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FAU Studien Materialwissenschaft und Werkstofftechnik 3
Natalie Kömpel
Mikrostruktur und Warmfestigkeit von Mg-Al- und Mg-Al-Sr-Legierungen bei Verarbeitung im Spritzguss
Natalie Kömpel
Mikrostruktur und Warmfestigkeit von Mg-Al- und Mg-Al-Sr-Legierungen bei Verarbeitung im Spritzguss
FAU Studien
Materialwissenschaft und Werkstofftechnik Band 3
Herausgeber der Reihe:
Prof. Dr. Mathias Göken
Natalie Kömpel
Mikrostruktur und Warmfestigkeit von Mg-Al- und Mg-Al-Sr-Legierungen bei Verarbeitung im Spritzguss Erlangen FAU University Press 2013
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Der vollständige Inhalt des Buchs ist als PDF über den OPUS Server der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg abrufbar. Die Inhalte dürfen nur in den strengen Grenzen des Urhebergesetzes zum privaten und sonstigen eigenen Gebrauch und zu Forschungszwecken ausgedruckt oder gespeichert werden. Verlag und Auslieferung: FAU University Press, Universitätsstraße 4, 91054 Erlangen Druck: docupoint GmbH ISBN: 978-3-944057-11-8 ISSN: 2197-2575
Mikrostruktur und Warmfestigkeit von Mg-Al- und
Mg-Al-Sr-Legierungen bei Verarbeitung im Spritzguss
Der Technischen Fakultät
der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
zur
Erlangung des Doktorgrades Dr.-Ing.
vorgelegt von
Natalie Kömpel
aus Bad Brückenau
Als Dissertation genehmigt
von der Technischen Fakultät
der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Tag der mündlichen Prüfung: 18.09.2013
Vorsitzende des Promotionsorgans: Prof. Dr.-Ing. Marion Merklein
Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Robert F. Singer
Prof. Dr. Peter J. Uggowitzer
Inhaltsverzeichnis I
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ......................................................................................... 1
2 Grundlagen ...................................................................................... 3
2.1 Magnesium und seine Legierungen .............................................................. 3
2.1.1 Physikalische Eigenschaften von Magnesium ............................................ 3
2.1.2 Nomenklatur und Beispiele konventioneller Druckgusslegierungen ........... 4
2.2 Druckgießen .................................................................................................. 10
2.2.1 Verfahrensprinzip ..................................................................................... 10
2.2.2 Gefügeausbildung .................................................................................... 11
2.3 Spritzgießen .................................................................................................. 12
2.3.1 Verfahrensprinzip ..................................................................................... 12
2.3.2 Gefügeausbildung .................................................................................... 13
2.4 Kriechverhalten von Magnesium und seinen Legierungen ...................... 15
2.4.1 Theoretische Grundlagen ......................................................................... 15
2.4.2 Kriechverhalten von Reinmagnesium ....................................................... 18
2.4.3 Kriechverhalten von Mg-Al-Legierungen .................................................. 19
2.4.4 Kriechverhalten warmfester Magnesiumlegierungen ................................ 28
3 Experimentelles............................................................................. 31
3.1 Verwendete Materialien ................................................................................ 31
3.2 Herstellung der Proben ................................................................................ 32
3.2.1 Spritzgießen der Zugstäbe nach ASTM B 557-02a .................................. 32
3.2.2 Probenentnahme für weitere Untersuchungen ......................................... 32
3.2.3 Wärmebehandlungen der Proben............................................................. 33
3.3 Elementanalyse mittels Glimmentladungsspektrometer .......................... 33
3.4 Thermodynamische Berechnungen mittels CompuTherm ....................... 33
3.5 Mikrostrukturelle Untersuchungen ............................................................. 34
3.5.1 Metallographische Probenpräparation ...................................................... 34
3.5.2 Lichtmikroskopie und Bestimmung des Festphasenanteils ...................... 34
3.5.3 Gefügeanalyse mittels Rasterelektronenmikroskop .................................. 34
II Inhaltsverzeichnis
3.5.4 Gefügeuntersuchungen an der Mikrosonde ............................................. 35
3.5.5 Phasenanalyse mittels Röntgendiffraktometrie ........................................ 35
3.5.6 Quantifizierung der Phasenanteile und des Vernetzungsgrades ............. 35
3.6 Zugprüfung ................................................................................................... 38
3.7 Prüfung der Kriechverformung ................................................................... 38
3.7.1 Druckkriechversuche an zylindrischen Proben ........................................ 38
3.7.2 Markerexperimente zur Ermittlung des Kriechmechanismus ................... 39
4 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen .................................................... 40
4.1 Zusammensetzung der untersuchten Legierungen .................................. 40
4.2 Mikrostruktur der Mg-Al-Legierungen im Gusszustand ........................... 41
4.2.1 Mikrostrukturelle Betrachtung der spritzgegossenen AZ91 ...................... 41
4.2.2 Einfluss des Al-Gehaltes auf die Mikrostruktur im Gusszustand .............. 42
4.2.3 Einfluss der Gieß- und der Werkzeugtemperatur auf die Mikrostruktur
von AZ91.................................................................................................. 47
4.3 Mechanische Eigenschaften der Mg-Al-Legierungen im Zugversuch ..... 50
4.4 Kriechverhalten der Mg-Al-Legierungen im Gusszustand ....................... 51
4.4.1 Kriechverhalten von AZ91 und Nachweis des Korngrenzengleitens ........ 51
4.4.2 Einfluss des Festphasenanteils auf die Kriechbeständigkeit .................... 53
4.4.3 Korngrößeneinfluss auf die Kriecheigenschaften ..................................... 54
4.4.4 Einfluss des Al-Gehaltes .......................................................................... 56
4.5 Kriechverhalten der intermetallischen Phase Mg17Al12 ............................. 63
4.6 Untersuchung der ‚kriechinduzierten’ Mg17Al12-Ausscheidungen ........... 64
4.6.1 Gefüge nach Kriechverformung ............................................................... 64
4.6.2 Gefüge nach Auslagerung bei 150 °C ...................................................... 65
4.6.3 Größe und Volumenanteil der temperaturinduzierten Mg17Al12-
Ausscheidung .......................................................................................... 67
4.6.4 Einfluss einer Auslagerung auf die Kriecheigenschaften ......................... 68
4.7 Untersuchung der Mischkristallhärtung .................................................... 70
5 Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen ............................................... 76
5.1 Legierungszusammensetzung .................................................................... 76
5.2 Mikrostrukturelle Untersuchung der Mg-Al-Sr-Legierungen .................... 77
Inhaltsverzeichnis III
5.2.1 Thermodynamische Phasenberechnungen AJ8x-Legierungen ................ 77
5.2.2 Lichtmikroskopische und Rasterelektronische Untersuchungen .............. 78
5.2.3 Phasenidentifikationen in den AJ-Legierungen ........................................ 83
5.2.4 Abhängigkeit der Bildung der ternären Phase .......................................... 84
5.2.5 Stereologische Untersuchungen............................................................... 86
5.3 Mechanische Eigenschaften der Mg-Al-Sr-Legierungen im
Zugversuch ................................................................................................... 90
5.4 Untersuchungen zur Kriechverformung ..................................................... 91
5.4.1 Kriecheigenschaften von AZ91 mit Sr-Zusätzen....................................... 91
5.4.2 Einfluss des Al-Gehaltes bei AJ-Legierungen .......................................... 94
6 Diskussion und Modellvorstellung .............................................. 97
6.1 Modellierung der Mg-Al-Legierungen ......................................................... 97
6.1.1 Kriechraten von Mg-Al-Legierungen bis 9 % Al bei hohen
Spannungen ............................................................................................. 98
6.1.2 Kriechraten von Mg-Al-Legierungen bis 9 % Al bei niedrigen
Spannungen ........................................................................................... 101
6.1.3 Kriechraten von Al-Legierungen mit höheren Al-Gehalt (> 11 %) ........... 103
6.1.4 Kriechraten teilflüssig vergossener AZ91 ............................................... 105
6.2 Modellierung der Mg-Al-Sr-Legierungen .................................................. 107
6.2.1 Hindernisswirkung – Schwellspannungskonzept .................................... 107
6.2.2 Lastübertrag durch Vernetzung – Verbundmodell .................................. 110
6.3 Diskussion der Einflüsse in Mg-Al- und Mg-Al-Sr-Legierungen auf
die Kriecheigenschaften ............................................................................ 112
7 Zusammenfassung ......................................................................116
8 Literaturverzeichnis .....................................................................118
Einleitung 1
1 Einleitung
Die Automobilindustrie hat trotz Selbstverpflichtung ihr Ziel, bis 2008 die CO2-
Emissionen bei Neufahrzeugen auf 140 g/km zu reduzieren, stark verfehlt. Daraufhin
gab eine Verordnung der EU neue strenge Grenzwerte vor. Bis 2015 müssen die
Emissionen im Durchschnitt auf 130 g/km, bis 2020 sogar auf voraussichtlich
95 g/km gesenkt werden [Breitinger2012]. Der Kraftstoffverbrauch und damit die
CO2-Emissionen können durch Verringerung des Fahrzeuggewichts, d.h. mittels
Leichtbau beispielsweise durch Leichtmetalle, reduziert werden.
Magnesium mit seiner geringen Dichte von 1,74 g/cm³ stellt das leichteste
großtechnisch nutzbare Konstruktionsmetall dar [Kleiner2002]. Zudem zeigen seine
Legierungen eine hohe spezifische Festigkeit und Steifigkeit, gute elektro-
magnetische Abschirmung und gute Bearbeitbarkeit [Hirai2005]. Des Weiteren macht
die gute Gießbarkeit die Herstellung großer Stückzahlen im kostengünstigen
Druckgussprozess möglich, welcher auch den dominierenden Verarbeitungsprozess
für Mg-Legierungen darstellt [Mordike2001].
Obwohl Magnesium bereits in den 30er Jahren vielfältig eingesetzt wurde, brach der
jährliche Verbrauch von 228.000 t auf 10.000 t nach dem 2. Weltkrieg ein
[Mordike2001, Kleiner2002]. In den vergangenen zwei Jahrzehnten nahm die Ver-
wendung von Mg-Legierungen dagegen wieder deutlich zu, wobei Magnesium-
Aluminium-Legierungen die wichtigste Rolle spielen [Lukac2011].
Jedoch sind gerade Mg-Al-Legierungen trotz der Gewichtseinsparmöglichkeiten nicht
immer die erste Wahl für Anwendungen im Automobilbau. Geringe Warmfestigkeit
begrenzt die Anwendung hauptsächlich auf weniger thermisch beanspruchte
Bereiche, wie Sitzschalen, Instrumententafelträger, Lenkräder und Komponenten der
Lenksäule [Mordike2001, Pekguleryuz2010, Gao2005]. Die Anwendung in
Motornähe erfordert Legierungen, die auch bei den erhöhten Temperaturen von
150 °C bis zu 200 °C und Spannungen von 50 – 70 MPa eingesetzt werden können
[Pekguleryuz2003a]. Diese Voraussetzung erfüllen die am häufigsten verwendete
Legierung AZ91 und Vertreter der AM-Reihe (Al-Gehalte 2 – 6 %) nicht [Gao2005].
Aus diesem Grund wurden in den vergangenen Jahrzehnten Legierungen mit
erhöhter Kriechbeständigkeit entwickelt. Insbesondere durch Erdalkalielemente wie
Sr und Ca und durch Elemente der Seltenen Erden konnte die Warmfestigkeit von
Mg-Al-Legierungen deutlich erhöht werden. Trotz vielzähliger Entwicklungen werden
nach wie vor die Kriechfestigkeiten von Aluminiumlegierungen nicht erreicht
[Luo2004, Yang2008, Pekguleryuz2010]. Aufgrund dessen und zusätzlicher
Probleme, wie Klebeneigung bei der Verarbeitung [Luo2004], verringerte Gießbarkeit
[Argo2003, Schmid2010], erhöhte Kosten durch teure Legierungselemente
2 Einleitung
[Kleiner2002] und oft reduzierte Duktilität der Legierungen, besteht weiterhin Bedarf
an neuen Legierungen.
Für die Entwicklung neuer kriechbeständiger Legierungen ist es allerdings wichtig,
die Kriechverformungsmechanismen zu verstehen und gleichzeitig deren Zu-
sammenhang mit der Mikrostruktur zu erfassen [Mordike2001]. Doch bereits bei den
konventionellen Mg-Al-Legierungen gibt es in der Literatur unterschiedliche, zum Teil
sich widersprechende Ansätze um den Einfluss des Al-Gehaltes auf die
Kriecheigenschaften bzw. Kriechmechanismen zu erklären, siehe beispielsweise
[Dargusch1998a, Blum2005, Lee2006, Dargusch2006, Nie2009]. Gleichzeitig sind
auch die verbesserten Kriecheigenschaften der neueren Legierungen noch nicht
vollständig verstanden [Amberger2011].
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, zunächst die Kriechverformungsmechanismen in
Mg-Al-Legierungen näher zu untersuchen und den Zusammenhang mit der
Mikrostruktur zu erarbeiten. Hierzu wurden AM- und AZ-Legierungen mit Al-Gehalten
im Bereich von 3 bis 17 % durch Mg-Spritzgießen hergestellt, zum Teil wärme-
behandelt und im Druckkriechversuch getestet. Die Gefügeänderung mit und ohne
überlagerte Verformung wurde detailliert untersucht. Mit Hilfe thermodynamischer
Berechnungen und stereologischer Untersuchungen wird die Mikrostruktur modelliert
und ein Zusammenhang mit den Kriecheigenschaften abgeleitet. Diese Ergebnisse
bilden die Basis für das zweite untersuchte Legierungssystem.
Es wurden einige Varianten von Mg-Al-Sr-Legierungen mit Sr-Gehalten von 1 – 5 %
und Al-Gehalten von 5 – 9 % hergestellt. Legierungen mit Sr-Zusätzen, wie AJ52 und
AJ62, sind bekannt für ihre guten Kriecheigenschaften. Gleichzeitig bilden sich
je nach Sr- und Al-Gehalt unterschiedliche intermetallische Phasen aus
[Pekguleryuz2003a]. Der Einfluss der Gehalte auf Menge, Art, Morphologie und
Kontiguität der intermetallischen Phasen wird ermittelt bzw. quantifiziert und mit den
resultierenden Kriecheigenschaften korreliert.
Grundlagen 3
2 Grundlagen
2.1 Magnesium und seine Legierungen
2.1.1 Physikalische Eigenschaften von Magnesium
Magnesium besitzt eine hexagonal dichtest gepackte (hdp) Gitterstruktur und ist mit
einer Dichte von 1,74 g/cm³ das leichteste Element der 2. Hauptgruppe. Im Vergleich
zu Aluminium (2,7 g/cm³) besitzt Magnesium eine etwa ein Drittel geringere Dichte,
während Stahl (7,8 g/cm³) eine über viermal höhere Dichte aufweist. Im hexagonalen
Gitter des Magnesiums existieren bei Raumtemperatur lediglich drei Gleitsysteme auf
der Basalebene (0001) in 112̅0 Richtungen, was die schlechte Umformbarkeit
erklärt. Erst bei Temperaturen über 225 °C werden durch gesteigerte Beweglichkeit
der Atome in der Matrix zusätzliche Gleitsysteme in pyramidalen {101̅1} und
prismatischen Ebenen {101̅0 aktiviert, was zu einer deutlichen Steigerung der
Duktilität führt [Burke1952].
Abbildung 2.1: Gleitebenen mit Typenbezeichnung im hexagonal dichtest gepackten (hdp)
Kristallgitter des Magnesiums [Vogel2002].
Bei Temperaturen unterhalb 225 °C liefert neben dem Gleiten die Zwillingsbildung
einen wesentlichen Beitrag zur plastischen Verformung. Diese erfolgt hauptsächlich
in den Pyramidalebenen zweiter Ordnung [Raynor1959].
Aufgrund seiner geringen Härte und Festigkeit kommt reinem Magnesium kaum
technische Bedeutung zu, stattdessen findet es in der Regel als Legierung
Verwendung [Kammer2000].
Basalgleitung Prismengleitung
Typ I Typ II
Pyramidalgleitung
1. Ordnung 2.Ordnung
Basalgleitung Prismengleitung
Typ I Typ II
Pyramidalgleitung
1. Ordnung 2.Ordnung
4 Grundlagen
2.1.2 Nomenklatur und Beispiele konventioneller Druckgusslegierungen
Die Bezeichnung der Magnesiumlegierungen setzt sich nach der American Society
for Testing Materials (ASTM) im Regelfall aus zwei Großbuchstaben stellvertretend
für die Hauptlegierungselemente und nachfolgenden Zahlen zur Angabe der
nominellen Gehalte zusammen. Die Bezeichnung der Legierung beginnt mit dem
Element höheren Gehaltes [Polmear1999, Pekguleryuz2010]. Tabelle 2.1 gibt einen
Überblick über die zu verwendenden Kürzel für die gebräuchlichsten
Legierungselemente.
Tabelle 2.1: Kurzzeichen nach ASTM B275 für die gebräuchlichsten Legierungselemente für
Magnesium [Polmear1999, Pekguleryuz2010]
Zeichen Legierungselement Zeichen Legierungselement Zeichen Legierungselement
A Aluminium S Silizium K Zirkon
E Seltene Erden X Kalzium Q Silber
J Strontium C Kupfer W Yttrium
M Mangan H Thorium Z Zink
So ergibt sich aus der Bezeichnung AZ91 die nominelle Zusammensetzung 9 %
Aluminium und 1 % Zink. Modifikationen der Legierungen werden meist durch auf die
Zahlen folgende Buchstaben (A, B, C etc.) gekennzeichnet [Polmear1999,
Pekguleryuz2010].
Im Folgenden werden Beispiele konventioneller Druckgusslegierungen vorgestellt
und deren Mikrostruktur und Eigenschaften erläutert. Die Kriecheigenschaften
werden in den Abschnitten 2.4.3 und 2.4.4 detailliert beschrieben.
AM- und AZ-Legierungen
Aluminium ist mit einem Anteil von 2 - 9 % in den mengenmäßig am häufigsten
eingesetzten Druckgusslegierungen vorhanden [Siedersleben2000, Kleiner2002].
Grund hierfür ist zum einen die entscheidende Verbesserung der Gießbarkeit durch
Bildung eines Eutektikums bei 437 °C. Zum anderen steigert Aluminium die
Festigkeit durch Mischkristallhärtung und Bildung der intermetallischen Phase
Mg17Al12 bei Einsatztemperaturen unterhalb von 120 °C [Mordike1997]. Des Weiteren
wird die Korrosionsbeständigkeit durch die oberflächenpassivierende Wirkung des
Aluminiums verbessert [Pieper2005]. Neben diesen Vorteilen müssen bei hohen Al-
Gehalten eine verringerte Duktilität und eine verstärkte Neigung zu Mikroporosität in
Kauf genommen werden [Emley1966].
Durch Mangan, welches in allen Mg-Al-Druckgusslegierungen vorhanden ist
[Petterson2002], werden die mechanischen Eigenschaften der Mg-Legierungen nur
geringfügig beeinflusst. Bereits geringe Mn-Zusätze (~0,2 %) wirken sich jedoch
Grundlagen 5
Abbildung 2.2: REM-Aufnahme von AZ91 zeigt die
Mg-Körner (α-Phase) umgeben von einem
Eutektikum bestehend aus Mg17Al12-(β)-Phase und
eutektischem Mg-Mischkristallen [Blum2000]
besonders positiv auf die Korrosionsbeständigkeit der Legierungen aus, da sie
kathodische Verunreinigungen, wie das Eisen, durch Bildung intermetallischer
Verbindungen abfangen. Diese Verbindungen können zu großen Teilen bereits aus
der Schmelze ausgeschieden werden [Holta2005, Pieper2005]. Dadurch wird der
bereits seit den 20er Jahren bekannte äußerst negative Einfluss des Eisens auf die
Korrosionseigenschaften der Magnesiumlegierungen verringert [Emley1966].
Unter den Druckgusslegierungen hat sich die Legierung AZ91 aufgrund ihrer
exzellenten Gießbarkeit als weitverbreitete Legierung etabliert, da sie die Herstellung
komplizierter, dünnwandiger Teile mit guter Oberflächenqualität ermöglicht, welche
hohe Festigkeitswerte bei Raumtemperatur aufweisen. Der Zinkgehalt trägt hier
zusätzlich zur Fließfähigkeit und Festigkeit bei [Vogel2002]. Aufgrund der Neigung zu
Heißrissen sowohl in binären Mg-Zn-, als auch ternären Mg-Al-Zn-Legierungen sind
die Gehalte allerdings streng begrenzt [Polmear1995]. In kommerziellen Legierungen
ist der Zinkgehalt meist auf etwa 1 % eingeschränkt. Ausnahmen bilden dabei hoch
zinkhaltige Legierungen, wie z.B. ZA126 [Somekawa2009], deren Zusammensetzung
außerhalb des für Heißrisse anfälligen Bereichs liegt. Auf deren Eigenschaften wird
im Folgenden nicht näher eingegangen. Bei Temperaturen oberhalb von 125 °C
weisen die Legierungen der AZ-Reihe eine geringe Kriechbeständigkeit auf und auch
weitere mechanische Eigenschaften werden stark beeinträchtigt [Polmear1995,
Luo2004].
Anwendung findet die AZ-Reihe beispielsweise in Komponenten der Lenksäule, für
Sicherheitskomponenten und als Getriebedeckel [Ortal2012]. Für Anwendungen bei
denen eine erhöhte Duktilität gefordert wird, werden Legierungen der Aluminium-
Mangan-Reihe eingesetzt, die durch einen geringeren Al-Gehalt und die
Abwesenheit von Zink charakterisiert sind. Vertreter dieser Reihe, wie z.B. AM20,
AM50 und AM60, besitzen geringere
Festigkeitskennwerte bei Raumtem-
peratur und eine reduzierte Gieß-
barkeit, verhalten sich jedoch nicht
so spröde wie Legierungen auf Mg-
Al-Zn-Basis mit höheren Al-
Gehalten. Eingesetzt werden Legie-
rungen dieser Familie z.B. in
Sicherheitskomponenten, wie Instru-
mententafelträger und Sitzrahmen
[Avedesian1999, Kleiner2002].
Abbildung 2.2 zeigt exemplarisch die
typische Mikrostruktur von AZ91 im
Rasterelektronenmikroskop. Das
Gefüge der AM- und auch der AZ-Legierungen ist gekennzeichnet durch α-Misch-
6 Grundlagen
kristalle. Ab Gehalten von etwa 2 % entsteht neben den Mg-Körnern ein Eutektikum
aus Mg17Al12 (ß-Phase) und eutektischem α-Mg [Dahle2001]. Die im Gefügebild
sichtbaren, von Eutektikum eingeschlossenen Bereiche müssen dabei nicht separate
Körner darstellen, es kann sich teilweise auch um Dendritenarme ein und desselben
Korns handeln. Das Eutektikum bildet sich im Druckguss entartet aus
[Dargusch1998b] und nimmt mengenmäßig mit steigendem Al-Gehalt zu [Lee2006].
Die Verteilung der β-Phase ist dabei sehr inhomogen in Form zum Teil isolierter
Inseln entlang der Korngrenzen [Spigarelli2008, Dargusch1998].
AS-Legierungen
In sehr geringen Mengen ist Silizium als Verunreinigung in allen technischen
Legierungen vorhanden [Schultze2001]. In den Legierungen der AS-Reihe, die die
erste Entwicklung warmfester und kriechbeständiger Magnesiumgusslegierungen für
den Automobilbau in den 70er Jahren waren, wurde es jedoch gezielt zulegiert
[Pekguleryuz2003b]. Aufgrund der Duktilitätsverringerung bei höheren Gehalten wird
der Si-Zusatz in Mg-Legierungen meist auf 1 % limitiert [Dargusch1998a]. Wegen der
verbesserten Warmfestigkeit im Temperaturbereich zwischen 130 und 150 °C
wurden die siliziumhaltigen Mg-Al-Legierungen AS21 und AS41 in großem Maßstab
in Motorblöcken und Getriebegehäusen des VW-Käfers eingesetzt, verloren dann
jedoch nicht zuletzt durch die Umstellung von luft- auf wassergekühlte Motoren an
Bedeutung [Höllrigl-Rosta1980].
Als Kompromiss zwischen hoher Kriechbeständigkeit und guter Gießbarkeit wurde
vor wenigen Jahren die kommerzielle Legierung AS31 entwickelt. Sie wird für das
Getriebegehäuse des Daimler-Chrysler 7-Gang Tiptronic Automatik-Getriebe NAG II
verwendet [King2007].
Abbildung 2.3: Chinesenschriftartige Morphologie der Mg2Si Phase (links) in AS41 aus dem
Sandguss [Luo1994]. AS21 aus dem Druckguss (rechts) zeigt eine zellulare Struktur mit wenig
β-Phase und hauptsächlich Mg2Si an den Korngrenzen [Blum2005].
Grundlagen 7
Abbildung 2.4: Dendritische Mikro-
struktur von AE42 squeeze cast mit
lamellaren Al11RE3, Al4RE and Al2RE-
Ausscheidungen (B) und sphärischen
Al10RE2Mn7-Partikeln (A) [Dieringa2009].
Die Mikrostruktur der AS-Legierungen ist gekennzeichnet durch die Ausscheidung
der Mg2Si-Phase, welche sehr hart ist, eine geringe Dichte und einen hohen
Schmelzpunkt (Tm = 1085°C) besitzt. Mg2Si kann sich je nach in der Legierung
vorhandenem Siliziumgehalt, gegebener Abkühlgeschwindigkeit oder zusätzlichem
Mikrolegieren entweder in „chinese script“-Morphologie, fein verteilt entlang der
Korngrenzen oder als grobe blockige Phase ausscheiden [Dargusch1998b,
Kang2005, Mingbo2008a, Mingbo2008b, Nam2006, Song2007, Luo1994,
Blum2005]. Da Silizium die Fähigkeit fehlt Aluminium zu binden, bildet sich meist
zusätzlich Mg17Al12 als weitere intermetallische Phase. Generell wird im Druckguss
aufgrund der schnellen Abkühlgeschwindigkeiten bei untereutektischen Si-Gehalten
(Si < 1,34 %) die Mg2Si-Phasen in den eutektischen Bereichen eingebettet
[Spigarelli2008]. Abbildung 2.3 zeigt die chinesenschriftartige Ausprägung der Mg2Si
an AS41 im Sandguss verarbeitet [Luo1994] und die zellulare Struktur mit wenig β-
Phase und hauptsächlich Mg2Si an den Korngrenzen einer AS21 aus dem Druckguss
[Blum2005]. Die mechanischen Eigenschaften, vor allem die Duktilität, hängen dabei
stark von der Mg2Si-Morphologie ab [Luo2004].
AE-Legierungen
Bereits in den 30er Jahren wurde über den positiven Einfluss von Seltenen Erden auf
die Festigkeit von Magnesiumlegierungen berichtet [Luo1994]. Aus Kostengründen
wird in den Legierungen der AE-Gruppe meist eine Mischung aus mehreren
Elementen der seltenen Erden als Legierungszusatz verwendet [Pekguleryuz2003b].
Bei dem sogenannten Mischmetall handelt
es sich oft um eine hoch cerhaltige
Mischung bestehend aus etwa 50 % Cer,
23 % Lanthan, 17 % Neodym und 7 %
Praseodym (Nd-Mischmetall: ca. 85 Gew.-%
Nd, Y-Mischmetall: ca. 75 Gew.-% Y)
[Unsworth1989].
Nach Foerster et al. verbessert ein Zusatz
von 1 % Mischmetall die Kriechbeständig-
keit von Mg–Al–basierenden Legierungen
deutlich, insbesondere wenn der Aluminium-
gehalt niedrig ist (weniger als 4 %)
[Foerster1973]. Daraus entwickelten sich
die Legierungen der AE-Gruppe (z.B. AE41,
AE42 und AE21), welche 2–4 % Al
enthalten [Luo2004].
8 Grundlagen
Abbildung 2.5: Mikrostruktur von AX52 aus
dem Druckguss, bei der sich ein Al2Ca-
Netzwerk entlang der Korngrenzen ausbildet
[Luo2002].
Die Legierungen der AE-Reihe haben sich wegen der deutlich höheren Kosten,
einer ausgeprägten Neigung zur Oxidation im flüssigen Zustand, sowie einer
schlechteren Gießbarkeit im Vergleich zu den anderen warmfesten Legierungen nur
in wenigen Bereichen der Automobilindustrie durchsetzen können [vonBuch2000,
vonBuch2002].
In den letzten Jahren wurde AE44 entwickelt, welche derzeit im Fokus steht. Die
Legierung zeigt eine höhere thermische Stabilität als andere Vertreter der AE-Serie,
gute Gießbarkeit und gute Korrosionseigenschaften [Rzychon2007, Spigarelli2009].
Eine kommerzielle Anwendung der AE44 stellt der Motorträger der Corvette Z06 von
Meridian Technologies dar [Johnson2006].
Abbildung 2.4 zeigt die Mikrostruktur einer AE42-Legierung, beispielhaft für die AE-
Reihe. In diesen Legierungen werden intermetallische Phasen aus Aluminium und
seltenen Erden gebildet, wodurch die Ausscheidung von Mg17Al12 teilweise oder
komplett unterdrückt wird. Die ausgeschiedenen Phasen werden meist als Al2RE,
Al4RE, Al11RE3 oder auch als ternäre Verbindungen in den interdendritischen
Bereichen des Gefüges identifiziert [Pettersen1996, Wei1996, Pekguleryuz2003b,
Spigarelli2009, Dieringa2009].
AX- Legierungen
Weitere Entwicklungen zur Verbesserung der Warmfestigkeit von Mg-Al-basierenden
Legierungen führten zu den erdalkalihaltigen Legierungssystemen. Im Vergleich zu
den AE-Legierungen sind diese Legierungen deutlich preiswerter [Luo2004].
Neben den Vorteilen, die Kalzium insbesondere in Bezug auf die Kriechbeständigkeit
bietet, bringen die Zusätze jedoch auch gießtechnische Probleme mit sich. Kalzium
macht die Legierung anfällig für
Heißrisse und kann zum Verkleben mit
der Form führen. Nach Luo tritt dies
insbesondere bei Ca-Zusätzen größer
0,8 % auf [Luo2004], während in
[Powell2005] und [Kömpel2007] eine
Verbesserung der Rissbildung bei
höheren Ca-Gehalten (> 3 %) beo-
bachtet wurde.
Auch die Legierungen MRI230D und
MRI153M – entwickelt durch Dead Sea
Magnesium und Volkswagen –
beinhalten Kalzium zur Verbesserung
der Warmfestigkeit. Außerdem ent-
Grundlagen 9
Abbildung 2.6: Gefügeaufnahme von AJ62 im
BSE-Kontrast. Die eutektischen Bereiche
weisen lamellare Al4Sr-Phasen und die
Massivphase auf [Pekguleryuz2003b].
halten sie geringe Mengen an Strontium. Hierbei handelt es sich um
kriechbeständige Druckgusslegierungen, die für Langzeit-Anwendungen mit
Temperaturen bis 150 °C (MRI153M) bzw. 190 °C (MRI230D) und hohen Lasten (50
- 85 MPa) geeignet sind [Luo2004, Aghion2003].
Abhängig vom Ca/Al–Massenverhältnis bilden sich in dem AX-System unter-
schiedliche Arten von Ausscheidungen. Ist das Verhältnis größer 0,8 so werden
Mg2Ca und Al2Ca entlang der Korngrenzen beobachtet, bei geringeren Werten
entstehen nach Ninomiya et al. [Ninomiya1995] nur Al2Ca–Ausscheidungen. Andere
Arbeiten zeigen jedoch, dass neben Al2Ca Mg17Al12 entstehen kann [Kömpel2007,
Kondori2010, Amberger2011]. Die Mikrostruktur einer druckgegossenen AX52-
Legierung ist in Abbildung 2.5 dargestellt. Die Verbindung Al2Ca weist eine hohe
thermische Stabilität auf und unterdrückt die Bildung der Mg17Al12-Phase
[Pekguleryuz2003b]. Die Ausscheidungen bilden ein Netzwerk entlang der Korn-
grenzen aus [Luo2004, Eibisch2006, Amberger2011].
AJ-Legierungen
Auch die Eigenschaften der Legierungen der AJ-Reihe sind bei Temperaturen von
150 °C und höher denen der AS- und AE-Reihe überlegen [Pekguleryuz2001]. In den
vergangenen Jahren wurden mehrere kommerzielle Legierungen von Noranda Inc.
Technology entwickelt (AJ51, AJ52,
AJ62). Weitere Entwicklungen führten
zu einigen Zusammensetzungen, deren
Al-Gehalt sich hauptsächlich im Bereich
von 4 – 6 % bei Sr-Gehalten von maxi-
mal 3 % bewegt [Baril2003, Bai2006,
Kunst2008]. Wegen der guten Kombi-
nation aus guter Kriechbeständigkeit
und Gießbarkeit ist AJ62 eine der meist
verwendeten Legierungen der AJ-
Reihe. Sie wird dort eingesetzt, wo das
Material großen Belastungen bei hohen
Betriebstemperaturen ausgesetzt ist,
wie dies beispielsweise bei Getriebe-
gehäusen oder Kurbelgehäusen der
Fall ist. Deshalb wird AJ62 unter anderem für das Verbundkurbelgehäuse des BMW
6-Zylindermotors eingesetzt [King2007].
Entscheidend für die Ausbildung der Mikrostruktur ist das Verhältnis der Masse-
Prozente von Sr/Al. Liegt dieses unter 0,3 ist nicht genügend Sr vorhanden um die
gesamte Al-Menge abzubinden und es bildet sich neben Al4Sr auch Mg17Al12 als
10 Grundlagen
intermetallische Phase aus. Bei höheren Verhältnissen wird die Bildung der Mg17Al12-
Phase unterdrückt und es scheidet sich Al4Sr und eine ternäre Mg-Al-Sr-Phase aus
[Pekguleryuz2003a]. Diese erscheint im Gegensatz zu Al4Sr nicht lamellar, sondern
blockartig als „Massivphase“ (siehe Abbildung 2.6). Über die genaue Zusammen-
setzung dieser Massivphase bzw. deren Stöchiometrie gibt es in der Literatur
unterschiedliche Aussagen. Teilweise wird von den ternären Phasen Al3Mg13Sr
[Baril2003, Pekguleryuz2003b] oder Al3Mg9Sr [Fischersworring-Bunk2005,
Kunst2008, L’Esperance2010] berichtet. Andere Autoren bezeichnen diese Phase
als binäre Mg-Sr-Phase der Stöchiometrie Mg17Sr2 mit erhöhter Aluminiumlöslichkeit
[Aljarrah2007, Janz2007, Medraj2007].
2.2 Druckgießen
Das derzeit wohl wichtigste Verfahren zur Herstellung von Magnesiumbauteilen ist
der Druckguss, bei dem flüssige Metallschmelze druckunterstützt unter relativ hohen
Geschwindigkeiten in eine geteilte Dauerform gepresst wird und unter Druck erstarrt
[Bauer2001].
2.2.1 Verfahrensprinzip
Es existieren die Verfahrensvarianten Kaltkammer- und Warmkammerdruckguss,
wobei die Auswahl in großem Maße durch die Bauteilgeometrie und durch die
Legierung bestimmt wird. Während der Warmkammerdruckguss für dünnere
Wandstärken geeignet ist, können mittels des Kaltkammerverfahrens aufgrund der
höheren möglichen Drücke dickwandige und großflächige Geometrien vergossen
werden [Fink2000, Lindner2000].
Abbildung 2.7: Prinzip beim Warmkammer-Druckgießen (links) und beim Kaltkammer-
Verfahren (rechts) [CCT2012].
Beim Warmkammerverfahren befindet sich das Gießaggregat in der Schmelze (vgl.
Abbildung 2.7). Von dort wird in jedem Gießzyklus über einen sogenannten
Schwanenhals ein bestimmtes Volumen schmelzflüssigen Metalls in die Form
Grundlagen 11
gedrückt [Fink1999]. Aufgrund des dauerhaften Kontaktes der Gießgarnitur mit der
Schmelze werden im wesentlichen AZ- und AM-Standardlegierungen mit Gieß-
temperaturen von maximal 650 °C verarbeitet [Lindner2000].
Beim Kaltkammerdruckgießen dagegen ist die Gießkammer getrennt von dem
Schmelztiegel. In diese wird das flüssige Metall, wie in Abbildung 2.7 dargestellt,
nach Entnahme aus dem Ofen mittels einer Schöpfeinrichtung dosiert und
anschließend durch den Gießkolben in die Kavität gedrückt [Fink2000].
Vorteile des Warmkammerverfahrens sind kürzere Taktzeiten, vor allem durch die
automatische Dosierung der Schmelze nach Zurückfahren des Gießkolbens, und die
Vermeidung von Reaktionen der Metallschmelze mit der Luft [Brunhuber1991].
2.2.2 Gefügeausbildung
Beim Kaltkammerdruckguss wird die überhitzte Schmelze in die meist auf etwa
250 °C temperierte Gießkammer dosiert. Bis zur eigentlichen Einleitung des
Schusses entsteht eine Wartezeit von 1 bis 3 s. In diesem Schritt wird davon
ausgegangen, dass durch heterogene Keimbildung – beispielsweise an den Wänden
der Gießkammer – die erste Erstarrung erfolgt [Sequeira2004]. Diese vorerstarrten
primären dendritischen α-Phasen sind deutlich im Gefüge erkennbar. Die
Restschmelze erstarrt in der Kavität aufgrund der hohen Abkühlgeschwindigkeiten
feinkörnig [Laukli2003, Frank2006].
Abbildung 2.8: Gefügeausbildung im Magnesium-Kaltkammerdruckguss: Links: AZ91
[Frank2006], rechts: AM60 [Laukli2003]. Durch Vorerstarrung in der Gießkammer entstehen
grobe α-Dendriten. Der größte Teil der Schmelze erstarrt feinkörnig in der Kavität.
In Abbildung 2.8 ist die typische Mikrostruktur von Magnesiumdruckgussteilen aus
dem Kaltkammerverfahren dargestellt. Neben den erwähnten Gefügebestandteilen
sind in AZ91 (links) für den Druckguss typische Erstarrungsporen zu erkennen
[Frank2006].
100 µm 200 µm
12 Grundlagen
2.3 Spritzgießen
Als alternatives und ergänzendes Gießverfahren zum Druckguss hat das
Magnesiumspritzgießverfahren in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit
erlangt [Lohmüller2003, Czerwinski2007, Scharrer2008].
