neue zeitung nr. 10 3. jahrgang 2004
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Informationen des Ostdeutschen HeimatmuseumsTRANSCRIPT
NEUE
ZEITUNG
OHM weiterhin Motor der
Städtepartnerschaft
-nt. In Ausfüllung des Partnerschaftsvertrages zwischen OHM und
Stadt Bartenstein / Ostpreußen (Bartoszyce) trafen sich Delegationen
beider Vertragspartner bereits zwei Mal in diesem Jahr in Bartenstein
und in Nienburg. Auf der Tagesordnung standen jeweils Maßnahmen
zur Intensivierung gemeinsamer Kulturarbeit und der Völkerverständi-
gung.
Mit Hilfe des OHM soll noch in diesem Jahr der Aufbau eines Regio-
nalmuseums in Bartenstein erfolgen, dessen Sitz im historischen Heils-
berger Tor in den Räumen des Heimatmuseums aus deutscher Zeit sein
wird.
Zusammenarbeit wurde auch für die Gestaltung der neuen Sonderaus-
stellung des OHM im Traufenhaus verabredet. Sie trägt den Titel „Von
Bartenstein nach Bartoszyce“ und gibt Einblicke in die Entwicklung
Ostpreußens unter besonderer Berücksichtigung Bartensteins. Beteiligt
an der Ausstellung sind das Preußenmuseum Minden, das Ostpreußi-
sche Landesmuseum Lüneburg und das Archäologische Museum
Allenstein (Olzstyn).
Ein weiterer bedeutender Brückenschlag gelang dem OHM jetzt mit der
Begründung von Kontakten zum Bartensteiner Klerus. Dekan der seit
1945 katholischen Stadtkirche ist Adolf Setlak, ein enger Vertrauter
des Papstes, im Rang eines Bischofs. Er hat zugesagt, noch in diesem
Jahr das OHM und Nienburg zu besuchen. Zur Vorbereitung seiner
Reise hatte der Geistliche die Nienburger Delegation in seine Bartens-
teiner Residenz eingeladen und zuvor das Engagement des OHM für
die Völkerverständigung während des Gottesdienstes gewürdigt.
Adress-
aufkleber
Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2
Jugend-Forschungs-
Projekt
Naturschutz in Bartenstein Staatsbesuch S. 3
Ministerpräsident
Christian Wulff im OHM
OHM S. 4
Der Deutsche Orden
Pommern S. 5
Koarl und de Schweetfäute
Aus dem Vereinsleben S. 6
Valentins-Empfang
Versorger „Nienburg“
Neuer Prospekt
Sudetenland S. 7
„Granaten“ im Modltal
Schlesien S. 8
Glanz und Elend von
Landeshut
Brandenburg S. 9
Märkischer Wein
Termine S. 10
Unsere Sprache
Kulinaria S. 11
Ostpreußen:
„Königsberger Fleck“
Umschau S. 12
Feuerschutztreppe Holz-
auktion
Mehrstündige Beratungen im Rathaus zu Bartenstein / Ostpreußen (Bartoszyce) mit
Bürgermeister Krzysztof Nalecz, Ratsvorsitzendem Janusz Dabrowski,
Lyzeumsdirektorin Anna Jurgilewicz und der Nienburger OHM-Delegation: Gero
Sommerfeld, Jürgen Kramer, Dieter und Teresa Lonchant, Heinz Intemann und Anna
Holownia
Seite 2 NEUE ZEITUNG 3. Jahrg. 2004/2
startet
„Jugend-Forschungs-
Projekt“
Die Erforschung der Geschichte und Kultur von
Nienburg und Bartenstein / Ostpreußen (heute
Bartoszyce) ist das Ziel einer Jugendgruppe aus
beiden Partnerstädten, die sich dieser Tage zum
ersten Mal in Nienburg trifft. Nach gemeinsa-
mer Übereinkunft von Stadt Bartenstein und
OHM besteht die Gruppe aus 10 Schülern des
Bartensteiner Lyzeums mit Begleitern und 10
jungen Nienburgern aus Jugendgruppen.
