nummer 297 april 2005 bulletin - eth z

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Nummer 297 April 2005 Schutzgebühr Fr.12.– GESCHICHTEN, GESICHTER, VISIONEN BULLETIN MAGAZIN DER EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE ZÜRICH

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Nummer 297 April 2005 Schutzgebühr Fr. 12.–

GESCHICHTEN,GESICHTER, VISIONEN

BULLETINM AG A Z I N D E R E I D G E N Ö S S I S C H E N T E C H N I S C H E N H O C H S C H U L E Z Ü R I C H

IMPRESSUM:

HERAUSGEBER: Schulleitung der ETH Zürich

REDAKTION: lic. phil. I Martina Märki-Koepp (mm), Redaktionsleitunglic. phil. Vanja Lichtensteiger-Cucak (vac), RedaktionDr. Felix Würsten, Alumni aktuellCorporate Communications der ETH ZürichETH Zentrum, 8092 ZürichTel. 044 632 42 52 Fax 044 632 35 25

INSERATE: Go! Uni-Werbung, Rosenheimstr. 129008 St. Gallen, Tel. 071 244 10 10

GESTALTUNG: Inform, Agentur für visuelle Kommunikation AG, Zürich

DRUCK: NZZ Fretz AG, Zürich

AUFLAGE: Erscheint 4-mal jährlichAuflage dieser Ausgabe 27 000

Nachdruck mit Quellenangabe erwünscht. Die nächste Ausgabe,Nr. 298, erscheint im August 2005.Bulletin ist auch abrufbar unter: http://www.cc.ethz.ch/bulletin

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I N H A LT

7_Frauen an der ETHE R ST E S C H R I T T E A M P O LY:D I E P I O N I E R I N N E N

Verena E. Müller

12_ETHistoryZ Ü R I C H A LS O RT D I SZ I P L I N I E R E N D E R G E S E L L I G K E I T

Monika Burri

14_ETHistoryW E LT P O L I T I K U N D WO H N G R U P P E

Andrea Westermann

16_ETHistoryDA S D I P LO M

Patrick Kupper

18_ETHistoryN O B E L P R E I ST R ÄG E R M I T V E R B I N D U N G Z U R E T H Z Ü R I C H

20_ETHistoryW I C H T I G E E T H - FAC H L E U T E AU S W I S S E N S C H A F T U N D T E C H N I K

22_Bologna-ModellH O C H S C H U LSYST E M D E R Z U KU N F T

Vanja Lichtensteiger-Cucak

24_BionanotechnologieD I E W U N D E R B A R E N A N O - N AT U R

Gabriele Aebli

28_Science CityVO N PA L Ä ST E N , I N S E L N ,LO F T S U N D U N I V E R S I TÄT E N

Martina Märki-Koepp

32_QuantenelektronikE I N L E B E N M I T L A S E R N

Vanja Lichtensteiger-Cucak

39_Essays 2030D I E L A N G S A M E N B R Ü T E R

Christoph Meier

41_Essays 2030« D I E S C H Ö N H E I T E I N E R L I L I E »

Christian Studer

42_Essays 2030E T H Z U R I C H – A P I O N E E R I N D I G I TA L S U STA I N A B I L I T Y

Marcus Dapp

47_Essays 2030I N N OVAT I O N Z U M WO H L D E R G E S E L LS C H A F T

Julian Bertschinger

49_ETH-JubiläumW E LT E N D E S W I S S E N S – W I S S E N S C H A F T E R L E B E N

50_En bref

56_Alumni Aktuell

Holcim (Schweiz) AGHagenholzstrasse 83CH-8050 ZürichTelefon 058 850 68 68Telefax 058 850 68 [email protected]

Herzliche Gratulation zum 150-jährigen Bestehen der ETH. WasBestand hat, braucht Qualität. Die ETH bietet sie in Forschung undLehre, Holcim in den Produkten Zement, Kies, Beton und in denDienstleistungen.

Begeisterung mit gutem Grund

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E T H - G E S C H I C H T E N ,G E S I C H T E R , V I S I O N E N

«Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem wei-ten, endlosen Meer.» So beschrieb Antoine de Saint-Exupéry, wie grosse Dinge entstehen. Eigentlichist es ganz einfach: Menschen, Geschichten, die sie verbinden, und ein Ziel, in das Herzblut fliessenkann. Die Zeiten und die Menschen ändern, Geschichten werden neu erzählt und neu geschrieben,die Ziele wechseln, aber das Grundprinzip ist immer das gleiche. Ohne Geschichten, ohne die Indi-viduen mit ihren subjektiven Träumen und Sehnsüchten, ohne das ganz persönliche Engagementgäbe es vielleicht gut verwaltete und geölte Maschinen, aber keine Visionen.

Ich stelle mir gerne vor, mit welchen Hoffnungen und Träumen, mit wie viel Mut und Enthusiasmusdie ersten Frauen zum Studieren an die ETH kamen – Pionierinnen in jeder Hinsicht. Oder was einenMenschen dazu bewegt, sein ganzes Leben dem Brückenbau oder der Zahlentheorie zu widmen. Et-was von dieser subjektiven Komponente ist auch in den Beiträgen dieses ETH Bulletins spürbar. Wirzeigen Ausschnitte aus der ETH-Geschichte: die ersten ETH-Frauen, Nobelpreisträger und anderebedeutende Persönlichkeiten, Studieren in den Anfangszeiten und in den Zeiten des politischen En-gagements von 1968, das wechselnde Kräftespiel zwischen kreativer Freiheit und organisatorischerReglementierung. Wir befragen vier ETH-Persönlichkeiten der Gegenwart zu ihren Projekten undden Vorstellungen, die dahinter stehen: Warum ist für den ETH-Rektor die Bologna-Studienreformzukunftsweisend? Was reizt den Architekten Kees Christiaanse am Campusprojekt «Science City»?Warum ist die Physikerin Ursula Keller von ultraschnellen Laserpulsen fasziniert und wozu ent-wickelt die Materialwissenschaftlerin Viola Vogel Nanoshuttles? Und schliesslich publizieren wirdie ganz persönlichen Visionen für eine ETH der Zukunft, die junge ETH-Angehörige im Rahmen desJubiläumswettbewerbs «Essays 2030» entwickelt haben.

Mehr ETH-Geschichte(n) finden Sie auf der Website ETHistory unter www.ethistory.ethz.ch. MehrZukunftsvisionen für die ETH können Sie nachlesen im Buch «Essays 2030 – Visionen für die Zukunftder ETH Zürich», soeben erschienen im Verlag Neue Zürcher Zeitung. Und zahlreichen ETH-Persön-lichkeiten und ihren Projekten begegnen Sie an der grossen Ausstellung «Welten des Wissens» vom22. April bis 8. Mai auf dem Platzspitzareal beim Landesmuseum Zürich. «Welcome tomorrow»!

Martina Märki-KoeppRedaktion ETH Bulletin

E D I TO R I A L

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Zum 150-jährigen Jubiläum der ETH Zürich präsen-tiert die Professur für Technikgeschichte unterder Leitung von Prof. David Gugerli zwei innova-tive Produkte. Statt der üblichen Festschrift wirdam 6. April 2005 eine Website zur ETH-Geschichteaufgeschaltet: www.ethistory.ethz.ch. Fünf histo-rische «Rundgänge» laden ein, die Innen- und Aus-senbeziehungen der ETH systematisch und überdie 150 Jahre hinweg zu erkunden. Video-Aufnah-men von Interviews mit Zeitzeugen erinnern ankontroverse Hochschulthemen und Debatten derletzten Jahrzehnte. Die Departemente und Verwal-tungseinheiten berichten darüber, was sich bei ihnen seit 1980 getan hat. Umfangreiches statisti-sches Material, Personendaten sowie historischeSchlüsseldokumente liegen aufbereitet vor.

Im November 2005 erscheint das Buch «Die Zu-kunftsmaschine: Konjunkturen der ETH Zürich1855–2005». Es schildert die Geschichte der ETHZürich als eine Abfolge einschneidender Debattenund dynamischer Epochen.

Am Projekt arbeiten mit: Peppina Beeli, Monika Burri, Michel Dennler, David Gugerli,Lea Haller, Martina Huber, Kristina Isacson, Patrick Kupper, Lars Leemann, Daniel Speich,Andrea Westermann, Christine Wüest und Daniela Zetti.

E T H I STO RY

«Es war ein warmer, sonniger September-tag, als ich in der Stadt der Jugend, der Frei-heit und der Hoffnung einzog... Zürich ruhtwie ein Bild auf Goldgrund in meinerSeele.»

Die Autorin dieser Rückschau, Marie Baum(1874–1964), immatrikulierte sich im Herbst

1893 am Polytechnikum. Sie kam aus Dan-zig, begann das Studium der Mathematikund wechselte ein Jahr später zur Chemie.1897 erhielt sie ihr Diplom als höhere Fach-lehrerin. Marie Baum ist in vieler Hinsichteine typische Vertreterin ihrer Generation.Sie stammt aus einer bildungsfreudigen,bürgerlichen Familie, verfolgt als erstes Ziel

ein Lehrdiplom – im Hinblick auf die überallentstehenden Mädchenschulen? – und sieist Ausländerin. Während Jahrzehntennutzten vergleichsweise wenige Schweize-rinnen die Chancen, die ihnen die fort-schrittliche Bildungspolitik unseres Landesbot.

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F R AU E N A N D E R E T H

E R ST E S C H R I T T E A M P O LY:D I E P I O N I E R I N N E NV E R E N A E . M Ü L L E R

Zürich – ein Mekka für Frauen in der Wissenschaft? Möglich wäre es gewesen.Schliesslich war Zürich im vorigen Jahrhundert nach Paris der zweite Ort imEuropa der Neuzeit, wo Frauen zum Hochschulstudium zugelassen wurden.Einzelne Gebiete wie die Medizin, Sozial- und Geisteswissenschaften haben sichdie Frauen heute erobert. Anders in den technischen Wissenschaften: Die ETHZürich hat seit ihrer Gründung im Jahr 1855 weibliche und männliche Studierendegleichermassen anerkannt. Ein hoffnungsvoller Anfang. Dennoch sind Frauen imStudienbetrieb der ETH noch heute in der Minderzahl, besonders in den techni-schen Wissenschaften. Doch schon immer gab es mutige Frauen, die ihrer Faszina-tion für die Wissenschaften freien Lauf liessen. Ein Blick in Lebensbilder der ers-ten Studentinnen-Generationen.

Die kürzlich verstorbene Biologin Nora Winterhalter-Wild (1903–2004) doktorierte 1929 an der ETH Zürich.(aus Privatbesitz der Familie Winterhalter)

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Porträt um 1901 von Marie Brockmann-Jerosch, 1877–1952.Sie war Studentin bei Professor Albert Helm und schrieb seine Biographie.(Bild-Archiv ETH)

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Formaljuristisch keine Schranken:Die Tücken weiblicher Rollenmuster

In den ersten Polytechniker-Generationensind Studentinnen beinahe so schwierigaufzuspüren wie die berüchtigte Nadel imHeustock. Bis in die späten fünfziger Jahredes 20. Jahrhunderts haben sie weiterhinSeltenheitswert. Am ehesten finden siesich in den naturwissenschaftlichen Berei-chen, kaum in den Ingenieurwissenschaf-ten. Lässt sich dies mit bestimmten «weib-lichen» Interessensrichtungen erklären,oder standen wirtschaftliche Überlegun-gen im Vordergrund? Ein Diplom in Mathe-matik oder in Naturwissenschaften kannverhältnismässig problemlos im Lehrberufversilbert werden, andere Berufsfeldermüssen sich Frauen erst erobern.«Die Eidgenössische Technische Hoch-schule in Zürich, mit der Architekturschuleals 1. Abteilung, hat Zeit ihres Bestehens,das heisst seit 1855, zwischen den Ge-schlechtern keinen Unterschied gemacht,weibliche und männliche Schüler gleich an-erkannt», unterstrichen Maria Weese undDoris Wild 1958 in einer Schrift zur Saffa II.Nicht formaljuristische Schranken verbau-ten also den Frauen den Weg. Vielmehr galtes, gesellschaftliche und persönlich-psy-chologische Hindernisse zu überwinden,wenn eine Frau ihr Studium erfolgreich ab-schliessen wollte. Es fällt jedenfalls auf,dass sich die Schweizerinnen erst nach demErsten Weltkrieg zahlreicher zum Studiumeinfanden.

Eng verflochten: Universität undTechnische Hochschule

Bis die Universität Zürich 1914 ihr eigenesGebäude beziehen konnte, fanden die Vor-lesungen an der ETH statt. Im naturwissen-schaftlichen Bereich hörten Studierendeder Universität oftmals Professoren des Po-lytechnikums. Wie an der Universität ka-men auch am Polytechnikum die erstenweiblichen Studierenden aus Russland. 1871nahm als erste Nadezda Smeckaja aus Mos-kau ein Studium an der ETH auf. (Zum Ver-gleich: An der Universität hatte die ersteFrau, die Russin Nadezda Suslowa, ihr Medi-zinstudium 1867 abgeschlossen.) Smeckajaschrieb sich als Maschineningenieurin ein.Im Bericht der Eidgenössischen Polytechni-schen Schule über das Jahr 1872 heisst es:«Unter den regelmässigen Schülern figu-rieren zum ersten Male zwei Damen, dieeine an der mechanisch-technischen, dieandere an der chemisch-technischen Abtei-lung. Dieselben hatten durchaus das glei-

che strenge Aufnahmeexamen zu bestehenwie die Schüler.»Zu jener Zeit konnte das Polytechnikumkeine Doktorwürde verleihen, weshalb Inter-essierte nach Abschluss ihres Grundstudi-ums an die Universität wechselten, wie Ma-rija Stamo, die nach drei Jahren an der Abtei-lung VI, naturwissenschaftliche Sektion, andie Philosophische Fakultät II übertrat.Ab ungefähr 1890 erscheinen die Studentin-nen, vor allem im Bereich des Fachlehrstudi-ums, bereits grüppchenweise. Als ein glück-liches Beispiel sei der Lebenslauf MariannePlehns (1863–1945) aus Lubochin zitiert. Siewar eine der Freundinnen der späterenSchriftstellerin Ricarda Huch und studiertevon 1890 bis 1893. Im Anschluss an ihr Di-plom als Fachlehrerin in naturwissenschaft-licher Richtung arbeitete sie als Assistentinam Zoologischen Institut der Universität,wo sie 1896 promovierte. Anschliessendging sie nach Bremen und unterrichtete amneugegründeten Frauenlyceum. Nach einerZwischenstation an der Münchner Tierärzt-lichen Hochschule wurde sie Professorin ander Bayerischen biologischen Versuchsan-stalt für Fischerei in München.

Frauendomänen – Männerdomänen

Geschlechtsspezifische Muster bei der Stu-dienwahl lassen sich beinahe von Anfangan beobachten.Insbesondere die Ingenieurwissenschaftenleiden auch heute noch unter einem kras-

sen Mangel an Studentinnen. Die erste er-folgreiche Absolventin der Abteilung II, derIngenieurschule, war die BauingenieurinElsa Diamant aus Ungarn, die ihr Studium1918 abschloss. Bei den Forstingenieurinnen müssen wir gar bis 1954 auf den Durch-bruch warten: Olga Rehackova ist Tsche-chin. Das erste Diplom in Landwirtschaftging 1877 an Marie Kowalik aus dem russi-schen Tschernikoff, die erste Schweizerin,Lilly Leuthold aus Horgen, folgte 1925.Pharmazeutik dagegen ist inzwischen bei-nahe zu einem Frauenberuf geworden.«Leider», wie eine Absolventin kommen-tiert, die ihr Studium vor 28 Jahren ab-schloss. «Die Gehälter sinken, es wird wirk-lich zu einem Frauenberuf.» An der tech-nisch-chemischen Schule hiess die Pionier-frau Concordia Istomine, kam aus St. Pe-tersburg und erwarb ihr Diplom 1879.1909 reichte als erste Frau die ApothekerinHedwig Delpy ihre Dissertation an der ETHein. Es war die sechste Doktorarbeit derETH überhaupt.Architekten erwarben ihr Wissen währendJahrhunderten bei einem Kollegen, undnoch heute praktizieren viele Männer die-sen Beruf ohne eine längere Hochschulaus-bildung. Architektinnen dagegen «bauen»auf eine solide Vorbildung. Die ZürcherinLux Guyer (1894–1955), als erste SchweizerArchitektin gefeiert, stellte sich ihren Bil-dungsgang à la carte zusammen. Sie stu-dierte an der Kunstgewerbeschule Zürichund besuchte an der ETH 1917 bis 1918 wäh-rend zweier Semester Vorlesungen.

Eine Exkursion 1899: Die Herren halten alle einen geologischen Hammer in der Hand. Im Bild unten links die einzige Teilnehmerin.(Bild-Archiv ETH)

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1923 erwarb die erste Frau ihr Architektur-diplom an der ETH. Die gebürtige SchottinFlora Crawford (1899–1991) verheiratetesich mit ihrem Berufskollegen Rudolf Stei-ger, mit dem sie einige Jahrzehnte lang eingemeinsames Büro führte. Später widmetesie sich ganz der Bildhauerei – ihrem ur-sprünglichen Berufsziel. Auch CrawfordsWerdegang ist typisch.Ein Grossteil der Architektinnen heirateteeinen Berufskollegen und arbeitete mitihm zusammen.Alleinstehende Frauen hatten es schwerer,es sei denn, sie seien von ihren Vätern be-reits gut in die Branche eingeführt worden,wie die auf Kirchenarchitektur speziali-sierte Jeanne Buèche (1912–2000) in Delé-mont (Diplom 1935).Zwei Ereignisse der Schweizer Frauen-geschichte haben den Beruf der Architektinins öffentliche Bewusstsein gerückt. Für dieso genannte SAFFA I, die SchweizerischeAusstellung für Frauenarbeit 1928 in Bern,zeichnete Lux Guyer allein verantwortlich.1958, bei der SAFFA II in Zürich, arbeitetenunter der Leitung von Annemarie Huba-cher-Constam (1921, Diplom 1943) 25 Kolle-ginnen, unter anderen Beate Schnitter, LuxGuyers Nichte.

Leben und Karriere in derMännerwelt

Als Studentinnen zugelassen, stiessenFrauen recht schnell an sichtbare und un-sichtbare Grenzen, wenn sie ernsthaft eine

akademische Karriere anstrebten. Dozen-tinnen lassen sich in der Frühzeit kaum fin-den. 1910 habilitierte sich die MineraloginLaura Hezner aus München. Sie hatte inZürich studiert und stand vor einer Erfolgversprechenden Karriere. Leider starb siebereits 1916. Marie Brockmann-Jeroschehrte sie: «Ihr energisches Wesen, das sienoch mit 36 Jahren sich auf die Schulbanksetzen und ein ihr neues Wissensgebiet be-treten liess, ihr scharfer Verstand und vorallem ihr überlegenes Fühlen und Verste-hen, ihre tiefe, einer kritisch-ironischenNote nicht entbehrende Lebensweisheitbanden mich trotz des Altersunterschiedesinnig an sie und lassen sie mir als die be-deutendste Frau erscheinen, der ich je be-gegnet bin.»Die Rolle, die Assistentinnen spielten, istschwieriger nachzuzeichnen. Eine ganzeReihe Frauen sind in den Jahresberichtennamentlich aufgeführt, wie die eingangszitierte Marie Baum. Daneben gab es auchinoffizielle Assistenzposten, wo zwar gear-beitet und gelernt, aber nichts verdientwurde.Eine überdurchschnittliche intellektuelleBegabung, mehr noch ein überdurch-schnittlicher Durchhaltewillen kennzeich-neten die Pionierinnen. Wer am Polytech-nikum beziehungsweise an der ETH stu-dierte, tauchte in eine Männerwelt ein undmusste sich darin zurechtfinden.Woran Frauen scheiterten, die in den erstenJahrzehnten ihr Studium vorzeitig abbra-chen, lässt sich im Nachhinein kaum mehrbestimmen. Ein lückenhafter Schulsack,

mangelnde Unterstützung im neuen Um-feld oder fehlende finanzielle Hilfe von zuHause könnten genauso Ursache sein wiedie ungeplante Schwangerschaft im be-kannten Fall der Mileva Einstein-Maric.Frauen, die bis zum Schluss durchhielten,berichten in der Regel nicht über schlechteErfahrungen.Rosmarie Simmen, die ihr Pharmazeutik-studium 1964 abschloss, spricht von einemunverkrampften Umgang mit Kollegen undProfessoren; diese seien gar bereit gewe-sen, Prüfungen wegen ihrer Schwanger-schaft zu verschieben. Auch die Erinnerun-gen der kürzlich hochbetagt verstorbenenBiologin Nora Winterhalter-Wild (1903 bis2004), Diplom 1927, sind unbeschwert.Selbst in der spärlichen Erinnerungslitera-tur aus früheren Zeiten kommen die HerrenKollegen recht gut weg.Wie frauenfreundlich der durchschnittlicheETH-Professor war, lässt sich nicht abschät-zen.Gewisse Persönlichkeiten verdienen eineEhrenmedaille, allen voran die ProfessorenHeim (Geologie) und sein Freund Schröder(Botanik).Albert Heim war mit der vier Jahre älterenMarie Vögtlin aus Brugg verheiratet, die alserste Schweizerin das Medizinstudium ab-geschlossen hatte und ihren Beruf unun-terbrochen ausübte. Heim war offensicht-lich nicht der Mann, der sich vor ausserge-wöhnlichen Frauen fürchtete, und er nutzteseine Stellung regelmässig, um Studentin-nen zu fördern. Ihm verdankte Marie Baumbeispielsweise ihre Assistenz, denn dieBehörden hätten die Stelle gerne durch«einen Mann, am liebsten einen SchweizerBürger» besetzt gesehen.Marie Jerosch (1877 bis 1952) aus Königs-berg begann ihre Zürcher Zeit an der Universität, wechselte dann nach einer Exkursion mit Professor Schröder auf denRigi begeistert ans Polytechnikum. Von1902 bis 1904 war sie Assistentin bei Heim,promovierte in Geologie und verheiratetesich 1905 mit Henryk Brockmann. Nachdem Tode ihres Mannes arbeitete sie ab1939 als Kuratorin im Geobotanischen Forschungsinstitut Rübel.

In der Ehe verschollen?

Frauen mit Kindern sind selbst im 21. Jahr-hundert auf dem Arbeitsmarkt weiterhinbenachteiligt und es ist verlockend, die ein-geschränkten Karrieremöglichkeiten frü-herer Frauengenerationen allein auf denZivilstand zurückzuführen. Margarita Kind-

Das SAFFA-Haus von Lux Guyer. «Das Einfamilienhaus war gedacht alsBeitrag zur Lösung der Wohnungsfrage des weniger begüterten intel-lektuellen Mittelstandes.» (gta-Archiv, ETH)

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Schaad (1916–2004), die als erste Schweize-rin das Diplom in Aerodynamik erwarb, trat1940, im Jahr ihrer Heirat, in die GruppeEntwicklung der Eidgenössischen Flug-werke in Emmen ein. Hier entfaltete sichihre starke mathematische und technischeBegabung erfolgreich. Wegen ihrer Familieund ihren vier heranwachsenden Töchternwechselte sie schliesslich als freie Mitarbei-terin in ein privates Ingenieurbüro. Oderein anderes Beispiel: Erst nach der Tren-nung von ihrem Gatten kehrte Nora Win-terhalter-Wild als Mitarbeiterin an die ETHzurück. Bei den Architektinnen scheint hin-gegen die Heirat zusätzliche Möglichkeitenzur Mitarbeit an grösseren Projekten eröff-net zu haben. Nicht nur die Familie, auchdie Weltpolitik konnte mancher Frau einenStrich durch die Rechnung machen: HediBarbara Alther (Diplom 1939) musste nachKriegsausbruch ihre viel versprechendeForschung am Institut Pasteur in Paris auf-geben; nach Abschluss ihrer Dissertationverbrachte sie ihr Arbeitsleben in einemBasler Chemiekonzern.

Vorbilder braucht die Frau

Am 1. Oktober 1866 kam im Polytechnikumein kleines Mädchen zur Welt, JosephineTherese Zürich, die Tochter des Ober-pedells. Mit ihren Eltern und Geschwisternlebte sie in der zehn Zimmer umfassendenDienstwohnung. Nach dem Tode ihres Va-ters musste sie ins Waisenhaus. Als Kindhatte sie die Studentinnen ein und ausgehen sehen, und so setzte sie bei ihremVormund durch, dass sie Medizin studierendurfte.

