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medium gas Das Magazin für die Kunden und Partner der VNG-Gruppe | 18. Jahrgang | 4. Ausgabe | Dezember 2009 Schwerpunkt: Bio-Erdgas Studie Hier passt Bio-Erdgas rein NAWARO AG Biomasse wird als Energie- Stoff bedeutender sein als Braunkohle Interview Es wird sich für unsere Kunden lohnen, Bio-Erdgas- produkte einzusetzen

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medium gasDas Magazin für die Kunden und Partner der VNG-Gruppe | 18. Jahrgang | 4. Ausgabe | Dezember 2009

Schwerpunkt: Bio-ErdgasStudieHier passt Bio-Erdgas rein

NAWARO AGBiomasse wird als Energie-Stoff bedeutender sein als Braunkohle

InterviewEs wird sich für unsere Kunden lohnen, Bio-Erdgas-produkte einzusetzen

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Inhalt

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Impressum

medium gas Das Magazin für die Kunden und Partner der VNG-Gruppe | VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft | Braunstraße 7, 04347 Leipzig | Postfach 24 12 63, 04332 Leipzig | Tel. 0341 443 - 0 | Fax 0341 443 - 2057 | www.vng.de | Redaktion Unternehmenskommunikation | Verantwortliche Redakteurin Mandy Nickel Tel. 0341 443 - 2045 | [email protected] | Redaktionsbeirat Helge Andrä, Dr. Reinhard Böhm, Mike Diekmann, Lydia Schuster, Bernhard Kaltefleiter, Siegbert Ketelhut, Kerstin Kietzke, Dr. Stephan Krein, Heinz Möller, Birgit Reiss, Uwe Ringel, Olaf Schneider, Susann Surma, Karsten Wendler | Redaktionsschluss für diese Ausgabe 12.11.2009 | für die nächste Ausgabe 19.02.2010 | Auflage 4 200 | Gestaltung, Herstellung Erik Sittauer | Militzer & Kollegen GmbH | Reproduktion und Druck Scan Color Leipzig GmbH | Fotos wenn nicht anders angegeben VNG | Titelseite Erik Bothendorf, Projektleiter bei der BALANCE VNG Bioenergie, weiß, wie wichtig der richtige Rohstoff für eine Biogasanlage ist. Der Ende August in Betrieb gegangene Bioenergiepark in Hof/Saale setzt vorrangig auf einen Mix aus kommunalem Grünschnitt und Energiepflanzen, die von umliegenden Bauern angeliefert werden. Zusätzlich werden auch Gülle und Festmist beigemischt. Foto: Dirk Brzoska.

Aktuell

Markt Schwerpunkt

AKTUELL

4 VNG-Vorstand neu besetzt

4 Interview mit Uwe Barthel: „VNG hat mutig Grenzen überschritten“

5 VNG stockt Anteile in Italien auf

6 VNG und SWH bauen Energie- partnerschaft aus

6 Volkswagen startet 2010 Scirocco-Cup mit Bio-Erdgas

6 Koalition legt energiepolitische Eckpunkte fest

7 Energiepolitik und Wirtschaft

MARKT

8 Stadtwerke Bad Säckingen Viel Enthusiasmus für die Umwelt

14 Erdgas-Technik Gürtel oder Hosenträger?

18 Erdgasfahrzeuge Das Erdgas-Tankstellennetz wächst

unaufhaltsam

20 Tschechien Hier fällt der Hammer zum Einheitspreis

22 Erdgas-Marke Ein Produkt, zwei Märkte, ein Markenkern

23 Gas-Tagung Energieexperten sehen Verschärfung im Wettbewerb

24 Messe Innovationskampagne für den Wärmemarkt

24 Internet Neues Portal für Leitungsauskunft

25 Markt kompakt

SCHWERPUNKT: BIO-ERDGAS

28 Studie Hier passt Bio-Erdgas rein Eine neue Studie befasst sich mit der Einspeisung von Biogas unter

neuer Gesetzgebung.

30 Zertifizierung Herstellungsnachweis von Biomethan – Ausgangslage, rechtlicher Rahmen und aktuelle Ansätze Herkunftszertifikate garantieren,

dass auch wirklich Bio-Erdgas eingesetzt wird.

32 NAWARO AG Biomasse wird als Energie-Stoff

bedeutender sein als Braunkohle Das behauptet Felix Hess von der NAWARO AG im Gespräch mit

medium gas.

34 Interview Es wird sich für unsere Kunden lohnen, Bio-Erdgas-Produkte einzusetzen Dr. Stephan Krein sieht VNG auf gutem Weg beim Vertrieb von

Bio-Erdgas.

36 Nachgefragt Zehn „grüne“ Fragen Was Sie schon immer über Bio wissen wollten.

37 Illustration

38 Energiepolitik Filigrane Gesetzesmechanik Ein Gesetz und eine Verordnung jagt

die andere – den Überblick geben wir.

40 Vorgestellt „Wir können Bio“ medium gas stellt drei Beispiel- projekte der VNG-„Bio-Tochter“ BALANCE vor.

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3 medium gas | 2009.4Editorial

Bernhard Kaltefleiter,

Leiter Unternehmenskommunikation

UMSCHAU

42 Interview TeamBildung von VNG und HTWK Leipzig Prof. Michael Kubessa erzählt, wie Hochschule und Unternehmen

voneinander profitieren.

45 Wirtschaft Herbstversammlung der Deutsch-Norwegischen Handelskammer in Leipzig Die Versammlung in Leipzig stand unter dem Motto 20 Jahre Mauerfall.

FEATURE

46 10 Gründe, die norwegische Stadt Stavanger zu besuchen

48 „Open World“ – Begeisterung und volle Ränge im Theater der

Jungen Welt

49 VNG hilft sehbehinderten russischen Kindern

50 Erdgasifizierung als Kunstakt

51 Die „Gekreuzten Schwerter“ werden 300

Umschau

Feature

Ihr Bernhard Kaltefleiter

Sichere und umwelt-freundliche Wärme

Liebe Leserinnen und Leser,

Manchmal ist es gut, auch einmal andere für

sich sprechen zu lassen. In diesem Fall ist es

Tony Hayward. Der BP-Chef machte sich Mitte

Oktober auf der Welt-Gas-Konferenz (WCG) im

argentinischen Buenos Aires für Erdgas stark.

Will man den wachsenden Energiebedarf in

der Welt in den nächsten Jahren decken, und

das noch möglichst umweltfreundlich, führe kein Weg an Erdgas vorbei, sagte

Hayward. Nach seinen Schätzungen müssen im Jahr 2030 – trotz größerer Nut-

zung Erneuerbarer Energien – fossile Energien immer noch rund 80 Prozent der

benötigten Energie liefern. Besonders in der Pflicht: Erdgas.

VNG geht in Sachen Umweltfreundlichkeit und Versorgungssicherheit noch einen

Schritt weiter – mit Bio-Erdgas. Grundlage für das Bio-Erdgas ist Biogas. Biogas

wird in einer Aufbereitungsanlage zu Bio-Erdgas veredelt. Eines eint die beiden

Rohstoffe: Sie sind weitgehend CO2-neutral und damit umweltfreundlich. Noch

steht die Einspeisung von aufbereitetem Biogas in das Erdgasnetz in Deutsch-

land am Anfang. Doch die Bundesregierung strebt die jährliche Einspeisung

von sechs Milliarden Kubikmetern Bio-Erdgas bis 2020 und zehn Milliarden

Kubikmetern bis zum Jahr 2030 an.

VNG nimmt diese Herausforderung an: Mit unserer Tochter BALANCE engagie-

ren wir uns bei der Entwicklung und Realisierung von Biogasprojekten – auch

mit dem Ziel, Bio-Erdgas ins Netz einzuspeisen. Aber auch die Produktion von

Biogas steht für BALANCE auf dem Programm – das erste Projekt hat das junge

VNG-Tochterunternehmen im August im bayerischen Hof eröffnet.

Bereits Anfang des Jahres hatte VNG einen langfristigen Rahmenvertrag mit

der NAWARO BioEnergie Park „Güstrow“ GmbH (Mecklenburg-Vorpommern)

über den Einkauf und Verkauf von Bio-Erdgas unterzeichnet. Die weltgrößte

Biogasfabrik soll auf einer Fläche von etwa 20 Hektar rund 46 Millionen m³

Biogas mit Erdgasqualität erzeugen – Energie für rund 50.000 Haushalte. Und

damit der Handel mit Bio-Erdgas auch in Schwung kommt, entwickelten VNG

und die MITGAS Mitteldeutsche Gasversorgung GmbH gemeinsam den ersten

nationalen Online-Marktplatz für Bio-Erdgas. Der Start der Plattform ist für

2010 geplant.

In wenigen Tagen ist Weihnachten. Wir werden zusammen mit unseren Kunden

– den Stadtwerken und Regionalversorgern – alles daran setzen, dass auch in

der kalten Jahreszeit die wohlige Wärme jederzeit sicher und umweltfreundlich

verfügbar ist. Viel Spaß bei der Lektüre dieses Heftes und Ihnen und Ihren

Familien ein Fröhliches Weihnachtsfest.

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„VNG hat mutig Grenzen überschritten“

VNG-Vorstand neu besetztSeit November ist der VNG-Vorstand neu besetzt.

Klaus-Dieter Barbknecht (51), bisheriger Vorstand

Gasbeschaffung, hat das Vorstandsressort Kauf-

männisches und Personal übernommen. Er trat

damit die Nachfolge von Prof. Dr. Gerhardt Wolff

an, der Ende Oktober in den Ruhestand gegangen

ist. Das Ressort Gasbeschaffung wurde an Michael

Ludwig übertragen. Er ist damit zukünftig verant-

wortlich für den Gaseinkauf sowie die Upstream-

Aktivitäten von VNG. Uwe Barthel, seit 1. No-

vember neuer Vorstand Gasverkauf/Technik, und

Prof. e. h. Dr. Klaus-Ewald Holst als Vorstandsvor-

sitzender komplettieren den Vorstand.

Interview

Im Interview mit medium gas unterstreicht Uwe Barthel, seit 1. November 2009 Vorstand Gasverkauf/Technik, das große

Potenzial von VNG für die weitere Zukunft.

Sie haben die Stadtwerke Chemnitz AG im Oktober 1990 mit-

begründet. Wie schwer fällt Ihnen nach 19 Jahren der Wechsel

zu VNG?

Uwe Barthel: Überhaupt nicht schwer. Ich habe bereits seit

35 Jahren in der Energiewirtschaft gearbeitet, habe viele

Etappen miterlebt und mitgeprägt. Die letzte Etappe bei den

Stadtwerken Chemnitz habe ich aus meiner Sicht erfolgreich

abgeschlossen. VNG sehe ich jetzt als Herausforderung und

Chance, Größeres zu bewirken, speziell mit dem Ausgangs-

punkt Ostdeutschland.

1990 wurde auch VNG vom volkseigenen Betrieb Verbundnetz

Gas in eine private Aktiengesellschaft umgewandelt. Wo sehen

Sie Parallelen in der Entwicklung beider Unternehmen?

Es gibt eine ganz entscheidende Parallele. Beide Unternehmen

hatten damals nur zwei Alternativen: Untergang oder etwas

Neues schaffen. In beiden Fällen wurde der mutige Schritt

gewagt und eine neue Aktiengesellschaft gegründet. Diese

einzig richtige weil zweckmäßige Rechtsform – vor allem für

ein so großes Unternehmen wie VNG – eröffnete zahlreiche

Wege zur Kapitalbeschaffung. Wenn auch vielleicht nur durch

Zufall, gibt es im Übrigen eine zweite Parallele: in beiden Un-

ternehmen haben Ostdeutsche die Entscheidungen Anfang der

1990er Jahre getragen.

Prof. e. h. Dr.-Ing.

Klaus-Ewald Holst

Klaus-Dieter

Barbknecht

Uwe Barthel Michael Ludwig

Service: Im Internet unter Unternehmen/Vorstand können Sie die Pressefotos und Lebensläufe

der VNG-Vorstände herunterladen.

Die Stadtwerke Chemnitz sind seit vielen Jahren ein wich-

tiger Aktionär von VNG, Sie saßen lange Zeit im Aufsichtsrat.

Welche Eindrücke haben Sie in dieser Zeit vom Unternehmen

gewonnen?

Letztendlich waren die Eindrücke so positiv, dass sie meine

Entscheidung und mein Bekenntnis zur VNG entscheidend

geprägt haben. Ein wichtiger Punkt war und ist, dass VNG im

besten Sinne des Wortes Grenzen überschritten hat – Grenzen

im Denken, bei mutigen Entscheidungen in der gesamten Ge-

schäftstätigkeit, auch territoriale Grenzen durch den Ausbau

der Aktivitäten in den neuen Märkten in Deutschland und

Europa. Bei all diesen wichtigen Schritten im Wettbewerb hat

sich unser Unternehmen immer seine Tugenden erhalten. Mit

wirtschaftspolitischer Besonnenheit, Berechenbarkeit und

Fairness und mit energiewirtschaftlicher Weitsicht ist es seinen

Weg erfolgreich gegangen.

Als langjähriges Vorstandsmitglied der Stadtwerke Chemnitz

kennen Sie die Bedürfnisse von lokalen und regionalen Versor-

gern – den Hauptkunden von VNG – genau. Was beschäftigt

diese Unternehmen derzeit am meisten?

Kommunen und deren Bürger sind mit einigen lokalen energie-

politischen und energiewirtschaftlichen Entscheidungen nicht

mehr einverstanden. Hier regen sich vor allem Widerstände

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VNG stockt Anteile in Italien aufVNG Italia hat weitere

34 Prozent der Anteile

an SPIGAS S.r.l., La Spe-

zia erworben. Damit hält

die VNG-Gruppe über

ihr Tochterunterneh-

men 100 Prozent der

Geschäf tsanteile an

dem norditalienischen

Erdgasgroßhändler. „Mit dieser Entwicklung und dem zielstre-

bigen Engagement von VNG stärken wir unsere internationale

Präsenz und unsere Position beim Einkauf. Dadurch können

wir unsere Kunden noch zuverlässiger und flexibler beliefern“,

erklärt Aldo Sammartano, Präsident und Geschäftsführer

von SPIGAS. „Für VNG besitzt die SPIGAS als Vertriebspart-

ner auf der Großhandelsebene eine wichtige strategische

Rolle bei der Entwicklung des Geschäftes in Italien“, ergänzt

Oliver F. Hill, Vorsitzender des Verwaltungsrates der VNG Italia.

Mit dem Erwerb der Anteile an der SPIGAS hat VNG einen

weiteren Schritt getan, um das Engagement im drittgrößten

Erdgasmarkt in Europa auszubauen. Mit Gründung der VNG

Italia im November 2008 eröffnete VNG eine Repräsentanz in

Bologna. Im Oktober dieses Jahres wurden die Beteiligungen

an der BLUENERGY Group S.p.A. und an SPIGAS unter dem Dach

der VNG Italia als Holding gebündelt. „Wir legen dabei sehr viel

Wert auf die Selbstständigkeit und Eigenständigkeit unserer

italienischen Beteiligungen und fördern deren zukünftiges

Wachstum durch gemeinsame Investitionen“, sagt Tassilo

Möschke, Geschäftsführer von VNG Italia. Mit Gründung der

Repräsentanz und Konzentration der italienischen Beteiligungen

in der VNG Italia schloss die VNG-Gruppe in Italien nunmehr

einen weiteren Entwicklungsschritt ab.

gegen eine Art Entmündigung, etwa wenn Stadtwerke oder

Regionalversorger privatisiert werden sollen und den Bürgern

die Gründe dafür nicht einleuchten. Mittlerweile beobachten

wir den Trend, dass sich Endkunden wieder stärker auf die

Nähe zu ihrem Versorger besinnen. Das ist für die regionalen

Versorger natürlich ein Vertrauensbonus aus Kundensicht und

ein beachtlicher Marktvorteil. Im Umkehrschluss müssen die

Eigentümer der Stadtwerke und Regionalversorger natürlich

ihre Entscheidungen und Strategien überdenken, um sich

den Einfluss auf die Energieversorgung als Kernkompetenz

erhalten zu können.

Sie sagen, dass für den Kunden weniger der Preis als vielmehr

die Nähe zum Versorger zählt?

Ja, Kundennähe ist wieder wichtig geworden. Das ist sicherlich

auch getrieben durch die Auswirkungen der weltweiten Wirt-

schafts- und Finanzkrise. Die Leute wollen wissen, mit wem

konkret sie es zu tun haben und erreichbare Ansprechpartner

haben. Man spürt das nicht nur in der reinen Finanzwelt, wo

vor allem die Sparkassen derzeit einen großen Zuwachs haben,

sondern eben auch bei den Stadtwerken. Ihr Ansehen und ihre

Bedeutung sind wieder stark gestiegen.

VNG ist mittlerweile verkaufsseitig sehr gut aufgestellt mit

Vertriebsbüros in ganz Deutschland und guten Absatzzahlen

im Ausland. Was haben Sie sich als Ziele für Ihre Arbeit bei

VNG gesetzt?

Ich sehe ein großes Potenzial. Bei VNG sind alle Kompetenzen

vorhanden, die einen modernen Energieversorger auszeichnen

und die notwendig sind, um Innovationen gemeinsam anzuge-

hen. Außerdem bestehen eine große Kooperationsbereitschaft

unter den Mitarbeitern und eine gute Zusammenarbeit mit

Kunden und Partnern. Für die nächsten Jahre kommt es ganz

entscheidend darauf an, dass wir dieses Potenzial nutzen.

Wenn ich einen Leitsatz für meine zukünftige Arbeit prägen

müsste, dann wäre es „Aus dem, was VNG kann und hat,

noch mehr machen“. Wir müssen weitere europäische Märkte

für das Unternehmen erschließen und uns auch in den neuen

Marktgebieten außerhalb Ostdeutschlands weiter entwickeln.

Ich würde den Leitsatz aber nicht nur am Thema Gasverkauf

festmachen. Ich sehe durch die Kompetenzen im Unternehmen

noch viele andere Ansätze, um mit der Kraft der Mitarbeiter

Innovationen voranzubringen und neue Projekte und Produkte

umzusetzen.

Ich möchte jeden bei VNG dazu ermutigen, Ideen sprudeln zu las-

sen und Projekte anzusprechen, selbst dann, wenn sie bisher –

aus welchen Gründen auch immer – kein Thema waren.

Uwe Barthel hat seine Karriere in der Energiewirtschaft vor über 35 Jahren mit

einer Ausbildung in einem Energiekombinat begonnen. Im Oktober 1990 wurde

er Vorstandsmitglied der Stadtwerke Chemnitz AG, die er mitbegründet hatte.

Gleichzeitig war Uwe Barthel Geschäftsführer der städtischen Versorgungs- und

Verkehrsholding GmbH Chemnitz. Seit dem 1. November 2009 ist er bei VNG

als Vorstand für das Ressort Gasverkauf/Technik zuständig.

Zur Person

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Koalition legt energiepolitische Eckpunkte fest

Union und FDP haben in ihren Verhand-

lungen Einigkeit über die Grundsätze der

Energiepolitik der künftigen schwarz-

gelben Regierung erzielt. „Da ist man sich

in der Zielsetzung sehr einig geworden“,

sagte der Bundesverteidigungsminister

Karl-Theodor zu Guttenberg (Chefunter-

händler der Union zum Bereich Wirtschaftspolitik). Er bezog sich

damit auf die Positionen der Wirtschafts- und der Umweltpolitiker

zu diesem Thema. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle

(FDP-Chefunterhändler Wirtschaft) ergänzte: „Wir sind uns einig:

Wir wollen hin zu einer Versorgung mit alternativen Energien.“

Dieser Weg solle beschleunigt werden. Energie müsse in Deutsch-

land aber bezahlbar bleiben. Daher sei die Versorgungssicher-

heit mit immer mehr erneuerbaren Energien und die Schaffung

bezahlbarer Energiepreise gleichgewichtig zu sehen.

Im nächsten Jahr will die neue Bundesregierung ein neues

Energiekonzept für eine kostengünstige, sichere Energieversor-

gung in Deutschland vorlegen. Dabei sollen die erneuerbaren

Energien konsequent ausgebaut und die Laufzeiten von Kern-

kraftwerken verlängert werden. Damit scheint eine Einigung

um die Zukunft bzw. Anpassung des Erneuerbare-Energien-

Gesetzes (EEG) und seiner festen Einspeisevergütungen gefun-

den zu sein. Doch langfristig will die künftige Regierungskoali-

tion die Förderung regenerativer Energien wirtschaftlicher und

die Einspeisung ins Netz effizienter gestalten. Wind-, Wasser-,

Solar- und Bioenergien sollen „so schnell wie möglich markt-

und speicherfähig“ sein.

ler der Union zum

Volkswagen startet 2010 Scirocco-Cup mit Bio-Erdgas

Im nächsten Jahr startet Volkswagen mit dem Scirocco-Cup 2010 einen weltweit ersten Markenpokal, in dem umweltschonendes

Bio-Erdgas statt herkömmlichen Ottokraftstoffs zum Einsatz kommt. Das gab der Autobauer in einer Pressemitteilung bekannt.

„Volkswagen stand in seiner 43-jährigen Markenpokal-Tradition immer für wegweisende Innovationen“, so Volkswagen Motor-

sport-Direktor Kris Nissen. „Der deutsche Scirocco-Cup knüpft an diese Tradition mit einem weltweit einmaligen Konzept an. In

ihm verwirklicht Volkswagen mit dem Einsatz von Bio-Erdgas sowohl das Konzept eines umweltschonenden Antriebs als auch

neue Ideen zum sportlichen Ablauf.“ Der Volkswagen Scirocco-Cup löst 2010

den ADAC-Volkswagen-Polo-Cup als Markenpokal ab. Er wird im Programm

der DTM vertreten sein. Geplant sind neben dem Auftakt- und Finalrennen

in Hockenheim auch Rennen auf dem Norisring, dem EuroSpeedway und

dem Nürburgring. Auch im europäischen Ausland sind Starts geplant.

Die erdgas mobil GmbH wird die Rennserie unterstützen. Dr. Timm Kehler,

Geschäftsführer der Gesellschaft, freut sich: „Erdgas und Bio-Erdgas sind

die Kraftstoffe für den sauberen Rennsport der Zukunft und heute schon

das Beste, was Sie Ihrem Motor geben können.“Foto

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VNG und SWH bauen Energiepartnerschaft aus

Halle, Leipzig. VNG und die Stadtwerke Halle GmbH (SWH)

werden gemeinsam das Kraftwerk Halle-Trotha erneuern. Das

gaben beide Unternehmen Ende November bekannt. Sie wollen

das Kraftwerk über ein Joint-Venture in einer separaten Gesell-

schaft, der Heizkraftwerk Halle-Trotha GmbH, betreiben, an der

sie zukünftig mit jeweils 50 Prozent beteiligt sein sollen.

