz in Detroit begann vor rund 100 Jahren und erreichte in den 60­er und 70­er Jahren Kult­status. Kult, das war einmal, die rosigen Zeiten sind in Detroit definitiv vorbei. Noch haben zwar die grossen Drei, General Motors, Ford und Chrysler, ihre Firmenzentralen in Detroit. Doch langsam geht ihnen die Puste aus. Einst fühlte man sich mächtig, führend, uneinholbar, aus den Firmentoren fuhren täglich Autokolon­nen, soweit das Auge reicht. Die Betonung liegt auf «fuhren» – Vergangenheitsform. Heute ist Detroit nur noch ein Schatten sei­ner selbst. Bereits während der Rassenunruhen in den 60­er Jahren flüchtete ein Grossteil der weissen Bevölkerung in die Vororte. Zurück blieb eine Stadt mit geschrumpftem Steuerauf­kommen, marodem Bildungssystem und sozi­alen Brennpunkten. Ab den 70­er Jahren be­drängten ausserdem japanische Hersteller den

Markt und fuhren einheimischen Automobil­riesen ordentlich an den Karren. Mittlerweile liegen bereits 15 000 Hektar des Stadtgebietes brach; von den ehemals zwei Millionen Ein­wohnern sind nur 900 000 geblieben. Und auch wenn GM dank staatlicher Unterstützung und dem darauf basierenden grössten Börsen­gang der Welt im November 2010 wieder in die Gänge kommt, stirbt Detroit als Autostadt ei­nen langsamen Tod. Dafür beginnt ein ande­res, durchaus schmuckes, Pflänzlein zu blühen. Aus der Not geboren, haben die Einwohner die Lust an der Selbstversorgung wieder entdeckt. Statt Autos werden Tomaten und Salat (an­)ge­baut. Bereits können zehn Prozent des Gemüse­bedarfs der Stadt auf eigenen Feldern geerntet werden. Die Idee des Millionärs John Hantz, in Detroit die grösste urbane Farm der Welt zu schaffen, gedeiht. Diese Entwicklung kann als Zeichen gewertet werden, dass niemand wirk­lich an ein Revival der Autostadt glaubt.

Aufschwung dank China Selbst Edelkaros­sen konnten der jüngsten Wirtschaftskri­se nicht davonfahren. Vor allem in den USA waren PS­starke Limousinen bei Führungs­kräften in den letzten beiden Jahren nicht mehr angesagt, galt es doch, in anderen Be­reichen wieder auf Kurs zu kommen. Da­durch mussten Porsche, Lamborghini und Konsorten massive Umsatzeinbussen von bis zu 50 Prozent hinnehmen. Doch der Aderlass scheint die Talsohle durchschritten zu haben, meint der deutsche Autopapst Ferdinand Du­denhöffer: «Der Markt dreht wieder nach oben, die Erholung ist spürbar.» Der Profes­sor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Auto mobilwirtschaft bei Aston Martin rechnet 2010 mit weltweit 4500 Verkäu­fen (2009 waren es 2649). Ähnliches wer­den seiner Meinung nach auch Marken wie Maserati und Bentley erleben. Auch bei der Porsche AG geht der Blick nach vorn. 2009/10 stieg der Umsatz um 17,9 Prozent auf 7,79 Milliarden Euro – der höchste Erlös der Unternehmensgeschichte. Michael Macht, Vorstand bei der Porsche Automobil Holding dazu: «Der Rekordumsatz zeigt eindrucks­voll, dass Porsche zu alter Stärke zurück­gefunden hat. Im kommenden Jahr setzen wir auf unsere Fahrzeugbaureihen Cayenne und Panamera sowie die beiden neuen Mo­delle 911 Speedster und 911 Carrera GTS.» Die treibende Kraft für erwartete Ab­satzsteigerungen in der Automobilindus­trie – nicht nur bei Luxuswagen, sondern im gesamten Automobilsektor – ist China. Das Land ist bekanntermassen insgesamt trei­bender Faktor der Konsumgüterindustrie. Zunehmender Wohlstand, der Ausbau des Autobahnnetzes und staatliche Subventio­nen beim Fahrzeugkauf haben das Reich der Mitte auf die Überholspur gebracht. Allein in diesem Jahr wurden bereits sechs Millionen Neuwagen zugelassen – fünfmal so viele wie in Westeuropa oder den USA.

Auto, nicht Statussymbol Bei der Wahl des richtigen Gefährts lieben es die Chinesen gross, schnell und teuer. Besonders die auf­strebende Mittelschicht stellt ihren Status vorzugsweise mit Nobelkarossen zur Schau. Ein Trend, der in Europa rückläufig ist. «Mit einem Wagen, selbst wenn er teuer ist, lässt sich wesentlich weniger Staat machen als frü­her», so das Ergebnis einer aktuellen Studie der oberbayerischen Unternehmensberatung Progenium. Nur für 17 Prozent der Befrag­ten ist der vierrädrige Freund heute noch Sta­tussymbol. Der Rest definiert sich über Klei­dung, teure Ferienreisen oder den Besitz

Seit Carl Benz 1885 den ersten Motor-wagen beim Patentamt anmeldete, ist über ein Jahrhundert vergangen. Heute ist an ein Leben ohne Auto nicht mehr zu denken. Doch wohin geht die Fahrt? Ein Aus-, Ein- und Überblick über die Automobilbranche.

e ntweder: «Kollege, stecke auf der Hardbrücke im Stau. Sieh zu, dass du eine andere Route fährst», oder aber:

«In 50 Metern rechts abbiegen. Auf der Hard­brücke staut sich der Verkehr auf zwei Kilo­meter Länge.» Vielleicht werden Autos zu­künftig sogar Slang und Stimme ihrer Fahrer imitieren? Womöglich richtet sich ihre Spra­che auch nach Baujahr und Modell? Was auch immer die Zukunft bringen wird, Fakt ist, dass Fahrzeuge schon heute lernen, mitein­ander zu kommunizieren. Bereits seit einigen Jahren arbeiten grosse Auto mobilhersteller wie Daimler und BMW an Projekten wie Willwarn (Wireless Local Danger Warning) und NOW (Networks On Wheels). Ziel dieser Systeme ist es, alle Infor­mationen, die ein modernes Auto während der Fahrt über Antiblockiersystem, Elektronisches Stabilitätsprogramm, Lenkwinkel­sensoren und Navigationssystem sammelt, über Funk auch anderen Fahrzeugen und deren Insassen zur Verfügung zu stellen. Die davon erhofften Effekte sind Optimierung des Verkehrsflusses, Verhinderung von Staus, und Entlastung von Verkehrsballungen. Freie Fahrt voraus also.

Autostadt wird Geisterstadt Doch bis es so­weit ist – Forscher gehen vom Jahr 2015 aus – werden noch viele Karosserien vom Montage­band laufen. Oder auch nicht. Denn nicht erst die Wirtschaftskrise hat dafür gesorgt, dass Automobilhersteller den Fuss vom Gas neh­men mussten. In der einst blühenden Auto­stadt Detroit, in der Ford mit seinem bekann­ten Modell T (Tin Lizzy) das Zeitalter der Massenproduktion einläutete, stehen heute viele Produktionsanlagen still. Die einst f lo­rierende Autostadt transformiert sich zuneh­mend zur Geisterstadt. In Pontiac, einem Detroiter Vorort, wurde unlängst sogar der polizeiliche Dienst eingestellt. Die 66 000 Einwohner zählende Gemeinde kann die Ge­hälter nicht mehr zahlen. Mit der Schliessung der Polizeiwache sollen Einsparungen von bis zu 2,2 Millionen Franken erreicht werden. Lange war Pontiac Synonym für gross­motorige Sportwagen des heimischen Autobau­ers General Motors. Der Konzern mit Haupt­

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Wirtschaftliches

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im Zug nach München ist die Welt noch in Ordnung. Liebliche Landschaf­ten, saftige Weiden und dichte Wälder ziehen jenseits der Schweizer Gren­

ze an mir vorbei. Einzig Solarpanels auf den Dächern stolzer Bauernhäuser wollen nicht zur Beschaulichkeit passen. Dem Unpassenden zum Trotz, jene Anlagen liefern sauberen, mitunter staatssubventionierten, Strom. Der Bauer 2.0 denkt unternehmerisch und handelt ökologisch, braucht es doch für die­se Energieform «lediglich» Sonnenlicht. Bei allen Vorbehalten gegenüber dem Staat ist es sinnvoll, dass er solche Bauten fördert. Initialzündungen dieser Art kann in der Praxis nämlich nur derselbige auslösen. Doch wo Subventionen sind, sind auch Kritiker. Sie nörgeln, die Solarzellen seien in der Herstellung so aufwändig, dass deren Installierung mehr Schaden denn Nutzen bringe. Nun, der Bau ist in der Tat aufwändig, jedoch nicht aufwändiger als jede andere In­vestition zur Infrastrukturverbesserung. Fakt ist, die Welt wäre sauberer und das Klima gesünder, wenn wir alle unseren Strom mit Sonnenlicht produzier­ten, in besser isolierten Gebäuden lebten und diese mit Erdsonden statt Erd­öl heizten. Analog wäre unser Planet potenziell reicher und das soziale Kli­ma ausgewogener, würden wir beim Einkaufen auf Fair Trade achten. Jeder kann im Alltag einen nachhaltigeren «Modus Vivendi» praktizieren, bei dem natürliche Ressourcen schonender genutzt werden und ausserdem versucht wird, Rücksicht auf andere, selbst für uns unbekannte, zu nehmen. Nachhal­tiges Handeln bedeutet, ökologische und soziale Kriterien mit wirtschaftli­chen Überlegungen zu verknüpfen. «Sustainability» schafft mithin auch in der Vermögensverwaltung Mehrwert. Im Fokus verantwortungsbewusster Anle­ger stehen deshalb nachhaltig geführte Firmen und Körperschaften. Sie ver­fügen über bessere Risikokontrollen und haben dank Wahrnehmung sozialer Verantwortung auch motivierte(­re) Mitarbeiter. Nachhaltigkeit bietet Chan­cen, auch wirtschaftliche. Dieser Erkenntnis nachzuleben, ist allerdings nicht Staatsaufgabe, sondern liegt in der Verantwortung institutioneller und priva­ter Investoren. Exemplarisch greife ich den Geschäftsführer einer Pensions­kasse heraus, der Kapital verwaltet, das Mitglieder heute einzahlen und mor­gen mit Zinseszins als Altersrente beziehen. Mit der Strategie und der Auswahl von Anlageinstru menten ist er mitverantwortlich, dass Zahlungsverpflich­tungen in der Welt von morgen tatsächlich nachgekommen werden kann. Das gilt ebenfalls für Privatpersonen, denn letztlich dient auch ihr erarbeitetes oder geerbtes Vermögen der Zukunftssicherung. Fragen Sie Ihren Bankberater nach nachhaltigen Anlagen! Denn nachhaltig Investieren ist mehr als nur ein Trend. Umso bedauerlicher ist es, dass viele Berater noch immer ungenügend geschult und gewisse nachhaltig ausgerichtete Anlagevehikel Mogel packungen sind. Mit entsprechendem – nachhaltigem! – Druck können Sie bewirken, dass Ihre Bedürfnisse gedeckt werden. Wenn nicht, nutzen Sie Tram, Elektroauto oder Fahrrad und suchen Sie sich einen besseren Berater.

eines iPhones. In der Schweiz belegte das Gottlieb Duttweiler Institut dies bereits vor zwei Jahren. Fazit ihrer Statusfaction­Umfra­ge: Alles Materielle, Grosse, Teure und Um­weltschädigende wirkt sich negativ auf den Sozialstatus aus. «Stattdessen wird in unseren Breiten heute lieber mit gesunden Lebensstil und Ökologieverständnis geprotzt.» Da passt das Elektroauto hervorragend ins Konzept. Die natürlichen Brennstoffe gehen zu Neige und der Atmosphäre stinkt das aus­gestossene CO2 mittlerweile gewaltig. Erdöl­multis, Staatsoberste und Autobauer wissen, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in absehbarer Zeit zu Auslaufmodellen werden. Schon jetzt haben daher viele Staaten Förder­programme für E­ und Hybrid­Mobile auf­gelegt und jeder Autohersteller, der etwas auf sich hält, tüftelt eifrig am strassentaug­lichen Serienmodell. Doch wie einst die erste Handy generation stellen auch die umwelt­freundlichen Flitzer die Entwickler vor drei gravierende Probleme. Erstens, die Akkus sind noch zu gross und zu schwer. Zweitens, die Laufzeit einer Akkuladung ist viel zu ge­ring und taugt gerade einmal für eine Strecke von maximal 120 Kilometern. Und drittens, die Autos sind unglaublich teuer. Das Basis­modell des Tesla­Roadsters, dem E­Auto des US­Konzerns Tesla Motors, kostet umgerech­net knapp 106 000 Franken.

Plug-In-Hybrid Um diesen Kinderkrankhei­ten Herr zu werden, müssen Hersteller um­denken. Statt bestehende Modelle mit elekt­ronischem Herz und kompatiblem Kreislauf auszustatten, müssen neue Wagen konzipiert werden. Leichter sollen sie sein, um das hohe Gewicht der Batterien etwas abzufedern und grössere Reichweiten schaffen zu können. BMW verzichtet daher beispielsweise beim «Megacity Vehicle» auf Stahl sowie Alumini­um und setzt stattdessen auf Carbonfasern. In drei Jahren soll das MV serienreif sein. Ebenfalls ausbaufähig, aber schon ein gutes Stück weiter, sind die Hybrid­Autos. Bei die­sen teilen sich Verbrennungsmotor und Akku die Aufgabe des Antriebs und machen ein verbrauchsgünstiges Fahren möglich. 1997 legte Toyota mit dem Prius das erste Gross­Serienmodell mit eingebautem Hybrid­Motor auf – 2009 war dieser mit fast 210 000 verkauften Neuwagen der Topseller Japans. Grund genug für Dudenhöffers Pro­gnose: «Plug­In­Hybrid ist der goldene Mit­telweg und die Antriebstechnik von mor­gen.» Wir werden es erleben. Jedenfalls ist die Gefahr, aufgrund eines leeren Akkus auf der Stadt autobahn liegenzubleiben, in einem Hy­brid­ Vehikel kleiner als im elektrischen Bru­der. Womit wir zurück beim Stau wären oder sogar der Grund für einen derartigen sein könnten. Doch bis es soweit ist, haben auch unsere Autos ihre Kommunikation ausge­baut und der Kollege, der zwei Stras sen wei­ter steht, kann aushelfen. Getreu dem Motto: «Alter, wo bist du!? Komm schnell rum und hilf mir mit ein wenig Energie aus!»

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Dr. Mirjam Staub-Bisang ist Gründungspartnerin sowie Verwaltungsratsdelegierte von Independent Capital

Management AG. Die Rechtsanwältin und Buchautorin hält zudem einen MBA-Abschluss der INSEAD. ¬

Lust&VerdrussN°29Punktmagazin

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Wirtschaftlichestodesstimmung in motown

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Garantin: The Goldman Sachs Group, Inc.; Rating der Garantin: A1 (Moody’s) / A (S&P®); Art der Garantie: unwiderrufliche, unbedingte Zahlungsgarantie; Emittentin: Goldman Sachs InternationalDieses Inserat stellt keinen Emissionsprospekt im Sinne von Art. 652a resp. 1156 OR dar. Dieses Inserat erscheint ausschliesslich zum Zweck der Information über die im Inserat aufge-führten Produkte. Die Produkte qualifizieren nicht als Anteile einer kollektiven Kapitalanlage im Sinne des Bundesgesetzes über kollektive Kapital anlagen (KAG) und sind daher auch nicht derAufsicht der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) unterstellt. Die Anleger sind dem Bonitäts risiko der Emittentin bzw. der Garantin ausgesetzt. Anleger sollten vor Erwerb eines Pro-duktes die Ausführungen im Termsheet und im Offering Circular, bestehend aus dem Programme for the Issuance of Derivatives (www.goldman-sachs.ch/Programm) und dem jeweiligen Pricing Supplement zu den Chancen und Risiken (einschliesslich des emittenten- und gegebenenfalls produktspezifischen Totalverlust risikos), lesen und etwaige Fragen mit einem Finanzberater besprechen. Sämtliche Angaben sind ohne Gewähr. Goldman Sachs Bank AG, Public Distribution, Münsterhof 4, Postfach, CH-8022 Zürich, Telefon: +41 (0)44 224 1144, Tele-fax: +41 (0)44 224 1020, www.goldman-sachs.ch, E-Mail: [email protected] Nifty 50 Emerging Markets Tradable Index/BRICs Nifty 50 Developed Markets Index (the “Index”) is the exclusive property of Goldman Sachs International (“GSI”), which has contracted with Standard & Poor’sFinancial Services LLC (“S&P”) to calculate and maintain the Index. S&P’s sole relationship to GSI in relation to the Index is providing such calculation services. The Index is in no way related to, based upon or in any otherway derived from the S&P BRIC 40 index or the S&P CNX Nifty index. The Index is not owned, endorsed, or approved by or associated with S&P, its affiliates or their third party licensors and neither S&P, its affiliates northeir third party licensors shall have any liability in connection to the Index. Next-11-Core-8-Index is the exclusive property of Goldman Sachs International, which has contracted with Standard & Poor’s® (“S&P®“) to main-tain and calculate the Index. Goldman Sachs International and S&P® shall have no liability for any errors or omissions in calculating or publishing the Index. DBIX Indien® ist ein einge-tragenes Warenzeichen der Deutsche Börse AG. The RTX – Russian Traded Index® was developed and is real-time calculated and published by Wiener Börse AG (Vienna Stocks andDerivatives Exchange). The name of the Index and its abbreviation are protected by copyright law as trademarks. A non-exclusive authorisation for the use of the RTX by Goldman, Sachs& Co. Wertpapier GmbH in conjunction with financial products was granted upon the conclusion of a license agreement with Wiener Börse AG. © Goldman Sachs, 2010. All rights reserved.

SVSP-Kategorie: Partizipations-Produkte

Die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und Chinahaben das Potenzial, langfristig zu den grössten Volkswirt-schaften weltweit aufzusteigen. Mit verschiedenen Parti zi -pations-Zertifikaten von Goldman Sachs erhält der AnlegerZugang zu den Aktienmärkten der Emerging Markets.

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Ihr Zugang zu den Emerging Markets

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Partizipations-Zertifikate mit Endfälligkeit auf Emerging Markets

Basiswert Symbol1) Valor Währung Briefkurs RückzahlungstagChina Large Cap Basket CHLAR 10559592 USD 101.05% 09.04.2013China Consumption Basket GSIQK 4270421 EUR 99.60 EUR 05.11.2013China Aviation Basket FLYCH2) 4277714 USD – 3) 23.12.2013Brazilian Equity Growth Basket BRASA 4275437 USD 97.30 USD 20.06.2014BRICs Nifty 50 Emerging Markets Tradable Index – 10559822 USD 99.20% 24.09.2015

Open-End-Partizipations-Zertifikate auf Emerging Markets

Basiswert Symbol1) Valor Währung Briefkurs FälligkeitN-11-Core-8 (Total Return) Index NIIBT 3426747 USD 14.90 USD open endDBIX Indien® Preisindex (EUR) INDIJ 2515869 EUR 33.30 EUR open endRussian Traded Index® RTXOE 2353519 CHF 23.70 CHF open end

Stand: 09.12.2010; 1) Diese Produkte sind an der Scoach Schweiz AG handelbar mit Ausnahme des Partizipations-Zertifikats auf den BRICs Nifty 50 Emerging Markets Tradable Index.2) Es ist vorgesehen, das Produkt an der SIX Swiss Exchange AG zu kotieren. 3) Das Produkt befand sich bis zum 15. Dezember 2010 in der Zeichnungsperiode.

GS10630_171210_Punktmagazin_06_addc 09.12.10 16:13 Seite 1

Angesichts der volatilen Entwicklung der Börsenmärkte werden die Anleger dieser

Tage kräftig durchgespühlt. Buy-and-Hold-Strategien bringen oft nicht mehr den

gewünschten Erfolg. Doch die Welt der Investmentprodukte hält für jedes Chance-

Risiko-Profil das richtige Instrument bereit.

IM SCHLEUDERGANG DER

TEXT Barbara Kalhammer BILD Hill Street Studios

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InvestIerbares

Nicht selten erhält man Emails mit dem Betreff «Schnell reich werden» oder «Reich werden leicht gemacht». Eine Wunsch­vorstellung, die an der Bör ­

se nicht immer realisierbar ist. So verzeichnete der SMI ab Jahresbeginn bis Ende November ein Minus von zwei Prozent. Mit einem einfa­chen Indexzertifikat oder einem ETF auf den Schweizer Leitindex wäre das Anlagejahr 2010 also eher Verdruss gewesen – «Buy and Hold» hätte also nicht zum Erfolg geführt. Werden jedoch die Dividenden mit einberechnet, so ergibt sich für Anleger zumindest ein Plus von rund einem Prozent. Aber auch aktiv gema­nagte Produkte konnten die Erwartungen in der Vergangenheit oft nicht erfüllen. Ein Beispiel dafür sind Absolut­Return­Fonds. Von 550 Vehikeln liegen seit Jahres­beginn nur rund 50 im Plus. Doch wäre ei­gentlich der Anspruch dieses Ansatzes, in jeder Mark tlage Wertzuwächse zu generieren. Darüber hinaus orientieren sich die Fonds nicht an einer Benchmark wie Aktien­ oder Obligationenindizes. Unter der Bezeichnung «Absolut» oder «Total» verbergen sich kom­plizierte Trendfolgesysteme oder auch Fonds­manager, die Derivate­ Strategien nutzen, um auf steigende und fallende Kurse zu wetten.

Verheerender Herdentrieb Besonders in turbulenten Zeiten ist es schwierig, positive Renditen zu erwirtschaften. Dies vor allem deshalb, weil viele Anleger bei ihren Börsen­engagements immer wieder Fehler begehen.

So verhalten sich viele prozyklisch, sie kau-fen in steigenden Marktphasen und verkau-fen, wenn sie fallen, wie Lutz Johanning, Pro-fessor an der WHU Otto Beisheim School of Management, erklärt. Er weiter: «Häufig sind private Anleger diejenigen, die zuletzt und dann zu spät auf diesen Zug aufsprin-gen.» Ausserdem gebe es an den Kapital-märkten einen Herdentrieb: Investoren füh-len sich wohler, wenn andere die gleichen Investments tätigen. Häufig begehen Anleger zudem den Fehler, Titel aus dem Heimmarkt zu bevorzugen. Laut Johanning sind deswe-gen die Portfolios häufig nicht ausreichend diversifiziert. Alfons Cortés, Investment Advisor vermögender Kunden und europa-weit einer der renommiertesten Chart- und Markt techniker, sieht den Home Bias aller-dings je länger je weniger als Fehler: «Die starke Ausrichtung auf den jeweiligen Heim-markt muss man relativieren. Heutzutage ist der Home Bias nicht mehr per se als Fehler zu sehen, fällt doch immerhin das Währungs-risiko weg.» Cortés fügt ein konkretes Bei-spiel ins Feld: «Vom 5. April 2002 bis zum 5. November 2010 ist der S&P-500 um 9,2 Pro-zent gestiegen, der SPI um deren 5,2. In der gleichen Zeit ist der Dollar um 42,6 Prozent gefallen. Der Performance-Unterschied wä-re also ungefähr durch die Absicherung des Dollars gegen Franken aufgefressen worden.» Home hin, Bias her: Das kommende Jahr dürfte schwierig werden. Jan Poser, Chef-ökonom der Bank Sarasin, erwartet, dass be-sonders das erste Halbjahr 2011 volatil blei-ben wird, durchaus auch mit Abwärtsrisiken.

Dies, weil der Aufschwung noch nicht nach-haltig sei. Erst für den weiteren Jahresverlauf zeigt sich der Experte optimistischer.

Chancen vs. Risiken Trotz des herausfor-dernden Umfelds ergeben sich Chancen. Dies dank Produkten, die auch in seitwärts oder gar negativ tendierenden Marktphasen Er-träge optimieren. Entscheidend für den Er-folg der jeweiligen Strategie ist, dass vor dem Kauf eine klare Marktmeinung definiert wird und die Chancen und Risiken des Produkts genau abgewogen werden. Johanning dazu: «Die eigenen Präferenzen und die ökonomi-sche Bewertung sollten Basis der Anlageent-scheidung sein und nicht der aktuelle Main-stream.» Abhängig davon steht Anlegern eine Vielzahl strukturierter Produkte zur Aus-wahl. Die Palette der angebotenen Basiswer-te wächst kontinuierlich, sie reicht von Aktien und Indizes national und international, und Obligationen bis hin zu Devisen, Hedge Funds, Rohstoffen und Immobilien. «Viele Investoren sind durch die Finanz-marktkrise noch vorsichtiger geworden», so Johanning. Sie würden eine Risiko-/Ver-lustabsicherung und auch eine hohe Liqui-dität der Anlagen suchen und seien dafür bereit, Renditechancen aufzugeben. Einer grossen Beliebtheit erfreuen sich daher kapi-talgeschützte Zertifikate. Bei diesen Produk-ten sind Investoren im Falle sinkender Kur-se zu 90, 95 oder sogar 100 Prozent geschützt. So erhalten sie auf Verfall zumindest einen Grossteil des eingesetzten Kapitals zurück. Aber auch wenn der Basiswert steigt, können sie profitieren. Je geringer der Kapitalschutz desto höher ist der Grad, mit dem der Inves-tor an der Kursbewegung des sogenannten Basiswerts Anteil hat. Damit ist man bei fal-lenden Kursen abgesichert, partizipiert aber ebenso, wenn es an der Börse aufwärts geht. Kapitalschutz-Zertifikate werden auch mit Pfandbesicherung angeboten. Durch COSI (Collateral Secured Instruments) kann das Emittentenrisiko deutlich reduziert werden.

