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TRANSCRIPT
NIERENERSATZTHERAPIE
Extrakorporale Dialyse im Gegensatz zur Peritonealdialyse
in Bezug auf die Lebensqualität
Fachbereichsarbeit
zur Erlangung des Diploms
für den gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege
Erstbeurteilerin
Christine Artwohl, ME.d.
Zweitbegutachterin
Dir. Karin Dolmanits, MSc
vorgelegt von
Anna-Maria Tripam
I
Ehrenwörtliche Erklärung
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne Benutzung
anderer als der genannten Materialien angefertigt habe. Alle aus fremden Quellen direkt
oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Außerdem habe
ich die Reinschrift der Arbeit einer Korrektur unterzogen.
Die Arbeit wurde bisher keiner anderen Prüfungskommission vorgelegt. Ich bin mir
bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben kann.
Ort, Datum Unterschrift
II
Kurzfassung
Die Nierenersatztherapie ist neben der Nierentransplantation die einzige Möglichkeit,
einen inkompletten oder kompletten Funktionsausfall der Niere effektiv zu ersetzen und
stellt daher einen überlebensnotwendigen Behandlungsfaktor für dialysepflichtige
Patientinnen und Patienten dar. Eine dialysepflichtige Niereninsuffizienz bringt sämtliche
Einschränkungen in physischen, psychischen und sozialen Bereichen mit sich und führt
daher zu einer erheblichen Verminderung der Lebensqualität Betroffener. Die vorliegende
deskriptive Arbeit verfolgt das Ziel zu hinterfragen, welches Verfahren der
Nierenersatztherapie geeignet ist, um die Lebensqualität dialysepflichtiger Patientinnen
und Patienten zu steigern. Desweiteren werden die speziellen Anforderungen, welche für
die Durchführung einer Peritonealdialyse erforderlich sind, dargestellt. Zur Bearbeitung
dieser Thematik erfolgte eine intensive Literaturrecherche, welche ergab, dass die
zahlreichen Vorteile der Peritonealdialyse einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität
dialysepflichtiger Patientinnen und Patienten haben. Trotz dieser Erkenntnisse nimmt
dieses Verfahren der Nierenersatztherapie einen nachrangigen Platz in der
Dialysebehandlung ein.
Abstract
The renal replacement therapy in addition to the kidney, is the only way to replace a
complete or incomplete loss of function of the kidney effectively and therefore represents
an over vitally necessary treatment factor for dialysis patients. A dialysis renal brings all
limitations in physical, psychological and social areas and leads therefore, a considerable
reduction in the quality of life of those affected. The present descriptive assignment
pursued to question the target, the method of renal replacement therapy is suitable to
increase the quality of life of dialysis patients. In addition, the special requirements which
are necessary for carrying out peritoneal dialysis, is shown. For this subject was carried out
an intensive literature review, which showed that the numerous advantages of peritoneal
dialysis have a positive impact on the quality of life of dialysis patients. Despite these
findings, this method takes the renal replacement therapy a subordinated position in the
dialysis treatment.
III
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung in die Problematik ...................................................................................... 1
2 Grundlagen der Nierenersatztherapie ............................................................................ 3
2.1 Die Extrakorporale Dialyse ........................................................................................... 5
2.2 Die Peritonealdialyse (PD) ............................................................................................ 9
2.3 Gesetzliche Grundlagen in Bezug auf die Ausbildung ................................................ 13
3 Lebensqualität dialysepflichtiger Personen ................................................................. 15
3.1 Definition „Lebensqualität“ ......................................................................................... 15
3.2 Vorteile der Peritonealdialyse in Bezug auf die Lebensqualität.................................. 16
3.3 Pflegemodell nach Nancy Roper ................................................................................. 24
4 Spezielle Anforderungen an die Peritonealdialyse ...................................................... 30
4.1 Anforderungen an betroffene Personengruppen und extramurale Betreuung ............. 31
4.2 Räumliche und hygienische Anforderungen ............................................................... 33
4.3 Besondere Personengruppen unter Peritonealdialyse .................................................. 34
5 Zusammenfassende Darstellung .................................................................................. 35
1
1 Einführung in die Problematik
Diese Fachbereichsarbeit stellt die Grundlagen einer Nierenersatztherapie dar und gibt
einen Überblick, wie die Nierenersatztherapie Einfluss auf die Lebensqualität
dialysepflichtiger Personen hat.
Eine eingeschränkte oder sogar fehlende Nierenfunktion beeinträchtigt betroffene Personen
nicht nur im physischen sondern auch im psychischen Bereich. Die soziale sowie
berufliche Beteiligung am Leben ist durch eine Nierenersatztherapie beschränkt und
mindert dadurch erheblich die Lebensqualität betroffener Personen. Die Umstellung der
bisherigen Lebensweise sowie die fehlende Selbstbestimmung über die Gestaltung des
Lebens können traumatische Reaktionen auslösen (vgl. Sokol, 2014 S. 488).
Nicht nur mögliche Behandlungskomplikationen sondern auch Beeinträchtigungen der
Aktivitäten des täglichen Lebens wie Essen und Trinken haben einen Einfluss auf die
Lebensqualität von dialysepflichtigen Personen. Durch das Pflegemodell nach Nancy
Roper werden mögliche Pflegeprobleme und Ressourcen in allen zwölf Aktivitäten des
täglichen Lebens dialysepflichtiger Patientinnen und Patienten aufgezeigt. Durch dieses
Pflegemodell wird dargestellt, welche pflegerischen Maßnahmen gesetzt werden können,
um die Gestaltung der Lebensaktivitäten von betroffenen Personen zu erleichtern (vgl.
Breuch, Servos, 2014 S. 179-194).
Die Niere hat neben der Urinproduktion sämtliche unscheinbare Funktionen, welche
jedoch erst dann deutlich werden, wenn es zu einer Verminderung der Nierenfunktion oder
sogar zum kompletten Ausfall der Niere und deren Ausscheidungs- und
Entgiftungsfunktionen kommt. Plötzlich treten diätische Vorschriften, vorgeschriebene
Trinkmengen und die Ängste, dass die beeinträchtigte oder fehlende Nierenfunktion mit
einer Nierenersatztherapie ausgeglichen werden muss, in den Vordergrund (vgl. Klingele,
2013 S. 9).
Die Nierenersatztherapie ist neben der Nierentransplantation die einzige Methode,
Personen mit einer eingeschränkten oder fehlenden Nierenfunktion vorübergehend oder
2
dauerhaft zu behandeln und stellt daher einen überlebenswichtigen Behandlungsfaktor dar
(vgl. Müller, Weissenberger, 2012 S. 20).
Es wird zwischen zwei verschiedenen Verfahren unterschieden: Die Extrakorporale
Dialyse und die Peritonealdialyse (=Bauchfelldialyse). Die unterschiedlichen
Nierenersatztherapien haben verschiedene Auswirkungen auf die Lebensqualität
dialysepflichtiger Patientinnen und Patienten in Bezug auf die physische, psychische und
soziale Gesundheit (vgl. Klingele, 2013 S. 41-56).
In der Literaturrecherche hat sich gezeigt, dass laut dem Österreichischen Dialyse- und
Transplantationsregister 2013 rund 4400 chronische Dialysepatientinnen und
Dialysepatienten mit einer Nierenersatztherapie behandelt wurden. Davon wurden 4000
Betroffene mit einer Hämodialyse (HD), einem Extrakorporalen Dialyseverfahren, und nur
rund 420 Betroffene mit einer Peritonealdialyse (PD) behandelt. Die Inzidenz der
Nierenersatztherapie in Österreich betrug 2013 rund 140 Patientinnen und Patienten pro
einer Million Einwohner (vgl. Österreichisches Dialyse- und Transplantationsregister,
2013 o.S.).
Zur Beleuchtung dieser Problematik ergeben sich im Rahmen der Fachbereichsarbeit
folgende Fragestellungen:
Welche Nierenersatztherapie eignet sich um die Lebensqualität betroffener
Patientinnen und Patienten zu steigern?
Welche speziellen Anforderungen müssen für die Durchführung einer
Peritonealdialyse gegeben sein?
Ziel dieser Fachbereichsarbeit ist aufzuzeigen, welches Verfahren der Nierenersatztherapie
geeignet ist um die Lebensqualität dialysepflichtiger Patientinnen und Patienten zu erhalten
beziehungsweise zu steigern. Weiters werden die speziellen Anforderungen an die
betroffenen Personengruppen sowie die räumlichen und hygienischen Anforderungen für
die Durchführung einer Peritonealdialyse dargestellt.
Zur Bearbeitung dieser Thematik erfolgte eine intensive Literaturrecherche mit den
Schlagwörtern Nierenersatztherapie, Dialyse, Extrakorporale Dialyse, Peritonealdialyse,
3
Bauchfelldialyse, Hämodialyse sowie Lebensqualität. Die inhaltlichen Schwerpunkte
dieser Fachbereichsarbeit beruhen auf sämtlichen Fachbüchern. Weitere Inhalte wurden
aus Fachzeitschriften sowie dem Internet zitiert. Diese Fachbereichsarbeit ist eine
deskriptive Arbeit und wird im Harward-Style zitiert.
Zu Beginn des Hauptteils werden in dieser Arbeit die Nierenfunktion, die Extrakorporale
Dialyse und die Peritonealdialyse sowie die gesetzlichen Grundlagen in Bezug auf die
Ausbildung beschrieben. Anschließend wird näher auf die Lebensqualität
dialysepflichtiger Patientinnen und Patienten eingegangen. Zum Schluss des Hauptteils
werden die speziellen Anforderungen, welche für die Durchführung einer Peritonealdialyse
erforderlich sind, aufgezeigt.
2 Grundlagen der Nierenersatztherapie
In diesem Kapitel wird näher auf die Nierenfunktion sowie auf die Extrakorporale Dialyse
und die Peritonealdialyse und deren Komplikationen eingegangen. Im letzten Teil werden
die gesetzlichen Grundlagen in Bezug auf die Ausbildung für allgemeine Gesundheits- und
Krankenpflegepersonen aufgezeigt.
Zunächst wird der Begriff der Nierenfunktion erläutert und danach die grundlegenden
Fakten beschrieben.
Einige wichtige Funktionen der Niere sind neben der Harnproduktion die Konstanthaltung
und die Regulation des Flüssigkeits- sowie des Säure-Basen-Haushaltes, die
Rückresorption von lebenswichtigen Substanzen wie Glukose und Aminosäuren aus dem
Urin, die Ausscheidung von harnpflichtigen Substanzen wie Kreatinin und Harnstoff und
ebenso die Ausscheidung von Phosphat und Kalium, da ein erhöhter Kaliumspiegel im
Blut zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen kann (vgl. Breuch, Servos,
2014 S. 9-11).
Eine weitere Aufgabe der Niere ist die Produktion von wichtigen Hormonen wie Renin
und Erythropoetin sowie die Herstellung von aktivem körpereigenem Vitamin D durch die
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Steuerung des Parathormones, welches in der Nebenschilddrüse gebildet wird. Renin ist
ein Teil des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems und reguliert den Blutdruck sowie den
Flüssigkeits-, Natrium- und Kaliumhaushalt. Erythropoetin regt die Bildung und
Heranreifung von Erythrozyten im Knochenmark an. Die mit Hämoglobin (=roter
Blutfarbstoff) gefüllten Erythrozyten haben die Aufgabe Sauerstoff zu transportieren. Bei
einer chronischen Niereninsuffizienz kommt es zu einer verminderten Produktion des
Erythropoetins durch einen geringeren Sauerstoffgehalt im Blut. Dieser bestehende
Erythropoetinmangel kann mit einem genetisch hergestellten Medikament ausgeglichen
werden, welches zu einem Anstieg der Erythrozytenzahl, des Sauerstoffgehaltes im Blut
und somit zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit führt. Aus diesem Grund wird dieses
genetisch hergestellte Medikament von Sportlerinnen und Sportlern häufig missbräuchlich
als Dopingmittel verwendet (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 12-13).