Nachweis: Dieser Beitrag wurde aktualisiertund übernommen aus der Broschüre «Wegein die Wissenschaft, Professorinnen an derETH Zürich», 1997.

Stationen an der ETH ZürichDer Weg der Frauen in die Wissenschaf-ten an der ETH war lang: 1871 nahm dieerste Frau ihr Studium an der ETHZürich auf (Nadezda Smeckaja im FachMaschineningenieurwesen), 1910 habi-litierte sich erstmals eine Frau: die Mi-neralogin Laura Hezner aus München.Doch erst 1979, mehr als sechzig Jahrespäter, wurde mit Krystyna Urbanska(Geobotanik) die erste Titularprofesso-rin ernannt. Ihr folgte 1985 FloraRuchat-Roncati als erste ordentlicheProfessorin (Architektur). Und heute?Heute zählt die ETH 26 Professorinnenund sechs Titularprofessorinnen zuihrem Lehrkörper. Im Wintersemester2004/05 waren 30% aller StudierendenFrauen, und bei Doktoranden liegt derFrauenanteil momentan bei 26%. Umsicherzustellen, dass Frauenförderungauf allen Ebenen mehr als ein Lippen-bekenntnis ist, wurde unter anderemim Oktober 1993 die Stelle für Chancen-gleichheit von Mann und Frau an derETH Zürich eingerichtet.

Gruppenbild der Abteilung für Pharmazie 1933. (Bild-Archiv ETH)

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Was kennzeichnet die Studenten des 19.Jahrhunderts? Welche Ansprüche stelltedie damalige Gesellschaft an die studenti-sche Jugend? Was für Eigenschaften hattensich angehende Polytechniker ausserhalbdes Lehrplans anzueignen? «Wenn mansieht, was Alles von dem Universitätssitzverlangt wird, so darf man ohne Unbe-scheidenheit sagen, dass Zürich weniger ei-ner schweizerischen Universität bedarf alsdiese Zürichs», erklärte die «Neue ZürcherZeitung» vom 28. Januar 1854 und betei-ligte sich damit entschieden an der Debatte über den idealen Standort einereidgenössischen Universität.Dieser stand im Januar 1854, als in den eid-genössischen Räten über die Ausgestal-tung des Hochschulartikels verhandeltwurde, noch nicht eindeutig fest. Zunächstwar von der Errichtung einer Universität inZürich und einem «Polytechnikum im Wes-ten» die Rede. Beinahe über Nacht kam die

Idee auf, zwei nationale Institute in Zürichzu vereinen, um die personellen und insti-tutionellen Ressourcen möglichst optimaleinzusetzen. Die Zürcher Hochschulbefür-worter, allen voran Alfred Escher, bliebenjedoch skeptisch gegenüber diesem «Dana-ergeschenk»: Sie fürchteten, eine institu-tionelle Kumulation in Zürich könnte dieföderalistischen Zentralisierungsängsteschüren und schliesslich zur Ablehnungbeider Projekte führen.

Ansprüche an Universitätssitz

Die NZZ hielt nicht viel von strategischerZurückhaltung und nutzte die Debatte, umvertieft über die Ansprüche an einen Uni-versitätssitz nachzudenken. Nicht nur die«Leistungen, welche der Gesetzesentwurfverlangt und denen Zürich jedenfalls imEinzelnen so viel und im Ganzen mehr als

jede andere Schweizerstadt gewachsenist», seien in Erwägung zu ziehen, so etwadie bereits vorhandenen wissenschaftli-chen Sammlungen, die Spitäler, der botani-sche Garten, die herzustellenden «Gebäu-lichkeiten» oder der jährlich anfallendeGeldbetrag. Einen entscheidenden VorteilZürichs sah die NZZ in dessen «wohltäti-gem Einfluss auf die studierende Jugend»:«Wir haben namentlich die geselligen Ver-hältnisse im Auge, die in Zürich so gestaltetsind, dass sie den wohltätigsten Einflussauf die studirende Jugend üben müssen.Vor Allem herrscht in Zürich grosse Privat-thätigkeit, die aus hundert und hundertWerkstätten heraus dem Schlendrian wieein Vorwurf entgegentönt. Die Bevölkerungist hinlänglich gross und auch selbststän-dig genug, um ein paar hundert Studentenmehr oder weniger unter sich verschwin-den zu lassen, so dass von dem so genann-ten deutschen Studentenleben, wie es derNouvelliste vaudois darstellt, gar nichts zubefürchten ist.Zudem ist unser Publikum in religiöser undpolitischer Beziehung hinlänglich tolerant,jedenfalls toleranter als dasjenige dermeisten grössern Schweizerstädte; das Le-ben in den Familien ist bei einer elegantenAussenseite doch in der Regel einfach undbesonders die wohlhabenden Häuser ge-ben selten das Beispiel der Verschwen-dung; ein junger Verschwender würde sichsehr bald lächerlich oder verächtlich ma-chen.» (NZZ, 28.1. 1854)Eine Universitätsstadt musste nicht nureine angemessene akademische Infrastruk-tur und geeignete Einrichtungen für diepraktische Anschauung bieten, die Studie-renden wurden nicht nur in den wissen-schaftlichen Labors und bürgerlichen Bil-dungsinstitutionen sozialisiert. Einen ent-scheidenden Einfluss erwartete man auch

E T H I STO RY

Z Ü R I C H A LS O RT D I SZ I P L I N I E -R E N D E R G E S E L L I G K E I T M O N I K A B U R R I

Die Polytechnikumsstudenten des 19. Jahrhunderts wurden nicht nur an ihremWissen gemessen. Auch die Anleitung zu Sittlichkeit und Nüchternheit verstandman als Teil der Ausbildung.

Theatergruppe Architektura (Bild-Archiv ETH).

von den «geselligen Verhältnissen» und dergrossen Geschäftstüchtigkeit Zürichs: Diesoziale Kontrolle in den betriebsamen Gas-sen und der gesittete Geist in den Familienund Pensionen, in welchen die jungen Män-ner untergebracht waren, würden verhin-dern, dass «Schlendrian» und Bohemien-leben sich ausbreiten. Neben dem als«deutsch» apostrophierten Negativbild des«Studentenlebens» fürchtet man vor allemein Abgleiten der der elterlichen Aufsichtentzogenen jungen Männer in Verschwen-dungssucht. Von einer fleissigen Bevölke-rung, wie Zürich sie zu bieten hatte, würdedie Minderheitengruppe der Studierendendiszipliniert und zu rechtschaffenem Ver-halten erzogen, argumentierte die NZZ.

Studierende und Professorentrinkfest

Dass die Disziplinierung der Polytechni-kums-Schüler immer wieder zu BesorgnisAnlass gab, zeigen beispielsweise auch dieSchriften von Josef Wolfgang Deschwan-

den. Der vormalige Rektor der Zürcher In-dustrieschule und erste Direktor des Eidge-nössischen Polytechnikums fürchtete we-niger die «Verschwendungssucht» als vielmehr den «verderblichen» Wirtshaus-besuch: «Vorzüglich nun, im Winter, trittdas Bedürfnis von etwas mehr gemein-schaftlichem Leben für die Schüler ein,wo nicht jeder gern den ganzen Abend mitstudieren ausfüllt, u. alsdann die Kneipegar nahe steht u. lustige Cameraden gar zu fröhlich hineinwinken», schreibt De-schwanden schon in den 1840er-Jahren ineinem Brief an seinen Vater. Die bereits ander Industrieschule geübte «Anleitung zumPrivatfleiss» sowie die Überwachung derSchüler während ihrer «freien Zeit» versucht er auch am Polytechnikum zu ins-titutionalisieren. «Erster Versuch einer geselligen Zusammenkunft von Lehrern u.Schülern, zum grossen Vergnügen der letz-tern», hält sein Tagebuch vom 30. Juni 1855fest. «Es ergab sich wenigstens das Gute,dass bereits ein Projekt zur Anordnung eines kleinen Orchesters, eines Gesangs-vereins, u. zum Beginn eines Albums ent-

worfen wurde. Freilich ist noch viel Rohheitabzuhobeln.» Allerdings hatten in sittlicher Hinsichtnicht nur die Studierenden ein Imagepro-blem. Das vermitteln zumindest die Briefevon Francesco de Sanctis, dem ersten Pro-fessor für italienische Literatur am Po-lytechnikum: «Sie sind schon ziemlich ko-misch, diese deutschen Professoren»,schreibt der exilierte Revolutionär im April1856 an seinen Freund Angelo Camillo DeMeis. «Sie haben rote Gesichter vom Trin-ken, und jeden Abend besaufen sie sich wiedie Templer.» Unter den Polytechnikerngäbe es nur zwei Arten von Einladungen:Die einfache Einladung beschränke sich aufden Konsum von Wein. Die grösste Ehreaber, die Studenten einem Professor erwei-sen könnten, sei, diesen zu einem Umtrunk«usque ad ebrietatem», bis zur Trunken-heit, einzuladen.

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Monika BurriWissenschaftliche Mitarbeiterin an derProfessur für Technikgeschichte, ETHZürich

Von hohen Ansprüchen umgeben: Karte des Fachvereins Architek-tura, um 1910 (Bild-Archiv ETH).

Studentische Freizeitgestaltung: Karte der StudentenverbindungHelvetia, um 1910 (Bild-Archiv ETH).

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W E LT P O L I T I K U N DWO H N G R U P P E A N D R E A W E ST E R M A N N

Nicht immer zeigten sich die Studierenden als brave Zöglinge. Im Zuge desAbstimmungskampfs gegen das so genannte ETH-Gesetz Ende 1968 radikalisiertesich der Verein der Studierenden VSETH und positionierte sich zum ersten Mal in seiner Geschichte als linke Organisation mit radikaldemokratischem Pro-gramm. Dieser Kurs war aber gegenüber den Studierenden bald nicht mehr mehrheitsfähig und mündete in einer Nabelschau.

Studieren als Lebensform: Zimmer der WOKO 1981 (Bild-Archiv ETH).

Schon 1965 hatte der VSETH ein auf einemzweitägigen Seminar erarbeitetes Konzept,die «Drei Thesen zum ETH-Studium», vor-gelegt. Das ETH-Studium dürfe nicht zum«menschlichen Engpass» werden, forder-ten die Studierenden. Eine «bewusste Aus-einandersetzung mit dem tausendfältigenSpektrum unseres Tuns» und das «Wissenum die Tragweite des eigenen Handelns»sollten neben dem Fachstudium unbedingt

auch zu den Lehrzielen der Hochschulegehören – wieder gehören, möchte manhinzufügen, denn die studienreformeri-schen Überlegungen 1965 glichen sogar imsprachlichen Duktus noch ziemlich denjahrzehntealten Diskussionen um akade-mische Bildungsideale einer richtig begrif-fenen Erziehung zukünftiger Führungs-kräfte.

Fünf Jahre später hatte eine neue Genera-tion von VSETH-Funktionären den «radikal-demokratischen» Kurswechsel vollzogenund urteilte diese alten Politiken in einerSelbstdarstellung des Studierendenvereinsvon 1970 harsch ab: «Das Ablaufen des Kal-ten Krieges liess die Widersprüche zwi-schen den Interessen der Studenten undder Behörden (=Repräsentanten des Kapi-tals; dessen waren sich die Studenten da-mals aber überhaupt nicht bewusst) stär-ker hervortreten. [...]Ideologisch wurden damals zwei Momentebedeutsam, die sich mit den Schlagwor-ten:• «mehr humanistische Ausbildung» und• «Mensch und Technik»kennzeichnen lassen. [...] Statt dass aberdie kapitalistische Form der Verwertungvon Wissenschaft und Technik erkannt undkritisiert wurde, blieben die Studenten mitder ‹antitechnischen› Kritik in der Phäno-menologie stecken: sie sahen nur einescheinbar sich verselbständigende, immerallmächtigere Technik, welcher ‹der›Mensch gegenübersteht.»

Auch an selbstkritischer Einsicht mangeltees nicht. So weit nach links gerückt, konnteder VSETH nach 1969 keinen Repräsentati-vitätsanspruch mehr für alle Studierendenbeanspruchen. Das Autorenkollektiv der zi-tierten VSETH-Analyse «Entwicklung undPerspektiven der Politik einer offiziellenStudentenschaft» machte klar: «Eine sol-che ultralinke Politik hätte nicht einmal ei-nen provokativen Effekt, sondern einenkontraproduktiven Effekt: Stärkung derRechten und Übernahme des Vorstandes

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durch die Rechte.» Mittelfristig nahm mansich vor, das «Bewusstsein» bzw. das«Selbstbild» der ETH-Studenten genaueraufzuschlüsseln.Als erste Umsetzung des Vorschlags wurdenoch im selben Jahr eine weitere Studievorgelegt, «von Studenten über Studentenmit dem Ziel, einen Beitrag zu leisten zurOptimierung von studentischem Wohnenund aufgewendeten öffentlichen Mitteln».Sie schraubte den Massstab studentischerPolitik zurück, ohne auf Generalisierungs-ansprüche gänzlich zu verzichten. Denndass das Private auch öffentlich sei,gehörte zur Überzeugung der von Univer-sitäts- und ETH-Studierenden gemeinsamgetragenen Wohnungskommission WOKO,die in dieser zweiten Dokumentation imMittelpunkt stand. Die Studie evaluiertedie bisherige Projektarbeit der 1956 ge-gründeten WOKO. Insbesondere ihre Aus-einandersetzung mit der studentischen«sozialen Rolle» ermöglicht einen Einblickin das damalige Selbstverständnis der Stu-dierenden. Offenbar sahen sie sich unterRechtfertigungszwang: Gegenüber Gleich-altrigen, die bereits eine feste Stelle im Pro-duktionsprozess angetreten hätten, so dieAutoren reichlich defensiv, erbrachte manselbst weder eindeutig messbare noch be-zahlte Leistung. Die finanzielle Unsicher-heit zog, so hatten die Autoren der WOKO-Dokumentation beobachtet, ein allgemei-nes Grundgefühl der Unsicherheit und Ab-hängigkeit nach sich, die Negativ-Defini-tion des Studentenstatus als «Noch-nicht»trug ein Weiteres dazu bei.Das WOKO-Modell der Wohngruppe hattein der Meinung der studentischen Träger-

vereine auf ebendiese Situation in sozialerund baulicher Hinsicht reagiert. Es kamdem Bedürfnis nach Kontakt und Gemein-schaft entgegen und verhinderte damit,dass Studierende zu weltfremden Stuben-gelehrten und Fachidioten wurden. Selbst-verwaltung und die Idee einer mobilenGruppenkonstellation, nach der Privatzim-mer und Gruppenräume mit Bedacht ver-teilt waren, statt 28 Zimmern entlang einesKorridors einfach eine gemeinsame Küchebeizugeben, zeichneten das WOKO-Modellaus.

Im Studienjahr 1969/70 gingen bei derWOKO 301 Anmeldungen für Zimmer und41 Anmeldungen von Ehepaaren für Woh-nungen und Doppelzimmer ein. Der Nach-frage standen 255 Zimmer und 22 Wohnun-gen gegenüber, etwa ein Drittel der Zim-mer und Wohnungen wurden in dem Jahrneu vermietet. Damit konnten etwa 2,5%der Studierenden mit billigem und selbstverwaltetem Wohnraum versorgt werden.

Andrea WestermannWissenschaftliche Mitarbeiterin am Insti-tut für Technikgeschichte der ETH Zürich

Geschichtsblinde Provokation: Karikatur aus dem «Zürcher Studenten» vom Februar 1969,in dem die Ausbildungsmaschinerie der ETH mit einem KZ verglichen wird.

Einladung zum Teach-in, Dezember 1971 (Bild-Archiv ETH).

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1877 richtete die Gesellschaft ehemaligerPolytechniker GEP eine Petition an denBundesrat, in der sie Reformen an der eid-genössischen polytechnischen Schule for-derte. Der Ehemaligen-Verein fand, dassdem studierten Techniker nicht die ihm ge-bührende gesellschaftliche Anerkennungzuteil wurde und seine berufliche Stellungoft nicht seinen Fähigkeiten und Kompe-tenzen entsprach. Diesen Missstand glaub-te die GEP insbesondere durch eine breitereAusbildung am Polytechnikum bekämpfenzu können. In seiner Behandlung der Vor-

schläge warnte der Schulrat 1879 dagegenvor überzogenen Hoffnungen in dieserRichtung:

«Die Schweiz, als ein freies und republika-nisches Land, will wohl die besten Einrich-tungen treffen, dass seine Bürger in allenGebieten der menschlichen Thätigkeit mit-telst guter Vorbereitung sich zu den bestenLeistungen befähigen können; aber aus ei-nem bestimmten, als gut erkannten Bil-dungsgang Vorzugsrechte und Ausschluss-rechte gegen Andere zu postulieren, ist die

Republik kaum geeignet. [...] Es wird ebendie freieste Konkurrenz anerkannt. Es giltEiner, was er leistet, und wie er zu dieserLeistungsfähigkeit gekommen ist, bleibteine sekundäre Frage. Der Mann, sein Ta-lent, seine Kraft und Freithätigkeit giltmehr als die Methode der Erwerbung. Sowird es wohl in der Schweiz in der Hauptsa-che, namentlich für die Techniker, bleiben.»

Praktische Erfahrung war für eine Beschäf-tigung in der Industrie im 19. Jahrhundertdie wichtigste Referenz, während das Bil-

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DA S D I P LO M PAT R I C K K U P P E R

Heute in der Zeit der Bemühungen um Vergleichbarkeit der Studienabschlüssekaum mehr vorstellbar: Studieren an der ETH führte nicht immer zu einemreglementierten Studienabschluss. Während Jahrzehnten verzichtete eine Mehr-heit der ETH-Studierenden darauf, ein Diplom zu erlangen. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde der «dipl. ETH» zum gängigen Studienabschluss.

Diplomingenieure. Aus dem Diplomalbum der Maschinen-ingenieure 1919 (Bild-Archiv ETH).

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dungsgepäck und die schulischen Zeug-nisse erst allmählich an Bedeutung gewan-nen. Die Karrieremöglichkeiten innerhalbeines Industriebetriebes, aber auch inner-halb einer öffentlichen Verwaltung warennicht durch formale Vorgaben an einendurchlaufenen Ausbildungsgang gebun-den. Techniker, die nur eine technische Mit-telschule besucht hatten oder sogar garkeine formale technische Schulung besas-sen, konnten in Firmen ebenfalls zu «Inge-nieuren» oder «Oberingenieuren» aufstei-gen. Grössere Industriefirmen wie die Ge-brüder Sulzer zogen Zeichner und Kon-strukteure in eigenen Ausbildungsgängenheran. Auch der 1837, also knapp zwanzigJahre vor dem Polytechnikum gegründeteSchweizerische Ingenieur- und Architek-ten-Verband SIA stand im 19. Jahrhundertallen Technikern offen.

Bezeichnenderweise galt auch das Diplomdes Polytechnikums während der erstenfünfzig Jahre lediglich als zusätzliche Aus-zeichnung zum Schlusszeugnis und nichtals Normabschluss. Sowohl in der Schweizwie im Ausland hatte es für diejenigen, diees erwarben, «nur einen indirekten Werth.Es ist eine Empfehlung», wie sich HermannDietler, am eidgenössischen Polytechnikumdiplomierter Bauingenieur und spätererSchulrat, 1871 ausdrückte. Die diplomiertenPolytechniker machten durch das 19. Jahr-hundert denn auch weniger als ein Drittelaller Schulabgänger aus bzw. zirka 40%,wenn nur die Studierenden der oberstenJahreskurse gezählt werden. Damit ist auchgleich ausgedrückt, dass viele Schüler nichtden vollen Studiengang absolvierten, son-

dern bereits frühzeitig ausschieden, um an-dernorts weiterzustudieren oder aber indie Berufspraxis einzusteigen bzw. in diesezurückzukehren.

Einer Verbreitung neuer Titel wie der Di-plome des Polytechnikums stand auch dieföderalistische Struktur der Schweiz entge-gen. Die staatliche Anerkennung von Be-fähigungsnachweisen war der kantonalenEbene vorbehalten. Zudem waren Titelideologisch anrüchig. Sie galten als un-schweizerisch und unrepublikanisch, als In-signien einer Standes- und Klassengesell-schaft, nicht aber einer demokratischen Ge-sellschaft, in der alleine die Leistung zähle.Dies war im Übrigen auch ein Grund, wes-halb es das Polytechnikum erst vergleichs-weise spät, nämlich 1908/09, schaffte, dasPromotionsrecht zu erhalten.

Als die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarktim ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhundertsaber stieg, wurde Titeln und Ausweisen all-mählich ein höherer Stellenwert beigemes-sen. Der Anteil der Studierenden, die ihrStudium am Polytechnikum mit einem Di-plom abschlossen, wuchs in diesen Jahrendeutlich. Ausserdem begannen die Hoch-schultechniker sich in dezidierter Weise ge-gen ihre weniger gebildeten Berufskolle-gen abzugrenzen. Es entbrannte nun einStreit, ob sich auch Abgänger der so ge-nannten Technika, der seit den 1870er-Jah-ren entstandenen technischen Mittelschu-len, Ingenieure nennen oder ob sie sich nurals Techniker bezeichnen dürften. 1905 or-ganisierten sich die Techniker mit mittlererBildung im Schweizerischen Techniker-Ver-

band STV. Der SIA grenzte sich seinerseitsgegen unten ab und wurde explizit zur In-teressenorganisation der höheren Techni-kerschaft. In diesem Professionalisierungs-und Differenzierungsprozess diente dieAusbildung der Schaffung eindeutiger Dis-tinktionsmerkmale. Daher ist es nicht er-staunlich, dass Titelfragen und Berechti-gungswesen in den Kriegs- und Zwi-schenkriegsjahren zu regelmässigen The-men politischer Diskussionen wurden.Ihren Höhepunkt fanden diese Auseinan-dersetzungen in der grossen Wirtschafts-krise der 1930er-Jahre, als der SIA einen ge-setzlichen Schutz des Ingenieur- und Archi-tektentitels forderte, damit aber scheiterte.Schulratspräsident Arthur Rohn hielt einenbesonderen Schutz des ETH-Diploms nichtfür nötig. Das Diplom gelte als «Adels-patent, das dem Techniker die Pforten derWelt öffne». In diesen Jahren erwarben ge-gen 90 Prozent der Studierenden im Ab-schlussjahr den «dipl. ETH». Das Diplomwar zum Standardzertifikat geworden, dasein erfolgreich absolviertes Studium an derETH dokumentierte.

Patrick KupperWissenschaftlicher Mitarbeiter am Institutfür Technikgeschichte der ETH Zürich

Diplom für Georg Szavits von der Zweiten Abtheilungoder Ingenieur-Schule 1877 (ETH-Bibliothek, Archiv).

Anteil diplomierter Studierender an allen Schulabgängern bzw. an den Abgängern aus den obersten Jahreskursen (1874–1933, Grafik ETHistory).

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Anteil Diplomierter an Abgängern in obersten Jahreskursen

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N O B E L P R E I ST R ÄG E R M I T V E R B I N D U N G Z U R E T H Z Ü R I C HDie ETH blickt auf eine stolze Reihe von Nobelpreisträgern zurück, die mit ihr inVerbindung standen. In den meisten an der ETH vertretenen Disziplinen wirdjedoch kein Nobelpreis verliehen, so in der Mathematik, in den Erdwissenschaf-ten, in der Biologie und in allen ingenieurwissenschaftlichen Fächern. Weiterewichtige Fachleute sind deshalb auf dem Faktenblatt «Wichtige ETH-Fachleuteaus Wissenschaft und Technik» zusammengestellt.

