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PRESSEMITTEILUNG einfach tierisch! Hauptausstellung einfach tierisch! 12. August 2015 – 31. Januar 2016 Begleitausstellung Kurt Josef Haas 12. August 2015 – 15. November 2015 Mi - So 14-18Uhr geöffnet sowie an Rahmenveranstaltungen und Führungen gemäss Programm Eröffnung: 12. August 2015, 18Uhr. Presseführung: Di 11. August, 11Uhr. Um Anmeldung wird gebeten. Kontakt: Cinzia Marti, [email protected] Die fünfte grosse Ausstellung im Musée Visionnaire zeigt tierische! Werke von ausgewählten Künstlerinnen und Künstlern der Art Brut / Outsider Art, die sich in ihrem Schaffen mit dem Tier und Fantasiewesen aller Art ausei- nandersetzen. Zu sehen sind u.a. magische Objekte von PAUL AMAR („der Papst der Muscheln“), Einblicke in den düsteren Jungle von PIETRO GHIZZARDI und auch enzyk- lopädische Tafeln von GREGORY BLACKSTOCK. Begleitet wird die Hauptausstellung von zwei aufeinander folgenden Soloshows mit käuflichen Werken. Gezeigt wer- den vom 12. August bis 15. November die fantastischen Zeichnungen und Leinwandbilder des Zürcher Künstlers KURT JOSEF HAAS (*1935) und ab 19. November die philosophisch-humorvollen Werke der Deutschen Künst- lerin ALEXANDRA HUBER (*1955). Der Erlös geht an den gemeinnützigen Verein Musée Visionnaire zwecks Realisa- tion weiterer Projekte. DAS TIER ALS HOMMAGE Der Kern der Ausstellung einfach tierisch! bilden Werke eines Künstlers, der Mollusken zur Hommage an die Natur machte: PAUL AMAR (Algerien, *1919), „der Muschel- papst”. Die Art und Weise, wie Amar in seinen Werken Tiere verwendet, ist einzigartig. Er schafft aus ihnen bunte und leuchtende Werke. Amar verliebte sich in Muscheln als er 1977 eine zerbrochene Muschel sah und entdeckte, dass sie in ihrem Innern ein architektonisches Wunder verbarg. Seit damals bearbeitet er sie so, dass sich dem Betrachter ihre ursprüngliche Spiralstruktur erschliesst und ihre Arabesken an seine arabischen Wurzeln erinnern. Seine Werke zeichnen sich durch eine „Überfülle” und eine gewisse Hektik aus. Das Auge, das seine Skulpturen er- blickt, kann sich nicht mehr davor verschliessen und sucht gespannt, die vielen Details zu erfassen. Amar’s Werke sind mit ihren Farben, ihrem Licht und ihrer Grossartigkeit für den Betrachter in ihrer Wirkung mit Les Yaoleds ver- gleichbar, den verdorbenen, verrückten und gewalttätigen Strassenkindern seiner Heimatstadt, denen die Werke des Künstlers teilweise auch gewidmet sind. GEFAHR UND ERLÖSUNG Die Tiger von PIETRO GHIZZARDI (Italien, 1906-1986)sind eigentliche Raubtiere, die zum Angriff neigen. Ghizzardis Leidenschaft zu zeichnen, wurde ihm bereits in die Wie- ge gelegt, doch seine ärmliche Herkunft erlaubte es ihm zunächst nicht, sich seinem Bedürfnis zuzuwenden. Er war gezwungen, auf den Feldern zu arbeiten, bis sie ihm weg- genommen wurden. Als einzige Stütze seiner Mutter hielt er sich mit Gelegenheitjobs über Wasser, unterbrochen von Zeiten künstlerischen Schaffens. In unserer Vorstellung gibt es aber auch Tiere, die als Sym- bol für Freiheit stehen: zum Beispiel die Kreaturen von ANDRÉ ROBILLARD (Frankreich, *1932). Hier bemühen sich Tiere um die Herstellung von Gewehren und Rake- ten und das wiederum bezieht sich auf die Biographie des Künstlers, der sich, wie er oft betonte, eingesperrt fühlte. Trotz seiner Wutausbrüche, geboren in einem von häus- licher Gewalt gezeichneten Umfeld, wollte er nie irgend- Ivan RABUZIN, Kroatien. Courtesy Sammlung S. Brunner, Zürich

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PRESSEMITTEILUNG

einfach tierisch!Hauptausstellung einfach tierisch!12. August 2015 – 31. Januar 2016

Begleitausstellung Kurt Josef Haas12. August 2015 – 15. November 2015

Mi - So 14-18Uhr geöffnet sowie an Rahmenveranstaltungen und Führungen gemäss Programm

Eröffnung: 12. August 2015, 18Uhr.