Hebel aller Art Aber auch in fallenden Märkten lassen sich Gewinne erzielen. Risiko-freudige können Hebelprodukte nutzen, um auf steigende oder eben sinkende Kurse zu setzen. Darüber hinaus ist es möglich, War-rants und Mini-Futures zur Positionsabsiche-rung zu nutzen. Eine andere Möglichkeit sind Reverse-Zertifikate, sie reagieren auf Kurs-bewegungen des Basiswerts tendenziell in die entgegengesetzte Richtung. Mit Faktor-Zer-tifikaten der Commerzbank werden Kurs-bewegungen zusätzlich durch Hebel (1, 2, 3 und -1, -2, -3) verstärkt. Auf sinkende Kurse kann auch mittels Short-ETF gesetzt wer-den. Somit profitieren Anleger beispielswei-se von der negativen Performance des SMI. Auch hier gibt es bereits gehebelte Varian-ten mit Faktor minus 2. In Phasen, in denen Märkte keine klare Richtung kennen und sich vor allem seitwärts bewegen, lohnt sich der Griff zu Rendite optimierungsprodukten, wie Darstellung: fmAG

steigend seitwärts sinkendMarktentwicklung:

Kapitalschutz-Zertifikate

ReverseConvertible

Outperformance-Zertifikat

Discount-Zertifikate

Express-Zertifikate

Capped-BonusZertifikat

Bonus-Zertifikat

Themen- / Strategie-Zertifikat / ETF

Leverage-ETF

Short-ETF

Call-Warrants

Put-Warrants

LongMini-Futures

ShortMini-Futures

ETF Index-Zertifikat

Aktien Fonds

INVESTOR TRADER

CHANCE

RISIKO

CHANCEN-RISIKO-PROFIL

Lust&VerdrussN°29Punktmagazin

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w w w . l y x o r e t f . c hi n f o @ l y x o r e t f . c h+ 41 (0)58 272 33 44Bloomberg L Y X O R < G O >

Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen haben einen rein indikativen und informativen Charakter, dessen Sinn es einzig und allein ist, die Eckdaten der Fonds aufzulisten. Die Daten stellen in keiner Weise eine Verpflichtung oder ein An-gebot seitens der Société Générale („SG“) und/oder Lyxor AM („Lyxor“) dar. Für die Zeichnung von Fondsanteilen ist aus-schliesslich der offizielle Verkaufsprospekt massgebend. SG und Lyxor übernehmen keinerlei treuhänderische Verantwor-tung oder Haftung für finanzielle oder anderweitige Konsequenzen, die sich durch die Zeichnung oder den Erwerb der in dieser Anzeige beschriebenen Fonds ergeben. Der Anleger sollte sich einen eigenen Eindruck über die Risiken bilden und für zusätzliche Auskünfte in Bezug auf eine Zeichnung oder einen Erwerb einen professionellen Berater konsultieren. Vor al-lem sollte sich der Anleger bei Zeichnung und Kauf von Fondsanteilen bewusst sein, dass die Fonds Risiken beinhalten und die

Rückzahlung unter Umständen unter dem Wert des eingesetzten Kapitals liegen kann, im schlimmsten Fall kann es zu einem Totalverlust kommen. Die Fonds Lyxor ETF LevDAX, Lyxor ETF Daily Short DAX x2 sind zum öffentlichen Vertrieb in der Schweiz oder von der Schweiz aus im Sinne von Artikel 120 des Bundesgesetzes über die kollektiven Kapitalanlagen vom 23. Juni 2006 zugelassen. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA hat Société Générale, Paris, Zweigniederlassung Zürich, als Vertreter und als Zahl-stelle der Fonds in der Schweiz bewilligt. Die entsprechenden Prospekte, Statuten, Jahres- und Halbjahresberichte der Fonds, sowie die Aufstellung der Käufe und Verkäufe, welche die Fondsleitung im Berichtsjahr auf Rechnung der Fonds abgeschlossen hat, können mittels einfacher Anfrage kostenlos beim Vertreter in der Schweiz (Société Générale, Paris Zweigniederlassung Zürich, Talacker 50, Zürich, Schweiz) bezogen werden. Die Verkaufsprospekte können unter www.lyxoretf.ch heruntergeladen werden.

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Discount-­Zertifikate­und­Reverse­Convertib-les­(RC).­Mit­Discounts­lässt­sich­das­Risiko­­im­Vergleich­zu­einem­Direkt­investment­re-duzieren.­Die­Produkte­erlauben­es,­Basiswer-te­mit­einem­Abschlag­zum­aktuellen­Wert­zu­erwerben.­Dafür­sind­jedoch­die­Gewinnchan-cen­durch­einen­Cap­begrenzt.­Der­Anleger­er-leidet­nur­dann­einen­Verlust,­wenn­der­Kurs­so­weit­gesunken­ist,­dass­der­Discount­aufge-braucht­ist.­In­der­Schweiz­deutlich­beliebter­sind­Reverse­Convertibles.­Grund­dafür­ ist,­dass­sie­mit­einem­garantierten­Coupon­von­5,­10­oder­sogar­15­Prozent­ausgestattet­sind.­Bei­RC­gibt­es­Nennwert­und­Kurswert.­Viele­Anleger­fühlen­sich­dadurch­an­Obligationen­erinnert.­Anders­als­bei­Anleihen­aber­ist­der­Emittent­ des­ strukturierten­ Produkts­ nicht­zur­Rückzahlung­des­Nennwerts­verpflichtet,­sondern­kann­eine­von­vornherein­definierte­Anzahl­Aktien­liefern.

Risikopuffer erwünscht­ ­Dies­ ist­der­Fall,­wenn­ der­ Kurs­ des­ Basiswerts­ bei­ Verfall­tiefer­ ist­ als­ der­ Ausübungspreis.­ Der­ Aus-übungspreis­ entspricht­ oft­ dem­ Kurs­ des­Basis­werts­zu­Laufzeitbeginn,­kann­aber­auch­tiefer­liegen.­Besonders­attraktive­­RC-Kondi-tionen­sind­in­Zeiten­starker­Schwankungen,­hoher­ Dividenden­ und­ hoher­ Zinsniveaus­möglich.­Eine­von­vielen­Erweiterungen­der­Produkte­­sind­Barrier-Reverse-Convertibles.­

Bei­diesen­wird­der­RC­durch­einen­beding-ten­Kapitalschutz,­die­Barriere,­erweitert.­Sie­schützt­gegen­eine­Schwächephase­des­Basis-wertkurses.­Ebenfalls­eine­gewisse­Absiche-rung­ bieten­ Bonus-Zertifikate.­ Mit­ diesen­profitieren­Anleger­zum­einen­an­der­positi-ven­Performance­des­Underlyings.­Zum­an-deren­wird­eine­Bonuszahlung­geleistet,­so-fern­der­jeweilige­Startwert­die­Barriere­nicht­unterschreitet.­ Damit­ haben­ Anleger­ einen­Risikopuffer,­falls­die­Kurse­sinken.­Wird­die­Barriere­verletzt,­wandelt­sich­das­Produkt­in­ein­reines­Tracker-Zertifikat.­ Und­ klar,­ am­ einfachsten­ scheint­ eine­­Investition,­wenn­die­Märkte­steigen.­Doch­auch­ hier­ lassen­ sich­ einfache­ «Long-and-only-Strategien»­optimieren.­Wie­bereits­er-wähnt,­gibt­es­Faktor-und­Hebelzertifikate,­mit­denen­Anleger­stärker­von­Kursschwan-kungen­profitieren­können,­als­mit­dem­Kauf­des­Basiswertes.­Auch­ETF­werden­gehebelt­angeboten.­Überproportional­an­steigenden­Kursen­verdienen­Anleger­ebenso­mit­Out-performance-Zertifikaten.­ Bewegt­ sich­ der­Basiswert­über­dem­«Strike»,­profitiert­man­mit­einer­bei­Emission­festgelegten­Partizi-pationsrate­am­Kursanstieg.­Es­gibt­weitere­­Risiken,­die­eine­Anlage­in­ein­Missvergnü-gen­ verwandeln­ können.­ Dazu­ zählen­ bei-spielsweise­ Währungsschwankungen­ und­Rollverluste­bei­Rohstoffinvestments.­

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Im Schleudergang der BörSeInvestIerbares

KLiMa – SEi gESchüTzT

Die Klimawandelproblematik ist omnipräsent. Mittlerweile hat sie sich fest in unseren Köpfen manifestiert. Sofern das Ungemach nicht allzu emotional behandelt wird, ist das ein gutes Zeichen.

aUF DEn gESchMacK gEKoMMEn

Im laufenden Jahr sind die Preise für Agrarrohstoffe stark gestiegen. Angesichts der tiefen Lagerbestände werden Mais, Zucker, Kaffee und Konsorten auch weiterhin auf hohen Niveaus notieren.

Beim Wort Klimawandel wird die Emotionalitätsspirale in sphärische Höhen geschraubt. Wenn man bedenkt, dass klimatische Schwankungen seit Jahr-hunderten bestehen, sind die galoppierenden Gefühlswallungen doch ein bisserl verwunderlich. Aber Obacht, dieser Gedanke greift zu kurz, ist doch die seit drei Dezennien anhaltende überdurchschnittlich starke Erwärmung kaum mehr erklärbar. Nichtsdestotrotz lässt sich wissenschaftlich nicht eindeutig bestimmen, so das Bundesamt für Umwelt (BAFU), ab wann eine Veränderung des Klimasystems als gefährlich einzustufen ist – und ab wel-cher Erwärmung mit unwiderruflichen oder abrupten Veränderungen für unseren Planeten gerechnet werden muss.

Fortwährendes Von der mangelnden Eindeutigkeit für einmal abgesehen, sind Temperaturanstiege mit weit reichenden Auswirkungen verbunden. Der Weltklimarat IPCC prognostiziert für das 21. Jahrhundert einen Anstieg von bis zu 6,4 Grad Celsius. Temperaturkapriolen und damit zusammenhängende Globalfolgen sind keinesfalls zu vernachlässigen, keinesfalls zu unterschät-zen. Das sieht auch Schroders so. Schroders, ein britisches Finanzinstitut mit 276 Milliarden Franken verwaltetem Vermögen (per Ende September 2010), sieht im Klimawandel einen der analgetechnischen Megatrends schlecht-hin. Das Bankhaus spricht hierbei von der Notwendigkeit einer industriel-len Revolution, um eine kohlenstoffarme Wirtschaft «herzurichten». Die anvi-sierte CO2-Armut sei vom globalen Aktienmarkt noch längst nicht diskontiert, entsprechend kristallisierten sich reichlich Chancen heraus. Auf der ständi-gen Jagd nach Alpha kann das Fondsmanagement um Simon Webber auf eine Auswahl von rund 700 Werten zurückgreifen. Dabei werden nicht «sexy Tages-aktualitäten» verfolgt, sondern fortwährende Investment-Ideen umgesetzt.

traditionelles und Neuzeitliches Einzug finden Themen wie zum Beispiel «Energy Efficiency», «Low-carbon Fossil Fuels», «Clean Energy», «Environ-mental Resources» und «Sustainable Transport». Das regionale Augenmerk wird besonderes auf Nordamerika, Europa und gewisse Emerging Markets gelegt. Auf Sektorenebene überwiegt die Industrie mit über 26 Prozent, gefolgt von Werkstoffen (gut 14 Prozent), Gebrauchsgütern (rund 13 Prozent), Energie (mehr als 12 Prozent) und Informationstechnologien (in etwa 12 Prozent). Mit einer jährlichen Verwaltungsgebühr von 1,5 Prozent fällt der Global-Climate- Change-Equity-Fund nicht aus dem Rahmen. Ebenso wenig aus dem Rahmen fällt das Vehikel hinsichtlich der positiven Wertentwicklung. Doch keine Bange, fondsaffinen Anlegern mit grossem Risikoappetit, die ihren Fuss in die Klima-wandeltüre stellen möchten, stehen viele weitere Möglichkeiten offen, ihr Geld anzulegen. Freunde moderner Investment-Instrumente steht diese Türe selbst-verständlich ebenfalls offen. Dafür verantwortlich zeichnet unter anderem die Royal Bank of Scotland (RBS, ex ABN Amro) mit zwei Trackerzertifikaten. Gera-de das im März 2007 eingeführte und in Franken lautende Open-End-Produkt könnte sich aufdrängen. Oder das ebenso in Franken denominierte Voncert- Zertifikat aus dem Hause Vontobel. Cs

Getrieben wurden die Preise durch Wetterkapriolen, politische Interventio-nen und Angebotsengpässe. Schätzungen zufolge haben die Überschwem-mungen in Pakistan rund 80 000 Hektar Zuckerrohrplantagen zerstört. Durch die Dürre in Russland wurde etwa ein Drittel der Weizenernte ver-nichtet, das anschliessend verhängte Exportverbot führte zu einer Weizen-preisexplosion. Der Nahrungsmittelindex der Welternährungsorganisation FAO, der die Preisentwicklung wichtiger Agrargüter zusammenfasst, lag bereits Ende Juli bei 163 Punkten. Damit lag der Index nur um 15 Punkte unter jenen 191 Punkten im Jahr der Hungeraufstände 2008.

Finanz- löst schmuckwelt ab Bis vor wenigen Jahren war die Schmuck-industrie mit rund 60 bis 70 Prozent der globalen Nachfrage der wichtigste Abnehmer. Immer mehr aber wird die Finanzwelt ein wichtiger Nachfrager. Treiber sind physisch hinterlegte Gold-Indexfonds, die rund 40 Prozent der weltweiten Nachfrage ausmachen. Dies ist überrascht nicht, denn Gold ist nicht nur eine attraktive Wertanlage, sondern die Fluchtwährung schlecht-hin. Ebenso bietet das edle Metall eine Schutzfunktion bei einer zunehmen-den Inflation. Im gleichen Fahrwasser bewegt sich der kleine Bruder des Goldes, das Silber. Kurstechnisch hat es dem Gold sogar den Rang abgelau-fen und überstrahlt es mittlerweile. Der Unzenpreis ist in den letzten Mona-ten regelrecht explodiert, seit Jahresbeginn legte er um weitere 37 Prozent zu und markiert damit ein neues 30- Jahreshoch.

Wachsende Weltbevölkerung und Wohlstand Die Preise befinden sich be-reits auf sehr hohen Niveaus und dürften weiterhin hoch bleiben, prognosti-ziert Michaela Kuhl, Analystin bei der Commerzbank. Grund dafür sei unter anderem, dass bei vielen Agrarrohstoffen die Lager stark geschrumpft sind. Darüber hinaus spielen langfristige Trends eine entscheidende Rolle. So wächst die Weltbevölkerung und mit ihr der Bedarf an Nahrungsmitteln. Die Vereinten Nationen rechnen damit, dass die Weltbevölkerung bis 2050 auf neun Milliarden Menschen anwachsen wird. Die Anbauflächen können jedoch nur zum Teil erweitert werden. Vielerorts schrumpfen sie durch die zunehmende Verstädterung sogar, und auch Wasser ist nur begrenzt ver-fügbar. Ein weiterer Preistreiber ist der zunehmende Wohlstand, der einen erhöhten Fleischkonsum nach sich zieht. Man könnte meinen, dass somit einfach weniger Getreide konsumiert wird – ein Fehlschluss, denn die Tiere müssen gezüchtet werden und benötigen Futter. Für jedes erzeugte Kilo-gramm Fleisch wird die siebenfache Menge an Getreide benötigt. Das führt dazu, dass bereits jetzt knapp die Hälfte der weltweiten Getreideernte an Schlachtvieh verfüttert wird. Von Bedeutung sei laut Kuhl ebenso die Ver-wertung von Agrargütern zur Herstellung von Biokraftstoff. Von den lang-fristigen Treibern würden vor allem Soja und Mais profitieren. Anleger ha-ben die Wahl aus einer grossen Anzahl an Zertifikaten auf verschiedene Agrarrohstoffe. Eine andere Möglichkeit bieten Direktengagements bei Dünger-, Saatgut- und Pflanzenschutzmittel-Produzenten. bk

«vIeLseItIge agrarINvestMeNts»Fonds / ETF IsIn AnbIETEr rEndITE YTd 1) TEr

JB EF Agriculture LU0363637892 SGAM 13,00% 2,50%Pictet-Agriculture LU0366534344 Pictet 6,60% 2,04%Robeco Agribusiness Equities LU0374106754 Robeco 6,50% 1,63%RICI-Agriculture Index Fund LU0259321452 Market Access 17,90% 0,85%sTrukTurIErTE ProdukTE IsIn AnbIETEr rEndITE YTd 1) VErFAll

Global Farmers Total Return Index CH0033471209 RBS 4,30% Open EndAgrar Rohstoff Aktien Index CH0034358033 Vontobel 25,00% Open EndCMCI 3/3 Soft Commodities Basket CH0037913966 UBS 28,60% Open End

1) Berichtsperiode variiert je nach Anbieter, Quelle: Anbieter /10x10.ch

«scHütZeNDe KLIMa-veHIKeL»Fonds / ETF IsIn AnbIETEr rEndITE YTd 1) TEr

Climate Invest B LU0275317336 Swisscanto -3,90% 2,00%Climate Fund Eur LU02800770172 Sam 3,98% 2,10%Climate Leaders Fund LU0383601670 Clariden Leu -1,46% 2,16%Climate Change LU0298649426 DWS Inv. -5,30% 1,77%Climate Change Equity LU0302445910 Schroders -4,50% 1,50%sTrukTurIErTE ProdukTE IsIn AnbIETEr rEndITE YTd 1) VErFAll

Dynamic Voncert Klimaschutz CH002961429 Vontobel – Open EndClimate Change & Environm. CH0029879951 RBS – Open End

1) Berichtsperiode variiert je nach Anbieter, Quelle: fundinfo.com, Anbieter

Lust&VerdrussN°29Punktmagazin

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(Un-)MoRaLiSchE REnDiTEn

Vom menschlichen Bedürfnis nach einem reinen Gewissen kann man als Anleger durchaus profitieren. Höhere Gewinne hingegen lassen sich oft nur mit moralisch bedenklichen Investments erzielen.

EinSTigES SchwERT DaMoKLES’

Zu Hedge Funds pflegen Investoren ein ambivalentes Verhältnis. Zu viele verloren in der Vergangenheit nicht nur Vermögensteile, sondern auch Vertrauen. Doch die Industrie hat daraus gelernt und macht Fortschritte. Vermutlich haben die meinsten Anleger schon von Hedge Funds gehört, viele halten sie denn auch im Depot. Für andere wiederum sind Hedge Funds Teufelszeug oder Heuschrecken – und gerne wird auch gleich noch der Begleitbegriff «Black Box» ins Feld geführt. In guten (Börsen-)Zeiten stürzen sich Anleger wie die Heuschrecken (Reziprozität!) auf diese Produk-te, wird das Finanzmarktuniversum hingegen von einem eisigen Wind domi-niert, zetern Investoren um die Wette und geben den Hedge-Fonds-Vehikeln gerne die Schuld an allem. Selbstverständlich darf man nicht alle Produkte über einen Kamm scheren, doch dieser oder jener Hedge-Fonds verspricht tatsächlich mehr, als dass er in Tat und Wahrheit halten kann. Doch ein we-nig Selbstverantwortung tut jedem gut – und sich genau dann zu Wort mel-den, wenn man börsentechnisch bis zu den Hüften im Triebsand steckt, ist kaum erfolgsversprechend.

erfreuliches Apropos, welche Erfolgsnachrichten gibt es denn von der Hedge-Funds-Front zu berichten? «Seit Beginn der Krise entwickelten sich Hedge Funds erfreulich. 2009 legten sie im Schnitt um 20 Prozent zu, in den darauf folgenden zehn Monaten ein wenig mehr als deren 7. Positiv ist aus-serdem die allgemeine Entwicklung dieser Industrie. Einerseits hat sich die Investierbarkeit verbessert, anderseits bestehen nicht nur klarere und heterogenere Strategien, sondern auch bessere Liquiditäten wie auch tie-fere Gebühren», frohlockt Kenneth J. Heinz, Präsident von Hedge Fund Research, einer in den USA angesiedelten Researchfirma. Heinz erwähnt die gegebene Transparenz als weiteren Fürsprecher. Den beiden Strategien «Event Driven» sowie «Equity Hedge», sie hätten sich – nebst «Relative Value Arbitrage» – schon 2010 von der besseren Seite gezeigt, attestiert der Experte ein starkes Jahr 2011. Doch das Umfeld der alternativen Anlage möglichkeiten ist nicht nur flauschig, Herausforderungen aller Art gibt es natürlich auch da. Wie sieht das HFRI-Präsident Kenneth J. Heinz?

Noch erfreulicheres «Eine Hürde stellt sicherlich die intensivierte Admi-nistration, wozu auch Deklarations- und Angabepflichten gehören. Ärgste Gefahren gehen allerdings mit der unsicheren makroökonomischen Zu-kunft einher, ebenso mit der Währungssituation. Auch globale Kreditrisiken sind nicht zu unterschätzen.» Laut Kenneth J. Heinz sind die Aussichten für die gesamte Branche jedoch alles andere als trüb: «Die Aussichten für 2011 sind absolut erfreulich!» Nicht zwingend erfreulich sind die eingangs an-gesprochenen Stereotypen. Welche der gängigen Klischees sind dem Ame-rikaner der grösste Dorn im Auge? «Das hartnäckigste Klischee ist sicher-lich dasjenige der ‹Black Box›. Doch wie erwähnt, da ist die Industrie auf sehr gutem Wege. Eine Black Box gibt es nicht mehr, wird es auch nie mehr geben.» Er führt zudem aus: «Investoren mit Globalfokus entwickeln aus-serdem ein immer stärkeres Bewusstsein für Zahlen und Fakten. Etwai-gen Versprechungen wie vor fünf bis zehn Jahren kriechen diese nur noch selten auf den Leim.» Cs

Der Jahreswechsel steht unmittelbar bevor, und wieder taucht die unan-genehme Frage auf: «Welche Vorsätze hast du für 2011?» Manch einer will mit dem Abschluss des Jahres auch gleich seine Sünden hinter sich lassen. Unter den Top-10 der Vorsätze finden sich «Gesünder Leben», «Rauchen aufgeben», «Mehr Sportmachen», «Weniger Alkohol trinken» und «Sparsa-mer Leben». Gute Vorsätze, die oft schon nach wenigen Wochen wieder über den Haufen geworfen werden. Ihr schlechtes Gewissen können Anleger auch mit Ethik- und Nachhaltigkeitsfonds beruhigen. Und die Performance überzeugt: 2010 kletterte der Ave-Maria-Catholic-Values-Fund rund zehn Prozent. Der S&P-500 hingegen erzielte ein Plus von nur rund fünf Prozent. Der Fonds des Investment-Chefs George Schwartz folgt streng katholischen Grundsätzen. Die grössten Gewichte im Depot sind aus den Branchen Ener-gie, Bergbau, Industrieproduktion, Finanzwesen und Gesundheit.

aus den schwächen profit schlagen Was die katholische Kirche verbannt, hat sich der Vice-Fund auf die Fahne geschrieben. Der Fonds versucht, von den Schwächen des menschlichen Charakters zu profitieren. Getrunken, gegessen und geraucht wird ja bekanntlich immer. Der lasterhafte Fonds der Mutual Advisors investiert in Alkohol, Glücksspiel, Rüstungsindustrie und Tabak. Und mit diesen Werten hat der Fonds 2010 ein Plus von rund 16 Prozent erzielt. Das grösste Gewicht hat Philip Morris International. Tabak-konzerne wie British American Tobacco und Imperial Tobacco können nicht nur mit einer starken Performance, sondern auch mit hohen Dividenden-renditen überzeugen. Die Branche profitiert vom Wachstum der Schwellen-länder. Einer Untersuchung der World Lung Foundation und der American Cancer Society zufolge produzieren die Unternehmen 2010 rund 5,3 Billio-nen Zigaretten, von denen 57 Prozent im asiatischen Markt abgesetzt wer-den. Auch für Alkoholkonzerne ist die Nachfrage der Emerging Markets bedeutend. Einen starken Zuwachs verzeichnen vor allem Südamerika, Asien und Afrika. Bereits seit dem Jahr 2002 ist China vor den USA, Brasilien und Russland der weltgrösste Biermarkt mit jährlichen Wachs-tumsraten von fünf bis zehn Prozent. Die vier grössten Brauereien Anheu-ser-Busch, SABMiller, Heineken und Carlsberg kommen zusammen auf einen globalen Marktanteil von mehr als 50 Prozent.

soziale Normen beeinflussen Märkte Dass sich Investments in «Laster-haftes» lohnen, hat auch eine Studie bewiesen. Marcin Kacperczyk von der NYU Stern Business School hat dies zusammen mit Harrison Hong von der Princeton University die Aktienperformance zwischen 1926 und 2006 un-tersucht. Dabei zeigte sich, dass die Rendite von moralisch bedenklichen Aktien wie Alkohol, Tabak und Gaming jährlich um 2,5 Prozent höher war als jene von Nahrungs- und Getränkemittelherstellern. Kacperczyk zufolge beeinflussen soziale Normen die Märkte, die Investmententscheide, die Aktienpreise und auch die Performance. Laster-Titel profitieren letztlich auch davon, dass sie von vielen «Moralaposteln» gemieden werden. bk

«LasterHaFt uND süNDeNFreI»Fonds / ETF IsIn AnbIETEr rEndITE YTd 1) TEr

Vice Fund US62845J5039 Mutual Funds 16,00% 2,00%Ave Maria Catholic Values US8085302086 Ave Maria Mutual Funds 9,60% 1,50%Global Ecology LU0297469230 Pioneer -6,14% 1,98%Global Responsible Equities LU0395641813 Credit Suisse 8,60% 2,17%AkTIEn IsIn rEndITE YTd 1) dIVIdEndEn-rEndITE

SABMiller GB0004835483 19,90% 2,04%British American Tobacco GB0002875804 17,80% 4,70%Diageo GB0002374006 8,90% 3,23%

1) Berichtsperiode variiert je nach Anbieter, Quelle: Anbieter

«aLterNatIve aNLage-INstruMeNte»Fonds / ETF IsIn AnbIETEr rEndITE YTd 1) TEr

Man AHL Trend Eur LU0424370004 Man Inv. 6,50% –Man Event Driven Strategies KYG5807G1432 Man Inv. 2,10% –Reichmuth Himalaja CH0017403467 Reichmuth 8,20% –x-trackers Hedge Fund LU0328476337 Deutsche Bank – 0,90%3A Multi Strategy Fund LU0173104455 Syz & Co. 2,70% –sTrukTurIErTE ProdukTE IsIn AnbIETEr rEndITE YTd 1) VErFAll

RMF Commodity Hedge DE000DB0VKV4 Man Inv. 0,90% 31.07.121) Berichtsperiode variiert je nach Anbieter, Quelle: Anbieter / hedgegate.com / ZHAW

PunktmagazinN°29Lust&Verdruss

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InvestIerbares

DER hEbEL MachT DiE MUSiK

Hebelprodukte sind nach wie vor die beliebteste Produktart unter den strukturierten Produkten. Mit nur geringem Einsatz ermöglichen sie es, überproportional an den Marktbewegungen teilzuhaben.

