medium gas 2009.4
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medium gasDas Magazin für die Kunden und Partner der VNG-Gruppe | 18. Jahrgang | 4. Ausgabe | Dezember 2009
Schwerpunkt: Bio-ErdgasStudieHier passt Bio-Erdgas rein
NAWARO AGBiomasse wird als Energie-Stoff bedeutender sein als Braunkohle
InterviewEs wird sich für unsere Kunden lohnen, Bio-Erdgas-produkte einzusetzen
![Page 2: medium gas 2009.4](https://reader030.vdocuments.site/reader030/viewer/2022033100/568bd6081a28ab20349a97d5/html5/thumbnails/2.jpg)
Inhalt
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Impressum
medium gas Das Magazin für die Kunden und Partner der VNG-Gruppe | VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft | Braunstraße 7, 04347 Leipzig | Postfach 24 12 63, 04332 Leipzig | Tel. 0341 443 - 0 | Fax 0341 443 - 2057 | www.vng.de | Redaktion Unternehmenskommunikation | Verantwortliche Redakteurin Mandy Nickel Tel. 0341 443 - 2045 | [email protected] | Redaktionsbeirat Helge Andrä, Dr. Reinhard Böhm, Mike Diekmann, Lydia Schuster, Bernhard Kaltefleiter, Siegbert Ketelhut, Kerstin Kietzke, Dr. Stephan Krein, Heinz Möller, Birgit Reiss, Uwe Ringel, Olaf Schneider, Susann Surma, Karsten Wendler | Redaktionsschluss für diese Ausgabe 12.11.2009 | für die nächste Ausgabe 19.02.2010 | Auflage 4 200 | Gestaltung, Herstellung Erik Sittauer | Militzer & Kollegen GmbH | Reproduktion und Druck Scan Color Leipzig GmbH | Fotos wenn nicht anders angegeben VNG | Titelseite Erik Bothendorf, Projektleiter bei der BALANCE VNG Bioenergie, weiß, wie wichtig der richtige Rohstoff für eine Biogasanlage ist. Der Ende August in Betrieb gegangene Bioenergiepark in Hof/Saale setzt vorrangig auf einen Mix aus kommunalem Grünschnitt und Energiepflanzen, die von umliegenden Bauern angeliefert werden. Zusätzlich werden auch Gülle und Festmist beigemischt. Foto: Dirk Brzoska.
Aktuell
Markt Schwerpunkt
AKTUELL
4 VNG-Vorstand neu besetzt
4 Interview mit Uwe Barthel: „VNG hat mutig Grenzen überschritten“
5 VNG stockt Anteile in Italien auf
6 VNG und SWH bauen Energie- partnerschaft aus
6 Volkswagen startet 2010 Scirocco-Cup mit Bio-Erdgas
6 Koalition legt energiepolitische Eckpunkte fest
7 Energiepolitik und Wirtschaft
MARKT
8 Stadtwerke Bad Säckingen Viel Enthusiasmus für die Umwelt
14 Erdgas-Technik Gürtel oder Hosenträger?
18 Erdgasfahrzeuge Das Erdgas-Tankstellennetz wächst
unaufhaltsam
20 Tschechien Hier fällt der Hammer zum Einheitspreis
22 Erdgas-Marke Ein Produkt, zwei Märkte, ein Markenkern
23 Gas-Tagung Energieexperten sehen Verschärfung im Wettbewerb
24 Messe Innovationskampagne für den Wärmemarkt
24 Internet Neues Portal für Leitungsauskunft
25 Markt kompakt
SCHWERPUNKT: BIO-ERDGAS
28 Studie Hier passt Bio-Erdgas rein Eine neue Studie befasst sich mit der Einspeisung von Biogas unter
neuer Gesetzgebung.
30 Zertifizierung Herstellungsnachweis von Biomethan – Ausgangslage, rechtlicher Rahmen und aktuelle Ansätze Herkunftszertifikate garantieren,
dass auch wirklich Bio-Erdgas eingesetzt wird.
32 NAWARO AG Biomasse wird als Energie-Stoff
bedeutender sein als Braunkohle Das behauptet Felix Hess von der NAWARO AG im Gespräch mit
medium gas.
34 Interview Es wird sich für unsere Kunden lohnen, Bio-Erdgas-Produkte einzusetzen Dr. Stephan Krein sieht VNG auf gutem Weg beim Vertrieb von
Bio-Erdgas.
36 Nachgefragt Zehn „grüne“ Fragen Was Sie schon immer über Bio wissen wollten.
37 Illustration
38 Energiepolitik Filigrane Gesetzesmechanik Ein Gesetz und eine Verordnung jagt
die andere – den Überblick geben wir.
40 Vorgestellt „Wir können Bio“ medium gas stellt drei Beispiel- projekte der VNG-„Bio-Tochter“ BALANCE vor.
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3 medium gas | 2009.4Editorial
Bernhard Kaltefleiter,
Leiter Unternehmenskommunikation
UMSCHAU
42 Interview TeamBildung von VNG und HTWK Leipzig Prof. Michael Kubessa erzählt, wie Hochschule und Unternehmen
voneinander profitieren.
45 Wirtschaft Herbstversammlung der Deutsch-Norwegischen Handelskammer in Leipzig Die Versammlung in Leipzig stand unter dem Motto 20 Jahre Mauerfall.
FEATURE
46 10 Gründe, die norwegische Stadt Stavanger zu besuchen
48 „Open World“ – Begeisterung und volle Ränge im Theater der
Jungen Welt
49 VNG hilft sehbehinderten russischen Kindern
50 Erdgasifizierung als Kunstakt
51 Die „Gekreuzten Schwerter“ werden 300
Umschau
Feature
Ihr Bernhard Kaltefleiter
Sichere und umwelt-freundliche Wärme
Liebe Leserinnen und Leser,
Manchmal ist es gut, auch einmal andere für
sich sprechen zu lassen. In diesem Fall ist es
Tony Hayward. Der BP-Chef machte sich Mitte
Oktober auf der Welt-Gas-Konferenz (WCG) im
argentinischen Buenos Aires für Erdgas stark.
Will man den wachsenden Energiebedarf in
der Welt in den nächsten Jahren decken, und
das noch möglichst umweltfreundlich, führe kein Weg an Erdgas vorbei, sagte
Hayward. Nach seinen Schätzungen müssen im Jahr 2030 – trotz größerer Nut-
zung Erneuerbarer Energien – fossile Energien immer noch rund 80 Prozent der
benötigten Energie liefern. Besonders in der Pflicht: Erdgas.
VNG geht in Sachen Umweltfreundlichkeit und Versorgungssicherheit noch einen
Schritt weiter – mit Bio-Erdgas. Grundlage für das Bio-Erdgas ist Biogas. Biogas
wird in einer Aufbereitungsanlage zu Bio-Erdgas veredelt. Eines eint die beiden
Rohstoffe: Sie sind weitgehend CO2-neutral und damit umweltfreundlich. Noch
steht die Einspeisung von aufbereitetem Biogas in das Erdgasnetz in Deutsch-
land am Anfang. Doch die Bundesregierung strebt die jährliche Einspeisung
von sechs Milliarden Kubikmetern Bio-Erdgas bis 2020 und zehn Milliarden
Kubikmetern bis zum Jahr 2030 an.
VNG nimmt diese Herausforderung an: Mit unserer Tochter BALANCE engagie-
ren wir uns bei der Entwicklung und Realisierung von Biogasprojekten – auch
mit dem Ziel, Bio-Erdgas ins Netz einzuspeisen. Aber auch die Produktion von
Biogas steht für BALANCE auf dem Programm – das erste Projekt hat das junge
VNG-Tochterunternehmen im August im bayerischen Hof eröffnet.
Bereits Anfang des Jahres hatte VNG einen langfristigen Rahmenvertrag mit
der NAWARO BioEnergie Park „Güstrow“ GmbH (Mecklenburg-Vorpommern)
über den Einkauf und Verkauf von Bio-Erdgas unterzeichnet. Die weltgrößte
Biogasfabrik soll auf einer Fläche von etwa 20 Hektar rund 46 Millionen m³
Biogas mit Erdgasqualität erzeugen – Energie für rund 50.000 Haushalte. Und
damit der Handel mit Bio-Erdgas auch in Schwung kommt, entwickelten VNG
und die MITGAS Mitteldeutsche Gasversorgung GmbH gemeinsam den ersten
nationalen Online-Marktplatz für Bio-Erdgas. Der Start der Plattform ist für
2010 geplant.
In wenigen Tagen ist Weihnachten. Wir werden zusammen mit unseren Kunden
– den Stadtwerken und Regionalversorgern – alles daran setzen, dass auch in
der kalten Jahreszeit die wohlige Wärme jederzeit sicher und umweltfreundlich
verfügbar ist. Viel Spaß bei der Lektüre dieses Heftes und Ihnen und Ihren
Familien ein Fröhliches Weihnachtsfest.
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„VNG hat mutig Grenzen überschritten“
VNG-Vorstand neu besetztSeit November ist der VNG-Vorstand neu besetzt.
Klaus-Dieter Barbknecht (51), bisheriger Vorstand
Gasbeschaffung, hat das Vorstandsressort Kauf-
männisches und Personal übernommen. Er trat
damit die Nachfolge von Prof. Dr. Gerhardt Wolff
an, der Ende Oktober in den Ruhestand gegangen
ist. Das Ressort Gasbeschaffung wurde an Michael
Ludwig übertragen. Er ist damit zukünftig verant-
wortlich für den Gaseinkauf sowie die Upstream-
Aktivitäten von VNG. Uwe Barthel, seit 1. No-
vember neuer Vorstand Gasverkauf/Technik, und
Prof. e. h. Dr. Klaus-Ewald Holst als Vorstandsvor-
sitzender komplettieren den Vorstand.
Interview
Im Interview mit medium gas unterstreicht Uwe Barthel, seit 1. November 2009 Vorstand Gasverkauf/Technik, das große
Potenzial von VNG für die weitere Zukunft.
Sie haben die Stadtwerke Chemnitz AG im Oktober 1990 mit-
begründet. Wie schwer fällt Ihnen nach 19 Jahren der Wechsel
zu VNG?
Uwe Barthel: Überhaupt nicht schwer. Ich habe bereits seit
35 Jahren in der Energiewirtschaft gearbeitet, habe viele
Etappen miterlebt und mitgeprägt. Die letzte Etappe bei den
Stadtwerken Chemnitz habe ich aus meiner Sicht erfolgreich
abgeschlossen. VNG sehe ich jetzt als Herausforderung und
Chance, Größeres zu bewirken, speziell mit dem Ausgangs-
punkt Ostdeutschland.
1990 wurde auch VNG vom volkseigenen Betrieb Verbundnetz
Gas in eine private Aktiengesellschaft umgewandelt. Wo sehen
Sie Parallelen in der Entwicklung beider Unternehmen?
Es gibt eine ganz entscheidende Parallele. Beide Unternehmen
hatten damals nur zwei Alternativen: Untergang oder etwas
Neues schaffen. In beiden Fällen wurde der mutige Schritt
gewagt und eine neue Aktiengesellschaft gegründet. Diese
einzig richtige weil zweckmäßige Rechtsform – vor allem für
ein so großes Unternehmen wie VNG – eröffnete zahlreiche
Wege zur Kapitalbeschaffung. Wenn auch vielleicht nur durch
Zufall, gibt es im Übrigen eine zweite Parallele: in beiden Un-
ternehmen haben Ostdeutsche die Entscheidungen Anfang der
1990er Jahre getragen.
Prof. e. h. Dr.-Ing.
Klaus-Ewald Holst
Klaus-Dieter
Barbknecht
Uwe Barthel Michael Ludwig
Service: Im Internet unter Unternehmen/Vorstand können Sie die Pressefotos und Lebensläufe
der VNG-Vorstände herunterladen.
Die Stadtwerke Chemnitz sind seit vielen Jahren ein wich-
tiger Aktionär von VNG, Sie saßen lange Zeit im Aufsichtsrat.
Welche Eindrücke haben Sie in dieser Zeit vom Unternehmen
gewonnen?
Letztendlich waren die Eindrücke so positiv, dass sie meine
Entscheidung und mein Bekenntnis zur VNG entscheidend
geprägt haben. Ein wichtiger Punkt war und ist, dass VNG im
besten Sinne des Wortes Grenzen überschritten hat – Grenzen
im Denken, bei mutigen Entscheidungen in der gesamten Ge-
schäftstätigkeit, auch territoriale Grenzen durch den Ausbau
der Aktivitäten in den neuen Märkten in Deutschland und
Europa. Bei all diesen wichtigen Schritten im Wettbewerb hat
sich unser Unternehmen immer seine Tugenden erhalten. Mit
wirtschaftspolitischer Besonnenheit, Berechenbarkeit und
Fairness und mit energiewirtschaftlicher Weitsicht ist es seinen
Weg erfolgreich gegangen.
Als langjähriges Vorstandsmitglied der Stadtwerke Chemnitz
kennen Sie die Bedürfnisse von lokalen und regionalen Versor-
gern – den Hauptkunden von VNG – genau. Was beschäftigt
diese Unternehmen derzeit am meisten?
Kommunen und deren Bürger sind mit einigen lokalen energie-
politischen und energiewirtschaftlichen Entscheidungen nicht
mehr einverstanden. Hier regen sich vor allem Widerstände
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VNG stockt Anteile in Italien aufVNG Italia hat weitere
34 Prozent der Anteile
an SPIGAS S.r.l., La Spe-
zia erworben. Damit hält
die VNG-Gruppe über
ihr Tochterunterneh-
men 100 Prozent der
Geschäf tsanteile an
dem norditalienischen
Erdgasgroßhändler. „Mit dieser Entwicklung und dem zielstre-
bigen Engagement von VNG stärken wir unsere internationale
Präsenz und unsere Position beim Einkauf. Dadurch können
wir unsere Kunden noch zuverlässiger und flexibler beliefern“,
erklärt Aldo Sammartano, Präsident und Geschäftsführer
von SPIGAS. „Für VNG besitzt die SPIGAS als Vertriebspart-
ner auf der Großhandelsebene eine wichtige strategische
Rolle bei der Entwicklung des Geschäftes in Italien“, ergänzt
Oliver F. Hill, Vorsitzender des Verwaltungsrates der VNG Italia.
Mit dem Erwerb der Anteile an der SPIGAS hat VNG einen
weiteren Schritt getan, um das Engagement im drittgrößten
Erdgasmarkt in Europa auszubauen. Mit Gründung der VNG
Italia im November 2008 eröffnete VNG eine Repräsentanz in
Bologna. Im Oktober dieses Jahres wurden die Beteiligungen
an der BLUENERGY Group S.p.A. und an SPIGAS unter dem Dach
der VNG Italia als Holding gebündelt. „Wir legen dabei sehr viel
Wert auf die Selbstständigkeit und Eigenständigkeit unserer
italienischen Beteiligungen und fördern deren zukünftiges
Wachstum durch gemeinsame Investitionen“, sagt Tassilo
Möschke, Geschäftsführer von VNG Italia. Mit Gründung der
Repräsentanz und Konzentration der italienischen Beteiligungen
in der VNG Italia schloss die VNG-Gruppe in Italien nunmehr
einen weiteren Entwicklungsschritt ab.
gegen eine Art Entmündigung, etwa wenn Stadtwerke oder
Regionalversorger privatisiert werden sollen und den Bürgern
die Gründe dafür nicht einleuchten. Mittlerweile beobachten
wir den Trend, dass sich Endkunden wieder stärker auf die
Nähe zu ihrem Versorger besinnen. Das ist für die regionalen
Versorger natürlich ein Vertrauensbonus aus Kundensicht und
ein beachtlicher Marktvorteil. Im Umkehrschluss müssen die
Eigentümer der Stadtwerke und Regionalversorger natürlich
ihre Entscheidungen und Strategien überdenken, um sich
den Einfluss auf die Energieversorgung als Kernkompetenz
erhalten zu können.
Sie sagen, dass für den Kunden weniger der Preis als vielmehr
die Nähe zum Versorger zählt?
Ja, Kundennähe ist wieder wichtig geworden. Das ist sicherlich
auch getrieben durch die Auswirkungen der weltweiten Wirt-
schafts- und Finanzkrise. Die Leute wollen wissen, mit wem
konkret sie es zu tun haben und erreichbare Ansprechpartner
haben. Man spürt das nicht nur in der reinen Finanzwelt, wo
vor allem die Sparkassen derzeit einen großen Zuwachs haben,
sondern eben auch bei den Stadtwerken. Ihr Ansehen und ihre
Bedeutung sind wieder stark gestiegen.
VNG ist mittlerweile verkaufsseitig sehr gut aufgestellt mit
Vertriebsbüros in ganz Deutschland und guten Absatzzahlen
im Ausland. Was haben Sie sich als Ziele für Ihre Arbeit bei
VNG gesetzt?
Ich sehe ein großes Potenzial. Bei VNG sind alle Kompetenzen
vorhanden, die einen modernen Energieversorger auszeichnen
und die notwendig sind, um Innovationen gemeinsam anzuge-
hen. Außerdem bestehen eine große Kooperationsbereitschaft
unter den Mitarbeitern und eine gute Zusammenarbeit mit
Kunden und Partnern. Für die nächsten Jahre kommt es ganz
entscheidend darauf an, dass wir dieses Potenzial nutzen.
Wenn ich einen Leitsatz für meine zukünftige Arbeit prägen
müsste, dann wäre es „Aus dem, was VNG kann und hat,
noch mehr machen“. Wir müssen weitere europäische Märkte
für das Unternehmen erschließen und uns auch in den neuen
Marktgebieten außerhalb Ostdeutschlands weiter entwickeln.
Ich würde den Leitsatz aber nicht nur am Thema Gasverkauf
festmachen. Ich sehe durch die Kompetenzen im Unternehmen
noch viele andere Ansätze, um mit der Kraft der Mitarbeiter
Innovationen voranzubringen und neue Projekte und Produkte
umzusetzen.
Ich möchte jeden bei VNG dazu ermutigen, Ideen sprudeln zu las-
sen und Projekte anzusprechen, selbst dann, wenn sie bisher –
aus welchen Gründen auch immer – kein Thema waren.
Uwe Barthel hat seine Karriere in der Energiewirtschaft vor über 35 Jahren mit
einer Ausbildung in einem Energiekombinat begonnen. Im Oktober 1990 wurde
er Vorstandsmitglied der Stadtwerke Chemnitz AG, die er mitbegründet hatte.
Gleichzeitig war Uwe Barthel Geschäftsführer der städtischen Versorgungs- und
Verkehrsholding GmbH Chemnitz. Seit dem 1. November 2009 ist er bei VNG
als Vorstand für das Ressort Gasverkauf/Technik zuständig.
Zur Person
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Koalition legt energiepolitische Eckpunkte fest
Union und FDP haben in ihren Verhand-
lungen Einigkeit über die Grundsätze der
Energiepolitik der künftigen schwarz-
gelben Regierung erzielt. „Da ist man sich
in der Zielsetzung sehr einig geworden“,
sagte der Bundesverteidigungsminister
Karl-Theodor zu Guttenberg (Chefunter-
händler der Union zum Bereich Wirtschaftspolitik). Er bezog sich
damit auf die Positionen der Wirtschafts- und der Umweltpolitiker
zu diesem Thema. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle
(FDP-Chefunterhändler Wirtschaft) ergänzte: „Wir sind uns einig:
Wir wollen hin zu einer Versorgung mit alternativen Energien.“
Dieser Weg solle beschleunigt werden. Energie müsse in Deutsch-
land aber bezahlbar bleiben. Daher sei die Versorgungssicher-
heit mit immer mehr erneuerbaren Energien und die Schaffung
bezahlbarer Energiepreise gleichgewichtig zu sehen.
Im nächsten Jahr will die neue Bundesregierung ein neues
Energiekonzept für eine kostengünstige, sichere Energieversor-
gung in Deutschland vorlegen. Dabei sollen die erneuerbaren
Energien konsequent ausgebaut und die Laufzeiten von Kern-
kraftwerken verlängert werden. Damit scheint eine Einigung
um die Zukunft bzw. Anpassung des Erneuerbare-Energien-
Gesetzes (EEG) und seiner festen Einspeisevergütungen gefun-
den zu sein. Doch langfristig will die künftige Regierungskoali-
tion die Förderung regenerativer Energien wirtschaftlicher und
die Einspeisung ins Netz effizienter gestalten. Wind-, Wasser-,
Solar- und Bioenergien sollen „so schnell wie möglich markt-
und speicherfähig“ sein.
ler der Union zum
Volkswagen startet 2010 Scirocco-Cup mit Bio-Erdgas
Im nächsten Jahr startet Volkswagen mit dem Scirocco-Cup 2010 einen weltweit ersten Markenpokal, in dem umweltschonendes
Bio-Erdgas statt herkömmlichen Ottokraftstoffs zum Einsatz kommt. Das gab der Autobauer in einer Pressemitteilung bekannt.
„Volkswagen stand in seiner 43-jährigen Markenpokal-Tradition immer für wegweisende Innovationen“, so Volkswagen Motor-
sport-Direktor Kris Nissen. „Der deutsche Scirocco-Cup knüpft an diese Tradition mit einem weltweit einmaligen Konzept an. In
ihm verwirklicht Volkswagen mit dem Einsatz von Bio-Erdgas sowohl das Konzept eines umweltschonenden Antriebs als auch
neue Ideen zum sportlichen Ablauf.“ Der Volkswagen Scirocco-Cup löst 2010
den ADAC-Volkswagen-Polo-Cup als Markenpokal ab. Er wird im Programm
der DTM vertreten sein. Geplant sind neben dem Auftakt- und Finalrennen
in Hockenheim auch Rennen auf dem Norisring, dem EuroSpeedway und
dem Nürburgring. Auch im europäischen Ausland sind Starts geplant.
Die erdgas mobil GmbH wird die Rennserie unterstützen. Dr. Timm Kehler,
Geschäftsführer der Gesellschaft, freut sich: „Erdgas und Bio-Erdgas sind
die Kraftstoffe für den sauberen Rennsport der Zukunft und heute schon
das Beste, was Sie Ihrem Motor geben können.“Foto
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VNG und SWH bauen Energiepartnerschaft aus
Halle, Leipzig. VNG und die Stadtwerke Halle GmbH (SWH)
werden gemeinsam das Kraftwerk Halle-Trotha erneuern. Das
gaben beide Unternehmen Ende November bekannt. Sie wollen
das Kraftwerk über ein Joint-Venture in einer separaten Gesell-
schaft, der Heizkraftwerk Halle-Trotha GmbH, betreiben, an der
sie zukünftig mit jeweils 50 Prozent beteiligt sein sollen.