Ein inkompletter oder kompletter Funktionsausfall der Niere hat schwerwiegende
medizinische Folgen und kann nur mit einer geeigneten Nierenersatztherapie oder mit
einer Nierentransplantation ausgeglichen werden. Aufgrund dessen folgt im Anschluss die
Darstellung und Beschreibung der verschiedenen Behandlungsverfahren der
Nierenersatztherapie.
Jedes Verfahren der Nierenersatztherapie hat seine Vor- und Nachteile. Deshalb sollte jede
betroffene Person mit Unterstützung eines Facharztes individuell entscheiden, welches
Verfahren sich für die Behandlung und Therapie unter Berücksichtigung der zu
erreichbaren Lebensqualität am besten eignet. Natürlich spielen hierbei auch medizinische
sowie persönliche, räumliche und organisatorische Aspekte eine wichtige Rolle (vgl.
Klingele, 2013 S. 92-94).
Oftmals ist es für Personen, die kurz vor Beginn einer Nierenersatztherapie stehen, sehr
schwer, sich für ein geeignetes Verfahren zu entscheiden. Individuelle Informations- und
Beratungsgespräche durch professionell geschultes Personal verfolgen daher das Ziel, die
Betroffenen und deren Angehörigen bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen.
Dialysepflichtige Patientinnen und Patienten haben in dieser Zeit ihren Krankheitszustand
meist noch nicht verarbeitet und können die Folgen für ihre Entscheidung meist nicht
absehen. Daher ist die Information über die Möglichkeit eines Wechsels zwischen den
verschiedenen Dialyseverfahren sehr wichtig. Hilfreich für die Entscheidungsfindung
5
können ebenfalls Gespräche mit Personen, welche sich in einer Behandlung mit einer
Nierenersatztherapie befinden, sein (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 70).
2.1 Die Extrakorporale Dialyse
In diesem Abschnitt werden die einzelnen Verfahren der Extrakorporalen Dialyse
beschrieben. Anschließend werden mögliche Behandlungskomplikationen vor, während
und nach einem Extrakorporalen Dialyseverfahren und die Aufgaben einer diplomierten
Gesundheits- und Krankenpflegeperson aufgezeigt.
Zu der Extrakorporalen Dialyse zählen die Hämodialyse (HD), die Hämofiltration (HF)
und die Hämodiafiltration (HDF) (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 127-128).
Die Hämodialyse (HD)
Die Hämodialyse ist das populärste Extrakorporale Blutreinigungsverfahren, welches zum
Einsatz kommt, wenn die Ausscheidungs- und Entgiftungsfunktion der Niere ersetzt
werden muss. Dieses Verfahren wird meistens in einer ambulanten Einrichtung mit
qualifizierter ärztlicher sowie pflegerischer Überwachung dreimal wöchentlich für drei bis
fünf Stunden durchgeführt. In Ausnahmefällen und unter bestimmten Voraussetzungen,
wie geeignete räumliche Gegebenheiten und eine Partnerin oder einen Partner
beziehungsweise Angehörige, kann dieses Verfahren auch zuhause durchgeführt werden
(=Heimhämodialyse) (vgl. Müller, Weissenberger, 2012 S. 21).
Bei der Hämodialyse befördert eine Blutpumpe das gesamte Blut über ein sogenanntes
arterielles Schlauchsystem in den Dialysator, in welchem sich eine semipermeable
Membran befindet. In dieser Membran herrscht das Gegenstromprinzip: Auf einer Seite
der Membran strömt Blut und auf der anderen Seite die Dialysierflüssigkeit in umgekehrter
Richtung. Da die semipermeable Membran jedoch nur von Wasser und kleinen Molekülen
passiert werden kann, ist es nicht möglich, dass Blutbestandteile wie Erythrozyten,
Leukozyten und Thrombozyten sowie wichtige Proteine aus dem Blut gefiltert werden.
Nach diesem Filtrationsprozess strömt das gereinigte Blut über ein weiteres sogenanntes
venöses Schlauchsystem zurück in den Körper. Die Hämodialyse arbeitet nach dem Prinzip
der Diffusion, wodurch die niedermolekularen Substanzen wie Kreatinin und Harnstoff aus
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dem Blut abtransportiert werden, und nach dem Prinzip der Ultrafiltration, wodurch die
überschüssige Flüssigkeit dem Körper entzogen wird (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 128).
Die Hämofiltration (HF)
Bei der Hämofiltration fließt das Blut wie bei der Hämodialyse durch ein Schlauchsystem
in einen Filter und nach der Filtration wieder zurück zur Patientin oder zum Patienten. Bei
diesem Dialyseverfahren kommt gleich wie bei der Hämodialyse das physikalische Prinzip
der Ultrafiltration zum Einsatz. Eine hochpermeable Membran entzieht dem Körper eine
große Menge an Flüssigkeit. Gleichlaufend dazu findet eine Substitution einer
Elektrolytlösung mittels einer Pumpe statt, um den großen Flüssigkeitsentzug
auszugleichen. Hierbei ist die gewünschte Filtrationsmenge abzuziehen. Die Entgiftung
des Körpers beziehungsweise die Entfernung der harnpflichtigen Substanzen wie Kreatinin
und Harnstoff findet nach dem Prinzip der Konvektion (=Filtration) statt. Sie werden durch
einen Mitnahmeeffekt aus dem Blut filtriert. Deshalb benötigt dieses Verfahren im
Gegenteil zur Hämodialyse auch keine Dialysierflüssigkeit (vgl. Breuch, Servos, 2014 S.
143).
Dieses Extrakorporale Dialyseverfahren kommt jedoch selten zum Einsatz, da kleine
Moleküle wie Kreatinin und Harnstoff schlechter entfernt werden können und wesentlich
höhere Kosten im Gegensatz zur Hämodialyse anfallen. Andererseits wiederum besteht
eine geringere Kreislaufbelastung durch den schonenden Flüssigkeitsentzug. Die
Hämofiltration wird daher eher bei Patientinnen und Patienten eingesetzt, welche im
Vorhinein unter einer schlechteren Kreislaufsituation leiden (vgl. Breuch, Servos, 2014 S.
143-147).
Die Hämodiafiltration (HDF)
Die Hämodiafiltration ist ein Verfahren, bei welchem die Hämodialyse und die
Hämofiltration in Kombination eingesetzt werden. Die Grundlage dieser Extrakorporalen
Nierenersatztherapie ist das Prinzip der Hämodialyse, also die Diffusion. Gleichzeitig
kommt das physikalische Prinzip der Ultrafiltration beziehungsweise der Konvektion zum
Einsatz. Hierbei findet ein großer Flüssigkeitsentzug statt, welcher abzüglich der
gewünschten Filtrationsmenge durch eine Elektrolytlösung ausgeglichen wird. Durch die
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Kombination der Hämodialyse und der Hämofiltration kann die Gesamteliminationsrate
der harnpflichtigen Substanzen erhöht werden (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 147-148).
Welches Extrakorporale Dialyseverfahren eingesetzt wird, entscheidet der Nephrologe
unter Berücksichtigung des Krankheitsbildes und des Zustandes der Patientin oder des
Patienten.
Behandlungskomplikationen bei Extrakorporalen Dialyseverfahren
Behandlungskomplikationen können vor, während und nach einem Extrakorporalen
Dialyseverfahren auftreten. Die Aufgabe einer diplomierten Gesundheits- und
Krankenpflegeperson ist es, mögliche Komplikationen frühzeitig zu bemerken und
dementsprechend zu handeln (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 179).
Grundsätzlich werden alle Komplikationen erst durch die Nierenersatztherapie ausgelöst.
Es gibt jedoch eine Ausnahme: die Hyperkaliämie. Ausschlaggebend dafür ist das
zugeführte Kalium, welches durch die beeinträchtigte Nierenfunktion im Körper verbleibt
und nicht ausgeschieden werden kann. Die Hyperkaliämie tritt hauptsächlich durch den
Verzehr von kaliumreichen Nahrungsmitteln, wie unter anderem Obst und Gemüse, und
damit verbundenen Fehlern bei der Diät auf. Daher ist eine Einführung in die richtige
Ernährung für dialysepflichtige Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen ein
wichtiger Bestandteil, um diese Komplikation zu vermeiden (vgl. Breuch, Servos, 2014 S.
179).
Anschließend werden die Behandlungskomplikationen während einem Extrakorporalen
Dialyseverfahren beschrieben.
Während einer Dialysebehandlung kann es zu sämtlichen Behandlungskomplikationen wie
zu einer Hypotonie, zu Muskelkrämpfen, zu einer Hypokaliämie, zu einer Hypertonie mit
einer hypertensiven Krise, zu einer Luftembolie bzw. zum Lufteinstrom ins
Schlauchsystem, zum Blutverlust sowie zu einer allergischen Reaktion auf sämtliche
Materialien oder auf Arzneimittel kommen (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 189).
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Es kann jedoch auch nach Beendigung einer Extrakorporalen Dialysebehandlung zum
Auftreten zahlreicher Komplikationen kommen.
Die orthostatische Dysregulation aufgrund einer Hypotonie beim Aufstehen zählt zu einer
dieser Komplikationen. Die Patientin oder der Patient muss informiert werden, langsam
aufzustehen und wenn nötig kurz sitzen zu bleiben, um dieser Komplikation präventiv
entgegenwirken zu können. Weiters kann es zu einer Nachblutung der Punktionsstelle
kommen. Das Vermeiden einer zu kurzen Abdrückzeit und das Schonen des Shuntarms
während einer Dialysebehandlung aber auch im dialysefreien Intervall kann dieses Risiko
erheblich reduzieren (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 188-190).
Behandlungskomplikationen während und nach einer Dialysebehandlung können nicht
immer vermieden werden, jedoch können sie durch das Setzen von gezielten Maßnahmen
enorm reduziert werden. Kommt es trotz gezielten Maßnahmen zum Auftreten einer
Komplikation, muss eine diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson fähig sein,
schnell und gezielt zu handeln (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 190).
Aufgaben einer diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeperson im Rahmen
eines Extrakorporalen Dialyseverfahrens
Eine diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson hat im Rahmen eines
Extrakorporalen Dialyseverfahrens einige wichtige Aufgaben zu erfüllen.
Vor Dialysebeginn führt die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson ein kurzes
Gespräch mit der Patientin oder dem Patienten, um Kenntnisse über den derzeitigen
Zustand und über den Verlauf des dialysefreien Intervalls zu gewinnen. Desweiteren
werden die Vitalzeichen vor und nach Dialysebeginn kontrolliert um einen
komplikationslosen Beginn zu gewähren. Während der gesamten Behandlung werden die
Dialysegeräte, das gesamte Schlauchsystem, der Dialysezugang sowie die Vitalparameter
jede Stunde kontrolliert und dokumentiert. Insbesondere spielt der psychische Beistand
einer Patientin oder eines Patienten eine wichtige Rolle, um eine möglichst angenehme
Dialysebehandlung zu gewähren. Nach Beendigung eines Extrakorporalen Verfahrens
führt die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson eine Kontrolle der
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Vitalzeichen sowie des Schlauchsystems auf Koagelbildung durch (vgl. Breuch, Servos,
2014 S. 130-134).
2.2 Die Peritonealdialyse (PD)
Nachfolgend werden die Grundlagen und Prinzipien der Peritonealdialyse näher
beschrieben.
Bei der Peritonealdialyse handelt es sich um ein Heimdialyseverfahren, bei welchem die
Eigenverantwortung und die Compliance der Patientinnen und der Patienten im
Mittelpunkt stehen. Obwohl es sich bei der Peritonealdialyse und bei der Hämodialyse um
zwei gleichgestellte Dialyseverfahren handelt, führen in Österreich nicht viele Patientinnen
und Patienten die Peritonealdialyse durch (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 43).
Das Peritoneum (=Bauchfell) ist eine permeable Membran, welche den Austausch von
harnpflichtigen Substanzen wie Kreatinin und Harnstoff sowie überschüssigen Wasser
zwischen dem Blut und der Dialyselösung ermöglicht (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 21).
Um dieses Verfahren der Nierenersatztherapie durchführen zu können, benötigt die
betroffene Person einen dauerhaft in den Bauchraum implantierten Dialysekatheter, über
welchen 1,5 – 2 Liter Dialyselösung in den Bauchraum eingebracht werden. Diese
Dialyselösung verweilt vier bis acht Stunden in der Bauchhöhle und muss drei- bis fünfmal
am Tag getauscht werden (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 15).