DaS nULLzinS-UMFELD

Das weltweit tiefe Zinsniveau macht Anlegern zu schaffen. Oft decken die magere Verzinsung des Sparkontos und die geringen Renditen von Geld-marktanlagen nicht einmal die Kosten der Vermögensverwaltung. Die Zinsen sind am Boden. In absehbarer Zeit dürften die Zentralbanken an dieser Situation auch nicht allzu viel verändern – die Wachstumsraten blei-ben also weiterhin dürftig. Eine Folge des «Zinszerfalls» sind sinkende Erträge bei Staatsanleihen. Ein Ende der Renditentalfahrt ist nicht abzu-sehen. Das Dilemma: Fremdkosten wie die Vermögensverwaltungskosten können nicht unter Null fallen, die Renditen einiger Anlagen gehen ange-sichts weiter sinkender Bondrenditen aber immer mehr nach unten.

Die Kraft der Dividenden In diesem schwierigen Umfeld sollten besonnene Anleger nicht an der Seitenlinie stehen bleiben, sondern nach Alternativen suchen. Dem kurz-/mittelfristigen Risiko von Aktien und aktienähnlichen Anlagen ist derzeit einfacher entgegenzutreten als dem mittelfristigen Risiko von Obligationen. Eine Möglichkeit ist beispielsweise, Aktienrisiken zu minimieren, indem vermehrt in dividendenstarke Titel investiert wird. Dividendenrenditen schlagen derzeit auf vielen Märkten die Obligationen-renditen. Dividenden verleihen einem Wertschriftenportfolio Halt und Stabi-lität und liefern erst noch die gewünschten Erträge. Für 2010 wird erwartet, dass Firmen im amerikanischen Börsenbarometer S&P-500 über 200 Milli-arden Dollar Dividenden auszahlen. Das entspricht einem Zuwachs von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Künftige Dividendenkürzungen sind eher unwahrscheinlich, denn die Cashflow-Situation der etablierten Unterneh-men ist komfortabel. Unternehmen, die einen Grossteil des Gewinns aus-schütten, sind gezwungen, die verbleibenden Mittel effizient zu investieren. Das globale Wachstum, das stark von den Schwellenländern getrieben wird, könnte die Unternehmenserträge steigern – und somit auch die Dividenden-ausschüttungen erhöhen.

smarte anlageverpackungen machen den unterschied Viele Wege führen nach Rom beziehungsweise zu Dividenden. Sinnvoll sind breit diversifizierte Anlageformen, wie beispielsweise Dividenden-Indexfonds, die dem End-anleger Dividenden erträge auszahlen. Dividendenindizes haben sich zudem im Jahr 2010 deutlich besser entwickelt als die klassischen Börsenbaro-meter. Während der Euro-Stoxx-Select-Dividend-Index per Ende November im Jahresverlauf ein knappes Plus verzeichnet, hat der Basisindex Euro- Stoxx-50 über sieben Prozent an Wert eingebüsst. Alternativen sind ebenso im Segment der strukturierten Produkte zu finden. So hat Vontobel kürz-lich zwei Dividendenstrategien in ein Tracker-Zertifikat verpackt. Die eine Strategie orientiert sich an internationalen Aktien, die zweite bildet Schwei-zerische Dividendentitel ab. Im Schweizer Dividendenkorb sind insgesamt zehn Aktien enthalten. Investoren profitieren mit diesen Zertifikaten von der Aktien kursentwicklung der abgebildeten Titel und erhalten jährlich die Summe der aufgelaufenen Dividenden. Betrachtet man die erwarteten Divi-dendenrenditen dieser Aktien, sind das stolze 4,5 Prozent. Allfällige Käufer müssen sich jedoch bewusst sein, dass sie mit diesem Engagement Aktien-kursrisiken eingehen. rb

Hebelprodukte haben den Ruf als «Zockerpapiere», weil sie häufig im Day-trading Verwendung finden und bei nur geringem Einsatz – im besten Fall – hohe Gewinne ermöglichen. Für den Handel mit Warrants bedarf es ei-ner genauen Kenntnis der Produkte. Neben ihrem spekulativen Charakter bergen die risikoreichen Anlagevehikel die Möglichkeit zur Absicherung von Positionen. Mit nur geringem Einsatz können Anleger so an positiven (Call) und negativen (Put) Bewegungen partizipieren. Aus dem geringen Kapital-einsatz gegenüber dem direkten Kauf des Basiswertes resultiert eine He-belwirkung. Mit Warrants erhält der Anleger das Recht, einen bestimmten Basiswert zu einem im Voraus festgesetzten Preis (Ausübungspreis) bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu kaufen oder verkaufen. Amerikanische Warrants sind jederzeit ausübbar, europäische hingegen nur am Ende der Laufzeit. Calls und Puts werden stark von der Laufzeit und von der Volatili-tät des Underlyings beeinflusst. Als Volatilität werden die erwarteten Kurs-schwankungen verstanden. Je höher sie ist, desto höher ist auch der Preis des Warrants. Der Hebel ist in diesem Fall aber geringer.

Hebel – chance und gefahr zugleich Wichtig sind die eigene Marktmeinung sowie der Hebel. Je höher der Hebel, desto spekulativer ist das Instrument. Je nach Risikoneigung können Anleger das passende Produkt auswählen. Mit einem Hebel von fünf beispielsweise steigt der Warrant um fünf Prozent, wenn der Basiswert ein Prozent zulegt. Ein Leverage von drei bis sieben gilt als moderat, Produkte mit einem Hebel von bis zu zehn sind für risikofreu-dige Anleger geeignet. Beim Hebel ist besondere Vorsicht geboten, denn dieser wirkt auch in die entgegengesetzte Richtung. Das bedeutet, dass die Verluste mit Warrants grösser ausfallen, wenn sich die Aktie nicht in die erwartete Richtung bewegt. Im schlimmsten Fall verfällt der Warrant wert-los und der Anleger verliert sein eingesetztes Kapital.

Weniger einflussfaktoren Während Warrants von vielen Faktoren beein-flusst werden, sind Mini Futures transparenter und unabhängig von Vola-tilität und Zeitwert. Mit diesen Produkten kann mit Hebel und ohne Lauf-zeitbeschränkung von der Wertentwicklung des Underlyings profitiert werden. Der Hebel verändert sich bei jeder Bewegung des Basiswertes. Bei Mini Futures kauft der Anleger eine Partizipation am Basiswert, wobei nur ein geringer Teil von ihm finanziert wird. Der restliche Teil, der Finanzie-rungslevel, wird vom Emittenten bezahlt. Für das zur Verfügung gestellte Fremdkapital verrechnet die Bank einen Zins. Die Produkte haben kein Verfalldatum, sind aber mit einer Sicherheitsbarriere ausgestattet, der Stop-Loss-Marke. Bei Erreichen dieser Marke verfällt das Produkt wert-los. Die Barriere stellt somit sicher, dass der maximale Verlust auf den bezahlten Preis des Mini Futures beschränkt ist. Hebelprodukte werden nicht nur auf Aktien angeboten, sondern auch auf verschiedene Indizes, Rohstoffe und Währungen. Anlegern bietet sich somit ein breites Feld, um je nach Risiko neigung gehebelt auf verschiedene Märkte zu setzen. bk

«DIvIDeNDeNstrategIeN»Fonds / ETF IsIn AnbIETEr rEndITE YTd 1) TEr

DJ Asia Pacific Dividend IE00B14X4T88 iShares 11,45% 0,59%FTSE UK Dividend Plus IE00B0M63060 iShares 8,62% 0,40%EPRA/NAREIT US Div+ IE00B1FZSF77 iShares 21,74% 0,40%Stoxx Global Sel. Div. 100 ... LU0292096186 Deutsche Bank 12,77% 0,50%Stoxx Sel. Div. 30 FR0010378604 Lyxor 0,48% 0,30%sTrukTurIErTE ProdukTE IsIn AnbIETEr rEndITE YTd 1) TEr

Dividendentitel Schweiz CH0113287392 Vontobel – 0,30%Int. Dividenden Aktien CH0113287368 Vontobel – 0,40%Dividendenperlen Basket CH0109540499 ZKB – –

1) Berichtsperiode variiert je nach Anbieter, Quelle: 10x10.ch / fmAG

«beLIebte WarraNts»bAsIswErT IsIn EmITTEnT ProdukT währung sTrIkE hEbEl

Swiss Re DE000DE2WEH7 Deutsche Bank Call CHF 46 6,51ZFS CH0109778370 BKB Call CHF 230 8,90Nestle GB00B3MZP312 Goldman Sachs Call CHF 50 7,28Credit Suisse DE000DE25S02 Deutsche Bank Call CHF 50 10,33ZFS DE000CM2DP77 Commerzbank Put CHF 230 5,39Swiss Re DE000DE2WEJ3 Deutsche Bank Call CHF 50 6,18ZFS DE000CM2DP44 Commerzbank Call CHF 240 10,29ZFS DE000CM2DP51 Commerzbank Call CHF 250 11,92Credit Suisse DE000DE3LR38 Deutsche Bank Call CHF 43 7,69UBS CH0039802282 Vontobel Call CHF 16 5,55Sulzer CH0114386870 Bank Julius Bär Call CHF 110 4,64Syngenta DE000CM2DK15 Commerzbank Call CHF 260 5,79Credit Suisse DE000CM2DL71 Commerzbank Put CHF 40 4,03

Stand: 30.11.10, Quelle: Anbieter / fmAG

Lust&VerdrussN°29Punktmagazin

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Das Risiko einer erneuten Konjunktur-abschwächung, mögliche Banken- und vor allem Staatspleiten beherrschen weiterhin die Märkte. Das Sicherheits-bedürfnis der Anleger ist höher denn je. Doch auch sichere Investments bergen bei genauerem Hinsehen Gefahren.

D ie vergangenen Wochen waren ge-spickt mit Hiobsbotschaften aus der Finanzwelt. Staats- und Banken-

pleiten, Währungsturbulenzen und Kon-junktursorgen bedrohen die Märkte latent. Und diese reagieren stark auf die negativen Signale. Als Folge wächst die Verunsicherung unter den Anlegern. Viele sind bereits in kon-servative und sichere Investments geflüchtet. Doch schliesslich ist nichts im Leben völ-lig ohne Risiko. So haben viele Staaten mit enormen Defiziten und wachsenden Schul-denbergen zu kämpfen, in der Folge gera-ten die Kurse von Staatsobligationen der «PI-IGS» (Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien) stark ins Schwanken. Anleger sind jedoch häufig nicht direkt in Staatsanlei-hen investiert, sondern – mittels Fonds und Exchange Traded Funds (ETF) – in Euro-Bonds. Die «PIIGS» sind in diesen Produk-ten oftmals vertreten, weil sie höhere Rendi-ten liefern, als beispielsweise sichere Staaten wie Deutschland oder Frankreich. Nur mit einem hohen Risiko ist eine attraktive Ren-dite zu erzielen. Auch bei ETF machte sich die Schulden krise der europäischen Staaten be-merkbar. Vor allem die Geld-Brief-Spannen der zugrundeliegenden Titel der «PIIGS»-Länder haben sich vergrössert, und so bei ETF, die bekanntermassen einen Index ab-bilden, zu höheren Spreads geführt.

Rebalancing und Tschüss Einmal konstru-iert, kann dieser nicht so schnell wieder ver-ändert werden. Das bedeutet, dass die Zu-sammensetzung durch Indexanbieter, wie beispielsweise iBoxx, S&P, MSCI und Stoxx, erfolgt. Es sind denn auch die Indexanbieter, die eine bestimmte Position im Bedarfsfall wieder entfernen. Nach dem Regelwerk von iBoxx wird ein Land dann aus dem Index ge-nommen, wenn das Durchschnittsrating von Moody`s, Fitch und S&P unter «Investment Grade» fällt. In einem solchen Fall würde der Staat mit dem nächsten Rebalancing aus dem Index ausgeschlossen. Einige Emittenten ha-ben aber auch das Recht, selber Werte auszu-schliessen. Bei der Credit Suisse etwa steht in den Anlagestatuten, dass die Länder mindes-

tens «Investment-Grade-Bonitätsnoten» auf-weisen müssen. Letztlich sind es die Anleger selber, die Index- beziehungsweise ETF-Zu-sammensetzungen kennen müssen. Danach müssen sie entscheiden, ob sie das Risiko der «PIIGS-Staaten» tragen können, oder ob sie sichere Euro-Länder bevorzugen. Bei denen ist das effektive Ausfallsrisiko geringer und die Kursschwankungen sind kleiner.

Replikationsmethode entscheidet Doch auch ETF, die im Gegensatz zu strukturier-ten Produkten nicht als Schuldverschreibun-gen, sondern als Sondervermögen gelten, sind nicht völlig risikolos – entscheidend ist die Methode der Indexnachbildung. Zur Ver-fügung steht zum einen die vollständige In-dexnachbildung, bei welcher der Index mit al-len zugrunde liegenden Titeln repliziert wird. Die im Index enthaltenen Wertpapiere wer-den real gekauft. Hier drohen jedoch leich-te Abweichungen vom Basiswert (Tracking Error) sowie etwas höhere Kosten, zudem las-sen sich nicht alle Indizes nachbilden. Wie die vollständige Nachbildung gilt auch die soge-nannte Sampling-Methode als physische Ab-bildung. Unterschieden wird zwischen dem Representative-Sample- und dem Optimie-rungs-Ansatz. Dabei wird der Basiswert mit Hilfe einer Stichprobe aus der Grundgesamt-heit simuliert. Das bedeutet, dass der Port-folio-Manager nicht alle Titel kauft, sondern nur eine Teilmenge der Indexkomponenten. Illiquide und leicht gewichtete Werte wer-den vernachlässigt. Bei dieser Replikations-methode fällt der Tracking-Error höher aus als bei den anderen.

Ausfallrisiko bei swapbasierten ETF Bei der dritten Methode, der synthetischen Nachbildung, erfolgt die Replikation durch den Einsatz von Derivaten. Die Fondsgesell-schaft geht ein Swapgeschäft mit einer Ge-genpartei ein. Bei diesen Tauschgeschäften garantiert eine Bank dem ETF-Anbieter die Performance des nachzubildenden Index. Der ETF investiert in beliebige Wertpapiere (Aktien oder auch Obligationen). Die Perfor-mance dieser Papiere wird durch eine Swap-vereinbarung gegen die Indexperformance getauscht. Dadurch kann sich der Inhalt des ETF stark vom Inhalt des zugrundeliegenden Index unterscheiden. Für den Investor bietet diese Methode einen sehr geringen Tracking Error, da der Swappartner sich vertraglich verpflichtet, die Performance des ETF-Ba-siswertes auf täglicher Basis bereitzustellen. Als Gegenpartei dient oftmals die zugehöri-ge Investmentbank. Immer mehr Anbieter

nutzen diese Replikationsmethode, da damit auch exotische Märkte und Short-Strategien abgebildet werden können. Diese Replikationsmethode ist für Anle-ger jedoch nicht völlig risikolos. Zwar gelten ETF wie schon erwähnt als Sondervermögen, doch dürfen nach den europäischen Invest-mentrichtlinien (Ucits-III) auch Derivate in Fondsportfolios enthalten sein. Der Anteil dieser Finanzinstrumente ist auf maximal zehn Prozent beschränkt. Im Durchschnitt liegt er bei den meisten Anbietern aber deut-lich darunter. Das maximale Gegenpartei-risiko beträgt daher ebenso höchstens zehn Prozent, und das ist zentral. Viele Anbieter haben dem hohen Sicherheitsbedürfnis der Anleger Rechnung getragen und verschie-dene Methoden entwickelt, um das Risiko zu minimieren. Viele übersichern den Swap oder wählen nicht nur einen, sondern meh-rere Vertragspartner. iShares zum Beispiel wählt für die synthetischen ETF drei Ver-tragspartner: Royal Bank of Scotland, Credit Suisse und UBS. Zusätzlich werden die Swap-risiken besichert. Credit Suisse hingegen ver-sucht, das Gegenparteirisiko zu minimieren, indem die Swaptransaktion nach Börsen-schluss geschlossen wird. Somit ist das Risiko auf den Intraday-Handel beschränkt. Ausser-dem führt die Bank auf ihrer Internetseite nicht nur die Positionen des Referenzindex auf, sondern auch die Aktien und Obligati-onen, die der entsprechende ETF tatsächlich hält. Besonders risikoaverse Anleger müssen sich also über die möglichen Gefahren im Klaren sein und versuchen, diese soweit als möglich zu reduzieren.

Gefahrenherde bei sicheren anlaGen

Dem Konjunkturgeschehen widmen sich auch

zahlreiche Videobeiträge auf www.punktmagazin.ch

PunktmagazinN°29Lust&Verdruss

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InvestIerbares

WorteBarBaraKalhammer

Ein ThEMa, zwEi STanDpUnKTE

PunKtmagazin geben sie sich doch einer retrospektive hin und sagen uns, wo vergangenes Jahr Lustvolles bot und welche gegebenheiten mehr mit Verdruss zu tun hatten?

Prof. Dr. Michael Heise (MH) Anlass zur Freude gab, dass sich die Konjunktur 2010 entsprechend unseren Erwartungen kräftig nach oben entwickelt hat. Unsere Prognose war, dass Länder mit relativ geringer Verschuldung, wie Deutschland und die Schweiz, rascher aus der Krise kämen als Länder mit hoher Verschuldung. Für Deutschland haben wir um diese Zeit vor einem Jahr für 2010 eine Wachstumsprognose von 2,7 Prozent gewagt, während der IWF (Internationaler Währungsfonds) nur 0,3 Prozent ansagte. Für mich war es wenig verständlich, dass internati-onale Institutionen der deutschen Wirtschaft so wenig zutrauten. Noch kritischer sehe ich, wie schnell und ohne Begründung einige Skeptiker der deutschen Wirtschaft ins Lager der Optimisten umgeschwenkt sind und nun einen langen Aufschwung voraussagen.

Thomas Hess (TH) Es ist erfreulich, dass man aktiv darüber diskutiert, wie man Bildung und Infrastruktur verbessern kann, selbst in den USA. Das sind konstruktive Ansätze, die uns helfen, die Zukunft positiv zu ge-stalten. Super ist auch, dass der Ingenieurberuf dadurch wieder zu einer neuen Blüte gelangt. Banken haben sich dagegen nicht mit Ruhm bekle-ckert. Zu bemerken ist ausserdem, dass man von verschiedenen Exzes-sen wusste, auch im Kreis der Regulatoren. Etwa bei der Kredit expansion hat man weitgehend tatenlos zugesehen. Die Diskussion ist daher zuwei-len etwas scheinheilig. Aber: Ohne Banken geht es auch nicht, denn sie spielen eine wichtige Rolle, wenn es um die Transformation von Spargut-haben in Investitionen geht. Eine gute Finanzierungs- oder Vermögens-beratung ist ihr Geld wert. Den Königsweg wird es in der Bankenregu-lierung nicht geben. Man sollte pragmatisch versuchen, Verbesserungen durchzusetzen. Die Vorschläge für höhere Kapitalvorschriften als Vor-kehrungen für geordnete Abwicklung von Bankgeschäften, dass man Clearinghäuser schafft, die das Kreditrisiko beschränken und mehr Derivate an die Börse bringt, gehen in die richtige Richtung.

Kristallkugel-einsichten mögen wir nicht, dafür aber Progno-sen, die auf Fundamentaldaten fussen. welchen ländertechni-schen Opportunitäten schauen wir 2011 in die Augen?

MH Alles in allem sieht es so aus, als ob wir in 2011 in eine Periode gemäs sigten globalen Wirtschaftswachstums einträten. Sowohl bei Industrie- als auch bei Schwellenländern werden sich Wachstums-raten gegenüber 2010 reduzieren, wobei sich Industriestaaten auf deut-lich niedrigerem Niveau bewegen. Fortan wird die Weltwirtschaft ohne das «Dopingmittel» steigender Staatsausgaben auskommen müssen. Im Gegenteil, in vielen Ländern wird die notwendige öffentliche Haus-haltskonsolidierung die Nachfrage bremsen. Das gilt vor allem für stark verschuldete Volkswirtschaften wie die USA, UK und periphere Euro-Staaten, wo Konsolidierungsprogramme im öffentlichen Sektor und Sparanstrengungen im privaten Sektor besonders intensiv sind oder sein werden. Erfreulicherweise wird das Wachstum im Euro-Raum inzwi-schen von einem robusten Wachstum der deutschen Wirtschaft gestützt. Die positiven Wechselwirkungen von steigender Beschäftigung, wach-senden Einkommen und höherer Nachfrage sprechen für eine anhalten-de Expansion in Deutschland, die eine Eigendynamik entwickelt hat.

Thomas Hess, Chefökonom der Swiss Re in Zürich, ist

seit 1994 verantwortlich für die sigma-Reihe, die For-

schungspublikation der Schweizer Rückversicherung,

und Leiter der Economic Research & Consulting. Nach

Studien der Mathematik und der Volkswirtschaftsleh-

re an der Uni Mainz war Hess zunächst wissenschaft-

licher Mitarbeiter im Prognoseteam Schweiz der Kon-

junkturforschungsstelle (KOF)/ETH. 1989 übernahm er

die Verantwortung für «Konjunkturprognose Schweiz»

und wurde Mitglied der KOF-GL.

www.swissre.com

Prof. Dr. Michael Heise ist Chefvolkswirt und Leiter der

Unternehmensentwicklung der Allianz Gruppe. Er berät

die Vorstände der Allianz Gruppe in gesamtwirtschaftli-

chen und strategischen Fragen. Michael Heise studier-

te und promovierte an der Universität zu Köln und hatte

Lehraufträge an der European Business School Oe-

strich-Winkel und der Johann-Wolfgang-Goethe-Uni-

versität Frankfurt. Er ist Honorarprofessor derselben.

www.allianz.com

Lust&VerdrussN°29Punktmagazin

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InvestIerbares Michael heise & ThoMas hess

NachGefraGtCyrilSChiCker

TH Entwicklungsländer stehen heute sehr gut da. Asien und Latein-amerika boomen. China und jetzt Indien sind Erfolgsgeschichten, Brasi-lien inzwischen ebenfalls. Der Erfolg ist das Resultat einer guten Politik. Rohstoffländer haben gute Aussichten, weil viele rohstoffhungrige Ent-wicklungsländer expandieren. Noch sind wir in den meisten dieser Län-der nicht in einer Überhitzungsphase. Wir müssen aber wachsam sein. Rückschläge an den Aktienmärkten sollten – sofern es dazu kommt – nicht mit Krisen der Realwirtschaft verwechselt werden. Auch in Europa gibt es erfreuliche Entwicklungen. Für einmal zahlt sich Solidität aus. Die Schweiz mit ihren guten Sozialsystemen steht im internationalen Vergleich super da, ebenso wie verschiedene andere kleine europäische Staaten. Deutschland präsentiert sich ebenfalls überraschend gut. Auch die USA sollte man nicht unterschätzen. Amerikaner haben zwar Pro-bleme mit Hypotheken der Vergangenheit, im wahrsten Sinne des Wor-tes. Das Land hat sich aber immer als ausserordentlich flexibel erwiesen.

sich Chancen hinzugeben, ist attraktiv. die Attraktivität soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass 2011 auch mit ge-fahren gespickt ist. welche nationen sind mit Vorsicht zu ge-niessen?

MH Die Gefahren liegen zum einen in einer erneuten Eskalation der Schuldenkrise einzelner Euro-Staaten, zum anderen in möglichen Kon-flikten der globalen Währungspolitik. Was die Schuldenkrise angeht, werden wir durch eine konsequente Politik in den betroffenen Staaten gepaart mit dem Unterstützungsmechanismus der EU und des IWF Schlimmstes verhindern. In Bezug auf den Dollar wird sich zeigen, wie weit man zur Kooperation bereit ist. Um Spannungen zu entladen, wären dreierlei Dinge notwendig: eine weitere Aufwertung des chine-sischen Renminbi, um den Druck auf andere Währungen zu reduzie-ren, einige Korrekturen an der extrem laxen Geldpolitik der USA, und Massnahmen europäischer Regierungen zur Förderung der Binnennach-frage, insbesondere der Investitionen. Dies trüge zu einem ausgeglich-neren und vermutlich höheren weltwirtschaftlichen Wachstumsergeb-nis bei. Es wäre im Interesse aller, und somit stehen die Chancen nicht schlecht, dass eine solche Strategie auch eingeschlagen wird, statt allseits nachteilige Währungs- und Handelskriege zu führen. Ein starker Dollar- Abwärtstrend würde das Wachstum nicht nur in Europa verlangsamen, auch in Japan sowie in Schwellenländern mit stark aufwertenden Wäh-rungen in Asien und Lateinamerika.

TH Hierzu habe ich eine knappe Antwort. Sicherlich sind Länder wie Griechenland, Irland, Spanien und Portugal auf einem schwierigen «Austeritätskurs». In Italien und Frankreich ist die Lage besser, jedoch ist noch einiges an Strukturanpassungen in den Sozialsystemen zu leisten. Wenn die Krise genutzt wird, um die notwendigen Änderungen herbei-zuführen, wird sich das auf Dauer in vielerlei Hinsicht auszahlen. Viele der Anpassungen, wie etwa die Heraufsetzung des Pensionsalters, waren ohnehin überfällig. Dass man darüber diskutiert, was der Staat machen soll und was nicht, ist überaus nützlich. Wer vorwiegend auf Steuerer-höhungen setzt, wird dagegen verlieren.

Begeben wir uns doch auf die ebene gedeihlicher industrien. welche versprechen eine eher rosige Zukunft und weshalb?

MH Automobile waren 2010 erfolgreich, 2011 dürften Maschinenbau und Elektronik ganz vorn mit dabei sein, aber zunehmend auch Han-del, Konsum und Dienstleistungen. Erneuerbare Energien haben zwar in letzter Zeit einen Dämpfer erlitten, längerfristig bin ich aber für die-sen Bereich (Solar, Wind, Biogas) zuversichtlich. Auch die Nachfrage nach Rohstoffen steigt im Zuge wirtschaftlicher Erholung wieder, was auch vorgelagerte Branchen mitzieht. In dieser Anlageklasse kann es im-mer wieder temporäre Rückschläge geben, aber langfristig ist der Trend bei Metallen und anderen Rohstoffen nach oben gerichtet. Bei regionaler Betrachtung bietet der deutsche Aktienmarkt auch weiterhin Chancen. Deutsche Aktien sind auf Basis der Gewinne in den vergangenen zwölf

Monaten günstig bewertet. Bei fortgesetzter konjunktureller Erholung besteht daher Potenzial für eine grundsätzlich positive Entwicklung. Eine gradlinige Aufwärtsentwicklung ist aber nicht wahrscheinlich, temporäre Rückschläge und viel Nervosität bleiben an der Tagesordnung.