In Halle-Trotha ist geplant, ein Gasturbinenkraftwerk mit Kraft-

Wärme-Kopplung zu errichten, welches hocheffizient und um-

weltfreundlich Fernwärme und Strom erzeugt. „Die gleichzeitige

Erzeugung von Strom und Fernwärme, die Kraft-Wärme-Kopp-

lung, ist derzeit eines der umweltfreundlichsten und zugleich

rentabelsten Verfahren, den Energieträger Erdgas optimal und

wirtschaftlich zu nutzen“, betont Uwe Barthel, VNG-Vorstand

für Gasverkauf/Technik. „Wir freuen uns, mit der Modernisie-

rung des Kraftwerks Halle-Trotha die Energiepartnerschaft mit

den Stadtwerken Halle weiter auszubauen und somit einen

gemeinsamen Beitrag zur Stärkung der mitteldeutschen Wirt-

schaftsregion zu leisten“, so Barthel weiter.

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Energiepolitik und Wirtschaft

Bundesnetzagentur: Wettbewerb bei Strom und Gas nimmt zu

Die Bundesnetzagentur veröffentlichte ihren Monitoringbericht zur Entwicklung der

Strom- und Gasmärkte. Danach sind im Jahr 2008 weitreichende Änderungen in den

Märkten erfolgt und der Wettbewerb im Energiebereich gewinnt zunehmend an Dynamik.

Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur, sieht diese Entwicklung als Resultat

der Netzregulierung, die den Gastransport und die Eintrittsgebühren für neue Anbieter

verbilligt habe. Auch die Wechselbereitschaft der Kunden sei gestiegen. 2008 hätten

350.000 Kunden ihren Gasanbieter gewechselt, 2007 waren es erst 100.000 Kunden.

Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur: „Die Gaskunden in Deutschland

profitieren immer stärker vom Wettbewerb. Vor drei Jahren konnten die Verbraucher

ihren Anbieter noch gar nicht wechseln. Jetzt ist es zu einer deutlichen Steigerung der

Auswahlmöglichkeiten gekommen.“

Gasbranche setzt auf langfristiges Wachstum

Die Gasbranche setzt für die nächsten 20 Jahre auf ein starkes

Wachstum und langfristige Investitionen. „Ich gehe nicht davon

aus, dass die aktuelle Wirtschaftskrise das bisherige Wachs-

tum der Gasindustrie nachhaltig beeinflussen wird“, so der

Präsident der Internationalen Gas-Union (IGU), Ernesto López

Anadón. In zwei bis drei Jahren werde sich die Gasbranche

deshalb vollständig von der Krise erholt haben, sagte López

Anadón. Das langfristige Wachstum hänge aber auch stark von

geopolitischen Entscheidungen ab. Dabei werde Gas als saubere

Energiequelle andere Energieträger wie Öl und Kohle ersetzen

können. Wichtig sei jedoch eine engere Zusammenarbeit zwi-

schen Produzenten- und Konsumentenländern.

Foto

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Den Bericht können Sie auf den Seiten der Bundesnetzagentur herunterladen: http://www.bundesnetzagentur.de/media/archive/14513.pdf

EU-Parlament debattiert über Energieprojekte – Reul mahnt zum fairen Umgang mit Gasversorgungsunternehmen

Herbert Reul: „Unternehmen

müssen ermutigt werden.“

Das EU-Parlament hat über zwei wichtige Projekte debattiert, die dazu beitragen sollen, Europas

Energieversorgung zu sichern und zu diversifizieren. Zum einen setzt die EU große Hoffnungen auf die

geplante Erdgas-Pipeline Nabucco, die zukünftige Versorgungskrisen vermeiden soll. Zum anderen

ging es um das Mega-Projekt „Desertec“, das Europa einmal mit Solarstrom aus Nordafrika und dem

Nahen Osten versorgen soll. Unterdessen mahnte der EU-Abgeordnete Herbert Reul (CDU), dass die

EU beim Thema Versorgungssicherheit mehr auf die Privatwirtschaft eingehen müsse. „Deshalb ist

auch die Art und Weise, wie wir Energiepolitik betreiben, wie wir mit denjenigen umgehen, von denen

wir Investitionen erwarten, nicht ganz unwichtig. Unternehmen müssen ermutigt werden.“

BGH-Urteil: Kommunale Energienetze in Eigenregie

Zahlreiche Kommunen können künftig Gas- und Stromnetze in

Eigenregie betreiben. Der Bundesgerichtshof (BGH) entschied,

dass die Energieversorger den Gemeinden diese Netze bei

Auslaufen der Konzession verkaufen müssen, wenn dies so

vertraglich geregelt worden war.

Das Urteil ist von weitreichender Bedeutung, weil nahezu alle

Konzessionsverträge zwischen Kommunen und Energiever-

sorgern entsprechende Klauseln zur Übereignung der Netze

enthalten. Tausende davon laufen in den beiden kommenden

Jahren aus.

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Stadtwerke Bad Säckingen

Viel Enthusiasmus für die UmweltZiel der spätherbstlichen Exkursion ist das malerische Bad Säckingen in Baden-Württemberg im Dreiländereck Deutschland –

Schweiz – Frankreich. Dafür gibt es mindestens zwei triftige Gründe, deren Rangfolge rein kalendarischer Art ist. Hier verbindet

eine überdachte historische Holzbrücke über den Hochrhein die deutsche Stadt mit der Gemeinde Stein in der Schweiz. Mit

ihren über 200 Metern Länge ist sie die längste gedeckte Holzbrücke Europas. Eine weitere Besonderheit: Seit 1924 befindet

sich in der Brücke eine stahlgeschweißte Leitung, über die neben Stein auch das weitere schweizerische Münchwilen mit Gas

beliefert wird. Ein weiterer guter Grund der Visite: Seit dem 1. Oktober 2009 werden die Stadtwerke Bad Säckingen GmbH

(SWS) von der VNG mit Erdgas versorgt.

Von Helmut Rosan, freier Redakteur

Am Stuttgarter Flughafen werde ich bereits von

Bernd Müller erwartet, der das hiesige VNG-Ver-

triebsbüro seit etwas mehr als einem Jahr leitet.

Obwohl wir bislang nur per Telefon und E-Mail

in Verbindung standen, ist ein erster persön-

licher Kontakt mit dem offen und sympathisch

auftretenden 38-jährigen Mann, der bis 1995

Betriebswirtschaftslehre studierte und seitdem

in der Energiebranche tätig ist, schnell hergestellt.

Sein sicheres Auftreten und gewinnendes Wesen

sind für einen erfolgreichen Verkäufer wie Müller

unabdingbare Voraussetzungen. Müller muss

im Bundesland Baden-Württemberg immerhin

mit rund 100 kommunalen Versorgern Kontakte

aufbauen und pflegen. Dafür bedarf es nicht nur

eines geschickten „Händchens“, sondern auch

eines klugen Kopfes. Und wenn man wie Bernd

Müller noch mit ganzem Herzen bei der Sache ist,

dann sind das gleich dreifache Voraussetzungen

für eine erfolgreiche Arbeit. Während der Fahrt

Die Holzbrücke verbindet die deutsche Stadt Bad Säckingen mit der Gemeinde Stein in der Schweiz. Fotos: SWS (Michael Rohrer)

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nach Bad Säckingen nutzt er sein Dienstauto als

„mobiles Büro“ und führt zahlreiche Arbeitsge-

spräche. Dennoch bleibt auch ein wenig Zeit für

Privates. Bernd Müller ist mit Susanne verheiratet

und das Duo wird durch die 10-jährige Alina und

den 7-jährigen Nikolas im unlängst bezogenen

neuen Haus zum Glückskleeblatt.

SWS-Engagement für starke Bürgernähe

Nach einer regennassen über 200-km-Fahrt errei-

chen wir gegen Mittag den SWS-Firmensitz in der

Schulhausstraße 40. Und werden sehr herzlich

begrüßt vom Geschäftsführer Hermann Weiß, der

Leiterin Marketing/Vertrieb Johanna Rapp und

Mitarbeiter Paolo Pecoraro. Die drei sind bestens

auf unser Gespräch vorbereitet. So erfahren wir,

dass sich die SWS mit ihren 40 Mitarbeitern und

vier Auszubildenden auf traditionsreichem Boden

angesiedelt haben. Denn an diesem Standort

wurde schon 1888 der erste Gaskessel installiert,

also noch bevor hier gegen 1900 der erste Strom

geliefert wurde.

Herr Weiß erklärt zur Unternehmensphiloso-

phie: „Was Bad Säckingen heute ausmacht, ist

die sprichwörtliche Lebensqualität. Und dafür

setzen wir uns Tag für Tag ein. Mit sicheren und

wettbewerbsfähigen Energielieferungen und

Dienstleistungen, mit bestem Trinkwasser und

Nahverkehr. All diese Leistungen tragen dazu bei,

dass Bad Säckingen heute zu einem attraktiven

Wirtschaftsstandort im Süden Deutschlands zählt –

und es sich hier gut leben lässt.

Wir wollen den Weg, den die Stadtwerke seit Jahr-

zehnten beschritten haben, unter Berücksichti-

gung der sich verändernden Rahmenbedingungen

weitergehen.

SWS-Team für Marketing und Vertrieb: Martina Kilian, Paolo Pecoraro, Alexandra Strittmatter und Leiterin Johanna Rapp (v.l.).

SWS-Geschäftsführer

Hermann Weiß.

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Mit großem finanziellen Aufwand haben die Bürger

ein dichtes Leitungsnetz für die sichere Versor-

gung mit Trinkwasser, mit Erdgas, mit Strom und

mit Fernwärme errichtet. Darüber hinaus sind

Einrichtungen zur Wärme- und Stromerzeugung

sowie zur Wassergewinnung gebaut worden, die

betreut und weiterentwickelt werden.

Wir möchten unseren Kunden weiterhin keinen

Grund geben, sich einem anderen Energieversorger

zuzuwenden. Wir wollen dazu beitragen, dass Bad

Säckingen der Industrie und dem Gewerbe einen

Standortvorteil bieten kann.

Dies erreichen wir durch eine angemessene

Preispolitik und die Weiterentwicklung unserer

Produkt- und Dienstleistungspalette. Es gilt, die

internen Prozesse immer wieder zu optimieren,

die Möglichkeiten des Marktes zu nutzen und

offen zu sein für Kooperationen. Dazu gehört aber

auch, dass wir uns weiterhin unserer gesellschaft-

lichen Verantwortung für die Stadt stellen. Unser

Engagement in den Bereichen Soziales, Kultur und

Sport, insbesondere für Kinder und Jugendliche,

werden wir in verantwortbarem Umfang fortset-

zen.“ Als ein gutes Beispiel merkt Paolo Pecoraro

das Trikot-Sponsoring für die Jugend-Mannschaft

des FC Wallbach an.

Wieder auf das Kerngeschäft kommend, informiert

Hermann Weiß darüber, dass in diesem Jahr nach

der Preissenkung am 1. April um ca. 6,5 % ab dem

1. Oktober nun zum zweiten Mal die Erdgaspreise

um 9 bis 15 % gesenkt wurden.

Auf meine Frage, warum man sich hier im Süd-

westen für die über 800 km entfernte Leipziger

VNG als Erdgaslieferant entschieden hat, erklärt

Weiß mit entwaffnendem Lächeln: „Natürlich

war auch der Preis bestimmend. Aber eben nicht

Fortsetzung von Seite 9

Viel Enthusiasmus für die Umwelt

SWS-Firmensitz in der Schulhausstraße 40.

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allein. Wir haben während der Verhandlungen

sehr schnell das sichere Gefühl bekommen, uns

mit einem kompetenten, zuverlässigen Partner

eingelassen zu haben, der für unsere Wünsche

jederzeit ein offenes Ohr hat. Dieses Gefühl wan-

delte sich in kürzester Zeit in völlige Gewissheit.

In diesem Fall bedeutet relative Ferne durchaus

absolute Nähe.“

Nicht nur ein charmanter, auch ein lebenskluger

Mann. Hermann Weiß begann sein Arbeitsleben

als junger Industriekaufmann beim Kraftwerk

Laufenburg. Nach über 30 Jahren in verschie-

denen Tätigkeiten, zuletzt als Abteilungsleiter,

kam er über gemeinsame Projekte mit den SWS

in Kontakt. Am 1. November 2002 wurde er hier

zum Geschäftsführer bestellt.

„Erholung und Entspannung finde ich bei Kletter-

touren sowie Wanderungen in den Bergen. Sei es

in den nahen Alpen oder auch mal im Himalaya.“

Kein Wunder, dass der 1946 Geborene einen derart

vitalen Eindruck macht.

Energie aus erneuerbaren Quellen

Für die SWS zählen Wasser, Sonne

und Wind zu den favorisierten Ener-

giequellen. Sie haben einen Anteil

von fast 100 % am Energie-Trägermix

des Stroms. Rund 12 % der Strom-

menge werden im eigenen Blockheiz-

kraftwerk aus Erdgas erzeugt. Der

saubere Strom erspart der Umwelt

jährlich rund 16 500 Tonnen CO2.

Bad Säckingen heizt bevorzugt mit

Fernwärme. Schon seit Mitte der

1970er Jahre sind die Kurkliniken

im Norden der Bäderstadt an ein

Fernwärmenetz angeschlossen, das

von einem gasbetriebenen Block-

heizkraftwerk versorgt wird.

Mitte der 1980er Jahre bauten die SWS ein zweites

Fernwärmenetz im Stadtzentrum auf. Die benötigte

Wärme liefert knapp zur Hälfte eine Wärmepumpenan-

lage. Sie nutzt die Abwärme der Turbinen des Rhein-

kraftwerks. Den restlichen Wärmebedarf steuert ein

Sägespäne-Heizwerk bei. Neben der innerstädtischen

Fernwärmeversorgung betreiben die SWS ein Nahwär-

menetz im Wohngebiet Leuserütte. Dort werden eine

Schule und 34 Wohngebäude über einen Holzhack-

schnitzelheizkessel zentral versorgt.

Seit über 120 Jahren werden die Bürger von Bad Sä-

ckingen mit bestem Trinkwasser versorgt. Es stammt

aus den Grundwasserströmen des Hotzenwaldes

und des Rheintals. Das geförderte Wasser ist so rein,

dass es ohne zusätzliche Aufbereitung sogar zur in-

dustriellen Herstellung von Babynahrung verwendet

werden kann.

SWS-Daten im Überblick

Einen vitalen Eindruck machen vor allem aber die Leis-

tungen der Stadtwerke. Deren Gesellschafter sind die

Tourismus GmbH Bad Säckingen (73,7%) und die Ener-

giedienst Holding AG mit 26,3 %. Im Geschäftsjahr 2008

wurde ein Umsatz von 22 Mio. Euro erwirtschaftet.

Erdgas

Absatz: 200 Mio. kWh

Netzlänge: 89 km

Hausanschlüsse: 2388 (inkl. Schweiz)

Strom

Absatz: 78 Mio. kWh

Netzlänge: 179 km

Hausanschlüsse: 2808

Fernwärme

Absatz: 30 Mio. kWh

Netzlänge: 11 km

Hausanschlüsse: 168

Trinkwasser

Absatz: 1,1 Mio. m3

Netzlänge: 100 km

Hausanschlüsse: 3349

Blockheizkraftwerk

der SWS.

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Viel Enthusiasmus für die Umwelt

Hohe Lebensqualität in schöner Umwelt

Bad Säckingen vermittelt seinen Einwohnern und

vor allem den vielen Gästen ein schönes Gefühl

der Lebenslust im Schwarzwald. Hier erlebt man

eine sehr natürliche, ursprüngliche Gastlichkeit,

die saubere Luft des Südschwarzwaldes, das

warme Klima des Hochrheins und darüber hi-

naus die abwechslungsreichen Möglichkeiten

für Erkundungen im Dreiländereck Deutschland –

Schweiz – Frankreich. (Eine Episode der jüngsten

Vergangenheit: Von 1945 bis 1950 stand die Stadt

unter französischer Besatzung.)

Obzwar Bad Säckingen nur knapp 17 000 Einwoh-

ner zählt, bietet es eine vergleichsweise immense

Anzahl an Sehenswürdigkeiten und Freizeitmög-

lichkeiten. Die kleine Stadt verweist auf eine über

1000 Jahre alte Geschichte und betrachtet sich

dabei mit stolzem Selbstbewusstsein als geistiger,

kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt der

Region.

In den vergangenen 70 Jahren wurde das Kurwesen

erheblich intensiviert. Dies fand seine Würdigung

1978 mit der Verleihung des Prädikates „Heilbad“

und dem Namenszusatz „Bad“.

Stolz ist man hier auch darauf: Bad Säckingen ist

2. Bundessieger beim Wettbewerb „Klimaschutz-

kommune 2009“. An dem für Kommunen mit bis zu

20 000 Einwohnern ausgeschriebenen Wettstreit

beteiligten sich insgesamt 58 Gemeinden und

Städte. Hinter der hessischen Stadt Wettenberg

belegte Bad Säckingen auf Bundesebene den

2. Platz, in Baden-Württemberg den 1. Platz.

Sinnstiftend ist das sehr heilsame Mineral-Thermal-

wasser der Badquelle, das seit über 1000 Jahren

Ehemalige Nonnenstiftskirche St. Fridolin, Kirche des um 620 gegründeten und 878 erstmals

erwähnten Frauenstif ts. Die heutige Fassade stammt aus einer nach 1678 eingeleiteten

Barockisierung der Anlage. Fotos: SWS (Michael Rohrer)

Die über 200 Meter lange historische Holzbrücke.

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genutzt wird. Sie ist vom Typ her mit den Thermen

von Baden-Baden vergleichbar, übertrifft diese

jedoch im Mineralgehalt. Des Weiteren gibt es hier

die Fridolinsquelle. Sie wurde 1986 in 600 Meter

Tiefe erschlossen und ist seit 1989 staatlich als

Heilquelle anerkannt. Auf Grund ihrer höheren

Mineralisation garantiert sie im Vergleich mit der

Badquelle zusätzliche Therapiemöglichkeiten.

Einen besonderen Genuss der heilenden Thermen

bietet ein Besuch im „Aqualon“ mit herrlichen

Bäderlandschaften.

1854 erschien das vom Dichter Victor von Scheffel

geschriebene Versepos „Trompeter von Säckin-

gen“, das die Stadt auch weit über ihre Grenzen

berühmt macht. Die auf Tatsachen beruhende Dich-

tung zählte vor 100 Jahren zu den meistgelesenen

Büchern in Deutschland. Und 1884 komponierte

Victor Nessler gar eine gleichnamige Oper. Für

ausgewiesene Katzenliebhaber wie mich ist auch

der Kater namens „Hiddigeigei“ von Interesse, an

den hier eine kleine Skulptur erinnert. (In Ungarn

geboren, über Paris nach Säckingen gekommen,

ist der Kater Scheffels Sprachrohr und Alter Ego,

er übermittelte des Dichters Zeitanschauung und

Skepsis.)

Bad Säckingen und seine reizvolle Umgebung am

Hochrhein und im Naturpark Südschwarzwald

bieten nahezu paradiesische Möglichkeiten für

Erholungssuchende, Wanderer, Radfahrer, Tennis-

spieler, Golfer und Angler. (Die von hier stammende

Sabine Spitz ist übrigens als Olympiasiegerin von

2008 eine der erfolgreichsten Mountainbikerinnen

der Welt.)

Bad Säckingen bietet auch fast unglaublich viele

Einkaufsmöglichkeiten und gastronomische Ein-

richtungen für Geldbeutel jeglicher Größe. Die

Einkaufsmeile befindet sich in der Altstadt zwi-

schen dem Bahnhof und dem Rhein. Große Teile

sind Fußgängerzonen, in denen man in einer

zauberhaften Atmosphäre flanieren kann. Wem

das alles noch nicht reichen sollte, der findet

in der näheren und etwas ferneren Umgebung

weitere attraktive Ausflugsziele, so z. B. den

Rheinfall bei Schaffhausen, den Feldberg, den

Titisee, Basel, Zürich oder Colmar – um nur ei-

nige zu nennen.

Jedenfalls ist Bad Säckingen zu jeder Jahreszeit

eine Reise wert und ich freundete mich gedanklich

schon nach kürzester Zeit mit einem Wiedersehen

an, das allerdings dank der hier sprichwörtlichen

Lebenslust einen längeren Aufenthalt vorsehen

sollte. Herzlichen Dank an das SWS-Team um

Hermann Weiß und meinen umsichtigen Betreuer

Bernd Müller für die interessanten Informationen

und eine kaum zu überbietende Gastfreund-

schaft.

Das Schloss Schönau.

Der Trompeter von Säckingen.

Brunnen mit Skulptur „Kater

Hiddigeigei“.

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Erdgas-Technik

Gürtel oder Hosenträger?Die Hamburger Gaswerke leisteten sich einst ein eigenes, kleines Forschungsunternehmen auf ihrem Werksgelände an der

Billwerder Bucht, einem Seitenarm der Nordelbe. Den Blick aufs Wasser haben die Mitarbeiter noch heute, gehören aber

inzwischen zu einem anderen Unternehmen, in dem sie unter dem Namen BAXI INNOTECH Technologien entwickeln und Neues

bauen. Mit den Hamburger Gaswerken gibt es nach wie vor einen freundschaftlichen Verbund.

Von Thomas Biskupek, freier Journalist

Die european fuel cell gmbh wurde 1999 als For-

schungsunternehmen gegründet. Sie geht aus

der HGC Hamburg Gas Consult, einer hundert-

prozentigen Tochter der ehemaligen Hein Gas

Hamburger Gaswerke GmbH hervor, die heute zur

E.ON Hanse gehört. Von Beginn an war es erklärtes

Ziel, wirkungsvolle Brennstoffzellen-Heizgeräte

für das Einfamilienhaus im europäischen Markt

zu entwickeln.

Gas veredeln

Deshalb untersuchen Spezialisten Techniken, um

Gas zu veredeln. Heutzutage heißt das, Aggregate

zu entwickeln, bei denen das Gas nicht nur ver-

brannt wird, sondern für die Kunden ein höherer

Gebrauchswert entsteht.

Geschäftsführer Guido Gummert meint dazu: „Wir

untersuchten, welche Technik den Brennwertge-

räten nachfolgen könnte.“ Man habe die wirkliche

Zukunft nicht in Solaranlagen oder Wärmepumpen

gesehen, die nur einen Marktanteil von fünf Prozent

erreichen. Auch in der Kombination von beidem

sah man nicht die grundsätzliche Perspektive,

sondern in technischen Anlagen, die neben Wärme

auch Elektroenergie erzeugen.

Unterm Baxi-Dach

Um auf diesem Gebiet effektiver zu forschen,

wollten die Entwickler und die Gaswerke sich

trennen – ohne die Zusammenarbeit zu beenden.

Es entstand die european fuel cell gmbH. Die ging

später unters Dach der Baxi Group, einem euro-

paweit agierenden Verbund von Firmen, die sich

mit Themen rund um Heizgeräte befassen. Seit ein

paar Jahren heißt das Hamburger Unternehmen

BAXI INNOTECH.