In dem zunächst auf drei Jahre angelegten Pro-
jekt wird in Chroniken und sonstigen Quellen
recherchiert. Die Ergebnisse sollen in einer
zweisprachigen Dokumentation festgehalten
werden. Gedacht ist auch an eine „Foto-Safari“
durch beide Städte mit der Erstellung einer
Bild-Text-Ausstellung, die hier und dort präsen-
tiert werden soll.
Das Treffen dieser Tage in Nienburg dient dem
gegenseitigen Kennenlernen und der Festlegung
des Forschungsprogramms. Im Herbst findet ein
weiteres Treffen in Nienburg statt, bei dem nach
getrennter Vorbereitung das erste der Themen
bearbeitet wird. 2005 findet das nächste Treffen
in Bartenstein statt. Die Leitung des Projekts hat
OHM-Vorstandsmitglied und Initiator Bernd
Brieber übernommen. -nt
Lesermeinung
„ ... Ein besonderer Höhepunkt war Ihr Emp-
fang zum Valentinstag mit den Ehrengästen aus
Bartoszyce und dem Vortrag von Dr. Veit
Veltzke über den Deutschen Orden und die Ent-
stehung Ostpreußens ...“
Horst Fiedler, Nienburg
Wir begrüßen neue Mitglieder: Irena Sawicka (Bartenstein / Bartoszyce, Po-
len), Horst Barthel, Günter Brüggemann,
Claus Jezek (alle Liebenau), Ewa Hagemann,
Rainer Hagemann, Hiltrud Ommen, Ernst
Siedenberg (alle Nienburg).
+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +
+++
Winterstimmung an der Alle (poln. Lyne) in Bartens-
tein / Bartoszyce. Aufnahme Januar 2004
Umwelt- und Naturschutz in
Bartenstein / Bartoszyce:
Umweltschutz und Naturpflege, in Polen bis-
lang eher nachlässig behandelt, feiert in Bar-
tenstein / Bartoszyce Auferstehung. Die seit
Jahren mit Unrat verschmutzte Alle (Lyne) soll
jetzt regeneriert und zu biologisch neuem Le-
ben erweckt werden.
Unter Führung der stellv. Ratsvorsitzenden
Irena Sawicka (seit Februar Mitglied im
OHM) hat sich der Verein „Ozywic Lyne / Re-
generierte Alle“ - gegründet, der den umwelt-
belasteten Fluß im Raum Bartenstein säubern
und der Natur zurückgeben will. Ehrenamtlich
ausgeführte Maßnahmen, in Polen weitgehend
noch Neuland, sollen zugleich helfen, die im
Ursprung reizvolle Alle-Landschaft auch für
den Fremdenverkehr anziehend zu machen.
Im Zuge der Partnerschaft ist das OHM dem
Verein beigetreten und wird nach Kräften die
gute Sache unterstützen. LRL
3.Jahrg. 2004/2 NEUE ZEITUNG Seite 3
Christian
Wulff im
OHM
Fototermin am OHM-Portal: Bürgermeister Peter Brieber, Landtagsabgeordneter
Karsten Heineking, Ministerpräsident Christian Wulff, OHM-Chef Dieter Lonchant,
stellv. Landrat Jan Ahlers (MdL) und Landtagsabgeordnete Marie-Luise Hemme.
Großer Tag im OHM.
Nach Besichtigung der
Ausstellungen würdigte
Ministerpräsident Chri-
stian Wulff am 12. Mai
im Traufenhaus das der
Historie verpflichtete
ehrenamtliche Wirken
des Museums. Vor über
50 ausgewählten „VIPs“
stellte Wulff fest: „Die
Pflege der deutschen
Geschichte gehört zum
Kernbereich der Arbeit
der Landesregierung.