TH Ich sehe die meisten Industrien positiv. Die Zahl kaufkräftiger Kun-den wächst mit dem Boom in Asien rasant. Die Luxusgüterindustrie hat Riesenchancen. Tourismus und Gastgewerbe werden sich einer weiter zunehmenden Beliebtheit erfreuen. Alles was mit Gesundheitsvorsorge zu tun hat, wird kräftig weiterwachsen. Die Durchdringung unserer Welt mit Produkten der Informationstechnologie nimmt zu. «Öko» bleibt auf dem Vormarsch. Noch eine Bemerkung pro domo zu Altersvorsorge-lösungen und Einkommensabsicherung: Mit wachsendem Wohlstand, zunehmenden Haftpflichtrisiken, zunehmenden Naturgefahren, stei-genden Lebenserwartungen und dem teilweisen Rückzug des überfor-derten Staates aus der Altersvorsorge entstehen riesige Märkte. Der Ver-sicherungsmarkt konzentriert sich heute noch weitgehend auf grosse Indus trieländer. In den Entwicklungsländern stecken diese Märkte noch in den Kinderschuhen. Hier besteht riesiges Potenzial.

nicht jeder Branchenzweig wächst auf mittel- bis langfristige sicht stark genug, um nicht irgendwann abzubrechen. welche Äste sind gefährlich dünn, sprich, auf welchen Ästen lastet das gewicht verdriesslicher Auguren?

MH Auch wenn die Perspektiven für die meisten Branchen recht güns-tig sind, gibt es natürlich Branchen mit höheren Risiken. Sicherlich sind Banken und «Zykliker» immer mit höheren Risiken versehen als etwa Versorger und Pharma. Bei Banken gewinnen die Vorschatten der er-höhten Kapitalanforderungen nach Basel III an Bedeutung. Natürlich muss man auch sehen, dass zyklische Branchen zwar höhere Risiken auf-weisen, bei gutem Konjunkturverlauf aber auch höhere Chancen bieten. Gedanken sollte man sich allgemein über Asset-Klassen machen. Anle-ger in längerfristige Staatsanleihen und möglicherweise auch Gold könn-ten Performance-Enttäuschungen erleben. Risikoarme festverzinsliche Anlagen sind relativ unattraktiv geworden. Anlagen mit «Safe-Haven-Charakter», wie etwa deutsche Staatsanleihen, erreichten 2010 ein his-torisches Renditetief nach dem anderen, und auch US-Staatsanleihen sind gemessen an der hohen Staatsverschuldung unverhältnismässig ren-diteschwach. Daran dürfte sich auch in der nächsten Zeit nichts ändern.

TH Der Bausektor ist gespalten. Da, wo wir eine Überproduktion hatten – in den USA, Spanien, Irland – wird die Durststrecke weiter andauern. Es gibt aber Länder, an denen der Immobilienboom das letzte Mal vorbeigegangen ist – Deutschland etwa. Hier sind die Aus-sichten mit den tiefen Zinsen gut. Auch in der Schweiz gab es keine überbordende Entwicklung. Hier könnte dann mittelfristig eine Korrek-tur anstehen. China und Indien sind schwer zu bewerten. Hier gibt es jedoch im Immobiliensektor sicher Korrekturbedarf. Konsolidierung im Bankensektor. Weniger Banken. Das gibt Chancen für die überlebenden Institute. Die verbleibenden werden aber vermutlich trotzdem weniger verdienen als vor der Krise. Andere Finanzintermediäre werden zulegen. Private-Equity-Firmen und Hedge Funds werden in die Lücken sprin-gen, welche die Banken hinterlassen. Wenn man Industrien abschreibt, macht man es sich zu einfach. Wir haben zu oft Überraschungen erlebt – Industrien, die durch Innovationen eine Wiedergeburt erlebt haben. Das gilt selbst für die althergebrachte Industrie. Mit der Automation ergeben sich oft vollkommen neue Möglichkeiten – selbst oder gerade für teuere Arbeitstandorte. Sie verfügen in der Regel über sehr qualifizierte Arbeit-nehmer und sind oft ein guter Standort für Kapital.

«Drei Dinge treiben den Menschen zum Wahnsinn. Die Liebe, die Eifersucht und

das Studium der Börsenkurse.» John Maynard Keynes

PunktmagazinN°29Lust&Verdruss

45

den vierten Platz. Im Vergleich zu anderen Teilen der Welt sind die Millionäre in China jedoch sehr viel jünger. Das Durchschnitts­alter liegt bei gerade mal 39 Jahren und damit 15 Jahre unter dem weltweiten Durchschnitt, wie der Hurun­Bericht, der seit zehn Jahren das Konsumverhalten wohlhabender Chine­sen analysiert, feststellt. Der jüngste chinesi­sche Kunde von Rolls­Royce beispielsweise ist erst 28 Jahre alt, und somit deutlich jünger als «normale» Rolls­Royce­Kunden. Was der Lu­xusindustrie in die Hände spielt, ist die Tat­sache, dass den chinesischen Millionären das Geld locker in der Tasche sitzt: Dem Hurun­Bericht zufolge besitzt jeder von ihnen im Durchschnitt 3 Autos und 4,4 Luxusuhren.

Ein Monatsgehalt für eine Handtasche Der Stellenwert von Luxusprodukten ist in China riesig: Junge Chinesen zögern nicht, ein gan­zes Monatsgehalt für eine Handtasche oder Kosmetika auszugeben. Ganz anders als ihre Eltern, die einen Grossteil ihres Lohns spa­ren – vor allem für Gesundheit, Bildung und Rente. Dass die jüngere Generation ihr Geld sorgloser ausgibt, lässt sich erklären durch verlässlichere Sozialsysteme und bessere Aus­bildung sowie Karriereaussichten. Zusätzlich unterstützt wird der Wandel durch die Ein­Kind­Politik. Die «Little Emperors» erhal­ten meist die ungeteilte Aufmerksamkeit ih­rer Eltern und Grosseltern – gerade auch in monetärer Hinsicht. Sie blicken darum opti­mistisch in ihre finanzielle Zukunft, was eine gute Voraussetzung für den Kauf von Luxus­gütern ist, der ja immer auch einen emotio­nalen Aspekt beinhaltet. Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen kau fen Luxusgüter aus unterschiedlichen Grün den. Für Italiener sind primär Schön­heit und Form entscheidend, für Japaner das Streben nach Perfektion, Chinesen lieben oft Statussymbole. Sie belohnen sich für ihren Erfolg und wollen ihn nach aussen hin zeigen. Sie bevorzugen daher bekannte Marken mit markanten Logos. Ebenso wichtig ist die chi­nesische Kultur des Schenkens. Zuwendungen an Verwandte, Freunde und Geschäftspartner sind Ausdruck für die Grösse der Wertschät­zung für den Beschenkten. Daher werden vor­nehmlich beste Qualität und bekannteste Marken verschenkt, beispielsweise Uhren von Rolex oder Seidenschals von Hermès.

Luxus nicht nur für Ladies Die grössten Gewinner des chinesischen Luxusbooms sind die grossen Marken mit ihren bekann­ten Produkten: Handtaschen von Gucci und Louis Vuitton, Uhren von Omega, Patek Phi­lippe und Rolex sowie Autos von Bentley und Mercedes. Hersteller, die den chinesischen Markt frühzeitig betreten haben, besitzen einen klaren Wettbewerbsvorteil bezüglich Markenbekanntheit und auch was die besten Standorte für Ladengeschäfte betrifft. Die logische Folge der wachsenden chine­sischen Luxusgüternachfrage ist, dass umge­kehrt auch die Bedeutung von China für die

Noch vor zehn Jahren spielte China in der Welt der Luxusgüter nur eine marginale Rolle. Heute ist Chinas steigender Wohlstand der wichtigste Wachstumstreiber im Luxusgüter-markt. Die Chinesen machen bereits rund 15 Prozent der globalen Umsätze aus. Das weiterhin rasante Wachstum sorgt dafür, dass sie bald der welt-grösste Ab nehmer von Luxus gütern sein werden.

I n den vergangenen zehn Jahren ist die chinesische Wirtschaft im Durchschnitt um jeweils zehn Prozent gewachsen und

somit drei Mal stärker als das weltweite rea­le BIP. Der zunehmende Wohlstand führt zu einem Anstieg der privaten Vermögen und zur Entstehung einer Mittelschicht. Stark da­von profitieren können Luxusgüterhersteller, deren Absatz in der Volksrepublik in den letzten drei Jahren um 30 Prozent gestiegen ist – per annum. Dank einer ungebrochen starken Nachfrage wird das Wachstum auch künftig zweistellig bleiben und rund 50 Pro­zent des gesamten Branchenwachstums aus­machen. Die Chinesen sind im Luxusgüter­markt somit der mit Abstand stärkste Treiber.

Urban und reich Nach Angaben von McKin­sey zog es zwischen 1990 und 2005 rund 100 Millionen Chinesen in die Städte. Die Bera­tungsfirma rechnet damit, dass im Jahr 2030 gar eine Milliarde Menschen in Chinas Städ­ten leben werden. Momentan machen die Wohlhabenden (Haushalte mit einem Jahres­einkommen über 250 000 Renminbi) weniger als ein Prozent der Haushalte in den chinesi­schen Metropolen aus. Etwa die Hälfte von ihnen war vor vier Jahren noch nicht reich. Von 2008 bis 2015 soll die Zahl der wohl­habenden Haushalte von 1,6 auf 4 Millio­nen steigen. Somit werden sich künftig noch mehr Chinesen Luxusgüter leisten können – eine erfreuliche Entwicklung für die Branche . Auch von der chinesischen Regierung wird das Konsumwachstum unterstützt, mit dem stärkeren Binnenkonsum will Peking die Exportabhängigkeit verringern. Die Anzahl der Millionäre nimmt in China rasch zu. Laut dem World Wealth Report 2010 von Merrill Lynch und Capgemini gibt es aktuell 477 000 chinesische Millionäre, 31 Prozent mehr als 2008. China hat in den letzten drei Jahren Frankreich und Gross­britannien überholt und belegt in der Rang­liste hinter den USA, Japan und Deutschland

Die Chinesenlieben luxus

Andrea Gerst ist Co-Portfoliomanagerin des JB Luxury Brands

Fund bei Swiss & Global AM. Sie hält ein Universitätsdiplom in

Betriebswirtschaftslehre der Universität Mannheim und ist CFA

Charterholder.

Dr. Scilla Huang Sun ist Leiterin für Aktien und Portfoliomanagerin

des JB Luxury Brands Fund bei Swiss & Global AM. Sie schloss ihr

Ökonomiestudium an der Universität Zürich mit summa cum laude

ab und doktorierte am Bankeninstitut der Universität Zürich.

Lust&VerdrussN°29Punktmagazin

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InvestIerbaresSwiSS & Global aSSet ManaGeMent

WorteScillaHuang Sun&andreagerSt

Luxusgüterindustrie steigt. So geht beispiels­weise ein Drittel der Schweizer Uhrenexporte in den Grossraum China, das heisst nach Hong kong, China, Singapur und Taiwan. Swatch setzte 2009 fast 30 Prozent seiner Uhrenroduktion in China ab, speziell gut lie­fen die Marken Omega, Longines und Tissot. Weltweit gesehen ist der Luxusgütermarkt eher auf das weibliche Geschlecht ausgerich­tet: Rund 60 Prozent der Produkte sind für «Sie», nur 40 Prozent für «Ihn». In China da­gegen ist Luxus ein männlich dominiertes Thema, etwa 70 Prozent der Produkte werden von Männern gekauft. Armbanduhren und Herrenbekleidung machen mit zwei Dritteln der Ausgaben den grössten Teil des Luxus­gütermarkts aus. Handtaschen und Schuhe dagegen verfügen nur über einen kleinen Anteil, der jedoch rasant wächst. Global be­trachtet ist das Verhältnis ausgewogener. Eine weitere Eigenheit des chinesischen Marktes ist die männliche Vorliebe für Taschen. Nach Angaben von Coach, einem US­Lederwaren­unternehmen, wird im Reich der Mitte ein Drittel der Lederwaren an Männer verkauft, weltweit sind es nur 15 Prozent. Zwecks stär­kerer Ausrichtung auf die männliche Kund­schaft haben Hermès und Coach dieses Jahr in Shanghai und New York die ersten Ge­schäfte eröffnet, die ausschliesslich Produkte für Herren anbieten.

Europäische Luxusmarken in China Der steigende Wohlstand hat nicht nur Auswir­kungen auf den Binnenkonsum, auch das Reiseverhalten verändert sich. Traten im Jahr 2000 rund 10 Millionen Chinesen eine Auslandsreise an, waren es 2009 bereits 47 Millionen. Die Welttourismusorganisation UNWTO rechnet für 2020 mit 100 Milli­onen chinesischen Touristen. Sie sind gern gesehene Gäste, da sie Kultur gerne mit Shop­ping verbinden und mehr Geld ausgeben als Besucher anderer Nationalitäten. Die Hauptreiseziele sind Hongkong oder Tokio, aber auch europäische Städte wie Paris, Mailand und Luzern sind beliebt. Oft reisen sie in Gruppen, was den hiesigen

­Luxusartikelverkäufern­nur­recht­sein­kann,­denn­eine­solche­Busreisegruppe­gibt­bei­ei-nem­Juwelier­in­der­Zürcher­Bahnhofstrasse­zuweilen­bis­zu­einer­halben­Million­Franken­aus.­Cartier­erwirtschaftet­bereits­die­Hälfte­seines­Europa-Umsatzes­mit­Touristen,­von­denen­ Chinesen­ einen­ wachsenden­ Anteil­ausmachen.­Der­ schwächere­Euro­ lockte­ in­den­vergangenen­Monaten­zusätzliche­Tou-risten­nach­Europa.­ Chinesen­ müssen­ jedoch­ nicht­ mehr­ so­weit­ reisen­ wie­ früher,­ um­ sich­ mit­ Luxus-artikeln­ einzudecken.­ Louis­ Vuitton­ und­Gucci­haben­beide­mehr­als­30­Geschäfte­in­China.­Omega­führt­75­eigene­Ladenlokale,­­zusätzlich­ werden­ die­ Uhren­ von­ über­ 100­chinesischen­ Juwelieren­ verkauft.­ Dennoch­ist­die­Marktpenetration­von­Luxusgüterher-stellern­in­China­nach­wie­vor­zu­gering,­vor­allem­weil­westliche­Unternehmen­bis­2005­in­China­kein­Ladennetz­aufbauen­durften.­Mittlerweile­tätigen­Luxusmarken­die­Hälfte­­ihrer­Investitionen­in­China­und­noch­immer­besteht­ein­grosses­Potenzial­für­weitere­La-denlokale.­ Immerhin­gibt­ es­ in­China­über­200­ Städte­ mit­ mehr­ als­ einer­ Million­ Ein-wohnern,­in­ganz­Europa­sind­es­nur­deren­35.

Am Luxusboom teilhaben ­ Swiss­ Global­­Asset­ Management­ analysiert­ die­ Luxus-güter­branche­seit­vielen­Jahren­und­ist­über-zeugt,­ dass­ sie­ weiterhin­ Chancen­ bietet,­nicht­ zuletzt­ wegen­ des­ Booms­ in­ China.­­Anleger­ können­ an­ diesen­ Entwicklungen­partizipieren­ mit­ den­ JB­ Luxury-Brands-Fonds.­Sie­sind­erhältlich­in­Franken,­Euro,­Pfund­und­Dollar.­Bei­ einer­Total­Expense­Ratio­von­2,12­Prozent­konnte­in­den­letzten­Jahren­ ­eine­ beachtliche­ Wertsteigerung­ er-zielt­werden:­Im­Jahr­2009­lag­sie­bei­48,85­Prozent,­aktuell­(YTD)­bei­31,55­Prozent.­ Die­Fonds­nach­Luxemburgischem­Recht­sind­ diversifiziert­ über­ mehrere­ Bran-chen,­die­vom­Luxusboom­profitieren.­Das­Schwergewicht­liegt­im­Bereich­«Lederwaren,­Uhren­­&­Schmuck»,­der­über­40­Prozent­der­­Gewichtung­ ausmacht.­ Ebenfalls­ stark­ ver-tre­ten­sind­«Brennereien­&­Winzereien»­so-wie­«Schuhe».­

Weiterführende Informationen zur Fondspalette von

Swiss & Global AM finden Sie unter:

www.jbfundnet.com

LuxusMarKtaNteILe NacH NatIONaLItät In %

Westeuropäer 23Chinesen 21Japaner 18Amerikaner 16Andere EM 22

Quelle: Swiss & Global Asset Management

WacHstuMsbeItrag NacH NatIONaLItät In %

Chinesen 54Westeuropäer 9Amerikaner 8Russen 4Japaner 3Andere EM 22

Quelle: Swiss & Global Asset Management

PunktmagazinN°29Lust&Verdruss

47

PräseNtiertvoN

rierten Produkten jedoch kann das Emittenten-risiko minimiert werden, indem das angelegte Kapital durch die Hinterlegung von Anleihen oder Rohstoffen gesichert wird. Solche mit ei-nem Pfand hinterlegten Produkte nennt man COSI (Collateral Secured Instrument). Seit Semptember 2009 sind diese Produkte an der Börse erhältlich. ETP weisen dadurch auch Ähnlichkeiten zu COSI auf. Beide Produkte versuchen, durch die Hinterlegung eines Pfands das Emittentenrisiko zu minimieren. Bei COSI- Produkten kommen für die hinterlegten Wertschriften nur Sicherheiten in Frage, die von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) akzeptiert oder von der Europäischen Zent-ralbank entgegengenommen werden. Mög-lich sind auch ausgewählte liquide Aktien oder Bargeld. Im Unterschied zu COSI- Produkten ist die Besicherung bei ETP, wie bereits erwähnt, emittentenspezifisch. Der Emittent hält dabei gesonderte Vermögens-werte, die den Anleger im Fall der Insolvenz entschädigen und nicht in die Konkursmasse einf liessen. Die Börse überprüft dabei nur die Regulatorien, nicht aber die tatsächliche Besicherung. Das bedeutet, dass die Anleger die Dokumentationen über die Produkte ge-nau lesen müssen, um zu verstehen, wie die Besicherung funktioniert, was sie kostet und was im Insolvenz fall mit dem angelegten Kapital geschieht.

Symmetrische und asymmetrische Payoffs Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal sind die Auszahlungsstrukturen. Hier wird zwischen

symmetrischen und asymmetrischen Payoffs unterschieden. ETF, ETC und ETN bilden den Basiswert mit einer mehr oder weniger grossen Abweichung (Tracking Error) von der Bench-mark ab. Strukturierte Produkte jedoch kön-nen symmetrische als auch asymmetrische Auszahlungsstrukturen abbilden.

Single- und Multi-Market-Making Auch der Handel gestaltet sich bei den passiven Produkten unterschiedlich. Bei den struk-turierten Produkten werden die Produkte von einem Emittenten über die Börse ange-boten, der im Rahmen eines Market Making An- und Verkaufskurse stellt. Bei ETF und ETP gibt es nicht nur Single-, sondern auch Multi-Market-Making – es sind also meh-rere Market Maker für die Liquidität in den betreffenden Produkten zuständig. Sie stellen Geld- und Briefkurse und ermöglichen einen zuverlässigen Handel.

Die zurückliegenden Jahre können als Ära der passiv gemanagten Produkte bezeichnet werden. Besonders wäh-rend Krisenzeiten gewinnt das passive Abbilden eines Marktes an Popularität.

I n den letzten Jahren haben börsengehan-delte Indexfonds, sogenannte Exchange Traded Funds (ETF), einen regelrechten

Boom erfahren. Ebenfalls hoch im Kurs ste-hen börsengehandelte Rohstoffe, Exchange Traded Commodities (ETC), und Exchange Traded Notes (ETN), die an einen Devisen-, Aktien- oder Volatilitätsindex gekoppelt sind. Diese passiven Investmentprodukte haben sich zu einem zentralen Baustein in der Ver-mögensanlage entwickelt. Mit ihnen kann der Anleger sein Anlageuniversum relativ einfach und kostengünstig erweitern, und zwar auch dann, wenn er über beschränkte Ressourcen verfügt. Auch wenn die Produktnamen auf den ersten Blick verwirrend sind, lässt sich doch eine sinnvolle Systematik erkennen. Folgende Tabelle gibt einen Überblick:

Unterschiede in der Besicherung ETP und ETF verfügen über einige Gemeinsamkeiten. Beide bilden passiv einen bestimmten Markt ab, haben eine unbefristete Laufzeit und können kontinuierlich an der Börse gehan-delt werden. Doch es gibt auch bedeutende Unterschiede. Der entscheidende liegt in der Besicherung der Produkte. Bei ETF handelt es sich um Fonds in Form von Sonderver-mögen, die an der Börse gehandelt werden. Ein ETF enthält darum kein Bonitätsrisiko eines Emittenten. Im Falle eines Konkurses des Heraus gebers wird das investierte Kapi-tal grundsätzlich von der Konkursmasse ge-trennt und geschützt. ETP hingegen sind vom Emittenten besicherte und unverzinste Schuldverschreibungen. Strukturierte Produkte sind rechtlich ge-sehen in der Regel Schuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten. Sie unterliegen grund-sätzlich dem Emittentenrisiko. Bei den struktu-

passive finanzprodukte und ihre eigenheiten

André Buck ist Leiter Marketing und Sales bei Scoach Schweiz AG.

Quelle: Scoach Schweiz AG

ETN (Exchange Traded Notes) /ETC (Exchange Traded Commodities)

SymmetrischSIX Swiss ExchangeMultiOpen-End / flexibelJaForderungsrechtETP (Exchange Traded

Products)

ETFSymmetrischSIX Swiss ExchangeMultiOpen-EndJaFonds nach KAGETF

(Exchange Traded Funds)

bEzEIchnung Im mArkTAuszAhlungs-sTrukTurbörsEmArkET

mAkInglAuFzEITbEsIchE-rungsTrukTurÜbErbEgrIFF

COSI(Collateral Secured Instruments)

Symmetrisch &Asymmetrisch

Scoach Schweiz AGSinglemax. 10 JahreJaForderungsrechtZertifikat mit COSI

–Symmetrisch &Asymmetrisch

Scoach Schweiz AGSingleOpen-End / flexibelNeinForderungsrechtZertifikat

Lust&VerdrussN°29Punktmagazin

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InvestIerbaresScoach

WorteAndréBuck

Dauer bis zur Kotierung eines Produkts Die Emission eines ETF kann wegen des Geneh-migungsprozesses einige Zeit in Anspruch nehmen. Bei strukturierten Produkten ist das anders, was als grosser Vorteil zu werten ist. Innerhalb von Stunden beziehungsweise Tagen können die Banken neue Produkte auflegen, was vom Spezialisten als Time-to- Market bezeichnet wird. Strukturierte Pro-dukte können zudem eine begrenzte oder auch unbegrenzte (Open-End) Laufzeit haben.

Verpackung ist keine Nebensache Das reich-haltige Angebot an passiven Produkten erlaubt es dem Anleger, je nach Präferenz und Erwar-tungshaltung die passende Verpackung für die Umsetzung seiner Investmentidee zu fin-den. Es handelt sich also nur auf den ersten Blick um einen undurchdringlichen Produkt-dschungel. Die Wahlmöglichkeit des passen-den Wrapper gibt diesem Universum ein Sys-tem, in dem es durchaus möglich ist, sich zurechtfinden.

PUNKTmagazin Im September 2009 wurden die ersten COSI-Produkte lan-ciert. Ihr bisheriges Fazit?

André Buck Beim Anlageentscheid rückte nach der Finanzkrise vermehrt das Emitten-tenrisiko in den Vordergrund. Dies lieferte uns die Motivation für die Lancierung dieses inno-vativen Segments. Durch die Hinterlegung eines Pfandes bei SIX SIS wird das Emittentenrisiko entscheidend minimiert. Damit wurde in der Angebotspalette von strukturierten Produkten eine wichtige Lücke geschlossen, was als Erfolg gewertet werden kann.

Warum entschloss man sich für eine Lösung mit der Börse? Es gab ja davor schon Finanzprodukte mit hinterlegtem Collateral? Der Prozess basiert auf bereits bestehenden Mechanismen zwischen den Emittenten und der Börse. Im Gegensatz zu den bereits existie-renden Lösungen wird das Pfand von COSI-Produkten von einer unabhängigen Stelle, der Börse, verwaltet. Sie setzt die Richtlinien für die Art des Pfandes fest.

Wie funktioniert der Preisfindungspro-zess bei diesen Produkten?Der Produktpreis wird nebst dem Emittenten von mehreren unabhängigen Instituten be-rechnet, was die Glaubwürdigkeit massgeblich erhöht. Dieser Prozess dient als Grundlage zur Berechnung der Pfandhöhe.

Mit den ETP ist ein neues, ebenfalls be-sichertes Segment dazugekommen. Wor-in liegen die Hauptunterschiede zu COSI? Exchange Traded Products sind besicherte und unverzinste auf den Inhaber lautende For-

derungsrechte, die überwiegend auf einzelne Rohstoffe emittiert werden. Die Laufzeiten sind in der Regel ohne Verfall. Die Besicherung wird von einer unabhängigen Stelle verwal tet. Somit fallen ETP wie die an der Börse Scoach gehandelten strukturierten Produkte nicht un-ter das Gesetz für kollektive Kapitalanlagen (KAG). Im Gegensatz zu COSI-Produkten können bei Exchange Traded Products zusätz-lich zum Emittenten weitere Market Maker Produktpreise stellen. Das nennt sich Multi- Market-Making.

Wie beurteilen Sie das weitere Entwick-lungspotenzial von COSI-Produkten? Etwas mehr als ein Jahr nach der Lancierung sind rund 700 pfandbesicherte Produkte an der Börse Scoach kotiert und das ausstehende Volu-men beträgt über 1,7 Milliarden Franken. Dies ist eine beachtliche Entwicklung und bestätigt, dass sich COSI-Produkte zu einem festen Be-standteil der Angebotspalette von strukturierten Produkten entwickelt haben. Zudem ist festzu-stellen, dass die Auswahl an Basiswerten stetig zunimmt und heute bereits viele Investment-themen mit COSI-Produkten umgesetzt wer-den können. Ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend auch in Zukunft fortsetzen dürfte.

