pharmaceutische chemie

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Daratellung von Saueratoff. - Entbitterung der Cascara Sagrada 31 B. Monabbericht. Pharmaeentische Chemie. Darstellnng von Senerstoff. Zur bequemen und vollig gefahrlosen Darstellung von Sauerstoff gibt F. G o h r i n g ein Verfahren an, welches auf der leichten Zersetzbarkeit des heute iiberall zugan lichen Wasser- stoffsu eroxydes bei Gegenwart von Metallen oder Meta%salzen beruht. Das $asserstoPisuperoxyd des Handels ist gewohnlich 3 proz. und der Haltbarkeit wegen mit Sauren versetzt; stumpft man letztere mit Ammoniak ab und Qbt zu der schwach alkalischen Fliissigkeit etwas Permanganat, so beginnt sofort eine sehr lebhafte Sauerstoffentwickelung. Eine Entwickelungsflasche, die rnit Tropftrichter und Gadeitungsrohr versehen ist, fiillt man zur Halfte mit Wasserstoffsu eroxyd, macht die Fliissigkeit mit einigen Tropfen Ammoniak alkaliscg , lafst durch den Tro ftrichter eine kleine Menge einer sehr verdiinnten Perman anatlosung (3 : f000) einfliefsen und schwenkt gelinde um. Die Entwicfelung von Sauerstoff beginnt sofort und geht gleichmafsig weiter ; 1Lfst sie nach, so fiillt man wieder etwas Permanganatlosung ein. Die Reaktion ist beendet, wenn eine Probe der Fliissigkeit nach dem Ansluern mit Schwefelsaure die rote Manganfarbung zeigt. Aus 100 ccm Wasserstoff- superox d des Handels erhalt man ca. 1 1 Sauerstoff, der, wenn er chemiscg rein sein 5011, selbstverstandtich noch in der gewohnlichen Weise gewaschen und getrocknet werden murs. (Chem.-Zeit. 12, p. 1659.) Hydrargyrnm naphtolicnm flavum, 8-Na htol Quecksilber, wird von E. I3 o m b e 1o n in etwas iiberschwanglicher %ei& als diejenige Queck- silberverbindung ernpfohlen, welche ob ihrer hervorragenden Eigen- schaften alle anderen bekannten Quecksilberverbindungen in den Schatten stellt. ,,Die Anwendnng geschieht in 1- bis 'Lproz. Verdiinnung rnit ge- gliihtem Kieselgur, oder als Salbenmiill, oder endlich rnit frischem Eiweif's abgerieben und rnit Wasser verdunnt als Schuttelmilch." ,,In allen diesen Formen wirkt es Wunder, selbst alte Wunden bekommen frische Riinder und heilen, Hautausschlage und Flechten gehen fort. Aufser seiner Tugend als Verbandmittel ist es ein vorziigliches Mittel gegen Syphilis, aber besonders hervorragend als Toter der T phus- bazillen, es rettet in Gabcn von 0,05 mehrmals taglich nach $orper- beschaffenheit fast alle Typhuskranken." Das neue Quecksilberpraparat kann als citronengelbes Pulver oder auch kr stallinisch gewonnen werden; cs enthiilt 30,8 Proz. metallisches Quecltsiker, ist neutral, geruchlos, unloslich in den bekannten Losungs- mitteln. Uber die Eereitung desselben teilt Verfasser etwss naheres nicht init. Me Entbitterung der Cascara Sagrada wird von Wright in einer von der Seite 217 v. J. beschriebenen, etwaa abweichenden Weise aus- gefiihrt. 450 Teile der feingepulverten Rinde werden mit 60 Teilen Magnesia usta gut gemengt und die Mischung rnit 900 Teilen Wasser zu ejnem Brei angeriihrt, den man 12 Stuoden stehen laf'st. Dann trocknet man die Xasse im Wassel-bade, pulverisiert sic wieder fein, durchfeuchtet das Pulver zunachst mit verdiinntem Weingeist und perkoliert dann mit verdiinntem Weingeist in der gewohnlichen Weise, bis die Rinde vollig Die Rolntur wird zur Syrupdicke eingedampft, dann mit (Pliarm. Zeit. 33, p . 739.) . erschopft ist.

