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4 Re port Porträt: Dressurstall Waldfried „Ich habe mir mit dem Dressurstall einen Lebenstraum erfüllt“ Die über 100 Jahre alte Reit- anlage Waldfried in Frankfurt- Niederrad ist ein Kleinod. Fern jeden Großstadttrubels bietet das Team rund um Anlagen- chef Manfred Louven hier bis zum Grand Prix ausgebildete Dressurpferde zum Verkauf an, Reiter und Pferde werden bis zum Grand Prix-Niveau gefördert. Seit 2005 stehen auch Dillenburger Landbeschäler in den Boxen: Ingo Menze, seit Anfang 2005 Leiter des Dressurstalles Waldfried, bildet sie aus und stellt sie auf Hengst- schauen und Turnieren vor. Tina Schehler hat den Ausnahmestall besucht. Manfred Louven (56) hat sich Zeit ge- nommen. Der große, stattliche Mann mit dem charakteristischen Kurz- haarschnitt hat es sich im Sessel seiner Reiterklause gemütlich gemacht, von der man auf Reithalle und Hof blicken kann. Er schmaucht eine Zigarre und wirkt äußerst zufrieden. Zu seinen Fü- ßen ruht sein großer schwarzer Riesen- schnauzer, es gibt Kaffee und Kuchen, und er kann an diesem schönen Sonnen- tag Mitte März nur Positives vermel- den. Schließlich hat er mit der Grand Prix-Reiterin und Ausbilderin Tanja Traupe (41), die ihn beim Ankauf der Pferde und der Betreuung internatio- naler Kunden unterstützt, und Ingo Menze, sei- nem bis zum Grand Prix erfolgreichen Aus- bildungsleiter, dazu zwei Bereitern, zwei Azubis und Stallgehilfen ein Top-Team, dass ihm seine Träume verwirklichen hilft. „Ich habe mir mit dem Kauf der Reitanlage Waldfried einen Lebenstraum erfüllt“, so der Architekt, der 1985 zusammen mit seinem Bru- der Michael das his- torische Anwesen nahe der Frankfur- ter Rennbahn er- warb, renovierte und zu einem re- nommierten Dres- surstall ausbaute. Die Anlage ist ein Zweigbetrieb seiner SLB Sport- und Leistungsanlagenbau-Betriebsgesellschaft, die Sportanlagen und Einkaufszentren baut und Altbausanierung betreibt. „Der Stall ist mein Hobby. Es gibt daher keine finanziellen Sachzwänge“, erzählt er und kommt damit gleich zur Philosophie seines Dressur- stalls: Hier werden talentierte Dressurpferde je- den Leistungsstandes nach klassischen Grund- sätzen ausgebildet und ohne Zeitdruck reell wei- ter gefördert. Auch wenn diese Pferde, die Louven, Traupe und Menze in ganz Europa ausfindig machen, zum Verkauf bestimmt sind: Mit einem Verkaufsstall im herkömmlichen Sin- ne möchte er seinen Betrieb nicht verglichen wissen. Trainingscamp für Olympia Neben der Ausbildung von Verkaufspferden werden Pensionspferde und Reiter gefördert, Gastreiter nutzen die Reitanlage Waldfried, um sich auf sportliche Großereignisse vorzuberei- ten. 1998 trainierte ein Teil der australischen Equipe für die Weltreiterspiele in Rom auf der Reitanlage Waldfried, ihre Trainingscamps schla- gen hier auch Reiter aus Europa, Asien und Amerika auf, um fit für die Panamerikanischen Spiele, die Asien Games oder sogar die Olympi- schen Spiele zu werden. „Gerda Lehmann habe ich zum Beispiel auf ihren Start für Griechenland bei den Olympi- schen Spielen in Athen vorbereitet“, erzählt Tan- ja Traupe, Manfred Louvens frühere Lebensge- fährtin. „Ihr Pferd Heslegards Louis stammt aus Das Erfolgsteam des Dressurstalls Waldfried: Ingo Menze (o. li. mit Union Jack), Manfred Louven und Tanja Traupe. Fotos: J. Rau

