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Das CNZ wird in dieser Saison einen programmati-schen Schwerpunkt etablieren: Fokus Osten. Wir glauben, dass die Kunst unserer Zeit, also auch die Musik, sich Phänomenen zuwenden muss, die unsere Gegenwart und unsere Gesellschaft prägen.
Ost- und Südosteuropa und die angrenzenden
Regionen waren und sind Schauplätze tiefgreifender
Umwälzungen und krisenhafter Entwicklungen.
Spätestens seit Flüchtlingsströme durch Europa zie-
hen, ist die Vorstellung von einer «Festung Europa»
hinfällig geworden. Wir möchten danach fragen,
wie Phänomene, die mit solchen Entwicklungen zu-
sammenhängen, musikalisch reflektiert werden.
Es wird also beispielsweise um Gewalt oder Fremd-
heit gehen, aber auch um das Ineinander unter-
schiedlicher kultureller Prägungen. Der Fokus Osten
kann sich dabei in unterschiedlicher Weise reali-
sieren. Einerseits können ganze Konzerte dem Fokus
gewidmet sein, wie das in jenen Konzerten der Fall
Fokus Ostenist, mit den wir die Saison eröffnen: Geschichten
von Soldaten und Fremd. In anderen Konzertpro-
grammen sind es einzelne Werke, die diese Thema-
tik berühren. Einige Werke wenden sich direkt
Phänomenen wie Exil oder der Allgegenwart von
Gewalt zu. Andere – wie etwa Ligetis «Continuum» –
sind absolute Musik, vermögen aber in vermittel-
ter Weise dennoch Aspekte zu erhellen, die etwas
mit dem Fokus Osten zu tun haben. Schliesslich
haben wir Aufträge an drei Komponisten vergeben
und zumindest zwei von ihnen werden sich dezi-
diert in ihren Kompositionen den oben angespro-
chenen Phänomenen zuwenden: Mithatcan Öcal
(Türkei), Sascha Janko Dragicevic (Deutschland) und
Jan Krejcik (Tschechien). In den Kontext des Fokus
Osten gehören in der laufenden Saison ausserdem
Werke von Igor Strawinsky, Georges Aperghis, Beat
Furrer, Vinko Globokar, Dmitri Kourliandski, Liza
Lim und Samir Odeh-Tamimi.
Collegium Novum ZürichJournal # 1
In den vergangenen Jahren hat das CNZ mehrfach Werke von Marko Nikodijevic ins Programm genom- men: «Chambres de ténèbres», «Gesualdo Dub»
(beide 2013) und «Music Box» (2015). Im Konzert am 2. November 2016 steht erneut ein Werk von ihm auf dem Programm: «K-Hole / Schwarzer Horizont» – ein Grund mehr den Komponisten hier zu por-traitieren.
Fragt man Marko Nikodijevic nach seinen Lieblings-
komponisten, bekommt man eine Antwort, die
man bei einem zeitgenössischen Komponisten eher
nicht erwartet: Aram Chatschaturjan und Franz
Joseph Haydn. Ähnlich überraschend könnte die
Begegnung mit seiner Musik zumal bei an den
Idiomen avantgardistischen Musik geschulten
Hörern ausfallen. Der Autor dieser Zeilen erinnert
sich noch sehr genau des ersten Eindrucks einer
Aufführung eines Werkes in Donaueschingen: Das
war auratische Musik, zart, verhangen, morbid –
die sich all dem genussvoll hingab, das in der Neuen
Musik wo nicht «verboten» so doch zumindest
obsolet scheint. Man hatte aber keineswegs den
Eindruck, dass Nikodijevic nostalgisch Tonalität,
Melodie und pulsierende Rhythmik rekonstruieren
wollte. Die vertrauten Materialien klangen, als
wären sie neu erfunden worden. Der starke Eindruck
der Donaueschinger Uraufführung wurde durch
das Kennenlernen weiterer Musik bestätigt. Es sind
dies Klangwelten, die geradezu süchtig machen
können – vielleicht auch deshalb die vielen Auffüh-
rungen durch das CNZ ...
