natur+umwelt 1-2015
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Vögel schützen: Was den Vögeln hierzulande zu schaffen macht und was wir für sie tun können.TRANSCRIPT
Natur+Umweltwww.bund-naturschutz.deHeft 1-2015 97. Jahr 1. Quartal
Vögel schützen
M I T G L I E D E R W E R B E N M I T G L I E D E R
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Dieser Grauschnäpper hat eine Heimat gefunden – auf einem Grundstück des BUND Naturschutz. 3 000 Hektar wertvolle Lebensräume betreut der BUND Naturschutz mittler-weile und sichert sie damit dauerhaft. Und nicht nur das. Bayernweit wenden wir Zerstörungen der Umwelt ab und sind unermüdlicher Anwalt der Natur. Je mehr Menschen uns dabei mit ihrer Mit-gliedschaft oder Spende unterstützen,
desto mehr können wir bewegen.Bitte helfen Sie uns dabei. Sprechen Sie Ihre Freunde und Bekannten auf eine Mitgliedschaft im BUND Natur-schutz an. Die Natur sagt danke!
Eine Beitrittskarte fi nden Sie im Heft. Vielen Dank für Ihr Engagement!
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DIE NATUR BRAUCHT UNSERE HILFE!
GEWINNEN SIE FREUNDE FÜR DEN BN UND HELFEN SIE DER NATUR!GEWINNEN SIE FREUNDE FÜR DEN BN UND
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Natur + Umwelt 1-2015
Vögel schützenÜber 400 Millionen Vögel hat Europa in den vergangenen 30 Jahren verloren, fast jeden fünften Vogel. Was den Vögeln wie hier dem Kuckuck besonders zu schaffen macht und was wir für sie tun können, lesen Sie in unserem Titelthema.Seiten 10 – 21
Inhalt BUND Naturschutz Bayern
4/5/6 Intern
7 Im Porträt Martha Mertens
8 Gut leben Imkern für Anfänger
9 Reiseseite
10– 21 Titelthema
22 Frühlingsbote Das Gänseblümchen im Pflanzenporträt
23 Fotoseite
24/25 Naturschutz Faszinierende Vielfalt der Wildbienen
26 Raus in die Natur Unter wegs auf der fränkischen SandAchse
27 Aktuell Vor Ort in Fukushima
28/29 Ökospot
30/31 BN vor Ort aktiv Amphibienretter im Einsatz
32 Der BN sagt »Danke!«
33 Aktuell Bayerns Zukunft: verbauen, versiegeln, verkaufen?
34–41 GigaGewerbegebiet vor Gericht gestoppt und mehr Regionales
42 Bildung
43 Service
Inhalt BUND
B1 Editorial und Inhalt
B2/B3 Magazin Kurznachrichten
B4 Kommentar Europas Naturschutz bedroht
B6/B7 Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer
B10 Aktion 40 Jahre BUND
B11–B14 Zur Zeit Große Demo »Wir haben es satt!« in Berlin, Schmetterling des Jahres und mehr Aktuelles
B15 –B17 Aktiv
B18/B19 Internationales
B20/B21 Die junge Seite Wo bleibt der Wandel?
B22 Persönlich Torsten Kohl
BN vor Ort aktivBNAktive trotzen Kälte und Schneetreiben, um Amphibien während der Frühjahrswanderung das Leben zu retten.Seiten 30 / 31
Mut machenMutige Menschen einerseits, hilflose Versuche, die Situation zu verharmlosen andererseits: Hubert Weiger und Richard Mergner verschafften sich einen Eindruck von der Lage in der Region Fukushima. Seite 27
Liebe
Lese
r Über 1 Million Stunden ehrenamtlicher Arbeit haben BN-Mitglieder auch im Jahr 2014 wieder geleistet. Eine beeindruckende Zahl! Unsere Aktiven pflegen Biotope, retten Amphibien, organisieren Infostände, betreuen Kindergruppen und und und. Genau dieses Herzstück des Verbandes, die ehrenamtliche Arbeit, möchten wir Ihnen ab dieser Ausgabe mit der neuen Rubrik »BN vor Ort aktiv« vorstellen. Unsere Autorin ist jedesmal bei einer anderen Kreis- oder Ortsgruppe »live dabei« und blickt hinter die Kulissen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen! Und vielleicht bekommt bei der Lektüre so manche und mancher selbst Lust, aktiv zu werden. Ihre Luise Frank, Redakteurin Natur+Umwelt
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Förderung einer tragfähigen Agrarkultur.
»Sie bekommen den Naturschutzpreis auch gerade deshalb, weil wir in Ihnen jemanden ehren, der begonnen hatte, die industrielle Produktion von Lebensmitteln und damit sich selbst infrage zu stellen, und der mit dem Ausscheiden aus seinem Unternehmen die Grundlage für seine heutige ökologische Lebensmittelherstellung gelegt hat«, erklärte der BNLandesvorsitzende Hubert Weiger. »Sie sind damit nicht nur ein erfolgreicher Pionier des
Der Lebensweg Karl Ludwig Schweisfurths ist geprägt von
einer Kehrtwende: Einst war der heute 84Jährige Besitzer des fleischverarbeitenden Industrieunternehmens Herta, heute ist er Biobauer aus Überzeugung. 1986 gründete Schweisfurth die Herrmannsdorfer Landwerkstätten und
baute einen ökologischen Betrieb auf mit Landwirtschaft, Metzgerei, Bäckerei, Käserei, Brauerei, Hofmarkt und Wirtshaus. Seine Ziele waren eine neue Agrar und Ernährungskultur und Achtsamkeit im Umgang mit Tieren.
Mit der Verleihung des Naturschutzpreises, der höchsten Auszeichnung des Verbandes, würdigt der BUND Naturschutz Schweisfurths große Verdienste für die Fortentwicklung des ökologischen Landbaus, für eine artgerechte Tierhaltung, die Erhaltung ganzheitlicher Lebensmittelqualität und die
I n den vergangenen Jahren hat Deutschland, hat Bayern so man
chen Schritt in die richtige Richtung getan. Die Energiewende: beschlossene Sache. Bayerns Felder: nach wie vor gentechnikfrei. Das letzte Stück der frei fließenden Donau: vor Staustufe und Kanal bewahrt. Im Rückblick muss man feststellen: 2014 hat sich diese positive Entwicklung leider nicht fortgesetzt – im Gegenteil. Die umweltpolitischen Weichenstellungen des abgelaufenen Jahres sind aus unserer Sicht eine unerfreuliche Liste an Rückschritten und Fehlentscheidungen. Auf Bundesebene hat die große Koalition den dezentralen
Ausbau der regenerativen Stromerzeugung mit ihrer EEGNovelle zurückgedrängt. In Bayern hat die Staatsregierung mit der 10HRegelung eine Mindestabstandsbestimmung für Windkraftanlagen zum Gesetz gemacht, die den Ausbau der Windkraft praktisch zum Erliegen bringen wird. Aber wenn der dezentrale Ausbau Erneuerbarer Energien nicht vorankommt, wie sollen dann riesige Stromtrassen von Nord nach Süd verhindert werden, wie Ministerpräsident Seehofer es vollmundig angekündigt hat?
Auch im Bereich Landwirtschaft hat die verantwortliche Politik eine ganze Reihe von Chancen verschenkt, endlich eine ökologische, bäuerliche Landwirtschaft zu för
dern und nicht weiterhin einer umweltbelastenden Agrarindustrie riesige Steuersummen in den Rachen zu werfen. Dass eine große Zahl von Bürgerinnen und Bürgern diese Ansicht teilt, zeigte eindrucksvoll die Großdemo »Wir haben es satt« im Januar in Berlin, an der auch wieder zahlreiche BNAktive teilnahmen.
Schauen wir nach vorne: Für alle Umweltschützerinnen und Umweltschützer bleibt in diesem noch jungen Jahr 2015 also viel zu tun. »Global denken, lokal handeln« ist dafür ein gutes Leitmotiv, gibt es doch immer mehr Beschlüsse auf internationaler Ebene, die uns ganz konkret vor Ort betreffen. Die »Freihandelsabkommen für Konzerne« TTIP und Ceta sind nur ein Beispiel.
Nach vorne schauen
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Naturschutzpreis 2014 für Karl Ludwig Schweisfurth
Ehrung für einen VisionärSein Name steht für einen achtsamen, würdevollen Umgang mit unseren Nutztieren. Karl Ludwig Schweisfurth, Begründer der Herrmannsdorfer Landwerkstätten, wurde im November in Glonn mit dem Bayerischen Naturschutzpreis des BUND Naturschutz ausgezeichnet.
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Bei der Auszeichnung: (von links) stell-vertretende BN-Vorsitzende Doris Tropper, Preisträger Karl Ludwig Schweisfurth, BN-Vorsitzender Hubert Weiger, stellvertretender BN-Vorsitzen-der Sebastian Schönauer.
In seiner Festansprache betonte Karl Ludwig Schweisfurth, es sei kein Naturgesetz, wie heutzutage Lebens-mittel zumeist erzeugt würden.
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ökologischen Landbaus geworden, sondern auch der ökologischen, handwerklichen und regionalen Kreislaufwirtschaft, die wir als die zukunftsfähigste Form unseres Wirtschaftens ansehen«, so Weiger. Karl Ludwig Schweisfurths Ansatz gehe weit über den ökologischen Landbau hinaus, betonte der BNVorsitzende: »Es ist ein Ansatz, der anknüpft an handwerkliche Traditionen, der als Kreislaufwirtschaft funktioniert und der einen solidarischen Umgang nicht nur mit den Tieren, sondern auch mit dem Menschen zugrunde legt.«
Karl Ludwig Schweisfurth hob in seiner Festansprache hervor, dass es kein Naturgesetz sei, wie Lebensmittel heute zumeist erzeugt würden. »Das kann man auch anders machen. Wir haben schließlich in den letzten 50 Jahren das System, so wie es ist, in Gang gesetzt. Und wir können es auch wieder ändern«, so Schweisfurth. »Man kann Lebensmittel auch achtsam und kultiviert herstellen. Das ist unser tiefes Anliegen hier. Wir möchten, dass unser ökologischer Fußabdruck, den wir bei der Nutzung der Natur für unsere Lebensmittel hinterlassen, leichtfüßig ist.« Ökoromantik sei das nicht, sondern das heute Denkbare und Machbare. »Fleisch muss wieder kostbar und wertvoll werden. Lieber halb so viel, dafür dreimal so
gut«, erklärte Karl Ludwig Schweisfurth.
Die Ehrung fand in Gut Herrmannsdorf im Landkreis Ebersberg statt. Im Rahmen der Verleihung war die Installation »WIR, das Tier« des Künstlers HA Schult zu sehen. Der Bayerische Naturschutzpreis ist die höchste Auszeichnung des BUND Naturschutz. Der BN verleiht den Preis seit über 30 Jahren an
Auch wenn 2014 europaweit über eine Million Menschen mit ihrer Unterschrift dagegen protestiert haben, werden wir hier den Druck auf die Verantwortlichen in der Politik hoch halten müssen, damit diese Abkommen nicht zustande kommen.
Und es gilt weiterhin, dass wir uns in ganz Bayern einsetzen gegen unsinnige Straßenbauprojekte, gegen Flächenfraß und eine kurzsichtige Wirtschaftspolitik zulasten von Natur und Umwelt. Wir werden uns weiterhin einsetzen für eine bäuerliche, ökologische Landwirtschaft, für den dezentralen Ausbau Erneuerbarer Energien und den Erhalt von Artenvielfalt. Sie alle, liebe Mitglieder des BUND Naturschutz, können dazu beitragen, indem Sie
Präsenz zeigen: auf Demos sowie bei Ihren Kommunalpolitikern und Abgeordneten. Und natürlich durch den Kauf ökologischer und regionaler Produkte. Nur wer sich äußert, kann gehört werden.
Für den Artenschutz leisten viele von Ihnen wertvolle Arbeit. Der Mitarbeit zahlreicher Helfer ist es auch zu verdanken, dass die Rückkehr der Wildkatze in Bayerns Wälder so eindrucksvoll dokumentiert wurde. Wenn im Frühling wieder die Zeit der Amphibienwanderung beginnt, werden Tausende von Ehrenamt lichen in ganz Bayern viel Schlaf und Freizeit opfern und Tausenden von Amphibien bei ihrer Wanderung zu den Laichplätzen das Leben retten. Im Sommer werden
fleißige Biotoppfleger zu Sense und Balkenmäher greifen. Mit ihrer Arbeit leisten sie einen wirkungsvollen Beitrag zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen.
Für Ihr großartiges Engagement, liebe BNAktive, möchten wir Ihnen schon jetzt herzlich danken.
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Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BNIhre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BNIhr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN
Sauwohl fühlen sich die Schweine, die Teil von Schweisfurths neuem Projekt, der Solidarischen Landwirtschaft, sind.
Hier serviert der Chef selbst: Die Gäste durften sich von der Qualität der hauseigenen Produkte überzeugen.
Zahlreiche Gäste waren zur Verleihung des Bayerischen Naturschutzpreises gekommen.
hoch verdiente Persönlichkeiten für ihr herausragendes Wirken im Natur und Umweltschutz. Bisherige Preisträger waren unter anderem die indische Globalisierungskritikerin Vandana Shiva oder Emmanuel Jungclaussen, Altabt des Benediktinerklosters Niederalteich. (lf/hl)
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Hierdurch kann bei minimalem Kostenaufwand eine artgerechte Tierhaltung praktiziert und dabei eine größtmögliche Artenvielfalt erhalten werden. Auch der BNVorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger bezeichnete das Projekt als »absolut innovativ«, beachtenswert seien für ihn des Weiteren die Akzeptanz und das Verständnis der Bürger vor Ort.
Anwalt der RabenvögelIm November wurde der Natur
schützer Dr. Ulrich Mäck für sein langjähriges Engagement für die Tiergruppe der Rabenvögel mit dem Emmy und KarlKrausPreis geehrt. Dieser wird von der KarlKrausStiftung in unregelmäßigen Abständen an Menschen mit besonderen Verdiensten um den Schutz freilebender Tiere und die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen verliehen. Der Biologe ist in verschiedenen Naturschutzgruppen aktiv, auch beim BN. Mäck konnte durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen wie etwa einem vielbeachteten Gutachten für das Bundesamt für Naturschutz mit vielen althergebrachten Vorurteilen aufräumen und die Verfolgung der Tiere als unbegründet entlarven. Wie Mäck sagte, sei der Preis ein Ansporn für ihn, »in den Bemühungen für eine sachgerechtere Behandlung der verfemten Arten nicht nachzulassen«.
Für eine tolle Idee zur Biotoppflege erhielt die BNKreisgruppe
Mühldorf den Umweltpreis der Bayerischen Landesstiftung von Heimatminister Dr. Markus Söder. Dieser wird seit 1972 an Personen oder Gruppen mit besonders innovativen Leistungen im Bereich Umweltschutz verliehen. Die Kreisgruppe hat eine ideale Alternative zum Einsatz schwereren Geräts zur Bewahrung des Lebensraums seltener Arten wie etwa der Gelbbauchunke entwickelt. Bei der ehemaligen Weidefläche, die die Mühldorfer seit 1996 betreuen, sorgen Tiere wie etwa Wasserbüffel als eine Art »BioBagger« beim Grasen und Suhlen für eine Offenhaltung der Wiesen und die Entstehung von Tümpeln.
Neuauflage der »Geretteten Landschaften«W egen des großen Erfolges er
scheint im Rother Bergverlag eine Neuauflage des Wanderführers »Gerettete Landschaften« von Winfried Berner und Ulrike RohmBerner. Kaum gedruckt, wurde das Buch schon ausgezeichnet. Auf der weltgrößten Reisemesse ITB in Berlin erhielt es den ITB Buch Award in der Kategorie »Wanderführer«. Das Buch war zum 100jährigen Bestehen des Verbandes erschienen.
Es ist keine Übertreibung zu sagen: Bayern sähe heute anders aus, wenn es den BN nicht gäbe. Die Weltenburger Enge wäre durch Staustufen zerstört, Moore wie das
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Trauer um Winfried PotrykusDr. Winfried Potrykus aus Bamberg, begeisterter Reisender und hervorragender Kenner der heimischen Fauna und Flora, ist verstorben. Als Biologielehrer schaffte er es durch seine mitrei-ßende, lebensfrohe Art, viele Schüler für die Natur zu begeistern. Die Buchenwälder im Nordsteiger-wald schätzte Winfried Potrykus als das Wert-vollste, was die Region zu bieten hat. Ihr dauer-
hafter Schutz war ihm ein großes Anliegen, er trug entscheidend zur Grün-dung des Freundeskreises Nationalpark Steigerwald bei. In seinem Ver-gleich von »40 Jahren Altnationalpark Bayerischer Wald und 38 Jahren Naturpark Steigerwald« werden die positiven Auswirkungen eines Natio-nalparks auf die Region deutlich sichtbar. 42 Jahre lang war Winfried Potrykus Mitglied im BUND Naturschutz Bayern. Mit ihm verliert der Ver-band einen der engagiertesten Streiter für einen Nationalpark Steigerwald.
Büffel statt Bagger
Murnauer Moos und die Kendlmühlfilzen abgebaut und ausgetrocknet, das Grüne Band zerpflügt, das Hafenlohr und das Püttlachtal unter Stauseen verschwunden, die Rhönschafe, die dort heute das Landschaftsbild prägen und zugleich fressend pflegen, längst ausgestorben. Dieser Wanderführer lädt ein, 40 gerettete Landschaften wandernd zu erleben, und erzählt ihre oft schon fast vergessene Geschichte. Ausführliche Wegbeschreibungen, detaillierte Kartenausschnitte, aussagekräftige Höhenprofile und GPSTracks zum Download machen alle Tourenvorschläge leicht nachvollziehbar. Zahlreiche Farbfotos wecken die Wanderlust.
Eine Bestellkarte finden Sie hinten im Heft.Erschienen im Bergverlag Rother ISBN 978-3-7633-4438-3, 14,90 Euro
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Nicht immer waren die CSU und ihre Staatsregierung den Gegnern der Genmanipulation so wohl
gesonnen wie am 13. November des zurückliegenden Jahres. Es war der Tag, an dem die Münchner Biologin und BNAktivistin Dr. Martha Mertens, 67, für ihr Engagement gegen grüne Gentechnik und als »CoArchitektin des gentechnikanbaufreien Bayerns« die Staatsmedaille für besondere Verdienste um die Umwelt erhielt – »als Zeichen der höchsten Wertschätzung ihres Wirkens«, wie Umweltministerin Ulrike Scharf bei der Übergabe betonte.
Vergessen die blauäugige GrüneGentechnikEuphorie eines Ministerpräsidenten Edmund Stoiber mit seiner Forderung nach passenden Rahmenbedingungen. Verdrängt die bundespolitische Vergangenheit eines Horst Seehofer als Gesundheitsminister, unter dem 1993 erstmals das Gentechnikgesetz dereguliert worden war, und der später als Landwirtschaftsminister eine Gesetzesnovelle vorlegte, mit der genmanipulierte Pflanzen und Genfood hoffähig gemacht werden sollten.
Noch bis 2006 sprach sich die CSU – übrigens Seit an Seit mit dem Bauernverband – gegen »überzogene Risikodiskussionen« aus und förderte den Anbau transgener Pflanzen im Freistaat nach Kräften. Dass das Land dennoch den Absprung geschafft hat und heute sogar ein eigenes Siegel für gentechnikanbaufreie Kommunen bereithält, ist nicht zuletzt der langjährigen Aufklärungsarbeit von Martha Mertens sowie ihrer Mitstreiterinnen und Mitstreiter im BN zu verdanken.
Architektin eines gentechnikanbaufreien BayernsTreffend heißt es dazu in der Laudatio der Staatsministerin: »Mit der Ausdauer einer Marathonläuferin« warne Mertens vor den Risiken der Gentechnik, »die schwerer wiegen als die Chancen«. Dieses Fazit, so Scharf bewundernd, »artikuliert sie seit fast 30 Jahren in die Hitze der politischen Diskussion« – und dies in ganz verschiedenen Rollen, etwa als freiberufliche Biologin und gefragte Referentin, als Sprecherin der
Arbeitskreise Gentechnik im BN und BUND oder als Mitglied im Institut für Biodiversität in Regensburg.
Begonnen hatte das Engagement der promovierten Wissenschaftlerin und Mutter dreier Kinder Ende der 1980erJahre nach einer Familienphase und mit dem Bericht der Enquetekommission des Bundestags zu Chancen und Risiken der Gentechnik. »Da ich Genetik und Entwicklungsbiologie studiert hatte, war ich grundsätzlich an dem Thema interessiert – vielleicht sogar fasziniert«, erinnert Mertens sich. Doch beim Lesen des Enqueteberichts wuchsen die Zweifel, was diese Technik bringt – vor allem welche Probleme. »So kam ich zum BUND Naturschutz.«
In Bayern werden seit 2009 keine gentechnisch veränderten Pflanzen mehr angebaut, auch die staatlichen und firmenfinanzierten Freisetzungsversuche wurden beendet. Dass dieses Umdenken ohne den Kampf eines breiten Bündnisses von Umwelt, Verbraucher und Landbauinitiativen gegen die Risiken der Genmanipulation in Landwirtschaft und Essen niemals erfolgt wäre, ist sich Mertens gewiss. »Mein Motto und meine Motivation ist: Nur wenn wir uns rühren und den Mund aufmachen, haben wir eine Chance.«
Deshalb wird sie nicht müde zu mahnen: Nach wie vor setze sich die Bundesregierung auf EUEbene nicht konsequent gegen die Neuzulassung von gentechnisch veränderten Organismen ein. »Hier muss Deutschland mit einem klaren Nein stimmen«, fordert sie.