Zusammen mit der August Brötje GmbH, dem Her-

steller von Heizungstechnik mit einem großen Ver-

triebssystem, und dem DACHS-Hersteller SenerTec

Kraft-Wärme-Energiesysteme GmbHg, bildet das

Funktionsweise einer Brennstoffzelle. Quelle: Initiative Brennstoffzelle

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„Das Brennstoffzellen-Heizgerät (BZH) fürs Eigenheim auf den Markt zu bringen, ist klar darauf ausgerichtet, alle beteiligten Marktpartner frühzeitig einzubeziehen

und gemeinsam eine sinnvolle Wertschöpfungskette auf Basis einer Win-Win-Situation aufzubauen“, sagt Guido Gummert, Geschäftsführer der BAXI INNOTECH. |

Entwicklungslabor und Fertigungshalle von BAXI INNOTECH in Hamburg: Ab Herbst 2009 geht das neue, dort gefertigte Brennstoffzellen-Heizgerät GAMMA 1.0

in den Feldtest – auch bei VNG. Quelle: BAXI INNOTECH

Unternehmen den deutschen Teil der Gruppe. BAXI

INNOTECH ist dabei anfangs als reines Forschungs-

und Entwicklungsunternehmen angetreten. Mit

zunehmenden Forschungsergebnissen erwies es

sich als notwendig, einige Produktionen selbst

voranzutreiben. Dabei war die Bindung an die

Gaswerke vorteilhaft. Diese brauchten einige

Produktionsräume nicht mehr. BAXI INNOTECH

übernahm sie mit Handkuss. Aus dem kleinen

Forschungsbetrieb mit anfangs acht Mitarbeitern

war mittlerweile ein Unternehmen geworden, das

44 Mitarbeitern Lohn und Brot gibt und nach wie

vor nach neuen Mitarbeitern sucht.

Zukunft: Brennstoffzelle

Seit Jahren verfolgen die Innotech-Experten ganz

konkrete Forschungen, um Brennstoffzellen so

zu entwickeln, dass sie zu Energiequellen der

Zukunft werden.

Zuerst bemühten sich die Hamburger um Stirling-

heizgeräte. Sie hängen im Forschungsbereich der

Firma an der Wand und dienen vor allem immer

weiterführenden Untersuchungen. Gummert meint,

sie seien ein Weg für künftige Entwicklungen. An

ihnen könne man vieles erforschen, was für mo-

derne Heizungen notwendig ist. Deshalb werden

die Stirlinganlagen auch weiter entwickelt.

Dann erprobte man erfolgreich unter der Bezeich-

nung BETA erste Heizgeräte mit Brennstoffzellen.

Ganz zufrieden waren die Entwickler aber nicht.

Gummert meint, genau genommen sei das, als

würde man einen Gürtel tragen und noch Hosen-

träger dazu, weil man sich eben nicht sicher ist,

ob die angestrebten Ergebnisse erreicht werden.

Er betrachtet die BETA-Geräte als durchaus erfolg-

reiche, in längeren Feldtests erprobte Vorstufe der

gegenwärtigen Entwicklung.

Diese läuft unter der Bezeichnung GAMMA 1.0

und wird in diesem Herbst als technisch bereits

ausgereiftes Konzept im Feldtest final erprobt.

Zwar haben auch Laien inzwischen gehört, dass

Brennstoffzellen mit Wasserstoff laufen. Aber

wie das konkret aussieht, wissen die Wenigsten.

Schließlich kann man das Gas nicht mit einem

Netz aus dem Wasser fangen. Dieses leichteste

der chemischen Ele-

mente kommt meist

als H2 vor, als farb-

und geruchloses Gas.

Es ist Bestandteil des

Wassers und beinah

aller organischen Ver-

bindungen, auch von

lebenden Organismen.

Für Brennstoffzellen

ist es in dieser gebun-

denen Form jedoch

nicht verwendbar.

Gespaltener Wasserstoff

Auch Methan – der Hauptbestandteil von Erdgas –

enthält zu mehr als 50 Prozent Wasserstoff. Dieser

Wasserstoff, mit einem so genannten Reformer

im Brennstoffzellen-Heizgerät aus Erdgas gelöst,

wird an der Anode der Brennstoffzelle aufge-

spalten. Das Elektron wird zu Gleichstrom. Das

Proton wandert zur Kathode, reagiert mit dem Luft-

sauerstoff und verwandelt sich in Wasserdampf

Innovative Produkt-

entwicklungen mit

der KWK-Technologie im europäischen Markt voranzu-

bringen ist die Kernkompetenz der BAXI INNOTECH: die

Entwicklung und Umsetzung von Projektideen bis zum

Markteinstieg voranzutreiben – die Produktion von Klein-

serien inbegriffen. Sie zielt darauf ab, den wirkungsvollen

Einsatz von Brennstoffzellen-Heizgerät und Wärmespeicher

im Einfamilienhaus in seiner Leistungsfähigkeit zu opti-

mieren. Jedes Projekt bringt Erkenntnisse, die den anderen

Tochterunternehmen des BAXI Konzerns für ihren eigenen

Markt offenstehen.

BAXI INNOTECH

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bei rund 70° Celsius. Der Gleichstrom wird zu

Wechselstrom umgewandelt, der Wasserdampf

wird zu Heizwärme. Moderne Energieerzeuger,

die Strom und Wärme zugleich produzieren, sind

nicht mehr ganz neu, die Ausbeute bei den Ham-

burger Prototypen sehr wohl. Den Wirkungsgrad

beziffern die Fachleute bei Strom mit 32 Prozent

und insgesamt mit 96 Prozent. Das klingt bislang

wundersam für praktisch einsetzbare Anlagen.

Die Brennstoffzellen-Technologie funktioniert

übrigens nicht nur mit dem Methan aus Erdgas,

sondern auch mit Biogasen, die aus biologischem

Anbau, aus Deponien und ausgekohlten Gruben

gewonnen werden.

Bundesweit größter Praxistest

Die Brennstoffzelle ist das Kernstück der von Baxi

entwickelten GAMMA 1.0-Anlagen für das Beheizen

von Eigenheimen. Die möglichen Dimensionen

Die technischen Daten der „GAMMA 1.0“ „Gamma 1.0“ ist das Brennstoffzellen-Heizgerät von

BAXI INNOTECH für Strom und Wärme im Eigenheim.

KWK-Teil

• Typ Niedertemperatur PEM-Brennstoffzelle (70 °C)• Leistung (el/th) max. 1,0 kWel/1,7 kWth

• Betriebsart modulierend• Modulation ca. 100–30 % PelN

• Brennstoff Erdgas, Bio-Erdgas• el. Wirkungsgrad (Hu) 32 %• cos П 0,9 ind. bis 0,9 kap.• Gesamtwirkungsgrad KWK ca. 85 %

Integriertes Zusatzheizgerät

• Typ Brennwertgerät• Leistung 3,5–15 kW oder 3,5–20 kW• Normnutzungsgrad 109 % (|N bei 40/30 °C)

Gesamtgerät

• Gesamtwirkungsgrad > 96 %(nach DIN EN 50465 bei VL/RL 60/40 °C)

• Größe (mm), L x B x H 600 x 600 x 1600• Gewicht ca. 200 kg• Gehäuse lackiert, vollgekapselt• Erdgasdruck 20/25 mbar (EN 437)• Elektrischer Anschluss 230 V/50 Hz• Netzunabhängiger Betrieb Notbetrieb integriert,

Inselbetrieb nachrüstbar• Betriebsart stromgeführt, wärmegeführt,

Energiemanager geregelt, zentral gesteuert (virtuelles Kraftwerk)

• Heizkreis verschiedene Einbindungsvarianten (z. B. ungeregelt, geregelt)

werden daran deutlich, dass allein in Deutschland

jährlich 640.000 solcher Häuser gebaut werden.

Davon würden sich etwa 250.000 für Heizungen

eignen, wie sie in Hamburg entwickelt werden.

Es gibt also einen riesigen Markt. An der Stelle

treffen sich die Interessen der Hersteller, der Gas-

lieferanten und der Bundespolitik; sie alle haben

sich im Callux-Programm zusammengeschlossen.

Callux, der bundesweit größte Praxistest von

Brennstoffzellen-Heizgeräten fürs Eigenheim, ist

ein Projekt, das gemeinsam von Gaswirtschaft

und Heizgeräteherstellern mit Unterstützung des

Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadt-

entwicklung (BMVBS) verfolgt wird. Im Rahmen des

Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff-

und Brennstoffzellentechnologie investiert die

Industrie gemeinsam mit dem Ministerium eine

Milliarde Euro, um den Einsatz der innovativen

Technologie voranzutreiben. Der Vorgänger der

GAMMA 1.0, die BETA 1.5 Plus aus Hamburg, ist

bereits mehrfach beim Callux-Projekt eingesetzt

worden.

Großer Optimismus

Die Vorteile der Geräte liegen vorrangig darin,

dass sie Wärme für die Beheizung der Wohnräu-

me zur Verfügung stellen, gleichzeitig aber auch

dezentral Strom erzeugen – und das sogar mit

vergleichsweise hohen Wirkungsgraden. Der

ehemalige Bundesminister für Verkehr, Bau und

Stadtentwicklung, Wolfgang Tiefensee, zeigte sich

überzeugt: „Brennstoffzellen sind eine wichtige

Option für eine nachhaltige und wirtschaftliche

Energieversorgung im Haus. Mit dem ‚Leuchtturm-

projekt Callux‘ starten wir gemeinsam mit Partnern

aus der Industrie eine beispielhafte Initiative mit

großem Praxisbezug, einen der weltweit größten

Praxistests für den Einsatz von Brennstoffzellen

im Gebäudebereich.“ Auch die Partner des Kon-

sortiums sind optimistisch. Sie hoffen, dass in

der ersten Phase des Projektes bis zum Jahr 2012

bereits so viele Brennstoffzellen-Heizgeräte bun-

desweit installiert sind, dass anschließend in der

zweiten Phase die Marktvorbereitungen anlaufen

können. Beteiligt sind die drei Gerätehersteller

BAXI INNOTECH, Hexis und Vaillant sowie die fünf

Energieversorger EnBW, E.ON Ruhrgas, EWE, MVV

Energie und VNG.

Fortsetzung von Seite 15

Gürtel oder Hosenträger?

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Waren sich bereits 2008 zum

Start des Callux-Projektes da-

rüber einig, dass die Energie-

erzeugung für das Eigenheim

effizienter und klimafreund-

licher gestaltet werden muss:

der damalige Verkehrs- und

Bauminister Wolfgang Tie-

fensee und Guido Gummert,

Geschäf tsführer der BA XI

INNOTECH. Quelle: BAXI INNOTECH

Win-win-Situation

Die Hamburger sind schon deshalb von dem

Callux-Projekt überzeugt, weil es die Kosten dämpft

und mehr Interessenten für diese Technologie

ansprechen dürfte. Gummert ist sich sicher: Hier

ergibt sich eine Win-win-Situation für alle. Die

Häuslebauer bekommen langfristig besser kal-

kulierbare niedrigere Heiz- und Stromkosten. Die

Partner in der Gasbranche setzen mehr ab, weil

sie ihren Kunden nun auch die Stromherstellung

ermöglichen. Und die BAXI INNOTECH kann mit

einem schnell wachsenden Absatz ihrer Anlagen

rechnen. Zusätzlich haben auch die Partner im

Fachhandwerk einen Vorteil durch langfristige

Serviceverträge.

Überhaupt sieht der Firmenchef in den Hand-

werkern ganz wichtige Partner. „Bisher haben

wir deutschlandweit etwa 50 geschult. Dieses

Programm läuft weiter und ist für die Handwerker

kostenlos. Je besser sie unser Produkt verstehen,

umso besser können sie es so betreuen, dass

sie auch gute Werbeträger sind. Das ist man nur,

wenn man vom Vorteil des Produkts überzeugt

wurde.“

„Revolution in der Haustechnik“

Natürlich ist die Brennstoffzelle der Hamburger

nicht das einzige Argument für ihre Technik, denn

daran forschen auch andere. An der Elbe hat man

aber auch darüber nachgedacht, wie aus einer

optimierten Programmierung zusätzliche Vorteile

generiert werden können. Der Energiemanager im

Aggregat „lernt“ gewissermaßen die Gewohnheiten

des Anwenders und arbeitet danach. Er stellt zu

bestimmten Zeiten mehr Strom zur Verfügung und

lädt die Wärmespeicher so auf, dass die Energie

möglichst effektiv genutzt wird. Gummert nennt

die bisher erreichten Ergebnisse „Revolution in

der Haustechnik“. Das werde es nun auch attraktiv

machen, bisher unerschlossene Neubaugebiete an

den Stadträndern ans Gasnetz anzuschließen.

Er führt die Produktionsräume vor, wo derzeit Her-

stellung von GAMMA 1.0-Anlagen und Forschung

Hand in Hand gehen. Auch das Servicezentrum

führt der Chef vor. Es ist darauf angelegt, mit Part-

nern überall in Deutschland zu kommunizieren und

in deren Anlagen zu schauen. Oliver Wenske, der

hier alles kontrolliert, weiß: Wirkliche Probleme

habe es noch nicht gegeben. Die Handwerker vor

Ort vergewissern sich höchstens: „Habe ich alles

richtig gemacht?“

Kostensenkende Tüftelei

Die Verwendung von Methan aus Erdgas macht

deutlich, warum die Hamburger Gaswerke ebenso

die Zusammenarbeit mit BAXI INNOTECH suchen wie

die Leipziger VNG: Beide verkaufen Erdgas und set-

zen auf innovative Technologien für ihr Geschäft.

Dass BAXI INNOTECH so eng mit der Leipziger VNG

zusammenarbeitet, hat aber auch mit jahrelangen

guten Erfahrungen zu tun. So wollte einmal die

Stadt Halle, dass auf der Peißnitzinsel, mitten in

der Saale, völlig ohne Emissionen geheizt wird.

Aus Hamburg kam die Technik, aus Leipzig das

Gas. Die Auftraggeber waren zufrieden.

In diesem und im nächsten Jahr sollen noch Feld-

testanlagen in Betrieb genommen werden – das

dient aber zunächst nur der Forschung. Aber die

Wissenschaftler legen Wert darauf: Kleine Stück-

zahlen für die Erprobung durften teuer sein, wenn

die Technik sich durchsetzen soll, müssen die

Kosten pro Aggregat jedoch deutlich sinken. Dabei

hilft das Callux-Programm, um so etwas effektiv

zu fördern. Vor allem wollen die Fachleute aber

auch selbst dazu beitragen. Die eigene Produktion

hilft, an Fertigungstechniken zu tüfteln, die die

Produktionskosten je Stück deutlich senken –

egal, wo sie dann erfolgt. Das soll weit in die

Zukunft fortgeführt werden.

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Erdgasfahrzeuge

Das Erdgas-Tankstellennetz wächst unaufhaltsamIm Herbst dieses Jahres eröffnete die VNG-Erdgastankstellen GmbH (VNG-T) gleich drei neue Erdgastankstellen in Halle/Saale,

Ribnitz-Damgarten und Grimma. Insgesamt 4,2 Millionen Euro investiert die VNG-T seit dem vergangenen Jahr in den Bau von

16 neuen Erdgastankstellen vorwiegend in Ostdeutschland. Sieben Tankstellen wurden bereits in Betrieb genommen. Diese

liegen verkehrsgünstig vor allem in Autobahnnähe und an viel befahrenen Bundesstraßen.

Den ersten Tankstopp in Halle übernahmen Biathlon-Legende Frank-Peter Roetsch, Kanutin Tanja Schuck und Wasserspringerin Katja Dieckow (v.l.). Foto: Westend

Von Mandy Nickel, Redaktion

Klare Vorteile

Warum sich VNG-T für den Ausbau des Tank-

stellennetzes engagiert, erklärt Maik Hendler,

technischer Geschäftsführer der VNG-T: „Die

Politik fordert aktiv die Reduktion von verkehrs-

bedingten Emissionen. Dies kann man mit Erdgas

als Kraftstoff erreichen und hier wollen wir ganz

klar unseren Beitrag für eine umweltschonende

und leistungsstarke Verkehrswirtschaft leisten.“

Hendler betont zudem: „Mit keinem anderen

verfügbaren Kraftstoff lassen sich Wirtschaft-

lichkeit und Umweltfreundlichkeit, verbunden

mit der Fahrdynamik der neuen Turbo-Modelle,

so gut kombinieren.“ Er stellt noch einmal heraus:

„Erdgasfahrzeuge stoßen keine Rußpartikel aus

und verursachen damit kein Feinstaubproblem.“

Im Vergleich mit Benzinautos schneiden sie

sogar vierfach besser ab: die CO2-Emissionen

verringern sich um 25 Prozent, der Ausstoß von

Kohlenmonoxid um 75 Prozent, von Stickoxiden

um 60 Prozent und von Kohlenwasserstoff um

40 Prozent.

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Bio-Erdgas im Tank

Nahezu CO2-neutral ist der Einsatz von klimascho-

nendem Bio-Erdgas. Nach Angaben der erdgas

mobil GmbH wird Bio-Erdgas in unterschiedlichen

Anteilen mittlerweile an jeder zehnten der rund

850 Erdgastankstellen in Deutschland angebo-

ten. So auch an der Erdgastankstelle der VNG-T

in Birkenwerder, an der derzeit zehn Prozent des

grünen Erdgaspendants beigemischt werden. Auch

an anderen Tankstellen der VNG-T ist der Einsatz

von Bio-Erdgas vorgesehen.

Neue Preisauszeichnung favorisiert

„Die steigenden Absatzmengen an unseren

Tankstellen zeigen uns, dass Erdgas sehr gut

angenommen wird“, bilanziert Hagen Kuschel,

kaufmännischer Geschäftsführer der VNG-T.

„Allein die Mengen an unseren Erdgastankstellen

in Birkenwerder und Dresden, die wir als erste

vor gut einem Jahr in Betrieb nahmen, hat sich

inzwischen verdreifacht.“ Um das Interesse an

Erdgasfahrzeugen weiter zu steigern – aktuell

sind über 85.000 Fahrzeuge in Deutschland zu-

gelassen – hebt die VNG-T neben den positiven

Umwelteffekten auch die wirtschaftlichen Vor-

teile besonders hervor. „Die Auszeichnung am

Foto: Westend

Aral Erdgastankstelle

Kreckwitzer Straße 2

02625 Bautzen

Tel. + 49 3591 211090

Kraftstoffqualität: H-Gas

Total Autohof Erdgastankstelle

B 91 BAB 38, Leuna

06667 Reichardswerben (bei Leuna)

Tel. + 49 3443 3383245

Kraftstoffqualität: H-Gas

Total Erdgastankstelle

Hauptstraße 200

16547 Birkenwerder

Tel. + 49 3303 501693

Kraftstoffqualität: H-Gas

10% Bio-Erdgas

Betriebshof der OBS Omnibus-

betrieb Saalkreis GmbH

Kaolinstraße 12

06126 Halle/Saale

Kraftstoffqualität: H-Gas

offen für Auto- und Busfahrer

Total Erdgastankstelle

Hamburger Straße 44

01067 Dresden-Friedrichstadt

Tel. + 49 351 4942558

Kraftstoffqualität: H-Gas

Aral Erdgastankstelle

Hengstbergstraße 11

04668 Grimma

Tel. + 49 3437 760812

Kraftstoffqualität: H-Gas

Aral Erdgastankstelle

B 105/Alte Klockenhäger Landstraße

18311 Ribnitz-Damgarten

Tel. + 49 03821 2659

Kraftstoffqualität: H-Gas

Preismast einer Tankstelle lässt momentan nicht

auf Anhieb den Preisvorteil von Erdgas gegen-

über anderen Kraftstoffen erkennen“, bedauert

Kuschel. „Erdgas als Kraftstoff wird in Kilogramm

abgerechnet. Ein Kilogramm Erdgas enthält so

viel Energie wie 1,5 Liter Superbenzin oder 1,3 Li-

ter Diesel. Umgerechnet ist Erdgas damit etwa

50 Prozent günstiger als Benzin und mehr als

30 Prozent günstiger als Diesel“. Leider könne

man die Abrechnung von Erdgas nicht einfach

auf Liter umstellen. Alternativ favorisieren Gas-

wirtschaft sowie Autohersteller eine Angabe in

Normkubikmeter, die in etwa der Angabe von

Diesel in Liter entspricht und die Kunden an ihrem

Gaszähler von zu Hause gewohnt sind. Derzeit ist

allerdings noch offen, wann durch eine entspre-

chende Gesetzgebung die Voraussetzung für die

neue Preisauszeichnung geschaffen ist.

Gute Perspektive

Für das kommende Jahr hat sich die VNG-T viel

vorgenommen. Bis zu sechs weitere Erdgastank-

stellen sollen 2010 in Betrieb genommen werden.

Bereits zu Jahresbeginn ist die Eröffnung einer

innerstädtischen Tankstelle in Berlin und die In-

betriebnahme der Erdgastankstelle in Wustermark

an der Autobahn A 10 geplant.

Die Erdgaszapfsäulen der VNG-Erdgastankstellen GmbH im Überblick

Den ersten Tankstopp

in Ribnitz übernahmen

Uwe Ehlers (l.) und Brad-

ley Carnell vom FC Hansa

Rostock.

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Tschechien

Der tschechische

Erdgasmarkt hat

eine Besonderheit –

ein ebay für Erdgas.

Von Mandy Nickel, Redaktion

Zweistufige Versorgung

Seit 1993 hat die tschechische Gasindustrie eine

zweistufige Versorgungsstruktur. Das Unterneh-

men Transgas übernimmt Import und Transport

und beliefert die regionalen Weiterverteiler. Diese

Regionalgesellschaften sind vergleichbar mit den

deutschen Regionalversorgern und übernehmen

die Versorgung der Endkunden. Stadtwerke sind

bis auf wenige Ausnahmen nicht im Erdgasge-

schäft tätig, sie haben sich vor allem auf den

Fernwärmemarkt konzentriert. Bis 2000 war

der Staat alleiniger Anteilseigner an Transgas.

Zudem besaß er unterschiedliche Anteile an den

Weiterverteilern. 2002 verkaufte der tschechische

Staat jedoch die Beteiligungen an Transgas sowie

an den einzelnen Distributionsgesellschaften

an die deutsche RWE. Dafür ist die RWE-Gruppe

heute mit rund 2,3 Millionen Endverbrauchern der

größte Gasversorger in Tschechien. Der Markt-

anteil liegt bei rund 80 Prozent.

Ein Preis für alle

Eine Besonderheit gilt allerdings: RWE Transgas

muss ihr importiertes Erdgas allen Marktteil-

nehmern zu gleichen Konditionen anbieten. Die

jährliche Menge von RWE Transgas in Höhe von

8,4 Milliarden Kubikmeter Erdgas wird nach dem

so genannten „quantity allocation system“ (QAS)

verkauft. Das Verfahren startet immer am 1. Juli.

