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Haus am Gern Rudolf Steiner & Barbara Meyer Cesta Seevorstadt 71, CH2502 Biel-Bienne [email protected]

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Werkauswahl bis 2012

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Page 1: Portfolio deutsch Haus am Gern

Haus am GernRudolf Steiner & Barbara Meyer CestaSeevorstadt 71, CH2502 Biel-Bienne

[email protected]

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HAUS AM GERNseit 1998Unternehmen (nach allen Regeln der Kunst)

In unsererer gemeinsamen künstlerischen Arbeit (wir arbeiten aber auch unabhän-gig voneinander unter eigenem Namen) erspähen oder schaffen wir Lücken in bestehenden Systemen, die wir mit allen Mitteln füllen, die sich aufdrängen. Wir agieren dabei unter dem Label «Haus am Gern» und erklären uns zum «Unterneh-men nach allen Regeln der Kunst».

Mit Haus am Gern haben wir eine künst-lerische Strategie entwickelt, die uns die Freiheit gibt, sämtliche Rollen, die das Sys-tem Kunst anbietet, selber einzunehmen. Mit diesem überraschend nahe liegenden Stilmittel mischen wir uns mit Haus am Gern in den laufenden Kunstdiskurs ein, aber nicht nur.

(Unser «Haus» steht tatsächlich immer am «Gern», denn an den Orten, an denen wir aktiv werden, können wir unsere vier grünen Leuchtbuchstaben G, e, r, und n platzieren, und schon sind die Verhält-nisse anders… so einfach ist das.)

Macht ist für uns grundsätzlich ein The-ma, wir scheuen die Vereinnahmung nicht und suchen die Herausforderung für uns und das Publikum. Unsere Aktionen und Interventionen nehmen ihren eigenen Lauf und werden so für die Beteiligten zu

Abenteuern, die immer Vergnügen berei-ten, aber nicht nur, denn Überforderung als Basis jedes Kunstwerks trifft bei künst-lerischen Aktionen alle Beteiligten stante pede und sehr effektiv.

Gern schaffen wir dazu eine Plattform und beteiligen Spezialisten, die sie bespie-len und betreuen. Diese Spezialisten sind Metzger, Sängerinnen, Köche, Künstler, Journalistinnen, Galeristen, Ingenieure, Veterinäre, Bäuerinnen, Sounddesigner, Priester, Bierbrauer, Performer, Male-rinnen, Fotografen, Zuschauer. Dank ihnen verlieren wir die Kontrolle über unsere Projekte, potenzieren und weiten sie damit aus. Das Produkt ist zwar immer aktuell, aber vielleicht nicht zeitge-mäss, weil es meist sperrig und dadurch nicht marktkonform ist.

Wir agieren ortsspezifisch und benutzen regionale Phänomene, um das Paradoxe zu Gunsten eines Diskurses wirken zu las-sen. Die uns vertraute Schweiz ist für uns ein ideales Trainingscamp.

«Das Indirekte, das sich im Blick anderer, während anderen Tätigkeiten, durch Akti-onen anderer Zeigende ist der rote Faden, der Haus am Gern zusammenhält», wurde einmal über uns geschrieben.

Und: «Haus am Gern ist eine reale Fiktion, so möglich und unsicher wie die Frage, ob die Störche dieses Jahr zurückkehren.»

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YRA Young Responsible Artists

2001 Körperschaft; gegründet am 15. Mai 2001

Die Eröffnung der Schweizer Landes­ausstellung EXPO (die letzte fand 1964 statt) sollte am 15. Mai 2001 auf einer Plattform im Bielersee, Arteplage genannt, stattfinden. Die Eröffnung wurde jedoch aus verschie denen Gründen um ein Jahr verschoben.

Haus am Gern beauftragte den Aktions­künstler San Keller, eine zweite Artepla­ge neben der Baustelle der Arteplage am Strand des Bielersees zu bauen. («San Kel­ler baut Ihnen ein Haus in 24h mit Materi­al, das er in der Umgebung findet.») Am ursprüngliche geplanten Eröffnungs­tag der EXPO versammelten sich Haus am Gern und andere Kunstschaffende auf der Arteplage zur Gründung der Körperschaft YRA Young Responsible Artists. Der Art Process Inspector von Haus am Gern lei­tete die Eröff nungs zeremonie. Alle anwe­senden Kunst schaffenden wurden Mit­glieder der YRA.

YRA ist eine nach streng konservativen Wertvorstellungen ausgerichtete Körper­schaft von Künstlerinnen und Künstlern im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Das Alter ist frei zu wählen. Die YRA­Mitglie­der müssen das YRA­Manifest unterzeich­nen und üben sich im Zorn, indem sie monatlich drei zornige Tage einhalten. Je­des YRA­Mitglied verpflichtet sich, einen YRA­Bruder oder eine YRA­Schwester zu gewinnen. YRA­Mitglieder erkennen einander an einem geheimen Zeichen und am Lächeln der Mona Lisa. Neumitglied wird man über die Website www.yra.ch.

Bilder oben: Die YRA-Flagge in der Kunsthalle BernDie ARTEPLAGE am 15. Mai 2001

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Denken, an (FAKTURA)

2001 Intervention123 Rechnungen, Mahnungen und CHF 263.47

Im Frühjahr 2001 stellte Haus am Gern 123 ausgewählten GaleristInnen, Ausstellungs-macherInnen, KunstpublizistInnen und KuratorInnen eine bestimmte Zeit des «an sie Denkens» in Rechnung. Säumige Rech-nungsemfpängerInnen wurden in der Folge zweimal gemahnt, einmal unter Beilage eines Berichtes des Art Process Inspectors. Die Reaktionen reichten von belustigt bis ärgerlich, wenn nicht gar wütend. Die Summe der einbezahlten Beträge betrug CHF 236.47 1.

1 Die Einnahmen von CHF 236.47 über-wies Haus am Gern auf das Konto eines bekannten Kunstpublizisten mit dem

Auftrag, eine kurze und scharfe Kritik über FAKTURA zu verfassen und sie im Kunstbulletin zu platzieren.

Dieser schrieb jedoch nie eine Kritik, «da sich ein solches Projekt nicht unterbrin-gen lässt», sondern stellte seinerseits CHF 43.59 für ent standene Spesen und Denk-arbeit in Rechnung, und behielt «um nicht mit der Logik der Geschichte zu brechen» den Restbetrag. Zudem nahm er das ihm zugestellte Doppel des Werks kostenlos in sein Archiv auf. Jahre später entschuldigte er sich dafür und offerierte Haus am Gern genau eine Stunde seiner Arbeitszeit. Die Stunde wurde schliess-lich mit einem Text (Was ist eine Stunde wert?) für die Monografie von Haus am Gern abgegolten.

(2010; ISBN 978-3-9523691-1-1 )

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EIN SEGEN FÜR DIE KUNST

2001 Intervention; Fotografie, Inkjet 23 cm x 32 cm auf Hahnemühle A3, mit Prägung, gerahmt Kunsthalle Bern

Haus am Gern wurde von einer Jury zur traditionellen Weihnachtsausstellung der regionalen Künstler in der Kunst halle Bern eingeladen. Haus am Gern bot allen beteiligten KünstlerInnen an, ihr Werk von einem katholischen Priester segnen zu lassen. Einige Künstler Innen lehnten

dies ausdrücklich ab. Vorgängig prüfte Monseigneur Krystian Gawron auf einem Rundgang mit Haus am Gern und dem Di-rektor der Kunsthalle, Bernhard Fibicher, die Ausstellung auf ihre «Gottgefälligkeit». Nach positiver Einschätzung segnete er alle von den KünstlerInnen zur Segnung freigegebenen Werke – und im Anschluss die ganze Ausstellung. Gleichzeitig tätigte die Kunst kom mis sion des Kantons Bern ihre jährlichen Werkankäufe. Ein Gruppenbild mit Haus am Gern, Bern-hard Fibicher, und dem Priester Monsei-gneur Krystian Gawron wies in der Aus-stellung auf die Aktion hin.

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MUSÉE EN GRÈVE

2002 InterventionMixed Media

Einzelausstellung im CentrePasquArt, Biel/Bienne

2002 wurden einige europäische Museen wegen massiven Budgetkürzungen be-streikt. Das finanziell ebenfalls betrof-fene CentrePasquArt in Biel ernannte eine neue Direktorin, die einen rigorosen Sparkurs einschlug. Für ihre erste Ausstel-lungsreihe hatte sie zwar kein Budget, lud aber trotzdem vier Künstler ein, darunter Haus am Gern.Haus am Gern lancierte ein erfrischend stilles Mineralwasser mit Namen MUSEE EN GREVE aus der SOURCE HAUS AM

GERN. Das Logo war eine exakte Kopie der Streikbanner des Musée de l’Homme in Paris.Um auf MUSEE EN GREVE hinzuweisen, sollte das verglaste Eingangsportal des CentrePasquArt auf ganzer Länge mit dem Schriftzug MUSEE EN GREVE versehen werden, was die Direktorin aus Angst vor politischen Konsequenzen verbot. Um das Projekt zu retten, übermalte Haus am Gern zwei Buchstaben: aus MUSEE EN GREVE wurde MUSE EN REVE. Auch die Etiketten der Wasserfla-schen wurden vom Personal beim Verkauf mit schwarzem Filzstift zensuriert.Zusätzlich wurde im Stil streikender Mu-seen mit Bannern für MUSEE EN GREVE geworben. Diese Banner oder Spruchbän-der wurden Kulturschaffenden und kul-turellen Institutionen günstig als Werbe-fläche angeboten und fanden schweizweit grossen Anklang.Die Museumsleitung reagierte darauf mit einer öffentlichen Podiumsdiskussion mit Barbara Meyer Cesta, Rudolf Steiner, Dolores Denaro, Prof. Peter Schneemann (Universität Bern) und der Moderatorin Rita Jost (Radio DRS) im Centre PasquArt unter dem Thema: «Wie weit darf Kunst gehen?»

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NJAHBIC Never Judge A Horse By Its Color

2002 InstallationTor, Geländer, Gewehr, Wandmalerei, Video, Skulptur, Vitrage, Digitalprint, Musik, Graffitti, etc.

Einzelausstellung Kunsthalle Bern

NJAHBIC ist ein aus Bilderrätseln, My-then und Aktualitäten gebautes Pastiche, das die Kunsthalle Bern als Readymade mit einbezog. Ein gezielt vielschichtiges Bedeutungsgeflecht von Objekten und Bil-dern involvierte und überforderte das Pu-blikum gleichermassen.

Bild oben: Einladungskarte mit NJAHBIC-Graffiti auf der Kunsthalle-Fassade

Bilder links und rechts: Ausstellungsansichten

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Bild oben : Vitragen ø 1.28 m, Abbildungen der Graffiti auf der Kunsthalle-Fassade

Bilder links und unten: Fassade der Kunst-halle mit Graffiti und Vitragen

Bild ganz links: Ausstellungsansicht

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BLANKO

2002konzeptuelle Intervention1. Versuch; für X-mas+; Kunsthaus CentrePasquArt, Biel/Bienne

Im Rahmen der Weihnachtsausstellung 2002 wurde die Salle Poma (6 m x 19 m x 6 m), der grösste Raum im Kunsthaus CentrePasquArt, erstmals für einen öffent-lichen Kunst-Wettbewerb ausgeschrieben. Die Direktorin war persönlich für die Wahl der besten Eingabe verantwortlich. Haus am Gern bewarb sich mit einer Pro-jekteingabe und bat deshalb 88 massge-bende Produzenten der aktuellen Schwei-zer Kunstszene (Museumsleute, Kurato-rInnen, GaleristInnen) um ihre Blankoun-terschrift für das Projekt BLANKO. Die Unterschriften sollten monumental ver-gössert die Wände des Saales zieren. Mit 48 Blanko unter schriften beteiligten sich mehr als die Hälfte der Angefragten. Die Direktorin entschied sich für ein anderes Projekt.

oben: Visualisierung

BLANKO RELOADED

2002 Künstlerbuch des Künstlerkollektivs Haus am Gern; Hardcover-Einband mit Blattgold und Prägedruck, 11 cm x 16 cm, 100 Seiten, Auflage: 1, Edition Haus am Gern (Sammlung videocompany.ch)

BLANKO RELOADED ist die Weiterfüh-rung des Projektes BLANKO. Die Karten mit den BLANKO-Unter-schriften wurden zu einem Künstlerbuch gebunden und vergoldet. Alle, die unter-schrieben hatten, wurden zum Künstler-kollektiv Haus am Gern erklärt. Das Buch wurde an der traditionellen Weihnachtsausstellung in der Berner Kunsthalle präsentiert, welche 2002 unter dem Zeichen der künstlerischen Zusammenarbeit stand und «die Prä-sentation von Werken, die im Kollektiv entstehen, fördern bzw. deren Entstehung provozieren» wollte. Der Verkaufspreis des Buches errechnete sich nach seinem Ge-wicht in Gold (Tageskurs).Das Buch fand einen Käufer.