Wilhelm Konrad Röntgen, Nobelpreis für Physik1901, studierte an der ETH

Alfred Werner, Nobelpreis für Chemie 1913;war 1892–1893 PD für Chemie

Richard Willstätter, Nobelpreis für Chemie 1915,war 1905–1912 Ordinarius für allgemeine Chemie

Fritz Haber, Nobelpreis für Chemie 1918,war Assistent bei ETH-Professor Georg Lunge

Charles-Edouard Guillaume, Nobelpreis für Physik 1920, promovierte an der ETH

Albert Einstein, Nobelpreis für Physik 1921;studierte an der ETH und war 1912–1914 Ordina-rius für theoretische Physik

Peter Debye, Nobelpreis für Chemie 1936,war 1920–1927 Ordinarius für Physik

Richard Kuhn, Nobelpreis für Chemie 1938,war 1926–1929 Ordinarius für allgemeine undanalytische Chemie

Leopold Ruzicka, Nobelpreis für Chemie 1939,war Assistent bei ETH-Professor Hermann Stau-dinger und 1929–1957 Ordinarius für allgemeineChemie

Otto Stern, Nobelpreis für Physik 1943,war 1913–1915 PD für physikalische Chemie

Wolfgang Pauli, Nobelpreis für Physik 1945,war 1928–1958 Ordinarius für theoretische Physik

Tadeusz Reichstein, Nobelpreis für Medizin 1950,studierte und promovierte an der ETH, war Assistent der ETH-Professoren Hermann Staudin-ger und Leopold Ruzicka und 1937–1938 Extra-ordinarius für spezielle organische und physiolo-gische Chemie

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Felix Bloch, Nobelpreis für Physik 1952,studierte 1924–1927 an der ETH

Hermann Staudinger, Nobelpreis für Chemie1953, war 1912–1926 Ordinarius für allgemeineChemie

Vladimir Prelog, Nobelpreis für Chemie 1975, warMitarbeiter von ETH-Professor Leopold Ruzicka,1942–1947 Privatdozent für organische Chemie,1945 Titularprofessor, 1947–1950 Extraordinariusund 1950–1976 Ordinarius für organische Che-mie

Werner Arber, Nobelpreis für Medizin 1978,studierte 1949–1953 an der ETH

Heinrich Rohrer, Nobelpreis für Physik 1986,studierte 1951–1955 an der ETH

Alexander Müller, Nobelpreis für Physik 1987,studierte und promovierte 1946–1958 an der ETH

Georg Bednorz, Nobelpreis für Physik 1987,promovierte an der ETH

Richard Ernst, Nobelpreis für Chemie 1991,studierte und promovierte an der ETH und war1972–1976 Extraordinarius und 1976–1998 Ordi-narius für physikalische Chemie

Kurt Wüthrich, Nobelpreis für Chemie 2002, war1970–1976 PD für Biophysik, 1976–1981 Extraordi-narius und 1981–2003 Ordinarius für Biophysik

Weitere Informationenwww.ethz.ch/about/bginfos/nobelprize

Fotos: Bild-Archiv ETH

Leopold Ruzicka im Labor (Bild-Archiv ETH).

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Gottfried Semper (1803–1879), 1855–1871 Profes-sor für Architektur. Erbaute das Opernhaus vonDresden und entwarf das ETH-Hauptgebäude

Carl Culmann (1821–1881), 1855–1881 Professor fürIngenieurwissenschaften. Pionier der Eisenkon-struktion und der Wildbachverbauung. Revolu-tionierte mit seinem Hauptwerk «Die Graphi-sche Statik» (1866) das Bauingenieurwesen

Rudolf Clausius (1822–1888), 1855–1867 Professorfür Physik. Formulierte den ersten und den zwei-ten Hauptsatz der Thermodynamik (1850 bzw.1857) und prägte den Begriff der «Entropie»

Franz Reuleaux (1829–1905), 1856–1864 Professorfür Maschinenlehre. Systematisierte mit «DerConstrukteur» (1861) und «Theoretische Kinema-tik» (1875) den Maschinenbau. War massgeblichan der Entwicklung des Otto-Motors beteiligt

Gustave Naville (1848–1929), studierte1867–1870 Maschinenbau. Pionier der Schweize-rischen Maschinen- und Metallindustrie, Grün-der der Alusuisse und Promotor der wichtigstenIndustrieverbände, Mitglied des SchweizerischenSchulrates

Albert Heim (1849–1937), 1873–1911 Professor fürGeologie. Theoretiker der Gebirgsbildung undsehr populärer Erforscher der Alpenwelt. Setztesich u. a. für Tier- und Landschaftsschutz, Feuer-bestattung und die Gleichberechtigung derFrauen ein

Aurel Stodola (1859–1942), 1892–1929 Professorfür Maschinenbau. Weltweit anerkannter Fach-mann für Dampf- und Gasturbinen, prägte Gene-rationen von Maschinenbauern und formulierteeine «Weltanschauung vom Standpunkte des In-genieurs» (1931)

Robert Maillart (1872–1940), Absolvent der ETH1894. Stahlbeton-Konstrukteur, virtuoserBrückenbauer. Pioniercharakter hatten auch dievon ihm eingeführten «Pilzdecken» für Indus-triebauten

Ernst Laur (1871–1964), 1908–1935 Professor fürlandwirtschaftliche Betriebslehre. Gründer undDirektor des Bauernverbandes (1897), Agrarpoli-tiker, der durch gezielte Modernisierung dieSchweizer Landwirtschaft zu erhalten versuchte

Othmar H. Ammann (1879–1965), Absolvent derETH 1902, arbeitete in den USA an zahlreichenStahlfachwerkbrücken mit. Unter anderem Ex-pertentätigkeit beim Bau der Golden-Gate-Brücke, Bau der Verrazano-Narrows-Hänge-brücke in New York

Ernst Dübi (1884–1947), Dr. sc. tech. ETH 1912,Generaldirektor der Von Roll Gerlafingen. Schlossmit Gewerkschaftsführer Konrad Ilg das Frie-densabkommen von 1937, das der Schweiz weit-gehenden Arbeitsfrieden brachte

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Die Auswahl folgt keinem strengen Kriterium. Siehe zusätzlich auch die Liste der mit der ETH verbundenen Nobelpreisträger.

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Hermann Weyl (1885–1955), 1913–1930 Professorfür höhere Mathematik. Hervorragender Mathe-matiker auf den Gebieten der Funktionentheo-rie, der Algebra, der Differentialgeometrie, derAnalysis und der Zahlentheorie

Paul Scherrer (1890–1969), 1920–1960 Professorfür Physik. Pionier der Kernphysik, vermittelte die Möglichkeit der Atomenergienutzung einembreiten Publikum. Mitbegründer des CERN inGenf (1954). Das Paul Scherrer Institut PSI istnach ihm benannt

Eduard Imhof (1895–1986), 1925–1965 Professorfür Topographie und Kartographie. Stellte diekartographische Geländedarstellung internatio-nal auf ein zuvor unerreichtes Niveau und prägtemit seinen Schulatlanten das Weltbild derSchweizerinnen und Schweizer

Jakob Ackeret (1898–1981), 1931–1967 Professorfür Aerodynamik. Führte die Mach'sche Zahl fürÜberschallgeschwindigkeiten ein, Schöpfer derrelativistischen Raketentheorie und Erfinder desVerstellpropellers

Otto Jaag (1900–1978), 1945–1970 Professor fürHydrologie, Abwasserreinigung und Gewässer-schutz. Direktor der EAWAG, Gewässerschutzpio-nier. Der Aufbau von Kläranlagen in der Schweizgeht weitgehend auf seine öffentliche Wirksam-keit zurück

Fritz Fischer (1898–1947), 1933–1947 Professor fürtechnische Physik. Erfand an der Abteilung fürindustrielle Forschung (AfiF) u.a. ein Fernseh-Pro-jektionsverfahren (EIDOPHOR), Gründer derFirma Contraves

Carl Gustav Jung (1875–1961), 1933–1941 Privat-dozent für Psychologie, 1935 Titularprofessor. Be-gründer der «Analytischen Psychologie» als Wei-terentwicklung der Freudschen Psychoanalyseund Schöpfer des Konzepts der «Archetypen»

Jean-Rodolphe de Salis (1901–1996), 1935–1968Professor für Geschichte in französischer Spra-che. Verfasste viel beachtete Radioberichte zurWeltlage während des Zweiten Weltkriegs undAnalysen des Zeitgeschehens, z. B. «SchwierigeSchweiz» (1968)

Friedrich Traugott Wahlen (1899–1985),1943–1951 Professor für Pflanzenbau. Experte fürLandesversorgung im Zweiten Weltkrieg («PlanWahlen»), 1949–1958 Direktor der UNO-Ernährungsorganisation FAO, 1959–1965 Bundes-rat (BGB)

Karl Schmid (1907–1974), 1944–1974 Professor fürdeutsche Sprache und Literatur, Experte für mi-litärische Landesverteidigung, führender Wis-senschaftspolitiker, war als liberalkonservativerIntellektueller eine wichtige Stimme, z. B. mit«Unbehagen im Kleinstaat» (1963)

Max Frisch (1911–1991), studierte 1936 bis 1940Architektur an der ETH. Schriftsteller, kritisiertein «Homo Faber» (1957) die technokratischeSelbstverständlichkeit des empfindungsarmenMacher-Ingenieurs

Beno Eckmann (*1917), 1948–1984 Professor fürMathematik. Verfasste bahnbrechende Arbeitenin der algebraischen Topologie, der Kategorien-theorie und der Gruppentheorie

Niklaus E. Wirth (*1934), 1968–1999 Professor fürComputer-Wissenschaften bzw. Informatik.Weltweit anerkannter Pionier des Computerzeit-alters, erfand die Programmiersprache PASCAL(1970) und einen der ersten Personal Computer,«Lilith» (1979/80)

Hans Boesch (1926–2003), 1970 ETH-Adjunkt fürVerkehrsplanung, HTL-Tiefbautechniker undSchriftsteller. Beschäftigte sich in zahlreichen Ro-manen (z. B. «Das Gerüst», 1960) mit der techni-schen Zivilisation und ihren Kosten

Hermann Burger (1942–1989), 1974–1989 Privat-dozent für deutsche Sprache und Literatur.Schriftsteller, analysierte in «Die künstliche Mut-ter» (1982) unter anderem auch die ETH

Paul Feyerabend (1924–1994), 1979–1991 Professorfür Philosophie der Wissenschaften. Stellte mit«Against Method» (1974) das Selbstverständnisdes zunehmenden Wissensfortschritts aus post-moderner Perspektive fundamental in Frage

Weitere InformationenAb 6. April 2005 erhältlich auf der Website desETHistory-Projekts der Professur für Technikge-schichte unter www.ethistory.ethz.ch.

Fotos: Bild-Archiv ETH

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Herr Prof. Osterwalder, Sie sind seit 10 Jah-ren Rektor der ETH Zürich. Was hat sich ander ETH seither geändert?Erstens: Das Bewusstsein, dass die ETHnicht nur in der Forschung, sondern auchim Bereich der Lehre führend sein muss, istenorm gewachsen. Obwohl wir hier einschönes Stück weiter gekommen sind, istder Prozess noch nicht abgeschlossen. Diezweite wichtige Sache, die sich in den letz-ten 10 Jahren verändert hat, ist die ganzeStudienstruktur – der Übergang vom altenDiplomstudium zum Bologna-Modell mitBachelor/Master-Stufe. Weitere struktu-relle Veränderungen bestehen darin, dassdie alten Abteilungsstrukturen aufgeho-ben worden sind und dass wir heute nurnoch Departemente haben, die sowohl fürdie Forschung als auch für die Lehre verant-wortlich sind. Die heutigen Departementehaben eine viel grössere Autonomie, als sie

den früheren Abteilungen sowie den da-maligen Departementen zukam.

Und wie haben Sie die ETH Zürich in den60er Jahren als Physikstudent und späterals Doktorand erlebt?Ich glaube nicht, dass sie so viel anders warals jetzt. Als damaliger Student hatte ichkeinen Überblick über die gesamte ETH: Ichkannte vor allem die damalige AbteilungIX, Physik und Mathematik, da ich dieseFächer studiert habe, sowie gewisse Ingeni-eurbereiche, von Freunden und Studienkol-legen. In den späten 60er-Jahren war ichAssistent, als die 68er-Bewegung durch dieUniversitäten gegangen ist. Davon warendie Architektur und teilweise die ETH sehrstark betroffen; der Rest der Hochschulenverhielt sich mehr abwartend als aktiv par-tizipierend. Das wäre heute wahrscheinlichnicht anders: Unsere Studierenden sind

nicht apolitisch, aber in schwierigen Situa-tionen handeln sie so, wie sie es halt in denNaturwissenschaften lernen – sie versu-chen den verschiedenen Standpunkten aufden Grund zu gehen und sie gegeneinanderabzuwägen. Das Resultat ist eine moderateund keine extreme Haltung. Das Studiumwar im Wesentlichen gleich aufgebaut wieheute: Wir hatten nur ein Vordiplom, daserst nach zwei Jahren stattgefunden hat.Jetzt haben wir wieder nur ein Vordiplom,das aber schon nach einem Jahr.

War das Studium damals strenger alsjetzt?Nein, dieses Gefühl habe ich nicht. Die An-forderungen sind etwa gleich geblieben,wenigstens in den Bereichen, die ich kenne.

Ist das gut oder schlecht?Das ist gut. Die Anforderungen sind immernoch hoch, aber für gute Gymnasiastendurchaus erfüllbar. Die Hauptsache ist im-mer noch, dass die Studierenden motiviertund bereit sind, die nötige Energie und Zeitfür das Studium aufzuwenden.

Sie sind Vorsitzender der gesamtschweize-rischen Bologna-Projektleitung, Mitbe-gründer und Präsident von UNITECHInter-national. Die Internationalität der ETH istein sehr wichtiges Anliegen für Sie. Waserwarten Sie persönlich vom Bologna-Ab-kommen?Ich habe verschiedene Erwartungen an dasBologna-Projekt. Ich sage jetzt absichtlichnicht Abkommen, sondern Projekt. Erstens:Dadurch, dass es eine Restrukturierung vonStudiengängen erfordert, wird uns dieMöglichkeit geboten, die Studiengänge derETH bezüglich Inhalt, Studienstruktur und

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Prof. Dr. Konrad Osterwalder, Rektor der ETH Zürich, über die ETH Zürich früherund jetzt. Und über eine Vision. Und den Weg dorthin.

Treffpunkt auf dem Campus der ETH Hönggerberg.

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Lehrform neu zu überdenken. Das ist letzt-lich unsere wichtigste Chance. Das magseltsam klingen, weil das ja etwas ist, wasjede Universität ständig und für sich selbstmachen muss und was nicht unbedingt mitder internationalen Zusammenarbeit zutun hat. Aber hier handelt es sich um eineGesamterneuerung. Von der Bologna-Re-form wird erwartet, dass die Mobilität derStudierenden erweitert wird, vielleichtnicht so, wie es von den ursprünglichenVerfassern geplant worden war, aber dasses Netzwerke für die Studierenden gebensollte, innerhalb deren sie sich relativ pro-blemlos bewegen könnten.

Gibt es sonst Dinge, die unsere Hochschulezukünftig besser machen müsste?Es gibt Dinge, die zu ihrer Zeit gut waren,jetzt aber neu überdacht werden müssen,da sie nicht mehr zeitgemäss sind. Unserganzes Leistungskontrollsystem, sprichPrüfungen und alles, was dazugehört, musssystematisch erneuert werden. Ferner müs-sen wir die ganze Marketingstrategie wei-terentwickeln, um unseren Platz unter denweltweit führenden technischen Univer-sitäten immer wieder finden zu können. Esgenügt nicht, nur zu sagen: Wir gehören zuden Besten. Die wichtigen Stellen weltweitmüssen auch wissen, was die ETH Zürichist. Sie muss im gleichen Licht gesehenwerden, wie sie sich selbst sehen möchte.Sie muss ernst genommen werden als An-bieterin von hoch stehender Lehre und Aus-bildung, als eine wichtige Partnerin in derForschung. Weiter bin ich der Meinung,dass auf jede Hochschule, neben Lehre undForschung, eine neue Aufgabe zukommenmuss. In Europa sind die Aussichten für diewirtschaftliche Entwicklung eher ein biss-

chen grau, und wir schauen relativ hilfloszu, wie viele unserer Arbeitsplätze in an-dere Teile der Welt abwandern. In so einerSituation und in so einem Land wie derSchweiz braucht es Instanzen und Leute,die imstande sind, gewisse Bereiche zuidentifizieren, Bereiche, in denen wir for-schen, entwickeln und konkurrenzfähigproduzieren können. Nur so kann man dieGefahr der erwähnten Abwanderung ge-ring halten. An dieser Aufgabe führend mit-zuarbeiten, wird eine wichtige Aufgabe derETH Zürich in den kommenden Jahren sein.

Wie soll die Hochschule der Zukunft ausse-hen? Haben Sie da eine Vision?Ich würde nicht von der Hochschule der Zu-kunft reden, sondern vom Hochschulsys-tem der Zukunft. Meine Vision ist schondie, dass es ein europäisches Hochschulsys-tem geben sollte, wo Forschung und Lehresehr unterschiedlich betrieben werden, voneiner Institution zur anderen. Die jungenLeute sollen verschiedene Optionen habenund die Mittel, die zur Verfügung stehen,sollten auch gezielter und effizienter alsheute eingesetzt werden. Ich wünsche mir,dass die Breite der Hochschule bewahrtbleibt. Es gibt gewisse Tendenzen zur fort-geschrittenen Spezialisierung der Hoch-schulen, was meiner Vorstellung von For-schung und Lehre auf tertiärer Stufe ziem-lich entgegengesetzt ist. Manche traditio-nelle Disziplinen werden als solche in Zu-kunft eine weniger wichtige Rolle spielen.Zudem erweist sich die Unterscheidungzwischen der Grundlagen- und der ange-wandten Forschung mittelfristig als un-fruchtbar, und ich glaube, dass sie langsamverschwinden wird. Dafür entstehen dannandere Bereiche und andere Unterschei-

dungen. Die Aufspaltung Geisteswissen-schaft/Naturwissenschaft wird beispiels-weise im Laufe der nächsten 50 Jahre anSchärfe verlieren, und vielleicht wird das zueiner anderen Unterteilung führen. Auch inder naturwissenschaftlich-technischen For-schung werden in Zukunft grundsätzlicheethische und Sicherheitsaspekte eine grös-sere Rolle spielen.

Sehen Sie irgendwelche Synergien zwi-schen den beiden Disziplinen?Die rein naturwissenschaftliche und dierein geisteswissenschaftliche Betrach-tungsweise ist bei vielen wichtigen Proble-men unserer Gesellschaft nicht mehr ange-bracht. Vielmehr braucht es ein kombinier-tes Denken, was man beispielsweise in denNeurowissenschaften sieht, wo eine strikteUnterscheidung zwischen der Biologie undder Psychologie nicht mehr sinnvoll ist.

Und die Zukunft der ETH Zürich?Wenn es um die Zukunft der ETH geht,finde ich grundsätzlich wichtig, dass es ne-ben dem Anhäufen von Wissen und Könnenein weiteres Ziel der Bildung gibt: Lernen,Zusammenhänge zu sehen, die weit überdas eigene Fach hinaus gehen; lernen, mitWidersprüchen im Leben sinnvoll umzuge-hen und gerade dadurch befähigt werden,einerseits für komplexe Probleme eine ver-nünftige Lösung zu finden und anderer-seits den Leuten gegenüber, die andere Lö-sungen vertreten, eine gewisse Toleranzauszuüben.

Konrad Osterwalder: «Auf die Hochschulen kommen neue Aufgaben zu.»

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Frau Vogel, herzliche Gratulation zum Phi-lip Morris Forschungspreis 2005. Kam derJuryentscheid für Sie aus heiterem Himmeloder gab es ein Buschtelefon, das ihnankündete?Der Entscheid kam nicht ganz aus heiteremHimmel, da die Jury eine Vorauswahl ge-troffen hatte. Alle Finalisten wurden nachMünchen eingeladen und mussten einen15-minütigen Vortrag halten. Der Entscheidkam dann noch am gleichen Tag. Es warsehr spannend.

Der Preis würdigt die Entwicklung von Last-transportern für die Nanotechnologie.Wozu werden diese Transporter gebraucht?Die Natur hat ja – wie wir alle wissen undalle täglich erfahren – unheimlich toll aufder Nanoskala gebaut. Das heisst, unsereOrgane, unsere Haut, unser Gehör ist allesNano-Engineering oder, wenn man somöchte, Nanotechnologie. Wir Menschensind jedoch technisch weit davon entfernt,Strukturen aufbauen zu können, die wie

eine Leber oder eine Haut funktionieren.Auf der anderen Seite haben wir gelernt,winzige Bausteine zu synthetisieren, etwaNanodrähte oder -schrauben. Die Frage istnur, wie sich diese Bausteine zusammen-setzen lassen. Für kompliziertere Struktu-ren reicht es nicht, dass wir die einzelnenKomponenten in ein Glas geben, das Glasschütteln und hoffen, dass sie sich vonselbst richtig zusammensetzen. Deshalbmüssen wir lernen, wie auf der Nanoskalaeine «Assembly-Line» gebaut werden kann,ähnlich wie bei einem Fliessbandprozessder Automobil-Industrie.Unsere Nanoshuttles sind der erste Schrittin diese Richtung. Sie «fischen» Moleküleaus einer Lösung und bringen sie entlangeiner Bahn an einen bestimmten Ort, wosie wieder abgeladen werden. Da es fürdiese Transporter noch keine guten synthe-tischen Motoren gibt, nehmen wir biologi-sche. Als Lösungsmittel dient Wasser – wieim Körper.

Wie funktionieren solche Motoren?Unser Nano-Fliessband besteht im Prinzipaus vielen winzigen Motoren, welche dieTransporter jeder ein Stück weiter schie-ben. Sobald ein chemisches Brennstoffmo-lekül an einen Motor bindet, macht dessenKopf eine Bewegung. Diese transportiertdas Mikrotubulin, unser Shuttlemolekül,entlang der Bahn um acht Nanometer vor-wärts. Als Motor- und Bahnmoleküle ver-wenden wir Kinesin, das auf einer syntheti-schen Oberfläche fest verankert ist.

Können diese Mikrotubuli unterschiedlicheFrachten transportieren?Wenn wir unsere Transporter polymerisie-ren, können wir auf deren Oberfläche un-terschiedliche chemische Erkennungsstel-len einbauen. Dank der Wechselwirkungenmit Frachtmolekülen lässt sich eine Viel-zahl von Bausteinen transportieren. Wirsind von einer fliessbandmässigen Syn-these von komplexen Systemen noch weitentfernt – doch ein erster Schritt ist getan.

B I O N A N OT E C H N O LO G I E

D I E W U N D E R B A R E N A N O - N AT U R I N T E RV I E W: G A B R I E L E A E B L I

Für die Entwicklung von molekularen Nanoshuttles erhielt Viola Vogel,Professorin für biologisch orientierte Materialwissenschaften der ETH Zürich,zusammen mit drei weiteren Wissenschaftlern – unter ihnen auch die ETH-Professorin Ursula Keller – den Philip Morris Forschungspreis 2005. Die Preis-verleihung findet am 8. Juni in München statt.

Abb. 1 bis Abb. 4: Mikroskopische Bahnen: In offenen Kanälen werden die fluoreszierenden Nanotransporter sortiert und gelenkt.

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Welche Anwendungen gibt es für dieseNanoshuttles?Biologische Materialien haben sehr beson-dere Eigenschaften: Sie können etwa De-fekte erkennen und reparieren, wachsenoder schrumpfen, je nachdem ob sie ge-braucht werden oder nicht. Unsere synthe-tischen Materialien können das alles nochnicht. Es wird also in Zukunft mehr undmehr gefragt sein, dass wir einige biologi-sche Moleküle, die diese Eigenschaftenmöglich machen, in synthetische Materia-lien integrieren. So weit sind wir aber nochnicht. Im Moment versuchen wir die Funk-tionsweise der biologischen Bausteine zu ver-stehen und erste Anwendungen zu finden.

Und ganz konkret? Die ersten Anwendungen unserer moleku-laren Transporter werden wahrscheinlichmikrofluide diagnostische Geräte sein –Sensoren mit winzigen Kanälen. Bluttrop-fen etwa können entlang dieser Kanäleanalysiert werden. Es ist ein sehr grosses

Gebiet, weil aufwändige Labortechnikenauf eine kleine Skala komprimiert werden –so genannte «Lab-on-a-chip»-Anwendun-gen. Im Moment geschieht dies auf der Mi-kroskala.Wir wollen nun diese Bausteine bis auf dieNanoskala verkleinern. In Zukunft wird esvielleicht möglich sein, Moleküle in sehrkleiner Konzentration gezielt aus einerFlüssigkeit herauszufischen. Unsere Trans-porter könnten diese an einem bestimmtenOrt konzentrieren, so dass sie nachgewie-sen werden können. Ob unsere Shuttles an-gewendet werden, wird sich zeigen. Eskann auch sein, dass synthetische Motorengefunden werden, die nicht ganz so fragilsind wie die biologischen.

Was liegt Ihnen mehr am Herzen: dieGrundlagen- oder die anwendungsorien-tierte Forschung?Beides. Ich möchte verstehen, wo wir imMoment wesentliche gesellschaftliche Fra-gen oder Probleme haben, und dann Grund-

lagenforschung betreiben, um neue Lö-sungsansätze zu finden. Alte Ideen in Pro-dukte umzusetzen interessiert mich nicht.Ich möchte erkennen, wie die Natur auf derNanoskala baut, und diese Erkenntnisse inbessere Produkte umsetzen.