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■ Porträt: Dressurstall Waldfried

„Ich habe mir mit dem Dressurstalleinen Lebenstraum erfüllt“

Die über 100 Jahre alte Reit-

anlage Waldfried in Frankfurt-

Niederrad ist ein Kleinod. Fern

jeden Großstadttrubels bietet

das Team rund um Anlagen-

chef Manfred Louven hier bis

zum Grand Prix ausgebildete

Dressurpferde zum Verkauf an,

Reiter und Pferde werden bis

zum Grand Prix-Niveau

gefördert. Seit 2005 stehen auch

Dillenburger Landbeschäler in

den Boxen: Ingo Menze, seit

Anfang 2005 Leiter des

Dressurstalles Waldfried, bildet

sie aus und stellt sie auf Hengst-

schauen und Turnieren

vor. Tina Schehler hat

den Ausnahmestall

besucht.

Manfred Louven (56) hat sich Zeit ge-nommen. Der große, stattliche Mannmit dem charakteristischen Kurz-haarschnitt hat es sich im Sessel seinerReiterklause gemütlich gemacht, vonder man auf Reithalle und Hof blickenkann. Er schmaucht eine Zigarre undwirkt äußerst zufrieden. Zu seinen Fü-ßen ruht sein großer schwarzer Riesen-schnauzer, es gibt Kaffee und Kuchen,und er kann an diesem schönen Sonnen-tag Mitte März nur Positives vermel-den.

Schließlich hat er mit der Grand Prix-Reiterinund Ausbilderin Tanja Traupe (41), die ihn beimAnkauf der Pferde und der Betreuung internatio-naler Kunden unterstützt, und Ingo Menze, sei-nem bis zum Grand Prix erfolgreichen Aus-bildungsleiter, dazu zwei Bereitern, zwei Azubisund Stallgehilfen ein Top-Team, dass ihm seineTräume verwirklichen hilft.

„Ich habe mir mit dem Kauf der ReitanlageWaldfried einen Lebenstraum erfüllt“, so derArchitekt, der 1985 zusammen mit seinem Bru-

der Michael das his-torische Anwesennahe der Frankfur-ter Rennbahn er-warb, renovierteund zu einem re-nommierten Dres-surstall ausbaute.Die Anlage ist einZweigbetrieb seinerSLB Sport- und

Leistungsanlagenbau-Betriebsgesellschaft, dieSportanlagen und Einkaufszentren baut undAltbausanierung betreibt.

„Der Stall ist mein Hobby. Es gibt daher keinefinanziellen Sachzwänge“, erzählt er und kommtdamit gleich zur Philosophie seines Dressur-stalls: Hier werden talentierte Dressurpferde je-den Leistungsstandes nach klassischen Grund-sätzen ausgebildet und ohne Zeitdruck reell wei-ter gefördert. Auch wenn diese Pferde, dieLouven, Traupe und Menze in ganz Europaausfindig machen, zum Verkauf bestimmt sind:

Mit einem Verkaufsstall im herkömmlichen Sin-ne möchte er seinen Betrieb nicht verglichenwissen.

Trainingscampfür Olympia

Neben der Ausbildung von Verkaufspferdenwerden Pensionspferde und Reiter gefördert,Gastreiter nutzen die Reitanlage Waldfried, umsich auf sportliche Großereignisse vorzuberei-ten. 1998 trainierte ein Teil der australischenEquipe für die Weltreiterspiele in Rom auf derReitanlage Waldfried, ihre Trainingscamps schla-gen hier auch Reiter aus Europa, Asien undAmerika auf, um fit für die PanamerikanischenSpiele, die Asien Games oder sogar die Olympi-schen Spiele zu werden.