Das Ostdeutsche Hei-
matmuseum und sein
Team mit seinem der
Völkerverständigung
dienenden Engagement
ist ein wirklicher Image-
träger Nienburgs.“
Oben: Beirat Gero Sommer-
feld, Christian Wulff und
Karsten Heineking (MdL) beim
Eintrag ins OHM-Gästebuch.
Links: Dieter Lonchant über-
reicht den OHM-Erinnerungs-
teller an Christian Wulff.
Gäste:
OLT Ro-
mald
Myrzik,
Uwe San-
der (Bar-
re-Bräu),
Minister-
präsident
Wulff.
Seite 4 NEUE ZEITUNG 3. Jahrg. 2004/2
Am 14. Mai hat das OHM seine neue Sonder-
ausstellung eröffnet, die sich unter dem Titel
„Von Bartenstein nach Bartoszyce“ in
Zeitschritten der Kultur und Geschichte
Ostpreußens unter besonderer Berücksichtigung
von Nienburgs Partnerstadt Bartenstein widmet.
Bedeutender Raum nimmt dabei die Darstellung
des Deutschen Ritterordens ein, der in der
Geschichte Deutschlands und Polens eine
bedeutende Rolle spielt.
Es sind über 800 Jahre vergangen, seit 1190 in
Akkon ein Feldspital für kranke Pilger und
Kreuzfahrer durch Bürger aus Bremen und
Lübeck gegründet wurde.
Ein Jahr später nahm der Papst diese
„Deutschen Brüder der Kirche St. Mariens zu
Jerusalem“ unter seinen Schutz und verfügte
1198 die Umwandlung in einen Ritterorden, der
als „Deutscher Orden“ in die Geschichte
eingehen sollte.
Der polnische Herzog Konrat von Masowien bat
1226 den Orden, ihm gegen die heidnischen
.
Prussen beizustehen. Nachdem Kaiser Friedrich II.
dem „Deutschen Orden“ das Kulmer Land und
alle weiteren Eroberungen im Prussenland als
autonomes Herrschaftsgebiet garantiert hatte,
überschritten die ersten Ordensritter 1231 die
Weichsel, vereinigten sich mit dem livländischen
„Schwertbrüderorden“ und brachten bei gleich-
zeitiger Christianisierung bis 1283 die gesamte
Region unter ihre Herrschaft. Man baute Burgen,
gründete Städte und Dörfer, besiedelte und kulti-
vierte das Land.
Sitz des Hochmeisters war die Marienburg an der
Nogat. Nach der verlorenen Schlacht bei Tannen-
berg 1410 begann der Verfall des Ordens. Der
Ordensstaat ging 1525 in ein weltliches Herzog-
tum über und wurde später Provinz Preußens.
Der
Deutsche Orden
Zur neuen Sonderausstellung:
„Von Bartenstein
nach Bartoszyce ...“
Eröffnung Mai 2004
Ordens-
ritter an
der
Weichsel,
Gemälde
von Fritz
A. Pfuhle
3. Jahrg.2004/2 NEUE ZEITUNG Seite 5
Koarl und de Schweetfäute
In Groß Belz nahe Zanow am Gollenberg ist Kriegerfest. Abends
wird getanzt. Die Ballkönigin ist unbestritten Anna Pomrehn. Sie ist
die Schönste von allen und tanzt wie eine Elfe. Keinen Tanz läßt sie
aus.
Karl Peglow hatte schon lange ein Auge auf sie geworfen und
pirschte sich in einer Tanzpause heran, um beim nächsten Tanz der
Erste zu sein. Doch als er sie mit tadelloser Verbeugung beim
Einsetzen der Musik auffordert, dreht Anna sich schnell zur Seite
und sagt: „Ich danke“.
