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Masterthesis
„Erfassung des Reproduktionserfolges des Feldhamsters
(Cricetus cricetus) in Hessen“
“Reproductive success of female Common hamster (Cricetus cricetus) in Hesse”
Forschungsinstitut Senckenberg
Abteilung Fließgewässerökologie und Naturschutzforschung
Fachgebiet Naturschutzgenetik
1.Gutachter (intern): Prof. Dr. Volkmar Wolters
2.Gutachter (extern): Dr. Carsten Nowak, Dipl. Biol. Tobias Erik Reiners
Vorgelegt von: Melanie Albert
Matrikelnr: 3053875
Gießen, den 27.09.2013
Mit freundlicher Unterstützung von:
Danksagung
An erster Stelle gilt mein aufrichtiger Dank Tobias E. Reiners der diese Arbeit mit mir geplant hat und mir bei
ihrer teils kniffligen Vorbereitung und Durchführung als kompetenter sachkundiger Biologe, als neugieriger,
probierfreudiger Vollblut-Naturentdecker sowie als geduldiger Kollege und Freund allzeit immer bereit war!
Danke Tobi! Du bist der Beste!!!
Ebenfalls danken möchte ich Dr. Carsten Nowak, dem Leiter der Abteilung für Naturschutzgenetik am Sencken-
berg Forschungsinstitut in Gelnhausen, für die Möglichkeit meine Arbeit dort zu schreiben, obwohl der geneti-
sche Aspekt dieser Arbeit äußerst überschaubar war!
Bedanken möchte ich mich auch in diesem Zuge bei Prof. Dr. Wolters für die Bewilligung der externen Master-
arbeit.
Ein Dank gilt auch der „Crème de la Crème“ des westeuropäischen Feldhamster-Business‘ für den kollegialen
Informationsaustausch, die Bereitstellung von Feld-Equipment sowie für Vergleichsdaten und Auswertungs-
tools. Namentlich erwähnt seien hier vor allem Ulrich Weinhold sowie seine Mitarbeiter Marco Sander und Lisa
Heiman, Charlotte Kourkgy, Gerard Müskens, Maurice La Haye, Carina Siutz und Eva Millesi.
Danke auch an die Deutsche Wildtierstiftung für die Mitfinanzierung dieser Arbeit.
Der Arbeitsgemeinschaft Feldhamsterschutz, vor allem Manfred Sattler und Martin Wenisch, danke ich für ihre
Hilfe im Freiland! Dieser Dank gilt aber auch Michel Schleenbecker und Austin Spence die mich ebenfalls häufig
im Feld begleitet haben. Mit Euch war es immer sehr produktiv und die Zusammenarbeit hat Spaß gemacht!
Manfred Sattler gilt noch ein Extradank für die Überlassung der schönen Feldhamsterbilder und der, köstlichen
Bewirtung während der Feldsaison!
Ein Dank auch an meine Kommilitonen Mira, Nici und Andi für eine schöne, lustige Studienzeit! Ich hoffe wir
können unsere kleinen Traditionen beibehalten!
Mein ganz persönlicher Dank gilt meinen beiden besten Freundinnen Anna und Fabienne ohne deren kompe-
tentes Feedback, Beistand, Vertrauen, Fürsorge und private Entlastung (danke fürs Kochen) mir die Zeit sicher
schwer gefallen wäre! Ich hoffe mich in allen Bereichen bei euch revanchieren zu können! Ich bin froh, dass ich
euch habe! Ihr seid die Besten!
Auch meine Schwester Nadine und meine Eltern sollen hier genannt werden! Ich danke auch euch für viel gutes
Zureden und Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten! Ihr kennt mich manchmal eben doch besser und länger
als ich mich selbst! DANKE!
Inhaltsverzeichnis
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Inhaltsverzeichnis
Danksagung ................................................................................................................................ ii
Zusammenfassung ...................................................................................................................... v
Abstract ..................................................................................................................................... vi
1 Einleitung ............................................................................................................................ 1
1.1 Zur Gefährdungssituation und Reproduktionsökologie des Feldhamsters ................. 1
1.2 Fragestellung ............................................................................................................... 1
2 Material und Methoden ..................................................................................................... 2
2.1 Untersuchungsart ........................................................................................................ 2
2.2 Untersuchungsgebiet................................................................................................... 3
2.3 Frühjahrskartierung ..................................................................................................... 4
2.4 Fang von Feldhamsterweibchen ................................................................................. 5
2.4.1 Sedation ................................................................................................................ 6
2.4.2 Geschlechtsbestimmung, Gewichtsbestimmung und Haarprobennahme .......... 7
2.4.3 RFID Transponder ................................................................................................. 7
2.4.4 Besenderung......................................................................................................... 8
2.5 Telemetrie .................................................................................................................... 9
2.6 Wildkamera-Beobachtung ......................................................................................... 10
2.7 Fang-Wiederfang von Jungtieren ................................................................................... 11
2.7.1 Genetische Verwandtschaftsanalyse in Zweifelsfällen ...................................... 12
2.8 Videokastenfallen ...................................................................................................... 14
2.9 Datenauswertung ...................................................................................................... 15
2.9.1 Fangerfolg im Frühjahr ....................................................................................... 15
2.9.2 Wurfstatistik ....................................................................................................... 15
2.9.3 Errechnung des Geburtstages von Jungtieren Anhand der
Gewichtsentwicklung ....................................................................................................... 15
2.9.4 Berechnung des Geburtstags von Junghamstern.............................................. 18
Inhaltsverzeichnis
iv
2.9.5 Überlebensrate beobachteter Untersuchungsweibchen .................................. 19
3 Ergebnisse ........................................................................................................................ 20
3.1 Frühjahrs-Fangerfolg ................................................................................................. 20