2.3.1 Verfahrensprinzip
Das Magnesiumspritzgießen kann vom Konzept her als Kombination aus
Kunststoffspritzgießen und Druckgießen von Metallen betrachtet werden. Als
Ausgangsmaterial wird beim Magnesiumspritzgießen, wie auch in der Kunststoff-
verarbeitung, Granulat mit Korngrößen von 0,5 bis 5 mm verwendet, das über eine
Dosiereinheit in den Zylinder gelangt. Dort nimmt eine 3-Zonen-Schnecke mit
Einzugs-, Verdichtungs- und Homogenisierungszone das Granulat auf und befördert
es unter Erwärmung und Scherung durch die einzelnen Zonen und durch die
Rückstromsperre in den Schneckenvorraum. Dabei wird in den verschiedenen
Zylinderheizzonen das Granulat bis in den teil- oder vollflüssigen Zustand
aufgeschmolzen. Nachdem im Schneckenvorraum die entsprechende Menge an
Schmelze aufdosiert wurde, wird diese mit Kolbengeschwindigkeiten von bis zu
6 m/s in die Kavität des Gießwerkzeuges gespritzt [Lohmüller2003, Lohmüller2005,
Eibisch2005, Scharrer2008]. Die nötigen Drücke werden über Druckspeicher, wie sie
auch im Druckguss verwendet werden, aufgebracht [Czerwinski2006]. Im Anschluss,
d.h. während der Erstarrung, wird ein Nachdruck aufgebracht, um ein Nachspeisen
und somit Vermindern der Erstarrungsporosität zu ermöglichen. Nach der
Nachdruckphase folgt die restliche Kühlphase, während bereits ein neuer Schuss
aufdosiert wird [Lohmüller2005, Scharrer2008].
In einigen Arbeiten [z.B. Lohmüller2003, Lohmüller2005, Eibisch2005, Scharrer2006,
Scharrer2008] sind die diversen Vorteile, die das Magnesiumspritzgießen gegenüber
dem konventionellen Druckguss bietet, zusammengefasst. Für die vorliegende Arbeit
ist zum einen die Verbesserung der Qualität des Gefüges, durch Vermeidung der
dendritischen Vorerstarrung und Verringerung der Porosität und zum anderen die
Möglichkeit zur einfachen Legierungsentwicklung von Bedeutung.
In Abbildung 2.9 ist eine Magnesiumspritzgießmaschine mit patentierter zusätzlicher
Dosiereinheit zur Legierungsentwicklung dargestellt. Durch das patentierte
Dosiersystem können einer Basislegierung Legierungszusätze zugegeben werden.
Im Gegensatz zum Druckguss ergibt sich daraus der Vorteil ohne erheblichen
schmelzmetallurgischen Aufwand die Zusammensetzung zu variieren. Während im
Druckguss die Bereitstellung von mehreren 100 kg je Legierungssystem in
Schmelzöfen erforderlich ist, genügt beim Magnesiumspritzgießen die Herstellung
weniger Kilogramm Granulat der Basislegierung und der Legierungskomponente. Mit
Grundlagen 13
dem Verfahren konnten bereits eine Reihe von Legierungen mit Kalzium oder hohen
Sr-Gehalten bis 5 % problemlos vergossen werden [Eibisch2006, Eibisch2008,
Kömpel2009].
Abbildung 2.9: Schematischer Aufbau einer Spritzgießmaschine für Magnesiumlegierungen mit
patentierter Dosiereinheit [Singer2004].
2.3.2 Gefügeausbildung
Bei Verarbeitung zwischen Solidus- und Liquidustemperatur setzt sich das im
Magnesiumspritzgießen entstehende Gefüge aus festen α-Primärglobuliten und der
in der Kavität erstarrenden Restschmelze zusammen. Durch die kontinuierliche
Scherung zwischen Zylinderwandung und Schnecke wird die sich in der Regel
dendritisch ausbildende Festphase zu Globuliten umgeformt. Dies verringert die
Viskosität der teilflüssigen Schmelze um mehrere Größenordnungen. Die primäre
Festphase und die Schmelze verweilen je nach Zykluszeit und Schussgewicht
mehrere Minuten bei der Gießtemperatur im Zylinder, wodurch von einem nahezu
vollständigen Diffusionsausgleich ausgegangen werden kann [Nandy2006,
Kramer2009].
Die Größe und Form der primären Festphase ist von der Scherzeit, der Scherrate
und dem Festphasengehalt abhängig. Mit sinkender Gießtemperatur nimmt der
Anteil der Festphase stark zu [Carnahan1999, Czerwinski2003]. Exemplarische
Gefügeaufnahmen einer AZ91-Legierung vergossen im Magnesiumspritzgießen mit
unterschiedlichen Festphasenanteilen zeigt Abbildung 2.10. Der mittlere
Durchmesser der primären Festphase variiert hierbei nach Czerwinski bei den für
das Magnesiumspritzgießen typischen Festphasenanteile von 0 – 40 % zwischen 55
und 75 µm. Bei höheren Festphasenanteilen nimmt die mittlere Globulitengröße bis
auf 35 µm ab [Czerwinski2003]. In der Arbeit von Scharrer ergab sich bei konstanter
Scherrate unabhängig vom Festphasenanteil (fs = 0 – 45 %) eine konstante mittlere
14 Grundlagen
Festphasengröße von 40 µm [Scharrer2008]. Bei der Einformung der Festphase
kann es zu Einschlüssen von Restschmelze kommen, die sich auch in den
Gefügebildern erkennen lassen [Czerwinski2003].
Abbildung 2.10: Mikrostruktur einer AZ91-Legierung aus dem Magnesiumspritzgießen mit
unterschiedlichen Festphasenanteilen (a) 78 %; (b) 50.2 %; (c) 12,9 % aus [Czerwinski2003].
Während man bei der primären Festphase annehmen kann, dass diese sich nahezu
im thermodynamischen Gleichgewicht befindet, erstarrt die Restschmelze unter
hohen Abkühlgeschwindigkeiten. Es ergibt sich ein Konzentrationsprofil bei
Fortschreiten der Erstarrungsfront. Diese Vorgänge lassen sich näherungsweise
durch das Scheil-Modell beschreiben [Scharrer2008].
Der flüssige Anteil der thixotropen Schmelze erstarrt in der Kavität unter Ausbildung
einer sekundären, dendritischen α-Phase und einem Eutektikum, das sich aus
tertiärer α-Phase und der β-Phase Mg17Al12 zusammensetzt (vgl. Abbildung 2.11).
Abbildung 2.11: Gefügeausbildung der Legierung AZ91 bei Verarbeitung im Magnesium-
spritzgießen. Neben der primären Festphase erstarrt die Restschmelze zu sekundärer α-Phase
und einem Eutektikum aus tertiärer α-Phase und Mg17Al12 (ß-Phase). Ein höherer Festphasen-
anteil (rechts) führt zu einer stärkeren Vernetzung des Eutektikums [Scharrer2008].
Die primäre Festphase weist aufgrund der Erstarrung bei relativ hoher Temperatur
geringe Al-Gehalte auf, wodurch eine Aufkonzentration der Legierungselemente in
der Restschmelze erfolgt. Dies führt zu einer stärkeren Vernetzung des Eutektikums
im Vergleich zu niedrigeren Festphasenanteilen [Scharrer2008, Eibisch2008].
Grundlagen 15
2.4 Kriechverhalten von Magnesium und seinen Legierungen
2.4.1 Theoretische Grundlagen
Der Begriff Kriechen bezeichnet allgemein die zeitabhängige plastische Verformung
bei konstanter Last und Temperatur. Ab einer homologen Temperatur von etwa 0,4
spielt die Kriechverformung zunehmend eine Rolle [Bürgel2006]. Mit steigender
Temperatur wird durch thermische Aktivierung die plastische Verformung zunehmend
von der Verformungsgeschwindigkeit abhängig. Man unterscheidet zwischen
Versetzungs- und Diffusionskriechen einhergehend mit Korngrenzengleiten
[Frost1982].
Abbildung 2.12: Ideale Kriechkurve eines Werkstoffes mit den drei Bereichen: primäres
(Übergangs-), sekundäres (stationäres) und tertiäres (beschleunigtes) Kriechen nach
[Ilschner1973].
Die Kriechkurve beschreibt die Verformung in Abhängigkeit der Zeit und durchläuft
dabei drei Bereiche, siehe Abbildung 2.12. Im primären Kriechstadium nimmt die
Verformungsgeschwindigkeit bzw. Kriechrate, die sich aus der Ableitung der
Dehnung während des Kriechens nach der Zeit ergibt, stetig ab. Hierbei überwiegt
die Verfestigung durch Erhöhung der Versetzungsdichte gegenüber der Erholung. Im
sekundären Kriechbereich stellt sich ein Gleichgewicht zwischen verfestigenden und
entfestigenden Mechanismen ein, was dazu führt, dass die Kriechrate ihr Minimum
erreicht. Dieser stationäre Zustand wird abgelöst durch das tertiäre Kriechen. Dabei
steigt die Kriechrate aufgrund zunehmender Dominanz der Entfestigung an, was am
Ende im Zugkriechversuch zum Kriechbruch führt [Bürgel2006, Ilschner1973,
vonBuch2000, Pekguleryuz2003b].
Als Kenngröße für die Kriechfestigkeit eines Werkstoffes wird oftmals die minimale
Kriechrate aus dem technisch und wissenschaftlich relevanten sekundären Kriech-
stadium herangezogen [Luo2004]. Die Kriechgeschwindigkeit ist im sekundären
Kriechstadium sowohl über einen Arrheniusterm mit der Temperatur verknüpft
Kri
ech
verf
orm
un
g
Zeit
primäres Kriechen sekundäres Kriechen
tertiäres Kriechen
d /dt e = minimaleKriechrate
Bruch
16 Grundlagen
(Gleichung (2.1)), als auch von der Spannung abhängig. Die Spannungsabhängigkeit
kann, wie in Gleichung (2.2) dargestellt, durch ein Potenzgesetz („Norton’s Law“)
ausgedrückt werden [Ilschner1976].
RT
Qexp~ε C
min (2.1)
n
min σ~ε (2.2)
mit der minimalen Kriechrate minε , der angelegten Spannung σ, dem Spannungs-
exponenten n, der Aktivierungsenergie Qc, der allgemeinen Gaskonstanten R und
der Temperatur T.
Aus den zwei Beziehungen ergibt sich unter Berücksichtigung einer Struktur-
konstanten A die folgende Gleichung:
RT
QexpσAε Cn
min (2.3)
Dieser phänomenologische Ansatz eignet sich gut um reale Kriechprozesse von
reinen und mischkristallverfestigten Metallen zu beschreiben [Vogel2002]. Schon in
den 60er Jahren zeigten Sherby und Dorn unter Anderen, dass in reinen Metallen die
Aktivierungsenergie der Größe der Selbstdiffusion entspricht [Sherby1968, Nix1979].
Dies erklärt sich dadurch, dass der geschwindigkeitsbestimmende Schritt bei der
Kriechverformung das Klettern von Stufenversetzungen erfordert, d.h. der Prozess
durch Diffusion gesteuert wird [Bürgel2006].
Bei sehr hohen Spannungen kommt es zum sogenannten „power law breakdown“ mit
stark beschleunigter Kriechverformung, in diesem Bereich verliert das Potenzgesetz
seine Gültigkeit [Sherby1968, Ilschner1973].
Um Festigkeitsbeiträge insbesondere bei teilchengehärteteten Legierungen aber
auch einigen unverstärkten Legierungen zu erklären, wird das Potenzgesetz zur
Bestimmung der minimalen Kriechrate oft durch Einführung einer sogenannten
Schwellspannung σ0 modifiziert [Lund1976, Arzt1994, Vogel2002, Zhang2001,
Zhang2005, Kunst2008]. Dieses Modell besagt, dass die effektive Spannung, die zur
Verformung beiträgt, nicht der gesamten angelegten Last entspricht, sondern um
einen temperaturunabhängigen Betrag reduziert wird. Durch Berücksichtigen der
Schwellspannung im Kriechgesetz (2.3) ergibt sich die Gleichung (2.4).
RT
QexpσσAε Cn
0min (2.4)
Die Schwellspannung wird meist mit Teilchen-Versetzungs-Wechselwirkungen in
Verbindung gebracht [Lund1976, Spigarelli2001, Vogel2002]. Deshalb wird die
Hinderniswirkung von feinverteilten Partikeln oder Ausscheidungen als mögliche
Grundlagen 17
Ursache genannt. Die Einführung einer konstanten Schwellspannung postuliert
allerdings, dass es einen Spannungsbetrag gibt, unterhalb dessen keine plastische
Deformation auftritt [Lund1976, Vogel2002].
Für Materialien, die als Verbund von weichen und harten Bereichen aufgefasst
werden können, eignet sich das Verbundmodell zur Beschreibung. Ursprünglich
wurde dieser Ansatz für Materialien mit heterogener Versetzungsverteilung
entwickelt [Nix1979, Mughrabi1983], fand in der Literatur aber auch oft Anwendung
auf zweiphasige Mg-Legierungen [Blum2005, Spigarelli2008, Spigarelli2009,
Amberger2011]. Nach diesem Modell muss im Mittel die Gesamtspannung σGesamt
wirken. Dazu muss für die Spannungen, die auf den harten σH und weichen
Bereichen σW wirken, der jeweilige Volumenanteil berücksichtigt werden (VH:
Volumenanteil harte Bereiche). Die Gesamtspannung entspricht der angelegten
Spannung und lässt sich nach Gleichung (2.5) berechnen.
WHHHGesamt σ)V1(σVσ (2.5)
In der Regel wird davon ausgegangen, dass bei zweiphasigen Legierungen keine
unabhängige Verformung der einzelnen Phasen möglich ist, da sonst die
Kompatibilität, bzw. der Zusammenhalt des betrachteten Festkörpers, nicht mehr
gegeben ist. Daraus folgt, dass die Verformungsraten in den harten Hε und weichen
Bereichen Wε identisch sein müssen und der gemessen Kriechrate Gesamtε des
Verbundes entsprechen:
WHGesamt εεε (2.6)
Es ist allgemein anerkannt, dass verschiedene Kriechmechanismen im sekundären
Kriechstadium wirken, wobei in der Regel einer dominiert [Pekguleryuz2010]. Der
Spannungsexponent und die Werte der Aktivierungsenergie fürs Kriechen geben
dabei Hinweise auf den jeweils wirkenden Kriechmechanismus. Dabei sind die
beiden Kenngrößen nicht für alle Temperaturen und Spannungen konstant, was
darauf hindeutet, dass verschiedene Verformungsmechanismen in unterschiedlichen
Spannungs- und Temperaturbereichen wirken [Pekguleryuz2003b]. Für Versetzungs-
kriechen wird von Spannungsexponenten der Größe n = 4 – 7 berichtet [Luo2004,
Pekguleryuz2010], was auch dem in der Regel bei Reinmetallen im mittleren
Spannungsbereich ermittelbaren Werten (zwischen 4 und 5) entspricht. Bei
mehrphasigen Legierungen kann der Spannungsexponent auch deutlich höhere
Werte annehmen [Bürgel2006].
Einen wesentlichen Einfluss auf die bestimmenden Mechanismen beim Kriechen
haben das Temperatur- und das Spannungsniveau. Die Mechanismen sind im
Wesentlichen Versetzungsprozesse, Diffusionsprozesse, Korngrenzengleiten
18 Grundlagen
[Dargusch1998a, vonBuch2000] und Korngrenzenwandern [Pekguleryuz2010, Reed-
Hill1973].
2.4.2 Kriechverhalten von Reinmagnesium
Eine homologe Temperatur von etwa 0,4 entspricht für reines Magnesium mit einem
Schmelzpunkt von 650°C etwa 96 °C, somit ist bereits bei dieser Temperatur mit
Kriechverformung zu rechnen. Einen Überblick über wirkende Mechanismen in
Reinmetallen in Abhängigkeit von der homologen Temperatur und der angelegten
Spannung bei angegebener Korngröße wird in sogenannten „Deformation-maps“
gegeben. Frost und Ashby erstellten 1982 aus einer Vielzahl von bis dahin in der
Literatur zu findenden Untersuchungen eine derartige Verformungsmechanismus-
karte für Reinmagnesium, wie Abbildung 2.13 für polykristallines Magnesium der
Korngröße 0,1 mm zeigt [Frost1982]. Im Folgenden werden einzelne Unter-
suchungen zu den Kriecheigenschaften von Reinmagnesium vorgestellt.
Abbildung 2.13: Verformungsmechanismuskarte von polykristallinem Magnesium der Korn-
größe 0,1 mm [Frost1982].
Unterhalb von 327 – 477 °C (0,65 – 0,81 Tm) und Spannungen zwischen 8,2 und
21 MPa wurde von Vagarali et. al bei einem Spannungsexponenten von n = 5,2 – 6,5
Versetzungsklettern als wirkender Kriechmechanismus identifiziert. Die Aktivierungs-
energie entspricht dabei mit Q = 130 kJ/mol nahezu dem Wert für die Selbstdiffusion
von Magnesium (134 kJ/mol [Shewmon1954]). Für Temperaturen oberhalb von 327
– 477 °C, Spannungen zwischen 3,7 und 6,3 MPa und einem Spannungsexponenten
von etwa n = 6 wurde eine Spannungsabhängigkeit der Aktivierungsenergie
Grundlagen 19
(Q = (140 ± 10 kJ/mol) + (295 MPa / σ)) festgestellt. Der dominierende Kriech-
mechanismus entsprach Quergleitung der Versetzungen aus der Basalebene in die
Prismenebenen. Bei gleichen Temperaturen, aber niedrigeren Spannungsniveaus
(< 2,5 MPa) dominierte das Diffusionskriechen mit einem Spannungsexponenten von
n = 1 und einer Aktivierungsenergie nahe der Selbstdiffusion [Vagarali1981]. Die
Ergebnisse decken sich mit der Verformungsmechanismuskarte.
Weitere Untersuchungen zum Kriechverhalten von polykristallinem Reinmagnesium
wurden z.B. von McTegart [McTegart1961] durchgeführt, der die Mechanismen
Basalgleitung und Bildung von Subkornstrukturen und bei Temperaturen oberhalb
von bereits 300 °C Quergleitung auf prismatischen Ebenen identifiziert. In den
Arbeiten von Milicka et al. [Milicka1970] und Crossland und Jones [Crossland1972]
wird als dominierender Mechanismus bei hohen Temperaturen pyramidales
Quergleiten in Magnesium vorgeschlagen.
Auch Untersuchungen von Northwood und Smith an Reinmagnesium bei
Temperaturen von 25, 100 und 200 °C zeigen mehrere Bereiche unterschiedlicher
Kriechmechanismen. Der Spannungsexponent in deren Arbeiten zeigt einen Über-
gang von n = 2,2 bis 3,3 bei niedrigen Spannungen (< 30 MPa bei 200 °C) zu n = 5,3
bis 10,3 bei hohen Spannungen (> 35 MPa bei 200 °C) für niedrige Kriech-
temperaturen. Dieser Wechsel der Spannungsexponenten erfolgt bei den niedrigeren
Temperaturen zu höheren Spannungen [Northwood1986].
2.4.3 Kriechverhalten von Mg-Al-Legierungen
Die am häufigsten eingesetzten Magnesiumdruckgusslegierungen sind Vertreter der
AZ- und der AM-Reihe. Aufgrund ihrer geringen Warmfestigkeit ist der Einsatzbereich
auf Temperaturen unterhalb von 120°C beschränkt. Diese zur Mg-Al-Reihe
gehörenden Legierungen gelten als nicht warm- bzw. kriechfest [Pekguleryuz2003b,
Luo2004, Gao2005].
In der Literatur lassen sich unterschiedliche Theorien finden, was der Grund für die
moderate Kriechbeständigkeit der aluminiumhaltigen Mg-Legierungen ist. Im
Folgenden soll ein Überblick über die in der Literatur ermittelten Kriechmechanismen
und die Einflussgrößen, wie Mg17Al12-Phase, Al-Gehalt, Korngröße und Festphasen-
gehalt, auf die Kriechbeständigkeit dieser Legierungsklasse gegeben werden.
Wirkende Kriechmechanismen in Mg-Al-Legierungen
Der dominierende Kriechmechanismus in Mg-Al-Legierungen bei erhöhter
Temperatur wird meist mit Versetzungskriechen angegeben, dies geht auch aus
Tabelle 2.2 hervor, in der eine Auswahl an Untersuchungen an Mg-Al-Legierungen
hinsichtlich der Kriechmechanismen gegeben ist.
20 Grundlagen
Tabelle 2.2: Literaturüberblick über Kriechparameter und vorgeschlagene Kriechmechanismen
für einige Mg-Al-Legierungen
T [°C] σ [MPa] Zug/ Druck
n Q [kJ/mol] Kriechmechanismus
AZ91 Druckguss
RT 60 – 120 Z 4,6 106 Versetzungsklettern [Miller1991]
150 30 – 100 Z 6,9 Versetzungsklettern [Regev1997]
180 30 – 100 Z 5,4 Versetzungsklettern
125 20 – 50 Z 1,5 Korngrenzengleiten
[Dunlop1997] [Dargusch1998a] [Dargusch1998b]
125 60 – 100 Z 5,0 Versetzungsklettern
150 20 – 40 Z 1,6 Korngrenzengleiten
150 50 – 80 Z 5,7 Versetzungsklettern
125 – 175 30 Z 44 Korngrenzengleiten
AZ91 Massel
120 – 180 40 – 115 Z 11 Versetzungsbewegung auf
Basalebenen, Quergleiten,
Kavitationsbildung an
β-α-Grenzfläche
[Regev1998] 120 – 180 100 Z 220 – 94
AZ91 Massel T6
275 25 – 55 D 4,95
121 (45 MPa) – 171 (25 MPa)
Versetzungsklettern
[Guo2007] 300 25 – 55 D 4,74 Versetzungsklettern
325 15 – 45 D 3,6 Versetzungsklettern, Quergleiten
AZ91 Blech
200 – 350
(*)
Z 5 Versetzungsklettern
[Somekawa2005] < 267 Z 96 Diffusion entlang Versetzungen
> 267 Z 126 Selbstdiffusion
AM60 Druckguss
150 20 – 80 D, Z 4,0 Versetzungsklettern [Agnew2000]
AM50 Druckguss
150 – 225 60 – 100 Z 6 126 Versetzungsklettern [Terada2003]
(*) ermittelt aus Geschwindigkeitswechselversuchen mit 1×10−4
bis 8×10−2
s−1
Dehnraten
Grundlagen 21
Abbildung 2.14: Temperaturnormierte Auftragung der
Literaturwerte aus Kriechversuchen für AZ91 aus dem
Druckguss. Im Spannungsbereich > 50 MPa (σ/G =
0.003) werden ähnliche Spannungsexponenten er-
mittelt und deuten auf Versetzungskriechen. Bei
geringeren Spannungen berichten Dunlop und
Dargusch [Dunlop1997] von einem Wechsel des domi-
nierenden Kriechmechanismus.
1E-3 0.0110
-10
10-9
10-8
10-7
10-6
10-5
10-4
10-3
10-2
2
1
1
AZ91 Druckguss
[Dunlop1997]
[Regev1997]
[Blum2000]
[Eibisch2008]
e mink
BT
/ D
Gb
/ G
6
Nach Dargusch et al. [Dargusch2009] und Blum et al. [Blum2005] wird die
Versetzungsbewegung durch
basales Gleiten und Klettern
bestimmt. Die konventionellen
Mg-Al-Legierungen zeigen meist
Spannungsexponenten von n = 4
– 6 [z.B. Miller1991, Regev1997,
Dunlop1997, Somekawa2005,
Terada2003, Eibisch2008], wel-
che für Versetzungskriechen
typisch sind. Für AZ91 aus dem
Druckguss wird dies in
Abbildung 2.14 anhand einer
temperaturnormierten Auftragung
von Literaturergebnissen dar-
gestellt. In dem Spannungs-
bereich > 50 MPa (σ/G 0,003),
ähneln sich die ermittelten
Spannungsexponenten und deu-
ten auf Versetzungskriechen. In
diesem Bereich wurde von
Dargusch und Dunlop
[Dunlop1997, Dargusch1998a,
Dargusch1998b] eine Aktivie-
rungsenergie von 94 kJ/mol ge-
funden, was nahe den Werten für Diffusion entlang von Versetzungen (92 kJ/mol)
und auch Korngrenzdiffusion liegt (80 kJ/mol). Für Spannungen unterhalb 50 MPa
wurde in deren Arbeiten jedoch ein Wechsel des Spannungsexponenten zu n < 2
und eine Aktivierungsenergie von 30 – 45 kJ/mol ermittelt. Diese Werte können nach
Meinung der Autoren auf Korngrenzengleiten und auf die Aktivierungsenergie
diskontinuierlicher Mg17Al12-Ausscheidung, die nach Uchida und Shinya
[Uchida1995] 30 kJ/mol beträgt, zurückgeführt werden. Die diskontinuierlichen
Ausscheidungen während des Kriechens sollen ein Korngrenzengleiten bzw. –
wandern begünstigen. Nach Roberts erzeugen diese Ausscheidungen in Mg-Al-
Legierungen dreimal so viel Korngrenzfläche wie ursprünglich vorhanden
[Roberts1956]. Untersuchungen an einer Probe, die mit Markern versehen wurde,
zeigen Versatz an den Korngrenzen und stützen die Annahme, dass Korngrenzen-
gleiten einen Beitrag zur Verformung leistet [Dargusch1998a, Dargusch1998b].
Durch die Ermittlung der minimalen Kriechraten bereits nach 100 h in den Arbeiten
von Dunlop und Dargusch [Dunlop1997, Dargusch1998a, Dargusch1998b] können
22 Grundlagen
die Kriechraten jedoch insbesondere bei geringen Spannungen überschätzt werden.
Eine Beeinflussung der ermittelten Spannungsexponenten und Aktivierungsenergien
weisen die Autoren allerdings zurück [Dargusch1998b].
Regev et al. [Regev1997, Regev1998] geben als wirkende Mechanismen beim
Kriechen von AZ91 Proben aus dem Druckguss und aus der Massel Versetzungs-
bewegung auf Basalebenen, Quergleiten auf nicht-basalen Ebenen und inter-
kristalline Kavitationsbildung ausgehend von der β-α-Grenzfläche an. Dies
begründen die Autoren durch den Spannungsexponenten, im TEM gefundene Ver-
setzungen auf Nichtbasalebenen an den Druckgussproben und durch im Gefüge
beobachtete Trennung der Mg17Al12/Matrix-Grenzfläche in der Massel nach Kriech-
verformung. Korngrenzengleiten wird von den Autoren nicht genannt, trotz
Überschneidung der Temperatur- und der Spannungsbereiche mit den von Dargusch
und Dunlop [Dargusch1998a, Dargusch1998b] ermittelten Bereichen für diesen
Mechanismus.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass meist Versetzungskriechen eine domi-
nierende Rolle bei der Kriechverformung von Mg-Al-Legierungen spielt. Bei geringen
Spannungen, die für die Anwendung wichtig sind, besteht jedoch Uneinigkeit über
weitere Beiträge wie beispielsweise Korngrenzengleiten.
Einfluss des Al-Gehaltes auf die Kriechbeständigkeit von Mg-Al-Legierungen
Der Einfluss des Al-Gehalt auf die Kriechbeständigkeit der Legierungen wird in der
Literatur unterschiedlich beobachtet und es existieren verschiedene Ansätze zur
Erklärung der Effekte. Für Al-Gehalte bis 3 % in binären Mg-Al-Legierungen wird eine
Verringerung der Kriechverformung mit zunehmendem Aluminiumgehalt beobachtet
[Sato2000]. Legierungen dieser Gehalte bestehen nahezu ausschließlich aus Mg-
Mischkristall. Ab Gehalten von etwa 2 % Al entsteht in Mg-Al-Gusslegierungen neben
den Mg-Körnern ein Eutektikum aus Mg17Al12 und eutektischem α-Mg, welches mit
steigendem Al-Gehalt zunimmt [Dahle2001].
Die überwiegende Meinung für Al-Gehalte über 3 % ist, dass sich eine
Aluminiumzugabe negativ auf die Kriechbeständigkeit auswirkt [z.B. Foerster1973,
Polmear1995, Dargusch1998a, Lee2006, Asl2009, Nie2009]. Als Begründung wurde
früher oft eine Erweichung der ß-Phase ab 120 °C genannt [Raynor1959, Luo1994,
Polmear1995, Asl2009], was jedoch unwahrscheinlich ist, wie der folgende Abschnitt
zeigen wird. Als weitere Erklärung werden die zunehmende Menge an diskonti-
nuierlichen Ausscheidungen und der damit einhergehende stärkere Beitrag an
Korngrenzengleiten geliefert [Dargusch1998a, Dargusch1998b, Asl2009]. Darüber
hinaus wird die Verringerung der Kriechbeständigkeit vereinzelt auf die Verfeinerung
der Korngröße bei Erhöhung des Al-Gehaltes [Lee2006] und die erhöhte Diffusion
Grundlagen 23
der Al-Atome – im Vergleich zu z.B. Cer-Atomen – in der Mg-Matrix zurückgeführt
[Nie2009].
In einer weiteren Arbeit zeigten Dargusch et al. [Dargusch2006] entgegen
vorhergehenden Untersuchungen eine Verbesserung der Kriecheigenschaften durch
Erhöhung des Al-Gehaltes. Die Autoren folgern, dass sich eine Zunahme an
Eutektikum bestehend aus Al-übersättigtem Mg-Mischkristall und ß-Phase positiv auf
die Kriecheigenschaften auswirkt [Dargusch2006]. Die untersuchten Legierungen mit
2 % bis 18 % Al-Gehalt unterscheiden sich allerdings nicht nur in der Menge des
Eutektikums, sondern auch in dessen Ausprägung (siehe Abbildung 2.15). Die
unterschiedlichen Gefüge weisen zum Teil nur Mischkristall, teilweise isolierte
Bereiche an Eutektikum bis hin zu einem Netzwerk aus eutektischen Phasen auf.
Eine Reduzierung der Effekte auf die Menge an Eutektikum stellt demnach eine
starke Vereinfachung dar und muss in Frage gestellt werden.
Abbildung 2.15: Mikrostruktur der Legierungen Mg–5 Gew.% Al (links), Mg–9 Gew.% Al (Mitte),
und Mg–14 Gew.% Al (rechts). Mit zunehmendem Al-Gehalt nimmt die Menge an Eutektikum
bestehend aus Al-übersättigtem Mg-Mischkristall und ß-Phase zu [Dargusch2010].
In der Literatur gibt es jedoch auch Annahmen, dass sich der Al-Gehalt nicht auf die
Kriechbeständigkeit auswirkt. Blum et al. [Blum2005] behaupten, dass AZ91 sich im
Kriechversuch wie ein Mg-3%Al-Mischkristall verhält. Nach ihnen können zwar die
vorhandenen Mg17Al12-Phasen erweichen, dem sollen aber die Ausscheidungen, die
während des Kriechens gebildet werden, durch Härtung der Korngrenzbereiche
entgegenwirken.
Der Literaturüberblick zeigt, dass der Einfluss des Al-Gehaltes auf die Kriech-
eigenschaften nicht eindeutig geklärt ist. Es gibt unterschiedliche Meinungen, wobei
aber überwiegend eine Verringerung der Kriechbeständigkeit bei Erhöhung des Al-
Gehaltes berichtet wird.
Einfluss der Mg17Al12-Phase auf die Kriechbeständigkeit von Mg-Al-
Legierungen
In der Literatur gibt es verschiedene Ansätze zur Erklärung der mäßigen Kriech-
beständigkeit der aluminiumhaltigen Magnesiumlegierungen. Als Hauptgrund wird oft
24 Grundlagen
Abbildung 2.16: Mikrohärte in Abhängigkeit von der
Temperatur für Mg-Matrix und intermetallische
Phasen Mg17Al12 und Mg2Si. Die Mg17Al12-Phase zeigt
bei Temperaturen bis 200 °C keinen signifikanten
Härteverlust.
0 100 200 300 400
0
100
200
300
400
500 Mg
2Si [Yoo2004]
Mg17
Al12
[Yoo2004]
Mg17
Al12
[Fukuchi1975]
Mg (Matrix) [Yoo2004]
Vic
kers
härt
e i
n H
V
Temperatur in °C
der hohe Gehalt an Mg17Al12-Phase, die in Form grober Partikel auf den Korngrenzen
vorkommt, genannt [Raynor1959]. Der geringe Schmelzpunkt von 437 °C dieser
vorhandenen Mg17Al12-Phase führte zu Vermutungen, dass es zu einem Erweichen
der Phasen bei Temperaturen ab 120 °C kommt und somit Korngrenzengleiten
verursacht wird [Raynor1959, Luo1994, Polmear1995].
Es existieren jedoch Unter-
suchungen von Yoo et al. an AZ91
und AZ61-Si-P [Yoo2004] und von
Fukuchi und Watanabe an stöchio-
metrischer ß-Phase [Fukuchi1975,
Fukuchi1980], die zeigen, dass die
Härtewerte dieser intermetallischen
Phase bei steigender Temperatur
keinen signifikanten Verlust bis zu
200 – 250 °C zeigen, wie in
Abbildung 2.16 dargestellt ist.
Demnach kann ein Erweichen der
Phase bereits ab 120 °C ausge-
schlossen werden. Die Auftragung
zeigt zudem, dass die Mg2Si-
Phase, die als thermisch stabil gilt
[Dargusch1998b, Bronfin2001,
Zhang2005, Pekguleryuz2010],
einen deutlich stärkeren Härte-
abfall von Raumtemperatur bis 150 °C aufweist. Im Temperaturbereich zwischen 150
und 200 °C, somit der für den Einsatz in Motornähe relevante Temperaturbereich
[Pekguleryuz2003a], in dem auch üblicherweise Kriechversuche an Mg-Legierungen
durchgeführt werden, liegen die Härtewerte für Mg2Si und Mg17Al12 auf ähnlichem
Niveau.
Ein weiteres Argument gegen die Erweichung der Mg17Al12-Phase konnten zum
Beispiel Dargusch [Dargusch1998a] und Blum et al. [Blum1998] nachweisen: Trotz
Erhöhung des Volumenanteils an ß-Phase durch eine Wärmebehandlung wurden die
Kriecheigenschaften verbessert.
Eine weitere Erklärung lieferten Dargusch und Dunlop [Dunlop1997, Dargusch1998b,
Dargusch1998a], die die mikrostrukturelle Instabilität für die verringerte Kriech-
festigkeit verantwortlich machen. Die während des Kriechens diskontinuierlich aus
den aluminiumübersättigten Randbereichen des α-Mischkristalls ausgeschiedenen
Mg17Al12-Phasen führen zur Wanderung von Großwinkelkorngrenzen, was Korn-
grenzengleiten zur Folge hat [Dargusch1998b]. Bestätigt wird dies dadurch, dass die
gemessenen Aktivierungsenergien mit 35 – 45 kJ/mol im Bereich derer zur diskonti-
Grundlagen 25
nuierlichen Ausscheidung von Mg17Al12 (30 kJ/mol [Uchida1995]) lagen und ein
Spannungsexponent von n = 2 für Spannungen unterhalb 50 MPa ermittelt wurde,
der auf Korngrenzengleiten hindeutet [Dunlop1997, Dargusch1998b].
Ji et al. [Ji2006] weisen einerseits darauf hin, dass die Mg17Al12-Phase Korngrenzen
pinnen und somit ein Korngrenzengleiten bzw. Korngrenzenwandern reduzieren
kann. Andererseits verweisen sie auch auf Arbeiten von Han et al. [Han2004], nach
welchen Spannungsspitzen an den intermetallischen Phasen entstehen können.
Diese können zu verstärkter Verformung in den Randbereichen der α-Körner nahe
der Grenzfläche führen. Regev et al. [Regev1998] beobachteten zudem inter-
kristalline Separation ausgehend von den β-Phasen in AZ91. Die Autoren kommen
zu dem Schluss, dass eine Reduzierung der Mg17Al12-Phase zu einer Verbesserung
der Kriechbeständigkeit führen sollte. Han et al. [Han2004] sehen in der Verbes-
serung der AZ91 nach Lösungsglühen einen Beweis dafür, gehen aber nicht auf den
gleichzeitig wirkenden Effekt der erhöhten Mischkristallhärtung ein.
Einfluss der Korngröße auf die Kriechbeständigkeit von Mg-Al-Legierungen
Die Korngröße von Magnesiumlegierungen ergibt sich aus der Kombination von
Abkühlbedingungen, Legierungszusammensetzung und der Art von vorhandenen
Keimbildnern [Dahle2001]. Gleichung (2.3) für die minimale Kriechrate wird oftmals
in allgemeinerer Form mit der folgenden Korngrößenabhängigkeit erweitert
[Spigarelli2001, vonBuch2002, Vagarali1981]:
RT
Qexpσ
d
1Aε Cn
pmin (2.7)
Dieser Ansatz ist insbesondere bei Korngrenzengleiten sinnvoll. Das Korngrenzen-
gleiten führt zum einen zu erhöhten Deformationen und zum anderen durch
Schwächung der Korngrenze zu einer Lasterhöhung auf die restliche Matrix
[Dargusch1998a]. Wenn Korngrenzengleiten dominiert entspricht der Korngrößen-
exponent meist p = 2 oder 3 [delValle2007].
Der Einfluss der Korngröße auf die Kriecheigenschaften von AZ91 wurde von
Spigarelli et al. bei 100 MPa untersucht. Dabei wurden Proben aus unterschiedlichen
Verfahren – Druckguss, Thixoforming, Squeeze Casting und Kokillenguss – mit-
einander verglichen. Die Autoren fanden beispielsweise für AZ91 aus dem Kokillen-
guss mit einer Korngröße von 300 µm eine um etwa eine Größenordnung geringere
Kriechrate als druckgegossene oder durch Thixoformen hergestellte AZ91. Der er-
mittelte Exponent für die Korngrößenabhängigkeit liegt bei p = 0,59 [Spigarelli2001].
Mordike und Lucak [Mordike1996] erklärten die um mehr als zwei Größenordnungen
höhere minimale Kriechrate bei 150 °C und 50 MPa einer AZ91 hergestellt über
Rapid Solidification im Vergleich zu AZ91 Squeeze Cast über die Korngröße. Diese
26 Grundlagen
Abbildung 2.17: Minimale Kriechraten bei 150 °C und
60 MPa Kriechspannung für AZ91 aus unterschied-
lichen Herstellverfahren. Es ist keine eindeutige
exponentielle Abhängigkeit von der Korngröße er-
kennbar.
103
104
105
106
10-9
10-8
10-7
10-61000 100 10 1
AZ91
= 60 MPa
T = 150 °C
mittlere Korngröße in µm
Thixomolding
TM, [Eibisch2008]
TF, [Evangelista1999]
DG, [Regev1997]
SC, [Slenicka2000]
DG, [Eibisch2008]
DG, [Dargusch1998b]
Squeeze
Casting
Druckguss
Thixoformen
1
1
min
. K
riech
rate
in
s-1
inverse mittlere Korngröße in m-1
1
1
1
1
1
1
ist mit 1,5 µm im Vergleich zu 11,6 µm etwa eine Größenordnung kleiner. Über die
Korngrößenabhängigkeit σ ~ 1/d2 konnte der Sprung in der Kriechrate erwartet
werden.
Eibisch et al. [Eibisch2008] untersuchten die Kriechbeständigkeit von Mg-
spritzgegossener AZ91 mit unterschiedlichen Festphasengehalten und erklärten die
Verbesserung der Kriecheigen-
schaften bei erhöhten Fest-
phasengehalten durch die Er-
höhung der mittleren Korngröße.
Für den Exponenten der Korn-
größenabhängigkeit ergab sich
bei 60 MPa Prüfspannung p = 1.