Beschäftigt man sich intensiver mit Nikodijevics
Kompositionen, erfährt man, dass der Computer
und die Benutzung bestimmter Algorithmen für ihn
wichtige Hilfsmittel darstellen, dass er oftmals
auf schon vorhandene Musik zurückgreift und dass
die Begegnung mit der Welt des Techno wichtig für
den Komponisten sind. Hörend käme man darauf
kaum, weil die oft vielschichtigen, schillernden Tex-
turen vor allem als eines erscheinen: Sie sind
genauestens ausgehört, scheinen gänzlich mit Sub-
jektivität getränkt: «So findet die Musik durch
implizite Dramatisierung fremder Leben ihre Stimme
um jene anderen Stimmen herum. Sie dringen in
Nikodijevics eigene Stimme – er spricht durch sie,
und sie durch ihn.» (John Fallas) Dieses Ineinander
von Eigenem und Fremdem findet sich auch in
«K-Hole / Schwarzer Horizont». Dieses Stück – das
übrigens aus jener in Donau eschingen erklungenen
und mittlerweile zurückgezogenen Komposition
hervorgegangen ist – bezieht sich u. a. auf ein Fund-
stück aus der Fremde, eine mongolische Melodie,
die ihm Gray Berger, Komponist und Klangregisseur
des CNZ, gleichsam «geschenkt» hat.
Marko Nikodijevic, geboren 1980 in Subotica (Serbien), 1995 – 2003 Kompositionsstudien in Belgrad bei Zoran Eric und Srdjan Hofman, anschliessend Aufbaustudium bei Marco Stroppa in Stuttgart. Lebt seit 2003 in Stuttgart. 2013 Komponisten-Förderpreis der Ernst von Siemens Musik-stiftung.
Die Mitschnitte der Aufführungen der beiden 2013 vom CNZ aufgeführten Werke von Marko Nikodijevic sind auf unserer Website cnz.ch unter der Rubrik Media zugänglich. «K-Hole / Schwarzer Horizont» wird am Mittwoch, 2. November 2016, 20 Uhr in der Tonhalle Zürich aufgeführt.
Saisonübersicht 2016 / 20172. November 2016, Zürich
Fremd Werke von Beat Furrer, Vinko Globokar, Sascha
Janko Dragicevic und Marko Nikodijevic
19. November 2016, Zürich
Tage für Neue Musik Zürich Werke von Nadir Vassena, Sebastian Gottschick,
Walter Feldmann und Liza Lim
9. Dezember 2016, Zürich
Klanginseln IV: Vier Portraits Werke von Thomas Kessler, Brice Pauset, Steffen
Schleiermacher und Sascha Janko Dragicevic
14. Januar 2017, Zürich
Kino im Kopf Werke von Arnold Schönberg, Michel van der Aa,
Alban Berg, Dmitri Kourliandski, Franz Schreker,
Ricardo Eizirik und Hanns Eisler
27. März 2017, Zürich und 29. März 2017, Genf
Farben Werke von Hugues Dufourt, Oscar Bianchi und
Maurice Ohana
31. März 2017, Ankara
Gastspiel Werke von Hugues Dufourt, Oscar Bianchi und
Mithatcan Öcal
8. April 2017, Baden
Musik im Industrieraum III Werke von Gary Berger, Hans-Jürg Meier,
Bruno Maderna, James Tenney und John Cage
6. Mai 2017, Niederurnen
Musik im Industrieraum IV Werke von Manos Tsangaris und Daniel Ott
19. Mai 2017, Zürich
Klanginseln V: Pulse – Flächen Werke von Philip Glass, James Tenney, György
Ligeti, Steve Reich und Karlheinz Stockhausen
9. Juni 2017, Zürich und 11. Juni 2017, Basel
Offene Landschaft Werke von Samir Odeh-Tamimi, Jan Krejcík, Georges
Aperghis und Enno Poppe
17. Juni 2017, Basel
Musik im Industrieraum V Werke von William Blank, Bruno Maderna, John Cage
und James Tenney
Für die freundliche Unterstützung unserer Konzerte danken wir
Hören und sehencnz.ch
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Gönner und Freunde des Collegium Novum Zürich
Portrait Marko Nikodijevic
Im vergangenen Frühjahr, am 21. Mai 2016, haben wir die erste Station unserer Reihe Musik im Industrieraum mit einem Rorschach-Parcours rea- lisiert und vier Stunden lang verschiedene Areale der Rorschacher Innenstadt bespielt. Daniel Fuchs hat daraufhin eine Kritik veröffentlicht, aus der wir einige Passagen wiedergeben möchten.