Bei einer Behandlung mit der Peritonealdialyse umspülen in etwa 3000 Liter sterile und
pyrogenfreie Dialyselösung jährlich das Peritoneum. Dies setzt bestimmte Anforderungen
an die Zusammensetzung der Dialyselösung voraus. Grundsätzlich befinden sich alle
Substanzen in der Dialyselösung, welche während des Dialyseverfahrens dem Körper
zugeführt und nicht entzogen werden sollen wie beispielsweise Natrium, Calcium und
Magnesium. Ergänzend muss eine Dialyselösung einen Puffer wie Laktat zum Ausgleich
der metabolischen Azidose und eine Substanz wie Glukose zum Wasserentzug enthalten.
Demzufolge ist besonders bei Personen mit Diabetes mellitus zu Beginn der Behandlung
auf den Blutzuckerspiegel zu achten und die Insulindosis dementsprechend anzupassen
(vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 25-26, 47).
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Es gibt zwei grundlegende Möglichkeiten, eine Peritonealdialyse durchzuführen: Die
manuelle Peritonealdialyse (CAPD) und die apperativ unterstützte Peritonealdialyse
(APD). Bei der CAPD (=kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse) wechseln die
Betroffenen selbstständig oder mit Unterstützung der Angehörigen unter Einhaltung der
Hygienerichtlinien die Dialyselösung. Zuerst lässt die betroffene Person die in der
Bauchhöhle verweilende Dialyselösung ab und bringt anschließend die neue angewärmte
Dialyselösung mittels Schwerkraft in die Bauchhöhle ein. Um diesen Vorgang mit hoher
Sorgfalt durchzuführen, benötigt die betroffene Person rund 30 Minuten. Dieser
Beutelwechsel kann grundsätzlich überall stattfinden. Es müssen nur die hygienischen
Richtlinien erfüllt werden. Bei der APD (=apparativ unterstützte Peritonealdialyse) erfolgt
dieser Dialyselösungswechsel maschinell mittels eines Dialysegerätes (=Cycler) (vgl.
Breuch, Servos, 2014 S. 151-152).
Der Cycler ist ein programmierbares Gerät, welches bei einer apparativ unterstützten
Peritonealdialyse zum Einsatz kommt. Dieses Gerät steuert den Ein- und Auslauf der
Dialyselösung sowie die Verweildauer und die Füllmenge. Die Dialysebehandlung findet
somit apparativ und meistens nachts, während die Betroffenen schlafen, statt (vgl. Tast,
Mettang, 2015 S. 65).
Aufgrund sämtlicher technischer Probleme, die im Rahmen einer APD auftreten können,
muss jede Peritonealdialysepatientin und jeder Peritonealdialysepatient auf eine CAPD
ausreichend geschult werden beziehungsweise in der Lage sein, diese vorübergehend
durchzuführen (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 67).
Die Peritonealdialyse ermöglicht den Betroffenen einige Vorteile im privaten Bereich. Die
Gestaltung des Tages ist flexibler, Betroffene können weiterhin ihrem Beruf nachgehen
und haben deutlich weniger Einschränkungen in der Ernährung. Ein weiterer positiver
Effekt ist die längere Erhaltung der Nierenrestfunktion dialysepflichtiger Patientinnen und
Patienten (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 152).
Trotz der zahlreichen positiven Eigenschaften der Peritonealdialyse kann es zu sämtlichen
Komplikationen kommen.
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Die häufigste Komplikation, die im Zusammenhang mit einer Peritonealdialyse auftritt, ist
die Infektion der Austrittsstelle des dauerhaft implantierten Dialysekatheters. Bei
zunehmender Infektion muss dieser rechtzeitig entfernt werden, da die Gefahr einer
Peritonitis gegeben ist. Bei einer Peritonitis (=Entzündung des Peritoneums) gelangen die
Bakterien unterschiedlich in den Bauchraum. Entweder über den Dialysekatheter, durch
die Darmwand bei Darmentzündungen beziehungsweise bei einer Darmperforation oder
durch sämtliche Infektionen wie Pilzinfektionen. Das Auftreten von Ein- beziehungsweise
Auslaufstörungen der Dialysierlösung durch abgeknickten Dialysekatheter oder durch
Lageveränderungen des Katheters können die Durchführung der Peritonealdialyse
beeinträchtigen. Weiters kann es durch die intraabdominelle Druckerhöhung zu sämtlichen
Komplikationen, wie unter anderem zu Hernien, zu Genitalödemen sowie zu einer
eingeschränkten Pulmonalkapazität, kommen (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 158-162).
Eine unumkehrbare Komplikation, die bei einer Behandlung mit einer Peritonealdialyse
auftritt, ist die Ultrafiltrationsverschlechterung beziehungsweise das
Ultrafiltrationsversagen, welches einen Wechsel zu einem Extrakorporalen
Dialyseverfahren erfordert. Dieses Versagen entwickelt sich meist über einen langen
Zeitraum. Daher besteht die Möglichkeit, dass sich die betroffene Personen langsam und
schonend auf den Verfahrenswechsel vorbereiten und einstellen können (vgl. Tast,
Mettang, 2015 S. 105).
Um den im vorherigen Absatz erwähnten Komplikationen vorbeugen beziehungsweise
dementsprechend entgegenwirken zu können, ist die Schulung auf Selbstbeobachtung von
Personen mit einer Peritonealdialyse von hoher Bedeutung (vgl. Tast, Mettang, 2015 S.
69).
Die Schulung von Peritonealdialysepatientinnen und –patienten dient jedoch nicht nur der
Vermeidung von möglichen Komplikationen durch Selbstbeobachtung sondern ebenso der
Übermittlung des benötigten medizinischen Fachwissens und der Handhabung bei der
Durchführung eines Beutelwechsels beziehungsweise des Handlings mit dem Cycler, um
eine adäquate Dialyse zu gewähren. Die Begleitung der Betroffenen durch den gesamten
Schulungsprozess von einer professionell geschulten Person sollte angestrebt werden, da
eine dauerhafte fachlich kompetente Bezugsperson eine wesentliche Erleichterung für
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Betroffene in der Anfangsphase der Nierenersatztherapie darstellt (vgl. Tast, Mettang,
2015 S. 69-70).
Der Schulungsprozess bei der Peritonealdialyse wird in verschiede Phasen eingeteilt: Die
Vorbereitungszeit, das Training, die ambulante Betreuung von Patientinnen und Patienten
und die pflegerische Rufbereitschaft (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 70).
In der Vorbereitungszeit bekommt die Patientin oder der Patient die Möglichkeit, den
Beutelwechsel und somit das Handling mit den gesamten Materialien vor Dialysebeginn
kennenzulernen. Die Beantwortung sämtlicher Fragen, welche die betroffene Person
beschäftigen, die Vorbereitung auf die Katheterimplantation und die postoperative
Versorgung stehen in dieser Zeit im Mittelpunkt (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 71).
Das Ausmaß und die Dauer der Trainingsphase passen sich den individuellen Bedürfnissen
sowie den physischen und psychischen Zustand, der Lernfähigkeit und der
Auffassungsfähigkeit der betroffenen Person an. Eine professionell geschulte Pflegekraft
schult die Patientin oder den Patient in der korrekten Durchführung des Beutelwechsels
und übermittelt die grundlegenden Kenntnisse über die notwendige hygienische
Händedesinfektion. Die Trainingsphase endet mit einem Hausbesuch der professionell
geschulten Pflegekraft. Die räumlichen Gegebenheiten beziehungsweise der Raum für die
Durchführung der Peritonealdialyse sowie die Lagerung der gesamten Materialien werden
im Rahmen des Hausbesuches überprüft und gegebenfalls verändert. Dies gibt den
Betroffenen und deren Angehörigen Sicherheit vor Beginn der ersten Heimdialyse. Um
eine effektive und komplikationsarme Dialyse zu gewähren, sind regelmäßige
Nachschulungen erforderlich (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 72).
Um die Qualität der Heimdialyse aufrechterhalten zu können, ist die kontinuierliche
ambulante Betreuung von Patientinnen und Patienten durch einen Nephrologen und einer
professionell geschulten Pflegekraft von großer Bedeutung. Die erste ambulante Kontrolle
findet eine Woche nach der Entlassung in die Heimdialyse im Dialysezentrum statt. Bei
einem komplikationslosen Verlauf folgen darauf alle vier bis sechs Wochen die nächsten
ambulanten Kontrollen. Im Rahmen dieser regelmäßigen Kontrollen finden sämtliche
Tätigkeiten, wie eine Vitalzeichen- und Gewichtskontrolle, eine Blutentnahme, eine
Kontrolle des dauerhaft implantierten Dialysekatheters sowie die Kontrolle der gesamten
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Medikation, statt. Insbesondere spielt die psychische Betreuung und regelmäßige
Kontaktaufnahme mit einer professionell geschulten Pflegekraft eine wesentliche Rolle,
um Unsicherheiten entgegentreten zu können und zahlreiche Fragen, wie unter anderem in
der Freizeitgestaltung, beantworten zu können (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 72-73).
Einen wichtigen Teil des Schulungsprozesses stellt die pflegerische Rufbereitschaft über
24 Stunden dar. Diese bietet für Patientinnen und Patienten mit einer Heimdialyse
Sicherheit und die Möglichkeit, beim Auftreten sämtlicher Komplikationen sofort Kontakt
mit einer professionell geschulten Pflegekraft aufzunehmen (vgl. Tast, Mettang, 2015 S.
75).
Jede Phase dieses Schulungsprozesses stellt einen wichtigen Aspekt für die korrekte
Durchführung einer Heimdialyse mittels einer Peritonealsdialyse dar.
Alle Extrakorporalen Dialyseverfahren sowie die Peritonealdialyse stellen ambulante
Routineverfahren mit intensivmedizinischen Eigenschaften dar. Der Fokus der Ausbildung
im Rahmen einer Nierenersatztherapie lag zu Beginn auf die technischen und
medizinischen Aspekte. Im Laufe der Jahre und der ständigen Entwicklung in diesem
Bereich wurde festgestellt, dass sich die Pflege und Betreuung bei den unterschiedlichen
Dialyseverfahren nicht nur auf den medizinischen Behandlungsablauf beschränken lässt,
sondern die psychische Betreuung, Unterstützung und Beratung dialysepflichtiger
Patientinnen und Patienten einen wichtigen Gesichtspunkt darstellt. Personen mit einer
Nierenersatztherapie erleben sämtliche Einschränkungen und Folgen ihrer chronischen
Nierenerkrankung und benötigen daher professionelle Betreuung. Aufgrund der meist
jahrelangen Dialysebehandlung nehmen die diplomierten Gesundheits- und
Krankenpflegepersonen oftmals eine Rolle als Ansprech- beziehungsweise
Vertrauensperson ein. Daher stellt die Sonderausbildung für Pflege bei
Nierenersatztherapie einen wichtigen Faktor in der Pflege und Betreuung dialysepflichtiger
Patientinnen und Patienten dar (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 193).
2.3 Gesetzliche Grundlagen in Bezug auf die Ausbildung
Um eine professionelle und fachkompetente Behandlung und Betreuung von
dialysepflichtigen Patientinnen und Patienten bei einem Extrakorporalen Dialyseverfahren
14
und bei der Peritonealdialyse im intra- und ebenfalls im extramuralen Bereich zu
gewähren, müssen allgemeine Gesundheits- und Krankenpflegepersonen eine
Sonderausbildung für Pflege bei Nierenersatztherapie gemäß Gesundheits- und
Krankenpflegegesetz (GuKG) §20 und §68 absolvieren (vgl. Wanggo, 2013 S. 14).
Gesundheits- und Krankenpflegegesetz §20 (3)
„Die Pflege bei Nierenersatztherapie umfaßt [sic!] die Beobachtung,
Betreuung, Überwachung, Pflege, Beratung und Einschulung von chronisch
niereninsuffizienten Patienten vor, während und nach der Nierenersatztherapie
sowie die Vorbereitung und Nachbetreuung bei Nierentransplantationen.“
(Bundeskanzleramt Rechtsinformationssystem, 2016 S. 14)
Gesundheits- und Krankenpflegegesetz §68 (1,2,5)
„(1) Die Sonderausbildungen in der
1. Intensivpflege,
2. Anästhesiepflege und
3. Pflege bei Nierenersatztherapie
umfassen eine gemeinsame Basisausbildung und eine darauf aufbauende
spezielle Zusatzausbildung.