Da wird es dem Karl zu bunt. Das war ein Verstoß gegen Kodex des
Tanzbodens. Das hatte es im Dorf noch nie gegeben. Wut-
schnaubend geht er zum Festleiter und legt Beschwerde ein. Der
hört sich den Vorfall an und entscheidet: „Denn will wi dat Mäke
ranhoale, dat sei sick verdiwendiere kann.“
Anna wird geholt und befragt: „Hei rögt so noa Schweetfäute“, sagt
sie freimütig. Gegen diesen Einwand war nicht anzukommen, denn
der Festleiter riecht selbst den penetranten Geruch. Er entscheidet:
„Koarl, do träkst di rejen Strümp an, und do, Anna, danzt denn mit
em“. Damit sind beide einverstanden. Karl ruft schnell seinem
kleinen Bruder Albert zu: „Hol mi rejen Strümp“. Und der macht
sich sofort auf, die reinen Strümpfe zu holen, denn er will bald
wieder durchs Saalfenster zugucken, wie die Tänzer sich abplacken.
Als Karl seine Strümpfe gewechselt hat geht er selbstbewußt auf
Köslin, Hinterpommern
(poln. Koszalin) nahe Zanow,
gegründet 1188, Marktplatz
und gotische Marienkirche
Anna Pomrehn zu und macht
wieder seine Verbeugung. Diesmal
wird er nicht abgewiesen.
Doch kaum hat er mit seiner
Schönen drei Takte getanzt, fällt
diese in seinen Armen in
Ohnmacht. Die Musik setzt aus.
Alles will sich um Anna bemühen.
Doch bald merkt man, daß von
Karl wieder ein fürchterlicher
Gestank ausgeht.
Der Festleiter stürzt auf ihn zu und
schreit: „Hew ick di nich söjt, do
schaßt rejen Strümp anträcke?“
Da zieht Karl gekränkt die schmut-
zigen Strümpfe aus der Brusttasche
seines Rockes, hält sie dem Fest-
leiter unter die Nase und sagt:
„Glöws mi nu, dat ick rejen Strümp
anrucke häw?“ F.O.
Dramburg (Drawsko) a. d. Drage,
Pommerscher Höhenrücken
Seite 6 NEUE ZEITUNG 3. Jahrg. 2004/2
Valentins-Empfang: Über 60 „Promis“ aus Politik,
Wirtschaft und Verwaltung nahmen am traditionellen
Empfang des OHM am 14. Februar im Traufenhaus teil.
Museumsdirektor Dr. Veit Veltzke hielt den Festvortrag.
Grüße überbrachten Landrat Heinrich Eggers und 1. stellv.
Bürgermeister Rolf Warnecke. Für ihren Einsatz zum
Wohle des Museums wurden von OHM-Chef Dieter
Lonchant besonders belobigt: Walter Gleich, Werner
Grubert, Inge Koslowski, Teresa Lonchant und ihr
Service-Team, Gero Sommerfeld, Karin und Willy Tams,
sowie Annelie Tannhauer.
Ein neuer Museumsprospekt wurde von der
„Mittelweser-Touristik“ aufgelegt. Er beschreibt die
Nienburger Museumslandschaft: „Ostdeutsches
Heimatmuseum“, „Nienburger Museum“ (Museums-
verein für die Grafschaften Hoya, Wölpe und Diepholz),
sowie „Vogelersches Haus“, das vom „Heimatverein
Holtorf“ unterhalten wird.
Zusammen mit dem Leiter der „Mittelweser-Touristik“,
Martin Fahrland (Foto: 2. v. l.), stellten die
Museumsleiter Ernst Siedenberg, Dr. Eilert Ommen
und Dieter Lonchant den neuen „Flyer“ der Presse vor.
Die weitgehend aufgebrauchten Exemplare des alten
Prospekts werden damit ersetzt.
Fregattenkapitän Maximilian Heidenreich,
gegenwärtig Hafenkapitän im Marinestützpunkt
Wilhelmshaven, referierte im voll besetzen
Saal „Schlesien“ des Traufenhauses über die
Fahrten des Marine-Versorgers „Nienburg“ mit
dem spannenden und riskanten Einsatz vor
Mogadischu / Somalia an der ostafrikanischen
Küste (Indischer Ozean). Im Anschluß daran
stellte Museumsleiter Dieter Lonchant
historische und moderne Schiffsmodelle vor
und beschrieb das Schicksal dieser Schiffe. Die
Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit der
Volkshochschule Nienburg statt.