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Die Autoren des Kollektivs:Yves Aupetitallot, Stefan Banz, Ralf Beil, Bernhard Bischoff, Jacqueline Burckhardt, Marianne Burki, Mario Casanova Salvioni, Edmond Charrière, Bice Curiger, Silvie De-fraoui, Beate Engel, Bernhard Fibicher, Pe-ter Fischer, Erika & Otto Friedrich, Victor Gisler, Urs Graf, Bob Gysin, Matthias Hal-demann, Alex Hanimann, P.-H. Jaccaud, Claudia Jolles, Philipp Kaiser, Kaskaden-kondensator, Peter Kilchmann, Nicolas Krupp, Susanne Kulli, Markus Landert, Friedemann Malsch, Simon Maurer, Tho-mas D. Meier, Urs Meile, Bernhard Mendes Bürgi, Mark Müller, Heike Munder, Peter Pakesch, Valentine Raymond, Beatrix Ruf, Nadia Schneider, Madeleine Schuppli, Reinhard Storz, Beat Stutzer, Harald Szee-mann, Walter Tschopp, Philip Ursprung, Bob van Orsouw, Nicola von Senger, Marc Olivier Wahler

oben: Signatur Harald Szeemann

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FALLADA oder: die Erschaffung einer Urban Le-gend im ruralen Raum

2003 InterventionTraktor, Plakat im öffentlichen Raum, Internet, div. Medienerzeugnisse

Gruppenausstellung, Kunst im ruralen Raum in Rappers wil (BE), 2003

Im Rahmen der Freiluftausstellung rapp – Kunst im ruralen Raum kündete Haus am Gern den Abwurf eines toten Pferdes von einem Helikopter auf einen im Feld abge-stellten Traktor an. Damit, so liess Haus am Gern verlauten, würde eine bekannte «Urban Legend», welche seit Jahren in verschiedenen Medi-en herumgeisterte, auf die Verhältnisse im Schweizerischen Mittelland übersetzt. Der Legende zufolge hätten russische Soldaten auf einer Insel im Ochotskischen Meer (In-sel Sachalin, nördlich von Japan) eine Kuh gestohlen und in ihr Flugzeug gezerrt. Während des Flugs sei das Tier in Panik geraten, und um nicht abzustürzen, hätten die Soldaten die Kuh über dem Meer aus dem Flugzeug gestossen. Die Kuh, so die Legende weiter, sei auf ein japanisches Fi-scherboot gefallen, das in der Folge sank. Die Besatzung, welche sich an Land habe retten können, sei wegen Versicherungsbe-trugs verhaftet worden, da niemand ihrer Geschichte Glauben schenken mochte. Haus am Gern interpretierte die Geschich-te neu und machte aus dem Meer ein Feld, aus dem Schiff einen Traktor und aus der Kuh ein Pferd.Auf der Suche nach einem alten Traktor klapperte Haus am Gern im Vorfeld der Ausstellung die Landmaschinenmechani-ker der Region ab und erzählte das Vorha-ben, worauf die Geschichte als Gerücht blitzartig die Runde machte. Nach anfäng-lichem Zögern wurde ein Bauernpaar (Hans und Vreni Ruchti) aus Rapperswil überzeugt, sein Feld für die Aktion zu Ver-fügung zu stellen, ebenfalls konnte ein al-ter Traktor gemietet werden, allerdings zu einem überrissenen Preis. Mit einem Pla-kat im Stil von Traktorpulling- oder Mon-ster-Car-Events machte Haus am Gern zu-dem in der Region auf den bevorstehenden Abwurf aufmerksam.

Da sich die Tierkadaver-Verwertungsstelle weigerte, einen Pferdekadaver zur Verfü-gung zu stellen, schaltete Haus am Gern in Tier- und Kunstzeitschriften ein Inserat mit dem Text «Gesucht: Totes Pferd für Kunstprojekt», worauf der Schweizerische Verband für Pferdesport mittels Rundbrief alle seine Mitglieder, alle Tierärzte und alle Schlachthäuser in der Schweiz aufrief, Haus am Gern kein totes Pferd zu verkau-fen. Die Piloten der Schweizer HELISWISS, die Kavallerie der Lüfte, lehnten den Job ebenfalls ab, da ihre Helikopter bei einer solchen Aktion «entehrt» würden.

Haus am Gern betonte stets, den Abwurf nur mit den nötigen Bewilligungungen ausgestattet durchzuführen. Deshalb wur-den alle Gesuche und Antwortschreiben der Behörden ab dem ersten Tag der Aus-stellung im Internet sowie im Informati-onszentrum vor Ort veröffentlicht und lau-fend aktualisiert, ebenso der einsetzende wütende Mailverkehr und die Berichter-stattung in den Medien in der Schweiz und in halb Europa.

Als die Empörung der Bevölkerung und der PferdeliebhaberInnen ihren Höhe-punkt erreichte, organisierten die Gemein-debehörden von Rapperswil in der Not ein öffentliches Podiumsgespräch neben dem Traktor auf dem Feld. Die sehr emotionale Diskussion, zum Teil vom Pferderücken herab geführt, schloss mit der ultimativen Forderung, die Aktion abzublasen, was Haus am Gern mit Hinweis auf ihre künst-lerische Freiheit jedoch ablehnte. In einer TV-Talkshow 1 räumte der Direktor des Kunstmuseums Bern, Matthias Frehner ein, dass schon allein «die ho he Qualität der Animation» auf der Website die Ak tion als Kunst ausweise.

Eines Morgens war der Traktor dann ver-schwunden. Tage später stellte sich heraus, dass der Verein der «Liebhaber Alter Land-maschinen» FALBE den Oldtimer nachts entführt hatte, um ihn vor der Zerstörung durch das fallende Pferd zu retten. Da die Bewilligungen ausblieben, wurde die Akti-on nie ausgeführt. Das tote Pferd blieb aber in den Köpfen der Menschen hängen.

Bild oben: das Plakat; Bild oben rechts: Einzelbild aus der Animation im Internet Bild unten rechts: der Traktor im Feld

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THE PRIZE, WARP, OFFER, SPLASH

2003 InterventionMixed Media

Haus am Gern erhielt 2003 den Preis der Kunstkommission der Stadt Bern. Für die Übergabefeier im Kunstmuseum Bern machte Haus am Gern ohne Absprache mit der Direktion vier Eingriffe. Haus am Gern liess bei der Beschriftung vor dem Museum das B von Bern mit einem G austauschen: aus «Kunstmuse­um Bern» wurde «Kunst museum Gern» (THE PRIZE). Zeus und Athena, die grossen Rund me­dail lons an der Hausfassade, deckte Haus am Gern mit Porträts von Rudolf Steiner

und Barbara Meyer Cesta ab, auf denen sie frei nach Bruce Naumann als Springbrunnen abgebildet waren (SPLASH). Im ersten Stock wurde ein traditionell geräu-cherter Schinken (als Geschenk für die Stif-tung Kunst Heute, einer Vereinigung Berner Kunstsammler) zwischen die übrigen Öl-schinken gehängt (OFFER). In jenem Herbst wurde das Treppenhaus mit einem riesigen Tuch abgedeckt, um die Emp-fangsdame vor Durchzug zu schützen. Haus am Gern erklärte dieses Tuch zum Ready Made (WARP). Der Museumsdirektor freute sich in seiner Laudatio über die (für seine Institution ko-stenlosen) Eingriffe und schenkte das Tuch Haus am Gern mit der Bitte, WARP als Schenkung für die Sammlung des Museums zu erhalten.

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und Barbara Meyer Cesta ab, auf denen sie frei nach Bruce Naumann als Springbrunnen abgebildet waren (SPLASH). Im ersten Stock wurde ein traditionell geräu-cherter Schinken (als Geschenk für die Stif-tung Kunst Heute, einer Vereinigung Berner Kunstsammler) zwischen die übrigen Öl-schinken gehängt (OFFER). In jenem Herbst wurde das Treppenhaus mit einem riesigen Tuch abgedeckt, um die Emp-fangsdame vor Durchzug zu schützen. Haus am Gern erklärte dieses Tuch zum Ready Made (WARP). Der Museumsdirektor freute sich in seiner Laudatio über die (für seine Institution ko-stenlosen) Eingriffe und schenkte das Tuch Haus am Gern mit der Bitte, WARP als Schenkung für die Sammlung des Museums zu erhalten.

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KEY

2003 konzeptuelle Intervention2. Versuch; für x-mas+ 2003, Kunsthaus CentrePasquArt Biel/Bienne

Im Rahmen der Weihnachtsausstellung 2003 wurde die Salle Poma (6 x 19 x 6 m), der grösste Raum im Kunsthaus Centre-PasquArt, zum zweiten Mal für einen öf-fentlichen Kunst-Wettbewerb ausgeschrie-ben. Wiederum war die Direktorin per-sönlich für die Wahl der besten Eingabe verantwortlich.Haus am Gern bewarb sich erneut mit ei-ner Projekteingabe und schlug vor, die (ansonsten leere) Salle Poma mit einem reich verzierten schmiedeeisernen Tor ab-zuschliessen. Die Inschrift auf dem Tor sollte lauten:DER SCHLÜSSEL IST BEI DER DIREKTORIN / LA CLEF EST CHEZ LA DIRECTRICEDie Direktorin entschied sich für ein anderes Projekt.

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NPF NAKED PEOPLE FINDER

2004 «Die Badenden», Video ab Live Stream 8 h und Serie von Videostills; Inkjet auf Backlit in Leuchtrahmen, Dim. variabel, Auflage 3 + 1 EA Performance für Marks Blond Project Bern / QC Quartier Culturel Bern

Im Oktober 2004 wurde Haus am Gern gleichzeitig von Marks Blond Project (be­spielt einen ausrangierten Kiosk) und QC – Quartier Culturel zu einer Aktion oder Ausstellung eingeladen. Die zwei sehr unterschiedlichen «Off Spa­ces» waren beide im Universitätsviertel von Bern angesiedelt. Haus am Gern ent­schied, die beiden Orte mit einer Aktion zu verbinden. In zwei Näch ten sollten mit Pu­

blikumsbeteiligung Bilder von Badenden generiert werden, die sich in den entspre-chenden kunstgeschichtlichen Kanon ein-schreiben lassen würden. Im Kiosk von Marks Blond Project installierte Haus am Gern ein kleines Dampfbad direkt hinter dem Schaufenster, in der QC Lounge wur-de die Umkleide- und Entspannungszone eingerichtet. Die Badenden konnten sich dort entkleiden und erhielten Bademantel, Badetuch und Badeschuhe. Zu Fuss ging man dann den ca. 1km langen Weg quer durchs Quartier zum Marks Blond Project ins Dampfbad.Je mehr Menschen sich im Bad vergnüg-ten, desto weniger Dampf schlug sich am Schaufenster nieder, vor dem das Publi-kum dem Treiben zusah. Nach drei Schwitz durchgängen und einer Tasse heissen Tees gingen die Badenden wieder zurück in die QC Lounge zum Chillen. Sie konnten sich dort von einem Profi massieren lassen und entspannen.Das Schaufenster wurde gefilmt, direkt in den Chill-out-Raum übertragen und an die Wand projiziert. Badende und Publikum konnten dort den gestreamten Livebildern folgen. Das Publikum war frei, sich für ein Bad zu entscheiden, die Badenden auf der Strasse zu begleiten, oder an beiden Orten einfach nur zuzuschauen.

«Die Badenden», Videostill, Inkjet auf Backlit in Leuchtrahmen, 100 cm x 80 cm, 3 + 1 EA

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FREMDER SENDER

1. Januar – 31. Dezember 2004

Kuratorische Intervention in Dalvazza GR15-teilige CD-Edition in Schuber mit Begleitheft; ISBN 3-9522196-5-7

In Dalvazza, einem kleinen Dorf im Prätti-gau in der Nähe von Davos, installierte Haus am Gern fur ein Jahr einen Baucon-tainer als Wohnatelier und lud 29 Kunst-schaffende aus dem In- und Ausland ein, vor Ort ein Audio-Projekt zu erarbeiten. Auf CD gebrannt wurden diese «Sen-dungen» per Post an zahlreiche Abonnen-tInnen verschickt, jeden Monat eine. Ende Jahr war eine Sammelbox entstanden, wel-che 15 Sendungen und ein Begleitbooklet uber das Making-of und alle zusätzlichen Werke und Performances enthält, die durch das Jahr in und um den Container stattgefunden hatten. Eine installative Ausstellung in der Stadtgalerie Bern im Fruhjahr 2005 präsentierte das Gesamt-projekt.