„Gerda Lehmann habe ich zum Beispiel aufihren Start für Griechenland bei den Olympi-schen Spielen in Athen vorbereitet“, erzählt Tan-ja Traupe, Manfred Louvens frühere Lebensge-fährtin. „Ihr Pferd Heslegards Louis stammt aus

Das Erfolgsteam des Dressurstalls Waldfried: Ingo Menze (o. li. mitUnion Jack), Manfred Louven und Tanja Traupe. Fotos: J. Rau

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Report

unserem Stall.“ Auch Junioren und Junge Reiterwerden immer wieder in den Hessenkader ge-bracht. Tanja Traupe machte den NamenWaldfried international bekannt. Vor allem mitihrem Spitzenpferd Ragant errang sie etlicheErfolge bis zum Grand Prix für die 1988 gegrün-dete Frankfurter Reit- und TurniergemeinschaftWaldfried. Zwischenzeitlich blieb der Bankerinjobbedingt wenig Zeit für den Sport. 2006 willsie mit dem achtjährigen Ralph Lauren wiederangreifen. Ragant bekommt 25-jährig auf derReitanlage sein Gnadenbrot.

„Full-Service“ biszur Sattelpflege

35 Pferde stehen auf der Reitanlage Waldfried,alle in Außenboxen mit Blick auf den Hof undeinen großen Teich, auf dem nicht nur Enten,sondern auch Seerosen schwimmen. Es gibt einehelle Reithalle und zwei große Außenplätze; einLaufband, Paddocks, Geländesprünge und ein80-Kilometer-Reitwegenetz können genutztwerden. „15 Pferde sind eigene, der Rest Kun-den- und Ausbildungspferde“, erzählt Louven.

Den zumeist wohlhabenden Kunden wird eineinmaliger „Full-Service“ geboten, wie Louvenes nennt: „Wir machen alles, was der Besitzerwünscht“, sagt er - und kaum ausgesprochen,klingelt auch schon das Telefon. Eine Kundin tutkund, dass sie in einer Viertelstunde zum Reitenkommt. Ingo Menze gibt einer Angestellten Be-scheid, und das Pferd der Kundin wird geputzt,gesattelt und in die Halle gebracht, sodass diejunge Frau wenig später nur aufzusteigen braucht.

Kaum zu glauben: Putzservice, Pflege der Aus-rüstung, zweimaliges Bewegen des Pferdes proTag, Beritt, Vorstellung auf Turnieren, Unter-richt für den Reiter, wann immer er wünscht,sowie die Betreuung der Pferde bei Tierarzt undSchmiedbesuchen - das ist alles inklusive. „Dasist nur möglich, weil wir mit sieben Angestellteneinen hohen Personalbestand haben. Aber eskommt an: Wir haben sogar eine Warteliste“, soManfred Louven zufrieden. 1.000 Euro muss derKunde für diesen „Full-Service“ anlegen.

Was ambitionierte Dressurreiter wollen, die tags-über voll im stressigen Job stecken, dass weißManfred Louven aus eigener Erfahrung. Er selbstsaß als Kind bereits auf dem Pferd, mit demersten verdienten Geld stieg er im Alter von 20Jahren in den Dressursport ein und ritt erfolg-reich bis Klasse S. Seine Erfolgspferde hießenOrdensbruder, Senat und zuletzt Tutor, der vonTanja Traupe übernommen und weiter auf Tur-nieren vorgestellt wurde, als ihm die Organisati-on des Dressurstalls immer weniger Zeit zumReiten ließ.

„Meine Pferde hatte ich lange bei Josef Necker-mann stehen. Hier gab es den ‚Full-Service‘, denich heute meinen Kunden biete. Als er seinenStall Kirchborn aufgab, musste ich mir überle-gen, ob ich mit dem Reitsport aufhöre oder selbsteinen Reitbetrieb begründe, in dem ich diesesOptimum erreichen könnte. Als ich meine Pfer-de auf der damals heruntergekommenen Reitan-lage Waldfried einstellte, wurde diese Idee durchden Kauf der Anlage plötzlich realisierbar.“

