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Erfahrungsbericht über mein Auslandssemester von August 2015 bis Dezember 2015 an der Swanson School of Engineering der University of Pittsburgh Mechanical Engineering an der University of Pittsburgh Ein Erfahrungsbericht Marcel Lips, HAW Hamburg – Department M&P, Studiengang Maschinenbau – Entwicklung und Konstruktion

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Erfahrungsbericht über mein Auslandssemester von August 2015 bis Dezember 2015 an der Swanson

School of Engineering der University of Pittsburgh

Mechanical Engineering an der

University of Pittsburgh Ein Erfahrungsbericht

Marcel Lips,

HAW Hamburg – Department M&P,

Studiengang Maschinenbau – Entwicklung und Konstruktion

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Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................................................................................... 3

Beschreibung der Hochschule ................................................................................................................. 3

Campus und Facilities .............................................................................................................................. 4

Benedum Hall ...................................................................................................................................... 4

Campusleben ....................................................................................................................................... 5

Sportangebot und Vereine .................................................................................................................. 6

Kurse ........................................................................................................................................................ 7

ME2042 – Measurement and Analysis of Vibroacoustic Systems ...................................................... 7

MEMS 1047/ ME 2047 – Finite Elements ............................................................................................ 8

IE 1080 – Supply Chain Analysis .......................................................................................................... 8

IE 2201 – Biomaterials and Biomanufacturing .................................................................................... 9

Betreuung durch die Hochschule ............................................................................................................ 9

Leben in Pittsburgh ............................................................................................................................... 10

Wohnen ............................................................................................................................................. 10

Was hat die Stadt zu bieten? ............................................................................................................. 11

Reisen ................................................................................................................................................ 12

South Haven, Lake Michigan ......................................................................................................... 13

Bruce Peninsula, Kanada ............................................................................................................... 13

Boston und Indian Summer ........................................................................................................... 14

New York ....................................................................................................................................... 15

Chicago und Detroit ....................................................................................................................... 15

Fallingwater ................................................................................................................................... 16

Kosten .................................................................................................................................................... 17

Was ich sonst noch loswerden möchte ................................................................................................. 18

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Vorwort Im Nachfolgenden werde ich einige Eindrücke aus meinem Auslandssemester an der University of

Pittsburgh schildern. Ich selbst studiere Maschinenbau mit Fachrichtung Entwicklung und

Konstruktion und war von August bis Dezember 2015 dort. Dies war mein fünftes Studiensemester.

Bitte seht diesen Bericht als Ergänzung zu denen meiner Vorgänger, welche ich selbst zur

Vorbereitung genutzt habe.

Beschreibung der Hochschule An der University of Pittsburgh, kurz Pitt, studieren rund 25000 Bachelor- (engl. Undergraduates) und

etwa 10000 Masterstudenten (engl. Graduates). Diese verteilen sich auf insgesamt 17 Colleges,

ähnlich den Fakultäten an der HAW. Der überwiegende Teil der Studenten lebt und studiert in

Oakland, dem Main Campus. Anders als die meisten Universitäten in den USA ist Pittsburgh keine

Campus-Universität. Eigentlich ist Oakland lediglich ein Stadtteil von Pittsburgh. Mit der Expansion

der Hochschule und dem dazugehörigen Medical Center UPMC, sind diese aber nunmehr zum Dreh-

und Angelpunkt des täglichen Lebens dort geworden. Sinnbildlich hierfür steht die Cathedral of

Learning, das 163m hohe und im neugotischen Stil erbaute Hauptgebäude der Pitt, das weithin

erkennbare Wahrzeichen des Stadtteils.

International genießt die Pitt einen sehr guten Ruf. Obgleich für ein Auslandssemester im Rahmen

des Bachelors vielleicht weniger wichtig, liegt die Pitt im aktuellen Shanghai-Ranking (August 2015)

international auf dem 70. Platz (41 in den USA), was für eine staatliche Universität durchaus ein sehr

guter Rang ist.

Die Pitt hat neben dem Main Campus in Oakland noch vier weitere Standorte, die sogenannten

„Regional Campuses“ in Bradford, Greensburg, Johnstown und Titusville zu bieten. Obgleich diese

offiziell der Pitt angehören, sind sie sowohl räumlich als auch institutionell voneinander getrennt. So

habe ich während meiner ganzen Zeit in Pittsburgh nie einen Studenten von einem anderen Campus

getroffen. Zudem liegt etwa Bradford gute 260km nördlich von Pittsburgh (was für amerikanische

Verhältnisse eigentlich relativ nahe ist).

Die Cathedral of Learning mit der Heinz Chapel im Vordergrund sowie eine Luftaufnahme des Stadtteils

Oakland mit Downtown im Hintergrund

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Campus und Facilities Im Folgenden gebe ich einige Informationen und Tipps zum Campus und den einzelnen Einrichtungen

der Pitt. Dieser Teil ist vor allem auf das Studium bezogen. Zu den Möglichkeiten, die Oakland nach

Unischluss oder am Wochenende bietet, komme ich später. Die Karte unten zeigt die wichtigsten

Gebäude der Hochschule und verdeutlicht auch die Größe der Hochschule:

Benedum Hall

Für mich fanden die meisten Hochschul-Veranstaltungen in Benedum Hall, dem Hauptgebäude der

Swanson School of Engineering, statt. Mit meiner Studienrichtung Maschinenbau – Entwicklung und

Konstruktion wurde ich hier dem Department Mechanical Engineering and Materials Science

zugeordnet. Weiterhin sind in Benedum aber auch die Departments Bioengineering, Chemical and

Petroleum Engineering, Civil and Environmental Engineering sowie Industrial Engineering

untergebracht. Obwohl das 15-stöckige, in den 70er Jahren errichtete Benedum-Hochhaus von

außen das Schlimmste befürchten lässt, zeigt sich das Innere frisch renoviert und traumhaft

ausgestattet. Die oberen Stockwerke sind den einzelnen Departments zugeordnet, hier finden sich

zum Beispiel PC-Räume, in welchen man 24 Stunden arbeiten kann, das Gebäude ist nämlich rund

um die Uhr geöffnet. Hinzu kommt noch das 2008 angebaute „Mascaro Center for Sustainable

Energy“, das weitere Vorlesungsräume, die Hillman Engineering Library und einen großes, allen

zugängliches Computerlabor beherbergt. Außerdem sind im ganzen Gebäudekomplex eine Vielzahl

mehr oder weniger großer Labore untergebracht, von welchen ich allerdings nur einen Bruchteil

gesehen habe. Beispielsweise gibt es einen Machine Shop, in dem man sich relativ unkompliziert

seine eigenen 3D-Teile drucken kann.