Warum ist es Ihnen wichtig, dass Ihre For-schung eine konkrete Anwendung hat?Wir wissen alle, dass etwa die Kostenexplo-sion im medizinischen Bereich unbezahlbarwird. Die Konsequenz wird entweder sein,dass wir uns Behandlung bald nicht mehrleisten können oder die Krankenkassen vie-les nicht mehr abdecken werden. Die Alter-native ist, dass wir uns jetzt rechtzeitigüberlegen, wie bestimmte Verfahrenswei-sen sehr viel billiger durchzuführen sind.Wie bei allen technologischen Entwicklun-gen ist dies mit Verkleinerungen möglich.Wie bei den Computern erlebt, bedeutetdies, dass mit weniger Geld und wenigerMaterial sehr viel mehr produziert und anFunktionalitäten gewonnen werden kann.

Die Spirale zeigt, wie die Mikrotubuline im Zentrum konzentriert werden.

Viola Vogel: «Die Biologie motivierte mich, Physik zu studieren».

Auch morgen für Sie da.

„Sie ist zuverlässig,pünktlich und vielleichtetwas pingelig.“

Und was ist typisch schweizerisch an der Post?

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Sie haben Biologie und Physik studiert undschliesslich in Physik abgeschlossen. Heutearbeiten Sie wieder in einem interdiszi-plinären Forschungsgebiet. Hat es Sie zurNatur zurückgezogen?Ich habe mit sehr viel Freude beide Richtun-gen studiert und gemerkt, dass mich biolo-gische Fragestellungen sehr interessieren.Doch viele Modelle und Werkzeuge, umkomplexe biologische Prozesse zu verste-hen, sind in der Physik zu finden. So hatmich die Biologie motiviert, Physik zu stu-dieren, um schliesslich wieder in der Biolo-gie neue physikalische Techniken anwen-den zu können.

Sind es eher Techniken oder auch Denk-ansätze?Es sind auch Denkansätze. Im Physikstu-dium lernt man, komplizierte Sachverhaltezu reduzieren, um dann mit weniger kom-plexen Systemen Modellsysteme aufzu-bauen. Allerdings können durch zu starkeReduktion wichtige Eigenschaften der bio-logischen Systeme verloren gehen. DieFolge ist dann, dass die produzierten Resul-tate völlig irrelevant sind.

Sie haben an der University of Washingtondas «Center for Nanotechnology» aufge-baut und geleitet – einen wichtigen inter-disziplinären «Think Tank». Als Sie an dieETH Zürich kamen, waren Sie zuversicht-lich, dass dies auch hier möglich ist. Hatsich das bestätigt?Das «Center for Nanotechnology» warweltweit eines der ersten seiner Art. Dochnach acht Jahren wollte ich mir neu überle-gen, wo die nächsten «frontiers» der For-schung liegen. Mein Umzug an die ETH er-laubt mir nun genau das. Ich möchte nichteinfach aus Trägheit etwas weiter machen,was erfolgreich war.Ausserdem kam ich zu einem Zeitpunkt andie ETH, an dem hier sehr viele Initiativenliefen, um die nächsten interdisziplinärenSchwerpunkte und ihre Fragestellungenfestzulegen. Dank meiner Mitarbeit in derPlanungskommission der ETH Zürich lerneich viel über die Arbeiten in anderen Fach-bereichen.Natürlich ist die Zusammenarbeit hiernoch nicht ganz so intensiv wie in den USA,doch haben wir bereits einige interdiszi-plinäre Seminare und Masterstudiengängegeschaffen. In meinem eigenen Bereich be-gannen wir kleinere Symposien mit ande-ren Arbeitsgruppen durchzuführen. Dies isteine Voraussetzung, um später zusammenVisionen zu entwickeln.

Die Nanotechnologie wird ja als Schlüssel-technologie des 21. Jahrhunderts gehan-delt. Wo sehen Sie deren Chancen und Risi-ken?Ich beginne mit einem Vergleich: Als in den60er-Jahren die ganzen Plastikwerkstoffeentwickelt wurden, machte sich niemandrechtzeitig Gedanken darüber, wie Poly-mere wieder abgebaut werden können. DieFolge waren riesige Kunststoff-Müllberge.Die nötige molekulare Ingenieurarbeit warnicht rechtzeitig angegangen worden. Eswäre zum Beispiel möglich gewesen, che-mische Bindungen in die Polymere einzu-bauen, und die Umweltfaktoren hätten siewieder aufbrechen können.In der Nanotechnologie gilt es daraus zulernen. Es liegt in unserer Verantwortung,etwa nicht nur zu fragen, wie ein Nanopar-tikel gestaltet werden kann, das pharma-zeutische Produkte gezielt zu einem Krebs-geschwür transportiert. Wir müssen unsauch rechtzeitig fragen, was mit den Nano-partikeln passiert, wenn wir sie schluckenoder einatmen, welche Abwehrmechanis-men sie auslösen und wie wir sie im Körperwieder zersetzen können.

Sie haben als Kind einige Zeit in Afghani-stan gelebt, in Deutschland studiert, gin-gen dann in die USA und sind jetzt hier inder Schweiz. Wie hat dies Ihre Denkweisegeprägt?Ich habe früh gelernt, dass ein Kulturwech-sel mit grossen gesellschaftlichen Anpas-sungen verbunden ist. Wenn man dies ein-oder zweimal durchgemacht hat, fällt esleichter, die privaten und beruflichen Gele-genheiten nicht nur daheim zu suchen.Deshalb frage ich mich: Welches Land bie-tet mir die besten Möglichkeiten, um be-stimmte Träume umzusetzen?Ausserdem lernt man in jedem neuen Land,wie ein bestimmtes System funktioniert.Wenn es nun irgendwo hakt, ist es leichter,Verbesserungsvorschläge zu finden: Ichversuche Probleme in einem System mitBausteinen eines anderen Systems anzuge-hen – ähnlich wie in der Nanotechnologie.

Abb. 6: Cargo-Transport: Molekulare Erkennungsstellen können Cargo selektiv binden.

Abb. 5: Nanotransporter: Mikrotubulin wird von dem biologischen Motor Kinesin angetrieben.

Fluoreszierendes Mikrotubulin

KinesinCaseinGlas

ChemischeErkennungsstellen

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Herr Christaanse, was reizt Sie als Architektam Projekt Science City?Ich persönlich finde besonders reizvolldaran, dass man nicht einen komplettenNeubau planen kann, sondern sich in be-reits vorhandene Gegebenheiten hineinfin-den muss. Die Herausforderung bestehtdarin, dass es sich um einen Universitäts-campus handelt, der in den 60er Jahren alsmonofunktionaler Komplex auf die grüneWiese gesetzt wurde. Das ist ein sehr aktu-elles Problem, nicht nur in Zürich, sondernan vielen Orten und Universitäten. In den60er Jahren mussten viele Universitäten,die mitten in den Städten lagen, aus Platz-mangel sehr grosse Satelliten ausserhalb

der Stadt bilden. Diese Gebilde wurdendann meistens ausschliesslich für univer-sitäre Nutzung geplant und erinnernmanchmal fast an abgelegene Klöster. Dasist ein städteplanerisches Modell, das jetztseine Endphase erreicht hat. Man erkenntheute, dass solche Satelliten so nicht idealfunktionieren können.

Wie sieht denn das Universitätsmodell derZukunft aus?Die Hochschule ist nicht mehr eine Institu-tion mit einem bestimmten Platz in derStadt, sondern ein Organismus mit vielenGesichtern und Differenzierungen, der sichan vielen verschiedenen Stellen unserer

Kulturlandschaft aufhält und mit dem Le-ben verbindet. Auch gibt es eine wach-sende nationale und internationale Vernet-zung der Universitäten, Forschungsnetz-werke bilden sich und die Ausbildungspro-gramme werden aufeinander abgestimmt.Damit wird der Austausch zwischen denUniversitäten zunehmen, man wird vielmehr als früher temporär auch an anderenUniversitäten sein. Und dann gibt es nocheine zunehmend engere Beziehung zurWirtschaft. Es entstehen zum Beispiel Spin-offs, die sich in enger Verbindung zur Hoch-schule niederlassen wollen, oder Firmen, diebestimmte Forschungseinrichtungen derHochschule sponsern und mitbenutzen.

S C I E N C E C I T Y

VO N PA L Ä ST E N , I N S E L N , LO F T SU N D U N I V E R S I TÄT E NI N T E RV I E W: M A RT I N A M Ä R K I - KO E P P

Der Mann, der eines der grössten Zukunftsprojekte der ETH plant, heisst KeesChristaanse. Der Niederländer, seit 2003 Professor an der ETH Zürich, ging aus derTestplanung für Science City, dem innovativen Campusprojekt auf dem Höngger-berg, als Sieger hervor. Jetzt arbeitet er mit seinem Team den Masterplan fürScience City aus. Im Interview erklärt er, von welchen Ideen und Erfahrungen ersich dabei leiten lässt.

Science City als vielschichtiges und zugängliches Ensemblevon Wissen, Kultur, urbanem Leben und neuer Architektur.

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Und wie drückt sich das baulich aus?Es entsteht eine Art Geflecht. Die Univer-sität ist nicht mehr der Palast, in dem dieAcademia thront, wo die schöne Elite sichaufhält, sondern sie ist einfach ein zellulä-res Gefüge von Denken und Produzieren,das sich immer wieder neu in der Gesell-schaft verankert. Für Science City bedeutetdas, dass man versuchen sollte, diesenCampus stärker mit der Stadt zu vernetzen.

Heisst Vernetzung, dass Science City ir-gendwann Richtung Stadt wuchert, wiemanche Anwohner befürchten?Nein, auf keinen Fall. Vernetzung findetnicht statt, indem man den Raum zwischenStadt und Hönggerberg zubaut, sondernauf der Ebene der Architektur innerhalbvon Science City. Denn erstens wollen wirauf keinen Fall die schöne Landschaftsum-gebung zerstören, und zweitens gibt esauch ganz klare politische und rechtlicheVorgaben. Wir halten uns mit unserem Pla-nungsentwurf strikt an die heutige äussereGrenze des bestehenden Campus. Alles, wasan baulicher Erweiterung stattfinden soll,muss innerhalb dieser äusseren Grenzestattfinden. So entsteht so etwas wie eindichtes, konzentriertes Quartier auf demHügel. Dabei ist uns ganz wichtig, dass sichdieses Ensemble so transparent und zu-gänglich entwickelt, dass es nicht wie eineBurg aussieht. Und dass hier Funktionen zufinden sind, die auch für die Bewohner derumliegenden Stadtquartiere nützlich undattraktiv sind. Ich stelle mir zum Beispielvor, dass sich hier Veranstaltungsräumeöffnen für die umliegenden Quartiere, dasshier Konzerte oder Bürgerversammlungenstattfinden. Oder dass hier gewohnt wird.Natürlich planen wir in erster Linie Woh-

nungen für Studierende. Aber zumindestwürde dadurch das Campus-Gebiet so be-lebt werden, dass es nicht abends plötzlichals Öde daliegt. So entstünde auch diebenötigte kritische Masse an Menschen,die zum Beispiel für gastronomische Be-triebe interessant wäre.

Sie arbeiten an ähnlichen Projekten auchfür die Universität Amsterdam und für dieUniversität Leuven in Belgien. Worinähneln sich diese Projekte und wodurchunterscheiden sie sich?In Amsterdam handelt es sich um eineneue Erweiterung der Universität. Die Si-tuation ist in mancher Hinsicht mit Zürichvergleichbar, indem diese Erweiterung sehrweit von der Stadt entfernt liegt. Sie liegt

Kees Christaanse: «Dieses Projekt trägt wirklich ein Versprechen in sich.»

Transparentes Loftgefühl in Science City.

Kees Christiaanse, geboren 1953 inAmsterdam, schloss das Architekturstu-dium 1988 an der TU Delft ab. Von 1980bis 1988 arbeitete er im Office for Me-tropolitan Architecture (OMA) in Rotter-dam. 1989 gründete er das Büro KeesChristiaanse Architects & Planners(KCAP) in Rotterdam, welches er 1990mit dem Büro ASTOC in Köln vergrös-serte. Seit 1996 unterrichtet er an der TU Berlin. Christiaanse ist ordentlicherProfessor für Architektur und Städtebauan der ETH Zürich seit 2003. Er erhieltzahlreiche Auszeichnungen, darunterdie des «Bauwerks des Jahres» vom Ar-chitekten- und Ingenieursverband Ham-burg für das Projekt Holzhafen.

sogar völlig isoliert zwischen Eisenbahn-schienen und Autobahnen und dort drohtdie gleiche Gefahr einer Monokultur wiehier, obwohl der Campus in Amsterdameine Neuentwicklung ist. Die Universitäthat aber so grossen Bedarf an neuen Laborsund Räumlichkeiten, dass man keine an-dere Möglichkeit sieht, als diese ausserhalbder Stadt zu realisieren. Wir haben nun inunserer Planung von vornherein daraufhingearbeitet, dass dort auch Wohnungeneingeplant werden und weitere Formen dersozialen und wirtschaftlichen Vernetzung

möglich sein sollen. In Belgien handelt essich dagegen um die Erweiterung eines be-stehenden Campus, die vorwiegend Spin-off-Unternehmen und universitätsnahemGewerbe dienen soll, was ja auch fürScience City attraktiv wäre. Architektonischsehen wir für alle drei Projekte ein ähnli-ches Prinzip, eine intime Struktur von Räu-men, Plätzen und Gassen, wobei die Archi-tektur weit gehend flexibel gehalten wer-den soll, damit sie jederzeit auf neue Be-dürfnisse und unerwartete Umstände rea-gieren kann.

Wie erreichen Sie denn diese Flexibilität?Indem wir das oben genannte Prinzip miteinem anderen Grundprinzip kombinieren:Freiraum. Wir wissen ja nicht genau, wieschnell welche Gebäude gebaut werdenkönnen und welche Funktionen gebrauchtwerden, weil sich heutzutage die Bedin-gungen und Bedürfnisse sehr dynamischverändern. Und deshalb basieren unsereVorschläge häufig auf einem sehr starkenFreiraumkonzept. Das heisst, wir definierenzwar Standorte für Gebäude, aber wir legenderen Form und Grösse möglichst wenigfest. Manchmal gehen wir sogar noch radi-kaler vor: Wir legen zum Beispiel zuerst aufdem ganzen Areal einen Wald oder einenPark an, und dann werden nur einzelneTeile des Walds bebaut, wenn es nötig ist.Dadurch erreichen wir dann, dass immerein Gleichgewicht zwischen Bebauung undWald bestehen bleibt.

Aber Science City können Sie ja nicht in ei-nen Wald verwandeln?Nein, das ist auch nicht nötig. Wir habenhier bereits sehr schöne Freiraumanlagen,zum Beispiel im Bereich der ersten Bau-etappe des Campus Hönggerberg. Wir wol-len diese als exemplarischen Archetyp auf-nehmen und daraus eine Formsprache entwickeln, die sich durch das ganze Arealhindurch zieht. Dadurch werden auch be-stimmte Positionen und Höhen von Gebäu-den definiert, ohne dass wir genau fest-legen, was gebaut wird.

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Kontakträume und Freiräume, die Verschmelzung von Kommunikation undInfrastruktur sollen das Stadtquartier für Denkkultur prägen.

Science City als Insel: Verdichtung nach innen und fliessende Übergänge zwischen den Nutzungenschaffen vernetzte Strukturen.

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Kann man mit so viel Offenheit planen?Das wollen wir. Es soll möglich sein, dassman zum Beispiel sagt: Im Endeffekt sollenhier einmal Wohnmöglichkeiten für 1000Menschen sein, aber vorerst brauchen wirnur 200. Unser Plan ist so aufgebaut, dassbeides funktioniert. Oder wir sehen Ge-bäude vor, die verschieden genutzt werdenkönnen – ähnlich wie Lofts zum Beispiel.

Gibt es Campusentwicklungen an anderenHochschulen, von denen die ETH etwas ler-nen kann?Die Projekte, von denen wir jetzt gespro-chen haben, befinden sich alle etwa imgleichen Entwicklungsstadium. Von dahergibt es noch keine Erfahrungen, die zumBeispiel von Amsterdam nach Zürich über-tragen werden könnten oder umgekehrt. Esgibt aber Beispiele für sehr gut funktionie-rende Campusanlagen in Europa. Zum Bei-spiel finde ich persönlich, dass Cambridgeein sehr gelungenes Beispiel ist – all dieColleges, die sich als autonome Ensemblesüber die Stadt verteilen – oder die LondonSchool of Economics, die mitten in Londonist und sich in alle möglichen Gebäude ein-genistet hat und so ganze Viertel belebt,ohne dass man äusserlich sieht, dass hiereine Universität ist – das funktioniert auchsehr gut.

Die unsichtbare Universität, sozusagen?(lacht) Ja genau! Es gibt noch ein Beispielaus den 70er-Jahren in Belgien: Louvain-la-Neuve. Die Wallonen wollten damals einPendant zur Universität Leuven bauen. Diesist ein interessantes Beispiel, weil hierschon damals an eine Durchmischung mitWohneinheiten gedacht wurde und mansehen kann, wie das sozial funktioniert. DieTU Berlin dagegen ist ein Beispiel für einenriesigen monofunktionalen Campus, deraber deswegen funktioniert, weil er mittenin der Stadt liegt. So gibt es unterschiedli-che Modelle für unterschiedliche Bedin-gungen.

Und wie beeinflussen die spezifischen Be-dingungen das Modell Science City?Nun, Science City hat eine Art Insellage,und das wird und soll sich nicht ändern.Aber man kann schon dafür sorgen, dasssich der Campus selbst wie ein Stadtquar-tier entwickelt, ohne dass man die land-schaftliche Umgebung zerstört. Ein verletz-licher Punkt hier ist einzig die Anbindungan den öffentlichen Verkehr. Die Erschlies-sung durch ein Bussystem ist nicht wirklichideal. Am liebsten hätte ich eine schnelleGleisverbindung, aber das ist im Augen-blick aus Kostengründen nicht realisierbar.Ansonsten sehe ich keine Probleme. Die Be-schränkung auf das bestehende Areal zumBeispiel tut dem Projekt nur gut, weil da-durch eine sehr klare Figur in der Land-schaft entsteht. Wenn es uns gelingt, hierwirklich gemischte Funktionen von Lehrenund Forschen, Arbeiten, Wohnen und Frei-zeit entstehen zu lassen, dann trägt diesesProjekt wirklich ein Versprechen in sich.

Freiräume als Erholungs- und Begegnungsräume.

Science City ist das Projekt eines zu-kunftsgerichteten Campus und Stadt-quartiers für Denkkultur am ETH-Standort Hönggerberg. Neben zusätz-lichen Gebäuden für Forschung undLehre sollen auf dem HönggerbergWohnungen für bis zu 1000 Studie-rende und Gäste entstehen, eine Sport-anlage sowie evtl. Einkaufsmöglichkei-ten und Restaurants. Modernste For-schungseinrichtungen und ein Lern-und Kongresszentrum mit einem Audi-torium, einer modernen Bibliothek so-wie Veranstaltungs- und Ausstellungs-räumen sollen hervorragende Arbeits-bedingungen für Wissenschaftlerinnenund Wissenschaftler aus der ganzenWelt schaffen und Science City zu einerPlattform machen, wo sich Wissen-schaft, Wirtschaft, Kultur und Gesell-schaft begegnen.

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Nur eins darf man bei Prof. Ursula Kellernicht – ihre Laserspiegel und Laserhalterberühren. «Passen Sie auf, dass Sie nichtsanfassen, sonst müssen Sie mir sagen, wound was Sie berührt haben», warnt sieunsere Fotografin, die ein paar Fotos inihrem Labor knipsen möchte. Denn dieoptische Bank mit ihren vielen präzise auf-gestellten mechanischen Haltern für Spie-gel, Laser, Detektoren usw. ist die Basis ihrer Arbeit. Und ihrer Leidenschaft: Ihre Laser sind gleichzeitig auch ihr Hobby. Es istein Vergnügen, in Gesellschaft eines so erfüllten Menschen zu sein – ihre positiveEnergie ist mehr als ansteckend, geradezu

erobernd. Nichts kann diese Frau aus demGleichgewicht bringen, scheint es.

Sie ist 45, glücklich verheiratet, Mutter vonzwei kleinen Kindern, eine Koryphäe aufdem Gebiet der Optoelektronik und auslän-disches Mitglied der Königlich Schwedi-schen Akademie der Wissenschaften mitSitz in Stockholm. Ursula Keller redet gerneüber alles: ihren Mann, den Amerikaner, ei-nen ehemaligen Studienkommilitonen ander Stanford University; ihre Kinder, die ihrhelfen, den Weg zur Realität zurückzufin-den, damit sie «nicht völlig in der Arbeitversinkt»; das schwierige Frauendasein in

der Schweiz. Über Krisen im Leben, die sieauch hatte. Über Respekt, den sie den Men-schen gegenüber fühlt, die solche Krisen er-folgreich überstanden haben. Mit Humorerzählt sie von einer Ehe zwischen zwei er-folgreichen «Workaholics». An die Grund-lage der Elektrizitätstheorie – Gegensätzeziehen sich an – glaubt die Physikerin imLiebesleben nicht: Nein, eher ein Seelenver-wandter müsse der Partner sein, die glei-chen Ziele und den gleichen Lebensrhyth-mus sollte er haben. Und Verständnismüsse er aufbringen, wenn die Ehefrau um7 Uhr abends anriefe und sagte, sie käme ineiner halben Stunde nach Hause, und dannwerde es doch drei Stunden später.

«Frau am Herd»: ein längstüberholtes Modell

Sie ist Kosmopolitin: Das verrät nicht nurdie Sprache, die sie spricht, eine ange-nehme Mischung aus dem Schweizerdeut-schen und dem Englischen. Auch ihreEinstellungen sprengen den engen Rah-men des monokulturellen Denkens: Nüch-tern kritisiert sie zum Beispiel ihr eigenesLand, das immer noch das überholte Modellder «Frau am Herd» vertritt und eine sehrbeschränkte Anzahl an Kinderbetreuungs-angeboten in Form von Kinderkrippen undTagesschulen hat. Ihre zahlreichen Preise –in diesem Jahr wurde sie mit dem PhilipMorris Forschungspreis für ultrakurze La-serpulse gewürdigt – beweisen das Gegen-teil: Es gibt sie, die erfolgreichen Frauen, diesogar Weltrekorde brechen – und das dazunoch auf einem «männlichen Gebiet», derLaser- und Halbleitertechnik. Die Arbeiten

Q UA N T E N E L E K T R O N I K

E I N L E B E N M I T L A S E R N VA N JA L I C H T E N ST E I G E R- C U C A K

Sie brach bereits den Weltrekord, indem sie den kürzesten Lichtpuls aus einemLaser erzeugte. Für ihre Leistungen in der Laserphysik wurde sie vor kurzem mitdem Philip Morris Forschungspreis gewürdigt. Über Laser, Leben und Leidenschaftein Gespräch mit Prof. Ursula Keller.

Experimenteller Aufbau eines 40-GHz-Er:Yb:Glaslasers bei einer Wellenlängeum 1,55 µm für optische Kommunikationsanwendungen.

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von Ursula Keller zählen zu den drei meist-zitierten Publikationen im Bereich derOptoelektronik im letzten Jahrzehnt welt-weit.Was führte eine talentierte Physikerin indie Welt der Halbleiter und Laser? «Ich wollte Experimente machen, die ichselbst kontrollieren, aufbauen und bis zuEnde durchführen kann.» Der Laser habeihr dabei immer sehr gut gefallen: «Laserist etwas Schönes», schwärmt sie, alswürde sie von einem geliebten Menschenoder einem Kunstobjekt sprechen: «Es istwie Lego, man kann alles selbst aufbauen,wenn man einmal alle Bauelemente herge-stellt hat.» Vor allem könne man damitkurze Pulse produzieren: Kurze Pulse seienmit Stroboskoplichtern in der Disco ver-gleichbar, die die Bewegung eines schnel-len Tänzers verlangsamen können. Aufganz analoge Art und Weise könne man mitden noch kürzeren Laserpulsen schnelleProzesse in der Natur und Technik messen.Die Zeitauflösung sei im Prinzip nur nochdurch die Länge der Laserpulse bestimmt:«Heutzutage können wir nur wenige Fem-tosekunden direkt aus einem Laser produ-zieren.»