3.2 Besenderte Weibchen und Verlustraten .................................................................. 23
3.3 Wurfstatistik .............................................................................................................. 24
3.4 Jungtierentwicklung .................................................................................................. 26
3.5 Timing der Reproduktion ........................................................................................... 31
3.5.1 Saisonüberblick .................................................................................................. 31
3.5.2 Berechnung des Geburtstages von Jungtieren .................................................. 32
3.5.3 Jungtieraufzucht und Erntezeitpunkt ................................................................. 34
4 Diskussion ......................................................................................................................... 36
Literaturverzeichnis .................................................................................................................. 48
Abbildungsverzeichnis .............................................................................................................. 52
Tabellenverzeichnis .................................................................................................................. 54
Anhang...................................................................................................................................... 55
Erklärung .................................................................................................................................. 60
Zusammenfassung
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Zusammenfassung
Der Feldhamster (Cricetus cricetus) zählt zu den besonders bedrohten Säugetierarten Euro-
pas und ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Als Ursache wird primär die massive
Modernisierung der Landwirtschaft angenommen, vor allem in Bezug auf schnelle, flächen-
deckende, frühe Getreideernten. Die Veränderungen greifen tiefgehend in die Ökologie des
Feldhamsters, als Bewohner der Feldflur ein und wirken sich auf die Demographie von Popu-
lationen aus. Während viele Studien die erhöhte Mortalität untersucht haben, bestehen zur
Reproduktion und ihre Beeinflussung durch die moderne landwirtschaftliche Praxis große
Wissenslücken. In der vorliegenden Arbeit sollte daher geklärt werden, wann der Reproduk-
tionszeitraum in Deutschland beginnt, wie viel Jungtiere in wie vielen Würfen produziert
werden sowie beobachtet werden, wie sich das Gewicht der Jungtiere entwickelt. Des Wei-
teren sollte geklärt werden, welchen Einfluss die Ernte sowie die Anlage von Feldhamster-
schutzmaßnahmen auf die Reproduktion haben. Dafür wurden in zwei hessischen Feldhams-
terpopulationen 19 Weibchen mit Radiosendern ausgestattet und regelmäßig lokalisiert. Ihre
Baue wurden dauerhaft mit Wildkameras überwacht. Ab dem Auftauchen der ersten Jung-
tiere wurden diese wöchentlich befangen, die Anzahl der Jungtiere bestimmt und diese mit-
tels RFID-Transponder-Chips individualisiert. Die individuelle Überwachung der Jungtierent-
wicklung erfolgte durch Wiederfang sowie unter der Verwendung einer Videokastenfalle,
welche das Gewicht und den RFID-Chip automatisch aufzeichnete. Die Ergebnisse der Unter-
suchung zeigen, dass der Reproduktionszeitraum in Hessen Ende April/Anfang Mai beginnt.
Bis zum Ende der Untersuchung Mitte September, konnten 14 von 19 Weibchen sich min-
destens einmal reproduzieren, sieben brachten einen zweiten Wurf zur Welt. Maximal konn-
ten in einem Wurf sieben Jungtiere nachgewiesen werden. Die durchschnittliche Anzahl pro-
duzierter Jungtiere pro Weibchen in einer Saison lag bei 5,4. Der Einfluss der Ernte zeigte
sich dort wo keine Schutzmaßnahmen stattfanden in einem erhöhten Verlust von Weibchen
und Jungtieren. Mit einer Ausnahme wurden alle zweiten Würfe auf Flächen beobachtet, auf
denen Schutzmaßnahmen angelegt wurden. Sechs von sieben Weibchen mit zweiten Würfen
konnten bis zum Ende der Untersuchung beobachtet werden. Die Ergebnisse der Reproduk-
tionsparameter sind vergleichbar mit denen anderer europäischer Freilandstudien. Speziell
konnte hier jedoch gezeigt werden, dass die Anlage von Schutzmaßnahmen den Reprodukti-
onszeitraum verlängert, was sich im Folgenden positiv auf die Demographie der Populatio-
nen und damit ihre Erhaltung auswirkt.
Abstract
vi
Abstract
The Common hamster (Cricetus cricetus) is a typical r-strategist, with a high reproductive
potential. Despite this, its populations in Western Europe are critically endangered. Although
reproduction plays a major role in terms of population dynamics and stability, there is no
detail information on reproductive success in wild populations, yet. Therefore we monitored
the reproductive timing, the number of litters and litter size of individual female Common
hamsters. We also investigated the individual weight increase in juveniles and the effect of
harvest and conservation measures on the overall reproductive success. Overall 19 wild fe-
males were radio tagged in two natural populations in central Hesse. We located the females
during the active season from May to the end of the investigation in mid-September by using
radio telemetry. The burrows of the females were observed permanently by camera traps.
When the emergence of juveniles was detected, juveniles were trapped and counted weekly
at the natal burrows. Subcutaneous injection of RFID-transponder chips were used for indi-
vidualization of the young. The offspring development was observed by regular trapping and
weighing but also by using an automatically controlled weighting device which reads also
RFIDs. Results show the onset of reproductive season in the end of April/ beginning of May.
14 of the 19 females reproduced at minimum once, 7 female produced second litters until
the end of the investigation. The maximum litter size was 7. In average 5.4 juveniles could be
produced by females in a single season. The harvesting of cereals had a strong negative ef-
fect. Nearly all females and their juveniles disappeared on conventional fields. On fields
where conservation measures were present all females survived and despite one exception,
all females had a second litter. At these sites, six of seven females and their juveniles were
still present at the end of the study. Juvenile weight increase was as high as in other wild
European populations and while raising the first litter the female already was fertilized with
the second litter after about 26 days. This is highlighting the importance of fast development
of juveniles in the wild, because only then a second litter is possible.
