präparierter sowa-dill (anethum graveolens sowa) als kümmelersatz

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290 C. GRIEBEL: Zusammenfassung. Der Nachweis yon Buttergelb in Speisefetten kann chromatographisch mit der gleichen Empfindlichkeit und Sicherheit gefiihrt werden wie der des Bixins. Als Adsorptionsmittel dient Floridin XXF, das bei Vcrwendung yon Benzol als LSsungsmittel die meisten Teer-Fettfarbstoffe nicht zuriickhi~lt. Einige wenige stSrende Substanzen werden durch vorheriges Chromatographieren auf A]uminium- oxyd abgetrennt. Pr~iparierter Sowa-Dill (Anethum graveolens Sowa) als Kiimmelersatz. Von C. GRIEBEL. Mitteilung aus dem Institut fiir Lebensmittel-, Arzneimittel- nnd gerichtliche Chemie des Senats yon Berlin. Mit 3 Textabbildungen. (Eingegangen am 5. Juli 1951.j Von einem Fachgenossen aus der Ostzone erhielt ich einen Kiimmelersatz iiber- sandt, der bei einer Familie vermeintlich Erbrechen und Durchfall verursacht hatte. Es handelte sich um die unzerkleinerten Teilfriichte einer Umbellifere, die jedoch ~ul]erlich mit keiner der gebr~uchlichen Arten iibereinstimmten. Der Geschmack war wohl kiimmel~knlich, aber bedeutend schw~tcher als der yon Kfimmel und auI~er- dem etwas an Dill erinnernd. GewShnliche Dillfriichte sind makroskopisch dadurch C u b Abb. 1. Sowa-Dill, a gr56ere nnver~inderte Fruch~, Bauch- seite, b desgl, l~iickenseite, c kleinere dutch Behandlung yore Fltigel befreite Frucht. Vergr6~erung 8 fach. ausgezeichnet, da6 sie vom R/icken her ziemlich flachgedrfickt und yon einem breiten, glatten t~andfliigel umzogen sind. Von den fiinf vorhandenen t~ippen treten die drei des l~iickens beim Dill dentlich hervor, wiihrend die seiten- sti~ndigen mit dem etwa 0,5 mm breiten t~andfliigel zusammenfliel~en. Die fiir Dill kennzeichnende fliigel~rtige Um- randung der Frtichte fehlte bei der vorliegenden Droge (Abb. l c). Die drei t~ippen des Riickens traten z.T. kielartig, z. T. wenig hervor. Die Frfichte waren 2--3,5 mm lang und bis 1,5 mm breit. Bei genauer Durchsicht der Droge fanden sich einige wenige Friichte, die von einem schmalen Fliigelrand (0,25 ram), z.T. nur noch auf einer Seite, umgeben waren (Abb. la u. lb). Bei der Unter- suchung dieser Exemplare zeigte sich, da~ der Fliigelrand auBerordentlich leicht ab- geworfen wurde. Bei weiterem Suehen land sieh aueh eine geringe Anzahl soleher ab- geworfener Randfliigel in der Droge. Die Fliigel waren also offenbar ursprtinglich an allen Friichtchen vorhanden, sie sind aber dann auf mechanisehem Wege beseitigt worden. Durch das Fehlen des Fliigels erhielten die Friichte ein fremdartiges, nicht auf Dill hindeutendes Aussehen. Abgesehen yon dem fehlenden Randfliigel stimmt jedoch der Querschnitt der Frfichte (Abb. 2) mit Anethum graveolen8 fiberein. Wie beim gewShnlichen Dill ist die Fugenseite, die eine helle Mittellinie erkennen lgi~t, fast vollstandig eben. An der

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Page 1: Präparierter Sowa-Dill (Anethum graveolens Sowa) als Kümmelersatz

290 C. GRIEBEL:

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Der Nachweis yon Buttergelb in Speisefetten kann chromatographisch mit der gleichen Empfindlichkeit und Sicherheit gefiihrt werden wie der des Bixins. Als Adsorptionsmittel dient Floridin XXF, das bei Vcrwendung yon Benzol als LSsungsmittel die meisten Teer-Fettfarbstoffe nicht zuriickhi~lt. Einige wenige stSrende Substanzen werden durch vorheriges Chromatographieren auf A]uminium- oxyd abgetrennt.