Ich, der in Deutschland hauptsächlich zu Hause lernt, habe tatsächlich erstaunlich viel Zeit in

Benedum verbracht. Dies ist natürlich zum einen der exzellenten Lage mitten in Oakland geschuldet

(mehr zu außer-hochschulischen Aktivitäten in Oakland später), maßgeblich hierfür war jedoch die

exzellente Lernatmosphäre. Selbst wenn ich gegen zwei Uhr nachts noch unter Hochdruck an

irgendwelchen Hausarbeiten saß, war ich immer in guter Gesellschaft.

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Campusleben

Da gesundes und günstiges Essen – um das einmal pauschal zu sagen – im Osten der USA eher selten

zu finden ist, war „Market Central“ (kurz „Market“) auf der Fifth Avenue eine gute Anlaufstelle. In

dieser so genannten „Dining Hall“ für den gesamten Campus, findet man zu beinahe jeder Tages- und

Nachtzeit etwas Essbares. Der Begriff „Dining Hall“ mag hier jedoch ein wenig verwirren – Es handelt

sich um einen riesigen „All you can eat food court“ (in Ermangelung eines passenden Worts für

dieses ausgesprochen amerikanische Verpflegungsmodell). Während Bewohner der

Studentenwohnheime im Vorfeld einen „meal plan“ abschließen und somit eigentlich immer dort

essen mussten (mehr dazu später unter „Wohnen“), habe ich hier gelegentlich für $10 gegessen.

Letztlich auch nur eine ganz normale Kantine, trifft man hier zumindest immer auf bekannte

Gesichter. Der Market befindet sich im Untergeschoss der Litchfield Towers. Diese drei Türme sind

neben einem Wohnheim (vornehmlich für freshmen) auch der Sitz von Panther Central, dem

Studentenwerk der Pitt.

Ein weiteres wichtiges Gebäude ist die William Pitt Union (WPU). Hier sind insbesondere in der

Einführungswoche viele Veranstaltungen, ebenso findet sich hier das Study Abroad Office. Außerdem

gibt es einen großzügigen Aufenthaltsraum mit Pooltischen im Keller.

Für den armen Studenten besonders interessant: In der WPU gibt es unverhältnismäßig oft

kostenlose Pizza.

Das dritte wichtige, wenn nicht das wichtigste Gebäude auf der Fifth ist die Cathedral of Learning,

auch „Cathy“ genannt. Wie oben bereits erwähnt, ist sie 163m hoch und damit auch das höchste

Universitätsgebäude der westlichen Hemisphäre. Obwohl Name und Architektur auf einen Sakralbau

schließen lassen, wurde das Gebäude im Auftrag der Pitt gebaut und 1936 fertig gestellt. Die Cathy

wird von einer großen Grünfläche umgeben, auf der eine kleine (echte) Kapelle im gleichen Baustil

steht. Die Forbes Avenue trennt die Cathy von den Carnegie-Museen und den ersten Ausläufern des

Schenley Parks. Neben Verwaltungsbüros und ein paar Klassenräumen beherbergt die Cathedral of

Learning die sogenannten „Nationality Rooms“. Es handelt sich hierbei um Klassenräume, die von

den verschiedenen Einwanderergruppen der Stadt im Stile ihrer jeweiligen Herkunftsländer

eingerichtet wurden. So liegt das Österreich der Kaiserzeit nur eine Wanddicke neben einem

Klassenraum im Stile der verbotenen Stadt in Peking. Insgesamt gibt es 30 Nationality Rooms, ein

Deutscher Themenraum mit einem Christbaum zu Weihnachten ist natürlich auch dabei.

Ich hatte auch eine Vorlesung in der Cathy, leider sind die normalen Klassenräume dort eher ein

Enttäuschung. Dennoch handelt sich um ein eindrucksvolles Gebäude. Die große Eingangshalle

erinnert sogar ein wenig an das Hogwarts-Schloss aus den Harry-Potter-Filmen und um die

Weihnachtszeit findet dort sogar ein großer Hogwartsball statt.

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Die Forbes Avenue, im Hintergrund sind die Cathedral of Learning und einer der Litchfield Towers zu sehen

Sportangebot und Vereine

Unter dem Namen Pitt Panthers nehmen einige Teams der Hochschule überwiegend erfolgreich an

College-Ligen teil. Besonders hervorzuheben ist hier das Football-Team, welches seine Heimspiele im

selben Stadion wie die Pittsburgh Steelers, das NFL-Team, austrägt. Ich habe mir direkt in der

Einführungswoche ein Ticket-Abo für alle Heimspiele geholt, was ich nur jedem empfehlen kann.

Selbst wenn man sich bisher nicht für den Sport interessiert hat, sollte man zumindest einmal auf

einem Spiel gewesen sein. Über das Homecoming-Weekend sollte man außerdem am Tailgating

teilnehmen. Vereinfacht gesagt trifft man sich hier auf den Parkplätzen rund um das Stadion und

betrinkt sich in der Öffentlichkeit, spielt Football, Cornhole und lernt ungezwungen viele Amerikaner

kennen. Unter Umständen schafft man es dann noch, sich zumindest ein Viertel des Spiels

anzuschauen.

Auch sehr erfolgreich sind die Basketballteams der Panthers, deren Saison jedoch erst gegen Ende

des fall terms beginnt. Allerdings werden bereits am Homecoming-Wochenende die Teams

vorgestellt. In meinem Fall war dies mit einem kostenlosen Konzert von Wiz Khalifa, einem der

bekanntesten Rapper aus Pittsburgh, verbunden. Die Basketball-Heimspiele werden im Petersen

Event Center ausgetragen, wo sich auch ein riesiges und kostenloses Fitnesscenter befindet. Hier

habe ich neben beinahe täglichem Training (das Pete ist nur fünf Minuten Fußweg von Benedum Hall

entfernt) auch ziemlich oft Racketball gespielt, eine squashähnliche Sportart.