3. Jahrg.2004/2 NEUE ZEITUNG Seite 7
„Granaten“ im Modltal
Die dunkelroten Halbedelsteine der „Böhmischen
Granaten“, die schon einmal in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts für unsere
Großmütter ein begehrter Modeschmuck waren,
beginnt man heute wieder zu schätzen.
„Granaten“ aus Böhmen, deren Fundorte in den
sonnigen Ebenen von Trebnitz, Töpley, Skalitz
und Podseditz lagen, übertrafen die Vorkommen
in Südtirol und auch in Übersee bei weitem an
Farbe und Härte.
Im Modltal fand sich der gelblich-graue Lehm, in
dem die blutroten Halbedelsteine steckten. Meist
waren sie schon an der Oberfläche und man
konnte sie leicht herausbrechen. Nur wo die
Lehmschicht in die Tiefe reichte, schlug man
Stollen und Schächte. Ohne technische
Hilfsmittel und auf primitive Weise, förderte
man die „Granaten“ zu Tage.
Mit Eimern wand man die granathaltige Erde
hoch, schwemmte sie durch Siebe und wusch die
Steine in Holztrögen. Die größten „Granaten“
fischte man dabei sogleich heraus, die kleinen
und kleinsten klaubten die Familien der
Granatsucher in den Wintermonaten mit den
Fingern heraus.
In verschieden gelöcherten Sieben wurden die
unregelmäßigen Granatstücke sortiert. “Sätzen“
nannten die Böhmerwäldler diese Tätigkeit, die
sich häufig noch durch das Schleifen der Steine
ergänzte. Sie gaben den Böhmischen „Granaten“
dabei den sogenannten „Bauernschliff“, der
jedoch um die damalige Jahrhundertwende ganz
durch die feineren Schliffe der Granat-
schleifereien in Turnau und Eisenbrod abgelöst
wurde.
Noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts zogen die
Granatbauern aus dem Modltal nach Lobositz,
Laun und Leitmeritz und verkauften ihre
Granaten hier für schwere Gulden.
Für ein Lot gewaschener „Granaten“ zahlten vor
gut 100 Jahren die Einkäufer aus fast allen
Ländern Europas 50 Goldgulden und mehr.
Dabei gingen nur fünf bis sieben Stück
mittelgroßer „Granaten“ auf dieses seinerzeit
übliche Handelsmaß.
Als im vorigen 20. Jahrhundert die Nachfrage
nach dem Schmuck aus böhmischen Granaten
abflaute, als die Schmuckwaren aus Gablonz sich
als die stärkere und billigere Konkurrenz
erwiesen, war die Blütezeit der „Böhmischen
Granaten“ vorbei.
Nur in bestimmten Kreisen und Sippen gehören
die “Böhmischen Granaten“ auch heute noch
zum Familien- und Brautschmuck und werden
sorgsam bewahrt.
Die Sudetendeutschen aber sind weiterhin stolz
auf die Edelsteine ihrer Heimat. LRL
Herausgeber:
- Redaktion:
Dieter Lonchant – Lay-out: Lutz R. Lonchant –
Korrektur: Inge Koslowski Auflage: 700
Exemplare - Anschrift: Weserstr. 5 -
31582 Nienburg / Weser - Tel./Fax: (05021) 91 15 63
oder (05021) 92 44 01. Nächste Ausgabe: Sept. 2004
Seite 8 NEUE ZEITUNG 3. Jahrg. 2004/2
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Glanz
und
Elend
von
Landeshut
Die Kreisstadt an der schlesisch-böhmischen Grenze, die in einer flachen Gebirgsmulde zwischen dem
Waldenburger Bergland und dem Riesengebirgskamm am oberen Bober liegt, verdankte seine
wirtschaftliche Blüte dem ansässige Leinengewerbe mit seinen weltweiten Handelsbeziehungen.