Weiterführende Informationen zu COSI und den

neuen Exchange Traded Products:

www.scoach.ch

PunktmagazinN°29Lust&Verdruss

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PräseNtiertvoN

NachgefragtRinoBoRini

unTErnEhmEn lAnd währung IsIn 52w-low 52w-hIgh kurs rEndITE YTd dIV-rEndITE P/E EPs

HTC Corp Taiwan TWD TW0002498003 264.29 920.00 883.00 165.95% 2.80 32.29 27.34F5 Networks USA USD US3156161024 47.11 139.88 137.15 158.92% 0.00 73.34 1.87Kia Motors Korea KRW KR7000270009 17 300.00 53 200.00 51 700.00 157.86% 0.48 19.39 2667.00Silver Wheaton Kanada USD CA8283361076 13.04 38.71 38.29 154.93% 0.00 49.71 0.54Isuzu Motors Japan JPY JP3137200006 158.00 390.00 376.00 118.75% 1.33 9.75 4.96Hyundai Heavy Korea KRW KR7009540006 153 000.00 408 000.00 368 000.00 112.10% 0.95 9.29 39 603.00Pacific Rubiales Kanada CAD CA69480U2065 13.31 35.67 32.45 110.03% 0.30 36.11 0.66Volkswagen Vz Deutschland EUR DE0007664039 54.67 134.35 133.75 109.39% 1.24 15.17 2.37Gudang Garam Indien IDR ID1000068604 17 850.00 52 500.00 43 950.00 107.91% 1.48 21.20 1796.00Akamai Technologies USA USD US00971T1016 23.74 54.39 52.45 106.99% – 53.52 0.98BMW Deutschland EUR DE0005190003 28.28 65.49 63.74 102.06% 0.47 19.15 0.31SK C&C Korea KRW KR7034730002 41 900.00 104 500.00 89 400.00 99.55% 0.37 32.66 2737.00Wynn Resorts USA USD US9831341071 58.21 117.50 103.47 92.75% 8.22 80.84 1.28Wintek Corp Taiwan TWD TW0002384005 20.10 57.20 54.30 90.53% – – -2.32Lan Airlines USA USD US5017231003 15.59 32.23 31.45 90.34% 1.26 26.00 0.95China Shineway Pharma Hong Kong HKD KYG2110P1000 12.76 29.30 27.50 89.13% 1.59 24.85 0.93Tata Motors Indien USD US8765685024 13.85 37.65 31.30 88.68% 1.01 – –Dongfang Elec Hong Kong HKD CNE100000304 16.80 43.80 39.10 87.98% 0.23 21.41 0.96Volvo Schweden SEK SE0000115446 59.20 113.50 112.20 82.59% 0.17 40.43 -7.26Ivanhoe Mines Kanada USD CA46579N1033 11.64 27.60 26.32 80.15% 0.00 0.00 -0.06Samsung Engineering Korea KRW KR7028050003 95 200.00 201 500.00 194 500.00 80.09% 1.03 28.43 6842.00Burberry Group Grossbritannien GBP GB0031743007 5.56 11.18 10.66 79.01% 1.45 43.21 0.19Largan Precision Taiwan TWD TW0003008009 388.00 765.00 733.00 77.11% 1.36 39.37 18.62Ayala Corp Philippinen PHP PHY0486V1154 183.77 424.00 379.00 76.67% 1.06 24.98 14.23MAN Deutschland EUR DE0005937007 47.82 96.22 95.56 76.21% 0.26 – -2.69Ecopetrol SA USA USD US2791581091 23.47 51.92 42.38 76.14% 2.30 – –Novo Nordisk -B- Dänemark DKK DK0060102614 327.50 583.50 573.00 75.57% 1.31 26.31 17.97LG CHEM Korea KRW KR7051910008 196 000.00 407 500.00 395 000.00 72.87% 0.89 19.50 20 258.00Hyundai Mobis Korea KRW KR7012330007 140 500.00 300 500.00 295 500.00 72.81% 0.42 17.10 17 284.00Air China -H- Hong Kong HKD CNE1000001S0 5.30 11.64 10.36 70.68% – 15.73 0.41unTErnEhmEn lAnd währung IsIn 52w-low 52w-hIgh kurs rEndITE YTd dIV-rEndITE P/E EPs

Senshu Ikeda Hldg Japan JPY JP3132600002 102.00 365.00 112.00 -66.52% 2.41 – -5.47Bank Of Piraeus Griechenland EUR GRS014013007 2.75 10.86 2.99 -63.04% 0.00 41.71 0.62Nat Bank Greece Griechenland EUR GRS003013000 6.19 20.97 6.67 -59.26% 0.00 55.10 1.45Weyerhaeuser Co. USA USD US9621661043 15.06 53.69 17.54 -59.22% 9.90 141.31 0.12Chunghwa Picture Taiwan TWD TW0002475001 4.05 11.11 4.35 -58.29% – – -8.78Nissha Printing Japan JPY JP3713200008 1540.00 5440.00 1883.00 -58.22% 2.39 63.96 160.38Renewable Energy Norwegen NOK NO0010112675 14.50 37.92 16.78 -55.27% 0.00 – -3.19LLX Logistica NM Brasilien BRL BRLLXLACNOR8 4.95 10.89 4.98 -50.74% – – -0.07Vestas Wind Systems Dänemark DKK DK0010268606 154.90 380.00 162.00 -48.90% 0.00 17.57 2.94Nanya Technology Taiwan TWD TW0002408002 15.25 33.88 16.85 -47.83% – – -8.67EFG Eurobk Ergasias Griechenland EUR GRS323013003 3.46 10.00 4.12 -47.72% 0.35 23.98 0.61Alpha Bank Griechenland EUR GRS015013006 3.99 9.93 4.43 -45.98% – 9.43 0.87Resona Holdings Japan JPY JP3500610005 445.00 1255.00 511.00 -45.05% 1.96 7.36 88.32Apollo Group-A USA USD US0376041051 33.75 66.69 35.35 -41.65% – 6.85 5.35China Dongxiang Hong Kong HKD KYG2112Y1098 3.41 6.10 3.54 -41.00% 6.87 11.80 0.26H&R.Block USA USD US0936711052 10.13 23.23 13.37 -40.20% 4.49 8.56 1.56Elpida Memory Japan JPY JP3167640006 716.00 2189.00 913.00 -39.38% – 1.93 14.54INPEX Japan JPY JP3294460005 373 000.00 744 000.00 439 000.00 -36.90% 1.37 10.00 45 553.56Level 3 Comm USA USD US52729N1000 0.83 1.77 0.97 -36.41% 0.00 – -0.45NGK Insulators Japan JPY JP3695200000 1149.00 2168.00 1284.00 -35.99% 1.40 16.74 54.51Eletrobras N1 Brasilien BRL BRELETACNOR6 20.43 43.59 22.89 -35.88% 51.64 6.20 0.15BBVA Spanien EUR ES0113211835 6.99 12.75 7.86 -35.13% 5.10 8.50 1.08All Amer Lat NM Brasilien BRL BRALLLACNOR6 14.79 35.00 16.24 -35.01% 0.01 180.45 0.01Aristocrat Leisure Australien AUD AU000000ALL7 2.52 4.73 2.63 -33.94% 1.33 – -0.31Sapporo Holdings Japan JPY JP3320800000 312.00 555.00 337.00 -33.79% 2.08 28.78 11.57Dexia Belgien EUR BE0003796134 2.72 5.10 2.99 -32.89% – 6.50 0.54Bluescope Steel Australien AUD AU000000BSL0 1.85 3.32 2.05 -32.68% 3.48 31.06 0.07PulteGroup USA USD US7458671010 6.13 13.91 6.75 -32.50% 0.00 0.00 -2.14Taiyo Nippon Sanso Japan JPY JP3711600001 638.00 1062.00 663.00 -32.06% 1.81 13.85 39.39Hannstar Display Taiwan TWD TW0006116007 5.33 8.70 5.67 -31.77% – – -2.57

Quelle: Telekurs, Stand: 06.12.2010

pacific rubiales, die aus dem

Zusammenschluss von Pacific

Stratus Energy Corp. und Petro

Rubiales Energy Corp., entstan-

den ist, produziert netto rund

58 000 Barrel Erdöl pro Tag. Der

Energieriese besitzt Erdölfelder

und Pipelines in Kolumbien,

Venezuela sowie Ecuador.

Linsensuppe gibt’s hier nicht,

dafür Linsen jeder anderen Art:

für das Mobile, für den Scanner,

für die Digitalkamera. Largan

precision aus Taiwan besteht

seit 1987. Die hohe Affinität zu

ISO-Zertifizierungen scheint

zuweilen den Aktienkurs zu

beflügeln.

Damit die dänische Pharma-

zeutikfirma ihren Jahres-

umsatz von rund 6,5 Milliarden

Euro erreicht, greift sie welt-

weit auf mehr als 27 000 Mit-

arbeiter zurück. Novo Nordisk

ist der Novo Gruppe zugehö-

rig, abgesteckte Hauptfelder

sind Diabetes-Medikamente

und Hormonpräparate.

Hölzern war der Aktien-Weg

Weyerhaeusers, einer der

grössten internationalen Forst-

wirtschaftskonzerne weltweit,

im vergangenen Jahr. Um dies

zu verstehen, braucht es nicht

einmal einen Hauch «Sokrati-

scher Ironie». Dafür braucht der

Anleger Mut und Geduld.

Der Hype um das Thema Nach-

haltigkeit bescherte vestas

Wind systems wahrhaftige

Höhenflüge. Analysten und

Finanzmarktexperten lobten die

Firma, mit rund 38 000 Wind-

kraftanlagen in 63 Ländern

gehört sie zu den Globalführern,

lange über den grünen Klee.

Hauptsache grün?!

aristocrat Leisures aus Aus-

tralien unterhält Niederlas-

sungen in den USA, Neusee-

land, England, Südafrika,

Japan, Schweden, Argentinien

und Macao. Die Vielfalt über-

rascht kaum, denn in der sexy

Welt der Slot Machines sind die

Australier führend.

Top VERSUS FLopDiE gRöSSTEn UnTERnEhMEn

Lust&VerdrussN°29Punktmagazin

50

InvestIerbaresBörsenkotierte «Lust» & Börsenkotierter «Verdruss»

Highlights für professionelle AnlegerKongresshaus Zürich

Detailliertes Programm und Anmeldung: www.fonds-messe.ch

SCHWELLENLÄNDERMittwoch, 2. Februar, 10.30 – 13.10 Uhr

Dr. Erwin W. HeriProfessor für Finanztheorie Universität Basel, Chairman Valartis Group

Mit weiteren Referenten von: Allianz Global Investors Europe GmbH, Zurich BranchFranklin Templeton Switzerland Ltd., Threadneedle, Bellevue Asset Management

IMMOBILIENMittwoch, 2. Februar, 14.30 – 17.10 Uhr

Prof. Dr. Donato ScognamiglioCEO IAZI AG

Mit weiteren Referenten von: Schroder Investment Management (Switzerland) AGBanque Privée Edmond de Rothschild S.A., UBS AG, ACRON AG

INFLATION ODER DEFLATION?Mittwoch, 2. Februar, 12.00 – 14.30 Uhr

Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Werner SinnPräsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft, Ludwig-Maximilians-Universität München

Prof. Dr. Helmut BeckerProfessor für Wirtschaftspolitik an der Graduate School Sophia, University Tokio

Mit weiteren Referenten von: Flossbach & von Storch AG, AXA Investment Managers Schweiz AGVontobel Asset Management, Sauren Finanzdienstleistungen GmbH & Co. KG, Zwgnl. Schweiz

Tag der FachbesucherMittwoch, 2. Februar 2011 10.00–18.00 Uhr

www.fonds-messe.ch

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11

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52

MarkBenecke

Kopflastiges

Doktorales PerPetuum mobile

Er ist Sachverständiger bei bekannt-beliebten Fernsehsendungen. Er ist Buch- und Theaterstückautor. Er ist Radiomoderator. Er ist Referent und Dozent. Er hat einen psychologischen, zoologischen und forensischen Hin-tergrund. Er berät Regierungen auf der ganzen Welt. Er ist der bislang einzige, der die Schädel von Adolf Hitler und Eva Braun untersuchten durfte. Er wird gerufen, wenn die kniffligsten Fälle anstehen. Er istder wohl bekannteste und umtriebigste Kriminalbiologe überhaupt. Erist offenherzig. Er ist wissenschwanger. Er ist Dr. Mark Benecke.

Worte: Cyril Schicker | bilder: Markus Bachmann

PunktmagazinN°29Lust&Verdruss

53

Kopflastiges

harsch ist sie dann doch nicht, fand doch ein Teil des Gesprächs im aufsehen erregenden «Pei­Bau» des Deutschen Historischen Mu­seums in Berlin statt, wo bis Ende Februar 2011 auch eine Ausstellung über Hitler feil­geboten wird. Mark Benecke ist der bislang einzige, der Hitlers Schädel – und denjenigen von Eva Braun – hat untersuchen dürfen. Wie kam diese Bizarrerie zustande? «Na ja, National Geographic hat die Sache angeleiert, dann kam der KGB ins Spiel, das deutsche Staats­archiv, einzelne Zeitzeugen sowie die eins­tigen Übersetzer von Stalin und General Schukow. Wir haben uns daran gemacht, herauszufinden, ob Hitler erschossen, ver­giftet oder vergiftet und erschossen wurde. Auch untersuchten wir die Echtheit des Schä­dels, der Zähne und so weiter.» Mit dem «und so weiter» geben wir uns selbstverständlich nicht zufrieden. Benecke, ein doch sehr heller Kopf, bemerkt die Frage­zeichen in den Augen seines Gegenübers und führt weiter aus: «Der Schädel ist echt und Hitler hat sich nicht nur vergiftet, son­dern auch erschossen.» Auf die Frage, wo sich denn all diese «Bestandteile» nun befinden, antwortet er: «Die sind verteilt. Der Schädel mit der Ausschussöffnung liegt im Staats­archiv, die Zähne liegen beim KGB, auch jene von Eva Braun.» Alleine schon diese Untersu­chung zeigt, wie spannend, aber auch abstrus Beneckes Tätigkeitsfeld oft ist. Er dazu: «Es ist gewiss nicht jedermanns Sache, immerhin habe ich täglich mit Urin, Kot, Blut, Haaren, Haut und Sperma zu tun.» Diese Auflistung ist erklärungsbedürftig, und sie folgt auf den Fuss: Als Kriminalbiologe hat er den Auf­trag, Kriminalfälle anhand von Spuren am jeweiligen Tatort zu rekonstruieren. Und eben solche Spuren bestehen zumeist aus Urin, Kot, Blut, Haaren oder Sperma. Auch helfen ihm vielmals aussagekräftige Hinweise, die von auf Leichen herumkrab­belnden Maden, Würmern oder Fliegen her­rühren. «Leichen sind für weit über 100 Glie­derfüsserarten, sogenannte Arthropoden, insbesondere für Fliegen (Diptera) und Käfer (Coleoptera) Brutstätte, Nahrungsquelle so­wie Lebensraum. Vereinfacht gesagt können wir anhand dieser Tiere beispielsweise Liege­zeitenbestimmungen machen oder den Tatort einem Täter zuordnen. Es ist ebenfalls mög­lich, toxikologische und bakteriologische To­desursachen festzustellen.» Für Interessierte empfiehlt sich ein Besuch auf seiner Home­page benecke.com, insbesondere der Trailer zum Kinofilm «Rest In Peace».

Brilliant-professioneller Fliegenfreund Dr. Mark Benecke wird zumeist dann auf den Plan gerufen, wenn Fälle an Komple­xität nicht zu überbieten sind. Was für ein Mensch tut sich das eigentlich freiwillig an? Wie kann sich jemand tagein, tagaus mit der­art sinistren Angelegenheiten auseinander­setzen? Nun, der Kriminalbiologe ist einer­seits voller Hingabe, er kriegt leuchtende

Die Gelegenheit, Dr. Mark Benecke mit Fragen zu torpedieren, kommt ge-wissermassen einem Rit-terschlag gleich. Da er derzeit 360 Tage im Jahr

– überall auf der Welt – unterwegs ist, ist es entsprechend schwierig, einen Termin zu bekommen. Dazu kommt, dass der weltbe-kannte Kriminalbiologe mit forensischem, entomologischem, psychologischem und zoologischem Hintergrund, äusserst Span-nendes wie auch Einzigartiges feilzubie-ten hat. Sein Wissensschatz enthält überdies «Erfahrungsdukaten», die er durch seine (Ne-ben-)Arbeiten wie zum Beispiel Referent oder Autor gesammelt hat. Seine Berater tätigkeit für so manche Regierung auf unserem Plane-ten tut das übrige dazu. Ebenso erwähnenswert ist seine Spitzen-kandidatur für DIE PARTEI, mit der er es sich zum Ziel gesetzt hat, in der deutschen Politik für Chaos zu sorgen. Selbstverständ-lich verfolgt sie ihr «Goal» nicht mit Butter-säurebomben und Farbbeuteln. Viel mehr gehören sie laut Mark Benecke zu den we-nigen, die sich korrekt verhielten, das heisst, immerzu offen und ehrlich opportunistisch seien. Wichtig sei ihnen auch, dass stets ein Jurist an ihrer Seite stünde. Für alle Fälle. Mit Humor, geschickter Taktik, ausgeklügel-ter Strategie und dem Blick über den Teller-rand decken sie das grassierende Pharisäer-tum deutscher Politik auf. Die Reaktionen seien zuweilen so empfindsam wie ein freige-legter Nerv. PARTEI steht übrigens für Par-tei, Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Eliten-förderung und basisdemokratische Initiative.

Donald – ein Akronym Der sympathische Doktor ist fürwahr ein Perpetuum mobile, das auch läuft, wenn es um Musik (hauptsäch-lich EBM und Electro) geht, Spassnobelpreise – oder Entenhausen respektive Donald Duck. Benecke gehört zu den «Donaldisten», eine global verstreute Gemeinschaft, die durch-aus bierernst sein kann. Donald ist das, zuge-geben etwas längere, Akronym für Deutsche Organisation Nicht-kommerzieller Anhän-ger des Lauteren Donaldismus. Benecke zur Duck’schen Faszination: «Ich bin halt kau-zig und detailverliebt genug, um den ‹Vater von Entenhausen›, Carl Barks, und die deut-sche Übersetzerin, Erika Fuchs, zu verehren. Ihre Arbeit schätze ich enorm.» Der 40-Jähri-ge weiter: «Zur Faszination gehört ausserdem die Tatsache, dass bei den Donaldisten die von den verschiedenen Zeichnern herrührenden Unterschiede geistes- und naturwissenschaft-lich fassbar gemacht werden.» Ha! Dann kann er sicherlich auch sagen, weshalb Donald immer «unten ohne» he-rumläuft und er sich nur ein Tuch umbin-det, wenn aus der Dusche, das heisst, aus dem Wasser kommt. Eine Antwort hat Benecke zwar nicht bereit, leitet die Frage aber unmit-telbar an seine Donaldisten-Kollegen wei-ter und macht gleich den Brückenschlag zu

seiner­­Haupttätigkeit,­der­Kriminalbiologie:­«Es­ist­eigentlich­dasselbe­wie­in­Kriminal-fällen,­bei­denen­der­Täter­lügt,­es­aber­nicht­widerlegbar­ist.­Im­Donaldismus­kennt­auch­jeder­die­Grundannahme,­dass­es­eigentlich­kein­Entenhausen­gibt,­dennoch­exisistieren­wissenschaftlich­ untermauerte­ Artikel­ da-rüber.­Auch­wenn,­ je­nach­Zeichner,­unter-schiedliche­Entenhausen­bestehen,­sind­die-se­Artikel­oder­besser­gesagt­Untersuchungen­in­ sich­ absolut­ stimmig.­ Da­ gibt­ es­ keinen­Bruch.­Und­eben­das­ist­spannend.»­Inzwi-schen­ kommt­ die­ «Unten-ohne-Antwort»­hereingeflattert,­die­des­Rätsels­Lösung­nicht­zwingend­ herauskristallisiert.­ Sie­ ist­ nicht­eindeutig­genug,­macht­dafür­aber­Sinn:­«Die­Gretchenfrage­ist­bislang­noch­nicht­geklärt­worden.­Es­gibt­aber­eine­Theorie,­die­von­ei-nem­Geschlechtsorgan­unter­dem­Federkleid­ausgeht,­ das­ bei­ Nässe­ oder­ Kälte­ sichtbar­werden­soll.­Deshalb­wohl­das­Schamgefühl.­Aber­auch­eine­mit­Federn­überzogene­Hose,­

welche­die­‹Anatiden›­über­dem­natürlichen­Federkleid­tragen­sollen,­war­schon­mal­ im­Gespräch.»

Hitlers Schädel, der KGB und ... ­Bleiben­wir­noch­kurz­bei­diesem­erquickenden­Thema,­das­ihn­schon­seit­längerem­verfolgt.­War­er­schon­einmal­in­Entenhausen?­Wäre­ja­scha-de,­wenn­nicht­–­bei­so­viel­Hingabe­und­In-teresse.­Benecke­lacht:­«Das­ist­eine­sehr­gu-te­Frage.­Die­ist­mir­noch­nie­gestellt­worden.­Man­ist­immer­dann­in­Entenhausen,­wenn­man­die­Geschichten­von­Carl­Barks­und­Eri-ka­Fuchs­aufschlägt.»­Gut­gekontert!­Und­wie­ist­das­dortige­Klima?­«Diese­Frage­ist­auch­lustig,­ der­ Gründer­ des­ wissenschaftlichen­Donaldismus’­ in­ Deutschland,­ Hans­ von­Storch,­ist­nämlich­Klimatologe.­Nun,­es­gibt­umfangreiche­Studien­darüber,­das­Klima­­ist­auf­jeden­Fall­sehr­erdähnlich.­Wie­so­oft­gibt­es­halt­auch­da­Unstimmigkeiten.»­Ente­gut,­alles­ gut.­ Wenden­ wir­ uns,­ welch’­ harsche­Überleitung,­Adolf­Hitler­zu.­Wobei,­ganz­so­

«Wir haben uns Daran

gemacht, herauszufin­

Den, ob hitler erschos­

sen, vergiftet oDer ver­

giftet unD erschossen

WurDe. auch untersuch­

ten Wir Die echtheit Des

schäDels, Der zähne

unD so Weiter.»

¬

Lust&VerdrussN°29Punktmagazin

54

Bild 01-03: Im Berufsalltag

Mark Beneckes müssen nicht

nur die Augen geschult, son-

dern auch die Hände f link

sein. Nebst Fachwissen und

Hingabe ist ein starker Magen

unabdingbar. Gerätschaften

braucht der Kriminalbiologe

von Fall zu Fall (völlig) ver-

schiedene. Ein mobiles Labor

ist so oder so sein treuer

Begleiter. Sein treuster und

auch liebster Wegbereiter ist

jedoch seine Frau Lydia. Ach

ja, Dr. Benecke verfolgt nicht

nur viele Tätigkeiten, sondern

hat auch viele (Über-)

Namen: Herr der Fliegen,

Maden doktor, Dr. Doom,

König der Käfer, Dr. Graus

und Dr. Seltsam.

PunktmagazinN°29Lust&Verdruss

55

Mark BeneckeKopflastiges

Daniel D. Eckert

Weltkrieg der WährungenWie Euro, Gold und Yuan um das Erbe des Dollar kämpfen

272 Seiten | 30,50 sFr.ISBN 978-3-89879-595-1

Die Explosion der Schulden im Westen und der Aufstieg Chinas im Osten schaf-fen eine brisante Situation: Während der Dollar seinen Status als Leitwährung verliert und der Euro ums Überleben kämpft, setzt Peking seine «Volkswäh-rung» Yuan als Waffe ein, um zur alles überragenden ökonomischen Super-macht aufzusteigen. Um das Geld der Welt tobt ein Kampf und jeder sollte vorbereitet sein, um sich vor dem fi nan-ziellen Fall-out zu schützen. Denn: Das Ringen um die Vorherrschaft in der Weltwirtschaft des 21. Jahrhunderts wird mit Währungen ausgetragen.

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AZ_1-2_Punkt_Eckert_Zagst.indd 1 29.11.10 10:16

Augen bei so manchen angesprochenen Themen. Er ist aber auch für Spässe zu haben, je ausgefallener, je kruder, je abstruser diese sind, desto mehr findet er Gefallen daran. Eine seiner engsten Mitarbeiterinnen, Kris­tina Baumjohann, diplomierte Biologin und angehende Doktorin, offenherzig wie auch auskunftsfreudig: «Natürlich ist Mark kein normaler Chef, was gute aber auch schwie­rige Seiten hat. Ich lerne alles in allem sehr viel von ihm, sei es, niemandem zu vertrauen, noch nicht mal sich selbst, als auch im Um­gang mit Medienleuten oder Direktbetrof­fenen. Teils arbeite ich auch bei Fällen mit und habe gemerkt, dass mir der Umgang mit Spuren leichter fällt als der mit Trauernden. Jedenfalls gehört das wohl mit dazu und muss entsprechend gelernt werden.» Sie weiter: «Mark arbeitet höchst professi­onell, ist aber leider nur noch wenig wissen­schaftlich tätig. Das ist absolut schade, denn er nimmt Dinge extrem schnell auf, versteht sie umgehend und setzt sie schnellstmöglich um. Er ist ein brillianter Geist. Ich schätze ihn sehr. Man kann mit ihm sehr, sehr, sehr viel Spass haben und einfach einmal ‹abspa­cken›. Wir haben denn auch kein herkömm­liches Chef­Mitarbeiter­Verhältnis. Ich kann ihm vieles erzählen, er hat stets einen guten Rat parat oder zumindest eine treffende Mei­nung. Allesamt kommen jeweils aus einer

anderen Sichtweise.» Eine nicht ganz alltäg­liche Sichtweise zeigt der umtriebige Doktor auch, wenn es um seine Lieblingstiere geht. Es ist der Wolpertinger, ein bayrisches Fabelwe­sen, und, wie kann es anders sein – Fliegen.