Die Beteiligten:Patricia Bucher; Andres Bosshard; Franz Dodel; San Keller; Andreas Helbling/Zelj-ka Marusic; Severin Hofmann (A); AZOR-RO supergroup (PL); Lydia Möst (D); Peter Vittali/Marianne Schuppe; Oscar Wiggli; Beat Gugger/Urs Notari; Dr. Thomas Herr-mann (D); Tilo Steireif; Cristina Ohlmer (D); Richard Schindler (D); Fredie Beck-mans/Yntse Vugts (NL); Effi & Amir (IL/B); Peter Clemens Brand; Köfer& Hess; Florian Germann; Vreni Spieser; René Zäch, Haus am Gern

Bild oben links: TONIGHT THE RUMBLE; Installation und Performance von Vreni Spieser Bild unten links: Ausstellung Stadtgalerie BernBild oben rechts: WELCOME HOME; Der Container mit einer Installation und Foto-ausstellung von Tilo SteireifBild mitte rechts: SENDUNG 04: RADAL-VAR von Oscar WiggliBilder rechts unten von links nach rechts: Lydia Möst auf Labrador, Ueli Berger, Ro-bert Kusmirowski (www.hausamgern.ch/satellit/extra/antenne).

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Unterwegs im Sendegebiet

2004/5700 Fotoporträts, Dimension variabel

Haus am Gern gab dem Künstler René Zäch im Rahmen des Projektes FREMDER SENDER den Auftrag, eine Antenne zu bauen. Das Ergebnis ist so handlich, dass Haus am Gern die Antenne den Menschen, denen sie 2004 unterwegs im Sendegebiet des FREMDEN SENDERS begegneten, in die Hand drückten und sie so porträ-tierten.

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FALLADA 475

2004 Installation, Peformance,Zeichnung 50 cm x 25 m

In der Ausstellung «I NEED YOU – Inter-aktion zwischen Kunstwerk und Publi-kum» im Centre PasquArt Biel soll das Projekt FALLADA von Haus am Gern aus dem Jahr 2003 dokumentiert werden.

Die Brisanz dieses Projektes versuchten wir mit einer neuerlichen performativen Arbeit zu verdeutlichen. Eine 25 m langeZeichnung zum Thema wurde in einer Vi-trine präsentiert. Das Vitrinenglas über der Zeichnung wurde vor der Pressekon-ferenz vom Künstlerpaar (in Ku-Klux-Klan Kostümen) zerschlagen und die Zahl 475 (Typenbezeichnung des Traktors aus FAL-LADA) an die Wand geschmiert. Ein Trak-torreifen wurde von einer (in der Zeich-nung schon abgebildeten) Frau in einem performativen Akt während der Vernissage vor dem PasquArt angekettet. Beide Perfor-mances entstanden ohne Vorankündigung bei Direktion und Publikum.Die Videos der beiden Performances und eine Computer-Präsentation über FALLA-DA wurden neben der Vitrine installiert.

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Bild links oben: Stills aus dem VideoBild links unten: der Reifen nach der Performance

Bilder rechte Seite: Ausschnitt aus der Zeichnungsserie unter der zerschlagenen Vitrine

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LIFETIME EUROPEein geschichtsfreier Raum – a history-free space – un espace non-historique

2005 Intervention, in progress

Haus am Gern reiste im Sommer 2005 auf Einladung des Bundes Bildender Künstler Leipzig BBKL zur Ent wick lung eines Pro-jektes nach Leipzig. Am 25. Juli erwarb Haus am Gern den Kleingarten Nr. 266 in der Anlage II des Klein gar tenvereins An-ger-Crottendorf. Die vor her ge hende Päch-ter familie hat diese Kleingartenparzelle während dreissig Jahren bewirtschaftet (1975 – 2005).

Die 208 Quadratmeter grosse, zu je einem Drittel als Frucht fläche, Ziergarten und Rasen bebaute Parzelle und die ge mauerte Gartenlaube sowie sämtliches In ven tar (Gerät schaft, Möblierung und Dekorati-on) gin gen un ver ändert in den Besitz von Haus am Gern über. Mit dem Kauf wurde Haus am Gern Vereinsmitglied und Päch-ter des Kleingar ten vereins Anger-Crotten-dorf e.V.

Haus am Gern baute in die bestehende Laubenhülle ei nen frei stehenden Raum mit den Massen 2.10 x 2.12 x 2.14 m ein. Dieser Raum ist als Reinraum1 nach EN ISO 14644 konzipiert und besteht aus einem Schleusenraum mit Schutz klei-dungs ablage sowie dem eigentlichen staub-freien Raum. Ein Kli ma gerät sorgt für kon itionierte Raum bedingungen und den leichten Überdruck, der ein Eindringen von Par tikeln ver hin dert.

Haus am Gern erklärte diesen Raum zum «ge schichts freien» Raum.

Der geschichtsfreie Raum wurde von der Spezialfirma profi- con Contamination Control (Aschaffenburg/Leipzig) gerei-nigt, zertifiziert, verschlossen und plom-biert und darf seit dem nicht mehr betre-ten werden.

Der Garten 266 und der geschichtsfreie Raum werden mit Unterstützung des Gar-tennachbarn Hannes Fechtner, bis 2007 von Jasper und Christine Friedrich-Leye

Bilder oben: Plan der Laube mit Einbau; Der Garten 266 im Winter; Bild rechts: Herbst 2005 (Foto: Nadin Rüfenacht & Simon Rübesamen); Bilder übernächste Seite: Panoramaansichten aus der Gartenlaube

und seit her von der 5-köpfigen Familie Holzer aus Leipzig ge pflegt und gewartet. Die Kleingartenparzelle 266 mit dem ge-schichts freien Raum kann auf Anfrage be-sichtigt wer den. (lifetimeeurope @ hausamgern.ch).LIFETIME EUROPE kann auch angekauft werden. Alle Ver antwortlichkeiten und Pflichten gehen an den Käu fer über.

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CARTE BLANCHE

2005 InterventionStrech-Limousine, Polaroidfotos, Spiegel

Gruppenausstellung mit MARKS BLOND HOTEL im Betonsalon Paris

Während der Vernissage parkte Haus am Gern seine Stretch-Limousine direkt vor den Eingang zum Betonsalon. Dem Publi-kum blieb nichts anderes übrig, als durch die Limousine hindurch in die Ausstel-lung zu gelangen. Polaroidfotos dokumen-tierten die Aktion in der Ausstellung.

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ROLEX

2003 konzeptuelle Intervention2. Versuch; für x-mas+ 2003, Kunsthaus CentrePasquArt Biel/Bienne

Im Rahmen der Weihnachtsausstellung 2005 wurde die Salle Poma (6 x 19 x 6 m), der grösste Raum im Kunsthaus Cen-trePasquArt, zum dritten Mal für einen öffentlichen Kunst-Wettbewerb ausge-schrieben. Die Direktorin war wiederum persönlich für die Wahl der besten Einga-be verantwortlich.Haus am Gern bewarb sich mit folgender Projekteingabe: Haus am Gern bat den Uhrenkonzern Rolex (Produktionszen-trum in Biel/Bienne) eine der Kronen ihres Leucht reklamenlogos für die Ausstellung in der Salle Poma zur Verfügung zu stel-len. Rolex ist die weltberühmte zeitlose Luxusuhr aus Biel, wo man das Logo von Rolex über der Stadt leuchten sieht. Mit der Ausleihe seiner Logo-Krone für eine Kunstausstellung in Biel würde Rolex

endlich zum Sponsor einer lokalen Insti-tution. Haus am Gern ging von folgenden Optionen aus:A) Wenn Rolex positiv antwortet, wird Haus am Gern die Krone ausstellen und Rolex als Sponsor nennen.B) Wenn Rolex negativ oder gar nicht ant-wortet, wird Haus am Gern eine gefälschte Rolex-Krone ausstellen.Wenn die Direktorin das Projekt von Haus am Gern auswählt riskiert sie im Fall A) nichts; im Fall B) müsste sie Rolex erklä-ren, weshalb sie eine Fälschung des Rolex-Logos in ihrem Haus ausstellt (Rolex ver-bietet und verfolgt jeglichen Missbrauch des Logos).Wenn die Direktorin das Projekt von Haus am Gern nicht auswählt, riskiert sie im Fall A) die Zurückweisung von Rolex als neuem Partner.Die Antwort von Rolex war zum Zeitpunkt der Jurierung nicht bekannt.Die Direktorin entschied sich für ein an-deres Projekt.

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STEADY RISE(gleichmäßiger Anstieg & stetige Zunahme)

2006 Kuratorische Intervention, Mixed MediaKaskadenkondensator, Projektraum für aktuelle Kunst und Performance, Basel

Haus am Gern wurde vom Team des Kas-kadenkondensators, einem Off-Space in der ehemaligen Basler Brauerei Warteck, für die Ausstellungs- und Performancerei-he «Organ+» eingeladen.Haus am Gern entschied sich für den Be-griff «Organisation», was sich treffend mit «Bewerkstelligung» bzw. «Planung und Durchführung eines Vorhabens» ausdeut-schen lässt. Mit STEADY RISE wurde die-Bewerkstelligung der Bewerkstelligung ei-ner Ausstellung über die Bewerkstelligung einer Bewerkstelligung im Rahmen des Kaskadenkondensators und seines Teams exemplifiziert.Als Grundelement installierte Haus am Gern einen Ofen, dessen Rauchrohr auf über 50 Metern Länge den Raum durch-

zog, dabei die Ausstellungsstruktur bildete und das Publikum wie durch ein Organi-gramm zu verschiedenen Stationen führte. Der Ofen wurde zur Eröffnung angefeuert und brannte während der dreiwöchigen Aus stellungsdauer ohne Unterbruch, wo-bei das Team des Kaskadenkondensators das Feuer zu unterhalten hatte.In diese Struktur wurden vier Positionen in Form von Sockeln eingebaut, die im Laufe der Ausstellung mit Objekten er-gänzt wurden. Die Organisation der Ob-jekte delegierte Haus am Gern an Dritte. An jedem Sockel war ein Dispenser mit «Spielkarten» angebracht. Auf diesen Kar-ten wurde die «Bewerkstelligung» des je-weiligen Objektes erläutert.

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2) Organisation eines toten Tieres

Haus am Gern lud das Lausanner Künstler-lud das Lausanner Künstler-trio Bichsel/Henny/Steireif mit der Perfor-mance «OPERATION» ein. Diese liessen unter ihrer Aufsicht den Vorstand des Kaskos während drei Stunden ein Tier aus marktfrischen Organen und Körperteilen von Tieren zusammenbauen. Das Objekt wurde danach konserviert und in die Aus-stellung eingefügt.

1) Organisation einer Klärung

Haus am Gern vergab an den Basler Diplom-vergab an den Basler Diplom-ingenieur und Performancekünstler Dr. Pe-ter Vittali einen Kompositionsauftrag. Darin sollte eine summende Stimme und der Text «KEY CRITERIA OF A LIVING SYSTEM» von Fritjof Capra eine Rolle spielen und zur Eröffnung uraufgeführt werden. Dr. Peter Vittali hielt sich aber nicht im geringsten an diese Vorgabe. Aus seiner Performance verblieb ein verkohltes Modell des Ausstel-lungsraumes in der Ausstellung.

1/4/4/«Organisation einer Klärung»

Vortrag & Urauffüh-rung des Komposi-tionsauftrages von Haus am Gern an Diplomingenieur Dr. Peter Vitali, Basel, Peter Vitali, Basel, Peterdurch denselben.

2/2/2 4/4/«Organisation

eines totenTieres»

Der Vorstand des Kas-kadenkondensatorsbaut ein Tier.Performance nachei nem Konzept von Bichsel / Henny /Stei reif aus Lausanne

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3) Organisation einer Trübung

Haus am Gern liess vom Bierbrauermeister Grimm ein Bierbrauseminar durchführen. Dazu wurden alle Direktoren der Basler Museen in einem persönlichen Brief zur Teilnahme eingeladen. Nur einer nahm teil und trank dabei viel Bier. Das frisch gebraute Bier gärte während der Ausstel-lung und gelang vorzüglich.

4) Organisation einer bestimmten Summe

Haus am Gern kaufte mit dem Projekt-kaufte mit dem Projekt-budget von CHF 2000 rund 150 kg Gold-taler aus Schokolade. Die Goldtaler wur-den während STEADY RISE vom Publikum nach der Vorlage auf der «Spielkarte» zu einem Turm aufgeschichtet - oder gegessen.

3/3/3 4/4/«Organisation einer Trübung»

Ein Bierbrau-Seminarmit Publikum unter der Leitung von Da-niel Johann Corne - lius Grimm, Dipl. Brau-meis ter aus Aeschi. Es wird Bier gebraut und getrunken.

4/4/4 4/4/«Organisationeiner bestimmten

Summe“

Aus einem Haufen Gold-Schokoladeta lerim Wert von CHF 2000,dem Bei trag vom Kas -ka denkonden sa tor anSTEADY RISE, wird ein Turm errichtet.