Nachdem die QAS-Teilnehmer eine Vertraulich-

keitserklärung unterzeichnet haben, erfahren sie

den Preis für den Kubikmeter Erdgas. Er orientiert

sich am Marktwert und ist für alle Käufer gleich.

Bis September haben die Händler dann Zeit, um

die Menge anzugeben, die sie am virtuellen Han-

delspunkt geliefert bekommen möchten. Sofern

mehr als 8,4 Milliarden Kubikmeter Erdgas ange-

fragt werden, wird das Verfahren geschlossen.

Alle Teilnehmer müssen dann ihre Kunden nach-

weisen, die sie beliefern wollen. Das Prinzip ist

besonders für kleine Händler attraktiv. Sie können

Erdgas damit zu gleichen Konditionen einkaufen

wie große Händler.

Geringe Wachstumschancen

Die von RWE Transgas zur Verfügung gestellten

8,4 Milliarden Kubikmeter decken allerdings nicht

zu hundert Prozent die nationale Gasnachfrage in

Tschechien ab. Die liegt für 10 Millionen Einwoh-

ner bei rund 8,7 Milliarden Kubikmeter Erdgas

pro Jahr (2007, Quelle: Ministerium für Industrie

und Handel). Im Vergleich: In Ostdeutschland

verbrauchen rund 17 Millionen Einwohner etwa

17 Milliarden Kubikmeter. Die Differenzmenge

Tschechien ist der erste Markt, in dem VNG nach der Wende ausländische Beteiligungen erwirbt. Das hat

vor allem historische Dimensionen, denn bereits zu DDR-Zeiten hatte VNG eine Repräsentanz in der Tsche-

choslowakei. 1996 übernimmt VNG rund ein Viertel der Anteile an der Severočeská plynárenská (SČP). Das

Unternehmen stellt die Erdgasversorgung in Ústí nad Labem sicher, immerhin mit rund 100.000 Einwohnern

die neuntgrößte Stadt in der Tschechischen Republik. Auch in anderen Städten in Nordböhmen ist das Un-

ternehmen aktiv, versorgt rund 308.000 Endkunden. Anteile an der SČP hält VNG heute nicht mehr, dafür

gründete sie im Jahr 2000 die Energie Bohemia a. s., ebenfalls mit Sitz in Ústí nad Labem und im Jahr 2005

erwarb sie von den Stadtwerken Leipzig die Beteiligung an Teplárny Jablonec. Diese wurde kurze Zeit später zur VNG Energie Czech umfirmiert und hat ihr

Wärmegeschäft in die H-therma ausgelagert. Die Energie Bohemia ist im Jahr 2007 aktiv

in den Erdgasgroßhandel in Tschechien eingestiegen.

Im vergangenen Jahr ist die Energie Bohemia mit 61 Millionen kWh (5,7 Millionen

Kubikmeter) abgesetztem Erdgas und einem Umsatz von 2,3 Millionen Euro gestartet.

Für 2009 sind 1,3 Milliarden kWh (117 Millionen Kubikmeter) Absatz, 30 Millionen Euro

Umsatz und ein Marktanteil in Tschechien von 1,6 Prozent geplant.

VNG in Tschechien

Hier fällt der Hammer zum Einheitspreis

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wird durch zahlreiche weitere Importunternehmen

– unter ihnen auch die Energie Bohemia – ins Land

gebracht. Laut einer Erhebung des tschechischen

Ministeriums für Industrie und Handel (Mai 2008)

liegt der Anteil von Erdgas an den Primärener-

giequellen bei rund 20 Prozent. Tschechien hat

demnach annähernd 2,8 Millionen Gasbezieher,

wobei etwa 45 Prozent auf die Großabnehmer

entfallen, 10 Prozent auf die mittleren, 13 Prozent

auf die Kleinabnehmer und 30 Prozent auf private

Haushalte. Der tschechische Erdgasmarkt gilt nicht

als Wachstumsmarkt. Mit rund 60 Prozent ist die

Versorgungs- und Anschlussdichte relativ hoch.

Diversifizierter Bezug

Historisch ist Tschechien, ähnlich wie Ostdeutsch-

land, von russischem Erdgas abhängig. Allerdings

hat der tschechische Staat seit 1996 auf das Prin-

zip Diversifizierung gesetzt. Neben geringen Eigen-

erdgas-Reserven setzt man vor allem auf Erdgas

aus Norwegen. Das Verhältnis von russischem

und norwegischem Erdgas beträgt in etwa 75 zu

25. Das diversifizierte Bezugsportfolio war ein

Grund, warum Tschechien während des russisch-

ukrainischen Gasstreites im Januar 2009 keine

Versorgungsengpässe befürchten musste.

Erdgasspeicher

Der Gasstreit verlief für Tschechien auch deshalb

entspannter, weil das Land auf Erdgasspeicher

setzt. Rund 2,8 Milliarden Kubikmeter Erdgas

können in Untergrundspeicher gefahren werden,

das entspricht rund einem Drittel des jährlichen

Gasabsatzes. Der Speicherzugang ist reguliert,

die Zugangsbedingungen und Preise können

wie in Deutschland vom Betreiber vorgegeben

werden. Größter Speicherbetreiber ist wie im

Import- und Transportgeschäft die RWE-Gruppe.

Die Beteiligung RWE Gas Storage betreibt sechs

Speicher mit einer Kapazität von rund 2 Milliarden

Kubikmeter.

Liberalisierter Erdgasmarkt

Der tschechische Erdgasmarkt gilt seit 1. Januar

2007 als vollständig liberalisiert. Handel und

Netz sind rechtlich getrennt. Versorger werden

von der tschechischen Kartellbehörde UOHS

und von der Energieregulierungsbehörde ERÚ

– vergleichbar mit der deutschen Bundesnetz-

agentur – überwacht. Zahlreiche Gashändler

sind in Tschechien ins Geschäft eingestiegen,

Großkunden und Endverbraucher können pro-

blemlos ihren Gasversorger wechseln. Während

Erdgashändler in Deutschland noch in zahlrei-

chen Marktgebieten buchen müssen, gibt es

in Tschechien einen einheitlichen Markt. Zum

1. Januar 2010 wird sich der Gashandel zudem

weiter vereinfachen. Dann geht der virtuelle Han-

delspunkt in eine von RWE Transgas Net unab-

hängige Gesellschaft über und wird damit zu

einem eigenständigen HUB zum Abtausch von

Erdgasmengen.

Quelle: Bilanzzentrum der Tschechischen Republik, 2008

6.000

7.000

7.500

8.000

6.500

9.500

9.000

8.500

10.000

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Ist-Absatz und Klimabereinigte Werte in der Tschechischen Republik

Ist-Absatz Klimabereinigte Werte

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Erdgas-Marke

Ein Produkt, zwei Märkte, ein MarkenkernIn den vergangenen zwei Jahren hat die Erdgasmarke einen neuen Markenauftritt und zumindest einen kleinen

Relaunch erhalten. Nun ist wieder alles neu: grüner Schriftzug, grünes Blatt, zwei verschiedene Claims.

Von Mandy Nickel, Redaktion

Neues Markenmodell

Warum man sich für die abermalige Neupositionie-

rung entschieden hat, erklärt Jan Schuster, Leiter

Strategisches Marketing bei VNG: „Erdgas muss

sich zum einen im Wärmemarkt gegenüber anderen

fossilen Energieträgern abgrenzen und als idealer

Partner für regenerative Energieträger darstellen.

fungiert damit als gemeinsame kommunikative

Klammer in beiden Märkten.

Erdgas in zwei Märkten

Die differenzierte Ausprägung der Erdgas-Positio-

nierung für die Kernmärkte spiegelt sich dagegen in

Claim und der Tonalität wider. Die Markenpositio-

nierung im Wärmemarkt heißt „Natürlich effizient“.

Damit soll Erdgas als moderner Energieträger

auftreten, der mit ausgereiften Techniken funkti-

oniert und viele Kombinationsmöglichkeiten mit

regenerativen Energien bietet. Im Kraftstoffmarkt

wird Erdgas mit dem Claim „Natürlich mobil“

kommuniziert. Damit will man vor allem eines

implizieren: Der Erdgasantrieb ist hochmodern und

bietet wirtschaftlichen und umweltfreundlichen

Fahrspaß. Statt ökonomischen Pragmatismus

spricht man zukünftig eher eine Zielgruppe an, die

Mobilität und Dynamik vereinen will und progressiv

und erlebnisorientiert ist.

Neues Markenbild

Auch die Visualisierung der neuen Erdgasmarke

stützt konsequent den Markenkern „Natürlich“.

Dafür stehen das Blatt als Bildzeichen im Logo

und die Primärfarbe Grün. Es gibt keine metapho-

rischen Umwege, das Blatt transportiert direkt

den Kern der Marke Erdgas – eine Tatsache, die

nicht zuletzt in Studien belegt wurde. Übrigens:

Auch die Bildwelten, also jene Bilder und Fotos,

die beispielsweise in Anzeigen und Broschüren

Verwendung finden, werden zukünftig die Natür-

lichkeit transportieren.

Die früheren Alleinstellungsmerkmale von Erdgas

haben mittlerweile an Zugkraft verloren – darin

sind sich alle Unternehmen der Gaswirtschaft

einig. Jetzt gilt es, mit innovativen Kommunikations-

lösungen die Sicht der Verbraucher auf das Produkt

merklich zu verbessern und die Marke Erdgas

wieder zu stärken. Einzig bleibt zu hoffen, dass

der Markenrelaunch von längerer Verweildauer ist.

Dem Image von Erdgas würde das nur gut tun.

Zum anderen muss Erdgas aber auch im Kraftstoff-

bereich stärker als Marke hervortreten und die öko-

logischen und ökonomischen Vorteile ausspielen.

Mit Bio-Erdgas gibt es mittlerweile ein neues starkes

Argument, das sich in der Produktpositionierung

widerspiegeln muss.“ Aus diesem Grund haben der

Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft

und die Unternehmen der Gaswirtschaft ein neues

Markenmodell für Erdgas entwickelt: ein Produkt,

zwei Märkte, ein Markenkern.

Einheitlicher Markenkern

Mit den beiden Positionierungen Erdgas im Wär-

memarkt und Erdgas als Kraftstoff hat man zwei

Ausprägungen eines identischen Produkts ge-

schaffen. Dabei ist der Markenkern – also der

unangreifbare, emotionale Nutzen der Marke

– identisch. Er konzentriert sich auf eine zentrale

Botschaft: Erdgas ist natürlich. Das impliziert ein

umweltfreundliches, nachhaltiges Produkt – und

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Gas-Tagung

Energieexperten sehen Verschärfung im Wettbewerb

Im Rahmen der 2. Gasfachlichen Tagung trafen

sich im Oktober in Frankfurt am Main zahlreiche

Vertreter von Stadtwerken und Weiterverteilern,

sowie Erdgashändler aus Deutschland, um über die

aktuellen Strukturänderungen im Energiemarkt zu

diskutieren. Die Veranstaltung wurde 2007 von VNG

als Informations- und Kommunikationsplattform

für die Erdgasbranche initiiert.

Von Mandy Nickel, Redaktion

Wichtigste Aussage der Teilnehmer: der Wettbewerb ist in

vollem Gange und die Liquidität in den sechs Gasmarktgebieten

vorhanden. Allerdings befinden sich viele Versorger derzeit in

einer Zwickmühle. Nicht nur der schrumpfende Absatzmarkt,

sondern auch die zunehmende Abkopplung des Endkunden-

Vertriebes vom Netzgebiet bereitet einigen Versorgern Probleme.

Zudem seien gegenwärtig Produkte am Handelsmarkt billiger

als die langfristig eingekauften Mengen, weil zu viel Gas im

Markt vorhanden ist.

Im Zuge eines verschärften Wettbewerbs wächst aktuell auch

unter den Stadtwerken und Weiterverteilern die Risikobe-

reitschaft beim Gaseinkauf. Umso wichtiger erschien es den

Teilnehmern, ihre Kunden zukünftig stärker nach Risiken zu

segmentieren und ein breites Kundenportfolio aufzubauen.

Einig war man sich, dass Industriekunden verstärkt auf eine

back-to-back-Beschaffung setzen werden, für Heizkunden

aber nach wie vor ölpreisgebundene Produkte optimaler seien.

Obwohl der Gasmarkt mittlerweile schnelllebig geworden ist

und kurzfristige Handelsprodukte an Bedeutung zugenommen

haben, war man in Frankfurt trotzdem einer Meinung: Die

langfristige Gasbeschaffung ist und bleibt das A und O einer

sicheren Erdgasversorgung in Deutschland und Europa. Dies

bekräftigte Dr. Markus Spitz, Leiter Gasverkauf Süd-West bei

VNG, auch für den Erdgasimporteur VNG.

Ein wichtiger Diskussionspunkt war auch das Thema Bio-

Erdgas. Keiner möchte mehr auf das grüne Erdgaspen-

dant verzichten, das betrifft vor allem kommunale Versor-

ger und die Kraftstoffbranche. Aber: Derzeit ist Bio-Erdgas

noch um acht bis neun Cent teurer als normales Erdgas –

das wollen nur die wenigsten Kunden bezahlen. Trotzdem

setzt die Branche auf den neuen Energieträger. VNG ist nach

Aussagen von Dr. Spitz derzeit Deutschlands größter Bio-Erd-

gasanbieter mit rund 400 Mio. kWh im Markt. „Das ist zwar

noch ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber im Vergleich zu

vor zwei Jahren doch schon eine wesentliche Verbesserung“,

meinte er optimistisch. Bio-Erdgas werde in den nächsten

ein, zwei Jahren aber definitiv seinen Weg finden und dann

wie ein normales Handelsprodukt gelten, war sich Dr. Spitz

sicher. Erst wenige Tage vor der Gasfachlichen Tagung hatte

VNG bekannt gegeben, dass sie gemeinsam mit der MITGAS

eine Handelsplattform für Bio-Erdgas ins Leben gerufen hat.

Während Bio-Erdgas ein positives Image besitzt, hat der fossile

Energieträger Erdgas seit einiger Zeit erhebliche Imageverluste

im Hinblick auf Umweltfreundlichkeit, Wirtschaftlichkeit und

Innovationspotenzial erlitten. Insbesondere die Versorger

von privaten Endkunden und die herstellende Industrie un-

terstrichen deshalb den Handlungsbedarf insbesondere zur

Verbesserung des Images. Sie forderten zudem eine klare

Zukunftsorientierung für Gas und eine schnelle Entwicklung

und Markteinführung von effizienten Zukunftstechnologien.

In diesem Zusammenhang präsentierte VNG ihre Innovations-

kampagne, mit der neue Wärmetechniken flächendeckend

unterstützt werden. Eine Projektbeteiligung steht im Übrigen

allen Kunden von VNG offen.

Hinweis: Im Herbst 2010 findet die 3. Gasfachliche Tagung statt. Weitere

Informationen werden zeitnah bekannt gegeben.

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Internet

Neues Portal für LeitungsauskunftDie Unternehmen VNG, ONTRAS und GDMcom haben einen ge-

meinsamen Online-Dienst für die Leitungsauskunft entwickelt.

Bauherren, Baufirmen, Planer und Behörden können als re-

Intelligentes Pipelinemanagement als Komplettlösung ist eine Kernkompetenz und

Dienstleistungsschwerpunkt des Bereiches Betrieb/Technologie von VNG.

www.vng.de:

Menüpunkt Service und Unterpunkt Leitungsauskunft

www.ontras.com:

Menüpunkt Netz/Transparenz und Unterpunkt Leitungsauskunft

Innovationskampagne für den WärmemarktAuf der SHKG 2009 – der Messe für Sanitär, Heizung, Klima und

Gebäudeautomation – veranstaltete VNG gemeinsam mit den Ge-

räteherstellern der Heizungsbranche einen ersten Innovationstag.

Er richtet sich an Fachbesucher wie Handwerker und Architekten.

Ziel war es, die Besucher über die Marktreife der neuen Techniken

und die Entwicklung von Anlagen mit kleinsten Leistungen zu

informieren und ihnen eine breite Auswahl hochwertiger, praxis-

bewährter Techniken für den Wärmemarkt vorzustellen. VNG en-

gagiert sich stark für in-

novative Heiztechniken

im Bereich Kraft-Wär-

me-Kopplungs-Anlagen

und Gaswärmepumpen.

Diese Technologien wer-

den in Ein- und Zweifa-

milienhäusern sowie in größeren Anlagen für Gewerbe und

Industrie eingesetzt. Gemeinsam mit Partnern führt VNG Feld-

tests durch und unterstützt die zukünftige Markteinführung der

kleinen dezentralen Anlagen. Dabei ist die Zusammenarbeit mit

Herstellern und dem Handwerk für VNG ein wichtiges Kriterium.

Zusammen mit den Herstellern und den Partnern avisiert VNG die

Markteinführung der Gaswärmepumpe und der KWK-Technologie

ab 2011 und die der Brennstoffzelle ab 2015.

Gaswärmepumpe (GWP)

Vaillant – Zeolith GaswärmepumpeViessmann – Zeolith GaswärmepumpeBosch – Thermotechnik (BT) – GaswärmepumpeRobur – Gaswärmepumpe

Diese Geräte und Gerätehersteller sind dabei

Mikro Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) –

Stromerzeugende Heizung

Vaillant – Honda unitDeDietrich Remeha – Stirling-BHKWViessmann – Stirling-BHKWBaxi Group – ECOGEN

Brennstoffzelle (BSZ)

Vaillant – SOFCVaillant – HT PEMHEXIS – Galileo 1000 NBaxi Group – GAMMA 1.0

VNG überreichte zwei Heizungscheck-Koffer an die Landesfachverbände SHK | Mini-BHKW | Brennstoffzellengerät von BAXI INNOTECH | Podiumsdiskussion. Fotos: Christian Schneider

gistrierte Nutzer online prüfen, ob technische Anlagen der

beteiligten Unternehmen von einer Planungs- oder Baumaß-

nahme betroffen sind. „Die internetbasierten Leitungsanfragen

beschleunigen den Auskunftsprozess enorm. Innerhalb von

15 Minuten weiß der Nutzer, ob sich in seinem Vorhabenge-

biet technische Anlagen befinden oder nicht“, so Uwe Ringel,

Direktor Betrieb/Technologie bei VNG. Diese Fremdplanungs-

anfragen an VNG und ONTRAS werden von der VNG-Tochter

GDMcom bearbeitet. Jährlich erhält GDMcom etwa 15.000

solcher Anfragen.

Messe

Fremdplanungsanfragen im Internet

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Kommunikationstreffen in Leipzig

Am 5. und 6. November 2009 trafen sich zum

zehnten Mal die Kommunikations-, Medien- und

Marketingverantwortlichen der Kunden und Part-

ner von VNG in Leipzig. Themen unter anderem:

Hierarchische Körpersprache im Berufsleben,

Krisenkommunikation im Schadensfall, der Lem-

ming-Reflex und warum Preissenkungen in der

Krise kein Heilmittel sind.

Am Abend hatten die Gäste die Gelegenheit zu

einer exklusiven Führung durch die aktuelle Fo-

toausstellung „EAST – Zu Protokoll“ im Museum

der bildenden Künste. Danach konnte auf der

Terrasse „Trillerpfeife“ des Museums bei Musik

der VNG-Band und von Rada Vascenko & Band

geplaudert und gemäß dem Treffen eifrig „kom-

muniziert“ werden. Eine humorvolle Einlage des

Kabarett-Theaters Leipziger Funzel unter dem

Motto „20 Jahre friedliche Revolution“ rundete

das Abendprogramm ab.

Die Vorträge im Überblick:

• Dr. Cornelia Topf (metatalk): „Hierarchische

Körpersprache“

• Peter Höbel (crisadvice GmbH): „Krisenkommu-

nikation – damit aus einem Schadensfall kein

Desaster wird“

• Prof. Ulrich Blum (IfW Halle): „Die neuen Länder

nach der Wirtschaftskrise“

• Sven Gábor Jánszky (forward2business Büro

GmbH): „Die Wohnung im Jahr 2020 mit Blick

auf Energie- und Vernetzungsfragen“

• Dr. Achim Westebbe (VNG): „Erdgas-Produkt-

kommunikation – Quo vadis Kraftpaket.plus,

Brennwert.plus, Initiative effizient heizen“

• Dr. Florian Bauer (Vocatus AG): „Der Lemming-

Reflex – Wer früher springt, ist schneller platt.

Warum Preissenkungen in der Krise kein Heil-

mittel sind.“

Bei Interesse an den Referaten wenden Sie sich bitte an

[email protected]

Neue Fotoausstellung

Sven Gábor Jánszky wagte einen Blick in die Zukunft.

Dr. Rainer Karlsch (li.) begleitet die Ausstellung mit Anekdoten, Erfahrungen

und Kommentaren aus 150 Jahren Gaswirtschaft.

„Vom Licht zur Wärme – die Geschichte

der ostdeutschen Gaswirtschaft von

1855–2008“ heißt die neue Fotoaus-

stellung von dem Berliner Wirtschafts-

historiker Dr. Rainer Karlsch. Sie ist in

Anlehnung an das gleichnamige Buch

entstanden, das seit Herbst 2008 im

Buchhandel erhältlich ist.

VNG stellt diese Ausstellung ihren Kunden

und Partnern zur Verfügung.

Ansprechpartner:

Kerstin Tümmler, Telefon: 0341 443 2047

E-Mail: [email protected]

Markt kompakt

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Schwerpunkt: Bio-Erdgas

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Tino Eisenhardt, zuständig für die

technische Betriebsführung des Bio-

energieparks Hof (li.) und Erik Bothen-

dorf, Projektleiter bei der BALANCE

VNG Bioenergie, müssen bei jedem

Wetter darauf achten, dass die neue

Biogasanlage in Hof kontinuierlich

mit Biomasse-Stoffen gefüttert wird.

Täglich werden mehrere Ladungen an-

geliefert. Foto: Dirk Brzoska

Deutschland hat die „grüne“ Energie für sich entdeckt und sie zu einem wichtigen Teil der klima- und

umweltpolitischen Strategie gemacht. Mittlerweile gehört Deutschland in punkto Energiegewinnung aus

Biomasse zu den führenden Ländern in Europa. In weit über 4000 Anlagen werden Strom, Wärme und

zunehmend auch immer mehr Bio-Erdgas produziert.

Diese deutsche Vorreiterrolle bei der nachhaltigen Energiegewinnung aus Biomasse mag nicht weiter

verwundern. Die Importquote für Erdgas ist hoch, deshalb muss Deutschland seine Rohstoffbasis ver-

breitern – auch durch Bio-Erdgas. Zwar wird das „grüne“ Erdgas-

pendant in absehbarer Zukunft seinen fossilen Bruder im

Energiemix nicht vollständig ersetzen können, gleichwohl

wollen wir Ihnen im Schwerpunkt zeigen, dass niemand

mehr auf Bio-Erdgas

verzichten kann.