Von Koketterie hin zu Frust Tiere sind Ben­ecke, wie er selbst sagt, eigentlich fast lieber als Menschen. So redet er, wenn es um Todes­opfer geht, auch nicht von Leichen oder ähn­lichem, sondern von Spurenträgern. Doch da schwingt sicherlich auch Koketterie mit. Wie dem auch sei, was kann der Mensch vom Tier lernen, et vice versa? «Das Tier kann vom Menschen nichts lernen», er augen­zwinkernd, «umgekehrt ist es aber so, dass der Mensch sich vom Tier die Anpassungs­fähigkeit abschauen könnte. Viele Prinzi­pien, genetisch oder nicht, will der Mensch einfach nicht akzeptieren, während sich das Tier dort einfügt, wo es einfach keine ande­re Wahl hat.» Nicht die Wahllosigkeit, dafür aber die (Berufs­)Wahl als solche ist ein gutes Stichwort, ein Stichwort, das gerade auch bei Benecke für viel Frustration sorgt. Denn um dem Beruf des Forensikers nach­zugehen, muss man einfach Feuer und Flam­me sein. Entweder man gibt sich mit Haut und Haaren den Haut und Haaren (und Kot, Urin, ... ach, das hatten wir ja bereits) hin oder man lässt es bleiben. Benecke war schon

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als Junge stets derjenige, der sich mit Che­miebausätzen auseinandersetzte und Fliegen sammelte. Doch wie ist das mit der damit zusammenhängenden Frustration zu ver­stehen? «Der Frustrationsgrad ist dann am höchsten, wenn mich Studierende nach dem optimalen Ausbildungsplan fragen, damit sie dasselbe erreichen wie ich. Das ist absolu­ter Schwachsinn. Es gibt da keine vorgegebe­nen Pfade, die nach Plan bewandert werden können. Ich bewege mich immerhin in einer Welt voller Hass, Trübsal, Irrsinn, Krankhei­ten et cetera.» Aber nicht nur phantasielose Studenten machen das ansonsten relativ ge­löste Unikum staubig: «Ausserdem kann ich Oberflächlichkeit, Berechenbarkeit und Un­ehrlichkeit nicht ausstehen.»

Kefirmilchtrinkender X-Man Unehrlich­keit und Unrechtmässigkeiten gibt es selbst­verständlich auch in seinem Berufsalltag. Da komme es schon hin und wieder vor, dass sich ein Richter gegen alle vorgetragenen Beweis­stücke sträube. Die Divergenz zwischen Be­weislage und Urteil führe auch dazu, dass An­geklagte unrechtmässig für viele Jahre hinter Gittern versauern. Eine schwache Judikativ­leistung, fürwahr. Wo gibt es bei ihm selber Unzulänglichkeiten respektive Defizite? «Da sitze ich kurzärmlig einem Mörder gegen­über, der auch Raubüberfälle verübt hat und der Vergewaltigung bezichtigt wurde. Bis auf die Vergewaltigung gab er alles unumwun­den zu, als wären das Bagatellfälle. Und ziem­lich schnell sagte er mir, dass ich aber wirk­

lich hochstehende Tätowierungen hätte. Das war zwar irgendwie lustig, zeigt aber auch auf, dass ich gewisse soziale Einschätzungen falsch mache. Langärmelige Kleidung hätte hier gepasst. Logisch, es ist nicht einfach und es ist nicht das beste Beispiel, doch Ähnliches geschieht immer wieder.» Und ein erdrückendes Beispiel – aus ver­gangenen Jahren – bringt er doch noch: «Spe­ziell bei Kinderleichen wollen die Eltern fast immer Fotos sehen. Ich sollte die ja eigentlich nicht zeigen, meine Frau Lydia, sie ist (Ge­fängnis­)Psychologin, könnte das dagegen eher. So oder so, in diesen Fällen gehen oft Ehen in die Brüche. Die Scheidungsrate liegt da bei über 95 Prozent! Verständlicherweise können solche Bilder höchst selten verkraftet werden, auch provozieren Fotos Verantwor­tungsvorwürfe, mit denen sich die jeweiligen Eltern beschuldigen.» Der Kriminalbiologe (mit Vorliebe für die fast schon obszön rie­chende Kefirmilch) führt weiter aus: «Allge­mein ausgedrückt sind wir schon ein wenig wie die X­Men. Wir sind alle Freaks und jeder von uns hat seine Stärken, ebenso auch sei­ne Schwächen. Doch das soll so sein, wir er­gänzen uns nämlich ideal. Diesem Ideal zum Trotz können uns viele nur schwer oder ei­gentlich gar nicht einschätzen.» (S­)ein Dasein als Freak ist aber alles ande­re als schlimm, respektive ein Freak ist dieser Mann überhaupt nicht, seine Teamkollegen ebenso wenig. Lernt man den kriminalbiolo­gischen Welt(­enbummler)star kennen, ent­lockt man ihm durchaus frohlockendes.

· · ·Des öfteren sitze ich wie gerade jetzt,

in Hostels und begebe mich ins Tee-Weltall.· · ·

Ich weiss nicht, wohin es mich als nächstes treibt, denn Spuren gibt es überall,

besonders wenn sie einverleibt.· · ·

Die Wahrheit tut mir jeweils gut, und gibt mir auch stets viel Mut.

· · ·Letztlich bin ich aber nur ein Hauch,

der weht, sucht, prüft und testet, doch dabei bleibt es auch.

· · ·Mich freut es natürlich sehr,

wenn sich etwas an der Wahrheit gebricht.· · ·

Was schön, gerecht und richtig ist, muss jeder für sich selbst entscheiden,

im Blut und Sperma steht es nämlich nicht.· · ·

abschliessend ein Gedichtaus seiner Feder:

preMIuMpacKage Zu geWINNeN: PUNKTmagazin verlost 2 Tickets für den Mitte Mai 2011 im Zürcher Weissen Wind stattfindenden Vortrag. Inkludiert sind überdies 2 Nachtessen, 2 Benecke-Bücher mit Autogramm sowie 4 Plauderminuten. Eine Email an [email protected] mit dem Stichwort «Benecke» genügt.

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Mark BeneckeKopflastiges

pUnKTmagazin Länder-differenzen.

Mark Benecke Ich muss vorausschicken, dass meine Aussage zu grossen Teilen auf meinen kriminalbiologischen Erfahrungen fusst. All-gemein gesehen ist es schon so, dass gerade bei jenen Ländern, die als stur oder halsstarrig betitelt werden, beispielsweise Deutschland, Österreich, Schweiz, Schweden, Dänemark, viel mehr im Reinen ist als bei anderen. Es gibt nur zwei Welten – funktionierende und solche, die nicht funktionieren. Mit 27 Jahren war ich auf den Philippinen, Achtung Extrembeispiel, bau-te dort ein DNA-Labor auf, durfte aber absolut nichts entscheiden. Sie haben mich zwar damit beauftragt, dann aber doch zu verstehen gege-ben, dass nur die ältesten Leute etwas zu sagen hätten. Viele Länder in Asien funktionieren so.

Berufsrisiken. Da gehört die Überschätzung dazu, das heisst, nicht wir überschätzen uns. Es wird genau dann zu einem Risiko, wenn uns andere Parteien über-schätzen. Ausserdem bin ich persönlich haftbar, wenn etwas falsch läuft. Überleben kann ich nur, weil ich bereit bin, ausserhalb fixer Strukturen zu arbeiten. Das ist der Preis, den ich als freischaf-fender Kriminalbiologe – gerne – zahle, ist aber gleichzeitig auch ein Risiko. Drohgefahren ha-be ich bis jetzt interessanterweise noch nicht ge-kriegt, obschon ich mit Mördern, Vergewaltigern, Räubern und Mafiosi zu tun habe. Hinsichtlich Mafia ist es halt so dass sie, oft Geschäftsleute, mich überhaupt nicht bedrohen müssen. Denn sie beugen vor, sprich, sie schauen im Vornhe-rein, dass ich nicht gerufen werde.

Verdienste/Arbeitgeber. Früher habe ich immer nur das angenom-men, was die Leute bereit waren zu bezahlen. Da kam oft wenig bis nichts rein. Das ist heute nicht viel anders. Meine Auftraggeber, es sind längst nicht nur Privatpersonen, oft ist es die Polizei, können oder wollen nur wenig berap-pen. Selbst bei Vorträgen ist das so. Saskia aus meinem Team hat mal für den Rotary- oder Lions-Club ein Referat gehalten. Entlöhnt wur-de sie mit einer Weinkaraffe. Bei meinen (Fern-seh-)Auftritten regnet es auch nicht haufenwei-se Geld. Es kommt zuweilen vor, dass ich Fälle kostenlos übernehme. Doch irgendwie müssen mein Team und ich überleben können. Soooo viel brauche ich aber nicht, meine Wohnung ist klein, gewissermas sen auch mein Labor und Lagerraum. Ich lebe in einer Subsistenz. Es ist zuweilen schon paradox, wenn man als pro-movierter Wissenschafter in reichsten Ländern

MaFia,KannibaLEn & co.

tätig ist, doch kaum dafür bezahlt wird. Doch es hat auch etwas gutes, denn dadurch, das tönt ebenfalls ein wenig paradox, ist es aber nicht, wird man absolut unbestechlich. Man wird im-mun dagegen.

Berufsalltag. Da gibt es viele sogenannte Wiederaufnahme-fälle, aber auch langwierige. Etwa jener, bei dem ein Bordellbesitzer aus Notwehr, das haben wir unter anderem aufgrund von Spiegelsplittern, Einschusslöchern und Blutspuren herausgefun-den, Angreifer niedergestreckt hat und nun we-gen Mord im Knast sitzt. Es war aber eindeutig Notwehr. Erwähnenswert ist auch der Fakt, dass es sich nicht um irgendeinen Angreifer handelte, sondern um einen ausgewiesenen Kampfsportler und einer Grösse im Bereich Kampfhunde sport. Weiters experimentieren wir viel (Leichenzer-setzung, Kohleleichen, Blutspuren). Zu tun ha-ben wir mehr als genug. Wenn möglich, dann reden wir natürlich zusätzlich mit Beteiligten wie Journalisten, Priestern, Betroffenen, Rich-tern, Polizisten und Gefängnisinsassen, meist läuft parallel dazu ein Experiment.

der schein trügt ... Es gibt unterschiedliche Taten, die für Aus-senstehende ähnlich sind, weil sie einfach schrecklich sind. Ich arbeite an einem Fall eines Kindsserienmörders aus Kolumbien. Der hat unzählige Kinder misshandelt und geköpft. Man hört in solchen Fällen oft, man müsse die-sen aus dem Verkehr ziehen, an die Wand stel-len und dann ist Schluss. Beim Kannibalen von Rothenburg, Armin Meiwes, war das nicht an-ders. Nicht wenige zogen mit ihm hart ins Ge-richt. Ist auch verständlich, man muss aber be-denken, dass zwar bei beiden eine sexuelle Lust mitgespielt hat, doch bei Meiwes beruhte die Lust auf gegenseitigem Einverständnis, beim Kindsserienmörder nicht. Dieser ist nicht zu Empathie oder Schuldgefühlen fähig. Je tiefer man sich reinbegibt desto mehr findet man, selbstverständlich, heraus. Bei diesem Kolum-bianer war es etwa so, dass er die rund 300 Kin-der immer aufrecht gehalten und ihnen wäh-renddessen den Kopf abgetrennt hat. Dadurch schnitt er die Kehle rasch durch, entsprechend spritzte nicht so viel Blut wie es ansonsten üb-lich ist. So harsch das tönt, solche Informati-onshäppchen kristallisieren evidente Fakten heraus. Es ist wichtig, einerseits seelische Vo-raussetzungen, anderseits spurentechnische Ge-gebenheiten zu berücksichtigen.

einschluss- und Ausschlussprozess. Das sogenannte Ausschlussverfahren ist eine Regel, die ich vom Sherlock-Holmes-Erfinder Sir Arthur Conan Doyle übernommen habe. Sie besagt, dass man alles aussortieren soll, das nichts mit der eigentlichen Tat zu tun hat. Was am Ende übrig bleibt, sei es noch so absurd, ist das robuste Fundament der erfolgreichen Auf-klärung. Ich arbeite fast immer so, viele andere gehen nach dem Einschlussverfahren vor, das heisst, sie tragen soviele Informationen und Gegebenheiten zusammen wie nur möglich.

HÜst & Hott?

Clever & Smart oder Claas Clever?

Stadt oder Land?

Fisch oder Vogel?

Garten oder Swimmingpool?

Konzert oder Theater?

Schweiz oder Österreich?

Unter- oder Oberwelt?

Film oder Buch?

Selbst- oder Fremdüberschätzung?

Birke oder Tanne?

Seaworld oder Disneyland?

Francesco Redi oder Hermann Reinhard?

Keller oder Estrich?

Physischer oder psychischer Schmerz?

Clever & SMarT

InfraSTrukTur!

TInTenfISCH

GuMMISTIefel

GeSCHreI MIT SynTHeSIzer

BeIDe – unD MeHr

unTerwelT

CoMICS

(SelBST-)unTerSCHäTzunG

BeIDe

SeaworlD

franCeSCo reDI

keller

auf keInen fall SCHMerz

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kopflastIgesMarKbeNeCKe

NaCHgefragtCyriLsCHiCker

Edgar Allan Poe, George W. Bush, Adolf Hitler, Jörg Immendorf und Michel Friedman gehö-ren zu den prominenten Aushängeschildern, wenn es um Drogenmissbrauch geht. Die sind jedoch vernachlässigbar, viel mehr Aufmerk-samkeit gebührt den normalbürgerlichen Drogenkranken. Doch welche Arten von Drogen gibt es? Woher kommen sie? Welche Institutionen sind für Abhängige da?

d ass Drogen die Welt beherrschen, ist nicht von der Hand zu weisen. Ebenfalls nicht von der Hand zu

weisen ist ihre stolze Historie. Schon meh­rere tausend Jahre haben sie auf dem Bu­ckel und präsentieren sich nicht erst in der Moderne in einer beispiellosen Vielfalt. Im angelsächsischen Raum ist die Vielfalt gar noch grösser, zumal dort «Drugs» nach Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Arzneimittel allgemein bezeichnen. Definitionen sind sowieso obsolet, sie kicken redlichen Bemühungen, die in Rich­tung Vorbeugung, Umgang sowie Verständnis tendieren, sträflich oft ans Bein. An vorders­ter Beinkickfront befindet sich das Bundes­amt für Gesundheit (BfG). Ist von Drogen die Rede, extrahiert das BfG – selbst heute noch – Alkohol und Tabak. Unterteilt werden die Forschungsthemen in die vier Subkategorien Alkohol, Tabak, illegale Drogen und Cannabis. Dr. med. Monika Ridinger, Chefärz­tin und Geschäftsleitungsmitglied der Forel Klinik, einem Kompetenzzentrum für die Behandlung von Alkohol­, Medikamen­ten­ und Tabakabhängigkeit, zur Definiti­on: «Diese Bezeichnungen sind dem um­gangssprachlichen Verständnis geschuldet. Nach sucht medizinischer Definition han­delt es sich stets um die Abhängigkeit von ¬

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Kopflastiges

Worte Cyril Schicker Bilder Patric Sandri

sogenannten psychotropen Substanzen. Dabei unterscheidet man legale und illega­le Substanzen. Umgangssprachlich unter­scheidet man häufig Alkohol oder Tabak von Drogen und meint mit letzteren illegale Sub­stanzen.»

Kein Stiefmutterdasein Drogen, ein Sucht­ und Abhängigkeitsphänomen, entfachen seit jeher lei­denschaftlich geführte Diskussionen, bei denen gesichertes Wissen und vorgefasste Meinungen leider nicht immer strikt getrennt werden. Zur unwirtlichen Überschneidung gesellt sich der Faktor Emotionen, was einer sachlichen Diskussi­on kaum förderlich ist. Erschwerend wirken über­dies damit zusammenhängende interdisziplinäre Forschungsansätze wie zum Beispiel Molekular­biologie, Psychopharmakologie, Neuropsycho­logie und Humanwissenschaften. Rauschgifte werden längst nicht mehr Stiefmütterlich behan­delt. Sie fordern einerseits (Todes­)Opfer und ver­langen anderseits «hellen Geistern» viel ab. Was heisst das konkret? Was geschieht mit dem Konsumenten? Wie entstehen Abhängig­keiten? Gemäss Coroma, dem Collège Romand de Médecine de l’Addiction sowie der Schwei­zerischen Gesellschaft für Suchtmedizin (SSAM) sind insbesondere psychologische, bio­logische und soziale Vulnerabilität für Abhän­gigkeiten verantwortlich. Monika Ridinger von der Forel Klinik ergänzt: «Die Sucht entsteht nicht isoliert, sondern als Folge eines komple­xen Zusammenspiels von genetischen, persön­lichen und umweltbedingten Faktoren. Dabei sind die familiären Modelle ebenso bedeutsam wie die Gleichaltrigengruppe (Peer Group) und der Schul­ oder Berufsabschluss.» Allen Sucht­mitteln gemein ist, dass sie auf einen bestimm­ten Teil des limbischen Systems – ein Netzwerk aus Nervenbahnen – einwirken und zwar auf das sogenannte Belohnungs system. Dabei wird das sich im Gehirnzentrum befindende «vent­rale Tegmentum» aktiviert.

Neurotransmitter In der Tegmentumstruktur laufen aus mehreren Gebieten des limbischen Systems Informationen über den Befriedi­gungsgrad unterschiedlicher Bedürfnisse oder Aktivitäten zusammen. Sie werden anschlies­send an «Nucleus accumbens», eine weitere Anordnung, die sich vorne im Gehirn befin­det, weitergeleitet. Dadurch werden die für den Menschen interessanten Handlungen ermittelt und verstärkt. Der Neurotransmitter ist Dopa­min. Dopamin, das vom Gehirn bei einer posi­tiven und unvorhergesehenen Konsequenz eines Verhaltens in einer bestimmten Situation aus­geschüttet wird, entspricht einem Lernsignal. Auf diese Weise erhöht das Gehirn die Auftre­tenswahrscheinlichkeit dieses Verhaltensmus­ters. Jede Substanz entfaltet eine ihr eigene Wir­kung, die je nach Zugehörigkeit zu einer der drei grossen Gruppen psychoaktiver Substanzen an­regend, dämpfend oder halluzinogen sein kann. Hierbei schnappen die Fragen nach Luft, welche Arten zurzeit den Markt überschwem­men und was im Suchtuniversum heute anders ist als früher. Dr. Ridinger führt in prägnan­

ter Weise Luft zu: «Deutlich verbesserte Dia­gnostik und therapeutische Ansätze. Zunahme sogenannter komorbider psychiatrischer Stö­rungen, also Sucht plus Depression, Persön­lichkeitsstörung et cetera. Zunahme von Mischkonsumenten sowie zunehmende Über­alterung. Bei Alkoholabhängigkeit sind zum Beispiel beim ‹zweiten Peak› des Beginns der Abhängigkeit. Dies bedeutet, dass die Alkohol­abhängigkeit zunehmend bei über 50­Jährigen erst beginnt.» Dr. med. Hugo Kupferschmidt, seines Zeichens Direktor des Schweizerischen Toxikologischen Informationszentrums, fügt an: «Seit einiger Zeit erleben wir einen Auf­wärtstrend bei Kokain. Heroin und GHB ge­hen zurück, Halluzinogenes ebenfalls.»

GHB – Horror mit drei Buchstaben Kup­ferschmidt weiter: «Im Trend sind ausserdem schlaffördernde Medikamente sowie Opiate respektive opiathaltige Mittel. Zu letzteren gehören etwa Hustensirup mit Codein oder Tramal.» Kupferschmidt betont, Vergiftungen mit Schlafmitteln kämen jeden Tag vor. Das ist leidig, wobei ein Blick auf den Jahres bericht 2009 durchaus Optimismus verspricht, zu­mal bei drogenmissbräuchlichen Vergiftun­gen eine abnehmende Tendenz festzustel­len ist. Kupferschmidt winkt ab: «Das muss nicht zwingend so sein, denn oft werden wir bei Missbräuchen nicht kontaktiert. Norma­lerweise wird der jeweilige Arzt eingeschaltet. Und Ärzte kommen nur auf uns zu, wenn sie nicht mehr weiterkommen. Das war zum Bei­spiel so, als GHB auf den Markt kam.» GHB steht in diesem Zusammenhang nicht für das Musikinstrument Great High­land Bagpipes, sondern ist das Akronym für 4­Hydroxybuttersäure. Das Gift wird um­gangssprachlich auch Ko­Tropfen genannt. «GHB ist etwas vom Hinterhältigsten und Fiesesten, das es jemals gegeben hat. Damit werden oft Frauen betäubt und missbraucht. Und wenn es Männer betrifft, dann sind das meistens ältere Herren, die einer jüngeren Frau erliegen beziehungsweise im berausch­ten Zustand von ihr ausgeraubt werden», so Peter Schüpbach, langjähriger Chef Betäu­bungsmittelfahndung bei der Stadtpolizei Zürich. Der Drogen­Experte zeigt ein konfis­ziertes GHB­Fläschchen, der Inhalt ist farb­los und geschmacksneutral. Vom Betrachten und Beschnuppern her ist das Unding für­wahr keinen Atemzug wert. Sichergestellte Drogen liegen in einer Asser vatenkammer. Unter Aufsicht der Heil­mittelkontrolle wird das Gift drei bis vier Mal pro Jahr in der Kehrichtverbrennungsanlage vernichtet. Gleichenorts werden die kon­fiszierten Drogengelder zwischengelagert. Durchschnittlich eine Million Franken, per annum, spült das dort schlummernde Bargeld in die Schweizer Staatskasse. Die Asservaten­kammer ist zum Bersten voll, der Marihuana­Geruch dominierend. Von der Hanfpflanze wurden 2009 58,5 Kilogramm beschlag­nahmt, von Haschisch deren 5,5, von Heroin 15 und von Kokain 14. Erstere beide kämen ¬

«Die sucht entsteht

nicht isoliert, sonDern

als folge eines kom­

plexen zusammenspiels

von genetischen, per­

sönlichen unD umWelt­

beDingten faktoren.»

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hauptsächlich aus dem Nahen Osten, und Marokko, Heroin aus dem Goldenen Dreieck (Laos, Thailand, Myanmar) und Kokain aus Südamerika sowie Mexiko. Der bislang gröss­te Fund, rund 70 Kilogramm Kokain, wurde 2006 in einem falsch gelieferten Umzugscon­tainer ahnungsloser Privatpersonen entdeckt. Der Verkaufswert entsprach rund sieben Mil­lionen Franken.

Designerdrogen sind en vogue Aus Schüp­bachs – erfahrener – Sicht seien derzeit Koka­in, chemischer Extrakt aus Blättern des Coca­ Strauches, Ecstasy inklusive MDMA sowie Speed, beides Amphetamine, hoch im Kurs. «In der Vergangenheit war Heroin populär, in der Moderne sind es Designerdrogen.» Der Experte fügt an: «Es hat ein Umdenken stattgefunden. Das ist aus Preisentwicklungs­sicht zwar paradox, denn ein Gramm Heroin war zu Platzspitzzeiten für 700 Franken zu haben, heute kostet es lediglich 50 Franken. Das einst sehr beliebte Heroin ist inzwischen aber nun einmal als Verliererdroge bekannt.» Beim weitaus beliebteren Kokain – die Uni­versität Bern mass im Genfer Abwasser, ge­folgt vom Zürcher, Berner, Basler und Lu­zerner die höchste Kokain­Konzentration (Benzoylecgonin) – sieht es anders aus. Stei­gender Konsum gibt fallenden Preisen die Klinke in die Hand. «Ein Gramm war früher für 1000 Franken zu haben, heute für ledig­lich 90 bis 100 Franken», erklärt er. Seine Arbeit, man kann es sich vorstellen, ist kein Zuckerschlecken. In seiner Laufbahn sei er schon mehrere Male von einer Spritze, vorsätz­lich oder nicht, gestochen worden. Diese Stiche übertrugen ihm keine Krankheiten, dafür aber begleitete ihn ein jeweils wochen­, ja, gar mo­natelanges Notfallprogramm. Seit er der Abtei­lung vorsteht, ist Schüpbach fast ausschliesslich mit Führungs­ und Administrativaufgaben im rückwärtigen Raum betraut, was ihm aber – wohl auch aus Familienvatersicht – zu beha­gen scheint. Er, der Anfangs der 80­er Jahre mit sechs weiteren Polizisten damit beauftragt worden war, sich um die Drogenproblematik in der Stadt Zürich zu kümmern – und das zu ei­ner Zeit, als man sich fragte, wie viel Haschisch die Süchtigen auf dem Platzspitz spritzten – hat schon einiges erlebt. Seine Mitarbeiter seien zu rund 80 Prozent der Dienstzeit draussen im Pulk. Die restlichen 20 Prozent beträfen Ad­ministratives. Um nicht einzugehen, müssten Betäubungsmittelfahnder motiviert sein, inte­ressiert, ebenso zuverlässig, teamfähig und fle­xibel. Hm, auch wenn man solche Skills in je­dem gewöhnlichen Stellenprofil wiederfindet, liegt dieses Berufsbild fernab eines Alltagsjobs. Dies alleine schon deshalb, weil mit der Dro­genwelt unsittliche Begleiterscheinungen, etwa Diebstahl und Prostitution, einhergehen.

(K-)Ein Hoch die Tassen! Schüpbach zum alltäglichen Konfliktpotenzial: «Egal, ob es eine Razzia oder eine Routinekontrolle ist, das Momentum des Überraschens muss auf Sei­ten der Polizei sein. Sonst wird es heikel, denn

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kopflastIgesbetäubeNdeallMaCHt

oft sind Dealer breit vernetzt, überall lauern Gefahren. Leider hat sich die Gewalttätigkeit drastisch erhöht.» Gibt man sich einer Ret­rospektive von 2000 bis 2009hin, sieht man man ebenfalls einen Anstieg der Toxi­Anfra­gen. Der Anstieg von zehn Prozent sorgt je­doch kaum für Ver wunderung. Dem pflichtet Hugo Kupferschmidt, Direktor des Toxikolo­gischen Informationszentrum, bei. Er fügt an: «Die Schweiz liegt über all die Jahre im mit­teleuropäischen Durchschnitt. Schweden da­gegen schlägt oft obenaus. Weshalb das so ist, kann ich ihnen leider nicht sagen.» Na, das spielt auch keine Rolle, denn in diesem Zu­sammenhang ist Mutter Helvetia sowieso wichtiger. Wichtig ist es, auch ein wenig über das Tox­Zentrum, wie das Toxikologische In­formationszentrum in Zürich auch genannt wird, zu erfahren. Gerade (besorgte) Eltern sollten – je früher desto besser – Bekannt­schaft damit machen. Des Doktors Einblicke: «Das Tox­Zentrum ist glücklicherweise schon

SEchS FRagEn an DiE zoLLVERwaLTUng

pUnKTmagazin im Bericht «Zahlen und Fakten 2009» ist unter dem Kapitel Betäubungs-mittel von erfolg die rede. Ab wann kann die Zollverwaltung von einem erfolg sprechen?