Die Grundlage für den ökologischen MarathonEinsatz von Martha Mertens bildet ihre Überzeugung: »Wenn ich eine Fehlentwicklung sehe und mich einsetzen kann«, so formuliert sie, »dann habe ich eine Verantwortung, das zu tun – für mich, die Kinder und alle Menschen.«
KontaktDr. Martha Mertens, BN-Arbeitskreis Gentechnik, martha.mertens@ t-online.de
Martha Mertens
Im Marathon gegen Gen- manipulationNaturschutz lebt – auch, wenn es um die grüne Gentechnik geht. Dafür sorgt in Bayern ein breites Bündnis von ÖkoOrganisationen – und eine starke Frau. Für ihre Verdienste als unermüdliche Mahnerin vor den Risiken der Genmanipulation erhielt Martha Mertens jetzt die bayerische Umweltmedaille. Von Christoph MarklMeider
Herzlichen Glückwunsch!Für ihren Einsatz gegen die Risiken der Gentechnik er-hielt Martha Mer-tens (rechts) die bayerische Um-weltmedaille. »Bei ihr kommen nüch-terne Wissenschaft und persönliche Überzeugung auf sehr lautere Weise zusammen«, so Staatsministerin Scharf.
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Für immer mehr Menschen ist die Herkunft und Qualität ihres Essens von großer Bedeutung. Viele zie
hen und ernten ihr Gemüse wieder selbst. Oder machen den Jagdschein, um sich mit gutem Fleisch zu versorgen. Marmelade, Saft und andere Köstlichkeiten werden heute häufig in der eigenen Küche hergestellt.
Honigbienen brauchen ImkerAuch die Imkerei erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Sie wird zunehmend jünger – und weiblicher. Viele Menschen wollen ihren eigenen Honig ernten. Und tun so nicht nur sich selbst etwas Gutes, sondern auch der Natur. 80 Prozent unserer Pflanzen sind auf die Bestäubung durch Honigbienen, Hummeln & Co. angewiesen. Ohne sie wäre unsere Landschaft beträchtlich monotoner, die Artenvielfalt geringer, und wir Menschen müssten auf ein Drittel unserer Lebensmittel verzichten. Zudem sind Bienen faszinierende Wesen. Sie zu beobachten und ihr Verhalten zu studieren, lässt einem das Herz höher schlagen.
Trotz ihrer immensen Bedeutung sind viele Bienenarten heute stark gefährdet – so auch die Honigbiene. Sie leidet unter Viren, Krankheiten und der industriellen Landwirtschaft mit ihren Pestiziden. In vielen Regionen finden Honigbienen kaum noch Nahrung und würden ohne die Hilfe von Imkern verschwinden.
Honig aus eigener ErnteImkern ist nicht schwer und fast überall möglich – selbst in Großstädten. Doch zunächst einmal sollten Sie gut überlegen, wie Sie Ihre Bienen halten wollen: Konventionell oder artgerecht und ökologisch? Intensiv oder extensiv? Steht der Honigertrag im Vordergrund, oder das Ziel, zum Naturschutz beizutragen? Und wie viel Zeit möchten Sie investieren? Davon ist die Auswahl der Bienenwohnung und damit auch die Imkereitechnik abhängig.
Bei der ökologischen Imkerei sind das Wohl der Bienen und ihre artgerechte Haltung von großer Bedeutung. Die Bienen werden hier nicht vorsorglich mit Medikamenten behandelt. Sie bekommen keine künstlichen Mittelwände vorgesetzt, sondern dürfen ihre Waben selbst bauen. Auch dürfen sie ihren Schwarmtrieb ausleben, denn nur so vermehren sich Bienenvölker natürlicherweise. Auch werden die Bienenvölker nicht allein mit Zucker zugefüttert (den die Tiere ja in der Natur nie fressen würden), sondern erhalten ihn vermischt mit Honig und Kräutertee.
All diese Regeln orientieren sich an den natürlichen Bedürfnissen der Bienen. Dadurch erleiden sie weniger Stress und sollten auf Dauer besser gegen Krankheiten und andere schädliche Einflüsse gewappnet sein.
Tipps für Einsteiger Nehmen Sie an einem Imkerkurs teil, z. B. beim Ver
ein Mellifera, dessen Fokus auf der wesensgemäßen, ökologischen Bienenhaltung liegt.
Suchen Sie sich einen »Imkerpaten«, bei dem Sie zuschauen, lernen und sich austauschen können.
Sollte sich in der Nachbarschaft kein Imker finden, der Ihnen einen Schwarm abgibt, erhalten Sie hier Schwärme: www.schwarmboerse.de
Sollten Sie keinen eigenen Garten oder Balkon haben, um eine Bienenwohnung aufzustellen, fragen Sie bei anderen Gartenbesitzern oder der Kommune nach. Diese stehen Bienen oft positiv gegenüber.
Wichtig ist, dass Ihre Bienen die ganze Saison über genug Nahrung finden. Sorgen Sie dafür, dass es in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon lange und bunt blüht: www.bluehendelandschaft.de
Neben einer Bienenwohnung brauchen Sie als Jungimker oder Jungimkerin Stockmeißel, Smoker, Besen und Schleier.
Sarah Bude
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Selbst Imkern
Einfach und natürlichBienen zu halten, das ist ein faszinierendes Hobby – und muss nicht einmal schwierig sein. Am besten, Sie achten neben dem Honigertrag auch auf eine artgerechte Betreuung der Tiere.
Die AutorinSarah Bude betreut die Öffentlich- keitsarbeit von Mellifera e.V. www.mellifera.de
[1-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 9
Silbergraue Baumstämme ragen wie Säulen in den Himmel. In der Luft ein Aroma aus Frische und Er
digkeit. Unten krallen sich moosige Wurzeln in den Hang. Durch die kirchenhafte Stille zwischen den Bäumen plätschert ein Bach. In Serpentinen folgen wir dem sogenannten Schlangenweg durch die schluchtartigen Seitentäler des Böhlgrundes im nördlichen Steigerwald. Die Steilhänge sind unrentabel für die moderne Waldwirtschaft. So hat sich mit dem Schluchtwald aus Ahornarten, Buchen, Eichen, Eschen und Elsbeeren ein Stück Natur erhalten, in dem sich seltene Vögel wie Habicht und Kolkrabe und auch der Uhu finden. In dem Maiglöckchen, Schwalbenwurz und das Weiße Waldvögelein blühen. Und in dem sich bei uns ein »Waldgefühl« einstellt, eine Mischung aus Idylle, Mystik und leiser Ahnung davon, wie es hierzulande einmal ausgesehen haben mag.
Wo Bäume alt und morsch werden dürfenAuf über 11 000 Hektar gedeihen zwischen Ebrach, Gerolzhofen und Eltmann Laubwälder in einem ökologisch hochwertigen und ursprünglichen Zustand. Die se Wälder würden sogar die Standards als UNESCOWeltkulturerbe erfüllen, aber nur, wenn sie den Status eines Nationalparks erhielten. Ein Ziel, für das der BUND Naturschutz seit Jahren zusammen mit lokalen Befürwortern wirbt. Vor dem Hintergrund der heiß geführten »NationalparkDebatte« führt uns diese BUNDReise in die Urwälder hinein, über moosige Steine und umgefallene Baumstämme, an Quellbächen und Waldweihern entlang.
So betreten wir an einem Tag das Naturwald reservat Brunnstube, geführt von Ralf Straußberger, BNWald
referent und Geschäftsführer des Freundeskreises Nationalpark Steigerwald. Viele der bemoosten Buchen haben in »Menschenhöhe« einen Durchmesser von weit über einem Meter. »Die meisten Menschen kennen ja gar keine richtigen Wälder mehr, wo Bäume aller Altersstufen vorkommen«, erklärt Straußberger. »Denn obwohl Buchen 400 Jahre alt werden können, werden sie heutzutage meist mit 120 Jahren gefällt, also in ihren Jugendjahren.« Wir versuchen uns vorzustellen: Um 1700 haben diese Kolosse als grüne Triebe aus dem Boden gespitzt. »Diese Bäume dürfen alt und morsch und damit zu Biotopbäumen werden«, erklärt Straußberger. Also zu einem Paradies für Hummeln, Wildbienen, vielerlei Käfer und andere Insekten, für Waldfledermäuse und für Vögel wie Specht, Kauz, Kolkrabe und den bedrohten schwarzweißen Halsbandschnäpper. In den Aushöhlungen ihrer rissigen Rinde finden all diese Lebewesen Nahrung und Schutz.
In fünf Tagen erwandern wir verschiedene Schutzzonen, wir staunen über manchen Baum Methusalem und begreifen, wie intakte Natur funktioniert. Immer wieder überrascht uns, wie direkt die Wildnis übergeht in historische Kulturlandschaft, in die fränkischen Wein anbaugebiete. Vom Zabelstein mit seinem Aussichtsturm können wir das Mosaik aus Wäldern, Feldern, Weinbergen und kleinen Dörfern mit Streuobstwiesen gut erkennen. Bei Ebrach wandern wir die idyllische Weiherkette im Handthalgrund entlang, ein Erbe der Zisterziensermönche, die berühmt für ihre Wassertechnik waren. Auch das nahe Kloster und die Kirche besuchen wir. Wir streifen über die Ruine Stollburg mit ihrem achteckigen Bergfried. Und natürlich kehren wir in Gastwirtschaften und einmal bei einem BioWinzer ein. Schließlich laufen wir in diesen fünf Tagen einiges an Kilometern und Höhenmetern. Da haben wir uns ein gutes Essen und ein Gläschen Frankenwein verdient. Lucia Vogel
R E I S E NR E I S E N
Erster Reisetermin 18. bis 23. April 2015(nur noch wenige Plätze frei) Zweiter Reisetermin 30. September bis 5. Oktober 2015
Infos zu Reisepreis und Anmeldung unter BUND-Reisen, ReiseCenter am Stresemannplatz, Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg, Tel. 09 11-5 88 88-20, Fax 09 11-5 88 88 22, www.bund-reisen.de
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Schöne Pflanze FreiheitIm Steigerwald können Bäume ihre volle Lebensspanne lang wachsen. Und als Totholz dienen sie anderen Arten als Lebensraum und Nahrung.
Wandern im Steigerwald
Auf dem Weg zum NationalparkDie fränkischen Urwälder sind ein Fenster in die Vergangenheit – und vielleicht eines in die Zukunft.
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Seltene SchönheitDer Purpurreiher zählt zu den großen Schönhei ten und Rari-
täten un serer Vogelwelt. Er brütet nur sehr lokal in Süd-
westdeutschland, könnte aber mit steigenden Temperaturen
nach Norden wandern.
Vögel schützen
Über 400 Millionen Vögel hat Europa in den vergangenen 30 Jahren verloren, fast jeden fünften Vogel. Das ermittelte kürzlich eine britische Studie. Spürbar seltener sind vor allem einstige Allerweltsvögel geworden, wie Star, Haussperling oder Feldlerche.
Vor einem »stummen Frühling« warnte einst die Amerikanerin Rachel Carson. In unserer Agrarlandschaft ist er heute vielerorts Realität. Wie steht es um den Vogelschutz in Deutschland? Was macht unseren
Vögeln besonders zu schaffen? Bei welchen Arten sind die größten Verluste zu beklagen, welche konnten sich dank gezielter Hilfe erholen? Und was tut der BUND, damit im Frühjahr weiter die Vögel singen? Lesen Sie unser Titelthema!
[1-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 11
Ein Winter vor vielen Jahren: Im tief verschneiten Garten steht ein Futterhaus. Wieder und wieder
fliegen Meisen, Spatzen, Kleiber und Gimpel he ran, picken rasch ein paar Körner und stieben zurück ins schützende Geäst. Auch Eichelhäher und Buntspecht bedienen sich, die Kleinvögel halten dann Abstand. Plötzlich bemerken wir Kinder einen prächtigen Finken mit imposantem Schnabel. Ein Glück, das Vogelbuch weiß Rat: Ein Kernbeißer ist es, mein erster!
Zauber des Vogelkuckens Wer beginnt, Vögel zu beobachten, betritt ein Reich reizvoller Entdeckungen. Gleich, ob sie niedlich und vertraut wirken wie das Rotkehlchen oder scheu und wild wie der Sperber, der zuweilen unsere Wintergäste attackierte: Vögel sind – zumal aus der Nähe oder mit dem Fernglas betrachtet – ein optischer Genuss. Und mehr als das. Sei es, weil sie fliegen können, sei es ihr Gesang, ihr farbiges Federkleid, ihre Allgegenwart und Vielfalt: Vögel wecken seit jeher Interesse, Bewunderung und Sympathie. Wer in jungen Jahren Feuer fasst, ist ihnen oft lebenslang verbunden. Für nicht wenige Naturschützer im BUND legte die Vogelbeobachtung den Grundstein ihres Engagements.
Und auf Schutz sind unsere Vögel angewiesen, heute mehr denn je. Weil sie verfolgt und dezimiert werden wie manche Krähen und Greifvögel oder der Kormoran. Weil sie weiter in Massen gejagt werden wie Wildgänse und Tauben oder unsere Zugvögel auf ihrem gefahrvollen Weg zwischen Brutgebiet und Winterquartier. Und schließlich und vor allem, weil ihre Lebensräume verschwinden und speziell unsere Kulturlandschaft im mer monotoner und lebensfeindlicher wird.
Viel mehr WissenKeine Frage: Manche Arten konnten sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich erholen und – wie Seeadler oder Schwarzstorch – von gezielten Schutzmaßnahmen profitieren. Die Bilanz des deutschen Vogelschutzes ist dennoch negativ. Dabei sind wir über keine heimische Tiergruppe besser im Bild: Wie häufig sind bestimmte Vögel? Welche Ansprüche haben sie, wo
brüten sie? Welche Arten sind gefährdet, welche vom Aussterben bedroht? All dies ist in Deutschland gut bekannt, vor allem dank Tausender HobbyOrnithologen.
Seit diese ihre Beobachtungen nicht mehr nur privat aufzeichnen, sondern auf Plattformen wie www.orni-tho.de und naturgucker.de veröffentlichen, erweitert sich unser Wissen sprunghaft. Rote Listen für Brut und Zugvögel und die jährlichen Statusberichte »Vögel in Deutschland« vermitteln detailliert, wie es um unsere Vogelwelt steht. Immer bessere Bestimmungshilfen tun ein Übriges, mit einer Fülle von Spezial literatur, regionalen Avifaunen, mit CDs und Apps zu Vogelstimmen sowie brillanten Ferngläsern.
Wer Vögel schützt …Im BUND hat der Vogelschutz eine lange Tradition. So verhalf die Kampagne »Rettet die Vögel« dem BUND schon in den 70erJahren zur nötigen Schlagkraft, um vielfältige Ziele verfolgen zu können. Wie ja der Vogelschutz nie allein den Vögeln zugutekommt. Denn wer ihnen nachhaltig helfen will, muss für intakte Lebensräume sorgen. Davon profitieren zahllose Tiere und Pflanzen – und natürlich auch wir Menschen.
Schließlich spiegeln die Entwicklungen in unserer Vogelwelt den Zustand der Natur als Ganzes. Weil Vögel verbreitet und mobil sind, auch über die Grenzen und Kontinente hinweg. Nicht eben wenig spricht also dafür, weiter viel für ihren Schutz zu tun – damit Vögel auch in Zukunft unser Leben bereichern.Severin Zillich
Der AutorSeverin Zillich durfte seine Dip-lomarbeit über die Verbreitung von Girlitz, Birkenzeisig und Wachol der-drossel schreiben.
Vom Alpengipfel bis zur Küste, vom tiefsten Wald bis in die Zentren unserer Großstädte: Vögel begleiten uns auf Schritt und Tritt. Kaum vorstellbar, dass sich das einmal ändern könnte. Doch viele Arten sind heute gefährdet. Ihr Schutz muss uns ein Anliegen sein.
Vogelschutz
Rettet die Vögel!
SüdNordGefälleVogelreich ist Deutschland vor allem im Nord-osten, an Elbe und Oder.
Anzahl der Brutvogelarten (2005 – 2009)*
<6061 – 8081 – 100101 – 120121 – 140>140
Artenspektrum unvollständig erfasst* ø 126 km2 pro Quader (a
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12 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-15]
Wacholderdrossel 60 – 70%Koloniebrüter an Waldrändern, in Feld und Ufergehölzen, Baumreihen, Obstgärten und Parks. 125 000–250 000 Re viere vor allem im Mittelgebirge und Alpenvorland, im Tiefland deutlich seltener. Deutschland wurde erst Mitte des 20. Jahrhunderts von Osten her besiedelt. Der langfristig positive Trend hat sich seit 1990 umgekehrt. Seitdem ging der Be stand bundesweit stark zurück, was sich (mit großen regionalen Schwankungen) abgeschwächt bis heute fortsetzt. Die Ursachen sind unbekannt.
Baumpieper 60 – 70%Typischer Brutvogel halboffener Lebensräume wie Heiden, Moore, Auen und Feldgehölze, lichte Wälder, Waldränder. Mit 250 000–355 000 Revieren im nord deutschen Tiefland noch relativ häufig, im Süden deutlich seltener. Trend seit Langem negativ, bis heute an haltend starker Rückgang vor allem im Südwesten. Grund: Verschlechterung der Rast und (afrikanischen) Überwinterungsgebiete sowie die ausgeräumte Agrarlandschaft, die Aufgabe extensiver Weidehaltung und flächendeckende Eutrophierung.
Bluthänfling 60– 70%Besiedelt strukturreiches Kulturland, Heiden oder Ruderalflächen. Im monotonen Agrarland sind Dorfränder und Siedlungsbrachen letzte Refugien. Noch 125 000 – 235 000 Reviere, deren Dichte nach Süden hin abnimmt. Seit Jahrzehnten starker Rückgang, größte Verluste in Bayern und BaWü. Ursache ist vor allem die flurbereinigte Landwirtschaft, in der Wildkräuter, Ackerrandstreifen und Brachen keinen Ort mehr haben. Auch die Versiegelung ruderaler Siedlungsflächen trägt zum Rückgang bei.
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Bedrohte Vögel
Die großen VerliererBerichten wir über bedrohte Naturschätze, so rücken die immer gleichen Vögel ins Bild. Weißstorch, Seeadler oder Eisvogel sind bewährte »Flaggschiffarten«, mit denen Naturschützer – auch im BUND – gerne für ihre Ziele werben. Doch die am schnellsten schwindenden Vogelarten sind weit weniger bekannt. Wir stellen Ihnen die zehn Arten unserer Brutvögel vor, die zwischen 1990 und 2009 die größten Verluste erlitten haben.* Aus ihren Steckbriefen wird deutlich, welche Faktoren unserer Vogelwelt heute am meisten z usetzen. Die Daten zu dieser Übersicht lieferte der neue Brutvogelatlas ADEBAR.
*Zugunsten der Aussa-gekraft und Vergleich-barkeit sind nur Arten
mit über 1000 Brutpaa-ren berücksichtigt.
Rebhuhn >90%In Deutschland Kulturfolger, bevorzugt in reich gegliederten Ackerlandschaften mit Feldrändern und einem Mix ein und mehrjähriger Brachen, die ganzjährig Nahrung und Deckung bieten. Als Lebensräume dienen auch Wiesen, Viehweiden und Abbaugebiete. Hauptvorkommen im nordwestdeutschen Tiefland, gen Osten zunehmend lückenhaft verbreitet. Derzeit noch 37 000 – 64 000 Reviere, oberhalb von 500 Metern weitestgehend verschwunden. Die intensive Landwirtschaft führt seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu großen Verlusten, die sich bis heute fortsetzen. Mit Ausnahme der Kernvorkommen im Nordwesten wurden weite Bereiche vollständig geräumt, speziell in Ostdeutschland, das 1985 noch fast geschlossen besiedelt war.
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Wiesenpieper 80– 90%Besiedelt (halb)offenes, ex tensives Feuchtgrünland, auch Moore, Salz wiesen, Dünen und Brachen. 40 000– 64 000 Reviere vor allem im norddeutschen Tiefland. Bis 1950 häufiger Brutvogel, nach großen Ver lusten heute im Binnenland nur in geringer Dichte, im Süden weitgehend auf Bergwiesen be schränkt. Trend langfristig negativ, seit 1990 weiter (und drastisch) rückläufig. Ursache: die Intensivierung der Landwirtschaft, mit entwässerten Feuchtwiesen, starker Eutrophierung etc.
Wendehals 80– 90%Brütet in halboffenen Landschaften mit Sträuchern, Bäumen und kurzer, schütterer Vegetation, wo er seine Hauptnahrung Ameisen findet. Nur noch sehr lückenhaft verbreitet, hauptsächlich im Westen des nordostdeutschen Tieflands. Bestand (derzeit 8500 –15 500 Reviere) langfristig rückläufig, nahm vor allem 1990 –2000 stark ab. Wesentlich ist dafür der Verlust nährstoffarmer Grasfluren infolge hoher Eutrophierung, verstärkt durch Flurbereinigung, Pestizide und die Rodung von Streuobstwiesen.
Kiebitz 70 – 80%Brütet bevorzugt in Feuchtwiesen und auf Viehweiden, weicht auch auf Ackerflächen aus. War vor allem im norddeutschen Tiefland und Alpenvorland großflächig verbreitet. Noch höchstens 100 000 Brutpaare. Schon vor 1990 starker Rückgang vor allem durch die Trocken legung von Feuchtgebieten und anschließende Landnutzung. Wegen der Industrialisierung der Landwirtschaft seit 1990 weitere hohe Verluste, die bis heute andauern. Viele einst gut be siedelte Regionen fast völlig verwaist.