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Studie

Hier passt Bio-Erdgas reinIm Großteil der rund 4000 Biogasanlagen in Deutschland wird Bio-

gas zur Strom- und Wärmeerzeugung in Blockheizkraftwerken ge-

nutzt. Energetisch sinnvoller ist aber eine andere Nutzungsmöglich-

keit: die Einspeisung von aufbereitetem Biogas in das bestehende

Erdgasnetz. In einer Studie im Auftrag des Bundesministeriums für

Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat die BALANCE VNG

Bioenergie GmbH gemeinsam mit der E.ON Avacon und dem Fraunhofer

UMSICHT Institut untersucht, wie sich die Biogaseinspeisung auf Netz-

betrieb und Endverbraucher auswirkt.

Foto: Christian Schneider

Im Zuge der Novellierung von Gasnetzzugangsver-

ordnung (GasNZV) und des Erneuerbare-Energien-

Gesetzes (EEG) wird die Einspeisung von Bio-Erd-

gas in das Erdgasnetz in den kommenden Jahren

stark zunehmen.

Das erklärte Ziel der Bundesregierung: jährlich

6 Mrd. m3 bis zum Jahr 2020 und 10 Mrd. m3 ab

2030. Einig ist man sich, dass diese prognosti-

zierte Entwicklung erhebliche wirtschaftliche

und technische Auswirkungen auf den Betrieb der

Gasnetze, auf die Gasqualität und auf die Technik

der Gasaufbereitung haben wird. Im Rahmen der

Studie wurden diese Faktoren untersucht und Mög-

lichkeiten erläutert, um die Biogasaufbereitung

und -einspeisung zu optimieren.

„Alt“studien vor der Gesetzesnovellierung

Zum Thema Einspeisung von Biogas in das Erdgas-

netz existiert bereits eine Reihe an Studien. Die

beiden aktuellsten sind eine Studie vom Institut für

Energetik Leipzig (2007) und ein BMU-Gutachten

„Gasäquivalentregel im EEG“ (2007/2008). Beide

Untersuchungen befassten sich vorrangig mit der

Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen mit Netzein-

speisung. Was sie jedoch nicht analysieren, sind

die Auswirkungen auf den technischen und wirt-

schaftlichen Netzbetrieb, auch und vor allem unter

den neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen.

Denn Anfang des Jahres und Ende 2008 traten das

novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz und die

neue Gasnetzzugangsverordnung in Kraft, durch

die sich die Anforderungen an den einspeisenden

Biogasanlagenbetreiber und den Netzbetreiber

grundlegend geändert haben. So werden bei-

spielsweise die Kosten für die Gaseinspeisung

nicht mehr allein durch den Einspeiser getragen,

sondern auch anteilsmäßig vom Netzbetreiber.

Zudem muss der Einspeiser das aufbereitete

Biogas nur noch nach DVGW G260/G262 an den

Netzbetreiber übergeben.

Aktuelle Studie berücksichtigt Novellierung

Erstmalig untersucht jetzt die BALANCE-Studie

diese neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen

und deren technische und wirtschaftliche Auswir-

kungen auf die Gaseinspeisung sowie den Betrieb

der Gasnetze. Die Ergebnisse sollen Aufschluss

darüber geben, wann eine Einspeisung gegenüber

Vor-Ort-Verstromung wirtschaftlich sinnvoll ist,

was für Kosten bei der Einspeisung entstehen und

wie diese reduziert werden können.

Ergebnis 1:

Wirtschaftlicher und vielfältiger nutzbar

Die drei wichtigsten Ergebnisse aus der BALANCE-

Studie können bereits publiziert werden, auch wenn

ausführliche Erkenntnisse und der Studienbericht

nicht vor Jahresende 2009 zu erwarten sind. Die

wichtigste Aussage lautet: Mittlerweile ist die Gas-

einspeisung nicht nur technisch uneingeschränkt

möglich, in Abhängigkeit von den Anlagengrößen

und Standortvoraussetzungen ist sie auch wirt-

schaftlicher als die Vor-Ort-Verstromung. Indem die

Infrastruktur des Erdgasnetzes genutzt wird, kann

Von Erik Bothendorf und Volker Klinkert,

beide Projektleiter bei der BALANCE VNG Bioenergie GmbH

Erik Bothendorf

Volker Klinkert

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Biogas nicht nur lokal am Produktionsstandort ge-

nutzt werden, sondern auch im weiteren Umkreis.

Außerdem erhöhen sich die Nutzungspfade: Neben

dezentraler Strom- und Wärmeerzeugung sind

auch die Verstromung in KWK-Anlagen mit gleich-

zeitiger Abwärmenutzung und die Verwendung als

alternativer Kraftstoff möglich. Gerade letzteres

hat große Perspektiven: Bio-Erdgas als Kraftstoff

hat eine wesentlich bessere Energieausbeute

von 160–200 GJ/ha als beispielsweise Biodiesel

(45–50 GJ/ha) und Ethanol (Weizen 55 GJ/ha).

Ergebnis 2:

Konventionelle Technik bewährt, neue

Verfahren aber kostengünstiger

Was die Auswirkungen der Biogaseinspeisung auf

die Gaskompatibilität und den Netzbetrieb betrifft,

kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass bereits

heute verschiedene Verfahren zur Sicherstellung

der Gaskompatibilität zur Verfügung stehen und

angewendet werden können.

In der Regel wird die Abrechnungssicherheit beim

Endverbraucher auf Basis der Regelungen der

G 685 gewährleistet, indem der Brennwert des

eingespeisten Bio-Erdgases durch Beimischung

von Flüssiggas auf den Brennwert des Grundgases

angepasst wird. Dieses Verfahren ist Stand der

Technik und in fast allen Netzbereichen anwend-

bar, verursacht aber erhebliche Betriebskosten.

Alternative Verfahren – wie beispielsweise die

rechnergestützte Brennwertverfolgung – kommen

mit deutlich geringeren Kosten aus. Sie sollten

deshalb perspektivisch für die Biogaseinspeisung

nutzbar gemacht werden.

Ergebnis 3:

Wirtschaftlicher Knackpunkt liegt bei 350 m³/h

Ein drittes wichtiges Ergebnis der Studie bezieht

sich auf den Vergleich von Einspeisung und Vor-

Ort-Verstromung. Es hat sich gezeigt, dass die

Biogaseinspeisung im kleinen Leistungsbereich

(unter 350 m³/h) keine wirtschaftliche Alternative

zur Vor-Ort-Verstromung ist. Da sich die Investitionen

für Einspeiseanlagen und Netzanschluss fast nicht

von denen größerer Anlagen unterscheiden, wird

der spezifische Aufwand für die Einspeisung zu

hoch. Im Einzelfall kann hier dennoch ein wirt-

schaftlicher Betrieb erreicht werden, wenn im Be-

reich der Verdichtung auf Redundanzen verzichtet

wird. Größere Anlagen zur Biogaseinspeisung (ab

350 m³/h) bieten trotz guter Wirtschaftlichkeit vor

allem Einsparpotenzial im Bereich der Brennwertan-

passung. Kann durch Einsatz alternativer Verfahren

zur Herstellung der Netzkompatibilität von einer

Flüssiggaskonditionierung abgesehen werden,

reduzieren sich die spezifischen Kosten erheblich.

Nicht zielführende Einspeisevergütung

Die Einspeisung von Biogas ist eine wirtschaftliche

Alternative zur konventionellen Vor-Ort-Verstro-

mung, vor allem für Anlagen ab einer Leistung von

350 m³/h. Der Anschluss deutlich kleinerer Anlagen

macht zumindest im Hochdrucknetz wirtschaftlich

keinen Sinn.

Die Kosten für die Brennwertanpassung des Bio-

gases durch LPG-Beimischung sind erheblich,

können aber durch die Nutzung z. B. der rechner-

gestützten Brennwertverfolgung reduziert bzw.

komplett vermieden werden. Hierdurch lassen

sich auch die finanziellen Belastungen für die

Endverbraucher durch die Kostenwälzung der

Netzbetreiber deutlich verringern.

Das aktuell diskutierte Einspeisegesetz mit einer

pauschalen Einspeisevergütung bevorzugt den

Anschluss kleinerer und unwirtschaftlicher Einspei-

seanlagen und führt damit zu erheblichen Kosten auf

Seiten der Netzbetreiber. Diese müssen schließlich

auch vom Endkunden getragen werden. Hinsichtlich

der gesteckten Einspeiseziele der Bundesregierung

ist eine solche Regelung nicht zielführend.

Das BALANCE-Team: Volker Klinkert, Rene Ronneburger, Antje Klug, Thomas Frisch, Ingrid

Lucas, Erik Bothendorf, Ronny Fischer. Foto: Christian Schneider

Das Unternehmen BALANCE wurde im Dezember 2006 als 100-prozentige Tochter von VNG

gegründet. Es bündelt die Aktivitäten der VNG im Bereich der alternativen Energien und

Energieeffizienztechnologien. BALANCE konzentriert ihre Tätigkeit auf die umfassende,

professionelle Projektentwicklung, auf die Beteiligung an Bio-Erdgasprojekten und ver-

schiedene Dienstleistungen im Geschäftsfeld Bio-Erdgas.

Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen sieben Mitarbeiter am Standort Leipzig, darunter

vier Projektingenieure für die Entwicklung von neuen Biogasanlagen in Deutschland.

www.balance-vng.de

BALANCE VNG Bioenergie GmbH

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Zertifizierung

Herstellungsnachweis von Biomethan – Ausgangslage, rechtlicher Rahmen und aktuelle AnsätzeFür den Handel mit Strom aus erneuerbaren Energien gibt es seit dem Jahr 2000 ein europaweites Modell für einen standar-

disierten Herkunftsnachweis. Es wird in nahezu allen EU-Mitgliedsländern sowie in Norwegen und der Schweiz eingesetzt,

um den Kauf und Verkauf von „grünem Strom“ zu erleichtern. Gesetzgeber und Gaswirtschaft streben für Deutschland ein

ähnliches Modell an. Dipl.-Ing. (FH) Uwe Holzhammer erklärt, wie weit die aktuellen Diskussionen fortgeschritten sind und

welchen zukünftigen Handlungsbedarf er bei dem Thema sieht.

Von Dipl.-Ing. (FH) Uwe Holzhammer,

Senior Analyst, Ecologic Institut gGmbH

Die neue Bundesregierung hat sich gemäß dem

Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt, den Ausstoß

von Treibhausgasen im Jahre 2020 gegenüber dem

Jahr 1990 um 40 % zu reduzieren. Im Bereich der

erneuerbaren Energien bestehen weitere Ziele, z. B.

das verbindliche Ziel Deutschlands, im Jahre 2020

18 % des Endenergiebedarfs aus erneuerbaren

Energien bereitzustellen. Des Weiteren soll der An-

teil der erneuerbaren Energien im Strombereich bis

2020 auf mindestens 30 % an der Stromversorgung

steigen. Der Biokraftstoffanteil soll bis zum Jahre

2020 auf umgerechnet 12 % energetisch anwach-

sen. Als Sektorziel wurde darüber hinaus in der

Gasnetzzugangsverordnung (GasNZV) 6 Mrd. m³

Biomethananteil am Gasverbrauch im Jahre 2020

(10 Mrd. m³ im Jahre 2030) festgeschrieben.

Aufbereitetes Biogas, also Biomethan (auch Bio-

Erdgas genannt), kann im Erdgasnetz transportiert

und unterschiedlichen Verwertungen zugeführt

werden. Besonders effizient ist die Nutzung von

Biomethan im Blockheizkraftwerk (BHKW) zur

gleichzeitigen Produktion von Strom und Wärme

oder auch die Verwendung als Kraftstoff (in Erd-

gasfahrzeugen).

Biomethan kann auch zur reinen Wärmebereitstel-

lung verwendet werden. Dies wird jedoch nicht

staatlich gefördert. Grund für den Biomethanein-

satz ist dann alleine die persönliche Entscheidung

der Erdgaskunden, ähnlich wie beim Bezug von

„grünem“ Strom. Wird Biomethan an Erdgaskun-

den geliefert, so stellt sich die Frage, wie diesen

bescheinigt werden kann, dass es sich um das

klimaschonendere und teurere Biomethan und

nicht um Erdgas handelt. Dies ist vor allem des-

halb bedeutsam, weil sich für die Endverbraucher

Biomethan nicht von Erdgas unterscheiden lässt.

Für diese Kunden ist es allerdings wichtig, dass

sie nachweislich Biomethan erhalten. Offen ist

allerdings, wie ein solcher Nachweis sinnvoller-

weise erfolgen kann.

Für den freiwilligen Markt des „grünen“ Stroms

gibt es derzeit verschiedenste Nachweissysteme.

Zum einen die Stromkennzeichnung nach § 42 des

Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG), zum anderen

das RECS-Zertifikate System (Renewable Energy

Certificates System, freiwilliges System von Markt-

teilnehmern) oder das EECS-GoO (Guarantee of

Origin, basiert auf der EU-Richtlinie). Der Handel

von Herkunftsnachweisen, sog. Herkunftszertifi-

katen, kann ohne den gleichzeitigen Handel von

Energiemengen länderübergreifend erfolgen. Mit

dem RECS-System und dem EECS-GoO-System soll

sichergestellt werden, dass die Strommenge, die

ein Kunde an fiktivem „grünen“ Strom verbraucht

hat, auch an anderer Stelle erzeugt wurde.

Die Herkunftszertifikate nach der neuen EU-Richt-

linie zur Förderung von Energie aus erneuerbaren

Quellen können insbesondere für Strom und Wärme

aus erneuerbaren Energien nur für den Bereich

Herkunftszertifikate

garantieren, dass auch

wirklich Bio-Erdgas

eingesetzt wird.

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des Nachweises gegenüber Letztverbrauchern

verwendet werden. Von einem Mitgliedsstaat

zum anderen gewanderte Herkunftszertifikate

verändern hingegen nichts an der Zielerfüllung der

jeweiligen Staaten. Es ist vielmehr entscheidend,

wo insbesondere der erneuerbare Strom oder die

erneuerbare Wärme erzeugt wurde, d. h., diese

können nur in dem Mitgliedsstaat auf das EU-Ziel

angerechnet werden, in dem die erneuerbare Ener-

gie zur Strom- oder Wärmeerzeugung genutzt wird.

Der Anbau von Biomasse oder die Erzeugung von

Biogas kann allerdings auch in einem anderen

Staat erfolgt sein, wenngleich ein physischer

Transport vorgenommen werden muss.

Im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes

(EEG) wird nur eine Vergütung für in Deutsch-

land aus erneuerbaren Energien erzeugten

Strom gewährt. Konventionell erzeugter Strom,

der mithilfe von Herkunftszertifikaten „grün“

gekennzeichnet wird, kann hingegen nicht nach

dem EEG vergütet werden. Dies entspricht den

Regeln der EU-Richtlinie zur Förderung von Ener-

gie aus erneuerbaren Quellen, die vorsieht, dass

Herkunftszertifikate ausschließlich als Nach-

weis gegenüber den Letztverbrauchern für den

Anteil erneuerbarer Energien gelten. Das Erneu-

erbare-Energien-Wärme-Gesetz (EEWärmeG)

sieht ebenfalls keine Anrechenbarkeit von Her-

kunftszertifikaten für die Erfüllung der Pflicht

zum Einsatz erneuerbarer Wärme im Neubau vor.

Im Biokraftstoffbereich wird ab dem 01. Juli 2010

explizit ein Massebilanzsystem (MBS), d. h. eine

Verknüpfung von Eigenschaft „Bio“ und Energie

vorgeschrieben. Diese Regelungen finden sich in

der Biokraftstoffnachhaltigkeitsverordnung (Bio-

kraft-NachV) wieder und wirken sich ebenfalls auf

den Biomethanbereich aus. Wird Biomethan als

Kraftstoff verwendet und soll die Biomethanmenge

steuerbefreit nach dem Energiesteuergesetz

(EnergieStG) oder der Biokraftstoffquote (nach

dem BioKraftQuG) angerechnet werden, dann

muss der Nachweis durch ein MBS erfolgen. Ein

Zertifikat als Herkunftsnachweis, analog zum RECS

oder EECS-GoO, kann nicht akzeptiert werden.

Der Nachweis der Biomethanmengen, die ein

Endkunde bezieht, ohne Förderinstrumente in

Anspruch zu nehmen, könnte theoretisch durch

ein Herkunftszertifikat erfolgen.

Das Massebilanzsystem der Nachhaltigkeits-

verordnung für Biokraftstoffe ist hingegen ein

Nachweisverfahren, das die Lieferkette von der

Bereitstellung über den Transport bis hin zum

Verbrauch nachvollziehbar macht und dadurch eine

lückenlose Kontrolle ermöglicht. Ein Massebilanz-

system weist ein geringeres Missbrauchspotenzial

als ein Zertifikatesystem auf, befördert den Handel

mit zertifizierten Biomasseprodukten und bietet

einen Anreiz, separate Lieferketten einzurichten.

Das Massebilanzsystem ist insbesondere vor dem

Hintergrund vom Import nachhaltiger und flüssiger

Biomasse (z. B. Palmöl) zu sehen. In einem Trans-

portschiff (Tanker) können zwar nichtnachhaltiges

mit nachhaltigem Palmöl vermischt werden, die

Herkunftsnachweise müssen allerdings immer

korrekt die transportierte Menge bilanzieren (In-

put und Output). Die Herkunftsnachweise können

demnach nicht von einem Tanker mit nachhaltigem

Palmöl zu einem anderen Tanker ohne nachhaltiges

Palmöl wandern (so wie es mit einem Zertifikat-

system möglich wäre).

In der Erdgaswirtschaft könnte das Erdgasnetz

analog als Tanker angesehen werden. Wird nun

Biomethan in das Erdgasnetz eingespeist, trans-

portiert und entnommen, dann kann bei einer

ausreichenden Kontrolle und Dokumentation keine

Menge hinzukommen oder verschwinden. Die Bio-

methanmengen („Bio“-Eigenschaft und Energie)

müssen lückenlos über die gesamte Lieferkette

dokumentiert werden. Die Biomethan- und die

Erdgasbranche arbeiten seit mehreren Monaten

an einem System, das insbesondere die Anfor-

derungen der Massebilanzierung umsetzt. Das

BMU begrüßt diese unternehmensübergreifenden

Aktivitäten, an denen sich auch die Balance VNG

Bioenergie GmbH beteiligt, und unterstützt die

Ausarbeitung des Systems in Form einer finan-

ziellen Zuwendung mit dem Ziel, dass sich ein

branchenweites, einheitliches, transparentes,

kosteneffizientes und mit der EU-Richtlinie zur

Förderung von Energie aus erneuerbaren Quel-

len konformes Nachweissystem etabliert. Ist ein

solches System etabliert, kann dieses ebenfalls

für die Dokumentation des Biomethanbezugs

von Letztverbrauchern verwendet werden, ein

zusätzliches Herkunftszertifikatsystem scheint

aus diesem Hintergrund entbehrlich.

Uwe Holzhammer arbeitet

im Bundesministerium für

Umwelt, Naturschutz und

Reaktorsicherheit. Er war

maßgeblich an der Ausge-

staltung des EEG beteiligt

und beschäftigt sich derzeit

unter anderem mit der Zertifi-

zierung von Bio-Erdgas.

Der Autor

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NAWARO AG

Biomasse wird als Energie-Stoff bedeutender sein als BraunkohleFür NAWARO-Chef Felix Hess ist industriell erzeugte Energie aus Biomasse versorgungssicher,

wirtschaftlich und nachhaltig.

Von Dr. Uwe Winkler, freier Journalist

Felix Hess hat einen Wunsch: Biomasse soll als Energiequelle

in naher Zukunft so fest im Bewusstsein der Verbraucher ver-

ankert sein wie es Windkraft und Solar heute schon sind.

„Mindestens!“, präzisiert er: „Eigentlich muss es sogar mehr

sein! Denn Biomasse ist um ein Vielfaches potenter als die

beiden anderen regenerativen Energien. Zudem gibt es keine

Transportprobleme und man kann ständig auf die Energie

zugreifen.“

Felix Hess ist Vorsitzender des Vorstandes der NAWARO® Bio

Energie AG. NAWARO hat den nachwachsenden Rohstoff nicht

nur als Buchstaben für den Firmennamen. Das Leipziger Unter-

nehmen produziert aus diesen jenen Energieträger, dem Hess

eine große Zukunft prophezeit: Biogas. Geht es nach Hess, wird

dieses bald führend im Energiemix sein.

NAWARO sitzt in einer gediegenen Jugendstilvilla im Leipziger

Waldstraßenviertel. Etwa 350 Kilometer nördlich betreibt das

Unternehmen die weltgrößte industrielle Anlage zur Erzeugung

von Biogas. Bei Güstrow sollen ab

dem Jahresbeginn 2010 jährlich

46 Millionen Kubikmeter zu Bio-

Erdgas aufbereitetes Biogas pro-

duziert und in das Ferngasnetz der

ONTRAS VNG Gastransport GmbH

eingespeist werden. VNG hat den

größten Teil davon als Handelspart-

ner vertraglich gebunden und ist

somit deutscher Marktführer bei

Bio-Erdgas.

Damit ließen sich etwa 160 Milli-

onen Kilowattstunden Strom und

180 Millionen Kilowattstunden

Wärme pro Jahr erzeugen und über

das Erdgasnetz bereitstellen. Die

Energie aus dem BioEnergie Park

würde reichen, eine Kleinstadt mit

50.000 Einwohnern ein Jahr lang

konstant zu versorgen.

Die Anlage, in der Biomasse zu Biogas

und dieses wieder zu Biomethan, dem

Bio-Erdgas, veredelt wird, ist gerade

fertig gestellt worden. Im Juni wurde

hier erstmals Bio-Erdgas produziert

und eingespeist. NAWARO wird in sei-

nem industriellen BioEnergie Park ab

2010 so viel produzieren wie noch

vor einem Jahr alle 13 Anlagen zu-

sammen, die damals in Deutschland

betrieben wurden. Das ist ein großer

Schritt in der Biogaserzeugung in diesem Land. Und zugleich

ein kleiner, wenn man sieht, wohin der Weg führt: 2030 sollen

in Deutschland zehn Milliarden Kubikmeter Bio-Erdgas jährlich

in das Erdgasnetz eingespeist werden.

