mittheilungen aus der königlichen chirurgischen klinik zu breslau

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366 XII. Mittheilungen aus der k6nigl, chirurgischen Klinik zu Breslau. der weissen Pr~icipitatsalbe geheilt war, kam aueh sein Nachbar zu uns. Er bot Zug um Zug dasselbe Krankheitsbild dar. Aueh bei ihm liess sigh die parasiti~re Natur des Leidens leicht naehweisen die Infeetionsquelle desselben aber nicht auffinden. Ich bin weit entfernt aus diesen Beobachtungen schliessen zu wollen, class das entztindliche Hautpapillom Roser's immer mit der parasitaren Sycosis identisch sei. Davor bewahrt mieh die grosse Hoehachtung, die ich vor dem Namen Roser's habe. Das aber sGheint mir doch naeh meiner Beobachtung sigher zu sein, dass die von R o s er beschriebene Affection ausserordentlich selten vorkommt, denn ich habe sie Uberhaupt noch nicht gesehen, und dass man, ehe man sieh zur Diagnose derselben entschliesst, immer erst die para- siti~re Sycosis ausgesehlossen haben muss. 7. Ueber die Gefahren der Acu- und Electropunetur des Herzens. Von Prof. Dr. H. Fischer in Breslau. Bei einem Patienten, welcher w~hrend der Chloroformnarkose asphyktisch wurde und schliesslich in derselben verstarb, wurde yon einem meiner frtlheren Assistenten neben anderen Wiederbelebungs- versuchen aueh die Eleetropunetur des Herzens gemacht. Bei der Section land sich der Herzbeutel ganz mit geronnenem Blute erfUllt. Dasselbe war aus einer kleinen Stiehiiffnung in der Arteria coro- naria gefiossen, die sich noeh gut nachweisen liess. Die Nadel hatte also eine Arteria coronaria getroffen und eine Blutung erzeugt, die dem Patienten, wenn er genesen w~re, leieht noch h~ttte verh~ing'- nissvoll werden kiinnen. 8. Gewohnheitsgemltsser Salieyls~luregebraueh gegen Braehial- 5Teuralgie. Von Prof. Dr. t:I. Fischer in Breslau. Herr v. K. aus Liegnitz kam zu mir wegen einer Brachial-Neur- algie, die nach einer Erk~ltung zurtlekgeblieben war und seit 11/2 Jahr bestand. Die Sehmerzen waren besonders des I~achts so stark, dass er night mehr schlafenk onnte. Sie sassen vorwiegend in der rechten

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Page 1: Mittheilungen aus der königlichen chirurgischen Klinik zu Breslau

366 XII. Mittheilungen aus der k6nigl, chirurgischen Klinik zu Breslau.

der weissen Pr~icipitatsalbe geheilt war, kam aueh sein Nachbar zu uns. Er bot Zug um Zug dasselbe Krankheitsbild dar. Aueh bei ihm liess sigh die parasiti~re Natur des Leidens leicht naehweisen die Infeetionsquelle desselben aber nicht auffinden.

Ich bin weit entfernt aus diesen Beobachtungen schliessen zu wollen, class das entztindliche Hautpapillom R o s e r ' s immer mit der parasitaren Sycosis identisch sei. Davor bewahrt mieh die grosse Hoehachtung, die ich vor dem Namen R o s e r ' s habe. Das aber sGheint mir doch naeh meiner Beobachtung sigher zu sein, dass die von R o s er beschriebene Affection ausserordentlich selten vorkommt, denn ich habe sie Uberhaupt noch nicht gesehen, und dass man, ehe man sieh zur Diagnose derselben entschliesst, immer erst die para- siti~re Sycosis ausgesehlossen haben muss.

7. Ueber die Gefahren der Acu- und Electropunetur des Herzens.

Von

Prof. Dr. H. Fischer in Breslau.