In allen Räumen arbeiten sich die Musiker ab. Das
Ganze ist ein Wechselbad von akustischen und opti-
schen Eindrücken. Immer tönt es. Instrumente,
Maschinen in Mixtur. Das Auge bleibt an der glim-
menden Esse hängen. Da ist eine Wagnertuba, die
Maschine dahinter gleicht ihr. Da sind Metallteile,
Gitter, Dosen, eine Flöte, eine Bassklarinette. Da ist
ein Dirigent, der Metallteile beackert. Die Wahr-
nehmung wird permanent verschoben. Und zuhin-
terst kann, durch ein vollgestelltes Regal hindurch,
Seniormeister Zwissler bei der Arbeit an der Werk-
bank beobachtet werden, begleitet durch sanfte
Harfentöne. Schmiede heisst das Werk von Carola
Bauckholt, das hier als Uraufführung erklingt. [...]
In Zusammenarbeit mit studio-klangraum Basel
hat das Collegium Novum Zürich eine Schweizer-
Tournee durch fünf verschiedene, industriell geprägte
Areale entwickelt. [...] Das Konzept schlägt ein:
Eine grosse Zuhörerschaft folgt dem fast vierstündi-
gen Rorschach-Parcours mit Spannung. [...] Wun-
derschöne Druckmaschinen der Marke «Heidelberg»
Gilles Grimaître ist seit Dezember 2015 festes Mit- glied des CNZ. Der legendäre Fragebogen, populär geworden durch Marcel Proust, ist genau die richtige Art, den Pianisten hier kurz vorzustellen.
Wo möchten Sie leben? Viktorianisches Haus, San Francisco
Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?Einen Schweizer Pass zu besitzen
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten? Fehler, die aus Ängsten resultieren
Was ist für Sie das größte Unglück? Unbeweglichkeit
Ihr Lieblingsmaler? Francis Bacon?
Ihr Lieblingsautor? James Joyce?
Ihr Lieblingskomponist? John Coltrane?
Ihre Lieblingstugend? Wahnsinn
Ihre Lieblingsbeschäftigung? Wach bleiben
Wer oder was hätten Sie gern sein mögen? Ein Mann mit Jean-Pierre Léaud’s Eloquenz und
Unverschämtheit (man muss «La Maman et la
Putain» ansehen)
Von beackerten Metallteilen «Do not check Proust’s answers!»
Das hiesige Festival für zeitgenössische Musik feiert sein dreissigjähriges Bestehen und bezieht dabei viele seiner ehemaligen Akteure ein.
1986 gründeten die Komponisten Thomas Kessler
und Gérard Zinsstag die «Tage für Neue Musik Zürich».
Im Sinne einer kleinen Retrospektive sollen zum
30-Jahr-Jubiläum zwischen dem 16. und 20. Novem-
ber 2016 alle künstlerischen Leiterinnen und Leiter
der letzten 30 Jahre als Komponisten oder Interpre-
ten in Erscheinung treten: Das Tonhalle-Orchester
spielt unter der Leitung von Pierre-André Valade
Werke der beiden Gründer, Bettina Skrzypzcak und
Moritz Müllenbach haben je ein Stück für ein Trio
komponiert, in dem Christoph Keller und Marcus Weiss
mitspielen, und im Konzert des Collegium Novum
Zürich werden Kompositionen von Walter Feldmann
und Nadir Vassena uraufgeführt, wobei Mats
Scheidegger einen Solopart übernimmt.
Als «Jubiläumskurator» wirkt eine weitere Per-
sönlichkeit der ersten Stunde: Hans-Peter Frehner,
der Gründer des ensembles für neue musik zürich,
spielte schon 1986 in mehreren Konzerten mit. Drei
Jahrzehnte später bestreitet sein Ensemble nun das
Eröffnungskonzert mit Uraufführungen von Lukas
Langlotz, Bruno Stöckli und der Australierin Liza Lim.
Sie wurde von Frehner als Composer in Residence
eingeladen und ist mit insgesamt zehn Werken im
diesjährigen Festival vertreten. Ausserdem wird sie
ein ihr gewidmetes Programm mit Studierenden
der ZHdK erarbeiten.