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Uferschnepfe 50 – 60%Brütete einst in Mooren, Auen und Salz wiesen; wechselte nach deren Kultivierung in Feuchtwiesen. Heute zumeist auf Marschen/Inseln der Nordsee und Feuchtgrünland in NDS und NRW be grenzt; Restposten bis ins Donautal und zum Stettiner Haff. Nahm vor allem im Binnenland drastisch ab, von 20 000 (80erJahre) auf heute 3900 – 4400 Brutpaare. Hauptgrund: Umbruch und Entwässerung von Feuchtwiesen plus intensive Mahd und Beweidung. Aufwärtstrend nur in unbeweidetem Deichvorland.
Feldschwirl 60 – 70%Brütet bevorzugt in Uferzonen, Mooren, Hochstaudenfluren und Seggenrieden, extensiven Feuchtwiesen, weiden und brachen, aber auch in Windwürfen und Schlagfluren im Wald. Mit 36 000 – 63 000 Revieren bundesweit verbreitet, im Norden nahezu flächendeckend. Bestand entwickelt sich uneinheitlich und stark schwankend, doch seit Längerem deutlich rückläufig: wohl durch Verluste seiner Lebensräume in Wald und Flur sowie Trockenheit im Winterquartier (unter anderem Sahelzone).
Waldlaubsänger 50 – 60%Brütet zumeist in mehrschichtigen Laubwäldern, teils auch großen Parks und Friedhöfen mit wenig Unterwuchs und alten Bäumen. Mit 115 000–215 000 Revieren ist Deutschland fast überall besiedelt: in hoher Dichte im nord(ost)deutschen Tiefland, dünnt südlich des Mains deutlich aus. Nimmt seit den 90erJahren stark ab: nach Veränderungen im afrikanischen Winterquartier? Als Bodenbrüter wohl auch beeinträchtigt durch Zunahme der Wildschweine und eutrophierte, vergraste Waldböden.
Die Stimmen von Rebhuhn, Kiebitz oder auch Kuckuck gibt es als Klingel-töne zum Down-load: www.bund.net/klingeltoene
14 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-15]
Herr Bairlein, etlichen Zielarten des deutschen Vogelschutzes geht es blendend. Seeadler und Wanderfalke, Uhu oder Kranich sind heute viel häufiger als vor 20, 30 Jahren. Wird Deutschland zum Vogelparadies?Für charismatische Arten, deren Rückgang wir früh erkannt haben, hat sich die Situation definitiv gewaltig verbessert, dazu können wir uns nur beglückwünschen. Doch durch den Fokus auf diese auffälligen
Vögel haben wir lange nicht wirklich wahrgenommen, dass viele einst verbreitete Arten auf dem Rückzug sind.
Die Forstwirtschaft baut ihre Holzäcker in Mischwälder um, der Anteil des Ökolandbaus wächst, neue Nationalparks entstehen, Flussauen werden renaturiert. Warum macht sich all das nicht positiver bemerkbar?Weil viele Faktoren, die speziell unsere Zugvögel bedrohen, außerhalb der Brutgebiete liegen. Und die haben wir bisher fast
völlig vernachlässigt. Bislang ist ja kaum bekannt, was Arten wie Turteltaube, Kuckuck, Rauchschwalbe oder Waldlaubsänger europa weit in die Knie zwingt. Auffällig dabei ist: Vö gel, die ins tropische Afrika ziehen, sind insgesamt stärker bedroht als die, die innerhalb Europas bleiben. Gerade in den Durchzugsgebieten und im Winterquartier verlieren wir immer mehr Lebensräume.
Unser nationaler Artenschutz bleibt erfolglos, wenn die Schlüsselfaktoren für den Rückgang im Ausland liegen. Warum werden viele Durchzügler im Wattenmeer seltener, obwohl wir im Weltnaturerbe beste Bedingungen bieten? Da müssen wir über den Tellerrand gucken und unserer Verantwortung in Zeiten der Globalisierung auch im Ausland gerecht werden.
Neben den Fernziehern scheint eine weitere Artengruppe stark gefährdet …Richtig, die Vögel der Normallandschaft. Wir haben unsere Landschaft in großem Stil umgebaut, mit dramatischen Folgen. So gibt es im Herbst einfach keine Ruderalpflanzen mehr. Wie sollen Stieglitz oder Gold ammer heute ein Fettpols ter für den Winter anlegen? Gerade für viele Jungvögel stellt der Herbst ein Nadelöhr dar. Natürlich müssen wir die Brutzeit im Blick be halten. Doch auch der Nachwuchs muss ja überleben. Um diese NichtBrutzeitLebensräume haben wir uns bisher nicht nennenswert gekümmert.
Als Gegenmittel empfehlen selbst manch prominente Vogelkundler, Vögel übers ganze Jahr zu füttern.Das ist natürlich keine Lösung. Damit erreichen wir keine der Arten, denen es heute schlecht geht. Man kann doch nicht mit einer Futterhausmentalität hoffen, der Rauchschwalbe zu helfen. Nein, gegen die fortschreitende Verarmung unserer Kulturlandschaft hilft nur eine andere, ökologischere Agrarpolitik.
Welche Entwicklungen machen Ihnen außerdem Sorge? Wir haben einen enormen Nutzungsdruck auf die Fläche, nicht zuletzt durch die Energiewende. Ob der Anbau von Biomasse oder die Windkraft – wir müssen sehr aufpassen, dass unser Klimaschutz nicht auf Kosten des Naturschutzes geht. Um beides zu ergänzen, müssen wir gemeinsam Kompromisse finden. Natürlich wünsche auch ich mir mehr Erneuerbare Energien. Aber wir sollten die Kehrseite im Auge behalten.
Ist der weitere Ausbau der Wind kraft vereinbar mit unse rer Verantwortung für bedrohte Arten wie den Rotmilan?Als Institut sind wir intensiv in diese Diskussion eingebunden. Bei der Windkraft müssen wir zwei Dinge trennen: Einerseits gibt es verständliche Emotionen, wenn an einem Windrad Vögel zu Tode kommen. Mit wenigen Ausnahmen – siehe Rotmilan – wirkt sich die normale Kollision wohl nicht entscheidend auf Popu
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Der ExperteFranz Bairlein bei der Untersuchung von Steinschmät-zern in Alaska.
Interview Die Kraft der Aufklärung
Professor Franz Bairlein zählt zu den führenden Ornithologen unserer Zeit. Der Direktor der Vogelwarte Helgoland in Wilhelmshaven gibt seit 1998 das »Journal of Ornithology« heraus und war 2010– 2014 Präsident der »International Ornithologists’ Union«. Vorrangig erforscht er den Vogelzug. Daneben stellt er sein Fachwissen gerne und regelmäßig in den Dienst des globalen Vogelschutzes. Severin Zillich sprach mit dem langjährigen BUNDMitglied über die Lage der Vögel in Deutschland.
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welche Rolle die Vogeljagd auf dem Zug und im Winterquartier spielt. Höchste Zeit, die massenhafte Tötung rund ums Mittelmeer zu beenden! Jede Saison sterben allein in Südfrankreich 500 000 rastende und überwinternde Kiebitze, das passt einfach nicht zum immensen Aufwand, den wir hier für brütende Kiebitze treiben.
Doch sollte man nicht glauben, unsere Zugvögel durch ein Ende der Verfolgung retten zu können. Von zentraler Bedeutung bleibt der Schutz der Lebensräume auf den Zugrouten. Bei Landvögeln haben wir Probleme, diese Räume zu identifizieren. Ihnen geht es da her viel schlechter als den ziehenden Wasservögeln.
Was empfehlen Sie BUNDMitgliedern, die etwas für die heimische Vogelwelt tun wollen? Im Bioladen einzukaufen, um eine vogelfreundlichere Landwirtschaft zu fördern. Den Mut zu haben, in Parks und Gärten flächenhaft mehr Natur zuzulassen. Und in ihrer Umgebung darauf hinzuwirken, dass un se re Landschaft weniger ausgeräumt wird.
Die Niederlande haben vorgemacht, wie man mit Landwirten Fruchtfolgen vereinbaren kann, die im Herbst stehenbleiben, mit Sämereien und Mäusen. Auch in England haben Partnerschaften mit Landwirten viel Potenzial bewiesen, das wir hier noch nicht ausschöpfen. Ich bin ein unverbesserlicher Optimist und glaube an die Kraft der Aufklärung und den partnerschaftlichen Dialog. Das ist allemal fruchtbarer als Verbote, die nur Widerstand auslösen.
Finden Sie noch Zeit für eigene Entdeckungstouren?Ab und zu leiste ich es mir, am Rande internationaler Konferenzen auf Vogelexkursion zu gehen. Oder den Urlaub wie diesen Winter in die Antarktis zu verlegen. Denn die Begeisterung hält einen aufrecht. Sonst vergisst man am Ende noch, wofür man so viel Zeit und Geduld aufbringt.
Besten Dank für das Gespräch!
lationen aus. Aber: Wo Windräder auf Bergrücken stehen, ist die Gefahr des Vogelschlags während der Zugzeit groß. Und Windparks wirken wie Barrieren: Arktische Gänse, die entlang der Küste ziehen, meiden sie weiträumig. Weil sie nur kurz bei uns verweilen, legen sie ihre Scheu auch nicht ab.
Wir fordern, und der BUND hat sich dem ja angeschlossen: Vor dem Bau einer Windkraftanlage muss jeder Einzelfall analysiert werden. Welche Brut und vor allem Zugvögel wären betroffen? Und: Wo können breite Korridore als Schlupflöcher offenbleiben?
Einige unserer Vogelarten brüten heute (fast) ausschließlich in Schutzgebieten. Brauchen wir mehr davon?Nur teilweise. Viel wichtiger ist es, genauer zu prüfen, ob die bestehenden ihren Zweck erfüllen. So sind in NRW heute nahezu alle Brutgebiete der Wiesenvögel geschützt. Trotzdem nehmen Kiebitz, Rotschenkel oder Uferschnepfe weiter ab. Warum? Weil die Schutzgebiete nicht das Nötige leisten. Zudem sind sie oft viel zu klein. Lange haben wir völlig unterschätzt, wie wichtig der Austausch zwischen Po pulationen ist. Wir müssen uns fragen: Wie weit dürfen – funktionierende! – Schutzgebiete auseinanderliegen, damit unsere Strategie greift?
Das Netz von Vogelschutzgebieten, das die EU seit 1979 knüpft, geht also in die richtige Richtung?Unbedingt, das sichert viele Lebensräume. Biotopverbund ist auch für Vögel das A und O. Zugvögel brauchen Trittsteine auf ihren Routen, und Standvögel mitunter ein Mosaik benachbarter Sommer und Winterlebensräume. Wir benötigen aber mehr Informationen, wie diese Netzwerke zu gestalten sind, damit sie eben funktionieren. Daten gibt es in großer Menge, es fehlen nur oft die Mittel, sie auch auszuwerten.
Welche Rolle spielt die Vogeljagd?Im Vogelschutz gibt es eine klare Hierarchie von Gefährdungsursachen. Natürlich diskutieren wir intensiv,
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Auf dem RückzugDie Karten zeigen die Ver-breitung des Kiebitz’ um 1985 (links) und 2005 – 2009 (rechts). Die weißen Flecken in der Karte rechts verdeut-lichen die großen Verbrei-tungslücken.
Lange erwartet …Ende März kommt der ADEBAR aus der Druckerei – etwa 5 Kilo schwer, 800 Seiten dick, 24,5 32,5 cm groß und vierfarbig illu striert. Vorbestellung des neuen Standardwerks bis 28. 2. zum Vor-zugspreis von 69,90 b (danach: 98 b) beim Dachverband Deut-scher Avifaunisten (DDA) e.V., Thomas Thissen, An den Speichern 6, 48157 Münster, Tel. (0251) 210140-0, [email protected]
Überall dort, wo der BUND sich für den Schutz seltener Lebensräume und Arten einsetzt, erfahren gefährdete Vogelarten eine besondere
Aufmerksamkeit. Der Schutz von Weißstorch, Kiebitz oder Mauersegler ist vielen BUNDGruppen ein Herzensanliegen. Zugleich eignen sich diese
Vogelschlag vermeidenViele von uns sind schon mal gegen eine Glastüre gelaufen. Das tut viel-leicht weh, geht aber meist glimpflich aus. Für Vögel sind die Folgen einer Kollision viel dramatischer. Etwa 250 000 sterben in Europa jeden Tag daran. Der Trend zu Glasfassaden verschärft das Problem. Dem nimmt sich nun der BUND NRW an. Gefördert von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW dokumentiert er Vogelopfer und gefährliche Glasflächen, spricht mit Politik und Verwaltung, Architekten und Hausbe sitzern, klärt auf, stellt Lösungen vor und fordert mehr gesetz-lichen Vogelschutz an Neubauten. www.vogelsicherheit-an-glas.de
Wo der BUND Vögel schützt
Niströhren für den SteinkauzBis Ende der 1970er-Jahre war der Steinkauz typisch für die Streuobstwiesen bei Mühlacker im Enzkreis. 1992 war nur noch ein Brutpaar übrig. Seit 1993 montiert der BUND Mühlacker Niströhren für den Steinkauz, über 80 insgesamt. 1998 brütete die kleine Eule erstmals erfolgreich darin, heute sind es zwölf Paare in den Streuobstwiesen. Der Ortsverband bleibt dran, montiert weitere Niströhren, kontrolliert sie und hält sie instand. Auch werden jedes Jahr die Jungvögel beringt. Der BUND verbindet dies mit der Umweltbildung. www.bund-muehlacker.de/artenschutz.shtml
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Gemeinsam für Kiebitz und CoMit einem »Gelege- und Kükenschutzprogramm« sorgt der BUND Bremen seit 2005 für gefährdete Wiesenvögel im 3000 Hektar großen Bremer Blockland. Ihr langjähriger Rückgang konnte so gestoppt werden, seit 2013 weist die Zahl der ge-schlüpften Jungen deutlich nach oben. Dank enger Kooperation von Bauern und Naturschüt-zern fallen kaum mehr Nester oder Küken den Traktoren zum Opfer. So brü-teten in dem Niedermoor zu-letzt 247 Kiebitz-, 53 Brach-vogel-, 45 Uferschnepfen-, 37 Rotschenkel- und 33 Bekassi-nenpaare – fast doppelt so vie le wie zu Projektbeginn! Der Brut erfolg lässt auf wei-teren Zuwachs für die stark bedrohten Arten hoffen. www.bund-bremen.net/ wiesenvogelschutz
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Wiesen- brüter auf FöhrAuf der Nordseeinsel Föhr brüten Wiesenvögel wie Austernfischer, Kiebitz und Rot-schenkel noch in großer Zahl. Die vom Aussterben bedrohte Ufer-schnepfe hat hier eines ihrer bundes-weit wichtigsten Vorkommen. Seit 2012 betreut die BUND-Inselgruppe Föhr-Amrum das Projekt »Gemein-schaftlicher Wiesenvogelschutz«. Ehrenamtliche Gebietsbetreuer ver-suchen, einen Überblick der Brutplät-ze zu gewinnen und mit den Land-wirten die Wiesennutzung daran an-zupassen. 2014 beteiligte sich bereits jeder vierte Inselbauer am Projekt. Auf 45 Hektar wurden so die Gelege der Wiesenvögel geschützt. www.bund-foehr.de
Obdach für MauerseglerImmer mehr Häuser werden saniert, um Energie zu spa-ren. So sinnvoll das ist, bringt es doch einige Vogel- und Fleder mausarten in Schwierigkeiten: Ihre Nistplätze und Quartiere gehen beim Dämmen von Dächern und Fassa-den verloren. Wie man Tieren auch an sanierten Gebäu-den ein Zuhause bietet, zeigt der BUND Niedersachsen mit dem Projekt »Klimaschutz und biologische Vielfalt unter einem Dach«. Er informiert online über Nisthilfen und ihre Installation, hält Vorträge, bietet Schulungen an und reicht Adressen von Gutachtern weiter.www.artenschutz-am-bau.de
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Grünes Band I: Brietzer TeicheIn den 90er-Jahren begann der BUND Sachsen-Anhalt, stillgelegte Tongruben bei Salzwedel zu renaturieren. Mehrere Flachgewässer wurden angelegt, Uferberei-che abgeflacht. So entstand an den Brietzer Teichen ein Mosaik von Feucht biotopen, mit großen und klei-nen Gewässern, Röhrichten, Feuchtwiesen, Erlenbruch-wäldchen und Weidengebüschen. Diese Vielfalt lockt be drohte Brut- und Rastvögel an, wie Drossel- und Schilfrohrsänger, Seeadler (hat sich hier neu ange-siedelt), Kiebitz und Bekassine, nordische Gänse, Sing-schwäne und Kraniche. Beobachtungsstände und Exkursionen bieten einen Einblick in die reiche Vogel-welt. www.bund-neubrandenburg.de (Projekte)
Mertinger HöllDie Mertinger Höll ist eines der letzten ursprünglichen Wiesengebiete im schwäbischen Donauried, mit überregionaler Bedeutung für Vögel wie Kiebitz, Bekassine, Wachtelkönig, Braun- und Blaukehlchen. Die BN-Kreisgruppe Donau-Ries sorgt auf den etwa 1200 Hektar seit vielen Jahren für die Dynamik und Artenvielfalt der Riedlandschaft. So mäht er die extensiven Wiesen, schützt Feuchtgehölze und legt flache Mulden an, in denen auch der Weiß-storch Nahrung sucht. Ein Netz von Trittstein biotopen soll den Austausch der Arten im Ried gewährleisten. www.donauries.bund-naturschutz.de
Wo der BUND Vögel schützt populären Vögel gut, um in den Medien und in der Umweltbildung für übergeordnete Ziele zu werben: die Rettung schutzwürdiger
Landschaften, den Biotopverbund oder eine umweltgerechte Landwirtschaft.
Inseln für die FlussseeschwalbeWeil der Wasserstand von Tollense-See und Lieps (einem Flachwasser-see) reguliert wurde, fehlen rund um Neubrandenburg geeignete Brut-plätze für die Flussseeschwalbe. Seit 20 Jahren bietet der BUND daher künstliche Brutinseln für die Art an. Mit Erfolg: 2014 zogen 97 Brutpaare auf drei Nisthilfen 150 Jungvögel groß. Möglich ist die aufwendige Akti-on nur durch viel ehrenamtlichen Einsatz. Die Inseln werden im Frühjahr verankert, zur Brutzeit regelmäßig kontrolliert und im Herbst ins Winter-lager geschafft. www.bund-neubrandenburg.de (Projekte)
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Grünes Band II: Birk- und AuerhuhnIn den großen Mooren und Nasswiesen der »Bischofs-reuter Waldhufen« an der tschechischen Grenze leben noch Auer- und Birkhuhn. Die Kreisgruppe Freyung- Grafenau pflegt hier auf knapp tausend Meter Höhe eine Teilfläche – mit Islandpferden, die verhindern, dass die Wiesen wieder zu Wald werden. Davon pro fitieren viele weitere Vogel arten, der Fischotter, Reptilien, Amphibien und Insekten. Auch die botanischen Schätze der Heu-wiesen bleiben so erhalten. www.freyung-grafenau.bund-naturschutz.de
StorchenschutzEndlich wieder Nachwuchs beim Weißstorch: Über 60 Jahre nach der letzten Sichtung eines Weißstorchs bei Flörsheim entschied die BUND-Ortsgruppe, ihm die Rückkehr zu erleichtern. Bis 2002 errichtete sie fünf Horstplattformen. 2004 brütete das erste Paar und zog drei Junge auf. Seitdem können die Aktiven des BUND Flörsheim jedes Jahr Jungstörche beringen – und laden dazu interessierte Anwohner ein. www.bund.net/floersheim
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18 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-15]
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BUND war je ein solcher Erfolg vergönnt. Als der opulente Bildband »Rettet die Vögel« im Sommer 1978 erscheint, findet er reißenden Absatz. 180 000 Mark Spenden sammelt der BUND mit der gleichnamigen Kampagne. Sie ermöglichen unter anderem einen Flächenkauf in den vogelreichen Meißendorfer Teichen bei Celle, die damals für den Wassersport erschlossen werden sollen. Sehr hilfreich für die Kampagne war eine Kooperation mit der Zeitschrift »Hörzu«: Über 40 Ausgaben hinweg konnte der BUND jeweils zwei bedrohte Arten vorstellen.
Von Beginn an ist der Vogelschutz ein wichtiger Teil unserer Öffentlichkeitsarbeit. Im Gründungsjahr 1975 startet der da mals schon etablierte bayerische Landesverband eine große Protestaktion ge gen die »Vernichtung der Zug vögel«. Unterstützt vom Mitgründer Bernhard Grzimek können der italienischen Botschaft über 100 000 Postkarten zugestellt werden.
Ab 1977 wird der Vogelschutz zum Schwerpunkt der Na turschutzpolitik im BUND. Besonders kritisch steht es damals um Arten wie Uhu und Wanderfalke, für deren Schutz der BUND Spenden sammelt. Sie leiden unter Verfolgung und Eierraub, zudem lässt das Insektengift DDT ihre Eier so dünn werden, dass sie beim Brüten zerbrechen. Auch dem »Kesseltreiben« gegen Habicht, Sperber und Mäusebussard widmet der BUND Platz in seiner Mitgliederzeitschrift. Zu dem Beitrag »Vogelmord im Ausland« erreichen die Redaktion fast 1500 Protestbriefe.
Schutz der LebensräumeDie BUNDKampagnen der 80er und 90erJahre sind vorrangig den Lebensräumen der Vögel gewidmet: Sie dienen dem Schutz von Mooren und Bächen oder fordern »Mehr Natur in Dorf und Stadt«. Verknüpft werden sie regelmäßig mit dem Schutz der Vögel. Gleiches gilt für den Kampf gegen die Flurbereinigung oder die starke Luft und Wasserverschmutzung.
Gezielt engagiert sich der BUND dafür, dass bestimmte Vögel – Elstern, Krähen, Kormorane – nicht länger verfolgt werden, und startet beispielsweise eine Aktion gegen die Jagd auf Wildgänse.