Gleichzeitig werden in der Arbeit
aber weitere mögliche Effekte,
durch die veränderte Mikro-
struktur, auf die Kriechbeständig-
keit diskutiert.
In Abbildung 2.17 sind die
minimalen Kriechraten über die
inverse Korngröße für AZ91 bei
150 °C und 60 MPa aus unter-
schiedlichen Arbeiten aufgetra-
gen. Zusätzlich ist zur Orien-
tierung die Gerade für p = 1 ein-
gezeichnet. Das Diagramm bein-
haltet sowohl Ergebnisse aus dem
Druckguss [Eibisch2008, Dargusch1998b, Regev1997], als auch dem Mg-
Spritzgießen [Eibisch2008], dem Thixoforming [Evangelista1999] und dem Squeeze
Casting Verfahren [Slenicka2000].
Aus den Ergebnissen und der Streuung bezüglich des Exponenten p in der Literatur
ist keine eindeutige Abhängigkeit erkennbar. Offenbar spielen neben der Korngröße
noch andere Faktoren eine Rolle. Die Literaturübersicht in Abbildung 2.17 kann aber
als Hinweis gewertet werden, dass Korngrenzengleiten bei feinkörnigen Mg-
Legierungen eine Rolle spielt.
Einfluss des Festphasenanteils auf das Kriechverhalten von Mg-Al-
Legierungen
Eibisch et al. beobachteten, dass mit steigendem Festphasenanteil die minimale
Kriechrate für AZ91 insbesondere bei niedrigen Spannungen sinkt [Eibisch2008].
Grundlagen 27
Abbildung 2.18 zeigt die Norton-Auftragung der minimalen Kriechraten für
spritzgegossene AZ91 mit Festphasengehalten von 0 – 50 %. Mikrostrukturell
wurden bei Reduzierung der Gießtemperatur durch den gestiegenen Festphasen-
gehalt drei Effekte beobachtet, die einen Einfluss auf die Kriechfestigkeit der
Legierung haben könnten. Zum einen konnte eine Erhöhung der mittleren Korngröße
durch den steigenden Anteil an großen Primärphasen festgestellt werden, zum
anderen wurde eine Erhöhung des Aluminiumgehaltes sowohl im primären als auch
im sekundären α-Mg gemessen. Als dritter Effekt wird die stärkere Vernetzung der
Mg17Al12-Phase bei höheren Festphasengehalten genannt.
Abbildung 2.18: Links: Norton-Auftragung der minimalen Kriechraten von AZ91 mit unter-
schiedlichen Festphasengehalten. Proben mit höheren Anteilen an Primärphase zeigen ins-
besondere bei niedrigeren Spannungen eine Verbesserung der Kriechbeständigkeit. Rechts:
inverser Zusammenhang zwischen der sekundären Kriechrate und Korngröße [Eibisch2008].
Die Verbesserung der Kriechfestigkeit wurde in [Eibisch2008] auf die Erhöhung der
mittleren Korngröße zurückgeführt, nachdem die indirekte Abhängigkeit der
minimalen Kriechrate von der mittleren Korngröße bestätigt wurde. Als Ansatz diente
hierzu die um die Korngröße erweiterte Gleichung (2.7) für die Kriechrate im
sekundären Kriechbereich. Die Ergebnisse aus [Eibisch2008] führten zu einem p-
Wert von etwa 1.
Auch Frank et al. [Frank2006] untersuchten das Kriechverhalten von AZ91
hergestellt im Druckguss, Thixomolding und New Rheocasting Verfahren. Sie
betonten den Einfluss des Korngrenzengleitens auf die Kriechverformung weshalb
der Volumenanteil an Korngrenzen einen Effekt auf die Kriecheigenschaften hat.
Durch Einbringen von größeren primären Festphasen im Thixomolding oder in noch
höherem Maße im New Rheocasting kann der Anteil an Korngrenzengleiten an der
50 100 150
10-10
10-9
10-8
10-7
10-6
10-5
AZ91
T = 150°C
emin
e(t=200h)
n45%
= 6.4
TG= 605 °C, f
s=0-2%
TG= 595 °C, f
s=8-13%
TG= 590 °C, f
s=10-30%
TG= 585 °C, f
s=35-50%
n0%
= 5.5
min
. K
riech
rate
in
s-1
Kriechspannung in MPa
104
105
106
10-8
10-7
10-6100 10 1
AZ91
= 60 MPa
T = 150 °C
fs= 0 %
fs= 3 %
fs= 11 %
fs= 13 %
fs= 45 %
d (µm)
Druckguss
Thixo-
molding
1
1
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
inverse mittlere Korngröße in m-1
28 Grundlagen
Abbildung 2.19: Kriechstauchung einiger Mg-
legierungen und der Al-Legierung A380 bei
70 MPa und 150 °C. AZ91 zeigt die schlechteste
Kriechbeständigkeit [Pekguleryuz2003b].
AZ91AS41
AS21AE42
AJ52
AJ62
A380
0
2
4
6
20
22
T = 150 °C
= 70 MPa
200 h
Kri
ech
sta
uch
un
g i
n %
Verformung verringert werden. Dies zeigt sich besonders an den geringen
Kriechraten im New Rheocasting.
2.4.4 Kriechverhalten warmfester Magnesiumlegierungen
Ein Vergleich der Kriechstauchung der warmfesteren Legierungen (AS21, AS41,
AE42, AJ52 und AJ62) zu AZ91 und zu der Al-Druckgusslegierung A380 ist in
Abbildung 2.19 dargestellt.
Bemühungen die Kriechbeständigkeit der Mg-Al-Druckgusslegierungen zu erhöhen
führten in der Vergangenheit zu
folgenden Ansätzen:
Viele warmfeste Legierungen be-
sitzen einen geringen Al-Gehalt (~ 2
– 4 %) um die Übersättigung im Mg-
Mischkristall und damit auch die
diskontinuierliche Ausscheidung von
Mg17Al12-Phase zu verringern bzw.
zu vermeiden. Zusätzlich werden
Legierungselemente hinzugefügt, die
Ausscheidungen bilden, um die
Korngrenzen zu pinnen.
Ein weiterer Ansatz, um den Al-
Gehalt etwas erhöhen zu können, ist
das Aluminium durch Legierungs-
elemente in intermetallischen Pha-
sen abzubinden und damit die übersättigten Kornrandbereiche zu vermeiden.
Gleichzeitig bilden sich diese intermetallischen Phasen meist in den inter-
dendritischen Bereichen aus, wo sie entweder das Korngrenzgleiten verhindern, als
Hindernisse für Versetzungen wirken oder auch ein stabilisierendes Netzwerk
ausbilden können. Weiter bestehen Bemühungen fein verteilte stabile Ausschei-
dungen oder ein gelöstes Element, das nicht so schnell durch die Mg-Matrix
diffundiert, in den Mg-Mischkristall einzubringen, um Versetzungen zu pinnen
[Luo2004, Yang2008, Pekguleryuz2010].
Tabelle 2.3 gibt einen Überblick über Vertreter verschiedener Legierungsklassen,
deren Kriechparameter und von unterschiedlichen Forschergruppen vorgeschlagene
Kriechmechanismen. Im Folgenden wird zusammenfassend auf die Legierungs-
klassen eingegangen und die Unterschiede zu den Mg-Al-Legierungen erläutert.
In den AS-Legierungen bilden sich Mg2Si Phasen, die die Korngrenzen pinnen
sollen. Gleichzeitig wird durch den reduzierten Al-Gehalt die Ausscheidung von ß-
Phase verringert [Dargusch1998a, Dargusch1998b, Blum2001, Zhang2005]. Erhöhte
Grundlagen 29
Spannungsexponenten werden vereinzelt über die Anwendung des Schwell-
spannungskonzepts erklärt [Zhang2005]. Die AS-Legierungen zeigen jedoch nur eine
geringe Verbesserung der Kriechbeständigkeit gegenüber AZ91.
Im Gegensatz zu Silizium binden die Elemente der Seltenen Erden Aluminium in
intermetallischen Phasen. Diese bilden sich verzweigt an den Korngrenzen aus, was
effektiv das Korngrenzengleiten verhindern soll [Pettersen1996, Zhang2009,
Zhang2011]. Neben diesen intermetallischen Phasen wird zum anderen vermutet,
dass die im Mischkristall gelösten RE-Atome die Verbesserung der mechanischen
Eigenschaften bei erhöhten Temperaturen bewirken [Foerster1973]. Auch in den AE-
Legierungen werden hohe Spannungsexponenten ermittelt, diese werden z.B. durch
einen möglichen ‚power law breakdown‘ [Moreno2003] oder das Wirken einer
Schwellspannung [Dieringa2009] begründet. Spigarelli [Spigarelli2009] erklärt die
Ergebnisse über das Verbundmodell, wobei er das Material als Verbund von weichen
Phasen und harten eutektischen Bereichen ansieht, die die gleichen Verformungs-
raten aufweisen müssen. Die Ausscheidungshärtung durch Phasen während der
Erstarrung und während des Kriechens in den harten Bereichen wurde durch
Einführung einer Schwellspannung berücksichtigt.
Auch in den Erdalkalimetallhaltigen AX- und AJ-Legierungen wird Al durch Ca bzw.
Sr gebunden und es werden erhöhte Spannungsexponenten gefunden
[Amberger2011, Eibisch2008, Terada2003, Terada2009, Bai2006, Zhao2007,
Kunst2008]. Zwischen diesen Legierungsklassen lassen sich einige Parallelen
erkennen. Die Mg17Al12-Phase wird zunehmend unterdrückt, das Eutektikum bildet
sich zunächst lamellar aus und die Al-Übersättigung im α-Mischkristall wird ver-
ringert. Mit steigendem Ca- bzw. Sr-Gehalt bilden sich die intermetallischen Phasen
zunehmend vernetzt entlang der Korngrenzen aus [Amberger2011, Eibisch2008,
Kunst2008]. Der positive Einfluss dieses Netzwerks aus intermetallischer Phase auf
die Kriechbeständigkeit wird von verschiedenen Autoren berichtet [Bai2006,
Eibisch2008, Kunst2008, Amberger2011] und wird von Amberger an AZ91 + Ca
mittels Verbundmodel erklärt [Amberger2009, Amberger2011]. Eine Quantifizierung
der Vernetzung erfolgt meist überhaupt nicht, oder nur über die Angabe der mittleren
freien Weglänge [Amberger2011], welche jedoch durch unterschiedliche Korngrößen,
Ausscheidungen im Korninnern und lamellares Eutektikum beeinflusst wird. In AJ-
Legierungen spielt bei hohen Sr-Gehalten laut Baril et al. [Baril2003] die Mg-Al-Sr-
Phase eine wichtige Rolle für die gute Kriechbeständigkeit. Auch nach Kunst
[Kunst2008] bildet sich durch diese zusätzlich ausgeschiedene ternäre Phase das
Netzwerk stabiler aus, als bei rein lamellarem Eutektikum.
30 Grundlagen
Tabelle 2.3: Literaturüberblick über Kriechparameter für einige warmfeste Mg-Al-Legierungen
T [°C] σ [MPa] Zug/ Druck
N Q [kJ/mol] Kriechmechanismus
AS21
125 30 – 80 Z 2,1 36 – 44 Korngrenzengleiten, diskontinuierliche Mg17Al12-Ausscheidung [Dargusch1998a]
[Dargusch1998b]
150 30 – 70 Z ~ 2 36 – 44
70 – 80 Z ~ 5 Versetzungskriechen
175 40 – 80 Z 5,4 94
70 – 150 75 – 150 D 13 – 19 Versetzungskriechen, Schwellspannung
[Zhang2005]
AE42
150 – 175 50 – 80 Z 3,4 – 5,5 Versetzungskriechen [Moreno2003]]
150 – 175 70 – 100 Z 37 – 44 ‚power law breakdown‘
150 – 240 40 – 120 D 6,3 – 8,2 Versetzungsgleiten, -klettern, Schwellspannung, untersch. Zwillingsbildung in Zug/Druck
[Dieringa2009] 150 – 240 40 – 120 Z 14 – 22
AE44
125 – 150 80 – 120 Z 27 – 30 105 – 175 Verbundmodell + Schwellspannung
[Spigarelli2009]
AX52
150 – 225 100 Z 10 142 Versetzungsklettern [Terada2003] [Terada2009]
AX53
150 40 – 70 Z 1,5 40 – 120 (83MPa)
Korngrenzengleiten [Luo2002]
150 70 – 100 Z 8,5 Versetzungsgleiten
AXZ951
150 110 – 230 D 13 Verbundmodell [Amberger2011]
200 80 – 170 D 10
AJ51
175 35 – 70 D 8,3 76 – 125 Korngrenzendiffusion, Mg-
Selbstdiffusion; [Zhao2007]
175 50 – 90 Z 2,4 – 15,1 22 – 233 diskontinuierliches ß, Partikelverstärkung
AJ42
150 – 200 50 – 80 Z 5,1 – 12,4 123(70MPa) Vernetzung [Bai2006]
AJ43
150 – 200 50 – 80 Z 5,2 – 17,4 92(70MPa) Vernetzung [Bai2006]
AJ62 + Al
150 – 200 35 – 90 Z 8 125 Vernetzung, Schwellspannung
[Kunst2008]
AJ62
150 – 200 35 – 90 Z 8 147 Vernetzung, Schwellspannung
[Kunst2008]
AJ62 + Sr
150 – 200 35 – 90 Z 9 92 Vernetzung, Schwellspannung
[Kunst2008]
Experimentelles 31
3 Experimentelles
3.1 Verwendete Materialien
Als Basislegierungen für das Spritzgießen wurden in dieser Arbeit Materialien der
Firmen Ecka Granules, Non Ferrum, Magnesium Elektron Ldt. (MEL) und Norsk
Hydro verwendet. Als Legierungen kamen AZ91, AZ70, AM60, AM50, AM40, AM20,
AJ52 und AJ62 zum Einsatz. Die chemische Soll-Zusammensetzung nach
Spezifikation oder nach gesetzten Vorgaben für den Hersteller ist in Tabelle 3.1
dargestellt. Die Verarbeitung der Masseln zu Granulat der Güte Tix03 und Tix08
erfolgte durch die Firma Non Ferrum bzw. Ecka Granules GmbH. Die Granulatgröße
liegt hierbei zwischen 1,0 mm und 3,15 mm mit einem Feinanteil von maximal 3 %.
Die Basislegierung AM20 wurde bei der Neue Materialien Fürth GmbH (NMF)
zerspant.
Tabelle 3.1: Zusammensetzung der verwendeten Ausgangsmaterialien AZ91, AZ70, AM60,
AM50, AM40, AM20, AJ52 und AJ62 nach 1) ASTM-Norm B93/B93M-09, 2) DIN EN 1753 bzw.
nach 3) NMF-Vorgaben an den Hersteller.
Hersteller Al Zn Mn Sr Si
(max) Cu
(max) Ni
(max) Fe
(max)
AZ911)
NonFerrum 8,5 - 9,5 0,45 - 0,90 0,17 - 0,40 0,08 0,025 0,001 0,004
AZ703)
Ecka 6,5 - 7,5 0,3 - 0,7 0,17 - 0,40 0,08 0,008 0,001 0,004
AM601)
Ecka 5,6 - 6,4 max. 0,20 0,28 -0,50 0,08 0,008 0,001 0,004
AM501)
Ecka 4,5 - 5,3 max. 0,20 0,28 -0,50 0,08 0,008 0,001 0,004
AM403)
MEL 3,8 - 4,2 max. 0,20 0,30 - 0,40 0,08 0,008 0,001 0,004
AM202)
Norsk Hydro 1,7 – 2,5 max. 0,20 Min. 0,1 0,05 0,008 0,001 0,004
AJ521)
MEL/NonFerrum 4,5 - 5,5 max. 0,20 0,26 - 0,50 1,8 - 2,3 0,08 0,008 0,001 0,004
AJ621)
MEL/NonFerrum 5,6 - 6,6 max. 0,20 0,26 - 0,50 2,1 - 2,8 0,08 0,008 0,001 0,004
Als zusätzliche Legierungselemente kamen Sr und Al zum Einsatz. Um eine
Oxidation der Legierungskomponente an Luft zu vermeiden und um eine bessere
Vermengung zu einer homogenen Schmelze in der Schnecke zu gewährleisten,
wurde Strontium in Form einer Vorlegierung zudosiert. Der verwendete Legierungs-
zusatz MgSr30 von Magnesium Elektron Ldt. mit 30 % Sollkonzentration des
Legierungselementes wurde bei NMF zu Granulat zerspant. Aluminium wurde in
Form eines zu Granulat gehäckselten Rein-Al-Drahtes (aus dem Temconex®-
Prozess) mit dem Basisgranulat vermengt und über die Hauptdosierung in den
Prozess gebracht.
32 Experimentelles
Abbildung 3.1: Gussteil
„Zugstäbe“ mit Anguss-
system und Überlauf-
bohnen.
3.2 Herstellung der Proben
3.2.1 Spritzgießen der Zugstäbe nach ASTM B 557-02a
Die Herstellung der in dieser Arbeit verwendeten Proben erfolgte an einer
Magnesiumspritzgießmaschine der Firma Japan Steel Works (JSW) vom Typ
JLM220-MG mit einer Schließkraft von 220 t. Die bei der Neue Materialien Fürth
GmbH stehende Anlage erlaubt Schussgewichte bis zu etwa 660 g.
Die Mg-Al- und Mg-Al-Sr-Legierungen wurden überwiegend vollflüssig verarbeitet,
d.h. die Gießtemperatur wurde knapp über der Liquidustemperatur eingestellt. Für
AZ91 und AZ91 mit Sr-Zusätzen erfolgten Abgüsse im
teilflüssigen Temperaturbereich.
Die Proben wurden wie in Abbildung 3.1 ersichtlich in einer
Zweifachkavität abgegossen. Das Angusssystem teilt sich
dabei auf zwei Gießläufe auf, durch die beide
Bauteilkavitäten über Filmangüsse gefüllt werden. Oberhalb
der Bauteilkavität sind die Überlaufbohnen angeordnet, die
Oxide und Trennmittelreste aufnehmen können. An dieser
Stelle erfolgt auch die Anbindung ans Vakuumsystem. Die
Überlaufbohnen werden nach dem Abguss zusammen mit
dem Angusssystem abgebrochen. Die Geometrie der
Zugstäbe ist in der ASTM-Norm B 557-02a mit einer
Gesamtlänge von 230 mm, einer Messlänge von 50,8 mm
und einem Durchmesser von 6,35 mm festgelegt. Die
Proben können als komplettes Gussteil ohne weitere
Bearbeitung in einer Zugprüfmaschine getestet werden.
3.2.2 Probenentnahme für weitere Untersuchungen
Die Entnahme der Kriechproben erfolgte nach der in Abbildung 3.2 dargestellten
Skizze. Mit einem Durchmesser von 5 mm und einer Höhe von 7 mm wurden die
Proben aus der Messlänge der Zugstäbe gedreht. Pro Zugstab konnten hierbei 5 – 7
Kriechproben gewonnen werden.
Abbildung 3.2: Zugstabgeometrie nach ASTM B 557-02a mit Kriechprobenentnahme aus der
Messlänge.
50,8 mm
7 mmØ 9,52 mm Ø 6,35 mm Ø 5 mm
57,15 mm
50,8 mm
7 mmØ 9,52 mm Ø 6,35 mm Ø 5 mm
57,15 mm
Experimentelles 33
Die Schliffentnahme erfolgte überwiegend innerhalb der Messlänge und teilweise am
Schaft. Zur Festphasenanalyse wurden allerdings ausschließlich Schliffe aus der
Messlänge herangezogen.
3.2.3 Wärmebehandlungen der Proben
Um den Einfluss der Mg17Al12-Ausscheidungen und der Mischkristallhärtung zu
erörtern wurden verschiedene Wärmebehandlungen in einem Kammerofen des Typs
CWF 1100 der Firma Carbolite GmbH mit einem Schutzgaseinsatz durchgeführt. Als
Schutzgas diente Argon, mit einer Durchflussrate von 1 – 2,5 l/min.
Die Dauer der Wärmebehandlung zur Auslagerung (T5) betrug 5 bis 200 h bei
150 °C. Dies soll zum einen die Zeitabhängigkeit der Ausscheidungen aufzeigen und
zum anderen durch nachfolgende Kriechexperimente den Unterschied zu unbe-
handelten Proben aufweisen.
Des Weiteren wurde an Proben der Mg-Al-Legierungen eine Lösungsglühung (T4)
durchgeführt um die vorhandenen Mg17Al12-Phasen vollständig zu lösen und einen
Mischkristall mit homogen gelöstem Aluminium zu erhalten. Als Glühtemperatur
wurde 425 °C für eine Dauer von 8 h gewählt.
3.3 Elementanalyse mittels Glimmentladungsspektrometer
Mit Hilfe der Glimmentladungsspektrometrie können elementare Bulkanalysen, Ober-
flächenuntersuchungen und Tiefenprofile durchgeführt werden. Die Messung der
Zusammensetzungen der Magnesiumlegierungen erfolgte mit einem Gerät vom Typ
GD-Profiler der Firma Jobin Yvon. Das Glimmentladungsspektrometer verfügt über
einen Polychromator mit 36 Elementkanälen. Ein zusätzlicher Monochromator
erlaubt die Messung eines weiteren Elementes aus dem Spektrum.
Das Gerät arbeitet mit einem Niederdruck-Plasma in dem Argonionen auf die Probe
treffen und Atome herausschlagen. Diese werden in den angeregten Zustand über-
führt und emittieren Lichtquanten von elementspezifischen Wellenlängen. Diese
werden mit Hilfe der Optik detektiert. Zur quantitativen Analyse werden Kalibrier-
messungen an Referenzmaterialien durchgeführt aus deren Ergebnisse die Eich-
kurven für die jeweiligen Elemente berechnet werden.
Die Messungen der Legierungen wurden an Proben aus dem Angussbereich oder an
zuvor um etwa 0,5 mm heruntergeschliffenen Überlaufbohnen durchgeführt.
3.4 Thermodynamische Berechnungen mittels CompuTherm
Zur Berechnung des Erstarrungsverlaufs und der entstehenden Phasen der
untersuchten Magnesiumlegierungen stand bei NMF das Modul CompuTherm der
34 Experimentelles
Software ProCast zur Verfügung, dessen Datenbank auf der CALPHAD-Methode
basiert.
Für die jeweiligen Legierungen wurde sowohl die Erstarrung nach Scheil ermittelt, als
auch die Berechnungen unter Gleichgewichtsbedingung durchgeführt.
3.5 Mikrostrukturelle Untersuchungen
3.5.1 Metallographische Probenpräparation
Zur Gefügeanalyse und Ermittlung der Härte wurden die Legierungen metallo-
graphisch präpariert. Hierzu wurden Proben aus den Bauteilen getrennt und in
Technovit 4071 eingebettet. Nach dem Aushärten des Epoxidharzes wurden die
Schliffe an einer Schleifmaschine der Firma Struers vom Typ LabPol-21 mit SiC-
Schleifpapier bis zu einer Körnung von 2400 präpariert. Nach einer anschließenden
Reinigung im Ultraschallbad mit Ethanol wurden die Schliffe an einer TegraForce-5
Poliermaschine von Struers mit einer 3 μm Diamantsuspension DiaPro auf einer MD-
Mol Polierscheibe bearbeitet. Nach darauf folgender erneuter Reinigung im Ultra-
schallbad werden die Schliffe auf einer MD-Chem-Scheibe mit einer zum Teil
verdünnten OPS-Lösung ca. 15 s ätzpoliert. Zum Abschluss erfolgte eine Reinigung
im Ultraschallbad.
Optional erfolgte im Anschluss eine weitere Gefügeätzung in einer 1%-igen HNO3-
Lösung für wenige Sekunden und anschließend eine Reinigung in Ethanol.
3.5.2 Lichtmikroskopie und Bestimmung des Festphasenanteils
Zur Gefügeanalyse stand ein Lichtmikroskop vom Typ Axioskop 2 MAT der Firma
Carl Zeiss AG mit Objektiven der Vergrößerung 25x, 50x, 100x, 200x, 500x und
1000x zur Verfügung. Die Gefügeaufnahmen wurden mit Hilfe der Software
analySIS® von Soft Imaging Systems gemacht. Die Festphasenauswertung erfolgte
ebenfalls über das Programm, in dem über den Farbschwellwert die primäre
Festphase von der Restschmelze separiert und ausgewertet wurde.
3.5.3 Gefügeanalyse mittels Rasterelektronenmikroskop
Weitere detailliertere Gefügeanalysen wurden an den Rasterelektronenmikroskopen
(REM) vom Typ Phillips XL30 und vom Typ Quanta 450 der Firma FEI, welche mit
EDX-Detektoren ausgestattet sind, am Lehrstuhl Werkstoffkunde und Technologie
der Metalle (WTM) der Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführt. Die Aufnahmen
erfolgten dabei meist mit einer Beschleunigungsspannung von 15 kV. Verschiedene
Bereiche der Gefüge, wie Primärglobuliten, Restschmelze und intermetallische
Experimentelles 35
Phasen wurden mit Hilfe der Energy Dispersive X-Ray (EDX) Analyse mit einer
Beschleunigungsspannung von 10 - 15 kV auf ihre Elementzusammensetzung
untersucht.
Des Weiteren wurden Untersuchungen an einer FIB (Focused Ion Beam) Work-
station vom Typ Cross Beam 1540Esb mit In Lense und SE Detektor durchgeführt.
Das Gerät steht am Lehrstuhl für Allgemeine Werkstoffeigenschaften der Universität
Erlangen-Nürnberg.
3.5.4 Gefügeuntersuchungen an der Mikrosonde
Um einen Überblick über die elementare Verteilung im Gefüge zu erhalten wurden
Messungen an einer Elektronenstrahl-Mikrosonde des Typs JXA 8100 der Firma Jeol
am Lehrstuhl WTM durchgeführt. Aus den Messausschnitten ergaben sich Mappings
der Konzentrationen von Magnesium, Aluminium, Zink und Kalzium bzw. Strontium
mit einer Auflösung von 1 µm. Aus diesen Mappings wurden die Linescans aus-
gearbeitet und einzelne Gefügebestandteile ausgewertet
3.5.5 Phasenanalyse mittels Röntgendiffraktometrie
Zur Bestimmung der vorhandenen Phasen in den Legierungen wurden Messungen
mit Hilfe eines Röntgendiffraktometers am Lehrstuhl für Glas und Keramik der
Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführt. Verwendet wurde ein Gerät vom Typ
D500 der Firma Siemens.
Das Diffraktometer detektiert Wellenlänge und Intensität der auftretenden Reflexe,
die mittels der Software DIFFRACplus in ein Röntgendiffraktogramm umgewandelt
werden. Dieses kann anhand einer Datenbank, die Informationen über die Lage der
Reflexe (2θ-Winkel) der einzelnen Phasen enthält, ausgewertet werden. Die Mes-
sung erfolgte über einen 2θ – Bereich von 0° – 70°.
3.5.6 Quantifizierung der Phasenanteile und des Vernetzungsgrades
Um die Phasenanteile der ternären und der Al4Sr-Phase in Mg-Al-Sr-Legierungen zu
quantifizieren, wurden in einem Bildbearbeitungsprogramm die im Rasterelektronen-
mikroskop von der binären Phase unterscheidbare Massivphase der Mg-Al-Sr-
Legierungen rot eingefärbt (vgl. Abbildung 3.3 a). So konnte anschließend mit der
Software Analysis unter entsprechender Einstellung der Schwellwerte eine Phasen-
analyse durchgeführt werden, wobei der Anteil an ternärer Phase und an Al4Sr-
Phase bestimmt wurde (vgl. Abbildung 3.3 b). Für die Quantifizierung der
intermetallischen Phasen in den Mg-Al-Legierungen war keine Bearbeitung der Bilder
36 Experimentelles
nötig, da sich nur eine signifikante intermetallische Phase bildet und somit keine
Unterscheidung nötig ist.
Abbildung 3.3: Quantifizierung der Anteile an ternärer Phase und Al4Sr (oben) und Anwendung
des Linienschnittverfahrens zur Bestimmung der mittleren Korngröße und des Vernetzungs-
grades (unten) am Beispiel einer AJ-Legierung. a) Vorbereitung zur Phasenquantifizierung
durch manuelles Einfärben der ternären Phase; b) Phasenerkennung (Al4Sr und Mg-Al-Sr) der
Software über Schwellwerteinstellungen; c) Vorbereitung zur Bestimmung des Vernetzungs-
grades und der Korngröße durch Markieren der Korngrenzen ohne intermetallische Phase;
d) Linienschnittverfahren.
Zur Bestimmung der Korngröße und des Vernetzungsgrades wurde das Linien-
schnittverfahren angewendet. Dazu wurde die REM-Aufnahme wiederum in einem
Bildbearbeitungsprogramm aufbereitet. Die Korngrenzen, die nicht von intermetal-
lischen Phasen benetzt sind, wurden blau eingezeichnet (vgl. Abbildung 3.3 c), so
dass diese durch Setzen der Farbschwellwerte leicht auszuwerten waren. Das
Linienraster zur Auswertung wurde mit einem Linienabstand von 2 µm auf das Bild
gelegt (vgl. Abbildung 3.3 d). Durch Unterscheidung der Schnittpunkte an Korn-
a) b)
c) d)
Experimentelles 37
grenzen mit intermetallischer Phase und an Korngrenzen ohne intermetallische
Phase wurde der Vernetzungsgrad bestimmt.
Für Materialien mit Fest-Flüssigphasen wird der Grad des 3-dimensionalen Kontakts
der Festphase mit dem Begriff der Kontiguität CSS beschrieben [Underwood1970].
Die Kontiguität lässt sich über Gleichung (3.1) berechnen.
SLVSSV
SSV
SSSS2
S2C
(3.1)
Dabei stellt (SV)SS die fest-fest und (SV)SL respektive die fest-flüssig Grenzflächen pro
Volumeneinheit dar. Die Größe kann durch quantitative Mikroskopie an 2-dimen-
sionalen Querschliffen bestimmt werden. Unter Anwendung stereologischer
Prinzipien lässt sich die Grenzfläche pro Volumeneinheit SV durch die Anzahl an
Punkten pro Testlinie PL ausdrücken:
LV P2S (3.2)
Die statistische Herleitung dafür findet sich in [Underwood1970]. Daraus ergibt sich
die Formel zur Ermittung der Kontiguität im Querschliff.
SLLSSL
SSL
SSPP2
P2C
(3.3)
mit (PL)SS – Anzahl der Schnittpunkte pro Testlinie mit fest-fest Grenzfläche und
(PL)SL – Anzahl der Schnittpunkte pro Testlinie mit fest-flüssig Grenzfläche.
Um den Grad der Vernetzung der intermetallischen Phasen zu bestimmen muss die
Formel angepasst werden:
ααLSSL PP (3.4)
IP/KGLIPαLSLL P2PP (3.5)
(PL)αα – Anzahl der Schnittpunkte pro Testlinie mit α-α-Grenzfläche (KG ohne IP)
(PL)αIP – Anzahl der Schnittpunkte pro Testlinie mit α-IP-Grenzfläche
(PL)KG/IP – Anzahl der Schnittpunkte pro Testlinie mit Korngrenzen mit IP
Da nicht der Kontakt zwischen der α-Phase gesucht wird, sondern der Grad der
Vernetzung ergibt sich hierfür die folgende Formel:
IP/KGLααL
IP/KGL
IP/KGLααL
ααL
IPPP
P
P2P2
P21C
(3.6)
Ebenso konnte aus der ermittelten Gesamtschnittpunktanzahl und der Gesamtlänge
der Linien die mittlere Korngröße d der α-Körner bestimmt werden [Ilschner2010].
38 Experimentelles
xPP
Lxd
IP/KGLααL
(3.7)
mit der Länge je Testlinie L und der Anzahl der Linien x.
3.6 Zugprüfung
Die mechanischen Eigenschaften wurden mit einer Universalprüfmaschine vom Typ
Zwick Roell Z100 der Firma Zwick GmbH & Co. KG ermittelt. Die Längenänderung
der Probe wurde über einen Makro-Feindehnungsaufnehmer und die Last mittels
einer 100 kN Kraftmessdose aufgenommen. Ermittelt wurden die Streckgrenze Rp0.2,
die Zugfestigkeit Rm und die Bruchdehnung εB bei einer Prüfgeschwindigkeit von
3 mm/min bei RT und 150 °C. Für die Temperierung kam ein Konvektionsluftofen EC
76B-1-0-2-0 der Firma Severn Furnaces Ltd. zum Einsatz. Die Auswertung erfolgte
mit der Software testXpert® der Firma Zwick GmbH & Co. KG.
3.7 Prüfung der Kriechverformung
3.7.1 Druckkriechversuche an zylindrischen Proben
Die Kriecheigenschaften der Legierungen unter
Druckbelastung wurden an vier Zeitständen der
Firma Applied Test Systems Inc. vom Typ Series
2330 Lever arm Tester untersucht.
Der schematische Aufbau des Druckgestänges und
die Anordnung der Thermoelemente, die zur
Überwachung der Temperaturverhältnisse dienen,
sind in Abbildung 3.4 dargestellt. Die Kriechproben
besitzen eine zylindrische Geometrie mit 5 mm
Durchmesser und 7 mm Höhe. Während des
Versuchs wird die Deformation der Proben über
zwei induktive Extensiometer erfasst. Um die
Spannung trotz Querschnittsänderung konstant zu
halten wird die Last ständig nachgeregelt. Zur
Temperaturregelung sind an den Zeitständen
Umluftöfen vom Typ 3720A Split der Firma ATS
angebracht, die Temperaturen bis zu 600 °C
erreichen können. Die Auswertung erfolgt
rechnergestützt mit der Software WinCCS.
Die Kriechversuche zur Ermittlung der minimalen
Abbildung 3.4: Aufbau des
Druckkriechgestänges und Anord-
nung der Thermoelemente.
Experimentelles 39
Kriechraten erfolgten bei Temperaturen von 150 – 200 °C unter Kriechspannungen
zwischen 40 und 200 MPa. Zur Untersuchung unterschiedlicher Verformungsstadien
innerhalb eines Kriechversuches wurden Proben der gleichen Legierung unter
gleicher Druckspannung für unterschiedliche Zeiten belastet. Damit wurden
verschiedene Verformungsgrade realisiert.
3.7.2 Markerexperimente zur Ermittlung des Kriechmechanismus
Um den Kriechmechanismus von AZ91 und einem Teil der weiteren Legierungen
näher zu charakterisieren wurde ein Teil der Proben mittels Markerexperimente auf
Korngrenzengleiten untersucht. Hierzu wurde von den Kriechproben ein etwa 1 mm
hohes Segment des Zylinders abgeschliffen (vgl. Abbildung 3.5 links), um auf der
metallographisch präparierten Fläche Marker aufzubringen. Eine einfache und
schnelle Methode zur Aufbringung der Markerlinien besteht darin, die Probe über ein
SiC-Schleifpapier mit 4000er Körnung zu ziehen. Dies erzeugt Riefen im Gefüge, die
tief genug sind, um sie auch nach dem Kriechversuch zu sehen und schmal genug
um die Korngrenzen zu schneiden ohne viel vom Korn einzunehmen
[Freiberger2008]. Die Kriechversuche wurden im Anschluss wie in Abschnitt 3.6.1.
beschrieben unter Berücksichtigung des veränderten Querschnittes durchgeführt.
Nach dem Kriechversuch wurden die Markerlinien am Lichtmikroskop ausgewertet.
Ein Versatz an den Korngrenzen wurde als Korngrenzengleiten interpretiert
[Chokshi1990], eine Verformung im Korninnern bzw. gleichmäßige Krümmung der
Marker auch über mehrere Körner hinweg wurde einem anderen dominierendem
Verformungsmechanismus (Versetzungskriechen) zugeordnet. Abbildung 3.5 rechts
zeigt eine Skizze zu den möglichen beobachteten Markerlinienverläufen.
Abbildung 3.5: Schematische Darstellung einer Markerprobe (links) und Erläuterung zur Aus-
wertung der Markerexperimente (rechts). Korngrenzengleiten ist durch Versatz der Marker-
linien an den Korngrenzen erkennbar. Bei Deformation der Linien über weitere Bereiche
hinweg (linke Markerlinie), wird ein anderer Kriechmechanismus vermutet.
aa
a
a
Markerlinien
Versatz anKorngrenze
40 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
4 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
4.1 Zusammensetzung der untersuchten Legierungen
Tabelle 4.1 zeigt die mittels Glimmentladungspektrometrie gemessenen Gehalte der
Hauptlegierungselemente und die Gießtemperaturen der für diese Arbeit unter-
suchten Mg-Al-Legierungen.
Tabelle 4.1: Gießtemperaturen und Gehalte der Hauptlegierungselemente der untersuchten Mg-
Al-Legierungen in Gew.-%
Legierung Ausgangsmaterial Gießtemperatur Al Zn Mn
AZ91L AZ91 585 °C 8,5 0,58 0,20
AZ91L AZ91 605 °C 8,6 0,61 0,19
AZ91H AZ91 605 °C 9,3 0,69 0,19
AZ70 AZ70 610 °C 6,6 0,49 0,19
AM60 AM60 610 °C 5,9 0,11 0,26
AM50 AM50 627 °C 4,6 0,12 0,27
AM40 AM40 635 °C 3,8 0,03 0,31
AM30 AM20 + AM40 638 °C 2,8 0,02 0,40
AZ121 AZ91 + Al 595 °C 11,5 0,53 0,16
AZ141 AZ91 + Al 585 °C 13,6 0,54 0,17
AZ171 AZ91 + Al 585 °C 17,0 0,59 0,19
Die Zusammensetzungen der Legierungen AZ91, AM60 und AM50 erfüllen die in der
ASTM B93-2004 Norm angegebene Spezifikation (vgl. Kapitel 3.1). Da die
Legierungen AZ70 und AM40 speziell für die Neue Materialen Fürth GmbH
hergestellt wurde, existiert keine genormte Zusammensetzung. Dem Granulat-
hersteller wurde eine eigene Spezifikation vorgegeben, die eingehalten wurde.
Der wesentliche Unterschied der untersuchten konventionellen Legierungen besteht
in ihrem unterschiedlichen Aluminiumgehalt. Die AM-Legierungen weisen zudem im
Gegensatz zu den AZ-Legierungen nur sehr geringe Mengen Zink auf. Zink erhöht
zusätzlich die Festigkeit bei Raumtemperatur, der Einfluss bei Kriechverformung wird
aufgrund der geringen maximal vorhandenen Menge vernachlässigt. Es gibt keine
Hinweise darauf, dass der Zinkgehalt in AZ91 die Kriecheigenschaften beeinflusst.
Alle Erklärungen zum Kriechverhalten beziehen sich auf den Al-Gehalt beziehungs-
weise auf die Mg17Al12-Phase (vgl. Abschnitt 2.4.3).
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 41
4.2 Mikrostruktur der Mg-Al-Legierungen im Gusszustand
4.2.1 Mikrostrukturelle Betrachtung der spritzgegossenen AZ91
Bei Betrachtung von Abbildung 4.1, die die Mikrostruktur eines teilflüssig
vergossenen AZ91 Zugstabes zeigt, sind die typischen Gefügebestandteile der im
Magnesiumspritzgießen verarbeiteten Legierung erkennbar, vgl. Abschnitt 2.3.2.