In Halle-Trotha ist geplant, ein Gasturbinenkraftwerk mit Kraft-
Wärme-Kopplung zu errichten, welches hocheffizient und um-
weltfreundlich Fernwärme und Strom erzeugt. „Die gleichzeitige
Erzeugung von Strom und Fernwärme, die Kraft-Wärme-Kopp-
lung, ist derzeit eines der umweltfreundlichsten und zugleich
rentabelsten Verfahren, den Energieträger Erdgas optimal und
wirtschaftlich zu nutzen“, betont Uwe Barthel, VNG-Vorstand
für Gasverkauf/Technik. „Wir freuen uns, mit der Modernisie-
rung des Kraftwerks Halle-Trotha die Energiepartnerschaft mit
den Stadtwerken Halle weiter auszubauen und somit einen
gemeinsamen Beitrag zur Stärkung der mitteldeutschen Wirt-
schaftsregion zu leisten“, so Barthel weiter.
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Energiepolitik und Wirtschaft
Bundesnetzagentur: Wettbewerb bei Strom und Gas nimmt zu
Die Bundesnetzagentur veröffentlichte ihren Monitoringbericht zur Entwicklung der
Strom- und Gasmärkte. Danach sind im Jahr 2008 weitreichende Änderungen in den
Märkten erfolgt und der Wettbewerb im Energiebereich gewinnt zunehmend an Dynamik.
Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur, sieht diese Entwicklung als Resultat
der Netzregulierung, die den Gastransport und die Eintrittsgebühren für neue Anbieter
verbilligt habe. Auch die Wechselbereitschaft der Kunden sei gestiegen. 2008 hätten
350.000 Kunden ihren Gasanbieter gewechselt, 2007 waren es erst 100.000 Kunden.
Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur: „Die Gaskunden in Deutschland
profitieren immer stärker vom Wettbewerb. Vor drei Jahren konnten die Verbraucher
ihren Anbieter noch gar nicht wechseln. Jetzt ist es zu einer deutlichen Steigerung der
Auswahlmöglichkeiten gekommen.“
Gasbranche setzt auf langfristiges Wachstum
Die Gasbranche setzt für die nächsten 20 Jahre auf ein starkes
Wachstum und langfristige Investitionen. „Ich gehe nicht davon
aus, dass die aktuelle Wirtschaftskrise das bisherige Wachs-
tum der Gasindustrie nachhaltig beeinflussen wird“, so der
Präsident der Internationalen Gas-Union (IGU), Ernesto López
Anadón. In zwei bis drei Jahren werde sich die Gasbranche
deshalb vollständig von der Krise erholt haben, sagte López
Anadón. Das langfristige Wachstum hänge aber auch stark von
geopolitischen Entscheidungen ab. Dabei werde Gas als saubere
Energiequelle andere Energieträger wie Öl und Kohle ersetzen
können. Wichtig sei jedoch eine engere Zusammenarbeit zwi-
schen Produzenten- und Konsumentenländern.
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Den Bericht können Sie auf den Seiten der Bundesnetzagentur herunterladen: http://www.bundesnetzagentur.de/media/archive/14513.pdf
EU-Parlament debattiert über Energieprojekte – Reul mahnt zum fairen Umgang mit Gasversorgungsunternehmen
Herbert Reul: „Unternehmen
müssen ermutigt werden.“
Das EU-Parlament hat über zwei wichtige Projekte debattiert, die dazu beitragen sollen, Europas
Energieversorgung zu sichern und zu diversifizieren. Zum einen setzt die EU große Hoffnungen auf die
geplante Erdgas-Pipeline Nabucco, die zukünftige Versorgungskrisen vermeiden soll. Zum anderen
ging es um das Mega-Projekt „Desertec“, das Europa einmal mit Solarstrom aus Nordafrika und dem
Nahen Osten versorgen soll. Unterdessen mahnte der EU-Abgeordnete Herbert Reul (CDU), dass die
EU beim Thema Versorgungssicherheit mehr auf die Privatwirtschaft eingehen müsse. „Deshalb ist
auch die Art und Weise, wie wir Energiepolitik betreiben, wie wir mit denjenigen umgehen, von denen
wir Investitionen erwarten, nicht ganz unwichtig. Unternehmen müssen ermutigt werden.“
BGH-Urteil: Kommunale Energienetze in Eigenregie
Zahlreiche Kommunen können künftig Gas- und Stromnetze in
Eigenregie betreiben. Der Bundesgerichtshof (BGH) entschied,
dass die Energieversorger den Gemeinden diese Netze bei
Auslaufen der Konzession verkaufen müssen, wenn dies so
vertraglich geregelt worden war.
Das Urteil ist von weitreichender Bedeutung, weil nahezu alle
Konzessionsverträge zwischen Kommunen und Energiever-
sorgern entsprechende Klauseln zur Übereignung der Netze
enthalten. Tausende davon laufen in den beiden kommenden
Jahren aus.
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Stadtwerke Bad Säckingen
Viel Enthusiasmus für die UmweltZiel der spätherbstlichen Exkursion ist das malerische Bad Säckingen in Baden-Württemberg im Dreiländereck Deutschland –
Schweiz – Frankreich. Dafür gibt es mindestens zwei triftige Gründe, deren Rangfolge rein kalendarischer Art ist. Hier verbindet
eine überdachte historische Holzbrücke über den Hochrhein die deutsche Stadt mit der Gemeinde Stein in der Schweiz. Mit
ihren über 200 Metern Länge ist sie die längste gedeckte Holzbrücke Europas. Eine weitere Besonderheit: Seit 1924 befindet
sich in der Brücke eine stahlgeschweißte Leitung, über die neben Stein auch das weitere schweizerische Münchwilen mit Gas
beliefert wird. Ein weiterer guter Grund der Visite: Seit dem 1. Oktober 2009 werden die Stadtwerke Bad Säckingen GmbH
(SWS) von der VNG mit Erdgas versorgt.
Von Helmut Rosan, freier Redakteur
Am Stuttgarter Flughafen werde ich bereits von
Bernd Müller erwartet, der das hiesige VNG-Ver-
triebsbüro seit etwas mehr als einem Jahr leitet.
Obwohl wir bislang nur per Telefon und E-Mail
in Verbindung standen, ist ein erster persön-
licher Kontakt mit dem offen und sympathisch
auftretenden 38-jährigen Mann, der bis 1995
Betriebswirtschaftslehre studierte und seitdem
in der Energiebranche tätig ist, schnell hergestellt.
Sein sicheres Auftreten und gewinnendes Wesen
sind für einen erfolgreichen Verkäufer wie Müller
unabdingbare Voraussetzungen. Müller muss
im Bundesland Baden-Württemberg immerhin
mit rund 100 kommunalen Versorgern Kontakte
aufbauen und pflegen. Dafür bedarf es nicht nur
eines geschickten „Händchens“, sondern auch
eines klugen Kopfes. Und wenn man wie Bernd
Müller noch mit ganzem Herzen bei der Sache ist,
dann sind das gleich dreifache Voraussetzungen
für eine erfolgreiche Arbeit. Während der Fahrt
Die Holzbrücke verbindet die deutsche Stadt Bad Säckingen mit der Gemeinde Stein in der Schweiz. Fotos: SWS (Michael Rohrer)
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nach Bad Säckingen nutzt er sein Dienstauto als
„mobiles Büro“ und führt zahlreiche Arbeitsge-
spräche. Dennoch bleibt auch ein wenig Zeit für
Privates. Bernd Müller ist mit Susanne verheiratet
und das Duo wird durch die 10-jährige Alina und
den 7-jährigen Nikolas im unlängst bezogenen
neuen Haus zum Glückskleeblatt.
SWS-Engagement für starke Bürgernähe
Nach einer regennassen über 200-km-Fahrt errei-
chen wir gegen Mittag den SWS-Firmensitz in der
Schulhausstraße 40. Und werden sehr herzlich
begrüßt vom Geschäftsführer Hermann Weiß, der
Leiterin Marketing/Vertrieb Johanna Rapp und
Mitarbeiter Paolo Pecoraro. Die drei sind bestens
auf unser Gespräch vorbereitet. So erfahren wir,
dass sich die SWS mit ihren 40 Mitarbeitern und
vier Auszubildenden auf traditionsreichem Boden
angesiedelt haben. Denn an diesem Standort
wurde schon 1888 der erste Gaskessel installiert,
also noch bevor hier gegen 1900 der erste Strom
geliefert wurde.
Herr Weiß erklärt zur Unternehmensphiloso-
phie: „Was Bad Säckingen heute ausmacht, ist
die sprichwörtliche Lebensqualität. Und dafür
setzen wir uns Tag für Tag ein. Mit sicheren und
wettbewerbsfähigen Energielieferungen und
Dienstleistungen, mit bestem Trinkwasser und
Nahverkehr. All diese Leistungen tragen dazu bei,
dass Bad Säckingen heute zu einem attraktiven
Wirtschaftsstandort im Süden Deutschlands zählt –
und es sich hier gut leben lässt.
Wir wollen den Weg, den die Stadtwerke seit Jahr-
zehnten beschritten haben, unter Berücksichti-
gung der sich verändernden Rahmenbedingungen
weitergehen.
SWS-Team für Marketing und Vertrieb: Martina Kilian, Paolo Pecoraro, Alexandra Strittmatter und Leiterin Johanna Rapp (v.l.).
SWS-Geschäftsführer
Hermann Weiß.
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Mit großem finanziellen Aufwand haben die Bürger
ein dichtes Leitungsnetz für die sichere Versor-
gung mit Trinkwasser, mit Erdgas, mit Strom und
mit Fernwärme errichtet. Darüber hinaus sind
Einrichtungen zur Wärme- und Stromerzeugung
sowie zur Wassergewinnung gebaut worden, die
betreut und weiterentwickelt werden.
Wir möchten unseren Kunden weiterhin keinen
Grund geben, sich einem anderen Energieversorger
zuzuwenden. Wir wollen dazu beitragen, dass Bad
Säckingen der Industrie und dem Gewerbe einen
Standortvorteil bieten kann.
Dies erreichen wir durch eine angemessene
Preispolitik und die Weiterentwicklung unserer
Produkt- und Dienstleistungspalette. Es gilt, die
internen Prozesse immer wieder zu optimieren,
die Möglichkeiten des Marktes zu nutzen und
offen zu sein für Kooperationen. Dazu gehört aber
auch, dass wir uns weiterhin unserer gesellschaft-
lichen Verantwortung für die Stadt stellen. Unser
Engagement in den Bereichen Soziales, Kultur und
Sport, insbesondere für Kinder und Jugendliche,
werden wir in verantwortbarem Umfang fortset-
zen.“ Als ein gutes Beispiel merkt Paolo Pecoraro
das Trikot-Sponsoring für die Jugend-Mannschaft
des FC Wallbach an.
Wieder auf das Kerngeschäft kommend, informiert
Hermann Weiß darüber, dass in diesem Jahr nach
der Preissenkung am 1. April um ca. 6,5 % ab dem
1. Oktober nun zum zweiten Mal die Erdgaspreise
um 9 bis 15 % gesenkt wurden.
Auf meine Frage, warum man sich hier im Süd-
westen für die über 800 km entfernte Leipziger
VNG als Erdgaslieferant entschieden hat, erklärt
Weiß mit entwaffnendem Lächeln: „Natürlich
war auch der Preis bestimmend. Aber eben nicht
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Viel Enthusiasmus für die Umwelt
SWS-Firmensitz in der Schulhausstraße 40.
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allein. Wir haben während der Verhandlungen
sehr schnell das sichere Gefühl bekommen, uns
mit einem kompetenten, zuverlässigen Partner
eingelassen zu haben, der für unsere Wünsche
jederzeit ein offenes Ohr hat. Dieses Gefühl wan-
delte sich in kürzester Zeit in völlige Gewissheit.
In diesem Fall bedeutet relative Ferne durchaus
absolute Nähe.“
Nicht nur ein charmanter, auch ein lebenskluger
Mann. Hermann Weiß begann sein Arbeitsleben
als junger Industriekaufmann beim Kraftwerk
Laufenburg. Nach über 30 Jahren in verschie-
denen Tätigkeiten, zuletzt als Abteilungsleiter,
kam er über gemeinsame Projekte mit den SWS
in Kontakt. Am 1. November 2002 wurde er hier
zum Geschäftsführer bestellt.
„Erholung und Entspannung finde ich bei Kletter-
touren sowie Wanderungen in den Bergen. Sei es
in den nahen Alpen oder auch mal im Himalaya.“
Kein Wunder, dass der 1946 Geborene einen derart
vitalen Eindruck macht.
Energie aus erneuerbaren Quellen
Für die SWS zählen Wasser, Sonne
und Wind zu den favorisierten Ener-
giequellen. Sie haben einen Anteil
von fast 100 % am Energie-Trägermix
des Stroms. Rund 12 % der Strom-
menge werden im eigenen Blockheiz-
kraftwerk aus Erdgas erzeugt. Der
saubere Strom erspart der Umwelt
jährlich rund 16 500 Tonnen CO2.
Bad Säckingen heizt bevorzugt mit
Fernwärme. Schon seit Mitte der
1970er Jahre sind die Kurkliniken
im Norden der Bäderstadt an ein
Fernwärmenetz angeschlossen, das
von einem gasbetriebenen Block-
heizkraftwerk versorgt wird.
Mitte der 1980er Jahre bauten die SWS ein zweites
Fernwärmenetz im Stadtzentrum auf. Die benötigte
Wärme liefert knapp zur Hälfte eine Wärmepumpenan-
lage. Sie nutzt die Abwärme der Turbinen des Rhein-
kraftwerks. Den restlichen Wärmebedarf steuert ein
Sägespäne-Heizwerk bei. Neben der innerstädtischen
Fernwärmeversorgung betreiben die SWS ein Nahwär-
menetz im Wohngebiet Leuserütte. Dort werden eine
Schule und 34 Wohngebäude über einen Holzhack-
schnitzelheizkessel zentral versorgt.
Seit über 120 Jahren werden die Bürger von Bad Sä-
ckingen mit bestem Trinkwasser versorgt. Es stammt
aus den Grundwasserströmen des Hotzenwaldes
und des Rheintals. Das geförderte Wasser ist so rein,
dass es ohne zusätzliche Aufbereitung sogar zur in-
dustriellen Herstellung von Babynahrung verwendet
werden kann.
SWS-Daten im Überblick
Einen vitalen Eindruck machen vor allem aber die Leis-
tungen der Stadtwerke. Deren Gesellschafter sind die
Tourismus GmbH Bad Säckingen (73,7%) und die Ener-
giedienst Holding AG mit 26,3 %. Im Geschäftsjahr 2008
wurde ein Umsatz von 22 Mio. Euro erwirtschaftet.
Erdgas
Absatz: 200 Mio. kWh
Netzlänge: 89 km
Hausanschlüsse: 2388 (inkl. Schweiz)
Strom
Absatz: 78 Mio. kWh
Netzlänge: 179 km
Hausanschlüsse: 2808
Fernwärme
Absatz: 30 Mio. kWh
Netzlänge: 11 km
Hausanschlüsse: 168
Trinkwasser
Absatz: 1,1 Mio. m3
Netzlänge: 100 km
Hausanschlüsse: 3349
Blockheizkraftwerk
der SWS.
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Viel Enthusiasmus für die Umwelt
Hohe Lebensqualität in schöner Umwelt
Bad Säckingen vermittelt seinen Einwohnern und
vor allem den vielen Gästen ein schönes Gefühl
der Lebenslust im Schwarzwald. Hier erlebt man
eine sehr natürliche, ursprüngliche Gastlichkeit,
die saubere Luft des Südschwarzwaldes, das
warme Klima des Hochrheins und darüber hi-
naus die abwechslungsreichen Möglichkeiten
für Erkundungen im Dreiländereck Deutschland –
Schweiz – Frankreich. (Eine Episode der jüngsten
Vergangenheit: Von 1945 bis 1950 stand die Stadt
unter französischer Besatzung.)
Obzwar Bad Säckingen nur knapp 17 000 Einwoh-
ner zählt, bietet es eine vergleichsweise immense
Anzahl an Sehenswürdigkeiten und Freizeitmög-
lichkeiten. Die kleine Stadt verweist auf eine über
1000 Jahre alte Geschichte und betrachtet sich
dabei mit stolzem Selbstbewusstsein als geistiger,
kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt der
Region.
In den vergangenen 70 Jahren wurde das Kurwesen
erheblich intensiviert. Dies fand seine Würdigung
1978 mit der Verleihung des Prädikates „Heilbad“
und dem Namenszusatz „Bad“.
Stolz ist man hier auch darauf: Bad Säckingen ist
2. Bundessieger beim Wettbewerb „Klimaschutz-
kommune 2009“. An dem für Kommunen mit bis zu
20 000 Einwohnern ausgeschriebenen Wettstreit
beteiligten sich insgesamt 58 Gemeinden und
Städte. Hinter der hessischen Stadt Wettenberg
belegte Bad Säckingen auf Bundesebene den
2. Platz, in Baden-Württemberg den 1. Platz.
Sinnstiftend ist das sehr heilsame Mineral-Thermal-
wasser der Badquelle, das seit über 1000 Jahren
Ehemalige Nonnenstiftskirche St. Fridolin, Kirche des um 620 gegründeten und 878 erstmals
erwähnten Frauenstif ts. Die heutige Fassade stammt aus einer nach 1678 eingeleiteten
Barockisierung der Anlage. Fotos: SWS (Michael Rohrer)
Die über 200 Meter lange historische Holzbrücke.
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genutzt wird. Sie ist vom Typ her mit den Thermen
von Baden-Baden vergleichbar, übertrifft diese
jedoch im Mineralgehalt. Des Weiteren gibt es hier
die Fridolinsquelle. Sie wurde 1986 in 600 Meter
Tiefe erschlossen und ist seit 1989 staatlich als
Heilquelle anerkannt. Auf Grund ihrer höheren
Mineralisation garantiert sie im Vergleich mit der
Badquelle zusätzliche Therapiemöglichkeiten.
Einen besonderen Genuss der heilenden Thermen
bietet ein Besuch im „Aqualon“ mit herrlichen
Bäderlandschaften.
1854 erschien das vom Dichter Victor von Scheffel
geschriebene Versepos „Trompeter von Säckin-
gen“, das die Stadt auch weit über ihre Grenzen
berühmt macht. Die auf Tatsachen beruhende Dich-
tung zählte vor 100 Jahren zu den meistgelesenen
Büchern in Deutschland. Und 1884 komponierte
Victor Nessler gar eine gleichnamige Oper. Für
ausgewiesene Katzenliebhaber wie mich ist auch
der Kater namens „Hiddigeigei“ von Interesse, an
den hier eine kleine Skulptur erinnert. (In Ungarn
geboren, über Paris nach Säckingen gekommen,
ist der Kater Scheffels Sprachrohr und Alter Ego,
er übermittelte des Dichters Zeitanschauung und
Skepsis.)
Bad Säckingen und seine reizvolle Umgebung am
Hochrhein und im Naturpark Südschwarzwald
bieten nahezu paradiesische Möglichkeiten für
Erholungssuchende, Wanderer, Radfahrer, Tennis-
spieler, Golfer und Angler. (Die von hier stammende
Sabine Spitz ist übrigens als Olympiasiegerin von
2008 eine der erfolgreichsten Mountainbikerinnen
der Welt.)
Bad Säckingen bietet auch fast unglaublich viele
Einkaufsmöglichkeiten und gastronomische Ein-
richtungen für Geldbeutel jeglicher Größe. Die
Einkaufsmeile befindet sich in der Altstadt zwi-
schen dem Bahnhof und dem Rhein. Große Teile
sind Fußgängerzonen, in denen man in einer
zauberhaften Atmosphäre flanieren kann. Wem
das alles noch nicht reichen sollte, der findet
in der näheren und etwas ferneren Umgebung
weitere attraktive Ausflugsziele, so z. B. den
Rheinfall bei Schaffhausen, den Feldberg, den
Titisee, Basel, Zürich oder Colmar – um nur ei-
nige zu nennen.
Jedenfalls ist Bad Säckingen zu jeder Jahreszeit
eine Reise wert und ich freundete mich gedanklich
schon nach kürzester Zeit mit einem Wiedersehen
an, das allerdings dank der hier sprichwörtlichen
Lebenslust einen längeren Aufenthalt vorsehen
sollte. Herzlichen Dank an das SWS-Team um
Hermann Weiß und meinen umsichtigen Betreuer
Bernd Müller für die interessanten Informationen
und eine kaum zu überbietende Gastfreund-
schaft.
Das Schloss Schönau.
Der Trompeter von Säckingen.
Brunnen mit Skulptur „Kater
Hiddigeigei“.
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Erdgas-Technik
Gürtel oder Hosenträger?Die Hamburger Gaswerke leisteten sich einst ein eigenes, kleines Forschungsunternehmen auf ihrem Werksgelände an der
Billwerder Bucht, einem Seitenarm der Nordelbe. Den Blick aufs Wasser haben die Mitarbeiter noch heute, gehören aber
inzwischen zu einem anderen Unternehmen, in dem sie unter dem Namen BAXI INNOTECH Technologien entwickeln und Neues
bauen. Mit den Hamburger Gaswerken gibt es nach wie vor einen freundschaftlichen Verbund.
Von Thomas Biskupek, freier Journalist
Die european fuel cell gmbh wurde 1999 als For-
schungsunternehmen gegründet. Sie geht aus
der HGC Hamburg Gas Consult, einer hundert-
prozentigen Tochter der ehemaligen Hein Gas
Hamburger Gaswerke GmbH hervor, die heute zur
E.ON Hanse gehört. Von Beginn an war es erklärtes
Ziel, wirkungsvolle Brennstoffzellen-Heizgeräte
für das Einfamilienhaus im europäischen Markt
zu entwickeln.
Gas veredeln
Deshalb untersuchen Spezialisten Techniken, um
Gas zu veredeln. Heutzutage heißt das, Aggregate
zu entwickeln, bei denen das Gas nicht nur ver-
brannt wird, sondern für die Kunden ein höherer
Gebrauchswert entsteht.
Geschäftsführer Guido Gummert meint dazu: „Wir
untersuchten, welche Technik den Brennwertge-
räten nachfolgen könnte.“ Man habe die wirkliche
Zukunft nicht in Solaranlagen oder Wärmepumpen
gesehen, die nur einen Marktanteil von fünf Prozent
erreichen. Auch in der Kombination von beidem
sah man nicht die grundsätzliche Perspektive,
sondern in technischen Anlagen, die neben Wärme
auch Elektroenergie erzeugen.
Unterm Baxi-Dach
Um auf diesem Gebiet effektiver zu forschen,
wollten die Entwickler und die Gaswerke sich
trennen – ohne die Zusammenarbeit zu beenden.
Es entstand die european fuel cell gmbH. Die ging
später unters Dach der Baxi Group, einem euro-
paweit agierenden Verbund von Firmen, die sich
mit Themen rund um Heizgeräte befassen. Seit ein
paar Jahren heißt das Hamburger Unternehmen
BAXI INNOTECH.