In conclusion this study could confirm the importance of conservation measures for higher
reproductive success, especially for the second litter. This is especially enhancing population
dynamics and stability and therefore its long-term survival. A high amount of conservation
measures will be an important part to counteract the negative trends in Common hamster
populations.
1 Einleitung
1
1 Einleitung
1.1 Zur Gefährdungssituation und Reproduktionsökologie des Feldhamsters
Der Feldhamster (Cricetus cricetus) gehört zu den gefährdeten Säugetierarten Europas. Die
hier einst weitverbreitete Charakter- und Leitart der Feldflur, welche auf Grund von zeitwei-
sen Massenvermehrungen (Gradationen) und der Gewohnheit, große Mengen Getreide als
Wintervorrat einzutragen, noch bis in die späten 80er Jahre als Schädling bekämpft wurde,
verzeichnete in den letzten Dekaden starke Rückgänge (Nechay, Hamar, & Grulich 1977;
Weinhold & Kayser 2006). Vor allem in den westlichen Verbreitungsgebieten bzw. an seiner
Verbreitungsgrenze in Frankreich, Holland, Belgien und Deutschland sind die Bestandsein-
brüche massiv, sodass einige Populationen nur noch mit Tieren aus Erhaltungszuchten auf-
rechterhalten werden können (La Haye, Neumann, & Koelewijn 2012; La Haye et al. 2012a;
Villemey et al. 2013). Mittlerweile werden jedoch auch Rückgänge in den östlichen und süd-
lichen Verbreitungsgebieten Europas beobachtet (Nechay 2000; Ziomek & Banaszek 2007;
Bihari 2008). Entsprechend seiner Gefährdung ist der Feldhamster auf europäischer Ebene
durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie Anhang IV (92/43/EWG des Rates) geschützt. Die
aktuelle Bestandssituation wird auch in Deutschland als ungünstig bewertet. Trotz intensiver
Schutzbemühungen brechen immer mehr Populationen ein. Viele jahrhundertelang existie-
rende Populationen der historischen Verbreitung sind bereits erloschen (Weinhold & Kayser
2006). Dies gilt auch für die hessischen Feldhamsterbestände, wie in Abb. 1 dargestellt.
Abb. 1: Bestandsrückgang des Feldhamsters in Deutschland. a) Historische Verbreitung in Deutsch-
land und Hessen: In grau: Verbreitung des Feldhamsters um das Jahr 1900, in schwarz: Verbreitung
im Jahr 2000 (Weinhold & Kayser 2006), gegenübergestellt der b) Verbreitungssituation ausgewertet
nach Weidling & Stubbe 1998 und der aktuellen Verbreitung ausgewertet von Reiners (2012).
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2
Auf Grund dieser Entwicklungen wurde sein Gefährdungsstatus in der Roten Liste Deutsch-
lands 1994 von „gefährdet“ auf „stark gefährdet“ angehoben und im Jahr 2009 nochmals auf
„vom Ausstreben bedroht“ korrigiert (Bundesamt für Naturschutz 2009; Meinig & Boye
2010). Die Gründe, die für die europaweiten Populationseinbrüche des Feldhamsters ge-
nannt werden, sind auch von anderen bedrohten heimischen Säugetierarten bekannt. Hierzu
zählen der stetige Lebensraumverlust sowie die zunehmende Zerschneidung der Habitate
zugunsten der Infrastruktur, mit daraus folgender Isolation kleiner Restpopulationen. Der
hierdurch verursachte Verlust genetischer Vielfalt durch Inzucht führt wiederum zur Verrin-
gerung der Widerstands- bzw. Anpassungsfähigkeit der Populationen an veränderte Um-
weltbedingungen, kann aber auch zum Geburtenrückgang führen, wie bereits in Erhaltungs-
zuchten für Feldhamster beobachtet werden konnte (La Haye et al. 2012a). Neben diesen
indirekten Ursachen können aber auch zufällige Ereignisse direkten Einfluss auf demographi-
sche Aspekte, wie der Reproduktion haben, was das Aussterberisiko gerade der kleinen Po-
pulationen schnell erhöht. Eine übersichtliche Darstellung über die Auswirkung und Vernet-
zung der verschiedenen Faktoren die vom Rückgang bis hin zum Aussterben von Populatio-
nen bzw. Arten führen, geben Frankham et al. (2002) unter dem Begriff des „Aussterbe-
Wirbels“ (engl. „Extinction Vortex“), in dem sich auch verstärkt die westeuropäischen Feld-
hamsterpopulationen befinden (Abb. 2).
Abb. 2: Der „Extinction Vortex“ nach Frankham et al. (2002), beschreibt die direkte sowie die kaska-
denartige Beeinflussung der Ökologie von Populationen bzw. Arten durch anthropogene Faktoren,
die zum Aussterben führen können (Frankham, Ballou, & Briscoe 2002).
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3
Neben den genannten Ursachen für Bestandsrückgänge von Tierarten wird als Hauptgrund
für die Populationseinbrüche des Feldhamsters die Umstrukturierung und Intensivierung der
Landwirtschaft seit den 60er Jahren genannt (Weinhold & Kayser 2006). Diese sowohl zeitli-
chen als auch bearbeitungstechnischen Veränderungen der landwirtschaftlichen Praxis, he-
beln nach Weinhold (2011), die artspezifische Überlebensstrategie des Feldhamsters aus.