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Daratellung von Saueratoff. - Entbitterung der Cascara Sagrada 31

B. Monabbericht.

Pharmaeentische Chemie. Darstellnng von Senerstoff. Zur bequemen und vollig gefahrlosen

Darstellung von Sauerstoff gibt F. G o h r i n g ein Verfahren an, welches auf der leichten Zersetzbarkeit des heute iiberall zugan lichen Wasser- stoffsu eroxydes bei Gegenwart von Metallen oder Meta%salzen beruht. Das $asserstoPisuperoxyd des Handels ist gewohnlich 3 proz. und der Haltbarkeit wegen mit Sauren versetzt; stumpft man letztere mit Ammoniak ab und Qbt zu der schwach alkalischen Fliissigkeit etwas Permanganat, so beginnt sofort eine sehr lebhafte Sauerstoffentwickelung.

Eine Entwickelungsflasche, die rnit Tropftrichter und Gadeitungsrohr versehen ist, fiillt man zur Halfte mit Wasserstoffsu eroxyd, macht die Fliissigkeit mit einigen Tropfen Ammoniak alkaliscg , lafst durch den Tro ftrichter eine kleine Menge einer sehr verdiinnten Perman anatlosung (3 : f000) einfliefsen und schwenkt gelinde um. Die Entwicfelung von Sauerstoff beginnt sofort und geht gleichmafsig weiter ; 1Lfst sie nach, so fiillt man wieder etwas Permanganatlosung ein. Die Reaktion ist beendet, wenn eine Probe der Fliissigkeit nach dem Ansluern mit Schwefelsaure die rote Manganfarbung zeigt. Aus 100 ccm Wasserstoff- superox d des Handels erhalt man ca. 1 1 Sauerstoff, der, wenn er chemiscg rein sein 5011, selbstverstandtich noch in der gewohnlichen Weise gewaschen und getrocknet werden murs. (Chem.-Zeit. 12, p . 1659.)

Hydrargyrnm naphtolicnm flavum, 8-Na htol Quecksilber, wird von E. I3 o m b e 1 o n in etwas iiberschwanglicher %ei& als diejenige Queck- silberverbindung ernpfohlen, welche ob ihrer hervorragenden Eigen- schaften alle anderen bekannten Quecksilberverbindungen in den Schatten stellt. ,,Die Anwendnng geschieht in 1- bis 'Lproz. Verdiinnung rnit ge- gliihtem Kieselgur, oder als Salbenmiill, oder endlich rnit frischem Eiweif's abgerieben und rnit Wasser verdunnt als Schuttelmilch." ,,In allen diesen Formen wirkt es Wunder, selbst alte Wunden bekommen frische Riinder und heilen, Hautausschlage und Flechten gehen fort. Aufser seiner Tugend als Verbandmittel ist es ein vorziigliches Mittel gegen Syphilis, aber besonders hervorragend als Toter der T phus- bazillen, es rettet in Gabcn von 0,05 mehrmals taglich nach $orper- beschaffenheit fast alle Typhuskranken."

Das neue Quecksilberpraparat kann als citronengelbes Pulver oder auch kr stallinisch gewonnen werden; cs enthiilt 30,8 Proz. metallisches Quecltsiker, ist neutral, geruchlos, unloslich in den bekannten Losungs- mitteln. Uber die Eereitung desselben teilt Verfasser etwss naheres nicht init.