«Sesam»: ein unscheinbarerHalbleiter-Chip

Neben der Herstellung von immer kürzerenLaserpulsen und ihrer Nutzung hat UrsulaKeller einen neuen Halbleiter-Chip namens«Sesam» (Semiconductor saturable absor-ber mirror) erfunden und weiter ent-wickelt: Der «Sesam» kann das kontinuier-liche Licht eines fast beliebigen Lasers in

ultrakurze Pulse verwandeln. Man muss ihndazu einfach als einen Reflexionsspiegel inden Strahlengang des Lasers einbauen.Dieser unscheinbare Halbleiter-Chip hatspezielle Nanostrukturen, die ein ganz be-stimmtes Reflexionsverhalten produzieren;sie werden im neuen Reinraum, dem FIRST-Labor, an der ETH hergestellt. Jede MengeAnwendungen gäbe es für ultrakurze Laser-pulse, erzählt Keller begeistert: Zum Bei-spiel in der Weiterentwicklung von schnel-len Halbleiterelementen – das Gebiet, aufdem Keller ihre Doktorarbeit an der Stan-ford University gemacht hat. Dort habe siekurze Pulse im Pikosekundenbereich dazubenutzt, um integrierte Schaltungen aus-zumessen: «Wir möchten immer schnellereund schnellere Computer haben, also müs-sen wir die schnelleren Schaltelementeauch ausmessen können.»

Medizin von morgen

Wie soll man das machen können, wenn dieMessgeräte mit alter Technologie gemachtwerden und somit selbst langsamer als dieSchaltelemente sind? Die Lösung: Der Lasermit ultrakurzen Pulsen. «Man kann mitultrakurzen Laserpulsen diverse schnelleProzesse, beispielsweise chemische Reak-tionen, charakterisieren und kontrollieren,in eine bestimmte Richtung steuern», fügtKeller hinzu. Oder: Da die kurzen Pulseenorm hohe Intensitäten haben können,kann man mit ihnen auch enorm hohe Leis-tungen bei Materialbearbeitungen wieSchweissen oder Schneiden erbringen.Ihre Forschung hat auch Auswirkungen aufdie Medizin: Die kurzen Pulse haben sich

beispielsweise für Augenkorrekturen be-währt. Aber auch für frühzeitige Diagnosenvon Augenerkrankungen, zum Beispiel beider Ablösung der Netzhaut, kann der Laserden Ärzten unter die Arme greifen.

Sind Naturkonstanten konstant?

Die Länge der Laserpulse, mit denen Kellerarbeitet, liegen im Piko- und Femtosekun-denbereich (10–15 sec). «Im normalen Lebenreicht eine Genauigkeit von einer Sekunde,beim Skirennfahren eine Hundertstelse-kunde», vergleicht Keller. Die heutigen Atomuhren hätten eine Ungenauigkeit vonetwa einer Sekunde in einer Million Jahre.«Mit dem Femtosekunden-Laser könnenwir in Zukunft noch viel genauere Uhrenherstellen, die im Alltag nicht wirklichbenötigt werden.» Aber: «Wir haben Be-obachtungsresultate in der Astronomie, diewir nicht verstehen können; es gibt Kon-zepte von neuen Energien, und eine mög-liche Erklärung wäre, dass sogar die Natur-konstanten gar nicht konstant sind.» Diehochpräzise Laseruhr könne uns eines Ta-ges vielleicht erlauben, im Rahmen derspektroskopischen Experimente winzigsteAbweichungen von Naturkonstanten (z. B.der Hyperfein-Konstante) nachzuweisen.Das sei reine Grundlagenforschung, abertrotzdem sehr wichtig, betont Keller, denndie Physik baue auf diesen Konstanten auf.Eine neue «frontier» in der Kurzzeitlaser-physik sei die Forschung im Atto-Bereich(10–18). Keine Unbekannte für die ambitiöseETH-Forscherin, die sich schon 2001 wäh-rend ihres Sabbaticals in Schweden in dasGebiet einarbeiten konnte: «Ich will jetzt

Ursula Keller brach bereits den Weltrekord in der Laserphysik: «Laser ist wie Lego...»

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hundert Mal schnellere Prozesse messen:Dazu brauche ich eine neue Technologieund neue Investitionen.»

«Nobody said it’s easy, try harder!»

Ursula Keller kümmert sich aber nicht nurum die Forschung. Auch der Forschungs-transfer, die Zusammenarbeit zwischenHochschule und Wirtschaft, ist für Kellerein Anliegen. So gründete sie 1995 zusam-men mit ihrem Ehemann die Firma Time-Bandwidth Products AG, eine ETH-Spin-off-Firma, die die Forschungsergebnisse mitder Sesam-Technologie in vermarktbareProdukte umsetzt. Die von Ursula Kellerentwickelten Sesam-Laser erschliessenvielfältige Anwendungen in Industrie, Wis-senschaft und Medizin. Die grundlegendeIdee mit dem Sesam-Laser hatte Kellerschon bei Bell Labs in den USA. Aber: Bis zueinem marktreifen Produkt mussten nochviele weitere Erkenntnisse und Entwicklun-gen erarbeitet werden. Denn: «Heutzutagekönnen nun kurzgepulste Laser kompaktaufgebaut werden, die keine ganzen Laser-labore füllen und die man nicht mehr ‹ba-bysitten› muss.» Damit sei die Tür für diepraktische Anwendung geöffnet. Das Un-ternehmen ist aus eigener Kraft gewach-sen und zählt heute 15 Angestellte.Auf die Frage, was das Rezept ihres Erfolgessei, antwortet Keller: «Ich habe mich immerbemüht, gute Leistungen zu erbringen undan den bestmöglichen Ort zu gehen. Anjedem Ort, wo man gut war, öffnet sichwieder eine neue Tür mit ganz neuen Mög-

lichkeiten.» Man müsse vor allem seineArbeit gerne machen, denn zwischendurchgebe es auch Frustrationsphasen: «Ichhatte einmal eine Krise in Amerika, als einExperiment einfach nicht funktioniert hat.Von einem Berater hörte ich damals einenSatz, der mein Lieblingssatz geworden ist:‹Nobody said it’s easy, try harder!›» Einestimulierende Umgebung sei für Keller einabsolutes Muss: «Es ist wie beim Skifahren:Wenn ich mit besseren Leuten Ski fahrengehe, werde ich selbst besser; ich mussnicht unbedingt die Beste sein, aber ichmuss gefordert werden.»

«Ich war ein Kumpeltyp...»

Bei einer so erfolgreichen Frau lässt sich diealte Frage nicht vermeiden: Wie fühlte sichKeller als Frau in einer Männerdomäne?Musste sie auch ihre Kompetenzen zu-nächst einmal unter Beweis stellen – eine«Klage», die man häufig von Naturwissen-schaftlerinnen hört? «Für die meisten Kol-legen im Studium war ich ein Neutrum, einKumpeltyp, mit dem man Pferde stehlenkann, klettern geht oder Skitouren macht.»Es habe aber auch Professoren gegeben, diekonsequent den Hörsaal mit «Guten Tag,meine Herren» betreten haben; auch nach-dem die entschlossene junge Physikstu-dentin in die erste Reihe gegangen war undeine Frage gestellt hatte, um aufzufallen.Andererseits habe sich Keller nie einenSonderstatus gewünscht: «Ich habe michdamals für die Bezeichnung Physiker aufmeinem Diplom entschieden; heute würde

ich mich Physikerin nennen. Ich wollte ein-fach nicht anders sein.» Heute hat Keller inihrer dreissigköpfigen Gruppe sogar vierDoktorandinnen und zwei weibliche Post-docs. «Es freut mich jedes Mal, wenn icheiner Frau eine gute Note geben kann.»Denken Frauen und Männer anders? Einklares Nein kommt von Frau Keller: «Es gibtkeine Studien, die das belegen konnten.Das Einzige, was man herausfinden konnte,ist, dass das Gehirn bei Frauen im Durch-schnitt leichter ist als das Männergehirn.»Aber: Auch ein Genie habe nicht unbedingtein schweres Gehirn.Was wäre die Botschaft einer erfolgreichenWissenschaftlerin an unsere immerschwieriger werdende Welt? «Unsere Weltwird nicht immer schwieriger», verneintsie. «Ich bin sogar eifersüchtig auf meineKinder, dass sie das ‹tomorrow› erlebenwerden», sagt Keller optimistisch. Doch,eine Vorstellung einer Wunschwelt hättesie schon: «Eine Welt, in der die Terroristenkeinen Grund mehr für ihre Tätigkeiten hät-ten, wäre eine ideale Welt.»

Verstärkte Femtosekundenpulse werden in einemGasstrahl fokussiert, um weiche Röntgenstrahlungmit Pulsdauern im Femto- und Attosekundenbereichzu erzeugen.

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Welcome tomorrow – was könnte dieses Motto desETH-Jubiläums besser umsetzen als Visionen für die Zukunft? Um die Phantasie zu beflügeln, lancierte eineArbeitsgruppe unter der Leitung von Prof. Jürg Dual einen Wettbewerb. Gesucht wurden die besten Essays,die die ETH im Jahr 2030 und ihre zukünftige Rolle inder Gesellschaft beschreiben sollten. In der Wahl derDarstellungsmittel und in der Vorgehensweise völligfrei, nahmen 40 ETH-Angehörige, überwiegend Studie-rende und Doktorierende, die Herausforderung an.Es resultierten Beiträge, die die Auswahlkommission mitihrem breiten Spektrum von solider Argumentation bis zu poetisch freier Vision vor keine leichte Auswahlstellten. Gekürt wurden schliesslich 4 Siegeressays,die sich in erster Linie durch ihre Argumente, ihre Visi-onskraft, ihre Originalität und ihre Relevanz für dieETH auszeichnen, in zweiter Linie durch ihre Form,und die gleichzeitig auch das breite Meinungsspektrumder Wettbewerbsbeiträge widerspiegeln.

Die vier Siegeressays fanden auch Eingang in das Jubiläumsbuch «Essays 2030 – Visionen für dieZukunft der ETH Zürich»*. Sie stehen dort neben den Beiträgen namhafter Meinungsträger ausWirtschaft, Wissenschaft und Politik, Menschen mit Visionen aus der ganzen Welt. Buchvernis-sage und öffentliche Preisverleihung finden im Rahmen der Jubiläumsausstellung «Welten desWissens» auf der Eventbühne im Hof des Landesmuseums Zürich statt: am 27. April ab 18 Uhr.

* Essays 2030 – Visionen für die Zukunft der ETH ZürichHrsg.: Jürg Dual und Nicole Schwyzer, Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2005

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Das Wetter ist ziemlich trüb an diesemMorgen im Jahre 2030, als Kevin Liner dasHauptgebäude der ETH Zürich betritt.Überrascht stellt der Unternehmer fest,dass das Innere alles andere als düster ist.Seine Alma Mater scheint sich gewandeltzu haben. Zudem erfasst Liner eine Stim-mung von ruhiger Konzentration. Erst all-mählich realisiert er, woher all die neuenEindrücke kommen. Die früher mit Hör-sälen verbauten Innenhöfe des ursprüngli-chen Semperbaus geben als überdachte,dezent begrünte Hallen wieder Luft zumAtmen. Sitzgruppen darin animieren zumAustausch. Zudem bemerkt er, dass hiereine Insel ohne elektronischen Datentrans-fer eingerichtet wurde. Täuscht sich Liner,oder sitzt da nicht der neuste Nobel-preisträger der ETH, Ahmed Wiederkehr? Janatürlich, und daneben ist der NationalratFlavio Ruscelli. Es stimmt also doch, denktLiner, dass die ETH ein Begegnungszentrumgeworden ist.

Eigentlich hatte er es bereits geahnt. Dennals er um ein Gespräch mit der Biologin Ul-rike Goppa bat, musste er nur einige prä-zise gestellte Fragen beantworten, um ei-nen Termin zu erhalten. Der Fragebogen,stellte er damals fest, war vom neuen Zen-trum für komplementäre Intelligenz derETH erstellt worden. Aufgrund seiner Ant-worten hatte ihm die Forscherin bereits ei-nige Themen unterbreitet, die sie als sinn-voll für ein vertiefendes Gespräch betrach-tete. Diese Angaben der Wissenschaftlerinbestärkten Liner darin, dass der neue Zweigseiner Firma «Nucleosom Therapeutics»gedeihen könnte. So waren an der Hoch-schule Tools vorhanden, mit denen die In-formationen in der DNA-Verpackung ge-zielt für eine Feinregulation der Gene ge-nutzt werden könnten. Das versprach The-rapien mit wenigen Nebenwirkungen.

In diese Gedanken versunken, gelangt Linerzur Empfangstheke mit mehreren Schal-tern. Sein im Jackenärmel integrierter Da-tenmanager – für ein Implantat konnte ersich immer noch nicht erwärmen – fragtihn, ob und welche persönlichen Daten er

freigeben will. Der Unternehmer be-schliesst, seine Geschäftswerte und dieje-nigen als ETH-Alumni zugänglich zu ma-chen. Der Herr am Empfang begrüsst ihnmit seinem Namen und informiert sich, ober neben seinen angemeldeten Bedürfnis-sen noch weitere Wünsche habe. Liner er-widert, dass die letzten Reviews zur Nu-kleosomforschung auf seinen Datenmana-ger geladen werden sollen. Der Angestelltenickt, macht ihn noch auf eine neue Soft-ware zur Gefahrenabschätzung bei DNA-Therapien aufmerksam und fordert ihn auf,in einem der neuen Innenhöfe zu warten,bis Frau Goppa bereit sei.

Liner lässt sich in einen Sessel fallen. Ange-tan von der Atmosphäre will er nach-schauen, wer denn der Architekt des Um-baus ist. Kaum hat er die Hand gehoben,um mit seinem Mikrophon an der Man-schette die Frage zu stellen, fällt ihm wie-der ein, dass hier keine Datenübertragungmöglich ist. Während er aber seinen Blickschweifen lässt, erinnert er sich: Peter Märk-li, ja, das ist der Architekt, er muss es sein.Denn beim Umbau des ETH-Hauptgebäu-des entstand eine heftige Kontroverse, obdie geplante klare räumliche Trennung vontechnischen und zwischenmenschlichenKommunikationsräumen keine Einschrän-kung darstelle. Angetan von den intensivenGesprächen um ihn herum, muss auch Li-ner als Architekturskeptiker zugeben, dassein solcher Austausch durch die Dauerver-fügbarkeit anderer Informationen behin-dert wird. Die Anstrengung, sich diese inden umgebenden Arkaden zu holen,scheint darum einen sinnvollen Filter dar-zustellen. Der Geschäftsmann will sich ge-rade in seine Reviews vertiefen, als Goppavor ihm steht. Auf seinen Wunsch hin bege-ben sie sich in einen Nebenraum, der sichvirtuell in ihr Labor oder eine Molekülland-schaft verwandeln lässt. Die ersten ge-wechselten Worte stimmen Liner zuver-sichtlich. Die Biologin kann ihr Wissen wirt-schaftsgerecht darlegen, ohne sich dabeianzumassen, von der betrieblichen Umset-zung mehr zu verstehen.

Kevin Liner ist, ohne es zu wissen, der 175.Gast, der bei der ETH Rat sucht. Da die Zahlmit den Jahren übereinstimmt, welche dieHochschule bei seinem Besuch aufweist,wird er darum als Geschenk eine kosten-lose wissenschaftliche Beratung für einProjekt während fünf Jahren erhalten.Denn die letzten Jahre haben gezeigt, dassWissenschaft und Wirtschaft, wenn sie sichwieder als selbstständige Partner begrei-fen, die einzigen sind, die grössere Projektezustande bringen. Bis es aber zu dieser Ein-sicht kam, musste auch die ETH bös untendurch.

Sexc verkaufte sich nicht

Erste Anzeichen einer Krise manifestiertensich bereits 2005. Obwohl viel Energie in Ju-biläumsaktivitäten gesteckt und das Wort«Nachhaltigkeit» auch in vieler Munde war,konnte man nicht übersehen, dass den ein-zelnen Departementen nur halbherzig zumFeiern zu Mute war. Immer wieder monier-ten ETH-Angehörige, sie hätten keine Zeitund hätten wichtigere Sachen zu tun. DieKlagen waren auch nicht ganz unberech-tigt. So wurden den Professoren zuneh-mend administrative Arbeiten aufgebürdet– vor allem im Zusammenhang mit derDrittmittelbeschaffung. Daneben bestandaber auch die Erwartung, dass sie immermehr Publikationen vorweisen konnten

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D I E L A N G S A M E N B R Ü T E R C H R I STO P H M E I E R

Christoph Meier studierte an der Uni-versität Zürich Anthropologie, Moleku-larbiologie und Philosophie. Er diplo-mierte 1998 in biologischer Anthropo-logie mit der Arbeit «Als wär’s ein Kindvon mir», einer genetisch-ethologi-schen Studie bei Schimpansen. Danacharbeitete er als freier Journalist und ab-solvierte 2002 einen Nachdiplomkursin Wissenschaftskommunikation an derZürcher Fachhochschule Winterthur.Seit 2001 ist er Redaktor bei ETH Life,der täglichen Webzeitung der ETH.

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und zudem ihre Arbeit mediengerecht ver-einfachten. Mehr oder weniger verdecktmauserten sich Publikationsindices für denForscher und Ratings für die Hochschulenzum Mass aller Dinge. Die Nachhaltigkeitblieb auf der Strecke.

Unter diesem Druck verschlechterte sichauch die Stimmung an der ETH. Der vonaussen vor allem von Politikern und Wirt-schaftsvertretern geforderte bedingungs-lose Wettbewerb liess ein Klima der Miss-gunst entstehen. Fälschungen häuftensich, wobei vieles vertuscht und, falls diesnicht möglich war, schöngeredet wurde.Die Forscher sahen sich dazu gedrängt, im-mer schriller ihre Leistungen anzupreisen.PR-Meldungen überstürzten sich. Sensatio-nen genügten nicht mehr, Hypersensatio-nen mussten her. Der Erfolg der Wissen-schaftler hing zunehmend von ihrer Insze-nierung ab und weniger vom Inhalt der For-schung. Das führte dazu, dass je nach Um-gebung eine Hormontablette geschlucktwurde, die zur nötigen Aggressivität oderNachgiebigkeit führte. In dieser kurzatmi-gen Zeit, als die ETH asthmatisch wurde,kam es zur Umbenennung der ETH. Der ehr-würdige Name wurde ersetzt durch Sexc:Swiss Excellence Center.

Sexc verkaufte sich aber nicht. Einerseitstat sich die Wirtschaft zunehmend schwermit der Beschleunigung in ihrem Bereich,die auch keine längerfristigen Investitio-nen in die Wissenschaft mehr erlaubte, an-dererseits kam es zu politischen Umbrü-chen. Die Konkordanzpolitik der Schweizerlebte ihre vorläufig letzte Stunde undzwei für die Hochschulen unselige Kräftebestimmten das Geschehen. Auf der einenSeite standen Patrioten, die vor lauterStrammstehen jegliche Flexibilität verlorenhatten. Für diese war jegliche staatlicheFörderung des Teufels und sie brachten denBegriff der «Staatswissenschaften» insSpiel. Ihre Propaganda liess keinen Zweifeloffen, die Wissenschaft war von Auslän-dern unterwandert und wurde nur betrie-ben, um den einfachen Bürger manipulie-ren zu können. Arbeiten der ETH wurden als«Sexpertisen» lächerlich gemacht. Dochauch die zweite politisch bedeutende Kraftbrachte der Wissenschaft fast nur nochMisstrauen entgegen, da aus ihrer Perspek-tive die grossen Probleme erst durch dieWissenschaft entstanden waren.

Es dauerte nicht allzu lange und die ETHbüsste aufgrund innerer und äusserer Aus-zehrung ihre Stellung ein und geriet inter-national zunehmend ins Abseits. Schnell

wurde auch Sexc verballhornt als Swiss Ex-haustion Center. Die vielen bunten Wissen-schafts-Paradiesvögel, die sich dank ihremImponiergehabe an der Hochschule einge-nistet hatten, flogen eilends auch wiederdavon. Nicht zuletzt auch darum, weilschneller Wechsel in dieser Zeit immernoch als Qualitätsmerkmal galt. In glei-chem Masse, wie die ETH ins Trudeln geriet,schwand aber auch die Fortune der beidenpolitischen Grossmächte der Schweiz. Zu-nehmend erkannten die Bürger, dass derenPolitik die Schweiz in einer Negativspiraledrehen liess. Sich auf Escher, Einstein undErnst besinnend, wagten die Schweizer innie gekannter politischer Kühnheit eine po-litische Zäsur: Sie setzten eine Regierungaus Technikern ein. Diese begriffen Politiknicht mehr als Theater, sondern wieder alsdie Kunst des Machbaren. Das zeitigte auchErfolge.

Neues Qualitätsmerkmal

Einer davon war die erneute Stärkung derETH unter altem Namen. Der Bund sah da-bei zwei Standbeine für die Hochschulevor: eine starke Ingenieurwissenschaft undeine möglichst freie Grundlagenforschung.Die Förderung der Ingenieure war eineFolge der Feststellung, dass viele Betriebein der Schweiz vor allem darunter litten,dass in den Führungsetagen Personen mittechnischem Verständnis fehlten. DieGrundlagenwissenschaft hoffte man zustärken, indem man als erstes den Projek-ten lange Fristen gewährte. Die Forscherselber wählte man nicht aus, indem mandauernd auf die Publikationsleistungschielte, sondern mittels Gesprächen, andenen Experten wie auch Laien teilnah-men. Dabei galt als Kardinalkriterium dieOriginalität. Zudem prüfte man auch, wieweit Bewerber mit gegenteiligen Ansich-ten umzugehen verstanden. Zeigten siesich fähig, eine Kontroverse kreativ zu nut-zen, stiegen ihre Chancen.

Auch dem Zufall gab man eine Chance. Sowurden wenige Forschungsförderungendurch Los vergeben. Die Idee der unbefan-genen Unterstützung sollte sich als er-staunlich erfolgreich erweisen. Bewusstsetzte die ETH auch immer wieder aufkaum oder nicht bearbeitete Forschungs-gebiete. An die Stelle der Departementetraten Kompetenzzentren, beispielsweiseeines für Folgenabschätzung von Nano-medikamenten. Die Führung der Zentrenübernahmen ganze Teams oder ein Leiter,wobei auch dann flache Hierarchien beste-

hen blieben. Um Fälschungen vorzubeu-gen, führte die Hochschule einen umfas-senden Schutz für Whistle-Blower ein.

Unter diesen Vorgaben wandelte sich dieETH zu einer debattierfreudigen, kreativenHochschule. Wohl fehlten zu Beginn nochdie grossen Namen, da viele Wissenschaft-ler das Hochschulexperiment nicht mitzu-tragen wagten. Doch mit der Zeit entdeck-ten immer mehr Forschende die Vorteiledes langsamen, hartnäckigen und redli-chen Schaffens wieder. Mit der Zeit sickerteauch durch, wie stark man von den wissen-schaftlichen Treffen auf dem Hönggerbergprofitieren konnte. Dort waren anstatt derim Jahre 2005 innerhalb des ProjektesScience City geplanten Wohnungen Begeg-nungszentren entstanden, wo Gäste meh-rere Monate logieren konnten. Denn Woh-nungen waren durch die flexibleren Studi-engänge und viele virtuelle Lernmöglich-keiten obsolet geworden. War die Wirt-schaft anfänglich noch skeptisch, erkanntesie bald, dass die Unabhängigkeit der ETHviel Potenzial für Innovation enthielt.Nachdenklich, aber vorsichtig optimistischverabschiedet sich Kevin Liner von UlrikeGoppa. Er läuft am Tisch von Wiederkehrvorbei und sieht, wie dieser ein Positions-papier seines Gesprächspartners Ruscellistudiert. Sonnenlicht dringt durch dieDachfenster. Da fällt Liner ein, wie einer derentmachteten Politiker nach den erstenJahren die ETH-Forschenden als «langsameBrüter» verspottete. In der Zwischenzeitversteht der Unternehmer, wieso dieser Be-griff sich zu einem neuen Schweizer Qua-litätsmerkmal wandeln konnte.