Begünstigt wurde der Frachtverkehr durch eine Naturstraße, die über den Landeshuter Pass führte und
insbesondere den Durchgangshandel begünstigte. Über sie gelangten 1242 Benediktinermönche aus
Opatowitz bei Königgrätz ins Land, wo sie das Kloster Grüssau gründeten. Landeshut besaß schon 1334
das „Meilenrecht“, ab 1341 das Salzmarktrecht und das Baumonopol.
Die Paßstraße brachte aber auch wiederholt kriegerische Heere nach Landeshut. 1426 brannten die
Hussiten die Stadt nieder. 1471 fielen böhmische Landsknechte ein und der 3ojährige Krieg brachte
Plünderungen und Epedemien. Die Pest hielt reiche Ernte. Erst nach dem Westfälischen Frieden begann
mit der erneut erstarkenden Tüchnerzunft wieder ein wirtschaftlicher Aufschwung. Vorher um 1521
wurden 40 Meisterbetriebe gezählt. 1677 schlossen sich die Kaufleute zur „Kaufmannssozietät“
zusammen, die 1788 auf 89 Mitglieder anwuchs. Zu dieser Zeit führte Landeshut fast 3.000 Schock
Leinewand ins Ausland aus.
Der erwirtschaftete Wohlstand erlitt jedoch am Ende des 18. Jahrhunderts während der Gegenreformation
einen deutlichen Rückschlag, weil Repressalien durch das nahe Kloster Grüssau einsetzten. Abt Rosa
betrieb unter Einsatz der gefürchteten „Lichtensteiner Dragoner“ die Rekatholisierung der evangelischen
Bevölkerung. Dabei wurden 800 evangelische Weber nach der Lausitz vertrieben. Danach konnte sich die
Wirtschaft aber wieder erholen.
Zum Kreis Landeshut gehörten auch die kleinen Städte Liebau und Schömberg, die ebenfalls
Schwerpunkte schlesischer Leineweberei waren und die auch zum Wohlstand der Region beitrugen. LRL
Hirschberg im Riesengebirge, westlich von Landeshut (nach einem alten Stich)
3. Jahrg. 2004/2 NEUE ZEITUNG Seite 9
„Vom Märkischen Sande der Wein
fährt wie die Säge zur Kehle herein“
Wer weiß schon, daß im schlesischen Grünberg,
in Tschicherzig (Kreis Züllichau) und bei Bomst
in Ostbrandenburg Wein angebaut wurde. Alte
Abbildungen zeigen auch die Abhänge des
Lebuser Landes westlich der Oder von Wein-
bergen bedeckt. Schon 1308 wurden Winzer in
Frankfurt / Oder erwähnt.
1572 war dort von 83 Weinbergen die Rede und
den gleichen Umfang verzeichnen wir noch 200
Jahre später. Der Ertrag dieser Weinberge betrug
1797 / 98 ungefähr 540 Hektoliter.
An Rotweinen wurden 1886 „Gemeinroter“ und
„Kleberoter“, an Weißweinen „Schönedel“ und
der jetzt wieder aufkommende „Elbling“
angebaut. Die märkischen Marken hatten
Handelswert und die Oder brauchte sich vor dem
Rhein nicht allzu ängstlich verstecken.
Frankfurt, Küstrin, Landsberg, Wrietzen, Som-
merfeld, Krossen und Guben waren einst
„Weinstädte“. Vom Krossener Wein wurde
sogar behauptet, er sei besser gewesen als der
ungarische. In den Ratskellern und den zahl-
reichen Bürgerausschänken wurden seinerzeit
ganz beträchtliche Mengen Wein getrunken.
Allerdings sorgten hohe Abgaben dafür, daß die
Liebhaber süffiger Marken anderer Regionen
nicht zu leicht in Versuchung gerieten. Wie die
Gemarkungsnamen zeigen, war der
Weinbau im späten Mittelalter bis nach Ost-
preußen verbreitet. Allerdings waren die
Ansprüche auch geringer, aber auch die Tempe-
raturen waren zeitweise milder.