Me Entbitterung der Cascara Sagrada wird von W r i g h t in einer von der Seite 217 v. J. beschriebenen, etwaa abweichenden Weise aus- gefiihrt. 450 Teile der feingepulverten Rinde werden mit 60 Teilen Magnesia usta gut gemengt und die Mischung rnit 900 Teilen Wasser zu ejnem Brei angeriihrt, den man 12 Stuoden stehen laf'st. Dann trocknet man die Xasse im Wassel-bade, pulverisiert sic wieder fein, durchfeuchtet das Pulver zunachst mit verdiinntem Weingeist und perkoliert dann mit verdiinntem Weingeist in der gewohnlichen Weise, bis die Rinde vollig

Die Rolntur wird zur Syrupdicke eingedampft, dann mit

(Pliarm. Zeit. 33, p . 739.)

. erschopft ist.

32 Priifmg des Glycerin. - Priifung des iiiheriechen &es.

verdiinntem Weingeist auf 450 Teile gebracht. (Durch Pharm. Zeit.) Neuerdings werden Stimmen laut, welche Rich gegen die Entbitterung dar llinde richten, weil sie die Wirknng derselben beeintrachtige.

E. R i t s e r t bemcrkt auf Grund seiner eingehenden Versuche , dafs die Priifung, welche die Phaimakopiie vor- schreibt, den Beweis fur die absolute Reinheit e k e s Glycerins nicht liefert und schlagt vor, an ein reines Glycerin folgende Anforderungen zu stellen: Es sei 1. neutral, ?. vollkommen fluchtig, 3. reduziere ammo- niakalische Silberlosung selbst nicht in der Wiirme.

Die Neutralitat ist durch Lackmus nachzuweisen. Die Probe auf vollkommene Fliichtigkeit geschieht nach der von II a g e r angegebenen Methode, indem man einen 'fropfen Glycerin auf cinem Objektglas uber einer mafsisig brennenden Flamme verdampft. Die Stelle, an der sic& der Glycerintropfen befand, mufs bei durchfauendem Lichte vollkommen klar sein und darf nur cine kaum bemerkbare Grenzlinie zeigen. Die Probe mit ammoniakalischem Silbernitrat w i d am besten in der Weise aus- gefiihrt, dafs man 1 c:cm Glycerin mit 1 ccm Salmiakgeist zum Sieden erhitzt und in die siedende E liissigkeit 5 Tropfen Silbernitratlosung gibt ; innerhnlb 5 Minuten darf in dieser Mischung weder irgend eine F k b u n g noch Ausscheidung stattfinden. (Pharm. Zeit. 33, p . 715.)

Znm Nachweis des BanmwollsamenGles im Oliveniil. Ed. H i r s c h - s o h n hat im Goldchlorid ein Mittel gefunden, um im Olivenol einen Gehalt von Baumwollsamenol, welches letztere seit einigen Jahren eine immer ausgedehntere Verwendung zum Verschneiden teurerer Ole findet, rasch und sicher nachweisen zu kijnnen. 3 bis 5 ccm des zu prufenden Oles, welche sich in einem dunnwandigen Reagenzglase befinden, werden rnit 6 bis 10 Tropfen einer Losung von 1 g krystallisierten Goldchlorids in 200 ccm Chloroforni versetzt und gut gemischt; das Reagenzglas wird in kochendes Wasser gestellt - am besten benutzt man als Wasserbad ein Becherglas, um die Farbung bequem beobachten zu konnen - und bier etwa 20 Minuten lang belassen. Es darf in dieser Zeit keine rote Farbung auftreten.

Versuche, die mit Arachisol , IIanf61, Leinol, Mohnd, Mandelol, Oliveniil, Riibol, Ricinusol, Senfijl, Sesamol, Sonnenblumenol und. Wein- beerkernijl angestellt wurden , crgaben, dafs sich die genannten Ole, in der vorher bcschriebenen Weise mit Goldchlorid behandelt, samtlich indifferent verhalten , oder doch keine wahrnehmbare Farbung zeigen, und dafs allein das Baumwollsamenol eine F a b u n g annimmt, die an- fhgl ich rosarot ist und nach einigen Minuten intensiv kirschrot wird. Uagegen 11fst sich Baumwollsamenol in Gemengen mit den genannten dlen nicht gleich gut mit Goldchlorid nachweisen; es gelingt gar nicht in trocknenden (hen, leicht aber in Arachisol , Sesamol, Mnndelol etc. und am schonsten in Oliveno1 bis herab zu 5 und 1 Prozent der Bei- mcngung. Olivenol mit 5 Proz. BaumwolIsamenol erscheint nach 6 bli- nuten rosa, nach 20 Minuten himbeerrot, mit 1 Proz. nach 15 Minuten rosa und nach 20 Nlinuten heflviolett. (€'harm. Zeitschr. f. Rufsl. 27, p.723.)