Abbildung 4.1: Mikrostruktur von teilflüssig vergossener AZ91. Das Gefüge ist geprägt durch
globulitische primäre Festphase und in der Kavität erstarrte Restschmelze, bestehend aus
sekundärem α und entartetem Eutektikum aus α und β (Mg17Al12).
Die primäre α-Phase bildet sich durch Einformung der Dendriten bei der Scherung im
Zylinder globular aus (vgl. Kapitel 2.3.2). Die primären Festphasen weisen
Durchmesser in der Größenordnung 20 bis 100 µm auf. Neben der Primärphase liegt
im Gefüge die Restschmelze bestehend aus sekundären α-Körnern in der
Größenordnung von etwa 10 µm und eutektischen Phasen vor. Das Eutektikum
besteht dabei aus der tertiären bzw. eutektischen α-Phase und der intermetallischen
Mg17Al12-Phase. Des Weiteren lassen sich im Gefüge dunkle Einschlüsse unter-
schiedlicher Größe (meist kleiner 2 µm, vereinzelt bis zu 10 µm) finden, die mittels
EDX und Mikrosonde als Al-Mn-Fe-Phasen identifiziert werden konnten.
Der Festphasenanteil konnte im Lichtmikroskop zu 16 % für die Zugstäbe bei
Gießtemperatur von 585 °C ermittelt werden.
Die Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme in Abbildung 4.2 links lässt zum
einen die relativ grobe Struktur der Mg17Al12-Phasen auf den Korngrenzen bzw.
Dendritengrenzen und zum anderen die Al-reiche Bereiche, die einen Saum um die
sekundäre α-Phase bilden, erkennen. Aufgrund des hohen Flächenanteils handelt es
sich nicht nur um das eutektische α-Mg, sondern zudem um die Al-reichen Rand-
bereiche der α-Körner. Die Verteilung des Aluminiumgehaltes in AZ91 konnte
anhand von Mikrosondenmessungen quantitativ ermittelt werden. Abbildung 4.2
rechts lässt erkennen, dass der Al-Gehalt in den α-Körnern, die in der Kavität
erstarren, einen deutlichen Anstieg von der Kornmitte (~3 %) zur Korngrenze hin
zeigt. An den Korngrenzen werden Werte im Bereich von 9 – 11 % erreicht. Da die
Primäres α-Mg
Restschmelze
Eutektikum
sekundäres α-Mg
42 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
Strahlbirne eine Größe von etwa 1 µm besitzt und als Schrittweite 0,5 µm gewählt
wurde, werden feinere Details nur schwer erfasst. Dies muss bei der Interpretation
der Messwerte mit berücksichtigt werden, da die feineren Details (< 1 µm) durch die
umgebenden Phasen verfälscht werden.
Abbildung 4.2: Rasterelektronische Gefügeaufnahme der Legierung AZ91 (links) zeigt die Al-
Übersättigung. Dabei handelt es sich um eutektisches α-Mg und die Randbereiche der α-
Körner. Rechts: Mikrosondenmessung an AZ91. Die Aluminiumverteilung zeigt in der α-Phase
eine deutliche Al-Zunahme von der Kornmitte (~3 % Al) zur Korngrenze (~10 – 12 %) hin.
Die Untersuchungen ergaben zudem bei teilflüssiger Verarbeitung unterschiedliche
Al-Gehalte für die in verschiedenen Stadien im Gießprozess erstarrten α-
Mischkristalle. In einer teilflüssig vergossenen AZ91-Legierung weist die primäre
Festphase einen Al-Gehalt von etwa 2,8 % auf, während in der sekundären α-Phase
im Korninnern bei einer Gießtemperatur von 585 °C ein Al-Gehalt von etwa 3,9 %
gemessen wurde. Dies liegt ähnlich zu den in vorhergehenden Arbeiten an
Stufenplatten unterschiedlichen Festphasengehaltes gemessenen Werten
[Scharrer2008] für AZ91: In der primären Festphase ergeben sich Al-Gehalte von
3,2 % und 5,1 % für die sekundäre α-Phase bei einem Festphasengehalt von 14 %.
Die höheren Werte lassen sich vermutlich daraus erklären, dass die Zusammen-
setzung der für die Stufenplatten verwendeten AZ91 von der für diese Arbeit
verwendeten abweicht. Der mittlere Aluminiumgehalt lag mit 9,3 % [Scharrer2008] im
Vergleich zu der für die hier vorgestellten Mikrosondenmessungen verwendeten
AZ91 Platten um knapp 1 % höher.
4.2.2 Einfluss des Al-Gehaltes auf die Mikrostruktur im Gusszustand
In Abbildung 4.3 sind exemplarische Gefügeaufnahmen einiger der im
Magnesiumspritzgießen vollflüssig verarbeiteten Mg-Al-Legierungen im Gusszustand
dargestellt.
Mg17Al12
Al-übersättigtes α-Mg
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 43
Abbildung 4.3: Vergleich der Gefüge von den Mg-Al-Legierungen AM30, AM50, AZ91 und AZ121
AZ141 und AZ171 im Gusszustand. Das Gefüge besteht aus Al-übersättigten Mg-Körnern
umgeben von Eutektikum (Mg17Al12 + eutektisches α-Mg). Dessen Menge nimmt mit steigendem
Al-Gehalt deutlich zu. AM30 zeigt nahezu kein Eutektikum, bis AZ91 bildet es sich isoliert aus
und bei höheren Al-Gehalten vernetzt es zunehmend.
Im Vergleich zu den teilflüssig vergossenen Legierungen findet man hierbei keine
globulitischen Primärphasen. Das Gefüge ist vergleichbar mit der Restschmelze bei
Verarbeitung mit Festphase. Die Mikrostruktur von AZ91 ist gekennzeichnet durch
die Al-übersättigten Mg-Körner umgeben von den eutektischen Phasen bestehend
aus Mg17Al12 und α-Mg, wie es auch von mehreren Autoren für Druckgussproben
beschrieben wird [Dargusch1998b, Dahle2001]. Auch durch Röntgendiffraktometrie
konnten Mg17Al12 und Mg-Mischkristall als die beiden Hauptphasen in AZ91
identifiziert werden. In allen Legierungen finden sich zusätzlich kleine – im Licht-
AM30
TG = 638 °C
AM50
TG = 630 °C
AZ91
TG = 605 °C
AZ121
TG = 595 °C
AZ141
TG = 585 °C
AZ171
TG = 585 °C
44 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
mikroskop dunkel und im Rasterelektronenmikroskop hell erscheinende – Al-Mn-
Phasen.
Ein geringer Aluminiumgehalt, wie in AM30, führt zu einem Gefüge, das nahezu
vollständig aus Mg-Körnern besteht. Diese zeigen zum Kornrand hin Seigerungen.
Nur vereinzelt lässt sich hier β-Phase erkennen.
Mit steigendem Al-Gehalt nimmt der Anteil intermetallischer β-Phase kontinuierlich
zu, wie auch von weiteren Autoren beobachtet [Dahle2001, Lee2006,
Dargusch2010]. Zunächst bildet sich diese recht isoliert im Gefüge aus, wie bei
AM50. AZ91 zeigt bereits größere Mengen an β-Phase, die jedoch noch relativ wenig
Kontiguität aufweisen. Ab Gehalten von etwa 12 % Aluminium (AZ121) lässt sich
eine signifikante Vernetzung der eutektischen Phasen beobachten. Bei AZ171
scheinen die eutektischen Bereiche zu vergröbern, besonders in Tripelpunkten der
Mg-Körner bilden sich teils sehr große Ansammlungen von ß-Phase mit
eingeschlossener, klar definierter eutektischer Mg-Phase. Diese Bereiche weisen
vermehrt eine Größenordnung von 10-15 µm auf. Die sich ändernde Morphologie der
eutektischen Phasen, die in einer Mg-18%Al-Legierung aus dem Druckguss
beobachtet wird, bezeichnen Dargusch et al. als faserförmig [Dargusch2010].
Phasengehalte
Zur Quantifizierung der Phasen wurden die CompuTherm-Berechnungen für aus-
gewählte Zusammensetzungen bis 12 % Aluminium herangezogen.
Abbildung 4.4: Gemessener ß-Phasenanteil einiger Mg-Al-Legierungen und eutektische
Phasenanteile in Abhängigkeit des Al-Gehaltes nach thermodynamischen Berechnungen.
Sowohl die Mg17Al12-Phase, als auch das eutektische α-Mg nehmen kontinuierlich mit
steigendem Al-Gehalt zu.
0 5 10 15
0
5
10
15
20
25
30
Mg17
Al12
nach Scheil
Eutektikum (a + ) nach Scheil
Mg17
Al12
gemessen
Ph
as
en
an
teil
e i
n V
ol-
%
Al-Gehalt in %
Mg-Al-Legierungen
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 45
Abbildung 4.5: Vernetzungsgrade der Mg-Al-
Legierungen in Abhängigkeit des Al-Gehaltes. Die
deutlich vernetzten Varianten (Al > 11 %) zeigen
Werte > 55 %.1
Diese ergaben nach dem Scheil-Modell in Vol.-% umgerechnet, die in Abbildung 4.4
dargestellten Anteile an intermetallischer Mg17Al12-Phase und eutektischem α-Mg.
Zusätzlich wurden von ausgewählten Legierungen die Phasenanteile stereologisch
anhand von rasterelektronischen Aufnahmen bestimmt. Die Ergebnisse sind
ebenfalls im Diagramm dargestellt. Wie bereits in den Gefügeaufnahmen erkennbar
nehmen die Phasenanteile kontinuierlich mit dem Al-Gehalt zu. Die gemessenen
Phasenanteile stimmen bei den höheren Al-Gehalten recht gut mit den thermo-
dynamisch nach dem Scheil-Modell berechneten Werten überein. Zu niedrigeren Al-
Gehalten werden jedoch deutlich geringere Phasenanteile gemessen. So lässt sich
bei der AM30-Legierung beispielsweise im Gefüge keine ß-Phase erkennen während
sich laut Berechnung rund 2 % ausscheiden sollte. Eventuell bildet sich die ß-Phase
in diesen Legierungen deutlich feiner aus, womit sie im Gefüge schwerer erkennbar
wird.
Vernetzungsgrad
Die zunehmende Vernetzung wurde
ebenfalls über den in Abschnitt
3.5.6 definierten Vernetzungsgrad
quantifiziert. Die Ergebnisse aus der
stereologischen Auswertung sind in
Abbildung 4.5 dargestellt.1
Der subjektive Eindruck bestätigt
sich. Während die AM-Legierungen
sehr niedrige Vernetzungsgrade
aufweisen, da die ß-Phase noch
völlig isoliert und in geringen
Mengen auftritt, zeigen die hoch
aluminiumhaltigen AZ-Varianten
Werte von 55 – 71 %. AZ91 liegt mit
etwa 37 % Vernetzungsgrad noch
deutlich darunter. In der Legierung
ist nur ein gutes Drittel der Korn-
grenzen mit ß-Phase belegt. Ein Vernetzungsgrad von 100 % wird nicht erreicht, da
dies bedeutet würde, dass alle α-Körner lückenlos von intermetallischer Phase
umschlossen sind. Ein durchgängiges Netzwerk, das eine Tragfunktion übernimmt,
wird allerdings schon deutlich vor 100 % erreicht, weil einzelne Unterbrechungen die
Funktion nicht ausschließen.
1 Ergebnisse z.T. aus im Rahmen des Promotionsvorhabens betreuter Masterarbeit [Scholz2012]
46 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
Al-Verteilung im Mg-Mischkristall
Im Licht- oder Rasterelektronenmikroskop lässt sich nicht erkennen, wo das am
Kornrand angrenzende eutektische α-Mg beginnt. Dies lässt sich aufgrund der
ähnlichen Al-Übersättigung der Randbereiche der Mg-Körner nicht unterscheiden.
Abbildung 4.6 zeigt den Al-Verlauf im Korn für AZ91 und AM50, wenn die eutektische
Phase homogen über die Korngrenzen verteilt wäre. Berechnet wurde der Verlauf
nach Gleichung (4.1) aus der Änderung der mittleren Zusammensetzung des α-
Mischkristalls cα mit der Temperatur bzw. dem erstarrten Anteil an α-Mischkristall mα
in den CompuTherm Berechnungen nach Scheil.
1α2α
1α1α2α2α
α
1α1α2α2αlokal,α
mm
mcmc
mΔ
mcmcc
(4.1)
cα1 / cα2 – mittleren Zusammensetzung des α-Mischkristalls bei Temperatur T1 bzw. T2
mα1 / mα2 – erstarrter Anteil an α-Mischkristall mα bei Temperatur T1 bzw. T2
Abbildung 4.6: Al-Verlauf im α-Korn bis zur β-Ausscheidung für AZ91 und AM50. Bereits in
Kornmitte lässt sich ein Al-Unterschied von etwa 1 % erkennen. Der Unterschied wird jedoch
zu den Randbereichen größer. Die Breite des Al-reichen Bereichs in AZ91 ist deutlich
ausgeprägter als bei AM50. Der Al-Verlauf beider Legierungen zeigt zum Kornrand hin einen
Gehalt gleich dem im eutektischen α-Mg. Zum Vergleich ist über dem Diagramm ein Ausschnitt
aus der rasterelektronischen Gefügeaufnahme von der Kornmitte bis zum Eutektikum
dargestellt.
0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0
0
2
4
6
8
10
12
14
Beginn eutektisches aAZ91
lok
ale
r A
l-G
eh
alt
in
Ge
w.-
%
AM50
Kornrand
AZ91
AM50
AZ91
x normiert
Al-Verlauf im a Korn
Kornmitte
AZ91
Al-reicher Randbereich
β α
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 47
Die Grafik zeigt, dass der Al-Gehalt in der Kornmitte für AZ91 um ca. 1 % höher
ausfällt als für AM50. Auch die Übersättigung zum Kornrand steigt deutlich früher an,
erreicht dann aber für beide Legierungen ein ähnliches Level, was dem Al-Gehalt
des eutektischen α-Mg entspricht (12 – 13 % Al). Dies hat zur Folge, dass der Saum
an stark übersättigtem α-Mg (eutektisch aber auch im Korn) deutlich breiter in AZ91
im Vergleich zu AM50 ist. Ebenso die stärkere Ausprägung der Mg17Al12 in AZ91
lässt sich in dieser Auftragung erkennen. Für die weiteren Legierungen verlaufen die
Kurven analog. AM30 zeigt den schmalsten übersättigten Bereich und im
Korninneren einen Al-Gehalt von knapp 1 %, während AZ121 einen Al-Gehalt von
3,5 % in der Kornmitte aufweist.
4.2.3 Einfluss der Gieß- und der Werkzeugtemperatur auf die
Mikrostruktur von AZ91
In Abschnitt 4.2.1 wurde bereits das Gefüge einer teilflüssigen AZ91 hergestellt im
Magnesiumspritzgießen behandelt. Dabei lässt sich die Menge an globulitischer
Festphase durch Variation der Gießtemperatur für eine Legierung einstellen. Da-
durch lässt sich auch die mittlere Korngröße d beeinflussen, die im teilflüssigen Fall
über eine einfache Mischungsregel aus der primären dα,prim und der sekundären dα,sek
α-Korngröße mit dem Festphasenanteil fs nach folgender Gleichung ermittelt werden
kann [Eibisch2008]:
sek,αSprim,αS df1dfd (4.2)
Nach Scharrer [Scharrer2008] kann davon ausgegangen werden, dass bei gleicher
Schneckendrehzahl sich für unterschiedliche Festphasenanteile die gleiche
Primärphasen-Größenverteilung einstellt. D.h. die mittlere primäre Festphasengröße
bleibt bei konstanter Scherrate unabhängig von der Gießtemperatur gleich.
Eine Möglichkeit um die mittlere Korngröße bei konstanter Gießtemperatur zu
beeinflussen besteht darin, die Werkzeugtemperatur zu variieren. Dadurch kann die
sekundäre α-Korngröße verändert werden. Dazu wurde AZ91 bei Gießtemperaturen
von 580 °C, 590 °C und 605 °C bei jeweils 100 °C, 150 °C und 250 °C Werkzeug-
temperatur verarbeitet.
In Abbildung 4.7 ist der Einfluss der zwei variierten Parameter auf die Mikrostruktur
erkennbar. Die Festphase der bei konstanter Werkzeugtemperatur vergossenen
Legierungen nimmt mit sinkender Gießtemperatur zu, die hier erhaltenen Gehalte
betragen 1,1 % dendritische Primärphase bei 605 °C und 14,8 % bzw. 22,5 % globu-
litische Primärphase bei 590 °C bzw. 580 °C (Tabelle 4.2).
Zudem lässt sich bei erhöhten Festphasenanteilen die prozentuale Zunahme der
eutektischen Phasen in der Restschmelze erahnen. Dies erfolgt durch die
48 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
Aufkonzentration der Legierungselemente in der Restschmelze. Laut Scharrer
[Scharrer2008] nimmt der Volumenanteil an β-Phase und eutektischem α-Mg in der
Restschmelze bei steigendem Primärphasengehalt zu, bezogen aufs Gesamtgefüge
bleibt die Menge aber konstant.
Abbildung 4.7: Gefügeaufnahmen von AZ91 hergestellt im Magnesiumspritzgießen bei
Gießtemperaturen von 605 °C, 590 °C und 580 °C (links). Die eutektische Phase in der Rest-
schmelze nimmt mit steigendem Festphasenanteil prozentual zu und bildet ein verknüpfteres
Netzwerk. Die Mikrostrukturaufnahmen bei konstanter Gießtemperatur (580 °C) aber unter-
schiedlichen Werkzeugtemperaturen von 100 °C, 150 °C und 250 °C (rechts) zeigen eine leichte
Vergröberung der sekundären α-Körner und auch scheinbar der Mg17Al12-Phase.
In Tabelle 4.2 sind die Festphasengehalte, die mittleren Korngrößen und die
Ergebnisse der EDX-Messungen am primären α-Mg und dem Mg-Mischkristall in der
Restschmelze beispielhaft für einige Gießparameter zusammengestellt. Die EDX-
AZ91
TG = 605 °C
TWZ = 150 °C
AZ91
TG = 580 °C
TWZ = 100 °C
AZ91
TG = 590 °C
TWZ = 150 °C
AZ91
TG = 580 °C
TWZ = 150 °C
AZ91
TG = 580 °C
TWZ = 150 °C
AZ91
TG = 580 °C
TWZ = 250 °C
20 µm
20 µm
20 µm 50 µm
50 µm
50 µm
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 49
Analysen für die bei konstanter Werkzeugtemperatur und Gießtemperaturen von
580 °C bis 605 °C vergossenen Proben zeigen einen Anstieg des Al-Gehaltes in der
Restschmelze um etwa 3 %. Dies ist in guter Übereinstimmung mit den Ergebnissen
in [Eibisch2008] bzw. [Scharrer2008].
Tabelle 4.2: Festphasengehalte, Korngrößen und Al-Gehalte in Restschmelze und Primär-
globuliten für unterschiedliche Gieß- und Werkzeugtemperaturen.
fs [%]
dα,prim [µm]
dα,sek [µm]
d [µm]
Al (Restschmelze) [%] (EDX)
Al (αprim) [%] (EDX)
TWZ = 150 °C konstant
TG = 605 °C 1,1 31,4 9,7 9,9 8,14 (4,35*)
TG = 590 °C 14,8 46,5 9,2 14,7 9,15 3,31
TG = 580 °C 22,5 39,5 10,0 16,7 11,19 3,94
TG = 580 °C konstant
TWZ = 100 °C 20,6 43,5 9,3 16,3 10,12 3,84
TWZ = 150 °C 22,5 39,5 10,0 16,7 11,19 3,94
TWZ = 250 °C 25,8 41,7 10,1 18,2 14,18 4,22
*) dendritisch nicht im Gleichgewicht
Die ß-Phase bildet sich in vollflüssig verarbeiteter AZ91 mit recht geringer Kontiguität
aus. Durch die Erhöhung des Anteils in der Restschmelze entsteht eine zunehmend
kontinuierliche Vernetzung, was in guter Übereinstimmung mit den Beobachtungen
von Uggowitzer et al. für AZ91 aus dem New Rheocasting Prozess bei hohen Fest-
phasengehalten (~ 50 %) steht [Kaufmann2001, Kleiner2003].
Den Einfluss der Werkzeugtemperatur bei etwa gleichbleibendem Festphasenanteil
zeigen die Gefügeaufnahmen in Abbildung 4.7 rechts. Rasche Abkühlung bei 100 °C
resultiert in einem feinen Eutektikum, das bei höheren Werkzeugtemperaturen
(250 °C) vergröbert. Die Ergebnisse zeigen auch für die weiteren nicht in der Tabelle
dargestellten Gießtemperaturen eine Vergrößerung der mittleren sekundären α-Korn-
größe mit steigender Werkzeugtemperatur.
50 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
4.3 Mechanische Eigenschaften der Mg-Al-Legierungen im Zug-
versuch
Abbildung 4.8 zeigt die Ergebnisse der Zugversuche bei Raumtemperatur und bei
150 °C Prüftemperatur für die Mg-Al-Legierungen im Gusszustand in Abhängigkeit
vom Al-Gehalt. Die Streckgrenze der Legierungen nimmt bei Raumtemperatur
nahezu linear zu, während die Zugfestigkeit nur eine leichte Tendenz zu steigenden
Werten zeigt. Auffällig ist auch die Erniedrigung der Duktilität durch Erhöhung des Al-
Gehaltes.
Bei einer Prüftemperatur von 150 °C verformen sich die Proben deutlich duktiler, wie
der Vergleich der beiden Diagramme in Abbildung 4.8 zeigt, gleichzeitig verringern
sich die Festigkeiten. In Abhängigkeit von dem Al-Gehalt zeigt sich bei der erhöhten
Temperatur sowohl für die Streckgrenze als auch für die Zugfestigkeit eine
Erhöhung. Die Bruchdehnung zeigt bis AZ70 einen kontinuierlich fallenden Verlauf,
der allerdings bei höheren Al-Gehalten stark streut, so dass sich keine weitere
Tendenz erkennen lässt.
Abbildung 4.8: Zugfestigkeit, Streckgrenze und Bruchdehnung der Mg-Al-Legierungen in
Abhängigkeit von dem Al-Gehalt für Raumtemperatur (links) und 150 °C (rechts) Prüf-
temperatur. Mit steigendem Al-Gehalt nimmt die Streckgrenze bei 20 °C stark zu, die Zugfestig-
keit allerdings nur leicht auch aufgrund der stark sinkenden Bruchdehnung. Bei erhöhter
Temperatur nehmen die Festigkeiten zu, während die Bruchdehnung ab Al-Gehalten größer
6 % keinen eindeutigen Verlauf zeigen.2
2 Ergebnisse z.T. aus im Rahmen des Promotionsvorhabens betreuter Masterarbeit [Scholz2012]
0 5 10 15
0
50
100
150
200
250
300
350
0
20
40
60
80
100
T = 20 °C
eB
Rm
Rp0.2
Bru
ch
deh
nu
ng
in
%
Mg-Al-Legierungen F
Str
eckg
ren
ze,
Zu
gfe
sti
gkeit
in
MP
a
Al-Gehalt in Gew.-%
0 5 10 15
0
50
100
150
200
250
300
350
0
20
40
60
80
100
T = 150 °C
eB
Rm
Rp0.2
Bru
ch
deh
nu
ng
in
%
Mg-Al-Legierungen F
Str
eckg
ren
ze,
Zu
gfe
sti
gkeit
in
MP
a
Al-Gehalt in Gew.-%
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 51
4.4 Kriechverhalten der Mg-Al-Legierungen im Gusszustand
4.4.1 Kriechverhalten von AZ91 und Nachweis des Korngrenzengleitens
Abbildung 4.9 zeigt die Norton-Auftragungen der minimalen Kriechraten für AZ91
ermittelt an vollzylindrische Proben und Markerproben bei einer Prüftemperatur von
150 °C. Der von Dargusch und Dunlop [Dunlop1997, Dargusch1998b] berichtete
Wechsel des Spannungsexponenten bei niedrigen Spannungen ist bei den Ergeb-
nissen dieser Arbeit nicht so deutlich. Dennoch sollte anhand der Markerexperimente
der Einfluss von Korngrenzengleiten und dessen Abhängigkeit von der Spannung
untersucht werden. Durch dieses Verfahren lässt sich Korngrenzengleiten durch
einen Versatz der Markerlinien an den Korngrenzen erkennen [Chokshi1990].
Abbildung 4.9: Norton-Auftragung der minimalen Kriechraten aus vollzylindrischen Proben und
Markerexperimenten bei 150 °C Prüftemperatur. Der Bereich in dem signifikant Korngrenzen-
gleiten auftritt, ausgewertet anhand der Markerlinienverläufe, ist gekennzeichnet. Im unteren
Spannungsregime zeigt sich deutlich Korngrenzengleiten, bei höheren Spannungen über-
wiegend Verformung der Linien im Korninnern. Zusätzlich ist der Übergangsbereich schraffiert,
in dem vereinzelt Versatz an Markerlinien auftritt. Zum Vergleich sind die von Dargusch et al.
ermittelten minimalen Kriechraten dargestellt [Dargusch1998b].3
Abbildung 4.10 links zeigt ein Beispiel, in dem der Versatz an den Korngrenzen
deutlich sichtbar ist. Die Probe wurde bei 200 °C bei einer Spannung von 40 MPa bis
zu einer Kriechverformung von etwa 15 % verformt. In der Abbildung ist rechts eine
bei 70 MPa getestete Probe gezeigt, die eine entsprechende Verformung aufweist,
jedoch keine eindeutigen Stufen in den Markerlinien erkennen lässt.
3 Ergebnisse z.T. aus im Rahmen des Promotionsvorhabens betreuter Studienarbeit [Freiberger2008]
20 40 60 80 100 120
10-9
10-8
10-7
10-6
10-5 AZ91
T = 150 °C
n = 5.7
n = 1.6
n = 3.9
zylindrische Proben
Markertest, häufig Versatz an Korngrenzen
Markertest, vereinzelt Versatz an Korngrenzen
Markertest, kein Versatz an Korngrenzen
AZ91, DG [Dargusch1998b]
Spannung in MPa
min
. K
riech
rate
in
s-1
Korngrenzen-
gleiten
n = 5.5
52 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
Abbildung 4.10: Markierte Kriechproben nach einer Kriechverformung von ca. 15 % geprüft bei
200 °C und 40 MPa (links) bzw. 70 MPa (rechts). Bei niedriger Spannung sind eindeutig Ver-
sätze der Markerlinie an den Korngrenzen erkennbar, die auf Korngrenzengleiten hindeuten.
Nach diesem Verfahren wurden Proben bei 30 – 70 MPa und Temperaturen von
150 °C und 200 °C untersucht und die Spannungsbereiche mit signifikantem
Auftreten von Korngrenzengleiten ermittelt. Die Versuche wurden bis zu einer
Kriechstauchung von etwa 4 % durchgeführt, so dass die Verformung hauptsächlich
durch das technisch und wissenschaftlich relevante sekundäre Kriechstadium
erfolgte. Die Verformung, die durch primäres Kriechen erfolgt ist, beträgt bei den
Versuchen meist deutlich unter 1 %, bei geringen Spannungen sogar unter 0,2 %.
Die Ausprägung der Stufen an den Korngrenzen ist aufgrund der geringeren
Gesamtverformung schwächer, aber dennoch erkennbar, so dass eine Auswertung
erfolgen konnte.
Es ergibt sich ein Übergangsbereich in dem der dominierende Mechanismus nicht
bestimmt werden kann, da sowohl Sprünge an Korngrenzen, als auch im Korn
verformte Markerlinien gefunden werden. Für 150 °C liegt dieser Bereich zwischen
50 und 65 MPa (in Abbildung 4.9 schraffiert dargestellt), bei 200 °C wurde der
Übergang zwischen 50 und 60 MPa bestimmt. Unter Berücksichtigung des
Übergangbereichs wurden die Spannungsexponenten für die höheren Spannungen
zu n = 5,5 (150 °C) und n = 6,1 (200 °C) ermittelt, was in guter Übereinstimmung mit
Werten für Versetzungskriechen in AZ91 aus der Literatur liegt [Dargusch1998b].
Im Bereich niedriger Spannungen konnten Spannungsexponenten von n = 3,9 bzw.
n = 3,6 bestimmt werden. Diese liegen deutlich über den in der Literatur für
Korngrenzengleiten angegebenen Werten von etwa n = 1,6 [Dargusch1998b]. In
diesem Bereich wurden jedoch eindeutig Linien mit Versatz an den Korngrenzen
bereits bei niedrigen Verformungen, die noch typisch für das sekundären
Kriechstadiums sind, beobachtet.
AZ91
nach Kriechen
T = 200 °C
σ = 40 MPa
AZ91
nach Kriechen
T = 200 °C
σ = 70 MPa
Versatz an Korngrenze
Markerlinie
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 53
Im Vergleich zu den ebenfalls im Diagramm dargestellten Ergebnissen von Dargusch
et al. [Dargusch1998b] für AZ91 aus dem Druckguss, beginnt der Übergang zum
Korngrenzengleiten bei höheren Spannungen. Ein Unterschied der Ergebnisse aus
dem Magnesiumspritzgießen im Vergleich zum Druckguss ist vor allem durch das
unterschiedliche Gefüge zu erwarten. Die größeren Korngrößen im Druckguss
können das Korngrenzengleiten verringern. Dies erklärt zum einen die höheren
minimalen Kriechraten der spritzgegossenen Proben und zum anderen die Ver-
schiebung des Auftretens von Korngrenzengleiten zu höheren Spannungen. Das
stärkere Abknicken der Geraden in der Literatur könnte darauf zurückgeführt werden,
dass die minimalen Kriechraten bereits nach 100 h ermittelt wurden. Dadurch können
die Kriechraten insbesondere bei geringen Spannungen überschätzt werden.
4.4.2 Einfluss des Festphasenanteils auf die Kriechbeständigkeit
Abbildung 4.11 zeigt die Kriechkurven von AZ91-Proben aus Zugstäben verarbeitet
bei Gießtemperaturen von 580 °C bis 605 °C und einer konstanten Werkzeug-
temperatur von 150 °C. Bei Betrachtung dieser zeigt sich, dass mit steigendem
Festphasenanteil die Kriechrate insbesondere bei niedrigen Spannungen sinkt. Die
Beobachtungen decken sich mit den Ergebnissen von Eibisch et al. [Eibisch2008].
Abbildung 4.11: Kriechkurven bei Spannungen von 40 – 100 MPa für unterschiedliche Fest-
phasengehalte: Kriechstauchung über Versuchsdauer (links), Kriechrate über Kriechstauchung
(rechts). Beide Darstellungen zeigen für Proben mit höheren Anteilen an Primärphase
insbesondere bei niedrigeren Spannungen eine Verbesserung der Kriechbeständigkeit.
Mögliche Gründe liegen zum einen in der Erhöhung der mittleren Korngröße, die von
9,9 µm bei 605 °C auf 16,7 µm bei 580°C steigt. Zudem konnte der Al-Anstieg in der
0 50 100 150 200
0
2
4
6
8AZ91
T = 150 °C
TG = 605 °C
TG = 590 °C
TG = 585 °C
100 MPa
80 MPa
40 MPa
60 MPa
Zeit in h
Kri
ec
hs
tau
ch
un
g i
n %
0 2 4 6 8 10 1210
-9
10-8
10-7
10-6
10-5
Kriechstauchung in %
Kri
ec
hra
te i
n s
-1
60 MPa
TG = 605 °C
TG = 590 °C
TG = 585 °C
AZ91
T = 150 °C
100 MPa
80 MPa
40 MPa
54 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
Restschmelze und in der primären α-Phase bei Erhöhung des Festphasenanteils
mittels EDX bestätigt werden (vgl. Abschnitt 4.2.3). Dies hat somit Einfluss auf die
Mischkristallhärtung, aber zugleich wird auch die Al-Übersättigung erhöht. Zudem
könnte als dritter Effekt nach Eibisch et al. die stärkere Vernetzung der Mg17Al12-
Phase bei höheren Festphasengehalten Einfluss auf die Kriechbeständigkeit haben.
In [Eibisch2008] wurde die Reduzierung der minimalen Kriechraten auf die Erhöhung
der mittleren Korngröße zurückgeführt. Als Ansatz diente hierzu die um die
Korngröße erweiterte Gleichung (2.7) für die Kriechrate im sekundären Kriechbereich
[vonBuch2002]. Dennoch bleibt fraglich ob die Erhöhung der mittleren Korngröße
entscheidend ist für die Kriechverformung oder ob die Verformung nicht eher allein
von der Restschmelze bestimmt wird.
4.4.3 Korngrößeneinfluss auf die Kriecheigenschaften
Um den bereits erwähnten Korngrößeneinfluss auf die Kriecheigenschaften weiter zu
untersuchen, wurden Proben bei drei verschiedenen Gießtemperaturen und jeweils
drei unterschiedlichen Werkzeugtemperaturen abgegossen. Durch die Erniedrigung
der Gießtemperatur wurde die mittlere Korngröße durch Zunahme des Volumen-
anteils großer Primärphasen erhöht. Durch Erhöhung der Werkzeugtemperatur wird
die Abkühlgeschwindigkeit reduziert und somit weniger Erstarrungskeime gebildet.
Dies hat eine größere sekundäre und somit höhere mittlere Korngröße zur Folge
[Caceres2002]. Auch in [Scharrer2008] zeigt sich eine Vergrößerung der mittleren
Korngröße bei mit 18 % Festphase im Magnesiumspritzgießen verarbeiteter AZ91
von ca. 12 μm bei 50 °C bis auf 18,5 μm bei 275 °C Werkzeugtemperatur.
Bei der Auftragung der minimalen Kriechrate über die mittlere Korngröße, die in
[Eibisch2008] als ausschlaggebender Parameter für die Kriecheigenschaften
angegeben ist, lässt sich bei hohen Spannungen keine Tendenz erkennen, vgl.
Abbildung 4.12. Die mittlere Korngröße d̅ wurde hierbei aus Gleichung (4.2)
berechnet. Im unteren Spannungsbereich lässt sich näherungsweise eine Ver-
ringerung der minimalen Kriechrate mit steigender mittlerer Korngröße erkennen.
Zusätzlich scheint aber bei gleichbleibender Verarbeitungstemperatur – bei 590 °C
und 580 °C – eine höhere Werkzeugtemperatur eine höhere minimale Kriechraten
zur Folge zu haben. Dies bedeutet eine Verringerung der Kriechbeständigkeit bei
steigender (sekundärer) Korngröße. Gleichzeitig wurde im Gefüge eine
Vergröberung der ß-Phase beobachtet, die eine eventuelle Vernetzung der
eutektischen Phase in der Restschmelze verringert.
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 55
Abbildung 4.12: Auftragung der minimalen Kriechraten über die mittlere Korngröße d variiert
durch unterschiedliche Gieß- und Werkzeugtemperaturen. Durch Erhöhung des primären Fest-
phasenanteils wird insbesondere im unteren Spannungsbereich die minimale Kriechrate
reduziert, bei gleichbleibender Gießtemperatur scheint bei größerer mittlerer Korngröße, d.h.
zunehmende sekundäre Korngröße, die Kriechbeständigkeit tendenziell verringert zu werden.4
Zudem bleibt die Betrachtung der Korngröße als effektiv wirksame Einflussgröße für
die Kriechverformung unsicher, da die großen Globuliten in einer ‚Matrix‘ von
sekundärer α-Phase bzw. der Restschmelze nur vereinzelt vorliegen und somit evtl.
die Verformung durch die sekundären α-Körner geprägt ist. Doch auch bei
Betrachtung der Kriechraten in Abhängigkeit der sekundären Korngröße zeigt sich
keine Verbesserung der Kriecheigenschaften mit steigender Korngröße wie in der
Literatur beispielsweise von Spigarelli et al. [Spigarelli2001] angenommen wird. In
der Regel wird in der Literatur jedoch über einen Bereich mehrerer Größen-
ordnungen verglichen, in dem sich in der Regel auch die Mikrostruktur ändert,
wohingegen in dieser Arbeit die Korngrößen nur in einem sehr kleinen Intervall
variiert wurden.
In Abbildung 4.13 links sind die minimalen Kriechraten bei 40 MPa Spannung über
die inverse Korngröße doppeltlogaritmisch aufgetragen. Diese Spannung ist nach
Abschnitt 4.4.1 deutlich von Korngrenzengleiten geprägt. Es lässt sich eine Tendenz
erkennen, jedoch lässt sich kein eindeutiger Korngrößenexponent bestimmen, da die
Ergebnisse um die möglichen Ausgleichsgeraden (Korngrößenexponent p = 2 oder 3
4 Ergebnisse z.T. aus im Rahmen des Promotionsvorhabens betreuter Diplomarbeit [Krause2007]
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
10-8
10-7
10-6
10-5
TWZ
=150°C
TWZ
=250°CTWZ
=100°C
TG = 590°CT
G = 605°C
120 MPa
100 MPa
80 MPa
60 MPa
50 MPa
TG = 580°C
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
mittlere Korngröße in µm
AZ91
T = 150 °C
40 MPa
56 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
[delValle2007]) streuen. Ein ausführlicher Vergleich der Ergebnisse mit der Literatur
bei 60 MPa zeigt Abbildung 4.13 rechts. Wie schon in Abschnitt 2.4.3 erläutert gibt es
Unstimmigkeiten hinsichtlich des Korngrößenexponenten, zudem lassen sich die
Literaturwerte nicht eindeutig zusammenführen. Die Ergebnisse für 60 MPa aus
dieser Arbeit ergeben ebenfalls keine eindeutige Tendenz. Diese Übersicht weist
wiederum die Problematik der Reduzierung der Effekte auf die mittlere Korngröße
auf und verdeutlicht, dass die betrachtete Korngrößenvariation zu gering ist. Die
Punkte streuen zu stark, um eine Gerade hindurchzulegen.
Abbildung 4.13: Vergleich der minimalen Kriechraten der bei unterschiedlicher Gieß- und
Werkzeugtemperatur vergossenen Proben aufgetragen über die inverse mittlere Korngröße bei
40 MPa (links) und 60 MPa (rechts) Prüfspannung mit den Literaturwerten. Es lässt sich keine
eindeutige Abhängigkeit von der Korngröße erkennen.
Entgegen den Untersuchungen in [Eibisch2008] können die Effekte nicht eindeutig
durch die Abhängigkeit der minimalen Kriechrate von der Korngröße erklärt werden.
Weitere Betrachtungen, insbesondere der Mikrostruktur sind erforderlich und die
bereits in [Eibisch2008] genannten möglichen Gründe, wie die Vernetzung der Rest-
schmelze, sollen im Folgenden weiter in Betracht gezogen werden, um den Einfluss
der primären Festphase auf die Kriecheigenschaften von AZ91 zu erklären.