(2) Die Basisausbildung gemäß Abs. 1 dauert mindestens vier Monate und
umfaßt [sic!] mindestens 600 Stunden theoretische und praktische Ausbildung.
Sie beinhaltet insbesondere folgende Sachgebiete:
1. Pflege und Überwachung von Patienten mit invasiven und nichtinvasiven
Methoden
2.Angewandte Hygiene
3.Enterale und parenterale Ernährung
4.Reanimation und Schocktherapie
5.Spezielle Pharmakologie
6.Pathophysiologie und Korrektur von Störungen des Elektrolyt-, Flüssigkeits-
und Säure-/Basenhaushalts
7.Biomedizinische Technik und Gerätelehre
8.Kommunikation und Ethik.
(5) Die spezielle Zusatzausbildung in der Pflege bei Nierenersatztherapie
dauert mindestens drei Monate und umfaßt [sic!] mindestens 400 Stunden
theoretische und praktische Ausbildung. Sie beinhaltet neben einer
Spezialisierung in den in Abs. 2 angeführten Sachgebieten insbesondere
folgende Sachgebiete:
1. Spezielle Pflege bei Nierenersatztherapie
2. Eliminationsverfahren.“ (Bundeskanzleramt Rechtsinformationssystem,
2016 S. 35)
15
3 Lebensqualität dialysepflichtiger Personen
In diesem Kapitel wird zu Beginn der Begriff „Lebensqualität“ definiert. Anschließend
werden die Vorteile bei einer Peritonealdialyse in Bezug auf die Lebensqualität aufgezeigt.
Insbesondere werden Möglichkeiten und Maßnahmen durch das Pflegemodell nach Nancy
Roper beschrieben, welche in allen zwölf Aktivitäten des täglichen Lebens gesetzt werden
können, um die Lebensqualität von dialysepflichtigen Patientinnen und Patienten zu
steigern.
3.1 Definition „Lebensqualität“
Beim Begriff „Lebensqualität“ handelt es sich um ein mehrdimensionales Konstrukt,
welches sich auf den physischen, psychischen und sozialen Bereich des Lebens bezieht.
Lebensqualität beinhaltet all das, was das Leben für eine Person lebenswert macht und
beinhaltet für jede einzelne Person in der Gesellschaft Unterschiedliches (vgl. Rüther, 2016
S. 27).
Der Begriff „Lebensqualität“ nimmt einen immer höheren Stellenwert in der Medizin und
im gesamten Gesundheitswesen ein. Durch den medizinischen Fortschritt können immer
mehr Maßnahmen und Therapien eingesetzt werden, welche zu einer Lebenserhaltung oder
zu einer Lebensverlängerung führen. Sämtliche Maßnahmen wie die Aufrechterhaltung der
Vitalfunktionen oder zahlreiche invasive Therapien können jedoch eine Einschränkung in
der Lebensführung und eine erhebliche Verminderung der Lebensqualität auslösen.
Zahlreiche medizinische Behandlungsmöglichkeiten richten sich heutzutage nicht nur an
die Lebenserhaltung und Lebensverlängerung. Durch die Erkenntnis, dass medizinische
Behandlungen nicht nur zu einer Erhaltung des Lebens führen, sondern ebenso in den
psychischen, sozialen, geistigen und existentiellen Bereich eingreifen, rücken die
Lebensqualität und das subjektive Wohlbefinden immer mehr in den Fokus medizinischer
Behandlungsmöglichkeiten (vgl. Kaelin, 2016 S. 261-262).
Lebensqualität ist ein subjektives Empfinden, welches jede einzelne Person individuell
beurteilt und nicht objektiviert werden kann. Jede Patientin und jeder Patient definiert
Lebensqualität und Beeinträchtigungen anders. Beeinträchtigungen können einerseits
16
direkt auf die Erkrankung bezogen sein, andererseits auch auf deren Auswirkungen,
welche als beeinträchtigend erlebt werden. Die Beeinträchtigungen und deren
Auswirkungen haben zu Folge, dass sich die Lebensqualität Betroffener wesentlich
vermindert. Um die Lebensqualität für jede Person mit einer Erkrankung so lange wie
möglich aufrecht zu erhalten, hat die Medizin das Ziel, eine Behandlungsmöglichkeit zu
schaffen, welche die Erkrankung im besten Fall ursächlich besiegt beziehungsweise deren
Folgen nach Möglichkeit abschwächt (vgl. Blome, 2016 S. 224).
Die moderne Medizin beschäftigt sich mit den Fragen, wie eine betroffene Person eine
Krankheit erlebt, wie sich die Selbstwahrnehmung und Leistungsfähigkeit verändert und
wie mit sämtlichen Einschränkungen umgegangen wird. Gerade bei der Erhaltung und
Verlängerung des Lebens mit einer Nierenersatztherapie stehen diese zahlreichen Fragen
im Vordergrund (vgl. Kovács et al., 2016 S. 1).
Eine chronische Erkrankung wie die Niereninsuffizienz beeinträchtigt den gesamten
Lebensablauf der Betroffenen. Durch sämtliche Einschränkungen im physischen,
psychischen und sozialen Bereich kommt es zu einer erheblichen Verminderung der
Lebensqualität. Die Verbesserung der Dialysetechnik und die Verminderung der
medizinischen Behandlungskomplikationen durch professionell geschultes Fachpersonal
führen heutzutage dazu, dass die psychische und soziale Situation Betroffener stärker in
den Vordergrund treten. Die Durchführung eines Extrakorporalen Dialyseverfahrens oder
der Peritonealdialyse haben aus rein medizinischer Sichtweise durch den Ablauf und den
Ort der Behandlung einen wesentlichen Einfluss auf die Lebensqualität dialysepflichtiger
Patientinnen und Patienten. Obwohl die Durchführung einer Peritonealdialyse einige
Vorteile mit sich bringt und die Lebensqualität positiv beeinflusst wird, nimmt dieses
Verfahren der Nierenersatztherapie einen nachrangigen Platz in der Dialysebehandlung ein
(vgl. Sokol, 2014 S. 488).
3.2 Vorteile der Peritonealdialyse in Bezug auf die Lebensqualität
Jedes Verfahren der Nierenersatztherapie bietet seine Vor- und Nachteile. Die
verschiedenen Nierenersatztherapien weisen unterschiedlichste Möglichkeiten auf, um den
psychischen und sozialen Bedürfnissen der Betroffenen entsprechend entgegentreten zu
können. Deshalb ist die individuelle Auswahl des richtigen Behandlungsverfahrens ein
17
wesentlicher Schritt, um die Lebensqualität dialysepflichtiger Patientinnen und Patienten
so gut wie möglich aufrechterhalten zu können (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 163).
Wie im vorherigen Abschnitt kurz erwähnt, bringt die Durchführung einer
Peritonealdialyse einige Vorteile mit sich. Die freie Gestaltung der Behandlungszeit und
des Behandlungsortes ermöglichen der betroffenen Person eine weitaus flexiblere und
unabhängigere Tagesgestaltung. Die dialysepflichtigen Patientinnen und Patienten können
trotz Dialyse ihren Tagesablauf frei gestalten. Dieses Dialyseverfahren ermöglicht es, die
Durchführung im Alltag zu integrieren und nicht umgekehrt. Durch die räumliche
Unabhängigkeit, welche die Peritonealdialyse mit sich bringt, ist die Teilhabe am
Berufsleben und die soziale Rehabilitation wesentlich leichter (vgl. Breuch, Servos, 2014
S. 162).
Die Unabhängigkeit von einer Dialyseeinrichtung empfinden Personen mit einer
Peritonealdialyse als Gewinn von Autonomie und Freizeit. Durch die Eigenverantwortung
und die aktive Rolle im Rahmen der Selbstbehandlung kommt es zu einer wesentlichen
Steigerung der Lebensqualität und zu einem positiven Einfluss auf das Autonomie- und
Abhängigkeitserleben von dialysepflichtigen Patientinnen und Patienten (vgl. Rump, 2011
S. 3).
Besonders ältere Patientinnen und Patienten leiden oftmals unter einer dekompensierten
kardiovaskulären Situation. Hierbei bietet die Peritonealdialyse einen wesentlichen Vorteil.
Durch den kontinuierlichen Flüssigkeitsentzug, die regelmäßige Entgiftung und kürzere
dialysefreie Intervalle ist dieses Dialyseverfahren weitaus kreislaufschonender und für jede
betroffene Person weniger belastend als ein Extrakorporales Dialyseverfahren (vgl.
Breuch, Servos, 2014 S. 162-163).
Für die dialysepflichtigen Patientinnen und Patienten stehen die Ernährung und daraus
resultierende Einschränkungen im Zentrum. Die Ernährung für Personen mit einem
inkompletten oder kompletten Funktionsausfall der Niere unterscheidet sich zum Großteil
grundlegend von einer normalen Ernährung. Um Betroffenen mehr Sicherheit in Bezug auf
ihre Diätvorschriften zu übermitteln, ist eine individuelle Ernährungsberatung durch
professionell geschultes Personal von höchster Priorität (vgl. Müller, Weissenberger, 2012
S. 30-31).
18
Der Grundsatz für eine erfolgversprechende professionelle Ernährungsberatung ist die
Vermeidung einer Angabe von erlaubten und verbotenen Lebensmittel. Eine
Ernährungsberatung verfolgt das Ziel, dass Essgewohnheiten und Lieblingsgerichte der
betroffenen Person berücksichtigt werden und die Nahrungsaufnahme genussvoll mit
Einhaltung der individuell erstellten Diätvorschriften stattfindet. Eine zielorientierte
Ernährungsberatung ist ein fortlaufender Prozess und setzt bei auftretenden Diätproblemen
unterstützend und beratend ein (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 81).
Anschließend werden die allgemeinen Ernährungsrichtlinien für dialysepflichtige
Patientinnen und Patienten aufgezeigt und beschrieben.
Damit Ernährungskomplikationen wie Mangelernährung, Hyperkaliämie und
Hypervolämie mit einer Ödembildung vermieden werden, das Fortschreiten einer
chronischen Niereninsuffizienz angehalten und Spätfolgen der Erkrankung verhindert
werden, ist die Einhaltung sämtlicher Ernährungsrichtlinien von größter Wichtigkeit. Die
wesentlichen Diätvorschriften im Rahmen einer Nierenersatztherapie sind einerseits eine
eingeschränkte Aufnahme von Kalium, Phosphat, Natrium und Flüssigkeiten. Andererseits
muss auf die Deckung des Kalorien- und Eiweißbedarfs geachtet werden. Bei den
verschiedenen Dialyseverfahren hat die erhöhte Kalorienzufuhr beziehungsweise eine
hochkalorische Ernährung wichtigste Priorität, um einer Mangelernährung und folgend
einen Muskelabbau und Untergewicht vorbeugen zu können. Zugleich ist eine
proteinreiche Ernährung bei einer Dialysebehandlung wichtig. Jedes Verfahren der
Nierenersatztherapie entzieht dem Körper Eiweiß, wodurch bei dialysepflichtigen
Patientinnen und Patienten ein gesteigerter Proteinbedarf entsteht (vgl. Müller,
Weissenberger, 2012 S. 48-49).