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KLAPS

2005Interaktive Videoinstallation, DVD Loop 10‘, Lampen, Klatsch-Schal-ter, Installation variabel

Im geloopten kurzen Ausschnitt aus LE CASSÉ (Henri Verneuil, 1971) ohrfeigt Azad (Jean-Paul Belmondo) seine Film-partnerin Lena (Dyan Cannon). Wie im Film reagieren die im Ausstellungsraum verteilten Stehlampen simultan auf die Schläge und Schreie der Tonspur, weil sie über einen soge nannten Klatsch-Schalter gekoppelt sind. Das Publikum kann mit Hände klatschen und Schreien ebenfalls versuchen, die Lampen ein- und auszu-schalten.

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DIP!

2006 Intervention mit 20’000 Fünfrappen-MünzenHallenbad Wald ZH

Das Hallenbad von Wald wurde vor der Renovation als temporärer Aus stel lungs ort genutzt. Haus am Gern verteilte sein Aus-stellungshonorar in Form von zwanzig-tausend Fünfrappen-Münzen auf dem Grund des Schwimm beckens. Auf einer Tafel stand zu lesen:

«Ein Volksglaube sagt, dass es Glück bringt, Münzen mit der rechten Hand über die linke Schulter in das Bassin des Hal-lenbades von Wald zu werfen. Eine Münze führt zu einer sicheren Rückkehr nach

Wald, zwei Münzen dazu, dass die Wer-fenden sich in einen Waldner oder eine Waldnerin verlieben, drei Münzen führen zu einer Heirat mit der ent sprechenden Person. Die Münzen bringen aber auch denjenigen Glück, die sie aus dem Wasser fischen. Alle Münzen, die am 12. Mai noch im Bassin liegen, gehören der Gemeinde-kasse Wald.»

Nach drei Tagen hatte die Waldner Jugend das Schwimmbecken leer gefischt.

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ART HAS NEVER SOLVED ANYTHING

2006 Topflappen, bestickt

Die Einladung zu einer Gruppenausstel-lung im Kunstverein Steffisburg, einem Bauerndorf im Kanton Bern, fiel in die Zeit des Ausbruchs des Zweiten Libanonkriegs / 33-Tage Kriegs. Unter diesem Eindruck entstand die Arbeit.

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FUNNY EFFECTS

2006 Wandbild; Acrylspray; Dimension variabel;

«Simulated… Bullet Holes! For Funny Ef-fects!» werden in Supermärkten als lustige Sticker angeboten. Insbesondere auf Au-tos, Fensterscheiben, Türen etc. wird das Anbringen empfohlen.

Haus am Gern bietet potentiellen Käufern ein «Blow Up» der FUNNY EFFECTS als kri-tischen Beitrag zur aktuellen Weltlage an.

Bild: Variation Weichnachtsausstellung Kunsthaus Aarau; Ausführung: wes_21.

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DIE HASENGLOCKE

2007 InstallationGlocke, Glockenturm, Sender, Hase

Nationale Land Art Ausstellung Som-mer 2007 in einem Tal zur französischen Grenze (Art en plein air, Môtiers). Haus am Gern montiert auf dem Dach des Ortsmuseums einen Glockenstuhl mit Glocke. Die Glocke ist auf ein dreigestri-chenes h gestimmt. Haus am Gern hat vor Ausstellungsbeginn in Absprache mit dem Wildhüter einen Feldhasen freigelassen, der einen Sensor mit Sender trägt, der mit der Glocke verbunden ist. Wenn der Hase sich intensiv beweg, löst er das Glocken-läuten aus. Hasen sind in dieser Region fast ausgestor-ben.

Bild oben: Der Hase wird freigelassen (Foto: Raphael Hefti) Bild unten: Der Glockenstuhl mit Glocke auf dem Dach des Ortsmuseums

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DRUM

2007 Schaffung eines ArbeitsplatzesTrommel, Ärmelschoner

«Kollaboration Torfeld Süd», interdisziplinäres Ausstellungsprojekt zum «Monat der Arbeit» 2007, Aarau

Der Kanton Aargau feierte im Mai 2007 nicht nur den Tag, sondern gleich einen ganzen «Monat der Arbeit». Behörden und Institutionen beteiligten sich mit thema-tischen Beiträgen. Haus am Gern wurde von «Kollaboration Torfeld Süd» zu einem Beitrag in diesem Rahmen eingeladen. Haus am Gern nahm sich vor, eine neue Arbeitsstelle zu schaffen und einen arbeits-losen Tambour anzustellen. Die Aufgabe dieser Person war gemäss Stelleninserat, täglich durch die Stras sen von Aarau zu wandern und trom melnd den «Monat der Arbeit» zu verkünden. Eine einfache Numme rie rung (wie eine Startnummer auf der Brust getragen) sollte auf den aktuellen Tag der Arbeit und da-mit auch auf den Tag des zeitlich begrenz-ten Jobs und den nahenden Beginn der erneuten Erwerbslosigkeit hinweisen. Die Arbeit sollte im Rahmen des Zumutbaren ausgeführt werden, die Person sich selbst-bewusst auf Gespräche mit Passanten ein-lassen.

Die Suche nach der geeigneten Person über regionale Arbeits vermittlungen und Beschäftigungsprogramme erwies sich als ebenso hoffnungslos wie die Suche nach Sponsoren aus Aarauer Wirt schaft und Gewerbe zur Finan zie rung der anfal-lenden Lohnkosten. Haus am Gern be-schloss deshalb, die Lohn kosten selber zu tragen. Am 1. Mai 2007 trat Lodewijk Rene Katsidis, ein arbeitsloser Bühnenar-beiter und Hobby-Tambour, seine tempo-räre Anstellung bei Haus am Gern an. Der Trommler durfte vorerst nur ganz leise und heimlich spielen, denn die Gewerbe-polizei Aarau zeigte kein Verständnis für DRUM. Am 30. April lehnte sie die Bewil-ligung ab, um sie kurze Zeit später trotz-dem zu erteilen, jedoch in einer Form, die das Trommeln gemäss Arbeits vertrag ver-unmöglicht und somit zur fristlosen Ent-lassung des Trommlers geführt hätte.Nach Intervention durch die Kulturbe-hörde der Stadt Aarau erteilte die Gewer-bepolizei Haus am Gern schliesslich eine Bewilligung im Sinne des Projektes

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JE NE SAIS QUOI

2007 Intervention und Installation, 10-teiligmit René Zäch, Biel/Bienne; Tilo Steireif, Lau sanne; Łukasz Skapski, Krakau (PL); Eugène Cattin, Les Bois; Claude Gigon, Delsberg; Silvain Froidevaux, Genf; Gä-ste: Michel Hauser, Ernst Häusermann, La Roue de Bollement, Les Béliers. Es-pace d’Art Contemporain (les halles) Porrentruy (JU)

Vorgeschichte: Der Jura ist der jüngste Kanton der Schweiz. Er entstand aufgrund von kulturell-politischen Spannungen. Der Kantonsgründung von 1978 gingen in den 1960er und 1970er Jahren teils bürger-kriegs ähn liche Ausschreitungen voran: Die Jugendorganisation «Béliers» ver übte Sprengstoffanschläge, denen u. a. auch das Soldatendenkmal des Ersten Weltkriegs in Les Rangiers zum Opfer fiel. Höhe- und Wendepunkt der Gewaltserie war der 9. Januar 1993, als der 21-jährige Bélier Chri-stophe Bader aus Saint Brais am Berner Nydeggstalden in seinem Auto von seinem eigenen fehlgezündeten Sprengsatz getötet wurde. Die Untersuchungen ergaben, dass er einen Anschlag auf das Berner Rathaus geplant hatte. Nun flogen Pläne für eine ganze Anschlagserie auf, im Keller des da-maligen Bélier- Chefs Daniel Pape ent-deckte die Polizei Handgranaten. Die Sepa-ratisten begannen sich von den gewaltbe-reiten Extremisten in ihren Reihen zu dis-tanzieren

Mit Je ne sais quoi im Raum für Zeitgenös-sische Kunst (les halles)2 in Porrentruy unternahm Haus am Gern den Versuch, mit ästhe ti schen und wissenschaftlichen Methoden auf Geschichte(n) und Be ge-benheiten (im Besonderen auf die anarchis-

tischen und sepa ra tis ti schen Bewegungen) im Kanton Jura zu reagieren und sie auf eine mögliche Allgemeingültigkeit hin zu untersuchen – auch und gerade im Bezug auf andere Regionen und Länder mit separa tis ti schen Ten den zen. Je ne sais quoi war als interdisziplinäres Pastiche in 10 Bildern kon zipiert, das asso-ziativ verschiedene Themen und Ge-schichten ver knüpfte. Ein wichtiges Ele-ment im Vorfeld der Ausstellung war das Streunen im Feld und das Streuen von Ge-rüchten, aber auch die frei willige oder un-freiwillige Einbindung von Personen und Grup pie rungen in den Bannkreis der Aus-stellung.

Die Ausstellung spielte auf mehreren Ebe-nen mit dem Begriff «Je ne sais quoi»: zum einen sollte versucht werden, über die aus-ge stell ten Werke eine Vielfalt, ein sprachlo-ses «Mehr» an Information und Ge-schichten zu transportieren – unter ande-rem durch freches Ap pro pri ieren von poli-tischen Aktionen, Begebenheiten und Per-sön lich kei ten.

Geradezu exemplarisch zeigte Je ne sais quoi den Werdegang vom Alltagsgegen-stand zum Kult- und Kulturobjekt, vom dekorativen Müh le rad zum Denkmal für einen im Kampf gefallenen Kameraden – und wie eine überforderte Regierung mit diesem Phänomen um zu gehen versucht.

Mit Je ne sais quoi eröffnete Haus am Gern einen Freiraum zur Re fle x ion, der unab-hängig von politischen und ästhetischen Regeln und Vorurteilen neue Sichtweisen auf Kunst und Gesellschaft er mög lich te.

Nachtrag: Am 3. September 2010 installierten die Béliers das «Roue de Bollement» in einem feierlichen Akt mitten in St. Brais zu Ehren von Christoph Bader. Die Installation unweit des «Hôtel du Soleil», wo Bader aufgewachsen war, erfolgte im Einvernehmen mit dem Ge-meinderat, jedoch ohne Bewilligung der Kan-tonsregierung. Haus am Gern wurde zur Feier eingeladen und ist auf der Ehrentafel erwähnt.Haus am Gern seinerseits lud Ernst Häuser-mann ein, der 1973 als Soldat das Rad entwen-det bzw. gerettet hatte. Zur Überraschung al-ler brachte er als Geschenk ein Transmissions-rad aus der Mühle zu Bollement mit, das als Schmuck in seinem Garten gedient hatte. Bé-liers-Sprecher Marc Freléchoux und Ernst Häusermann gaben sich versöhnlich die Hand.

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Das 1. Bild zeigt – unter Kuscheldecken ver-borgen – das «Roue de Bollement» genannte Zahnrad aus der alten Mühle von Bollement bei Saint-Brais im Jura, welches seinerzeit von Ernst Häusermann aus Langenthal BE und Fritz Lanz aus Schmiedrued AG, beide Soldaten im Dienst der Schweizer Armee, vor dem Feuer gerettet wurde, welches dieselbige 1972 im Auftrag des Kantons Bern an die Gebäude der historischen Mühle gelegt hatte mit dem Ziel, diese dem Erd-boden gleich zu machen, was ihnen auch gelang, derweil die Soldaten Lanz und Häusermann das Rad an die Berner Kantonalbank verschacherten.

Das 2. Bild zeigt 100fach die Kuscheldecke, welche das «Roue de Bollement» sanft überde-ckt und allen Blicken entzieht. Das Motiv (von fleissigen Chinesen auf die Decke gedruckt) zeigt eine gar seltsam geformte Malerei einiger Lengnauer 9.-Klässler auf neun Platten, welche die Leerstelle an der Fassade der Zweigstelle der Berner Kantonalbank in Lengnau BE bedecken, allwo bis zum 12. Oktober 1996 das «Roue de Bollement» zu Dekorationszwecken gehangen, bevor es eine Herde Béliers an jenem helllichten Tag abgehangen und zurück in der Heimat in ein Versteck gerollt haben.

Das 3. Bild zeigt ein «Wasserrad» – vier vom Künstler René Zäch aus Biel/Bienne ins Quadrat montierte Wasserwaagen, welche autonom und rundum drehbar als Kunstwerk mit Namen «sta-bil-labil» vollenden, was die Béliers als «Quadra-tur des Kreises» im Scherz in Form eines viere-ckigen Mühlerads bereits am 1. April 1997 der Zweigstelle der Berner Kantonalbank in Leng-nau BE zum Geschenk gemacht haben.