4.4.4 Einfluss des Al-Gehaltes
Ein Effekt, der bei der Variation des Festphasengehaltes in der Restschmelze auftritt,
ist, dass der Aluminiumgehalt verändert wird. Über die Auswirkungen des Al-
Gehaltes auf die Kriechbeständigkeit von Mg-Legierungen gibt es allerdings in der
104
105
106
10-9
10-8
10-7100 10 1
= 40 MPa
T = 150 °C
inverse mittlere Korngröße in m-1
min
. K
riech
rate
in
s-1
diese Arbeit
TM, [Eibisch2008]
DG, [Eibisch2008]
mittlere Korngröße in µm
1
3
1
2
103
104
105
106
10-9
10-8
10-7
10-61000 100 10 1
= 60 MPa
T = 150 °C
Druckguss (DG)
Thixomolding (TM)
inverse mittlere Korngröße in m-1
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
diese Arbeit
TM, [Eibisch2008]
TF, [Evangelista1999]
DG, [Regev1997]
SC, [Slenicka2000]
DG, [Eibisch2008]
DG, [Dargusch1998b]
Squeeze
Casting (SC)
Thixoformen (TF)
mittlere Korngröße in µm
1
1
1
3
1
2
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 57
Literatur keine Einigkeit (vgl. Abschnitt 2.4.3). Teilweise wird von einem negativen
Effekt bei steigendem Al-Gehalt [Foerster1973, Polmear1995, Dargusch1998a,
Lee2006, Asl2009, Nie2009] berichtet, während in anderen Arbeiten ein positiver
Einfluss beobachtet wurde [Dargusch2006, Sato2000] oder eine Unabhängigkeit vom
Al-Gehalt in den konventionellen Legierungen konstatiert wird [Blum2005,
Amberger2009].
Mg-Al-Legierungen mit Al-Gehalten bis 9 % im Gusszustand
Die in dieser Arbeit untersuchten Mg-Al-Legierungen AM50, AM60, AZ70 und AZ91
zeigen ähnliche minimale Kriechraten bei Spannungen im Bereich von 100 MPa, vgl.
Abbildung 4.14. Ein auffallender Unterschied ist allerdings die deutlichere
Ausprägung des primären Kriechstadiums umso geringer der Al-Gehalt der
Legierung ist. Dies resultiert in einer stärkeren Kriechverformung trotz gleicher
minimaler Kriechraten.
Abbildung 4.14: Kriechkurven von Mg-Al-Legierungen bei einer Spannung von 100 MPa
exemplarisch für hohe Spannungen. Die Legierungen zeigen ähnliche minimale Kriechraten,
aber gleichzeitig eine größere Kriechstauchung bei niedrigen Al-Gehalten.
Bei geringeren Spannungen um die 60 MPa zeigen die Kriechkurven bei
Verringerung des Al-Gehaltes eine Reduzierung der sekundären Kriechraten und
auch der Kriechstauchung bei gleichen Versuchszeiten (siehe Abbildung 4.15).
AM50 zeigt die geringste minimale Kriechrate und erreicht diese nach der längsten
Versuchsdauer.
0 5 10
0
2
4
6
8
10
12
14
Mg-Al-Legierungen F
= 100 MPa
T = 150 °C
Zeit in h
Kri
ec
hs
tau
ch
un
g i
n %
AZ91
AZ70
AM60
AM50
0 5 10 1510
-7
10-6
10-5
10-4
Kriechstauchung in %
Kri
ec
hra
te i
n s
-1
= 100 MPa
T = 150 °C
Mg-Al-Legierungen F
AZ91 AZ70
AM60
AM50
58 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
Abbildung 4.15: Kriechkurven von Mg-Al-Legierungen bei einer Spannung von 60 MPa,
exemplarisch für niedrige Spannungen. Mit sinkendem Al-Gehalt nimmt die Kriechbeständig-
keit zu.
Abbildung 4.16: Norton-Auftragung der minimalen Kriechraten von AM30, AM40, AM50, AM60,
AZ70 und AZ91. Zu höheren Spannungen laufen die Geraden zusammen, bei niedrigeren Span-
nungen zeigt sich zunehmend die Verbesserung der Kriecheigenschaften durch geringere Al-
Gehalte.5
5 Ergebnisse z.T. aus im Rahmen des Promotionsvorhabens betreuter Masterarbeit [Scholz2012]
0 100 200 300
0
2
4
6
8
Kri
ec
hsta
uch
un
g i
n %
= 60 MPa
T = 150 °C
Mg-Al-Legierungen F
AZ91
AZ70
AM60
Zeit in h
AM50
0 2 4 6 8 1010
-8
10-7
10-6
10-5
= 60 MPa
T = 150 °C
Mg-Al-Legierungen F
Kri
ec
hra
te i
n s
-1
AZ91AZ70
AM60
Kriechstauchung in %
AM50
30 50 100 150 20010
-9
10-8
10-7
10-6
10-5
AM30
n=5.3
n=6.6
AM60
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
Spannung in MPa
AZ91
n=6.2
AZ70
n=6.9
AM50
Mg-Al-Legierungen F
T = 150 °C
n=7.4
AM40
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 59
Abbildung 4.17: Arrheniusauftragung der minimalen
Kriechraten für AZ91, AM60 und AM50 bei 60 MPa
Kriechspannung. Die Werte für die Aktivierungs-
energie liegen im Bereich der Selbstdiffusion von Mg
und der Diffusion von Al in Mg.
0.0021 0.0022 0.0023 0.0024
-18
-16
-14
-12
-10
ln(m
in.
Kri
ec
hra
te i
n s
-1)
reziproke Temperatur in 1/K
Mg-Al-Legierungen F
= 60 MPa
AM60
Q
R
Q = 133 kJ/mol
AM50
Q = 140 kJ/mol
Q = 140 kJ/mol
AZ91
200 °C 180 °C 165 °C 150 °C
In Abbildung 4.16 sind die minimalen Kriechraten in der Norton-Auftragung
dargestellt. Diese bestätigt die an den Kriechkurven bereits gezeigte Tendenz auch
für weiter sinkende Al-Gehalte in AM40 und AM30, wobei die Kriechergebnisse von
AM30 und bei sehr hohen Spannungen auch AM40 durch die hohe Duktilität und
geringe Streckgrenze bei erhöhter Temperatur verfälscht werden: Die bereits erfolgte
Deformation vor Kriechverformungsbeginn führt zu einer Vergrößerung des
tatsächlichen Probenquerschnitts und somit zu einer verringerten auf die Probe
wirkenden Spannung. Zudem bauchen sich die Proben aus, statt sich gleichmäßig zu
verformen, was ebenfalls zu einem fehlerbehafteten Nachregeln der Kraft führt. Die
ermittelten Kriechraten sind daher tendenziell zu niedrig.
Bei niedrigeren Spannungen wird die Verbesserung der Kriechfestigkeit durch
verringerten Al-Gehalt signifikanter. Dies hat zur Folge, dass der Spannungs-
exponent von AZ91 zu AM40 von n = 5,2 bis n = 7,4 zunimmt. Die Spannungsexpo-
nenten liegen aber für alle Legierungen in dem von Pekguleryuz [Pekguleryuz2010]
angegebenen Bereich von
typischen Werten n = 4 - 7 für
Versetzungskriechen bei Mag-
nesiumlegierungen.
Die Aktivierungsenergien wur-
den für AM50, AM60 und AZ91
bestimmt. Die Arrheniusauf-
tragung ist in Abbildung 4.17
ersichtlich. Es wurden für alle
Legierungen ähnliche Werte
zwischen 133 kJ/mol (AM50)
und 140 kJ/mol (AZ91) ermittelt.
Diese liegen im Bereich der
Aktivierungsenergien zur
Selbstdiffusion von Magnesium
(134 kJ/mol [Shewmon1954])
und zur Diffusion von Aluminium
in Magnesium (144 kJ/mol)
[Moreau1971].
60 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
Mg-Al-Legierungen mit Al-Gehalten über 9 % im Gusszustand
Betrachtet man allerdings höhere Al-Gehalte, lässt sich ein anderer Trend erkennen.
Abbildung 4.18 zeigt die Kriechkurven für AZ91, AZ121, AZ141 und AZ171 bei
60 MPa und 150 °C. Die Verbesserung in der Kriechbeständigkeit durch die stark
erhöhten Al-Gehalte lässt sich an einer deutlich geringeren Kriechstauchung und
abnehmenden Kriechrate erkennen. Anders als bei den Legierungen mit geringerem
Al-Gehalt zeigen die Legierungen ein ähnliches Verhalten über den gesamten
untersuchten Spannungsbereich. Auch bei hohen Spannungen zeigt sich in
ähnlichem Maße die Verbesserung der Kriecheigenschaften durch die hohen Al-
Gehalte.
Abbildung 4.18: Kriechkurven von Mg-Al-Legierungen mit Al-Gehalten höher 9 % bei einer
Spannung von 60 MPa. Die Kriechstauchung und die Kriechraten werden von AZ91 nach AZ171
deutlich reduziert, d.h. die Kriechbeständigkeit nimmt mit steigendem Al-Gehalt zu.
Dieser Effekt wird auch in der Norton-Auftragung der minimalen Kriechraten in
Abbildung 4.19 für diese Legierungen verdeutlicht. Mit steigendem Al-Gehalt ergeben
sich geringere Kriechraten bei gleichen Prüfspannungen. Dies ist nicht nur auf
niedrige Spannungen begrenzt, sondern gilt für den ganzen getesteten Lastbereich.
Die Kriechraten werden von AZ91 bis AZ171 um nahezu eine Größenordnung
reduziert.
0 50 100 150 200
0
1
2
3
4
5
AZ171
Kri
ec
hs
tau
ch
un
g i
n %
= 60 MPa
T = 150 °C
Mg-Al-Legierungen F
AZ91AZ141
AZ121
Zeit in h
0 2 4 6 8
10-8
10-7
10-6
= 60 MPa
T = 150 °C
Mg-Al-Legierungen F
Kri
ech
rate
in
s-1
AZ91
Kriechstauchung in %
AZ171
AZ141
AZ121
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 61
Abbildung 4.20: Arrheniusauftragung der minimalen
Kriechraten für AZ141 und AZ171 bei 60 MPa Kriech-
spannung. Die Werte für die Aktivierungsenergie
liegen vergleichbar bzw. nur leicht erhöht im Ver-
gleich zu den Mg-Al-Legierungen mit niedrigeren Al-
Gehalten.
0.0021 0.0022 0.0023 0.0024
-18
-16
-14
-12
-10
ln(m
in.
Kri
ec
hra
te i
n s
-1)
reziproke Temperatur in 1/K
Mg-Al-Legierungen
= 60 MPa
Q = 145 kJ/mol
AZ141
Q = 140 kJ/mol
AZ171
200 °C 180 °C 165 °C 150 °C
Q = 140 kJ/mol
AZ91
Abbildung 4.19: Norton-Auftragung der minimalen Kriechraten von AZ91, AZ121, AZ141 und
AZ171. Mit steigendem Al-Gehalt verringern sich über den ganzen getesteten Spannungs-
bereich die minimalen Kriechraten. Der Spannungsexponent bleibt nahezu unverändert.6
Die Aktivierungsenergien für diese
Legierungen wurden über die
Arrheniusauftragung in Abbildung
4.20 beispielhaft für AZ141 und
AZ171 ermittelt. Die Aktivierungs-
energien liegen mit 145 kJ/mol
(AZ141) und 140 kJ/mol (AZ171)
gleichauf gegenüber AZ91
(140 kJ/mol) bzw. den AM-
Legierungen (133 - 140 kJ/mol)
und somit in der Nähe der
erwähnten Aktivierungsenergien
zur Selbstdiffusion von Mag-
nesium und zur Interdiffusion von
Aluminium in Magnesium. Die
ermittelten Aktivierungsenergien
lassen keine Veränderung des
Kriechmechanismus erkennen.
6 Ergebnisse z.T. aus im Rahmen des Promotionsvorhabens betreuter Masterarbeit [Scholz2012]
30 50 100 150 20010
-9
10-8
10-7
10-6
10-5
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
Spannung in MPa
n=5.3
n=5.4AZ121
AZ91
n=5.7
AZ141
n=5.8
AZ171
Mg-Al-Legierungen F
T = 150 °C
62 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
Überblick Al-Gehalte von 3 – 17 % im Gusszustand
Vergleicht man die minimalen Kriechraten aller Legierungen in Abhängigkeit des Al-
Gehaltes ergibt sich für hohe Spannungen ein anderer Verlauf als für niedrige
Spannungen. In Abbildung 4.21 sind beispielhaft die Ergebnisse bei 50, 60, 100 und
120 MPa aufgetragen.
Abbildung 4.21: Minimale Kriechraten in Abhängigkeit des Al-Gehaltes. Die Legierungen bis
AZ91 zeigen bei hohen Spannungen ähnliche Kriechraten. Bei weiterer Al-Zugabe nimmt die
Kriechrate deutlich ab. Bei niedrigen Spannungen ist zunächst eine Zunahme der Kriechraten
bis AZ91 erkennbar welche aber bei Gehalten von 12 % und höher wieder signifikant verringert
wird. Der nach Dargusch et al. ermittelte Verlauf [Dargusch2006] wird nicht bestätigt.7
Bis AZ91 (8,6 % Al-Gehalt) ergeben sich bei 100 – 120 MPa keine deutlichen
Unterschiede, bei höheren Al-Gehalten zeigt sich allerdings eine signifikante
Verringerung der minimalen Kriechrate. Mit steigendem Al-Gehalt nehmen der im
Mischkristall gelöste Aluminiumanteil und die ß-Ausscheidungshärtung zu. Diese
Effekte sind aber scheinbar weniger wirksam, als die Vernetzung, die bei höheren
Gehalten gegeben ist. Anders als in [Dargusch2006], der bei einer Prüfspannung von
50 MPa und einer ähnlichen Spanne der Al-Gehalte einen linearen Abfall der
Kriechraten mit dem Al-Gehalt beobachtete, zeigt sich in dieser Arbeit bei niedrigen
Spannungen von 50 – 60 MPa ein Maximum der Kriechraten. Das bedeutet die
Kriecheigenschaften verschlechtern sich zunächst mit Erhöhung des Al-Gehaltes,
trotz der Zunahme der Menge an intermetallischen Phasen. Darauf wird in dieser
7 Ergebnisse z.T. aus im Rahmen des Promotionsvorhabens betreuter Masterarbeit [Scholz2012]
2 4 6 8 10 12 14 16 18
10-8
10-7
10-6
10-5 Mg-Al-Legierungen F
120 MPa
100 MPa
60 MPa
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
Al-Gehalt in Gew.-%
50 MPa
AZ
91
AZ
171
AM
40
T = 150 °C
50 MPa [Dargusch2006]
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 63
Arbeit später näher eingegangen. Erst bei den Legierungen, die bereits im Gefüge
eine deutlichere Vernetzung der ß-Phase erkennen lassen, sinkt die minimale
Kriechrate wiederum signifikant ab.
4.5 Kriechverhalten der intermetallischen Phase Mg17Al12
Um die Kriecheigenschaften der ß-Phase näher zu untersuchen, wurden Druck-
kriechversuche an einer kokillengegossenen MgAl32-Zusammensetzung durch-
geführt. Diese Legierung entspricht der Zusammensetzung des Eutektikums, d.h.
besteht zu etwa 70 % aus der intermetallischen Phase. Im direkten Vergleich mit
AZ91 weist die MgAl32-Legierung eine signifikant höhere Kriechbeständigkeit auf.
Abbildung 4.22 links zeigt deren Kriechratenverlauf bei 120 MPa. Während AZ91
bereits nach wenigen Stunden durch das Kriechratenminimum in den tertiären
Kriechbereich läuft, zeigt die eutektische Zusammensetzung auch nach 200 h kaum
Verformung bei weiter sinkender Kriechrate. Es wird deutlich, dass die Verformung
von Mg-Al-Legierungen nicht durch ein Erweichen der ß-Phase erklärt werden kann.
Abbildung 4.22: Kriecheigenschaften einer Mg-32%Al-Zusammensetzung aus dem Kokillen-
guss mit etwa 70 % ß-Phase, im Vergleich zu AZ91. Die Kriechverformung ist signifikant
geringer, ein Erweichen der intermetallischen Phase findet nicht statt.
In Abbildung 4.22 rechts sind die minimalen Kriechraten über die Spannung
zusammen mit der Norton-Geraden von AZ91 aufgetragen. Da die MgAl32-Proben
eine relativ hohe mittlere Porosität von 5,5 % aufweisen, wurden die Ergebnisse
hinsichtlich der tatsächlichen Kriechspannung korrigiert. Auffällig war auch, dass die
bei hohen Spannungen getesteten Proben auf der Oberfläche feine Risse in
Richtung der maximalen Schubspannung zeigten. Die minimale Kriechrate fällt um
0 1 2 3 4 5 610
-9
10-8
10-7
10-6
10-5
10-4
AZ91 (Mg-Spritzgießen)
MgAl32 (Kokillenguss)
Kriechstauchung in %
Kri
ech
rate
in
s-1
AZ91 (2h)
MgAl32 (240h) = 120 MPa
T = 150 °C
30 100 200 30010
-10
10-9
10-8
10-7
10-6
10-5
min
. K
riech
rate
in
s-1
MgAl32
AZ91
Spannung in MPa
AZ91 (Mg-Spritzgießen)
MgAl32 (Kokillenguss)
T = 150 °C
n = 7.4
64 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
zwei bis drei Größenordnungen geringer als bei AZ91 aus. Der resultierende
Spannungsexponent von 7,4 lässt vermuten, dass auch in den MgAl32-Proben der
Kriechmechanismus durch Versetzungsbewegung geprägt ist.
Bei gegebener Prüftemperatur ist eine Kriechverformung der Mg17Al12-Phase zu
erwarten. Aufgrund ihres für eine intermetallische Phase relativ niedrigen
Schmelzpunktes von 437 °C [Luo1994] ergibt sich bereits bei 150 °C eine homologe
Temperatur von ca. 0,6. Jedoch ist der Verformungswiderstand der Phase im
Vergleich zu AZ91, wie die Ergebnisse zeigen, deutlich höher und kann nicht die
mäßige Kriechbeständigkeit der Mg-Al-Legierungen erklären.
4.6 Untersuchung der ‚kriechinduzierten’ Mg17Al12-Ausscheidungen
Die diskontinuierliche Ausscheidung der Mg17Al12-Phase während des Kriechens wird
in der Literatur ebenfalls als Grund für die geringe Kriechbeständigkeit der Mg-Al-
Legierungen genannt [Dunlop1997, Dargusch1998a], vgl. auch Abschnitt 2.4.3. Um
diese Erklärung näher zu untersuchen, wurde das Gefüge der AZ91 nach dem
Kriechen näher betrachtet und zudem Proben bei 150 °C für 200 h ausgelagert, so
dass die Ausscheidung der ß-Phase nicht während des Kriechens auftritt.
4.6.1 Gefüge nach Kriechverformung
In der Abbildung 4.23 links ist das Gefüge einer bei 150 °C und 120 MPa bis 5,8 %
Stauchung kriechverformten AZ91 zu erkennen. Die Belastungsdauer betrug 3 h. Die
Probe deren Mikrostruktur daneben dargestellt ist, wurde bei 50 MPa in 190 h bis zu
einer Verformung von 4,1% getestet.
Abbildung 4.23: Rasterelektronische Aufnahmen von AZ91 nach Kriechverformung bei 150 °C.
Eine geringere Kriechspannung und somit verlängerte Versuchsdauer führt zu einer stärkeren
Ausscheidung der Mg17Al12-Phase aus den Al-übersättigten Randbereichen der α-Körner.
Für die Proben sind jeweils zusätzlich etwa 2 bis 3 h Temperatureinwirkung zu
berücksichtigen, in denen die Ofensolltemperatur zunächst angesteuert wird und vor
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 65
Belastung gehalten wird. Trotz ähnlicher Verformungsgrade zeigt die Mikrostruktur
deutliche Unterschiede. Während in der schnell verformten Probe nur geringere
Änderungen im Vergleich zum Gusszustand erkennbar sind, ist in der bei 50 MPa
getesteten Kriechprobe die Übersättigung deutlich zurückgegangen. Entlang der
Korngrenzen haben sich große Mengen an Ausscheidungen aus den zu Versuchs-
beginn übersättigten Bereichen gebildet. Bei dieser Ausscheidung scheint es sich um
einen überwiegend zeitabhängigen Prozess bei gegebener Temperatur zu handeln,
da die Mg17Al12-Bildung vor allem bei Versuchen mit langer Kriechzeit signifikant zu
beobachten ist.
In der Literatur wird die Ausscheidung auch als verformungsinduziert beschrieben
[Na2003], dies konnte in dieser Arbeit bei Untersuchung der Proben jedoch nicht
eindeutig bestätigt werden. Es wurden zwar Proben im Längsschliff nach dem
Kriechversuch entlang der Spannungsachse betrachtet, aber die Unterschiede in der
Ausscheidungsstruktur werden neben den reibungsbedingten unterschiedlichen
Verformungsgraden innerhalb der Probe auch durch Unterschiede in der Erstar-
rungsmorphologie beeinflusst. So zeigten Aufnahmen aus der Mitte der Proben
deutlich geringere Ausscheidungsmengen, als das Gefüge im Randbereich mit
hohem Verformungsgrad. Die Mikrostruktur in den Bereichen, die in unmittelbarer
Nähe zu den Druckplatten der Kriechstandes standen, zeigt allerdings ein ähnlich
ausscheidungsreiches Bild. Somit konnte keine Abhängigkeit von der Verformung
beobachtet werden.
4.6.2 Gefüge nach Auslagerung bei 150 °C
Um die temperaturinduzierte Ausscheidung der Mg17Al12-Phase während des
Kriechens zu simulieren und deren Abhängigkeit von der Wärmebehandlungsdauer
zu quantifizieren, wurden Überlaufbohnen aus AZ91 unterschiedliche Zeiten von 1
bis 200 h bei 150 °C ausgelagert. Um die Menge der Ausscheidungen zu bestimmen,
wurden Röntgendiffraktometermessungen durchgeführt.
Die Ausscheidung erfolgte wie auch bei den Kriechproben aus den übersättigten
Bereichen an den Korngrenzen. Diese werden in Anlehnung an die Literatur
[Dunlop1997, Dargusch1998b, Regener2007] im nachfolgenden als diskonti-
nuierliche Ausscheidungen interpretiert und bezeichnet, ohne dies im Detail zu
prüfen. Die gemessenen Spektren zur Quantifizierung sind in Abbildung 4.24 links im
Vergleich zu einer Probe im Gusszustand dargestellt und rechts in der Abbildung ein
Ausschnitt für Gusszustand, 20 h und 200 h überlagert. Die Peaks für die Mg17Al12-
Phase sind zusätzlich mit Pfeilen gekennzeichnet. Es fällt auf, dass mit zunehmender
Auslagerungsdauer die charakteristischen Peakhöhen zunehmen. Deutlich ist dies
an dem Ausschnitt der überlagerten Spektren für 0 h, 20 h und 200 h erkennbar.
66 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
Um die Menge der Phasen α-Mg und Mg17Al12 zu berechnen, korreliert die Software
die stärkste Linie im Spektrum jeder Phase mit der Intensität der stärksten Linie von
Korund in einer 50:50-Mischung mit der entsprechenden Phase (I/Icor). Ein Fehler des
direkten Vergleichs der für unterschiedliche Zeiten ausgelagerten Proben liegt darin,
dass der Al-Gehalt im Magnesiummischkristall die Peak Position beeinflusst. Eine
Übersättigung nahe der Korngrenzen führt zu unterschiedlichen Intensitätslagen von
Randbereich und Kornmitten. Dadurch wird der entstehende Peak breiter als bei
einer Probe mit über das Korn hinweg homogenerem Al-Gehalt. Aufgrund der
unterschiedlichen Al-Gehalte im Mg-Mischkristall in den verschieden ausgelagerten
Proben (Abbildung 4.24) rechts, wurde eine Korrektur über die maximale Halbwerts-
breite durchgeführt.
Abbildung 4.24: Röntgendiffraktometermessung der bei 150 °C ausgelagerten AZ91 Proben.
Der Al-Gehalt im Magnesiummischkristall beeinflusst die Peaklage und –breite. Nach der
Wärmebehandlung ist ein Anstieg der Mg17Al12-Phase zu beobachten.
Die daraus errechneten Phasenanteile an Mg17Al12, in Abbildung 4.25 dargestellt,
zeigen einen raschen Anstieg des Mg17Al12-Phasenanteils bis etwa 50 h Wärme-
behandlungsdauer. Bei noch länger andauernder Auslagerung verändert sich der
Phasenanteil nur gering und scheint ein Maximum zu erreichen. Diese Entwicklung
konnte auch in den Gefügeaufnahmen beobachtet werden, in denen ab 100 h keine
signifikante Zunahme der Mg17Al12-Phase erkennbar war.
Durch die mittels Röntgendiffraktometrie erstellte Quantifizierung können
morphologische Veränderungen der Phasen nicht erfasst werden. Eine
Vergröberung der Phasen in Abhängigkeit von der Zeit, wie sie in der Literatur von
verschiedenen Autoren berichtet wird [Blum2005, Srinivasan2010], kann sich ebenso
auf die Eigenschaften der Legierung auswirken. Bei Betrachtung der raster-
elektronischen Gefügeaufnahmen nach dem Kriechen, lassen sich neben feinen
30 40 50 60
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
9000
10000
11000
12000
Inte
nsit
ät
in C
ps
Mg17
Al12
2
200h
150h
50h
100h
0h
20h
10h
5h
35.5 36.0 36.5 37.0 37.5
0
1000
2000
3000
4000
5000
200h
0h
20h
2
Mg17
Al12
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 67
auch zahlreiche grobe Ausscheidungen erkennen, wie der folgende Abschnitt zeigt.
Diese deuten darauf hin, dass es zu einer Vergröberung mit zunehmender
Temperaturaussetzungsdauer kommt.
Abbildung 4.25: Quantifizierung des Mg17Al12-Phasenanteils in AZ91 in Abhängigkeit von der
Auslagerungsdauer bei 150 °C. Schraffierte Bereiche entsprechen der ungefähren Dauer der
Kriechversuche bei angegebener Spannung.
Auch in [Regener2007] wird die Ausscheidung von druckgegossener AZ91 unter-
sucht, allerdings bei Temperaturen bis zu 200 °C und Zeiten zwischen 10 min und
1000 h. Bei einer Temperatur von 150 °C zeigen sich anders als in der vorliegenden
Arbeit beide Ausscheidungstypen: kontinuierlich – im Korninnern – und diskonti-
nuierlich. Bereits bei einer Glühdauer von 1 h beobachtet sie deutliche Gefüge-
veränderungen. Zudem konnte sie keine Erhöhung der Ausscheidungsdichte in
Abhängigkeit von der Auslagerungsdauer feststellen. Dies wird allerdings anhand
von Härtemessungen bestimmt und nicht quantifiziert.
4.6.3 Größe und Volumenanteil der temperaturinduzierten Mg17Al12-
Ausscheidung
Durch Auswertung der rasterelektronenmikroskopischen Aufnahmen einer bei
50 MPa für 190 h im Kriechversuch getesteten AZ91-Probe konnten die Ab-
messungen der temperaturinduzierten Ausscheidungen ermittelt werden. Dazu
wurden die Farbschwellwerteinstellungen zur Phasenidentifikation von Mg17Al12
entsprechend gewählt und die Bereiche der im Gusszustand vorhandenen β-Phase
manuell der Auswertung entnommen. Eine Aufnahme mit Overlay der ausgewerteten
Phasen ist in Abbildung 4.26 dargestellt.
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200
2
4
6
8
10
50
MP
a
60
MP
a
Ph
asen
an
teil
Mg
17A
l 12 i
n V
ol.
-%
Auslagerungszeit bei 150 °C in h
70
MP
a
AZ91
68 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
Die Mikrostruktur verändert sich dynamisch und kann daher nicht als konstant
betrachtet werden. Die Probe zeigt daher nur exemplarisch das Erscheinungsbild der
temperaturinduzierten Mg17Al12-Phase. Die bereits erfolgte Vergröberung einiger
Ausscheidungen ist deutlich erkennbar. Die kleinsten erfassten Partikel besitzen
einen mittleren Durchmesser von 0,04 µm, während andere bereits zu einer
Größenordnung von 1 µm vergröbert sind. Über alle Partikel gemittelt ergibt sich ein
mittlerer Durchmesser von 0,14 µm bei einem mittleren Aspektverhältnis von 2,2 : 1.
95 % der Partikel haben einen kleineren mittleren Durchmesser als 0,38 µm. Der
Flächenanteil der kriech- bzw. temperaturabhängigen Ausscheidungen am
Gesamtgefüge wurde zu etwa 9 % bestimmt. Dieser Wert ist leicht erhöht gegenüber
den Ergebnissen der Röntgendiffraktometermessungen (~ 7 %).
Abbildung 4.26: Beispiel für die mittels Software durchgeführte Gefügeanalyse an den Mikro-
strukturaufnahmen der temperaturinduzierten Ausscheidungen einer bei 50 MPa für 190 h
getesteten AZ91-Probe und Zusammenfassung der Abmessungen der Mg17Al12-Phasen.
4.6.4 Einfluss einer Auslagerung auf die Kriecheigenschaften
An den für 200 h und für 5 h bei 150 °C ausgelagerten Proben wurden die
Kriecheigenschaften untersucht. Das Ziel war es den Einfluss des Mg17Al12-
Ausscheidungsprozesses zu untersuchen, d.h. inwiefern sich die Kriecheigen-
schaften ändern, wenn die Ausscheidung aus den übersättigten Bereiche bereits vor
dem Versuch erfolgt ist.
Abbildung 4.27 zeigt, dass bei den wärmebehandelten Proben im höheren
Spannungsbereich (120 MPa) eine höhere Kriechrate und stärkere Kriechverformung
zu beobachten ist. Dieser Effekt ist bei längerer Auslagerungszeit signifikanter. Bei
niedrigen Spannungen (40 MPa) weisen die ausgelagerten Proben ähnliche
minimale Kriechraten wie im Gusszustand auf. Die Kriechverformung fällt allerdings
aufgrund des weniger stark ausgeprägten primären Kriechstadiums geringer aus.
Flächenanteil β-Phase:
T-induzierte Ausscheidung ~ 9 %
Mittlere Partikelgröße:
Durchmesser 0,14 µm
Fläche 0,0132 µm²
Aspektverhältnis 2,2 : 1
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 69
Abbildung 4.28: Minimalen Kriechraten für AZ91
im Guss- und wärmebehandelten Zustand (150 °C,
200 h). Bei hohen Spannungen überwiegt der
Effekt der Mischkristallhärtung, die durch die
Auslagerung reduziert wird. Zu niedrigeren
Spannungen hin fallen die Geraden zusammen.8
50 100 150 200 25010
-8
10-7
10-6
10-5 AZ91 F, T5
T = 150 °C
min
. K
riech
rate
in
s-1
Spannung in MPa
30
200 h bei 150°C
ausgelagert
Gusszustand
Abbildung 4.27: Einfluss der Auslagerung bei 150 °C auf die Kriechkurven von AZ91 bei
120 MPa (links) und 40 MPa (rechts). Bei 120 MPa, was Versuchszeiten von 2 – 4 h entspricht,
bewirkt die Auslagerung eine Erhöhung der Kriechrate. Bei der geringen Spannung von 40 MPa
ergeben sich für Gusszustand und Auslagerung ähnliche minimale Kriechraten, wobei die
Kriechverformung aufgrund eines weniger stark ausgeprägten primären Kriechbereichs bei der
ausgelagerten Probe am geringsten ist.
Die Tendenz, dass sich die minimalen
Kriechraten der ausgelagerten Proben
und der Proben im Gusszustand zu
niedrigen Spannungen, d.h. bei
gleichzeitig längeren Versuchszeiten,
annähern, wird zusätzlich in
Abbildung 4.28 deutlich.8
Auch diese Ergebnisse deuten darauf
hin, dass der Verlust der Misch-
kristallhärtung bei hohen Spannungen
von Nachteil ist und auch nicht durch
die zusätzlich vorhandenen Aus-
scheidungen von Mg17Al12 kom-
pensiert werden kann.
Bei niedrigen Spannungen bzw.
langen Versuchszeiten scheiden sich
auch im Gusszustand entsprechende
Mengen an Mg17Al12 aus. Das be-
deutet, dass die Gefüge der ausge-
8 Ergebnisse z.T. aus im Rahmen des Promotionsvorhabens betreuter Diplomarbeit [Krause2007]
0 5 10 15
10-6
10-5
10-4
Kri
ec
hra
te i
n s
-1
Kriechstauchung in %
AZ91 F, T5T = 150 °C
= 120 MPa
200 h bei 150°C
5 h bei 150°C
Gusszustand
0 1 2 3 4
10-8
10-7
10-6
200 h bei 150°C
Gusszustand5 h bei 150°C
Kriechstauchung in %
Kri
ec
hra
te i
n s
-1
AZ91 F, T5T = 150 °C
= 40 MPa
70 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
lagerten Proben und derer im Gusszustand nach einer gewissen Dauer vergleichbar
sind, da in Abschnitt 4.6.2 gezeigt wurde, dass der Phasenanteil an Mg17Al12 ein
Plateau erreicht. Lediglich die Vergröberung der Phasen wird in der ausgelagerten
Probe weiter fortgeschritten sein. Da die Kriechverformungen bei niedrigen
Spannungen der ausgelagerten Proben geringer sind, lässt dies vermuten, dass
entweder der Prozess der Ausscheidung der Mg17Al12-Phase einen Verformungs-
beitrag leistet oder dass die Ausscheidungen in den ausgelagerten Proben das
primäre Kriechen verringern.
4.7 Untersuchung der Mischkristallhärtung
Das vorhergehende Kapitel hat gezeigt, dass die Mischkristallhärtung vor allem bei
hohen Spannungen einen wichtigen Beitrag zur Kriechfestigkeit leistet. Um die
Größe dieses Beitrags näher quantifizieren zu können, wurden Versuche an
lösungsgeglühten Mg-Al-Legierungen mit Al-Gehalten von 3 – 14 % durchgeführt.
Durch die T4 Wärmebehandlung wurden die Mg17Al12-Ausscheidungen der jeweiligen
Legierung weitestgehend in Lösung gebracht, so dass die Proben sich nicht mehr
hauptsächlich in der Menge der Mg17Al12-Phase unterscheiden, sondern im Al-Gehalt
der Mg-Mischkristalle. In AZ121 und AZ141 konnte der Al-Gehalt jedoch nicht
vollständig gelöst werden. In diesen Legierungen verblieb eine nicht zu vernach-
lässigende Menge an ß-Phase im Gefüge.
Abbildung 4.29: Mikrostruktur der T4-Proben am Beispiel von AM60 und AZ91 (links). Die β-
Phase scheint vollständig aufgelöst. Rechts: Kriechkurven lösungsgeglühter Mg-Legierungen
unterschiedlichen Al-Gehaltes bei 80 und 120 MPa Spannung. Ein höherer Al-Gehalt im Misch-
kristall führt zu einer Reduzierung der minimalen Kriechraten und der Kriechstauchung.
0 5 10 15 20 2510
-7
10-6
10-5
10-4
Kriechstauchung in %
Kri
ec
hra
te i
n s
-1
AM50 T4
AM50 T4
AZ91 T4
AZ91 T4
AM60 T4
AM60 T4AZ70 T4
AZ70 T4
120 MPa
80 MPa
AZ91, AZ70, AM60, AM50
T4: 420 °C, 8 h
T = 150 °C
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 71
Da es während der Kriechversuche zu erneuter Ausscheidung kommt, wurde die
Temperaturhaltezeit vor Belastung der Probe auf 3 min herabgesetzt und auf
Langzeitversuche, d.h. niedrige Spannungen, verzichtet. Durch die erneute
Ausscheidung würden wieder Effekte hinzukommen, die sich vom Mischkristall-
einfluss nicht separieren lassen. Zudem ergibt sich bei Auslagerung nach
Lösungsglühen in den Magnesiumlegierungen eine Ausscheidungsstruktur, die sich
vom Gussgefüge unterscheidet [Kielbus2003, Scholz2012] und auch dadurch nicht
vergleichbar ist.
In Abbildung 4.29 sind beispielhaft die Gefüge von AZ91 und AM60 im
lösungsgeglühten Zustand und die Kriechkurven für die Mg-Al-Legierungen AM50 bis
AZ91 im T4 Zustand bei Spannungen von 80 und 120 MPa abgebildet. Anhand der
Mikrostruktur lässt sich erkennen, dass die im Gusszustand vorhandene β-Phase in
Lösung gebracht wurde. Die Kriechkurven zeigen, dass mit steigendem, im
Mischkristall gelöstem, Al-Gehalt die Kriechrate sinkt und gleichzeitig die Kriech-
verformung abnimmt. Von AM50 zu AZ91 ergibt sich nahezu eine halbe Größen-
ordnung Unterschied bei der minimalen Kriechrate und auch AM60 und AZ70 zeigen
eine sukzessive Erniedrigung der Kriechgeschwindigkeit.
In Abbildung 4.30 ist die Norton-Auftragung der minimalen Kriechraten für die
lösungsgeglühten Proben von AM30 bis AZ91 dargestellt. Der Effekt der Misch-
kristallhärtung scheint zu geringeren Spannungen hin kleiner zu werden, wobei hier
bereits die Ergebnisse von der Mg17Al12-Ausscheidung überlagert werden. Dies ist
auch an den gezeigten Gefügeaufnahmen von AZ91 T4 nach Auslagerung
ersichtlich. Die Auslagerungszeiten entsprechen den Versuchszeiten bis zum
Erreichen der minimalen Kriechrate bei den markierten Spannungen. Bei Versuchs-
dauern von 8 h ist bereits eine erhebliche Ausscheidung von Mg17Al12-Phasen er-
folgt. Dies entspricht der Zeit bis zum Erreichen der minimalen Kriechrate in
Kriechversuchen an AZ91 T4 bei Spannungen kleiner 90 MPa. Zudem zeigen die
Gefügeaufnahmen, dass die Korngröße im Vergleich zum Gusszustand nicht
wesentlich verändert wurde.
Zusätzlich sind die Ergebnisse für AM50 bis AZ91 im Gusszustand durch einen
schraffierten Bereich gezeigt. Hier zeigt sich bei AZ91 ein leichter Vorteil der
erhöhten Mischkristallhärtung im Vergleich zum Gusszustand bei hohen Span-
nungen, obwohl zeitgleich Ausscheidungen durch das Auflösen der Mg17Al12-Phasen
reduziert werden. Dies deutet darauf hin, dass gerade bei hohen Spannungen in Mg-
Al-Legierungen die Mischkristallhärtung durch Aluminium im α-Mg effektiver ist, als
die Ausscheidungshärtung durch entartet erstarrtes Mg17Al12.
In den Legierungen mit weniger Al-Gehalt zeigt sich eine Verringerung der Kriech-
beständigkeit im Vergleich zum Gusszustand, trotz Erhöhung der Mischkristall-
härtung. Dies kann zum einen dadurch begründet sein, dass der Gewinn durch die
homogene Al-Verteilung geringer ausfällt als der Verlust durch die nicht mehr
72 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
vorhandenen lokalen deutlich Al-reicheren Randbereiche. Zum anderen kann auch
ein weiterer Effekt, wie die Verringerung der Versetzungsdichte durch die Lösungs-
glühung, dafür verantwortlich sein. Amberger zeigte jedoch, dass vorverformte
Proben von AZ91, d.h. mit erhöhter Versetzungsdichte, keine signifikante Änderung
der Kriecheigenschaften zeigen [Amberger2011].