Nach einer Notiz yon J. B i e l in der ,,Pharm. Zeit." 1Lfst sicb auch im Schweineschmalz Baumwollsamen61 von 5 I'roz. an durch Goldchlorid rnit Sicherheit nachweisen, weil reines Schweineschmalz bei Behandlung mit Goldchlorid die Farbe absolut nicht verandert.

In einer langeren kritischen Darlegung der verschiedenen in neuerer Zeit bekannt gemachten .Me- thoden zur Priifung atherischer Ole" bemerkt 0. W a l l a c h zum Schlusse, dafs diese Methoden niemals zuverlassige Resultate werden .

Zur Priufnng des Glycerin.

Zur Priifnng der gtherischen Gle.

Gefarbtes Insektenpulver. - l’rufung des Sulfonals. 33

geben kijnnen, weil die ihnen zu Grunde liegenden Prinzi ien der Wissenschaftlichkeit entbehren und dafs eine wirklich z u v e ry a s s i g e Priifungsmethode sich nicht fruher werde aufstellen lassen, ehe nicht zwei Vorbedingungen erfiillt sind :

1. miissen die Substanzen, welche iu atherischen olen vorkommen, hinsichtlich ihres chemischen Vcrhaltens genau erforscht sein und man mufs charakteristische und leicht ausfiihrbare Reaktionen zur Verfiigung haben, um die einzelnen Bestandteile sicher nachweisen zu kijnnen;

3. murs festgestellt sein , innerhalb welcher Grenzen bei zuverlassig echten Olen die Quantitat der einzelnen Bestandteile je nach Jahrgang und ‘e nach Iierkunft variieren kann.

dezuglich des ersten Punktes seien iu den letzten Jahren zweifellos manche Fortschritte gemacht worden. Was den zweiten Punkt an- belange, so wurden - nachdem die erste Vorbedingung erfiillt i s t - schliefslich wohl nur die grofsen E’abriken Ltherischer Ole in der Lage sein , durch jahrelange Beobachtnngen diejenigen Daten festzustellen, welche h i ,,Entscheidung der Frage in Betracht kommen ob ein iitherisches 01 mit Geschick veifilscht ist.

Gefhrbtes Ineektenpidver. C. S c h w a r L berichtet uber ein sich durcli eine schijnc , lebhaft hochgelbe Farbe auszeichnendes Insektep- pulver, welches e r von einem Drogenhause zur Begutachtung empfh . Die mikroskopische Priifung gab ein vollkommen normales , mit nacf- weislich echtem Insektenpulver in jeder Beziehung ubereinstimmendes Bild ; die chelnische Priifung eines spirituijsen Auszuges dagegen kon- statierte die Anwesenheit von Curcumafarbstoff. Zweifellos wareu dem- nach die Bliiten zur Erhiihung ihrer Farbe vor dem Trocknen und Pulvern iriit einem dkoholischen Curcuma-Auszug impriigniert worden. (Phnwi. Zeit. 33, p . 691.)