Im Pete findet auch am Anfang des Semesters die Club fair statt, wo sich alle Clubs und Vereine der

Hochschule vorstellen. Tatsächlich werden hier alle nur möglichen Interessen abgedeckt, von einer

Crossfit-Truppe, einem Fussballteam bis hin zu einer Quidditchmannschaft. Die meisten Teams

freuen sich über potentielle Mitglieder aus dem Ausland. Gegebenenfalls werden zwar noch

Auswahlspiele gemacht, ein Club ist aber auch immer eine gute Möglichkeit, um Kontakte zu knüpfen

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Ich selbst hatte mich mit einem Freund für den Racketball-Club angemeldet. Nachdem laut

Trainingsplan jedoch vier Einheiten pro Woche (auch am Wochenende) vorgesehen waren, habe ich

meine Racketball-Karriere dann doch recht schnell - zugunsten anderer Freizeitaktivitäten - an den

Nagel gehängt. Es sei gesagt, dass man beinahe alle Sportanlagen auch unabhängig von den

offiziellen Teams nutzen kann. So war ich unter anderem Squash spielen, habe an einem

Fußballturnier teilgenommen, war in der Uni-Schwimmhalle (mit einem 10m-Sprungturm) und an der

Kletterwand. Damit habe ich jedoch längst nicht alle Möglichkeiten genutzt, schließlich muss man ja

auch noch studieren, feiern und reisen.

Auf der Club fair stellen sich neben den sportrelevanten Vereinen aber auch andere Clubs und

Interessengemeinschaften vor. Ich hatte zum Beispiel mit einer Mitgliedschaft bei den „Engineers for

a sustainable world“ geliebäugelt, deren Meetings sich letztlich mit einer meiner Vorlesungen

überschnitten haben. Dennoch, wenn man etwas Interessantes findet und die Zeit dazu hat, kann ich

das nur empfehlen. Einige der Vereine haben sogar eigene Lounges, in denen man sich als Mitglied

aufhalten darf.

Kurse Als ich mich für das Auslandssemester beworben habe, sollte ich auch eine Liste mit mindestens acht

Kursen einreichen. Es empfiehlt sich, die Kurswahl vor Antritt des Auslandssemesters mit dem

zuständigen Professor an der HAW zu besprechen, um die Chancen einer Anrechnung auszuloten. Ich

muss allerdings zugeben, dass ich das nicht gemacht habe. Um die Kursliste zu erstellen habe ich

mich durch die mehr oder weniger übersichtliche Internetseite der Swanson School gewühlt und

letztlich die Kursliste aus dem vergangen fall term gefunden. Hiernach habe ich dann eine Auswahl

getroffen. Natürlich werden nicht alle Kurse in jedem Semester angeboten, manche allerdings nicht

einmal jedes Jahr. Das habe ich allerdings erst nach meiner Ankunft in Pittsburgh erfahren. Dort muss

man nämlich zuerst zum Studiengangskoordinator, der die gewählten Fächer mit einem bespricht

und die Zugangsvoraussetzungen überprüft. Von meiner ursprünglichen Liste ist dann ein Kurs übrig

geblieben. Generell muss man mindestens vier Kurse belegen, was normalerweise 12 CP entspricht.

Ich habe mich an dieses Minimum gehalten und hatte genug zu tun. Je nach Studiengang oder

Hingabe kann man natürlich auch mehr Kurse machen. In den ersten beiden Vorlesungswochen, der

so genannten „grace period“, kann man sich unverbindlich alle Kurse anschauen. Ich habe diese Zeit

exzessiv genutzt und meinen Stundenplan vier Mal umgestellt, bis ich mich für die folgenden Kurse

entschieden habe:

ME2042 – Measurement and Analysis of Vibroacoustic Systems

Dieser Kurs, gehalten von Professor Vipperman, ist ein handfester Graduate-Kurs. Die behandelten

Themen – es geht um Schwingungslehre, Akustik und digitale Signalverarbeitung – fand ich

persönlich sehr interessant. Auch wollte ich mich ein bisschen selbst fordern. Daher hatte ich die

Tatsache, dass es ein Masterkurs ist und mir mindestens zwei essentielle Vorkurse („Prerequisites“)

fehlten gekonnt ignoriert. Belohnt wurde ich mit einem unglaublich hohen Arbeitspensum. Teilweise

habe ich an den wöchentlichen Hausaufgaben bis zu acht Stunden gearbeitet. Gelernt habe ich

dennoch ungemein viel. Die Hausaufgaben waren entweder Herleitungen oder Rechenaufgaben aus

dem Textbook (kostet zwar $120, ist aber eine sinnvolle Investition) oder das Schreiben mehr oder

weniger umfangreicher Programme zur Signalverarbeitung in Matlab. Alle diejenigen, denen die

Arbeit mit Matlab eher zuwider ist, sollten diesen Kurs lieber nicht wählen. Die Hausaufgaben

mussten zu Beginn jeder Vorlesung abgegeben werden und wurden dann benotet. Final machen

diese Noten 20% der Gesamtnote aus. Hinzu kam noch ein Semesterprojekt: Hier sollte jeder Student

selbst einen funktionsfähigen „Spectrum Analyzer“ in Matlab schreiben und die Arbeit

dokumentieren. Dieses Projekt machte nochmals 40% der Gesamtnote aus. Hier gab es keine Mid

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Terms und die Abschlussklausur war ein so genanntes „Take Home“, also eine Hausarbeit, die mit

ebenfalls 40% in die Wertung einging.

Die Vorlesung fand donnerstagnachmittags statt. Obwohl ich freitags frei hatte und dies somit die

letzte Hürde vor den verlängerten Wochenenden war, habe ich keine einzige Vorlesung verpasst.

Zwar ist der Lerninhalt stark am Textbook angelehnt, die Vorlesung mit den Handouts und

Tafelaufschrieben war jedoch sehr gut. Die Kursgröße war mit 16 Hörern angenehm klein.

Professor Vipperman war für mich einer der lustigsten und freundlichsten Professoren. Gerade am

Anfang des Semesters, als ich ziemlich mit dem hohen Niveau und den extensiven Hausaufgaben

gekämpft habe, hat er und mir ein paar Aufschübe für die Abgaben gewährt und sich viel Zeit für

persönliche Treffen genommen.