Abbildung 4.30: Norton-Auftragung der minimalen Kriechraten von lösungsgeglühten Mg-Al-
Legierungen. Mit steigendem im Mischkristall gelöstem Al-Gehalt nimmt die Kriech-
beständigkeit zu. Der Effekt wird zu niedrigen Spannungen kleiner, da die Ergebnisse durch
Ausscheidung von Mg17Al12 überlagert werden, erkennbar an der Mikrostruktur ausgelagerter
Proben rechts. Im Diagramm sind zusätzlich die Kriechraten im Gusszustand als schraffierter
Bereich aufgetragen. Nur für AZ91 lässt sich eine Verbesserung durch Mischkristallhärtung
erkennen.9
Bei Betrachtung der minimalen Kriechraten in Abhängigkeit von der Al-Konzentration
im α-Mischkristall in At.-% ergibt sich eine Abhängigkeit, die in Abbildung 4.31 dar-
gestellt ist. Die Ergebnisse für die AZ121-Legierung (~ 10,5 At.-% Al) erfordern eine
Korrektur zu niedrigeren Al-Gehalten, da die ß-Phase nicht vollständig im Misch-
kristall gelöst wurde.
Die Werte lassen sich durch eine Gerade im doppeltlogarithmischen Plot annähern.
Daraus ergibt sich ein Zusammenhang der minimalen Kriechrate von der Al-
Konzentration c wie folgt:
6,1
min c~ε (4.3)
9 Ergebnisse z.T. aus im Rahmen des Promotionsvorhabens betreuter Masterarbeit [Scholz2012]
50 60 70 80 90 100 110 120 130 14010
-8
10-7
10-6
10-5
6.5
1
AM50 F
AZ91 F
AM30 T4
AM40 T4
min
. K
riech
rate
in
s-1
AM60 T4
AZ70 T4
Spannung in MPa
AZ91 T4
Mg-Al-Legierungen T4
T = 150 °C
AM50 T4
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 73
Bereits von [Sato2000] wurde eine Abhängigkeit der Kriechrate ~ c-m in Mg-Al- und
Mg-Y-Mischkristallen bei Temperaturen von 277 – 327 °C bestimmt. Der
Konzentrationsexponent ergab sich zu m < 1 für Class A-Mischkristalllegierungen
und m = 2 – 3 für Class M-Verhalten, wie es bei Reinmetallen zu beobachten ist. Mit
den in dieser Arbeit getesteten Legierungen erzielt man einen Wert zwischen den
beiden Typen.
Abbildung 4.31: Abhängigkeit der Kriechrate vom Al-Gehalt im Mischkristall der Legierungen
AM20 bis AZ121. Die doppeltlogarithmische Auftragung lässt sich über eine Gerade an-
nähern.10
Eine weitere in dieser Arbeit betrachtete Möglichkeit zur Beschreibung der Al-
abhängigen Verbesserung der Kriecheigenschaften von lösungsgeglühten Proben ist
die Betrachtung als Festigkeitsbeitrag durch Mischkristallhärtung. Dieser Beitrag
MK ist in Magnesiumlegierungen laut Literatur über die Gleichung (4.4) mit dem
gelösten Al-Gehalt c verknüpft [Akhtar1969, Akhtar1972, Lukac1992, Caceres2001].
n0MK cc~σΔ (4.4)
Der Gehalt c0 entspricht der minimalen Konzentration, die für einen Härtungseffekt
nötig ist, und beträgt für Aluminium im Magnesiummischkristall etwa 0,1 At.-%. Der
Exponent n wird hierbei zu 1/2 oder 2/3 bestimmt, wobei Letzteres nach Akhtar et al.
für Mg-Al-Legierungen vorzuziehen ist [Akhtar1972]. Diese Gleichung findet in der
Regel Anwendung zur Beschreibung von Beiträgen z.B. zur Härte, Fließspannung
[Caceres2001] und kritischen Schubspannung [Akhtar1972].
10
Ergebnisse z.T. aus im Rahmen des Promotionsvorhabens betreuter Masterarbeit [Scholz2012]
2 4 6 8 10 12
10-6
10-5
1
min
. K
riech
rate
in
s-1
Mg-Al-Legierungen
T4 (420°C, 8h)
creep
= 80 MPa
creep
= 120 MPa
Al-Gehalt in At.-%
creep
= 100 MPa
-1.6
74 Ergebnisse Mg-Al-Legierungen
In den theoretischen Grundlagen wurde bereits beschrieben, dass Festigkeits-
beiträge insbesondere bei teilchengehärteten Legierungen, aber auch bei einigen
unverstärkten Legierungen, oft durch Einführung einer sogenannten Schwell-
spannung berücksichtigt werden (vgl. Abschnitt 2.4.1). Das Potenzgesetz wird
modifiziert, wie in Gleichung (2.4) dargestellt.
Da auch gelöste Fremdatome als Hindernisse für Versetzungen im Gitter wirken
können, wird im Folgenden überprüft, ob die Mischkristallhärtung einen ähnlichen
Effekt auf die Kriecheigenschaften hat. Dazu wird das Schwellspannungsmodell
herangezogen mit der Annahme, dass der Mischkristallhärtungsbeitrag als
Schwellspannung wirkt. Hierzu werden die Ergebnisse der Mg-Al-Legierungen im T4-
Zustand in Abbildung 4.32 zur Ermittlung der Schwellspannung nach dem Vorgehen
von Lagneborg und Bergman [Lagneborg1976] aufgetragen. Dabei erfolgt die
Auftragung von n/1
minε über die Spannung. Angenommen wird Versetzungskriechen
als dominierender Kriechmechanismus und damit ein effektiver Spannungsexponent
von n = 5. Der Schnittpunkt der Ausgleichsgeraden mit der x-Achse ergibt die
Schwellspannung. Bei hohen Al-Gehalten wurden aufgrund der verstärkten Mg17Al12-
Phasenausscheidung und somit signifikanten Veränderung der gelösten Al-Menge
nur die kurzen Versuchszeiten bzw. höheren Spannungen (> 80 MPa) berücksichtigt.
Abbildung 4.32: Ermittlung der Schwellspannung für Mg-Al-Legierungen. Dargestellt ist die
minimale Kriechrate 1/5
minε als Funktion der Spannung. Die Schwellspannung steigt mit
zunehmendem Al-Gehalt.
Es wird ersichtlich, dass mit steigendem Al-Gehalt auch die Schwellspannung
zunimmt. Die Werte reichen von 18 MPa für AM30 bis 42 MPa für AZ91H. Falls die
0 20 40 60 80 100 120 140 160
0.00
0.02
0.04
0.06
0.08
0.10
0.12
0.14
AM
30AM
40
AZ91
AZ91
HAZ70
AM
60
AM
50
(m
in.
Kri
ech
rate
in
s-1)1
/5
Spannung in MPa
Mg-Al-Legierungen T4
T = 150 °C
Ergebnisse Mg-Al-Legierungen 75
Schwellspannung durch die Mischkristallhärtung erklärt werden kann, muss sich eine
Abhängigkeit der Form 2/1
00 cc~σ bzw. 3/2
00 cc~σ ergeben. Diese ist in
Abbildung 4.33 dargestellt.
Der ermittelte Zusammenhang
2/1
0 00046,0c4,182σ (4.5)
σ0: Schwellspannung
c: atomare Al-Konzentration im Mischkristall
für n = 1/2 stimmt nicht mit den von
Caceres und Rovera [Caceres2001]
angegebenen Härtungsbeitrag durch
den Al-Gehalt in Mg-Al-Mischkristallen
überein. Diese ermittelten einen
Beitrag von 2/1
MK c7,118σ .
Für n = 2/3 ergibt sich für die
Schwellspannung eine bessere
Übereinstimmung mit der von Caceres
und Rovera gefundenen Abhängigkeit
des Festigkeitsbeitrag durch
Mischkristallhärtung [Caceres2001].
Zudem ist c0 in der Größe des in der
Literatur angegebenen Wertes von
etwa 0,1 At.-%.
3/2
0 0011,0c1,225σ (4.6)
σ0: Schwellspannung c: atomare Aluminiumkonzentration im Mischkristall
Andere Ansätze in der Literatur zur Umschreibung des Effekts der
Mischkristallhärtung auf die Kriechrate, wie von Spigarelli et al. [Spigarelli2008],
wurden überprüft, führten aber zu keiner Übereinstimmung. Die Autoren beschreiben
einen Zusammenhang der folgenden Form:
nmin G/σαsinhε mit 37,0c/6,69α (4.7)
minε : minimale Kriechrate σ: angelegte Spannung
G: Schubmodul c: atomare Aluminiumkonzentration im Mischkristall
Eine doppeltlogarithmische Auftragung der minimalen Kriechraten über
G/σαsinh ergibt keine Masterkurve, wie dies bei Übereinstimmung gegeben
wäre.
Abbildung 4.33: Abhängigkeit der Schwell-
spannung in Mg-Al-Legierungen im T4-Zustand
vom Al-Gehalt der Form σ ~ (c – c0)n. Zum
Vergleich sind die Mischkristallhärtungs-
beiträge für Mg-Al von Caceres und Rovera
ermittelt dargestellt [Caceres2001].
0.0 0.1 0.2 0.3 0.4
0
10
20
30
40
Mg-Al T4
MK
=197.5*c2/3
[Caceres2001]
0= 225.1*(c - 0.0011)
2/3
n=1/2
Sch
well
sp
an
nu
ng
in
MP
a
atomarer Al-Gehalt cn
0= 182.4*(c - 0.0046)
1/2
n=2/3
MK
=118.7*c1/2
[Caceres2001]
76 Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen
5 Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen
5.1 Legierungszusammensetzung
Tabelle 5.1 zeigt die mittels Glimmentladungspektrometrie gemessenen Gehalte der
Hauptlegierungselemente und die Gießtemperaturen der für diese Arbeit unter-
suchten Mg-Al-Sr-Legierungen.
Tabelle 5.1: Gießtemperaturen und Gehalte der Hauptlegierungselemente der untersuchten Mg-
Al-Sr-Legierungen in Gew.-%
Legierung Ausgangsmaterial Gießtemperatur Al Zn Mn Sr
AJ81 AZ91 + MgSr30 605 °C 8,3 0,62 0,19 1,2
AJ82 AZ91 + MgSr30 605 °C 8,2 0,61 0,20 2,1
AJ83 AZ91 + MgSr30 605 °C 7,9 0,61 0,18 3,0
AJ84 AZ91 + MgSr30 605 °C 8,0 0,59 0,17 3,9
AJ85L AZ91 + MgSr30 605 °C 7,9 0,57 0,18 4,5
AJ62 AJ62 620 °C 6,3 0,05 0,22 2,1
AJ62H AJ62 + MgSr30 620 °C 6,2 0,04 0,20 2,4
AJ63L AJ62 + MgSr30 620 °C 6,1 0,04 0,25 2,8
AJ63 AJ62 + MgSr30 620 °C 6,0 0,03 0,25 3,0
AJ63H AJ62 + MgSr30 620 °C 5,8 0,03 0,23 3,3
AJ52L AM50 + MgSr30 630 °C 4,7 0,11 0,29 1,8
AJ52 AJ52 630 °C 4,8 0,05 0,31 2,1
AJ52H AJ52 + MgSr30 630 °C 4,7 0,05 0,32 2,4
AJ53L AJ52 + MgSr30 630 °C 4,6 0,05 0,32 2,7
AJ53 AJ52 + MgSr30 630 °C 4,6 0,05 0,30 3,1
Der Aluminiumgehalt der AZ91, die als Basislegierung für die strontiumhaltigen
Varianten verwendet wurde, liegt an der unteren Grenze der Spezifikation. Bei Sr-
Zugabe nimmt dieser tendenziell weiter ab aufgrund der Verdünnung mit der zweiten
Komponente. Bei den Chargen mit Strontiumzugabe ergaben sich Legierungs-
zusätze von etwa 1,2 %, 2,1 %, 3,0 %, 3,9 % und 4,5 % Strontium bei Al-Gehalten
kleiner 8,5 %. Die Nomenklatur der Legierungen wurde dementsprechend zu AJ8x
angepasst.
Bei geringeren Aluminiumgehalten (~ 5 – 6 %) wurden die Schritte bei der Sr-Zugabe
zu 0,3 % gewählt. Im Allgemeinen ließ sich dies für alle Legierungen gut realisieren.
Die Bezeichnung der Legierungen erfolgte in Anlehnung an die AJ-Legierungen
[Pekguleryuz2003a] mit dem zusätzlichen Kürzel „L“ (low) für geringeren Sr-Zusatz
und „H“ (high) für höheren Sr-Zusatz um Varianten zu unterscheiden, die nach der
ASTM-Nomenklatur die gleiche Bezeichnung erhalten.
Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen 77
5.2 Mikrostrukturelle Untersuchung der Mg-Al-Sr-Legierungen
5.2.1 Thermodynamische Phasenberechnungen AJ8x-Legierungen
Die thermodynamische Berechnung wurde mittels des Moduls CompuTherm
basierend auf der CALPHAD-Methode durchgeführt. Dieses erlaubt die Berechnung
der existierenden Phasen in Abhängigkeit von der Temperatur bei gegebener
Zusammensetzung nach dem Modell von Scheil und im Gleichgewicht (Lever). Der
Hersteller gibt hierzu Legierungselementgrenzen von etwa 10 % für den Al-Gehalt
und 1 % für den Sr-Gehalt an. Eine Berechnung über die Grenzen hinaus ist möglich,
kann aber fehlerbehaftet sein. Die Berechnungen werden im Folgenden dennoch
vorgestellt, da sie gute Tendenzen zeigen.
Als Beispiel für die erhaltenen Ergebnisse sind in Abbildung 5.1 die Phasenanteile in
Gew.-% für AJ81 und AJ84 aufgetragen. Für die einzelnen Phasen wird vom
Programm zudem die jeweilige Zusammensetzung berechnet.
Abbildung 5.1: Phasenanteile in Gew.-% in AJ81 und AJ84 berechnet nach dem Modell von
Scheil. Eine Erhöhung des Sr-Gehaltes führt zur Erhöhung der Ausscheidungstemperatur und
des Phasenanteils von Al4Sr, gleichzeitig wird der Mg17Al12-Anteil verringert.
Die Hauptphasen in der reinen AZ91 sind die bereits vor dem α-Mischkristall
erstarrenden kleinen Mengen an Mn-Phasen (Al8Mn5), der α-Mischkristall und das
eutektisch neben weiterem α-Mg erstarrende Mg17Al12. Diese sind auch in AJ81
enthalten. Zusätzlich entsteht die Al4Sr-Phase, die gleichzeitig durch das Abbinden
von Aluminium die Bildung der Mg17Al12-Phase reduziert. Der weiter erhöhte Sr-
Gehalt äußert sich zum einen in einer Zunahme des Al4Sr-Anteils und zum anderen
in einer fast vollständigen Unterdrückung der Mg17Al12-Bildung (vgl. auch Abbildung
5.2 links). Während in Gew.-% der Gesamtanteil der intermetallischen Phasen nur
400 450 500 550 600 650
0.1
1
10
100
AJ81
AJ84
Al8Mn
5
Mg17
Al12
a-Mg
Ph
as
en
an
teil
in
Gew
.-%
Temperatur in °C
Al4Sr
AJ8x
Scheil
Computherm
78 Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen
leicht verändert wird, zeigt sich bei Auftragung der Volumengehalte eine deutliche
Reduktion aufgrund der höheren Dichte der neu gebildeten Al4Sr-Phase
(ρ = 2,85 g/cm³ [Bronfin2006]) im Vergleich zu Mg17Al12 (ρ = 2,09 g/cm³
[Bourgeois2001]).
Gleichzeitig wird durch den höheren Legierungselementgehalt die Ausscheidungs-
temperatur von Al4Sr, d.h. die Temperatur bei der zum ersten Mal die Phase ent-
steht, erhöht. Zudem reduziert sich die Menge an zu Bildung von Mg17Al12 zur
Verfügung stehendem Aluminium in der Restschmelze nach der Al4Sr-Ausscheidung,
wodurch sich die Menge der Mg17Al12-Phase deutlich und die Temperatur zur Aus-
scheidung leicht erniedrigt wird, wie aus Abbildung 5.2 ersichtlich. Die Liquidus-
temperatur TL, die gleichzusetzen ist mit der Ausscheidungstemperatur des α-Misch-
kristalls, wird durch den Sr-Zusatz ebenfalls erniedrigt.
Abbildung 5.2: Anteile an intermetallischen Phasen nach CompuTherm-Berechnung (links).
Mg17Al12 wird zunehmend durch die Bildung von Al4Sr unterdrückt. Der Gesamt-Volumenanteil
der intermetallischen Phasen nimmt durch Sr-Zugabe ab. Ebenso verändern sich die Aus-
scheidungstemperaturen mit zunehmenden Sr-Gehalt (rechts). Liquidustemperatur sinkt ab
und Al4Sr-Ausscheidungstemperatur erhöht sich.
5.2.2 Lichtmikroskopische und Rasterelektronische Untersuchungen
Bei Betrachtung des Gefüges der Legierungsabgüsse AZ91 mit Strontium ist zu
beobachten, dass mit steigendem Strontiumzusatz das Eutektikum zunehmend
vernetzt. Abbildung 5.3 zeigt dies anhand der lichtmikroskopischen Aufnahmen von
AJ82 und AJ84.
In Abschnitt 2.1.2 und 4.2 wurde beschrieben, dass die eutektische Phase in einer
AZ91 Probe recht vereinzelt zwischen den Körnern auftritt. Dieses Erscheinungsbild
von AZ91 wurde auch von Dargusch beobachtet und die Ausprägung des
Eutektikums als inselförmig bezeichnet [Dargusch1998b]. Bei Zugabe von Sr zeigt
sich eine zunehmende Kontiguität der intermetallischen Phase.
AZ91 AJ81 AJ82 AJ83 AJ84 AJ85L0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
Ph
asen
an
teil
in
Vo
l-%
Mg17
Al12
Al4Sr
AJ8x-Legierungen
Intermetallische Phasen
Gesamtanteil
in Gew.-%
AZ91 AJ81 AJ82 AJ83 AJ84 AJ85L400
450
500
550
600
650
a-Mg = TL
Mg17
Al12
Al4Sr
AJ8x: Ausscheidungstemperaturen
Te
mp
era
tur
in °
C
1 vol.-% IP
5 vol.-% IP
Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen 79
In Abbildung 5.3 rechts sind exemplarisch die entsprechenden teilflüssig ver-
gossenen Legierungen mit Festphasengehalten von etwa 19 % (+/- 3 %) dargestellt.
Diese scheinen einen höheren Vernetzungsgrad in der Restschmelze aufzuweisen.
Auffällig ist dies insbesondere bei den niedrigen Sr-Gehalten, bei denen die
Verzweigungen der vollflüssigen Legierungen stärker unterbrochen sind. Wie auch
für AZ91 stellt sich in den AJ-Legierungen ein Gleichgewicht im Prozess und somit
für die Primärglobuliten ein. Dabei ist der Legierungselementgehalt der primären
Festphase deutlich niedriger als der Absolutgehalt in der Legierung. Dadurch kommt
es zu einer Aufkonzentration der Legierungselemente in der Restschmelze, was eine
stärkere Vernetzung des Eutektikums erklären kann.
Abbildung 5.3: Lichtmikroskopische Aufnahmen der vollflüssig (links) und teilflüssig (rechts)
vergossenen Legierungen AJ82 und AJ84. Eine zunehmende Vernetzung des Eutektikums
erfolgt durch Erhöhung des Sr-Gehaltes. Bei teilflüssiger Verarbeitung scheint die An-
reicherung der Legierungselemente in der Restschmelze dort zu einer stärkeren Vernetzung zu
führen.
Abbildung 5.4 zeigt anhand von rasterelektronischen Aufnahmen im Detail die sich
bildenden Phasen der Legierungen. Bei Strontiumzugabe zu AZ91 bildet sich neben
dem entarteten Eutektikum aus Mg17Al12 und α-Mg zunehmend die weitere inter-
metallische Phase Al4Sr, die sich an den Korngrenzen als lamellares Eutektikum
ausscheidet. Die intermetallischen Phasen zeigen mit zunehmendem Sr-Gehalt eine
zunehmende Kontiguität. Diese Morphologieänderung ist ähnlich den Beobach-
AJ82 TG = 580 °C AJ82 TG = 605 °C
AJ84 TG = 575 °C AJ84 TG = 605 °C
50 µm
50 µm
50 µm
50 µm
80 Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen
tungen, die bereits an mit Ca modifizierter AZ91 festgestellt wurde [Eibisch2008,
Amberger2011].
In den in dieser Arbeit untersuchten Legierungen tritt allerdings bei hohen Sr-
Zugaben eine weitere Phasenänderung auf. Ab der Legierung AJ84 lässt sich neben
der Al4Sr-Phase im Gefüge eine blockige Mg-Al-Sr-Phase erkennen, die bereits in
der Literatur beschrieben wurde und in der Regel als Massivphase bezeichnet wird
[Baril2003, Kunst2008, Kunst2009]. Die Mg17Al12-Phase wurde in AJ84 bereits
vollständig verdrängt. Bei weiterer Sr-Zugabe (AJ85L) nimmt der Anteil an Al4Sr-
Phase wiederum ab und die Menge an ternäre Massivphase im Gefüge nimmt
deutlich zu.
Abbildung 5.4: Rasterelektronenmikroskopische Gefügeaufnahmen von AJ82, AJ83, AJ84 und
AJ85L vollflüssig vergossen. Bei niedrigen Sr-Gehalten ist neben entarteten Mg17Al12-Phase
lamellare Al4Sr erkennbar. Der lamellare Phasenanteil nimmt bis AJ84 zu, während Mg17Al12
vollständig verdrängt wird. Bei AJ84 wird zusätzlich eine blockige Mg-Al-Sr-Phase gebildet.
Diese sogenannte Massivphase ist in AJ85L bereits stark ausgeprägt.
Bei einem geringeren Al-Gehalt bilden sich mengenmäßig weniger intermetallische
Phasen aus, aber die Phasenwechsel werden schneller bzw. bereits bei geringeren
Sr-Gehalten erreicht. Abbildung 5.5 zeigt diesen Effekt anhand exemplarischer
Gefügeaufnahmen der AJ6x- und AJ5x-Legierungen. In AJ62 ist Al4Sr dominierend
AJ82 AJ83
AJ84 AJ85L
Mg17Al12
Mg17Al12
Al4Sr
Al4Sr
Al4Sr
Mg-Al-Sr Mg-Al-Sr
Al4Sr
Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen 81
und nur wenig Mg17Al12 lässt sich beobachten, ähnliches gilt auch für die AJ52L. Bei
Zugabe von jeweils 0,6 % Sr lässt sich bei AJ63L nur vereinzelt die ternäre Phase
nachweisen, während AJ52H bereits stark von der Massivphase geprägt ist. Dies
zeigt sich erst bei weiterer Sr-Zugabe in der AJ63H-Legierung. In AJ53 ist der Anteil
der Al4Sr-Phase verschwindend gering.
Abbildung 5.5: Mikrostruktur einiger AJ6x und AJ5x Varianten. Bei niedrigeren Al-Gehalten
erfolgen die Phasenwechsel bereits bei geringeren Sr-Gehalten. So zeigen AJ63H und AJ52H
ein von der Massivphase geprägtes Gefüge.
AJ62 AJ52L
AJ63L AJ52H
AJ63H AJ53
82 Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen
Ähnlich wie bei den Mg-Al-Legierungen wurde auch für die AJ-Legierungen ein
charakteristischer Al-Verlauf im Korn aus den CompuTherm-Berechnungen ermittelt.
Abbildung 5.6 zeigt AJ83 im Vergleich zu AZ91, beide auf den Kornradius normiert.
Da die vorwiegende intermetallische Phase in AJ83 Al4Sr ist und diese sich lamellar
entlang der Korngrenzen ausbildet, wurde dies schematisch angedeutet.
Im Korninnern ist der Al-Gehalt in beiden Legierungen vergleichbar, nur eine sehr
leichte Reduzierung konnte in der strontiumhaltigen Legierung festgestellt werden.
Die starke Übersättigung der Kornrandbereiche in AZ91 wird jedoch durch die Sr-
Zugabe deutlich reduziert. Nur die sehr geringen Mengen eutektischen α-Mg erreicht
die gleiche Übersättigung wie in AZ91. Zudem nimmt der Bereich der Mg17Al12-Phase
deutlich ab. Im Gefüge ist diese nicht mehr eindeutig zu erkennen. Die Berech-
nungen und Aufnahmen lassen vermuten, dass die diskontinuierliche Ausscheidung
von Mg17Al12 bei Temperatureinwirkung bzw. beim Kriechen in diesen Legierungen
verringert wird.
Abbildung 5.6: Al-Verlauf im Mg-Mischkristall und an der Korngrenze für AZ91 und AJ83. Die
Menge an ß-Phase und die Übersättigung der Kornrandbereiche wird durch den Sr-Gehalt
deutlich reduziert. Zum Vergleich ist über dem Diagramm ein Ausschnitt aus der raster-
elektronischen Gefügeaufnahme von der Kornmitte bis zum Euktektikum dargestellt.
0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0
0
2
4
6
8
10
12
14
lok
ale
r A
l-G
eh
alt
in
Ge
w.-
%
Al-Verlauf im a Korn
Al4Sr
AJ83
AJ83
AZ91
AJ83
AZ91
x normiert
parallel Al4Sr-
Ausscheidung
KornrandKornmitte
AJ83 Al4Sr α
Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen 83
5.2.3 Phasenidentifikationen in den AJ-Legierungen
Zur Identifikation der vorhandenen Phasen wurden Diffraktometeranalysen und
Mikrosondenmessungen durchgeführt. Die röntgendiffraktometrischen Messungen in
Abbildung 5.7 zeigen das Spektrum von AJ81 und AJ85L.
Bei AJ81 konnte neben Mg-Mischkristall die intermetallischen Phasen Mg17Al12 und
Al4Sr mittels der Datenbank identifiziert werden. Ab der Legierung AJ83 konnten
keine charakteristischen Peaks der Mg17Al12-Phase beobachtet werden. Das
Spektrum der AJ85L-Legierung zeigt deutliche Peaks, die mittels der vorhandenen
Datenbank nicht zugeordnet werden konnten. Ein Vergleich mit der Literatur zeigt
gute Übereinstimmung mit den von Baril et al. [Baril2003] gefundenen Peaklagen für
die von ihnen als Mg13Al3Sr-Phase bestimmte Massivphase. Diese Ergebnisse
spiegeln die Beobachtungen der Gefügebetrachtungen wieder.
Abbildung 5.7: Röntgendiffraktometrische Messung an AJ81 (links), die die Koexistenz von
Mg17Al12 und Al4Sr zeigt, und Ergebnisse für AJ85L (rechts), in der Al4Sr und die ternäre Phase
als intermetallische Phasen vorliegen.
Die Elementverteilungskarten und Linienmessungen, die mittels Mikrosonde ermittelt
wurden, zeigen die Veränderung der Zusammensetzung innerhalb der eutektischen
Phasen und innerhalb der Mg-Körner in Abhängigkeit von dem Sr-Zusatz (vgl.
Abbildung 5.8).
Die Legierungselemente Aluminium, Strontium und Zink sind hauptsächlich in den
eutektischen Phasen vorhanden. Die Linienanalyse in Abbildung 5.8 zeigt Al-Peaks
in Verbindung mit Sr- oder Mg-Peaks innerhalb des Eutektikums in AJ81. Dies
bestätigt, dass sowohl Al4Sr und Mg17Al12 in der Legierung vorliegen. Für AJ83 treten
die Al-Peaks nahezu nur in Verbindung mit Sr-Peaks auf, was darauf hindeutet, dass
die Bildung von Mg17Al12 bei höheren Sr-Gehalten unterdrückt wird. In der Legierung
AJ85L zeigen sich vereinzelt zum Al-Gehalt verhältnismäßig höhere Sr-Peaks, die
darauf hindeuten, dass es eine weitere strontiumhaltige Phase anderer Stöchiometrie
0
1
2
3
4
5
30 32 34 36 38 40
6
2-Theta
Inte
ns
itä
t in
Cp
s x
10
00
Mg
Mg17Al12
Al4Sr
AJ81
Mg
Mg17Al12
Al4Sr
AJ85L
Mg-Al-Sr [Baril2003]
0
1
2
3
4
5
6
Inte
ns
itä
t in
Cp
s x
10
00
30 32 34 36 38 40
2-Theta
84 Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen
in der Legierung gibt. Simultan zu den Al- und Sr-Peaks steigt auch der Gehalt an
Zn, was darauf hindeutet, dass auch dieses hauptsächlich in den intermetallischen
Phasen gebunden wird.
Abbildung 5.8: Linienelementanalyse mittels Mikrosonde der Legierungen AJ81, AJ83 und
AJ85L. An AJ81 treten Al-Peaks zum Teil in Verbindung mit Strontium oder nur mit Magnesium
auf, was auf Al4Sr und Mg17Al12 hindeutet. Für AJ83 und AJ85 wird die Mg17Al12 Bildung
unterdrückt.
5.2.4 Abhängigkeit der Bildung der ternären Phase
Abhängig von den Gehalten an Sr und Al bildet sich in den Legierungen die Massiv-
phase aus, oder nicht. Das ternäre Diagramm in Abbildung 5.9 zeigt die Ergebnisse
aus dieser Arbeit. Desweiteren sind Ergebnisse aus anderen Arbeiten mit dargestellt.
Die Ergebnisse und die Literaturwerte zeigen, dass sich die Legierungen mit
Ausbildung der Massivphase gut von denen ohne ternäre Phase abgrenzen lassen.
Das in der Literatur [Pekguleryuz2003b] angegebene Sr/Al-Verhältnis von 0,3 erweist
sich aber für die meisten Legierungen als zu niedrig. Vielmehr wird auch schon von
Kunst [Kunst2008] darauf hingewiesen, dass es scheinbar nicht alleine vom
0 30 60 90 120
0
5
10
15
20
25
30
40
50
60
70
80
90
100
Position in µm
Al-
, Z
n-,
Sr-
Ko
nzen
trati
on
in
%
AJ81 - TM = 605 °C
Mg
Al
Sr ZnM
g-K
on
zen
trati
on
in
%M
g-K
on
zen
trati
on
in
%
Mg
-Ko
nzen
trati
on
in
%M
g-K
on
zen
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on
in
%M
g-K
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zen
trati
on
in
%M
g-K
on
zen
trati
on
in
%M
g-K
on
zen
trati
on
in
%
0 30 60 90 120
0
5
10
15
20
25
30
40
50
60
70
80
90
100
Al-
, Z
n-,
Sr-
Ko
nze
ntr
ati
on
in
%
Position in µm
AJ83 - TM = 605 °C
Mg
Al
Sr
Zn
Mg
-Ko
nze
ntr
ati
on
in
%
0 30 60 90 120
0
5
10
15
20
25
30
40
50
60
70
80
90
100
Al-
, Z
n-,
Sr-
Ko
nzen
trati
on
in
%
Position in µm
AJ85L - TM = 605 °C
Mg
Al
Sr
Zn
Mg
-Ko
nzen
trati
on
in
%
Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen 85
Verhältnis, sondern auch von dem Gesamtgehalt der Legierungselemente abhängt.
Eine Abhängigkeit, die die Legierungen gut abgrenzt ist im Diagramm als Gerade
eingezeichnet. Die Grenzlinie verläuft nur knapp unterhalb der AJ8x-Legierung mit
dem zweithöchsten Sr-Gehalt, da hier nur wenig Massivphase gebildet wurde.
Abbildung 5.9: Abgegossene Legierungsvarianten im ternären Diagramm mit Kennzeichnung
der Legierungen mit Massivphase durch vollgefüllte Symbole. Zusätzliche Auftragung der
Daten aus der Literatur [Kunst2008, Bai2006, Baril2003, Aljarrah2007]. Die Legierungen mit
Ausscheidung lassen sich von den Varianten ohne Ausscheidung der Massivphase abgrenzen.
Die Abhängigkeit lässt sich durch die Gleichung (5.1) beschreiben.
6,0%8,1)Al(c
)Sr(c
(5.1)
Wobei c(Sr) dem Sr-Gehalt und c(Al) dem Al-Gehalt der Legierung in Gew.-%
entspricht. Eine mögliche Erklärung dafür, dass nicht der gesamte Al-Gehalt der
Legierung entscheidend für Bildung der Massivphase ist, ist die hohe Löslichkeit von
Aluminium im Mg-Mischkristall. In allen Legierungen sind nicht gewisse Mengen an
Aluminium im α gebunden. Laut L’Esperance et al. bildet sich die Massivphase in
den interdendritischen Bereichen aus, verdrängt zunehmend Al4Sr und der Al-Gehalt
im Mg-Mischkristall ist abhängig vom Al-Gehalt der Schmelze [L’Esperance2010].
Die dargestellte Gleichung ist eine Vereinfachung, die den untersuchten Legierungs-
bereich gut beschreibt. Vermutlich ist der Subtrahend im Nenner aber abhängig vom
Gesamtaluminiumgehalt.
100
15
Sr/Al = 0,3
Sr in
Gew
.-%Mg in
Gew
.-%
Al in Gew.-%
AJ8x
AJ6xAJ5x
Grenzlinie
Massivphasen-
bildung
86 Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen
5.2.5 Stereologische Untersuchungen
Anteil intermetallischer Phasen
Die stereologischen Analysen ergeben für alle drei Legierungsklassen ähnliche
Mengen an intermetallischen Phasen, obwohl der Gesamtlegierungsgehalt in den
höher aluminiumhaltigen Legierungen deutlich größer ausfällt. Einzig AJ85L fällt mit
rund 15 % intermetallischen Phasen und gleichzeitig höchstem Gesamtlegierungs-
elementgehalt aus dieser Reihe. Diese Beobachtungen sind in Abbildung 5.10
dargestellt. Offene Symbole kennzeichnen hierbei Legierungen ohne ternäre Phase
und gefüllte Symbole das Auftreten der Mg-Al-Sr-Phase. Die Größe dieser Symbole
steht für die Menge an ternärer Phase.
Abbildung 5.10: Gemessener Anteil intermetallischer Phasen (IP) in Abhängigkeit vom
Gesamtlegierungselementgehalt für AJ5x-, AJ6x- und AJ8x-Legierungen. Bis auf AJ85L weisen
alle drei Legierungsklassen ähnliche Mengen an intermetallischen Phasen auf, trotz stark
unterschiedlicher Gesamtlegierungselementgehalte.11
Eine Erhöhung des Legierungselementgehaltes führt nicht automatisch zu einer
Steigerung der Menge an intermetallischen Phasen, insbesondere, wenn nur der Al-
Gehalt erhöht wird. Dies lässt sich z.B. beim Vergleich der AJ5x- mit den AJ6x-
Legierungen erkennen, deren Sr-Gehalte in ähnlichem Maße variiert wurden. Ändern
sich dadurch die im Gefüge dominierenden Phasen von der ternären Phase Mg-Al-Sr
zu Al4Sr, wird die Menge an intermetallischer Phase zum Teil sogar reduziert, wie
dies bei AJ53 (VIP = 11,7 %) im Vergleich zu AJ83 (VIP = 8,2 %) der Fall ist. Dies
11
Ergebnisse z.T. aus im Rahmen des Promotionsvorhabens betreuter Bachelorarbeit [Adler2012]
5 6 7 8 9 10 11 12 13
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
AJ-Legierungen F
AJ8X
AJ6X
keine Massivphase
mit Massivphase (Größe gibt Menge wieder)
Ge
sa
mt
IP-A
nte
il i
n V
ol.
-%
Gesamt Legierungselementgehalt in Gew.-%
AJ5X
Mg17
Al12
Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen 87
lässt sich darüber erklären, dass die ternäre Phase durch zusätzliche Bindung von
Magnesium ein größeres Volumen einnehmen kann als Al4Sr. Die Molmassen,
ausgehend von der Stöchiometrie von Mg13Al3Sr stehen in einem Verhältnis von
2,5 : 1, bei gleicher Menge an gebundenem Strontium.
Im Gegensatz dazu erzeugt eine Erhöhung des Sr-Gehaltes, erkennbar innerhalb
einer Legierungsgruppe (z.B. AJ5x), auch meist eine Zunahme der Menge an
intermetallischen Phasen. Ausnahme bildet hierbei der Wechsel der dominierenden
Phase im Gefüge von Mg17Al12 in AJ81 auf Al4Sr in AJ82. Dies lässt sich ebenfalls
über die Volumina der beiden Phasen erklären. Da die Dichten beider Phasen aus
der Literatur bekannt sind (ρMg17Al12 = 2,09 g/cm³ [Bourgeois2001], ρAl4Sr = 2,85 g/cm³
[Bronfin2006]) lässt sich ein Volumenverhältnis Mg17Al12 zu Al4Sr von 1,7 : 1 bei
gleicher Menge gebundenen Aluminiums bestimmen.
Im Vergleich zu Abbildung 5.2, in der die Phasengehalte der AJ8x-Legierungen nach
thermodynamischer Berechnung gezeigt wurden, gibt es große Unterschiede. Diese
entstehen insbesondere durch den deutlich niedrigeren gemessenen Mg17Al12-Anteil
und die Abwesenheit der ternären Phase in den Berechnungen.
Vernetzungsgrad
Eine Zunahme der intermetallischen Phasen (vgl. Abbildung 5.10) bedeutet nicht
immer, dass die Vernetzung verstärkt wird, was aus Abbildung 5.11 ersichtlich ist.
Die niedrigsten Vernetzungsgrade weisen die AJ8x-Legierungen bis 2 % Sr auf,
obwohl diese höhere Volumenanteile an intermetallischer Phase als AJ52L oder
AJ62 aufweisen. Im Allgemeinen kann sogar beobachtet werden, dass bei
konstantem Sr-Gehalt der Vernetzungsgrad durch Erhöhung des Al-Gehaltes sinkt,
wie dies bei AJ53 (CIP = 79 %) im Vergleich zu AJ83 (CIP = 64 %) der Fall ist.
Dies steht im Zusammenhang mit der Morphologie der sich bildenden
intermetallischen Phasen. Während sich Mg17Al12 vorwiegend grob und „inselartig“
zwischen den Körnern ausbildet, treten Al4Sr-Ausscheidungen deutlich feiner und
lamellar entlang der Korngrenzen und bei hohen Sr-Gehalten in großen eutektischen
Ansammlungen auch an Tripelpunkten auf. Die ternäre Phase wird zunächst zu
Lasten der Al4Sr-Phase gebildet, weist jedoch ein größeres Volumen auf. Dennoch
kann bei geringen Anteilen der ternären Phase ein Verlust der Vernetzung
gegenüber Legierungen mit rein Al4Sr-Netzwerk entstehen, da diese Phase zum
einen deutlich gröber ausgeschieden wird und sie sich zum anderen zunächst in
Tripelpunkten bildet. Ist die ternäre Phase jedoch dominierend, bildet sie ein gut
zusammenhängendes Netzwerk, was Einfluss auf die mechanische Eigenschaften
nehmen kann. Legierungen, bei denen die ternäre Phase auftritt, weisen einen
Vernetzungsgrad von 70 % und höher auf. Die Legierungen, deren Gefüge stark von
Massivphase geprägt ist, zeigen einen Vernetzungsgrad von etwa 80 %.