Spiritus saponatus. Koch schneller und beyucmer als nach der (\Ton P e t e r s’e n angegebenenund) von der Pharmakopiie-Kommission acceptierten Methode (Archiv Band 224, 1). 659) l a h t sich nach E. U t e s c h e r Seifenspiritus fertigstellen , wenn man nicht die 15 proz. Kalilauge der Pharmakopiie, sondern cine 33- bis 34 proz. Kalilauge vom s ez. Gewicht 1J4 benutzt. Mischt man in einer Flasche 30 Teile einer sorehen Lauge mit 30 Teilen 96proz. Spiritus und 60 ‘i’eilen Olivenol, schuttelt die Blasche kraftig resp. rollt auf dem Tische, so resultiert nach 5 bis 10 hlinuten unter Selbsterwarmung cine klare Flussigkeit : die Seife ist fertig. (Xbt man nun den noch fehIenden Spiritus (250 Teile 96proz.) und das Wasser (230 Teile) hinzu, so ist auch der Seifenspiritus alsbald fertig.

Nicht so schnell, aber auch ohne Erwkmen im Wasscrbade und unter Verwendung der vorratigen 15 proz. Kalilauge, erhalt man einen tadellosen Seifenspiritus, wenn man nach E. 1) i e t e r i c h folgcndermarsen ve&hrt: Man gibt 60 Teile Olivenol, 70 Teile Icalilauge (Pharm. Germ. und 100 Teile Spiritus in eine Flasche, l a k t unter ijfterem Umschiitteln 3 bis 3 Tage oder so lnnge stehen, his eine klare Lijsung, d. h. Verseifun des dies erfolgt ist. Nun frjgt nian noch 200 Teile Spiritus und 170 Teik Wasser hinzu, uberlafst an einem kiihlen Orte mehrere Tage der Ruhe und filtriert schliefslich.

Zur Priifung des Sulfonals. Die vier chemischen Fabriken in Deutsch- land, welche Sulfonal herstcllen, haben eine Konvention abgeschlossen beziiglich der Iteinheitsanforderungen, denen das von ihnen gelieferte Fabrikat allseitig und jedeneit zu entsprecheu hat. Danach murs 1. das J’rodukt vollkoinmen weirs untl ?. absolut geruchlos sein; es dad’ 3. kcinen ausgesprochen bitteren Geschmack hahen; es m u k 4. einen

(Pharm. Zeit. 33. p. 690.)

(Pharn~. Centralh. 29, p . 571.)

Arch. 11. I’hariii. IXYII . Ed-. 1. I f P f i . 3

34 Thiol 1 1 . Ichthyol. - Henntzuug tles denatur. Spiritus als Brennstoff,

Schmelzpunkt yon 125,50 habeu iiiit einer Fehlergrenze von 0,2O nach oben iind nach unten; 5. endlich inufs eine bei 150 gesattigte wasserige Lasung von Solfond sich eine Stnnde Ian% indifferent verhalten gegen eine proz. wiisserige Permanganntliisung.

Die Priifiing anf Geschmack hat zweimal stattzufinden i n einem Zeitraum yon einer Stunrle, und zwar derart. dars znerst Type und dann Probe, das zweite Ma1 uingckelirt gepriift wirtl.

Die Genichspriifung wird naeli IC o b b e aiii besten in der Weise aos- gefiihrt, dafs man 0,s bis 1 g des Sulfonals mit etwa 10 g Wasser in einem Reagenzglase liocht ; cler geiingste dem Priiparat anhaftende Geruch wiirde sich in den entweiclienden Wasserdiimpfen in ganz intensiver Weise (Mercaptolgeriicl~) geltend iiiaclicn. (Pliarm. Cewtidh. 29, p . 614.)

Thiol und Ichthyol. E. J a c o 1 ) s o 11 hat auf kunstlichem Wege ein Praparat liergestellt, welches gauz tlieselben chemisehen I':igenschaften wie das Ichthyol besitzt und welches er ,,Thiol" oder wl)eutsclies Ichthyol" nennt. Zur Darstellung desselbeuaird dns sownannte Gaso1,ein Destillations-

rodukt des Braunkohlenteeres, nnter allgalilicheni Xusatz von Schwefel- {lumen im &bade auf iingefahr 2150 ethitzt : unter reichlicher Entwickelung von Schwefehvasserstoff geht die Scliwefelung der Kohlenwasserstoffe vor sich und durch Eintragen kleincrcr oder piifserer Mengen von Schwefel erhilt man mehr oder minder geschwefelte Kohlenwasserstoffe. Von eiuer konstanten Formel kann aber beim Thiol ebensowenig mie beim Ichthyol die Rede sein. Durcli weitere Behandlung mit Schwefelsaure erhalt mau die Thiosulfosaure und durch Neutralisieren der wiisserimen Losung derselben rnit hmmoniak das Ammonium sulfothiolicum, schlechth?n 'l'hiol oder Deutsches Tchtliyol genannt.