Neben der Deckung des erhöhten Bedarfs an Energie und Eiweiß, ist die Einschränkung
der Kalium-, Phosphat- und Natriumzufuhr wesentlich. Fast alle Lebensmittel und
Getränke enthalten Kalium. Insbesondere Obst und Gemüse, Kartoffeln, Spinat,
Hülsenfrüchte, Schokolade, Nüsse, Vollkornprodukte, Gemüse- und Obstsäfte,
Fertigprodukte und Vieles mehr. Angesichts dessen ist es dialysepflichtigen Patientinnen
und Patienten nicht möglich, die Kaliumaufnahme komplett zu vermeiden. Im Mittelpunkt
der Ernährung steht lediglich die Reduktion von Speisen und Getränken mit erhöhtem
Kaliumgehalt. Die Einhaltung einer kaliumarmen Kost ist von großer Bedeutung, da eine
19
Hyperkaliämie pathologische Krankheitszustände wie Muskelschwäche und
Herzrhythmusstörungen hervorrufen kann. Für dialysepflichtige Patientinnen und Patienten
ist gleichermaßen wichtig, die Phosphatzufuhr durch die Nahrung auf einen geringen
Anteil zu reduzieren. Phosphat bildet im Zusammenspiel mit Kalzium das Grundgerüst von
Knochen und Zähne. Durch eine Hyperphosphatämie kommt es zu einer Störung der
Regulation des Kalzium-Phosphat-Haushalts und langfristig zu Knochenveränderungen
und zu vaskulären Schäden. Nachteilig ist, dass Phosphat nur zum Teil während einer
Dialysebehandlung aus dem Körper eliminiert werden kann und die Reduktion durch die
Nahrungsaufnahme nur bedingt möglich ist. Daher ist es notwendig sogenannte
Phosphatbinder einzusetzen, welche das Phosphat zum Großteil an sich binden und über
die Defäkation ausscheiden. Letztlich spielt auch der Nahrungsbestandteil Natrium eine
wichtige Rolle im Rahmen einer Dialysebehandlung. Natrium kommt zum Großteil in
Form von Kochsalz in zahlreichen Lebensmitteln vor. Eine zu hohe Natriumzufuhr
verursacht eine Hypertonie und führt zu einem wesentlichen Anstieg des Durstgefühls
dialysepflichtiger Patientinnen und Patienten (vgl. Müller, Weissenberger, 2012 S. 51-57).
Zu einer enormen Verminderung der Lebensqualität führt jedoch in erster Linie die
eingeschränkte Flüssigkeitszufuhr und dies ist somit von zentraler Bedeutung für jede
dialysepflichtige Patientin und jeden dialysepflichtigen Patient. Durch einen inkompletten
oder kompletten Funktionsausfall der Niere kommt es unter anderem zu einer
Verminderung der Urinausscheidung. Würde eine dialysepflichtige Person bei
verminderter Urinproduktion eine gleiche Flüssigkeitsmenge zu sich nehmen, wie bei einer
intakten Nierenfunktion, hätte dies eine Hypervolämie mit Ödembildung sowie eine
Belastung des Kardiovaskulären Systems zur Folge. Um dies vermeiden zu können, muss
die Flüssigkeitszufuhr an die Urinausscheidung angepasst werden. Die Trinkmenge jedes
Betroffenen ergibt sich individuell aus der Menge der Urinausscheidung plus zusätzlich
500 bis maximal 800 ml. Zur Trinkmenge müssen zugleich alle Flüssigkeiten zugerechnet
werden, welche in Form von Speisen wie Suppen oder Kompotts eingenommen werden
(vgl. Müller, Weissenberger, 2012 S. 59).
Essen und Trinken nehmen in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert ein. Nicht nur die
Deckung des Tagesbedarfes beziehungsweise die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme an
sich, sondern vor allem der psychosoziale Aspekt, welcher mit dem Essen und Trinken in
Verbindung steht, ist ein wesentlicher Punkt für das Empfinden einer verminderten oder
20
gesteigerten Lebensqualität. Ein gemütliches Beisammensein mit der Familie oder mit
Freundinnen und Freunden inkludiert meist die gemeinsame Einnahme von Speisen und
Getränken. Sämtliche Ernährungs- und Trinkmengeneinschränkungen, welche eine
Dialysebehandlung mit sich zieht, bedeuten für die Betroffenen einen erheblichen
Einschnitt in die Lebensqualität und beeinträchtigen eine intakte Teilhabe am sozialen
Leben enorm (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 200).
Für die Erhaltung beziehungsweise Steigerung der Lebensqualität dialysepflichtiger
Patientinnen und Patienten tritt das Ausmaß der Trinkmengen- und
Ernährungseinschränkungen wesentlich in den Vordergrund. Bei der Peritonealdialyse
fallen die Einschränkungen wesentlich geringer aus als bei einem Extrakorporalen
Verfahren. Bei einem Extrakorporalen Verfahren verweilen die zugeführten Flüssigkeiten
und die harnpflichtigen Substanzen durch ein längeres dialysefreies Intervall deutlich
länger im Körper. Daher sind unter diesen Dialysebehandlungen strenge Trinkmengen-
und Ernährungseinschränkungen einzuhalten, welche zu einer erheblichen Verminderung
der Lebensqualität führen können (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 162).
Grundlegend gelten für Personen unter Peritonealdialyse andere beziehungsweise
geringere Diätvorschriften als bei einem Extrakorporalen Dialyseverfahren, da im Bereich
der Ernährung und der Trinkmenge einige Vorteile gegeben sind, welche zu einer enormen
Steigerung der Lebensqualität Betroffener führen. Durch den kontinuierlichen
Entgiftungsprozess, welchen die Peritonealdialyse mit sich bringt, halten sich die
Einschränkungen der Kaliumaufnahme sehr gering. Gleichermaßen profitieren die
Betroffenen von den geringen Flüssigkeitseinschränkungen (vgl. Tast, Mettang, 2015 S.
79).
Ausschlaggebend für eine Steigerung der Lebensqualität dialysepflichtiger Patientinnen
und Patienten sind jedoch nicht nur geringere Ernährungs- und
Flüssigkeitseinschränkungen. Einen wichtigen Aspekt stellt gleichzeitig die Gestaltung der
Freizeitaktivitäten dar. Zahlreiche Sportarten, Unternehmungen mit der Familie oder
Freundinnen und Freunden sowie die Urlaubsgestaltung können die Teilhabe am sozialen
Leben fördern und damit das Selbstwert- und Körpergefühl sowie die Lebensqualität
betroffener Patientinnen und Patienten anheben.
21
Im Rahmen einer Peritonealdialyse sind zahlreiche sportliche Aktivitäten ohne
grundlegende Einschränkungen möglich. Jedoch müssen Patientinnen und Patienten unter
CAPD, bei welchen sich die Dialysierflüssigkeit ununterbrochen in der Bauchhöhle
befindet und dadurch der abdominelle Druck ohnehin erhöht ist, berücksichtigen, dass
starke körperliche Belastungen den Druck weiter erhöhen können (vgl. Kraus, 2012 S. 22).
Leichte körperliche Aktivitäten wie Wandern oder Rad fahren sind ohne Einschränkungen
möglich und effektiv für das physische und psychische Wohlbefinden dialysepflichtiger
Patientinnen und Patienten. Sportarten mit einer großen körperlichen Belastung wie Joggen
oder Tennis sind jedoch nur unter bestimmten Bedingungen möglich. Um während diesen
Tätigkeiten den abdominellen Druck so niedrig wie möglich zu halten, sollten die
Betroffenen vor Beginn die Bauchhöhle vollständig beziehungsweise zum Teil entleeren
und nach Beendigung einen normalen Beutelwechsel durchführen. Wassersportarten wie
Schwimmen sind grundlegend mit einem wasserundurchlässigen Folienverband möglich.
Dieser darf jedoch nur bei abgeheilter und blander Katheteraustrittsstelle angelegt werden.
Nicht empfehlenswert sind Sportarten wie unter anderem Kampfsportarten, da im Rahmen
dieser die Gefahr von Schlägen direkt in den Rumpfbereich besteht. Weiters sollte das
Heben von schweren Gegenständen ebenfalls vermieden werden. Durch das Anheben
kommt es zu einer abrupten Zunahme des abdominellen Drucks, wodurch sich die Gefahr
für Hernien rasant anhebt (vgl. Kraus, 2012 S. 22).
Zusammenfassend lässt sich darstellen, dass Ausdauersport wie unter anderem Wandern,
Rad fahren, Nordic Walking oder Gymnastik unter Peritonealdialyse zu bevorzugen ist.
Besonders die regelmäßige Durchführung von Gymnastik ist empfehlenswert. Diese wirkt
vor allem Verspannungen und Fehlhaltungen im Rücken entgegen, welche durch das
ständige abdominelle Füllvolumen entstehen (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 83).
Patientinnen und Patienten unter einer Peritonealdialyse sind im Bereich der
Urlaubsgestaltung außerdem weitaus flexibler als Personen mit einem Extrakorporalen
Dialyseverfahren. Sie sind im Rahmen ihrer Dialysebehandlung an kein Dialysezentrum
gebunden und daher gestalten sich die Urlaubsplanung und die Auswahl des Urlaubsortes
wesentlich einfacher und flexibler. Die Betroffenen müssen lediglich mit der Firma,
welche das Dialysematerial liefert, Kontakt aufnehmen und den Urlaubsort frühzeitig
bekannt geben. Diese liefert anschließend die benötigten Dialysierlösungen für den
22
angegebenen Zeitraum in den Urlaubsort der Wahl. Dies ist sowohl bei Inlandreisen als
auch bei Auslandreisen möglich. Die Patientin oder der Patient sollte desweiteren die
Adresse des Urlaubszieles, Telefonnummer sowie die Aufenthaltsdauer in ihrem
beziehungsweise seinem Dialysezentrum bekannt geben, um in Notfallsituationen Kontakt
mit einem Dialysezentrum vor Ort aufnehmen zu können (vgl. Kraus, 2012 S. 23).
Durch diese Flexibilität und Unabhängigkeit erfahren Patientinnen und Patienten unter
Peritonealdialyse ein höheres Maß an Freiheit und dementsprechend halten sich auch die
Auswirkungen auf die Lebensqualität wesentlich geringer als bei einem Extrakorporalen
Dialyseverfahren.
Ein weiterer wichtiger anzusprechender Aspekt ist die Veränderung der Sexualität
dialysepflichtiger Patientinnen und Patienten im Rahmen einer Nierenersatztherapie.
Betroffene Personen erleben nicht durch ein Dialyseverfahren zahlreiche Einschränkungen
in diesem Bereich, sondern durch die auftretenden Folgen einer Nierenerkrankung (vgl.
Kraus, 2012 S. 23).
Die Sexualität ist ein wesentliches Element und Grundbedürfnis jedes Menschen in der
Gesellschaft, welches in jeder Altersstufe einen hohen Stellenwert einnimmt. Sexualität ist
ein fortlaufender Entwicklungsprozess, welcher durch das Geschlecht, die biografischen
Hintergründe, die verschiedenen Religionen und Kulturen beeinflusst wird. Patientinnen
und Patienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz sind in diesem Bereich durch
auftretende Funktionsstörungen wie Erektions-, Ejakulations-, Libido-, Potenz- und
Orgasmusstörungen enorm beeinträchtigt. Das Auftreten dieser Funktionsstörungen kann
bestehende Beziehungen oder Partnerschaften grundlegend verändern beziehungsweise
verschlechtern. Verlustängste sowie depressive Gedankengänge werden durch das fehlende
oder verminderte Lustgefühl der dialysepflichtigen Person hervorgerufen. Ängste,
inwiefern die chronische Erkrankung mit allen Auswirkungen von der eigenen
Lebenspartnerin oder vom eigenen Lebenspartner akzeptiert wird, treten plötzlich in den
Vordergrund. Dadurch werden das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität Betroffener
erheblich vermindert. Bei dialysepflichtigen Patientinnen und Patienten ist die Suche nach
einer neuen Partnerschaft im Wesentlichen erschwert. Betroffene wollen als „normale“
Frau oder „normaler“ Mann auftreten und ohne zahlreiche Einschränkungen
23
wahrgenommen werden. Demzufolge empfinden diese einen enormen Druck, um den
Erwartungen entsprechen zu können (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 212).
Beim Auftreten sämtlicher Funktionsstörungen sollte die betroffene Person die vorliegende
Problematik ohne Scheu im Gespräch mit einem Arzt oder einer diplomierten Gesundheits-
und Krankenpflegeperson äußern. Nur dann ist es möglich, der betroffenen Person sowie
deren Lebenspartnerin oder Lebenspartner in medizinischer und psychischer Sicht
unterstützen zu können. Dies ist für Betroffene jedoch nicht immer so einfach. In unserer
Gesellschaft wird dieses Thema in der Öffentlichkeit kaum diskutiert. Das vergrößert die
Problematik für dialysepflichtige Patientinnen und Patienten (vgl. Breuch, Servos, 2014 S.