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Ich fand heute Nacht keinen Schlaf. MeinForschungsticker hat die ganze Zeit getickt,für jede Veröffentlichung ein neuer Tick,Tack. Jedes Mal, wenn ich die Augenschloss, zogen Millionen von Buchstabenan mir vorbei, im Takt des Tickers die Seitenfüllend, und aus den Seiten wurden Be-richte und aus den Berichten Bücher undaus den Büchern riesige Bibliotheken, de-ren Böden unter der schweren Last ächzten.Ich drehte mich auf den Rücken und starrteins Dunkle. Sind wir zum Ende gekommen?Aus der unüberschaubaren Vielfalt der In-formation ist ein undurchdringbarer Ur-wald geworden. Es hat langsam angefan-gen, neben den blühenden Lilien hat sichUnkraut eingenistet, und nur wenige Men-schen haben es wahrgenommen. Sie ver-

fassten einige Berichte darüber, doch gejä-tet wurde kaum, und so wuchs das Unkrautimmer höher, und aus den kleinen Triebenwurden Sträucher und aus den Sträuchernein dichtes Unterholz, das, gierig jede Lückeausfüllend, zur Sonne emporwuchs. Ja si-cher, es gibt sie immer noch, diese blühen-den Lilien, doch der Weg zu ihnen istschwer und mühsam geworden. Doch die-jenigen, welchen es vergönnt war, eine Liliezu sehen, berichten mit leuchtenden Augenvon ihrer Schönheit, ihrer Reinheit und ih-rer Fruchtbarkeit, von ihrer Bescheidenheitund ihrer unschuldigen Neugier auf dieWelt.Im fahlen Licht der Dämmerung nimmtmein Zimmer langsam Konturen an, derStuhl wird zum Stuhl und der Tisch zum

Tisch. Die ersten Sonnenstrahlen schlei-chen langsam in mein Zimmer, zuerst derDecke entlang, dann immer tiefer, bis siemeine Nase kitzeln. Ich drehe mich ein letz-tes Mal im Bett, stehe dann auf und blickezuversichtlich in den neuen Morgen. Ichfreue mich auf die blühenden Lilien derETH!

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« D I E S C H Ö N H E I T E I N E R L I L I E » C H R I ST I A N ST U D E R

Christian Studer wurde 1976 in Liestalgeboren. Im Jahre 2002 diplomierte erals Bauingenieur an der ETH und wurdefür seine Diplomarbeit mit dem 3. Hein-rich-Hatt-Bucher-Preis ausgezeichnet.Er schreibt zurzeit seine Dissertationam Zentrum für Mechanik im Gebietder nicht-glatten Dynamik.

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Dear Colleagues and Students, Ladies andGentlemen, Friends of ETH!

More than 16 centuries ago, Saint AureliusAugustinus wrote in his book “De doctrinachristiana”:

“For if a thing is not diminished by beingshared with others, it is not rightly ownedif it is only owned and not shared.”

Knowledge is such a “thing” which is not di-minished by being shared with others: I amnot losing my knowledge, if I share it withyou. I do not give it away, I just make a copy.In addition, it is very hard to prevent peoplefrom using knowledge once that it isspread out. It requires extra effort toexclude people from access. Economists callknowledge nonrivalrous and nonexclud-able – and hence a public good.

Today, it seems only natural that a univer-sity as a public institution is treating knowl-edge as a public good to best fulfill its so-cietal role: Contributing to humankind’sdevelopment. Obvious to everybody in theaudience today, it was not back then around the turn of the millennium. Twotrends have been characteristic for Westernsocieties at the end of the 20th Century:

• Competition. Western societies weremarked by the dominance of the market.Property as the base of the market systemwas glorified and success was measuredby the amount of money and objects someone owned. Companies were mea-sured by their market capitalization andeconomies by their Gross Domestic Pro-duct. As societies gradually shifted fromindustrial to knowledge-based econo-mies, a strong trend arose to also turn im-material goods, like knowledge and infor-mation, into property with a price tag.

• Information Technology. Emerging digitaltechnology dramatically affected all so-cieties. Personal computers and the Inter-net had brought profound and rapidchange as people could easily multiplyand distribute information (be it text,images, audio or video) globally at zeromarginal costs. The problem was that ittook quite some time until people beganto understand how different informationis from physical objects.

These new possibilities presented a funda-mental threat to those mighty corporationswhich based their business models on theexploitation of digital information. Evermore innovative new ways of collectivecreation of knowledge (and even culture)gradually rendered their businesses obso-lete. Accordingly, their defense was deter-mined. The problem was that knowledgewas equated with property although it isdifferent in essential ways. Let me give youthree examples: software producers, mediacorporations and scientific publishers.

DigiSus

Based on the notion of “knowledge is prop-erty”, a whole new industry – software –accrued and built up a very successful busi-ness model based on the licensing of digi-tal copies of software. The most successfulcompany became the global monopolist onthe operating systems market with a peakmarket share close to 100%! (It was brokenup later because of market dominance, butI am sure you have heard of Microsoft.) Theconsequences were reduced competitionon the critical operating system marketand limited choice for users. The innovationrate in software development slowed downand the dependency put a considerable fi-nancial burden on users around the world.At the UN World Summit on the Informa-

tion Society held in 2003, Brazil claimedthat it had to transfer an amount half thesize of its poverty reduction program as li-cense fees. It was legal in contractual termsbut was it legitimate? Was it sustainable?

Another critical trend in software was theidea of making software patentable – anidea unthinkable today – and interestingly,unthinkable before the 1980s as well! So, itonly lasted for some years in the US andwas heavily debated in the EU but finallyabandoned because it would have broughtsoftware development and innovation to astandstill.

Second example: Can you imagine thatyour children are a target group of an indus-try – and this very industry is regularlysuing teenagers? Based on the notion of“knowledge is property”, this is what hap-pened in the years 2000-2005 as mediacorporations said they face financial lossesbecause of so-called “piracy”. Among thehippest teen gadgets at that time wereportable music players and peer-to-peersoftware which allowed file-sharing overthe Internet. The media corporations

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ETH President’s Keynote Address – Dies Academicus – 175th Anniversary of ETH – November 11, 2030

E T H Z U R I C H – A P I O N E E R I ND I G I TA L S U STA I N A B I L I T Y ! M A R C U S DA P P

Marcus M. Dapp schloss 2003 sein Inge-nieursstudium an der ETH mit den Ver-tiefungen Technologiemanagementund Informationssysteme ab. Sein In-teresse liegt im jungen Forschungsge-biet des nachhaltigen Umgangs mit di-gitalem Wissen, speziell beim Phäno-men Freier (Open Source) Software, ei-nem alternativen Eigentumsregime inSoftware. Er hielt die erste Vorlesung zudiesem Thema an der ETH und unter-sucht in seiner Dissertation den Ein-fluss von Patentregulierung auf Innova-tion bei Freier Software. Zudem initi-ierte er www.TheAlternative.ch.

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claimed that the artists would not createanymore if all their works are “stolen”.(They hardly mentioned that the majorityof them did not make their living from sel-ling music but from playing at concerts.)Well, as you know we solved the problem ofartist’s remuneration with the “culture flat-rate tax” in 2010 which also allowed tocollectively manage artists’ online rights inan efficient way.

The elderly among you, like me, might re-member the scientific publishers of the20th century, the last example. The busi-ness model of the publishers was very inter-esting from today’s perspective: The scien-tific community delivered articles gratis,peer-reviewed them gratis and handedover the copy-right gratis as well. All in thename of science and glory – and citations.So, the publishers received gratis high-qua-lity material and sold it by maximizingtheir profits like any company would. Allthat based on the notion of “knowledge isproperty”. Constant demand led to a rigidmarket and ever increasing subscriptionprices. An increasing number of universi-ties failed to acquire the funding needed tosubscribe to all relevant journals. Even“well-off” institutions like ETH had pro-blems – let alone the non-Western world:Scientists from Asia, Africa or South Ame-rica hardly got into these journals nor werethey able to subscribe to them. You mightask: How would we have been able to sur-vive the last 30 years while ignoring three

quarters of the globe’s knowledge? A verygood question indeed!

The three cases exemplify the challengethat the notion “knowledge is property”posed on the market economy: To be ableto fix a price, companies need scarce re-sources. But unlike any natural resource,knowledge is abundant and even gains val-ue when it is spread. To protect the existingbusiness model of multiple licensing of thesame piece of digital information (be itsoftware, music or a scientific article) thecompanies found two main ways to restrictaccess.

The legal way was to tighten the system oflimited intellectual monopolies which werethen called “intellectual property”. (Theterm was used to convey the notion thatimmaterial goods behave like physical prop-erty – something we know better today.)Large media and software corporations ledthe legal battle by promoting the exten-sion of copyright terms which preventedold works from entering the public domainand being available as prior art. Around2006, the US regime of patents on softwarehad turned into a non-reformable system –leaving companies occupied in legal battlesabout who owns what and who should payroyalties to whom instead of innovating –that it was abandoned completely by 2008.

The technical way was to restrict the usageof works through software. Concepts like“Digital Rights Management” (DRM) or“Trusted Computing” (TC) got developed togive more control to the right holders.These technical measures were reinforcedby devising laws (USA 1998) which prohib-ited the development of circumventiontechnology which endangered the develop-ment of free software. In the first years af-ter 2000, these chips were secretly inte-grated into the hardware because DRM orTC was obviously hard to sell to users. Onlylater people started to realize that this kindof absolute technical control was dange-rous as it put the user’s and the owner’srights out of balance (e.g. “fair use” for cri-ticism, parody or quoting).

As a result of the actions of vested inter-ests, the knowledge and cultural com-mons (music, literature and software) wererapidly eroding. This was fundamentally

unsustainable because future generationsof creators were deprived of the base fortheir works – the access to prior art. In theyears towards 2010, more and more scien-tists realized that this was a real problemfor innovation and societal development asa whole. Not directly existential like cli-mate change and population growth butaccess to knowledge was definitely instru-mental to their solving.

Led by the Free Software Movement andthe success of the GNU/Linux operatingsystem an alternative movement emergedwhich forever changed the way we arehandling intellectual and cultural resour-ces ever since. In the movement of the “en-vironmentalists”, an established group oflike-minded with a sound track record wasfound. The merging process resulted inwhat is known today as the Commons Movement.

The approach of the Commons Movementis based on cooperation and bears in mindthe special nature of knowledge as a non-rivalrous and nonexcludable good. In otherwords, the movement stands for sustain-ability in the natural as well as the intellec-tual realm: Equity in the access to and thesharing of resources. The understandingthat natural and intellectual resources – inscience speak, the commons and the anti-commons – behave differently has beencrucial to the success of the movement.

An alert mind during that time might haveseen the writings on the wall. Let me giveyou a handful of pioneering examples,many of which are well-known to you to-day – accompanied by short glimpses ofthe role ETH took in each of them.

It is widely accepted today that the FreeSoftware Movement (famous for the GNUsoftware and the General Public License)was the spiritus rector for many of the de-velopments in the broader Commons Movement. Software licensed under theGeneral Public License becomes a publicgood forever; with the additional effect ofmaking software it touches free as well.This made the development, prosperity and survival of the GNU/Linux operatingsystem possible despite legal and tech-nological attacks by the software industryover the years.

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For example, from the first semester, ETH’sstudents learn to develop real-life softwareby engaging in international free softwareprojects which are used by millions of peo-ple. This does not only improve program-ming skills but hones the skills needed tocontribute to a real-life problem within aninternational team as well. Making a contribution is part of education and usingthe PC is considered an essential culturaltechnique just like reading and arithmeticare.

As a university, ETH encourages its staff touse and to participate in developing freesoftware. The last contract for a proprietarysoftware expired in 2020. Since then, thefunds for the license fees are invested ineducation and research. ETHnix, our ownscience distribution of GNU/Linux, is wide-ly appreciated by scholars around theworld for supporting academic work.

Today it is normal that learning to take res-ponsibility is an integral part of education.Knowledge is applied in real-life projects:Be it in programming or any other manda-tory practical field work (which takes placeabroad). Changing reality already duringthe study years has become a clear distinc-tion to the universities of the 20th century.

Who of you today is not using Wikipedia asthe encyclopedia of choice? The projectstarted in January 2001 with the goal “toencourage the growth and development offree content”. In less than four years, onemillion articles had been written by volun-teers, gradually ending the 250 years tradi-tion of Encyclopedia Britannica (1st ed.1768), Brockhaus Encyclopedia (1st ed. 1809)and others. Wikipedia is one example of anintellectual resource made by the commu-nity for the community and outside themarket system. Around 2008, Wikipediareached a level of quality which convincedETH to integrate it in the curriculum. Fromthen on, the encyclopedia was not only usedin the classroom but professors and assis-tants were actively encouraged to contrib-ute to it. Besides saving money for our li-brary, the scholars could easily create newpeer networks as experts from all parts ofthe world meet around topics on Wikipedia.This interaction has been fruitful for ETH re-search and in 2013 we decided to contributeby hosting a local mirror of Wikipedia.

Closer to academics was the Open AccessInitiative and the Public Library of Science,started in 2004. With the aim of sticking tothe high-quality system of peer-review, itstarted off with two journals on biologyand medicine. The first years were not easyas the long-standing reputation of a scien-tific journal needs time to be established.But other disciplines followed step by stepand since 2019 all relevant scientific litera-ture is freely accessible world-wide.

Of course, all publications by ETH faculty,students and staff are available in the Pu-blic Library of Science. The money saved forsubscription fees is invested in faculty, par-ticularly in interdisciplinary fields. Everygraduate of ETH goes through an extensivetraining of ethics and responsibility – as ascientist and as a practitioner.

On a side note: One of the first big successstories in collective media production wasthe CreativeCommons (CC) initiative start-ed in 2001. CC applied the principles of thefree software licenses to other artisticworks like music, movies and literature. Inits first year, more than 1 million workswere placed under CC licenses. The works ofthe Public Library of Science are using CC li-censes ever since. In 2009 ETH issued a pol-icy of licensing all works with a CC license.This way, we are ensuring that the meansinvested in ETH to create and disseminateknowledge are going back to society.

Last example: Our partners and competi-tors at MIT in Boston caught us on the leftfoot in 2001 when they started their Open-CourseWare program: A 10-year initiativeto make available the entire lecture notesand related material online for free – usinga CC license. In the words of Mr. Vest, thenpresident of MIT: “We hope that in sharingMIT’s course materials, and our experiencethus far with MIT OCW, we will inspireother institutions to openly share theircourse materials, creating a worldwide web of knowledge that will benefit man-kind.”

At the same time ETH was using pro-prietary, password-protected software called WebCT which turned out to be tooclosed and expensive and was abandonedwhen Mr. Vest’s inspiration finally hit ETH:Since 2012 ETH is actively contributing to

the Open Academy which it co-founded.The Open Academy provides course materi-als made by scholars of all disciplines in alllanguages used today. Traditionally ETH isstrong in technology-related fields – and Iam glad to say that we are building a grow-ing reputation in technology assessmentas well.

The president of the ETH Council put “sus-tainable development as guiding principle”high on the agenda in 2004, anticipat-ing the United Nations Decade of Educa-tion for Sustainable Development declaredin 2005. It was realized that to solve theenormous problems we were facing at thattime, a boost in collaborative innovation inresearch and education was needed. Freeexchange of humankind’s knowledge in allits forms was an absolute prerequisite toachieve this.

I am proud, that ETH pioneered in extend-ing the concept of sustainability to therealm of knowledge and information. By2008, ETH recruited a group of young scien-tists for the new Center for Technology andSociety and subsequently built a reputa-tion beyond its technological competence.Today, the Center is a regular adviser to theFederal Department for the IntellectualCommons which got created five years af-ter the Federal Department for the NaturalCommons was set up in 2013.

One single mind cannot innovate in isola-tion of others. The last 50 years have beenan impressive show case for that. Nearly100 years into the digital era, the world hasbecome more than a global village. The cur-rent plan of the United Nations to trans-form itself into a government and parlia-ment shows that the understanding of belonging together is strengthening. To-gether with other leading universities around the globe, ETH will continue to pro-vide this village with top-level educationand excellent research and educationalmaterial freely accessible for each inhabi-tant of the village!

Thank you for your attention!

[This speech is published under a Creative-Commons “by-sa” license and can bedownloaded from www.ethz.ch, FAST ac-cess code: 1304-0406]

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Zur Entwicklung einer Vision für die ETHmuss zuerst nach der Daseinsberechtigungund dem Zweck dieser Hochschule gefragtwerden. Welchen Nutzen bringt die ETH derGesellschaft, die den Löwenanteil der vonder ETH benötigten finanziellen Mittel auf-bringt? Existiert die ETH nur um ihrer selbstwillen, oder hat sie einen bestimmten Auf-trag zu erfüllen?

«Ich halte dafür, dass das einzige Ziel der Wissenschaft darin besteht, die

Mühseligkeit der menschlichen Existenz zu erleichtern.»

Galileo Galilei zu Andrea Sarti in «Lebendes Galilei», Bertolt Brecht

Möchte die ETH im Jahre 2030 internatio-nale Anerkennung geniessen und aufbreite Akzeptanz in der Gesellschaft tref-fen, müssen sich alle in der Forschung undLehre tätigen Mitarbeiter fragen, ob ihr Tunzum Nutzen der Allgemeinheit ist.

Wie aber kann eine Forschungstätigkeit nachdem Kriterium des Nutzens beurteilt wer-den, wenn bekannterweise viele wichtige na-turwissenschaftliche Entdeckungen mehroder weniger zufällig gemacht wurden?Viel versprechende Ansätze enden manch-mal in Sackgassen, während unspekta-kuläre Experimente plötzlich Überraschen-des zu Tage bringen können. Darum scheintdie Schlussfolgerung nahe zu liegen, dasses nicht notwendig – weil nicht machbar –sei, die eigene Forschungstätigkeit auf ei-nen möglichen Nutzen hin zu überprüfen.Diese Nutzenanalyse ist aber sehr wichtig,da sie verhindern kann, dass Forschungohne ganzheitliches, in sich geschlossenesKonzept betrieben wird. Forschen Wissen-schaftler an der ETH nur um ihrer selbstwillen, um einen besonders schwierigentechnischen Prozess zu beherrschen oderum sich selbst in der Bestätigung eines ei-

gens konstruierten komplexen Gedanken-gebäudes zu bestätigen, wird die ETH unterden Hochschulen der Welt keinen Spitzen-platz belegen und der Gesellschaft keinenDienst erweisen können.

Der Frage nach der Relevanz der eigenenForschung wird jedoch nicht immer genü-gend Rechnung getragen. So reagierenDoktoranden und manchmal sogar Profes-soren der ETH während Vorträgen zum Teilmit Irritation, wenn sie nach dem Nutzenihrer Arbeit und der Weiterverwendung ih-rer Daten gefragt werden. Diese Irritationdarf nicht sein, denn sowohl Doktorierendeals auch Professoren müssen sich darüberim Klaren sein, ob erstens die Fragestellungund die Ziele der Forschung Sinn machen,zweitens die gewählte Strategie zur Lösungder Fragestellung und zum Erreichen desZieles die optimale ist und drittens diepraktische Umsetzung dieser Strategie mitden adäquaten Mitteln durchgeführt wird.Wenn diese drei Fragen nicht gestellt wer-den, entfällt auch die Chance, sie richtig zubeantworten!

Die angewandte Forschung sollte jedochgegenüber der Grundlagenforschung nichtbevorzugt werden. Die oben genanntendrei Kriterien zur Überprüfung der Effizienzder Forschungstätigkeit sind zwar umsoschwieriger anzuwenden, je weiter ein For-schungsgebiet von der konkreten Anwen-dung entfernt ist, aber sie machen trotz-dem Sinn. So kann sich der Grundlagen-forscher durchaus fragen, wie ein besseresVerständnis seines Forschungsgebietesneue Horizonte eröffnen könnte und obsich im optimalen Falle ein Nutzen aus die-sem neu erlangten Verständnis ziehenliesse. Der Geisteswissenschaftler solltesich bei seiner Arbeit hinterfragen, ob erdas kulturelle Schaffen sowie die Eigenhei-ten vergangener Generationen durch seinewissenschaftliche Tätigkeit in geeigneterWeise für die Menschen seiner Zeit auf-arbeitet und zugänglich macht.

Nun mag der hier geforderte gesellschaftli-che Nutzen der Forschung im Widerspruchzur wissenschaftlichen Freiheit stehen, diefür Innovationen notwendig ist. Innovatio-nen sind das Elixier einer Hochschule, undinnovatives Forschen erfordert die Mög-lichkeit des unkonventionellen und visio-nären Denkens fern von bestehenden Sche-men und Denkprozessen. Innovative Perso-nen besitzen die Fähigkeit, in eigentlich vielen Menschen bekannten Dingen etwasNeues zu sehen, um daraus eine neuartigeIdee zu entwickeln, welche für die «nichtSehenden» im Nachhinein oft verblüffendeinfach erscheint. Je stärker der Effekt derVerblüffung, desto grösser ist die Innova-tion.Das Kriterium der Relevanz der Forschungmuss aber nicht die Möglichkeit zur Inno-vation einschränken, da Innovation nicht inAbhängigkeit des wissenschaftlichen Ge-bietes steht, sondern von der Art abhängt,wie ein Forschender sich seinem Gebietannähert, ob unkonventionelle Denker dieMöglichkeit erhalten, ihre Visionen experi-mentell zu bestätigen.

E S S AYS 2 0 3 0

I N N OVAT I O N Z U M WO H L D E RG E S E L LS C H A F T J U L I A N B E RT S C H I N G E R

Julian Bertschinger begann nach Been-digung der Mittelschule (Typus B) mitdem Studium an der Abteilung für Bio-logie der ETH Zürich, welches er 2001mit dem Diplom abschloss. Anschlies-send begann er seine Doktorarbeit amInstitut für Pharmazeutische Wissen-schaften (ETH), wo er sich mit der Erfor-schung neuer Technologien für die Ent-wicklung therapeutischer Proteine be-fasst. Neben seiner wissenschaftlichenTätigkeit spielt Julian Bertschinger seitBeginn seines Studiums Violine im Aka-demischen Orchester Zürich (AOZ), des-sen Präsidentschaft er seit Sommer2003 innehat.

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«Wenn Wissenschaftler, eingeschüchtertdurch selbstsüchtige Machthaber, sich da-

mit begnügen, Wissen um des Wissenswillen aufzuhäufen, kann die Wissenschaft

zum Krüppel gemacht werden, und eureneuen Maschinen mögen nur neue

Drangsale bedeuten. Ihr mögt mit der Zeitalles entdecken, was es zu entdecken gibt,

und euer Fortschritt wird doch nur einFortschreiten von der Menschheit weg

sein. Die Kluft zwischen euch und ihr kanneines Tages so gross werden, dass euer

Jubelschrei über irgendeine neue Errun-genschaft von einem universalen Entset-zensschrei beantwortet werden könnte.»

Galileo Galilei zu Andrea Sarti in «Lebendes Galilei», Bertolt Brecht

Wissenschaft sollte sich im Zusammen-gehen mit der gesamten Zivilisation ent-wickeln und helfen, deren Probleme zu lösen. Vor dieser Aufgabe darf sich eine verantwortungsvolle Hochschule nicht zu-rückziehen. Es braucht einen unaufhörli-chen Fluss von Informationen aus den La-bors der Wissenschaftler nach aussen, undjeder Forscher sollte die Relevanz der eige-nen Arbeit für die Gesellschaft regelmässigüberprüfen. Es ist dabei wichtig, nicht nurden konkreten Nutzen der eigenen Versu-che zu hinterfragen, sondern auch die Ver-wertung der erhaltenen Resultate durchsich selbst oder externe Stellen fruchtbarzu gestalten. Nichts ist ineffizienter undschädlicher für eine Forschungsstätte alsdas Liegenlassen erhaltener Resultate in ei-ner Schublade, weil die weitere Entwick-

lung des Projektes durch Barrieren, die demForscher den Eintritt in fremdartige Ge-biete verwehren, durch übertriebenes Kon-kurrenzdenken oder eine von Anfang anfehlgeleitete Fragestellung verunmöglichtwird.Informationen sollen ihren Weg nicht nurvon der Hochschule nach aussen, sondernauch von der Gesellschaft an die Hoch-schule finden. Deshalb muss der wissen-schaftliche Nachwuchs der ETH mit denHerausforderungen der Gesellschaft ver-traut gemacht werden und die Gesamtheitder Wissenschaften verstehen lernen. Umdieses Ziel zu erreichen, darf der Grabenzwischen den Geistes- und Naturwissen-schaften nicht länger bestehen, und die beivielen Studierenden und Dozierenden vor-herrschenden Vorurteile gegenüber an-dersartigen Wissensgebieten müssen ab-gebaut werden. Dies kann die ETH natürlichnicht alleine bewerkstelligen, aber sie mussals führende Hochschule eine treibendeKraft für die entsprechende Zusammenar-beit mit dem gesamten Bildungswesendarstellen. Anstatt nur Mittelschülern ei-nen Besuchstag an der Universität und derETH zuzugestehen, müssten auch Professo-ren an die Mittelschulen gehen, wo sie anspeziellen Projekttagen ihre Forschungsar-beit den Schülern erklärten. Dabei ginge esallerdings nicht darum, das Wie der For-schung zu vermitteln, sondern das Warumzu erläutern. Viele Schüler können sich nurungenügend ausmalen, was Forschung imnaturwissenschaftlichen Bereich wirklichbedeutet, während das Studium der Geis-teswissenschaften fassbarer ist, weil mansich bereits am Ende der Mittelschule mitLiteratur und deren geschichtlichem Um-feld auseinandersetzt.