Die chemischen Eigenschaften ties Thiols stimmen, wie schon er- wahnt, ganz mit denen des Ichthyols iiberein und auch die bisher rnit dem Thiol gemachten thera eutischen Erfahrungen lnsscn classelbe als einen vollstkndigen Ersatz &s Ichthyols erscheinen. Dafs es iiberdies vie1 billiger als letzteres hcrznstellen ist, ist lcieht ersichtlicli. (Dnrck Jet. Fwtschritt", 4, p . 372.)

Ameisensaures Natrium als Reduktionsmittel. Nach F. N e 1 i s s e 11 (Zeit. f. anal. Chenzie) ist das aineiscnsaure Natriom, welches erhalten wird, indem man rohe Aineiseusiiiire init yon Natriumsulfat fteier Natron- lauge neutralisiert, die Liisung zur Trockne verdampft und den Riick- stand bei etwa 130° trocknet, ein selir brauchbares Reageus in der Lot- rohranalyse. Bei hiiherer 'I'empcratur gelit niimlicli das ameisensaure Natrinm unter Abspaltung von Wasserstoff und Kohlenoxyd in h'atrium- carbonat iiber und die frei werdenden Gase wirken so kraftig reduzierend, dafs Blci, Kupfer, Wismut, Silber, Antimon, selbst bei Anwendung der Oxydationsflamme des Lotrohrs , leicht als Eiretallkugelclien erhalten werden. Aucli zur Reduktion voii Zinn ist das Salz vorteilhaft stntt tles Cyankaliuuis zii verwenden ; man mischt zu diesem Zwecke die Probe mit einer griifseren Menge tles Salzes, erhitzt zuerst in der Re- duktionsflamme bis zum Schmelzen, danu kurze Zeit, abcr kriiftig, in der Oxydationsflamme. Die Ileparbildung gelingt ebenfalls sehr gut, selbst bei Spuren von Sulfaten. Will inan das ameisensaure Natriun an Stelle von Cyankalium ziir Rcduktion arsensaurer Sake benntzen. so empfiehlt es sich, etwas Kaliumbisulfat zuzusetzen.

Die Benutzung (10s denatiirierten Spiritns rrls Brennstoff in che- mischcn Laboratorien fiihrt nacfi G. 1i e i n h a r d t manche Ubelstiinde mit sich. Abgesehen von dem unangenelinien Geruch, der besonders un- mittelbar nach den1 Arisliisclien der FIa~niiie recht charakteristisch auf-

Wein- und Citronensiiure. - Safranin. 35

tritt, hat der n i t Pyridin denaturierte S iritus die Eigenschaft, Metalle zu losen. Kupfer, Zink, Messing u. dergf werden stark angegriffen, so dafs einerseits die Messinglampen (Berxeliuslampen) einer haufigen Aus- besserung bediirftig werden, andererseits sich die Dochte so voll Kupfer- und Zinksalze saugen, dafs sie oben an der BrennflHchc ganz inkrustiert erscheinen, wodurch die €Ieizwirkung der Lampen stark herabgemindert mird. Uer schlirnmste Ubelstand zeigt sich jedoch beim Gliihen yon Niederschliigen in Platin- oder Porzellantiegeln behufs gewichtsanalptische r Bestimmung, indem die Tiegel sich beschlagen, teils von mechanisch los- verissenen metallhaltigen Dochtkrusten, teils von verfluchtigtem Zink. hatintiegel werden dadurch in knrzer Zeit unbrauchbar. (Zeit. f. angezc. Clienaic 1888, p . 634.)