212-213).
Für junge dialysepflichtige Frauen in gebärfähigem Alter stellt sich bereits zu Beginn einer
Nierenersatztherapie die Frage, ob eine Schwangerschaft im Rahmen einer
Dialysebehandlung möglich ist. Durch urämiebedingte auftretende Zyklusstörungen sind
nahezu alle dialysepflichtigen Patientinnen unfruchtbar. Das bedeutet, dass
Schwangerschaften im Rahmen einer Nierenersatztherapie sehr selten vorkommen und mit
zahlreichen Komplikationen verbunden sind (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 212).
Trotz der zahlreichen Vorteile, welche die Peritonealdialyse bietet, ist dennoch wichtig
anzuführen, dass die Durchführung ein hohes Maß an Disziplin und Eigenverantwortung
erfordert. Durch den hohen Zeitaufwand und kürzere dialysefreie Intervalle kann es vor
allem zu Beginn einer Heimdialyse zu einer raschen psychischen Überlastung der
betroffenen Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen kommen. Vorwiegend
jüngere dialysepflichtige Patientinnen und Patienten empfinden den dauerhaft
implantierten Dialysekatheter als ästhetisches Problem. Die Sorge und die Angst, dass die
Sexualität oder die Beziehung mit einer Partnerin oder einem Partner unter diesen Aspekt
leidet, stehen hierbei im Vordergrund (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 163).
Mangelndes Interesse und fehlende Compliance der betroffenen Personen im Rahmen
einer Peritonealdialyse stellen ein wesentliches Problem dar. Die richtige Durchführung
sowie richtiges hygienisches Arbeiten bei allen Tätigkeiten mit dem dauerhaft
implantierten Dialysekatheter sind in diesem Fall nicht gewährleistet und stellen daher eine
Indikation für ein Extrakorporales Dialyseverfahren dar. Führt der dauerhaft implantierte
24
Dialysekatheter zu einem großen ästhetischen Problem oder wird die Peritonealdialyse von
den Angehörigen sowie der Partnerin oder dem Partner mangelhaft akzeptiert, ist die
Durchführung eines Extrakorporalen Dialyseverfahrens ebenfalls günstiger (vgl. Breuch,
Servos, 2014 S. 153).
Vor Beginn einer Peritonealdialyse muss genau überprüft werden, ob dieses
Heimdialyseverfahren nicht zu einer sozialen Isolation durch einen mangelnden Kontakt zu
anderen Personen führt. Vor allem bei alleinstehenden Personen ist dieser Aspekt
genauestens zu betrachten. Hier bietet ein Extrakorporales Verfahren wesentliche Vorteile
für die psychosoziale Situation. Durch die regelmäßige Kontaktaufnahme zur Außenwelt
und zu anderen Personen mit gleichen psychischen Belastungen kann einer sozialen
Isolation dementsprechend positiv entgegengewirkt werden (vgl. Tast, Mettang, 2015 S.
47).
Abschließend lässt sich zusammenfassend feststellen, dass die Peritonealdialyse durch die
zahlreichen Vorteile in der Ernährung und in der flexibleren Gestaltung sämtlicher
Freizeitaktivitäten einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität dialysepflichtiger
Patientinnen und Patienten hat. Jedoch ist nicht zu vergessen, dass für jede
dialysepflichtige Patientin und jeden Patient Unterschiedliches einen hohen Stellenwert
einnimmt und jede betroffene Person den Begriff „Lebensqualität“ anders definiert.
3.3 Pflegemodell nach Nancy Roper
Wie im vorherigen Kapitel kurz erwähnt stehen heutzutage nicht nur die technische und
medizinische Durchführung der Dialysebehandlung im Vordergrund. Die Pflege und
Betreuung dialysepflichtiger Patientinnen und Patienten bedarf eine professionellen
Betreuung und Beratung in allen Bereichen des täglichen Lebens. Zahlreiche
Anforderungen im Rahmen einer Nierenersatztherapie an die Gesundheits- und
Krankenpflegepersonen, wie die korrekte Planung und Durchführung sämtlicher
pflegerisch relevanter Maßnahmen sowie die Weiterentwicklung von patientenedukativer
und psychosozialer Fertigkeiten spielen heutzutage eine wichtige Rolle in der Pflege und
Betreuung dialysepflichtiger Patientinnen und Patienten. Desweiteren müssen diplomierte
Gesundheits- und Krankenpflegepersonen die hygienischen Vorgaben konsequent
einhalten. Das Anforderungsprofil des Fachpersonals erstreckt sich über sämtliche
25
Bereiche des Gesundheitssystems und dient der Qualitätssicherung in der Pflege bei
Nierenersatztherapie. Dadurch werden zusätzliche Herausforderungen an die diplomierten
Gesundheits- und Krankenpflegepersonen gestellt. Pflegemodelle und Pflegetheorien sind
die Grundlage jedes pflegerischen Handelns und führen dadurch zu einer Erleichterung der
Beobachtung im Rahmen sämtlicher pflegerischer Interventionen. Anschließend werden
daher Möglichkeiten und Maßnahmen anhand des Pflegemodells nach Nancy Roper
aufgezeigt, welche in allen Bereichen des Lebens durch diplomierte Gesundheits- und
Krankenpflegepersonen gesetzt werden können (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 193).
Nancy Roper ist eine englische Pflegewissenschaftlerin. Ihr Pflegemodell richtet sich nach
der Denkschule der Bedürfnistheoretiker und ist somit ein Bedürfnismodell. Nach Nancy
Roper werden die Bedürfnisse eines Individuums in zwölf Aktivitäten des täglichen
Lebens (ATLs) beziehungsweise zwölf Lebensaktivitäten (LAs) eingeteilt (vgl. Breuch,
Servos, 2014 S. 193).
„Diese Lebensaktivitäten werden von der Empfängnis bis zum Tode von
biologischen, intellektuellen, sozialen und umweltbedingten Faktoren
beeinflusst. Der Mensch bewegt sich im Laufe seines Lebens in seinen
Aktivitäten zwischen völliger Abhängigkeit und Unabhängigkeit. Krankheiten,
insbesondere fortschreitende chronische Erkrankungen destabilisieren die
individuelle Ausgewogenheit zwischen Unabhängigkeit und Abhängigkeit. Das
Modell der 12 Aktivitäten des täglichen Lebens ermöglicht es, die
Pflegeprobleme, die Bedürfnisse und die Ressourcen einen Menschen unter
ganzheitlichen Gesichtspunkten zu erfassen.“ (Breuch, Servos, 2014 S. 193-
194)
12 Aktivitäten des täglichen Lebens
In diesem Abschnitt werden die zwölf Aktivitäten des täglichen Lebens beziehungsweise
die zwölf Lebensaktivitäten nach dem Pflegemodell Nancy Roper aufgezeigt. Insbesondere
erfolgt die Darstellung möglicher Beeinträchtigungen in den einzelnen Bereichen
dialysepflichtiger Patientinnen und Patienten und pflegerischer Interventionen, welche das
Selbstwertgefühl anheben und die Lebensqualität betroffener Personen steigern sollen.
26
1. Lebensaktivität: Sicherheit
Das Gefühl nach Sicherheit ist ein Grundbedürfnis jedes Individuums. Je nach Altersstufe
stehen andere physische, psychische und soziale Bedürfnisse im Vordergrund, welche das
Sicherheitsgefühl fördern. Faktoren, wie unter anderem die Akzeptanz im psychosozialen
Umfeld, ein Gleichgewicht zwischen Unabhängigkeit und Bindung, existentielle Sicherheit
sowie Geborgenheit steigern das Gefühl der Sicherheit. Zahlreiche Krankheiten,
insbesondere chronische Erkrankungen wie die dialysepflichtige Niereninsuffizienz
mindern erheblich das Gefühl der Sicherheit in allen Bereichen. Diplomierte Gesundheits-
und Krankenpflegepersonen nehmen daher eine wichtige Rolle ein, um das
Sicherheitsgefühl dialysepflichtiger Patientinnen und Patienten im Rahmen einer
Nierenersatztherapie zu steigern. Durch eine routinierte Vorgehensweise und eine
professionelle Beobachtung der Patientinnen und Patienten im Rahmen einer
Nierenersatztherapie können Unsicherheiten vermieden und Komplikationen vorgebeugt
werden. Desweiteren nimmt eine diplomierte Gesundheits- und Krankenperson eine
informative und beratende Funktion ein, um unterstützend in der Bewältigung der neuen
Lebenssituation sowie bei auftretenden Problemen, wie unter anderem drohende
Erwerbslosigkeit und damit verbundene existentielle Sorgen, wirken zu können (vgl.
Breuch, Servos, 2014 S. 194-195).
2. Lebensaktivität: Schlafen
Grundsatz für die Erholung von Körper und Psyche ist reichlicher und erholsamer Schlaf.
Schlafstörungen und damit verbundener Schlafmangel können die gesamte Situation
dialysepflichtiger Patientinnen und Patienten destabilisieren sowie physische und
psychische Beeinträchtigungen verstärken. Ein beeinträchtigtes Sicherheitsgefühl und
auftretende Ängste, welche im Zusammenhang mit dem jeweiligen Dialyseverfahren
stehen, können zu einer enormen Störung des Schlafes führen. Hierbei ist wichtig, dass der
betroffenen Person das Gefühl vermittelt wird, nicht alleine mit diesem Problem zu sein.
Die Aufgabe einer diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeperson ist, Patientinnen
und Patienten Gesprächsbereitschaft zu zeigen und Unterstützungsmöglichkeiten wie unter
anderem eine Sozialbetreuung zu erwähnen (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 195-197).
3. Lebensaktivität: Sich bewegen
Im Rahmen einer Nierenersatztherapie ist die körperliche Leistungsfähigkeit durch
zahlreiche Gesichtspunkte, wie unter anderem die kardiovaskuläre Situation oder das
27
Empfinden einer chronischen Müdigkeit, wesentlich beeinträchtigt. Vor allem für jüngere
dialysepflichtige Patientinnen und Patienten kann die Minderung der Leistungsfähigkeit zu
einer erheblich empfundenen Beeinträchtigung in der Lebensführung sowie im
psychosozialen Umfeld und folglich zu einer Abgrenzung und Minderung des
Selbstwertgefühls führen. Um die Leistungsfähigkeit und damit verbundene Lebensqualität
dialysepflichtiger Patientinnen und Patienten zu steigern, ist die Aufgabe der
Pflegepersonen die Motivation und Information über zahlreiche sportliche Aktivitäten,
welche im Rahmen einer Nierenersatztherapie möglich sind (vgl. Breuch, Servos, 2014 S.
197-198).
4. Lebensaktivität: Sich sauber halten und kleiden
Das Erscheinungsbild einer Person hat einen erheblichen Einfluss auf das psychische
Wohlbefinden und die soziale Eingliederung. Ein verändertes Körperbild durch den
auftretenden urämischen Mundgeruch und deutlich sichtbare Hautveränderungen, welche
krankheitsbedingt durch die Ablage von harnpflichtigen Substanzen sowie durch ein
Dialyseverfahren auftreten, erschweren dialysepflichtigen Patientinnen und Patienten die
Teilhabe am sozialen Leben. Die Unterstützung, Beratung und Information betroffener
Personen durch diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal in diesem Bereich
stellen daher wichtige Faktoren dar, um die psychosoziale Situation zu verbessern und die
Lebensqualität Betroffener zu steigern (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 198).
5. Lebensaktivität: Essen und trinken
Durch den inkompletten oder kompletten Funktionsausfall der Niere müssen
dialysepflichtige Patientinnen und Patienten zahlreiche Ernährungs- und
Trinkmengenvorschriften einhalten. Dies führt bei Betroffenen zu einer erheblichen
Minderung der Lebensqualität. Eine individuelle und professionelle Ernährungsberatung
stellt einen entscheidenden Ansatzpunkt dar. Die Ernährungsumstellung ist ein laufender
Prozess und kann nicht auf einmal stattfinden, sondern muss in kleinen Schritten umgesetzt
werden. Von Seiten der Pflegekräfte ist es von großer Bedeutung, den betroffenen
Personen die Notwendigkeit der zahlreichen Einschränkungen immer wieder näher zu
bringen und die Motivation zu verstärken (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 200).