Die Lebenserwartung des Feldhamsters ist mit bis zu drei Jahren eher kurz (Kayser & Stubbe
2003). Im Ausgleich dazu besitzt er jedoch ein sehr hohes Reproduktionspotenzial und zählt
darum zu den typischen r-Strategen. Um den Fortbestand der Population, bei der kurzen
Lebenswahrscheinlichkeit zu sichern, können Feldhamsterweibchen in einer aktiven Saison,
unter guten klimatischen Bedingungen mehr als zwei Würfe mit bis zu 10 Jungtieren pro
Wurf produzieren (Nechay 2000). In der Vergangenheit kam es deswegen zu zyklischen Mas-
senvermehrungen der Art, sogenannten Gradationen (Nechay, Hamar, & Grulich 1977). Trotz
dieser Strategie gehen die Bestände kontinuierlich zurück, was auf ein Ungleichgewicht der
beiden demographischen Parameter (1) Reproduktions- und der (2) Sterberate hinweist.
Überlebens- bzw. Mortalitätsraten des Feldhamsters in seinem natürlichen Lebensraum,
welche sich hauptsächlich aus Wintermortalität und Prädation berechnen lassen, wurden
bereits in mehreren Studien untersucht (Weidling & Stubbe 1998; Weinhold 1998a; Kayser,
Weinhold, & Stubbe 2003). Hierbei konnte vor allem festgestellt werden, dass die Moderni-
sierung der Landwirtschaft, mit dem großflächigen Anbau einheitlicher Kulturen und deren
verkürzten Anbauperioden, einen starken Einfluss auf die Mortalitätsrate hat (Weinhold
1998a; Kayser, Weinhold, & Stubbe 2003). Durch diese Methoden verschiebt sich einerseits
der Erntezeitpunkt für Getreide, dem Präferenzlebensraum für den Feldhamster, auf Mitte
Juli (Sommergerste) bis Mitte August (Wintergerste und Weizen), andererseits stehen nach
der Ernte selten Kulturen mit ausreichend Deckung zur Verfügung, in die sich der Feldhams-
ter zurückziehen kann. Dies begünstigt letztlich die Prädation durch die natürlichen Feinde
Raubsäuger und –vögel wie z.B. Fuchs (Vulpes vulpes) und Rotmilan (Milvus milvus) (Petzsch
1950; Eibl-Eibesfeldt 1953; Grulich 1980). Am stärksten betroffen sind davon Weibchen und
Jungtiere, da diese noch bis in den September hinein aktiv sind, um Futter- bzw. Fettreser-
ven für den Winterschlaf anzulegen (Weinhold & Kayser 2006). Weibchen und Jungtiere stel-
len jedoch die wichtigsten Komponenten einer Population, da sie den reproduktiven Erhalt
einer Population im Folgejahr gewährleisten (Ulbrich & Kayser 2004). Für die Stabilität einer
Population sind bei hohen Verlustraten ausreichende Reproduktionsparameter, wie Wurf-
1 Einleitung
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größe und Anzahl der Würfe, von entscheidender Bedeutung. So stellen Ulbrich und Kayser
(2004) in einer Risikoanalyse für den Feldhamster fest, dass nur durch einen zweiten Wurf
innerhalb eines Jahres, das langfristige Überleben einer Population sichergestellt werden
kann.
Jedoch besteht in Bezug auf Reproduktionsparameter in wilden Feldhamsterpopulationen
eine große Wissenslücke. So ist nicht ausreichend untersucht, ob Feldhamster in Deutsch-
land einen zweiten oder gar einen dritten Wurf produzieren können. Ebenso ist der Einfluss
von Schutzmaßnahmen für den Feldhamster (in Hessen mit dem Namen „Hamstermutterzel-
le“ und „Hamsterstreifen“), ungenügend untersucht. Derzeit ist für die westeuropäischen
bzw. die deutschen Populationen bekannt, dass die Reproduktionszeit des Feldhamsters An-
fang/Mitte Mai kurz nach dem Erwachen der weiblichen Tiere aus dem Winterschlaf beginnt
und mit dem Eingang der Männchen in den Winterschlaf Mitte/Ende August endet
(Weinhold & Kayser 2006; Franceschini-Zink & Millesi 2008). Beginn und Ende der Reproduk-
tionsphase des Feldhamsters unterliegen jedoch photoperiodischen und hormonellen Fakto-
ren, weshalb diese Termine interannual und interregional variieren können (Monecke &
Wollnik 2004). In der vier- bis fünfmonatigen Reproduktionsphase werden in Westeuropa
durchschnittlich zwei Würfe produziert (Weinhold 2008), unter günstigen Bedingungen so-
gar ein dritter (Franceschini & Millesi 2005; Harpenslager et al. 2011). Die Produktion mehre-
rer Würfe in einer Saison, wird durch das Vorhandensein eines postpartum Östrus begünstig.
Bei dieser zeitsparenden Reproduktionsstrategie können noch laktierende Feldhamster-
weibchen bereits mit einem nächsten Wurf trächtig sein (Vohralik 1974; Grulich 1986;
Franceschini & Millesi 2005). Die Wurfgrößen liegt meist bei 4 bis 10 Jungtieren pro Wurf,
wobei Weinhold und Kayser (2006) feststellen, dass dieser Werte in Deutschland in den letz-
ten Jahren deutlich unterschritten wurden. Die durchschnittliche Wurfgröße lag bei ihren
Studien zwischen 2,5 und 3,7 Jungtieren (Weinhold & Kayser 2006). Auch in den Niederlan-
den und Österreich (Wien) können diese hohen Wurfzahlen nicht, oder nur annähernd er-
reicht werden. Hier liegen die durchschnittlichen Wurfgrößen bei 2,5 (Niederlande) bzw. 4,3
Jungtieren pro Wurf (Wien) (Hufnagl, Franceschini-Zink, & Millesi 2010; Harpenslager et al.
2011).