Zusammen mit der August Brötje GmbH, dem Her-
steller von Heizungstechnik mit einem großen Ver-
triebssystem, und dem DACHS-Hersteller SenerTec
Kraft-Wärme-Energiesysteme GmbHg, bildet das
Funktionsweise einer Brennstoffzelle. Quelle: Initiative Brennstoffzelle
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„Das Brennstoffzellen-Heizgerät (BZH) fürs Eigenheim auf den Markt zu bringen, ist klar darauf ausgerichtet, alle beteiligten Marktpartner frühzeitig einzubeziehen
und gemeinsam eine sinnvolle Wertschöpfungskette auf Basis einer Win-Win-Situation aufzubauen“, sagt Guido Gummert, Geschäftsführer der BAXI INNOTECH. |
Entwicklungslabor und Fertigungshalle von BAXI INNOTECH in Hamburg: Ab Herbst 2009 geht das neue, dort gefertigte Brennstoffzellen-Heizgerät GAMMA 1.0
in den Feldtest – auch bei VNG. Quelle: BAXI INNOTECH
Unternehmen den deutschen Teil der Gruppe. BAXI
INNOTECH ist dabei anfangs als reines Forschungs-
und Entwicklungsunternehmen angetreten. Mit
zunehmenden Forschungsergebnissen erwies es
sich als notwendig, einige Produktionen selbst
voranzutreiben. Dabei war die Bindung an die
Gaswerke vorteilhaft. Diese brauchten einige
Produktionsräume nicht mehr. BAXI INNOTECH
übernahm sie mit Handkuss. Aus dem kleinen
Forschungsbetrieb mit anfangs acht Mitarbeitern
war mittlerweile ein Unternehmen geworden, das
44 Mitarbeitern Lohn und Brot gibt und nach wie
vor nach neuen Mitarbeitern sucht.
Zukunft: Brennstoffzelle
Seit Jahren verfolgen die Innotech-Experten ganz
konkrete Forschungen, um Brennstoffzellen so
zu entwickeln, dass sie zu Energiequellen der
Zukunft werden.
Zuerst bemühten sich die Hamburger um Stirling-
heizgeräte. Sie hängen im Forschungsbereich der
Firma an der Wand und dienen vor allem immer
weiterführenden Untersuchungen. Gummert meint,
sie seien ein Weg für künftige Entwicklungen. An
ihnen könne man vieles erforschen, was für mo-
derne Heizungen notwendig ist. Deshalb werden
die Stirlinganlagen auch weiter entwickelt.
Dann erprobte man erfolgreich unter der Bezeich-
nung BETA erste Heizgeräte mit Brennstoffzellen.
Ganz zufrieden waren die Entwickler aber nicht.
Gummert meint, genau genommen sei das, als
würde man einen Gürtel tragen und noch Hosen-
träger dazu, weil man sich eben nicht sicher ist,
ob die angestrebten Ergebnisse erreicht werden.
Er betrachtet die BETA-Geräte als durchaus erfolg-
reiche, in längeren Feldtests erprobte Vorstufe der
gegenwärtigen Entwicklung.
Diese läuft unter der Bezeichnung GAMMA 1.0
und wird in diesem Herbst als technisch bereits
ausgereiftes Konzept im Feldtest final erprobt.
Zwar haben auch Laien inzwischen gehört, dass
Brennstoffzellen mit Wasserstoff laufen. Aber
wie das konkret aussieht, wissen die Wenigsten.
Schließlich kann man das Gas nicht mit einem
Netz aus dem Wasser fangen. Dieses leichteste
der chemischen Ele-
mente kommt meist
als H2 vor, als farb-
und geruchloses Gas.
Es ist Bestandteil des
Wassers und beinah
aller organischen Ver-
bindungen, auch von
lebenden Organismen.
Für Brennstoffzellen
ist es in dieser gebun-
denen Form jedoch
nicht verwendbar.
Gespaltener Wasserstoff
Auch Methan – der Hauptbestandteil von Erdgas –
enthält zu mehr als 50 Prozent Wasserstoff. Dieser
Wasserstoff, mit einem so genannten Reformer
im Brennstoffzellen-Heizgerät aus Erdgas gelöst,
wird an der Anode der Brennstoffzelle aufge-
spalten. Das Elektron wird zu Gleichstrom. Das
Proton wandert zur Kathode, reagiert mit dem Luft-
sauerstoff und verwandelt sich in Wasserdampf
Innovative Produkt-
entwicklungen mit
der KWK-Technologie im europäischen Markt voranzu-
bringen ist die Kernkompetenz der BAXI INNOTECH: die
Entwicklung und Umsetzung von Projektideen bis zum
Markteinstieg voranzutreiben – die Produktion von Klein-
serien inbegriffen. Sie zielt darauf ab, den wirkungsvollen
Einsatz von Brennstoffzellen-Heizgerät und Wärmespeicher
im Einfamilienhaus in seiner Leistungsfähigkeit zu opti-
mieren. Jedes Projekt bringt Erkenntnisse, die den anderen
Tochterunternehmen des BAXI Konzerns für ihren eigenen
Markt offenstehen.
BAXI INNOTECH
![Page 16: medium gas 2009.4](https://reader030.vdocuments.site/reader030/viewer/2022033100/568bd6081a28ab20349a97d5/html5/thumbnails/16.jpg)
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bei rund 70° Celsius. Der Gleichstrom wird zu
Wechselstrom umgewandelt, der Wasserdampf
wird zu Heizwärme. Moderne Energieerzeuger,
die Strom und Wärme zugleich produzieren, sind
nicht mehr ganz neu, die Ausbeute bei den Ham-
burger Prototypen sehr wohl. Den Wirkungsgrad
beziffern die Fachleute bei Strom mit 32 Prozent
und insgesamt mit 96 Prozent. Das klingt bislang
wundersam für praktisch einsetzbare Anlagen.
Die Brennstoffzellen-Technologie funktioniert
übrigens nicht nur mit dem Methan aus Erdgas,
sondern auch mit Biogasen, die aus biologischem
Anbau, aus Deponien und ausgekohlten Gruben
gewonnen werden.
Bundesweit größter Praxistest
Die Brennstoffzelle ist das Kernstück der von Baxi
entwickelten GAMMA 1.0-Anlagen für das Beheizen
von Eigenheimen. Die möglichen Dimensionen
Die technischen Daten der „GAMMA 1.0“ „Gamma 1.0“ ist das Brennstoffzellen-Heizgerät von
BAXI INNOTECH für Strom und Wärme im Eigenheim.
KWK-Teil
• Typ Niedertemperatur PEM-Brennstoffzelle (70 °C)• Leistung (el/th) max. 1,0 kWel/1,7 kWth
• Betriebsart modulierend• Modulation ca. 100–30 % PelN
• Brennstoff Erdgas, Bio-Erdgas• el. Wirkungsgrad (Hu) 32 %• cos П 0,9 ind. bis 0,9 kap.• Gesamtwirkungsgrad KWK ca. 85 %
Integriertes Zusatzheizgerät
• Typ Brennwertgerät• Leistung 3,5–15 kW oder 3,5–20 kW• Normnutzungsgrad 109 % (|N bei 40/30 °C)
Gesamtgerät
• Gesamtwirkungsgrad > 96 %(nach DIN EN 50465 bei VL/RL 60/40 °C)
• Größe (mm), L x B x H 600 x 600 x 1600• Gewicht ca. 200 kg• Gehäuse lackiert, vollgekapselt• Erdgasdruck 20/25 mbar (EN 437)• Elektrischer Anschluss 230 V/50 Hz• Netzunabhängiger Betrieb Notbetrieb integriert,
Inselbetrieb nachrüstbar• Betriebsart stromgeführt, wärmegeführt,
Energiemanager geregelt, zentral gesteuert (virtuelles Kraftwerk)
• Heizkreis verschiedene Einbindungsvarianten (z. B. ungeregelt, geregelt)
werden daran deutlich, dass allein in Deutschland
jährlich 640.000 solcher Häuser gebaut werden.
Davon würden sich etwa 250.000 für Heizungen
eignen, wie sie in Hamburg entwickelt werden.
Es gibt also einen riesigen Markt. An der Stelle
treffen sich die Interessen der Hersteller, der Gas-
lieferanten und der Bundespolitik; sie alle haben
sich im Callux-Programm zusammengeschlossen.
Callux, der bundesweit größte Praxistest von
Brennstoffzellen-Heizgeräten fürs Eigenheim, ist
ein Projekt, das gemeinsam von Gaswirtschaft
und Heizgeräteherstellern mit Unterstützung des
Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadt-
entwicklung (BMVBS) verfolgt wird. Im Rahmen des
Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff-
und Brennstoffzellentechnologie investiert die
Industrie gemeinsam mit dem Ministerium eine
Milliarde Euro, um den Einsatz der innovativen
Technologie voranzutreiben. Der Vorgänger der
GAMMA 1.0, die BETA 1.5 Plus aus Hamburg, ist
bereits mehrfach beim Callux-Projekt eingesetzt
worden.
Großer Optimismus
Die Vorteile der Geräte liegen vorrangig darin,
dass sie Wärme für die Beheizung der Wohnräu-
me zur Verfügung stellen, gleichzeitig aber auch
dezentral Strom erzeugen – und das sogar mit
vergleichsweise hohen Wirkungsgraden. Der
ehemalige Bundesminister für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung, Wolfgang Tiefensee, zeigte sich
überzeugt: „Brennstoffzellen sind eine wichtige
Option für eine nachhaltige und wirtschaftliche
Energieversorgung im Haus. Mit dem ‚Leuchtturm-
projekt Callux‘ starten wir gemeinsam mit Partnern
aus der Industrie eine beispielhafte Initiative mit
großem Praxisbezug, einen der weltweit größten
Praxistests für den Einsatz von Brennstoffzellen
im Gebäudebereich.“ Auch die Partner des Kon-
sortiums sind optimistisch. Sie hoffen, dass in
der ersten Phase des Projektes bis zum Jahr 2012
bereits so viele Brennstoffzellen-Heizgeräte bun-
desweit installiert sind, dass anschließend in der
zweiten Phase die Marktvorbereitungen anlaufen
können. Beteiligt sind die drei Gerätehersteller
BAXI INNOTECH, Hexis und Vaillant sowie die fünf
Energieversorger EnBW, E.ON Ruhrgas, EWE, MVV
Energie und VNG.
Fortsetzung von Seite 15
Gürtel oder Hosenträger?
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Waren sich bereits 2008 zum
Start des Callux-Projektes da-
rüber einig, dass die Energie-
erzeugung für das Eigenheim
effizienter und klimafreund-
licher gestaltet werden muss:
der damalige Verkehrs- und
Bauminister Wolfgang Tie-
fensee und Guido Gummert,
Geschäf tsführer der BA XI
INNOTECH. Quelle: BAXI INNOTECH
Win-win-Situation
Die Hamburger sind schon deshalb von dem
Callux-Projekt überzeugt, weil es die Kosten dämpft
und mehr Interessenten für diese Technologie
ansprechen dürfte. Gummert ist sich sicher: Hier
ergibt sich eine Win-win-Situation für alle. Die
Häuslebauer bekommen langfristig besser kal-
kulierbare niedrigere Heiz- und Stromkosten. Die
Partner in der Gasbranche setzen mehr ab, weil
sie ihren Kunden nun auch die Stromherstellung
ermöglichen. Und die BAXI INNOTECH kann mit
einem schnell wachsenden Absatz ihrer Anlagen
rechnen. Zusätzlich haben auch die Partner im
Fachhandwerk einen Vorteil durch langfristige
Serviceverträge.
Überhaupt sieht der Firmenchef in den Hand-
werkern ganz wichtige Partner. „Bisher haben
wir deutschlandweit etwa 50 geschult. Dieses
Programm läuft weiter und ist für die Handwerker
kostenlos. Je besser sie unser Produkt verstehen,
umso besser können sie es so betreuen, dass
sie auch gute Werbeträger sind. Das ist man nur,
wenn man vom Vorteil des Produkts überzeugt
wurde.“
„Revolution in der Haustechnik“
Natürlich ist die Brennstoffzelle der Hamburger
nicht das einzige Argument für ihre Technik, denn
daran forschen auch andere. An der Elbe hat man
aber auch darüber nachgedacht, wie aus einer
optimierten Programmierung zusätzliche Vorteile
generiert werden können. Der Energiemanager im
Aggregat „lernt“ gewissermaßen die Gewohnheiten
des Anwenders und arbeitet danach. Er stellt zu
bestimmten Zeiten mehr Strom zur Verfügung und
lädt die Wärmespeicher so auf, dass die Energie
möglichst effektiv genutzt wird. Gummert nennt
die bisher erreichten Ergebnisse „Revolution in
der Haustechnik“. Das werde es nun auch attraktiv
machen, bisher unerschlossene Neubaugebiete an
den Stadträndern ans Gasnetz anzuschließen.
Er führt die Produktionsräume vor, wo derzeit Her-
stellung von GAMMA 1.0-Anlagen und Forschung
Hand in Hand gehen. Auch das Servicezentrum
führt der Chef vor. Es ist darauf angelegt, mit Part-
nern überall in Deutschland zu kommunizieren und
in deren Anlagen zu schauen. Oliver Wenske, der
hier alles kontrolliert, weiß: Wirkliche Probleme
habe es noch nicht gegeben. Die Handwerker vor
Ort vergewissern sich höchstens: „Habe ich alles
richtig gemacht?“
Kostensenkende Tüftelei
Die Verwendung von Methan aus Erdgas macht
deutlich, warum die Hamburger Gaswerke ebenso
die Zusammenarbeit mit BAXI INNOTECH suchen wie
die Leipziger VNG: Beide verkaufen Erdgas und set-
zen auf innovative Technologien für ihr Geschäft.
Dass BAXI INNOTECH so eng mit der Leipziger VNG
zusammenarbeitet, hat aber auch mit jahrelangen
guten Erfahrungen zu tun. So wollte einmal die
Stadt Halle, dass auf der Peißnitzinsel, mitten in
der Saale, völlig ohne Emissionen geheizt wird.
Aus Hamburg kam die Technik, aus Leipzig das
Gas. Die Auftraggeber waren zufrieden.
In diesem und im nächsten Jahr sollen noch Feld-
testanlagen in Betrieb genommen werden – das
dient aber zunächst nur der Forschung. Aber die
Wissenschaftler legen Wert darauf: Kleine Stück-
zahlen für die Erprobung durften teuer sein, wenn
die Technik sich durchsetzen soll, müssen die
Kosten pro Aggregat jedoch deutlich sinken. Dabei
hilft das Callux-Programm, um so etwas effektiv
zu fördern. Vor allem wollen die Fachleute aber
auch selbst dazu beitragen. Die eigene Produktion
hilft, an Fertigungstechniken zu tüfteln, die die
Produktionskosten je Stück deutlich senken –
egal, wo sie dann erfolgt. Das soll weit in die
Zukunft fortgeführt werden.
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Erdgasfahrzeuge
Das Erdgas-Tankstellennetz wächst unaufhaltsamIm Herbst dieses Jahres eröffnete die VNG-Erdgastankstellen GmbH (VNG-T) gleich drei neue Erdgastankstellen in Halle/Saale,
Ribnitz-Damgarten und Grimma. Insgesamt 4,2 Millionen Euro investiert die VNG-T seit dem vergangenen Jahr in den Bau von
16 neuen Erdgastankstellen vorwiegend in Ostdeutschland. Sieben Tankstellen wurden bereits in Betrieb genommen. Diese
liegen verkehrsgünstig vor allem in Autobahnnähe und an viel befahrenen Bundesstraßen.
Den ersten Tankstopp in Halle übernahmen Biathlon-Legende Frank-Peter Roetsch, Kanutin Tanja Schuck und Wasserspringerin Katja Dieckow (v.l.). Foto: Westend
Von Mandy Nickel, Redaktion
Klare Vorteile
Warum sich VNG-T für den Ausbau des Tank-
stellennetzes engagiert, erklärt Maik Hendler,
technischer Geschäftsführer der VNG-T: „Die
Politik fordert aktiv die Reduktion von verkehrs-
bedingten Emissionen. Dies kann man mit Erdgas
als Kraftstoff erreichen und hier wollen wir ganz
klar unseren Beitrag für eine umweltschonende
und leistungsstarke Verkehrswirtschaft leisten.“
Hendler betont zudem: „Mit keinem anderen
verfügbaren Kraftstoff lassen sich Wirtschaft-
lichkeit und Umweltfreundlichkeit, verbunden
mit der Fahrdynamik der neuen Turbo-Modelle,
so gut kombinieren.“ Er stellt noch einmal heraus:
„Erdgasfahrzeuge stoßen keine Rußpartikel aus
und verursachen damit kein Feinstaubproblem.“
Im Vergleich mit Benzinautos schneiden sie
sogar vierfach besser ab: die CO2-Emissionen
verringern sich um 25 Prozent, der Ausstoß von
Kohlenmonoxid um 75 Prozent, von Stickoxiden
um 60 Prozent und von Kohlenwasserstoff um
40 Prozent.
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Bio-Erdgas im Tank
Nahezu CO2-neutral ist der Einsatz von klimascho-
nendem Bio-Erdgas. Nach Angaben der erdgas
mobil GmbH wird Bio-Erdgas in unterschiedlichen
Anteilen mittlerweile an jeder zehnten der rund
850 Erdgastankstellen in Deutschland angebo-
ten. So auch an der Erdgastankstelle der VNG-T
in Birkenwerder, an der derzeit zehn Prozent des
grünen Erdgaspendants beigemischt werden. Auch
an anderen Tankstellen der VNG-T ist der Einsatz
von Bio-Erdgas vorgesehen.
Neue Preisauszeichnung favorisiert
„Die steigenden Absatzmengen an unseren
Tankstellen zeigen uns, dass Erdgas sehr gut
angenommen wird“, bilanziert Hagen Kuschel,
kaufmännischer Geschäftsführer der VNG-T.
„Allein die Mengen an unseren Erdgastankstellen
in Birkenwerder und Dresden, die wir als erste
vor gut einem Jahr in Betrieb nahmen, hat sich
inzwischen verdreifacht.“ Um das Interesse an
Erdgasfahrzeugen weiter zu steigern – aktuell
sind über 85.000 Fahrzeuge in Deutschland zu-
gelassen – hebt die VNG-T neben den positiven
Umwelteffekten auch die wirtschaftlichen Vor-
teile besonders hervor. „Die Auszeichnung am
Foto: Westend
Aral Erdgastankstelle
Kreckwitzer Straße 2
02625 Bautzen
Tel. + 49 3591 211090
Kraftstoffqualität: H-Gas
Total Autohof Erdgastankstelle
B 91 BAB 38, Leuna
06667 Reichardswerben (bei Leuna)
Tel. + 49 3443 3383245
Kraftstoffqualität: H-Gas
Total Erdgastankstelle
Hauptstraße 200
16547 Birkenwerder
Tel. + 49 3303 501693
Kraftstoffqualität: H-Gas
10% Bio-Erdgas
Betriebshof der OBS Omnibus-
betrieb Saalkreis GmbH
Kaolinstraße 12
06126 Halle/Saale
Kraftstoffqualität: H-Gas
offen für Auto- und Busfahrer
Total Erdgastankstelle
Hamburger Straße 44
01067 Dresden-Friedrichstadt
Tel. + 49 351 4942558
Kraftstoffqualität: H-Gas
Aral Erdgastankstelle
Hengstbergstraße 11
04668 Grimma
Tel. + 49 3437 760812
Kraftstoffqualität: H-Gas
Aral Erdgastankstelle
B 105/Alte Klockenhäger Landstraße
18311 Ribnitz-Damgarten
Tel. + 49 03821 2659
Kraftstoffqualität: H-Gas
Preismast einer Tankstelle lässt momentan nicht
auf Anhieb den Preisvorteil von Erdgas gegen-
über anderen Kraftstoffen erkennen“, bedauert
Kuschel. „Erdgas als Kraftstoff wird in Kilogramm
abgerechnet. Ein Kilogramm Erdgas enthält so
viel Energie wie 1,5 Liter Superbenzin oder 1,3 Li-
ter Diesel. Umgerechnet ist Erdgas damit etwa
50 Prozent günstiger als Benzin und mehr als
30 Prozent günstiger als Diesel“. Leider könne
man die Abrechnung von Erdgas nicht einfach
auf Liter umstellen. Alternativ favorisieren Gas-
wirtschaft sowie Autohersteller eine Angabe in
Normkubikmeter, die in etwa der Angabe von
Diesel in Liter entspricht und die Kunden an ihrem
Gaszähler von zu Hause gewohnt sind. Derzeit ist
allerdings noch offen, wann durch eine entspre-
chende Gesetzgebung die Voraussetzung für die
neue Preisauszeichnung geschaffen ist.
Gute Perspektive
Für das kommende Jahr hat sich die VNG-T viel
vorgenommen. Bis zu sechs weitere Erdgastank-
stellen sollen 2010 in Betrieb genommen werden.
Bereits zu Jahresbeginn ist die Eröffnung einer
innerstädtischen Tankstelle in Berlin und die In-
betriebnahme der Erdgastankstelle in Wustermark
an der Autobahn A 10 geplant.
Die Erdgaszapfsäulen der VNG-Erdgastankstellen GmbH im Überblick
Den ersten Tankstopp
in Ribnitz übernahmen
Uwe Ehlers (l.) und Brad-
ley Carnell vom FC Hansa
Rostock.
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Tschechien
Der tschechische
Erdgasmarkt hat
eine Besonderheit –
ein ebay für Erdgas.
Von Mandy Nickel, Redaktion
Zweistufige Versorgung
Seit 1993 hat die tschechische Gasindustrie eine
zweistufige Versorgungsstruktur. Das Unterneh-
men Transgas übernimmt Import und Transport
und beliefert die regionalen Weiterverteiler. Diese
Regionalgesellschaften sind vergleichbar mit den
deutschen Regionalversorgern und übernehmen
die Versorgung der Endkunden. Stadtwerke sind
bis auf wenige Ausnahmen nicht im Erdgasge-
schäft tätig, sie haben sich vor allem auf den
Fernwärmemarkt konzentriert. Bis 2000 war
der Staat alleiniger Anteilseigner an Transgas.
Zudem besaß er unterschiedliche Anteile an den
Weiterverteilern. 2002 verkaufte der tschechische
Staat jedoch die Beteiligungen an Transgas sowie
an den einzelnen Distributionsgesellschaften
an die deutsche RWE. Dafür ist die RWE-Gruppe
heute mit rund 2,3 Millionen Endverbrauchern der
größte Gasversorger in Tschechien. Der Markt-
anteil liegt bei rund 80 Prozent.
Ein Preis für alle
Eine Besonderheit gilt allerdings: RWE Transgas
muss ihr importiertes Erdgas allen Marktteil-
nehmern zu gleichen Konditionen anbieten. Die
jährliche Menge von RWE Transgas in Höhe von
8,4 Milliarden Kubikmeter Erdgas wird nach dem
so genannten „quantity allocation system“ (QAS)
verkauft. Das Verfahren startet immer am 1. Juli.
Nachdem die QAS-Teilnehmer eine Vertraulich-
keitserklärung unterzeichnet haben, erfahren sie
den Preis für den Kubikmeter Erdgas. Er orientiert
sich am Marktwert und ist für alle Käufer gleich.