Pr~iparierter Sowa-Dill (Anethum graveolens Sowa) als Kiimmelersatz.

V o n

C. GRIEBEL. Mittei lung aus dem I n s t i t u t fiir Lebensmit te l - , Arzneimi t te l - nnd ger icht l iche

Chemie des Senats yon Berlin.

Mit 3 Textabbildungen. (Eingegangen am 5. Juli 1951.j

Von einem Fachgenossen aus der Ostzone erhielt ich einen Kiimmelersatz iiber- sandt, der bei einer Familie vermeintlich Erbrechen und Durchfall verursacht hatte. Es handelte sich um die unzerkleinerten Teilfriichte einer Umbellifere, die jedoch ~ul]erlich mit keiner der gebr~uchlichen Arten iibereinstimmten. Der Geschmack war wohl kiimmel~knlich, aber bedeutend schw~tcher als der yon Kfimmel und auI~er- dem etwas an Dill erinnernd. GewShnliche Dillfriichte sind makroskopisch dadurch

C

u b Abb. 1. Sowa-Dill, a gr56ere nnver~inderte Fruch~, Bauch- seite, b desgl, l~iickenseite, c kleinere du tch Behandlung

yore Fltigel befreite F ruch t . Vergr6~erung 8 fach.

ausgezeichnet, da6 sie vom R/icken her ziemlich flachgedrfickt und yon einem breiten, glatten t~andfliigel umzogen sind. Von den fiinf vorhandenen t~ippen treten die drei des l~iickens beim Dill dentlich hervor, wiihrend die seiten- sti~ndigen mit dem etwa 0,5 mm breiten t~andfliigel zusammenfliel~en. Die fiir Dill kennzeichnende fliigel~rtige Um- randung der Frtichte f e h l t e bei der vorliegenden Droge (Abb. l c). Die drei t~ippen des Riickens t ra ten z .T . kielartig, z. T. wenig hervor. Die Frfichte

waren 2--3,5 mm lang und bis 1,5 mm breit. Bei genauer Durchsicht der Droge fanden sich einige wenige Friichte, die von einem schmalen Fliigelrand (0,25 ram), z .T . nur noch auf einer Seite, umgeben waren (Abb. l a u. lb) . Bei der Unter- suchung dieser Exemplare zeigte sich, da~ der Fliigelrand auBerordentlich leicht ab- geworfen wurde. Bei weiterem Suehen land sieh aueh eine geringe Anzahl soleher ab- geworfener Randfliigel in der Droge. Die Fliigel waren also offenbar ursprtinglich an allen Friichtchen vorhanden, sie sind aber dann auf mechanisehem Wege beseitigt worden. Durch das Fehlen des Fliigels erhielten die Friichte ein fremdartiges, nicht auf Dill hindeutendes Aussehen.

Abgesehen yon dem fehlenden Randfliigel s t immt jedoch der Querschnitt der Frfichte (Abb. 2) mit Ane thum graveolen8 fiberein. Wie beim gewShnlichen Dill ist die Fugenseite, die eine helle Mittellinie erkennen lgi~t, fast vollstandig eben. An der

Page 2: Präparierter Sowa-Dill (Anethum graveolens Sowa) als Kümmelersatz

Pri~parierter Sowa-Dill (Anethum graveolens Sowa) Ms Kiimmelersatz. 291

Fugense i t e bef inden sieh zwei 01g~nge, in j edem der vier T~lehen der Ri iekensei te je ein (}lgang (Abb. 2). E in Quersehni t t du tch eine der noeh mi t Fl i igeln versehenen F r i i eh t e (Abb. 3) zeigte gegeni iber gewShnliehem Dill keinen wesent l ichen Unter - sehied, nur der gandf l i i ge l war schmaler .