28
6. Lebensaktivität: Ausscheidung
Bei einer dialysepflichtigen Niereninsuffizienz ist die Ausscheidung von zugeführten
Flüssigkeiten und harnpflichtigen Substanzen weitgehend beschränkt und
dementsprechend das Auftreten von Ödemen und Dyspnoe begünstigt. Daher stellt die
Nierenersatztherapie für dialysepflichtige Patientinnen und Patienten einen
überlebensnotwendigen Faktor dar. Durch diese Erkenntnis erleben Betroffene ein enormes
Abhängigkeitsgefühl und zahlreiche Beeinträchtigungen im physischen sowie psychischen
Bereich. Bewegungsmangel, eingeschränkte Flüssigkeitszufuhr sowie die ballaststoffarme
Ernährung führen desweiteren zu einer Obstipation. Die Information, Aufklärung und
Beratung über die notwendigen Einschränkungen der betroffenen Personen hat einen
hohen Stellenwert, um auftretende Begleiterscheinungen so gering wie möglich zu halten
beziehungsweise vermeiden zu können (vgl. Brech, Servos, 2014 S. 203-204).
7. Lebensaktivität: Körpertemperatur regulieren
Der Normbereich der Körpertemperatur liegt zwischen 36 und 37°C. Durch eine
auftretende Urämie bei dialysepflichtiger Niereninsuffizienz kommt es zu einer Störung
des Temperaturregulationszentrums im Zentralnervensystem und demzufolge ist es
dialysepflichtigen Patientinnen und Patienten nicht mehr möglich, auf Infektionen durch
einen Temperaturanstieg oder -abfall zu reagieren. Um Infektionen dennoch frühzeitig
erkennen zu können, ist die Beobachtung auf Veränderungen des Allgemeinzustandes und
lokale Zeichen einer Entzündung von großer Bedeutung. Hygienisches Vorgehen bei allen
Tätigkeiten im Rahmen einer Nierenersatztherapie, einerseits durch diplomiertes
Gesundheits- und Krankenpflegepersonal während eines Extrakorporalen
Dialyseverfahren, andererseits durch die betroffene Person oder deren Angehörigen bei der
Durchführung einer Peritonealdialyse, stellen die Grundvorrausetzung für die
Infektionsprophylaxe dar (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 204-205).
8. Lebensaktivität: Atmung, Herz und Kreislauf
Eine chronische Niereninsuffizienz kann zahlreiche kardiovaskuläre und atembedingte
Komplikationen, wie unter anderem das Auftreten von Dyspnoe und folglich die
Entstehung eines Lungenödems durch die erhöhte Zufuhr von Flüssigkeiten, hervorrufen.
Desweiteren kann es durch Ernährungsfehler zu einer Hyperkaliärie, welche
Herzrhythmusstörungen auslöst, kommen. Auftretende kardiovaskuläre Komplikationen
haben für Betroffene ein lebensbedrohliches Ausmaß. Diplomierte Gesundheits- und
29
Krankenpflegepersonen sollten daher sensibel und nicht angstverstärkend auf die
zahlreichen Gefahren hinweisen und die Patientinnen und Patienten zu Selbstbeobachtung
animieren, damit auftretende Komplikationen frühzeitig erkannt werden und adäquates
Handeln möglich ist (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 206-208).
9. Lebensaktivität: Sich beschäftigen
Heutzutage wird ein besonders großes Augenmerk auf berufliche Tätigkeiten sowie
sämtliche Freizeitaktivitäten gelegt. Beschäftigungen im körperlichen sowie im
intellektuellen Bereich gehören zu den Grundbedürfnissen jedes Individuums.
Beeinträchtigungen in diesen Bereichen bedeuten für dialysepflichtige Patientinnen und
Patienten einen erheblichen Einschnitt in die Lebensqualität und lösen Verlustängste und
Minderwertigkeitsgefühle aus. Zahlreiche Einschränkungen aufgrund einer verminderten
Leistungsfähigkeit oder durch Ernährungs- und Flüssigkeitsvorschriften führen zu einem
Rückzug aus dem sozialen Leben. Dialysepflichtige Patientinnen und Patienten sollten
ihren gewohnten Freizeitaktivitäten nachgehen, auch wenn dies nur mit gewissen
Einschränkungen möglich ist. Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen
haben die Aufgabe, den Betroffenen im Rahmen einer Nierenersatztherapie Möglichkeiten
aufzuzeigen, Beruf, Familie und Freizeit trotz Dialyse aufrecht zu erhalten (vgl. Breuch,
Servos, 2014 S. 208-209).
10. Lebensaktivität: Kommunikation
Unter Kommunikation versteht man den Austausch von Informationen, Gedanken und
Gefühlen. Kommunikation findet desweiteren über Mimik, Gestik und Körperhaltung statt.
Jedes Verhalten eines Menschen vermittelt zugleich eine Mitteilung und daher ist es nicht
möglich, nicht zu kommunizieren. Eine dialysepflichtige Niereninsuffizienz führt zu
zahlreichen Herausforderungen an die Kommunikation des gesamten psychosozialen
Umfelds der Betroffenen. Besonders zu Beginn einer Nierenersatztherapie ist es von
großer Bedeutung, der betroffenen Person Informationen zu übermitteln, welche die
zahlreichen Auswirkungen ihrer chronischen Erkrankung erläutern. Die
Informationsübermittlung ist an das Vorwissen der Betroffenen anzupassen und der
Gebrauch von medizinischen Fachbegriffen ist zu vermeiden, um eine gute
Kommunikationsebene zwischen den betroffenen Personen und den Pflegekräften zu
finden (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 209-210).
30
11. Lebensaktivität: Sexualität/Sich als Frau oder Mann fühlen
Sexualität ist ein bedeutsamer Bestandteil in allen Altersstufen der Entwicklung und wird
durch zahlreiche Faktoren in der Gesellschaft beeinflusst. Dialysepflichtige Patientinnen
und Patienten erleben in diesem Bereich eine erhebliche Beeinträchtigung durch das
Auftreten sämtlicher Funktionsstörungen. Für die Betroffenen ist wichtig, die Problematik
mit einer Ärztin oder einem Arzt sowie dem Pflegepersonal zu thematisieren, um
erforderliche Unterstützungsmöglichkeiten sowie hilfreiche Gespräche wahrnehmen zu
können (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 212-213).
12. Lebensaktivität: Sinn finden und sterben
Eine dialysepflichtige Niereninsuffizienz stellt zu Beginn eine der bedrohlichsten
Lebensphasen für Patientinnen und Patienten dar. Die ständigen Todesängste und damit
verbundenes Abhängigkeitsempfinden von der Behandlung bestimmen das psychische
Wohlbefinden und die Anpassungsfähigkeit an die veränderte Lebenssituation von
dialysepflichtigen Patientinnen und Patienten. Die Nierenersatztherapie nimmt vor allem
zu Beginn die Kontrolle über das Leben und psychosoziale Umfeld ein. Für Betroffene
treten Gedanken über den Tod und über die Sinnhaftigkeit des Lebens in den Vordergrund.
Durch die meist langjährige Behandlung mit einem Dialyseverfahren und die dadurch
entstandene emotionale Bindung zwischen den Betroffenen und dem Pflegepersonal, sollte
die Bewältigung dieser Krankheitsphase von beiden Seiten mehrdimensional betrachtet
werden. Krankheit beinhaltet nicht nur rein medizinische Aspekte, sondern ebenfalls
psychische und soziale Bestandteile. Dialysepflichtige Patientinnen oder Patienten, die
ihren derzeitigen Gesundheitszustand akzeptieren und nach allen Möglichkeiten am
sozialen Leben teilnehmen, fühlen sich grundlegend wohler als Betroffene, welche rein die
„biologische“ Krankheit fokussieren (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 213-214).
4 Spezielle Anforderungen an die Peritonealdialyse
Im letzten Kapitel der Fachbereichsarbeit werden die speziellen Anforderungen an die
betroffenen Personengruppen und deren Angehörigen, sowie die Möglichkeit einer
extramuralen Betreuung von Patientinnen und Patienten mit einer Peritonealdialyse
aufgezeigt. Anschließend werden die räumlichen und hygienischen Anforderungen für die
31
Durchführung einer Peritonealdialyse dargestellt. Zum Schluss werden in diesem Kapitel
besondere Personengruppen mit einer Peritonealdialyse angeführt.
4.1 Anforderungen an betroffene Personengruppen und extramurale Betreuung
Bei der Peritonealdialyse müssen die Motivation der Betroffenen sowie die Akzeptanz
dieses Dialyseverfahrens im Zentrum stehen. Eine wichtige Anforderung an dieses
Verfahren ist die Mitarbeit der Betroffenen beziehungsweise deren Angehörigen, da sie die
Behandlung selbstständig oder mit Unterstützung durchführen. Alle Tätigkeiten, die im
Zusammenhang mit der Peritonealdialyse stehen, müssen erlernt werden und ebenso muss
das gesamte benötigte theoretische Wissen vorhanden sein (vgl. Tast, Mettang, 2015 S.
43).
Voraussetzungen für die Durchführung einer Peritonealdialyse sind jedoch nicht nur
theoretisches Wissen und praktisches Können. Ausschlaggebend für eine korrekte
Durchführung sind vor allem, die Verarbeitung des Krankheitszustandes der
dialysepflichtigen Patientinnen und Patienten sowie das psychosoziale Umfeld. Betroffene
mit einer mangelnden Akzeptanz in Bezug auf ihren Zustand sind nicht in der Lage, die
Motivation und Disziplin aufzubringen, um die Peritonealdialyse gewissenhalt
durchzuführen. Die betroffene Person muss ihren Krankheitszustand annehmen, damit eine
qualitative und korrekte Durchführung der Peritonealdialyse gewährleistet ist (vgl. König,
2013 S. 30).
Bei der Auswahl eines Dialyseverfahrens spielt jedoch nicht nur die betroffene Person,
sondern ebenso ihr psychosoziales Umfeld eine wesentliche Rolle. Insbesondere der
Einbezug der Partnerin oder des Partners sowie der Angehörigen ist bei der
Entscheidungsfindung von großer Bedeutung (vgl. König, 2013 S. 32).
Besonders für ältere dialysepflichtige Patientinnen und Patienten, welche aufgrund ihrer
Grunderkrankungen Beeinträchtigungen in ihrer Beweglichkeit und Feinmotorik haben
und nicht in der Lage sind, die Anforderungen der Peritonealdialyse zu erfüllen und den
Beutelwechsel sorgfältig, gewissenhaft und selbstständig durchzuführen, spielt die
Unterstützung des familiären Umfelds eine wichtige Rolle (vgl. Klingele, 2013 S. 90).
32
Bei einer beeinträchtigten selbstständigen Durchführung und einer mangelnden oder
fehlenden Unterstützung durch das psychosoziale Umfeld gibt es die Möglichkeit einer
assistierten Peritonealdialyse. Dies ist die einzige unterstützende Behandlungsmöglichkeit,
um den Wechsel auf ein Extrakorporales Dialyseverfahren zu vermeiden (vgl. Klingele,
2013 S. 90).
Hierbei handelt es sich um ein spezielles Behandlungsverfahren der Peritonealdialyse, bei
welchem die Betroffenen Unterstützung durch professionell geschulte Pflegepersonen bei
der Durchführung erhalten. Diese Art der Peritonealdialyse kann entweder zuhause mit
Unterstützung eines Pflegedienstes oder in einer Pflegeeinrichtung durchgeführt werden.
Die assistierte Peritonealdialyse kommt hauptsächlich bei älteren alleinstehenden Personen
mit einer dekompensierten kardiovaskulären Situation zum Einsatz. Für diese Form der
Peritonealdialyse eignet sich die APD (=apperativ unterstützte Peritonealdialyse) deutlich
besser als die CAPD (=kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse). Der Aufwand für die
Assistenz hält sich bei einer APD wesentlich geringer (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 49).