Letzten Endes und teilweise auch Dank der Hilfe meines amerikanischen Lernpartners habe ich in

diesem Kurs ein A bekommen. An der HAW wurde dieser Kurs für das Pflichtfach „Schwingungslehre“

angerechnet, allerdings musste ich die Matlab Codes für die Labore nacharbeiten. So viel sei aber

gesagt, nach dieser Vorlesung ist das aber kein Problem.

MEMS 1047/ ME 2047 – Finite Elements

Dieser Kurs, gehalten von Professor Smolinski, einem sehr lustigen aber auch ein wenig

festgefahrenen Dozenten fand immer montags am Nachmittag statt und war meine erste Vorlesung

der Woche. Der Kurs fand in einem der Computerlabore statt und befasste sich mit den Grundlagen

der Finite Elemente Methode und deren Anwendung. Neben den Vorlesungen, in denen die

theoretischen Grundlagen vermittelt wurden, gab es auch hier wöchentliche Hausaufgaben.

Entweder war das Gelernte anhand eines Beispiels analytisch umzusetzen oder mit dem FEM-

Programm ANSYS durchzuarbeiten. Das Niveau war deutlich niedriger als in ME 2042, obwohl dieser

Kurs sowohl Bachelor- als auch Mastermodul war. Für die Hausaufgaben habe ich nie länger als eine,

manchmal zwei Stunden gebraucht. Die Kursgröße war mit knapp 70 Teilnehmern relativ groß, was

aufgrund des eher frontalen Unterrichts aber nicht weiter schlimm war.

Neben den benoteten Hausaufgaben (15%) werden zwei Mid Terms (je 25%) und ein Final (35%)

geschrieben, die bei regelmäßiger Anwesenheit und gemachten Hausaufgaben aber kaum

Lernaufwand bereiten. Leider ging meine Anwesenheit gegen Ende des Semesters deutlich zurück, da

ich montagnachmittags oft erst von meinen Wochenendreisen zurückkam. Zwar herrscht keine

Anwesenheitspflicht, es entgeht einem aber doch einiges. Daher gab es hier „nur“ ein B.

Alles in allem kann ich diesen Kurs nur empfehlen, da Professor Smolinski ein guter und hilfsbereiter

Dozent ist und das Fach in Deutschland ohne weiteres angerechnet wurde.

IE 1080 – Supply Chain Analysis

Professor Rajgopal hält diesen Kurs, der eigentlich dem Department „Industrial Engineering“ (kurs IE)

zugeordnet ist. Ich habe diesen Kurs gewählt, um ihn mir in Deutschland als Tauschmodul aus dem

Bereich Produktionstechnik/-management anrechnen zu lassen. Relativ schnell musste ich jedoch

folgendes feststellen:

1. Das Thema - es geht vornehmlich um die Vorhersage und Kalkulation von Nachfragen,

Koordination von Zulieferern und Analyse der Prozesse in Produktion, Zusammenbau, Logistik etc. -

war für mich leider vollkommen uninteressant. Zumindest konnte die Vorlesung kein großes

Interesse wecken.

2. Die Hausaufgaben bestanden meist aus dem Eintragen und Verarbeiten von Daten in riesigen

Excel-Listen. Zwar bin ich nun unglaublich geübt darin, Unmengen von Daten in

Tabellenkalkulationsprogramme einzugeben und scheinbar aussagekräftige Diagramme daraus zu

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erstellen, der Sinn hiervon ließ sich von mir aber nur mäßig gut erkennen. Außerdem erfolgte die

Bewertung der Hausaufgaben nach einem vollkommen intransparenten Schema.

Abgesehen von meinem Desinteresse, den viel zu umfangreichen Hausaufgaben und einer eher

mäßigen Betreuung durch den Professor, gab es jedoch auch gute Aspekte wie den Foliensatz mit

Lücken zum Ausfüllen während der Vorlesung und die Verwendung der so genannten „Clickers“. Mit

diesen kleinen Geräten, die optisch einem Taschenrechner ähneln, konnte man während der

Vorlesung kurze und relativ einfache Fragen zum behandelten Stoff beantworten. Die Antworten

wurden aufgezeichnet und flossen mit 5% in die Endnote ein. In Supply Chain Analysis wurden ein

Mid Term und ein Final geschrieben.

Um das noch einmal klarzustellen: Sicher mag dieser Kurs für Studierende aus den Bereichen

Produktionstechnik/-management sinnvoll sein. Ich selbst kann allerdings kein positives Bild von

diesem Modul zeichnen. Ich habe letzten Endes ein C+ in diesem Kurs erreicht, welches ich mir (trotz

der bestehenden Möglichkeit) nicht habe anrechnen lassen.

IE 2201 – Biomaterials and Biomanufacturing

Dieser Kurs wurde von Professor Chun gehalten. Die Kursstärke war mit sechs Teilnehmern

ungewöhnlich klein, auch waren hierunter vier Austauschstudenten. Das Modul befasst sich mit der

Interaktion von körperfremden Werkstoffen (wie kardiovaskuläre Stents, künstliche Herzklappen

oder Prothesen) mit dem menschlichen Organismus und den Auswirkungen hiervon auf Design,

Materialwahl und Fertigung solcher Produkte. Professor Chun, der auf diesem Gebiet selbst

Forschung betreibt konnte uns einiges an Wissen vermitteln. Neben einem Mid Term wurde der Kurs

außerdem in zwei Projektgruppen aufgeteilt, die sich mit der Herstellung einer Gelenkprothese

mittels additiver Verfahren beschäftigten. In meiner Gruppe haben wir uns mit dem Knöchel

beschäftigt. Hierzu hatte Professor Chun sogar den Kontakt zu einem Chirurgen aus dem UPMC

vermittelt, mit dem wir uns letztlich sogar getroffen haben. Am Ende haben wir unseren Entwurf

sogar tatsächlich gedruckt und analysiert. Das Ergebnis wurde dann in einer Gruppenpräsentation

vorgestellt

Ich habe in diesem Kurs sehr viel gelernt, obgleich er primär eher wenig mit meiner

Vertiefungsrichtung und meinem angestrebten Berufsziel zu tun hat. Dennoch (und hierfür ist ein

Auslandssemester ja auch da) sehe ich diesen Kurs als einen spannenden und lehrreichen Blick über

den Tellerrand. Ob ich das A+, welches ich hier erreicht habe tatsächlich als Tauschmodul

angerechnet bekomme, ist derzeit noch nicht ganz klar. Ich bin aber zuversichtlich.