Bis September haben die Händler dann Zeit, um
die Menge anzugeben, die sie am virtuellen Han-
delspunkt geliefert bekommen möchten. Sofern
mehr als 8,4 Milliarden Kubikmeter Erdgas ange-
fragt werden, wird das Verfahren geschlossen.
Alle Teilnehmer müssen dann ihre Kunden nach-
weisen, die sie beliefern wollen. Das Prinzip ist
besonders für kleine Händler attraktiv. Sie können
Erdgas damit zu gleichen Konditionen einkaufen
wie große Händler.
Geringe Wachstumschancen
Die von RWE Transgas zur Verfügung gestellten
8,4 Milliarden Kubikmeter decken allerdings nicht
zu hundert Prozent die nationale Gasnachfrage in
Tschechien ab. Die liegt für 10 Millionen Einwoh-
ner bei rund 8,7 Milliarden Kubikmeter Erdgas
pro Jahr (2007, Quelle: Ministerium für Industrie
und Handel). Im Vergleich: In Ostdeutschland
verbrauchen rund 17 Millionen Einwohner etwa
17 Milliarden Kubikmeter. Die Differenzmenge
Tschechien ist der erste Markt, in dem VNG nach der Wende ausländische Beteiligungen erwirbt. Das hat
vor allem historische Dimensionen, denn bereits zu DDR-Zeiten hatte VNG eine Repräsentanz in der Tsche-
choslowakei. 1996 übernimmt VNG rund ein Viertel der Anteile an der Severočeská plynárenská (SČP). Das
Unternehmen stellt die Erdgasversorgung in Ústí nad Labem sicher, immerhin mit rund 100.000 Einwohnern
die neuntgrößte Stadt in der Tschechischen Republik. Auch in anderen Städten in Nordböhmen ist das Un-
ternehmen aktiv, versorgt rund 308.000 Endkunden. Anteile an der SČP hält VNG heute nicht mehr, dafür
gründete sie im Jahr 2000 die Energie Bohemia a. s., ebenfalls mit Sitz in Ústí nad Labem und im Jahr 2005
erwarb sie von den Stadtwerken Leipzig die Beteiligung an Teplárny Jablonec. Diese wurde kurze Zeit später zur VNG Energie Czech umfirmiert und hat ihr
Wärmegeschäft in die H-therma ausgelagert. Die Energie Bohemia ist im Jahr 2007 aktiv
in den Erdgasgroßhandel in Tschechien eingestiegen.
Im vergangenen Jahr ist die Energie Bohemia mit 61 Millionen kWh (5,7 Millionen
Kubikmeter) abgesetztem Erdgas und einem Umsatz von 2,3 Millionen Euro gestartet.
Für 2009 sind 1,3 Milliarden kWh (117 Millionen Kubikmeter) Absatz, 30 Millionen Euro
Umsatz und ein Marktanteil in Tschechien von 1,6 Prozent geplant.
VNG in Tschechien
Hier fällt der Hammer zum Einheitspreis
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wird durch zahlreiche weitere Importunternehmen
– unter ihnen auch die Energie Bohemia – ins Land
gebracht. Laut einer Erhebung des tschechischen
Ministeriums für Industrie und Handel (Mai 2008)
liegt der Anteil von Erdgas an den Primärener-
giequellen bei rund 20 Prozent. Tschechien hat
demnach annähernd 2,8 Millionen Gasbezieher,
wobei etwa 45 Prozent auf die Großabnehmer
entfallen, 10 Prozent auf die mittleren, 13 Prozent
auf die Kleinabnehmer und 30 Prozent auf private
Haushalte. Der tschechische Erdgasmarkt gilt nicht
als Wachstumsmarkt. Mit rund 60 Prozent ist die
Versorgungs- und Anschlussdichte relativ hoch.
Diversifizierter Bezug
Historisch ist Tschechien, ähnlich wie Ostdeutsch-
land, von russischem Erdgas abhängig. Allerdings
hat der tschechische Staat seit 1996 auf das Prin-
zip Diversifizierung gesetzt. Neben geringen Eigen-
erdgas-Reserven setzt man vor allem auf Erdgas
aus Norwegen. Das Verhältnis von russischem
und norwegischem Erdgas beträgt in etwa 75 zu
25. Das diversifizierte Bezugsportfolio war ein
Grund, warum Tschechien während des russisch-
ukrainischen Gasstreites im Januar 2009 keine
Versorgungsengpässe befürchten musste.
Erdgasspeicher
Der Gasstreit verlief für Tschechien auch deshalb
entspannter, weil das Land auf Erdgasspeicher
setzt. Rund 2,8 Milliarden Kubikmeter Erdgas
können in Untergrundspeicher gefahren werden,
das entspricht rund einem Drittel des jährlichen
Gasabsatzes. Der Speicherzugang ist reguliert,
die Zugangsbedingungen und Preise können
wie in Deutschland vom Betreiber vorgegeben
werden. Größter Speicherbetreiber ist wie im
Import- und Transportgeschäft die RWE-Gruppe.
Die Beteiligung RWE Gas Storage betreibt sechs
Speicher mit einer Kapazität von rund 2 Milliarden
Kubikmeter.
Liberalisierter Erdgasmarkt
Der tschechische Erdgasmarkt gilt seit 1. Januar
2007 als vollständig liberalisiert. Handel und
Netz sind rechtlich getrennt. Versorger werden
von der tschechischen Kartellbehörde UOHS
und von der Energieregulierungsbehörde ERÚ
– vergleichbar mit der deutschen Bundesnetz-
agentur – überwacht. Zahlreiche Gashändler
sind in Tschechien ins Geschäft eingestiegen,
Großkunden und Endverbraucher können pro-
blemlos ihren Gasversorger wechseln. Während
Erdgashändler in Deutschland noch in zahlrei-
chen Marktgebieten buchen müssen, gibt es
in Tschechien einen einheitlichen Markt. Zum
1. Januar 2010 wird sich der Gashandel zudem
weiter vereinfachen. Dann geht der virtuelle Han-
delspunkt in eine von RWE Transgas Net unab-
hängige Gesellschaft über und wird damit zu
einem eigenständigen HUB zum Abtausch von
Erdgasmengen.
Quelle: Bilanzzentrum der Tschechischen Republik, 2008
6.000
7.000
7.500
8.000
6.500
9.500
9.000
8.500
10.000
1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Ist-Absatz und Klimabereinigte Werte in der Tschechischen Republik
Ist-Absatz Klimabereinigte Werte
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Erdgas-Marke
Ein Produkt, zwei Märkte, ein MarkenkernIn den vergangenen zwei Jahren hat die Erdgasmarke einen neuen Markenauftritt und zumindest einen kleinen
Relaunch erhalten. Nun ist wieder alles neu: grüner Schriftzug, grünes Blatt, zwei verschiedene Claims.
Von Mandy Nickel, Redaktion
Neues Markenmodell
Warum man sich für die abermalige Neupositionie-
rung entschieden hat, erklärt Jan Schuster, Leiter
Strategisches Marketing bei VNG: „Erdgas muss
sich zum einen im Wärmemarkt gegenüber anderen
fossilen Energieträgern abgrenzen und als idealer
Partner für regenerative Energieträger darstellen.
fungiert damit als gemeinsame kommunikative
Klammer in beiden Märkten.
Erdgas in zwei Märkten
Die differenzierte Ausprägung der Erdgas-Positio-
nierung für die Kernmärkte spiegelt sich dagegen in
Claim und der Tonalität wider. Die Markenpositio-
nierung im Wärmemarkt heißt „Natürlich effizient“.
Damit soll Erdgas als moderner Energieträger
auftreten, der mit ausgereiften Techniken funkti-
oniert und viele Kombinationsmöglichkeiten mit
regenerativen Energien bietet. Im Kraftstoffmarkt
wird Erdgas mit dem Claim „Natürlich mobil“
kommuniziert. Damit will man vor allem eines
implizieren: Der Erdgasantrieb ist hochmodern und
bietet wirtschaftlichen und umweltfreundlichen
Fahrspaß. Statt ökonomischen Pragmatismus
spricht man zukünftig eher eine Zielgruppe an, die
Mobilität und Dynamik vereinen will und progressiv
und erlebnisorientiert ist.
Neues Markenbild
Auch die Visualisierung der neuen Erdgasmarke
stützt konsequent den Markenkern „Natürlich“.
Dafür stehen das Blatt als Bildzeichen im Logo
und die Primärfarbe Grün. Es gibt keine metapho-
rischen Umwege, das Blatt transportiert direkt
den Kern der Marke Erdgas – eine Tatsache, die
nicht zuletzt in Studien belegt wurde. Übrigens:
Auch die Bildwelten, also jene Bilder und Fotos,
die beispielsweise in Anzeigen und Broschüren
Verwendung finden, werden zukünftig die Natür-
lichkeit transportieren.
Die früheren Alleinstellungsmerkmale von Erdgas
haben mittlerweile an Zugkraft verloren – darin
sind sich alle Unternehmen der Gaswirtschaft
einig. Jetzt gilt es, mit innovativen Kommunikations-
lösungen die Sicht der Verbraucher auf das Produkt
merklich zu verbessern und die Marke Erdgas
wieder zu stärken. Einzig bleibt zu hoffen, dass
der Markenrelaunch von längerer Verweildauer ist.
Dem Image von Erdgas würde das nur gut tun.
Zum anderen muss Erdgas aber auch im Kraftstoff-
bereich stärker als Marke hervortreten und die öko-
logischen und ökonomischen Vorteile ausspielen.
Mit Bio-Erdgas gibt es mittlerweile ein neues starkes
Argument, das sich in der Produktpositionierung
widerspiegeln muss.“ Aus diesem Grund haben der
Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft
und die Unternehmen der Gaswirtschaft ein neues
Markenmodell für Erdgas entwickelt: ein Produkt,
zwei Märkte, ein Markenkern.
Einheitlicher Markenkern
Mit den beiden Positionierungen Erdgas im Wär-
memarkt und Erdgas als Kraftstoff hat man zwei
Ausprägungen eines identischen Produkts ge-
schaffen. Dabei ist der Markenkern – also der
unangreifbare, emotionale Nutzen der Marke
– identisch. Er konzentriert sich auf eine zentrale
Botschaft: Erdgas ist natürlich. Das impliziert ein
umweltfreundliches, nachhaltiges Produkt – und
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Gas-Tagung
Energieexperten sehen Verschärfung im Wettbewerb
Im Rahmen der 2. Gasfachlichen Tagung trafen
sich im Oktober in Frankfurt am Main zahlreiche
Vertreter von Stadtwerken und Weiterverteilern,
sowie Erdgashändler aus Deutschland, um über die
aktuellen Strukturänderungen im Energiemarkt zu
diskutieren. Die Veranstaltung wurde 2007 von VNG
als Informations- und Kommunikationsplattform
für die Erdgasbranche initiiert.
Von Mandy Nickel, Redaktion
Wichtigste Aussage der Teilnehmer: der Wettbewerb ist in
vollem Gange und die Liquidität in den sechs Gasmarktgebieten
vorhanden. Allerdings befinden sich viele Versorger derzeit in
einer Zwickmühle. Nicht nur der schrumpfende Absatzmarkt,
sondern auch die zunehmende Abkopplung des Endkunden-
Vertriebes vom Netzgebiet bereitet einigen Versorgern Probleme.
Zudem seien gegenwärtig Produkte am Handelsmarkt billiger
als die langfristig eingekauften Mengen, weil zu viel Gas im
Markt vorhanden ist.
Im Zuge eines verschärften Wettbewerbs wächst aktuell auch
unter den Stadtwerken und Weiterverteilern die Risikobe-
reitschaft beim Gaseinkauf. Umso wichtiger erschien es den
Teilnehmern, ihre Kunden zukünftig stärker nach Risiken zu
segmentieren und ein breites Kundenportfolio aufzubauen.
Einig war man sich, dass Industriekunden verstärkt auf eine
back-to-back-Beschaffung setzen werden, für Heizkunden
aber nach wie vor ölpreisgebundene Produkte optimaler seien.
Obwohl der Gasmarkt mittlerweile schnelllebig geworden ist
und kurzfristige Handelsprodukte an Bedeutung zugenommen
haben, war man in Frankfurt trotzdem einer Meinung: Die
langfristige Gasbeschaffung ist und bleibt das A und O einer
sicheren Erdgasversorgung in Deutschland und Europa. Dies
bekräftigte Dr. Markus Spitz, Leiter Gasverkauf Süd-West bei
VNG, auch für den Erdgasimporteur VNG.
Ein wichtiger Diskussionspunkt war auch das Thema Bio-
Erdgas. Keiner möchte mehr auf das grüne Erdgaspen-
dant verzichten, das betrifft vor allem kommunale Versor-
ger und die Kraftstoffbranche. Aber: Derzeit ist Bio-Erdgas
noch um acht bis neun Cent teurer als normales Erdgas –
das wollen nur die wenigsten Kunden bezahlen. Trotzdem
setzt die Branche auf den neuen Energieträger. VNG ist nach
Aussagen von Dr. Spitz derzeit Deutschlands größter Bio-Erd-
gasanbieter mit rund 400 Mio. kWh im Markt. „Das ist zwar
noch ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber im Vergleich zu
vor zwei Jahren doch schon eine wesentliche Verbesserung“,
meinte er optimistisch. Bio-Erdgas werde in den nächsten
ein, zwei Jahren aber definitiv seinen Weg finden und dann
wie ein normales Handelsprodukt gelten, war sich Dr. Spitz
sicher. Erst wenige Tage vor der Gasfachlichen Tagung hatte
VNG bekannt gegeben, dass sie gemeinsam mit der MITGAS
eine Handelsplattform für Bio-Erdgas ins Leben gerufen hat.
Während Bio-Erdgas ein positives Image besitzt, hat der fossile
Energieträger Erdgas seit einiger Zeit erhebliche Imageverluste
im Hinblick auf Umweltfreundlichkeit, Wirtschaftlichkeit und
Innovationspotenzial erlitten. Insbesondere die Versorger
von privaten Endkunden und die herstellende Industrie un-
terstrichen deshalb den Handlungsbedarf insbesondere zur
Verbesserung des Images. Sie forderten zudem eine klare
Zukunftsorientierung für Gas und eine schnelle Entwicklung
und Markteinführung von effizienten Zukunftstechnologien.
In diesem Zusammenhang präsentierte VNG ihre Innovations-
kampagne, mit der neue Wärmetechniken flächendeckend
unterstützt werden. Eine Projektbeteiligung steht im Übrigen
allen Kunden von VNG offen.
Hinweis: Im Herbst 2010 findet die 3. Gasfachliche Tagung statt. Weitere
Informationen werden zeitnah bekannt gegeben.
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Internet
Neues Portal für LeitungsauskunftDie Unternehmen VNG, ONTRAS und GDMcom haben einen ge-
meinsamen Online-Dienst für die Leitungsauskunft entwickelt.
Bauherren, Baufirmen, Planer und Behörden können als re-
Intelligentes Pipelinemanagement als Komplettlösung ist eine Kernkompetenz und
Dienstleistungsschwerpunkt des Bereiches Betrieb/Technologie von VNG.
www.vng.de:
Menüpunkt Service und Unterpunkt Leitungsauskunft
www.ontras.com:
Menüpunkt Netz/Transparenz und Unterpunkt Leitungsauskunft
Innovationskampagne für den WärmemarktAuf der SHKG 2009 – der Messe für Sanitär, Heizung, Klima und
Gebäudeautomation – veranstaltete VNG gemeinsam mit den Ge-
räteherstellern der Heizungsbranche einen ersten Innovationstag.
Er richtet sich an Fachbesucher wie Handwerker und Architekten.
Ziel war es, die Besucher über die Marktreife der neuen Techniken
und die Entwicklung von Anlagen mit kleinsten Leistungen zu
informieren und ihnen eine breite Auswahl hochwertiger, praxis-
bewährter Techniken für den Wärmemarkt vorzustellen. VNG en-
gagiert sich stark für in-
novative Heiztechniken
im Bereich Kraft-Wär-
me-Kopplungs-Anlagen
und Gaswärmepumpen.
Diese Technologien wer-
den in Ein- und Zweifa-
milienhäusern sowie in größeren Anlagen für Gewerbe und
Industrie eingesetzt. Gemeinsam mit Partnern führt VNG Feld-
tests durch und unterstützt die zukünftige Markteinführung der
kleinen dezentralen Anlagen. Dabei ist die Zusammenarbeit mit
Herstellern und dem Handwerk für VNG ein wichtiges Kriterium.
Zusammen mit den Herstellern und den Partnern avisiert VNG die
Markteinführung der Gaswärmepumpe und der KWK-Technologie
ab 2011 und die der Brennstoffzelle ab 2015.
Gaswärmepumpe (GWP)
Vaillant – Zeolith GaswärmepumpeViessmann – Zeolith GaswärmepumpeBosch – Thermotechnik (BT) – GaswärmepumpeRobur – Gaswärmepumpe
Diese Geräte und Gerätehersteller sind dabei
Mikro Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) –
Stromerzeugende Heizung
Vaillant – Honda unitDeDietrich Remeha – Stirling-BHKWViessmann – Stirling-BHKWBaxi Group – ECOGEN
Brennstoffzelle (BSZ)
Vaillant – SOFCVaillant – HT PEMHEXIS – Galileo 1000 NBaxi Group – GAMMA 1.0
VNG überreichte zwei Heizungscheck-Koffer an die Landesfachverbände SHK | Mini-BHKW | Brennstoffzellengerät von BAXI INNOTECH | Podiumsdiskussion. Fotos: Christian Schneider
gistrierte Nutzer online prüfen, ob technische Anlagen der
beteiligten Unternehmen von einer Planungs- oder Baumaß-
nahme betroffen sind. „Die internetbasierten Leitungsanfragen
beschleunigen den Auskunftsprozess enorm. Innerhalb von
15 Minuten weiß der Nutzer, ob sich in seinem Vorhabenge-
biet technische Anlagen befinden oder nicht“, so Uwe Ringel,
Direktor Betrieb/Technologie bei VNG. Diese Fremdplanungs-
anfragen an VNG und ONTRAS werden von der VNG-Tochter
GDMcom bearbeitet. Jährlich erhält GDMcom etwa 15.000
solcher Anfragen.
Messe
Fremdplanungsanfragen im Internet
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Kommunikationstreffen in Leipzig
Am 5. und 6. November 2009 trafen sich zum
zehnten Mal die Kommunikations-, Medien- und
Marketingverantwortlichen der Kunden und Part-
ner von VNG in Leipzig. Themen unter anderem:
Hierarchische Körpersprache im Berufsleben,
Krisenkommunikation im Schadensfall, der Lem-
ming-Reflex und warum Preissenkungen in der
Krise kein Heilmittel sind.
Am Abend hatten die Gäste die Gelegenheit zu
einer exklusiven Führung durch die aktuelle Fo-
toausstellung „EAST – Zu Protokoll“ im Museum
der bildenden Künste. Danach konnte auf der
Terrasse „Trillerpfeife“ des Museums bei Musik
der VNG-Band und von Rada Vascenko & Band
geplaudert und gemäß dem Treffen eifrig „kom-
muniziert“ werden. Eine humorvolle Einlage des
Kabarett-Theaters Leipziger Funzel unter dem
Motto „20 Jahre friedliche Revolution“ rundete
das Abendprogramm ab.
Die Vorträge im Überblick:
• Dr. Cornelia Topf (metatalk): „Hierarchische
Körpersprache“
• Peter Höbel (crisadvice GmbH): „Krisenkommu-
nikation – damit aus einem Schadensfall kein
Desaster wird“
• Prof. Ulrich Blum (IfW Halle): „Die neuen Länder
nach der Wirtschaftskrise“
• Sven Gábor Jánszky (forward2business Büro
GmbH): „Die Wohnung im Jahr 2020 mit Blick
auf Energie- und Vernetzungsfragen“
• Dr. Achim Westebbe (VNG): „Erdgas-Produkt-
kommunikation – Quo vadis Kraftpaket.plus,
Brennwert.plus, Initiative effizient heizen“
• Dr. Florian Bauer (Vocatus AG): „Der Lemming-
Reflex – Wer früher springt, ist schneller platt.
Warum Preissenkungen in der Krise kein Heil-
mittel sind.“
Bei Interesse an den Referaten wenden Sie sich bitte an
Neue Fotoausstellung
Sven Gábor Jánszky wagte einen Blick in die Zukunft.
Dr. Rainer Karlsch (li.) begleitet die Ausstellung mit Anekdoten, Erfahrungen
und Kommentaren aus 150 Jahren Gaswirtschaft.
„Vom Licht zur Wärme – die Geschichte
der ostdeutschen Gaswirtschaft von
1855–2008“ heißt die neue Fotoaus-
stellung von dem Berliner Wirtschafts-
historiker Dr. Rainer Karlsch. Sie ist in
Anlehnung an das gleichnamige Buch
entstanden, das seit Herbst 2008 im
Buchhandel erhältlich ist.
VNG stellt diese Ausstellung ihren Kunden
und Partnern zur Verfügung.
Ansprechpartner:
Kerstin Tümmler, Telefon: 0341 443 2047
E-Mail: [email protected]
Markt kompakt
![Page 26: medium gas 2009.4](https://reader030.vdocuments.site/reader030/viewer/2022033100/568bd6081a28ab20349a97d5/html5/thumbnails/26.jpg)
26 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature
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Schwerpunkt: Bio-Erdgas
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Tino Eisenhardt, zuständig für die
technische Betriebsführung des Bio-
energieparks Hof (li.) und Erik Bothen-
dorf, Projektleiter bei der BALANCE
VNG Bioenergie, müssen bei jedem
Wetter darauf achten, dass die neue
Biogasanlage in Hof kontinuierlich
mit Biomasse-Stoffen gefüttert wird.
Täglich werden mehrere Ladungen an-
geliefert. Foto: Dirk Brzoska
Deutschland hat die „grüne“ Energie für sich entdeckt und sie zu einem wichtigen Teil der klima- und
umweltpolitischen Strategie gemacht. Mittlerweile gehört Deutschland in punkto Energiegewinnung aus
Biomasse zu den führenden Ländern in Europa. In weit über 4000 Anlagen werden Strom, Wärme und
zunehmend auch immer mehr Bio-Erdgas produziert.
Diese deutsche Vorreiterrolle bei der nachhaltigen Energiegewinnung aus Biomasse mag nicht weiter
verwundern. Die Importquote für Erdgas ist hoch, deshalb muss Deutschland seine Rohstoffbasis ver-
breitern – auch durch Bio-Erdgas. Zwar wird das „grüne“ Erdgas-
pendant in absehbarer Zukunft seinen fossilen Bruder im
Energiemix nicht vollständig ersetzen können, gleichwohl
wollen wir Ihnen im Schwerpunkt zeigen, dass niemand
mehr auf Bio-Erdgas
verzichten kann.