Im b otanisehen S ehrifttum wird unter der Bezeiehnung S o w a- D i l l eine Form mit sehmalem Randfliigel erw£hnt, um die es sich im vorliegenden Fall offenbar handelt. HEGI (Flora yon Mitteleuropa) sagt fiber den Sowa-Dfll (Anethum graveolens Sowa Alef.), der besonders in Ost- indien angebaut wird: ,,Die Friiehte dieser Abart, die wegen ihrer sehmalen Gestalt und der

Abb. 2. Sowa-Di]l, dutch Behandlung des Randflfigeis beraubt, Querschnitt. VergriSgcrung 25faeh.

Abb. 3. Sowa-l)ill mit Fliigel. ~uerschnitt. Vergr6~erung 25 fach.

sehwaehen Ausbildung des Randflfigels derjenigen des Kfimmels eher ~hneln als die der breit- fltigeligen Kulturform, wurden im Ersten Weltkrieg betriigeriseherweise als Ktimmel verkauft (so in Delikatessenh~ndlungen in Zth'ieh) oder sonst als Ersatz ftir Ktimmel verwendet." Von einem Abfallen der Fliigel wird hier also niehts erw~hnt.

Ein Ke imver sueh im K e i m b e t t und in der E rde ha t t e ein negat ives Ergebnis . Der Vex-lust der Keimf~higke i t kSnn te nat i i r l ieh mi t zu hohem Al te r der Droge zu- sammenh~ngen, n ieh t abe t das Abfa l len des Fl i igel randes , denn an 50 J a h r e a l ten F r t i eh ten unserer Sammlung si tzen die Fl i igel noeh genau so fest wie an fr isehen Dill- f r i iehten. Wohl abe t lassen sieh die Fl i igel naeh t roekenem Erh i tzen normale r Dill- f r i iehte leieht ab r ippe ln und dann du tch Winds i eh tung entfernen. Daher ist anzu- nehmen, dab die hier vor l iegende Droge e rh i t z t worden war, um die Randf l t ige l zweeks Besei t igung bri iehig und dadureh die F r i i eh te dem K/ immel ~hnlieher zu maehen. Es is t aueh zuzugeben, dab viele Verbraueher einen Unte rseh ied dieser F r i i eh t e yon eehtem Kt immel gar n ieh t bemerken werden, w~hrend normale Dill- fr t iehte mi t K i immel eigentl ieh wenig ~hn l i ehke i t haben. We i t e r h a t sieh gezeigt, dab beim t roekenen Erh i t zen yon Dil l f r i iehten das A r o m a des ~itherisehen 01es k i immel£hnl ieher wJxd, was ja aueh bei der hier vor l iegenden Droge der Fa l l war.

Ein aus solehem Sowa-Dil l bere i te tes Pu lver is t mikroskopiseh n ieht le ieht zu diagnost iz ieren, zumal da die E lemen te des Randf l i ige ls fehlen, die in no rma lem D i l l pu lve r in Ersehe inung t re ten . Zum Unterseh ied vom K i imme lpu lve r beobaeh te t m a n beim gemahlenen Dill (ebenso wie be im Fenehel) ne tzf6rmig getf ipfel tes Pa r e ne hym, das haupts / iehl ieh der Innense i te der I~andr ippen e n t s t a mmt . Die Querzellen (Endo- karp) s ind kleiner und sehmaler als be im Ki immel .

Die hier untersuehte Probe Sowa-Dill war zu klein, um Versuehe fiber die Wirkung anzu- stellen. 1Jber eine Gesundheitsschhdlichkeit des Sowa-Dills ist bisher jedoch nichts bekannt geworden. Eine solehe ist aueh ganz unwahrscheinlich. Die in einer Familie beobachtete Sch~di- gung nach dem Genul3 yon selbstbereitetem K~ise, der mit dem Gewiirz versetzt war, dfirfte daher andere Ursachen gehabt haben.