Mit dem Mauerfall wird das Braunkehlchen zum Symbol des »Grünen Bandes«. Es brütet im Grenzstreifen viel häufiger als in der benachbarten Agrarsteppe und zeigt exemplarisch den Wert des einmaligen Biotopverbundes. Die Vernetzung von Lebensräumen wird nun zu ei nem Schwerpunkt unserer Naturschutzarbeit. Dies kommt bedrohten Vögeln ebenso zugute wie die Kampagne »Wildnis wagen« im Jahr 2000. Sie veranlasst den BUND zu größeren Flächenkäufen, etwa in der Goitzsche bei Bitterfeld.
In der praktischen Arbeit der BUNDGruppen spielt der Vogelschutz seit jeher eine prägende Rolle, desgleichen in vielen Landesverbänden (siehe die Projektkarte). Und auch auf Bundesebene ist der Natur und Artenschutz im letzten Jahrzehnt wieder ins Zentrum der Aktivitäten gerückt. So knüpfte der BUND ein »Netzwerk Naturschutz« mit der Wildkatze als Zugpferd. Seit 2008 ist die Rettung der biologischen Vielfalt zudem ein Schwerpunkt unserer Agenda (neben dem Klimaschutz). Den Vögeln wird hierbei auch künftig unser besonderes Augenmerk gelten.
Der AutorJörg Nitschist stellvertreten-der BUND- Vorsitzender.
Vogelschutz: noch Fragen?Das ganze Jahr über erreichen uns Anfragen zum Thema »Vögel«. Derzeit noch populär: Füttern – ja oder nein? Mit den ersten milderen Tagen gilt es den richti-gen Nistkasten zu finden und an geeigneter Stelle zu platzieren. Während der Brutzeit dann: Was tun gegen streunende Katzen? Wie kann ich aus dem Nest gefal-lenen Jungvögeln helfen? Und wie hält es der BUND mit »Nesträubern« wie Krähen und Elstern? Zu den Dauerbrennern schließlich zählt: Wie kann ich verhin-dern, dass Vögel an Glasflächen verunglücken? Und warum sehe ich bestimmte Arten nicht mehr, die doch früher häufig in meinem Garten waren? Unsere kom-pakten Antworten finden Sie unter www.bund.net/ vogelschutz
Erste große KampagneEin Bestseller ist das 1978 erschiene-ne Buch zur BUND-Kampagne. Als Titelheld dient ein Baumpieper.
Vogelschutz im BUND
Uhu, Braunkehlchen und Co
Speziell in den Anfangsjahren war der Vogel
schutz ein besonderes Anliegen des BUND. Später
zielten die Kampagnen stärker auf den Schutz bedrohter Lebensräume mit
samt ihrer Artenvielfalt.
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Alle nationalen Anstrengungen, unsere Vögel per Gesetz und durch die Siche
rung ihrer Lebensräume zu schützen, bleiben bei jenen Arten Stückwerk, die als Zugvögel nur einen Teil des Jahres bei uns verbringen. Doch sind diese nicht wenigstens innerhalb der Europäischen Union sicher? Immerhin verpflichtet ja die Vogelschutzrichtlinie der EU die Mitgliedsstaaten mit strengen Vorgaben, für einen effektiven Schutz zu sorgen. Aber weit gefehlt: Denn einige Staaten haben die Richtlinie nicht vollständig in ihr Recht übernommen, andere versäumen es, deren Vollzug zu überwachen.
Damit bleiben Verstößen gegen den Vogelschutz Tür und Tor geöffnet. Wichtige Rast plätze für Durchzügler werden in Mitleidenschaft gezogen oder ganz zerstört. Illegale Jagd ist vor allem am Mittelmeer weit verbreitet, so auf Zypern und auf Malta (wo unser »Friends of the Earth«Partner Widerstand leistet), auf Sizilien, Sardinien und dem italienischen Festland sowie auf dem Balkan.
Probleme durch Jagd und TourismusVöllig unverständlich ist das Unvermögen der EUGremien, Länder wie Frankreich zu zwingen, ihr Jagdrecht der EUVogelschutzrichtlinie anzugleichen. Noch immer dürfen stark bedrohte Arten beim Überfliegen Frankreichs gejagt werden. Allein geschätzte 75 000 Goldregenpfeifer und 44 000 Große Brachvögel fallen jedes Jahr europäischen Jägern zum Opfer – und das, obwohl man in Deutschland versucht, diese Arten aufwändig vor dem Aussterben zu bewahren.
Ein trauriges Beispiel für mangelnden Vogelschutz liefert auch EUBeitrittskandidat Montenegro. Die landesweit größte Saline »Ulcinj« beherbergt den wichtigsten Rastplatz für Zugvögel an der östlichen Adria. Seit 1926 wurde das 1500 Hektar große Feuchtgebiet zur Salzproduktion genutzt. Vor einigen Jahren wechselte der Besitzer. Statt weiter Salz zu gewinnen, will er den Küstenabschnitt touristisch er schließen, etwa in Form eines Yachthafens. Auf starken internationalen Druck hin hat das Parlament Montenegros die Saline 2012 zum Vorranggebiet für die Natur erklärt.
Solange aber die Gemeinde Ulcinj hier kein Natur schutz gebiet ausweist, kann der Salinenbesitzer den ökologischen Wert der Fläche ungestört mindern oder gar zerstören. So hat er die Pumpen der Salinen abgestellt, die für eine Bewässerung der Fläche sorgten. Der BUNDPartner EuroNatur kämpft mit lokalen Verbündeten an der Adria darum, dass die Saline weiter betrieben wird.
Unbekannte ZugwegeHaben die Zugvögel Europa verlassen, vergrößern sich ihre Probleme eher noch. Denn die außereuropäischen Rastgebiete sind nicht alle bekannt. Auch über viele Winterquartiere wissen wir zu wenig. Dringend sollten wir also mit Forschungsprogrammen die wichtigsten Rast und Überwinterungs areale unserer Zugvögel erfassen und untersuchen, was diese negativ beeinflusst. Gemeinsam mit örtlichen Behörden und Schutzorganisationen müssen wir diese Faktoren dann minimieren oder beseitigen. Hierfür bieten sich Regionalabkommen an, unter dem Dach der Bonner Konvention (zum Schutz wandernder Tier arten) und ihres Ablegers AEWA (zur Erhaltung der afrikanischeurasischen wandernden Wasservögel).
Noch unzureichend genutzt wird außerdem die Möglichkeit, Entwicklungshilfe an Vorgaben für den Naturschutz zu knüpfen. Eine Förderung sollte, wo es sinnvoll ist, mit den Bedürfnissen deutscher Zugvögel im Winterquartier verbunden werden. Der BUND hat das Umwelt und Entwicklungsministerium aufgefordert, hierfür enger zusammenzuarbeiten.Rainer Blanke
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Der AutorRainer Blankeleitete einen Fach-bereich im Bundes-amt für Natur-schutz und ist im BUND-Arbeitskreis Naturschutz aktiv.
Bedrohte IdylleDie Saline Ulcinj ist der wichtigste Trittstein für Zug-vögel in der östli-chen Adria. Auch Flamingos brüten hier.
Internationaler Vogelschutz
Forschen und handelnVögel sind jenseits unserer Grenzen besonderen Gefahren ausgesetzt. Deutschland und die EU müssen stärker als bisher ihrer Verantwortung für den Schutz ziehender Arten gerecht werden.
20 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-15]
Zurück auf den Dächern der RegionMit seinem langen Schnabel und den noch länge
ren Beinen ist der Storch ein echter Hingucker. Doch wo bekommt man heute überhaupt noch einen zu Gesicht? Bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts ging die Zahl der Weißstörche dramatisch zurück, aus vielen Regionen verschwanden die Tiere ganz. Auch im Landkreis NeuburgSchrobenhausen blieb ein Nest nach dem anderen leer. Flächenversiegelung, Entwässerung von Feuchtgebieten und Intensivlandwirtschaft hatten »Meister Adebar« immer mehr Lebensraum genommen. Doch die Kreisgruppe stemmte sich mit viel Engagement gegen diese Entwicklung. Seit 2003 betreiben die Aktiven vor Ort gezielte Weißstorchenhilfe und stiegen dazu buchstäblich dem Landkreis aufs Dach. Sechs alte Nisthilfen für den Weißstorch wurden saniert und sechs neue Nester gebaut. Maßgeblich beteiligt: Gunter Weinrich, Storchenbeauftragter und langjähriger Sprecher der Artenschutzgruppe des BN. Neun Weißstorchpaare brüteten 2014 wieder im Landkreis, auf Kirchen, Haus und Scheunendächern. Die Kreisgruppe setzt sich aktiv für die Erhaltung geeigneter Lebensräume ein, zum Beispiel durch Rückvernässung, Wiesenmahd und die Schaffung von kleinen Teichen und Tümpeln. Hier finden die Störche genug von ihrer Lieblingsnahrung: Frösche.
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BN erhält Lebensräume für heimische Vogelarten
Refugien für Kiebitz, Storch und BlaukehlchenDer BN schützt Tiere, Pflanzen und Landschaften in ganz Bayern. Überall, wo wertvolle Lebensräume bewahrt werden, dient dies auch dem Schutz gefährdeter Vogelarten. Einige ausgewählte Projekte, in denen sich BNAktive engagieren, stellen wir hier vor.
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Arche Noah im RegentalEs begann mit einem Flurbereinigungsverfahren. Im
Zuge dessen wurden Flächen für ein Naturschutzprojekt zur Verfügung gestellt – die Geburtsstunde des heute sogar international beachteten Projekts »Regentalaue«. Das Regental mit den Rötelseeweihern im Landkreis Cham zwischen Cham und Pösing bietet auf 15 Quadratkilometern Fläche 1000 Tierarten und 600 Pflanzenarten eine Heimat. Darunter sind zahlreiche geschützte und vom Aussterben bedrohte Arten. Begünstigt durch die hohe Lebensraumvielfalt entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte eines der arten und individuenreichsten Vogelbiotope Bayerns. Die Liste der hier vorkommenden seltenen und hoch bedrohten Arten liest sich wie das »Who is who« der bayerischen Vogelwelt, angefangen vom Seeadler über den Schwarzhalstaucher (Foto), die Schwarzkopfmöwe und den Schilfrohrsänger bis hin zum Blaukehlchen. Neben der hohen Bedeutung als Rückzugsgebiet für seltene Brutvögel spielt das Regental eine Schlüsselrolle als Rast und Durchzugsgebiet für Zugvögel. Hier rasten zum Beispiel Nordische Goldregenpfeifer, Silberreiher und Raritäten wie Brauner Sichler, Arktisches Thors hühnchen und Triel. Sensationelle 75 Prozent der bayerischen RoteListeVogelarten nutzen regelmäßig das Regental und die Rötelseeweiher als Brut, Durchzugs oder Überwinterungsgebiet. Seit 2010 ist dieses Kleinod der Artenvielfalt Naturschutzgebiet.
Aus der »Höll« wird ein VogelparadiesGrüne Wiesen, Gräben, Tümpel und dazwischen
kleine Ackerflächen – das Mertinger Ried mit seinem Kerngebiet, der Mertinger Höll, zählt zu den letzten ursprünglichen Wiesengebieten im schwäbischen Donauried. Hier hat der BUND Naturschutz seit den 70erJahren rund 120 Hektar Fläche angekauft und vor der Zerstörung bewahrt. Der erste Flächenankauf war ursprünglich ein Sperrgrundstück, um ein geplantes Atomkraftwerk zu verhindern. Es wurde schließlich der größte Flächenankauf der Verbandsgeschichte. Lebensraumverbessernde Maßnahmen wie die Neuanlage von Flachmulden für Wiesenbrüter haben Aktive der Kreisgruppe DonauRies in den vergangenen Jahren durchgeführt. Erste Erfolge zeigen sich bereits jetzt in der Zunahme seltener Arten wie Moorveilchen, Riedteufel, Ameisenbläuling oder Laubfrosch. Die Mertinger Höll ist eines der wenigen verbliebenen Refugien für Vogelarten wie Brachvogel, Bekassine, Braunkehlchen, Wachtelkönig, Blaukehlchen (Foto) oder Kiebitz: Dazu kommen viele Durchzügler wie Kampfläufer oder Rotschenkel, die das Donauried als Rastgebiet nutzen. Es ist einzigartig, dass ein Projekt dieser Größenordnung ausschließlich durch ehrenamtlich Aktive umgesetzt wird. Projektleiter Alexander Helber wird von einem ganzen Team von Helfern unterstützt.
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Einst kam die GrünlandPflanze viel seltener vor. Erst seit es gedüngte, kurz gehaltene Rasen gibt und
Wiesen stärker gedüngt und häufiger gemäht werden, hat sich das niederwüchsige, lichtbedürftige Blümchen, das von Konkurrenten leicht beschattet und verdrängt wird, stark entfaltet und ausgebreitet. Früher konnte sich das Gänseblümchen auf den von Gänsen niedrig gehaltenen Weiden behaupten. Die Rosettenpflanze ist mit ihren dicht dem Boden anliegenden Blättern an Schnitt und Tritt angepasst.
Ein anderer Name, Maßliebchen, hängt vielleicht mit »Messen«, als tändelndem Fragespiel zusammen, das von Kindern und Verliebten vor allem im deutschen Sprachraum seit Jahrhunderten geübt wird. In Goethes »Faust« befragt Margarete das Orakel mit einer »Sternblume« (Gänseblümchen oder Margerite), indem sie die Strahlenblüten auszupft und dabei spricht: »Er liebt mich – liebt mich nicht …«.
Seit dem Spätmittelalter ist das Gänseblümchen, auch als gefüllte Zierform, geschätzter Gartenbewohner. Leonhart Fuchs – er empfiehlt es vor allem als Wundkraut – schreibt in seinem »Kreütterbuch« (1543): »Die zamen Maßlieblin oder Monatblümlin pflantzt man fast in allen gärten.« Das Gänseblümchen gehört
zu den Symbolpflanzen der Gottesmutter Maria. Nach
einer Legende ist es aus Tränen entstanden, die Maria auf der Flucht
nach Ägypten geweint hat. Berühmte Tafelbilder des späten Mittelalters zeigen in Wie
sendarstellungen die Pflanze, so das »Paradiesgärtlein« (um 1420) eines namentlich unbekannten oberrheinischen
Meisters oder der Genter Altar (1432) der Brüder van Eyck. Maß
liebchen blüht auch in der »Himmelswiese« (um 1520) im Chorgewölbe der Johanneskirche in
Saalfeld.In der Volksmedizin verwendet man das Gänse
blümchen etwa bei Katarrhen der Atemwege oder bei Hauterkrankungen. Die jungen Blätter und Blütenköpfe können Salaten, Suppen (siehe Kasten) oder Gemüse zugegeben werden. Als »Falsche Kapern« lassen sich die BlütenkopfKnospen einlegen. Die Kinder basteln Kränze, Ketten und Armbänder aus den Blümchen.
Unnachsichtig verfolgen manche Rasenbesitzer die traditionsreiche Nutz und Symbolpflanze. In naturnahen Gärten, für die sich der BUND Naturschutz einsetzt, ist auch das liebliche Gänseblümchen willkommen.
Gänseblümchen-SuppeFür 4 Personen
2 weiße Zwiebeln 2 EL Butter 1 Knoblauchzehe 1 EL Mehl2 – 3 Kartoffeln 800 ml Gemüsebrühe1 – 2 Handvoll junge 200 g Crème fraîche Gänseblümchen- Salz, Pfeffer Blütenköpfe 1 Prise Muskat
Zwiebeln und Knoblauch schälen, Kartoffeln waschen und schälen.
Zwiebeln, Knoblauch, Kartoffeln sehr fein würfeln. Gänseblümchen-Blütenköpfe waschen, trocken-
tupfen, kleinschneiden. Eventuell einige für die Dekoration ganz lassen.
Butter in einem Topf erhitzen, vorbereitete Zutaten darin unter Rühren dünsten. Mit Mehl bestäuben und kurz anschwitzen, Gemüsebrühe langsam un-terrühren.
Suppe aufkochen und ca. 7 Minuten köcheln lassen.
Crème fraîche in die Suppe rühren. Suppe noch-mals erhitzen, aber nicht mehr kochen lassen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken.
Suppe in Teller füllen, eventuell mit den restlichen Blütenköpfen bestreuen.
Achtung! Das als gering giftig geltende Gänseblüm-chen nicht häufig oder in größeren Mengen verzeh-ren. Bei Korbblütler-Allergie meiden.
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Die AutorinDr. Gertrud Scherf hat mehrere Pflanzenbücher verfasst.
Buchtipp: Wildkräuter & Wildfrüchte. Das RezeptbuchIn ihrem Wildpflanzen-Rezeptbuch zeigt unsere Autorin Gertrud Scherf köstliche Gerichte mit frisch gesam-melten Kräutern und Früchten sowie
Steckbriefe der verwendeten Wildpflanzen. Mit Gliede-rung – Monat für MonatBLV-Verlag, ISBN-Nr. 978-3-8354-0718-3, 14,99 EuroBestellung unter 0 91 23 - 9 99 57 20, [email protected]
Kaum ist der Schnee an seinem Platz geschmolzen, reckt das Gänseblümchen (Bellis perennis) seinen Blütenkopf – äußere weiße bis rötliche,
innere gelbe Blüten – den Sonnenstrahlen entgegen. Es gilt als Frühlingsbote, gehört aber zu den wenigen Ganzjahresblühern in
unserer Pflanzenwelt und zeigt sich während milder Witterungsphasen auch im Winter.
In blüten armen Jahreszeiten bietet es Nahrung für Bienen, Fliegen, Schmetterlinge und Käfer.
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Tag für Tag verschwindet mehr Natur im Namen von Wachstum und Fortschritt. Seit seiner Gründung wehrt sich der BUND gegen den stetigen Flächenfraß. Die Vulkanlandschaft Hegau unweit des Bodensees ist von besonderem Reiz. Erfolgreich setzte sich der BUND dafür ein, Bergkegel wie den Hewenegg, Hohenhewen oder Hohenkrähen unter Naturschutz zu stellen. Andernfalls wären ihre Hänge heute bebaut oder Schauplätze der Freizeitindustrie.
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Bienen, das sind die Insekten mit den gelben Streifen – wenn
es sich nicht gerade um Wespen handelt. Damit dürfte die Artenkenntnis des durchschnittlichen Bundesbürgers bezüglich Bienen ausreichend beschrieben sein. Dass unsere Honigbiene nur eine von 20 000 bisher bekannten Bienenarten ist, wissen nur wenige. Sie ist auch die einzige domestizierte Art, weshalb alle anderen 19 999 unter dem Begriff »Wildbienen« zusammengefasst werden. Ihrer Vielfalt wegen werden sie oft nicht als Bienen erkannt, sondern für Fliegen oder andere Insekten gehalten. Nur die Hummel erkennt wohl jeder. Auch sie gehört zu den Wildbienen, die sich allesamt rein vegetarisch von Blütenpollen und Nektar ernähren.
Die Vielfalt vor der HaustüreFür Klaus Mandery, seit 34 Jahren Vorsitzender der BNKreisgruppe Haßberge, liest sich das alles freilich wie das kleine Einmaleins der Artenkenntnis. Eingestiegen als Vogelberinger, im Studium als Botaniker aktiv, avancierte er später zum Odonatologen (Libellenkundler) und ist mittlerweile Spezialist für alles, was im Insektenreich fliegt, hüpft und auf sechs Beinen läuft. Was Wildbienen angeht, gehört er bayernweit zu jenen Koryphäen, die gerne auch einmal von Amts wegen angefragt werden.
1986 hat ihn ein Kollege gebeten, Wildbienenfunde von 1941 in Ebern zu überprüfen. Das war die Geburtsstunde für seine neue Leidenschaft. 2001 hat er dann neben seinem Beruf als Lehrer über Wildbienen und Wespen promoviert. Anschauungs und Übungsmaterial findet der leidenschaftliche HobbyWissenschaftler direkt vor der Haustüre: das frühere Militärgelände der Bundeswehr in Ebern. Wie der ehemalige innerdeutsche Grenzstreifen gehören die aufgegeben Übungsplätze zu den BiodiversitätsHotspots Deutschlands. 50 Jahre lang haben dort kaum Eingriffe stattgefunden. Mit bisher 6500 nachgewiesenen Arten ist das 270 Hektar große Gebiet ein Eldorado für Taxo
nomen. Und, dank Klaus Mandery und seiner engagierten Mitstreiter, eines der bestuntersuchten Gebiete der Republik. Von den etwa 500 in Bayern vorkommenden Wildbienenarten haben sie auf der Fläche bereits 209 nachgewiesen. Erst vor kurzem konnte sich Klaus Mandery wieder über einen spektakulären Fund freuen: die Sandbiene Andre-na rosae. »Blutrot und wunderschön anzusehen«, erzählt der Forscher fast ehrfürchtig. »Wenn ein Wildbienenfreund die in die Hand bekommt, ist das ein ganz besonderer Moment!« Kein Wunder, mit dem Fund in Ebern konnte die Art gerade einmal an drei Stellen in Bayern nachgewiesen werden.
Dass die seltene Sandbienenart dort wieder vorkommt, ist allerdings kein Zufall, da ist sich Mande
Steckbrief WildbienenKlasse: Insekten (Insecta)Überfamilie: Wildbienen (Apoidea)Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)Unterordnungen: Pflanzenwespen (Symphyta) und Taillenwespen (Apocrita)Schutzstatus: alle Arten geschütztGefährdung: 54 % aller in Bayern vorkommenden Arten stehen auf der Roten Liste.
ExperteDr. Klaus Mandery, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Haßberge, ist mittlerweile eine Koryphäe in Sa-chen Wildbienen.