Das 4. Bild zeigt auf drei Fotografien zwei Män-ner (aufgenommen vor der güldenen Jagdtapete des Hôtel-Restaurants du Soleil zu Saint-Brais), welche Schicksal und Amt mit dem «Roue de Bollement» verknüpft hat, nämlich links Michel Hauser, Chef de Service de l’Office de la culture de la République et Canton du Jura, und rechts Ernst Häusermann, Unternehmer und Land-schaftsgärtner aus Langenthal; in der Mitte fehlt jemand. Der Text (Bleistift) auf dem Bild lautet übersetzt: «Was ist der Beweis dafür, dass ich et-was weiss? Doch gewiss nicht, dass ich sage, ich wisse es.» (Ludwig Wittgenstein

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Das 5. Bild zeigt auf der bis auf Brusthöhe geka-chelten Wand 36 Zeichnungen – und was pas-siert, wenn der Lausanner Künstler Tilo Steireif den politisch motivierten Aktionismus im Jura aus der Vergessenheit holt, aufmischt, durch-einander bringt und auf Keramikkacheln ein-brennt.

Das 6. Bild zeigt was passiert, wenn sich Bau-ern (hier in den polnischen Beskiden) aus Not ihre Traktoren in einem kreativen Akt selber zusammenbauen, und von einem Künstler, hier Łukas Skapski aus Polen, entdeckt und zu einem Kunstwerk gemacht werden.

Das 7. Bild zeigt ein Paar mit Metalllettern auf-gemotzte Traktor-Schneeketten im unüblichen Format 14.9/913-26, die links und rechts am Traktor aufgezogen die letzten Worte «Soll dies wirklich ewig dauern?» des deutschen Typo-grafen und Anarchisten August Reinsdorf auf Deutsch und Englisch in den Schnee schreiben würden; wobei Reinsdorf, der 1885 nach einem verpfuschten Attentat auf den deutschen Kaiser hingerichtet worden war, den Begriff «Propagan-da der Tat» prägte - aber das würde hier zu weit führen.

Das 8. Bild zeigt auf der Rückseite des Ausstel-lungsplakates von «Je ne sais quoi» eine Foto-grafie, die der Briefträger und Fotograf Eugène Cattin (1866-1947) aus Les Bois in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts aufgenommen hat und welche zeigt, wie ein Theatermaler die «Moulin de la Mort» bei Les Bois auf eine Ku-lisse malt.

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Das 9. Bild zeigt Claude Gigon, den Künstler aus Delémont, wie er am Ort, wo einst die «Moulin de la Mort» stand, gleichzeitig in der Schweiz und in Frankreich sich befindend immerzu ge-gen den Strom des Doubs anschwimmt und nimmer müde wird, während im Hintergrund die Windturbinen über den Jurahöhen rauschen.

Das 10. Bild zeigt zwei exemplarische Texte, verfasst von Sylvain Froidevaux, in Genf wohn-hafter doktorierter Anthropologe mit Heimatort Noirmont (JU), aufgewachsen in Boncourt (JU): eine patriotische Ansprache und einen Text über Abfall als Kulturgut, zu finden auf dem Ausstel-lungsplakat von «Je ne sais quoi».

Die Vernissagebrachte ein breit gemischtes Publikum inkl. Po-lizeiaufgebot in den Raum für zeitgenössische Kunst Les Halles, welches den durch die lokale Presse angekündigten Auftritt der Béliers und des Roue de Bollement als Teil der Ausstellung nicht verpassen wollte. Nach der Begrüssung durch Kurator Philippe Queloz hielt Sylvain Fro-idevaux seinen «Discours patriotique», gefolgt vom Animator der Béliers, Marc Freuléchaux, der ankündigte, einen erneuten Antrag an das Amt für Kultur zu stellen, in dem bereits zum dritten Mal der Eintrag des Roue de Bollement ins Register der jurassischen Kulturgüter gefor-dert wird. Er übergab das Wort Michel Hauser, dem Leiter des kantonalen Amtes für Kultur, welcher das Publikum zum Kauf der Decken aufforderte, um aufzudecken, was sich darunter verberge. Darauf wurde mit einem Glas «Jus de Béliers» angestossen.

Die Finissagefand am traditionellen St. Martins-Wochenende statt, an dem in der Ajoie «Metzgete» gegessen und reichlich getrunken wird und sich die Be-völkerung auf dem grossen St. Martins-Markt in Porrentruy trifft, in dessen Herzen Les Halles liegt. Die Finissage zählte ca. 600 Besuche-rInnen. Herr Michel Hauser und Kulturmini-sterin Baume-Schneider zogen es vor, St. Martin im Familienkreis zu feiern und liessen sich ent-schuldigen. Um 17 Uhr stürmten die Béliers – als rosa Schweine maskiert – die Ausstellung, rissen die Decken vom Roue de Bollement und ent-hüllten ein Rad, das zur grossen Enttäuschung des Publikums komplett verpackt war. Sie tru-gen es durch die Menge die Altstadt hinunter, luden es auf einen Anhänger und fuhren davon.

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Höhe auf der Vor- und Rückseite einer Wand befestigt werden. Wo die Sprech-blasen auslaufen, soll ein kleines Loch die Wand durchstossen. Trotz Bedenken seitens der Direktion des CentrePasquArt nahm die Jury das Werk in die Ausstellung auf. Erst nach der Unterzeichnung eines Vertrages, in dem Haus am Gern die Haftung für jegli-che Folgeschäden an der Bausubstanz des CentrePasquArt akzeptierte, durfte ein von der Direktion auto risiertes Baugeschäft das faustgrosse Loch in die Wand bohren. In Berlin war das Loch in der Mauer kein Problem.

SELBSTPORTRAIT ALS KÜNSTLER-PAAR # 11 (LA RIVOLUZIONE SIAMO NOI)

2007 2-teilige Installation; Metall, PE Polyethylen gefräst, 250 cm x 300 cm, Loch in der Wand

Weihnachtsausstellung CentrePasquArt Biel/Bienne 2007SUBSTITUT, Raum für aktuelle Kunst aus der Schweiz, Berlin 2008

Haus am Gern zitiert Joseph Beuys’ gleichna-miges Werk von 1972. Die beiden Sprechbla-sen aus weissem Polyethylen sollen in gleicher

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A3

2007 Zeichnung 2-teilig

für «Fil Rouge» 07, Galerie René Steiner, Erlach

Haus am Gern zeigt zwei individuelle Ar-beiten von Rudolf Steiner (A) und Barbara Meyer Cesta (3), koloriert von Victor Gi-gon (*2001) im vom Galeristen vorgege-benen Format A4.

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HAD I BUT KNOWN (HIBK)

2008 Performance und Installation mit 2 Kanonen öfen, 50 m Rauchrohr und Ultrachrome-Pigment prints A3, gerahmt, Anzahl variabel

Zwei Kanonenöfen werden im Ausstel-lungsraum platziert. Mit Rauchrohr wer -den die Öfen miteinan der ver bunden, wobei die schwarzen Rohre eine grosse ge-ometrische Linie in den Raum zeichnen. An den Wänden hängen Bilder, die aus dem Internet ge ladene, digital über malte Mo-tive aus Politik und Gesellschaft zeigen.

Zur Eröffnung feu ert Haus am Gern beide Öfen gleichzeitig ein bis sich der Raum mit Rauch füllt, die Bilder un sicht bar werden und das Publikum ins Freie flüchtet. Der Titel HIBK bezieht sich auf einen Kunst-griff aus der angelsächsichen Populär-Li-teratur, bei dem ein Ich-Erzähler im Hin-blick auf ein Unglück sei ne Handlungen beklagt, die zu diesem Un glück geführt haben: «Ach, hätt’ ich’s doch gewusst!»

Bilder oben: Installation im Grand Palais Bern / Substitut BerlinBilder Mitte: Drei Bilder aus der BildserieBild links: Performance im Substitut Berlin

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RESTLESS LEGS

2008 Installation5 Treppenabgänge, je 165 cm x 60 cm x 90 cm, Holz und Poly-esterfarbe (Lichtblau, Gelbgrün, Schwe-felgelb, Verkehrsorange, Weinrot), mit Beleuchtung

Nationale Kunstausstellung Historischer Autofriedhof Kaufdorf), kuratiert von Heinrich Gartentor

Zwischen den alten, verstaubten Bentleys, Bugattis und DKWs führen 5 dachs- und fuchsgerechte Treppen abgänge zu entspre-chenden Türen. Ein Licht erhellt den Ein-gang zur Unter welt, wo das «Nachtleben» in den Köpfen des Publikums munter wei-tergeht…

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NOT IN MY BACKYARD (NIMBY)

2008 Installation260 x 1,60 m weisser Weidezaun, dreilagig

Für die Ausstellung REAL ESTATE liess Haus am Gern das Kunstmuseum Solo­thurn mit einem weissen dreilagigen Weidezaun einzäunen.

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1 : 1

2008 Installation; aus Weide geflochtenes Pferd, Zurrgurte; Artpicnic, Kunstweg in Wabern bei Bern

Im Rahmen der Frei luft aus stel lung Art pic­ nic in Wabern, in der Ber ner Vor ort ge mein­ de Köniz, hat Haus am Gern ei ne le bens ­gros se Pfer de skulp tur an die Turm spit ze der ka tho li schen Kir che ge hängt. Das Pferd hat Haus am Gern von Korb flech ter Jan Ro­spek in Polen aus Weide flech ten las sen – nach einem Stich von Gustav Doré aus dem Jah re 1862. Der Stich illustriert die Geschichte des Lü­genbarons Münchhausen, wie er durch das winterliche Polen nach St. Petersburg reitet. Mü de ge wor den bindet er sein Pferd an ei­nen Pfahl im Schnee und legt sich schlafen. Am näch s ten Mor gen er wacht Münch hau­sen auf einem Fried hof lie gend, der Schnee ist in der Nacht ge schmol zen, und sein Pferd hängt mit dem Half ter an der Kirch­turmspitze. Das Pferd am Turm löste hef tige Re ak tio nen bei Kirchgemeinde und Bevölkerung aus.

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die paar Schritte um die Ecke zu gehen und sie in den Baum zu werfen. Es sollte eine freundliche und apolitische Über-nahme eines toten Baumes werden – und der Baum sollte unter dem Namen «der Paechbrotbaum» als erster Berliner «Shoe Tree» in die Stadt ge schichte ein gehen. Mitten in der Aktion tauchten zwei Poli-zisten auf und unter banden das fröhliche Treiben wegen unerlaubter Zusammenrot-tung bzw. Gefährdung der öffentlichen Si-cherheit durch mögliches Herunter fallen von Schuhen. Haus am Gern wurde bei An drohung einer Strafe dazu aufge fordert, die bereits hängen den Schuhe bis zum Fol-getag um 16 Uhr zu ent fernen, was Haus am Gern jedoch unter liess. Das Verfahren ist noch hän gig bzw. inzwischen gegen-standslos, da der Paechbrotbaum im Früh-jahr 2009 ge fällt wurde. Das E-Center stand 2010 im Bau. Bild oben: ein ehemaliger Mitarbeiter der Paechbrot Fabrik vor der Kurt-Kurt Zentrale mit dem rekonstruierten Origi-nallogoBild rechts: der Paechbrotbaum nach der Sperrung

DER PAECHBROTBAUM

2008 Performance; 1000 Paar Schuhe, 1 toter Baum Kurt-Kurt, Projekt für den öf-fentlichen Raum, Berlin

In Moabit, Ecke Birken-/Stephanstrasse, gleich am Rande der Brache der ehe

ma li-

gen Paech-Brot-Fabrik, stand ein toter Baum. In seinem blätterlosen Schatten be-fand sich der verwahrloste Paech-Brunnen und keine 10 Meter weiter ver

kündete ein grosses Schild den Bau beginn des deutsch

-landweit gröss ten E-Centers für Herbst 2008. An diesem toten Baum hätte sich – mit ein bisschen Verstand – hervorragend die verwinkel te Geschichte des Stephans-kiezes und der Paech-Brot-Fabrik, der In-vestoren und Besetzer, der Anwohner und Politiker etc. aufhängen lassen, doch ge-nau dies tat Haus am Gern nicht. Das Pro-jekt sah indes vor, 1000 Paar Schuhe in den toten Baum zu hängen – und so lud Haus am Gern am Eröffnungsabend alle Anwoh

ner und alle Einwohner Moabits ein, in der Kurt-Kurt-Zentrale an der Lü-becker Strasse gebrauchte Schuhe zu behändi gen (oder eigene mitzubringen),

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SUBSTITUT

2008 Installation; Küchenzelt auf Bergo Ro-yal-Bodenplatten, Hektograph (Spiri-tusverfahren), Edition

SUBSTITUT Raum für aktuelle Kunst aus der Schweiz, Berlin

Im Substitut zeigte Haus am Gern unter dem Titel HAD I BUT KNOWN eigens entwickelte Arbeiten und inszenierte be-stehende neu. Im Zentrum der Ausstel-lung stand eine speziell für das Substitut entworfene Installation mit dem Titel SUBSTITUT, welche aus einem Küchen-zelt (als Substitut für Haus [am Gern]) und einem Schnaps matrizen-Umdrucker (als Substitut für Geist) aus Bundes wehr-beständen, sowie damit verviel fäl tig ten Zeich nungen (als Substitut für die ding-liche Welt) im Format A4 bestand.