Alles in allem kann ich diesen Kurs nur empfehlen, da er spannende Einblicke in eine eher unpopuläre

Richtung des Maschinenbaus bietet und man eigenständig an einem Projekt arbeiten kann. Hinzu

kommen ein begeisterungsfähiger (teils ein wenig planloser) Dozent und die Tatsache, dass sich der

Arbeitsaufwand im Vergleich zu den anderen Modulen eher in Grenzen hält.

Betreuung durch die Hochschule Von Anfang an – und im krassen Gegensatz zu anderen amerikanischen Hochschulen – bietet die Pitt

eine exzellente Betreuung ausländischer Studierender. Wie bereits oben erwähnt, gibt es eigens

hierfür ein „Office of International Services“, kurz OIS . Bereits im Frühjahr vor der Anreise wurden

mir die erforderlichen Dokumente zum Thema Visum zugeschickt, sodass ich mich sehr früh um den

Termin im amerikanischen Konsulat kümmern konnte. Außerdem erhielt ich die Zugangsdaten zum

Studentenportal und dem separaten Portal des OIS. Hier gab es eine Pre-arrival Checklist“ zum

abarbeiten, die sich vornehmlich mit den ausufernden Regularien der amerikanischen

Einwanderungsgesetze befasste. Für große Verwirrung im Vorfeld sorgte zum Beispiel die vom

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Gesetzgeber geforderte Krankenversicherung für ausländische Studierende, hier konnte das OIS gute

Beratung per mail leisten.

Die erste Woche in Pittsburgh ist vollgepackt mit Einführungsveranstaltungen des OIS, von denen

manche Pflicht, andere optional sind. Neben essentiellen Dingen wie der Kurswahl werden hier auch

Dinge wie die kulturelle Anpassung behandelt. In dieser Woche habe ich die anderen ausländischen

Studierenden kennengelernt und bereits am Anfang einige Freunde gefunden. Nach dem

Betreuungs-Overkill der Einführungswoche (man kann sich kaum vor Veranstaltungen, Parties und

kostenlosem Essen retten) findet man auch während des Semesters immer einen Ansprechpartner.

Auch organisiert OIS jeden Monat ein Event für alle Austauschstudenten, an dem man aber nicht

zwingend teilnehmen muss.

Generell stehen den Gästen der Pitt exakt die gleichen Ressourcen wie den amerikanischen

Studenten zur Verfügung. Dies gilt für Veranstaltungen, Clubs und Vereine, günstige Mietkonditionen

für Autos und vieles mehr.

Leben in Pittsburgh

Wohnen

Ich hatte im Vorfeld die Erfahrungsberichte (wie diesen hier) gelesen und mich mit einem meiner

Vorgänger in Verbindung gesetzt. Dieser hatte mir den Kontakt zu Dee vermittelt, einer älteren

Dame, die einige Häuser in Pittsburgh besitzt. Ein großes Problem bei der Wohnungssuche ist die

Tatsache, dass die meisten Zimmer nur für mindestens ein Jahr vermietet werden. Natürlich kann

man sich im Vorfeld oder vor Ort über Craigslist umschauen, $600 pro Monat sollte man aber schon

einplanen. Ich habe letztlich $790 für ein ungefähr 25m² großes und möbliertes Zimmer an der

Grenze zwischen Bloomfield und Shadyside bezahlt. Im Mietpreis inbegriffen waren eine voll

ausgestattete Küche, Waschmaschine und Trockner und die Benutzung der beiden „Porches“, also je

einer Veranda vor und hinter dem Haus. Die Lage war abgesehen von nachts vorbeifahrenden

Güterzügen relativ ruhig und die Busanbindung Richtung Oakland und Downtown war optimal. Auch

gibt es hier viele Einkaufsmöglichkeiten, unter anderem einen ALDI. Außerdem habe ich die Gegend

als sehr sicher wahrgenommen. Zu Fuß habe ich etwa 15 Minuten bis zur Uni gebraucht. Das Haus

habe ich mir zeitweise mit bis zu sechs weiteren Personen geteilt. Abgesehen von meinen beiden

deutschen Mitbewohnern waren wir mit einem Belgier, einem Koreaner, einem Kanadier und einem

Ecuadorianer sehr international aufgestellt. Dee nimmt hauptsächlich Masterstudenten von der CMU

oder Doktoranden auf, ich kann bei Bedarf aber gerne den Kontakt vermitteln. Da wir alle in einem

ähnlichen Alter waren, waren wir oft zusammen feiern und haben vor meiner Abreise sogar noch

eine große Hausparty organisiert.

Ich würde jedem eine WG „off campus“ empfehlen, das ist aber natürlich nur meine persönliche

Einschätzung. Ich habe besonders die Freiheit genossen, zu jeder Tages- und Nachtzeit zu tun was ich

wollte und auch mal Zeit für mich zu haben. Hinzu kommen der Vorteil einer eigenen Küche und die

Möglichkeit abends Freunde einzuladen (schließlich finden sich die strengen Alkoholgesetze natürlich

auch in den Hausregeln der Studentenwohnheime wieder) oder auf der Veranda zu grillen. Da meine

Mitbewohner relativ entspannt und tolerant waren, hatte ich oft Freunde zu Besuch und eine sehr

gute Zeit.

Das Leben in den „Residence Halls“ hat natürlich auch seine Vorteile, wie das schnelle Knüpfen von

Kontakten und der perfekten Lage in Oakland. Insgesamt ist man hier deutlich behüteter. Die

Entscheidung muss also jeder für sich selbst treffen.

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Was hat die Stadt zu bieten?

Im Folgenden habe ich meine Eindrücke und Freizeitaktivitäten zusammengefasst. Pittsburgh ist eine

sehr interessante und vielseitige Stadt. Ich hatte das Glück, ein paar amerikanische Freunde aus

Pittsburgh selbst zu haben, da diese einem natürlich ganz andere Ecken zeigen können. Mit den

Bewohnern der Stadt habe ich generell nur positive Erfahrungen gemacht. Die Leute sind

aufgeschlossen und im Bus wird man schon mal von einem wildfremden Menschen in ein Gespräch

verwickelt.