88 Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen
Abbildung 5.11: Vernetzungsgrad der intermetallischen Phasen in Abhängigkeit des Sr-
Gehaltes. Bei konstanten Sr-Gehalten nimmt der Vernetzungsgrad mit steigendem Al-Gehalt
ab, was über die Menge in Verbindung mit der Morphologie der intermetallischen Phasen
erklärt werden kann. Al4Sr bildet sich fein lamellar z.T. in großen Ansammlungen an
Tripelpunkten, aber auch entlang der Korngrenzen. Die ternäre Phase bildet sich massiv
„skelettartig“ um die Körner.12
Hinderniswirkung im Gefüge
Neben dem Vernetzungsgrad wurde auch die Anzahl der Hindernisse pro Wegeinheit
über das Linienschnittverfahren bestimmt, da die Anzahl intermetallischer Phasen
Einfluss auf die Versetzungsbewegung haben kann. Hierbei wurden α-IP-α-
Phasengrenzen und damit auch einzelne Lamellen als Hindernisse betrachtet. Die
Messergebnisse sind in Abbildung 5.12 zusammen mit der dominierenden
Eutektikumsmorphologie dargestellt.
Während AZ91 mit den isolierten entarteten Mg17Al12-Phasen relativ wenige
Hindernisse für Versetzungen bietet, steigt die Anzahl deutlich mit Zunahme der
lamellar erscheinenden Al4Sr-Phase. Bis AJ84 wächst die Menge auf ein Fünffaches.
Im Vergleich dazu weist die AJ85L eine wiederum signifikant erniedrigte Anzahl an
Hindernissen auf, da im Gefüge die massiv auftretende ternäre Phase zunehmend
die feine lamellare Struktur ablöst.
Dass die entarteten Mg17Al12-Ausscheidungen im Gusszustand keinen Beitrag zur
Kriechfestigkeit liefern wurde bereits gezeigt. Zudem wird auch die Hinderniswirkung
fein ausgeschiedener Mg17Al12-Phasen in der Literatur als sehr ineffektiv bezeichnet,
12
Ergebnisse z.T. aus im Rahmen des Promotionsvorhabens betreuter Bachelorarbeit [Adler2012]
0 1 2 3 4 5
40
50
60
70
80
90
AJ-Legierungen F
AJ6x
AJ5x
Vern
etz
un
gsg
rad
in
%
Sr-Gehalt in Gew.-%
AJ8x
AJ83
AJ53
Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen 89
da diese auf Basalebenen liegen [Clark1968, Nie2003, Hutchinson2005]. Dahin-
gegen konnten in AJ-Legierungen Versetzungsaufstaus von <a> und <c+a> Ver-
setzungen an Al4Sr-Lamellen beobachtet werden und es wird vermutet dass dieser
Aufstau selbst als Hindernis für Versetzungen wirkt. Die Massivphase soll ebenso
Versetzungsbewegung hindern, wie die Al4Sr-Phase [Kunst2009].
Abbildung 5.12: Mittlere Anzahl an Hindernissen pro Wegstrecke der AJ8x-Legierungen. Die
Füllung der Säulen zeigt zudem die dominierende Morphologie der intermetallischen Phasen
an. Bis AJ84 nimmt die Anzahl an Hindernissen kontinuierlich zu, bei AJ85L wird diese
wiederum signifikant reduziert. Gleichzeitig ändern sich die dominierenden intermetallischen
Phasen im Gefüge.
dominierende Morphologie der IP:
massiv (Mg-Al-Sr)
lamellar (Al4Sr)
entartet (Mg17
Al12
)
AZ91AJ81
AJ82AJ83
AJ84AJ85L
0
50
100
150
200
250
300
350
Hin
de
rnis
se
pro
mm
90 Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen
5.3 Mechanische Eigenschaften der Mg-Al-Sr-Legierungen im
Zugversuch
Exemplarisch für die AJ-Legierungen sind in Abbildung 5.13 die Ergebnisse aus den
Zugversuchen bei Raumtemperatur und 150 °C für die AJ8x-Legierungen und zum
Vergleich die Basislegierung AZ91 dargestellt. In diesen AJ-Legierungen erfolgten
die größten Veränderungen der Mikrostruktur. Bei Raumtemperatur ist durch die
Zugabe von Sr kein signifikanter Einfluss auf die Kennwerte zu beobachten. Erst bei
hohen Sr-Gehalten (AJ84 bzw. AJ85L) ist neben einer Zunahme der Streckgrenze
ein Abfallen der Zugfestigkeit und Bruchdehnung zu beobachten.
Ebenso lassen sich bei erhöhter Temperatur bis AJ84 nur ein leichter Anstieg der
Festigkeiten und keine eindeutige Tendenz für die Duktilität verzeichnen. Für AJ85L
lässt sich allerdings ein deutlicher Anstieg der Festigkeiten bei gleichzeitiger Ver-
ringerung der Duktilität erkennen.
Die Ergebnisse aus den Zugversuchen deuten darauf hin, dass die Al4Sr–Phase
wenig versprödend wirkt und nur leicht festigkeitssteigernd ist. Erst bei Auftreten der
ternären Mg-Al-Sr-Phase werden deutliche Unterscheide beobachtet. Weitere Ergeb-
nisse zu den Zugversuchen an AJ5x- und AJ6x-Legierungen, die ebenfalls eine zu-
nehmende Versprödung mit gleichzeitiger Erhöhung der Warmfestigkeiten bei
vermehrter Bildung der Massivphase zeigen, sind in [Adler2012] zu finden.
Abbildung 5.13: Zugfestigkeit, Streckgrenze und Bruchdehnung von AZ91 und den AJ8x-
Legierungen in Abhängigkeit von dem Sr-Gehalt für Raumtemperatur (links) und 150 °C
Prüftemperatur (rechts). Durch Zugabe von Sr zeigen sich zunächst nur geringfügige Ver-
änderungen der Eigenschaften. Ein deutlicher Festigkeitsanstieg bei gleichzeitiger Duktilitäts-
verringerung wird erst ab Sr-Gehalten größer 4 % beobachtet.
0 1 2 3 4 5
0
50
100
150
200
250
300
350
0
20
40
60
80
T = 20 °C
eB
Rm
Rp0.2
Bru
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n %
AJ8x-Legierungen F
Str
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Sr-Gehalt in Gew.-%
0 1 2 3 4 5
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50
100
150
200
250
300
350
0
20
40
60
80
T = 150 °C
eB
Rm
Rp0.2
Bru
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deh
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in
%
AJ8x-Legierungen F
Str
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gkeit
in
MP
a
Sr-Gehalt in Gew.-%
Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen 91
5.4 Untersuchungen zur Kriechverformung
5.4.1 Kriecheigenschaften von AZ91 mit Sr-Zusätzen
Die Kriecheigenschaften von AZ91 werden durch die Zugabe von Strontium
kontinuierlich verbessert, vgl. Abbildung 5.14.
Abbildung 5.14: Kriechstauchung über die Zeit der AJ8x-Legierungen bei 120 MPa und 150 °C
(links) und korrespondierende Kriechraten aufgetragen über die Kriechstauchung (rechts).
Eine Erhöhung des Sr-Gehalts führt kontinuierlich zu einer Verringerung der Kriechverformung
und der Kriechgeschwindigkeit, bei gleichzeitiger Zunahme der Dauer bis zum Erreichen des
tertiären Kriechstadiums.
Um alle Legierungen hinsichtlich Kriechstauchung und Kriechrate im sekundären
Bereich zu vergleichen, musste die für AZ91 bereits hohe Spannung von 120 MPa
gewählt werden, so dass auch die Legierung AJ85L innerhalb einer durchführbaren
Zeit ihr Kriechratenminimum durchläuft. Während die Basislegierung bereits nach
einer Stunde das tertiäre Kriechstadium erreicht, dauert dies für AJ85L annähernd
250 h bei gleichzeitig deutlich verringerter Kriechstauchung.
Der Zusammenhang zwischen der Kriechrate und der Kriechstauchung ist für die
unterschiedlichen Legierungen in Abbildung 5.14 rechts dargestellt. Bei der gege-
benen Spannung kann bei mittleren Sr-Gehalten eine Verringerung der minimalen
Kriechrate um eine Größenordnung beobachtet werden und bei hohen Zusätzen
sogar bis zu drei Größenordnungen.
Dieser Effekt zeigt sich über einen großen Spannungsbereich hinweg in der Norton-
Auftragung in Abbildung 5.15. Die minimalen Kriechraten zeigen für die Legierungen
bis 4 % Sr-Zusatz, dass der Vorteil umso größer wird, je niedriger die betrachtete
Spannung ist. Bei Spannungen > 150 MPa scheinen sich die gefitteten Geraden
0 10 20 30 40
0
2
4
6AJ8x-Legierungen
AJ85L
Sr
Kri
ech
sta
uch
un
g i
n %
= 120 MPa
T = 150 °C
Zeit in h
AJ84
AJ83
AJ81
AJ82
AZ
91
0 2 4 6 8 10 12
10-8
10-7
10-6
10-5
10-4
AJ84K
rie
ch
rate
in
s-1
AJ83
AJ81
AJ82
AJ8x-Legierungen
= 120 MPa
T = 150 °CAJ85L
AZ91
Kriechstauchung in %
92 Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen
anzunähern. Dies bedeutet zugleich, dass der Spannungsexponent kontinuierlich
von n = 5,3 (AZ91) bis n = 16,8 (AJ84) mit steigendem Sr-Gehalt zunimmt.
Abbildung 5.15: Norton-Auftragung für AJ8x-Legierungen. Durch Sr-Zugabe nimmt die
minimale Kriechrate bei konstanten Spannungen kontinuierlich ab, der Spannungsexponent
steigt von n = 5.3 bis auf n = 16.8 für AJ84 und fällt bei AJ85 auf n = 15.
Ein abweichendes Verhalten wird bei der Legierung AJ85L beobachtet, die sich auch
bei höheren Spannungen deutlich von den restlichen Legierungen absetzt. Auch der
Spannungsexponent folgt nicht der steigenden Reihe der übrigen AJ8x-Varianten,
sondern fällt wiederum leicht bis auf n = 15 ab.
Der Wert für AZ91 ist ein nach Literatur typischer Wert, für den Versetzungskriechen
als dominierender Kriechmechanismus angenommen wird. Die hohen Spannungs-
exponenten für die AJ8x-Legierungen lassen sich hingegen nicht in die ‚klassischen‘
Kategorien von Kriechmechanismen einordnen, wurden allerdings auch von anderen
Autoren in verschiedenen Magnesiumlegierungen beobachtet. Vergleichbare Werte
wurden beispielsweise für die Legierung AE42 bei Spannungen größer 80 MPa
festgestellt, was mit einem möglichen ‚power law breakdown‘ erklärt wird
[Moreno2003]. Weitere Parallelen lassen sich zu mit Ca-modifizierten AZ91-
Legierungen finden, bei denen der Spannungsexponent bis zu n = 13 ansteigt
[Eibisch2008, Amberger2011]. Auch in verstärkten Magnesiumlegierungen werden
entsprechend hohe Spannungsexponenten beobachtet, die durch Einführen einer
Schwellspannung erklärt werden [Li1999, Sklenicka2000, Han2001, Pahutova2003].
Niedrige Spannungsexponenten lassen sich generell leicht durch die bekannten
50 100 150 200
10-9
10-8
10-7
10-6
10-5
vollflüssig
teilflüssig
AJ84AJ85L
AJ81
Spannung in MPa
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
AZ91
AJ8x - Legierungen
T = 150 °C
AJ82
AJ83
n = 5.3
n = 15
n = 16.8
Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen 93
Deformationsmechanismen erklären, wohingegen die physikalische Bedeutung der
hohen Spannungsexponenten umstritten ist [Rösler1988, Vogel2002, Dieringa2006].
Für die teilflüssig vergossenen Varianten zeigen sich ähnliche Kriechraten wie für die
entsprechend vollflüssigen Varianten. Lediglich eine geringe Tendenz zu höheren
Kriechraten bei hohen Spannungen und niedrigeren Kriechraten bei niedrigeren
Spannungen lässt sich erkennen. Auch hier kommt es zu einer Aufkonzentration der
Legierungselemente in der Restschmelze, die bei Betrachtung der anderen
Ergebnisse eine Verbesserung der Kriecheigenschaften erwarten lassen würde.
Gleichzeitig bildet sich aber die primäre Festphase mit reduzierter Kriechfestigkeit
aus. Trotz ähnlicher Kriechraten, können die Ergebnisse für teil- und vollflüssig
vergossene Legierungen aufgrund der unterschiedlichen Gefüge nicht zusammen-
gefasst werden. Nähere Untersuchungen wurden v.a. an den vollflüssigen Legie-
rungen durchgeführt.
Einen weiteren Hinweis auf den wirkenden Kriechmechanismus geben die
Aktivierungsenergien der jeweiligen Legierungen. Diese lässt sich aus der Arrhenius-
Auftragung der minimalen Kriechraten bei unterschiedlichen Temperaturen ermitteln.
Abbildung 5.16 zeigt die Ergebnisse für die vollflüssig vergossenen Legierungen.
Abbildung 5.16: Arrheniusauftragung der minimalen Kriechraten der AJ8x-Legierungen. Aus
der Regressionsgeraden lassen sich die Aktivierungsenergien bestimmen. Mit zunehmendem
Sr-Gehalt ergeben sich steigende Aktivierungsenergien bis 197 kJ/mol. Die hohen Werte lassen
einen zusätzlichen Effekt, der nicht alleine auf Diffusionsvorgänge beruht, vermuten.
0.0021 0.0022 0.0023 0.0024 0.0025 0.0026
10-9
10-8
10-7
10-6
10-5
10-4220 200 180 160 140 120
AJ85L: Qc= 197 kJ/mol AJ84: Qc= 192 kJ/mol
AJ83: Qc= 154 kJ/mol
AJ82: Qc= 151 kJ/mol
AJ81: Qc= 132 kJ/mol
= 80 MPa
= 100 MPa
AJ82: Qc= 135 kJ/mol
reziproke Temperatur in 1/K
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
AZ91: Qc= 141 kJ/mol
AJ8x - Legierungen
94 Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen
Für AZ91 wird bei 80 MPa Prüfspannung eine Aktivierungsenergie von
Q = 141 kJ/mol ermittelt, die im Bereich der Selbstdiffusion von Magnesium (QSD =
134 kJ/mol [Shewmon1954]) und der chemischen Interdiffusion von Al in Mg (QID =
144 kJ/mol [Moreau1971]) liegt. Die Legierungen mit niedrigen Sr-Gehalten, AJ81 bei
80 MPa und AJ82 bei 100 MPa zeigen ebenfalls Werte in diesem Regime. Mit
zunehmenden Sr-Gehalt ergeben sich deutlich davon abweichende Aktivierungs-
energien von Q = 150 – 199 kJ/mol. Eine Quelle zur Aktivierungsenergie für Inter-
diffusion von Sr in Mg konnte nicht ermittelt werden. Der gesamte Sr-Gehalt ist
allerdings, aufgrund der niedrigen Löslichkeit von Sr in Mg, in den thermisch stabilen
Sr-Phasen gebunden [L’Esperance2010]. Aus diesem Grund dürfte die Diffusion von
Strontium im Mg-Mischkristall nicht entscheidend sein.
In der Arbeit von Vogel werden Aktivierungsenergien bei ZA-Legierungen gefunden,
die ebenfalls nicht über die Selbst- und die Interdiffusion in Magnesium erklärbar
sind. Ein Vergleich mit an seinen Proben gemessenen Werten für die innere Reibung
von 180 – 190 kJ/mol liefert ähnliche Werte, wie die Aktivierungsenergien, was die
Ergebnisse aus den Kriechversuchen unterstützt und einen zusätzlichen Effekt der
die Aktivierungsenergie erhöht vermuten lässt [Vogel2002].
Im Allgemeinen werden aber meist in der Literatur von Aktivierungsenergien im
Bereich der chemischen Interdiffusion und Selbstdiffusion für ähnliche Legierungen
berichtet. Kunst berichtet von einer Aktivierungsenergie von 147 ± 3 kJ/mol im
gleichen Temperaturbereich bei einer konstanten Last von 50 MPa für AJ62
[Kunst2008]. Amberger [Amberger2006] bestimmt bei 160 MPa bei den sich in
einigen Bereichen ähnlich verhaltenden AXZ-Legierungen eine Aktivierungsenergie
von 135 kJ/mol für alle untersuchten Ca-Gehalte. Inwieweit die Aktivierungsenergie
spannungsabhängig, trotz unverändertem n-Wert ist, wurde von verschiedenen
Autoren unterschiedlich bewertet [Guo2007, Vogel2002].
5.4.2 Einfluss des Al-Gehaltes bei AJ-Legierungen
Abbildung 5.17 zeigt den Effekt auf die Kriechbeständigkeit, der durch Erniedrigung
des Al-Gehaltes in Mg-Al-Sr-Legierungen erzielt werden kann. Bei einem konstanten
Sr-Gehalt von 2 % zeigt die AJ52 eine stark verringerte Kriechverformung und eine
um nahezu zwei Größenordnungen geringere Kriechrate gegenüber der AJ82.
Zudem sind die Zeiten bis zum Erreichen der minimalen Kriechrate deutlich länger.
Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen 95
Abbildung 5.17: Kriechstauchung über die Zeit der AJ-Legierungen mit unterschiedlichen Al-
Gehalten bei 120 MPa und 150 °C (links) und korrespondierende Kriechraten aufgetragen über
die Kriechstauchung (rechts). Eine Verringerung des Al-Gehalts führt zu einer Verringerung der
Kriechverformung, der Kriechgeschwindigkeit und zu einer Erhöhung der Dauer bis zum
Erreichen des tertiären Kriechstadiums.
Abbildung 5.18 zeigt die Nortonauftragung der minimalen Kriechraten der AJ5x- und
AJ6x-Legierungen. Innerhalb der geringeren Al-Gehalte zeigt sich bei Erhöhung des
Sr-Gehaltes ein ähnliches Verhalten wie die höher aluminiumhaltigen Legierungen.
Die minimalen Kriechraten nehmen im Allgemeinen mit Erhöhung des Sr-Gehaltes
ab. Eine Ausnahme hierbei bildet AJ52 im Vergleich zu AJ52L. Trotz eines 0,3 %
höheren Sr-Gehaltes zeigt AJ52, bei der die ternäre Phase bereits deutlich wird,
leicht erhöhte Kriechraten. Gleichzeitig nimmt der Spannungsexponent von 15,8
(AJ52L) auf 12,9 (AJ52) ab, ähnlich dem Wechsel bei den AJ8x-Legierungen, sobald
die ternäre Phase im Gefüge einen signifikanten Anteil annimmt. Anschließend
nimmt der Spannungsexponent kontinuierlich zu. Die AJ6x-Legierungen lassen nur
sehr geringe Unterschiede in den Spannungsexponenten im Bereich des
Phasenwechsels erkennen (AJ62H bis AJ63). Die deutliche Verbesserung durch Sr-
Zugabe erfolgt in den AJ5x- und AJ6x-Legierungen in der Regel über den ganzen
Spannungsbereich im Gegensatz zu den AJ8x-Legierungen mit geringen Sr-
Gehalten.
Allgemein fällt auch auf, dass besonders mit Entstehen der ternären Phase, die
minimalen Kriechraten stärker um die Ausgleichsgerade streuen, was besonders gut
bei den AJ8x-Legierungen (Abbildung 5.15) erkennbar ist. Dies deutet darauf hin,
dass das Gefüge durch lokal variierende Mengen an ternärer Phase weniger
homogen ist.
0 10 20 30 40 50 60
0
2
4
6
8
10
Al
AJ52
Kri
ech
sta
uch
un
g i
n %
= 120 MPa
T = 150 °C
Mg-Al-Sr-Legierungen
AJ82
Zeit in h
AJ62
0 5 10 15
10-8
10-7
10-6
10-5
10-4
AJ82
Mg-Al-Sr-Legierungen
= 120 MPa
T = 150 °C
Kri
ech
rate
in
s-1
Kriechstauchung in %
AJ52
AJ62
96 Ergebnisse Mg-Al-Sr-Legierungen
Abbildung 5.18: Norton-Auftragung für AJ5x- (oben) und AJ6x-Legierungen (unten). Durch Sr-
Zugabe nimmt im Allgemeinen die minimale Kriechrate bei konstanten Spannungen ab.
Deutliche Ausnahme bildet AJ52 gegenüber AJ52L.13
13
Ergebnisse z.T. aus im Rahmen des Promotionsvorhabens betreuter Bachelorarbeit [Adler2012]
50 100 150 200
10-9
10-8
10-7
10-6
10-5
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
Spannung in MPa
AJ53
AJ52
AJ52L
AJ5x - Legierungen
T = 150 °C
AJ52H AJ53L
n = 15.8
n = 16.9
n = 12.9
50 100 150 200
10-9
10-8
10-7
10-6
10-5
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
AJ63H
AJ62H
Spannung in MPa
AJ62
AJ6x - Legierungen
T = 150 °C
AJ63LAJ63
n = 12.5
n = 14.9
Diskussion und Modellvorstellung 97
6 Diskussion und Modellvorstellung
6.1 Modellierung der Mg-Al-Legierungen
Eine Übersicht zu den Unterschieden der Kriechverformung bei niedrigen und hohen
Spannungen ist in Tabelle 6.1 gegeben. Aus den Ergebnissen dieser Arbeit,
insbesondere den gemessenen Spannungsexponenten, und der Literatur geht
hervor, dass der dominierende Kriechmechanismus in Mg-Al-Legierungen
Versetzungskriechen ist. Umso geringer die Spannung, d.h. umso länger die
Versuchszeit ist, desto dominierender zeigt sich der Effekt des Korngrenzengleitens
in AZ91. Dieser Effekt wird auch für niedrigere Al-Gehalte vermutet, dürfte aber
deutlich geringer sein.
Die Menge der entartet erstarrten im Gusszustand vorhandenen Mg17Al12-Phase
steigt abhängig vom Al-Gehalt an. Dies gilt ebenso für die gelöste Menge Aluminium
im Mischkristall bzw. die Bereiche der Übersättigung. Mit steigendem Al-Gehalt
nehmen diese zu. Dies gilt insbesondere bei kurzen Versuchszeiten. Da sich das
gelöste Aluminium aus den übersättigten Bereichen während des Kriechversuchs
temperaturinduziert ausscheidet, gleichen sich die Mischkristalle bei längeren
Versuchsdauern wie sie für niedrigere Spannungen gelten an. In diesem Fall besteht
vor allem ein Unterschied in der Menge an diskontinuierlichen Mg17Al12-Aus-
scheidungen entlang der Korngrenzen, die durch Schwächung der Bereiche das
Korngrenzengleiten begünstigen können. Dies erfolgt laut Roberts [Roberts1956]
durch die Vervielfachung der Korngrenzflächen. Auch Mikrorisse an der α-ß-
Grenzfläche und entstehende Spannungsspitzen sind mögliche Gründe (vgl.
Abschnitt 2.4.3). Für eine Modellierung der Kriecheigenschaften der Mg-Al-
Legierungen müssen die einzelnen Effekte und insbesondere ihre Zeitabhängigkeit
berücksichtigt werden.
Tabelle 6.1: Überblick über die wirkenden Effekte bei der Kriechverformung in konventionellen
Mg-Al-Legierungen bei unterschiedlichen Spannungen
Hohe Spannungen (≥ 100 MPa)
Geringe Spannungen (≤ 50/60 MPa)
dominierender Kriechmechanismus
Versetzungskriechen Korngrenzengleiten (in AZ91)
Menge entartet erstarrter Mg
17Al
12-Phase
AZ91 > AZ70 > AM60 > AM50
Al im Mischkristall AZ91 > AZ70 > AM60 > AM50 AZ91 ~ AM50
T-induzierte ß-Phase vernachlässigbar AZ91 > AZ70 > AM60 > AM50
98 Diskussion und Modellvorstellung
Der mittlere Spannungsbereich stellt einen Mischbereich dar, in dem die
Mischkristallveränderung und die Ausscheidungsprozesse mit sinkender Spannung
zunehmend Einfluss nehmen.
Übersteigt der Al-Gehalt Werte von 11 % können zusätzliche Effekte bei der Kriech-
verformung zum Tragen kommen, die im Folgenden ebenfalls erklärt werden sollen.
6.1.1 Kriechraten von Mg-Al-Legierungen bis 9 % Al bei hohen
Spannungen
Aus dem Konzentrationsverlauf von Aluminium im Mischkristall im Gusszustand und
den Ergebnissen für die T4 wärmebehandelten Proben, soll im Folgenden das
Verhalten des Gussgefüges modelliert werden. Daraus wird die mittlere theoretische
Kriechbeständigkeit der Mg-Körner bei hohen Spannungen berechnet.
In Kapitel 4.7 wurden verschiedene Ansätze zur Bestimmung des Mischkristall-
härtungseffekts auf die minimale Kriechrate in Abhängigkeit vom homogen gelösten
Al-Gehalt c in At.-% erläutert.
Abbildung 6.1: Vergleich der verschiedenen Ansätze zur Beschreibung der Abhängigkeit der
Kriechbeständigkeit vom gelösten Al im Mg-Mischkristall. Die beste Beschreibung erfolgt über
das Modell der Mischkristallhärtung als Schwellspannung nMKmin σσε mit den in Kapitel
4.7 berechneten Größen.
2 4 6 8 10 12 14 1610
-7
10-6
10-5
10-4
Mg-Al-Legierungen T4
T = 150 °C, = 100 MPa
experimentelle Werte
[Spigarelli2008]
[Sato2000]
emin
~ cm, m = 2-3e
min ~ ( -
MK)
n
emin
~ sinh(a*/G)n,
mit a= 69,6/(c0.37
)
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
Al-Gehalt in At.-%
emin
~ c1.6
MK
=182.4*(c-0.0046)1/2
MK
=225.1*(c-0.0011)2/3
Diskussion und Modellvorstellung 99
Abbildung 6.1 zeigt die experimentellen Ergebnisse bei 100 MPa zusammen mit den
berechneten Kurven für m
min cε mit m = 2 oder 3 [Sato2000] und m = 1,6
(Kapitel 4.7), außerdem für nmin G/σαsinhε mit 37,0c/6,69α [Spigarelli2008]
und für die Betrachtung, dass die Mischkristallhärtung wie eine Schwellspannung
wirkt nMKmin σσ~ε . Für die Mischkristallhärtung wurden die berechneten Größen
2/1
MK 0046,0c4,182σ bzw. 3/2
MK 0011,0c1,225σ verwendet. Zur Berech-
nung wurde für alle Modelle ein Bezugspunkt, d.h. eine minimale Kriechrate bei
gegebener Spannung benötigt. Hierfür wurde die gemessene minimale Kriechrate für
AZ70 verwendet, da diese einen mittleren Al-Gehalt besitzt und keine vom
allgemeinen Trend der Ergebnisse abweichenden Werte zeigt. Alle berechneten
Kurven schneiden sich in diesem Punkt.
Es wird deutlich, dass durch die Abhängigkeit von [Sato2000] (schraffierter Bereich)
und [Spigarelli2008] bei niedrigen Aluminiumgehalten die Kriechraten zu hoch
gewertet werden. Für hohe Aluminiumgehalte weicht die in Kapitel 4.7 ermittelte
exponentielle Näherung über 6,1
min c~ε nach oben von den experimentellen Werten
ab. Die mittels offenen Symbolen gekennzeichneten Werte für AZ121 T4 und AZ141
T4 dürfen in die Bewertung nicht mit eingehen, da in diesen Legierungen nicht der
komplette Al-Gehalt gelöst werden konnte, d.h. die Werte müssten nach links
verschoben werden. Zum anderen zeigen diese Legierungen sehr schnell ß-Phasen
Ausscheidung und nähern sich dem T6-Zustand. In einer Arbeit wurde gezeigt, dass
dieser Zustand der AZ121 und AZ141 zu einer deutlichen Erhöhung der minimalen
Kriechraten gegenüber dem lösungsgeglühten Zustand führt [Scholz2012]. Die beste
Beschreibung der experimentellen Daten ergibt sich über die Betrachtung des
Mischkristallbeitrags als Schwellspannung, sowohl bei der im Diagramm gezeigten
als auch bei 120 MPa Spannung. Von den zwei möglichen Beziehungen (4.6) und
(4.7) wurde 3/2
MK 0011,0c1,225σ gewählt, da der Exponent der für Magnesium
vorzuziehende ist [Akhtar1972], und c0 in etwa der Größe aus der Literatur
entspricht.
Die lokalen minimalen Kriechraten für ein Mg-Korn in einer AM50- und einer AZ91-
Legierung bei 100 MPa zeigt Abbildung 6.2 in Abhängigkeit vom Kornradius. Die
Berechnung erfolgte hierbei über Betrachtung des Mischkristallhärtungseffekt als
Schwellspannung (Formel (4.6)), die als geeignetste Näherung (siehe oben) bewertet
wurde. Über Formel (6.1) und (6.2) können die lokalen minimalen Kriechraten in
Abhängigkeit des Al-Gehaltes berechnet werden.
n2,MK
n
1,MK
2
1
σσ
σσ
ε
ε
(6.1)
100 Diskussion und Modellvorstellung
MPa0011,0c1,225σ
MPa0011,0c1,225σε
σσ
σσεε
53/2
fRe
53/2
lokal1n
fRe,MK
n
lokal,MK
fRelokal
(6.2)
σ: angelegte Spannung c: atomare Al-Konzentration im Mischkristall
σMK: Mischkristallhärtungsbeitrag n: Spannungsexponent (n = 5)
Ref: Referenzwert (Bezugspunkt AZ70)
Aus den ermittelten lokalen theoretischen Kriechraten wird im Folgenden die sich
ergebende gesamt Kriechrate aus einer Reihenschaltung berechnet.
Kornlokalε
1
1ε
(6.3)
Abbildung 6.2: Berechnete lokale minimale Kriechrate bei 100 MPa in Abhängigkeit des lokalen
Al-Gehaltes im Korn für AZ91 und AM50. Zum Kornrand hin sinken die Kriechraten in beiden
Legierungen auf vergleichbare Werte. Die berechnete Gesamtkriechrate aus Gleichung (6.3) ist
an der rechten y-Achse gekennzeichnet.
Zur Volumenintegration wird das Korn als Kugel betrachtet, die aus einzelnen
Schalen mit lokaler minimaler Kriechrate – für 100 MPa Spannung ersichtlich in
Abbildung 6.2 – besteht. Die daraus berechneten mittleren minimalen Kriechraten für
AM50 und AZ91 im hohen Spannungsbereich – in Abbildung 6.2 an der rechten y-
Achse markiert – sind alle leicht höher als bei den Ergebnissen der Proben im Guss-
zustand. Dies wird im folgenden Kapitel auch für weitere Spannungen gezeigt. Dabei
0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0
0
2
4
6
8
10
12
14
1E-7
1E-6
1E-5
1E-4
e experimentell
(AM50)
e experimentell
(AZ91)
lok
ale
r A
l-G
eh
alt
in
Ge
w.-
%
e lokal,100MPa
(AZ91)
AZ91
AM50
x normiert
Kornmitte
e100MPa
(AZ91)
e100MPa
(AM50)
min
. K
rie
ch
rate
in s
-1
elokal,100MPa
(AM50)
Diskussion und Modellvorstellung 101
ist die Differenz bei AM50 deutlich höher als bei AZ91. D.h. eine Verbesserung des
Gusszustandes aufgrund Ausscheidungshärtung durch die vorhandenen Mg17Al12-
Phasen ist auszuschließen, da in diesem Fall AZ91 mit dem höheren β-Phasen
Anteil den größeren Unterschied zeigen müsste. Eine Verschlechterung ist auch
nicht zu erwarten, da diese Phase deutlich kriechbeständiger als AZ91 ist und es zu
keinem Erweichen der Phase kommt (vgl. Abschnitt 4.5).
Stattdessen ist zu vermuten, dass diese Verschiebung der berechneten Werte durch
einen anderen Effekt zustande kommt. Dies könnte beispielsweise durch den Mn-
Gehalt beeinflusst werden. Kunst [Kunst2008] zeigte für AJ-Legierungen einen Effekt
von Mn-Ausscheidungen im Mg-Korn, den er mit einem Festigkeitsbeitrag von
20 MPa quantifiziert hat.
Ein weiterer möglicher Grund wäre die Höhe der Versetzungsdichte. Da diese im
lösungsgeglühten Zustand reduziert wird, könnte es zu einer Beeinflussung der
Kriechraten kommen.
6.1.2 Kriechraten von Mg-Al-Legierungen bis 9 % Al bei niedrigen
Spannungen
In Abbildung 6.3 sind die berechneten Kriechraten nach Gleichung (6.3) im Vergleich
zu den experimentellen Werten aufgetragen. Wie bereits im vorangegangenen
Kapitel erwähnt, liegen die berechneten minimalen Kriechraten höher als die
experimentellen.
Durch eine Verschiebung der berechneten Norton-Geraden für AM50 um 20 MPa
und für AZ91 um 14 MPa kann dies für die hohen Spannungen, bei denen keine
signifikante Veränderung des Mischkristalls erfolgt, ausgeglichen werden. Die Höhe
dieser weiteren Schwellspannung σ0 scheint vom Mn-Gehalt abhängig zu sein, und
entspricht etwa dem Beitrag durch Mn-Ausscheidungen im Korninnern, die von Kunst
berichtet wurde [Kunst2008].
Die berechneten Geraden entsprechen somit dem Kriechverhalten der α-Körner im
Gusszustand, ohne den Einfluss durch Ausscheidungen und Korngrenzengleiten. Es
wird ersichtlich, dass die experimentellen Kriechraten im unteren Spannungsbereich
deutlich höher als die Berechnungswerte liegen. Die Abweichung ist umso größer, je
höher der Al-Gehalt der Legierung ist. Gleichzeitig ist die diskontinuierliche
Ausscheidung der Mg17Al12-Phase in der AZ91 deutlich ausgeprägter als in der
Legierung mit niedrigerem Al-Gehalt. Dies bestätigt die Annahme, dass es in AZ91 in
höherem Maße zu Korngrenzengleiten kommt und dies im Zusammenhang mit den
gebildeten Ausscheidungen steht.
102 Diskussion und Modellvorstellung
Abbildung 6.3: Vergleich der experimentellen Daten für Proben im Gusszustand mit den aus
der Mischkristallhärtung nach Gleichung (6.3) berechneten Ergebnissen. Eine Verschiebung
(14 – 20 MPa) der berechneten Geraden ist nötig. Bei geringen Spannungen ist die Differenz
zwischen gemessener und berechneter Kurve bei AZ91 größer als bei AM50, durch die stärkere
Ausscheidung an Mg17Al12-Phasen und dem höheren Verlust an Mischkristallhärtung.
In Kapitel 4.6.2 wurde die zeitabhängige Ausscheidung der Mg17Al12-Phasen
beobachtet. Erste Mengen sind schon nach wenigen Stunden messbar und erreichen
bei etwa 50 h ihr Maximum, nachdem sich scheinbar die Menge an diskonti-
nuierlichen Ausscheidungen nicht mehr erhöht, diese aber laut Literatur vergröbern.
In der Literatur wurde beobachtet, dass es von der α-β-Grenzfläche aus zu inter-
kristallinen Trennungen kommt [Regev1998], d.h. diese Bereiche werden
geschwächt. Dies ist auch für die diskontinuierliche Ausscheidung denkbar. Sind die
α-β-Grenzflächen Schwachstellen, an denen Mikrorisse entstehen, kommt es in den
Kornrandbereichen zu einer Querschnittsverringerung, was in einer Erhöhung der
wirkenden Spannung und dadurch stärkeren Verformung in den umliegenden
Bereichen führt. Auch von Han et al. [Han2004] wurde von Spannungsspitzen an den
intermetallischen Phasen berichtet. Dem Effekt der diskontinuierlichen Aus-
scheidungen wird zusätzlich eine Verringerung der Mischkristallhärtung überlagert.
Beide Effekte reduzieren die Kriechbeständigkeit, d.h. sie erhöhen die minimale
Kriechrate.
30 50 100 150 20010
-9
10-8
10-7
10-6
10-5
mit 0 (AZ91)= 14 MPa
0 (AM50)= 20 MPa
berechnet
aus (6.3)
e (AZ91)
e ~ ( - 0)n
n=5.3
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
Spannung in MPa
AZ91
n=6.9AM50
Mg-Al-Legierungen F
T = 150 °C
diskontinuierliche Ausscheidung Korngrenzengleiten
Verlust an Mischkristallhärtung
e (AM50)
(e)
Diskussion und Modellvorstellung 103
6.1.3 Kriechraten von Al-Legierungen mit höheren Al-Gehalt (> 11 %)
Bei Al-Gehalten deutlich oberhalb der konventionellen Mg-Al-Legierungen (AZ121 –
AZ171) konnte eine Verbesserung der Kriecheigenschaften im gesamten
untersuchten Spannungsbereich beobachtet werden. Diese Legierungen bilden im
Vergleich zu den konventionellen Mg-Al-Legierungen ein kontinuierlicheres Netzwerk
an intermetallischer Phase, wie bereits in Abschnitt 5.2.5 beschrieben. Gleichzeitig
ist aus Abschnitt 4.5 bekannt, dass die Kriechbeständigkeit der Mg17Al12-Phase, aus
der das Netzwerk besteht, signifikant besser als beispielsweise AZ91 ausfällt. Die
Ergebnisse von Materialien, die als Verbund von weichen und harten Phasen
bestehen, werden in der Literatur oft über das Verbundmodell beschrieben
[Blum2005, Spigarelli2008, Spigarelli2009, Amberger2011].
Bei einer ausreichenden Vernetzung ist davon auszugehen, dass ein gewisser
Lastübertrag während des Kriechversuches stattfindet und auch hier das Verbund-
modell angewendet werden kann, wobei die einzelnen Phasen gleiche
Verformungsraten aufweisen müssen. Im Mittel muss die angelegte Spannung
wirken, was zu der Gleichung (6.4) führt. Außerdem wird davon ausgegangen, dass
die Verformungsgeschwindigkeit in beiden Phasen (Mg17Al12 und α-Mg) gleich ist
(6.5).
IPIPMatrixMatrixGesamt σVσVσ (6.4)
mit der angelegten Spannung σGesamt, der wirkenden Spannung auf die Matrix σMatrix
bzw auf die intermetallischen Phasen σIP und den Volumenanteilen der Matrix VMatrix
bzw. der intermetallischen Phase VIP.
IPMatrixGesamt εεε (6.5)
mit der gemessenen minimalen Verformungsrate Gesamtε und den Verformungsge-
schwindigkeiten in der Matrix Matrixε bzw. der intermetallischen Phase IPε .
Abbildung 6.4 zeigt graphisch, wie daraus die in den intermetallischen Phasen
wirkende Spannung am Beispiel der AZ171 ermittelt wird. Für das Verformungs-
verhalten der Matrix wurden hierbei die Kriechraten von AZ91 herangezogen, da
diese der Matrix in den höher aluminiumhaltigen Legierungen am nächsten kommen.