Das erste Auftauchen von Jungtieren des ersten Wurfes außerhalb des Mutterbaus wird Mit-
te Juni/Anfang Juli registriert (Franceschini-Zink & Millesi 2008; Hufnagl, Franceschini-Zink, &
Millesi 2010). Dabei sind die Jungtiere etwa 3 Wochen alt (Eibl-Eibesfeldt 1953; Weinhold &
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Kayser 2006). Das Auftauchen zweiter Würfe wird Mitte Juli bis Mitte August registriert, drit-
te Würfe Ende August/Anfang September (Roiser-Bezan 2010; Harpenslager et al. 2011). Des
Weiteren konnte beobachtet werden, dass sich weibliche Jungtiere des ersten Wurfes unter
guten Bedingungen bereits im gleichen Jahr reproduzieren (Vohralik 1974; Nechay, Hamar, &
Grulich 1977; Franceschini-Zink & Millesi 2008). Die Fortpflanzungsreife weiblicher Feld-
hamster ist ab einem Alter von ca. 2 bis 2,5 Monaten erreicht (Vohralik 1974; Niethammer
1982). Für gewöhnlich nehmen diese Tiere jedoch erst im Folgejahr an der Reproduktion teil
(Grulich 1986).
Da der primäre Lebensraum des Feldhamsters die Ackerlandschaft ist, wird er während sei-
ner aktiven Saison mit der Ernte konfrontiert. Als ursprünglicher Steppenbewohner mit Nah-
rungspräferenz für Gräser, besiedelt er hauptsächlich Getreideflächen. Die primär angebau-
ten Getreide, Gerste und Weizen, werden in Deutschland Mitte Juli (Gerste) und Mitte Au-
gust (Weizen) geerntet. Gleicht man diese Termine mit den bisher beobachteten Zeitpunk-
ten für das Auftreten zweier und evtl. dritter Würfe ab, zeigt sich, dass diese zusammenfal-
len. Es ist denkbar, dass dies einen Einfluss auf die erfolgreiche Reproduktion hat, jedoch ist
der Forschungsstand hierzu derzeit ungenügend, da Studien zur Reproduktion bisher nicht in
Primärhabitaten - Ackerland - bzw. nur in Schutzgebieten und mit Tieren aus Nachzuchten
durchgeführt wurden (Franceschini & Millesi 2005; Franceschini-Zink & Millesi 2008;
Harpenslager et al. 2011; Villemey et al. 2013). Weinhold und Kayser (2006) konnten in einer
ihrer Studien feststellen, dass im Primärhabitat die Anzahl nachgewiesenen Jungtiere nach
der Ernte geringer ist als zuvor. Dies führen sie auf erhöhte Prädation unerfahrener Jungtie-
re durch fehlende Deckung zurück. Eine neue Studie zu einem Wiederansiedlungsprojekt mit
Tieren aus der Zucht in Frankreich (Elsass) konnte zeigen, dass nur Weibchen, welche im
Nacherntezeitraum optimale Deckungsbedingung vorfanden, erfolgreich einen zweiten Wurf
produzieren (Villemey et al. 2013). Diese Studie ist derzeit zugleich die einzige, welche die
Wirkung von Feldhamsterschutzmaßnahmen bzw. der vegetativen Deckungsverhältnisse im
Nacherntezeitraum auf die Reproduktion des Feldhamsters untersucht. Villemey und Kolle-
gen (2013) stellen in dieser Wiederansiedlungsstudie mit Feldhamstern aus der Nachtzucht,
dass Vergleichsdaten zur Reproduktion von Wildpopulationen fehlen. Wie auch in niederlän-
dischen Wiederansiedlungsprojekten festgestellt wurde, werden diese aber essentiell zur
Beurteilung des Erfolges von Schutzmaßnahmen, wie Wiederansiedlungsprojekten, benötigt
(Harpenslager et al. 2011; La Haye et al. 2012b).
1 Einleitung
6
Das Ziel der vorliegenden Masterthesis war daher, die Reproduktion des Feldhamsters in
seinem natürlichen, jedoch in den letzten Jahrzehnten stark veränderten Habitat, näher zu
untersuchen und damit bestehende Wissenslücken mit essentiellen Informationen für den
angewandten Artenschutz zu schließen. Hierzu soll die Reproduktion einzelner Feldhams-
terweibchen in zwei hessischen Wildpopulationen mittels Fang-Wiederfang Methode und
digitaler Videoüberwachung erfasst werden. Die Anwendung letzterer Methode erfolgt in
Kooperation mit dem Institut ALTERRA-Wageningen, welches diese Methode bereits erfolg-
reich in den Niederlanden zur Überwachung der Reproduktion ausgewilderter Feldhamster
in Schutzgebieten einsetzt und seither hochinformative Daten zur Wurfanzahl, Wurfgröße
und Wurfentwicklung liefert (Müskens et al. 2011).
Der Aspekt der Jungtier- bzw. Wurfentwicklung wurde in der vorliegenden Arbeit ebenfalls
untersucht. La Haye (2011) stellte fest, dass Junghamster unter halb-natürlichen Bedingung
in Außengehegen sowie unter natürlichen Bedingungen im Freiland, stärkere Gewichtszu-
nahmen zeigen verglichen mit Jungtieren in Feldhamsterzuchten unter Labor- oder Zuchtbe-
dingungen. Eine schnelle Gewichtsentwicklung von Jungtieren könnte bedeuten, dass Jung-
tiere zu einem früheren Zeitpunkt entwöhnt sind. Somit hätten Weibchen mehr Zeit für die
Produktion weiterer Würfe. Außerdem ist denkbar, dass Jungtiere mit schneller Entwicklung
eher die sexuelle Reife erreichen und sich noch im gleichen Jahr Fortpflanzen können. Hier-
zu liegen jedoch keine Informationen vor.