Die Reitanlage Waldfried hatte zu diesem Zeit-punkt bereits eine wechselvolle Geschichte hin-ter sich: Gründer des Gestüts Waldfried im Jahr1896 waren die Brüder Carl und Arthur vonWeinberg, wobei Arthur, als Inhaber des Che-mie-Konzerns Cassella einer der reichsten Män-ner Frankfurts, als ehemals königlich-bayrischerKavallerist und Präsident des Frankfurter Renn-Clubs (1918 bis 1938) als der Pferdekenner galt.Im deutschen Galoppderby 1921 stellte Waldfriedmit Ornen, Ossian, Perikles und Graf Ferry dievier erstplatzierten Pferde. Die Nationalsozialis-ten waren es dann, die den jüdischen Brüdern ihrEigentum nahmen und sie enteigneten.

Die Nachkriegszeit brachte demehemaligen Vollblutgestüt eineerste Blütezeit als Dressurstallund beherbergte die Pferde derOlympiasieger Josef Necker-mann und Liselott Schindling-Rheinberger. Doch erst zog letz-tere mit ihren Pferden nachKronberg, wo sie später ihr Do-mizil im Schafhof fand, dann bau-te Josef Neckermann in Götzen-hein seine Reitanlage Kirchborn.Der Stall verfiel.

„Glückstreffer“Ingo Menze

Dass der Dressurstall Waldfrieddem historischen Gestüt längstwieder alle Ehre macht, habennatürlich auch die Menschen zuverantworten, die hier arbeiten.Mit dem sympathischen Pferde-wirtschaftsmeister Ingo Menze hat ManfredLouven einen wahren Glücksgriff gemacht, dervor allem auch mit Pferden, die hoch im Blutstehen, bestens zurechtkommt. Seit Anfang 2005leitet er, nach dem Weggang von AlexandraFreimuth, den Dressurausbildungsstall. Nach derBereiterprüfung in Hoya sammelte der gebürtigeBremer zunächst in einem Verkaufsstall bei StadeErfahrungen und bildete Pferde bis Klasse S aus.

Der Sprung zum Grand Prix gelang ihm als ersterBereiter bei Ulla Salzgeber, wo er zweieinhalbJahre tätig war. Auch Lehrgänge bei Holga Fin-ken, Holger Schmezer, Klaus Balkenhol, KarinRehbein und Udo Lange brachten ihn voran.Zuletzt am Starnberger See und in Aachen selbst-ständig tätig, reizte ihn das Angebot Louvens.„Philosophie und Konzept sind für mich über-zeugend“, so Menze. Er kann von den gutenBeziehungen seines Chefs profitieren: So war erbereits im Ausland als Ausbilder tätig. WeitereLehrgänge in den USA, England, Schweden,Italien, Österreich, Frankreich und Norwegenstehen bevor.

Daneben ist auch der Turnierkalender prall ge-füllt. Viele gute junge Pferde stehen im Stall.Darunter sind die dreijährigen Trakehner Hengs-te Canzler und Union Jack, die Manfred Louvenin Neumünster erwarb und dem LandgestütDillenburg als Deckhengste zur Verfügung stellt.Von Landstallmeister Uwe Xanke wurde IngoMenze schon im vergangenen Jahr der Hannove-

raner Hengst Campo Grande zur Verfügung ge-stellt, den er auf Turnieren vorstellt, ebenso wieden wunderhübschen Trakehner Epernay, derzur Hälfte dem Landgestüt Dillenburg und zurHälfte dem Dressurstall Waldfried gehört. „ImNovember kam Epernay hierher. Bis dahin warer bis Klasse M ausgebildet, jetzt ist er bereits aufGrand Prix-Stand. Und er ist erst siebenjährig“,berichtet Manfred Louven von den ersten Ergeb-nissen der intensiven Zusammenarbeit mit demHessischen Landgestüt. Schon im vergangenenJahr sorgte Ingo Menze daneben für einreiterliches Fortkommen der Gestütsangestellten:Einmal die Woche fuhr er zum Unterricht nach

Dillenburg. Inzwischen kommen „Gestüter“ mitihren Hengsten auch nach Niederrad zum Trai-ning, gerade wenn Veranstaltungen wie dieHengstschau bevorstehen.