Die ETH darf sich jedoch nicht damit be-gnügen, die Rekrutierung und Ausbildungdes wissenschaftlichen Nachwuchses zuverbessern. Die zentrale Herausforderungliegt in der Kommunikation mit der gesam-ten Gesellschaft.

«Ich hatte als Wissenschafter eineeinzigartige Möglichkeit.

In meiner Zeit erreichte die Astronomie die Marktplätze.»

Galileo Galilei zu Andrea Sarti in «Leben des Galilei», Bertolt Brecht

Mit der Fortsetzung des wirtschaftlichenAufschwungs in den Entwicklungsländern

Südostasiens und den SchwellenländernSüdamerikas und Osteuropas wird derDruck zur wissensbasierten Gesellschafthin in den westlichen Ländern weiter ver-stärkt werden. Der schweizerische Arbeits-markt wird in den kommenden Jahrzehn-ten vermutlich nur jene Arbeitsprozessebehalten können, welche anderswo nichteinfach kopierbar sind. In einem solchenUmfeld werden wissenschaftsfreundlicheGesellschaften einen kompetitiven Vorteilgeniessen, weil wissensbasierte Wirt-schaftszweige auf gute Akzeptanz stossenund deshalb mit einer hohen Anzahl vongut ausgebildeten Arbeitskräften zu rech-nen ist. Mit der zunehmenden Komplexitätder im Alltag benutzten Technologien kannbei fehlender Kommunikations- und Aus-bildungsarbeit seitens der Wissenschafteine wachsende Technologiefeindlichkeitentstehen, welche weit über eine gesundekritische Auseinandersetzung mit neuarti-gen Technologien hinausgeht. Solch eineEntwicklung wäre jedoch für die Schweiz inhöchstem Masse schädlich, und die ETHmuss ihren Beitrag leisten, damit diesesSzenario nicht eintritt.

Zusammenfassend sollte die ETH in dennächsten 25 Jahren folgende Grundsätzeim Auge behalten:

• Forscher der ETH müssen ihre Arbeit peri-odisch und kritisch im Kontext der gesell-schaftlichen Bedürfnisse und des poten-ziellen Nutzens beurteilen. Dies kann inForm eines öffentlichen Jahresberichteserfolgen.

• Die ETH muss mit Einbezug der Wissen-schafter die Öffentlichkeitsarbeit intensi-vieren, um das Verständnis für die Not-wendigkeit von Forschung in der Gesell-schaft zu verankern.

• Die ETH muss bestrebt sein, den wissen-schaftlichen Nachwuchs ganzheitlicherauszubilden, um den Graben des Unver-ständnisses zwischen den Geistes- undden Naturwissenschaften zu überwinden.

• Die ETH muss flache Hierarchien im For-schungsbetrieb fördern, um unkonventio-nellen Ideen Raum zur Entwicklung zu ge-ben und junge Talente zu fördern.

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(mm) Von 10 bis 20 Uhr stehen ab dem 22. April Besucherinnen und Besuchern derStadt Zürich viele Möglichkeiten offen,Wissenschaft zu erleben, mit Forscherin-nen und Forschern zu sprechen oder selbstzu forschen – von spielerisch bis ernsthaft.

Mit allen Sinnen Die Ausstellung «Welten des Wissens» unddas dazugehörige Rahmenprogramm bie-ten ganz unterschiedliche Wege, sich denWissenschaften zu nähern: Das ältesteLebewesen der Welt bestaunen oder selbstErdbebenfolgen mit Lego- und Bauklötzensimulieren? In virtuelle Welten eintauchenoder sich lieber ganz real bei Tee und Spe-zialitäten von Architekturstudenten erzäh-len lassen, wie sie ein studentisches Begeg-nungszentrum in Afghanistan realisieren?Egal ob Hightech, Grundlagenforschungoder ganz praxisnah, die «Welten des Wis-sens» lassen Wissenschaft mit allen Sinnenerleben.Wer es ganz genau wissen will, bucht ge-gen geringes Entgelt eine Führung durchdie Ausstellungswelten «Erde Feuer WasserLuft», «Mensch Bild Netzwerk», «Maschi-nen Energie Produktion» oder «LuftschlossPläne Baukultur», und auch für die ganzjungen Besucher ist gesorgt: Workshops,Spiele und Unterhaltung mit lehrreichemHintergrund sowie kindgerechte Betreu-ung bietet die «Kinderwelt«. Alle Ausstel-lungen sind aber auch ohne Führung freizugänglich.

Talks und Show Auf der Eventbühne im Hof des Landesmu-seums bietet ein vielfältiges ProgrammEntspannung und Unterhaltung. Zum Bei-spiel sendet Radio DRS von hier aus täglichdie beliebte Sendung «Treffpunkt« mit Gäs-

ten aus Wissenschaft, Politik und Gesell-schaft. Wissenschaft, Kultur und Kunst prä-sentieren sich in einem bunten Programmam späteren Nachmittag bis in den Abend.Für einige der grösseren Abendveranstal-tungen müssen Eintrittstickets erworbenwerden.

BegegnungenSehr direkt begegnen sich Forschende undBevölkerung in den kleinen Pavillons in derInnenstadt. An der Seepromenade beimBellevue, am Werdmühleplatz und amHechtplatz stellen sich rund 150 Professo-ren und Professorinnen der ETH im Ge-spräch den Fragen der Bevölkerung und zei-gen in Kurzreferaten, woran sie arbeiten:Welternährung, Erbeben- und Tsunami-Risiken, erneuerbare Energiequellen oderdie Frage «Wem nützt Forschung?» sindnur einige der Themen, die mit den For-schenden diskutiert werden können.Das Jubiläum führt auch prominente Gästean die ETH, so zum Beispiel den vielfach

ausgezeichneten Wissenschaftler Carl Dje-rassi. Prof. Dr. Carl Djerassi, Chemiker,Schriftsteller und Bühnenautor, hält am29. 4. 2005 um 11.00 Uhr im Rahmen der«Hönggerberg Lecture Series» an der ETHHönggerberg im Raum HCI J7 einen Vortragmit dem Thema «Sex in the Age of Mecha-nical Reproduction». Darin wird der Ehren-doktor der ETH Zürich, der auch als «Mutterder Pille» bekannt ist, für ein breites Publi-kum auf die Problematiken der modernenReproduktionsmedizin eingehen. Im Rah-men der 150-Jahr-Feier der ETH wird darü-ber hinaus vom 3. bis 5. Mai im Beisein desAutors sein drittes Bühnenwerk, «Kalkül»,als Kammeroper von der Studiobühne derZürcher Oper inszeniert.

Informationen zu allen Jubiläumsveran-staltungen: www.150jahre.ethz.ch

E T H - J U B I L ÄU M

W E LT E N D E S W I S S E N S – W I S S E N S C H A F T E R L E B E N Jetzt ist es soweit: Vorhang auf für die «Welten des Wissens». Vom 22. April bis 8. Mai bietet die ETH im Rahmen ihrer Veranstaltungen zum 150-Jahr-Jubiläumauf dem Platzspitzareal hinter dem Landesmuseum, im Hauptbahnhof Zürichund an verschiedenen Plätzen der Stadt vielfältige Möglichkeiten, Wissenschaftzu erleben.

Die Orte des Geschehensauf einen Blick.

E N B R E F

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Die UNO hat 2005 zum Weltjahr der Physikernannt. Gleichzeitig wird das Einstein-Jahr gefeiert – im Andenken an das AnnusMirabilis vor 100 Jahren, als der Physikerunter anderem Teile seiner Relativitäts-theorie veröffentlichte. Was bedeutet fürSie das Weltjahr der Physik?Hans-Rudolf Ott: Die Idee und das Konzeptfür das Weltjahr der Physik entstanden imSchoss der European Physical Society, undals Funktionär dieser Gesellschaft war ichan der Entwicklung von deren Ausführungbeteiligt. Im Weltjahr der Physik geht esnicht in erster Linie um die Arbeiten von Al-bert Einstein. Natürlich spielt das Wunder-jahr 1905 eine wichtige Rolle, Einsteins Ar-beiten bieten aber einen verdienten An-stoss für den Anlass.

Mit dem Weltjahr soll die Physik und derenBedeutung in der Öffentlichkeit in Erinne-rung gerufen werden. Wir wollen unter an-derem zeigen, wie stark die Physik unser Le-ben prägt.

Hat denn die Physik in der Öffentlichkeitein schlechtes Image?Ott: Glaube ich nicht. Wir wollen aber zei-gen, dass die physikalischen Errungen-schaften der letzten hundert Jahre das Le-ben stark beeinflusst haben. Viele Leutesind sich dessen nicht bewusst. Man siehtdas zum Beispiel auch in den Schulen, wo«harte Fächer» wie die Physik an Bedeu-tung verloren haben – zum Teil wegen derneuen Maturitätsreform, die nicht gut ist.

In Deutschland wird gleichzeitig das Jahrder Technik gefeiert. Das Bundesministe-rium für Bildung und Forschung will mitbeiden Anlässen unter anderem auf die

technischen Berufe aufmerksam machen,bei denen es an Nachwuchs fehlt. Auch dieZahl der Physikstudenten hat gemäss einerUmfrage der European Physical Society ab-genommen. Wie beurteilen Sie die Situa-tion an der ETH?An der ETH haben wir keine Probleme mitdem Nachwuchs. Wir sind wahrscheinlicheine der wenigen Universitäten in Europa,an der die Zahl der Physikstudenten niezurückgegangen ist. Darauf sind wir stolz!

Woran liegt es, dass die Studentenzahlkonstant blieb?Unser Departement bietet eine breite Aus-bildung über alle Gebiete der Physik an.Weiter haben die erfolgreichen Absolven-ten unseres Studiums die Möglichkeit,eventuelle Dissertationen in anderen Fach-richtung zu schreiben – zum Beispiel in denDepartementen Maschinenbau und Ver-fahrenstechnik, Informatik oder Informa-tionstechnologie und Elektrotechnik sowieUmweltwissenschaften. Das macht dasPhysikstudium an der ETH attraktiv.

Ist das den Maturanden bewusst?Offenbar schon. Wir machen keine beson-dere Werbung für das Studium, abgesehenvon den Maturandentagen, an denen wirteilnehmen.

Zurück zum Weltjahr der Physik. Was plantdie ETH?Wir haben verschiedene Anlässe vorgese-hen. Als wir wussten, dass das Weltjahr zustande kommt, haben wir uns an die Pla-nung gemacht. Dabei haben wir ein Pro-gramm aufgestellt, das sowohl dem Welt-jahr der Physik als auch dem 150-Jahr-Ju-biläum der ETH gerecht wird. Durchgeführtwurden bereits die Schülertage im März,jetzt folgen ein Einstein-Symposium, eineNacht der Physik und eine Ausstellung überEinsteins Jahre in Zürich. Zudem versuchenwir die Industrie auf die Bedeutung derPhysik in Ausbildung und Forschung auf-merksam zu machen.

Was war an den Schülertagen zu sehen?Mit Kindervorlesungen wollten wir solidePhysik zeigen. Es gab aber auch Experimen-tierstationen, wo man etwas erklärt bekamund selbst etwas ausprobieren konnte. DieNachfrage war überwältigend. Es hattensich im Vorfeld 10 000 Schülerinnen undSchüler angemeldet. Bei den Primar-schülern konnten wir aber nur 1800 einla-den, bei der Sekundarstufe 2500.

Ein Höhepunkt wird sicher die Nacht derPhysik sein?Die Nacht der Physik findet am 17. Junistatt. Der Anlass beginnt um 16 Uhr mit ei-nem Schülerwettbewerb und endet um 1 Uhr in der Nacht. Wenn das Wetter sehrschön ist, werden wir den Astronomieteil

E T H - P H YS I K E R F E I E R N : W E LTJA H R D E R P H YS I K U N D E I N ST E I N - JA H R

« D I E E T H H AT E I N E N G U T E N R U F »

2005 wird das Weltjahr der Physik gefeiert. Im Mittelpunkt stehen Arbeiten, die Albert Einsteinvor hundert Jahren in den Annalen der Physik publizierte. Das Departement Physik der ETH fei-ert mit und verbindet das 150-Jahr-Jubiläum mit den Feierlichkeiten des Weltphysikjahres. EinGespräch mit Hans-Rudolf Ott, Vorsteher des ETH-Departements Physik.

I N T E R N

Forschung selbst ausprobieren.

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verlängern. Geplant sind verschiedensteStationen – zum Beispiel Demonstrations-Vorlesungen und Experimentierstationenwie bei den Schülertagen. Wir wollen aberauch die verschiedenen Berufsrichtungenvorstellen, für die wir Lehrlinge ausbilden.Das ist mir ein wichtiges Anliegen, da wirseit langem auch einen Beitrag zur Berufs-ausbildung leisten.

Mit einem Symposium zum Einstein-Jahr(es findet vom 7. bis 11. Juni statt) wird ander ETH die Erinnerung an den damaligenAufbruch genutzt als Gelegenheit für dieDiskussion neuer grundlegender Probleme.Gleich mehrere Nobelpreisträger nehmendaran teil. Wie ist es Ihnen gelungen, ein sohochkarätig besetztes Symposium zusam-menzustellen? Wir sind eben einfach gut, und die ETH hateinen guten Ruf! Im Ernst: Wir haben frühmit der Organisation angefangen, dakommt man eher an die Leute heran.

Was erwarten Sie vom Symposium?Ich erwarte, dass die dringendsten Problemeder Physik diskutiert werden. Mich nimmtwunder, was in den Fachbereichen ausser-halb meines eigenen Kompetenzbereichsansteht – zum Beispiel in der Astronomieund der Kosmologie. Interessant werden si-cher auch die öffentlichen Wolfgang-Pauli-Vorlesungen (7.–9. Juni), die ebenfalls imRahmen des Symposiums stattfinden.

Der vierte Anlass zum Weltjahr der Physikist wieder Albert Einstein gewidmet.Im Oktober werden wir im ETH-Hauptge-bäude die Ausstellung «Einstein in Zürich»zeigen. Sie entsteht in Zusammenarbeitmit dem Historischen Museum in Bern undder ETH-Bibliothek. Die Ausstellung zeigtEinsteins Weg ans Poly und berichtet übersein Studium. Auch über die Berufung andie Uni Zürich und den Umweg über Pragan die ETH wird berichtet.

Wie wichtig waren Einsteins Jahre an der ETH?Sehr wichtig! Beachtenswert sind seineStudienjahre an der ETH. Einstein hat sichals Student fast alleine im Selbststudiumbis an die Front der damals aktuellen For-schung eingearbeitet. Das war eine gewal-tige intellektuelle Leistung! Nicht langenach Beendigung des Studiums hat er zumBeispiel die Thermodynamik (die Funda-mentalgleichung; Anm. der Red.) unabhän-gig von Josiah Willard Gibbs neu formu-

Physik im Jubiläumsjahr

Einstein-Symposium:Physik im 21. Jahrhundert. 7.–11. Juni2005, Anmeldung unter:www.itp.phys.ethz.ch/einstein/

Nacht der Physik:Nacht vom 17./18. Juni, Details siehewww.phys.ethz.ch/phys/wyop/nacht

Ausstellung «Einstein in Zürich»,1.–29. Oktober, ETH-Hauptgebäude,Rämistr. 101, 8092 Zürich

Für die Grossen:Einstein in Zürich

Alles zukünftige Physikerinnen?

liert. Auch während seiner Zeit als ETH-Pro-fessor war er sehr innovativ. Die AllgemeineRelativitätstheorie hatte er beinahe bei-sammen. Er zweifelte aber noch an einzel-nen Aussagen und komplettierte die Theo-rie deshalb erst drei Jahre später in Berlin.

Interview: Michael Breu

Dieser Bericht erschien erstmals in «ETH Life», der täglichen Webzeitung derETH Zürich: www.ethlife.ethz.ch

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A R B E I T S P SYC H O LO G I E

P R O D U K T I V I TÄT A M A R B E I T S P L AT Z I ST L I C H TA B H Ä N G I G(CC/vac) Wissenschaftler des Instituts für Hygiene und Arbeitsphy-siologie der ETH Zürich haben eine Korrelation zwischen der Pro-duktivität und der Qualität des Lichtes am Arbeitsplatz herausge-funden: Mit diversen «Lichtszenarios» gehen die Forscher der Fragenach, wie Licht die Wahrnehmung unserer Umwelt beeinflussenund gestalten kann. Dabei interessieren vorwiegend folgendeAspekte: Wie können wichtige Informationen – Blickfänge – betontwerden? Wie können bestimmte erwünschte Assoziationen stimu-liert werden? Stimmen die Assoziationen mit den Erwartungen be-züglich des Innenraums überein? Fördert dies den visuellen Kom-fort? Das Ziel der Untersuchung: mit Licht sowohl die Sehleistungals auch die Aktivierung und das Wohlbefinden zu fördern.

Q UA N T E N P H YS I K

W I E K A N N M A NQ UA N T E N D OT S M A N I -P U L I E R E N ?ETH-Physiker haben gezeigt: In einem Quantendot können ein-zelne Elektronen durch das Bewegen der Spitze eines Rasterkraft-mikroskops manipuliert werden. Die Forscher haben die Potenzial-Landschaft der Quantendots ausgemessen, welche das Wechsel-wirkungspotenzial zwischen der Spitze und den einzelnen Elektro-nen abbildet. Diese Experimente mit dem Rasterkraftmikroskopgeben also lokalen Zugang zu Quantendots. Es hat sich dabei ge-zeigt, dass sich die Methode für eine sehr kontrollierte Untersu-chung verschiedener Geometrien von Quantendots anbietet, d.h.auch von Quantenringen oder gekoppelten Quantensystemen.Sind wir einen Schritt weiter auf dem Weg zum Quantencomputer?

F O R S C H U N G

M E N S C H - U MW E LT- SYST E M E

AU TO S D E R Z U KU N F T:H Y B R I DAU TO S S PA R E NE N E R G I E ETH-Forschende haben eine Studie zu Marktchancen und Umwelt-potenzialen von Hybridautos gemacht. Um die Akzeptanz unterSchweizer Hybrid-Käufern der «ersten Stunde» und Charakteristikadieser Pioniergruppe zu untersuchen, wurden alle Käufer desToyota Prius 2, des meistverkauften Hybrid-Mittelklasseautos in derSchweiz, in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz in denersten 9 Monaten nach Markteintritt des neuen Autos befragt.Das Resultat: Die Käufer verzichten auf ein gleich grosses klassi-sches Auto, womit der Treibstoffverbrauch halbiert wird.

Hybrid-Autos werden als viel versprechende Möglichkeit diskutiert,die absolute Energie-Effizienz von Personenwagen zu erhöhen.Marktforschung und Erfahrung in der Entwicklung und Einführunginnovativer Produkte und Technologien zeigen, dass die Akzeptanzseitens der Verbraucher für den Produkterfolg entscheidend ist.

Q UA N T E N E L E K T R O N I K

ATO M K R A F TM I K R O -S KO P AU F M I K R O C H I PQuantenelektroniker der ETH Zürich haben ein komplettes Atom-kraftmikroskop (AFM) auf einem einzigen so genannten CMOS-Chip von sieben mal zehn Millimeter Grösse aufgebaut. CMOS stehtfür Complementary Metal Oxide Semiconductor und ist eine Stan-dardtechnologie in der Chipindustrie. Wegen des geringen Ge-wichts und der Integration aller notwendigen Funktionen kann die-ses Atomkraftmikroskop vielfältig eingesetzt werden, beispiels-weise im Weltraum oder für kontrollierte mechanische Manipula-tionen im Nanometerbereich, zum Beispiel Zellmanipulationen.

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G A L E R I E

Elgar Fleisch ist seit dem 1. Oktober 2004ordentlicher Professor für Informations-management am Departement für Ma-nagement, Technologie und Ökonomie derETH Zürich. Er ist ausserdem seit 2002 Ex-traordinarius für Technologiemanagementund Direktor am Institut für Technologie-management an der Universität St. Gallen(HSG).

Nach dem Abschlussder Höheren Techni-schen Lehranstalt,Fachrichtung Maschi-nenbau, studierte El-gar Fleisch, geboren in Bregenz, Öster-reich, Wirtschaftsin-formatik an der Uni-

versität Wien und verfasste anschliessendan der Wirtschaftsuniversität Wien und amInstitut für höhere Studien in Wien seineDissertation an der Schnittstelle zwischenKünstlicher Intelligenz und Produktionspla-nung. 1994 wechselte Elgar Fleisch an dieUniversität St. Gallen und leitete am Lehr-stuhl von Prof. Hubert Österle die For-schungsprojekte im Bereich «Business Net-working». Von 1996 bis 1997 gründete undführte er die IMG Americas Inc. in Philadel-phia, USA. 2000 erhielt Elgar Fleisch diePrivatdozentur an der Universität St. Gallenund wurde zum Assistenzprofessor er-nannt.Heute forscht er in den Bereichen «Be-triebswirtschaftliche Aspekte des Ubiqui-tous Computing» und «Management in-dustrieller Dienstleistungen». Er leitet ge-meinsam mit Prof. Friedemann Matternvon der ETH Zürich das M-Lab, und ist Co-Chair der Auto-ID-Labs, wo er in einem glo-balen Netzwerk von Labs die Infrastrukturfür das «Internet der Dinge» spezifiziert.Elgar Fleisch ist ausserdem Mitgründer derintellion AG sowie Mitglied zahlreicherSteuerungsausschüsse in Forschung, Lehreund Praxis.

Sacha Menz, geboren am 25. Mai 1963 inWien, ist seit dem 1. Oktober 2004 ordent-licher Professor für Architektur und Bau-realisation an der ETH Zürich. Seit 1998 hälter die Vorlesungen am Lehrstuhl Prof. PaulMeyer-Meierling für Baurealisation zumThema «Der Architekt als Gesamtleiter».

Von 1983 bis 1989 stu-dierte er Architekturan der ETH Zürich und schloss das Stu-dium mit der Aus-zeichnung «SchweizerStahlbaupreis» ab.1985 absolvierte er einPraktikum bei den Ar-

chitekten Otto Glaus und Bert Allemann inZürich und 1986 eine Mitarbeit bei RichardDolezal Architekt, Zürich, sowie ein Prakti-kum in Barcelona. 1987 machte Menz eineStudienreise nach Zentralamerika (Peru,Ecuador, Mexiko) für die Diplomfacharbeitzum Thema «Städtebau der Mayas». 1988folgte ein Aufenthalt in Toronto (Kanada),wo er zum gleichen Zeitpunkt verschiedeneFlugbrevets machte. Sein Diplom machte er1989 bei Prof. Dolf Schnebli, ETH Zürich.Darauf folgend beginnt seine Mitarbeit mitDolf Schnebli, Tobias Ammann und FloraRuchat-Roncati.1990 gründet Menz das ArchitekturbüroSacha Menz und Kuno Schumacher inZürich. Es folgen verschiedene Bauten undWettbewerbe: Hülle Kernkraftwerk-Werk-stätten in Leibstadt, Ausführung Juwelier-laden Frech in Zürich, Wintergarten undGartenerweiterung Tucci in Zumikon. 1991gründete er die Joran Sport AG in Zürichund Taiwan, eine Firma, die sich mit Pro-duktion und Konstruktion von Fahrrädernbeschäftigt. Seit 1996 fungiert er als Part-ner im Architekturbüro Dolf Schnebli, To-bias Ammann, Flora Ruchat-Roncati, Archi-tekten BSA + Partner AG in Agno undZürich. Seit 1997 ist er Mitinhaber des Ar-chitekturbüros sam architekten und part-ner ag, Zürich und Verscio, mit DolfSchnebli und Tobias Ammann zusammen.Menz ist ebenfalls Teilhaber der Architek-tengemeinschaft sam und Flora Ruchat-Roncati in Zürich und Agno. Seit 2001 war erMitglied in verschiedenen Architekturjurys.

Von 2002 bis 2004 war er Vorstandsmit-glied des Jungunternehmervereins YEO (Young Entrepreneurs’ Organization) undseit 2002 Ständiges Mitglied des architek-tonischen Beirats der Stadt Ostfildern. Seit2003 ist er Vizepräsident SIA, SektionZürich.