Einen besonderen Akzent setzt Hans-Peter
Frehner mit der Einladung der musikspartenüber-
greifend vernetzten Gruppe Studio Dan um den
Wiener Komponisten Daniel Riegler, die am Samstag
in einem Spätkonzert im Musikklub Mehrspur auf-
treten wird. Das Finale des diesjährigen Festivals
wird schliesslich nochmals im Zeichen von Liza Lim
stehen: Ihre «Hausband», das australische Ensem-
ble Elision, spielt Werke von ihr und Aaron Cassidy.
Vor der eigentlichen Eröffnung des diesjährigen
Festivals erweisen die seit 1994 von der Stadt Zürich
organisierten «Tage für Neue Musik» noch einem
weiteren Jubiläum die Reverenz: Mit einem Konzert
im ZKO-Haus und halbstündlichen Aufführungen
des legendären «Poème électronique» im Gross-
30 Jahre «Tage für Neue Musik Zürich»
münster erinnert Peter Révai an die von ihm eben-
falls vor 30 Jahren gegründete Konzertreihe für
Computer-Musik.
Das Konzert des CNZ im Rahmen des Festivals mit Werken von Nadir Vassena (UA), Sebastian Gottschick (UA), Walter Feldman (UA) und Liza Lim findet statt am Samstag, 19. November 2016, 20 Uhr im Toni-Areal.
Ensemble ICTUS, Tage für Neue Musik Zürich, 2006 (Bild, ICTUS)
stehen in der Lehner Druck GmbH. Für die ästheti-
schen Meisterwerke konzipierte der Zürcher Kompo-
nist Moritz Müllenbach sein Werk Heidelberg. [...]
Draussen wird, bei herrlichstem Wetter, Rorschacher
Kornhausbier und Mineralwasser serviert. Open-
Air-Stimmung breitet sich aus. [...] Auf der Rampe
der Firma haben sich fünf Bläser zur Aufführung von
Jorge E. Lopez Blechbläserquintett gerüstet. Das
sind dann schon teilweise heftige, abrupte Klänge,
die sich unter Leitung von Peter Tilling in den
Rorschacher Himmel entladen. [...] Ein enges Treppen-
haus führt hinauf in die oberste Etage der ehema-
ligen Feldmühle. [...] Vorerst wird mit einer Version
von John Cages Variations IV der Raum hörbar
gemacht. Instrumentale Töne schweben mit langem
Echo durch die Halle. [...] Eigentlich weiss man,
dass Musik eine Zeit-Kunst ist. Die Erfahrung lehrt
das. Doch im Finale des Parcours mit James Tenneys
Form I lernt man es neu. Das reine Fliessen des
Klangs aus der Tiefe des Raums, in die Tiefe des Raums
hinein lässt die Zeit kippen. Man wünscht sich,
immer in diesem sonoren Klang verbleiben zu
können. Denn das im Gedächtnis an Edgar Varèse
geschriebene Stück wird hier zu einer tönenden
Verabschiedung eines Gebäudes, das demnächst
abgerissen werden soll. Grossartig.
Die komplette Kritik können Sie nachlesen unter www.saiten.ch / die-fabrik-wird-zur-ton-halle.
Ihr Hauptcharakterzug? Unzufrieden mit mir selbst zu sein
Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?Ihr Wissen
Ihr größter Fehler? Kaltblütigkeit
Ihr Traum vom Glück? Offenheit und Transparenz in der Politik
Was wäre für Sie das größte Unglück? Das Aufsteigen des Rechtspopulismus
Was möchten Sie sein? Jemandem nützlicher
Ihre Lieblingsfarbe? #24d827 und #d4aed8
Ihre Lieblingsblume? Alle essbaren Blumen
Ihr Lieblingsvogel? Alle essbaren Vögel
Was verabscheuen sie am meisten? Frustration
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen? Die Gabe, alle Krankheiten zu heilen ... oder …
Marc-André Hamelin’s pianistische Technik! Beide
sind eigentlich kompatibel
Wie möchten Sie gern sterben? Von Trunkenheit
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
«Do not check Proust’s answers!»
Gilles Grimaître ist in diesem Jahr mit dem CNZ zu hören in den Konzerten vom 2. November 2016, 19. November 2016 und 9. Dezember 2016 in Zürich.