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Studie
Hier passt Bio-Erdgas reinIm Großteil der rund 4000 Biogasanlagen in Deutschland wird Bio-
gas zur Strom- und Wärmeerzeugung in Blockheizkraftwerken ge-
nutzt. Energetisch sinnvoller ist aber eine andere Nutzungsmöglich-
keit: die Einspeisung von aufbereitetem Biogas in das bestehende
Erdgasnetz. In einer Studie im Auftrag des Bundesministeriums für
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat die BALANCE VNG
Bioenergie GmbH gemeinsam mit der E.ON Avacon und dem Fraunhofer
UMSICHT Institut untersucht, wie sich die Biogaseinspeisung auf Netz-
betrieb und Endverbraucher auswirkt.
Foto: Christian Schneider
Im Zuge der Novellierung von Gasnetzzugangsver-
ordnung (GasNZV) und des Erneuerbare-Energien-
Gesetzes (EEG) wird die Einspeisung von Bio-Erd-
gas in das Erdgasnetz in den kommenden Jahren
stark zunehmen.
Das erklärte Ziel der Bundesregierung: jährlich
6 Mrd. m3 bis zum Jahr 2020 und 10 Mrd. m3 ab
2030. Einig ist man sich, dass diese prognosti-
zierte Entwicklung erhebliche wirtschaftliche
und technische Auswirkungen auf den Betrieb der
Gasnetze, auf die Gasqualität und auf die Technik
der Gasaufbereitung haben wird. Im Rahmen der
Studie wurden diese Faktoren untersucht und Mög-
lichkeiten erläutert, um die Biogasaufbereitung
und -einspeisung zu optimieren.
„Alt“studien vor der Gesetzesnovellierung
Zum Thema Einspeisung von Biogas in das Erdgas-
netz existiert bereits eine Reihe an Studien. Die
beiden aktuellsten sind eine Studie vom Institut für
Energetik Leipzig (2007) und ein BMU-Gutachten
„Gasäquivalentregel im EEG“ (2007/2008). Beide
Untersuchungen befassten sich vorrangig mit der
Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen mit Netzein-
speisung. Was sie jedoch nicht analysieren, sind
die Auswirkungen auf den technischen und wirt-
schaftlichen Netzbetrieb, auch und vor allem unter
den neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Denn Anfang des Jahres und Ende 2008 traten das
novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz und die
neue Gasnetzzugangsverordnung in Kraft, durch
die sich die Anforderungen an den einspeisenden
Biogasanlagenbetreiber und den Netzbetreiber
grundlegend geändert haben. So werden bei-
spielsweise die Kosten für die Gaseinspeisung
nicht mehr allein durch den Einspeiser getragen,
sondern auch anteilsmäßig vom Netzbetreiber.
Zudem muss der Einspeiser das aufbereitete
Biogas nur noch nach DVGW G260/G262 an den
Netzbetreiber übergeben.
Aktuelle Studie berücksichtigt Novellierung
Erstmalig untersucht jetzt die BALANCE-Studie
diese neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen
und deren technische und wirtschaftliche Auswir-
kungen auf die Gaseinspeisung sowie den Betrieb
der Gasnetze. Die Ergebnisse sollen Aufschluss
darüber geben, wann eine Einspeisung gegenüber
Vor-Ort-Verstromung wirtschaftlich sinnvoll ist,
was für Kosten bei der Einspeisung entstehen und
wie diese reduziert werden können.
Ergebnis 1:
Wirtschaftlicher und vielfältiger nutzbar
Die drei wichtigsten Ergebnisse aus der BALANCE-
Studie können bereits publiziert werden, auch wenn
ausführliche Erkenntnisse und der Studienbericht
nicht vor Jahresende 2009 zu erwarten sind. Die
wichtigste Aussage lautet: Mittlerweile ist die Gas-
einspeisung nicht nur technisch uneingeschränkt
möglich, in Abhängigkeit von den Anlagengrößen
und Standortvoraussetzungen ist sie auch wirt-
schaftlicher als die Vor-Ort-Verstromung. Indem die
Infrastruktur des Erdgasnetzes genutzt wird, kann
Von Erik Bothendorf und Volker Klinkert,
beide Projektleiter bei der BALANCE VNG Bioenergie GmbH
Erik Bothendorf
Volker Klinkert
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Biogas nicht nur lokal am Produktionsstandort ge-
nutzt werden, sondern auch im weiteren Umkreis.
Außerdem erhöhen sich die Nutzungspfade: Neben
dezentraler Strom- und Wärmeerzeugung sind
auch die Verstromung in KWK-Anlagen mit gleich-
zeitiger Abwärmenutzung und die Verwendung als
alternativer Kraftstoff möglich. Gerade letzteres
hat große Perspektiven: Bio-Erdgas als Kraftstoff
hat eine wesentlich bessere Energieausbeute
von 160–200 GJ/ha als beispielsweise Biodiesel
(45–50 GJ/ha) und Ethanol (Weizen 55 GJ/ha).
Ergebnis 2:
Konventionelle Technik bewährt, neue
Verfahren aber kostengünstiger
Was die Auswirkungen der Biogaseinspeisung auf
die Gaskompatibilität und den Netzbetrieb betrifft,
kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass bereits
heute verschiedene Verfahren zur Sicherstellung
der Gaskompatibilität zur Verfügung stehen und
angewendet werden können.
In der Regel wird die Abrechnungssicherheit beim
Endverbraucher auf Basis der Regelungen der
G 685 gewährleistet, indem der Brennwert des
eingespeisten Bio-Erdgases durch Beimischung
von Flüssiggas auf den Brennwert des Grundgases
angepasst wird. Dieses Verfahren ist Stand der
Technik und in fast allen Netzbereichen anwend-
bar, verursacht aber erhebliche Betriebskosten.
Alternative Verfahren – wie beispielsweise die
rechnergestützte Brennwertverfolgung – kommen
mit deutlich geringeren Kosten aus. Sie sollten
deshalb perspektivisch für die Biogaseinspeisung
nutzbar gemacht werden.
Ergebnis 3:
Wirtschaftlicher Knackpunkt liegt bei 350 m³/h
Ein drittes wichtiges Ergebnis der Studie bezieht
sich auf den Vergleich von Einspeisung und Vor-
Ort-Verstromung. Es hat sich gezeigt, dass die
Biogaseinspeisung im kleinen Leistungsbereich
(unter 350 m³/h) keine wirtschaftliche Alternative
zur Vor-Ort-Verstromung ist. Da sich die Investitionen
für Einspeiseanlagen und Netzanschluss fast nicht
von denen größerer Anlagen unterscheiden, wird
der spezifische Aufwand für die Einspeisung zu
hoch. Im Einzelfall kann hier dennoch ein wirt-
schaftlicher Betrieb erreicht werden, wenn im Be-
reich der Verdichtung auf Redundanzen verzichtet
wird. Größere Anlagen zur Biogaseinspeisung (ab
350 m³/h) bieten trotz guter Wirtschaftlichkeit vor
allem Einsparpotenzial im Bereich der Brennwertan-
passung. Kann durch Einsatz alternativer Verfahren
zur Herstellung der Netzkompatibilität von einer
Flüssiggaskonditionierung abgesehen werden,
reduzieren sich die spezifischen Kosten erheblich.
Nicht zielführende Einspeisevergütung
Die Einspeisung von Biogas ist eine wirtschaftliche
Alternative zur konventionellen Vor-Ort-Verstro-
mung, vor allem für Anlagen ab einer Leistung von
350 m³/h. Der Anschluss deutlich kleinerer Anlagen
macht zumindest im Hochdrucknetz wirtschaftlich
keinen Sinn.
Die Kosten für die Brennwertanpassung des Bio-
gases durch LPG-Beimischung sind erheblich,
können aber durch die Nutzung z. B. der rechner-
gestützten Brennwertverfolgung reduziert bzw.
komplett vermieden werden. Hierdurch lassen
sich auch die finanziellen Belastungen für die
Endverbraucher durch die Kostenwälzung der
Netzbetreiber deutlich verringern.
Das aktuell diskutierte Einspeisegesetz mit einer
pauschalen Einspeisevergütung bevorzugt den
Anschluss kleinerer und unwirtschaftlicher Einspei-
seanlagen und führt damit zu erheblichen Kosten auf
Seiten der Netzbetreiber. Diese müssen schließlich
auch vom Endkunden getragen werden. Hinsichtlich
der gesteckten Einspeiseziele der Bundesregierung
ist eine solche Regelung nicht zielführend.
Das BALANCE-Team: Volker Klinkert, Rene Ronneburger, Antje Klug, Thomas Frisch, Ingrid
Lucas, Erik Bothendorf, Ronny Fischer. Foto: Christian Schneider
Das Unternehmen BALANCE wurde im Dezember 2006 als 100-prozentige Tochter von VNG
gegründet. Es bündelt die Aktivitäten der VNG im Bereich der alternativen Energien und
Energieeffizienztechnologien. BALANCE konzentriert ihre Tätigkeit auf die umfassende,
professionelle Projektentwicklung, auf die Beteiligung an Bio-Erdgasprojekten und ver-
schiedene Dienstleistungen im Geschäftsfeld Bio-Erdgas.
Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen sieben Mitarbeiter am Standort Leipzig, darunter
vier Projektingenieure für die Entwicklung von neuen Biogasanlagen in Deutschland.
www.balance-vng.de
BALANCE VNG Bioenergie GmbH
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Zertifizierung
Herstellungsnachweis von Biomethan – Ausgangslage, rechtlicher Rahmen und aktuelle AnsätzeFür den Handel mit Strom aus erneuerbaren Energien gibt es seit dem Jahr 2000 ein europaweites Modell für einen standar-
disierten Herkunftsnachweis. Es wird in nahezu allen EU-Mitgliedsländern sowie in Norwegen und der Schweiz eingesetzt,
um den Kauf und Verkauf von „grünem Strom“ zu erleichtern. Gesetzgeber und Gaswirtschaft streben für Deutschland ein
ähnliches Modell an. Dipl.-Ing. (FH) Uwe Holzhammer erklärt, wie weit die aktuellen Diskussionen fortgeschritten sind und
welchen zukünftigen Handlungsbedarf er bei dem Thema sieht.
Von Dipl.-Ing. (FH) Uwe Holzhammer,
Senior Analyst, Ecologic Institut gGmbH
Die neue Bundesregierung hat sich gemäß dem
Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt, den Ausstoß
von Treibhausgasen im Jahre 2020 gegenüber dem
Jahr 1990 um 40 % zu reduzieren. Im Bereich der
erneuerbaren Energien bestehen weitere Ziele, z. B.
das verbindliche Ziel Deutschlands, im Jahre 2020
18 % des Endenergiebedarfs aus erneuerbaren
Energien bereitzustellen. Des Weiteren soll der An-
teil der erneuerbaren Energien im Strombereich bis
2020 auf mindestens 30 % an der Stromversorgung
steigen. Der Biokraftstoffanteil soll bis zum Jahre
2020 auf umgerechnet 12 % energetisch anwach-
sen. Als Sektorziel wurde darüber hinaus in der
Gasnetzzugangsverordnung (GasNZV) 6 Mrd. m³
Biomethananteil am Gasverbrauch im Jahre 2020
(10 Mrd. m³ im Jahre 2030) festgeschrieben.
Aufbereitetes Biogas, also Biomethan (auch Bio-
Erdgas genannt), kann im Erdgasnetz transportiert
und unterschiedlichen Verwertungen zugeführt
werden. Besonders effizient ist die Nutzung von
Biomethan im Blockheizkraftwerk (BHKW) zur
gleichzeitigen Produktion von Strom und Wärme
oder auch die Verwendung als Kraftstoff (in Erd-
gasfahrzeugen).
Biomethan kann auch zur reinen Wärmebereitstel-
lung verwendet werden. Dies wird jedoch nicht
staatlich gefördert. Grund für den Biomethanein-
satz ist dann alleine die persönliche Entscheidung
der Erdgaskunden, ähnlich wie beim Bezug von
„grünem“ Strom. Wird Biomethan an Erdgaskun-
den geliefert, so stellt sich die Frage, wie diesen
bescheinigt werden kann, dass es sich um das
klimaschonendere und teurere Biomethan und
nicht um Erdgas handelt. Dies ist vor allem des-
halb bedeutsam, weil sich für die Endverbraucher
Biomethan nicht von Erdgas unterscheiden lässt.
Für diese Kunden ist es allerdings wichtig, dass
sie nachweislich Biomethan erhalten. Offen ist
allerdings, wie ein solcher Nachweis sinnvoller-
weise erfolgen kann.
Für den freiwilligen Markt des „grünen“ Stroms
gibt es derzeit verschiedenste Nachweissysteme.
Zum einen die Stromkennzeichnung nach § 42 des
Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG), zum anderen
das RECS-Zertifikate System (Renewable Energy
Certificates System, freiwilliges System von Markt-
teilnehmern) oder das EECS-GoO (Guarantee of
Origin, basiert auf der EU-Richtlinie). Der Handel
von Herkunftsnachweisen, sog. Herkunftszertifi-
katen, kann ohne den gleichzeitigen Handel von
Energiemengen länderübergreifend erfolgen. Mit
dem RECS-System und dem EECS-GoO-System soll
sichergestellt werden, dass die Strommenge, die
ein Kunde an fiktivem „grünen“ Strom verbraucht
hat, auch an anderer Stelle erzeugt wurde.
Die Herkunftszertifikate nach der neuen EU-Richt-
linie zur Förderung von Energie aus erneuerbaren
Quellen können insbesondere für Strom und Wärme
aus erneuerbaren Energien nur für den Bereich
Herkunftszertifikate
garantieren, dass auch
wirklich Bio-Erdgas
eingesetzt wird.
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des Nachweises gegenüber Letztverbrauchern
verwendet werden. Von einem Mitgliedsstaat
zum anderen gewanderte Herkunftszertifikate
verändern hingegen nichts an der Zielerfüllung der
jeweiligen Staaten. Es ist vielmehr entscheidend,
wo insbesondere der erneuerbare Strom oder die
erneuerbare Wärme erzeugt wurde, d. h., diese
können nur in dem Mitgliedsstaat auf das EU-Ziel
angerechnet werden, in dem die erneuerbare Ener-
gie zur Strom- oder Wärmeerzeugung genutzt wird.
Der Anbau von Biomasse oder die Erzeugung von
Biogas kann allerdings auch in einem anderen
Staat erfolgt sein, wenngleich ein physischer
Transport vorgenommen werden muss.
Im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes
(EEG) wird nur eine Vergütung für in Deutsch-
land aus erneuerbaren Energien erzeugten
Strom gewährt. Konventionell erzeugter Strom,
der mithilfe von Herkunftszertifikaten „grün“
gekennzeichnet wird, kann hingegen nicht nach
dem EEG vergütet werden. Dies entspricht den
Regeln der EU-Richtlinie zur Förderung von Ener-
gie aus erneuerbaren Quellen, die vorsieht, dass
Herkunftszertifikate ausschließlich als Nach-
weis gegenüber den Letztverbrauchern für den
Anteil erneuerbarer Energien gelten. Das Erneu-
erbare-Energien-Wärme-Gesetz (EEWärmeG)
sieht ebenfalls keine Anrechenbarkeit von Her-
kunftszertifikaten für die Erfüllung der Pflicht
zum Einsatz erneuerbarer Wärme im Neubau vor.
Im Biokraftstoffbereich wird ab dem 01. Juli 2010
explizit ein Massebilanzsystem (MBS), d. h. eine
Verknüpfung von Eigenschaft „Bio“ und Energie
vorgeschrieben. Diese Regelungen finden sich in
der Biokraftstoffnachhaltigkeitsverordnung (Bio-
kraft-NachV) wieder und wirken sich ebenfalls auf
den Biomethanbereich aus. Wird Biomethan als
Kraftstoff verwendet und soll die Biomethanmenge
steuerbefreit nach dem Energiesteuergesetz
(EnergieStG) oder der Biokraftstoffquote (nach
dem BioKraftQuG) angerechnet werden, dann
muss der Nachweis durch ein MBS erfolgen. Ein
Zertifikat als Herkunftsnachweis, analog zum RECS
oder EECS-GoO, kann nicht akzeptiert werden.
Der Nachweis der Biomethanmengen, die ein
Endkunde bezieht, ohne Förderinstrumente in
Anspruch zu nehmen, könnte theoretisch durch
ein Herkunftszertifikat erfolgen.
Das Massebilanzsystem der Nachhaltigkeits-
verordnung für Biokraftstoffe ist hingegen ein
Nachweisverfahren, das die Lieferkette von der
Bereitstellung über den Transport bis hin zum
Verbrauch nachvollziehbar macht und dadurch eine
lückenlose Kontrolle ermöglicht. Ein Massebilanz-
system weist ein geringeres Missbrauchspotenzial
als ein Zertifikatesystem auf, befördert den Handel
mit zertifizierten Biomasseprodukten und bietet
einen Anreiz, separate Lieferketten einzurichten.
Das Massebilanzsystem ist insbesondere vor dem
Hintergrund vom Import nachhaltiger und flüssiger
Biomasse (z. B. Palmöl) zu sehen. In einem Trans-
portschiff (Tanker) können zwar nichtnachhaltiges
mit nachhaltigem Palmöl vermischt werden, die
Herkunftsnachweise müssen allerdings immer
korrekt die transportierte Menge bilanzieren (In-
put und Output). Die Herkunftsnachweise können
demnach nicht von einem Tanker mit nachhaltigem
Palmöl zu einem anderen Tanker ohne nachhaltiges
Palmöl wandern (so wie es mit einem Zertifikat-
system möglich wäre).
In der Erdgaswirtschaft könnte das Erdgasnetz
analog als Tanker angesehen werden. Wird nun
Biomethan in das Erdgasnetz eingespeist, trans-
portiert und entnommen, dann kann bei einer
ausreichenden Kontrolle und Dokumentation keine
Menge hinzukommen oder verschwinden. Die Bio-
methanmengen („Bio“-Eigenschaft und Energie)
müssen lückenlos über die gesamte Lieferkette
dokumentiert werden. Die Biomethan- und die
Erdgasbranche arbeiten seit mehreren Monaten
an einem System, das insbesondere die Anfor-
derungen der Massebilanzierung umsetzt. Das
BMU begrüßt diese unternehmensübergreifenden
Aktivitäten, an denen sich auch die Balance VNG
Bioenergie GmbH beteiligt, und unterstützt die
Ausarbeitung des Systems in Form einer finan-
ziellen Zuwendung mit dem Ziel, dass sich ein
branchenweites, einheitliches, transparentes,
kosteneffizientes und mit der EU-Richtlinie zur
Förderung von Energie aus erneuerbaren Quel-
len konformes Nachweissystem etabliert. Ist ein
solches System etabliert, kann dieses ebenfalls
für die Dokumentation des Biomethanbezugs
von Letztverbrauchern verwendet werden, ein
zusätzliches Herkunftszertifikatsystem scheint
aus diesem Hintergrund entbehrlich.
Uwe Holzhammer arbeitet
im Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit. Er war
maßgeblich an der Ausge-
staltung des EEG beteiligt
und beschäftigt sich derzeit
unter anderem mit der Zertifi-
zierung von Bio-Erdgas.
Der Autor
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NAWARO AG
Biomasse wird als Energie-Stoff bedeutender sein als BraunkohleFür NAWARO-Chef Felix Hess ist industriell erzeugte Energie aus Biomasse versorgungssicher,
wirtschaftlich und nachhaltig.
Von Dr. Uwe Winkler, freier Journalist
Felix Hess hat einen Wunsch: Biomasse soll als Energiequelle
in naher Zukunft so fest im Bewusstsein der Verbraucher ver-
ankert sein wie es Windkraft und Solar heute schon sind.
„Mindestens!“, präzisiert er: „Eigentlich muss es sogar mehr
sein! Denn Biomasse ist um ein Vielfaches potenter als die
beiden anderen regenerativen Energien. Zudem gibt es keine
Transportprobleme und man kann ständig auf die Energie
zugreifen.“
Felix Hess ist Vorsitzender des Vorstandes der NAWARO® Bio
Energie AG. NAWARO hat den nachwachsenden Rohstoff nicht
nur als Buchstaben für den Firmennamen. Das Leipziger Unter-
nehmen produziert aus diesen jenen Energieträger, dem Hess
eine große Zukunft prophezeit: Biogas. Geht es nach Hess, wird
dieses bald führend im Energiemix sein.
NAWARO sitzt in einer gediegenen Jugendstilvilla im Leipziger
Waldstraßenviertel. Etwa 350 Kilometer nördlich betreibt das
Unternehmen die weltgrößte industrielle Anlage zur Erzeugung
von Biogas. Bei Güstrow sollen ab
dem Jahresbeginn 2010 jährlich
46 Millionen Kubikmeter zu Bio-
Erdgas aufbereitetes Biogas pro-
duziert und in das Ferngasnetz der
ONTRAS VNG Gastransport GmbH
eingespeist werden. VNG hat den
größten Teil davon als Handelspart-
ner vertraglich gebunden und ist
somit deutscher Marktführer bei
Bio-Erdgas.
Damit ließen sich etwa 160 Milli-
onen Kilowattstunden Strom und
180 Millionen Kilowattstunden
Wärme pro Jahr erzeugen und über
das Erdgasnetz bereitstellen. Die
Energie aus dem BioEnergie Park
würde reichen, eine Kleinstadt mit
50.000 Einwohnern ein Jahr lang
konstant zu versorgen.
Die Anlage, in der Biomasse zu Biogas
und dieses wieder zu Biomethan, dem
Bio-Erdgas, veredelt wird, ist gerade
fertig gestellt worden. Im Juni wurde
hier erstmals Bio-Erdgas produziert
und eingespeist. NAWARO wird in sei-
nem industriellen BioEnergie Park ab
2010 so viel produzieren wie noch
vor einem Jahr alle 13 Anlagen zu-
sammen, die damals in Deutschland
betrieben wurden. Das ist ein großer
Schritt in der Biogaserzeugung in diesem Land. Und zugleich
ein kleiner, wenn man sieht, wohin der Weg führt: 2030 sollen
in Deutschland zehn Milliarden Kubikmeter Bio-Erdgas jährlich
in das Erdgasnetz eingespeist werden.