Gemeinsames Turnier mitLandgestüt geplant

„Am 23. September ist sogar - vor dem Tag derOffenen Tür - ein gemeinsames Turnier ge-plant“, verrät Louven. „Von der Reitpferde-prüfung bis zum Grand Prix werden Dressurprü-fungen ausgeschrieben. Um das klassische Rei-ten zu betonen, werden die S-Dressuren aufTrense geritten.“ Sein Credo: Ausbildung undTurnierstarts gehören einfach zusammen. „Hierwird überprüft, ob der Ausbildungsweg der rich-tige ist. Geschieht das nicht, sitzt man schnell imElfenbeinturm.“

Da spricht er aus Erfahrung: Zehn Jahre lang warer - bis zum Dezember 2005 - als erster Vorsit-zender des Frankfurter Reit- und TurnierstallsWaldfried Mitorganisator und Turnierleiter desFrankfurter Festhallen Reitturniers. Er hat unteranderem den FEI Waldfried Euro Future Cupinitiiert, der sich 2005 zu einem FEI Weltcup fürJunge Reiter mauserte.

Alle Achtung: Manfred Louven - der Mann, derda mit Schlips und Jackett im Sessel sitzt undzufrieden an der Zigarre zieht - ist ein Mann, derviel bewegt. ◆

Fünf Minuten Fahrzeit vom Flughafen, zehn Minuten vonFrankfurts Innenstadt entfernt - und trotzdem im Grünen.

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Report

■ Geschichte: Gestüt Waldfried

110 Jahre Gestüt Waldfried

Auf den Rennbahnen, in der

Vollblutzucht und in der

Reitpferdezucht ist das Gestüt

Waldfried unsterblich. Die

Vollblutzucht der Herren von

Weinberg wurde vor 110 Jah-

ren in Frankfurt gegründet.

Dort, wo sich heute die Frank-

furter Rennbahn in Niederrad

befindet, war der Anfang einer

großen und bedeutenden Voll-

blutzucht, die aus der deut-

schen Turfgeschichte nicht

wegzudenken ist.Die Gestütsgründung geht auf das Jahr 1896zurück, und im damals noch beschaulichenNiederrad bei Frankfurt begann Geheimrat Dr.Arthur von Weinberg und dessen Bruder Carlvon Weinberg mit der Zucht von Rennpferden.Unternehmerischer Erfolg und zahlreiche Paten-te machten Arthur von Weinberg zu einem derreichsten Männer Frankfurts. Die Fusion derFirmen Cassella und Hoechst zu IG Farben schufein Chemie-Imperium von globaler Bedeutung.Nach dem verlorenen Krieg wurde die IG Farbenvon den Alliierten in Hoechst, Bayer und BASFzerschlagen.

Der Mäzen Arthur von Weinberg war ein großerFörderer des Frankfurter Renn-Clubs, dessenPräsident er war. Er schuf in den Cassella Wer-ken soziale Einrichtungen, die seiner Zeit weitvoraus waren. Werkswohnungen, Altersversor-gung und Stipendien für die Kinder von Werks-angehörigen waren eine Selbstverständlichkeit.Für die Universität in Frankfurt stiftete er 300.000Mark und 1909 wurde er zum ehrenamtlichenDirektor der Senckenbergischen Naturfor-schenden Gesellschaft er-nannt, 1931 wurde er derenEhrenpräsident. Wegen sei-ner großen Leistungen wur-de Arthur von Weinberg Eh-renbürger der Stadt Frank-furt.

Der Ankauf der Vollblut-stute Festa in England warder Auftakt für eine fast nichtendende Erfolgsgeschichte.Das geringe Stockmaß von1,55 Metern und ein Stel-lungsfehler am Vorderbeinkonnte Arthur von Weinbergnicht vom Kauf abhalten undso wechselte diese Aus-nahmestute für 10.000 Markden Besitzer.