Pausen gehören zur Musik, wird einem Lernenden im Theorieunterricht vermittelt. Die Pausen sind uns auch in unseren Konzertveranstaltungen wich- tig. Insbesondere in unseren Konzerten der Reihe Klanginseln sind sie gleichsam Teil des Programms. Deshalb reden wir einmal nicht über Musik, son-dern mit Rebekka Lindauer, die dafür sorgt, dass unsere Gäste kulinarisch umsorgt werden.
Bei allen Konzerten ausserhalb der Tonhalle ist es mittlerweile so, dass Du das Catering verant-wortest, das seitdem höchste Qualität hat. Kochen und Catering ist freilich nicht Deine eigentliche Profession. Wie hast Du das dennoch mit solcher Perfektion gelernt?Herzlichen Dank, es freut mich zu hören, dass es
mundet. Stimmt, ich bin keine gelernte Köchin,
Kochen und Essen sind für mich jedoch ein zentrales
und essentielles Stück Lebensqualität. Bei uns zu
Hause wurde täglich immer frisch und multikulturell
gegessen und gekocht – es wurde mir sozusagen in
die Wiege gelegt.
Du bist gewissermassen durch drei Kulturen geprägt?Genau, meine Mutter ist Griechin und mein Vater
hat neben den schweizerischen auch englische und
australische Wurzeln.
Hat das auch Auswirkungen auf die Kochkunst?Natürlich. Die Zusammensetzung der verschiede-
nen Kulturen bringt auch eine gewisse Vielfalt der
Geschmäcker sowie eine Offenheit und Neugier
für Neues mit sich. Da ich zur Hälfte Griechin bin, hat
sich jedoch die mediterrane Küche am meisten
durchgesetzt. Im mediterranen Raum herrscht zu-
dem eine grosse Gastgeberkultur, die bei uns zu
Hause sehr gepflegt wurde. Gemeinsam essen ver-
bindet, es ist etwas, das Menschen jeglicher Her-
kunft täglich tun. Es ist sozusagen wie eine Sprache
und ein Ausdruck von Zugehörigkeit.
Soweit ich weiss, hast Du eine intensive Beziehung zur Musik?Ja, Musik spielt in meinem Leben eine genau gleich
grosse Rolle wie das Kochen, dies vor allem auch
Harmonische und atonale Rezeptedadurch, da ich selber Musik mache. Ich würde sogar
sagen, dass Musik und Kochen sehr viel gemeinsam
haben. Beim Verfassen von Musik sowie dem Kreie-
ren von neuen Rezepten entdecke ich die Gemein-
samkeit der Komposition. Ich nehme verschiedene
Zutaten und Gewürze und versuche sie in einen
Einklang zu bringen. Manche Rezepte sind sehr har-
monisch und andere sind eher atonal. Kochen ist
für mich daher wie Musik komponieren.
Du hast verschiedene Konzerte des CNZ gehört. Gibt es ein Werk, das Dich besonders beeindruckt hat?Ja, das Stück «üg» von Mark André in der Tonhalle
hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Ich hatte Gänsehaut, als die Namen der schwer-
kranken Menschen durch die Lautsprecher drangen.
[Mark Andre hat für sein Werk «üg» in Istanbul
Hospitäler und Altenheime aufgesucht, dort alte
und kranke Menschen gebeten, ihre Namen zu spre-
chen und diese Stimmen aufgenommen.] Es war
für mich eine ganz fragile Dramatik und Endlichkeit
zu hören, was mich sehr berührt hat. Der Hang
zum Drama und der oft damit verbundenen Melan-
cholie ist wohl auch meinen griechischen Wurzeln
zuzuschreiben ...
Hast Du schon eine Idee, was Du unseren Gästen bei unseren Klanginseln am 9. Dezember 2016 offerieren wirst?Selbstverständlich habe ich schon eine Idee.
Aber die verrate ich noch nicht, denn es soll eine
Über raschung sein. Nur soviel: gerne möchte ich
die Gemüter an diesem kalten Wintertag mit etwas
Herzhaftem erwärmen. Mal schauen ob mir dies
gelingt.
Das Interview führte Jens Schubbe. Die Klanginseln IV finden statt am Freitag, 9. Dezember 2016, ab 19 Uhr im Kulturhaus Helferei, Zürich.