1 Einleitung
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1.2 Fragestellung
Der Kenntnisstand zum Reproduktionserfolg des Feldhamsters weist, wie soeben geschildert,
Defizite auf. Vor dem Hintergrund seines Schutzes ist es jedoch notwendig qualitative Re-
produktionsdaten zu sammeln, um natürliche Populationsentwicklungen abschätzen zu kön-
nen. Diese Informationen können dann genutzt werden um den Effekt und Einsatz Schutz-
maßnahmen besser zu planen und zu steuern. Die vorliegende Arbeit beschäftigte sich daher
mit der Untersuchung der Reproduktionsparameter. Hierbei wurde (1) das Timing der Re-
produktion, (2) der Reproduktionserfolg, (3) die Jungtierentwicklung sowie (4) der Einfluss
der Ernte auf die Reproduktion in zwei wild lebenden Feldhamsterpopulationen in Pri-
märhabitaten in Hessen untersucht. Folgende Fragen sollten hierbei geklärt werden:
I. Wann beginnt die Reproduktionszeit weiblicher Feldhamster in Hessen?
II. Wie viele Würfe werden während der aktiven Saison produziert?
III. Wie groß ist die Anzahl der geborenen Jungtiere in den unterschiedlichen Würfen?
IV. Welchen Einfluss hat der Erntezeitpunkt auf die Reproduktion?
V. Können Feldhamsterschutzmaßnahmen die Dauer der Reproduktion verlängern?
VI. Welche Gewichtsentwicklungen zeigen die Jungtiere im Primärhabitat?
2 Material und Methoden
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2 Material und Methoden
2.1 Untersuchungsart
Der Feldhamster (Cricetus cricetus) gehört zur Ordnung der Nagetiere (Rodentia) und der
Familie der Muridae (Mäuse). Innerhalb der Unterfamilie der Cricetinae (Hamster) repräsen-
tiert er mit einer Gattung und einer Art die Großhamster (Niethammer 1982). Adulte Tiere
besitzen eine Größe von 20-30 cm und erreichen dabei ein Körpergewicht von 200-650 g. Bei
Normalfärbung weist die Art dorsal eine bunte Fellzeichnung auf, während die Bauchseite
schwarz gefärbt ist. Es konnten aber auch abweichende Fellfärbungen, welche von ganzheit-
lich schwarz bis hin zu Albino-Färbung reichen, beobachtet werden (Petzsch 1950).
Der Feldhamster ist ein ursprünglicher Bewohner der baumlosen Steppe und bevorzugt tro-
ckenes, kontinentales Klima (Kugelschafter & Weckert 1998). Seine Verbreitung erstreckt
sich über die gemäßigte Paläarktis zwischen 44°-59° Nord und 5°-95° Ost, ist jedoch wegen
seiner Vorliebe für spezifische Bodenparameter lückenhaft (Niethammer 1982; Weidling &
Stubbe 1998). Der Feldhamster benötigt für die Anlage seiner charakteristischen Baue mit
steilen Fallröhren und flacheren Schlupfröhren, welche in einem unterteilten Bau mit Vor-
ratskammer, Wohnkammer und Kotkammer münden (Abb. 3), stabile Löss-/Lehmböden
(Petzsch 1950; Nechay, Hamar, & Grulich 1977; Niethammer 1982).
Abb. 3: Aufbau eines Feldhamsterbaus (Quelle: Merkblatt Nr. 19, Hrg. Niedersächsisches Landesver-
waltungsamt 1989).
Der primäre Lebensraum der Feldhamster ist die baumlose Steppe Eurasiens mit warmem,
trockenem Klima und ganzjährigem gutem Nahrungsangebot. Mit dem Beginn der Ackerbe-
wirtschaftung konnte er seinen Lebensraum vergrößern und gilt daher als Kulturfolger
(Stubbe, Seluga, & Weidling 1998). Das Nahrungsspektrum des Feldhamsters gilt als unspezi-
2 Material und Methoden
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fisch. Primär ernährt er sich von pflanzlicher Kost. Zu 10-13% besteht seine Nahrung aber
auch aus tierischer Kost, welche v.a. aus wirbellosen Tieren wie Regenwürmern, Schnecken
und Insekten besteht (Weinhold & Kayser 2006). Der Feldhamster gehört wie das Bilche, Igel
und Fledermäuse auch zu den Winterschläfern (Petzsch 1950; Eibl-Eibesfeldt 1953; Monecke
2004). Er verbringt etwa 65% des Jahres in einem Zustand der Lethargie. Der eigentliche
Winterschlaf ist dabei auf wenige Tage bis Wochen beschränkt. Die übrige Zeit überwintert
er in seinem geschlossenen Bau und zehrt von seinen im Spätsommer eingetragenen Win-
tervorräten, welche hauptsächlich aus Getreide bestehen (Eibl-Eibesfeldt 1953; Monecke
2004). Oberirdische Aktivität zeigt der Feldhamster zwischen Ende März/Anfang April bis
Ende August/Mitte September. Die Art ist vornehmlich dämmerungsaktiv mit zwei Aktivi-
tätshochs in den Abend- und Morgenstunden. Die Hauptaktivitätszeiten variieren dabei im
Verlauf der aktiven Saison in Abhängigkeit von der Lichtzeit und vermutlich auch von weite-
ren Umgebungsbedingungen, wie z.B. dem Deckungsgrad der Vegetation (Wendt 1989;
Kayser, Weinhold, & Stubbe 2003). Innerhalb der aktiven Saison findet auch die Reprodukti-
on und Jungenaufzucht statt, welche bereits eingehend in der Einleitung beschrieben wurde
und Thema der vorliegenden Arbeit war.