„Biogas ist eine einmalige Chance.“ Felix Hess reiht die Vorteile
aneinander, die dieser „Energie-Stoff“ hat, der auf den umlie-
genden Feldern des Bioenergieparks wächst. Man merkt, er tut
es nicht zum ersten Mal. Er sieht sich als Werber für das, was
im Falle Güstrow aus Mais, Getreide und Grasschnitt zu einer
energetischen Masse vergoren und zu Bio-Erdgas veredelt
wird. „Die Gasbeschaffenheit von Bio-Erdgas ist nach erfolgter
Gasaufbereitung identisch mit Erdgas. Alle Technologien, die
Erdgas nutzen, können mit Bio-Erdgas gespeist werden. Der
Transportweg ist kalkulierbar, weil Biogasanlagen dort errichtet
werden können, wo der Rohstoff erzeugt und eingespeist werden
kann. Man kann Bio-Erdgas speichern. Außerdem entstehen
direkt dort, wo produziert wird, Arbeitsplätze.“ Felix Hess lässt
bei seinem Gegenüber gar nicht erst Zweifel aufkommen. Bio-
masse ist für ihn die energetische Zukunft. „Biomasse wird für
unsere Breiten fast bedeutsamer sein, als es die Braunkohle
einst Jahrhunderte war. Wir müssen dafür nicht mal Tagebaue
erschließen, Landschaften auf- und Dörfer abreißen. Auch die
Herstellung ist um Vieles umwelt- und klimafreundlicher, weil
CO2-neutral. Entscheidend nicht zuletzt: Der Rohstoff wächst
immer wieder nach und ist hocheffizient.“
Seit gut fünf Jahren hat NAWARO auf die Inbetriebnahme der
industriellen Produktionsanlage für Biogas hingearbeitet. „Wir
sind heute der weltweit größte Hersteller von Biomethan. Das ist
Der Diplom-Ingenieur und
Betriebswirt Felix Hess hat
vor Gründung der NAWARO®
BioEnergie AG über 18 Jahre
lang bei Roland Berger Stra-
teg y Consultants vor wie-
gend Unternehmen aus den
Bereichen Anlagenbau und
Energiewirtschaft beraten.
Zuletzt hat er als Senior Part-
ner das gesamte Industrieseg-
ment der Strategieberatung
verantwortet.
Felix Hess
Foto
: Naw
aro
AG
Foto
: Dir
k B
rzo
ska
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Die NAWARO® BioEnergie AG wurde 2005 gemeinsam von Felix Hess und
drei weiteren Privatpersonen gegründet. Das Unternehmen plant, errichtet
und betreibt BioEnergie Parks, mit denen in industriellem Maßstab aus
nachwachsenden Rohstoffen Bio-Erdgas, Strom, Wärme und biologischer
Dünger produziert werden. Dieser Ansatz ist im Bereich der erneuerbaren
Energien einzigartig. www.nawaro.de
NAWARO® BioEnergie AG
kein Größenwahn, sondern strategische Überlegung“, sagt Hess.
Um wirtschaftlich Energie aus Biomasse zu betreiben, bedarf
es industrieller Anlagen. Das erfordert Kapital, einen langen
Atem und ist mit einem nicht geringen wirtschaftlichen Risiko
behaftet. Zudem müsse Bio-Erdgas stabil, in bester Qualität
und zuverlässig in die Netze eingespeist werden.
Schon auf dem Feld werde entschieden, wie ertragreich die
„energetische Ernte“ sein wird. „Als wir unser Unternehmen
gründeten, hatten wir von Landwirtschaft überhaupt keine
Ahnung“, gesteht der NAWARO-Vorstand. Umso mehr ziehe
er vor den Landwirten heute den Hut. „Landwirtschaft ist ein
knallhartes Geschäft.“ Doch auch wenn Felix Hess davon spricht,
den Bauern „eine Zukunft im energetischen Markt“ geben zu
wollen, der in Mode gekommene Begriff des Energiewirts gefällt
ihm dafür nicht. „Man sollte den Landwirten nicht vorgaukeln,
sie könnten in die Rolle eines Energieerzeugers schlüpfen und
neben ihren Windrädern, ihren Solardächern noch Biomasse-
anlagen auf den Hof stellen“, blickt Hess ernst. „Das macht
wirklich nur Sinn, wenn es die Größe des Betriebes hergibt und
in die eigene Energieversorgung mit eingebaut werden kann.
Der Landwirt ist doch auch nicht gleich noch Bäcker geworden,
nur weil er auch das Korn anbaut.“
Für den NAWARO-Vorstand liegt der Wert des Landwirts in dessen
Kernkompetenz und Wissen zu Fruchtfolgen, Bodenqualitäten
und dergleichen. „Wir werden zum Beispiel in Güstrow die
nächsten 20 bis 30 Jahre Energie aus Biomasse produzieren.“ Es
gehe dabei nicht darum, Lebensmittel zu verbrennen, entkräftet
Felix Hess ein oft anzutreffendes Vorurteil. Auch hierfür hat er
„Schon auf dem Feld wird entschieden, wie ertragreich
die Ernte sein wird.“
Zahlen und Fakten: 10,8 Prozent der Ackerflächen wurden in
den letzten Jahren von der Europäischen Union aus dem Markt
genommen. Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten
nimmt weiter ab. Preise sinken.
Landwirtschaftliche Betriebe und ganze Regionen, so wie in
Mecklenburg-Vorpommern, ringen um ihre Existenz. „Experten
gehen davon aus, dass im Jahr 2020 die Weltbevölkerung mit
dem Ertrag von einem Drittel der heutigen Ackerfläche ernährt
werden kann. Es ist alles nur eine Frage der Verteilung.“ Die
Nachfrage nach Energiepflanzen könne und werde dazu führen,
dass Landwirtschaft wieder nachhaltiger betrieben und nicht
hektarweise stillgelegt wird. „Wir veredeln Brachflächen. Im
Umkreis von Güstrow nutzen wir mit unseren Landwirten vier
Prozent der Ackerflächen zum Anbau von Energiepflanzen. Da
kann von Verdrängung herkömmlicher Landwirtschaft keine
Rede sein. Aber es ist eine Ergänzung und für den Landwirt
eine Einkommensquelle. Wir als Energieproduzenten teilen uns
faktisch mit ihnen die Arbeit bei der Herstellung erneuerbarer
Energien.“
Arbeitsteilung ist auch das Grundkonzept für die Vermarktung
des Bio-Erdgases. „Wir werden stets mit regionalen und lokalen
Verteilern zusammenarbeiten“, sagt Hess. „VNG hat uns über
die letzten Jahre hinweg begleitet, über manche Durststrecke
hinweggeholfen. Es ist gut, so einen Partner an der Seite zu
wissen.“ Für ihn habe VNG zugleich für die eigene Zukunft
strategische Weitsicht bewiesen. Felix Hess: „Allein mit den
in Güstrow per Rahmenvertrag gesicherten Jahresmengen ist
VNG aktuell die Nummer Eins auf dem Bio-Erdgasmarkt und
kann sehr früh zukunftsweisende Produkte anbieten.“ Bei der
Entwicklung weiterer Standorte in Deutschland wird NAWARO
auch deshalb mit lokalen Partnern und starken Handelspart-
nern wie VNG zusammenarbeiten. Brandenburg und Thüringen
stehen aktuell im Fokus weiterer Projekte. Absehbar wolle das
Leipziger Unternehmen in einem osteuropäischen Land erste
„Auslandserfahrungen“ sammeln. Doch vordringlichstes Ziel
sei es zunächst, den Markt für Bio-Erdgas als Energieträger
zu entwickeln. Felix Hess: „Wir zeigen, dass sich erneuerbare
Energie profitabel, wirtschaftlich und versorgungssicher auf
Basis von Biomasse in industriellem Maßstab produzieren
lässt.“
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Interview
Es wird sich für unsere Kunden lohnen, Bio-Erdgas-produkte einzusetzen
Umweltfreundliche Produkte aus Bio-Erdgas werden
das Produktportfolio von VNG schrittweise erwei-
tern und weiter zukunftsorientiert ausrichten.
Mit der Einspeisung von Bio-Erdgas aus dem
NAWARO BioEnergie Park in Güstrow in das
Ferngasnetz und der Produktion von Biogas
an anderen Standorten hat sich VNG zu einem
der führenden Händler mit dem nachwach-
senden Energieträger gemacht. „Wir stehen
am Beginn einer neuen Phase beim Einsatz
von erneuerbaren Energien, unsere Kunden
zeigen sich interessiert an den Bio-Erdgas-
produkten und unseren Dienstleistungen“,
sagt Dr. Stephan Krein, Direktor Gasver-
kauf Industrie- und Geschäftskunden bei
VNG, im Gespräch mit medium gas.
Dr.-Ing. Stephan Krein leitet
den Bereich Gasverkauf In-
dustrie- und Geschäftskunden
und verantwortet den Handel
mit Bio-Erdgas. Dr. Krein ar-
beitet seit 1999 bei VNG. Bis
2005 war er im Bereich Kun-
dendienst für die Betreuung
der Industriekunden verant-
wortlich; danach wechselte
er in den Gasverkauf.
Unser Gesprächspartner
VNG hat sich frühzeitig mit dem Thema Bio-Erdgas
auseinandergesetzt und sich über die VNG-Toch-
ter BALANCE VNG Bioenergie GmbH auch bei der
Produktion und der Einspeisung von Bio-Erdgas
engagiert. Mit der jetzt erfolgten Inbetriebnahme
des NAWARO-BioEnergie Parks in Güstrow sichert
sich VNG Bio-Erdgas aus dieser Anlage. Was wird
damit geschehen?
Dr. Stephan Krein: Bio-Erdgas kann in Blockheiz-
kraftwerken verstromt, über Beimischprodukte
Haushaltskunden zur Verfügung gestellt und an den
Erdgas-Tankstellen als umweltfreundlicher Kraft-
stoff in den Tank gefüllt werden. Vor der Einspeisung
wird Biogas so aufbereitet, dass Bio-Erdgas die
gleichen Eigenschaften wie Erdgas besitzt. Hieraus
ergibt sich eine umfangreiche Produktpalette, die
wir unseren Kunden anbieten oder aber mit ihnen
gemeinsam entwickeln können.
Wie reagieren Ihre Geschäfts- und Industriekun-
den auf das VNG-Angebot eines „grünen Erdgas-
Pendanten“?
Kurz gesagt: Äußerst positiv und sehr interes-
siert! Vor allem Stadtwerke erkennen die vielver-
sprechenden Einsatzfelder für Bio-Erdgas. Mit
ihnen diskutieren wir über die Gestaltung von
Produkten, die Stadtwerke dann ihren Kunden,
beispielsweise Wohnungsunternehmen, anbieten
können. Schrittweise wird das Bio-Erdgas in der
öffentlichen Wahrnehmung eine immer größere
Rolle einnehmen. Da bin ich mir sicher. Wir stehen
am Beginn einer neuen Phase beim Einsatz von
erneuerbaren Energien. Bio-Erdgas wird zu einer
zunehmend betriebswirtschaftlich interessanten
Größe werden, auch für Industriekunden, denen
Bio-Erdgas strategisch die Chance geben wird,
ihren Energiemix effizienter zu gestalten.
Ist es aber nicht so, dass die Aufnahme von Bio-
Erdgas in das Angebotsportfolio heute vornehm-
lich noch auf Image fördernde Faktoren für den
Anbieter reduziert wird?
Wer das tut, greift wirklich zu kurz. Der erforderliche
Aufwand und das Risiko, die für die Inbetriebnah-
Foto
: Dir
k B
rzo
ska
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me, für die Veredlung der Rohstoffe und für die
Einspeisung von allen Partnern betrieben bzw. auf-
genommen werden müssen, würden dies überhaupt
nicht rechtfertigen. Das wird NAWARO bestätigen,
wo man das Geschäftsmodell sicherlich nicht auf
Imagefaktoren aufgebaut hat. Unsere Kollegen der
BALANCE und der ONTRAS, die für die Einspeisung
des Güstrower Bio-Erdgases in das Fernleitungsnetz
den bislang größten Gasknoten seiner Art geschaffen
haben, betraten nicht deswegen Neuland.
Aus unserer Sicht wird zum einen auf dem Erd-
gas-Markt ein ähnlicher Wettbewerb um grüne
Produkte entstehen, der im Strommarkt bereits
angelaufen ist. Zum anderen werden politische
Entscheidungen, die zum Beispiel im Rahmen des
Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG)
den Einsatz von Bio-Erdgas begünstigen, Druck
auf den Markt ausüben. Außerdem: Ein Großteil
unseres benötigten Erdgases muss heute im-
portiert werden. Mit dem Einsatz von Bio-Erdgas
entlasten wir diesen Import und investieren dazu
noch im eigenen Land. Dass dies dann dem Image
gut tut, wenn sich ein Versorger wie wir so mit
zukunftsfähigen Produkten ins Gespräch bringt,
ist ein schöner Nebeneffekt.
Bio-Erdgas werden gleiche Qualitätseigenschaften
wie Erdgas zugeschrieben. Können Sie diese Qua-
lität Ihren Kunden zusichern?
Die Beschaffenheit des zugemischten Bio-Erdgases
erfüllt tatsächlich alle vergleichbaren Parameter
des Erdgases entsprechend dem DVGW-Regelwerk.
Für die Einspeisung und weitere Nutzung ist dies
unerlässlich. Als VNG-Handelssparte haben wir
in den zurückliegenden Monaten erleben kön-
nen, was alles erforderlich ist, bis das Bio-Erd-
gas stabil, kontinuierlich und in der geforderten
Beschaffenheit in das Netz eingespeist wird. Die
Netzanbindung, das Fahren der Anlagen bei den
Biogas-Produzenten, die Mengenkalkulationen
und -prognosen für eine stabile Einspeisung erfor-
dern ein hohes technologisches Know-how. VNG
nutzte hier die Erfahrungen aus seiner langjährigen
Erdgasversorgung. Wenn wir jetzt schrittweise das
Bio-Erdgas in unser Portfolio aufnehmen, dann
können wir dieses mit gutem Gewissen qualitativ
mit Erdgas auf eine Stufe setzen und eine sichere
Versorgungsleistung zusagen.
Können die Kunden nachvollziehen, woher das
Bio-Erdgas kommt?
Hierfür wird aktuell ein offizielles Biogas-Register
aufgebaut. In diesem wird nachzulesen sein, woher
das Bio-Erdgas kommt, wie es hergestellt wird, wel-
che Eigenschaften es hat. In diesem Register wer-
den die Mengen und die biogenen Eigenschaften in
entsprechenden Konten erfasst. So wird der Weg
jeder Kilowattstunde von der Biogasanlage bis
zur Verwendung beim Verbraucher, zum Beispiel
die Verstromung in einem Blockheizkraftwerk,
dokumentiert und transparent gemacht.
Wie wird sich der Bio-Erdgasmarkt aus Ihrer Sicht
entwickeln?
Wir machen die ersten Schritte. Doch es wird
sich für uns wie für unsere Kunden lohnen, früh
dabei zu sein, neue Produkte und Projekte zu
initiieren und zielstrebig über den Einsatz von
Bio-Erdgas nachzudenken. VNG hat mit seinem
erfolgreichen Engagement im Bio-Erdgasmarkt
gezeigt, dass wir die Kompetenzen, den fach-
lichen sowie ökonomischen Hintergrund haben,
für Stadtwerke, regionale Versorgungsunterneh-
men und für Industriebetriebe als zuverlässiger
Partner in diesem Wachstumsfeld erneuerbarer
Energien zu agieren.
Das Gespräch führte Uwe Winkler,
freier Journalist.
Produkt VNG.gasmarkt Bio-Erdgas
Sie möchten erneuerbare Energien aus heimischen Ressourcen nutzen, Ihr Produktportfolio
erweitern und gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten?
Mit VNG.gasmarkt Bio-Erdgas offeriert Ihnen die VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft
in Deutschland produziertes Bio-Erdgas als Beimischprodukt für Ihren „Grünen Tarif“, zur
Verstromung oder als Bio-Kraftstoff.
Die Vorteile auf einen Blick:
– Einsatz erneuerbarer
Energie aus heimischen
Ressourcen
– ausgewogenes Chancen-
Risiko-Verhältnis
– Versorgungssicherheit
– individuelle Mengen- und
Leistungsausstattung
– Übernahme aller erforder-
lichen Marketingaktivitäten
möglichFoto: aboutpixel.de/BrotFürDieWelt © N-Loader
![Page 36: medium gas 2009.4](https://reader030.vdocuments.site/reader030/viewer/2022033100/568bd6081a28ab20349a97d5/html5/thumbnails/36.jpg)
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der regenerativen Energien grundlastfähig. Darüber hinaus ist Biogas ein
speicherbarer Energieträger. Und: Biogas ist vielseitiger als andere erneu-
erbare Energien: Neben der Erzeugung von Strom und Wärme wird aus ihm
auch umweltfreundlicher Kraftstoff für Autos hergestellt. Dies alles macht
sie zu einer wichtigen Säule im Energiemix der Zukunft.
Bio-Erdgas im Tank – geht das wirklich?
Um zapfsäulentauglich zu sein, wird Biogas zuvor auf Erdgas-Qualität auf-
bereitet. Rund 12 Prozent der deutschen Erdgastankstellen mischen schon
heute Bio-Erdgas bei, Tendenz steigend. Fahrzeuge mit Erdgasantrieb stoßen
rund 20 Prozent weniger Kohlendioxid aus als ein vergleichbarer Benziner. Bei
Beimischung von Bio-Erdgas zum Erdgas seien es sogar 40 Prozent weniger.
Bio-Erdgas kann ohne Einschränkungen oder technische Umrüstungen
von Erdgasfahrern genutzt werden.
Lohnt sich die Aufbereitung und Einspeisung überhaupt?
Bisher wird Biogas in der Regel dezentral zur Strom- und Wärme-
erzeugung in KWK-Anlagen direkt an der Biogasanlage eingesetzt.
Dies ist durch die EEG-Förderung auch wirtschaftlich. Ein großer
Nachteil ist allerdings aufgrund der Anlagenstandorte in länd-
lichen Strukturen meist die fehlende Nutzungsmöglichkeit für
die anfallende Wärme. Hier hat die Aufbereitung von Biogas auf
Erdgasqualität ein großes Potenzial, da das zu Bio-Erdgas veredelte
Biogas in das bestehende Erdgasnetz eingespeist und damit nach
EEG genutzt werden kann. Diese Reinigung und Aufbereitung ist zwar
aufwändig, trotzdem kann sich die Einspeisung auch lohnen. Das
kommt ganz darauf an, wo und wie das Bio-Erdgas genutzt wird. Auf
jeden Fall erreicht man so einen höheren Wirkungsgrad der eingesetzten
Energie. In den meisten Biogas-Blockheizkraftwerken werden höchstens
40 Prozent der eingesetzten Energie zu Strom, weitere 40 Prozent zu Wärme
umgewandelt. Gibt es dafür keinen Abnehmer, verpufft sie im wahrsten
Sinne des Wortes in der Luft.
Ist die Einspeisung von Bio-Erdgas ins Ferngasleitungsnetz problematisch?
Nein. Sobald Biogas zu Bio-Erdgas aufbereitet wurde, kann es auf Basis
der bestehenden technischen Normen und Regeln sowie der gesetzlichen
Vorgaben in das Erdgasnetz eingespeist werden.
Wer überwacht die Einhaltung der Bio-Erdgasqualität?
Verantwortlich für die Messung und Einhaltung der Gasbeschaffenheit ist
der Netzbetreiber, er trägt dafür auch die Kosten. Er muss dem Einspeiser die
Mindestanforderungen an die Gasqualität mitteilen und ihn bei der Umsetzung
der Anforderungen unterstützen. Vorrangige Maßgabe sind die Vorgaben des
DVGW-Arbeitsblattes G 260/262. Darin werden die Netzkompatibilität des
Gases verlangt, sowie die Gaszusammensetzung vorgegeben.
Wie funktioniert die Abrechnung von Bio-Erdgas beim Netzbetreiber?
Grundsätzlich gelten für Bio-Erdgas die gleichen Regelungen wie für Erdgas
– die Einspeisung und der Transport erfolgen nach den Maßgaben von EnWG,
GasNZV, den Festlegungen der BNetzA und der Kooperationsvereinbarung
Gas III. Bei der Bilanzierung gibt es jedoch für Bio-Erdgas umfangreiche
Sonderregelungen. Sie zielen vorrangig darauf ab, die Einspeisung von Bio-
Erdgas zu erleichtern. Zu den Sonderregelungen zählen unter anderem ein
12-monatiger Bilanzierungszeitraum, ein Flexibilitätsrahmen von 25 Prozent
und die Möglichkeit, positive Endsalden unter Einhaltung des Flexibilitätsrah-
mens auf den nachfolgenden Bilanzierungszeitraum zu übertragen.
Wie entsteht Biogas?
Für die Produktion von Biogas können nachwachsende Rohstoffe wie Mais-
und Grassilage oder tierische Exkremente verwendet werden. Auch sonstige
organische Substanzen – sogenannte Kofermente – eignen sich dafür. Die
Biomasse wird in sogenannten Fermentern, von Bakterien unter Luft-
ausschluss in Biogas umgewandelt, quasi vergoren. Eine wichtige
Grundlage für diesen anaeroben Prozess ist die Einhaltung einer
konstanten Temperatur. Die meisten Anlagen werden dabei mesophil
(32 °C bis 42 °C) oder thermophil (50 °C bis 58 °C) betrieben.
Gibt es einen Unterschied zwischen Biogas und Bio-Erdgas?
Ja, zwischen beiden Gasen besteht ein erheblicher Unterschied.
Biogas ist aus anaerober Vergärung von Biomasse erzeugtes Gas,
Bio-Erdgas ist dagegen auf Erdgas-Qualität aufbereitetes Biogas.
Dazu wird Biogas in einer Aufbereitungsanlage von Kohlendioxid,
Wasser und Schwefelwasserstoff gereinigt und somit der Methan-
gehalt angehoben. Im aufbereiteten Zustand erfüllt das Biogas die
Anforderungen des DVGW Regelwerks, v. a. die Vorgaben der G 260 und
G 262 sind hier als relevante Punkte zu nennen und kann somit in das
Netz der allgemeinen Versorgung eingespeist werden. Eines eint Biogas und
seinen veredelten Verwandten allerdings: Sie sind weitgehend CO2-neutral.
Denn bei ihrer Verbrennung wird nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie
die Energiepflanzen zuvor während ihres Wachstums aus der Atmosphäre
entnommen und gespeichert haben.
Unterscheiden sich Erdgas und Bio-Erdgas eigentlich?
Erdgas und Bio-Erdgas erfüllen die Anforderungen der bestehenden Regelwerke
und weisen damit chemisch und physikalisch eine große Ähnlichkeit auf. Der
Unterschied ist: Erdgas ist ein fossiler Energieträger und über Jahrmillionen
aus organischen Materialien entstanden. Bio-Erdgas ist ein erneuerbarer
Energieträger und wird heute aus einheimischen organischen Materialien
produziert. Herkömmliches Erdgas weist unter allen fossilen Energieträgern
bereits die geringsten CO2-Emissionen auf. Durch die Verwendung von Bio-
Erdgas reduziert man die Klimabilanz noch weiter, denn Bio-Erdgas verbrennt
nahezu CO2-neutral.
Wo kann ich Biogas und Bio-Erdgas überall einsetzen?
Biogas wird hauptsächlich für die Erzeugung von Strom und Wärme mittels
BHKW am Standort der Biogasanlage genutzt. Dies wird durch das Erneuerbare-
Energien-Gesetz gefördert. Besonders sinnvoll ist diese Form der Biogaspro-
duktion und Nutzung, wenn die bei der Stromproduktion im BHKW anfallende
überschüssige Wärme an externe Verbraucher abgegeben werden kann.