Im Hektographieverfahren und bei (dazu-) gehörigem Schnapskonsum stellte Haus am Gern in diesem Zelt im Vorfeld der Er-öffnung eine Edition von Zeichnungen her, die nicht von Menschenhand gemacht

sind und deshalb unter dem Verdacht stehen, spontane Wunderheilungen zu bewirken. Die Edition mit dem Titel Erichs Krönung konnte er-worben werden, wenn dafür ein Substitut in Form eines Apfels geleistet wurde. Die Edition ist nicht limitiert, wird aber durch die Abnutzung der Matrizen mit der Zeit immer blas-ser, wodurch auch die Wunderheilungen seltener werden.

Bilder oben: Installationsansicht mit 3D-BrillenBild rechts: Bild einer vervielfältigten 3D-Zeich-nung

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Der KIDSWEST BUNDESRAT 2009 sind Alberta (8, Kosovo), Sasime (10, Alba-nien / Mazedonien), Bimi (11, Kosovo), Sheila (12, Italien), Selina (12, Chile), Ma-rigona (13, Kosovo), Ihab (13, Eri trea), Su-mudu (9, Schweiz / Sri Lanka), und Fjolla (11, Kosovo), die als Ersatz dabei war.Die Projektleiterin Meris liess das Bild als Gigaplakat (9 m x 12 m) drucken und im Tscharnergut an eine Fassade hängen. Das Plakatmaterial wurde später von ar beits-losen Jugendlichen im Kompetenzzent rum Arbeit der Stadt Bern zu Laptoptaschen ver ar bei tet und zugunsten von «kidswest» verkauft. Der KIDS WEST BUNDESRAT wurde zu dem von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf zum Tee, von Bundes-rat Ueli Maurer an einen Hockeymatch und von Bundesrätin Micheline Calmy-Rey in die UNO-Mission in Genf eingeladen.

Bild oben: Vernissage unter dem Riesen-banner in der Wohnsiedlung Tscharner-gut, Bern. Bild unten: der Kidswest Bundesrat zu Gast bei Frau Bundesrätin Widmer-SchlumpfBild rechts oben: das ofizielle Bundesrats-foto 2009Bild rechts unten: das ofizielle Kidswest-Bundesratsfoto

KIDSWEST BUNDESRAT

2009 Werkprozess mit Kindern; Postkarte A5Interventionen «hierundort», kidswest.ch, Tscharnergut Bern

Haus am Gern wurde im Früh jahr 2009 von der «kunstWerkstatt kidswest.ch» zur

Realisierung eines Projektes eingeladen. Zeitgleich lancierte die rechtsge

richtete Schweizerische Volkspartei SVP ein Plakat zur Volksabstimmung über die Personen­freizügigkeit für Bulgarien und Rumänien. Auf dem Plakat waren riesige schwarze Ra

benvögel zu sehen, die Stücke aus der kleinen Schweiz heraushackten – was die politisch sen si blen «kidswest»­Kinder, alle mit Migrations hintergrund, enorm (ver­)störte. Haus am Gern beschloss, mit den Kindern eine Reise von unten nach ganz oben anzutreten – und mit mit ihnen das offizielle Bundesrats­Foto 2009 nach­zu stellen.Dank der Unterstützung des Eidgenös­sischen Fi nanzdepartementes EFD, des Bundespräsiden ten 2009 Hans­Rudolf Merz, des Fotografen Michael Stahl und Daniel Dufaux vom Bun

des hausstudio konnte das Foto mit den Kindern exakt am gleichen Ort und unter gleichen Be­din gungen wie das Original nachgestellt werden. Die Postkarte mit dem KIDSWEST BUNDES RAT wurde schweiz weit verteilt.

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Show us Buy us Sell us2009

Installation, 2-teilig, bestehend aus:

PUTSCHInstallation, Tannenholz, 8-teilig,(Ausführung: Michel Schmid, Cour-genay / JU),Draht, Schrauben, Zaunspanner

Show us Buy us Sell us –…25 Zeichnungen; Pigmentstift auf A3,Prägeschrift, gerahmt

Haus am Gern hat sich auf seine erste Ga-lerieausstellung eingelassen – erst unwil-lig, später ratlos und dann vergnügt – und hat die Galerie sowie den Kettensägewelt-meister Michel Schmid aus Courgenay zu einem feinsinnig-groben Werk angestiftet. Mit 25 Zeichnungen und einer raum(über)greifenden Installation wird vorgeführt, wer Kunst vorführt und warum.

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Die 25 Zeichnungen zeigen folgende Insti-tutionen und Galerien im Kanton Bern:

Abteilung Kulturelles der Stadt Bern / Amt für Kultur Kanton Bern / Bundesamt für Kultur / ETAGEN Loeb Treppenhausgale-rie / Galerie DuflonRacz / Galerie annex 14 / Galerie Béatrice Brunner / Galerie Bern-hard Bischoff &Partner / Galerie Henze Ketterer Wichtrach / Galerie Krethlow / Galerie Margit Haldemann / Galerie Mar-tin Krebs / Galerie Rigassi / Kunsthalle Bern / Kunsthaus Langenthal / Kunstkel-ler Bern / Kunstmuseum Bern / Kunst-museum Thun / Kunstraum Oktogon / Kunstsammlung der Mobiliar / Museum für Kommunikation Bern / Musée juras-sien des Arts Moutier / Selz art contempo-rain Perrefitte / videokunst.ch / Zentrum Paul Klee

oben links: Kunsthalle Bern; oben rechts: Zentrum Paul Klee, Bern; unten: videokunst.ch, Bern

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oben links: Kunsthalle Bern; oben rechts: Zentrum Paul Klee, Bern; unten: videokunst.ch, Bern

Selbstportrait als Künstlerpaar

Work in Progress seit 1998Mixed Media

Die Werkserie kommentiert den Topos des Selbst bildnisses in der Kunst und ist auch eine Aus ein an dersetzung des Künst ler-paa res mit sich selbst als Künstlerpaar.

Selbstportrait als Künstlerpaar XV (nos Aventures)

201025 Zeichnungen, Pigmentstift, auf A3, gerahmtfrei nach «Les Adventures de Tintin» von Hergé

XV entstand für die Monografie von Haus am Gern. In jedem der 20 Monografiehefte ist ein Selbstportrait abgebildet. Das in den Sprechblasen eingefügte Zitat «L’œuvre d’art n’a pas d’idée, elle est idée» lautet auf deutsch «Das Kunstwerk hat keine Idee, sondern es ist selbst eine Idee» und stammt vom Kunsthisto riker Konrad Fiedler (1841–1895) Konrad Fiedler; Aphorismus 77, S. 45 in Band 2 der Schriften zur Kunst (ed. Boehm, 1971, 2. Ausgabe 1991)

Die Ar beiten ent stehen in der Regel für die traditionellen Jahres- bzw. Weih nachts -aus stel lungen in den Kunstinstitutionen am jeweiligen Sitz von Haus am Gern, aber nicht nur.

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Had I But Known (HIBK)

2010 (Version Standart DeLuxe, Lausan-ne)Performance und Installation mit 2 Kanonenöfen, 50 m Rauchrohr und Ul-trachrome-Pigmentprints A3, gerahmt, Anzahl variabel

Zwei Kanonenöfen werden im Ausstel-lungsraum platziert. Mit Rauchrohr wer -den die Öfen miteinan der ver bunden, wobei die schwarzen Rohre eine grosse ge-ometrische Linie in den Raum zeichnen. An den Wänden hängen Bilder, die aus dem Internet ge ladene, digital über malte Mo-tive aus Politik und Gesellschaft zeigen. Zur Eröffnung feu ert Haus am Gern beide Öfen gleichzeitig ein bis sich der Raum mit Rauch füllt, die Bilder un sicht bar werden und das Publikum ins Freie flüchtet.

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Der Titel HIBK bezieht sich auf einen Kunstgriff aus der angelsächsichen Po-pulär-Literatur, bei dem ein Ich-Erzähler im Hinblick auf ein Unglück sei ne Hand-lungen beklagt, die zu diesem Un glück geführt haben: «Ach, hätt’ ich’s doch ge-wusst!»

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DER SCHUH

2010Wettbewerb Kunst im öffentlichen Raum, Stadtbauten Bern / Sanierung Volksschul­haus Laubegg (Baujahr 1917)

Kinderschuh, Sockelobjekt,SJW*­Taschenbuch

Im Rahmen der Sanierung des Volksschul­hauses Laubegg wurde Haus am Gern von den Stadtbauten Bern zu einem Wettbe­werb für Kunst im öffentlichen Raum eingeladen. Bei der Begehung des Schul­hauses fand Haus am Gern im Bauschutt aus dem Dachboden einen alten Kinder­schuh und nahm ihn mit nach Hause. Von da an wurden Rudolf Steiner und Barbara Meyer Cesta massiv vom Pech verfolgt. In ihrer Verzweiflung schrieben sie dem Schuh die Schuld für ihr Unglück zu. Und um den Fluch abzuwenden, be­schlossen sie, den Schuh als Kunst­ Pro­jekt getarnt wieder ins Schulhaus zurück zu bringen. Bei der Präsentation erzähl­ten sie ihre Geschichte, stellten das Pro­jekt vor und liessen den Schuh im Büro des Schulleiters zurück. Sie gewannen den Wettbewerb und das Glück kam zurück.Der Schuh wurde – gemäss Projektvor­schlag – im Schulhaus an zentraler Stel­le auf einem massiven Steinsockel unter Panzerglas ausgestellt. Ein kurzer Text auf einem Schild regt zum Nachdenken über Herkunft und Kraft des Schuhes an:

«Kinderschuh, um 1917. Es gibt Leute, die sagen, dass dieser Schuh 2008 beim Um-bau des Laubegg-Schuhlhauses im Dach-stock entdeckt wurde. Es gibt Leute, die denken, dass dieser Schuh eine unheim-liche Geschichte hat. Und es gibt Leute, die glauben, dass diese Schuh besondere Kräfte hat.»Haus am Gern liess in einem von Gergo-ry Gilbert-Lodge dezent illustrierten Ta-schenbuch vierzehn namhafte Schweizer AutorInnen über das Woher und Warum des Schuhs fabulieren. Das Taschenbuch erschien im SJW-Verlag und wird schweiz-weit in den meisten Schulhäusern vertrie-ben. Das Taschenbuch verortet den Schuh und das Laubeggschulhaus für alle Schul-kinder, die «Der Schuh» lesen. Als erste Herausforderung dazu wird im Prolog die Geschichte von Haus am Gern geschildert. Ob sie wahr ist, bleibt dahin-gestellt. Ob der Schuh seltsame Kräfte hat, ebenfalls.

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PIPFAX

2010Installation bestehend aus einem Büro und einem Pigmentprint

Für die Aktion «Office goes Art» foto­grafierte Haus am Gern über Nacht alle Schriften im Büro der Schweizerischen Herzstiftung, spiegelte die Fotos horizon­tal und klebte den Ausdruck über die Ori­ginalschriften. Das so veränderte Büro wurde mit einer hochauflösenden Kame­ra fotografiert. Das Bild wurde wiederum horizontal gespiegelt, ausgedruckt und ins Büro gestellt. Die Besucher von «Office goes Art» fanden sich vor dem Bild in ei­ner verkehrten Welt wieder.

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Na, noch da?

2010Installation, Mixed Media, 7-teilig

Platte, Schraube, Fuge – FestivalExperimente zwischen Stadt, Körper und ZeitKunstverein Leipzig

Die Ausstellung Na, noch da? war ein Pastiche über den alten und den neuen Osten Deutschlands, oder eben über das, was in subjektiver Bestandsaufnahme davon noch les- und erkennbar war. Haus am Gern baute im Kunstverein Leipzig aus sieben Po-sitionen einen Ort, der von Systemen, lückenhafter Erinnerung, Utopie und Identität sprach.

Werkteile:

Na, noch da?Neonschrift, orange; Schrift: Schulausgangsschrift SAS; 100 cm x 44 cm

Die OchsenkopftapeteWandmuster Antenne; Farbe: «Cool-Down-Pink»

Das Unsichtbarkeitskombinat4 Spiegel an 4 Backsteinmauern; Masse: 2 cm x 160 cm x 120 cm; 2 cm x 100 cm x 120 cm

PLATTE, SCHRAUBE, FUGE3 Maskottchen-Kostüme für Kinder

PLATTE, SCHRAUBE, FUGE I-IIIdrei dramatische Texte für Platte, Schraube und Fuge in drei Heften

• Schraube, Fuge, PlatteAllegorisches Singspiel in einem Akt.von Jasper A. Friedrich; Publizist, Medienwissenschaftler und Autor, Leipzig.