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Wildbienen: Die unbekannte Vielfalt
Ob unsere Landschaften in Zukunft mannigfach belebt oder eintönig sein werden, hängt nicht nur von der Politik ab, sondern auch von Menschen wie Klaus Mandery. Der Vorsitzende der BNKreisgruppe Haßberge gehört zu jener immer seltener werdenden Spezies der Artenkenner, die unermüdlich die Vielfalt der bayerischen Natur erforschen, dokumentieren und fördern. Seine größte Leidenschaft: die Wildbienen.
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nicht existieren, wie etwa die Mohnbiene (Osmia papaveris). Das schöne Tier baut sein Nest in den Sandboden und kleidet es mit leuchtend roten Mohnblättern aus. Ihre Larven füttert es ausschließlich mit Kornblumenpollen.
Das gleiche Prinzip gilt natürlich auch andersherum: Über Jahrmillionen hinweg haben sich Blüten an die speziellen Mundwerkzeuge von Insekten angepasst, sodass manche bei der Bestäubung komplett von einer Art abhängig sind. Deswegen sind die Wildbienen für das Wachsen und Werden in der Natur auch unentbehrlich: Insgesamt bestäuben sie ein viel breiteres Spektrum von Pflanzen, als dies die Honigbiene alleine vermag.Heidi Tiefenthaler
ry sicher. Seit 2009 pflegen Aktive des BN und des von Mandery gegründeten Instituts für Biodiversitätsinformation (IfBI) Flächen auf dem Militärgelände, auf denen auch Fotovoltaikanlagen stehen. Sie mähen nur sparsam und an den Rändern gar nicht, sodass Wilde Möhre, Waldengelwurz oder Bärenklau prächtig wuchern und blühen können – ein gedeckter Tisch für Andrena rosae, die auf Doldenblütler angewiesen ist.
All das war weniger leicht zu erreichen, als es sich heute anhört. Jahrelang kämpfte der BN gegen eine OffroadAutorennstrecke, die auf dem ehemaligen Militärgelände entstehen sollte. Es war ein langer und zäher Kampf mit gerichtlichen Auseinandersetzungen, der schließlich mit einem Kompromiss endete. Die Stadt Ebern durfte einige Flächen an eine Solarfirma verpachten. Die Pflege übernimmt dort der BUND Naturschutz. Viele andere Bereiche dienen künftig ausschließlich der Forschung, dem Artenschutz und der Umweltbildung.
Doch nicht nur auf dem Ebener Übungsplatz, überall in den Kommunen, auf landwirtschaftlichen Flächen und letztlich auch in den Privatgärten gehe es darum, wieder mehr Blütenvielfalt für die Wildbienen entstehen zu lassen, sagt Klaus Mandery. »In den 1960er und 1970erJahren haben viele Wildbienenarten sehr gelitten. Da kann man einen direkten Zusammenhang zur Industrialisierung der Landwirtschaft herstellen.« Ausgeräumte und zersiedelte Landschaf
ten, Blütenarmut und Pestizide machen allen Bienen zu schaffen. Wenigstens mit einem Problem müssen sich die Wildbienen im Vergleich zur Honigbiene jedoch nicht herumschlagen: Von der Varroamilbe haben sie nichts zu befürchten und mit anderen Parasiten leben die widerstandsfähigen Tiere in einer Art friedlichen Koexistenz.
Spezialisten sind anfälligWeil die meisten Wildbienen Einzelgänger sind, breiten sich Krankheiten auch nicht so schnell aus wie bei den Honigbienen. Nur die wenigsten von ihnen leben in sozialen Gemeinschaften. Meist baut das Weibchen eine eigene Nistanlage in der Erde. Aber es gibt auch Spezialisten, die Hohlräume in dürren Stängeln, in Felsen und im Totholz nutzen oder ausschließlich in verlassenen Eichengallen oder Schneckenhäusern nisten. Die Kuckucksbienen schließlich machen es ihrem Namensgeber nach und legen ihre Brut in fremden Nestern ab. Gerade diese hochgradige Spezialisierung ist es, die Wildbienen auch sehr verletzlich gegenüber Umweltveränderungen macht. Ein Drittel aller heimischen, nestbauenden Arten haben ihre Lebensweise komplett auf bestimmte Blumen abgestimmt. Ohne sie können diese Spezialisten
Naturschauspiel in FarbeDie Mohnbiene hat ihre Lebensweise ganzauf zwei Ackerblumen abgestimmt. Ihr Nest baut sie in den Sandboden und kleidet es mit leuchtend roten Mohnblättern aus. Die Larven füttert sie später ausschließlich mit Kornblumenpollen.
Mehr Infoswww.bund.net/themen_und_projekte/aktion_wildbienen www.buw-bayern.de
Sie wollen selbst etwas für die Wild-bienen tun? Auf www.bund.net/wildbienen finden Sie eine Liste mit wildbienenfreund-lichen Pflanzen für Ihren Garten und Infos zum Bau von Nisthilfen. Kostenlo-ser Download einer ausführlichen Wild-bienenbroschüre unter www.kurz-link.de/wildbienen, Kurzversion unter www.kurzlink.de/wildbienen-kurz
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Zu den großen Erfolgen des nordbayerischen Naturschutzes zählt, dass es gelungen ist, mehrere Mili
tärübungsplätze der amerikanischen Armee nach de ren Abzug zu Naturschutzgebieten zu machen. Denn so paradox es im ersten Moment klingt, viele sind durch die besondere Nutzungsform – einerseits keine Landwirtschaft, andererseits wiederkehrendes »Zerpflügen« durch Panzerketten – zu Juwelen des Artenschutzes geworden.
Ein besonderes Prachtstück liegt am östlichen Stadtrand von Erlangen, nämlich das Naturschutzgebiet Tennenloher Forst mit einer fast 2,5 Kilometer langen und bis zu 500 Meter breiten sandigen Freifläche, die die USArmee lange als Panzer und Gefechtsübungsplatz genutzt hatte. Es gehört zu einer Achse von SandLebensräumen, der fränkischen SandAchse, die sich vom Nürnberger Südosten über Fürth, Erlangen und Forchheim bis nach Bamberg erstreckt und dort, wo sie noch erhalten ist, eine sehr artenreiche Magervegetation mit einer ganz eigenen Tierwelt bietet. Der Tennenloher Forst ist zugleich der nordwestliche Teil des Nürnberger Reichswalds, eines großflächigen Waldge
biets, das von Roth im Süden Nürnbergs im weiten Bogen bis nach Erlangen im Nordwesten reicht.
Nachdem die Amerikaner das Gelände freigegeben hatten, gab es zunächst Überlegungen, die Sandfläche einfach wieder bewalden zu lassen. Doch dagegen erhoben die Naturschützer Einspruch. Sie konnten nachweisen, dass vor allem die aufgelockerten Waldränder von zahlreichen seltenen Arten besiedelt waren. So entstand die Idee, das Gebiet als Weidefläche für PrzewalskiPferde zu nutzen, die die Freiflächen fressend von der Verbuschung freihalten. Diese beinahe ausgestorbene, nur in Zoos erhalten gebliebene UrwildpferdeRasse wird dort auf ihre Auswilderung in der Mongolei, Kasachstan und China vorbereitet.
Vom Parkplatz folgen wir dem großen Wegweiser »Royal Rangers Erlangen« und erreichen nach 300 Metern einen großen Felsblock mit einer vergoldeten Skulptur. Direkt dahinter sehen wir die ehemaligen Schießstände der Panzer. Wir biegen nach links in den »Heuweg« ein, der zwischen einem schönen, aufgelockerten Waldrand und dem Zaun der Pferdekoppel in östlicher Richtung verläuft. Informationstafeln erklären immer wieder, was man dort beobachten kann.
Nach einem knappen Kilometer erreichen wir den ehemaligen Kugelfangwall, der dort 35 Meter hoch aus Bauschutt aufgeschüttet wurde, heute aber dicht bewachsen ist und einen herrlichen Ausblick sowohl nach Süden über Nürnberg als auch nach Norden Richtung Fränkische Schweiz erlaubt. Bei klarem Wetter kann man von dort das »Walberla« sehen, die Ehrenbürg bei Forchheim.
Dann gehen wir den Heuweg weiter bis zum Ende der Koppel, der wir auf einem sandigen Weg nach rechts folgen. Wo wir wieder auf einen Forstweg treffen, kehren wir zur Pferdekoppel zurück und folgen ihrer Umzäunung, bis wir die Koppel umrundet und den Skulpturstein wieder erreicht haben. Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz am Naturschutz-gebiet Tennenloher Forst (Erlangen, Kreuzung Kurt-Schumacher-Straße / Weinstraße – etwa 350 Meter von der Bushaltestelle Walderlebniszentrum (leider nicht beschildert; Trampelpfad zur Brücke über die Schnell-straße)Länge/Gehzeit: ca. 8 Kilometer / 2,5 StundenHöhenunterschied: knapp 100 MeterWegcharakter: Befestigte Forststraßen (meist nicht geteert), Wald- und WiesenwegeEinkehr: Entlang des Weges keine (Kalchreuth oder E rlangen)Wanderkarte: Nicht erforderlich (Weg nach Kalchreuth VGN-Wanderführer »Sandspaziergänge rund um Nürnberg«, Tour Nr. 1 »Quer durch den Sebalder Reichs-wald«) www.sandachse.de/Wandertipps.html
Einzigartiger LebensraumWo Panzer ein Juwel des Naturschutzes hinterließen: die Sandgebiete im Sebalder Reichswald.
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Gerettete Landschaften entdecken
Unterwegs auf der SandAchseWer noch nie eine Blauflügelige Ödlandschrecke gesehen hat, wird ihr hier kaum entkommen. Aber auch PrzewalskiUrwildpferde, Segelfalter und unzählige botanische Kostbarkeiten lassen sich auf diesem schönen Rundweg durch den Sebalder Reichswald entdecken. Auch für den Spätwinter und Vorfrühling ein reizvoller Spaziergang.
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Zu Friends of the Earth Japan hat der BN schon vor der Reaktorkatastrophe Kontakte. Hubert Weiger
war bereits vor dem AtomUnfall in Fukushima zu Vortragsreisen in Japan und warb für Energiewende und Atomausstieg. 2012, im Jahr nach dem Atomunfall, haben wir beide bereits die Region besucht. Diesmal waren wir gespannt darauf, uns selbst ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. Wie geht es den Menschen in der Region? Darüber hinaus wollten wir politische Gespräche führen, für die Energiewende werben und der AntiAtomBewegung in Japan durch Öffentlichkeitsarbeit mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Begleitet haben uns auf unserer Reise Akiko Yoshida, eine sehr engagierte, unermüdliche Aktivistin der Partnerorganisation des BUND, Friends of the Earth Japan, und der Japanologe Dr. Hiroomi Fukuzawa aus Berlin.
Gleich am ersten Abend treffen wir in einem Bauernhofladen mit Café eine Widerstandsgruppe. Diese Menschen kämpfen dafür, dass sie neutral über die Gefahrensituation informiert werden und klagen auf bessere Entschädigung. Die Bauernfamilie ist selbst betroffen: Ein Großteil ihrer Felder wurde radioaktiv verseucht und viele Kunden blieben weg. Jetzt nutzt sie die Felder, die weniger belastet sind, weiter und gibt auf jedem einzelnen Produkt, das verkauft wird, den Strahlenwert an – ein Versuch, sich irgendwie die wirtschaftliche Existenz zu bewahren. Schon dieser erste Abend ist für uns erschütternd: Es wird klar, dass der Staat die Menschen mit ihren Nöten völlig allein lässt. Hochrangige Politiker verharmlosen die Gefahren. Umso mehr Respekt empfinden wir für die Menschen, die hier bleiben und zu helfen versuchen. Wie nach Tschernobyl sind es auch diesmal oft die Frauen und Mütter, die sich der AntiAtomkraftArbeit verschrieben haben.
Unsere nächste Station ist die Großstadt Fukushima (zu deutsch »Glücksinsel«), rund 50 Kilometer von der Küste entfernt. Die Fahrt dorthin ist gespenstisch: Wir reisen durch eine wunderschöne Landschaft mit herbstlichen Wäldern, kleinen Reisfeldern und Apfelplantagen – gleichzeitig haben wir im Hinterkopf den Gedanken, dass diese Region schwer verstrahlt wurde und 150 000 Menschen ihre Heimat verlassen mussten. Wir besuchen eine neue Deponie, in der strahlende Überreste von »Dekontaminierungsarbeiten« gelagert werden: eine Fläche, so groß wie 15 Fußballfelder, mit riesigen Plastiksäcken voller Erde, Laub und Zweigen. Unsere Reaktion ist fassungsloses Entsetzen. Es ist ein ebenso hilfloser wie unwirksamer Versuch, mit der Strahlung fertigzuwerden. Die Säcke werden nur ein paar Jahre dichthalten.
Bei der Weiterfahrt sehen wir von einem Hügel aus in wenigen Kilometern Entfernung die vier zerstörten Atomreaktoren. Noch immer versuchen hier Arbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen, Schlimmeres zu verhindern. Derzeit ist Japan ein atomstromfreies Land. Alle 54 Reaktoren sind abgeschaltet. In Fukushima selbst empfangen uns Vertreter der Präfektur. Wir bitten sie, die Information und den Schutz der Bevölkerung voranzutreiben.
In Tokyo erwarten wir mit Spannung das Gespräch mit Naoto Kan, der zur Zeit des Tsunamis Premierminister Japans war. Die Begegnung und Diskussion mit diesem Mann, der durch die Reaktorkatastrophe zum Atomkraftgegner wurde, ist bewegend. Er sichert uns zu, auf Einladung des BUND nach Deutschland zu kommen und über seine Erfahrungen mit dieser unbeherrschbaren Technologie zu berichten.
Am Ende unserer Reise haben wir trotz all der deprimierenden Eindrücke ein Gefühl der Bereicherung, weil wir erfahren haben, dass Menschen auch in einer so schlimmen Situation nicht den Mut verlieren. Wir sind überzeugt: Es ist wichtig, sich international zu vernetzen und sich gegenseitig Mut zu machen, um den weltweiten Ausstieg aus der Atomenergie voranzutreiben.Hubert Weiger, Richard Mergner
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Bewegende ReiseBN-Vorsitzender Hubert Weiger und BN-Landesbeauf-tragter Richard Mergner trafen sich in Japan mit Umweltschützern (Bild oben) und Politikern, um den Ausstieg aus der Atomkraft voranzu-treiben. Links ein Blick auf die zer-störten Reaktoren.
Vor Ort in Fukushima
»Gegenseitig Mut machen«Im Oktober vergangenen Jahres reisten der BNVorsitzende Hubert Weiger und der Landesbeauftragte Richard Mergner nach Japan in die Region Fukushima. Sie sprachen mit japanischen Umweltschützern und machten sich selbst ein Bild von der Lage in der Region. Ihr Eindruck: Auch eine HochtechnologieNation wie Japan ist hilflos im Umgang mit den Folgen einer Katastrophe dieses Ausmaßes.
28 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-15]
Steigerwald: ernsthafte Bewerbung als Weltnaturerbe?Die Staatsregierung hat sich lange einer Diskussion über
einen besseren Waldschutz und einen Nationalpark im Steigerwald verweigert. Vor Ort war man da schon weiter: 2014 wies der Landkreis Bamberg ein Waldschutzgebiet aus und die Zustimmung der Bürger zu einem Nationalpark wächst stetig weiter. Das veranlasste die Regierung im November, den Steigerwald als UNESCOWeltnaturerbe vorschlagen zu wollen – eine Initiative, die ursprünglich ebenfalls aus der Region stammt. Der BUND Naturschutz (BN) unterstützt diesen Schritt, sofern die Bewerbung glaubwürdig vorangetrieben wird. So braucht es dafür zwingend ein großflächiges und von jeglicher Nutzung befreites Schutzgebiet. Zwar hat sich Umweltministerin Ulrike Scharf klar für ein Weltnaturerbe ausgesprochen, doch auch die Option eines Weltkulturerbes ist im Gespräch. Dadurch soll offensichtlich – wohl auf Druck der Nationalparkgegner – ein verbesserter Schutz der Staatswälder im Steigerwald verhindert werden. Für den BN bedeutet das, sich auch künftig tatkräftig für einen Nationalpark Steigerwald einzusetzen.
BN entlarvt strahlendes SchnurtelefonVor einiger Zeit kam mit dem »Telekom Sinus PA 206+1« ein
Schnurlostelefon mit zusätzlichem Schnurhörer auf den Markt – ausgezeichnet mit dem Blauen Engel als strahlungsarm und energiesparend. Tatsächlich handelte es sich aber um einen echten »Dauerstrahler«, wie ein Test des BUND Naturschutz ergab. Ursache dafür war ein Programmierfehler. Die Telekom zog das Modell daraufhin zurück und behob den Fehler. Wer sich bis dahin aber einen der Apparate in gutem Glauben gekauft hatte, weiß zumeist bis heute nicht, dass er ein fast ständig strahlendes Telefon zu Hause stehen hat. Eine Information der Telekom an die Öffentlichkeit oder gar einen Rückruf bereits verkaufter Geräte hat es nicht gegeben. Um hier Abhilfe zu schaffen, bietet der BN auf seinen Internetseiten die nötigen Infos an, wie sich überprüfen lässt, ob man eines der fehlerhaften Geräte besitzt und wie man dieses gegebenenfalls umtauschen kann. Eine unerfreuliche Eigenschaft weist das Modell aber weiterhin auf: Gleichgültig, welche Aktion man am Basisgerät durchführt – etwa den Anrufbeantworter abhören –, das Telefon fängt erst einmal wieder kurz zu strahlen an. Weitere Infos: www.bund-naturschutz.de/mobilfunk
Verwirrung um B 15 neuDie Freude bei allen Naturschützern war riesengroß:
Am 19. Januar verkündete Innenminister Joachim Herrmann, dass die autobahngleiche B 15 neu südlich von Landshut vom Tisch ist. Es wäre nach 40 Jahren endlich das Aus für ein unsinniges Straßenbauprojekt gewesen. Doch Vertreter der bayerischen Wirtschaft liefen Sturm gegen dieses Signal in Richtung einer zukunftsfähigen Verkehrspolitik. Ende Januar verkündete Ministerpräsident Horst Seehofer, dass das umstrittene Straßenbauprojekt nun doch bis Haag fortgesetzt werden solle (Stand bei Redaktionsschluss). »Dennoch zeigt sich«, so BNLandesbeauftragter Richard Mergner, »dass die bisherige Betonpolitik der Staatsregierung Risse bekommt. Wir hoffen, dass sich auch bei Ministerpräsident Horst Seehofer die Einsicht durchsetzt.« Ein ausführlicher Bericht folgt in der nächsten Natur+Umwelt.
BN-Vorstand trifft SPD-LandtagsfraktionEnde November traf sich der Vorstand des BUND Naturschutz
(BN) mit der SPDLandtagsfraktion. Die zentralen Themen waren dabei der überbordende Flächenfraß, die Landesplanung in Bayern, die dezentrale Energiewende in Bürgerhand und die aktuellen Planungen zum Hochwasserschutz. Einig war man sich in der Kritik an der Staatsregierung, die die Regionalplanung schwächt und damit die kommunale Konkurrenz beim Ausweisen von neuen Gewerbe gebieten fördert. Der BNLandesvorstand regte dazu eine innerparteiliche Diskussion der SPD mit ihren kommunalen Mandatsträgern an. Auch das Ausbremsen der Windkraft durch die bayerische Abstandsregelung für Windräder und die verschlechterten Rahmenbedingungen für die Erneuerbaren Energien auf Bundesebene stießen einhellig auf Ablehnung. Der BNVorstand trifft alle Fraktionen des bayerischen Landtags hin und wieder, um umweltpolitische Themen zu besprechen.
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Fünf Jahre gentechnik- freies BayernIm Herbst 2014 jährte sich
der Anbaustopp genetisch veränderter Pflanzen in Bayern zum fünften Mal. Sowohl der Anbau als auch die staatlichen und firmenfinanzierten Freisetzungsversuche sind seither beendet – ein großer Erfolg für alle Natur und Umweltschützer. Der Kampf des BUND Naturschutz (BN) gegen erste bayerische Freilandversuche begann bereits 1993. Vier Jahre darauf scheiterte das Volksbegehren »Gentechnikfrei aus Bayern« zwar mit 4,9 Prozent Beteiligung, doch konnte es das Thema ins Bewusstsein vieler Bürger rufen. Ab 2003 organisierten der BN und das »Bündnis für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft« mehrere Groß demon strationen und leisteten viel Aufklärungsarbeit. Als in den Folgejahren auch die Politik erkannte, dass sich die Risikotechnologie nicht gegen den Willen der Mehrheit durchsetzen konnte, stellte man im Herbst 2009 die Freilandversuche ein. Doch auch künftig bleibt viel zu tun: So sollte sich Deutschland in der EU für ein Verbot gentechnisch veränderter Pflanzen und für die Kennzeichnung von Fleisch, Milch und Eiern einsetzen, die mit gentechnisch modifizierten Futtermitteln erzeugt wurden.
Donau-Ausbau ökologisch verbessern!N ach jahrzehntelangen Untersuchungen und Ausein
andersetzungen wird es allmählich ernst mit dem DonauAusbau zwischen Straubing und Vilshofen. Am 30. Oktober endete die Frist für Einwendungen zum Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt StraubingDeggendorf. Auch die Umweltverbände haben ihre Stellungnahmen abgegeben. Zwar sind die Staustufenpläne vom Tisch, doch das Potenzial für ökologische Verbesserungen ist auch jetzt noch groß. So sollten aus Sicht des Naturschutzes die ursprünglich für die Staustufen und Seitenkanäle angekauften Grundstücke jetzt für den natürlichen Hochwasserschutz eingesetzt werden. »Wir müssen den Flüssen ihre Auen zurückgeben. Nur so lassen sich die in den letzten Jahrzehnten erheblich beschleunigten Hochwasserspitzen wieder abbremsen und entzerren und damit die Hochwassergefahr für Unterlieger wie Passau entschärfen«, erklärte der BNVorsitzende Hubert Weiger bei einem Pressetermin.