Dies ist zum Beispiel beim Bioenergiepark Hof der Fall. Doch nicht an
jedem Biogas-Standort kann genügend Wärme abgenommen und
der regenerative Energieträger Biogas möglichst effizient genutzt
werden. Bio-Erdgas kann in das Leitungsnetz eingespeist und wie
herkömmliches Erdgas genutzt werden. Über die vorhandene Erdgas-
infrastruktur ist es deutschlandweit, unabhängig von der Erzeugung,
für die Strom- und Wärmeversorgung einsetzbar. Zusätzlich kann
Bio-Erdgas auch als Kraftstoff verwendet werden. Im Rahmen dieses
Verwertungszweigs ist es von der Mineralölsteuer befreit.
Ist Biogas besser als Wind- und Sonnenenergie?
Im Gegensatz zu Wind- und Sonnenenergie ist eine Biogasanlage
dazu in der Lage, kontinuierlich Strom und Wärme zu produzieren.
Damit ist die Biogastechnologie neben der Wasserkraft als einzige
Nachgefragt
Zehn „grüne“ Fragen Was Sie schon immer über Biogas und Bio-Erdgas wissen wollten – medium gas beantwortet die zehn wichtigsten Fragen zum Thema.
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Bio is Kuhtiful! Illustration: Ulrich Forchner
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Energiepolitik
Filigrane Gesetzesmechanik Biogasanlagen werden durch Investitionshilfen und eine Einspeisevergütung staatlich gefördert. Welche Gesetze,
Verordnungen und Richtlinien sind dafür aber relevant? medium gas erklärt, wie die gesetzlichen
Rahmenbedingungen für die Biogas- und Bio-Erdgasnutzung aussehen.
In ihrem Koalitionsvertrag sieht die neue schwarz-gelbe Regierung den weiteren Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien vor. Ziel ist es, dass diese Energien
den Hauptanteil an der Energieversorgung übernehmen. Zum 1. Januar 2012 soll das EEG novelliert werden, um die Förderung regenerativer Energien und die
Einspeisung ins Netz effizienter zu gestalten und Über- bzw. Unterförderungen zu vermeiden. Zudem soll die Position des Biogases im Rahmen des EEWärmeG
verbessert und der Biokraftstoffmarkt wiederbelebt werden.
Ausblick: Vorhaben der neuen Bundesregierung
Gasnetzzugangsverordnung Die Gasnetzzugangsverordnung (GasNZV) regelt die Bedingungen, unter denen die Gasnetzbetreiber Trans-portkunden Zugang zu den Gasnetzen gewähren müssen. Mit der Verordnung soll u. a. die Einspeisung von 6 Mrd. Kubikmetern Bio-Erdgas bis 2020 und 10 Mrd. Kubikmetern bis zum Jahr 2030 ermöglicht werden. Der entscheidende Abschnitt in der GasNZV betrifft die Netzanschlusspflicht für Biogasanlagen an das Erdgasleitungsnetz. Der Netzanschluss beinhaltet dabei eine Verbindungsleitung, eine Gasdruck-Regel-Messanlage, eine Verdichteranlage und eine Anlage zur eichgerechten Messung des einzuspeisenden Bio-Erdgases. Die Kosten dafür werden zwischen Netzbetreiber und Biogaseinspeiser bzw. für die Gasleitung zwischen Netzbetreiber und Biogaserzeuger hälftig aufgeteilt. Netzbetreiber sind laut GasNZV außerdem verpflichtet, Ein- und Ausspeiseverträge bevorzugt mit Biogas-Trans-portkunden abzuschließen, sofern das Biogas netzkompatibel ist. Ihnen wird Vorrang vor Erdgas-Transportkunden eingeräumt. Bei technischen Kapazitätsengpässen sind Transportkapazitäten vorrangig an Transportkunden zu vergeben, die Bio-Erdgas einspeisen. Dieser Vorrang gilt unabhängig von der Netzebene.
Gasnetzentgeltverordnung In der GasNEV ist festgelegt, wie die anfallenden Nutzungsentgelte für Gastransportkunden bestimmt werden. Demnach erhalten Biogaseinspeiser vom Netzbetreiber für die vermiedenen Netzkosten (Kosten, die auf Grund der dezentralen Einspeisung nicht entstehen) pauschal 0,7 Cent/kWh. Dieser Pau-schalbetrag ist unabhängig von der jeweiligen Netzebene bzw. Druckstufe. Die beim Netzbetreiber entstehenden Kosten können auf die Netzentgelte umgelegt werden.
BundesimmissionsschutzgesetzDas Bundesimmissionsschutzgesetz ist ein Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelt-einwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnlichen Vorgängen. Es gilt u. a. auch für die Beschaffenheit von Brenn- und Treibstoffen und regelt den Mindestanteil von Biokraftstoffen an der Gesamtmenge des in den Verkehr gebrachten Kraftstoffs zur Treibhausgasminderung. Seit Juli 2009 wird auch Biogas im Gesetz als auf die Biokraftstoffquote anrechenbarer Kraftstoff geführt. Allerdings ist die Anrechnung an bestimmte Anforderungen im Produktions-verfahren geknüpft, die eine günstige Klimabilanz gewährleisten sollen.
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Schutz vor schädlichen Umwelt- Erschütterungen und ähnlichen enn- und Treibstoffen und regelt den s in den Verkehr gebrachten Kraftstoffs
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eisten sollen.
GasNZV
GasNEV
BImSchG
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Erneuerbare-Energien-GesetzSeit dem 1. April 2000 ist das EEG in Kraft, mittlerweile hat es mehrere Neufassungen erlebt und gilt mit der
letzten Fassung vom 25. Oktober 2008. Über die Jahre gleich geblieben ist der Ursprungsgedanke – die Strom- und Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Quellen zu fördern. Wichtigstes Mittel des EEG ist die finanzielle Förderung von Strom aus erneuerbaren Energieanlagen über eine Einspeisevergütung. Die entstehenden Kosten werden unter den Energieversorgungsunternehmen aufgeteilt und fließen als zusätzlicher Kosten-faktor in die Endverbraucherpreise ein. Die Höhe der Vergütung richtet sich nach den Erzeugungskosten der Erneuerbare-Energien-Technologie, die den Strom bereitstellt.Für Biomasse werden zusätzlich der eingesetzte Rohstoff, die Anwendung in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK),
der Einsatz innovativer Technologien (wie beispielsweise die Aufbereitung und Einspeisung ins Erdgasnetz) und die Anlagengröße durch Boni berücksichtigt.
Auch den aus Bio-Erdgas erzeugten Strom berücksichtigt das Gesetz, unabhängig von der Stelle, wo das Bio-Erdgas eingespeist wurde. Hierdurch kann Bio-Erdgas an Orten mit Wärmenachfrage zum Einsatz kommen
und die prozessbedingt bei der Stromerzeugung anfallende Wärme effizient genutzt werden. Die staatlichen Vergütungssätze sind über 20 Jahre garantiert, sinken aber Jahr für Jahr.
BiomasseverordnungDie Biomasseverordnung regelt für den Anwendungsbereich des Erneuerbare-
Energien-Gesetzes, welche Stoffe als Biomasse gelten, welche technischen Ver-fahren zur Stromerzeugung aus Biomasse in den Anwendungsbereich des Gesetzes fallen und welche Umweltanforderungen bei der Erzeugung von Strom aus Biomasse einzuhalten sind.Biomasse im Sinne der Biomasseverordnung sind Energieträger aus Phyto- und
Zoomasse (Biomasse aus pflanzlichem und tierischem Ursprung). Hierzu gehören auch Folge- und Nebenprodukte, Rückstände und Abfälle, deren Energiegehalt
aus Phyto- und Zoomasse stammt.
Erneuerbare-Energien-WärmegesetzDas EEWärmeG verpflichtet Eigentümer von Gebäu-den, die neu errichtet werden, ihren Wärmeenergie-bedarf durch die anteilige Nutzung von Biomasse,
Geothermie, Solarthermie oder Umweltwärme zu decken. Eingespeistes Bio-Erdgas fördert und erlaubt
der Gesetzgeber allerdings nur bei einem Einsatz in Anlagen zur gekoppelten Wärme- und Stromerzeugung,
nicht jedoch in bewährten und effizienten Brennwertkesseln. Damit fehlt dem Gesetz die nötige Technologieoffenheit.
Derzeit gelten die gesetzlichen Bestimmungen lediglich für den Neubaubereich. Die Bundesländer können jedoch auch eine Pflicht zur
Nutzung erneuerbarer Energien für Bestandsgebäude festlegen.
Erneuerbare-Energien-GeSeit dem 1. April 2000 ist das EEG in Kraft, mittlerwei
letzten Fassung vom 25. Oktober 2008. Über die Jahreund Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Quellen Förderung von Strom aus erneuerbaren EnergieaKosten werden unter den Energieversorgungsuntfaktor in die Endverbraucherpreise ein. Die Höheder Erneuerbare-Energien-Technologie, die denFür Biomasse werden zusätzlich der eingesetzte
der Einsatz innovativer Technologien (wie beispielsund die Anlagengröße durch Boni berücksichtigt.
Auch den aus Bio-Erdgas erzeugten Strom berückBio-Erdgas eingespeist wurde. Hierdurch kann Bio-Er
und die prozessbedingt bei der Stromerzeugung anfalVergütungssätze sind über 20 Jahre garantiert, sinken abe
BiomasseverordnungDie Biomasseverordnung regelt für den Anwendungsbereich des Erneuerba
Energien-Gesetzes, welche Stoffe als Biomasse gelten, welche technischen Verfahren zur Stromerzeugung aus Biomasse in den Anwendungsbereich des Gesetzfallen und welche Umweltanforderungen bei der Erzeugung von Strom aus Biomasseeinzuhalten sind.Biomasse im Sinne der Biomasseverordnung sind Energieträger aus Phyto- u
Zoomasse (Biomasse aus pflanzlichem und tierischem Ursprung). Hierzu gehöauch Folge- und Nebenprodukte, Rückstände und Abfälle, deren Energiegeh
aus Phyto- und Zoomasse stammt.
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Derzeit gelten Neubaubereich. Die Bu
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BImSchG
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Vorgestellt
VNG investiert in die Zukunft eines
energiegeladenen Hoffnungsträgers.
Dafür hat sie 2007 mit der BALANCE
VNG Bioenergie GmbH ein Tochterun-
ternehmen gegründet, das Biogas- und
Bio-Erdgasprojekte entwickelt und
realisiert. Mittlerweile ist BALANCE
an zahlreichen großen und kleinen
Projekten beteiligt – drei davon stellen
wir Ihnen vor.
Biogas für Bayern
Bioenergiepark Hof
Weit über 4000 Biogasanlagen sind derzeit in Deutschland am
Netz. Die meisten – knapp 1.400 – stehen in Bayern, eine von
ihnen ist der Bioenergiepark Hof/Saale. Er liefert seit August
dieses Jahres Biogas für Verstromung und Wärme. Der Bioener-
giepark ist das jüngste Bauvorhaben der Projektgesellschaft
BGA Bioenergie GmbH, an der die BALANCE VNG Bioenergie
GmbH zu knapp 75 Prozent beteiligt ist. Der zweite Investor ist
die i4r Beteiligungsgesellschaft mbH aus Lüneburg. Die erste
von insgesamt drei unabhängigen Biogasanlagen des Parks ist
bereits in Betrieb. Bis Mitte 2010 soll die zweite Anlage fertig
sein. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt neun Millionen
Euro. Nach Abschluss der Bauarbeiten bis Mitte 2011 werden
2,1 Megawatt elektrische Leistung, umgerechnet mehr als
17 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr, ins örtliche
Stromnetz eingespeist. Das reicht für rund 4.500 Haushalte.
Die Überschusswärme fließt größtenteils zum benachbarten
Kältetechnik-Betrieb der Firma Viessmann.
Auf einen Blick:
Substrate: Rinderfrischgülle,
Silomais, Ganzpflanzensilage, Grünschnitt und Festmist
Jährliche Substratmenge: 17.800 Tonnen
Biogaserzeugung: 275 Nm³/h
Biogas mit ca. 52 Prozent Methangehalt
Anlagenleistung Endausbau: 2,1 MW (elektrisch)
Internet: www.bga-hof.de
Wir können
BIO
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• Zufahrt zum Grundstück
über Verbindungsstraße
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Biogas für Sachsen-Anhalt
Biogasanlage PopperodeGerade in Bau befindet sich eine Biogasanlage in Sachsen-
Anhalt, im Sangerhäuser Ortsteil Wippra-Popperode. Bauherr
und Eigentümer der Anlage ist die Leipziger Biogasgesellschaft
mbH, eine 100 %ige Tochter der BALANCE VNG Bioenergie
GmbH. Die Leipziger Stadtwerke haben die Option, sich zu-
künftig an der Projektgesellschaft zu beteiligen, derzeit be-
gleiten sie die Errichtung der Anlage als Dienstleister. Die
Anlage wird Ende 2009 in Betrieb gehen und bereits Mitte
2010 mit maximaler Leistung laufen. Dann soll sie aus einem
Substratmix (vorwiegend Rindergülle und Maissilage) jährlich
bis zu 4 Mio. kWh elektrische Energie in einem Blockheiz-
kraftwerk erzeugen. Das reicht für die Stromversorgung von
rund 1.000 Haushalten. Vorgesehen ist zusätzlich auch eine
Wärmeauskopplung. Die Wärme soll in einer Gärrestetrock-
nungsanlage zur Düngemittelproduktion genutzt werden bzw.
optional zur Deckung des Wärmebedarfs der angrenzenden
Agrargenossenschaft dienen. Alle Substrate werden durch die
ortsansässige Agrargenossenschaft bereitgestellt und sind
bereits langfristig gesichert.
Auf einen Blick:
Substrate: vorwiegend Rindergülle und Maissilage
Jährliche Substratmenge: 20.000 Tonnen
Biogaserzeugung: 200 Nm³/h Biogas mit ca. 52 Prozent Methangehalt
Anlagenleistung: 4 Mio. kWh; 0,5 MW (elektrisch)
Biogas für Sachsen
Bio-Erdgasanlage OschatzAnfang November 2009 startete der Bau einer neuen Biogasan-
lage im sächsischen Oschatz bei Leipzig. Im Gegensatz zu den
Anlagen in Hof und Popperode ist in Oschatz die Einspeisung
von Bio-Erdgas in das Erdgasleitungsnetz geplant. Das neueste
Projekt der BALANCE entsteht direkt neben einem Milchvieh-
betrieb, der bereits über eine eigene Biogasanlage verfügt. Die
Investitionssumme beläuft sich auf rund 14,8 Millionen Euro. Laut
Planung soll die Bio-Erdgasanlage Anfang 2011 in Betrieb gehen
und dann über eine elektrische Leistung von 2,8 MW verfügen.
In einem mehrstufigen Verfahren werden kontinuierlich ca.
1.400 Nm³/h Biogas mit einem Methananteil von etwa 53 % pro-
duziert. Die Aufbereitung dieses Rohbiogases auf Erdgasqualität
erfolgt anschließend in einer Druckwechselabsorptionsanlage.
Eingespeist wird in das 16-Bar-Netz der MITGAS. Gespeist wird
die Anlage übrigens mit einem Mix aus Maissilage, Grassilage
und Zwischenfrüchten. Die benötigten Substrate werden von
Landwirten aus der unmittelbaren Umgebung produziert, mit
denen langfristige Lieferverträge geschlossen wurden.
Auf einen Blick:
Substrate: Maissilage, Grassilage und Zwischenfrüchte
Jährliche Substratmenge: 49.000 Tonnen
Biogaserzeugung: 1.400 Nm³/h Biogas mit ca. 53 Prozent Methangehalt
Bio-Erdgaseinspeisung: 700 Nm³/h
Anlagenleistung: 2,8 MW (elektrisch)
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Interview
TeamBildung von VNG und HTWK LeipzigVor einem Jahr startete VNG die Bildungsinitiative Energie-Kolleg gemeinsam mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und
Kultur Leipzig (HTWK Leipzig). medium gas sprach mit Prof. Michael Kubessa, Prorektor für Wissenschaftsentwicklung
und Professor für Ver- und Entsorgungstechnik an der Fakultät Maschinen- und Energietechnik, über das vergangene
Jahr und neue Ziele für das Energie-Kolleg.
Die HTWK Leipzig arbeitet bereits seit einigen
Jahren erfolgreich mit VNG zusammen. Warum
wurde im vergangenen Jahr die Bildungsinitiative
Energie-Kolleg gegründet?
Es gibt zwei Punkte, die eine wesentliche Rolle
bei der Gründung des Energie-Kollegs gespielt
haben. Zum einen die Neustrukturierung des
Studiums im Zuge des Bologna-Prozesses, nach
der in diesem Jahr letztmalig Diplom-Ingenieure
die Hochschule verlassen. In Zukunft wird es
nur noch die Abschlüsse Bachelor und den da-
rauf aufbauenden Master geben. Das wiederum
erfordert eine inhaltliche Anpassung an den
Zeitrhythmus eines zweistufigen Studiums mit
drei Jahren Bachelor und zwei Jahren Master.
Zum anderen hat die HTWK Leipzig als Hoch-
schule der angewandten Wissenschaften das
Prof. Dr.-Ing. Michael Kubessa, Prorektor für
Wissenschaftsentwicklung, arbeitet seit 1996 an
der HTWK Leipzig und ist Professor für Ver- und
Entsorgungstechnik, Fakultät Maschinen- und
Energietechnik, Institut für Energie-, Gebäude-
und Umwelttechnik LEGUT.
Sein Schwerpunkt liegt beim Themengebiet
der Gastechnik.
Prof. Dr.-Ing. Michael Kubessa
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Ziel, Absolventen mit einer sehr hohen Praxis-
nähe in die Wirtschaft und andere Bereiche zu
verabschieden. Hier hat es ebenfalls erhebliche
Entwicklungen gegeben.
Inwiefern?
Viele neue Gebiete, wie zum Beispiel Dispatching,
haben im Zuge der Liberalisierung des Gasmarktes
völlig neue Dimensionen angenommen. Schwer-
punkte haben sich erheblich verschoben. Das muss
sich natürlich in der Ausbildung niederschlagen.
Daher setzt die HTWK Leipzig auf die begleitende
Zusammenarbeit mit den Unternehmen. Es gibt
also sowohl aus wissenschaftlicher, wie auch aus
praktischer Sicht genügend Ansatzpunkte für die
Initiative Energie-Kolleg.
Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig wurde 1992 gegründet.
Mit über 6.400 Studierenden ist die Hochschule der angewandten Wissenschaften
eine der größten Fachhochschulen Ostdeutschlands. Sie setzt damit die lange
Tradition der technischen Bildungseinrichtungen in der Stadt Leipzig fort und
gilt durch ihre regionale Vernetzung mit den Unternehmen als ingenieurwissen-
schaftliches Kompetenzzentrum.
Am HTWK-Standort Koburger Straße in Markkleeberg finden auch die Veranstaltungen des Energie-Kollegs statt.
Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig)
Quelle: HTWK
Im vergangenen Jahr fanden erstmals Veranstal-
tungen im Rahmen des Energie-Kollegs statt. Was
war gut und was ist verbesserungswürdig?
Unsere Erfahrungen aus dem ersten Jahr haben
gezeigt: Es war der richtige Ansatz. Die Grundidee,
die praktische Komponente mit neuen Inhalten
anzureichern, war der Schritt in die richtige Rich-
tung. Allerdings wollen wir zukünftig die Stofffülle
zurücknehmen, um mehr Raum für Diskussionen
zu lassen. Denn das fördert das Verständnis
für die Inhalte und bietet einen größeren Lern-
effekt. Inhaltlich soll die breite Palette von der
Versorgungstechnik über die Anwendung bis
hin zur Gasbeschaffung allerdings beibehalten
werden.
Wo sehen Sie das Energie-Kolleg in den kom-
menden Jahren?
Die Konzentration soll zunächst weiterhin auf dem
energietechnischen Bachelor- und Masterstudium
liegen. Wir möchten das Angebot aber so aus-
bauen, dass auch den Wirtschaftsingenieuren mit
der Spezialisierung Energietechnik der Zugang er-
öffnet wird. Darüber hinaus wollen wir das Energie-
Kolleg für tangierende Studiengänge öffnen, zum
Beispiel für Maschinenbau oder Bauingenieure. Bei
denen wird ja beispielsweise das energiesparende
Bauen mehr und mehr zum Thema. Es gibt auch
Überlegungen, dass wir die Veranstaltungen des
Energie-Kollegs für berufsbegleitende Studiengän-
ge, also auch als Weiterbildung, anbieten. Aber
das ist noch Zukunftsmusik und erst im Laufe der
nächsten Jahre geplant.
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Die im April 2009 gestartete
Bildungsinitiative „Energie-
Kolleg“ beinhaltet einen Ko-
operationsvertrag zwischen
VNG und der HTWK Leipzig.
Ziel ist es, durch gemeinsame
Lehrveranstaltungen künf-
tige Ingenieure auf die Anfor-
derungen der Energie-/Gas-
versorgung und -anwendung
in der Praxis vorzubereiten.
So finden u. a. an der HTWK
Leipzig Lehrveranstaltungen
mit VNG-Experten statt und in
den Räumlichkeiten von VNG
werden Workshops für die
Studenten angeboten.
Was ist das Energie-Kolleg?
Prof. Hubertus Milke, Rektor der HTWK Leipzig und Klaus-Dieter Barbknecht, Vorstand Kaufmännisches/Personal bei VNG.
Quelle: Katharina Märker, HTWK
Worin liegt für Sie der größte Mehrwert in der
Zusammenarbeit mit VNG?
Speziell aus der Sicht der Hochschule ist es für
uns ein wichtiges Element zur Gewährleistung
unseres Bildungsauftrages, besonders durch
die Kopplung der theoretischen Ausbildung und
der praktischen Inhalte. Das Energie-Kolleg ist
eine Komponente, die wesentlich das Studium
und seine Ziele unterstützt. Außerdem ist uns
die frühzeitige Entwicklung der Partnerschaft
zwischen Hochschule und Unternehmen, ins-
besondere für die Studenten, sehr wichtig. Hier
können sowohl die Unternehmen als auch die
Studenten von vornherein gezielte Verbindungen
und Netzwerke aufbauen und pflegen. Für unsere
Studenten bedeutet das im besten Falle einen
nahtlosen Übergang vom Studium in den Beruf.
Für das Unternehmen liegt der Vorteil ebenso da-
rin, dass es denjenigen, der als neuer Mitarbeiter
kommt, einzuschätzen weiß. Diese Vorteile wissen
wir als Hochschule ebenso wie VNG immer mehr zu
schätzen. VNG als erfolgreiches Unternehmen der
Region vertritt außerdem aufgrund ihres Profils
eine inhaltliche Breite, die die Schwerpunkte an
der Hochschule besonders gut abdeckt, auch weit
über die reine Gastechnik hinaus. Hinzu kommen
hier zum Beispiel Betriebswirtschaft, Unterneh-
mensmanagement oder IT. So können wir mit un-
serer Zusammenarbeit dafür sorgen, dass unsere
Absolventen in der Region bleiben.