2.2 Untersuchungsgebiet
Das Untersuchungsgebiet dieser Studie lag im mittelhessischen Verbreitungsgebiet des Feld-
hamsters, welches sich in Form eines Gürtels von seiner nördlichsten Verbreitungsgrenze in
der Gemarkung Langgöns bis nach Frankfurt am Main erstreckt. Innerhalb dieses Gebietes
wurden die zwei räumlich unabhängigen Feldhamsterpopulationen „Langgöns“ (LG) und
„Main-Kinzig“ (MKK) ausgewählt (Abb. 4). Beide Gebiete werden seit mindestens vier Jahren
umfangreich und regelmäßig kartiert, sind dadurch bereits gut charakterisiert und weisen
laut dem Bericht zur Erfolgskontrolle der Feldhamsterschutzmaßnahmen 2012 gute bis mitt-
lere Erhaltungszustände auf (Gall 2012).
Einerseits sollte mit der Wahl zweier Populationen eine definierte verwertbare Anzahl an
Untersuchungstieren erreicht werden ohne dabei die Population der Weibchen eines Gebie-
tes zu stark durch die Untersuchung zu belasten. Zudem konnten mögliche Gebietseffekte,
z.B. besondere Bedingungen eines Gebietes, die einen Einfluss auf die Population bzw. auf
die Untersuchungsparameter haben, kontrolliert werden.
2 Material und Methoden
4
Abb. 4: Feldhamsterpopulationen und ihre Erhaltungszustände in Hessen im Jahr 2012 (Gall 2012).
Markiert sind die Untersuchungspopulationen „Langgöns“ mit guten Erhaltungszustand (grün) und „Main-Kinzig“ mit mittlerem Erhaltungszustand (orange).
2.3 Frühjahrskartierung
Zur Lokalisation der Feldhamsterweibchen für die Untersuchung, wurden in beiden Gebieten
ab dem 01. Mai 2013 Frühjahrskartierungen durchgeführt. Der Zeitpunkt des Kartierungsbe-
ginns orientierte sich dabei an dem bereits in anderen Studien beobachteten Beginn der
aktiven Saison von Feldhamsterweibchen von Ende April bis Anfang Juni (Ulbrich & Kayser
2004; Weinhold & Kayser 2006). Um Erfolg der Kartierung zu erhöhen, wurden dabei haupt-
sächlich Flächen abgesucht, auf welchen im Vorjahr Feldhamsterschutzmaßnahmen vorhan-
den waren. Die Kartierung der ausgewählten Flächen erfolgte nach den „Standardmethoden
zur Feinkartierung von Feldhamsterbauen“ von Wendling und Stubbe (1998). Hierbei wer-
2 Material und Methoden
5
den die Feldschläge in Bahnen mit 2 bis 5 Metern Abstand zum nächsten Transekt abgelau-
fen und nach den charakteristischen Bauausgängen, den Fall- oder Schlupfröhren, abge-
sucht. Zu Beginn der aktiven Saison nutzen Feldhamster den jungen Getreideaufwuchs als
Nahrung, weshalb aktiv genutzte Feldhamsterbaue im Frühjahr häufig an kleinen Fraßkreisen
um den Bauausgang herum erkannt werden können (Weinhold & Kayser 2006). Die gefun-
den Baue wurden standardisiert vermessen (Tiefe, Durchmesser der Röhren sowie die Men-
ge des Erdauswurfes, falls vorhanden) und mittels GPS eingemessen (Abb. 5). Des Weiteren
wurden die Baue mit Bambusstäben, an denen ein weißes Fähnchen angebracht war, mar-
kiert. Dadurch konnten die Baue von weitem erkannt und zielgerichtet angelaufen werden,
sodass im Getreidefeld möglichst wenig Schaden entstand. Zudem erleichterten die weißen
Fähnchen am Markierstab durch Reflektion, das Wiederfinden der Baue auch im Dunkeln.
Abb. 5: Links: Laufschema auf Ackerflächen zur Baukartierung. Rechts: Vermessung einer geöffneten
Fallröhre eines Feldhamsterbaus im Frühjahr. Um den Bau herum sind Fraßspuren am Weizenauf-
wuchs zu erkennen.
2.4 Fang von Feldhamsterweibchen
Im Zeitraum vom 14.05. bis 02.06.2013 wurden an den in der Frühjahrskartierung festge-
stellten Bauen Feldhamster gefangen. Im Mai/Juni zeigen Feldhamster einen deutlich bimo-
dalen Aktivitätsrhythmus. So konnte Weinhold (1998) zeigen, dass das abendliche Aktivitäts-
hoch zwischen 20 und 24 Uhr, das morgendliche zwischen 4 und 8 Uhr liegt. Basierend auf
diesen Informationen fanden die Fänge sowohl in der Abend- als auch in der Morgendäm-
merung statt. Bis 18 Uhr wurden dafür an jedem Bau 1 bis 2 Drahtwippfallen (Lebendfallen)
platziert und mit einer Plastikabdeckung, als Sicht- und Regengenschutz, bedeckt. Als Köder
diente jeweils ein Stück Apfel mit Erdnussbutter (Abb. 6).
2 Material und Methoden
6
Die Fallen wurden in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Gefangene Tiere wurden in den
jeweiligen Fallen zum Auto, welches als mobile Untersuchungsstation diente, transportiert
und wie nachfolgend beschrieben behandelt. Abschließend wurden sie in der Falle zurück an
ihren jeweiligen Bau gebracht und dort freigelassen.
Abb. 6: Links: Bestückung von Drahtwippfallen mit Köder (Apfel und Erdnussbutter). Rechts: Fallen
mit Plastikabdeckung an einem aktiv genutzten Feldhamsterbau der in der Frühjahrskartierung fest-
gestellt wurde.