„Biogas ist eine einmalige Chance.“ Felix Hess reiht die Vorteile

aneinander, die dieser „Energie-Stoff“ hat, der auf den umlie-

genden Feldern des Bioenergieparks wächst. Man merkt, er tut

es nicht zum ersten Mal. Er sieht sich als Werber für das, was

im Falle Güstrow aus Mais, Getreide und Grasschnitt zu einer

energetischen Masse vergoren und zu Bio-Erdgas veredelt

wird. „Die Gasbeschaffenheit von Bio-Erdgas ist nach erfolgter

Gasaufbereitung identisch mit Erdgas. Alle Technologien, die

Erdgas nutzen, können mit Bio-Erdgas gespeist werden. Der

Transportweg ist kalkulierbar, weil Biogasanlagen dort errichtet

werden können, wo der Rohstoff erzeugt und eingespeist werden

kann. Man kann Bio-Erdgas speichern. Außerdem entstehen

direkt dort, wo produziert wird, Arbeitsplätze.“ Felix Hess lässt

bei seinem Gegenüber gar nicht erst Zweifel aufkommen. Bio-

masse ist für ihn die energetische Zukunft. „Biomasse wird für

unsere Breiten fast bedeutsamer sein, als es die Braunkohle

einst Jahrhunderte war. Wir müssen dafür nicht mal Tagebaue

erschließen, Landschaften auf- und Dörfer abreißen. Auch die

Herstellung ist um Vieles umwelt- und klimafreundlicher, weil

CO2-neutral. Entscheidend nicht zuletzt: Der Rohstoff wächst

immer wieder nach und ist hocheffizient.“

Seit gut fünf Jahren hat NAWARO auf die Inbetriebnahme der

industriellen Produktionsanlage für Biogas hingearbeitet. „Wir

sind heute der weltweit größte Hersteller von Biomethan. Das ist

Der Diplom-Ingenieur und

Betriebswirt Felix Hess hat

vor Gründung der NAWARO®

BioEnergie AG über 18 Jahre

lang bei Roland Berger Stra-

teg y Consultants vor wie-

gend Unternehmen aus den

Bereichen Anlagenbau und

Energiewirtschaft beraten.

Zuletzt hat er als Senior Part-

ner das gesamte Industrieseg-

ment der Strategieberatung

verantwortet.

Felix Hess

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Die NAWARO® BioEnergie AG wurde 2005 gemeinsam von Felix Hess und

drei weiteren Privatpersonen gegründet. Das Unternehmen plant, errichtet

und betreibt BioEnergie Parks, mit denen in industriellem Maßstab aus

nachwachsenden Rohstoffen Bio-Erdgas, Strom, Wärme und biologischer

Dünger produziert werden. Dieser Ansatz ist im Bereich der erneuerbaren

Energien einzigartig. www.nawaro.de

NAWARO® BioEnergie AG

kein Größenwahn, sondern strategische Überlegung“, sagt Hess.

Um wirtschaftlich Energie aus Biomasse zu betreiben, bedarf

es industrieller Anlagen. Das erfordert Kapital, einen langen

Atem und ist mit einem nicht geringen wirtschaftlichen Risiko

behaftet. Zudem müsse Bio-Erdgas stabil, in bester Qualität

und zuverlässig in die Netze eingespeist werden.

Schon auf dem Feld werde entschieden, wie ertragreich die

„energetische Ernte“ sein wird. „Als wir unser Unternehmen

gründeten, hatten wir von Landwirtschaft überhaupt keine

Ahnung“, gesteht der NAWARO-Vorstand. Umso mehr ziehe

er vor den Landwirten heute den Hut. „Landwirtschaft ist ein

knallhartes Geschäft.“ Doch auch wenn Felix Hess davon spricht,

den Bauern „eine Zukunft im energetischen Markt“ geben zu

wollen, der in Mode gekommene Begriff des Energiewirts gefällt

ihm dafür nicht. „Man sollte den Landwirten nicht vorgaukeln,

sie könnten in die Rolle eines Energieerzeugers schlüpfen und

neben ihren Windrädern, ihren Solardächern noch Biomasse-

anlagen auf den Hof stellen“, blickt Hess ernst. „Das macht

wirklich nur Sinn, wenn es die Größe des Betriebes hergibt und

in die eigene Energieversorgung mit eingebaut werden kann.

Der Landwirt ist doch auch nicht gleich noch Bäcker geworden,

nur weil er auch das Korn anbaut.“

Für den NAWARO-Vorstand liegt der Wert des Landwirts in dessen

Kernkompetenz und Wissen zu Fruchtfolgen, Bodenqualitäten

und dergleichen. „Wir werden zum Beispiel in Güstrow die

nächsten 20 bis 30 Jahre Energie aus Biomasse produzieren.“ Es

gehe dabei nicht darum, Lebensmittel zu verbrennen, entkräftet

Felix Hess ein oft anzutreffendes Vorurteil. Auch hierfür hat er

„Schon auf dem Feld wird entschieden, wie ertragreich

die Ernte sein wird.“

Zahlen und Fakten: 10,8 Prozent der Ackerflächen wurden in

den letzten Jahren von der Europäischen Union aus dem Markt

genommen. Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten

nimmt weiter ab. Preise sinken.

Landwirtschaftliche Betriebe und ganze Regionen, so wie in

Mecklenburg-Vorpommern, ringen um ihre Existenz. „Experten

gehen davon aus, dass im Jahr 2020 die Weltbevölkerung mit

dem Ertrag von einem Drittel der heutigen Ackerfläche ernährt

werden kann. Es ist alles nur eine Frage der Verteilung.“ Die

Nachfrage nach Energiepflanzen könne und werde dazu führen,

dass Landwirtschaft wieder nachhaltiger betrieben und nicht

hektarweise stillgelegt wird. „Wir veredeln Brachflächen. Im

Umkreis von Güstrow nutzen wir mit unseren Landwirten vier

Prozent der Ackerflächen zum Anbau von Energiepflanzen. Da

kann von Verdrängung herkömmlicher Landwirtschaft keine

Rede sein. Aber es ist eine Ergänzung und für den Landwirt

eine Einkommensquelle. Wir als Energieproduzenten teilen uns

faktisch mit ihnen die Arbeit bei der Herstellung erneuerbarer

Energien.“

Arbeitsteilung ist auch das Grundkonzept für die Vermarktung

des Bio-Erdgases. „Wir werden stets mit regionalen und lokalen

Verteilern zusammenarbeiten“, sagt Hess. „VNG hat uns über

die letzten Jahre hinweg begleitet, über manche Durststrecke

hinweggeholfen. Es ist gut, so einen Partner an der Seite zu

wissen.“ Für ihn habe VNG zugleich für die eigene Zukunft

strategische Weitsicht bewiesen. Felix Hess: „Allein mit den

in Güstrow per Rahmenvertrag gesicherten Jahresmengen ist

VNG aktuell die Nummer Eins auf dem Bio-Erdgasmarkt und

kann sehr früh zukunftsweisende Produkte anbieten.“ Bei der

Entwicklung weiterer Standorte in Deutschland wird NAWARO

auch deshalb mit lokalen Partnern und starken Handelspart-

nern wie VNG zusammenarbeiten. Brandenburg und Thüringen

stehen aktuell im Fokus weiterer Projekte. Absehbar wolle das

Leipziger Unternehmen in einem osteuropäischen Land erste

„Auslandserfahrungen“ sammeln. Doch vordringlichstes Ziel

sei es zunächst, den Markt für Bio-Erdgas als Energieträger

zu entwickeln. Felix Hess: „Wir zeigen, dass sich erneuerbare

Energie profitabel, wirtschaftlich und versorgungssicher auf

Basis von Biomasse in industriellem Maßstab produzieren

lässt.“

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Interview

Es wird sich für unsere Kunden lohnen, Bio-Erdgas-produkte einzusetzen

Umweltfreundliche Produkte aus Bio-Erdgas werden

das Produktportfolio von VNG schrittweise erwei-

tern und weiter zukunftsorientiert ausrichten.

Mit der Einspeisung von Bio-Erdgas aus dem

NAWARO BioEnergie Park in Güstrow in das

Ferngasnetz und der Produktion von Biogas

an anderen Standorten hat sich VNG zu einem

der führenden Händler mit dem nachwach-

senden Energieträger gemacht. „Wir stehen

am Beginn einer neuen Phase beim Einsatz

von erneuerbaren Energien, unsere Kunden

zeigen sich interessiert an den Bio-Erdgas-

produkten und unseren Dienstleistungen“,

sagt Dr. Stephan Krein, Direktor Gasver-

kauf Industrie- und Geschäftskunden bei

VNG, im Gespräch mit medium gas.

Dr.-Ing. Stephan Krein leitet

den Bereich Gasverkauf In-

dustrie- und Geschäftskunden

und verantwortet den Handel

mit Bio-Erdgas. Dr. Krein ar-

beitet seit 1999 bei VNG. Bis

2005 war er im Bereich Kun-

dendienst für die Betreuung

der Industriekunden verant-

wortlich; danach wechselte

er in den Gasverkauf.

Unser Gesprächspartner

VNG hat sich frühzeitig mit dem Thema Bio-Erdgas

auseinandergesetzt und sich über die VNG-Toch-

ter BALANCE VNG Bioenergie GmbH auch bei der

Produktion und der Einspeisung von Bio-Erdgas

engagiert. Mit der jetzt erfolgten Inbetriebnahme

des NAWARO-BioEnergie Parks in Güstrow sichert

sich VNG Bio-Erdgas aus dieser Anlage. Was wird

damit geschehen?

Dr. Stephan Krein: Bio-Erdgas kann in Blockheiz-

kraftwerken verstromt, über Beimischprodukte

Haushaltskunden zur Verfügung gestellt und an den

Erdgas-Tankstellen als umweltfreundlicher Kraft-

stoff in den Tank gefüllt werden. Vor der Einspeisung

wird Biogas so aufbereitet, dass Bio-Erdgas die

gleichen Eigenschaften wie Erdgas besitzt. Hieraus

ergibt sich eine umfangreiche Produktpalette, die

wir unseren Kunden anbieten oder aber mit ihnen

gemeinsam entwickeln können.

Wie reagieren Ihre Geschäfts- und Industriekun-

den auf das VNG-Angebot eines „grünen Erdgas-

Pendanten“?

Kurz gesagt: Äußerst positiv und sehr interes-

siert! Vor allem Stadtwerke erkennen die vielver-

sprechenden Einsatzfelder für Bio-Erdgas. Mit

ihnen diskutieren wir über die Gestaltung von

Produkten, die Stadtwerke dann ihren Kunden,

beispielsweise Wohnungsunternehmen, anbieten

können. Schrittweise wird das Bio-Erdgas in der

öffentlichen Wahrnehmung eine immer größere

Rolle einnehmen. Da bin ich mir sicher. Wir stehen

am Beginn einer neuen Phase beim Einsatz von

erneuerbaren Energien. Bio-Erdgas wird zu einer

zunehmend betriebswirtschaftlich interessanten

Größe werden, auch für Industriekunden, denen

Bio-Erdgas strategisch die Chance geben wird,

ihren Energiemix effizienter zu gestalten.

Ist es aber nicht so, dass die Aufnahme von Bio-

Erdgas in das Angebotsportfolio heute vornehm-

lich noch auf Image fördernde Faktoren für den

Anbieter reduziert wird?

Wer das tut, greift wirklich zu kurz. Der erforderliche

Aufwand und das Risiko, die für die Inbetriebnah-

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me, für die Veredlung der Rohstoffe und für die

Einspeisung von allen Partnern betrieben bzw. auf-

genommen werden müssen, würden dies überhaupt

nicht rechtfertigen. Das wird NAWARO bestätigen,

wo man das Geschäftsmodell sicherlich nicht auf

Imagefaktoren aufgebaut hat. Unsere Kollegen der

BALANCE und der ONTRAS, die für die Einspeisung

des Güstrower Bio-Erdgases in das Fernleitungsnetz

den bislang größten Gasknoten seiner Art geschaffen

haben, betraten nicht deswegen Neuland.

Aus unserer Sicht wird zum einen auf dem Erd-

gas-Markt ein ähnlicher Wettbewerb um grüne

Produkte entstehen, der im Strommarkt bereits

angelaufen ist. Zum anderen werden politische

Entscheidungen, die zum Beispiel im Rahmen des

Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG)

den Einsatz von Bio-Erdgas begünstigen, Druck

auf den Markt ausüben. Außerdem: Ein Großteil

unseres benötigten Erdgases muss heute im-

portiert werden. Mit dem Einsatz von Bio-Erdgas

entlasten wir diesen Import und investieren dazu

noch im eigenen Land. Dass dies dann dem Image

gut tut, wenn sich ein Versorger wie wir so mit

zukunftsfähigen Produkten ins Gespräch bringt,

ist ein schöner Nebeneffekt.

Bio-Erdgas werden gleiche Qualitätseigenschaften

wie Erdgas zugeschrieben. Können Sie diese Qua-

lität Ihren Kunden zusichern?

Die Beschaffenheit des zugemischten Bio-Erdgases

erfüllt tatsächlich alle vergleichbaren Parameter

des Erdgases entsprechend dem DVGW-Regelwerk.

Für die Einspeisung und weitere Nutzung ist dies

unerlässlich. Als VNG-Handelssparte haben wir

in den zurückliegenden Monaten erleben kön-

nen, was alles erforderlich ist, bis das Bio-Erd-

gas stabil, kontinuierlich und in der geforderten

Beschaffenheit in das Netz eingespeist wird. Die

Netzanbindung, das Fahren der Anlagen bei den

Biogas-Produzenten, die Mengenkalkulationen

und -prognosen für eine stabile Einspeisung erfor-

dern ein hohes technologisches Know-how. VNG

nutzte hier die Erfahrungen aus seiner langjährigen

Erdgasversorgung. Wenn wir jetzt schrittweise das

Bio-Erdgas in unser Portfolio aufnehmen, dann

können wir dieses mit gutem Gewissen qualitativ

mit Erdgas auf eine Stufe setzen und eine sichere

Versorgungsleistung zusagen.

Können die Kunden nachvollziehen, woher das

Bio-Erdgas kommt?

Hierfür wird aktuell ein offizielles Biogas-Register

aufgebaut. In diesem wird nachzulesen sein, woher

das Bio-Erdgas kommt, wie es hergestellt wird, wel-

che Eigenschaften es hat. In diesem Register wer-

den die Mengen und die biogenen Eigenschaften in

entsprechenden Konten erfasst. So wird der Weg

jeder Kilowattstunde von der Biogasanlage bis

zur Verwendung beim Verbraucher, zum Beispiel

die Verstromung in einem Blockheizkraftwerk,

dokumentiert und transparent gemacht.

Wie wird sich der Bio-Erdgasmarkt aus Ihrer Sicht

entwickeln?

Wir machen die ersten Schritte. Doch es wird

sich für uns wie für unsere Kunden lohnen, früh

dabei zu sein, neue Produkte und Projekte zu

initiieren und zielstrebig über den Einsatz von

Bio-Erdgas nachzudenken. VNG hat mit seinem

erfolgreichen Engagement im Bio-Erdgasmarkt

gezeigt, dass wir die Kompetenzen, den fach-

lichen sowie ökonomischen Hintergrund haben,

für Stadtwerke, regionale Versorgungsunterneh-

men und für Industriebetriebe als zuverlässiger

Partner in diesem Wachstumsfeld erneuerbarer

Energien zu agieren.

Das Gespräch führte Uwe Winkler,

freier Journalist.

Produkt VNG.gasmarkt Bio-Erdgas

Sie möchten erneuerbare Energien aus heimischen Ressourcen nutzen, Ihr Produktportfolio

erweitern und gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten?

Mit VNG.gasmarkt Bio-Erdgas offeriert Ihnen die VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft

in Deutschland produziertes Bio-Erdgas als Beimischprodukt für Ihren „Grünen Tarif“, zur

Verstromung oder als Bio-Kraftstoff.

Die Vorteile auf einen Blick:

– Einsatz erneuerbarer

Energie aus heimischen

Ressourcen

– ausgewogenes Chancen-

Risiko-Verhältnis

– Versorgungssicherheit

– individuelle Mengen- und

Leistungsausstattung

– Übernahme aller erforder-

lichen Marketingaktivitäten

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der regenerativen Energien grundlastfähig. Darüber hinaus ist Biogas ein

speicherbarer Energieträger. Und: Biogas ist vielseitiger als andere erneu-

erbare Energien: Neben der Erzeugung von Strom und Wärme wird aus ihm

auch umweltfreundlicher Kraftstoff für Autos hergestellt. Dies alles macht

sie zu einer wichtigen Säule im Energiemix der Zukunft.

Bio-Erdgas im Tank – geht das wirklich?

Um zapfsäulentauglich zu sein, wird Biogas zuvor auf Erdgas-Qualität auf-

bereitet. Rund 12 Prozent der deutschen Erdgastankstellen mischen schon

heute Bio-Erdgas bei, Tendenz steigend. Fahrzeuge mit Erdgasantrieb stoßen

rund 20 Prozent weniger Kohlendioxid aus als ein vergleichbarer Benziner. Bei

Beimischung von Bio-Erdgas zum Erdgas seien es sogar 40 Prozent weniger.

Bio-Erdgas kann ohne Einschränkungen oder technische Umrüstungen

von Erdgasfahrern genutzt werden.

Lohnt sich die Aufbereitung und Einspeisung überhaupt?

Bisher wird Biogas in der Regel dezentral zur Strom- und Wärme-

erzeugung in KWK-Anlagen direkt an der Biogasanlage eingesetzt.

Dies ist durch die EEG-Förderung auch wirtschaftlich. Ein großer

Nachteil ist allerdings aufgrund der Anlagenstandorte in länd-

lichen Strukturen meist die fehlende Nutzungsmöglichkeit für

die anfallende Wärme. Hier hat die Aufbereitung von Biogas auf

Erdgasqualität ein großes Potenzial, da das zu Bio-Erdgas veredelte

Biogas in das bestehende Erdgasnetz eingespeist und damit nach

EEG genutzt werden kann. Diese Reinigung und Aufbereitung ist zwar

aufwändig, trotzdem kann sich die Einspeisung auch lohnen. Das

kommt ganz darauf an, wo und wie das Bio-Erdgas genutzt wird. Auf

jeden Fall erreicht man so einen höheren Wirkungsgrad der eingesetzten

Energie. In den meisten Biogas-Blockheizkraftwerken werden höchstens

40 Prozent der eingesetzten Energie zu Strom, weitere 40 Prozent zu Wärme

umgewandelt. Gibt es dafür keinen Abnehmer, verpufft sie im wahrsten

Sinne des Wortes in der Luft.

Ist die Einspeisung von Bio-Erdgas ins Ferngasleitungsnetz problematisch?

Nein. Sobald Biogas zu Bio-Erdgas aufbereitet wurde, kann es auf Basis

der bestehenden technischen Normen und Regeln sowie der gesetzlichen

Vorgaben in das Erdgasnetz eingespeist werden.

Wer überwacht die Einhaltung der Bio-Erdgasqualität?

Verantwortlich für die Messung und Einhaltung der Gasbeschaffenheit ist

der Netzbetreiber, er trägt dafür auch die Kosten. Er muss dem Einspeiser die

Mindestanforderungen an die Gasqualität mitteilen und ihn bei der Umsetzung

der Anforderungen unterstützen. Vorrangige Maßgabe sind die Vorgaben des

DVGW-Arbeitsblattes G 260/262. Darin werden die Netzkompatibilität des

Gases verlangt, sowie die Gaszusammensetzung vorgegeben.

Wie funktioniert die Abrechnung von Bio-Erdgas beim Netzbetreiber?

Grundsätzlich gelten für Bio-Erdgas die gleichen Regelungen wie für Erdgas

– die Einspeisung und der Transport erfolgen nach den Maßgaben von EnWG,

GasNZV, den Festlegungen der BNetzA und der Kooperationsvereinbarung

Gas III. Bei der Bilanzierung gibt es jedoch für Bio-Erdgas umfangreiche

Sonderregelungen. Sie zielen vorrangig darauf ab, die Einspeisung von Bio-

Erdgas zu erleichtern. Zu den Sonderregelungen zählen unter anderem ein

12-monatiger Bilanzierungszeitraum, ein Flexibilitätsrahmen von 25 Prozent

und die Möglichkeit, positive Endsalden unter Einhaltung des Flexibilitätsrah-

mens auf den nachfolgenden Bilanzierungszeitraum zu übertragen.

Wie entsteht Biogas?

Für die Produktion von Biogas können nachwachsende Rohstoffe wie Mais-

und Grassilage oder tierische Exkremente verwendet werden. Auch sonstige

organische Substanzen – sogenannte Kofermente – eignen sich dafür. Die

Biomasse wird in sogenannten Fermentern, von Bakterien unter Luft-

ausschluss in Biogas umgewandelt, quasi vergoren. Eine wichtige

Grundlage für diesen anaeroben Prozess ist die Einhaltung einer

konstanten Temperatur. Die meisten Anlagen werden dabei mesophil

(32 °C bis 42 °C) oder thermophil (50 °C bis 58 °C) betrieben.

Gibt es einen Unterschied zwischen Biogas und Bio-Erdgas?

Ja, zwischen beiden Gasen besteht ein erheblicher Unterschied.

Biogas ist aus anaerober Vergärung von Biomasse erzeugtes Gas,

Bio-Erdgas ist dagegen auf Erdgas-Qualität aufbereitetes Biogas.

Dazu wird Biogas in einer Aufbereitungsanlage von Kohlendioxid,

Wasser und Schwefelwasserstoff gereinigt und somit der Methan-

gehalt angehoben. Im aufbereiteten Zustand erfüllt das Biogas die

Anforderungen des DVGW Regelwerks, v. a. die Vorgaben der G 260 und

G 262 sind hier als relevante Punkte zu nennen und kann somit in das

Netz der allgemeinen Versorgung eingespeist werden. Eines eint Biogas und

seinen veredelten Verwandten allerdings: Sie sind weitgehend CO2-neutral.

Denn bei ihrer Verbrennung wird nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie

die Energiepflanzen zuvor während ihres Wachstums aus der Atmosphäre

entnommen und gespeichert haben.

Unterscheiden sich Erdgas und Bio-Erdgas eigentlich?

Erdgas und Bio-Erdgas erfüllen die Anforderungen der bestehenden Regelwerke

und weisen damit chemisch und physikalisch eine große Ähnlichkeit auf. Der

Unterschied ist: Erdgas ist ein fossiler Energieträger und über Jahrmillionen

aus organischen Materialien entstanden. Bio-Erdgas ist ein erneuerbarer

Energieträger und wird heute aus einheimischen organischen Materialien

produziert. Herkömmliches Erdgas weist unter allen fossilen Energieträgern

bereits die geringsten CO2-Emissionen auf. Durch die Verwendung von Bio-

Erdgas reduziert man die Klimabilanz noch weiter, denn Bio-Erdgas verbrennt

nahezu CO2-neutral.

Wo kann ich Biogas und Bio-Erdgas überall einsetzen?

Biogas wird hauptsächlich für die Erzeugung von Strom und Wärme mittels

BHKW am Standort der Biogasanlage genutzt. Dies wird durch das Erneuerbare-

Energien-Gesetz gefördert. Besonders sinnvoll ist diese Form der Biogaspro-

duktion und Nutzung, wenn die bei der Stromproduktion im BHKW anfallende

überschüssige Wärme an externe Verbraucher abgegeben werden kann.