Umweltministerin zu Gast beim BNSchon kurz nach ihrem Amtsantritt im September 2014 kam die neue
bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf zu einem intensiven Austausch in eine Sitzung des BUND NaturschutzLandesvorstands. Die stellvertretende BNLandesvorsitzende Doris Tropper appellierte dabei an die Ministerin, den Flächenschutz zu einem ihrer Schwerpunktthemen zu machen. Des Weiteren zeigte sich Tropper erfreut über die Zusage der Ministerin zu einem gemeinsamen Pressetermin, bei dem BN und Staatsregierung auf das positive Wirken des Bibers für einen natürlichen Hochwasser und Auenschutz aufmerksam machen wollen. Bei einem weiteren Termin will man das Potenzial der natürlichen Wasserrückhaltung im Donauraum thematisieren. Gemeinsamkeiten stellte der Landesvorstand auch bei der Umweltbildung, beim Ziel eines auch künftig gentechnikfreien Bayerns und beim Schutz des Grund und Trinkwassers vor Überdüngung fest. Als Konfliktfall hingegen benannten die BNVertreter das Festhalten am Ausbau kleiner Wasserkraftwerke.
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Fünf Grad, Nieselregen: Skiunterwäsche, Thermohose, zwei Paar Socken, dünner Pulli, dicker Pulli,
Halstuch, Anorak, Mütze, Handschuhe. In der Einweisung für die Krötenhilfsaktion hieß es, nicht mit warmen Klamotten sparen! Hab’ ich getan. Was der Kleiderschrank hergab und unter den Anorak passte, wurde angezogen. Während wir zu unserem Einsatzort trotten, stelle ich mir immer wieder die Frage, wie um Himmels Willen Kröten bei so einem Wetter an Sex denken können?
Doch sie tun es! Gleich beim ersten Tier, das wir im Zwielicht ausmachen können, handelt es sich eigentlich um zwei. Ein sogenanntes Klammerpärchen. Die kleinere, männliche Kröte sitzt auf dem weiblichen Tier und lässt sich zum Laichgewässer tragen – oder ließe sich vom Weibchen dorthin tragen, wenn wir nicht schneller wären, beide von der Straße pflücken und per Hand sicher hinüberbringen würden.
Bestes WanderwetterIm Gegensatz zu den anderen Helfern vor Ort ist für mich das morgendliche Krötensammeln eine vollkommen neue Erfahrung. Beim Zaun angekommen, wissen alle, was zu tun ist: Warnweste und Arbeitshandschuhe anziehen, Stirnlampe aufsetzen, Block und Stift in die Tasche stecken, dann kann’s losgehen. »Bestes Wanderwetter«, meint Beate Rutkowski noch, dann ist die Biologin auch schon Richtung Zaunende verschwunden. Die Vorsitzende der BNKreisgruppe Traunstein managt gemeinsam mit ihren BNKollegen seit 25 Jahren ehrenamtlich die Hilfsaktionen während der Amphibienwanderung im Landkreis Traunstein.
Und tatsächlich, schon beim ersten Eimer, über den ich mehr oder weniger stolpere, ist der Boden nicht mehr zu sehen. Krötenaugen, beine und leiber
Ehrenamt im BUND Naturschutz
Fürs Erste gerettetAn mehr als 450 Amphibien
Wanderwegen bringen Aktive des BN jedes Jahr über
700 000 Frösche, Kröten und Molche sicher über die Straße –
eine der größten Arten und Tierschutzaktionen Deutschlands.
Heidi Tiefenthaler hat sich noch vor dem Morgengrauen unter die
Freiwilligen gemischt.
Klauben und KlammernDie Helferinnen und Helfer klau-ben unzählige Kröten von den Straßen, während diese versu-chen, ihre Laichgewässer zu errei-chen – oft als »Klammerpärchen« wie diese beiden Erdkröten.
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schauen mir daraus entgegen. Und während ich noch tief einatme, hat Lukas bereits beherzt zugegriffen. Der Schüler ist dieses Jahr schon zum zweiten Mal dabei und hat keinerlei Berührungsängste. Beate hat uns bei der Einweisung genau erklärt, wie wir Männchen und Weibchen der Erdkröten unterscheiden können und welche Arten es sonst noch in den Eimern zu finden gibt: Grasfrösche, mit viel Glück auch einen Springfrosch, Berg oder Teichmolch. Lukas arbeitet sich zügig durch den Eimer, während ich die Strich liste führe: eine Erdkröte männlich, zwei Erdkröten weiblich …
Das Dokumentieren der wandernden Tiere verlangsamt die Rettungsaktion etwas, aber keiner der Helfer möchte darauf verzichten. Gerade diejenigen, die schon seit Jahren dabei sind, kennen »ihren« Übergang inzwischen gut und fachsimpeln darüber, ob heuer wohl mehr oder weniger Tiere als im Vorjahr ankommen, ob eine Tendenz festzustellen sei oder vielleicht eine Veränderung in der Arten und Geschlechterzusammensetzung. »Bei fast allen bricht nach einiger Zeit so eine Art Forscherdrang durch«, sagt Lukas. »Alle wollen wissen, wie sich die Bestände über die Jahre hinweg entwickeln.« Und auch, wenn es gute und schlechte Jahre gibt, manchmal sogar ernüchternde Einbrüche – eins hat sich laut Beate Rutkowski gezeigt: Überall dort, wo nichts getan wird,
nehmen die Bestände ab. »Wo Helfer unterwegs sind oder es Leiteinrichtungen gibt, bleiben sie dagegen mit einiger Wahrscheinlichkeit stabil«, sagt sie. Ein gutes Gefühl für all jene, die sich Jahr für Jahr um sechs Uhr morgens den Schlaf aus den Augen reiben.
Liegenbleiben ist keine OptionSobald der Boden auftaut und die Temperaturen über den Gefrierpunkt steigen, machen sich die Amphibien in den Winterquartieren auf und streben auf ihre Geburtsgewässer zu. Gerade bei den Erdkröten findet das mit einer verblüffenden Gleichzeitigkeit statt, sodass die Tiere in ganzen Pulks an den Zäunen eintreffen. Dort laufen sie entlang und fallen über kurz oder lang in die vergrabenen Eimer, in denen sie ausharren müssen, bis ein freiwilliger Helfer sie aus der misslichen Lage befreit.
In Nächten wie diesen, nicht zu kalt und schön feucht, können beispielsweise am Übergang Freiweidach bei Staudach durchaus zwei bis dreihundert Tiere ankommen. Über die Wanderzeit hinweg laufen hier an die 1500 Lurche auf. Damit ist unser Einsatzgebiet momentan der wichtigste von der Kreisgruppe betreute Übergang. Allen, die sich Jahr für Jahr in Traunstein für die Aktion melden – das Alter variiert zwischen 16 und 81 Jahren – ist klar, dass einfach
Liegenbleiben in solchen Nächten keine Option ist. Wenn die Helfer nicht rechtzeitig auftauchen, müssen die Lurche stundenlang in den Eimern ausharren und werden zur leichten Beute für Krähen und Füchse.
Früher gab es bei Bergen sogar einen Übergang mit etwa 10 000 Tieren jährlich. »Dort gibt es mittlerweile zum Glück Amphibientunnel«, erzählt Beate Rutkowski. Ein Fortschritt, der andernorts trotz intensiver Bemühungen der Kreisgruppe noch auf sich warten lässt. Das zähe Ringen mit Behörden und Politikern um dringend nötige Leiteinrichtungen beschäftigt Rutkowski und ihre Mitstreiter das ganze Jahr hindurch. Am Weitsee, mit 50 000 Tieren größte Amphibien übergang in Bayern, kämpfen sie nun schon seit mehr als zehn Jahren um eine vernünftige straßenbauliche Lösung.
Wir sind inzwischen am vierten Eimer angelangt und zählen bereits über 60 Striche auf unserem Block. Von Tier zu Tier steigt meine Laune. Und auch Hermann Eschenbeck, zweiter Vorsitzender der KG Traunstein, ist hochzufrieden: »Es ist halt wirklich aktiver Artenschutz, was wir hier machen. Man weiß definitiv: Die Kröte, die ich eben über die Straße getragen habe, ist für dieses Jahr relativ sicher an den Laichgewässern angekommen. Jedes Tier, das man in der Hand hatte, ist fürs Erste gerettet!« Ein gutes Gefühl, das die Helfer jedes Jahr wiederkommen lässt, meint Beate Rutkowski. Wie zum Beispiel Dr. Wolfgang Kneitz. Der 67Jährige war der Erste, der sich beim BN Traunstein aktiv für den Amphibienschutz einsetzte. Seit über 30 Jahren kümmert er sich nun schon um die Übergänge in seiner Heimatgemeinde Vachendorf.
Inzwischen hat sich das Wetter gedreht. Ein plötzlicher Kälteeinbruch lässt die Helfer frösteln und jagt fiese Schneeschauer über die noch dunkle Landschaft. Beim letzten Kontrollgang graben wir nur noch vereinzelt Tiere unter der dünnen Schneeschicht hervor. Zeit, für heute die Zelte abzubrechen. Morgen heißt es dann erneut raus aus den Federn und eben mal die Welt retten – oder fürs erste ein paar Hundert Kröten. Aber irgendwo muss man ja anfangen …
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Lukas im SchneeTemperaturen um den Gefrierpunkt und Schneefall: Als Amphibien-retter muss man schon mal hart im Nehmen sein.
Auf der Seite »BN aktiv« berichten wir über unsere Aktiven und ihre vielseitigen
Naturschutzaktionen in ganz Bayern.
Der BN kann immer neue Helfer brau-chen! Wenn Sie ungeschützte Am-phibienübergänge entdecken oder selbst während der Krötenwande-rung helfen möchten, melden Sie sich gerne bei Ulrike Geise, Tel. 0 93 86-9 01 61, u.geise@geise- und-partner.de.
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Die Natur sagt »Danke«Urwüchsige Landschaften, scheue Waldbewohner, frei fließende Flüsse, freude strahlende Kinder in intakter Natur – Bilder, die die Seele berühren.Seit mehr als 100 Jahren setzt sich der BUND Naturschutz erfolgreich für den Erhalt unserer bayerischen Heimat und der Vielfalt ihrer Arten ein. Zeitgemäßer Umweltschutz, wie ihn der BN praktiziert, ist mehr als die Summe einzelner Kampagnen: Er sichert die Lebensgrundlagen für uns, unsere Kinder und Enkel. Zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer engagieren sich aktiv für die Bewahrung unserer Heimat. Wie eine große Familie tragen Sie als Mitglied, Förderer oder Spender mit Ihren Aktivitäten und finanziellen Beiträgen zu dieser Erfolgsgeschichte bei. Sie ermög lichten zum Beispiel:
25 Jahre Grünes Band – eine Idee aus Bayern macht Karriere Steigerwald – das Ziel Nationalpark rückt näher 30 Jahre Wildkatzenschutz Die Rückkehr des Bibers nach Bayern – das erfolgreichste deutsche Wiedereinbürgerungs-
projektDass sich dieser lange Atem schließlich auszahlte, haben wir gerade auch Ihnen zu v erdanken. Erst Ihre Unterstützung ermöglichte es, uns für Bayerns Naturschönheiten einzusetzen und unsere Heimatnatur erfolgreich zu beschützen.Mit Ihrem Engagement haben Sie sich für zeitlose Werte stark gemacht. Für eine gesunde Natur, in der unsere Kinder aufwachsen und das vielfältige Leben um sich herum spielerisch entdecken können. Für tiefe, unberührte Wälder, in denen der Luchs seine Spur zieht. Für gewachsene Heimatland-schaften, die ihr natürliches Gesicht behalten dürfen.Dafür möchte ich Ihnen meinen herzlichen Dank aussprechen. Auch in diesem Jahr wollen wir unser Programm der Hoffnung – für eine Welt, in der Mensch und Natur in Harmonie leben können – mit Beharrlichkeit und Engagement fortführen. Wir werden alles tun, um
wertvolle Flächen durch Ankauf oder Pacht zu schützen und zu pflegen,
bedrohten Tieren und Pflanzen einen Lebensraum zu bieten, Kinder und Jugendliche für die Schätze der Natur zu begeistern, unabhängige Lobbyarbeit für die Natur zu betreiben.
Ohne Ihre wertvolle Hilfe können wir unsere Aufgaben nicht bewältigen und unsere Ziele nicht verwirklichen. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger Landesvorsitzender
Sammelbescheinigungen für Spenden und Mitglieds- beiträgeUm noch mehr Geld in den Natur- und Umweltschutz stecken zu können, wollen wir unsere Verwal-tungskosten weiter senken. Des-halb stellen wir Spendenbeschei-nigungen ab einer Höhe von 200 Euro nur noch einmal im Jahr aus. Für Zuwendungen bis 200 Euro gilt der Bankbeleg für das Finanz-amt. Im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben des SEPA-Lastschriftver-fahrens müssen wir außerdem eine 8-wöchige Widerspruchsfrist einhalten. Aus diesem Grund er-halten Sie Ihre Sammelbescheini-gung über Ihre geleisteten Spen-den- und Mitgliedsbeiträge aus dem Vorjahr erst Anfang März. Be-nötigen Sie nach jeder Einzelspen-de eine Bescheinigung? Rufen Sie uns an: Tel. 09 41-2 97 20 66. Gerne kommen wir Ihrem Anliegen nach.
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In der Regierungserklärung »Heimat 2020« hatte der Heimatminister im Dezember 2014 eine Reihe von
Vorschlägen zur Degradierung der Landesplanung präsentiert, die den Flächenverbrauch in Bayern weiter ansteigen lassen werden. »Söders Heimatstrategie ist dazu geeignet, die Reste intakter bayerischer Kulturlandschaft dem ruinösen Wettbewerb der Kommunen um Gewerbeansiedlungen zu opfern«, sagt BNVorsitzender Hubert Weiger zur »Heimatstrategie 2020«.
2008 hatte Söder noch erklärt: »Die Bayerische Staats regierung hat den Flächenverbrauch als zentrales Umweltproblem erkannt.« Mittlerweile ist ihm diese Erkenntnis offenbar abhanden gekommen. Der Heimatminister betonte in der Regierungserklärung, er mache sich keine Sorgen um den Flächenverbrauch, denn die Kommunalpolitiker wüssten schon selbst am besten, »was für ihre Gemeinde notwendig ist«. Wohin dieses vermeintliche Wissen in den vergangenen Jahren geführt hat, kann man überall in Bayern besichtigen: Gewerbegebiete auf der grünen Wiese breiten sich aus wie Pestgeschwüre, Bayern hält beim Flächenverbrauch eine traurige Spitzenposition unter allen Bundesländern. Stellt sich der Heimatminister so die Zukunft des Freistaats vor: verbauen, versiegeln, verkaufen?
Konkret sieht die Heimatstrategie eine »Überarbeitung« des Landesentwicklungsplans in zwei Bereichen vor. Zum einen soll das sogenannte »Anbindegebot« ge lockert werden. Dieses hat bislang die Ausweisung von Bau oder Gewerbegebieten, die sich nicht in direkter Nachbarschaft zu bestehender Bebauung befinden würden, eingeschränkt. Man muss kein notorischer Schwarzseher sein, um zu ahnen, dass dadurch freie, unberührte Landschaft in Bayern noch massiver zersiedelt würde als bisher.
Ruhezonen in den Alpen gefährdetEine weitere geplante Maßnahme: Die sogenannten »Zielabweichungsverfahren« sollen »erleichtert« werden. Diese Verfahren sind notwendig, wenn ein Projekt gegen verbindliche Ziele der Landesentwicklung verstößt und trotzdem realisiert werden soll. Positive Bescheide sind bisher nur möglich, wenn ein Projekt einen atypischen Einzelfall darstellt, der die Grundzüge der Landesplanung nicht berührt. Die vorgesehene Lockerung würde weitere Bebauung auf der grünen Wiese und Eingriffe in die Ruhezonen der Alpen ermöglichen. Bisher sind über 40 Prozent des bayerischen Alpenraumes als Ruhezonen vor Verkehrs und Tourismusinfrastruktur geschützt. Seit dem Inkrafttreten des Alpenplans 1972 wurde noch nie eine Ausnahme mittels Zielabweichungsverfahren zugelassen. Mit einer Erleichterung dieses Verfahrens drohen nun auch diese Ruhezonen zu fallen. Aktuell planen Liftbetreiber im Landkreis Oberallgäu ein Zielabweichungsverfahren für eine Liftneuerschließung und einen Skipistenneubau am Riedberger Horn. Eine Genehmigung wäre ein Präzedenzfall, der eine Lawine weiterer Anträge nach sich ziehen würde.
»Der BUND Naturschutz lehnt diese Fehlplanung ab und fordert die Bayerische Staatsregierung auf, endlich eine wirksame Strategie gegen den horrend hohen Flächenverbrauch vorzulegen«, so der BNLandesbeauftragte Richard Mergner. Der BN hat dazu gemeinsam mit dem LBV einen 10PunktePlan vorgelegt. Dieser setzt auf eine starke Landesplanung, die den Kommunen einheitliche Regeln bei der Ausweisung von neuen Siedlungsgebieten vorschreibt. Nur so kann das Dumping im Umgang mit der wertvollen Ressource Boden durchbrochen werden. (lf)
Müssen wir wirklich alles vollbauen?Mit der neuen »Heimatstrategie« könnte es auch in den bayerischen Alpen eines Tages so aussehen wie hier in Frankreich – Hotelburgen statt unberührter Natur.Fo
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Droht eine Welle des Flächenverbrauchs?
Verbaut, versiegelt, verkauft
»Heimat Bayern 2020« heißt das neue Strategie
papier aus dem Heimatministerium von Minister Markus Söder. Es ist eine
Weichenstellung in die falsche Richtung: eine
Kampfansage an jegliches Bemühen um Flächen
schutz und ein Freibrief zur Zersiedelung der
Landschaft.
34 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-15]
I n Bayern hat der Flächenverbrauch wieder stark zugenom
men. Nach den im November vergangenen Jahres veröffentlichten Zahlen des bayerischen Landesamts für Statistik wurden im Jahr 2013 für Siedlungs und Verkehrszwecke täglich 18,1 Hektar oder 26 Fußballplätze verbraucht. Eine Steigerung um 6,5 Prozent gegenüber dem täglichen Verbrauch von 17 Hektar im Jahr 2012. In vielen Kommunen ist offenbar die Erkenntnis noch nicht angekommen, dass die Ausweisung immer neuer Gewerbe gebiete keine Lösung von Wirtschaftsproblemen sein kann.
Ein völlig überdimensioniertes und besonders naturzerstörendes Gewerbegebiet konnte der BN in Franken verhindern – wie so oft aber erst auf dem Gerichtsweg. Bereits im Jahr 2001 hatte ein Zweckverband aus mehreren Kommunen im Landkreis Ansbach ein 240 Hektar großes Areal wie Sauerbier für die damals geplante neue Produktionsstätte von BMW angeboten. BMW ging dann aber nach
Leipzig. Weil man das Gebiet aber schon mal gedanklich verbraucht hatte, blieb das Vorhaben als »Interkommunaler Gewerbepark Interfranken« in der Planung. Ein ganzer Talraum mit vielen wertvollen Lebensräumen sollte zugebaut werden. Der BUND Naturschutz klagte seit Herbst 2011 zusammen mit Privatpersonen aus dem eigens gegründeten Bürger forum gegen die Baugenehmigung für die ersten 80 Hektar. Im Oktober 2014 entschied dann der 9. Senat des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes: Die Baugenehmigung ist aufgrund von Mängeln und Verstößen rechtswidrig. Eine Revi sion gegen das Urteil wurde nicht zugelassen. Trotz aller Freude über den juristischen Sieg bedauern Bürgerforum und BN den noch nicht absehbaren gesellschaftlichen und finanziellen Schaden, der hier ohne Not von einer bürgerfernen Politik angerichtet wurde. Die Region wurde, trotz jahrelanger Warnungen, in eine tiefe Spaltung geführt und es wurden Millionen Euro Steuergelder für ein
Projekt verschwendet, dessen Wirtschaftlichkeit nie gegeben war.
In Weiden in der Oberpfalz droht eine Fehlentscheidung ähnlichen Ausmaßes: Am westlichen Stadtrand befindet sich ein Erholungswald, der eine Ausweisung als Bannwald verdienen würde. Zurzeit wird der Wald rentabel bewirtschaftet und bietet dabei zahlreichen geschützten Tierarten Lebensraum. In diesem Gebiet will die Stadt Weiden 75 Hektar Wald roden, um ein neues Gewerbegebiet auszuweisen. Weil es sich um Staatswald handelt, möchte die Stadt einzelne, eigens zu diesem Zweck erworbene Waldgrundstücke in Franken gegen den stadtnahen Wald tauschen. Sobald der Staatswald bei Weiden in den Besitz der Stadt übergeht, hätte die Stadt freie Hand, einen Kahlschlag durchzuführen. Nach einer beispiellosen Werbekampagne von SPD und CSU sowie dem persönlichen Einsatz mehrerer CSULandtagsabgeordneter wurde 2014 das Zustimmungsquorum in einer Bürgerabstimmung (»Sind Sie für neue Arbeitsplätze in Weiden?«) knapp erreicht. Dabei stehen auch in Weiden 5,5 Hektar Gewerbeflächen leer. Besonders zynisch: Das Vorhaben fällt ausgerechnet in das Jahr 2015, das von der Bayerischen Staatsregierung zum »Aktionsjahr Waldnaturschutz« ausgerufen wurde. Das Tauschgeschäft müsste von Landwirtschaftsminister Brunner ab gesegnet werden.
