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1 NAFPAKTOS Bei einem weiteren Nachmittagsseminar, wie so oft von Frappé und gutem Essen begleitet, fragte Z. in die Runde, wer sich denn bereit erklären würde, ihn und Lady Z. nach Nafpaktos zu begleiten. Dort möchte er weitere Recherchen zu den Rockmönchen, den Paparokades, machen - natürlich wie immer mit seiner Kamera. ;) Ohne lange zu Zögern stimmten wir, Ailsa und Sara, dem Abenteuer zu. Am Donnerstag den 2. Mai 2013 war es dann soweit. Die Zs. kamen, wie könnte es anders sein, cum tempore mit ihrem „Bob Marley and the Wheelers“ (BMW) die kleine enge Küstenanfahrtsstraße heruntergerollt. Nach einer wunderschönen Küstenfahrt von Leonidio nach Patras und der Überquerung der spektakulären Brücke, die das Festland mit dem Peloponnes verbindet, gelangten wir nach Nafpaktos. Brücke, die das Festland (Nafpaktos) mit dem Peloponnes (Patras) verbindet © Sara Kurz

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NAFPAKTOS

Bei einem weiteren Nachmittagsseminar, wie so oft von Frappé und gutem Essen

begleitet, fragte Z. in die Runde, wer sich denn bereit erklären würde, ihn und Lady Z.

nach Nafpaktos zu begleiten. Dort möchte er weitere Recherchen zu den

Rockmönchen, den Paparokades, machen - natürlich wie immer mit seiner Kamera. ;)

Ohne lange zu Zögern stimmten wir, Ailsa und Sara, dem Abenteuer zu.

Am Donnerstag den 2. Mai 2013 war es dann soweit. Die Zs. kamen, wie könnte es

anders sein, cum tempore mit ihrem „Bob Marley and the Wheelers“ (BMW) die kleine

enge Küstenanfahrtsstraße heruntergerollt.

Nach einer wunderschönen Küstenfahrt von Leonidio nach Patras und der Überquerung

der spektakulären Brücke, die das Festland mit dem Peloponnes verbindet, gelangten

wir nach Nafpaktos.

Brücke, die das Festland (Nafpaktos) mit dem Peloponnes (Patras) verbindet

© Sara Kurz

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Nafpaktos ist eine kleine idyllische Stadt, welche sich durch ihren Hafen und ihre Burg

auszeichnet. Am Hafen gibt es zahlreiche nette Cafés, in denen sich während der

Osterzeit die jungen Leute treffen. Der Vorteil dieser Cafés ist, dass sie sich zu späterer

Stunde, vor allem erkennbar an der zunehmend lauter werdenden Musik, zu Clubs

umwandeln, in denen die jungen Leute ohne viel Aufwand von Café zu Cocktails

wechseln können. Gleich an unserem zweiten Abend, zum Anlass des “Big/ Holy

Friday”, wurde erneut der Hafen zum Mittelpunkt Nafpaktos. Die Stimmung kann nur als

magisch bezeichnet werden: Fackeln, am Wasser schimmernde Kerzen, mystische

Live-Musik, ein beleuchtetes Kreuz am Hafeneingang. Was den Moment einzigartig

machte, war die spürbare andächtige Stimmung der Menschenmasse, die sich nun am

Hafen versammelt hatte und erwartungsvoll auf die Epitaph-Prozession wartete. Bei

einem Epitaph handelt es sich um ein symbolisiertes Grab Christi, welches an diesem

Tag mit Blumen geschmückt ist. Jedes Jahr stellt sich die Frage, welches Epitaph der

jeweiligen Kirchen wohl am schönsten sein wird. Am Hafen angelangt, hielten Priester

ihre Predigten. Anschließend mit ausklingender Musik verstreute sich die Masse wieder.