Pittsburgh hat sich seit dem Niedergang der Stahlindustrie in den 70er Jahren von einer der

dreckigsten Städte der USA zu einer sehr lebenswerten Stadt entwickelt. Sie gilt sogar als Vorbild für

erfolgreichen Strukturwandel, da sich mittlerweile neben den renommierten Universitäten und

Kliniken auch hochinnovative Unternehmen wie Google dort niedergelassen haben.

Sport spielt eine besonders große Rolle in Pittsburgh. Mit den Pittsburgh Steelers hat die Stadt eines

der historisch erfolgreichsten Teams der NFL. Die Pirates sind das Baseballteam der Stadt und spielen

in der Major League. Während ich in Pittsburgh meine Begeisterung für Football entdeckt habe, fand

ich Baseball persönlich sehr langweilig. Das dritte große Sportteam der Stadt sind die Penguins, die in

der NHL konkurrieren und dort auch sehr erfolgreich sind. Ich selbst war bei zwei Hockeyspielen. Als

kleiner Tipp im Voraus: Über die Aktion „Student Rush“ bekommt man vergünstigte Tickets.

Auch gibt es in Pittsburgh viele Konzerte, unter anderem von lokalen Künstlern wie Wiz Khalifa und

Mac Miller.

Weiterhin gibt es viele Museen und Parks, darunter der riesige Schenley Park oder das Phipps

Conservatory mit seiner Vielzahl an Gewächshäusern. Hier kann ich einen Besuch zur Weihnachtszeit

besonders empfehlen. Auch besteht die Möglichkeit, sich die Überreste aus den goldenen Zeiten der

Stadt anzuschauen. Ich habe zum Beispiel die Möglichkeit genutzt, eine Führung durch die ehemalige

Eisenhütte mit einer Bierverkostung zu verbinden, es gibt nämlich auch einige Brauereien in

Pittsburgh.

Geographisch liegt die Stadt am Zusammenfluss des Monongahela und des Allegheny Rivers zum

Ohio River. Die einzelnen Stadtteile verteilen sich in den Hügeln um das Flussdelta, wobei Downtown

auf der Landzunge zwischen Monongahela und Allegheny River liegt. So spannen sich einige Brücken

über die drei Flüsse, was Pittsburgh den Spitznamen „City of Bridges“ eingebracht hat. Ich habe mir

zusammen mit Freunden einen „Kayaking Season Pass“ geholt, womit man sich Kayaks leihen und auf

allen drei Flüssen herumfahren kann.

Abgesehen von Großveranstaltungen wie der „Light Up Night“ zu Weihnachten ist Downtown recht

unspektakulär. Zwar gibt es hier auch einige Wolkenkratzer und architektonische Highlights wie den

PPG Place Komplex. Interessant für mich waren hingegen Stadtteile wie das Strip District, wo sich

viele kleine Geschäfte und Lebensmittelstände aneinander reihen. Der Großteil des Nachtlebens

spielt sich in der South Side ab, wo sich unzählige Clubs und Bars befinden, unter anderem auch das

Münchner Hofbräuhaus. Hier gibt es günstiges und ausnahmsweise gutes Bier sowie interessante

Einblicke in das amerikanische Bild von Deutschland. Die meisten Bars und Clubs schließen übrigens

um zwei Uhr, das ist in Pennsylvania gesetzlich vorgeschrieben. Ein weiterer interessanter Stadtteil

ist Squirrel Hill, hier lässt es sich übrigens auch sehr schön wohnen. In Oakland sind natürlich auch

einige Pubs und Bars zu finden, hier gibt es günstiges Bier und man trifft an jedem Abend der Woche

auf andere Studenten.

Generell unterscheidet sich das Stadtbild von Pittsburgh von dem anderer Städte in Nordamerika.

Dass Pittsburgh stark von europäischen Einwanderern geprägt wurde, lässt sich noch heute vielerorts

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erkennen. Hinzu kommen abenteuerlich gebaute Straßen durch die umliegenden Berge und Täler,

was eine angenehme Abwechslung zu den klassischen amerikanischen Reisbrettstädten darstellt.

Der Öffentliche Nahverkehr wird hauptsächlich über Busse und die langsamste Ubahn der Welt

bedient. Im Vergleich zu Hamburg sind die Verbindungen und Taktzeiten der Busse eine Katastrophe.

Dennoch kommt man immer irgendwie von A nach B. Ich kann hier außer der UBER-App (für private

Taxifahrten, das System ist in den USA etabliert und funktioniert ausgezeichnet) nur empfehlen, sich

eine Public Transit Tracking App für das Handy zu holen, damit man nicht zwanzig Minuten im Regen

auf den Bus warten muss.

A propos Regen: Pittsburgh ist nach Seattle die zweitregenreichste Stadt der USA. Ich hatte allerdings

Glück, musste mir nie einen Regenschirm kaufen und habe noch im November in kurzen Hosen auf

der Veranda gefrühstückt.

“Tailgating” vor dem Heinz Field Das Consol Energy Center, Heimstätte der Penguins

Die Skyline von Pittsburgh bei Nacht, aufgenommen vom Mount Washington

Reisen

Ich bin während meiner Zeit in den USA relativ viel gereist und habe einige schöne und ein paar

weniger schöne, dafür aber interessante Orte gesehen. Da die USA ein unglaublich riesiges Land sind,

musste ich mich vornehmlich auf den Nordosten beschränken und habe selbst dort nicht alles

gesehen. Hier ein paar der größeren Trips:

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South Haven, Lake Michigan

Vor meinem eigentlichen Auslandssemester habe ich ein zweiwöchiges Praktikum in einer

Niederlassung meiner Firma absolviert (ich bin dualer Student). Der amerikanische Staat räumt

Inhabern eines J-Visums vor und nach Beginn der Studienzeit eine 30-tägige „Grace Period“ ein. Ich

empfehle jedem, sich diese Zeit vor oder nach dem Semester zu gönnen.