Urn wlisserige Lijsungen von Wein- and Citronensaure haltbar fur den Gebrauch als Reageus ZLI machen, einpfiehlt C. R e i n l i a r d t , denselben eine minimale Menge Salicylsaure zuzusetzen. Fur eine Losung yon 100 g Weinsaure in 1000 ccni Wasser genugt 0,l g Salicyl- siiure und fur cine solche yon 100 g Citronenslure in lo00 ccm Wasser genugen 0,2 g Salicylsawe, um diese Losungen jahrelang zu konservieren. Lijsungen von bernsteinsaurem Natrium dagegen lnssen sich durch Salicylsiiurc nicht lialtbnr machen. (Zeit. f- nqeru . Chemie 1888, 11. G34.)

Safranin, ein neiies Reagenv auf Traubenzucker. Unter den ,.Safraninen" versteht man eine Iilasse von Farbstoffen von nicht ganz aufgekliirter Konstitution, welche durch Oxydation eines Gemisches von 1 Molekul eines ) Phenylendiamins, 1 Molekul eines primaren und 1 Molekul eines zweiten &onamins, dessen Parastellung noch frei ist, erhalten werden. Iliese E'arbstoffe krystallisieren gut, die Krystalle zeigen kantha- ridenartigen Reflex und sind in Wasser leicht liislich. Durch Einwirkuug von Reduktionsmitteln gehen sie in ungefiirbte Leukoverbindungen iiber. Auf den beiden letzten Eigenschaften, der Lijslichkeit in Wasser und der Heduzierbarkeit der Safranine, beruht die von 1,. C r i s m e s em- pfohlene neue Zuckerprobe.

Versetzt man in einem Reagenzglase 2 bis 3 ccm einer Safraninl6sung (1 : 1000) mit einigen Tropfen einer 1 proz. Traubenzuckerlijsung und n i t 2 bis 3 ccm einer 10proz. Natronlauge, verschliefst das Glas und setzt es in ein Wasserbad, so sieht man, dafs die Fliissigkeit sich bei GO bis 65 O entfiirbt. I h r c h die andauernde Wirkung des Traubenzuckers ist die Bildung der (farblosen) Leukoverbindung eingetreten, und weil die letztere in Wasser unloslich ist, so erscheint die Flussigkeit wiihrend des Erkaltens milchig getrubt. Allmahlich treten nun an ihrer Ober- flachc rote Streifen a d , weil durch die oxydierende Einwirkung des Luft- sauerstofYes sich wieder Safranin zuruckbildet, dessen Entstehung durch Einblasen von Lnft etc. begiinstigt werden kann.

Zur Priifung eines Hams :tuf Zucker wird 1 ccm desselben mit 5 ccm Safraninlosung (1:lOOO) und 2 ccm Natronlauge bis zum Sieden erhitzt; tritt Entfiirbung ein, so ist der IIarn als cin diabetischer zu be- zeichnen, denn die in normalem fIarne vorhandene Zuckermenge ist nicht im Stande, jcne 5 ccm vollstandig zu reduzieren bezw. zu entfjrben. Harnsaure, Creolin, Chloral, Chloroform, Wasserstoffsuperoxyd und Bydroxylaminsalze, welche die F e 11 1 i II g' sche Losung samtlich reduzieren und daher leicht Zucker vortauschen, entfiirben das Safritnin n i c h t. Chloral und Chloroform bewirken allerdings unter Entwickelung von Isonitrit eine Abschwachung der rotcn Farbung, aber es tritt keine voll- stindige Entfarbung ein, auch scheidet sich die Leukobase nicht unlijslich :ib. E i w e i fs dagegen entfiirbt es langsam, aber vollkominen.

3 ?

36 Weizen. - Wasser. - Schweineschmalz.

Das Reagens ist gut haltbar uncl liann selbstverstandlich aucli zum Nschweis von Zucker in Nahrungs- und Genufsmitteln (event. nach der Inversion) oder in Glykosiden (nach deren Erhitzen rnit Mineralsauren) benutzt werden. (Vergl. c l . Zeitschr. 1888, S. 1134.) G. H.