Stefanie widmer* Der Zoll arbei-tet bei seinen Kontrollen gestützt auf Risikoanalysen. Erkenntnisse aus Rapporten und Lageanalysen liefern der Zollverwaltung ein Ras-ter – darauf gestützt werden Kont-rollen durchgeführt. So ist es immer wieder ein Erfolg, wenn aufgrund der Vorarbeit ein Aufgriff illegaler Betäubungsmittel erfolgt. Das be-stätigt die Effektivität der Kontrol-len. Kurzum, von Erfolg ist die Re-de, wenn die Zollverwaltung viele Aufgriffe in diesem Bereich erzielt oder Schmuggelfälle grosser Mengen Betäubungsmittel aufdeckt.

wenn die Zollverwaltung fünf Jahre zurückblickt und mit dem Heute vergleicht, was hat sich am stärksten gewandelt? Bei einem Vergleich der Jahres-zahlen 2005 bis 2009 wird ersicht-lich, dass die sichergestellten Be-täubungsmittelarten die gleichen

geblieben sind, einzig die Mengen variieren. Für die Zollverwaltung bleibt die Aufgabe, den Schmug-gel von Betäubungsmitteln zu be-kämpfen, aktuell.

wie hoch schätzen sie den durch-schnittlichen Prozentsatz an ge-schmuggelten drogen, die nicht entdeckt werden? Dies ist eine Dunkelziffer und kann nicht ermittelt werden, entspre-chend sehen wir von einer Antwort ab.

welche schmuggelart dominiert und welche Art sucht bislang ih-resgleichen? Aus taktischen Gründen kön-nen wir hier keine Angaben ma-chen. Sicher ist, dass sich Schmug-gelrouten und natürlich auch -verstecke laufend ändern. Wichtig ist für die Zollverwaltung, dass all-fällige Trends erkannt und ihnen entgegengewirkt wird. Die Zollver-waltung arbeitet risiko orientiert und mit modernen Kontrollmit-teln, und sie arbeitet mit in- und ausländischen Partnerorganisati-onen zusammen.

was sind die jeweiligen ur-sprungsländer für Haschisch, Marihuana, Heroin, Kokain, Khat

und psychoaktivierende Pillen? Die Ursprungsländer kön-nen variieren. Auch wählen die Schmuggler verschiedene Routen und wechseln diese laufend. Häu-fig kommen die Betäubungsmittel jedoch aus den gleichen Regionen. So etwa Khat aus Ostafrika, He-roin aus Afghanistan, Kokain aus Südamerika, Marihuana aus ganz verschiedenen Regionen oder Pil-len mit psychoaktiven Substanzen aus dem asiatischen Raum.

wie sind die gesetzgebenden stra-fen ausgestaltet, das heisst, ab wie viel (und bei welchem Betäubungs-mittel) kommt man mit einer geldstrafe davon, wann wird eine gefängnisstrafe ausgesprochen? Die Strafbestimmungen sind in Kapitel 4 des Bundesgesetzes über die Betäubungsmittel und die psy-chotropen Stoffe festgelegt. Die kon-krete Rechtssprechung im Einzelfall ist Sache der Justizbehörden.

relativ bekannt und die Telefonnummer 145 überall in den Verzeichnissen anzutreffen, wo auch die Polizei und der Feuer wehr drin stehen. Gegründet wurde das Zentrum 1966, derzeit arbeiten 35 Personen, also 19 Voll­stellen, hier. Wenn ich von Personen spreche, dann meine ich damit Ärzte, Pfleger, Veteri­näre, Apotheker.» Alle Achtung, Anrufende scheinen hier fürwahr ein enormes Wissen­surquell anzapfen zu können. Ein «Hoch die Tassen» ist aber dennoch verfehlt, zu ernst ist das Thema. Ernst ist die Angelegenheit natür­lich auch bei der Betäubungsmittelfahndung, denn sie muss nicht nur Drogen(­gelder) auf­spüren und Kriminelle dingfest machen. Sie muss auch oft gegen unbetroffene Pri­vatpersonen vorgehen, die aus Jux, Macho­gehabe und Gruppendruck gerne in Ermitt­lungen eingreifen – und diese gefährden. Der, oft zivile, Fahnder hat also stets auch die Auf­gabe, sich wie seine Mitfahndenden zu schüt­zen. Psychologisch versiert, empathisch, mit­unter fremdsprachlich eloquent, und vor

Bild 01-07: Drogen werden

nicht nur aufgespürt, son-

dern auch verbrannt. Aber

auch ohne Feuer erhitzen Dro-

gen die Gemüter, scheiden

Geister, spülen Geld in die

Kassen, sorgen für Kriege und

werden oft genau dort konsu-

miert, wo man es nie erwartet.

Unerwartete Funde machen

Zollbeamte ganz oft. Fast

schon Alltag sind Verstecke in

Schuhabsätzen oder ins Netz

gelaufene Kuriere, die sich für

das Schlucken von sogenann-

ten Findlingen einspannen

lassen. Pfui Spinne!

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* Stv. Leiterin Kommunikation/Medien,

Eidgenössisches Finanzdepartement EFD,

Eidgenössische Zollverwaltung EZV,

Oberzolldirektion, Stabsdienst.

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betäubeNdeallMaCHtkopflastIges

NaCHgefragtCyriLsCHiCker

W er hätte das gedacht? Nun hat auch das Internet seinen ersten Freiheits­kämpfer hervorgebracht. Pünktlich zur Weihnachtszeit werden wir

Zeitzeugen einer Hetzjagd. Hollywood und Herodes gemeinsam hätten es nicht besser inszenieren können, denn der Internet­Tell vereint die Charaktere von Dr. Richard Kimble, Calimero und Austin Powers. Er ist aus der Internet­ Retorte auferstanden, um die wohl wahnsinnigste Persönlichkeit aller Zeiten zu werden. Ein durchgeknallter Freimaurer? Sonderbar ist er alleweil, was die Chancen einer erfolgreichen Diffamierung seiner Person zusätzlich erhöht. Zurzeit irrt er als digitaler Kachelmann durch das Web. Aus Sicht der Obrig­keit ist der Freidenker gesellschaftliches Napalm, versehen mit dem Marsch­befehl, die Obrigkeit zu brandschatzen. Ihm geht es sicherlich nicht um Ge­rechtigkeit oder um die Suche nach der absoluten Wahrheit. Es liegt auch nicht an uns, das Cyber­Findelkind als den absoluten Weltverbesserer hinzustellen, der das Internet für seinen persönlichen Selbstfindungsprozess missbraucht. Sein Scheitern in der Zivilgesellschaft, sein Wissen um die eigene Grenzwer­tigkeit und der Drang nach Anerkennung machen ihn zum radikalsten Inter­netaktivisten aller Zeiten. Die zentrale Frage lautet, ob seine Ideologie von der Internetgemeinde auf die Analoggesellschaft überspringt und eine neue Mas­senbewegung auslöst. Der Wahnsinn hat einen Namen: Julian Assange. Der Mitbegründer von Wikileaks greift mit seinen weltweiten Whistle­Blower­ Servern den US­Staat frontal an, der nun selbst am peinlichen Internetpran­ger hängt. Wer hätte gedacht, dass sich das ach so moralische Amerika mit sei­nem eigenen Anspruchsniveau und den schonungslosen Verwerfungen seiner Aussenpolitik konfrontiert sieht. Wikileaks ist das webbasierte Awacs­System gegen politische Skrupellosigkeit und wird somit ungewollt zum Konkurren­ten von Amnesty International. Google wird zweifelsfrei mittels vollkomme­ner Transparenz seinen erheblichen Beitrag am zukünftigen Erfolg von Wiki­leaks leisten. Das Internet wird zur Heimat der einflussreichen Hinweisgeber, mit der Hoffnung, Verbrechen an der Menschlichkeit endgültig auszurotten. Kaum zu glauben, dass das Internet – seineszeichens voller Kinder­Pornogra­phie – einmal die Weltmoral beheimaten würde und das vollzieht, was der Dalai Lama über Jahrhunderte hinweg vergeblich versucht hat. Pazifismus ist gut, Öffentlichkeit und Wahrheit sind besser. Wird die virtuelle Welt zum Ge­burtshelfer einer neuen Weltmacht, die endlich Waffen offener Kommunikati­on und Transparenz in den Dienst der Menschlichkeit stellt? Wird uns Assange an der «Leidplanke» hängend von den Sünden unserer Politiker und derer, die sie gewählt haben, befreien können? Es bleibt nur zu hoffen, dass Wikileaks nicht Opfer von staatlich manipulierten Beweisen wird. Ich bin mir sicher, dass mit Hilfe von Wikileaks die Massenvernichtungswaffen­Weltlüge der Herren Blair und Bush bereits im Vorfeld des Irak­Feldzuges aufgeflogen wäre. Colin Powell, damaliger US­Aussenminister, wäre dann wohl der bekannteste Kron­zeuge aller Zeiten geworden. In diesem Sinne: «I have a dream!»

KRonzEUgniS

allem konsequent müssen sie durchgreifen. Fahndungsoberhaupt Schüpbach lässt sich jedoch von diesem Blumenstrauss an Anfor­derungen nicht in die Flucht schlagen. Dies auch dann nicht, wenn der Blumenstrauss eine f leischfressende Pflanze wäre. Auf die Frage hin, welchem Job er nachgehen würde, hätte er diesen nie gemacht, antwort er über­zeugt: «Demselben.»

Durchschnittsalter 45 Jahre Einem einfa­chen Beruf gehen auch die Angestellten der Forel Klinik nicht nach. Chefärztin Monika Ridinger zeigt auf, weshalb: «Unsere Betten sind fast immer zu 100 Prozent belegt. Und das immerhin in einer Klinik, die schweiz­weit die grösste Suchtfachklinik für Behand­lung von Alkohol­, Medikamenten­ und Ta­bakabhängigkeiten ist. Konkret meine ich damit 80 Betten und rund 400 stationäre Behandlungen pro Jahr, eine Tagesklinik mit 20 Plätzen sowie ein Ambulatorium in Zü­rich. Eine inhaltlich vergleichbare Behand­lungseinrichtung, jedoch mit einer geringe­ren Bettenzahl, existiert im Kanton Bern.» Wenn wir schon dort sind, wo am besten Auskunft gegeben werden kann, schauen wir doch der hässlichen Fratze direkt ins Gesicht. «Wie ich das heraushöre, wollen sie Angaben zum Patientenprofil haben», läutet Dr. Ridin­ger ihre Antwort ein. Auf das erfolgte Nicken ergänzt sie: «Im stationären Bereich sind Al­koholabhängige durchschnittlich 45 Jahre alt. Etwa 50 Prozent befinden sich im Erwerbs­leben. Bildungsstand und Berufsausbildung entsprechen denen der Durchschnittsbevöl­kerung. Alkoholabhängige zeigen in mehr als 70 Prozent der Fälle auch eine Tabakabhän­gigkeit. Zudem existieren weitere psychiatri­sche Störungsbilder, die Verlauf und Prognose der Alkoholabhängigkeit ungünstig beein­flussen können. In etwa einem Fünftel der Fälle sind dies Persönlichkeitsstörungen oder eine Aufmerksamkeitsdefizit­/Hyperaktivi­tätsstörung, in zirka einem Drittel traumati­sche Belastungen und bei bis zur Hälfte der Betroffenen ist auch eine Angststörung oder Depression zu sehen.» Nicht Alkohol­, son­dern Tabakabhängigkeit ist gemäss Ridinger die am häufigsten anzutreffende Krankheit. So hässlich sich das alles schon so anhört, hässlich sind auch hohe Rückfallquoten. «Nach stationärer psychotherapeutischer Be­handlung, die durchschnittlich 75 Tage dau­ert, sind etwa die Hälfte der Patienten auch nach einem Jahr nachhaltig abstinent oder zeigen einen moderaten Alkoholkonsum.» Zu entscheiden, ob dies eine schlechte, mo­derate oder gute Relatio ist, bleibt jedem sel­ber überlassen. Wo hingegen alle (Private, Firmen, Staat) miteinander am selben Strang ziehen könnten, sei in Bezug auf konsequen­te Aufklärung und auf politische Rahmen­einschränkungen. Monika Ridinger kon­kretisiert: «Damit meine ich zum Beispiel Konsumbeschränkungen am Arbeitsplatz (Alkohol, Tabak) und die Kontrolle der Ver­fügbarkeit sowie Werbeeinschränkungen.»

derQuerdeNKer

Der Querdenker hat sich die «etwas andere Informationsvermittlung» auf seine Fahne geschrieben.

Diese ist stets gehisst, auch dann, wenn der Wind eisig bläst. ¬

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Worterinoborini

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SEIN EIGENER CHEF ZU SEIN, IST EIN TRAUM VIELER.

BEGEISTERUNG, GRüNDLICHE PLANUNG UND SOLIDE

FINANZIERUNG SIND DABEI UNERLäSSLICH. MIT SWISS CHRISTMAS,

EIN BESONDERES WEIHNACHTSSPEKTAKEL, HABEN JOHANNES UND

ANNA MAyER DIESEN SCHRITT GEWAGT. IHR TRAUM SOLL AUCH

ANDERE ZUM TRäUMEN BRINGEN. DOCH DAMIT DIES MöGLICH

WURDE, MUSSTE SO MANCHES HINDERNIS

üBERWUNDEN WERDEN.

PuNKtMagaziNn°29lust&Verdruss

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Selbständigkeit ist für viele zwingender Bestandteil der persönlichen Entfaltung. An oberster Stelle steht dabei die Verwirklichung eines Traums. Doch Träume können nur

realisiert werden, wenn die Geschäftsidee stimmt, eine solide Finanzierung gewährleis-tet ist – und Gewinn erzielt wird. Ansonsten wird der Traum, schneller als einem lieb ist, zum Albtraum. Mit Visionen und Träumen allein lässt sich kein nachhaltiges Business aufbauen. Oder doch? Johannes und Anna Mayer waren schon seit Jahren fasziniert von der Idee, an-dere Menschen zu verzaubern und sie aus dem Alltag entf liehen zu lassen. Umgesetzt haben sie ihren Traum mit Swiss Christmas, dem Weihnachtsspektakel auf der Offenen Rennbahn in Zürich Oerlikon. Der Weih-nachtszirkus soll Tradition und Modernität auf eine charmante Art verschmelzen. Vor allem bezüglich Modernität will sich Swiss Christmas von den beiden bisherigen Platz-hirschen Zirkus Conelli und Salto Natale unterscheiden.

Schrott und Bauchentscheide Johannes Mayer, der von allen Balou genannt wird, erklärt: «Wir haben nichts Neues erfunden, wir haben vielmehr Mut gezeigt, indem wir Multi mediales, Romantisches, Schräges, Festliches und Erfrischendes in einer Erleb-niswelt zusammenführen.» Seine Frau Anna ergänzt: «Swiss Christmas trägt von A bis Z unsere Handschrift. Wir haben über viele Monate diverse Shows angeschaut und mit vielen Artisten und Künstlern gesprochen, bis wir das richtige Team zusammenhatten.» Balou weiter: «Wir haben uns auch sehr viel Schrott ansehen müssen. Entscheide haben wir mit dem Bauch gefällt.» Dank viel Einsatz ist es den beiden Jung-unternehmern gelungen, bekannte Köpfe für ihr Programm zu gewinnen. So zum Beispiel den Schweizer Schauspieler Oliver Bürgin, der als Erzähler einer Weihnachtsgeschichte durch das Programm führt. Nebst einem Live-Orchester wird er von der attraktiven Alphornspielerin Eliana Burki begleitet. Die 27-jährige Profimusikerin rockt, jazzt, funkt und soult mit ihrem Alphorn und verwischt die Grenzen zwischen Tradition, Jazz, Funk und Blues stets aufs Neue. Als musikalischer Leiter fungiert der Schweizer Hitproduzent (Bligg, Baschi) Roman Camenzind, der zu-sammen mit seinem Team auch den Titelsong für Fabienne Louves produziert hat. Insgesamt sind 40 Artisten und Künst-ler aus neun verschiedenen Nationen enga-giert. Ihr Job besteht darin, das Publikum zu begeistern und in eine Traumwelt zu ent-führen. «Uns war wichtig, dass das Publi-kum aus dem Alltag entf liehen kann und sich während zwei Stunden verzaubern lässt», so Balou. Ist das nicht das Ziel aller Veran-staltungen? Anna, den Einwand vermutlich nicht zum ersten Mal hörend, erläutert, dass

es eben nicht einfach eine weitere Show sei: «Ein schöner Weihnachtsmarkt, der die Gros sen und Kleinen in eine weihnachtliche Stimmung versetzt, ein Foyerzelt, das mit kulinarischen Elementen eine gemütliche Begegnungsstätte darstellt und ein Dinner-zelt, in dem sich die Besucher kulinarisch verwöhnen lassen können gehören ebenso zum Gesamtpaket.»

Tradition und Modernität Aber trotzdem, Weihnachtszirkus? Hat es da überhaupt Platz für einen dritten Veranstalter? «Klar! Unser Weihnachts-Paket ist anders geschnürt als bei den beiden Konkurrenten. Zudem haben wir die Kunden der Zukunft, die Kinder, von Anfang an eingebunden», erläutert Balou. Anna ergänzt: «Wir haben nicht nur Kinder-vorstellungen, sondern bieten sogar eine Kin-derbetreuung an den Abendvorstellungen. Es gibt spezielle Familientickets, damit wird auch für eine vierköpfige Familie ein solches Weihnachtsspektakel erschwinglich. Diese Idee haben wir uns beim stadtzürcher Eisho-ckeyteam ZSC Lions abgeschaut.» Durch die Verbindung von Tradition und Modernität wird der jungen und jung gebliebenen Zuschauerschar einiges gebo-ten. So fasziniert die Gruppe Stylize Abend für Abend mit ihrer Choreographie das Pu-blikum. Die acht Zürcher verschmelzen Breakdance mit Ballett und Steptanz. Es ver-wundert nicht, dass sich sogar Dimitri, der nach wie vor erfolgreichste Schweizer Clown, an der Premiere kaum mehr im Stuhl halten konnte und mit Applaus nicht geizte. Nochmals zurück auf die Frage zum Standort Zürich-Oerlikon. Die Konkurrenz ist ebenfalls in Zürich präsent, warum ist man nicht ausgewichen nach Bern, Basel oder Luzern? Balou rechnet vor: «Das Einzugs-gebiet von Zürich ist viel grösser als dasjenige von Bern oder Luzern. Mit rund einer Stunde Entfernung haben wir das Potenzial von 2 bis 2,5 Millionen potenziellen Gästen. Das Ein-zugsgebiet geht bis nach Singen, in den Vor-arlberg und die Innerschweiz. Zudem bie-tet Zürich die nötige Infrastruktur, seien es Parkplätze oder ein gut ausgebautes öffent-liches Netz.» Das ist wichtig für Geschäfts-kunden, die bei Swiss Christmas einen sub-stanziellen und somit überlebenswichtigen Umsatzanteil generieren. So ein Weihnachtsspektakel kostet Geld. Das imposante 10-Master-Zelt, Miete für die Multimedia-Anlage, Löhne für Artisten, Künstler und sonstige Angestellte – alles will bezahlt sein. In welchen finanziellen Dimen-sionen bewegt sich Swiss Christmas? «Das Produktionsbudget beträgt knapp fünf Mil-lionen Franken», erläutert Balou während des Gesprächs im legendären Rennbahn-Stübli. Dieses Geld muss zuerst aufgetrieben werden. Wie so oft bei solchen Ideen, spielt Bier eine Rolle. Auf einer Grillparty – an der reich-lich Bier floss – begann der Traum des Ehe-paars Mayer so richtig zu reifen. Grillparty- Veranstalter Michel Fässler hatte genug ¬

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genüsslIchesdasNeuesCHWeizerWeiHNaCHtssPeKtaKel

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von Johannes Mayers ständigen Träume­reien und forderte ihn auf, ein klares Konzept zu schrei ben. Von diesem war der erfolgreiche Unternehmer begeistert und investierte da­raufhin mit seiner Frau Rosa in das Projekt. Heute ist Fässler Partner von Swiss Christmas. In dieser Funktion organisierte er weitere Fi­nanciers, die jedoch im Hintergrund bleiben.

Immer diese Details ... Der Businessplan stand und die Finanzierung für das erste Jahr war gesichert. Um die Gewinnschwelle zu überschreiten, benötigt Swiss Christmas im ersten Jahr eine Auslastung von 60 Pro­zent. Doch so einfach war es nicht, bevor das Projekt gestartet werden konnte, galt es zahl­reiche Hürden und Schwierigkeiten zu bewäl­tigen. Balou gibt ehrlich zu, dass sie einige Dinge unterschätzt haben. Seine Frau kon­kretisiert: «Such mal eine Versicherung, die einem Neuling ein solches Riesenprojekt ver­sichert. Es geht nicht nur um eine Unfallver­sicherung, auch gegen Epidemien und vieles weitere muss man sich versichern.»

Die Liquiditätsplanung kostete Anna viel Zeit und strapazierte ihre Nerven arg. «Du musst alles im Voraus bezahlen, doch die Einnahmen kommen erst viel später.» Vie­le junge Firmen steuern trotz guter Business­idee gradlinig in den Konkurs, weil sie die Liquiditätsplanung nicht im Griff haben. Dies wurde garantiert durch einen erfahrenen Controller, der Swiss Christmas von einem der Financiers zeitweise über lassen wurde. «Das Timing ist ebenso ein Knackpunkt», sagt Balou. Zu welchem Zeitpunkt soll die Kommunikation starten? Ab wann denken Herr und Frau Schweizer an Weihnachten und viel wichtiger, ab welchem Zeitpunkt sind sie bereit, ihre Geldbörse zu öffnen, um Tickets zu ordern. Erste Schlüsse für eine zweite Auflage sind bereits gezogen: «Beim Einkauf kann man viel optimieren. Wir kön­nen uns vorstellen, 2011 einen professionellen Einkäufer zu engagieren.» Einkauf beginnt schon bei vermeintlich kleinen Dingen. So kostet eine Rolle Klebeband im Jumbo rund 15 Franken, in der Landi lediglich 4. «Das muss man erst mal wissen!» Dies sind jedoch nur einige der zahlrei­chen Schwierigkeiten, die ein Neuling zu bewältigen hat. Geschafft haben sie es, weil Anna und Balou lange Zeit bei verschiedenen ähnlichen Veranstaltungen gearbeitet haben. So hat Balou beim Cirque du Soleil und un­zähligen weiteren Produktionen mitgewirkt. Anna beschreibt sich als Vagabund. 1991 hat sie bei Good News das erste Mal Showluft geschnuppert und ist beim Event «Himmel auf Erden» mit Rolf Knie in Kontakt gekom­men. Sie war dann auch die erste Mitarbei­terin von Knies Salto Natale. Es war eine Traumstelle, doch nach sieben Jahren muss ein Vagabund weiter, so Anna.

Zwei Geschichten in einer Swiss Christmas ist die Geschichte eines frustrierten Weih­nachtsmuffels, der sich während der Vor­stellung verliebt und dank der Liebe seine Schwäche für das besinnliche Fest entdeckt. Swiss Christmas ist aber auch eine Unterneh­mergeschichte. Balou und Anna sind die Pro­tagonisten, Michel und Rosa Fässler sowie ein grosses Team an Mitarbeitern, Künstlern und Artisten die unverzichtbaren Partner. Bei Anna und Balou spukt der Unterneh­mergeist im positiven Sinne. Seit Monaten dreht sich ihr Leben fast ausschliesslich um Swiss Christmas. Sein eigener Chef zu sein, ist zwar spannend und befriedigend, aber auch sehr anstrengend. Denn Arbeit und Pri­vates zu verbinden, heisst im Endeffekt oft nichts anderes, als gar keinen Feierabend mehr zu haben. Dies gilt zumindest bis zur letzten Vorstellung am 2. Januar. Wenn die Zelte abgebaut sind und auch sonst alles geregelt ist, werden Anna und Jo­hannes Mayer ihre wohlverdienten Ferien geniessen. Doch die Planung für die zweite Auflage – die, wenn es nach den Veranstal­tern geht, auf jeden Fall stattfinden soll – von Swiss Christmas beginnt schon bald.

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genüsslIchesdasNeuesCHWeizerWeiHNaCHtssPeKtaKel

die soeben in New York beendete Saison zeigte einen starken Markt und zahlreiche Umsatzrekorde. Wenn die New York Times «The Season of

Warhols» ausruft, bildet dies eine offensichtliche Entwicklung ab. Gekauft wird klassische Nachkriegskunst – je expressiver desto besser. Käufer wa­ren hauptsächlich Amerikaner. Die Kunstwelt probt den Spagat: Einerseits definiert das Zeitgenössische immer stärker die Wahrnehmung von Kunst, anderseits möchte der Käufer das Avantgarde­Erlebnis mit grösstmöglicher Sicherheit verbinden. Nach dem Boom der Zeitgenossen ist nun vor allem die Kunst der Nachkriegszeit gefragt. In den letzten Dekaden des 20. Jahrhun­derts wurde der Avantgarde­Charakter zeitgenössischer Kunst in den Vor­dergrund gestellt. Um avantgardistisch zu sein, musste Kunst stärker als je­mals zuvor etablierte Geschmacksvorstellungen in Frage stellen. Dadurch veränderte sich auch ihr Status. Kunst wurde nicht nur aufgrund ihres Prei­ses zum Statussymbol, sondern weil sie Rückschlüsse auf den Interessenten oder Eigentümer, der über nötige Bildung und intellektuelles Interesse für das Werk verfügt, zulässt. Diese Haltung hat sich weiterentwickelt. Denn Nachkriegskunst ist ebenfalls noch jung genug, um intellektuellen Glanz auszustrahlen und nicht mit Erhaltungsproblemen belastet, aber auch alt genug, um markterprobt zu sein. Viele Künstler sind inzwischen derart eta­bliert, dass sich ein Privatkäufer auch ohne Galeristenexpertise sicher fühlt. Der heutige Sammler kauft optisch eingängige, leicht zugängliche und ver­ständliche Kunst, mit der er gross geworden ist. Zwar ist die Käuferschicht für Nachkriegskunst global und Pop Art in China, Russland und Abu Dhabi genauso gefragt wie in Kalifornien. Allerdings hatten Auktionen diese Sai­son mit jeweils über 60 Prozent US­Käufern einen signifikant höheren An­teil an Bietern aus dem Dollarraum. Man ist geneigt, dies auch als Zeichen mangelnden Währungsvertrauens zu sehen. Zudem muss man anerkennen, dass die amerikanische Sammlertätigkeit immer mehr von grosser Kennt­nis bei Sammlern selbst gestützt wird – ein Hauptgrund für die Zunahme von Qualitätsselektion wie Preisentwicklung. Speziell US­Sammler haben gelernt, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln sparsam umzugehen und sich auf gute Qualität mit geringeren Preisschwankungen zu beschränken. Ermüdungserscheinungen im mittleren Preissegment sind die Folge. Die Trennung von Spitzenwerken und Mittelmass teilt den Markt unbarmherzig. Interessanterweise hat dies keinen Einfluss auf die generelle Verkaufsquote pro Stück. Mit jeweils über 90 Prozent in den Abend­ und um die 75 Pro­zent in den Tagauktionen muss man von einem soliden «Abverkauf» spre­chen. Für ein Meisterwerk hingegen gibt es kaum Grenzen. Eine prognosti­zierte Wertsteigerung rechtfertigt selbst einen exorbitanten Marktpreis, da er in Zukunft wieder überboten werden wird. Eine Untersuchung hat erge­ben, dass mit dem Wert des Werkes auch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass es wieder auf den Markt gebracht wird.