Ulrike Lohmann ist seit dem 1. Oktober2004 ordentliche Professorin für experi-mentelle Atmosphärenphysik am Institutfür Atmosphäre und Klima.

Sie wurde 1966 in Ber-lin (Deutschland) ge-boren und studiertevon 1988 bis 1993 Meteorologie an denUniversitäten Mainzund Hamburg. Siepromovierte 1996 amMax-Planck-Institut

für Meteorologie in der Klimaforschungund verbrachte das nächste Jahr als Post-doktorandin am kanadischen Klimafor-schungszentrum in Victoria. Sie war ab1997 Assistenzprofessorin und seit 2001 C3-Professorin an der Dalhousie-Universität inHalifax, Kanada. 2002 wurde sie Inhaberineiner kanadischen Forschungsprofessur.Der Forschungsschwerpunkt von UlrikeLohmann liegt in der Klimaforschung beiAerosolen und Wolken. Spezifische For-schungsinteressen sind die Entstehung vonWolkentröpfchen und Eiskristallen und derEinfluss von Aerosolen auf die Strahlungs-bilanz und den globalen Wasserkreislauf.Sie bearbeitet diese Themen mit Hilfe vonLabor- und Feldexperimenten, Satelliten-daten und verschiedenen numerischen Modellen.Ulrike Lohmann hat mehr als 60 referiertewissenschaftliche Publikationen verfasst.Sie arbeitet in mehreren internationalenGremien, darunter als Autorin des viertenWissensstandsberichts des Intergovern-mental Panel on Climate Change (IPCC),und als Mitglied in den wissenschaftlichenLeitungsgremien von IGAC, ICCP und IGBP.Sie ist Redakteurin bei der Zeitschrift «At-mospheric Chemistry and Physics» undMitglied des Editorial Board der Zeitschrift«Atmospheric Environment».

G A L E R I E

E N B R E F

Hrsg. Vittorio Magnago Lampugnani, RuthHanisch, Ulrich Maximilian Schumann,Wolfgang SonneArchitekturtheorie 20. JahrhundertPositionen, Programme, Manifeste336 Seiten, 17,50 x 24,50 cm, gebunden, mitSchutzumschlag, lieferbar, Fr. 96.– Hatje Kanz Verlag, 2004

Die umfassendste Sammlung architektur-theoretischer Schlüsseltexte des 20. Jahr-hunderts auf dem Buchmarkt – ein unent-behrliches Standardwerk.Diese Anthologie enthält eine einmaligeQuintessenz der architektonischen Debat-ten des 20. Jahrhunderts. Sie versammelt inchronologischer Reihenfolge 131 grundle-gende, teilweise wenig bekannte program-matische Texte zur Architektur des vergan-genen Jahrhunderts: Aufsätze, Manifeste,Pamphlete, verfasst von Architekten ausEuropa, den USA und Japan, die besondersfrüh originäre und radikale Positionen for-muliert haben. Zahlreiche Texte werdenerstmals in deutscher Sprache zugänglichgemacht.Sämtliche Beiträge sind von Fachautorenmit kurzen Einführungen versehen, die denOriginaltext in einen historischen, kulturel-len und ideologischen Kontext stellen. DasNachschlagewerk wird durch Bibliografieund Index abgerundet.Die Quellensammlung der wichtigsten ar-chitekturtheoretischen Schriften des 20.Jahrhunderts ist damit eine unentbehrlicheFundgrube für alle Architekten, Architek-turhistoriker, Studenten der Architektur-und Kunstgeschichte. Sie ist nicht nur einwertvoller Beitrag zum Verständnis unsererEpoche, sondern auch zu einer reflektiertenzeitgenössischen Diskussion und Praxis desBauens.

«cabaret voltaire. Dada – Zürich. Ein Ein-griff von Rossetti+Wyss»Mit einer Einleitung von Guido Magnagua-gno und Beiträgen von Michael Hanak,Thomas Kramer/Juri Steiner, DolfWild/Jürg Hanser und Stefan Zweifel.116 Seiten, s/w und farbige Abbildungen,Fr. 48.– / gta Verlag, Zürich 2004

Während des Ersten Weltkrieges gründeteeine Gruppe von immigrierten Künstlern1916 in einer Kneipe in der Zürcher Altstadtdas berühmte «Cabaret Voltaire». Es be-stand nur wenige Monate, doch genügtendiese, um eine Kunstbewegung zu schaf-fen, die schnell weltberühmt wurde und bis heute zu inspirieren vermag. Zürichschenkte diesem Genius Loci jahrzehnte-lang kaum Beachtung. Ein neues Kapitelbegann 2002 mit der Besetzung des leerstehenden Gebäudes durch ein Künstler-kollektiv. Nach einigem Seilziehen um dieFinanzierung konnten die Zürcher Architek-ten Rossetti + Wyss im Juni 2004 mit demUmbau zum neuen «cabaret voltaire» be-ginnen. Mit gezielten Eingriffen legten siedie im Rohzustand verbleibenden Räumefrei, indem sie die Verbindungsgänge alsfarbige, mit Faserzement ausgekleidete,funktionale Boxen gestalteten. Nach 88Jahren wurde am 29. September 2004 diehistorische Stätte als zeitgenössischer Kul-turort wiedereröffnet.Das Institut für Geschichte und Theorie derArchitektur (gta) hat den architektonischenEingriff dokumentiert. Die Publikation ent-hält zahlreiche atmosphärische Fotogra-fien, Abbildungen von historischen Doku-menten sowie einen Reprint der «Chroni-que Zurichoise 1915–1919» des Dada-Mitbe-gründers Tristan Tzara. Die einzelnen Auto-ren gehen in ihren Beiträgen auf die Bedeu-tung des Orts für die Dada-Bewegung unddessen Geschichte und Rezeption ein. Da-bei thematisieren sie die Möglichkeit einernicht mythisch verklärenden, sondern zeit-genössischen Nutzung.

Barbara Orland (Hrsg.) Artifizielle Körper – Lebendige Technik Technische Modellierungen des Körpers inhistorischer Perspektive 286 Seiten, broschiert, Fr. 38.–Chronos Verlag, Februar/März 2005.

Heute gehören «Cyborg», «Hybrid» und«Android» zu den dominanten Metapherneines Diskurses, der das Zeitalter des Post-humanismus aufscheinen sieht. Die sym-biotische Vereinigung von Körper und Tech-nik, so befürchten viele und feiern manche,soll durch neueste Entwicklungen vor ihrerVollendung stehen. Ohne Kontrolle werdensie den Menschen, so wird orakelt, zu einergefährdeten Spezies machen.Der soeben erschienene Band «ArtifizielleKörper – Lebendige Technik. Technische Mo-dellierungen des Körpers in historischerPerspektive» zeigt, wie jede Epoche eigeneVorstellungen vom menschlichen Körperentwickelte, die in Verbindung mit demtechnischen Know-how der Zeit als Aus-gangspunkt für Versuche zur Verbesserungeinzelner Körperfunktionen dienten.

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B Ü C H E R

WPS

5

SWITCHawardDer Preis zeichnet zukunftweisende Projekte aus, die von einem breiten

Publikum genutzt werden können. Die Projekte sollen sich die Technolo-

gien des Internets zu Nutze machen. Es sind Bewerbungen von Einzel-

personen, Gruppen oder Klassen der Schweizer Hochschulen oder von

ausserhalb willkommen. Ihre innovativen Projekte werden von einer

erfahrenen und unabhängigen Jury beurteilt. Anmeldung und weitere

Infos: www.switch.ch/de/award Einsendeschluss 30. Juni 2005

An alle Einsteins: Der Förderpreis für Innovationen.

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Monika Gisler, Markus Weidmann, Donat Fäh Erdbeben in Graubünden: Vergangenheit,Gegenwart, ZukunftUnter der Mitarbeit von Philipp Kästli, Ga-briela Schwarz und Nicholas Deichmann 144 Seiten, farbig, mit rund 60 grössten-teils farbigen Abbildungen, gebunden(Hardcover), Fr. 44.–Casanova Druck und Verlag AG, Chur, 2005

Die 1995 veröffentliche Studie «Katastro-phen und Notlagen in der Schweiz» desBundesamtes für Zivilschutz kommt zumSchluss, dass das Erdbebenrisiko das grösste

Naturgefahrenrisiko in der Schweiz ist –grösser als Risiken aus Rüfen, Rutschungen,Hochwasser, Gewitter, Sturm oder Lawinen.Die Publikation «Erdbeben in Graubünden»bietet detaillierte Einblicke in die letztentausend Jahre Bündner Beben-Geschichte.Und sie geht auf die Frage ein, wie die bebende Zukunft Graubündens aussehenkönnte. Damit liefert sie wichtige Grundla-gen für eine angemessene Erdbeben-Prä-vention. Wann hat es in Graubünden Erdbe-ben gegeben? Zu welchen Auswirkungenführten sie? Das Buch enthält eine aktuelleÜbersicht über die historische und aktuelle

Erdbebenaktivität in Graubünden sowie inder gesamten Schweiz. Es richtet sich in ers-ter Linie an eine breite Öffentlichkeit – allefür das Verständnis notwendigen Fachbe-griffe werden eingehend erläutert, eineVielzahl von Karten und Tabellen ergänzendie Ausführungen. Da es verschiedenste In-formationen zur Erdbebenaktivität ausser-halb Graubündens enthält, ist es auch füreine interessierte Leserschaft ausserhalbder Kantonsgrenzen von Bedeutung.

I M G E S P R ÄC H

A L U M N I A K T U E L L

Herr Lindecker, bereits 1869 wurde die«Gesellschaft ehemaliger Studierender desPolytechnikums» (GEP) gegründet. Waswaren damals die Gründe für diesenSchritt?Der Antrieb zur Gründung der GEP kam ausder Professorenschaft selbst. Der erste Prä-sident war Andreas Rudolf Harlacher, Ober-assistent bei Professor Culmann. Man ver-folgte mit der GEP drei Ziele: Erstens wollteman die Schule unterstützen; das ist einverständliches Motiv, schliesslich waren esProfessoren, welche die GEP gründeten.Zweitens sollte die Geselligkeit gepflegtwerden. Und drittens wollte man den Kon-takt zu den Ehemaligen in aller Welt auf-rechterhalten. Sie dürfen nicht vergessen,die Schweiz war bis in die 1920er Jahre einAuswanderungsland.

Wie wurde der Kontakt gepflegt?Überall in Europa wurden lokale Vertretun-gen aufgebaut. So gab es zum Beispiel eineOrtsgruppe in Serbien und eine in der k.u.k.Monarchie. Der Kontakt über die GEP warübrigens die einzige Verbindung zum Po-lytechnikum, welche die Absolventen nachdem Abschluss hatten. Die Hochschule hatfrüher nicht einmal die Adressen ihrer Ab-gänger registriert.

Was waren die konkreten Aktivitäten derGEP?Im 19. Jahrhundert gab es viele GEP-Ar-beitsgruppen, die bestimmte Themen auf-griffen. So befasste sich zum Beispiel eineum 1910 mit der Reorganisation des Po-lytechnikums und schlug unter anderemvor, die Schule in «Eidgenössische Techni-sche Hochschule» umzutaufen. Mehrmalsforderte die GEP auch die Einführung neuer

Abteilungen, zum Beispiel 1898 diejenigefür Maschineningenieurwesen oder 1923diejenige für Elektrotechnik. Die Ehemali-gen wussten aus der Praxis, wie man dieSchule besser auf die Bedürfnisse der Indus-trie ausrichten könnte.

Die GEP hat also den institutionellen Wan-del stark geprägt?Ja, vor allem am Anfang. Damals war esselbstverständlich, dass das PolytechnikumLeute für die Industrie ausbildete. Es gingdarum, das Land zu industrialisieren. DieserAspekt rückte später in den Hintergrund,als sich die ETH mehr und mehr als akade-mische Hofburg definierte. Während mei-ner Zeit als GEP-Präsident gab es ebenfallsverschiedene Arbeitsgruppen. Wir dachten

beispielsweise über die Stellung der ETH-Absolventen in der Gesellschaft nach, überdie heutige Rolle des Ingenieur-Konstruk-teurs und wir befassten uns mit der Ma-nagementausbildung an der ETH.

Die Ehemaligen waren auch auf der poli-tischen Ebene aktiv. Sie haben in den 60er-Jahren das revidierte ETH-Gesetzabgelehnt.In den 1960er-Jahren wollte man das alteETH-Gesetz aus dem Jahre 1855 revidieren.Aus studentischen Kreisen wurde gegendas Gesetz das Referendum ergriffen, weiles zu dirigistisch war. Die GEP hat dabei dieStudenten unterstützt. Die Vorlage wurde1969 in der Volksabstimmung verworfen.Eine Arbeitsgruppe, in der Ernst Jenny die

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I M G E S P R ÄC H

E I N K R I T I S C H E R PA RT N E R D E R E T H

Die Ehemaligen der ETH Zürich blicken auf eine lange Tradition zurück. Jürg Lindecker, dervorletzte Präsident der früheren «Gesellschaft ehemaliger Studierender an der ETH Zürich»,zeichnet die Vergangenheit der Vereinigung nach und erklärt, warum die Gesellschaft vor fünf Jahren in die ETH Alumni Vereinigung übergeführt wurde.

Jürg Lindecker führte die alte «Gesellschaft ehemaliger Studierender der ETH Zürich» in die neue ETH AlumniVereinigung.

GEP vertrat, hat dann einen neuen Vor-schlag ausgearbeitet. Ende der 80er-Jahrewurde das neue ETH-Gesetz schliesslich an-genommen. Darin ist unter anderem veran-kert, dass die Ehemaligen quasi als vierterStand bei der ETH mitwirken sollen.

Als Folge davon wurde die GEP in die ETHAlumni Vereinigung umgewandelt. Gab esda Widerstände?Ja, es gab sogar viel Widerstand. EtlicheMitglieder haben gesagt: «Nun macht ihrdie GEP kaputt!» Die Engagierten sindnatürlich immer dagegen, wenn man etwasaufgibt, das Erfolg beschert hat.

Hatten die Gegner Angst, die ETH würde inZukunft alles diktieren?Das war sicher ein Grund. Die alte GEP be-kam kein Geld von der ETH; sie hatte zwarGastrecht und konnte ein Büro nutzen, abersie war finanziell unabhängig. Und sie hatdurch ihre kritische Haltung häufig Ent-scheide korrigiert, zum Beispiel wenn Lehr-stühle abgeschafft werden sollten. In denReihen der GEP befürchtete man, es gebekeine Unabhängigkeit mehr, wenn die ETHeinen Grossteil des Budgets bestreitet.Aber wir sind nach wie vor eine Gesell-schaft eigenen Rechts mit eigenständigenAnsichten.

Dann haben sich die Befürchtungen alsonicht bewahrheitet?Das kann man jetzt noch nicht sagen, dazuist es noch zu früh. In den letzten fünf Jah-ren haben wir in dieser Hinsicht nicht mehrviel unternommen. Wir haben uns daraufkonzentriert, die nötigen Strukturen aufzu-bauen.

Dabei gäbe es durchaus Themen, die kri-tisch hinterfragt werden könnten, etwa das Projekt «Science City». Von Seiten derAlumni ist da wenig zu hören.Es stimmt, offiziell haben wir noch keineStellung bezogen. Ich bin überzeugt, dassderart wichtige Projekte von den Alumnidurch eine Arbeitsgruppe bearbeitet wer-den sollten. Diese kommt vielleicht zu ganzanderen Schlüssen als die Schulleitung.

Möchte die Schulleitung das denn über-haupt?Nicht unbedingt. Die Schulleitung hat sol-che Einmischungen vielfach als unange-bracht empfunden. Aber man hat die Kritik

akzeptiert, denn die Ehemaligen sind janicht irgendeine Interessengruppe, son-dern sie setzen sich für die Interessen derETH ein.

Warum wurde die GEP überhaupt in dieAlumni Vereinigung umgewandelt?Der Anstoss dazu kam 1992 von der GEPselbst. Wir wollten, dass die Ehemaligeneinen repräsentativen Status bekommen,so wie das im neuen ETH-Gesetz vorgese-hen ist. Wir wollten uns offiziell zur ETHäussern können. Allerdings haben wir nievon Mitwirkung gesprochen, denn wir kön-nen ja keine Verantwortung übernehmen.Wir konnten die Schulleitung von unseremAnliegen überzeugen, aber das hatte füruns gewisse Konsequenzen. Die GEP hattebeispielsweise einen Ausschuss (heute De-legiertenversammlung), der sich personellselber erneuerte. Trat ein Mitglied aus,suchte es selbst seinen Nachfolger. Daskonnte natürlich nicht so weitergehen.Deshalb haben wir die GEP abgeschafft undetwas Neues gegründet. Heute bestimmendie Mitgliedervereine ihre Delegierten ineiner demokratischen Wahl.

Ein wichtiges Element der Vereinigung istdas Mitgliederverzeichnis.Als ich 1986 Präsident wurde, basierte die-ses Verzeichnis noch auf Lochkarten. Ichkonnte das anfänglich gar nicht glauben.Mir wurde gesagt, die ETH arbeite auchnoch so. Ich schenkte der GEP kurzerhandihren ersten Computer, was für einige Auf-regung sorgte. Wir von der GEP waren da-mals an der ETH die ersten, die ihre Adres-sen elektronisch verwalteten, so wie dies inder Industrie bereits üblich war.

Die Einrichtung der Alumni-Datenbank ver-lief dann allerdings harzig. Wieso?Neben der GEP gab es ab 1997 auch nochdas Alumni-Büro der ETH. Dieses hat in denUSA eine Datenbank eingekauft, in derviele persönliche Angaben gespeichertwerden können. Man merkte erst nachher,dass man diese Datenbank aus rechtlichenGründen in der Schweiz gar nicht einsetzenkann. Als wir die Alumni Vereinigung grün-deten, hatten wir zwei verschiedene Adress-verzeichnisse, die wir in mühsamer Arbeitabgleichen mussten.

Warum hat die ETH denn ein eigenesAlumni-Büro gegründet?Die Vorstösse der GEP hatten bei der ETHdas Interesse geweckt. Aber sie wollte et-was Eigenes machen, unabhängig von derGEP. Am Anfang gab es fast eine Konfron-tation. Das war natürlich ein Unsinn. Wirhaben uns dann hingesetzt und die beidenVereine zusammengeführt. Meine Nachfol-gerin, Eva Durband, wurde schliesslich dieerste Präsidentin der ETH Alumni Vereini-gung.

Interview: Felix Würsten

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Zur Person

Jürg Lindecker, geb. 1940, schloss 1965sein Studium als Elektroingenieur ander ETH Zürich ab. Er absolvierte einZusatzstudium als Betriebsingenieurund erwarb 1976 den Titel eines Dr. sc.techn. Er arbeitete in verschiedenenleitenden Funktionen für die FirmenLandis & Gyr, Häusermann & Co. sowieSiemens-Albis. Während mehrererJahre war er Präsident des Wirtschafts-verbandes Swico und Mitglied des Ver-waltungsrates der IT-Ausstellung «Or-bit/Comdex Europe» in Basel. Seit 2000ist er Verwaltungsratspräsident derGeneva Consulting & ManagementS.A., Genf, und der GC&MZ AG mit Sitzin Nänikon. Zwischen 1986 und 2000präsidierte Jürg Lindecker die Gesell-schaft ehemaliger Studierender derETH Zürich (GEP). Im Jahr 2000 wurdeer zum Ehrenmitglied der GEP und zumständigen Ehrengast der ETH Zürich er-nannt.

T R E F F P U N K T

A L U M N I A K T U E L L

Die Verlagerung von Produktions- und vermehrt auch Entwick-lungstätigkeiten ins Ausland stellt den WirtschaftsstandortSchweiz zunehmend in Frage. Werden in 20 Jahren nur noch Dienst-leistung, Touristik und Gesundheitswesen die Wertschöpfung inder Schweiz erzeugen? Am Swiss Innovation Kongress 05 werdennamhafte Redner den Produktinnovationsstandort Schweiz thema-tisieren. Innerhalb von intensiven Workshops werden wir verschie-dene Themen und Lösungsmöglichkeiten im Bereich der Innovationdiskutieren und auch auf Ihre spezifischen Fragestellungen einge-hen. Mit einem gemeinsamen Nachtessen über den Dächern vonZürich wird der Tag in gemütlicher Atmosphäre und mit persönli-chen Gesprächen abgerundet.

OrganisationZentrum für Produktentwicklung, ETH ZürichKongressortETH Zürich, Hauptgebäude Auditorium Maximum, Rämistr. 101,8092 ZürichAnmeldung (bis 10. Juni 2005) und weitere Infos unter:www.swissinnovation.ethz.ch oder [email protected]: Agile, Intelliact, ISD, PTC, Rand, Solid-Solutions

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T R E F F P U N K T

Vereinigung der Absolventinnen undAbsolventen der ETH Zürich, ETH Zen-trum, 8092 Zürich, Tel. 044 632 51 00,Fax 044 632 13 29, [email protected],www.alumni.ethz.ch

SW I S S I N N OVAT I O N KO N G R E S S , 5 . J U L I 0 5Erfolgspotenzial – Produktinnovation – zur Festigung des Know-how-Standortes Schweiz

Kongressinhalte

8.20 BegrüssungProf. U. Suter, Vizepräsident Forschung der ETHEröffnungsvortragJ. N. Schneider-Ammann – Ammann-GruppeWorkshop Session 1Projekte, Kooperation, AusbildungWorkshop Session 2aInnovation, UnternehmensprozesseMittags-Lunch & MesseWorkshop Session 2bInnovation, UnternehmensprozesseVorträgeDr. B. Löser – Roland Berger Strategy ConsultantsDr. H. Leysieffer – Phonak AGK. Weinberger – Schindler Aufzüge AGProf. R. Boutellier – ETH Zürich

18.00 Apéro & MesseNachtessen mit Abendveranstaltung

E T H A L U M N I - J U B I L ÄU M S - A N L Ä S S EIm Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeitender ETH Zürich finden am Wochenendevom 22.–24. April 2005 vielfältige undattraktive Veranstaltungen für die Mit-glieder und Freunde der ETH Alumni Verei-nigung statt. Das detaillierte Programmfindet sich auf der Homepage der ETHAlumni Vereinigung www.alumni.ethz.ch/

E T H A L U M N I B U S I N E S S E V E N T SFür die beliebten Business Events konntenauch im Jubiläumsjahr namhafte Referen-ten gewonnen werden. Folgende Anlässestehen auf dem Programm:12. Mai 2005: Business Dinner mit Walter B.Kielholz, VR-Präsident CS Group15. Juni 2005: Business Lunch mit Dr. JakobKellenberger, Präsident IKRK20. Oktober 2005: Business Lunch mit Ru-dolf Fischer, CEO CableCom GmbHBusiness Lunch: ab 11.30 Uhr Apéro,12.15 Uhr Vortrag, anschliessend Lunch.

GEP Pavillon, ETH Zentrum.Eintritt: Mitglieder Fr. 70.– / Gäste Fr. 80.–Business Dinner: ab 17.45 Uhr Apéro,18.45 Uhr Vortrag, anschliessend Dinner.Dozentenfoyer, ETH Zentrum.Eintritt: Mitglieder Fr. 80.– / Gäste Fr. 90.–

E T H A L U M N I - ST U D I E N R E I S E N4.–12. Juni 2005: Azoren mit Thomas Bu-cheli (Radio und SF DRS): Meteorologie,Geografie, Ökologie und kulinarische Höhe-punkteFernab im Atlantik, mitten auf dem atlanti-schen Rücken, wo das heisse Magma ausdem Erdinnern an die Oberfläche drängt,sind die höchsten Vulkanberge aus demMeer aufgetaucht und haben eine Gruppevon neun Inseln gebildet: die Azoren. Wirerkunden diese Inseln zusammen mit loka-len Führern – und tauchen ein in eine Re-gion, die mit überraschenden Spezialitätenaufwarten kann.3.–7. Okt. 2005: Barcelona mit Axel Simon

(u. a. «Tages-Anzeiger», «Hochparterre»):Architektur aktuell.Barcelona ist ein Phänomen: Nach der na-hezu totalen kulturellen Lähmung wäh-rend der Franco-Diktatur entwickelte sichdie katalanische Hauptstadt in den letztenbeiden Jahrzehnten zum europäischen Ar-chitekturreiseziel Nummer eins. Auf derReise lernen wir das Phänomen Barcelonakennen; wir besuchen die Orte des Wandelsund besichtigen die Baustellen und Ge-bäude der «Architekturstars» wie Herzog &de Meuron und Jean Nouvel.

Details zu den einzelnen Reisen finden sichauf der Homepage der ETH Alumni Vereini-gung: www.alumni.ethz.ch.

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