In Güldendorf-Tzschetzschnow wird an Haus-
wänden und in Gärten heute noch Wein angebaut
und auch gekeltert.
Sonst ist der Weinbau eine den meisten
unbekannte Erinnerung und die Hänge, an denen
man noch in den 30er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts die Weinbauterrassen erkennen
konnte, sind längst umgestaltet worden. LRL
„Weinstadt“
Guben,
in der Nieder-
lausitz,
Stadtrechte
1235, (heute
poln. Gubin):
Stadtpfarr-
Kirche und
Rathaus
Stahlbau Vieregge GmbH & Co. KG Telefon (05021) 97 46-0
Schipse 6 Telefax (05021) 6 26 25
31582 Nienburg [email protected]
ERB
V
Seite 10 NEUE ZEITUNG 3. Jahrg. 2004/2
Jeden 4. Montag im Monat: Brauchtum – Filme – Berichte – Rezitationen – Musik - Kulinaria
Januar Märchenstunde Juli Sommerfest
Mo. 26. 01. Wilhelm Hauff: „Das kalte Herz“ Mo. 26. 07. Probieren & Genießen
Februar Rosenmontag August Sternstunde
Mo. 23. 02. Probieren & Genießen: Kulinaria Mo. 30. 08. Gregor Ritter: Dichterlesung März Welt der Fabel September Erntezeit
Mo. 29. 03. George Orwell: „Farm der Tiere“ Mo. 27. 09. „Wir haben das Korn geschnitten“
April Volkstrachten Oktober Dichtung und Wahrheit
Mo. 26. 04. „Die Siebenbürgen-Sachsen“ Mo. 27. 09. Agnes Miegel: Rezitationen
Mai Theaterabend November Rezepturen zum Advent
Mo. 24. 05. G.- E. Lessing: „Minna von Barnhelm“ Mo. 29. 11. Weihnachtsbäckerei
Juni Blick in die Ferne Dezember Kaminabend
Mo. 21. 06. Sebastian Edathy (MdB): „Indien“ Mo. 27. 12. Jahresausklang: „Dinner for one“
Sonderveranstaltungen
Juni
Do. 17. 06. Wir gedenken der Ereignisse
vom Volksaufstand 1953
18.00 Uhr, OHM Nienburg
Traufenhaus
Mi. 30. 06. Herings- und Pellkartoffelessen
aus Anlass des traditionellen
Nienburger Scheibenschießens
16.00 Uhr, OHM Nienburg
Traufenhaus und
Museumsgarten
Juli LM Pommern Vorsitzender Walter Gleich
17. – 24. 07. Reise nach Rowe an der Ostsee
(Hinterpommern)
* * *
Unsere Sprache
Wer ihrer Farben Spiele spielt,
sie herrlich wie Musik erfühlt,
wem dieser Zärtlichkeiten Klang
ganz tief in Herz und Seele drang,
der wird sich diesen Schatz bewahren –
gegen alle die Gefahren!
Deshalb den „Blumengarten“ hegen
und uns´re deutschen Worte pflegen.
Mit heißem Herzen überzeugen
sich nicht vor fremden Klange beugen,
damit kein Deutscher je vergißt
daß uns´re Sprache Heimat ist!
Willi Joseph, Kreuzkrug (Raddestorf)
3. Jahrg. 2004/2 NEUE ZEITUNG Seite 11
Köstlichkeiten aus Ostpreußen
.
Wunderte sich einst die
Wirtin vom Gasthof zu
Balga über den Appetit
ihrer Sommergäste :
„Hier kommen so viele auße Stadt auf
Sommerfrische und wollen sich erholen
und sehen doch alle rund und dick aus.
Se essen auch alle tichtig.
Und dann laufen se und denn schwitzen
se und denn essen se noch mehr und
denn werden se noch fetter.
Und denn sagen se, se missen sich
erholen.