Fortsetzung von Seite 43
TeamBildung von VNG und HTWK Leipzig
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Wirtschaft
Herbstversammlung der Deutsch-Norwegischen Handelskammer in LeipzigEnde Oktober trafen sich in Leipzig rund einhundert Mitglieder der
Deutsch-Norwegischen Handelskammer (DNHK), um ihre Herbst-
versammlung auszutragen. In Kooperation mit der DNHK gestaltete
VNG als Gastgeber das zweitägige Programm der Teilnehmer.
Burkhard Jung, Ober-
b ü r g e r m e is te r d e r
Stadt Leipzig, begrüßte
die Teilnehmer der
Deutsch-Norwegischen
Handelskammer in der
Messestadt.
Der Aufenthalt in Leipzig beinhaltete neben der Ta-
gung des norwegischen Wirtschaftsrates, dessen
Repräsentanten ebenfalls an der Herbstversamm-
lung der Deutsch-Norwegischen Handelskammer
teilnahmen, auch den Besuch verschiedener Ener-
gieunternehmen in Sachsen. Schwerpunkte der
Versammlung waren die Themen Energie sowie
der Fall der Mauer vor 20 Jahren. Letzteres hatte
seinen Anfang in den Friedensgebeten in der
Nikolaikirche, die in den Leipziger Montagsde-
monstrationen mündeten. „Das Signal, das wir
alle zu diesem 20. Jahres-
tag der Friedlichen Revolu-
tion aufnehmen sollten, ist,
Freiheit und Verantwortung
auch in unserer heutigen Ge-
sellschaft zu sichern und zu
bewahren“, erklärte Klaus-
Dieter Barbknecht, Vor-
stand bei VNG und zugleich
auch Vorstandsmitglied der
Deutsch-Norwegischen Han-
delskammer, im Hinblick auf
das Wunder von Leipzig im
Herbst 1989 .
Im Rahmen der zweitägigen
Veranstaltung fand auch die
Verleihung des Willy-Brandt-Preises statt. Er wird
für die Förderung und Vertiefung der freundschaft-
lichen Beziehung zwischen Deutschland und Nor-
wegen jährlich von der Deutsch-Norwegischen
Willy-Brandt-Stiftung ausgeschrieben. In diesem
Jahr erhielten der norwegische Professor und Po-
litiker Inge Lønning sowie der deutsche Historiker
Fritz Fadranski die Auszeichnung. Der Vorstand
der Norwegisch-Deutschen Willy-Brandt-Stiftung
begründet die Entscheidung damit, dass sich
beide Preisträger mit ihrem Einsatz um die norwe-
gisch-deutschen Beziehungen verdient gemacht
haben. So setzte sich Inge Lønning, Präsident der
Norwegisch-Deutschen Gesellschaft in Oslo, so-
wohl als Professor als auch durch sein politisches
Wirken in den Funktionen des Vizepräsidenten
des Norwegischen Parlamentes Storting und als
Präsident des Lagting über lange Jahre hinweg
für das gegenseitige deutsch-norwegische Ver-
ständnis ein. Der Historiker Fritz Fadranski trägt
seit mehreren Jahren in Zusammenarbeit mit dem
heimatgeschichtlichen Verein Hammerfest zur
Versöhnung und Etablierung eines gefestigten
Freundschaftsbandes zwischen Norwegen und
Deutschland bei. In seiner Laudatio auf Fritz
Fadranski betonte Prof. e. h. Dr. Klaus-Ewald Holst,
Vorstandsvorsitzender von VNG und Honorarge-
neralkonsul des Königreichs Norwegen: „Sowohl
in seiner Arbeit, aber auch und gerade in seinem
ehrenamtlichen Engagement prägen ihn seine
Erfahrung und der Wunsch, in der Rolle des Histo-
rikers dem Vergessen etwas entgegenzusetzen.
Die Kriegserfahrung teilt er mit vielen Männern
seiner Generation, doch der bewusste und aktive
Umgang mit dieser Erfahrung unterscheidet ihn
von vielen.“
„Es ist wichtiger, etwas im Kleinen zu tun, als im Großen
darüber zu reden.“
(Willy Brandt)
Die Preisträger des Willy-Brandt-Preises 2009 Inge Lønning (2. v.l.) und
Fritz Fadranski (2. v.r.) nebst ihren Laudatoren Klaus-Ewald Holst (re.) und
Franz Thönnes, Bundestagsabgeordneter in Berlin sowie im Wahlkreis
Segeberg – Stormarn-Nord (li.) Fotos: Dirk Brzoska
Die Deutsch-Nor wegische
Handelskammer ist ein Zu-
sammenschluss von etwa
600 Unternehmen und In-
stitutionen in Deutschland
und Nor wegen und damit
Norwegens größte Handels-
kammer. Zum Dienstleis-
tungsangebot zählen unter
anderem die Beratung und
Unterstützung bei der Markt-
erschließung im Ausland,
steuerrechtlichen Belangen
und Fiskalvertretung sowie
Messeaktivitäten.
Weitere Informationen:
http://norwegen.ahk.de
Deutsch-Norwegische Handelskammer
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10 Gründe, die norwegische Stadt Stavanger zu besuchenIn Stavanger hat VNG im Oktober 2006 mit der VNG Norge ihren Anfang als erfolgreiches Explorationsunternehmen
genommen. Nicht ohne Grund wurde die europäische Kulturhauptstadt von 2008 dafür ausgesucht: Sie gilt als das Zentrum
der norwegischen Öl- und Gasindustrie, alle wichtigen internationalen Öl- und Gasgesellschaften sind hier präsent.
Wenn das noch nicht ausreicht, liefern wir Ihnen noch weitere zehn Gründe, warum Stavanger unbedingt einen Besuch wert ist.
2. Norwegens Fjorde wurden vom
Reisemagazin National Geographic unter
die schönsten Reiseziele der Welt gewählt
und viele von ihnen findet man in der
Region Stavanger. Zu den beliebtesten
Fjorden gehört der Lysefjord. Er ist 42
Kilometer lang und wird von Felswän-
den umrahmt, die über 1000 Meter steil
empor ragen.
1. Nach den Ölfunden in den 60er Jahren wurde
Stavanger zu einer modernen Großstadt und ist heute
die viertgrößte Stadt Norwegens. Die europäische
Kulturhauptstadt des Jahres 2008 reizt vor allem mit
ihrer wunderschönen Landschaft.
Stadtansichten
3. Doch nicht nur die Fjorde und
majestätischen Gebirge gehören zu den
Höhepunkten der norwegischen Natur,
sondern vor allem auch ihre Strände.
In der Region Stavanger findet man den
längsten Sandstrand Norwegens. Hier
kann man schwimmen, surfen oder
Drachen fliegen.
5. Das alte Stadtzentrum
östlich des alten Hafens und
das Viertel Gamle Stavan-
ger (altes Stavanger) bilden
das historische Zentrum der
Stadt. Dies wird von den weiß
gestrichenen Holzhäusern aus
dem 18. und 19. Jahrhundert
geprägt, die noch heute sorg-
fältig unterhalten werden.
4. Ein weiteres kleines Highlight bietet die
Möglichkeit, die Leuchttürme an der Küste
zu besichtigen oder sogar als Übernachtungs-
möglichkeit zu nutzen.
STAVANGER
Fotos: Christoph Busse
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7. Die meisten Attraktionen in der Innenstadt von Stavanger
können dank der kurzen Wege zu Fuß erreicht werden. Besonders
die vielen Museen, wie das Norwegische Ölmuseum, das Kunst-
museum Rogaland oder das Norwegische Kindermuseum oder das
Stavanger Kunstforening bieten viel Interessantes für einen Besuch.
8. In dem Norwegischen Ölmuseum ist die Geschichte der Ölförderung in
Norwegen und teilweise auch in anderen Ländern mit vielen Details abgebildet.
Es gibt viele Modelle und Originalgerätschaften. Das Leben auf einer Bohrinsel
wird sogar in einer begehbaren Mini-Bohrinsel dargestellt. Der Rohstoff Erdöl
spielt eine tragende Rolle in der Entwicklung der Stadt. Viele internationale
Ölfirmen haben heute
ihren Sitz in Stavanger,
darunter auch das größte
norwegische Unter-
nehmen StatoilHydro,
da die meisten Ölvor-
kommen Norwegens
etwa 300 km westlich
von Stavanger in der
Nordsee liegen.
9. An verschiedenen Plätzen von Stavanger ist das Skulpturen-Projekt
des Künstlers Antony Gormley zu sehen. Das so genannte „Broken Column“
besteht aus 23 gegossenen Eisenfiguren, die wie eine imaginäre Säule vom
Rogaland Kunstmuseum bis zum Hafen platziert wurden.
10. Zu guter Letzt noch ein Hinweis auf die berühmten kulinarischen Produkte
der Region. Besonders bekannt sind Schalentiere, Milch- und Fleischprodukte und
Gemüse, vor allem Tomaten. Für Käseliebhaber lohnt sich ein Abstecher zur Voll
Ysteri, einer kleinen Molkerei, die den Jæren Raclette-Käse herstellt.
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6. Stavanger ist auch bekannt für die
Produktion von Konserven. In den 50er
Jahren gab es über 50 Konservenfabriken in
der Stadt, die letzte wurde jedoch 2002 ge-
schlossen. Heute erinnert das Norwegische
Konservendosenmuseum in der Innenstadt
noch an diesen Teil der Stadtgeschichte.
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Musik
„Open World“ – Begeisterung und volle Ränge im Theater der Jungen WeltAm 8. Oktober 2009 war es wieder so weit, VNG und das internationale Kinder- und Jugendmusikfestival „Open World“
haben zum Konzert ins Theater der Jungen Welt in Leipzig eingeladen. Auf der Bühne präsentierten sich talentierte Sänger
und Tänzer verschiedener Altersklassen aus Russland, Kirgisien, Bulgarien, Armenien und Deutschland. Unterstützt wurden
die Teilnehmer von den Jazzkids und den Tänzerinnen der Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“.
Von Victoria Lewandowski, freie Redakteurin
Bereits zum dritten Mal fand in Deutschland das
jährliche Musik- und Erlebniscamp für Kinder
und Jugendliche auf Initiative von OOO „Gazprom
export“ und im Zusammenwirken mit OMV,
Gazprom Germania, Wingas und VNG statt.
Die Minitournee startete am 1. Oktober in Berlin,
machte Halt in Kassel und hatte ihr Finale in Leip-
zig. VNG empfing die 38 Kinder im Alter von 8 bis
14 Jahren in Leipzig, mit dabei waren Vertreter des
Energieunternehmens OOO „Gazprom export“
und der Social Foundation „Energy for Life“, die
die Kinder auf ihrer Tournee durch Deutschland
begleiteten.
Das Konzert der jungen Künstler fand dieses Jahr
im Theater der Jungen Welt statt. Im Angesicht des
Publikums war die Nervosität der Sänger, Tänzer
und der Choreografen hoch.
Peter Zimmer, MDR-Moderator, führte, wie die Jahre
zuvor, mit seiner humorvollen und gelassenen Art
durch das Programm, so dass die Anspannung der
jungen Künstler schnell verflog.
Das Programm führte geographisch von Deutsch-
land über Russland nach Armenien und Kirgisien.
Die Kleinen traten auf wie die Großen: Mädchen
und Jungs tanzten zündende Volkstänze und
sangen mit ihren fröhlichen Kinderstimmen rus-
sische Chastooshkas (russische Verse). Ob frecher
Die jungen Tänzer und Sänger führten einen temperamentvollen ossetinischen Tanz mit Trommeln auf – und ernteten dafür sehr viel Applaus. | Die Jazzkids der
Musikschule Leipzig.
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VNG hilft sehbehinderten russischen KindernVNG hat im Rahmen der Wohltätigkeitsaktion
„Bücher für kleine blinde Kinder“ ein großes Bü-
cher-Paket an das Internat für sehbehinderte
Kinder in Tschernysch bei Smolensk übergeben.
Die speziellen Bücher – sie sind entsprechend der
Sehbehinderung der Kinder und deren taktilen
Fähigkeiten gestaltet – werden von den Lehrern
und Erziehern seit vielen Jahren erfolgreich bei
der Beschäftigung mit den Vorschulkindern und
beim Unterricht mit den Schulanfängern genutzt.
Die Bücher erschließen den Kindern spielerisch
begleitet Märchen wie „Schneewittchen“, „Die
sieben Zwerge“, „Däumling“ oder „Das buckelige
Pferdchen“.
Zur feierlichen Übergabe der Bücher waren der
Metropolit von Smolensk und Kaliningrad Feo-
filakt und der stellvertretende Gouverneur des
Smolensker Gebietes O. V. Okunewa gekom-
men. Die Organisatoren und Teilnehmer der
Aktion nutzten die Gelegenheit auch, um über
ihre Erfahrungen bei der Unterstützung und
Arbeit mit Waisen und behinderten Kindern zu
diskutieren.
Seit 2006 unterstützt die OOO „Gazprom export“
gemeinsam mit VNG und der Wintershall Holding
AG die Wohltätigkeitsaktionen „Bücher für kleine
blinde Kinder“. Sie wird im Rahmen des gleichna-
migen Programms von UNO und UNESCO durch-
geführt. Vor einem Jahr wurde VNG für die aktive
Teilnahme an diesem Programm ausgezeichnet.
Rock ’n’ Roll oder temperamentvoller ossetinischer
Tanz mit Trommeln – die jungen Tänzer und Sänger
ließen das Publikum im Takt klatschen und vor
Begeisterung von den Sitzplätzen springen.
Auch die jazzigen Töne der „Jazzkids“ und die
elegante Ballett-Aufführung der Tänzerinnen der
Musikschule sorgten bei den Zuschauern für Fas-
zination und Staunen. Wie die Jahre zuvor, unter-
stützte die Musikschule Leipzig „Johann Sebastian
Bach“ mit ihren Schülern des Fachbereichs Tanz
und Musik das Konzert „Open World“.
Zum Finale trafen sich alle Künstler auf der Bühne
und sangen ein gemeinsames Abschlusslied,
bunte Luftballons flogen durch den Saal und das
Publikum spendete tosenden Beifall … besser
konnte dieser Abend nicht enden.
Sorgten für Begeisterung und Staunen im Theater der Jungen Welt: Die Tänzerinnen der Musikschule Leipzig. | Die Jungen und Mädchen sangen russische
Chastooshkas (Verse). | Gemeinsamer Auftritt zum Schluss der Veranstaltung. Fotos: Dirk Brzoska
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Kunst & Kultur
Erdgasifizierung als KunstaktDer Leipziger Künstler Michael Fischer-Art hat dem einmaligen, temporeichen
Kraftakt der „Erdgasifizierung“ Ostdeutschlands eine Vorher-Nachher-Jubiläums-
grafik gewidmet. Zusammen mit dem einzigen ostdeutschen Steindruckmeister
Christian Müller hat er diese Grafik auf Stein nachdrucken lassen. Entstanden ist
eine bunte Würdigung für den umweltfreundlichen Energieträger Erdgas.
„Viele können sich bestimmt
noch erinnern, wie die Umwelt
in Ostdeutschland noch bis
vor 20 Jahren ausgesehen hat.
Verseuchte Zone trifft es wohl
am besten. Durch die großen
Kohlekraftwerke war die Luft
voller giftiger Dämpfe, saurer
Regen ging über unsere Wäl-
der nieder“, erzählt Michael
Fischer-Art. Der Künstler, 1969 in Leipzig geboren,
erinnert sich an die dreckig-graue Stadt noch ganz
genau. Dass man in den Städten und Gemeinden
in Ostdeutschland heute mit einem ganz anderen
Umweltbewusstsein lebt, schiebt Fischer-Art auch
auf die Erdgaswirtschaft. „20 Jahre Friedliche
Revolution heißt für mich auch 20 Jahre umwelt-
freundliches Erdgas“, so der Künstler.
Anlässlich des 20. Jahrestages hat der Maler und
Bildhauer eine ganz eigene Grafik entworfen
– seine persönliche Energiewende 1989–2009 –
gewohnt bunt, in den leuchtenden, reinen Fischer-
Art-Farben, getreu dem Motto: „So bunt war die
DDR nie“. Statt die Grafik als einmaliges Werk zu
sehen, hat sich Fischer-Art dazu entschieden,
sie auf einer Steindruckpresse zu vervielfältigen.
Die Idee dazu kam ihm durch die Bekanntschaft
mit Christian Müller. Der gilt deutschlandweit als
letzter Steindruckmeister im Handwerk. Wie es der
Zufall will: Auch VNG hat seit Jahren enge Kontakte
zu Müller. Das Unternehmen lässt Titelmotiv und
Lithografie ihres alljährlichen Kalenders in der
Druckwerkstatt von Christian Müller in Wurzbach
herstellen.
3000 Exemplare sind in mühevoller Handarbeit
auf einer Galgenhandpresse entstanden. Für die
limitierte Auflage waren über 12.000 Druckdurch-
gänge nötig. Jedes Exemplar ist einmalig und
unverwechselbar.
Michael Fischer-Art (vorne)
und Christian Müller haben
die „Energiewende 1989–
2009“ auf Stein gedruckt.
Steindruck ist mühselige Handarbeit – davon konnten sich die Besucher der gat am Stand von
VNG ein Bild machen. Fotos: Dirk Brzoska
medium gas verlost unter allen Teilnehmern 20 Original-
Steindrucke „Energiewende 1989–2009“ von Michael
Fischer-Art. Die Lithographien aus der Steindruckerei von
Christian Müller sind Original-Druckgrafiken in limitierter
Auflage, handsigniert und mit dem Meisterzeichen (CM)
versehen.
Senden Sie eine E-Mail bis 25. Januar an [email protected]
bzw. eine Postkarte an: VNG – Verbundnetz Gas AG,
Redaktion medium gas, Braunstraße 7, 04347 Leipzig.
Das Kennwort heißt „Energiewende“. Der Rechtsweg ist
ausgeschlossen.
Verlosung
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Kunst & Kultur
Die „Gekreuzten Schwerter“ werden 3002010 feiert die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen ihr 300-jähriges Bestehen. Anlässlich des Jubiläums werden zahl-
reiche Ausstellungen und Festveranstaltungen stattfinden. VNG wird Hauptsponsor der umfangreichen Porzellanausstellung
der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden sein.
Triumph der blauen Schwerter
Meissener Porzellan
für Adel und Bürgertum
Ausstellung der Staatlichen
Kunstsammlungen Dresden,
Porzellansammlung
08. Mai bis 29. August 2010
Adresse
Japanisches Palais
Palaisplatz 11, 01097 Dresden
Öffnungszeiten
Täglich 10 bis 18 Uhr
Donnerstag 10 bis 21 Uhr
Katalog
Zur Ausstellung erscheint
ein umfangreicher,
bebilderter Katalog.
VNG ist Mitglied im Freundeskreis der Dresdner Porzel-
lansammlung und hat in den vergangenen Jahren meh-
rere international bedeutende Porzellanausstellungen
unterstützt.
Übrigens: Die heutige Porzellanproduktion in der Staat-
lichen Porzellan-Manufaktur Meissen nutzt für den
Brennprozess den Energieträger Erdgas. Der kommt von
VNG und wird über die ENSO an die Meißner Stadtwerke
geliefert.
VNG und das Meissner Porzellan
In der ersten Ausgabe von medium gas 2010 erscheint
ein umfangreicher Beitrag zur 300-jährigen Geschichte der
Meissener Porzellanmanufaktur.
Im Jahr 2010 wird die Welt auf Dresden und Meissen
schauen. In diesem Jahr feiert die Porzellan-Ma-
nufaktur Meissen ihr 300-jähriges Bestehen. Am
6. Juni 1710 gründete Kurfürst August der Starke
auf der Meissener Albrechtsburg das heutige Tradi-
tionsunternehmen mit den zwei gekreuzten blauen
Schwertern. Seither wird in Meissen das berühmte
Meissener Porzellan in Handarbeit gefertigt.
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden werden
anlässlich des 300-jährigen Jubiläums die bislang
umfangreichste Ausstellung zur Geschichte des
Meissener Porzellans zeigen. Unter dem Titel
„Triumph der blauen Schwerter – Meissener Por-
zellan für Adel und Bürgertum“ werden im Japa-
nischen Palais in Dresden zahlreiche Exponate
aus den Anfangsjahren der Produktion bis 1815
zu sehen sein.
Laut Dr. Ulrich Pietsch, Direktor der Porzellan-
sammlung der Staatlichen Kunstsammlungen
Dresden, wird die Ausstellung einen groß an-
gelegten Überblick über die künstlerische wie
technische Entwicklung des Meissener Porzellans
in den ersten 100 Jahren geben. Zwischen 1710
und 1815 feierte die Manufaktur ihre größten
Triumphe und wurde zum Sinnbild europäischer
Porzellankunst. Rund 800 Exponate aus über
80 Museen und Privatsammlungen wurden dafür
zusammengetragen.
Einzigartig wird auch der Ausstellungsort sein. Das
Japanische Palais ist das einstige Porzellanschloss
von August dem Starken, nach 300 Jahren wird dort
2010 erstmals wieder Meissener Porzellan zu se-
hen sein. Eigentlicher Sitz der Porzellansammlung
ist heute der Dresdner Zwinger, in dem seit 1962
rund 2000 Porzellankunstwerke gezeigt werden.
Drei Vasen aus einem Satz. Adam Friedrich von
Löwenfinck. Lübeck, Museum für Kunst und
Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck.
Pfau, radschlagend. 1734. Johann
Joachim Kaendler. Porzellansamm-
lung, Staatliche Kunstsammlungen
Dresden.
Teeservice auf Surtout bestehend aus Teekanne,
Zuckerdose, Teedose und sechs Koppchen mit
Unterschalen. Um 1725–1730 (Porzellan, Meissen);
1732–1733 (Silber). Amsterdam, Rijksmuseum.
Deckelpok al . Um
1727. Johann Gottlieb
Kirchner. Amsterdam,
Rijksmuseum.
Fotos: SKD
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medium gas | 18. Jahrgang | 4. Ausgabe | Dezember 2009
Weihnachtskartenedition 2009
Wir wünschen Ihnen ein friedliches, harmonisches Weihnachtsfest
und ein glückliches, gesundes neues Jahr. Für die gute
und erfolgreiche Zusammenarbeit unseren herzlichen Dank.
Die Gewinner des VNG-Förderwettbewerbes 2009 sind Melanie Böhm (1) und Franziska Fehre (2–5).
Mit der 4. Weihnachtskartenedition 2009 unterstützt VNG die Arbeit der Landesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (LKJ) Sachsen e.V. Seit 1992 bietet der Verein Kindern und Jugend-lichen kulturelle Betätigungsmöglichkeiten. Dazu zählen Angebote der außerschulischen Bildung, internationale Jugendbegegnungen, Wettbewerbe um den Kinder- und Jugendkunstpreis und die Trägerschaft für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) in der Kultur. Mit ihrem Engagement ermöglicht und fördert die LKJ die aktive Teilhabe junger Menschen an demo-kratischen Prozessen und den Erwerb kultureller und sozialer Kompetenzen.
www.lkj-sachsen.de