ViEL LUST UnDwEnig VERDRUSS

dr.dirKboll

Jurist und Kulturmanager Dr. Dirk Boll ist Managing Director von Christie’s Schweiz. Als Publizist

widmet er sich strukturellen wie rechtlichen Fragen der Kunstbetriebe.

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Ko

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KUnSTVoLLEREKLEKTiziSMUS

Der Kunstmarkt steht nicht nur für Spannung und Unterhaltung, son-dern sorgt auch immer wieder für verkaufstechnische Preisrekorde. Doch wo beginnt Kunst, wo hört sie auf? Was ist überhaupt Kunst? Der amerikanische Kunstvirtuose Kris Kuksi gibt sich diesen Fragen hin – und auch dem Morbiden, dem Maka-beren, dem Bizarren ...

g eht Kris Kuksi zu Werke, entsteht Kunst, die Bizarrerien und Fatalitä­ten vereint, zuweilen aber auch Herz­

erwärmendes mit sich bringt. Speziell seine Skulpturen – Kris arbeitet daneben auch an Zeichnungen und Malereien – erinnern mehr an Sinistres als an Frohlockendes. Seine Wer­ke tragen denn auch düstere Namen wie «Pan Discomforting Psyche», «Churchtank Type 7C», «Sanctuary Of The Bewildered», «House Of Fascism» und «The Plague Opus I». Doch läppische Effekthascherei betreibt er damit nicht. Vielmehr versucht er, zeitlose Kunst mit pessimistischem Anstrich zu ver­sehen, ohne dabei zu vergessen, auf gewisse Paradoxien in Bezug auf den Tod und globa­le Ungemache Aufmerksam zu machen. Das

führt uns zur ersten Frage, was der denn Tod überhaupt sei. Kris dazu: «Tod bedeutet das Ende von Körperfunktionen. Was uns aber bleibt, ist ein universeller Geist, der uns zu Empfängern und Vermittlern ‹degradiert›. Aber auch wenn unser Körper stirbt, besteht die Chance, dass das Bewusstsein weiterhin vorhanden ist. Das heisst, physische Ener­gie transformiert sich in ein anderes Wesen. Lebendig oder nicht.»

Tod als Dreh- und Angelpunkt Kris er­gänzt: «Kurzum, der Tod ist lediglich die Energietransformation von einem Wesen zum anderen.» Wenn dem so ist, wieso haben denn so viele Menschen Angst vor dem Tod? Sich ein bisschen der Umwandlung hinzuge­ben, ist doch spannend. «Leute fürchten sich deshalb, weil der Tod für sie das unbekannte, aber absolute Ende darstellt. Davon profitie­ren Religionen ungemein, f liehen doch vie­le Menschen vor dem Tod respektive suchen sie nach Antworten in religiösen Lehren.» Die Beantwortung der Frage, ob diese Flüchtigen tatsächlich heilvolle Antworten finden, bleibt jedem selber überlassen. Gehörte Kris zu den Flüchtenden, wohin begäbe er sich? Er erklärt ein wenig maulfaul: «Mein bevorzugter Ort ist das Purgatorium.» Purgatorium steht für Fegefeuer, Fegefeuer ¬

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Genüssliches

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wiederum gilt als Reinigungsort, bei dem die Seele des Verstorbenen auf den Himmel vorbereitet wird. Nun denn, den römischen Katholizismus ausblendend und die todes­nahe Fragerei langsam abschliessend, welche Farbe assoziiert er mit dem Tod? «Ich sehe den Tod nicht in schwarzer Farbe und schon gar nicht in Weiss, wie es zum Beispiel die Chine­sen tun. Für mich passt zum Tod ein Avocado­Grün», so Kris schalkhaft.

Definitionen, Personenkult ... Das Todes­thema scheint Kris sichtlich Freude bereitet zu haben. Doch selbstverständlich glitzern seine Augen auch dann, wenn sich das Ge­spräch in Richtung Kunst bewegt. Kunst hat ja bekanntlich viele Gesichter, auch scheint jeder auf seine Art selber ein Künstler zu sein. Oder doch nicht? «Kunst ist gewissermassen ein Charakterzug des Menschen, der undefi­nierbar, nicht messbar, geschweige denn be­rechenbar ist.» Kris mit verfinsterer Miene: «Akademien, Kunsthistoriker und Konsorten haben Kunst durch ihre Definitionswut abso­lut entstellt. Meiner Meinung nach hat Kunst keinen Anspruch auf eine Definition. Kunst ist Kunst, basta!» Diese Anti­Definitionshal­tung schreit nach der Frage, ab wann man sich eigentlich Künstler nennen darf?

Das Kunstuniversum scheint ja f liess­bandähnlich solche zu produzieren. «Gewiss, es gibt viele Künstler oder zumindest viele, die sich gerne als solche sehen. Ich persön­lich sehe nur jene als Künstler, deren Kunst nicht gewissen Trends folgt oder einem Per­sonenkult huldigt», antwortet der gebürtige Amerikaner. Apropos, auf seiner Homepage führt er einige Celebrities auf, die seine Kunst verehren. Das driftet zwar nicht in die Nie­derungen einer Huldigung, dennoch macht er sie sich offensichtlich als Testimonials zu­nutze. Was bezweckt er damit? Kris winkt ab, und irgendwie doch nicht: «Sicherlich scha­det es mir nicht, wenn ich Persönlichkeiten wie Fred Durst (Sänger von Limp Bizkit), Mark Parker (CEO von Nike) oder Chris Weitz (Filmregisseur) auf meiner Website er­wähne. Aber ob sie mir viel nützen, beispiels­weise meinen Bekanntheitsgrad erhöhen, bezweifle ich. Doch ich kenne sie persönlich und schätze sie auch, weshalb die Auflistung für mich Sinn macht.»

Kris Kuksis Heroen Sinn oder Unsinn, uns interessiert an dieser Stelle, wie er seine Kunst beschreibt und wodurch sie beeinflusst ist. «Nun, meine Werke verwenden Bilder und Symbole aus der realen wie auch aus der

surrealen Welt. Sie ist für viele negativ behaf­tet, das heisst, viele sehen darin das Morbide, das Exzentrische, das Abstruse. Schliesslich aber will ich damit Soziales und Politisches ansprechen, ebenso jegliche Verhaltenswei­sen, positive wie negative.» Kris komplet­tiert: «Mein Hang zum Unüblichen, Makabe­ren und Grotesken hängt womöglich indirekt mit meiner Kindheit zusammen. Meine Ar­beiten sind einfach Ausdruck einer empfind­samen Wahrnehmung.» Empfindsamkeit ist ein gutes Stichwort, inwiefern sagen ihm Awards zu? Bedeuten sie ihm, wie man ver­muten könnte, nichts? «Nein, im Gegenteil, es fühlt sich gut an, wenn die eigene Arbeit ausgezeichnet wird. Jedoch muss ich auch sa­gen, dass die Preise selber nichts über die Ar­beit aussagen, denn schon viel zu oft wurden schlechte Werke gekrönt.» Selbst der Subjektivität werden keine Limiten gesetzt, so wie es scheint. Welche preislichen Limiten ziehen seine Kunstobjekte nach sich? Kris dazu: «Oha, da bin ich relativ wortknausrig, kann aber – ich gebe zu, das ist doch sehr schwammig – zumindest sa­gen, dass es bei ‹viel› beginnt und bei ‹sehr viel› aufhört.» Erachtet er denn Kunst auch als Investmentopportunität? «Absolut. Mei­ne Kundschaft weiss aber darüber wohl mehr

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Bescheid als ich.» Was aber wahrscheinlich nicht jeder von ihnen weiss, ist, dass er ein Faible für frühere Kunstvirtuosen wie Hiero­nymus Bosch oder Gian L. Bernini hat. Wer lässt sich hierbei noch dazuzählen? «Ach, das sind so viele, speziell aber mag ich Alphons Mucha, Antonio Canova, H.R. Giger, Louis Sullivan und Ernst Fuchs», schwärmt er. Ger­ne lassen wir ihn weiter schwärmen, sind aber neugierig auf die Unterschiede zwischen der Kunst vor zehn Jahren und der heutigen. «Ei­nerseits hilft uns heute das Internet, um an die bestehende und potenzielle Klientel he­ranzukommen. Das war früher natürlich we­niger so. Anderseits gibt es heute viel mehr einzigartige und völlig unterschiedliche For­men der Kunst, Traditionelles trifft da auf so­genannte Art brut.»

Lust und Verdruss Das Gesprächsende naht, weshalb dem Künstler einige Fragen gestellt werden, die lediglich Kurzantworten erfor­dern. Bereit? «Ja, schiess los!» Wann war deine erste Berührung mit Kunst? «Ich ha­be schon während der Schwangerschaft, al­so im Mutterleib, mit Fingerfarben hantiert. Meine Mutter wird es dir bestätigen.» Du bist also reich an Erfahrung, bist du auch reich an Vermögen? «Tja, ich habe genügend Geld,

um zu machen, was ich will. Das heisst aber nichts. Frag mich nochmals, wenn ich 45 Jah­re alt bin.» Übrigens, Werke von Kris Kuksi ziehen Preisspannen von 1000 bis (weit) über 100 000 Dollar nach sich. Welche Kunstaus­stellung ist die beste? «Das ist bei weitem die Design Miami, die jeweils im Dezember statt­findet.» Du bist ein Weltenbummler, welche Orte haben es dir angetan? «Berlin, Wien, Gruyères, London.» Der «Exot» Gruyères lässt sich damit erklären, dass im kleinen Freibur­ger Städtchen das H.­R.­Giger­Museum be­heimatet ist. Im Internet findet man unzäh­lige Berichte und Bilder von dir und auch in Blogs bist du stark präsent. Wie erreicht man das? «Ich scheine wohl etwas zu machen, das einzigartig ist, anderen Freude bereitet und zudem verdeutlicht es die Wichtigkeit des In­ternets, zumindest für mich.» Das übergeordnete Thema ist ja Lust und Verdruss. Was ist für dich Lust und wo ver­kommt Lust zu Verdruss? «Ersteres, wenn Leute von meiner Arbeit inspiriert werden und überdies wenn ich sehe, dass notwendige Änderungen Tatsache werden, wenn Korrup­tionen wie auch andersartige Ungemache ans Tageslicht kommen. Niederschmetternd fin­de ich Hass und Gewalt, allesamt zu stark auf dieser Welt grassierend.»

Kris Kuksis (Boll-)Werke mit

den zuweilen verstörenden

Namen «Eden», «Pan Dis-

comforting Psyche», «A Heroic

Abduction», «The Temptati-

on of St. Anthony» und «Au-

to-Cephalic Supplicating Ve-

hicle» entstanden während

den vergangenen zwei Jahren.

Kuksi, wahrlich ein Perpetu-

um mobile, wandte sich dane-

ben auch noch Zeichnungen,

Skizzierungen sowie Male-

reien hin.

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W eltklimakonferenzen erreichen selten bis nie auch nur annähernd ihre mehr oder minder hochgesteckten Ziele. Das ist ein Jammer, doch keine Bange, denn was dort nicht erreicht wird, erreicht der

«Bürger 4.0» allemal. Denn dieser denkt nicht nur global, sondern bewegt sich auch auf der Globalbühne filigran. Und das natürlich nicht, ohne sich vorab darüber im Klaren zu sein, wie sein kosmopolitisches Dasein klima­neutral daherkommen kann. Der schweizweit grösste Reiseanbieter hat sei­nen Fuss längst schon in die Sustainability­Türe gestellt – mit Erfolg. Innert Jahresfrist ist das Wachstum nachhaltiger Reiseangebote im zweistelligen Be­

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Lust&VerdrussN°29Punktmagazin

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BMW bringt die neue Generation des ele­

ganten 6er. Das neue Cabrio ist deutlich

f lacher, breiter, massiver und kraftvol­

ler als sein Vorgänger. Nach wie vor setzt

BMW auf ein klassisches Stoffverdeck.

Zwei Finnen an den Fahrzeugflanken bil­

den den markanten Übergang zum Heck­

bereich. Dazwischen spannt sich die be­

heizbare Glasscheibe, die unabhängig

vom Verdeck geöffnet werden kann. Wie

der Vorgänger ist auch das neue Cabrio

als 2+2­Sitzer konzipiert. Sicherheit ist

ebenso serienmässig integriert. So ver­

fügt der neue 6er neben Front­ und Kopf­

Thorax­ Seitenairbags auch über eine

Isofix­Kindersitz be festi gung. Dazu gibt

es – gegen reichlich Bares – auch reich­

lich Technik: Lenkradheizung, aktive

Sitz belüftung oder Aktivsitze sind er­

hältlich. Mit dem neuen 6er­Cabrio, das

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PunktmagazinN°29Lust&Verdruss

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PomPösGenüssliches

Vertu, das Tochterunternehmen des fin­

nischen Branchenprimus Nokia, hat mit

dem Constellation Quest seine ersten

Gehversuche im Smartphone­Markt ge­

wagt. Das Constellation Quest wird aus

den stabilen Materialien Saphirglas und

Edestahl gefertigt. Das Gerät beinhal­

tet eine 5­Megapixel­Kamera und einen

40­GB­Speicher. Für klare Sicht sorgt ein

VGA­Bildschirm. Das Business­ Telefon

verfügt über eine Video­Ausgangsbuchse

für Fotos, Präsentationen und Emails.

Weitere technische Eigenschaften sind

Bluetooth, kostenlose weltweite Land­

karten und GPS­Navigation. Neu ist

auch der angebotene Email­Service na­

mens «vertu.me». Auf Wunsch können

dort alle Emails, Kontakte, Termine und

Aufgaben automatisch mit Vertus Ser­

vern synchronisiert werden. Somit soll­

ten die Daten der Kunden jederzeit sicher

sein. Wer ein Vertu Constellation Quest

erwirbt, darf sich zudem über einen

24­Stunden­Kundendienst mit techni­

schem Support freuen.

CONSTELLATION qUEST | verTu |

AB CHF 7500.–

www.vertu.com

streLLsON Läutet DeN FrüHLINg

eIN Strellson präsentiert sich Frühjahr/

Sommer 2011 nach wie vor mehrheitlich

körperbetont und schlank: Schmales Sakko,

tief fallendes Revers, lässige Hose mit Bund­

falten. Der Anzug ist aus reiner Wolle.

PREMIUM | sTrellson | CHF 699.–

www.strellson.com

gLaMOur auF Der pIste Frau trägt den Skihelm

«Vanity» von Carrera: Intarsienartige florale Muster

paaren sich mit glitzerndem Swarovski­Strass. Zum

Helmvergnügen gibt’s die passende weisse Lacktasche

kostenlos dazu. Für einen coolen Durchblick sorgt die

passende Skibrille.

LADY LUX COLLECTION | carrera | CHF 499.80

www.platts.ch

LUxURiöSES SMaRTphonE

FuNKtIONaLes DesIgN Farbwechsel nach Lust und Laune – alles per

Knopfdruck fernbedienbar. Das modulartige System, das unter anderem mit

farbigen Lichtelementen ausgestattet ist, überzeugt durch unzählige Kombi­

nationsmöglichkeiten.

SIDEBOARD | arTMoDul | AB CHF 8600.– | www.artmodul.com

DIe gLäserNe gürteLscHNaLLe Der Gürtel

«Vitreum» von Felix Bopp ist eine Novität im Bereich der

Accessoires. Angeboten wird die Glasschnalle in zahlreichen

klassischen und trendigen Farben.

VITREUM | felix BoPP | AB CHF 210.– | www.felixbopp.com

Lust&VerdrussN°29Punktmagazin

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Quotidian

d er mehr oder minder beliebte US­Talk­master Larry King ist nicht nur für seine knallharten Inter­

viewfragen bekannt, sondern auch für seine Hosenträger. Doch King ist bekennender Scientologe und erst noch verstaubt. Insofern soll­ten wohl eher Sherlock Hol­mes, Olivia Newton­John, Farah Fawcett und Charlie Chaplin als Testimonials ins Feld geführt werden. Oder eben Hosentreger. Die junge Firma aus dem schnieken Luzern sorgt für nahtloses arbeiten. Vom Design über Entwicklung der Schnitte hin zur Her­stellung wird alles von Hand gemacht. Massgeschneiderte Einzelstücke sind im Hause Treger keine Seltenheit. Hosenträger sind allgemein etwas vom Herzallerliebsten und lassen Mann wie Frau in schönem und aus­sergewöhnlichen Licht erscheinen. Und ja, wie sagt es der polnische Autor Stanislaw Lem so wunder­schön? «Auch meine Hosenträ­ger sind intelligent.» Wer kei­ne «tregt», ist selber Schuld.

PUNKTmagazin verlost gemeinsam mit Teger 8 Einzelstücke

(4 für die Frau, 4 für den Mann). Pro Person kann jeweils ein

Treger­Schmankerl gewonnen werden. Eine Email an wett­

[email protected] mit dem Stichwort «Treger» genügt.

HOSENTRÄGER | Treger | AB CHF 45.–www.treger.ch

charlie chaplin trägt sie. sherlock Hol-mes trägt sie. Farah Fawcett trägt sie. Die rede ist von Hosenträgern. vielleicht bald schon «Hosentreger», denn der Luzerner Hersteller treger erobert die Herzen mit seinen stücken im sturm.

hosenträger der extraklassse

MILItary-LOOK Für DeN aLLtag Diese Männer­Tasche der

Schweizer Luxusmarke Bally, mit durchgehendem Reisver­

schluss, ist mit gewachstem military­farbenem Wildleder und

kontrastierenden schwarzen Lederstreifen ausgestattet.

TEKARO | Bally | CHF 1495.– | www.bally.com

PunktmagazinN°29Lust&Verdruss

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WETTBEWERB

QuotidianGenüssliches

Die Boutique Fé’s Accessories ist eine

prachtvolle Wohlfühloase für Einkaufs­

freudige. An edler Lage – die Schipfe

in Zürich – bietet die charmante Jung­

unternehmerin Jeannine Fé Dietrich

seit nunmehr einem Jahr Exquisites aus

Leder, Seide, (Pashmina­)Wolle, Silber

und Gold. Das Angebot ist so betörend

wie vielfältig. Es beginnt bei Taschen

und Schuhen, führt über Foulards, Gür­

tel, Schals sowie Kappen und geht hin

zu Schmuck. Neu im Sortiment sind An­

fertigungen der Schweizer Stardesigne­

rin Anja SunSuko. Viele Schmuckstücke

stammen aus der Dietrich’schen Gedan­

kenküche. Die Inhaberin und Geschäfts­

führerin fertigt sogar auf Anfrage an.

Unikate sind keine Seltenheit. Mit dem

Angebot spricht Fé’s Accessories haupt­

sächlich selbstbewusste Frauen zwischen

28 und 45 Jahren an, die sowohl ihre Per­

sönlichkeit als auch ihr extravagantes

Modebewusstsein zum Ausdruck brin­

gen möchten. Doch auch Mann wird –

solange er ein gewisses Mass an Fantasie

und Offenheit mitbringt – fündig, kei­

ne Bange.

BOUTIqUE | fé’s accessories |

AB CHF 69.–

www.fe-s.ch

aUSgESUchTES

DeLIgHtFuL Bei

diesem ausgefalle­

nen Herzstück, das

in verschiedenen Far­

ben erhältlich ist, bleibt

kein Auge trocken. Ästhetisch,

fabelhaft geschwungen und effektiv. Inklusive

Aufladegerät und Aufbewahrungsbeutel.

DELIGHTFUL | cliTcare | CHF 165.– | www.clitcare.ch

syMMetrIeN Die futuristi­

schen Fahrräder von String­

bike, einem ungarischen

Hersteller, machen das Zwei­

radvergnügen auch im Winter

vergnüglich. Lästiges «Ketten­

ungemach» ist dank einzigar­

tigem Symmetries ystem passé.

STRINGDRIVE | sTringBiKe |

AB CHF 3375 .–

www.stringbike.com

süss-scHarFe WINterZeIt

Beschle kombiniert Saisonales mit

Exotischem. Die Collection d’Hiver

vereint winterliche Aromen wie

Ingwer und Nelken­Pfeffer mit

exotischen Noten wie Koriander und

Chili – eingerahmt von Grand Cru

Schokolade.

COLLECTION D’HIVER | BescHle |

CHF 28.–

www.beschlechocolatier.com

rubINrOt Zum ersten Mal in sei­

ner 130­jährigen Geschichte kommt

Grand Marnier in einer schwarzen Fla­

sche daher. Die limitierte Jubiläums­

edition RUBY besticht nicht nur durch

die elegante Farbgebung, sondern vor

allem durch den prägnanten Rubin, der

das Grand­Marnier­Siegel ersetzt.

LIMITED EDITION RUBY |

granD Manier | CHF 35.–

www.grand-marnier.com

DIe KLeINste FOtO-ausrüstuNg

Die Zoom­Linse und ein praktisches

Stativ sorgen auf Ihrem iPhone für

gestochen scharfe Fotos. Die Linse

ermöglicht einen achtfachen opti­

schen Zooom bei einer minimalen

Fokusdistanz von drei Metern.

iPHONE-OBJEKTIV | CHF 69.90

www.enjoymedia.ch

FIat Lux! Frisch und ausgeruht

in den Tag starten – ein Traum von

vielen Menschen. Möglich macht

es die Lichttherapie «NatureBright

Dia». Die Innovation beeinflusst den

Schlaf­Wach­Zyklus positiv und

sorgt für gute Laune.

NATUREBRIGHT | Dia | CHF 149.–

www.gutenmorgen.ch

Lust&VerdrussN°29Punktmagazin

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GenüsslichesApArt

Die neue SWISS Business: Auf dem Zwei-Meter-Bett in seine Traumwelt reisen. –

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021_300_2mbed_232x312_Punkt 1 14.10.10 17:26

Furunkel gleicht, zum Vorschein bringt, werden wir dann sehen. Apropos, was sieht oder besser gesagt, liest man sonst noch? Mir ist urplötzlich ein Zahlenfetisch anheimgefallen ...

Verlagschef Mein Lieber, das kenne ich. Obwohl nicht zwin­gend ein Fetisch damit einhergeht. Oder doch? Wie dem auch sei, kürzlich bin ich auf eine Grafik gestossen, welche die sogenannten Mobilitätsmotive der Schweizer zeigt. 45 Prozent wird für Freizeit zurückgelegt, gefolgt von Arbeit und Einkauf. Herr und Frau Schweizer legen also die längste Distanz in Bezug auf Freizeit zu­rück, das sind im Schnitt pro Per­son und Tag 16,6 Kilometer. Die durchschnittliche Tagesgesamt­distanz beläuft sich auf deren 37,3.

Chefredaktor Ich greife dir zah­en technisch gerne ein bisschen unter die Arme. Ich kann mich ja nicht dauernd an Fahrräder leh­nen – und frage mich aber auch gleich, wo man am besten seine Journalistenfühler ausstreckt. Reisen wir auf den Zahn fühlend

per Bahn, Velo, Auto, Flugzeug, Schiff? Und stossen wir dabei auch gleich auf Wissensschätze in Bezug auf soziale Mobilität? Immigra­tion? Kampf der Kulturen? Doch ich wollte dir ja einen Vorboten in Zahlenform schickern.

Verlagschef Dann mach mal, ich bin ganz Ohr.

Chefredaktor Bis 2020 wird die Zahl Reisender auf 1,6 Milliarden pro Jahr steigen. In Los Angeles etwa steckt jeder Verkehrsteilneh­mer jährlich 130 Stunden im Stau, damit verbundene Schäden für Gesellschaft sowie Umwelt belaufen sich auf etliche Milliarden Franken, wiederum per annum. Informati­onstechnologie mausert sich glück­licherweise immer mehr zu einem Katalysator. Und ja, räumliche Distanzen werden durch elektro­nische Kommunikationsmitel zu­weilen aufgehoben. Wie stark aber minimiert das digitale Leben die Notwendigkeiten von Geschäfts­reisen? Gewinnt parallel dazu das Lokale und die Ruhe an Bedeu­tung? Ist quasi Regeneration mit Luxus 4.0 gleichzusetzen?

Verlagschef Du hast es ange­sprochen, Umwelt, Freizeit – und gewissermassen dürften auch Ressourcenpreise, in wel­cher Form auch immer, den Weg in die kommende Edition finden. Natürlich greife ich nicht vor und beantworte deine Fragen nicht. Das übernimmt dann die im Februar 2011 erscheinende Ausgabe. Was ich aber jetzt schon sagen kann, ist, dass wohl auch auf Länderebene Betrachtungen gemacht werden. So oder so, weisst du, wo jedes Jahr aufs Neue die grösste Völkerwande­rung überhaupt stattfindet? Es handelt sich dabei um 250 Milli­onen Menschen, die sich in kurzer Zeit von hier nach da bewegen.

Chefredaktor Au Backe, das sind nicht wenige. Ich mit meinem asi­atischen Einschlag muss das ja aber wissen, denn an Dromo­manie leidet, mehr oder minder gezwungenermassen, das Reich der Mitte. Immer um das chinesische Neujahrs vergnügen herum wandert das Volk durchs eigene Land.

Verlagschef Volltreffer!

Chefredaktor Rino, blick doch für unsere Leser voraus. Das The­ma lautet Mobilität. Erste Asso­ziationen mit Mobilfunk und Bewegung als solche dürften klar sein. Was aber wird darüber hin­aus feilgeboten?

Verlagschef Mobilität bedeutet Hochspannung.

Chefredaktor Spann mal!

Verlagschef Ich behaupte, ohne Mobilität gibt es auch kein Wirt­schaftswachstum. Wie du ange­sprochen hast, bedeutet Mobilität nicht nur, sich von A nach B zu bewegen. Auch unter­ respektive übergeordnete Themen wie Wis­sen oder Technologie spielen mit rein. Natürlich wird auch unsere öffentliche Verkehrsmittelsitua­tion beleuchtet, insbesondere die Lage der SBB.

Chefredaktor Ob das Licht ein frohlockendes Gesicht oder eine furchig­faltige Fratze, die einem

Lust&VerdrussN°29Punktmagazin

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