Tätigkeiten einer assistierten Peritonealdialyse umfassen je nach Methode entweder den
Beutelwechsel, welcher drei- bis viermal am Tag durchgeführt wird oder den An- und
Abschluss an den Cycler (=Dialysegerät). Desweiteren beinhaltet die Assistenz bei diesem
Verfahren weitere Aufgaben, wie unter anderem die Vitalzeichen- und Gewichtskontrolle,
die Flüssigkeitsbilanzierung, die Beobachtung des dauerhaft implantierten Dialysekatheters
sowie die Vorbereitung der täglichen Medikation (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 49-50).
Sind Angehörige vorhanden, ist der Einbezug dieser bei der Durchführung der assistierten
Peritonealdialyse sehr wichtig. Diese sollten jedoch nicht verpflichtet werden, die
Aufgaben der Durchführung über einen langen Zeitraum zu übernehmen, da es rasch zu
einer Überforderung bis hin zum Burnout kommen kann (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 50).
Die Behandlung und Betreuung von Peritonealdialysepatientinnen und -patienten im
extramuralen Bereich durch professionell geschultes Personal ist in Österreich jedoch sehr
ausbaufähig. In Österreich gibt es bis jetzt nur zwei Dialyseeinrichtungen, welche die
Behandlung und Betreuung von Peritonealdialysepatientinnen und -patienten im
häuslichen Bereich oder in einer Pflegeeinrichtung anbieten. Durch den Ausbau dieser
33
extramuralen Dienste könnte vielen Betroffenen der Wechsel auf ein Extrakorporales
Dialyseverfahren erspart bleiben (vgl. Wanggo, 2013 S. 15).
4.2 Räumliche und hygienische Anforderungen
Betroffene, die sich für die Nierenersatztherapie mit einer Peritonealdialyse entschieden
haben, müssen sämtliche räumliche sowie hygienische Kriterien einhalten.
Um eine Peritonealdialyse durchführen zu können, müssen bestimmte räumliche
Gegebenheiten vorliegen. Beengte Wohnverhältnisse und unhygienische Räumlichkeiten,
in denen der Beutelwechsel stattfindet, können die Behandlungsabläufe erheblich
beeinträchtigen und sämtliche Komplikationen wie unter anderem eine Peritonitis
hervorrufen (vgl. König, 2013 S. 30).
Um den Beutelwechsel korrekt und hygienisch zuhause durchführen zu können, benötigt
die betroffene Person einen eigenen festgelegten hellen Raum mit aufwischbarem
Fußboden. Weder Haustiere noch Topfpflanzen dürfen sich in dem Raum befinden, da
diese eine große Anzahl an Bakterien beherbergen (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 45).
Der Beutelwechsel kann allerdings nicht nur zuhause, sondern ebenso am Arbeitsplatz oder
unterwegs wie in einem Hotelzimmer durchgeführt werden, sofern die räumlichen
Voraussetzungen gegeben sind (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 152).
Desweiteren muss sich die betroffene Person das Wissen über grundlegende
Hygienemaßnahmen und die richtige hygienische Handhabung beim Beutelwechsel
aneignen. Die Schulung der Betroffenen und gegebenfalls deren Angehörigen in der
hygienischen Versorgung des Dialysekatheters ist von hoher Bedeutung, um Infektionen
vorzubeugen. Das hygienische Händewaschen und die hygienische Händedesinfektion
stellen die Grundvoraussetzungen für alle Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem
dauerhaft implantierten Dialysekatheter dar (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 39).
Im Rahmen der Körperpflege gibt es keine grundlegenden Hygienevorkehrungen zu
treffen, wenn der Dialysekatheter abgeheilt ist. Die betroffene Person kann jederzeit mit
pH-Wert-neutraler Seife duschen. Wichtig ist hierbei lediglich, den Katheter zu fixieren,
34
um einen Zug auf die Katheteraustrittsstelle zu vermeiden. Vollbäder sollten aufgrund der
hohen Keimbelastung vermieden werden (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 39).
Die Fingernägel der Betroffenen müssen kurz geschnitten und dürfen nicht rissig sein.
Desweiteren ist wichtig, dass die Hände vor einer Austrocknung durch den ständigen
Kontakt mit Wasser und alkoholischen Händedesinfektionsmittel geschützt werden. Kleine
Hautläsionen an den Händen stellen eine Eintrittspforte für zahlreiche Keime und
Bakterien dar. Deshalb ist eine sorgfältige und regelmäßige Hautpflege der Hände mit
geeigneten Pflegeprodukten wichtig. Lange Haare müssen bei allen Tätigkeiten am
dauerhaft implantierten Dialysekatheter zusammengebunden werden (vgl. Kraus, 2012 S.
21).
Zu beachten ist außerdem, dass nicht zu eng anliegende oder einschnürende
Kleidungsstücke und hautfreundliche Kleidung getragen werden, um Reizungen der
Katheteraustrittsstelle oder der umgebenden Haut zu vermeiden (vgl. Kraus, 2012 S. 21).
Diese zahlreichen erwähnten räumlichen und hygienischen Anforderungen sind
gleichermaßen bedeutend, um einer Infektion des dauerhaft implantierten Dialysekatheters
prophylaktisch entgegenwirken zu können.
4.3 Besondere Personengruppen unter Peritonealdialyse
Die Peritonealdialyse bringt für dialysepflichtige Patientinnen und Patienten mit
zusätzlichen pathologischen Erkrankungen einige gewinnbringende Faktoren mit sich.
Durch die positiven Auswirkungen der Peritonealdialyse kommt es zu einer Steigerung der
Lebensqualität betroffener Personen.
Ältere Patientinnen und Patienten
Viele ältere Personen, welche bereits in sämtlichen Bereichen mit Einschränkungen
konfrontiert sind, ziehen viele Vorteile aus einer Behandlung mit diesem
Heimdialyseverfahren. Beeinträchtigungen in der Mobilität, altersbedingte Erkrankungen
wie Presbyopie und Presbyakusis oder das Auftreten einer Herzkreislauferkrankung im
Zusammenhang mit einer verminderten Leistungsfähigkeit können die Lebensqualität
älterer Patientinnen und Patienten erheblich mindern. Durch die geringen
35
Ernährungseinschränkungen und Trinkmengenvorgaben sowie der geringeren
kardiovaskulären Belastung durch den kontinuierlichen Flüssigkeitsentzug können weitere
Beeinträchtigungen beziehungsweise Belastungen vermieden werden. Desweiteren wird
der kosmetische Aspekt des dauerhaft implantierten Dialysekatheters als nicht so
schwerwiegend wahrgenommen wie bei jüngeren Patientinnen und Patienten (vgl. Tast,
Mettang, 2015 S. 47).
Personen mit Leberzirrhose
Für dialysepflichtige Patientinnen und Patienten mit einer Leberzirrhose bietet die
Peritonealdialyse wesentliche Vorteile. Diese Nierenersatztherapie bietet die Möglichkeit
einer guten Aszitesdrainage durch den dauerhaften und schonenden Flüssigkeitsentzug.
Durch die Durchführung einer Peritonealdialyse lässt sich die Komplikation der
Nachblutung der Punktionsstelle verhindern, da die meisten Personen mit einer
Leberzirrhose bereits unter einer Thrombopenie leiden (vgl. Tast, Mettang, 2015 S. 48).
Personen mit Herzinsuffizienz
Bei Personen mit einer Herzinsuffizienz steht neben der richtigen medikamentösen
Therapie die Kontrolle des Volumenhaushaltes im Zentrum. Bei der Behandlung von
dialysepflichtigen herzinsuffizienten Patientinnen und Patienten mit einer Peritonealdialyse
können die klinischen Symptome wie Dyspnoe und geringe körperliche Belastbarkeit
deutlich gebessert werden. Zudem kann die Kardiovaskuläre Belastung durch die
kontinuierliche Eliminierung der Flüssigkeit vermindert werden. Resultierend daraus führt
die Peritonealdialyse bei Personen mit einer Herzinsuffizienz zu einer Steigerung der
körperlichen Leistungsfähigkeit und damit zum Anstieg der Lebensqualität (vgl. Tast,
Mettang, 2015 S. 49).
5 Zusammenfassende Darstellung
In der vorliegenden Arbeit wurden die Grundlagen der verschiedenen
Nierenersatztherapien dargestellt und ein Überblick über den Einfluss der
Nierenersatztherapie auf die Lebensqualität betroffener Personen gegeben.
36
Die Nierenersatztherapie stellt für dialysepflichtige Patientinnen und Patienten einen
überlebenswichtigen Behandlungsfaktor dar, da ein inkompletter oder kompletter
Funktionsausfall der Niere nur mit einer Nierenersatztherapie oder einer
Nierentransplantation ausgeglichen werden kann.
Grundlegend wird zwischen zwei verschiedene Dialyseverfahren unterschieden: Die
Extrakorporale Dialyse und die Peritonealdialyse (=Bauchfelldialyse). Zu der
Extrakorporalen Dialyse zählen die Hämodialyse, die Hämofiltration und die
Hämodiafiltration. Die Hämodialyse ist das weitverbreitetste Blutreinigungsverfahren,
welches die Entgiftungs- und Ausscheidungsfunktion der Niere effektiv ersetzt (vgl.
Breuch, Servos, 2014 S. 127-128).
Die verschiedenen Verfahren der Nierenersatztherapie haben unterschiedliche
Auswirkungen auf die Lebensqualität dialysepflichtiger Patientinnen und Patienten. Aus
den Erkenntnissen der vorliegenden Fachbereichsarbeit kann die Feststellung getroffen
werden, dass die Durchführung einer Peritonealdialyse einen positiven Einfluss auf die
Lebensqualität betroffener Personen hat.
Ausschlaggebende positive Einflussfaktoren sind die weitaus geringeren Ernährungs- und
Trinkmengeneinschränkungen, eine flexiblere Tagesgestaltung sowie die Möglichkeit zur
Gestaltung zahlreicher Freizeitaktivitäten und daraus resultierende leichtere berufliche und
soziale Rehabilitation im Rahmen einer Peritonealdialyse. Insbesondere die
Unabhängigkeit in Bezug auf die Behandlungszeit und den Behandlungsort hat einen
positiven Einfluss auf das Autonomie- und Abhängigkeitserleben dialysepflichtiger
Patientinnen und Patienten (vgl. Breuch, Servos, 2014 S. 162).
Die Ergebnisse der intensiven Literaturrecherche haben desweiteren gezeigt, dass
dialysepflichtige Patientinnen und Patienten mit einer Peritonealdialyse bestimmte
Anforderungen erfüllen müssen, damit eine qualitative und korrekte Durchführung dieses
Dialyseverfahrens gewährleistet ist. Spezielle Anforderungen sind hierbei insbesondere die
Compliance und die Verarbeitung des Krankheitszustandes der Betroffenen sowie deren
Angehörigen sowie die räumlichen und hygienischen Anforderungen an dieses
Dialyseverfahren.
37
Zusammenfassend lässt sich in der vorliegenden Fachbereichsarbeit feststellen, dass
dialysepflichtige Patientinnen und Patienten trotz der zahlreichen speziellen
Anforderungen aus der Behandlung mit einer Peritonealdialyse zahlreiche Vorteile in
Bezug auf die Lebensqualität ziehen. Obwohl die Peritonealdialyse und die Hämodialyse
gleichwertige Dialyseverfahren darstellen und die Peritonealdialyse einen positiven
Einfluss auf die Lebensqualität betroffener Personen hat, nimmt diese Nierenersatztherapie
einen nachrangigen Platz in der Dialysebehandlung ein.
Ausgehend von den hier vorgestellten Erkenntnissen wäre zu hinterfragen, warum sich die
Anzahl der Patientinnen und Patienten mit einer Peritonealdialyse trotz der zahlreichen
positiven Eigenschaften so gering hält. Daher wäre in diesem Zusammenhang lohnenswert
zu untersuchen, ob jede dialysepflichtige Patientin und jeder dialysepflichtige Patient zu
Beginn einer Nierenersatztherapie über beide Behandlungsmöglichkeiten im gleichen
Ausmaß von einer Nephrologin oder einem Nephrologen aufgeklärt und beraten wird
beziehungsweise ob ein Zusammenhang zwischen der geringen Anzahl an
Peritonealdialysepatientinnen und –patienten und einer mangelnden ärztlichen Aufklärung
besteht.
38
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