(‘Xach Phami. Zeit. 33, p. 651.)

Nshmngs- und Gennfsrnittel, Oesnndheitspflege. Weizen. Nach Untersuchungen von 11. We i g m a n n I l k s t sich

Weizen, welcher zum Zweck seiner Werterhijliung geolt i s t , von un- geijltem dadurch am besten unterscheiden, dafs man ilin rnit Bronze oder besser noch mit Curcumapulver schiittelt , mobei sich der geBlte Weizen mit beiden Pulvern uberzieht. welche beim Reiben rnit trockenem Filtrier- papier fest haften bleiben , wahrentl bei ungeoltem Weizen aller Staub leicht abgerieben wird und nur in der Kerbe und den Grannen etwas haften bIeibt. Ebenso ergibt dns Abwaschen bezw. Ausziehen mit Ather und Bestimmung ties Estraktes gute Resultate. Weniger zweck- iniifsig ist dagegen die sogenannte Camphorprobe, welche darin besteht, dafs man auf die Oberfliche cines mit Wasser gefiillten Becherglases etwas Camphorpulver streut, wobei die Camphortcilchen in lebhaft rotierende Bewegung geraten, welche sofort aufhijrt, sobald man geolten Weizen in das Glas gibt, aber bestehen bleibt, falls der Weizen ungeolt ist. Erstere zwei Methoden ergaben ziemlich iibereinstimmende Resultate, weniger giinstige die Cam horproben. Immerhin ist es aber zweck-

init selbstgeiiltem Weizen am nicht geiiltem dargestellt, und die Kesul- tate mit denen der fraglichen Sorten zu vergleichen. (Chcm-Zeif. 1888, 11.1358,)

€1. S c h r e i b hat Untersuchungen angestellt, urn zu kon- stirtieren, ob der zur Reinigung yon Abwasser angewendete Atzkalk organische Substanz, welche in den Abwassern suspendiert ist., imstande ist, in Liisung uberzufuhren. Seine Untersuchungen bezweckten zunlchst, festznstellen, ob ofsere oder geringere Mengen von Kalk auch grijfsere oder geringere engen von organischer Substanz in Lijsung bringen. Nach den gewonnenen Resultaten verneint er diese Ansicht. Weiter ha t Vedasser festgestellt, dsfs der Kalk nicht imstande ist, orga.nische Sub- stanz in Lijsung zu halten, welche bei der Neutralisation mit der im Flufswasser enthaltenen freien Kohlensanre oder dem Caleiumcarbonat ausfallt und so die Ursache bildet, dafs die Flusse verschlammen und Anlafs zur Pilzbildung geben , wiewohl er die verschiedensten Arten von Abwasser in den Rereich seiner Versuche gezogen hat. Wenn nun Andere zu abweichenden Resultaten gekommen sind, so glaubt Ver- fasser dasselbe darauf zuriiekfiihren zu mussen, dars die Proben yon gereinigtem und ungereinigtem ’Wasser zu spSit zur Untersuchung

, indem im ungereinigten Wasser ein Teil dcr organischen Planen ubstanz durch GLrung vergast wird, w’khrend im gereinigten Wasser in Folge des Kalkgehaltes keine Giirung eintritt, also die organische Substanz voll erhalten bleibt. Nach rnehreren Tagen wurde also im gereinigten Wasser mehr organische Substanz als im ungereinigten Wasser vorhanden sein konnen, wahrend am ersten Tage das Umgekehrte der Fall war. (Chem.-Zeif. 1888, p . 1489.)

Schweineschmalz. G. A m b i i h l gibt die drei Methoden a n , welche er anwendet, um eine Verfalschung von amerikanischem Schweineschmalz mit Baumwollensamenol festzustellen. Es sind :

mSifsig, um ein sicheres Lrteil P . zu gewinnen , Gegenproben anzustellen

Wasser.