• Ein Theaterstück für eine Schraube, eine Platte und eine Fugevon Maren B. Gingeleit, Sønderborg (DK)

• Block Box. Platte, Schraube, Fuge. Eine Szene.von Patrick Hofmann, Autor, Berlin

relief I & IIrelief I – der Mauersprungrelief II – die Wurst mit drei Enden2 Flachreliefs, Lindenholz, 4 cm x 60 cm x 80 cmAusführung: Jürgen Strege, Maler und Bildhauer, Leipzig

SIEBEN TROMMELN (Egon, Erich, Walter, Margot, Günter, Alexander, Markus)sieben Gartengrills; Waschtrommeln, Inox; Design und Ausführung: Hannes Fechtner und André Berchtold, Leipzig

Abbildung rechte Seite

Abbildung rechts

Abbildung rechts

Abbildung Hintergund

Abbildung oben

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Selbstportrait als Künstlerpaar XVII (R-G-Y)

20113D-Video 5min, stumm; oben Videostills

Inspiriert vom Videopionier Peter Campus und dessen Video R-G-B von 1974, das die spezifischen Charakteris tika der Video-technologie zum Thema macht. In ver-schiedenen Versuchsanordnungen zeigt Campus, wie Lichtfarben sich addieren und neue Farbtöne erzeugen. «R-G-Y» zeigt das Künstlerpaar im Licht einer Verkehrsampel

PIPIFAX FOR TIRANA “Through the Looking-Glass, and What We Found There”

2011horizontal gespiegelte, hochauflösene Panoramafotografien, dimension variabel

Tirana-Bern Intercultural Exchange Pro Helvetia

Auf den ersten Blick sehen die PIPIFAX-Bilder unauf-fällig aus, aber alle abgebildeten Figuren spielen eine bildgebende Rolle. Die 13 Bilder sind alle seitenver-kehrt und die Grösse der Photos erlauben es, jedes kleine Detail zu überprüfen. Dabei entdeckt man, dass gewisse Figuren Schilder hochhalten. Zu diesen Elementen gehört auch das Zifferblatt des Glocken-

PIPIFAX FOR TIRANATrough The Looking Glass, and What We Found There / Përtej pasqyrës, dhe çfarë gjetëm aty

Tirana 2011 © Haus am Gernwith / me

Ernard Dyli, Amanda Hyseni; Thanks to / falenderojmë: Jona Matohiti / Ashraf Anwer

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PIPIFAX FOR TIRANATrough The Looking Glass, and What We Found There / Përtej pasqyrës, dhe çfarë gjetëm aty

Tirana 2011 © Haus am Gernwith / me

Ernard Dyli, Amanda Hyseni; Thanks to / falenderojmë: Jona Matohiti / Ashraf Anwer

turms, die Beschriftung des Bahnhofes von Tirana oder die Werbetafeln und Beschriftungen von Bars und Hotels. Sie sind der Beweis, dass die Photos spiegelverkehrt sind: Auf der Photographie lesbar, wurden sie bei der Aufnahme – seitenverkehrt – von den Figuren eigenhändig ins Bild gesetzt, und deshalb nach der digitalen Spiegelung wieder les-bar … Auf allen Photos erscheint die Albanische Flagge. Der zweiköpfige schwarze Adler, das Symbol der Albanischen Flagge, ist das einzige Element, das sich auf den gespiegelten Bildern nicht verändern lässt.

Die Photos wurden alle an zentralen Orten Tira-nas aufgenommen und reflektieren die politischen Veränderungen und soziale Dynamik der Stadt in den letzten Jahren und insbesondere der letzten Monate und wurden als Metaphern für diese Si-tuation konzipiert. Sie spiegeln die Realität, in der wir leben, und führen vor, dass wir alle Teil die-ser verkehrten Welt sind. Es liegt in unserer Ver-antwortung, den Dingen ihren richtigen Platz zu geben. Dieses Werk gibt uns die Möglichkeit, die Welt aus einer andern Perspektive zu sehen und unsere Rolle, die wir in dieser Gesellschaft spielen, zu hinterfragen.Adela Demetja, Tirana Art Lab

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PIPIFAX FOR TIRANATrough The Looking Glass, and What We Found There / Përtej pasqyrës, dhe çfarë gjetëm aty

Tirana 2011 © Haus am Gernwith / me

Ernard Dyli, Armando Qoshku, Florjan Fejzollari

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PIPIFAX FOR TIRANATrough The Looking Glass, and What We Found There / Përtej pasqyrës, dhe çfarë gjetëm aty

Tirana 2011 © Haus am Gernwith / me

Ernard Dyli, Armando Qoshku, Florjan Fejzollari

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CHARLIE‘S SHOE TREE

2011 InstallationHolzkonstruktion von Michel Schmid, Courgenay, nach einer Zeichnung von Charlers Darwin aus dem Jahr 1837; h 17.5m

Charles Darwin kritzelte 1837 die Zeich-nung eines Lebensbaumes in sein Notiz-buch, und skizzierte damit zum ersten mal die Theorie der Evolution der Arten ohne Einfluss eines himmlischen Schöpfers. Die berühmte kleine Zeichnung ist ein Grund-stein der Aufklärung, die im 18. Jh.begann und die Menschheit zu einem neuen, kri-tischen Selbstverständnis führen sollte.«Aufklärung ist der Ausgang des Men-schen aus seiner selbstverschuldeten Un-mündigkeit», sagte der Philosoph Imma-nuel Kant (1724–1804).Haus am Gern hat die folgenschwere Zeichnung vom Bildhauer Michel Schmid im Masstab 250 :1 nachbauen lassen.Das Publikum war gebeten, ein Paar ge-tragene Schuhe mitzubringen und in den Baum zu werfen — als persönliche Geste, deren Bedeutung jeder und jede für sich selber definiert und damit den Baum zum Blühen bringt.

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THINGS THAT ARE NOT ETERNAL ARE ALREADY OUT OF DATE

2011Installation; Kacheln, Zimmerbrunnen, Umlaufpumpe

Die Installation im Stile eines Kurbrun-nens wird je nach Technikgewandtheit des Publikums unterschiedlich gelesen. Die Komposition des Wandmosaiks über dem Jungbrunnen ist computergeneriert

und enthält eine verschlüsselte Botschaft in Form eines QR-Codes (englisch: Quick Response, «schnelle Antwort»). Mit einem QR-Scanner kann die Bot-schaft dekodiert werden (sowohl direkt vom Werk wie auch hier ab Bild). Viele Mobiltelefone verfügen über eine einge-baute Kamera, die nach der Installation einer Applikation das Scannen und Ent-schlüsseln von QR-Codes ermöglicht.

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Selbstportrait als Künstlerpaar XVI (SVP)

20118 Pizzas, Porträts durch Pizzaiolos nach einer Fotografie des Künstlerpaares

Intervention von Haus am Gern für die «Canto nale Berne Jura» 2011/2012.Kunsthalle Bern, Stadtgalerie PROGR Bern, Cafete Reitschule Bern, Kunsthaus Langenthal, Kunstmuseum Thun, Kunst-haus Interlaken, Centre d‘Art Jurassien Moutier, Centre Pasquart Biel/Bienne

An jede der acht Institutionen liess Haus am Gern während der Vernissage von ei-ner ortsansässigen Pizzeria zwei Pizzas ausliefern. Die Pizzas wurden von den je-weiligen Pizzaiolos als Porträts nach einer Fotografie von Rudolf Steiner und Barbara Meyer Cesta gestaltet. Die Pizzas wurden fotografiert und ans Publikum zum Ver-zehr verteilt. Die Abbildungen der Pizzen wurden am folgenden Tag in die jeweiligen Ausstellungen integriert.

Pizza: Avsar Sinan, Brunos Pizzakurier, Interlaken

Pizza: Suda, Pizzeria Garibaldi, Bern

Pizza: Mihail Moldavon, Joshi-Pizza, Moutier

Pizza: Sair Asani, Bravo Pizza, Biel/Bienne

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FO2X (Recalling Terry Fox)

2011Installation, mixed media

•Eingangspforte/Ausgangspforte 80cm h, Kunststoff, Text/Bild gelasert

•Sauerstoffspender, Mischpult, Mikrofon, Lautsprecher

•Handlauf 6m, beschriftet; 10 Prints 33 x 48.5cm (like with many artists, you basically have one story to tell, but there’s all kinds of ways to tell the sto-ry, countless different ways. maybe what you’re looking for is just the right way to tell it. and maybe, if you found it, you wouldn’t need to tell it anymore. which would be nice)

•Songtext (Fox On The Run) Bleistift auf Wand

•Sound, Resonanzlautsprecher hinter der Wand

•Video, stumm (Dailey & Vincent - Fox on the Run@US Embassy Switzerland)

•Videoprojektion Terry Fox Marathon

•1000 Schnürsenkelpaare bodendeckend

>für BONE14 Festival für Performance-kunst; Recalling Terry Fox, Stadtgalerie Bern 2011

Konnte Terry Fox fliegen?*Zum Fliegen braucht es Luft. Luft besteht zu 20,942 % aus Sauerstoff. Sauerstoff ist das häufigste Element auf der Erde. Fast alle Lebewesen benötigen Sauerstoff zum Leben. Beim Abbau des Sauerstoffs in der Atmungskette entstehen freie Radikale. Freie Radikale werden für Alterungspro-zesse oder die Entstehung von Krebs ver-antwortlich gemacht. Experimente dazu lieferten bisher nur widersprüchliche Er-gebnisse.Haus am Gern liess vorsorglich mittels Patenschaft zwei Störche (bei SOS-Storch) auf Terry und Fox taufen und hat sich an-lässlich von BONE weiter mit dem Thema befasst. Entstanden ist eine performative Rauminstallation, die zwei Biografien ver-quickt, welche mehr mit einander zu tun haben, als erwartet.Das Publikum durfte den Raum nur ohne Schuhe betreten und als Geschenk zwei-Schnürsenkel mitnehmen.

*siehe: Terry Fox, Levitation, Performance/Installation, Richmond Art Center, Richmond 1970

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Die Wahl der Orte erfolgte einerseits rein zufällig, andererseits nach Kriterien, wel-che die Recherchen der Geschichte(n) vor Ort lieferten. Denn in Israel über-lagern sich selbst in der ödesten Wüste Ereignisse, welche sich vor Jahrzehnten, Jahrhunderten oder Jahrtausenden ereig-net haben und heute als historische Be-weise rechtliche, politische und religiöse Ansprüche rechtfertigen sollen; ganz zu schweigen von denjenigen Orten, die den verschiedenen Religionsgemeinschaften als «von Gott versprochen» und deshalb als nicht verhandelbar gelten.

Gewohnheitsrecht (Custom) gilt als eine Grundlage des Zivilrechts, das die zwi-schenmenschlichen Belange regelt. Da Ge-wohnheitsrecht nicht auf vernunftbasier-ten Entscheidungen beruht, kann es zum Gegenstand von Diskussion und Inter-pretation werden, vor allem dann, wenn sich wie in Israel jüdisches Recht mit is-lamischem Recht mit arabischem Recht mit militärischem Ausnahmerecht mit Zi-vilrecht durchdringen. Die fotografierten Landschaften und Städte Israels und der Westbank zeugen von dieser Tatsache.

CUSTOM CREATES LAW

2011 74 Bügelschlösser; permanente Installation an 74 Orten in Israel und den besetzten Gebieten des Westjordanlandes

>CULTURESCAPES ISRAEL Swiss Season 2011

CUSTOM CREATES LAW wurde im Ok-tober 2011 in Israel im Rahmen der Swiss Season des Kulturfestivals CULTURS-CAPES 2011 realisiert. Die Gastgeber waren Lea Mauas und Diego Rotmann aka Sala-Manca, die als Kuratoren in Ein Kerem bei Jerusalem das «Mamuta Art and Media Center» betreuen.

Eingeladen, ein Projekt im öffentlichen Raum zu entwickeln und zu realisieren, verbrachte Haus am Gern den Oktober 2011 im Ein Kerem. Auf ausgedehnten Reisen durch Israel und die besetzten Ge-biete befestigte Haus am Gern an Zäunen, Gittern, Abschrankungen und Geländern Bügelschlösser, auf denen vorgängig der Text CUSTOM CREATES LAW eingra-viert worden war. Im Ganzen wurden 74 Schlösser illegal befestigt (sie können nur mit Gewalt entfernt werden), die Schlüssel archiviert und die Orte fotografisch mit einigen Dutzend Fotografien festgehalten, die dann von einem Computerprogramm zu einem einzigen Bild zusammengefügt wurden.