Ach du liebes Gottche, ich mecht bloß
wissen, von was? Vons Fätt? – Jeden-
falls is nichts mehr ibrig jeblieben!“
.
Der stellt vor:
„Königsberger Fleck“
Zutaten: Ewa 1 kg Rinderpansen (beim Fleischer
bestellen), 4 Stück gesägte Rindermarkknochen, 1
Brühwürfel, 1 Lorbeerblatt, 8 Gewürz- und 16
Pfefferkörner, 1 Knolle Sellerie, 2 große Möhren, 1
Stange Lauch, 1 Petersilienwurzel, 2 Zwiebeln, 1 – 2
Eßlöffel gerebelter Majoran, Essig, Senf, Salz, Pfeffer
aus der Handmühle.
Anwendung: Den Rinderpansen in große Stücke
schneiden, gut waschen und 2 Std. wässern. Abermals
waschen und mit reichlich Wasser etwa 10 Min.
kochen lassen. Wasser abgießen. Dieses noch zweimal
wiederholen. Jetzt die Pansenstücke mit den Mark-
knochen, dem Brühwürfel, etwas Salz, dem
Lorbeerblatt, Gewürz- und Pfefferkörnern mit Wasser
bedeckt 3 – 4 Std. kochen bis sie schön weich sind.
Inzwischen Gemüse und Zwiebeln putzen, waschen, in
kleine Würfel schneiden und in einen Topf geben. Die
Brühe darüber passieren lassen.
Den Pansen in gleich große Würfel schneiden und mit
dem Mark aus den Knochen dem Gemüse beigeben
und weiter kochen lassen, bis es fast zu weich wird.
Dadurch erhält dieses eintopfartige Gericht die sämige
Konsistenz.
Mit Majoran, einem Schuß Essig, einem ordentlichen
Klacks Senf, Salz und reichlich Pfeffer abschmecken.
Berliner Schusterjungen und eine Molle gehören dazu.
.
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Seite 12 NEUE ZEITUNG 3. Jahrg. 2004/2
Feuerschutztreppe
Anfang April war es soweit: Montage der in
Teilen vorbereiteten Treppe an der Gartenseite
des OHM. Arbeiter der Liebenauer Stahlbau-
firma Bade & Jezek schweißten und schraub-
ten die gewaltige für drei Etagen ausgelegte
Konstruktion zusammen, die hoffentlich nie-
mals benötigt werden wird. Denn nur wenn es
brennen sollte, wird die von der Stadt Nienburg
verordnete Fluchttreppe betreten werden.
Karl-Heinz Schroeder, vom Vorstand beauf-
tragter „Bauleiter“, war zufrieden. „Das Ding
sieht besser aus als ich befürchtet habe.“ Wenn
die Rechnung kommt muß das OHM tief in die
Tasche greifen. Spenden tun Not. „Wer hat
noch nicht?“ fragt Schatzmeister Werner Hoff-
mann. SPK-Kto: 392 266 (BLZ 256 501 06).
Holzauktion
Vollen Einsatz über mehrere Stunden sah man
bei der Aktion „Baumfällen“ im Museums-
garten. Unter Leitung von Revierförster Dieter
Meister und Männern der Nienburger frei-
willigen Feuerwehr fielen die alten Stämme
kunstgerecht. Bewundernswert Teresa Lon-
chant und Anna Holownia, die bis zur Er-
schöpfung ihren „Mann“ standen. Mit dabei bis
in die Nachtstunden: Walter Gleich und Willi
Tams.
Jetzt ist Raum zur Gestaltung des „Ostdeut-
schen Gartens“, der unter Beratung von Wolf-
Peter Rech (Gärtnerei Jürgens) entstehen wird.
Entlang eines Lehrpfades sollen hier bald
Gewächse aus der alten Heimat erblühen.
Willi Tams, Dieter Meister und die Nienburger Feuerwehr
Nach zwei Tagen stand das Bauwerk. Für die Betonsockel
war zuständig: OHM-Mitglied Dipl.lng. Wilko Weise.