South Haven ist eine kleine Hafenstadt am Lake Michigan, einem der fünf Great Lakes. Neben der

eigentlichen Arbeit habe ich auch so viel Zeit mit meinem Betreuer dort verbracht. Er hatte auch ein

Boot, was bei über 30°C und vollen Stränden relativ angenehm ist. Doch auch ohne Boot bietet South

Haven, wie beinahe alle Städte am Ostufer des Sees, wunderschöne Sandstrände und traumhafte

Temperaturen. Ich habe hier außerdem bei einer Segelregatta mitgemacht, war kayaken und konnte

nebenbei spielend den nicht zu unterschätzenden Kulturschock überwinden. Auch wenn ein

Praktikum hier vielleicht nicht unbedingt möglich ist, so kann ich die Ostseite des Lake Michigan nur

empfehlen.

In South Haven habe ich mir übrigens auch für $500 ein 17 Jahre altes Sportcoupé gekauft. Dies soll

für alle meine Nachfolger als Warnung gelten: Pennsylvania ist mit seiner Gesetzgebung einer der

konservativsten und restriktivsten Staaten der USA. Ich musste das Auto – nachdem ich 400 Meilen

von Michigan nach Pittsburgh gefahren und erfolglos von Behörde zu Behörde gerannt bin –

verschrotten lassen. Obwohl ein Auto ungemein praktisch und günstig im Unterhalt ist, muss man ein

mindestens sechsmonatiges Visum vorweisen, um es anzumelden.

Bruce Peninsula, Kanada

In der zweiten Woche nach Semesterbeginn hat die Pitt, wie alle amerikanischen Universitäten den

sogenannten „Fall Break“. Dies ist meistens ein verlängertes Wochenende und eignet sich perfekt

zum Reisen.

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Zwei andere Deutsche (später meine besten Freunde in Pittsburgh) und ich hatten hierzu ein

„Camp’n’Hike“ in einem kanadischen Nationalpark organisiert. Aufgrund der reisefreudigen

Mentalität aller Austauschstudenten hatten wir ziemlich schnell eine siebenköpfige Truppe

beisammen. Die Anmietung eines Autos (hier ein riesiger Van mit sieben Sitzen) ist wie gesagt relativ

einfach, insbesondere im Vergleich zu Deutschland. Bruce Peninsula liegt westlich von Toronto und

ist ein eher kleiner Nationalpark. In einer Nacht und mit zwei Fahrern kommt man in unter zehn

Stunden dorthin. Es gibt viele Seen, unberührte Natur und relativ günstige Campingplätze. Die

Niagarafälle liegen übrigens auch auf dem Weg, wobei ich hier auf jeden Fall die kanadische Seite

empfehlen würde (wenn überhaupt).

Übrigens muss man sich keine Sorgen wegen der Ein- und Ausreise machen, sofern man keine

Drogen oder ähnliches über die Grenze schmuggeln möchte.

Boston und Indian Summer

Der Nordosten der USA ist bekannt für seine unglaubliche Farbvielfalt im Herbst. Insbesondere die

Neuenglandstaaten sind in dieser Zeit ein beliebtes Reiseziel. Ein Freund und ich hatten relativ

spontan einen Flug nach Boston gebucht, dort am Flughafen ein Auto angemietet und damit zwei

Tage lang die Landschaft erkundet, gute Musik gehört und in einem ziemlich abgehalfterten

Highwaymotel übernachtet.

Anschließend waren wir noch zwei Nächte in Boston, einer wunderschönen, geschichtsträchtigen

aber auch unglaublich teuren Stadt. Dennoch sind die alten Gebäude, die Universitäten und der

berühmte Freedom Trail durchaus eine Reise wert. Zum Ausgehen und Feiern kann ich den Stadtteil

Cambridge (hier ist auch die Harvard-Universität) empfehlen. In Boston würde ich mir ein Airbnb

suchen, da auch die Hostels unverhältnismäßig teuer sind. Wir hatten für die erste Nacht eine hippe

Wohnung im Stadteil Jamaica Plains, mussten für die zweite Nacht aber leider ins Hostel umziehen.

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Herbst in Neuengland und die Skyline von Boston aus dem Flugzeug fotografiert

New York

Vermutlich eine der beliebtesten Destinationen an der Ostküste. Ebenfalls relativ spontan, bin ich

hier mit einem meiner Mitbewohner hingefahren. Ich empfehle Greyhound oder Megabus, da diese

die Route Pittsburgh<->New York auch nachts bedienen. Da ich bereits vorher schon einmal in New

York war, hatten wir uns für ein eher unkonventionelles Programm entschieden, welches jegliche

großen Touristenattraktionen außen vor ließ. Erstaunlicherweise war dies auch die günstigste aller

Städtetrips. Empfehlen kann ich unser Hostel in Brooklyn („NY Loft Hostel“), die Bars und Clubs in

diesem Stadteil, die kostenlose Fahrt mit der Staten Island Ferry, ein Nachtspaziergang über die

Manhattan Bridge, leckeres und günstiges Essen in Chinatown und ein Cocktail in der Bar des

Rockefeller Center. Ich würde auch gerne einen Burgerladen empfehlen, leider weiß ich beim besten

Willen nicht mehr wo der war. Außerdem wissenswert: Die Museen in New York sind kostenlos!

Der Central Park und ein Schnappschuss der Skyline, aufgenommen an Bord der Staten Island Ferry

Chicago und Detroit

Der Großraum Chicago ist der drittgrößte Ballungsraum in den Vereinigten Staaten. Dennoch ist die

Stadt selbst beinahe schon übersichtlich und definitiv einen Besuch wert. Hier steht unter anderem

das mittlerweile (nur noch) zweithöchste Gebäude der Vereinigten Staaten. Außerdem hat die Stadt,

nachdem Sie besonderes zu Beginn des 20. Jahrhunderts als höchst kriminell und mafiös galt

mittlerweile einen exzellenten Ruf. Ein Highlight ist definitiv der Millenium Park, der direkt am

Wasser liegt und in dem Skulpturen teilweise namhafter Künstler ausgestellt sind – besonders

bekannt: Das Cloud Gate, auch „The Bean“ genannt. Auf der Michigan Avenue lässt es sich entspannt

shoppen, wenn nicht gerade das gefürchtete Black Friday Weekend ist. Da wir nur zwei Tage Zeit

hatten, konnten wir leider nicht alle „Neighborhoods“ erkunden, Pilsen ist aber ein sehr schöner und

kultiger Stadtteil.

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Zudem ist Chicago für seine Küche, insbesondere „Deep Dish Pizza“ bekannt.