Natürlich hat Arthur vonWeinberg das Pedigree gut

Wegen der räumlichen Enge im Gestüt Römer-hof entschied sich Alexandra Gräfin Spreti, diespätere Gattin von Uwe Scherping, das GestütAltefeld zu kaufen. Es ist ihr Verdienst, dass dasGestüt Altefeld mit seiner großen Tradition ge-rettet wurde. Frau Scherping investierte in dieRenovierung von Altefeld große Summen undschuf in kurzer Zeit ein Mustergestüt, das denAnsprüchen von Waldfried voll gerecht wurde.In Altefeld wurden so bekannte Pferde gezogenwie Ipanema, Marullus und die Derby-SiegerElviro und Ilix.

Als nach dem Tod von Uwe Scherping 1981 dieWaldfrieder Zucht von Ferdi Leisten in Kölnversteigert wurde, waren auf dem Konto vonWaldfried 17 Züchter-Championate und mehre-re Derby-Sieger. Bekannte Vollblutvererber wieMasetto, Fervor, Fels, Aventin und Sisyphusfinden sich noch heute in vielen Abstammungenvon Rennpferden.

Aber auch in der Warmblutzucht haben Wald-frieder Vererber Zuchtgeschichte geschrieben:So hat Marcio im Landgestüt Celle Marconi,Marmor und Matrose gebracht. Der in Olden-burg und Bayern aufgestellte Makuba brachtedie Nachkommen Maik, Major, Marduk undMordskerl. Maigraf brachte 17 gekörte Söhneund 120 eingetragene Stuten und eine Lebens-gewinnsumme von 228.579 Mark. Die in Alte-feld gezogenen Fidalgo (Landgestüt Warendorf)und Agami (Landgestüt Celle) runden das Bildals Beschäler ab.

Alexandra Scherping hat 1981 das 135 Hektargroße Gestüt an Manfred W. Graf verkauft, deres auch heute noch als Gestüt betreibt und dortneben einer erfolgreichen Zucht und Hengst-haltung Pferde in Pension nimmt. ◆ MG

gekannt, schließlich war sie eine Tochter desdamals schon hoch im Kurs stehenden St. Si-mon. Zu ihren bekanntesten Nachkommen zäh-len die Klassepferde Festino, Fels, Fabula, Faustund Fervor. 1944 wurde das Gestüt Waldfried inFrankfurt schwer bombardiert und viele Mutter-stuten und fast alle Jährlinge kamen dabei umsLeben. Das Gestüt war so sehr verwüstet, dassman sich für eine Neuansiedlung im GestütRömerhof bei Köln entschied.

Das Schicksal des Gestüts Waldfried ist eng mitdem Namen Rudolf Graf von Spreti verbunden.Dieser war Sohn eines bayerischen Generals under war einer der erfolgreichsten Reiter unter denbayerischen Offizieren. Graf Spreti gewann zwei-mal den Preis von Riem, damals das schwerste

Jagdrennen von München.

Er heiratete 1911 Mary vonWeinberg, die später dieWaldfrieder Zucht erbte.Aus dieser Ehe gingen zweiKinder hervor, Alexandraund Arthur Ludwig, der1942 in Stalingrad gefallenist. Graf Spreti übernahm1919 die Leitung des Wald-frieder Rennstalls in Hoppe-garten, wo er die Wald-frieder Erfolge fortsetzenkonnte.

Im Gestüt Römerhof wur-den die Derby-Sieger Man-gon und Baalim gezogensowie die bekannten Renn-pferde Baal, Blaukehlchen,Blauspecht, Makuba, LittleLady und Menes.

Der Gründer des Gestüts, Geheimrat Arthur von Weinberg, beim Ausritt im Gestüt Waldfried. Fotos: Gestütsmuseum Altefeld

Hochdekorierter Nachkomme derGestütsbegründerin Festa war Faustv. Saraband. Das Gestüt Waldfriedwar der Züchter.