Mit diesen können am besten die starke Übersättigung und die Ausscheidungs-
prozesse angenähert werden. Die bereits vorhandene ß-Phase in der AZ91-
Legierung wird aufgrund der bisherigen Ergebnisse, die darauf hindeuten, dass diese
sich nicht auf die Kriechbeständigkeit auswirkt, vernachlässigt.
104 Diskussion und Modellvorstellung
Abbildung 6.4: Ermittlung der in der intermetallischen Phase wirkenden Spannungen über das
Verbundmodel unter Annahme einheitlicher Verformungsgeschwindigkeit in allen Gefüge-
bestandteilen und einem Verformungsverhalten der Matrix gleich dem der AZ91-F-Legierung.
Im Mittel muss die angelegte Spannung wirken. Aus den Volumenanteilen von intermetallischer
Phase und Matrix im Gusszustand lässt sich die wirkende Spannung in der intermetallischen
Phase berechnen.
In Abbildung 6.5 sind die Ergebnisse für AZ121, AZ141 und AZ171 dargestellt. Die
offenen Symbole zeigen die aus dem Verbundmodell berechnete wirkende
Spannung in der intermetallischen Phase. Die Messwerte der Legierungen im
Gusszustand sind mit entsprechenden vollen Symbolen zusammen mit AZ91
aufgetragen. Zusätzlich sind die Werte, die ebenso aus dem Verbundmodell für die
intermetallische Phase in MgAl32 aus dem Kokillenguss (siehe Abschnitt 4.5)
berechnet wurden, eingezeichnet.
Umso höher der Vernetzungsgrad, bzw. umso mehr intermetallische Phase in den
Legierungen vorhanden ist, desto effektiver kann die Last übertragen werden. Das
bedeutet gleichzeitig, dass die berechneten wirkenden Spannungen in der
intermetallischen Phase dem Verformungswiderstand der ß-Phase nahe kommen.
Deshalb wird als Abschätzung für die Kriechfestigkeit von Mg17Al12 der Bereich der
Ergebnisse für AZ171 und MgAl32 angenommen. Auch die in AZ141 auf die
intermetallische Phase wirkenden Spannungen liegen sehr nahe an diesem Bereich.
Dies ist ein Zeichen, dass in diesen Legierungen ein guter Lastübertrag erfolgt. In
AZ121 ist die Vernetzung zwar so ausgeprägt, dass es zu einer Verbesserung der
Kriecheigenschaften führt, aber noch nicht ausreichend für einen vollständigen
Lastübertrag ist.
30 100 500
10-9
10-8
10-7
10-6
10-5
Spannung in MPa
IP=
Gesamt- V
Matrix*
Matrix)/V
IP
eGesamt
=eMatrix
=eIP
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
AZ171
AZ91
IP
Gesamt
Matrix
Diskussion und Modellvorstellung 105
Abbildung 6.5: Ergebnisse aus dem Verbundmodell für Mg-Al-Legierungen mit Al-Gehalten
höher 11 %. Offene Symbole entsprechen den berechneten, in der intermetallischen Phase
wirkenden Spannungen. Zusätzlich sind die für MgAl32 berechneten wirkenden Spannungen in
Mg17Al12 aufgetragen. Aus den Ergebnissen lässt sich der Verformungswiderstand der ß-Phase
abschätzen.
Aufgrund den für die intermetallische Phase bestimmten Kriechratenverlauf mit
einem Spannungsexponenten von etwa n = 7 – 8 und den ähnlichen Aktivierungs-
energien aller AZ-Legierungen trotz Lastübertrag, wird vermutet, dass die
Verformung der Verstärkungskomponente Mg17Al12 durch Versetzungskriechen
dominiert wird.
6.1.4 Kriechraten teilflüssig vergossener AZ91
Bei hohen Festphasengehalten konnte eine deutliche Verbesserung der Kriech-
beständigkeit insbesondere im Bereich niedriger Spannungen (~ 50 MPa) erzielt
werden. Dieser Effekt wurde zuvor durch eine Erhöhung der mittleren Korngröße
erklärt [Eibisch2008]. In dieser Arbeit wurde gezeigt, dass die Verbesserung nicht
alleine auf die Korngröße zurückzuführen ist. Vielmehr lässt sich bei hohen Fest-
phasengehalten die Legierung als ein Verbund aus der Festphase mit geringerem Al-
Gehalt und einer Al-reichen Restschmelze betrachten.
Nach thermodynamischen Berechnungen im Gleichgewicht besitzt AZ91 bei etwa
45 % Festphase - der höchste in [Eibisch2008] erzeugte Anteil - einen Al-Gehalt von
30 100 500
10-9
10-8
10-7
10-6
10-5
MgAl32 T = 150 °C
min
. K
riech
rate
in
s-1
Spannung in MPa
AZ171
AZ141
AZ121
AZ91
wirkende
Spannung
in IP
~ Verformungs-
widerstand
Mg17
Al12
106 Diskussion und Modellvorstellung
3,9 % in den Primärphasen und 13,5 % in der Restschmelze. Dies entspricht nahezu
exakt den Gehalten von AM40 und AZ141. Die Restschmelze erstarrt in der Kavität,
genau wie AZ141 im Gusszustand. AM40 weist aber anders als die Festphase
Seigerungen und geringe Mengen an Ausscheidungen auf, so dass in diesem Fall
der lösungsgeglühte Zustand als Vergleich für die Festphase herangezogen werden
muss. Bei niedrigeren Festphasengehalten ergibt sich für beide Komponenten einen
niedrigerer Al-Gehalt.
In Abbildung 6.6 sind die Ergebnisse von AZ91 mit etwa 45 % Festphase vergossen
im Vergleich zu denen der AM40 T4 und AZ141 dargestellt. Die Kriechraten der teil-
flüssigen Legierung liegen zwischen den Werten der Vertreter der einzelnen
Komponenten.
Abbildung 6.6: Modellierung einer teilflüssigen AZ91 (~ 45 % Festphase) (aus [Eibisch2008])
durch Einzelbetrachtung der Kriecheigenschaften von Restschmelze (Gefüge entspricht
AZ141) und Festphase (entspricht AM40 lösungsgeglüht). Die Berechnung der theoretischen
Norton-Geraden unter Betrachtung als Verbund, dessen Bestandteile sich gleichermaßen
verformen, stimmt gut mit den experimentellen Ergebnissen überein.
Geht man davon aus, dass eine gewisse Kontiguität vorhanden ist, kann auch hier
davon ausgegangen werden, dass die Verformung bzw. die Kriechrate im Gefüge
einheitlich ist.
FestphasestschmelzeReGesamt εεε (6.6)
30 50 100 150 200
10-9
10-8
10-7
10-6
10-5
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
AZ91fs (fs~45%)
AZ141
~ Restschmelze
AM40T4
~ Festphase
Spannung in MPa
AZ91Mg-Al-Legierungen
T = 150 °C
berechnet über eFestphase
= eRestschmelze
=egesamt
und gesamt
=VRestschmelze
*Restschmelze
+VFestphase
*Festphase
Diskussion und Modellvorstellung 107
Genauso wie im vorangegangenen Kapitel muss bei gleicher Kriechrate auf die
Restschmelze eine andere Spannung als auf die Festphase wirken. Die
Gesamtspannung ergibt sich entsprechend aus den einzelnen Spannungen anteilig
gewichtet.
FestphaseFestphasestschmelzeRestschmelzeReGesamt σVσVσ (6.7)
Aus den Ausgleichsgeraden (Power-law-Geraden) für die Ergebnisse von AM40 T4
und AZ141 werden die wirkenden Spannungen bei gegebener Kriechverformung
berechnet. Die berechnete Norton-Gerade für den Verbund aus 45 % AM40 T4 –
entspricht der Festphase - und 55 % AZ141 – entspricht der Restschmelze – stimmt
gut mit den experimentellen Werten überein. Dies zeigt, dass die verbesserten
Kriecheigenschaften durch die höhere Vernetzung in der Restschmelze erklärt
werden kann. Dass bei hohen Spannungen keine Verbesserung gegenüber AZ91
sichtbar ist, liegt daran, dass in diesem Spannungsbereich die Kriecheigenschaften
der zweiten Komponente – der Festphase – schlechter sind, als die von AZ91 und
somit der Gewinn durch die Restschmelze ausgeglichen wird.
6.2 Modellierung der Mg-Al-Sr-Legierungen
Die bisherigen Erkenntnisse zu Mg-Al-Legierungen sind die Basis für die weitere
Modellierung von Mg-Al-Sr-Legierungen. Bei geringer Sr-Zugabe zu AZ91, wird
zunächst der Al-Gehalt im Mg-Mischkristall reduziert, gleichzeitig wird die Menge an
Mg17Al12-Phase reduziert und Al4Sr-Phase gebildet. Die Verbesserung von AZ91 auf
AJ81 ist nicht alleine durch die Reduzierung der Übersättigung zu erklären.
Im α-Korn ist in AJ81 ein ähnlicher Al-Gehalt wie in AM60 gelöst. Bei weiterer Sr-
Zugabe sinkt der Al-Gehalt im nicht eutektischen Mg-Mischkristall weiter bis auf
Werte ähnlich AM50. Die Kriecheigenschaften der AJ-Legierungen sind leicht (AJ81)
bis signifikant (AJ82-AJ85) besser als die dem Mischkristall entsprechende Mg-Al-
Legierungen. Die intermetallische Phase Al4Sr bzw. die ternäre Mg-Al-Sr-Verbindung
scheint somit einen großen Beitrag zur Kriechbeständigkeit zu liefern. Im Folgenden
werden sowohl das Schwellspannungskonzept als auch das Verbundmodell zur
Beschreibung der Kriecheigenschaften herangezogen
6.2.1 Hindernisswirkung – Schwellspannungskonzept
In Abschnitt 5.2.5 wurde gezeigt, dass durch Sr-Zugabe die Anzahl der Hindernisse
bzw. der α-IP-Phasengrenzen erhöht wird. Der Effekt dieser auf die Kriech-
beständigkeit soll im Folgenden dargestellt werden. In der Literatur [Kunst2009]
wurde bereits beobachtet, dass sich Versetzungen an den intermetallischen Phasen
in AJ-Legierungen aufstauen. Kunst vermutet dass dieser Aufstau selbst als Hinder-
108 Diskussion und Modellvorstellung
nis für Versetzungen wirkt. Eine Hinderniswirkung durch Teilchen-Versetzungen-
Wechselwirkung wird, wie in Abschnitt 4.7 bereits beschrieben, in der Literatur durch
eine Schwellspannung quantifiziert [Lund1976, Spigarelli2001, Vogel2002]. Das
Potenzgesetz wird dabei modifiziert, wie mit Gleichung (2.4) gezeigt wurde. Die
Ermittlung der Schwellspannung erfolgt durch doppeltlineare Auftragung der
minimalen Kriechraten mit 1/n potenziert. Der Spannungsexponent n entspricht
hierbei in der Regel dem charakteristischen Wert des dominierenden
Kriechmechanismus. Da hier nur der Effekt der Al-Sr-Phasen ermittelt werden soll –
wie bereits gezeigt wurde, kann der Einfluss von Mg17Al12 vernachlässigt werden –
wird der Spannungsexponent der Matrix verwendet. Hierzu wurde zunächst aus den
n-Werten der Mg-Al-Legierungen AM40 bis AZ91 aus Abbildung 4.16 eine
Abhängigkeit vom Al-Gehalt im nicht eutektischen Mg-Mischkristall cAl,MK – ermittelt
aus CompuTherm-Berechnungen – bestimmt:
MK,Alc03,193,9n (6.8)
Da sich die Al-Gehalte im Mischkristall der AJ8x-Legierungen verändern, ergaben
sich aus der Gleichung n-Werte von 6,5 – 7 für AJ81 bis AJ85L. Abbildung 6.7 zeigt
die Auftragung von n/1
minε über σ und die daraus ermittelten Schwellspannungen.
Während AJ81 eine recht geringe Schwellspannung von 4,2 MPa zeigt, steigt diese
für die höher strontiumhaltigen Legierungen bis auf Werte von 80 MPa.
Abbildung 6.7: Ermittlung der Schwellspannungen in AJ8x-Legierungen durch Auftragung der
mit 1/n potenzierten minimalen Kriechraten als Funktion der Spannung. Die verwendeten n-
Werte wurden für die einzelnen Legierungen anhand des im Mg-Mischkristall gelösten Al-
Gehaltes aus Gleichung (6.8) ermittelt.
0 50 100 150 200
0.00
0.05
0.10
0.15
0.20
0.25
Spannung in MPa
AJ8
3
AJ84
AJ8
5
AJ8
2
AJ8
1
(min
. K
rie
ch
rate
in
s-1)1
/n
4.2MPa32MPa
49MPa
74MPa80MPa
AJ8x -Legierungen
Ermittlung Schwellspannung
T = 150 °C
Diskussion und Modellvorstellung 109
Um das Auftreten einer Schwellspannung und die Höhe dieser zu verifizieren, wurde
die sich daraus ergebende Lage der minimalen Kriechraten nach folgender Formel
berechnet.
σεσσε Matrix0x8AJ (6.9)
Abbildung 6.8 zeigt die Ergebnisse für AJ81 und AJ82, als Referenz ist zusätzlich
AZ91 eingezeichnet. Als minimale Kriechraten der Matrix wurde die Mg-Al-Legierung
herangezogen, die laut thermodynamischen Berechnungen im nicht eutektisch
erstarrten Mischkristall die gleiche Al-Menge gelöst hat. Für AJ81 entspricht der Al-
Gehalt im α-Korn nahezu exakt dem von AM60 und für AJ85L dem Wert für AM50.
Bei Berechnung der theoretischen Lage der Norton-Gerade aus der Matrix AM60 und
der Schwellspannung aus Abbildung 6.7 kommt es für AJ81 zu einer guten
Übereinstimmung mit den experimentellen Daten. Bei AJ82 ist der berechnete und
im Diagramm markierte Bereich für die Lage der Kriechraten, unter Berechnung mit
AM50 und AM60 als Basis, im Vergleich zu den experimentellen Daten zu höheren
Spannungen verschoben. Dies gilt auch für die weiteren höher strontiumhaltigen
Legierungen. Für diese Legerungen wird die berechnete Schwellspannung scheinbar
überschätzt. Ein anderer Effekt muss hier zum Tragen kommen oder zusätzlich
wirksam sein.
Abbildung 6.8: Mit Hilfe des Schwellspannungskonzepts berechnete minimale Kriechraten für
AJ81 und AJ82 im Vergleich zu den experimentellen Ergebnissen. Während die Ergebnisse für
AJ81 gut passen, wird die Schwellspannung für die höher strontiumhaltigen Legierungen
überschätzt.
50 100 150 200
10-9
10-8
10-7
10-6
10-5
eAJ82
~ (Matrix
- S(AJ82))
n
mit Matrix = AM50 bzw. AM60
eAJ81
~ (AM60
- S(AJ81))
n
AM60AJ81
Spannung in MPa
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
AZ91
AJ8x -Legierungen
T = 150 °C
AJ82
S
(AJ81)
110 Diskussion und Modellvorstellung
6.2.2 Lastübertrag durch Vernetzung – Verbundmodell
Bei den Legierungen mit größeren Mengen an Strontium treten höhere
Vernetzungsgrade auf. Bereits bei den Mg-Al-Legierungen wurde gezeigt, dass bei
Vernetzungsgraden ab 55 % (AZ121) ein Lastübertrag möglich ist. Ähnliche Werte
werden für AJ82, AJ62 und AJ52L erreicht und für alle weiteren Legierungen mit
weiter steigendem Sr-Gehalt deutlich überschritten. Aus diesem Grund wird im
Folgenden auch für diese Legierungen das Verbundmodell angewendet. Abbildung
6.9 zeigt die berechneten in der intermetallischen Phase wirkenden Spannungen bei
Lastübertrag in den AJ8x-Legierungen. Als Referenz sind die Messwerte von AZ91
und AM50 aufgetragen, da die Al-Konzentration im Mg-Mischkristall der AJ8x-
Legierungen – insbesondere mit hohen Sr-Gehalten, in denen Lastübertrag
stattfinden kann – dieser Legierung am meisten gleicht. AM50 wurde deshalb in den
Berechnungen als Verformungverhalten der Matrix für die Legierungen mit hohen Sr-
Gehalten (AJ84 und AJ85L) herangezogen, für die anderen wurde AM60 verwendet.
Abbildung 6.9: Ergebnisse aus dem Verbundmodell für AJ8x-Legierungen. Offene Symbole
entsprechen den berechneten in der intermetallischen Phase wirkenden Spannungen. Mit
zunehmendem Sr-Gehalt nehmen diese Spannungswerte zu. Bei ausreichender Vernetzung
werden Werte um die 1150 MPa erreicht.
Die Ergebnisse zeigen umso höher der Vernetzungsgrad, desto höher werden die
berechneten Spannungen in der intermetallischen Phase. Für AJ85 liegen die Punkte
100 1000
10-9
10-8
10-7
10-6
10-5
T = 150 °C
AJ81
Spannung in MPa
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
AM
50
AJ85
AJ84
AJ83
AJ82
AZ91
11
50
MP
a
Diskussion und Modellvorstellung 111
nahezu auf einer Senkrechten. Das bedeutet, dass die Last mit zunehmendem Sr-
Gehalt bzw. Vernetzungsgrad besser übertragen werden kann, bzw. mehr
intermetallische Phase die Last übernehmen kann.
In der Arbeit von Amberger [Amberger2011] wurde das Verbundmodell bereits
erfolgreich für AX-Legierungen angewandt. Die höher kalziumhaltigen Legierungen
erreichten Spannungen nahe der Fließspannung der dominierenden inter-
metallischen Phase Al2Ca. In AJ85 erfolgt durch die hohe Vernetzung vermutlich
ebenfalls ein sehr ausgeprägter Lastübertrag, so dass die Fließspannung der inter-
metallischen Phase nahezu erreicht werden müsste. Mit 1150 MPa liegt diese in
einer ähnlichen Größenordnung wie die in [Amberger2011] geschätzte für Al2Ca.
Ebenso zeigen die Ergebnisse der AJ5x- und AJ6x-Legierungen die Anwendbarkeit
des Verbundmodels, wie in Abbildung 6.10 dargestellt ist.
Abbildung 6.10: Ergebnisse aus dem Verbundmodell für AJ5x- und AJ6x-Legierungen. Offene
Symbole entsprechen den berechneten in der intermetallischen Phase wirkenden Spannungen.
Die Spannungswerte erreichen Werte bis etwa 1150 MPa. Bei starker Vernetzung und
Dominanz der Mg-Al-Sr-Phase liegen die Werte dicht zusammen bei 800 MPa. Somit scheint die
ternäre Phase eine geringere Fließspannung als die Al4Sr-Phase aufzuweisen.
Hier entspricht AM50 am besten der Matrix in den AJ6x-Legierungen und AM40 der
in AJ5x-Legierungen. Die berechneten Spannungen liegen hier im Bereich von etwa
800 – 1150 MPa, wobei eine Erhöhung des Sr-Gehaltes zu einer geringeren Span-
nung in den intermetallischen Phasen führt. Bei sehr hohen Vernetzungsgraden von
70 % und höher bei gleichzeitiger deutlicher Dominanz der ternären Phase im
Gefüge, liegen die Ergebnisse sehr dicht zusammen bei etwa 800 MPa. Es scheint,
dass die ternäre Phase eine geringere Fließspannung besitzt, als die Al4Sr-Phase.
100 100010
-10
10-9
10-8
10-7
10-6
10-5
T = 150 °C
min
. K
rie
ch
rate
in
s-1
1150 M
Pa
800 M
Pa
AJ52H
Spannung in MPa
AM
40
AJ53
AJ53L
AJ52L
AJ52
AZ91
100 100010
-10
10-9
10-8
10-7
10-6
10-5
T = 150 °C
Spannung in MPa
min
. K
riech
rate
in
s-1
800 M
Pa
AM
50
AJ63H
AJ63
AJ63L
AJ62H
AJ62
AZ91
1150 M
Pa
112 Diskussion und Modellvorstellung
Aufgrund des höheren Phasenvolumens, können die Legierungen trotz inter-
metallischer Phase mit geringerer Festigkeit von Vorteil sein.
6.3 Diskussion der Einflüsse in Mg-Al- und Mg-Al-Sr-Legierungen
auf die Kriecheigenschaften
Eine Übersicht über die Effekte in Mg-Al-Legierungen, die bei Kriechverformung
wirken, zeigt Abbildung 6.11.
Abbildung 6.11: Minimale Kriechraten der Mg-Al-Legierungen in Abhängigkeit des Al-Gehaltes
für hohe und niedrige Spannungen. Die Vernetzung wirkt sich erst ab Al-Gehalten größer 11 %
aus. Bei niedrigen Spannungen ist der Einfluss der diskontinuierlichen Ausscheidungen bei
Gehalten bis 9 % relevant.
Bei hohen Spannungen wirkt sich der Einfluss der Vernetzung bei Al-Gehalten
größer 11 % positiv auf die Kriecheigenschaften aus. Bei Gehalten unter 9 % ist
keine eindeutige Abhängigkeit der Kriechrate von dem steigenden Al-Gehalt
erkennbar, obwohl der gelöste Anteil im Mischkristall und die Bereiche mit starker
Übersättigung zunehmen. Wie in Abschnitt 6.1.1 gezeigt wurde, ergeben die lokal
berechneten minimalen Kriechraten zum Kornrand ähnliche Werte für AZ91 und
AM50. Dies sind die Bereiche der Körner mit dem höchsten Verformungswiderstand.
Der erhöhten Mischkristallhärtung folgt aber auch eine verstärkte diskontinuierliche
Ausscheidung. In Abschnitt 4.6.2 wurde für AZ91 der zeitliche Verlauf der ß-
Phasenanteile dargestellt. Die Ausscheidung beginnt bereits nach wenigen Stunden.
2 4 6 8 10 12 14 16 18
10-8
10-7
10-6
10-5 Mg-Al-Legierungen F
T = 150 °C
120 MPa
100 MPa
60 MPa
min
. K
riech
rate
in
s-1
Al-Gehalt in Gew.-%
50 MPa
50 MPa [Dargusch2006]
Zunahme diskontinuierliche
Mg17
Al12
-Ausscheidung
Abnahme
MK-Härtung
Vernetzung
Diskussion und Modellvorstellung 113
Betrachtet man deshalb niedrige Spannungen, d.h. längere Versuchszeiten, ergibt
sich eine signifikante Verringerung der Kriecheigenschaften von AZ91 bis AM40.
Diese kann über die unterschiedliche Ausscheidungsmengen diskontinuierlicher
Mg17Al12-Phasen, wie bereits in Abschnitt 6.1.2 beschrieben, erklärt werden. Diese
führen durch Schwächung der Korngrenzbereiche zu einem erhöhten Beitrag von
Korngrenzengleiten. Ab AZ121 wird die Kriechbeständigkeit wiederum verbessert, da
die steigende Vernetzung zu einem Lastübertrag auf die warmfestere inter-
metallische Phase führt. Die ß-Phase zeigt im untersuchten Temperaturbereich zwar
ebenfalls Kriechverformung, was bei der hohen homologen Temperatur (TH = 0,6)
auch zu erwarten ist. Diese fällt jedoch signifikant geringer als die des α-Misch-
kristalls aus.
In den Mg-Al-Sr-Legierungen sind die Effekte ähnlich, siehe Abbildung 6.12.
Zusätzlich kommt hier jedoch die Hinderniswirkung der intermetallischen Phase, die
in Mg-Al-Legierungen zu vernachlässigen ist, hinzu. Durch Strontium wird zudem die
Übersättigung und damit die Menge an diskontinuierlichen Ausscheidungen während
des Kriechens reduziert. Diese Punkte spielen insbesondere bei hohen Al-Gehalten
und geringen Sr-Gehalten eine Rolle.
Abbildung 6.12: Minimale Kriechraten der Mg-Al-Sr-Legierungen in Abhängigkeit des Sr-
Gehaltes für 120 MPa. Die Vernetzung wird bei geringeren Al-Gehalten bereits bei niedrigeren
Sr-Gehalten erreicht. Bis zum Lastübertrag gewinnt die Legierung durch Hinderniswirkung und
verminderte Ausscheidung während des Kriechens an Kriechbeständigkeit.
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.210
-9
10-8
10-7
10-6
10-5 T = 150 °C
= 120 MPa
AJ6x
AJ5x
AJ8x
min
. K
riech
rate
in
s-1
Sr / (Al-1.8%) - Verhältnis
Abnahme diskontinuierliche
Mg17
Al12
-Ausscheidung,
Abnahme MK-Härtung
Vernetzung
Zunahme
Hinderniswirkung
Bildung der
ternären Phase
114 Diskussion und Modellvorstellung
Den größten Effekt bei den übrigen Legierungen hat die Vernetzung der
intermetallischen Phase. Da es sich hierbei um Phasen mit sehr hohem Schmelz-
punkt handelt (Tm(Al4Sr) = 1025 °C [Baril2003]) ist davon auszugehen, dass diese im
untersuchten Temperaturbereich nicht kriechen. Der hohe Verformungswiderstand
der intermetallischen Phase kann zu einer Erniedrigung der Kriechraten im Vergleich
zur Matrix um drei bis vier Größenordnungen führen. Ab welchem Sr-Gehalt ein
Lastübertrag erfolgen kann hängt vom Al-Gehalt ab. Bei geringerem Al-Gehalt, wie in
AJ52 erfolgt die Vernetzung schneller als in Legierungen mit höherem Al-Gehalt.
Zudem zeigt sich auch, dass die Legierungen mit hohen Anteilen an ternärer Phase
sehr vorteilhaft sind. Dies liegt auch vermutlich an der massiven Ausbildung entlang
der Korngrenzen, die das tragende Skelett besonders effektiv macht. Die Ver-
netzungsgrade dieser Legierungen liegen bei etwa 80 %. Gleichzeitig ist für diese
Legierungen allerdings eine deutliche Verringerung der Duktilität zu verzeichnen, wie
in Abschnitt 5.3 gezeigt wurde.
Abbildung 6.13: Schematische Darstellung des Effekts einer Erhöhung des Sr- und/oder Al-
Gehaltes auf die Kriecheigenschaften unter Betrachtung der relevanten mikrostrukturellen
Veränderungen. Eine Erhöhung des Sr-Gehalts führt in der Regel zu einer Verbesserung der
Kriechbeständigkeit, während durch zusätzliches Aluminium diese verringert werden.
Abbildung 6.13 zeigt den Einfluss einer Erhöhung des Sr- und bzw. oder des Al-
Gehaltes auf die Kriecheigenschaften in AJ-Legierungen. Bei Zugabe von Strontium
wird das Sr/Al-Verhältnis erhöht. Gleichzeitig wird die Anzahl der Hindernisse erhöht
– eine Ausnahme bildet hier jedoch der Wechsel von Al4Sr und Mg17Al12 als inter-
metallische Phasen im Gefüge zu Al4Sr und ternärer Phase. Zudem kommt es zu
Erhöhung des
Sr-Gehalts
Erhöhung des
Al-Gehalts
Erhöhung des
Sr/Al-Verhältnisses
Erniedrigung des
Sr/Al-Verhältnisses
Sr/Al-Verhältnis
konstant
Sr↑ + Al↑
Erhöhung Vernetzungs-
grad, Erniedrigung der
Übersättgung
Erhöhung der
Hinderniszahl
Erniedrigung Vernetzungs-
grad, Erhöhung der
Übersättigung
Verbesserung der
Kriecheigenschaften
Verringerung der
Kriecheigenschaften
Mg-Al-Sr-Legierungen
Diskussion und Modellvorstellung 115
einer Zunahme der Vernetzung, die einen steigenden Lastübertrag möglich macht.
All diese Charakteristika wirken sich positiv auf die Kriechbeständigkeit aus. Bei
ausreichenden Vernetzungsgraden (> 55 %) ist dieser Effekt deutlich größer, als die
Hinderniswirkung.
Eine Erhöhung des Al-Gehaltes bewirkt eine Reduzierung des Sr/Al-Verhältnisses
und des Vernetzungsgrades (vgl. Abschnitt 5.2.5). Zugleich wird der Bereich der Al-
Übersättigung im Mg-Mischkristall erweitert. Das Ergebnis ist eine Verringerung der
Kriechbeständigkeit.
Werden beide Legierungsbestandteile erhöht ist die Wirkung abhängig von den sich
neu einstellenden Verhältnis von Sr zu Al, bzw. besser dem Verhältnis nach
Gleichung (5.1). Bleibt dieses Verhältnis konstant, d.h. die Art der intermetallischen
Phasen im Gefüge erfährt auch keinen Wechsel, dann wird in erster Linie die
Hindernisanzahl durch Erhöhung der Phasenanteile erhöht, was einen positiven
Effekt auf die Kriecheigenschaften haben kann. Bei Erniedrigung oder Erhöhung des
Verhältnisses folgen die oben beschriebenen Effekte.
116 Zusammenfassung
7 Zusammenfassung
Im Rahmen dieser Arbeit wurden die Kriecheigenschaften der Legierungssysteme
Mg-Al und Mg-Al-Sr unter Betrachtung der mikrostrukturellen Variablen modelliert.
Experimentell wurden AM- und AZ-Legierungen mit Al-Gehalten im Bereich von 3 –
17 % durch Mg-Spritzgießen hergestellt und die Kriecheigenschaften im Guss-
zustand und teilweise nach Wärmebehandlungen, wie Lösungsglühen (T4) und T5-
Auslagerung, im spannungsgeregelten Druckversuch getestet. Zudem wurden einige
Mg-Al-Sr-Legierungsvarianten mit Sr-Gehalten von 1 – 5 % und Al-Gehalten von 5 –
9 % hergestellt. Der Einfluss der Zusammensetzung auf die Mikrostruktur, d.h. die
Menge, Art, Morphologie und Kontiguität der intermetallischen Phasen, wurde
begleitend für beide Legierungssysteme untersucht.
Die Legierungen der Mg-Al-Reihe zeigen im Gusszustand eine Mikrostruktur
bestehend aus α-Mg-Mischkristall und der eutektischen ß-Phase Mg17Al12. Allein in
AM30 ist diese intermetallische Phase nicht zu beobachten. Der Anteil nimmt
abhängig vom Al-Gehalt der Legierung zu, wobei die Mg17Al12-Phase in isolierter
Form in den interdendritischen Bereichen auftritt. Bei hohen Gehalten (> 11 %) bildet
sich zunehmend ein kontinuierliches Netzwerk an ß-Phase. Innerhalb der α-Mg-
Körner ergibt sich ein Konzentrationsgradient zum Rand. Für alle Legierungen lässt
sich aus den thermodynamischen Berechnungen eine Aufkonzentration des
Aluminiums zum Ende der Erstarrung der α-Körner bis auf ein Level von 12 %
ermitteln. Dies entspricht auch in etwa dem Al-Gehalt im eutektischen α-Mg. Diese
übersättigten Bereiche sind auch im Licht- und Rasterelektronenmikroskop
erkennbar und wurden mittels Mikrosonde nachgewiesen.
Die Kriecheigenschaften der Mg-Al-Legierungen sind bis zu einem Gehalt von etwa
10 – 11 % stark von diesen übersättigten Bereichen geprägt. Bei hohen Spannungen
und kurzen Versuchszeiten sind die minimalen Kriechraten ähnlich, da die
Kornrandbereiche in allen Legierungen ähnliche Verformungswiderstände aufweisen,
die im Gusszustand vorhandene ß-Phase aber scheinbar keinen zusätzlichen
Einfluss auf die Kriecheigenschaften hat. Zur Modellierung dieser Effekte wurde die
Abhängigkeit der minimalen Kriechrate vom gelösten Al-Gehalt im Mischkristall
mittels T4-wärmebehandelten Proben bestimmt. Bei längeren Versuchszeiten, d.h.
niedrigeren Spannungen, scheiden sich zunehmend diskontinuierliche Mg17Al12-
Phasen aus den übersättigten Bereichen aus. Die Menge der Ausscheidungen und
die Größe der Bereiche nehmen mit steigendem Al-Gehalt der Legierung zu und
beeinträchtigen zunehmend die Kriecheigenschaften.
In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass die Mg17Al12-Phase im Kriechversuch
nicht erweicht. Dies konnte anhand von Druckkriechversuchen an einer kokillen-
gegossenen MgAl32-Legierung (~ 70 % ß-Phase), die um mehrere Größenord-
Zusammenfassung 117
nungen geringere Kriechraten als AZ91 aufweist, nachgewiesen werden. Die
Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch die Mg17Al12-Phase eine Kriechverformung
erfährt. Zudem konnte die Verbesserung der Kriecheigenschaften bei Al-Gehalten
höher 11 % (Vernetzungsgrad > 55 %) dadurch erklärt werden, dass die Mg17Al12-
Phase ausreichend vernetzt ist um Lasten zu übernehmen.
Die Verbesserung der Kriecheigenschaften von teilflüssig vergossener AZ91 konnte
über Betrachtung als Verbund der Komponenten Restschmelze (entspricht bei 45 %
Festphase einer AZ141-Legierung) und Primärglobuliten (~ AM40 T4) modelliert und
somit erklärt werden.
Die Mg-Al-Sr-Legierungen zeigen ebenfalls eine Mikrostruktur bestehend aus α-Mg-
Mischkristall und intermetallischer Phasen an den Korngrenzen. Abhängig von den
Gehalten der Legierungselemente bilden sich entartetes Mg17Al12 und lamellares
Al4Sr oder an Stelle der ß-Phase eine blockartige ternäre Mg-Al-Sr-Phase. Die
Bildung dieser Massivphase ist nicht nur vom Sr/Al-Verhältnis abhängig, sondern
auch vom Gesamtlegierungselementgehalt. Der Anteil und die Vernetzung der
intermetallischen Phasen fallen insbesondere bei Anwesenheit der ternären Phase
sehr hoch aus.
Die Kriechbeständigkeit der AJ-Legierungen nimmt mit steigendem Sr-Gehalt und bei
Reduzierung des Al-Gehaltes signifikant zu. Begründet werden kann dies durch die
mikrostrukturellen Veränderungen. Es bildet sich zunehmend ein Netzwerk aus
intermetallischen Phasen aus, mit dem ein Lastübertrag möglich ist. Die ternäre
Phase scheint zwar vom Betrag her geringere Spannungen als die Al4Sr-Phase
übernehmen zu können, gewinnt aber durch ihre Morphologie und stärkere
Ausbildung eines kontinuierlichen Netzwerkes an Vorteil. Die Legierungen mit
großen Anteilen an ternärer Phase zeigen die höchsten Kriechbeständigkeiten. In
den Legierungen mit hohen Al-Gehalten wird dieser Zustand erst bei hohen Sr-
Gehalten erreicht. Zudem fällt die Al-Übersättigung in diesen Legierungen stärker
aus. Bei niedrigen Sr-Gehalten ist die Vernetzung in den AJ8x-Legierungen
ungenügend, dennoch kann auch hier eine Verbesserung der Kriecheigenschaften
beobachtet werden. Dies konnte auf eine verbesserte Hinderniswirkung der Al4Sr-
Phase gegenüber der Mg17Al12-Phase und einer Reduzierung der Al-Übersättigung
im α-Mischkristall zurückgeführt werden.
Die Kriechbeständigkeit kann somit unter Einbußen der Duktilität signifikant dadurch
verbessert werden, dass ein Netzwerk intermetallischer Phase entsteht. Dabei spielt
nicht nur die Warmfestigkeit der Phase eine Rolle, sondern auch deren Ausbildung
entlang der Korngrenzen. Die Reduzierung des Al-Gehaltes zeigt einen positiven
aber nur geringen Effekt auf die Kriecheigenschaften, wenn lediglich die
Übersättigung dadurch reduziert wird. Wird aber gleichzeitig die Ausscheidungs-
struktur verändert wie in den AJ-Legierungen kann der Beitrag deutlich größer
ausfallen.
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549, 2007, pp. 171-174.
Danksagung 135
Danksagung
Die vorliegende Dissertation wäre nicht zustande gekommen ohne die Mithilfe
zahlreicher Kollegen, Freunde und Bekannter, die, jeder auf seine Weise, zum
Gelingen der Arbeit beigetragen haben. All denen gilt mein aufrichtiger Dank:
Herrn Prof. Dr.-Ing. Robert F. Singer für die Möglichkeit zur Promotion, die
Betreuung der Arbeit und für die Übernahme des Hauptreferates.
Herrn Prof. Dr. Peter J. Uggowitzer danke ich für die Übernahme des Zweitgut-
achtens, sowie Frau Prof. Dr.-Ing. Julia Mergheim für ihre Unterstützung als
fachfremde Prüferin und Herrn Prof. Dr. rer. nat. Mathias Göken für die Über-
nahme des Prüfungsvorsitzes.
Vielen Dank auch an Herrn Dr.-Ing. Andreas Lohmüller für die Betreuung bei der
Neue Materialien Fürth GmbH, die zahlreichen fachlichen Diskussionen und
Wegweiser sowie die Durchsicht des Manuskripts.
All meinen aktuellen und ehemaligen Kollegen bei der Neue Materialien Fürth
GmbH für das gute Arbeitsklima. Insbesondere dem technischen Personal für die
Unterstützung bei der Herstellung der Proben an der Maschine, in der Werkstatt
und in der Metallographie. Frau Monika Fuchs danke ich für die Hilfe bei
organisatorischen und verwaltungstechnischen Fragestellungen, aber besonders
auch für die vielen gemeinsamen morgendlichen Läufe.
Meinen Diplom-, Studien-, Master- und Bachelorarbeitern, sowie allen HiWi’s und
WiHi’s, die mich bei der Durchführung der experimentellen Arbeiten unterstützt
haben.
Meinen Kollegen am WTM und ZMP für den stets hilfsbereiten und kollegialen
Umgang.
All meinen Freunden, die mir durch zahlreiche gesellschaftliche und sportliche
Aktivitäten den nötigen Ausgleich verschafft haben.
Ein besonderer Dank gilt meiner Familie speziell den zwei Menschen, die mir das
Studium überhaupt ermöglicht haben und mich in jeder Lebenslage unterstützen:
meinen Eltern.
Nicht zuletzt danke ich meinem Freund, der sämtliche Höhen und Tiefen
während der Promotion miterleben und ertragen durfte bzw. musste und mich
immer zu motivieren wusste.
Die geringen Warmfestigkeiten von Mg-Al-Legierungen begrenzen deren Anwendung auf weniger thermisch beanspruchte Bauteile, weshalb die Entwicklung neuer kriechbeständiger Legierungen im Fokus steht. In der vorliegenden Dissertation wird das Kriechver-halten von Mg-Al- und Mg-Al-Sr-Legierungen, hergestellt durch Spritzgießen, näher untersucht und der Zusammenhang mit der Mikrostruktur erarbeitet. Der Einfluss der Zusammensetzung auf Menge, Art, Morphologie und Kontiguität der intermetallischen Phasen wird ermittelt. Dabei wird zum einen der Effekt der Misch-kristallhärtung und die Hinderniswirkung von intermetallischen Pha-sen diskutiert und zum anderen auf einen möglichen Lastübertrag bei ausreichender Vernetzung einer Phase im Gefüge eingegangen.
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