Mit dem Auto sind wir dann weiter nach Detroit gefahren. Einst das prosperierende Zentrum der

amerikanischen Automobilindustrie, gilt Detroit mittlerweile als negatives Beispiel für die

Schnelllebigkeit des US-amerikanischen Wirtschaftssystems. Nachdem die Stadt – ähnlich Pittsburgh

– ab den 1960er Jahren mit Abwanderung von Unternehmen und damit auch Einwohnern zu

kämpfen hatte, hat sie sich bis heute noch nicht richtig davon erholt. Dies zeigt sich an den teils

achtspurigen und leeren Straßen mitten durch die Innenstadt und vielen leerstehenden Gebäuden

und Ruinen überall. Ich habe einmal gehört, dass man in Detroit ein Haus für $500 kaufen kann.

Somit haben wir unsere Zeit in Detroit vornehmlich mit der Besichtigung imposanter aber

verlassener Gebäude verbracht.

Alles in allem zeigt Detroit vornehmlich die Kehrseite des American Way of Life auf, was für mich

jedoch sehr interessant war.

„The Bean“ in Chicago und die verlassene AMTRAK-Station in Detroit

Fallingwater

Eher zufällig haben ein paar Freunde und ich erfahren, dass das weltbekannte Fallingwaterhaus nur

eine knappe Stunde Autofahrt von Pittsburgh entfernt ist. Das Haus steht in den Bergen um

Pittsburgh, ist direkt über einem Wasserfall gebaut. Es gilt als eines der wichtigsten Wohnhäuser der

Moderne und ist definitiv eine Tagestour wert.

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Kosten Nachfolgend sind in groben Zügen die Kosten meines Auslandssemesters aufgeführt. Dass ein

Semester in den USA eine günstige Angelegenheit ist, kann man leider nicht behaupten. Das musste

ich leider schon bei den Vorbereitungen feststellen.

Leider hatte der Euro zur Zeit meines Aufenthaltes mit einem sehr schwachen Kurs zu kämpfen. War

dieser im Jahr 2013 noch jenseits von $1,40 angesiedelt, lag er im zweiten Halbjahr 2015 bei

durchschnittlich $1,10 pro Euro.

Ich hatte übrigens bereits zu Beginn des Auslandssemesters bei der PNC Bank, der Hausbank der Pitt,

ein kostenloses Konto eröffnet. Damit einher ging eine Debit Card, ähnlich der europäischen EC Karte

und die Möglichkeit, sich die teilweise horrenden Auslandseinsatzentgelte deutscher

Kreditkartenanbieter zu umgehen.

Einkünfte EUR USD EUR USD

Gehalt TBVC August-Dezember 5000 EUR 5000 5500

7100 7810 Kindergeld August-Dezember 900 EUR 900 990

PROMOS Stipendium 1200 EUR 1200 1320

Visum und Vorbereitung EUR USD EUR USD

TOEFL Test 250 EUR -250 -275

-686 -754

Sevis Fee -180 USD -164 -180

Visa Gebühr -152 EUR -152 -167

Health Insurance HCC -120 EUR -120 -132

Flug -1400 EUR -1400 -1540

Erstattung durch TBVC 1400 EUR 1400 1540

South Haven EUR USD EUR USD

Bargeldabhebungen -240 USD -218 -240

-1127 -1240

Essen etc. -450 USD -409 -450

Shopping -100 USD -91 -100

Jensens RV -800 USD -727 -800

Erstattung Jensens RV durch TBVC 800 USD 727 800

Mietwagen -500 USD -455 -500

Erstattung Mietwagen durch TBVC 500 USD 455 500

Autokauf und Gas -600 USD -545 -600

Schrottwert Auto 150 USD 136 150

Leben in Pittsburgh EUR USD EUR USD

Miete für 4,5 Monate -3555 USD -3232 -3555

-6382 -7020

Telefonvertrag für 4,5 Monate -200 USD -182 -200

Bücher etc. -150 USD -136 -150

Food -400 USD -364 -400

Shopping -650 USD -591 -650

Tickets, Konzerte etc -215 USD -195 -215

Sonstiges/ Bargeldabhebungen -1850 USD -1682 -1850

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Bruce Peninsula, Kanada EUR USD EUR USD

Essen etc. -80 USD -73 -80

-173 -190 Anteil Campground -40 USD -36 -40

Anteil Mietwagen und Gas -70 USD -64 -70

Boston EUR USD EUR USD

Flug -200 USD -182 -200

-684 -753

Anteil Mietwagen und Gas -60 USD -55 -60

Airbnb -109 EUR -109 -120

Hostel -100 USD -91 -100

Super8 Motel -55 USD -50 -55

Metrocard -38 USD -35 -38

Shopping -100 USD -91 -100

Essen etc. -80 USD -73 -80

Grove City Outlet EUR USD EUR USD

Anteil Mietwagen und Gas -15 USD -14 -15 -336 -370

Shopping -355 USD -323 -355

New York EUR USD EUR USD

Hostel -150 USD -136 -150

-559 -615

Greyhound -70 USD -64 -70

Feiern -80 USD -73 -80

Shopping -150 USD -136 -150

Essen etc -55 USD -50 -55

Bargeldabhebung -110 USD -100 -110

Chicago und Detroit EUR USD EUR USD

Hotels -150 USD -136 -150

-423 -465

Mietwagen und Gas 50 USD 45 50

Essen etc -120 USD -109 -120

Shopping -215 USD -195 -215

Sonstiges -30 USD -27 -30

EUR USD

Gesamtsumme AUSGABEN -12952 -14247

SALDO (aus Erspartem gedeckt) -3270 -3597

Was ich sonst noch loswerden möchte Zusammengefasst hatte ich eine überragende Zeit in Pittsburgh. Ich habe viele interessante

Menschen aus aller Welt kennengelernt, interessante Orte besucht und für viereinhalb Monate

alleine in einem fremden Land gelebt. Natürlich, ein Auslandssemester bedeutet eine starke

finanzielle Belastung. Doch es ist auch ein Abenteuer mit Erfahrungen, die einem keiner mehr

nehmen kann. Gerne gebe ich noch weitere Tipps, auch in Sachen Bewerbung. Schreibt mir einfach

eine E-Mail an [email protected].