Dies ist zum Beispiel beim Bioenergiepark Hof der Fall. Doch nicht an

jedem Biogas-Standort kann genügend Wärme abgenommen und

der regenerative Energieträger Biogas möglichst effizient genutzt

werden. Bio-Erdgas kann in das Leitungsnetz eingespeist und wie

herkömmliches Erdgas genutzt werden. Über die vorhandene Erdgas-

infrastruktur ist es deutschlandweit, unabhängig von der Erzeugung,

für die Strom- und Wärmeversorgung einsetzbar. Zusätzlich kann

Bio-Erdgas auch als Kraftstoff verwendet werden. Im Rahmen dieses

Verwertungszweigs ist es von der Mineralölsteuer befreit.

Ist Biogas besser als Wind- und Sonnenenergie?

Im Gegensatz zu Wind- und Sonnenenergie ist eine Biogasanlage

dazu in der Lage, kontinuierlich Strom und Wärme zu produzieren.

Damit ist die Biogastechnologie neben der Wasserkraft als einzige

Nachgefragt

Zehn „grüne“ Fragen Was Sie schon immer über Biogas und Bio-Erdgas wissen wollten – medium gas beantwortet die zehn wichtigsten Fragen zum Thema.

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Bio is Kuhtiful! Illustration: Ulrich Forchner

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Energiepolitik

Filigrane Gesetzesmechanik Biogasanlagen werden durch Investitionshilfen und eine Einspeisevergütung staatlich gefördert. Welche Gesetze,

Verordnungen und Richtlinien sind dafür aber relevant? medium gas erklärt, wie die gesetzlichen

Rahmenbedingungen für die Biogas- und Bio-Erdgasnutzung aussehen.

In ihrem Koalitionsvertrag sieht die neue schwarz-gelbe Regierung den weiteren Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien vor. Ziel ist es, dass diese Energien

den Hauptanteil an der Energieversorgung übernehmen. Zum 1. Januar 2012 soll das EEG novelliert werden, um die Förderung regenerativer Energien und die

Einspeisung ins Netz effizienter zu gestalten und Über- bzw. Unterförderungen zu vermeiden. Zudem soll die Position des Biogases im Rahmen des EEWärmeG

verbessert und der Biokraftstoffmarkt wiederbelebt werden.

Ausblick: Vorhaben der neuen Bundesregierung

Gasnetzzugangsverordnung Die Gasnetzzugangsverordnung (GasNZV) regelt die Bedingungen, unter denen die Gasnetzbetreiber Trans-portkunden Zugang zu den Gasnetzen gewähren müssen. Mit der Verordnung soll u. a. die Einspeisung von 6 Mrd. Kubikmetern Bio-Erdgas bis 2020 und 10 Mrd. Kubikmetern bis zum Jahr 2030 ermöglicht werden. Der entscheidende Abschnitt in der GasNZV betrifft die Netzanschlusspflicht für Biogasanlagen an das Erdgasleitungsnetz. Der Netzanschluss beinhaltet dabei eine Verbindungsleitung, eine Gasdruck-Regel-Messanlage, eine Verdichteranlage und eine Anlage zur eichgerechten Messung des einzuspeisenden Bio-Erdgases. Die Kosten dafür werden zwischen Netzbetreiber und Biogaseinspeiser bzw. für die Gasleitung zwischen Netzbetreiber und Biogaserzeuger hälftig aufgeteilt. Netzbetreiber sind laut GasNZV außerdem verpflichtet, Ein- und Ausspeiseverträge bevorzugt mit Biogas-Trans-portkunden abzuschließen, sofern das Biogas netzkompatibel ist. Ihnen wird Vorrang vor Erdgas-Transportkunden eingeräumt. Bei technischen Kapazitätsengpässen sind Transportkapazitäten vorrangig an Transportkunden zu vergeben, die Bio-Erdgas einspeisen. Dieser Vorrang gilt unabhängig von der Netzebene.

Gasnetzentgeltverordnung In der GasNEV ist festgelegt, wie die anfallenden Nutzungsentgelte für Gastransportkunden bestimmt werden. Demnach erhalten Biogaseinspeiser vom Netzbetreiber für die vermiedenen Netzkosten (Kosten, die auf Grund der dezentralen Einspeisung nicht entstehen) pauschal 0,7 Cent/kWh. Dieser Pau-schalbetrag ist unabhängig von der jeweiligen Netzebene bzw. Druckstufe. Die beim Netzbetreiber entstehenden Kosten können auf die Netzentgelte umgelegt werden.

BundesimmissionsschutzgesetzDas Bundesimmissionsschutzgesetz ist ein Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelt-einwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnlichen Vorgängen. Es gilt u. a. auch für die Beschaffenheit von Brenn- und Treibstoffen und regelt den Mindestanteil von Biokraftstoffen an der Gesamtmenge des in den Verkehr gebrachten Kraftstoffs zur Treibhausgasminderung. Seit Juli 2009 wird auch Biogas im Gesetz als auf die Biokraftstoffquote anrechenbarer Kraftstoff geführt. Allerdings ist die Anrechnung an bestimmte Anforderungen im Produktions-verfahren geknüpft, die eine günstige Klimabilanz gewährleisten sollen.

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aussehen.

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eisten sollen.

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GasNEV

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Erneuerbare-Energien-GesetzSeit dem 1. April 2000 ist das EEG in Kraft, mittlerweile hat es mehrere Neufassungen erlebt und gilt mit der

letzten Fassung vom 25. Oktober 2008. Über die Jahre gleich geblieben ist der Ursprungsgedanke – die Strom- und Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Quellen zu fördern. Wichtigstes Mittel des EEG ist die finanzielle Förderung von Strom aus erneuerbaren Energieanlagen über eine Einspeisevergütung. Die entstehenden Kosten werden unter den Energieversorgungsunternehmen aufgeteilt und fließen als zusätzlicher Kosten-faktor in die Endverbraucherpreise ein. Die Höhe der Vergütung richtet sich nach den Erzeugungskosten der Erneuerbare-Energien-Technologie, die den Strom bereitstellt.Für Biomasse werden zusätzlich der eingesetzte Rohstoff, die Anwendung in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK),

der Einsatz innovativer Technologien (wie beispielsweise die Aufbereitung und Einspeisung ins Erdgasnetz) und die Anlagengröße durch Boni berücksichtigt.

Auch den aus Bio-Erdgas erzeugten Strom berücksichtigt das Gesetz, unabhängig von der Stelle, wo das Bio-Erdgas eingespeist wurde. Hierdurch kann Bio-Erdgas an Orten mit Wärmenachfrage zum Einsatz kommen

und die prozessbedingt bei der Stromerzeugung anfallende Wärme effizient genutzt werden. Die staatlichen Vergütungssätze sind über 20 Jahre garantiert, sinken aber Jahr für Jahr.

BiomasseverordnungDie Biomasseverordnung regelt für den Anwendungsbereich des Erneuerbare-

Energien-Gesetzes, welche Stoffe als Biomasse gelten, welche technischen Ver-fahren zur Stromerzeugung aus Biomasse in den Anwendungsbereich des Gesetzes fallen und welche Umweltanforderungen bei der Erzeugung von Strom aus Biomasse einzuhalten sind.Biomasse im Sinne der Biomasseverordnung sind Energieträger aus Phyto- und

Zoomasse (Biomasse aus pflanzlichem und tierischem Ursprung). Hierzu gehören auch Folge- und Nebenprodukte, Rückstände und Abfälle, deren Energiegehalt

aus Phyto- und Zoomasse stammt.

Erneuerbare-Energien-WärmegesetzDas EEWärmeG verpflichtet Eigentümer von Gebäu-den, die neu errichtet werden, ihren Wärmeenergie-bedarf durch die anteilige Nutzung von Biomasse,

Geothermie, Solarthermie oder Umweltwärme zu decken. Eingespeistes Bio-Erdgas fördert und erlaubt

der Gesetzgeber allerdings nur bei einem Einsatz in Anlagen zur gekoppelten Wärme- und Stromerzeugung,

nicht jedoch in bewährten und effizienten Brennwertkesseln. Damit fehlt dem Gesetz die nötige Technologieoffenheit.

Derzeit gelten die gesetzlichen Bestimmungen lediglich für den Neubaubereich. Die Bundesländer können jedoch auch eine Pflicht zur

Nutzung erneuerbarer Energien für Bestandsgebäude festlegen.

Erneuerbare-Energien-GeSeit dem 1. April 2000 ist das EEG in Kraft, mittlerwei

letzten Fassung vom 25. Oktober 2008. Über die Jahreund Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Quellen Förderung von Strom aus erneuerbaren EnergieaKosten werden unter den Energieversorgungsuntfaktor in die Endverbraucherpreise ein. Die Höheder Erneuerbare-Energien-Technologie, die denFür Biomasse werden zusätzlich der eingesetzte

der Einsatz innovativer Technologien (wie beispielsund die Anlagengröße durch Boni berücksichtigt.

Auch den aus Bio-Erdgas erzeugten Strom berückBio-Erdgas eingespeist wurde. Hierdurch kann Bio-Er

und die prozessbedingt bei der Stromerzeugung anfalVergütungssätze sind über 20 Jahre garantiert, sinken abe

BiomasseverordnungDie Biomasseverordnung regelt für den Anwendungsbereich des Erneuerba

Energien-Gesetzes, welche Stoffe als Biomasse gelten, welche technischen Verfahren zur Stromerzeugung aus Biomasse in den Anwendungsbereich des Gesetzfallen und welche Umweltanforderungen bei der Erzeugung von Strom aus Biomasseeinzuhalten sind.Biomasse im Sinne der Biomasseverordnung sind Energieträger aus Phyto- u

Zoomasse (Biomasse aus pflanzlichem und tierischem Ursprung). Hierzu gehöauch Folge- und Nebenprodukte, Rückstände und Abfälle, deren Energiegeh

aus Phyto- und Zoomasse stammt.

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BImSchG

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Vorgestellt

VNG investiert in die Zukunft eines

energiegeladenen Hoffnungsträgers.

Dafür hat sie 2007 mit der BALANCE

VNG Bioenergie GmbH ein Tochterun-

ternehmen gegründet, das Biogas- und

Bio-Erdgasprojekte entwickelt und

realisiert. Mittlerweile ist BALANCE

an zahlreichen großen und kleinen

Projekten beteiligt – drei davon stellen

wir Ihnen vor.

Biogas für Bayern

Bioenergiepark Hof

Weit über 4000 Biogasanlagen sind derzeit in Deutschland am

Netz. Die meisten – knapp 1.400 – stehen in Bayern, eine von

ihnen ist der Bioenergiepark Hof/Saale. Er liefert seit August

dieses Jahres Biogas für Verstromung und Wärme. Der Bioener-

giepark ist das jüngste Bauvorhaben der Projektgesellschaft

BGA Bioenergie GmbH, an der die BALANCE VNG Bioenergie

GmbH zu knapp 75 Prozent beteiligt ist. Der zweite Investor ist

die i4r Beteiligungsgesellschaft mbH aus Lüneburg. Die erste

von insgesamt drei unabhängigen Biogasanlagen des Parks ist

bereits in Betrieb. Bis Mitte 2010 soll die zweite Anlage fertig

sein. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt neun Millionen

Euro. Nach Abschluss der Bauarbeiten bis Mitte 2011 werden

2,1 Megawatt elektrische Leistung, umgerechnet mehr als

17 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr, ins örtliche

Stromnetz eingespeist. Das reicht für rund 4.500 Haushalte.

Die Überschusswärme fließt größtenteils zum benachbarten

Kältetechnik-Betrieb der Firma Viessmann.

Auf einen Blick:

Substrate: Rinderfrischgülle,

Silomais, Ganzpflanzensilage, Grünschnitt und Festmist

Jährliche Substratmenge: 17.800 Tonnen

Biogaserzeugung: 275 Nm³/h

Biogas mit ca. 52 Prozent Methangehalt

Anlagenleistung Endausbau: 2,1 MW (elektrisch)

Internet: www.bga-hof.de

Wir können

BIO

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• Zufahrt zum Grundstück

über Verbindungsstraße

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Biogas für Sachsen-Anhalt

Biogasanlage PopperodeGerade in Bau befindet sich eine Biogasanlage in Sachsen-

Anhalt, im Sangerhäuser Ortsteil Wippra-Popperode. Bauherr

und Eigentümer der Anlage ist die Leipziger Biogasgesellschaft

mbH, eine 100 %ige Tochter der BALANCE VNG Bioenergie

GmbH. Die Leipziger Stadtwerke haben die Option, sich zu-

künftig an der Projektgesellschaft zu beteiligen, derzeit be-

gleiten sie die Errichtung der Anlage als Dienstleister. Die

Anlage wird Ende 2009 in Betrieb gehen und bereits Mitte

2010 mit maximaler Leistung laufen. Dann soll sie aus einem

Substratmix (vorwiegend Rindergülle und Maissilage) jährlich

bis zu 4 Mio. kWh elektrische Energie in einem Blockheiz-

kraftwerk erzeugen. Das reicht für die Stromversorgung von

rund 1.000 Haushalten. Vorgesehen ist zusätzlich auch eine

Wärmeauskopplung. Die Wärme soll in einer Gärrestetrock-

nungsanlage zur Düngemittelproduktion genutzt werden bzw.

optional zur Deckung des Wärmebedarfs der angrenzenden

Agrargenossenschaft dienen. Alle Substrate werden durch die

ortsansässige Agrargenossenschaft bereitgestellt und sind

bereits langfristig gesichert.

Auf einen Blick:

Substrate: vorwiegend Rindergülle und Maissilage

Jährliche Substratmenge: 20.000 Tonnen

Biogaserzeugung: 200 Nm³/h Biogas mit ca. 52 Prozent Methangehalt

Anlagenleistung: 4 Mio. kWh; 0,5 MW (elektrisch)

Biogas für Sachsen

Bio-Erdgasanlage OschatzAnfang November 2009 startete der Bau einer neuen Biogasan-

lage im sächsischen Oschatz bei Leipzig. Im Gegensatz zu den

Anlagen in Hof und Popperode ist in Oschatz die Einspeisung

von Bio-Erdgas in das Erdgasleitungsnetz geplant. Das neueste

Projekt der BALANCE entsteht direkt neben einem Milchvieh-

betrieb, der bereits über eine eigene Biogasanlage verfügt. Die

Investitionssumme beläuft sich auf rund 14,8 Millionen Euro. Laut

Planung soll die Bio-Erdgasanlage Anfang 2011 in Betrieb gehen

und dann über eine elektrische Leistung von 2,8 MW verfügen.

In einem mehrstufigen Verfahren werden kontinuierlich ca.

1.400 Nm³/h Biogas mit einem Methananteil von etwa 53 % pro-

duziert. Die Aufbereitung dieses Rohbiogases auf Erdgasqualität

erfolgt anschließend in einer Druckwechselabsorptionsanlage.

Eingespeist wird in das 16-Bar-Netz der MITGAS. Gespeist wird

die Anlage übrigens mit einem Mix aus Maissilage, Grassilage

und Zwischenfrüchten. Die benötigten Substrate werden von

Landwirten aus der unmittelbaren Umgebung produziert, mit

denen langfristige Lieferverträge geschlossen wurden.

Auf einen Blick:

Substrate: Maissilage, Grassilage und Zwischenfrüchte

Jährliche Substratmenge: 49.000 Tonnen

Biogaserzeugung: 1.400 Nm³/h Biogas mit ca. 53 Prozent Methangehalt

Bio-Erdgaseinspeisung: 700 Nm³/h

Anlagenleistung: 2,8 MW (elektrisch)

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Interview

TeamBildung von VNG und HTWK LeipzigVor einem Jahr startete VNG die Bildungsinitiative Energie-Kolleg gemeinsam mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und

Kultur Leipzig (HTWK Leipzig). medium gas sprach mit Prof. Michael Kubessa, Prorektor für Wissenschaftsentwicklung

und Professor für Ver- und Entsorgungstechnik an der Fakultät Maschinen- und Energietechnik, über das vergangene

Jahr und neue Ziele für das Energie-Kolleg.

Die HTWK Leipzig arbeitet bereits seit einigen

Jahren erfolgreich mit VNG zusammen. Warum

wurde im vergangenen Jahr die Bildungsinitiative

Energie-Kolleg gegründet?

Es gibt zwei Punkte, die eine wesentliche Rolle

bei der Gründung des Energie-Kollegs gespielt

haben. Zum einen die Neustrukturierung des

Studiums im Zuge des Bologna-Prozesses, nach

der in diesem Jahr letztmalig Diplom-Ingenieure

die Hochschule verlassen. In Zukunft wird es

nur noch die Abschlüsse Bachelor und den da-

rauf aufbauenden Master geben. Das wiederum

erfordert eine inhaltliche Anpassung an den

Zeitrhythmus eines zweistufigen Studiums mit

drei Jahren Bachelor und zwei Jahren Master.

Zum anderen hat die HTWK Leipzig als Hoch-

schule der angewandten Wissenschaften das

Prof. Dr.-Ing. Michael Kubessa, Prorektor für

Wissenschaftsentwicklung, arbeitet seit 1996 an

der HTWK Leipzig und ist Professor für Ver- und

Entsorgungstechnik, Fakultät Maschinen- und

Energietechnik, Institut für Energie-, Gebäude-

und Umwelttechnik LEGUT.

Sein Schwerpunkt liegt beim Themengebiet

der Gastechnik.

Prof. Dr.-Ing. Michael Kubessa

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Ziel, Absolventen mit einer sehr hohen Praxis-

nähe in die Wirtschaft und andere Bereiche zu

verabschieden. Hier hat es ebenfalls erhebliche

Entwicklungen gegeben.

Inwiefern?

Viele neue Gebiete, wie zum Beispiel Dispatching,

haben im Zuge der Liberalisierung des Gasmarktes

völlig neue Dimensionen angenommen. Schwer-

punkte haben sich erheblich verschoben. Das muss

sich natürlich in der Ausbildung niederschlagen.

Daher setzt die HTWK Leipzig auf die begleitende

Zusammenarbeit mit den Unternehmen. Es gibt

also sowohl aus wissenschaftlicher, wie auch aus

praktischer Sicht genügend Ansatzpunkte für die

Initiative Energie-Kolleg.

Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig wurde 1992 gegründet.

Mit über 6.400 Studierenden ist die Hochschule der angewandten Wissenschaften

eine der größten Fachhochschulen Ostdeutschlands. Sie setzt damit die lange

Tradition der technischen Bildungseinrichtungen in der Stadt Leipzig fort und

gilt durch ihre regionale Vernetzung mit den Unternehmen als ingenieurwissen-

schaftliches Kompetenzzentrum.

Am HTWK-Standort Koburger Straße in Markkleeberg finden auch die Veranstaltungen des Energie-Kollegs statt.

Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig)

Quelle: HTWK

Im vergangenen Jahr fanden erstmals Veranstal-

tungen im Rahmen des Energie-Kollegs statt. Was

war gut und was ist verbesserungswürdig?

Unsere Erfahrungen aus dem ersten Jahr haben

gezeigt: Es war der richtige Ansatz. Die Grundidee,

die praktische Komponente mit neuen Inhalten

anzureichern, war der Schritt in die richtige Rich-

tung. Allerdings wollen wir zukünftig die Stofffülle

zurücknehmen, um mehr Raum für Diskussionen

zu lassen. Denn das fördert das Verständnis

für die Inhalte und bietet einen größeren Lern-

effekt. Inhaltlich soll die breite Palette von der

Versorgungstechnik über die Anwendung bis

hin zur Gasbeschaffung allerdings beibehalten

werden.

Wo sehen Sie das Energie-Kolleg in den kom-

menden Jahren?

Die Konzentration soll zunächst weiterhin auf dem

energietechnischen Bachelor- und Masterstudium

liegen. Wir möchten das Angebot aber so aus-

bauen, dass auch den Wirtschaftsingenieuren mit

der Spezialisierung Energietechnik der Zugang er-

öffnet wird. Darüber hinaus wollen wir das Energie-

Kolleg für tangierende Studiengänge öffnen, zum

Beispiel für Maschinenbau oder Bauingenieure. Bei

denen wird ja beispielsweise das energiesparende

Bauen mehr und mehr zum Thema. Es gibt auch

Überlegungen, dass wir die Veranstaltungen des

Energie-Kollegs für berufsbegleitende Studiengän-

ge, also auch als Weiterbildung, anbieten. Aber

das ist noch Zukunftsmusik und erst im Laufe der

nächsten Jahre geplant.

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Die im April 2009 gestartete

Bildungsinitiative „Energie-

Kolleg“ beinhaltet einen Ko-

operationsvertrag zwischen

VNG und der HTWK Leipzig.

Ziel ist es, durch gemeinsame

Lehrveranstaltungen künf-

tige Ingenieure auf die Anfor-

derungen der Energie-/Gas-

versorgung und -anwendung

in der Praxis vorzubereiten.

So finden u. a. an der HTWK

Leipzig Lehrveranstaltungen

mit VNG-Experten statt und in

den Räumlichkeiten von VNG

werden Workshops für die

Studenten angeboten.

Was ist das Energie-Kolleg?

Prof. Hubertus Milke, Rektor der HTWK Leipzig und Klaus-Dieter Barbknecht, Vorstand Kaufmännisches/Personal bei VNG.

Quelle: Katharina Märker, HTWK

Worin liegt für Sie der größte Mehrwert in der

Zusammenarbeit mit VNG?

Speziell aus der Sicht der Hochschule ist es für

uns ein wichtiges Element zur Gewährleistung

unseres Bildungsauftrages, besonders durch

die Kopplung der theoretischen Ausbildung und

der praktischen Inhalte. Das Energie-Kolleg ist

eine Komponente, die wesentlich das Studium

und seine Ziele unterstützt. Außerdem ist uns

die frühzeitige Entwicklung der Partnerschaft

zwischen Hochschule und Unternehmen, ins-

besondere für die Studenten, sehr wichtig. Hier

können sowohl die Unternehmen als auch die

Studenten von vornherein gezielte Verbindungen

und Netzwerke aufbauen und pflegen. Für unsere

Studenten bedeutet das im besten Falle einen

nahtlosen Übergang vom Studium in den Beruf.

Für das Unternehmen liegt der Vorteil ebenso da-

rin, dass es denjenigen, der als neuer Mitarbeiter

kommt, einzuschätzen weiß. Diese Vorteile wissen

wir als Hochschule ebenso wie VNG immer mehr zu

schätzen. VNG als erfolgreiches Unternehmen der

Region vertritt außerdem aufgrund ihres Profils

eine inhaltliche Breite, die die Schwerpunkte an

der Hochschule besonders gut abdeckt, auch weit

über die reine Gastechnik hinaus. Hinzu kommen

hier zum Beispiel Betriebswirtschaft, Unterneh-

mensmanagement oder IT. So können wir mit un-

serer Zusammenarbeit dafür sorgen, dass unsere

Absolventen in der Region bleiben.