Presseführung: Di 11. August, 11Uhr. Um Anmeldung wird gebeten.

Kontakt: Cinzia Marti, [email protected]

Die fünfte grosse Ausstellung im Musée Visionnaire zeigt tierische! Werke von ausgewählten Künstlerinnen und Künstlern der Art Brut / Outsider Art, die sich in ihrem Schaffen mit dem Tier und Fantasiewesen aller Art ausei-nandersetzen. Zu sehen sind u.a. magische Objekte von PAUL AMAR („der Papst der Muscheln“), Einblicke in den düsteren Jungle von PIETRO GHIZZARDI und auch enzyk-lopädische Tafeln von GREGORY BLACKSTOCK.

Begleitet wird die Hauptausstellung von zwei aufeinander folgenden Soloshows mit käuflichen Werken. Gezeigt wer-den vom 12. August bis 15. November die fantastischen Zeichnungen und Leinwandbilder des Zürcher Künstlers KURT JOSEF HAAS (*1935) und ab 19. November die philosophisch-humorvollen Werke der Deutschen Künst-lerin ALEXANDRA HUBER (*1955). Der Erlös geht an den gemeinnützigen Verein Musée Visionnaire zwecks Realisa-tion weiterer Projekte.

DAS TIER ALS HOMMAGE

Der Kern der Ausstellung einfach tierisch! bilden Werke eines Künstlers, der Mollusken zur Hommage an die Natur machte: PAUL AMAR (Algerien, *1919), „der Muschel-papst”.Die Art und Weise, wie Amar in seinen Werken Tiere verwendet, ist einzigartig. Er schafft aus ihnen bunte und leuchtende Werke. Amar verliebte sich in Muscheln als er 1977 eine zerbrochene Muschel sah und entdeckte, dass sie in ihrem Innern ein architektonisches Wunder verbarg. Seit damals bearbeitet er sie so, dass sich dem Betrachter ihre

ursprüngliche Spiralstruktur erschliesst und ihre Arabesken an seine arabischen Wurzeln erinnern. Seine Werke zeichnen sich durch eine „Überfülle” und eine gewisse Hektik aus. Das Auge, das seine Skulpturen er-blickt, kann sich nicht mehr davor verschliessen und sucht gespannt, die vielen Details zu erfassen. Amar’s Werke sind mit ihren Farben, ihrem Licht und ihrer Grossartigkeit für den Betrachter in ihrer Wirkung mit Les Yaoleds ver-gleichbar, den verdorbenen, verrückten und gewalttätigen Strassenkindern seiner Heimatstadt, denen die Werke des Künstlers teilweise auch gewidmet sind.

GEFAHR UND ERLÖSUNG

Die Tiger von PIETRO GHIZZARDI (Italien, 1906-1986)sind eigentliche Raubtiere, die zum Angriff neigen. Ghizzardis Leidenschaft zu zeichnen, wurde ihm bereits in die Wie-ge gelegt, doch seine ärmliche Herkunft erlaubte es ihm zunächst nicht, sich seinem Bedürfnis zuzuwenden. Er war gezwungen, auf den Feldern zu arbeiten, bis sie ihm weg-genommen wurden. Als einzige Stütze seiner Mutter hielt er sich mit Gelegenheitjobs über Wasser, unterbrochen von Zeiten künstlerischen Schaffens. In unserer Vorstellung gibt es aber auch Tiere, die als Sym-bol für Freiheit stehen: zum Beispiel die Kreaturen von ANDRÉ ROBILLARD (Frankreich, *1932). Hier bemühen sich Tiere um die Herstellung von Gewehren und Rake-ten und das wiederum bezieht sich auf die Biographie des Künstlers, der sich, wie er oft betonte, eingesperrt fühlte. Trotz seiner Wutausbrüche, geboren in einem von häus-licher Gewalt gezeichneten Umfeld, wollte er nie irgend-

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jemandem schaden, doch sein Vater beschloss nach der Scheidung von seiner Mutter, ihn in eine psychiatrische Anstalt einzuweisen. André fühlte sich eingeengt, kämpfte aber gegen dieses Gefühl an und entwickelte einen starken Willen, sich seine Freiheit zurückzuerobern. Die wilden Tiere in seinen Werken können sich frei bewegen.