Eine Petition, mit der der BN sich an den Baye rischen Landtag gewandt hatte, wurde Ende Januar aus sachlich nicht nachvollziehbaren Gründen abgelehnt. Landesverband und Kreisgruppe werden sich aber ungeachtet dessen weiter für den Erhalt des Waldes einsetzen.(lf)
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Unnütz?In der Oberpfalz sollen hektarweise wertvoller Kiefern-mischwald für ein riesiges Gewerbe-gebiet geopfert werden – trotz vor-handener Gewer-beflächen, die leer stehen!
Neue Gewerbegebiete treiben Flächenfraß in die Höhe
Nichts dazugelerntObwohl in zahllosen bayerischen Kommunen Gewerbeflächen leer stehen, weisen die Gemeinden riesige neue Gebiete aus – auf Kosten der Natur. Der BN konnte ein gigantomanisches Projekt in Franken vor Gericht stoppen, doch in der Oberpfalz sollen hektarweise Wald geopfert werden.
[1-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 35
Bereits seit 2005 engagiert sich der BN zusammen mit dem
Landesverein für Heimatpflege und dem Verband Bayerischer Geschichtsvereine dafür, dass der niederbayerischen Donauregion das UNESCOPrädikat »Welterbe der Kultur und Natur« zuerkannt wird. Die einzigartige Natur und Kulturlandschaft zeichnet sich aus durch ökologische Schutzwürdigkeit,
Jahrtausende lange Siedlungskontinuität und kulturhistorische Strahlkraft.
Auf dem Podium des Donaukongresses Anfang Dezember 2014 zeigte sich, dass viele Kommunalpolitiker die WelterbeIdee bereits unterstützen. Bereits rund 75 Prozent der Städte und Gemeinden an der niederbayerischen Donau haben sich der »Initiative Welterbe«
angeschlossen. Um die Unterstützung der restlichen Kommunen zu erhalten und die Aufnahme in die nächste WelterbeListe zu forcieren, ini tiierte Dieter Scherf vom BNLandesvorstand einen Arbeitskreis mit Vertretern der Kreisgruppen Passau, Deggendorf und Straubing. Zusammen mit den Spitzen der HeimattagVerbände warb der BN auf zwei Pressefahrten 2014 für die Idee.
Im Juli führte die erste Fahrt nach Künzing, wo Funde aus der Jungsteinzeit bäuerliche Landnutzung an der Donau belegen, und zum Kloster Niederalteich. Die zweite Fahrt im November beschäftigte sich mit der Geschichte und Natur Straubings. Stationen waren das historische Zentrum der 1218 gegründeten Stadt, der Friedhof St. Peter mit seiner romanischen Basilika und über 1000 Grabdenkmälern aus sieben Jahrhunderten, sowie das stadtnahe Donauschutzgebiet Pillmoos, wo Auwiesen ein Refugium für bedrohte Tier und Pflanzenarten bilden. Kurt Schmid (as)
Fleißige Sammler: Zum sechsten Mal schon sammelten Schülerinnen und Schüler der Realschule Vilsbiburg Geldspenden für den BN. Bei der Haus und Straßensammlung 2014 erreichten sie ein Ergebnis von 4095 Euro. Wie in den vergangenen Jahren erhielten sie im September von der BNOrtsgruppe Vilsbiburg Jungbäume
und Sträucher zum Einpflanzen in den eigenen Garten als Prämie. Vorsitzender Stefan Englbrecht (2. v. li.) bedankte sich bei den Sammlern für ihre Unterstützung. Die Spenden verwendet die BNOrtsgruppe für Biotoppflege und Artenschutzmaßnahmen. So legten die Naturschützer heuer bei Jesendorf eine Streuobstwiese an,
in Dornau und Maulberg ließen sie wieder eine Feucht und eine Magerwiese mähen.
Weidenzupfen: Vor vier Jahren wurden im Wallersdorfer Moos im Landkreis DingolfingLandau auf den BNFlächen Mulden, Seigen und Tümpel für Amphibien und wiesenbrütende Vögel angelegt. Weiden und Erlen finden in den feuchten Mulden ideale Wuchsbedingungen und keimen dort zu Tausenden. Damit die Flächen für die Zielarten attraktiv bleiben, müssen sie jedoch von Bäumen und Sträuchern freigehalten werden. Wo es für die Mahd mit größeren Maschinen zu feucht ist, müssen die Keimlinge mitsamt Wurzeln von Hand ausgerissen werden. Beim letzten »Weidenzupfen« Mitte Oktober wurde die Orts
gruppe Landau von drei Gymnasiastinnen tatkräftig unterstützt. N
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EinzigartigDie Kultur- und Naturlandschaft der niederbayerischen Donauregion, hier bei Niederalteich, soll bis 2018 in die nächste Welterbe-Vorschlagsliste aufgenommen werden.
Kreisgruppen Deggendorf, Passau, Straubing
Welterbe niederbayerische DonauDer Donauraum von Straubing bis Vilshofen soll UNESCOKultur und Naturerbe werden. Dafür setzt sich der BUND Naturschutz seit Jahren ein, 2014 zuletzt mit Pressefahrten und einer Podiumsdiskussion zum Abschluss des 23. Donaukongresses in Niederaltaich.
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Mit diesem Preis zeichnet der Verein Mountain Wilderness
jährlich die größte Umweltsünde im deutschen Alpenraum aus. An der Veranstaltung in Bayrischzell beteiligte sich ein breites Bündnis aus Naturschutzorgani sationen, darunter auch der BUND Naturschutz. Die Aktion setzte zum Start der Skisaison noch einmal ein Zeichen gegen die Zerstörung der bayerischen Bergwelt durch Kunstschneeanlagen.
Mit horrendem Aufwand waren im Laufe des vergangenen Jahres eine neue Liftanlage und Wege gebaut, Skipisten modelliert, Leitungstrassen verlegt und Beschneiungsgeräte installiert worden. Für die Wasserversorgung der Kunstschneeanlagen wurde mit einer Tiefe von über 20 Metern und 155 000 Kubikmetern Fassungsvermögen das größte Beschneiungsbecken Deutschlands gegraben. »Damit haben sich die Liftbetriebe
Sudelfeld den »Bock des Jahres« redlich verdient,« sagte MWVorstandsmitglied Gotlind Blechschmidt.
Der Widerstand aller für den Schutz des Alpenraums aktiven Verbände und Vereine gegen den Ausbau der Beschneiung am Sudelfeld war leider nicht erfolgreich. Auch in zweiter Gerichtsinstanz gab es keinen Baustopp. Der Ausbau des auf nur 800 bis 1500 Metern Höhe gelegenen Skigebiets könnte allerdings nur von kurzem Erfolg sein: Angesichts des Klimawandels ist es nur eine Frage der Zeit, bis in diesen Lagen die künstliche Beschneiung nicht mehr funktioniert. Dies hindert die Betreiber jedoch nicht daran, staatliche Zuschüsse in Millionenhöhe zu fordern, was einer Naturzerstörung mit Steuergeldern gleichkommt. Kurt Schmid (as)
Widerstand: Gegen die Nordumfahrung Erding gingen bis Fristende Anfang Dezember über 1600 Einwendungen zum Planfeststellungsverfahren ein, davon mehr als 1000 aus der Gemeinde Bockhorn. Dazu aufgerufen hatten der BN, die Bürgerinitiative gegen die Nordumfahrung, die Gemeinde Bockhorn und der Verkehrsclub Deutschland VCD. Die Umfahrung »ED 99« soll Erding vom Verkehr entlasten, bringt aber gewaltige neue Belastungen. Die Gemeinde Bockhorn befürchtet Blechlawinen von Schleichverkehr mitten durch den Ort. Eigentlicher Nutznießer ist der Flughafen München, der sich für seine Expansion das Hin
terland erschließen lässt und fünf Millionen Euro zur Finanzierung beisteuert. Die Erdinger wollen jetzt den Klageweg beschreiten. Der BN macht in seiner Einwendung geltend, dass weder für das FFHGebiet »Strogn« noch für das Vogelschutzgebiet »Nördliches Erdinger Moos« Verträglichkeitsprüfungen durchgeführt wurden.
Flächenfraß: Ende November 2014 veranstaltete die BNKreisgruppe Traunstein ein Seminar zum Thema Flächensparen. Neben Dr. Christine Margraf vom BUND Naturschutz referierten Christina von Seckendorff, Ministerialrätin im Umweltministerium, der Direk
tor des Bayerischen Gemeindetages Dr. Franz Dirnberger und die beiden Bürgermeister Markus Reichart (Markt Heimenkirch) und HansJörg Birner (Gemeinde Kirchanschöring). Etwa 50 Besucher, darunter Kommunalpolitiker, Planer, Vertreter von Behörden und Landwirtschaft und viele BN
Aktive diskutierten intensiv mit. Nach 137 Hektar Flächenverbrauch im Jahr 2013 wurden im Landkreis Traunstein bis November 2014 bereits über 100 Hektar für neue Wohn und Gewerbegebiete und den Straßenbau verplant. Während der bayerische Gemeindetag auf Freiwilligkeit setzt, ist es für den BN
angesichts dieser Zahlen klar, dass geänderte Rahmenbedingungen wie eine Reform der Grund und Gewerbesteuer Anreize zum Flächensparen setzen müssen.
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Albtraum auf der Alm Die Bauarbeiten am Oberen Sudel-feld (Foto: Septem-ber 2014) sind ab-geschlossen. Das seit November fertiggestellte Be-schneiungsbecken an der Walleralm wird von den Liftbetrieben als »Naturspeicher-teich« angeprie-sen.
Kreisgruppe Miesbach
Sündenfall Sudelfeld Innerhalb weniger Monate verwandelte sich die naturnahe Almlandschaft am Sudelfeld bei Bayrischzell in ein vermeintlich »perfektes« Skigebiet. Höhepunkt des Eingriffs war die Fertigstellung des Speicherbeckens im November 2014. Dafür erhielt die Betreibergesellschaft Mitte Dezember den »Bock des Jahres«.
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Der Landkreis Schwandorf verfügt über jede Menge voll er
schlossener Gewerbegebiete. Trotzdem trieben die Städte Teublitz und MaxhütteHaidhof gemeinsam die Ausweisung eines insgesamt 38 Hektar großen, interkommunalen Gewerbegebietes voran. Das dafür gewählte Areal liegt an der A 93. Auf diesem Gelände wollte der EdekaKonzern eine Abfüllanlage für Getränke bauen und dafür über mindestens 30 Jahre 500 000 Kubikmeter Tiefenwasser fördern. Dies wäre mit unkalkulierbaren Risiken für die Trinkwasserversorgung weit über Teublitz hinaus verbunden gewesen. Die erforderliche Waldrodung hätte erhebliche negative Auswirkungen auf die Lebensräume von Tierarten gehabt, die auf größere zusammenhängende Waldkomplexe angewiesen sind.
Der BN hatte sich schon im November mit einem Brandbrief an Landwirtschaftsminister Helmut Brunner gewandt. Auch die örtliche Bürgerinitiative »Schützt unser Wasser« kämpfte gegen dieses Projekt. Dieser öffentliche Druck hat offensichtlich den Konzern zu seinem Rückzieher bewogen.
»Mit dieser Entscheidung hat der EdekaKonzern nicht nur einen großen Imageschaden von sich abgewendet, sondern auch unter Beweis gestellt, dass er die Einsprüche vie
ler vor Ort betroffener Bürgerinnen und Bürger ernst nimmt«, so der BNLandesbeauftragte Richard Mergner. Bei Klaus Pöhler, Vorsitzender der BNKreisgruppe Schwandorf, ist die Freude groß: »Die Stadt Teublitz wurde davor bewahrt, in einer Ausverkaufsaktion unersetzliche Wasserressourcen
kurzfristigem Profit und die Lebens und Freizeitqualität der Gemeinde einem weiteren flächenfressenden Gewerbegebiet zu opfern.« Der BN appelliert nun an die Stadt Teublitz, alle Planungen für das Gewerbe gebiet einzustellen.Klaus Pöhler/ Helmut Schultheiß (ht/ lf)
Holunderfest: In Thalmassing im Landkreis Regensburg hat BN Mitglied Erich Weiß an einem ehemaligen Badeweiher ein Feuchtbiotop geschaffen, das heute Frösche, Enten und Libellen anzieht. Genau der richtige Ort für die BNOrtsgruppe, um dort im vergangenen September ein Holunderfest zu veranstalten. Die Gäste begeisterten sich an holunderkuli
narischen Köstlichkeiten (Foto), schnitzten ein Holunderpfeiferl mit den Kindern und nutzten das breit gefächerte Informationsangebot des BN.
Flächenverbrauch: Im Weidener Umland gibt es mehr als 200 Hektar erschlossene Gewerbeflächen. Trotzdem will die Stadt 75 Hektar Staatswald im Tausch gegen Privatwald für ein neues Gewerbegebiet opfern. In einem Ratsbegehren (»Wollen Sie neue Arbeitsplätze…?«) hat sie sich der Zustimmung ihrer Bürger versichert. Die
BNOrtsgruppe hat eine onlinePetition zur Rettung des Waldes gestartet.
Widerstand: Die Gegner des geplanten Pumpspeicherkraftwerks am Osser (s. N+U 3/2014) sind weiter aktiv. Edeltraud Winterstetter (BN) und Erwin Molzan (Vorsitzender des örtlichen Aktionsbündnisses) übergaben am 27. November 2014 fast 8000 Unterschriften besorgter Natur und Heimatfreunde an Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. Diese nahm sich fast eine Stunde Zeit, um sich mit den Gegenargumenten und den Sorgen der Anwohner vertraut zu machen.
40 Jahre: Der stellvertretende Landrat Joachim Hanisch, Oberbürgermeister Andreas Feller und Hubert Weiger – sie alle würdigten bei der 40Jahrfeier der Kreisgruppe Schwandorf deren unermüdliches Engagement. Zu den Erfolgen zählen die Unterschutzstellung des Charlottenhofer Weihergebietes, der engagierte Widerstand gegen die WAA und die Müllverbrennungsanlage Schwandorf. Aber auch der Kampf gegen unsinnigen Flächenverbrauch und das beispielhafte Ziegenprojekt waren Arbeitsschwerpunkte der Kreisgruppe.
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So nicht!Soll es bei Max-hütte und Teublitz bald so aussehen? Die Städte planen ein 38 Hektar großes Gewerbe-gebiet.
Kreisgruppe Schwandorf
Edeka macht RückzieherDer EdekaKonzern wollte im geplanten Gewerbegebiet Teublitz große Mengen Tiefenwasser fördern. Erst kürzlich gab der Konzern seinen Rückzieher bekannt. Damit sind die dort geplante Tiefenwasserentnahme und die drohende Waldrodung vom Tisch.
38 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-15]
Ab 1986/1987 investierte die Gemeinde Schwebheim fast
eine Million Euro unter anderem in den Ankauf von Niedermoorresten und 20 Hektar Fläche für die Neuschaffung verschiedenster Lebensraumtypen, zur Flurdurchgrünung und in die ökologische Optimierung verbliebener Biotopreste. Realisiert wurde dies im Rahmen einer der landesweit ersten ökologischen Flurbereinigungsmaßnahmen.
Der frühere Kreisgruppenvorsitzende Ernst Bohlig konnte 1994 auch seine Heimatgemeinde Gochsheim für ein solches Verfah
ren begeistern. Im Mittelpunkt standen dort eine gezielte Wasserrückhaltung, die Optimierung eines noch vorhandenen Ortolanlebensraumes, die ökologische Umgestaltung des Holzpointsees und die Neuschaffung eines großflächigen Biotopverbundsystems.
Einen eigenen Akzent hat die Gemeinde Sennfeld durch die ökologische Revitalisierung des ehemals begradigten und technisch ausgebauten Reichelshöfer Grabens gesetzt. Gelungen ist dabei nicht nur die Neuschaffung ökologischer Nischen und Pufferflächen für selte
ne Arten. Erfreuliches Ergebnis der fast 40 000 Euro Investitionsvolumen sind auch ein weitreichender Biotopverbund, die Verbesserung der Gewässergüte und eine schon heute sichtbare Aufwertung des Landschaftsbildes.Weitere Infos: Flugblätter bezie-hungsweise Dokumentationen zu den einzelnen Projekten sind bei der jeweiligen Gemeindeverwaltung erhältlich. Edo Günther (ht)
Abschied von Helga Hartstang: Der BN trauert um Helga Hartstang, die im November 2014 im Alter von 84 Jahren verstorben ist. Mehr als 20 Jahre hat sie mit großem persönlichem Einsatz die Geschäftsstelle der Kreisgruppe Kitzingen ehrenamtlich geleitet, dabei jede Menge Veranstaltungen organisiert, die sieben Ortsgruppen ebenso wie mehr als ein Dutzend Zivis betreut und zeitweise sogar noch als Schriftführerin fungiert. Ein ganz besonderes Herzensanliegen war ihr dabei die Erhaltung der fränkischen Kulturlandschaft.
Ehrung: Mit dem »Tanzenden Schäfer« hat Würzburgs Oberbür
germeister Christian Schuchardt Anfang November 2014 den langjährigen Vorsitzenden der Ortsgruppe Versbach, Alfred Schäflein, ausgezeichnet. Gewürdigt wurden damit seine Pionierarbeit im Arten und Biotopschutz, seine hohe fachliche Kompetenz als langjähriger Berater der Stadt und seine Fähigkeit, eine Brücke vom ehrenamtlichen Naturschutz zur Kommune zu schlagen.
Streuobstbestand gerettet: Der Einsatz hat sich gelohnt. Zusammen mit einer schon über einem Jahr aktiven Bürgerinitiative konnte der BN im November 2014 einen etwa zwei Hektar großen Streu
obstbestand am Ortsrand von Oberbessenbach (Landkreis Aschaffenburg) vor einem geplanten Baugebiet retten (siehe N+U 4/2014). Die Natur und Heimatfreunde vor Ort hatten sich mit viel Engagement dafür eingesetzt.
Feiern: Mitte September 2014 feierte die Kreisgruppe MainSpessart ihr 40jähriges Bestehen. Zu
diesem Anlass spendete die KG eine Winterlinde, die auf der Wiese in der Nähe der Raiffeisenbank ihren Platz fand (Foto). Lobende Worte gab es dazu von Landrat Thomas Schiebel für das vorbildliche ehrenamtliche Engagement, während der Landesvorsitzende Hubert Weiger den unermüdlichen Einsatz beim Artenschutz und bei der Umweltbildung, aber auch den
erfolgreichen Kampf gegen den Hafen lohrtalspeicher und gegen die immer noch geplante Westumfahrung Würzburg (B 26 neu) besonders würdigte.
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BereichertNeue ökologische Nischen und Pufferflächen für seltene Arten: Der Biotopverbund Senne ist ein Ge-winn für die Natur.
Kreisgruppe Schweinfurt
Wertewandel im MainbogenAuch am Mainbogen sind die negativen Auswirkungen der intensivierten Landwirtschaft nicht spurlos vorbeigegangen. Doch statt sich damit abzufinden, haben Gochsheim, Sennfeld und Schwebheim noch in den 80er und 90erJahren fundierte Gegenkonzepte entwickelt. Im Sommer 2014 ist nun die ökologische Wiederbelebung des Reichelshöfer Grabens in Sennfeld abgeschlossen worden.
[1-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 39
Entstanden durch einen Asteroideneinschlag vor 14,5 Millionen
Jahren, ist das Nördlinger Ries eine stark in einzelne Kuppen zergliederte Kraterlandschaft. Während der Kraterkessel intensiv landwirtschaftlich genutzt wird, sind auf dem Kraterrand und den Kuppen wertvollste Mager und Trockenlebensräume zu finden: die Riesheiden, entstanden in jahrhundertelanger Nutzung durch Hüteschafhaltung. Doch die noch bestehenden Heiden sind oft so vereinzelt und klein, dass eine Beweidung unmöglich wurde. In der Folge wuchsen viele artenreiche Heiden zu.
Die »HeideAllianz«, zu der sich die BNKreisgruppe DonauRies, der Landkreis DonauRies und weitere Rieser Naturschutzvereine zu
sammengeschlossen haben, will diese Entwicklung umkehren. Derzeit setzt das Bündnis ein von der EU zu 50 Prozent gefördertes LIFE+ NaturProjekt um, das noch bis 2018 läuft. Der BN beteiligt sich daran finanziell mit 20 000 Euro. Landschaftspflegemaßnahmen sollen zugewachsene Riesheiden entbuschen und über Triebwege vernetzen, so dass sie wieder dauerhaft beweidet werden können. Herbstweiden in den geschützten Feuchtwiesen an der Wörnitz sollen eine
ganzjährige Beweidung sicherstellen.
Nicht nur bedrohte Arten wie BrandKnabenkraut, Küchenschelle und ThymianAmeisenbläuling freuen sich über die HeideAllianz, sondern auch Bewohner und Besucher. Neben dem landschaftlichen Reiz können sie auch die kulinarische Seite der Riesheiden genießen: mit Lammfleisch vom DonauRieser Heidelamm, das in der Region direkt vermarktet wird.Thomas Frey (as)
Renaturierung: Während die Wertach im Oberlauf noch in weiten Teilen frei fließt, ist sie in ihrem Mittellauf weitgehend kanalisiert. Die BNOrtsgruppe Türkheim setzt sich seit dem Sommer 2014 zusammen mit dem Landesbund für Vogelschutz und den örtlichen Fischereivereinen für eine Renaturierung des mittleren Flussabschnitts ein. Zum Maßnahmenkatalog, den das Bündnis erarbeitet
hat, zählt die Abflachung der Ufer, die Schaffung von Kiesbänken und die Anbindung des Auwalds an den Fluss. Die Vorschläge werden jetzt mit dem Wasserwirtschaftsamt diskutiert. Früher war die Wertach auch im Unterallgäu ein alpiner Wildfluss mit weiten Umlagerungsstrecken.