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#60 Arab al-Jahalin, Main Road

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#60 Arab al-Jahalin, Main Road

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CUSTOM CREATES LAW

2012 Installation mixed mediaInkjet auf Gips, Plan, Schlüsselbund mit 74 Schlüsseln, Kaktus (Opuntia Ficus Indica) geritzt, Inkjetprint auf Karton (Jerusalem, Altstadt, jüdisches Quar-tier); Lese- und Bilderbuch

>Mobile Territorienvisarte aargau, Kunstraum Baden 2012

Die in Baden aufgebaute Installation ver-ortet die 74 Schlösser in Israel und bettet

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sie in einer bühnenartigen Szenerie ein. Am Schlüsselbund hängen die 74 Origi-nalschlüssel.Der Feigenkaktus ist ein wichtiges Symbol in der Palästinensischen Kunst. Er steht an palästinensischen Dorfeingängen als Grenzzeichen – und steht auch heute noch bei den Ruinen der palästinensischen Dörfer in Israel, die 1948 zerstört und eth-nisch gesäubert wurden. Die vertriebenen palästinensischen Flüchtlinge und ihre Nachkommen bewahren den Hausschlüs-sel aus ihrem Heimatdorf auch heute noch als Beweis für ihr Rückkehrrecht auf. Dem Feigenkaktus in der Installation wurde

die Goldene Regel DO AS YOU WOULD BE DONE BY! (Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst!) ein-geritzt. Die Goldene Regel ist ein ethischer Grund-satz fast aller Religionen, insbesondere Ju-dentum, Christentum und Islam. Sowohl die Texte als auch die Bilder im Lese- und Bilderbuch sind Collagen aus vielen Fragmenten, die – aufgenommen aus verschiedenen Blickwinkeln und von unterschiedlichen Standorten – zu einem subjektiven Ganzen zusammenge-fügt wurden. Jedes Bild zeigt eines der 74 Schlösser in situ.

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DO AS YOU WOULD BE DONE BY

2012 Kaktus (Opuntia Ficus Indica) geritzt

Sommerausstellung Südsicht;Südhang, Klinik für Suchttherapie, Kirchlindach

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einszweidreivierfünf

Wettbewerbsgewinn 2011, RAIFFEISEN Herzogenbuchsee Realisierung 20125 Hitching Posts; Messingguss, h 120 cm5 Fotografien, 60 x 76.5 cm, C-Print

Haus am Gern inszenierte die historisch erhaltene Situation um die neue Raiff-eisen-Filiale mit sog. Hitching Posts, Anbindepfosten, an denen damals F.W. Raiffeisen und die Bankkunden ihr Pferd angebunden hätten. Deshalb wird auch der Brunnen an seiner Originalposition belassen und nicht umgestaltet: Hier wird das durstige Pferd getränkt.

Während die «Hitching Posts» auf dem Vorplatz der Geschäftsstelle die Kun-dInnen mit einem simplen und für jeder-mann verständlichen Zählsystem (wohl dem ersten Zählsystem der Menschheit überhaupt) empfangen, lassen wir im In-nern der Bank den Protagonisten auftre-ten, auf den die ganze Raiffeisen-Idee zu-rückgeht: Friedrich Wilhelm Raiffeisen.1862, ein Jahr vor dem Bau des heutigen Raiffeisen-Gebäudes in Herzogenbuchsee gründete Friedrich Wilhelm Raiffeisen die erste Darlehenskasse mit dem Ziel, Wucher auszuschalten und das Kapital da nutzbar zu machen, wo es erarbeitet wurde Auf einer Serie von 5 nebeneinander ge-hängten Fotografien sehen wir Friedrich Wilhelm Raiffeisen (gedoubelt von einem

professionell geschminkten Foto-Model) vor einer Wand mit ebenfalls fünf kleinen Bildern. Auf dem ersten Bild zeigt er (ana-log zu den «Hitching Posts» auf dem Vor-platz) mit den Fingern der rechten Hand die Zahl 1, auf dem zweiten die Zahl 2, auf dem dritten die Zahl 3, auf dem vierten die Zahl 4, auf dem fünften Bild schliesslich die Zahl 5.Auf den ersten Blick scheint die Bildlogik gegeben:• Friedrich Wilhelm Raiffeisen bzw. sein Double steht vor fünf leeren Tafeln, wobei sein Kopf die mittlere Tafel verdeckt.• Auf dem ersten (linken) Bild sind die Ta-feln noch leer.• Auf dem zweiten Bild erscheint das erste Bild auf der Tafel links oben.• Auf dem dritten Bild sieht man das erste Bild und daneben das zweite Bild,und so weiter.• Und so weiter?• Mit dem vierten Bild bricht die Bildlo-gik ein, da Raiffeisens Kopf die dritte Tafel verdeckt.Wer nun beginnt, auf den zwei restlichen Tafeln die sichtbaren und die nicht sicht-baren – weil verdeckten – Tafeln zu zählen, wird bald einmal konfus. Damit Verstand und Logik nicht ganz im Leeren drehen, hier noch folgende Information: um die fünf Fotografien zu machen, muss der Fo-tograf im Ganzen zwölf Bilder schiessen...

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Böse Town

2012Installation, mixed media•21 Miniaturzeichnungen, Pigmentstift, gerahmt, 52 x 42 cm

•Personenleitsystem, 36-teilig, beschriftet

•8 Porzellantore, glasiert, Dekor Sieb- druck gebrannt

Ein Personenleitsystem führt das Publi-kum der Galerie DuflonRacz in der Altstadt von Bern von der Strasse her durch den ersten Raum und gibt in engen Bahnen den Weg zu den im hinteren Raum hängenden Porzellanobjekten vor.Der Rückweg führt zum frei begehbaren Ka-binettraum, wo die Zeichnungen hängen. Die Miniaturdarstellungen der Tötungssze-ne zwischen Kain und Abel wurden nach Darstellungen aus der Kunstgeschich te, je-doch nur «so gross wie eine Fliege» gezeich-net und sind frei im Format angeordnet.

GO DOWN, GET SUIT, GET PHASER, GET SHOVEL, TO DESTROY, GO UP, PUSH RED, GO DOOR, WEAR SUIT, PUSH RED, GO DOOR, JUMP, GO NORTH, GO NORTH, GO CAVE, SHOOT BOULDER, GO LIGHT, REMOVE SUIT, DROP PHASER, PULL ROD, PUSH ROD, PULL ROD, PUSH ROD, PULL ROD, PUSH ROD, PULL ROD, PUSH ROD, TOUCH PLASTIC, WEAR SUIT, GO LIGHT, GET PAINTING, GET SCULPTURE, GO LIGHT, REMOVE SUIT, WEAR GOGGLES, LOOK PAINTING, DROP PAINTING, DROP GOGGLES, GET BELT, DROP SCULPTURE, PULL ROD, PUSH ROD, TOUCH PLASTIC, WEAR BELT, DROP SHOVEL, TWIST BUCKLE, WEAR SUIT, GO LIGHT, GET BRANDY, GO LIGHT, DROP BRANDY, GO LIGHT, GET METAL, GO LIGHT, REMOVE SUIT, TWIST BUCKLE, DROP BELT, DROP METAL, GET SHOVEL, GET PHASER, TO STUN, PULL ROD, TOUCH PLAS-TIC, PUSH ROD, PULL ROD, PUSH ROD, TOUCH PLASTIC, GO LIGHT, DIG, GET PICK, DROP SHOVEL, GO JUNGLE, GO EAST, SAVE GAME, SOMETIMES YOU ARE KILLED BY THE HOUND, SHOOT HOUND, GET HOUND, GO SOUTH, GO WEST, GO LIGHT, PULL ROD, PUSH ROD, TOUCH PLASTIC, WEAR SUIT, GO LIGHT, DROP HOUND, WAKE HOUND, GO WEST, DIG, GET HOUND, SHOOT HOUND, GET DIAMOND, TO DESTROY, SHOOT HOUND, THERE IS A BUG HERE AND THE HOUND DOES NOT BURROW OFF, DROP HOUND, WAKE HOUND, GO NORTH, GO NORTH, GO LIGHT, REMOVE SUIT, DROP PICK, GET BRANDY, GET BELT, GET PAINTING, PULL ROD, TOUCH PLASTIC, PUSH ROD, TOUCH PLASTIC, WEAR SUIT, GO LIGHT, GO UP, GO WEST, GO SHIP, PUSH RED, REMOVE SUIT, DROP BRANDY, DROP DIAMOND, DROP BELT, DROP PAINTING, WEAR SUIT, PUSH RED, GO DOOR, JUMP, GO NORTH, GO NORTH, GO CAVE, GO LIGHT, GET METAL, GET SCULPTURE, BREAK ROD, GO LIGHT, GO UP, GO WEST, GO SHIP, PUSH RED, REMOVE SUIT, GO DOOR, GO DOWN, OPEN HATCH, GO CRAWLWAY, PUT ROD, GO UP, DROP HATCH, DROP METAL, GO UP, PUSH RED, PUSH BLUE, LIFT OFF, PUSH RED, GO DOOR, DROP SUIT, GET DIAMOND, GET BELT, GET PAINTING, GET BRANDY, PUSH RED, GO DOOR, DROP BELT, DROP BRANDY, DROP DIAMOND, DROP PAINTING, DROP SCULPTURE, SCORE.

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GO DOWN, GET SUIT, GET PHASER, GET SHOVEL, TO DESTROY, GO UP, PUSH RED, GO DOOR, WEAR SUIT, PUSH RED, GO DOOR, JUMP, GO NORTH, GO NORTH, GO CAVE, SHOOT BOULDER, GO LIGHT, REMOVE SUIT, DROP PHASER, PULL ROD, PUSH ROD, PULL ROD, PUSH ROD, PULL ROD, PUSH ROD, PULL ROD, PUSH ROD, TOUCH PLASTIC, WEAR SUIT, GO LIGHT, GET PAINTING, GET SCULPTURE, GO LIGHT, REMOVE SUIT, WEAR GOGGLES, LOOK PAINTING, DROP PAINTING, DROP GOGGLES, GET BELT, DROP SCULPTURE, PULL ROD, PUSH ROD, TOUCH PLASTIC, WEAR BELT, DROP SHOVEL, TWIST BUCKLE, WEAR SUIT, GO LIGHT, GET BRANDY, GO LIGHT, DROP BRANDY, GO LIGHT, GET METAL, GO LIGHT, REMOVE SUIT, TWIST BUCKLE, DROP BELT, DROP METAL, GET SHOVEL, GET PHASER, TO STUN, PULL ROD, TOUCH PLAS-TIC, PUSH ROD, PULL ROD, PUSH ROD, TOUCH PLASTIC, GO LIGHT, DIG, GET PICK, DROP SHOVEL, GO JUNGLE, GO EAST, SAVE GAME, SOMETIMES YOU ARE KILLED BY THE HOUND, SHOOT HOUND, GET HOUND, GO SOUTH, GO WEST, GO LIGHT, PULL ROD, PUSH ROD, TOUCH PLASTIC, WEAR SUIT, GO LIGHT, DROP HOUND, WAKE HOUND, GO WEST, DIG, GET HOUND, SHOOT HOUND, GET DIAMOND, TO DESTROY, SHOOT HOUND, THERE IS A BUG HERE AND THE HOUND DOES NOT BURROW OFF, DROP HOUND, WAKE HOUND, GO NORTH, GO NORTH, GO LIGHT, REMOVE SUIT, DROP PICK, GET BRANDY, GET BELT, GET PAINTING, PULL ROD, TOUCH PLASTIC, PUSH ROD, TOUCH PLASTIC, WEAR SUIT, GO LIGHT, GO UP, GO WEST, GO SHIP, PUSH RED, REMOVE SUIT, DROP BRANDY, DROP DIAMOND, DROP BELT, DROP PAINTING, WEAR SUIT, PUSH RED, GO DOOR, JUMP, GO NORTH, GO NORTH, GO CAVE, GO LIGHT, GET METAL, GET SCULPTURE, BREAK ROD, GO LIGHT, GO UP, GO WEST, GO SHIP, PUSH RED, REMOVE SUIT, GO DOOR, GO DOWN, OPEN HATCH, GO CRAWLWAY, PUT ROD, GO UP, DROP HATCH, DROP METAL, GO UP, PUSH RED, PUSH BLUE, LIFT OFF, PUSH RED, GO DOOR, DROP SUIT, GET DIAMOND, GET BELT, GET PAINTING, GET BRANDY, PUSH RED, GO DOOR, DROP BELT, DROP BRANDY, DROP DIAMOND, DROP PAINTING, DROP SCULPTURE, SCORE.

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Selbstportrait als Künstlerpaar XVIII (Tiere die von weitem wie Menschen aussehen)

2012C-Print, Diptychon, je 80 cm x 120 cm, gerahmt

Im Hochsommer bei Sonnenhöchststand ziehen sich die Ameisen (Formica rufa) in ihren Bau zurück und kommen nur bei Beschattung an die Oberfläche. Das Künstlerpaar beschattete je ein Bau für 20 Minuten mit seinem Körperschat-ten und fotografierte das Bild unmittelbar danach. Die einzelnen Ameisen zeich-nen quasi als «Pixel» für den Bildaufbau verantwortlich.

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