DIE KONTROLLIERTE NATUR

Der Mensch versucht seit jeher, die Welt um ihn herum in Kategorien einzuteilen und manchmal auch seine Innen-welt. Doch das ist kein Unterfangen für oberflächliche oder ungeduldige Leute, sondern nur für engagierte Menschen wie zum Beispiel GREGORY BLACKSTOCK (U.S.A.,*1946), der mit seiner Kamera die Stadt durchstreift und das festhält, was ihn unübersehbar verzaubert. So beschloss er zum Beispiel, ein Bild über Wespen zu machen, mit allen noch so kleinen Details. JOHANN FISCHER (Österreich, 1919-2008) widmete sich der introspektiven Dokumentation. Nach einem Leben auf dem Land, umgeben von Tieren, begann er erst als Er-wachsener Werke zu schaffen, als er zum Haus der Künst-ler in Gugging stiess (ein Gästehaus vor den Toren Wiens, das Künstler von herausragendem Talent aufnimmt). Grundsätzlich verwendete er einzig und allein Weiss und Schwarz und kennzeichnete seine Arbeit nur mit dem Aus-führungsdatum; nach und nach wurde das Geschriebene dann aber zu einem integralen Bestandteil seiner Bilder.

MIRROR MAN – DAS SPIEGELBILD DES MENSCHEN

Tiere sind in allen Kulturwerken stark vertreten, weil sie komplexe Aspekte des Menschen repräsentieren. Das Tier erinnert den Menschen an seine Instinkte und Beweggrün-de, oder besser, an sein „tierisches” Wesen. Und so erzählt ILIJA BOSILJ (Serbien, 1895–1972) auch von der Welt. Der Künstler begann erst im fortgeschritte-nen Alter zu malen. Die Geschichten seiner Bilder sind ein Spiegelbild des im Land und im Volk verankerten Wissens. Die Geschichten von Ilija sind nicht einfach zu definieren, weil sie konstant überarbeitet wurden. Der Schlüssel zu dieser Welt, die der Erschaffer selbst “Ilijada” nannte, ist noch nicht gefunden, aber das Echo dieser Magie der Na-tur ist das, was uns in seinen Bann zieht.

All dies zeigt uns, wie stark die Beziehung zwischen Mensch und Tier ist. Es sind dies Themen, die schon immer Teil des täglichen Lebens der Menschen und eine unmittelbare Inspiration waren. Dies ist auch Teil der Definition der Art Brut von Jean Dubuffet (Frankreich, 1901-1985), da der Künstler der Art Brut sich dem Einfluss der akademisierten Kunst entzieht:

«Unter Art Brut verstehen wir Werke, die von Personen geschaffen werden, die noch unversehrt sind von einer künstlerischen Kultur, in welcher die Nachahmung keine oder kaum eine Rolle spielt – im Gegensatz zu dem was bei den Intellektuellen geschieht.Folglich ziehen ihre Urheber alles (Motive, Wahl der Mate-rialien, Mittel zur Umsetzung, Rhythmen, persönlicher Stil etc.) aus sich selbst und nicht aus den Gemeinplätzen der klassischen Kunst oder aktueller Trends. Wir erfahren hier

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eine gänzlich reine und rohe künstlerische Tätigkeit, die in jeder Phase von ihrem Urheber in ihrer Gesamtheit neu erfunden wird und dabei einzig auf ihren eigenen Anstö-ssen beruht.» Jean Dubuffet, 1949

In den Werken der Outsider Art ist das Tier schon in Harmonie mit dem Menschen und der Natur. Noch viel wichtiger aber, auch ein interkulturelles Symbol, denn das althergebrachte Echo der Weltseele ist für alle Kulturen attraktiv.

Text: Giulia Ficco (Original: Italienisch)Übersetzung Deutsch: Suzanne Leu, Basel

AUSGESTELLTE KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER

Paul AMAR, FrankreichEnrico BENASSI, ItalienGregory BLACKSTOCK, Texas USAIlija BOSILJ, SerbienVittorio CARLESI, ItalienJohann FISCHER, ÖsterreichJohann GARBER, ÖsterreichPietro GHIZZARDI, ItalienOgnjen “Ogi” JEREMIC, SerbienMichael NEDJAR, FrankreichIvan RABUZIN, KroatienGérard RIGOT, FrankreichAndré ROBILLARD, FrankreichRoland ROURE, FrankreichGermain VANDERSTEEN, Frankreich

BEGLEITENDE VERKAUFSAUSSTELLUNGENDer Erlös geht an den Verein Musée Visionnaire zwecks Umsetzung zukünftiger Projekte Kurt Josef HAAS, Schweiz (12.8.-15.11.15)Alexandra HUBER, Deutschland (19.11.-31.1.16)

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