Fortsetzung von Seite 43

TeamBildung von VNG und HTWK Leipzig

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Wirtschaft

Herbstversammlung der Deutsch-Norwegischen Handelskammer in LeipzigEnde Oktober trafen sich in Leipzig rund einhundert Mitglieder der

Deutsch-Norwegischen Handelskammer (DNHK), um ihre Herbst-

versammlung auszutragen. In Kooperation mit der DNHK gestaltete

VNG als Gastgeber das zweitägige Programm der Teilnehmer.

Burkhard Jung, Ober-

b ü r g e r m e is te r d e r

Stadt Leipzig, begrüßte

die Teilnehmer der

Deutsch-Norwegischen

Handelskammer in der

Messestadt.

Der Aufenthalt in Leipzig beinhaltete neben der Ta-

gung des norwegischen Wirtschaftsrates, dessen

Repräsentanten ebenfalls an der Herbstversamm-

lung der Deutsch-Norwegischen Handelskammer

teilnahmen, auch den Besuch verschiedener Ener-

gieunternehmen in Sachsen. Schwerpunkte der

Versammlung waren die Themen Energie sowie

der Fall der Mauer vor 20 Jahren. Letzteres hatte

seinen Anfang in den Friedensgebeten in der

Nikolaikirche, die in den Leipziger Montagsde-

monstrationen mündeten. „Das Signal, das wir

alle zu diesem 20. Jahres-

tag der Friedlichen Revolu-

tion aufnehmen sollten, ist,

Freiheit und Verantwortung

auch in unserer heutigen Ge-

sellschaft zu sichern und zu

bewahren“, erklärte Klaus-

Dieter Barbknecht, Vor-

stand bei VNG und zugleich

auch Vorstandsmitglied der

Deutsch-Norwegischen Han-

delskammer, im Hinblick auf

das Wunder von Leipzig im

Herbst 1989 .

Im Rahmen der zweitägigen

Veranstaltung fand auch die

Verleihung des Willy-Brandt-Preises statt. Er wird

für die Förderung und Vertiefung der freundschaft-

lichen Beziehung zwischen Deutschland und Nor-

wegen jährlich von der Deutsch-Norwegischen

Willy-Brandt-Stiftung ausgeschrieben. In diesem

Jahr erhielten der norwegische Professor und Po-

litiker Inge Lønning sowie der deutsche Historiker

Fritz Fadranski die Auszeichnung. Der Vorstand

der Norwegisch-Deutschen Willy-Brandt-Stiftung

begründet die Entscheidung damit, dass sich

beide Preisträger mit ihrem Einsatz um die norwe-

gisch-deutschen Beziehungen verdient gemacht

haben. So setzte sich Inge Lønning, Präsident der

Norwegisch-Deutschen Gesellschaft in Oslo, so-

wohl als Professor als auch durch sein politisches

Wirken in den Funktionen des Vizepräsidenten

des Norwegischen Parlamentes Storting und als

Präsident des Lagting über lange Jahre hinweg

für das gegenseitige deutsch-norwegische Ver-

ständnis ein. Der Historiker Fritz Fadranski trägt

seit mehreren Jahren in Zusammenarbeit mit dem

heimatgeschichtlichen Verein Hammerfest zur

Versöhnung und Etablierung eines gefestigten

Freundschaftsbandes zwischen Norwegen und

Deutschland bei. In seiner Laudatio auf Fritz

Fadranski betonte Prof. e. h. Dr. Klaus-Ewald Holst,

Vorstandsvorsitzender von VNG und Honorarge-

neralkonsul des Königreichs Norwegen: „Sowohl

in seiner Arbeit, aber auch und gerade in seinem

ehrenamtlichen Engagement prägen ihn seine

Erfahrung und der Wunsch, in der Rolle des Histo-

rikers dem Vergessen etwas entgegenzusetzen.

Die Kriegserfahrung teilt er mit vielen Männern

seiner Generation, doch der bewusste und aktive

Umgang mit dieser Erfahrung unterscheidet ihn

von vielen.“

„Es ist wichtiger, etwas im Kleinen zu tun, als im Großen

darüber zu reden.“

(Willy Brandt)

Die Preisträger des Willy-Brandt-Preises 2009 Inge Lønning (2. v.l.) und

Fritz Fadranski (2. v.r.) nebst ihren Laudatoren Klaus-Ewald Holst (re.) und

Franz Thönnes, Bundestagsabgeordneter in Berlin sowie im Wahlkreis

Segeberg – Stormarn-Nord (li.) Fotos: Dirk Brzoska

Die Deutsch-Nor wegische

Handelskammer ist ein Zu-

sammenschluss von etwa

600 Unternehmen und In-

stitutionen in Deutschland

und Nor wegen und damit

Norwegens größte Handels-

kammer. Zum Dienstleis-

tungsangebot zählen unter

anderem die Beratung und

Unterstützung bei der Markt-

erschließung im Ausland,

steuerrechtlichen Belangen

und Fiskalvertretung sowie

Messeaktivitäten.

Weitere Informationen:

http://norwegen.ahk.de

Deutsch-Norwegische Handelskammer

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10 Gründe, die norwegische Stadt Stavanger zu besuchenIn Stavanger hat VNG im Oktober 2006 mit der VNG Norge ihren Anfang als erfolgreiches Explorationsunternehmen

genommen. Nicht ohne Grund wurde die europäische Kulturhauptstadt von 2008 dafür ausgesucht: Sie gilt als das Zentrum

der norwegischen Öl- und Gasindustrie, alle wichtigen internationalen Öl- und Gasgesellschaften sind hier präsent.

Wenn das noch nicht ausreicht, liefern wir Ihnen noch weitere zehn Gründe, warum Stavanger unbedingt einen Besuch wert ist.

2. Norwegens Fjorde wurden vom

Reisemagazin National Geographic unter

die schönsten Reiseziele der Welt gewählt

und viele von ihnen findet man in der

Region Stavanger. Zu den beliebtesten

Fjorden gehört der Lysefjord. Er ist 42

Kilometer lang und wird von Felswän-

den umrahmt, die über 1000 Meter steil

empor ragen.

1. Nach den Ölfunden in den 60er Jahren wurde

Stavanger zu einer modernen Großstadt und ist heute

die viertgrößte Stadt Norwegens. Die europäische

Kulturhauptstadt des Jahres 2008 reizt vor allem mit

ihrer wunderschönen Landschaft.

Stadtansichten

3. Doch nicht nur die Fjorde und

majestätischen Gebirge gehören zu den

Höhepunkten der norwegischen Natur,

sondern vor allem auch ihre Strände.

In der Region Stavanger findet man den

längsten Sandstrand Norwegens. Hier

kann man schwimmen, surfen oder

Drachen fliegen.

5. Das alte Stadtzentrum

östlich des alten Hafens und

das Viertel Gamle Stavan-

ger (altes Stavanger) bilden

das historische Zentrum der

Stadt. Dies wird von den weiß

gestrichenen Holzhäusern aus

dem 18. und 19. Jahrhundert

geprägt, die noch heute sorg-

fältig unterhalten werden.

4. Ein weiteres kleines Highlight bietet die

Möglichkeit, die Leuchttürme an der Küste

zu besichtigen oder sogar als Übernachtungs-

möglichkeit zu nutzen.

STAVANGER

Fotos: Christoph Busse

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7. Die meisten Attraktionen in der Innenstadt von Stavanger

können dank der kurzen Wege zu Fuß erreicht werden. Besonders

die vielen Museen, wie das Norwegische Ölmuseum, das Kunst-

museum Rogaland oder das Norwegische Kindermuseum oder das

Stavanger Kunstforening bieten viel Interessantes für einen Besuch.

8. In dem Norwegischen Ölmuseum ist die Geschichte der Ölförderung in

Norwegen und teilweise auch in anderen Ländern mit vielen Details abgebildet.

Es gibt viele Modelle und Originalgerätschaften. Das Leben auf einer Bohrinsel

wird sogar in einer begehbaren Mini-Bohrinsel dargestellt. Der Rohstoff Erdöl

spielt eine tragende Rolle in der Entwicklung der Stadt. Viele internationale

Ölfirmen haben heute

ihren Sitz in Stavanger,

darunter auch das größte

norwegische Unter-

nehmen StatoilHydro,

da die meisten Ölvor-

kommen Norwegens

etwa 300 km westlich

von Stavanger in der

Nordsee liegen.

9. An verschiedenen Plätzen von Stavanger ist das Skulpturen-Projekt

des Künstlers Antony Gormley zu sehen. Das so genannte „Broken Column“

besteht aus 23 gegossenen Eisenfiguren, die wie eine imaginäre Säule vom

Rogaland Kunstmuseum bis zum Hafen platziert wurden.

10. Zu guter Letzt noch ein Hinweis auf die berühmten kulinarischen Produkte

der Region. Besonders bekannt sind Schalentiere, Milch- und Fleischprodukte und

Gemüse, vor allem Tomaten. Für Käseliebhaber lohnt sich ein Abstecher zur Voll

Ysteri, einer kleinen Molkerei, die den Jæren Raclette-Käse herstellt.

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6. Stavanger ist auch bekannt für die

Produktion von Konserven. In den 50er

Jahren gab es über 50 Konservenfabriken in

der Stadt, die letzte wurde jedoch 2002 ge-

schlossen. Heute erinnert das Norwegische

Konservendosenmuseum in der Innenstadt

noch an diesen Teil der Stadtgeschichte.

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Musik

„Open World“ – Begeisterung und volle Ränge im Theater der Jungen WeltAm 8. Oktober 2009 war es wieder so weit, VNG und das internationale Kinder- und Jugendmusikfestival „Open World“

haben zum Konzert ins Theater der Jungen Welt in Leipzig eingeladen. Auf der Bühne präsentierten sich talentierte Sänger

und Tänzer verschiedener Altersklassen aus Russland, Kirgisien, Bulgarien, Armenien und Deutschland. Unterstützt wurden

die Teilnehmer von den Jazzkids und den Tänzerinnen der Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“.

Von Victoria Lewandowski, freie Redakteurin

Bereits zum dritten Mal fand in Deutschland das

jährliche Musik- und Erlebniscamp für Kinder

und Jugendliche auf Initiative von OOO „Gazprom

export“ und im Zusammenwirken mit OMV,

Gazprom Germania, Wingas und VNG statt.

Die Minitournee startete am 1. Oktober in Berlin,

machte Halt in Kassel und hatte ihr Finale in Leip-

zig. VNG empfing die 38 Kinder im Alter von 8 bis

14 Jahren in Leipzig, mit dabei waren Vertreter des

Energieunternehmens OOO „Gazprom export“

und der Social Foundation „Energy for Life“, die

die Kinder auf ihrer Tournee durch Deutschland

begleiteten.

Das Konzert der jungen Künstler fand dieses Jahr

im Theater der Jungen Welt statt. Im Angesicht des

Publikums war die Nervosität der Sänger, Tänzer

und der Choreografen hoch.

Peter Zimmer, MDR-Moderator, führte, wie die Jahre

zuvor, mit seiner humorvollen und gelassenen Art

durch das Programm, so dass die Anspannung der

jungen Künstler schnell verflog.

Das Programm führte geographisch von Deutsch-

land über Russland nach Armenien und Kirgisien.

Die Kleinen traten auf wie die Großen: Mädchen

und Jungs tanzten zündende Volkstänze und

sangen mit ihren fröhlichen Kinderstimmen rus-

sische Chastooshkas (russische Verse). Ob frecher

Die jungen Tänzer und Sänger führten einen temperamentvollen ossetinischen Tanz mit Trommeln auf – und ernteten dafür sehr viel Applaus. | Die Jazzkids der

Musikschule Leipzig.

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VNG hilft sehbehinderten russischen KindernVNG hat im Rahmen der Wohltätigkeitsaktion

„Bücher für kleine blinde Kinder“ ein großes Bü-

cher-Paket an das Internat für sehbehinderte

Kinder in Tschernysch bei Smolensk übergeben.

Die speziellen Bücher – sie sind entsprechend der

Sehbehinderung der Kinder und deren taktilen

Fähigkeiten gestaltet – werden von den Lehrern

und Erziehern seit vielen Jahren erfolgreich bei

der Beschäftigung mit den Vorschulkindern und

beim Unterricht mit den Schulanfängern genutzt.

Die Bücher erschließen den Kindern spielerisch

begleitet Märchen wie „Schneewittchen“, „Die

sieben Zwerge“, „Däumling“ oder „Das buckelige

Pferdchen“.

Zur feierlichen Übergabe der Bücher waren der

Metropolit von Smolensk und Kaliningrad Feo-

filakt und der stellvertretende Gouverneur des

Smolensker Gebietes O. V. Okunewa gekom-

men. Die Organisatoren und Teilnehmer der

Aktion nutzten die Gelegenheit auch, um über

ihre Erfahrungen bei der Unterstützung und

Arbeit mit Waisen und behinderten Kindern zu

diskutieren.

Seit 2006 unterstützt die OOO „Gazprom export“

gemeinsam mit VNG und der Wintershall Holding

AG die Wohltätigkeitsaktionen „Bücher für kleine

blinde Kinder“. Sie wird im Rahmen des gleichna-

migen Programms von UNO und UNESCO durch-

geführt. Vor einem Jahr wurde VNG für die aktive

Teilnahme an diesem Programm ausgezeichnet.

Rock ’n’ Roll oder temperamentvoller ossetinischer

Tanz mit Trommeln – die jungen Tänzer und Sänger

ließen das Publikum im Takt klatschen und vor

Begeisterung von den Sitzplätzen springen.

Auch die jazzigen Töne der „Jazzkids“ und die

elegante Ballett-Aufführung der Tänzerinnen der

Musikschule sorgten bei den Zuschauern für Fas-

zination und Staunen. Wie die Jahre zuvor, unter-

stützte die Musikschule Leipzig „Johann Sebastian

Bach“ mit ihren Schülern des Fachbereichs Tanz

und Musik das Konzert „Open World“.

Zum Finale trafen sich alle Künstler auf der Bühne

und sangen ein gemeinsames Abschlusslied,

bunte Luftballons flogen durch den Saal und das

Publikum spendete tosenden Beifall … besser

konnte dieser Abend nicht enden.

Sorgten für Begeisterung und Staunen im Theater der Jungen Welt: Die Tänzerinnen der Musikschule Leipzig. | Die Jungen und Mädchen sangen russische

Chastooshkas (Verse). | Gemeinsamer Auftritt zum Schluss der Veranstaltung. Fotos: Dirk Brzoska

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Kunst & Kultur

Erdgasifizierung als KunstaktDer Leipziger Künstler Michael Fischer-Art hat dem einmaligen, temporeichen

Kraftakt der „Erdgasifizierung“ Ostdeutschlands eine Vorher-Nachher-Jubiläums-

grafik gewidmet. Zusammen mit dem einzigen ostdeutschen Steindruckmeister

Christian Müller hat er diese Grafik auf Stein nachdrucken lassen. Entstanden ist

eine bunte Würdigung für den umweltfreundlichen Energieträger Erdgas.

„Viele können sich bestimmt

noch erinnern, wie die Umwelt

in Ostdeutschland noch bis

vor 20 Jahren ausgesehen hat.

Verseuchte Zone trifft es wohl

am besten. Durch die großen

Kohlekraftwerke war die Luft

voller giftiger Dämpfe, saurer

Regen ging über unsere Wäl-

der nieder“, erzählt Michael

Fischer-Art. Der Künstler, 1969 in Leipzig geboren,

erinnert sich an die dreckig-graue Stadt noch ganz

genau. Dass man in den Städten und Gemeinden

in Ostdeutschland heute mit einem ganz anderen

Umweltbewusstsein lebt, schiebt Fischer-Art auch

auf die Erdgaswirtschaft. „20 Jahre Friedliche

Revolution heißt für mich auch 20 Jahre umwelt-

freundliches Erdgas“, so der Künstler.

Anlässlich des 20. Jahrestages hat der Maler und

Bildhauer eine ganz eigene Grafik entworfen

– seine persönliche Energiewende 1989–2009 –

gewohnt bunt, in den leuchtenden, reinen Fischer-

Art-Farben, getreu dem Motto: „So bunt war die

DDR nie“. Statt die Grafik als einmaliges Werk zu

sehen, hat sich Fischer-Art dazu entschieden,

sie auf einer Steindruckpresse zu vervielfältigen.

Die Idee dazu kam ihm durch die Bekanntschaft

mit Christian Müller. Der gilt deutschlandweit als

letzter Steindruckmeister im Handwerk. Wie es der

Zufall will: Auch VNG hat seit Jahren enge Kontakte

zu Müller. Das Unternehmen lässt Titelmotiv und

Lithografie ihres alljährlichen Kalenders in der

Druckwerkstatt von Christian Müller in Wurzbach

herstellen.

3000 Exemplare sind in mühevoller Handarbeit

auf einer Galgenhandpresse entstanden. Für die

limitierte Auflage waren über 12.000 Druckdurch-

gänge nötig. Jedes Exemplar ist einmalig und

unverwechselbar.

Michael Fischer-Art (vorne)

und Christian Müller haben

die „Energiewende 1989–

2009“ auf Stein gedruckt.

Steindruck ist mühselige Handarbeit – davon konnten sich die Besucher der gat am Stand von

VNG ein Bild machen. Fotos: Dirk Brzoska

medium gas verlost unter allen Teilnehmern 20 Original-

Steindrucke „Energiewende 1989–2009“ von Michael

Fischer-Art. Die Lithographien aus der Steindruckerei von

Christian Müller sind Original-Druckgrafiken in limitierter

Auflage, handsigniert und mit dem Meisterzeichen (CM)

versehen.

Senden Sie eine E-Mail bis 25. Januar an [email protected]

bzw. eine Postkarte an: VNG – Verbundnetz Gas AG,

Redaktion medium gas, Braunstraße 7, 04347 Leipzig.

Das Kennwort heißt „Energiewende“. Der Rechtsweg ist

ausgeschlossen.

Verlosung

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Kunst & Kultur

Die „Gekreuzten Schwerter“ werden 3002010 feiert die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen ihr 300-jähriges Bestehen. Anlässlich des Jubiläums werden zahl-

reiche Ausstellungen und Festveranstaltungen stattfinden. VNG wird Hauptsponsor der umfangreichen Porzellanausstellung

der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden sein.

Triumph der blauen Schwerter

Meissener Porzellan

für Adel und Bürgertum

Ausstellung der Staatlichen

Kunstsammlungen Dresden,

Porzellansammlung

08. Mai bis 29. August 2010

Adresse

Japanisches Palais

Palaisplatz 11, 01097 Dresden

Öffnungszeiten

Täglich 10 bis 18 Uhr

Donnerstag 10 bis 21 Uhr

Katalog

Zur Ausstellung erscheint

ein umfangreicher,

bebilderter Katalog.

VNG ist Mitglied im Freundeskreis der Dresdner Porzel-

lansammlung und hat in den vergangenen Jahren meh-

rere international bedeutende Porzellanausstellungen

unterstützt.

Übrigens: Die heutige Porzellanproduktion in der Staat-

lichen Porzellan-Manufaktur Meissen nutzt für den

Brennprozess den Energieträger Erdgas. Der kommt von

VNG und wird über die ENSO an die Meißner Stadtwerke

geliefert.

VNG und das Meissner Porzellan

In der ersten Ausgabe von medium gas 2010 erscheint

ein umfangreicher Beitrag zur 300-jährigen Geschichte der

Meissener Porzellanmanufaktur.

Im Jahr 2010 wird die Welt auf Dresden und Meissen

schauen. In diesem Jahr feiert die Porzellan-Ma-

nufaktur Meissen ihr 300-jähriges Bestehen. Am

6. Juni 1710 gründete Kurfürst August der Starke

auf der Meissener Albrechtsburg das heutige Tradi-

tionsunternehmen mit den zwei gekreuzten blauen

Schwertern. Seither wird in Meissen das berühmte

Meissener Porzellan in Handarbeit gefertigt.

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden werden

anlässlich des 300-jährigen Jubiläums die bislang

umfangreichste Ausstellung zur Geschichte des

Meissener Porzellans zeigen. Unter dem Titel

„Triumph der blauen Schwerter – Meissener Por-

zellan für Adel und Bürgertum“ werden im Japa-

nischen Palais in Dresden zahlreiche Exponate

aus den Anfangsjahren der Produktion bis 1815

zu sehen sein.

Laut Dr. Ulrich Pietsch, Direktor der Porzellan-

sammlung der Staatlichen Kunstsammlungen

Dresden, wird die Ausstellung einen groß an-

gelegten Überblick über die künstlerische wie

technische Entwicklung des Meissener Porzellans

in den ersten 100 Jahren geben. Zwischen 1710

und 1815 feierte die Manufaktur ihre größten

Triumphe und wurde zum Sinnbild europäischer

Porzellankunst. Rund 800 Exponate aus über

80 Museen und Privatsammlungen wurden dafür

zusammengetragen.

Einzigartig wird auch der Ausstellungsort sein. Das

Japanische Palais ist das einstige Porzellanschloss

von August dem Starken, nach 300 Jahren wird dort

2010 erstmals wieder Meissener Porzellan zu se-

hen sein. Eigentlicher Sitz der Porzellansammlung

ist heute der Dresdner Zwinger, in dem seit 1962

rund 2000 Porzellankunstwerke gezeigt werden.

Drei Vasen aus einem Satz. Adam Friedrich von

Löwenfinck. Lübeck, Museum für Kunst und

Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck.

Pfau, radschlagend. 1734. Johann

Joachim Kaendler. Porzellansamm-

lung, Staatliche Kunstsammlungen

Dresden.

Teeservice auf Surtout bestehend aus Teekanne,

Zuckerdose, Teedose und sechs Koppchen mit

Unterschalen. Um 1725–1730 (Porzellan, Meissen);

1732–1733 (Silber). Amsterdam, Rijksmuseum.

Deckelpok al . Um

1727. Johann Gottlieb

Kirchner. Amsterdam,

Rijksmuseum.

Fotos: SKD

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medium gas | 18. Jahrgang | 4. Ausgabe | Dezember 2009

Weihnachtskartenedition 2009

Wir wünschen Ihnen ein friedliches, harmonisches Weihnachtsfest

und ein glückliches, gesundes neues Jahr. Für die gute

und erfolgreiche Zusammenarbeit unseren herzlichen Dank.

Die Gewinner des VNG-Förderwettbewerbes 2009 sind Melanie Böhm (1) und Franziska Fehre (2–5).

Mit der 4. Weihnachtskartenedition 2009 unterstützt VNG die Arbeit der Landesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (LKJ) Sachsen e.V. Seit 1992 bietet der Verein Kindern und Jugend-lichen kulturelle Betätigungsmöglichkeiten. Dazu zählen Angebote der außerschulischen Bildung, internationale Jugendbegegnungen, Wettbewerbe um den Kinder- und Jugendkunstpreis und die Trägerschaft für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) in der Kultur. Mit ihrem Engagement ermöglicht und fördert die LKJ die aktive Teilhabe junger Menschen an demo-kratischen Prozessen und den Erwerb kultureller und sozialer Kompetenzen.

www.lkj-sachsen.de