Hafen Nafpaktos von oben

© Anna Ailsa Loitsch

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Der Hafen Nafpaktos

© Anna Ailsa Loitsch

© Anna Ailsa Loitsch © Anna Ailsa Loitsch

Video der mystischen Musik:

https://www.dropbox.com/s/7b0nhkyb1etshos/VID_20130503_213437.mp4

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Die Epitaphen

© Sara Kurz

© Anna Ailsa Loitsch

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Priester am Hafen

© Anna Ailsa Loitsch

Doch unser Hauptinteresse galt, während unseres Aufenthalts, vor allem dem nahe

gelegenen Kloster Seraphim, wo die Mönche wohnen. Diese und besonders Vater

Nektarios I. sind unter anderem durch ihre Inszenierung der Kreuzigung und

Auferstehung Jesu Christi bekannt. Die Aufmerksamkeit von Z. bekam das Kloster

jedoch durch die Musik der Paparokades für die Vater Nekatrios I. die Songtexte

schrieb. Die Bezeichnung setzt sich zusammen aus: Papas (griechisch für Priester) und

Rock. Ihre Musik hatte als Ziel religiöse Botschaften mit moderner Musik (Rock'n'roll,

Techno, usw.) zu verbinden und so Gehör bei Jugendlichen zu finden. Sie waren vor

ca. 10 Jahren sehr berühmt und auch noch heute sind sie ein Begriff für viele

GriechInnen, obwohl sich die Band aufgelöst hat.

„SOS“ von den Paparokades: http://www.youtube.com/watch?v=FWVbbO50tOw

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Im Kloster wurden wir von den Mönchen empfangen und willkommen geheißen. Sie

trugen lange schwarze Gewänder. Zu einem ihrer markantesten Merkmale zählen

außerdem ihre zusammengefassten langen Haare und ihre langen Bärte.

Uns wurde gestattet Messen zu filmen, Interviews mit den Mönchen und Vater

Nektarios I. zu führen und einen Einblick in das Klosterleben zu bekommen. Ihnen war

wichtig zu zeigen, dass Mönche “normale” Menschen sind, die auch - konträr zur

breiten öffentlichen Meinung - zum Beispiel Eis und Schokolade essen.

Beeindruckend war für uns die bereits erwähnte Inszenierung des Kreuzwegs, wo Vater

Nektarios I. das Kreuz den Hügel hinauf trug, wie es über Jesus in der Bibel erzählt

wird. Oben angekommen, wurde die Kreuzigung mit einem Bildnis Jesu vollzogen. Dies

war ein besonders rührender Moment für viele Anwesende. Anschließend folgte die

Grablegung.

Vater Nektarios trägt das Kreuz

© Sara Kurz

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Die Kreuzigung

© Sara Kurz

Die Grablegung

© Sara Kurz

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Am nächsten Abend (um ca. 23 Uhr) trafen wir wieder im Kloster ein, wo die

versammelten Menschen ehrfürchtig auf das Licht Jerusalems warteten, welches von

Israel eingeflogen und von einer Nonne zum Klostertor Seraphims gebracht wurde.

Dann übernahm Vater Nektarios I. das Licht und ging zum verschlossenen Tor. Er

klopfte mit einem Hammer laut an das Tor und bat um Einlass. Über die

Lautansprechanlage antwortete eine Stimme. Anfangs wird ihm der Einlass verwehrt,

da er für den Teufel gehalten wird. Er klopfte und rief abermals und wieder kam die

Antwort. Darauf trat Vater Nektarios I. das Tor ein und wanderte mit dem Licht zum

Grab Jesu und schloss die Tür hinter sich. Ein paar Minuten später kam er mit vielen

angezündeten Kerzen wieder heraus. Alle Gläubigen liefen mit ihren Kerzen hin, um als

Erste das Licht Jesu aus Jerusalem zu erhalten. Anschließend hielt Vater Nektarios I.

eine Predigt, die er mit „Christos Anesti“ („Christus ist auferstanden“) beendete. Die 62

Glocken begannen alle auf einmal ohrenbetäubend zu läuten. Danach folgte die

Auferstehungsmesse.

Heiliges Licht aus Jerusalem vor dem nachgebauten Grab Jesu

© Sara Kurz

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Somit war Nafpaktos für uns eine Reise voller neuer Erfahrungen und Bekanntschaften,

Mystik, religiöser Zeremonien und natürlich gutem Essen.

Wir möchten hier nochmal allen danken, die es ermöglicht haben, diesen Aufenthalt so

unvergesslich zu machen! Hoffentlich auf bald!

Nafpaktos in der Abenddämmerung

© Sara Kurz

Sara und Ailsa

Juli 2013