Bei einem Patienten, welcher w~hrend der Chloroformnarkose asphyktisch wurde und schliesslich in derselben verstarb, wurde yon einem meiner frtlheren Assistenten neben anderen Wiederbelebungs- versuchen aueh die Eleetropunetur des Herzens gemacht. Bei der Section land sich der Herzbeutel ganz mit geronnenem Blute erfUllt. Dasselbe war aus einer kleinen Stiehiiffnung in der Arteria coro- naria gefiossen, die sich noeh gut nachweisen liess. Die Nadel hatte also eine Arteria coronaria getroffen und eine Blutung erzeugt, die dem Patienten, wenn er genesen w~re, leieht noch h~ttte verh~ing'- nissvoll werden kiinnen.

8. Gewohnheitsgemltsser Salieyls~luregebraueh gegen Braehial- 5Teuralgie.

Von

Prof. Dr. t:I. Fischer in Breslau.

Herr v. K. aus Liegnitz kam zu mir wegen einer Brachial-Neur- algie, die nach einer Erk~ltung zurtlekgeblieben war und seit 11/2 Jahr bestand. Die Sehmerzen waren besonders des I~achts so stark, dass er night mehr schlafenk onnte. Sie sassen vorwiegend in der rechten

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9. FISCHER, Fissura sterni congenita mit partieller Bauchspalte. 367

Schulter und waren mit Formicationen in den Fingern verbunden. Die Bewegungen im Schultergelenk erschienen frei und sehmerzlos; eine anatomische Ver~inderung an Arm und Sehulter nieht nachweis- bar. Patient war durch einen jung'en hrzt darauf gebraeht, gegen das Leiden Salieyls~ure zu gebrauehen. Er nahm seit 11/2 Jahr jede Naeht 2--3 Grin. davon. Auffallend war, dass er yon demselben einen immediaten l'/aehlass der Sehmerzen und Sehlaf bekam. Sein Allgemeinbefinden erfuhr keine StSrung dadureh. Obwohl die bleur- algie durch den constanten Strom und eine liingere Kneteur ge- hoben wurde, so besorgte sieh Patient doeh immer noeh heimlieh Salieylsiiure, wie die Opiophagen das Morphium. Er konnte sieh sehr schwer davon entw0hnen.

9. Fissura sterni congenita mit partieller Bauehspalte. YOU

P r o f . Dr . K. F i s c h e r i n B r e s l a u .

Der Hiiuslersohn Anton Hering" aus Gaertelsdorf bei Landeshut, 3 Jahr alt, ging der hiesigen ehirurgisehen Klinik wegen einer caver- niisen Geschwulst der linken Unterlippe und Wange yon der Grtisse eines ZweithalerstUckes zu. Der Patient war sonst sehr kriiftig ent- wiekelt und frei yon Rachitis und Scrophulosis. Zwischen seinem Vater und seiner Mutter bestand kein Verwandtschaftsverhiiltniss, seine Gesehwister waren gesund, angeborene Leiden in seiner Fa- mille nieht vorgekommen.

Der kleine Patient geht mit dem Oberkiirper stark zurtlckge- beugt. Am Halse desselben ftihlt man nut die Portio elavieularis des Sternoeleidomastoideus, auch vom Sternohyoideus und Sterno- thyreoideus ist keine Spur vorhanden. An Stelle des Jugulums findet sieh eine tiefe Grube, welche in der Gegend des Sternum sieh zu einer liingliehen, nach unten sieh verschmiilernden tiefen, yon bei- den Seiten dureh schmale Knoehenleisten begrenzten Furche aus- bildet. In der letzteren ist eine knilcherne StUtze nieht zu ftihlen, vietmehr wird dieselbe yon aussers~ dUnnen Lag'en der Haut und Fascien gebildet. Der breiteste Theil der Furehe entsprieht dem Manubrium sterni und die Entfernung der beiden Port. sterni elavi- eulares betriigt bei der Inspiration 6 Cm., bei der Exspiration 4 Cm., der dam Corpus sterni entsprechende Theil der Grube 4 Cm., bei der Exspiration nur 2,5 Cm. Beim Erheben der Arme und bei der

Deutsche Zeltsehrift f. Chirurgie. XII. Bd, 24