Besser dezentral: In den Landkreisen Dillingen und Günzburg laufen derzeit Flächennutzungsplanungen für drei GasGroßkraftwerke. In Gundelfingen steht ein Hedgefonds hinter dem Vorhaben, in Gundremmingen der Energieriese RWE und in Leipheim die Stadtwerke Ulm. Die BNKreis
gruppen Dillingen und Günzburg fordern in ihren Stellungnahmen zu den Projekten dagegen dezentrale Blockheizkraftwerke, die auch die Abwärme nutzen und so einen wesentlich höheren Wirkungsgrad aufweisen. Wenn die Politik mit der Energiewende wirklich den Klimaschutz berücksichtigen will, sind Großkraftwerke allenfalls als Notreserve vorstellbar.
Ausgezeichnete Pflege: Marion Widmann, Vorstandsmitglied der BNKreisgruppe Dillingen, organisiert seit 2005 ehrenamtlich die Pflege und Mahd von artenreichen Streuwiesen im Landkreis Dillingen. Zuvor war das 2001 vom BN
initiierte Projekt hauptamtlich betreut worden. Das Schnittgut wird weitgehend von Pferde und Ziegenhaltern verwertet. Ende November 2014 wurde Widmann für ihren Einsatz mit dem Umweltpreis des Landkreises Dillingen ausgezeichnet. Die Ehrung ist auch eine Anerkennung für die Arbeit des BUND Naturschutz.
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Wertvolle HilfeDie Beweidung mit Schafen (hier bei der Ruine Niederhaus) hilft, die Heide-flächen des Nördlinger Ries wie am Naturdenkmal Rollenberg zu erhalten.
Kreisgruppe Donau-Ries
Zukunft für die HeideDie 800 Hektar umfassenden Heiden des Landkreises DonauRies sind einzigartig in Schwaben. Nur traditionelle Schafbeweidung kann ihren Artenreichtum erhalten. Das Projekt »HeideAllianz«, an dem sich auch der BUND Naturschutz beteiligt, will hierfür die Voraussetzungen schaffen.
Weitere Informationen: www.heide- allianz.de
40 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-15]
Die Auseinandersetzung um die künftige Entwicklung Bambergs
im Rahmen des USAbzugs und der damit einhergehenden Konversion geht weiter (siehe N+U 4 /13 und 3/14). Die Kreisgruppe Bamberg hat Anfang Oktober 2014 bei der Regierung von Oberfranken einen Antrag auf Ausweisung des ehemaligen Schießplatzes als Naturschutzgebiet gestellt und die Nachmeldung als
FloraFaunaHabitat der EU (FFHGebiet) gefordert. Untermauert wurde die Forderung durch ein umfangreiches Fachgutachten des BN und der Bamberger Naturforschenden Gesellschaft, in dem die drei Autoren Hermann Bösche, Erich Spranger und Martin Bücker nachwiesen, dass der 20 Hektar große Schießplatz mit seinen Sandmagerrasen, Zwergstrauchheiden und
Borstgrasrasen für den europäischen Naturschutz von herausragender Bedeutung ist. Arten wie Sandgrasnelke oder NelkenHaferschmiele und allein 150 Schmetterlingsarten, darunter der Kurzschwänzige Bläuling und der Ockerfarbene SteppenheidenZwergspanner, verdienen den Schutz des Freistaates. In einer ersten Reaktion teilte die Regierung mit, dass sie das Gebiet an die EU als FFHGebiet melden will.
Die ehemaligen Bereiche der USArmee im Hauptsmoorwald sind nach wie vor höchst bedroht durch Gewerbegebietsausweisungen der Stadt und einer Koalition aus Stadt und Umlandgemeinden. Obwohl in Bamberg 155 Hektar Kasernenfläche, Sportanlagen und Ähnliches im Zuge der Konversion frei werden, plant Bamberg die Vernichtung wichtiger Grünräume. Tom Konopka (ht)
Gegen TTIP: Bei einem Treffen in Lichtenfels mit Monika Hohlmeier, der CSUAbgeordneten im Europäischen Parlament, thematisierten Naturschützer der Kreisgruppe unter anderem das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP und eine gentechnikfreie Nahrungsmittelproduktion. Monika Hohlmeier meinte dazu: »Das Primat der Politik hat Vorrang vor privatwirtschaftlichen Interessen.« Als Beispiele hierfür nannte sie die Bereiche Lebensmittelsicherheit, Gesundheits und Verbraucherschutz. Hohlmeier sagte: »Unser Trinkwasser darf niemals in Privathände geraten, die geplanten Schiedsgerichte wären eine Selbst
entmachtung der Politik; die USA wissen, dass die Europäische Union das nicht akzeptieren wird.«
Tunnel? Wie im September 2014 bekannt wurde, hat Bayern für den Bundesverkehrswegeplan 2015 für die B 470 in Ebermannstadt eine Ortsumfahrung angemeldet. Sie soll zwei Tunnels sowie gigantische Brückenbauwerke enthalten und 90 Millionen Euro kosten. Eine 200 Meter lange Talbrücke würde das Eschlipper Tal verschandeln, die einzigartigen Sinterstufenbrunnen mit den dort lebenden Feuersalamandern zerstören, einen Naturlehrpfad mit altem Buchenbestand zerschnei
den und Fledermauskeller gefährden. Der BN fordert stattdessen ein umweltverträgliches Verkehrskonzept für die gesamte Fränkische Schweiz.
Kraftquelle Natur: Im September 2014 fand beim Anwesen Schlößlein in Thierstein eine inspirierende Begegnung zwischen den Künstlern der Künstlerkolonie
Fichtelgebirge (KÜKO) und Mitgliedern der Kreisgruppe Wunsiedel statt (Foto). Im Zentrum der Kunstaktion stand ein Elementelabyrinth. Unter dem Motto »Feuer, Erde, Wasser, Luft« wurden verschiedene Stationen errichtet, die Besucher zum künstlerischen Schaffen mit Naturmaterialien einluden. Es entstand ein sehr schönes Labyrinth aus Birken
stämmchen, Ästen, Stauden und anderen Naturmaterialien. Im Zentrum wurde ein Steinkreuz aus Feldsteinen gestaltet.
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Pelzige SchönheitAuch der Ampfer-Purpurspanner gehört zu den 150 Schmetter-lingsarten, die auf dem ehemali-gen Militärstandort vorkommen.
Kreisgruppe Bamberg
Wert der Konversionsflächen belegtSeit gut einem Jahr setzt sich der BUND Naturschutz in Bamberg dafür ein, ehemalige USMilitärstandorte unter Schutz zu stellen. Ein Gutachten belegt, dass sich dort seltene Arten angesiedelt haben. Nun steht einerseits die Ausweisung als FFHGebiet in Aussicht, andererseits bedrohen Bebauungspläne die wertvollen Lebensräume.
[1-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 41
Das Engagement freiwilliger Helfer ist eine tragende Säule im
Natur und Umweltschutz. Deshalb soll auch zukünftig intensiv für das Ehrenamt geworben werden«, betonte die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf anlässlich der Verleihung des Grünen Engels. »Ehrenamtliche sind das Rückgrat des Naturschutzes in Bayern. Jede helfende Hand vor Ort ist willkommen.«
Ingrid Treutter und Rainer Edelmann aus der Kreisgruppe NürnbergStadt erhielten die Auszeichnung für ihren jahrelangen Einsatz in der Umweltbildung. Gerlinde GrünHarrer und Ruppert Zeiner
aus der Kreisgruppe Roth wurden für ihre langjährige Naturschutztätigkeit in der vom BN und LBV gemeinsam getragenen Ortsgruppe Heideck geehrt, Wolfgang Scharpf für sein Engagement im »Energiebündel RothSchwabach« und Elke KüsterEmmer für jahrelanges Engagement als Vorsitzende der BNOrtsgruppe Schwanstetten. Für seinen langjährigen Einsatz in der Biotoppflege erhielt Robert Gödel, Vorsitzender der Ortsgruppe Rednitzhembach, den Grünen Engel (alle Landkreis Roth). Aus dem Nürnberger Land konnten sich Norbert Behr und Monika Brandmann (erfolgreiche Vorsitzende der Ortsgruppe Burgthann) besonders freuen.
Seit 2011 gibt es die Naturschutzauszeichnung »Grüner Engel« des bayerischen Umweltministeriums. Markus Söder, der damalige Umweltminister, hatte sie 2011 anlässlich des Europäischen Jahres der Freiwilligentätigkeit eingeführt. Seine Nachfolger behielten die Möglichkeit bei, für »vorbildliche Leistungen und langjähriges, nachhaltiges, ehrenamtliches Engagement im Umweltbereich« Urkunde und Ehrennadel zu vergeben.Tom Konopka (ht)
Jubiläum: Anlässlich des 40. Gründungsjubiläums feierte die Kreisgruppe Nürnberger Land in Künhofen. Kreisgruppenvorsitzende Heide Frobel konnte 130 Gäste begrüßen, darunter Robert Ilg, Bürgermeister in Hersbruck. In seiner Festrede verwies Hubert Weiger auf die »Revolution aus der Mülltonne«, die mit dem modellhaften Mülltrennen im Nürnberger Land begonnen habe und heute Standard sei, auf die Pioniertaten im Bereich Solarenergie und die Kämpfe um den Reichswald.
Amphibienschutz gelungen: Bei seinem Besuch westmittelfränkischer Projekte besichtigte der BN
Landesvorstand im Oktober 2014 auch die neuen Amphibienschutztunnel an der B 13 südöstlich von Weißenburg (Foto). Seit 1985 hatten ehrenamtlich aktive Naturschützer aus der BNOrtsgruppe Weißenburg dort zusammen mit der Straßenmeisterei jedes Frühjahr Hunderte von Amphibien über die Straße getragen. Dabei erlebten sie auch etliche gefährliche Situationen. 2012 wurden nun für rund 900 000 Euro Leiteinrichtungen und Tunnels an den entsprechenden Stellen gebaut. »Bis zu 3000 Erdkröten und die besonders gefährdeten Springfrösche können jetzt gefahrlos die B 13 queren«, so Karl Schmidt, Vorsit
zender der Kreisgruppe WeißenburgGunzenhausen.
Grün erhalten: Anstatt ihm auf den vielen gepflasterten Flächen der Innenstadt einen angemessenen Platz zu geben, soll der Fürther
Wochenmarkt künftig in einer Grünanlage mit altem Baumbestand stattfinden. Klar ist, dass dazu Grünflächen gepflastert werden müssten. Es drohen Wurzelschäden, eine Gefährdung der Bäume und der Verlust von Erholungsfläche. Mit anderen Organisationen und Anwohnern hat die BNKreisgruppe FürthStadt ein »Bündnis für Innenstadtgrün« gegründet. Unter dem Motto »Kein Grau statt Grün« wurden in relativ kurzer Zeit 2700 Unterschriften für den ungeschmälerten Erhalt der Grünanlage gesammelt und am 5. November 2014 an Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung übergeben.
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Verdiente EhrungDie bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf zeichnet Ingrid Treutter für ihr Engagement in der Umwelt-bildung aus.
Kreisgruppen Nürnberg Stadt, Nürnberg Land und Roth
»Grüne Engel« in Mittelfranken geehrtIm September vergangenen Jahres wurden etliche Aktive des BUND Naturschutz Mittelfranken mit dem Grünen Engel des bayerischen Umweltministeriums geehrt. Die Auszeichnungen zeigen, wie stark der Naturschutz in der Region verankert ist.
42 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-15]
Was fliegt und krabbelt denn da?
Wäre es nicht schön, beim nächsten Grillabend beiläufig erklären zu können, dass der metal
lischgrüne Geselle ein Rosenkäfer ist und zur Unterfamilie der Blatthornkäfer gehört, oder beim Familienspaziergang darauf hinzuweisen, dass es sich bei dem schillernden Krabbler auf dem Waldweg um einen Goldlaufkäfer (Foto) handelt, der vermutlich auf der Jagd nach Schnecken und Würmern ist? Wenn Sie dann noch darauf hinweisen, dass am Teich ein Plattbauch zu bewundern ist und daraufhin suchende Blicke ernten, dann hat sich der Besuch eines unserer Einführungskurse in die Artenkenntnis schon gelohnt.
Nach dem Wildbienenseminar im vergangenen Jahr setzen wir die Bestimmungstage heuer mit der Gruppe der Laufkäfer, Libellen, Tagfalter und Fledermäuse fort. Als Übungsgelände steht der ehemalige Standortübungsplatz Ebern im Landkreis Haßberge zur Verfügung und mit Klaus Mandery ein begeisterter Pädagoge mit einem umfangreichen Wissen. Die Einführungskurse dauern jeweils einen Tag und können einzeln gebucht werden. Wir starten am 16. Mai mit den Laufkäfern.
Alle Termine finden im Institut für Biodiversitätsinformation e.V. im Biodiversitätszentrum Ebern/Haßberge statt. Kontakt: BN Bildungswerk Regensburg, Tel. 09 41-2 97 20-42, [email protected]
Ornithologische Tage für Kinder und Jugendliche
Junge Menschen kennen angeblich mehr Markenbezeichnungen von Smartphones oder Kleidung als
Namen von Tieren oder Pflanzen. Wenn es so sein sollte, dass wir nur schützen, was wir kennen, dann ist es höchste Zeit, den Kenntnissen etwas auf die Sprünge zu helfen.
Die Begeisterung für die Vogelwelt zu wecken und die Grundlagen der Vogelkunde weiterzugeben, hat sich das Naturerlebniszentrum Wartaweil auf die Fahne geschrieben. Seit vier Jahren finden die ornithologischen Tage für Kinder und Jugendliche statt. Immer in den Faschingsferien treffen sich die jungen Natur und Vogelliebhaber am Ammersee zu drei aktiven Tagen, die ganz den gefiederten Flug und Tauchkünstlern gewidmet sind. Auf dem Programm stehen natürlich Freilandbeobachtungen, Bestimmungsübungen und der richtige Umgang mit Spektiv und Bestimmungs
literatur. Dazu kommt ein Besuch der ornithologischen Staatssammlung in München und eine Führung im MaxPlanckInstitut für Ornithologie in Seewiesen, wo die Teilnehmer auf den Spuren des
Verhaltensforschers Konrad Lorenz wandeln können. Informationen zu den ornithologischen Tagen unter www.bundnaturschutz.de/wartaweil. Kontakt: Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil, Wartaweil 76/77, 82211 Herrsching, Tel. 0 81 52-96 77 08, [email protected]
Biber in der StadtPraxisorientiertes, fundiertes Wissen vermittelt unser Semi-nardauerbrenner allen, die sich als Natur- oder Umweltpäda-gogen mit unserem heimi-schen Wasserbaumeister be-schäftigen wollen. Was tun, wenn Biber in der Stadt aktiv sind und erholungssuchende Bürger befürchten, dass der Lieblingsbaum gefällt wird? Mit den Ideen des Stadtgar-tenamtes und umfangreichem
Handwerkszeug aus Anke Simons Biberbaukasten ist man für jede Biberführung gut gerüstet. Regensburg, 7. März, Anmeldung erforderlichKontakt: BN-Bildungswerk, Tel. 09 41 -2 97 20 42, [email protected]
Vogelstimmenwanderungen Vogelstimmenwanderungen bieten fast alle BN-Gruppen im Frühjahr an. Hier lernen die Teilnehmer, ausgewählte Vogel arten an ihrem Gesang zu erkennen. Zusatzinforma-tionen zu bunten Frühjahrs-blühern und Informationen zur Waldökologie gibt es z. B. bei der Wanderung durch die
Starzlachklamm Anfang Mai, die die Kreisgruppe Kempten zusammen mit dem Naturer-lebniszentrum und der Bayeri-schen Staatsforstverwaltung anbietet. Weitere Angebote in Ihrer Nähe finden Sie in der Rubrik Termine unserer Web-seite. Sonthofen, 1. Mai, 9 – 12 Uhr, Treffpunkt: Starzlachklamm an der hinteren Starzlachbrücke Kontakt: BUND Naturschutz Kempten-Oberallgäu, Natur-erlebniszentrum Allgäu (NEZ), Tel. 0 83 23- 99 88 76
Auf dem Weg zur optimalen ExkursionExkursionen leben von der Be-geisterung und dem Fachwis-
sen der Exkursionsleitung ebenso wie vom pädagogisch-didaktischem Geschick. Eine klare methodische Strukturie-rung schon im Vorfeld und eine Durchführung, die die Zielsetzungen der Teilnehmer erfüllt, ist Grundlage der di-daktischen Arbeit. Praxisnah wird hier das Vorgehen auch in problematischen Situationen geübt. Der optimierte Einsatz von Methode und Didaktik soll Sie bei zukünftigen Exkursio-nen unterstützen. Nürnberg 28. März 2015 Kontakt: BN Bildungswerk Re-gensburg, Tel. 09 41 -2 97 20 42, [email protected]
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Ihre Ansprechpartnerbeim BNMitgliederservice(allgemeine Fragen zur Mitgliedschaft, Adressänderung)Tel. 09 412 97 2065mitglied@bundnaturschutz.de
SpendenbescheinigungenTel. 09 412 97 2066spenderservice@bundnaturschutz.de
Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitRedaktion Natur+UmweltReferentin: Luise FrankTel. 09 412 97 2022natur+umwelt@bundnaturschutz.de
Beratung zu Spenden, Anlassspenden und VermächtnissenClaudia Ciecior BordonaroTel. 09 412 97 2034claudia.ciecior@bundnaturschutz.de
Haus- und StraßensammlungEhrenamtlich aktiv werdenChristine Stefan IberlTel. 09 412 97 2011christine.stefan@bundnaturschutz.de
BN-BildungswerkReferentin: Ulli SacherLeyTel. 09 412 97 2042ulrike.sacherley@bundnaturschutz.de
BN-StiftungChristian HierneisTel. 09 412 97 2035christian.hierneis@bundnaturschutz.de
BN-Studienreisen, Tel. 09 11- 5 88 88 20, www.bund-reisen.de
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M Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes-geschäfts führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.deLeitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, natur+umwelt@ bund-naturschutz.deRedaktion: Holger Lieber (hl), Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as)MitgliederService: Tel. 09 41-2 97 20-29 und -20Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Waltraud Hofbauer)Titelgestaltung: Gorbach GmbH Titelfoto: Klaus Mehret/ birdimagency.comRedaktion BUNDMagazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30-27 58 64-57, Fax -40Druck und Versand: Brühlsche Universitäts-druckerei GießenAnzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, Tel. 0 30-2 80 18 - 145, Fax -400, [email protected]. Es gelten die Mediadaten Nr. 23.
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Magische Momente im Nationalpark Hohe Tauern Romantische Bergdörfer, eingebettet in tief verschneite Wälder, über denen die Tauerngipfel und der höchste Gipfel Österreichs, der Großglockner, in der Wintersonne glitzern. Die Teilnehmer genießen eine aktive und genussvolle Winterwoche in Kärnten. Auf den Ausflügen werden sie von NationalparkRangern betreut. Österreich, 21. – 28. März 2015
Der Sonne entgegen- wandern in der Provence und CamargueDie Landschaft der Provence mit dem milden Licht, ihrem Blumenreichtum und den malerischen Dörfern hat viele Künstler inspiriert. Wir führen Sie in die franz. Voralpen, auf das VauclusePlateau und besuchen SaintRémy, Arles, Avignon und SaintesMariesdelaMer. Die Camargue ist eines der bedeutendsten Feuchtgebiete Europas und liegt zwischen den beiden Mündungsarmen der Rhône. Sie begegnen frei laufenden weißen Pferden, auch schwarzen Stieren und sehen die Brutgebiete der Rosaflamingos und verschiedener Reiherarten. Frankreich, 9. – 18. April 2015
Beobachtung des Vogelzuges in der ungarischen Puszta Im Osten Ungarns ist die größte kontinentale Pusztalandschaft Europas zu finden. Der HortobagyNationalpark zählt zu den wichtigsten Naturlandschaften des Kontinents. Ende April ist die beste Zeit für die Beobachtung des FrühlingsVogelzuges. Die großen Reiherkolonien, die Massen von Entenarten, die Balz der Großtrappe, die Greifvögel und die Eulen und die vielen Gesänge der Singvögel bieten einmalige Erlebnisse. Ungarn, 18. – 26. April 2015
Faszinierende Natur an Irlands Südwestküste Diese eindrucksvolle Reise führt zu den Höhepunkten der Südwestküste, ihren Inseln und unbekannten, damit noch ursprünglichsten Gebieten Irlands. Sie bietet herrliche Kontraste: raue Küsten und Berge, wildes Meer und weite Sandstrände. Es geht in den Killarney Nationalpark und das UNESCOWeltkulturerbe Skelling Michael, die Halbinsel Sheeps Head, typische irische Ortschaften, Kultplätze und grandiose Garten und Parkanlagen. Irland, 8. – 17. Mai 2015
Mit der Transsibirischen Eisenbahn zum Baikalsee Mit der Transsibirischen Eisenbahn – 15 000 Kilometer ab und bis Berlin mit der Bahn! Auf der Fahrt lernen die Reisenden Sibirien mit seinen unendlichen Weiten, großen Flüssen, dem Meer von Birken und einsamen Dörfern kennen – ohne eine Minute Langeweile! Am Baikalsee erleben die Teilnehmer die Naturschönheiten des größten Süßwasserreservoirs der Erde bei Exkursionen und einer Schifffahrt. In Moskau steht unter anderem eine Stadtexkursion mit Kremlbesuch auf dem Programm. Russland, 6. – 25. August 2015, Anmeldeschluss: 30. April 2015
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