2.4.1 Sedation
Da Feldhamster äußerst wehrhafte Tiere sind, was sich unter der Stresssituation der Gefan-
genschaft in besonders aggressivem, bissigen Verhalten zeigt, unter dem ein beeinträchti-
gungsfreies Handling der Tiere nicht möglich ist, wurden sie mit dem Inhalationsnarkotikum
Isofluran CP (Wirkstoff: Isofluran, CP-Pharma Handelsgesellschaft mbH) leicht sediert. Dafür
wurde der Feldhamster mit der Drahtwippfalle, mit der er gefangen wurde, in einer durch-
sichtigen Plastikbox (Narkose-Box) platziert. In diese wurde dann ein mit dem Narkosemittel
beträufelter Wattebausch geben und beobachtet wann das Tier seine Atmung verlangsamt
und die Körperspannung verliert. War das Tier offensichtlich narkotisiert wurde es aus der
Falle genommen und außerhalb der Box weiter behandelt. Isofluran CP wird gut von
Kleinsäugern, wie dem Feldhamster vertragen (Monecke et al. 2013; mündl. Weinhold). Es
beruhigt das Tier für 3 bis 4 Minuten in denen alle nachfolgend beschriebenen Behandlungs-
schritte durchgeführt werden konnten. Sollte das Tier zwischenzeitlich - vor Ende aller Be-
handlungsschritte - aufgewacht sein, wurde es zurück in die Narkose-Box gelegt und noch-
mals betäubt. In keinem Fall kam es bei der Betäubung zu Komplikationen oder gar zum Tod
von Individuen.
2 Material und Methoden
7
2.4.2 Geschlechtsbestimmung, Gewichtsbestimmung und Haarprobennahme
Von allen gefangen und sedierten Feldhamstern wurde zunächst das Geschlecht bestimmt.
Die Bestimmung erfolgte anhand des Vorhandenseins von Zitzen bei Weibchen und deren
Fehlen bei männlichen Vertretern. In vielen Fällen konnten Feldhamstermännchen jedoch an
bereits vergrößerten Hoden identifiziert werden, welche nur zur Paarungszeit außerhalb der
Bauchhöhle im Scrotum liegen (Weinhold & Kayser 2006). Nach der Bestimmung des Ge-
schlechts wurden die Tiere mit einer elektronischen Briefwaage des Herstellers Maul
(MAULalpha bis 2000g) in einer Plastikschale gewogen. Von allen gefangenen Tieren wurde
zudem eine Haarprobe genommen, welche in einer parallel laufenden populationsgeneti-
schen Studie analysiert wurde. Hierzu wurde mit einer Pinzette ein kleines Haarbüschel samt
Haarwurzeln aus dem Fell gezogen und in einen gefaltetes Filterpapier überführt. Diese wur-
de anschließend in einem Ziplock-Beutel mit Trocknungsmittel verpackt und bei Raumtem-
peratur dunkel gelagert.
Da für die hier durchgeführte Reproduktionsstudie nur weibliche Feldhamster von Interesse
waren, war die Behandlung der Männchen mit der Wägung abgeschlossen und diese konn-
ten zurück in die Falle gelegt werden. Nach vollständigem Erwachen aus der Narkose wurden
die Tiere in der Falle zurück an ihren Bau gebracht und dort freigelassen.
2.4.3 RFID Transponder
Feldhamsterweibchen wurden, neben der im nachfolgenden Kapitel 2.4.4 beschriebenen
Ausstattung mit Radiosender-Halsbändern, zusätzlich mit RFID-Transpondern (radio-
frequency identification“) individualisiert. Damit sollte die Möglichkeit gegeben werden,
Untersuchungstiere zu identifizieren, welche ihr Sender-Halsband verloren haben oder auch
tot aufgefunden wurden. Die RFID-Transponder im sterilen Einmalinjektor der Firma UNO
(PICO-ID ISO Transponder, 7 mm x 1,25 mm, > 0,1g) wurden, während der Narkose, zwischen
den Schulterblättern subkutan injiziert und mit einem systemkompatiblen RFID-Lesegerät
der Firma Chipdeal ausgelesen (Abb. 7). Jeder RFID-Transponder besitzt einen individuellen
Code, welcher über den Aufbau eines magnetischen Feldes, erzeugt vom Lesegerät, vom
Transponder abgerufen werden kann. Diese Art der Individualisierung von Untersuchung-
stieren gehört inzwischen zur Standardmethode und wurde bereits in vielen Studien zum
Feldhamster eingesetzt (Weinhold 1998a; Roiser-Bezan 2010; Müskens et al. 2011; Heimann
2013).
2 Material und Methoden
8
Abb. 7: Links: RFID-Transponder im sterilen Einmalinjektor mit Identifikationsnummer. Rechts: Sub-
kutane Injektion eines RFID-Transponderchips bei einem narkotisiertem Jungtier.
2.4.4 Besenderung
In dieser Untersuchung sollten Feldhamsterweibchen über den gesamten Reproduktionszeit-
raum beobachtet werden. Zur Lokalisation der Weibchen und damit auch der Baue an denen
sie ihre Jungtiere zur Welt bringen, wurden diese mit Radiotelemetriesendern ausgestattet.
Verwendet wurden hierfür Sender-Halsbänder (Cable-tie Collar: 6 g) der Firma Biotrack im
Frequenzbereich zwischen 150 und 151 MHz (Abb. 8).
Besendert wurden nur Weibchen ab einem Gewicht von 200 g. Das Gewicht von Sender in-
klusive des Halsbandes betrug demnach nicht mehr als 5% des Eigengewichtes der Tiere (bei
200g, 10g). Bei der Applikation des Senders unter Narkose wurde darauf geachtet, dass ein
Abstreifen des Halsbandsenders durch etwaige Putzbewegungen mit den Vorderextremitä-
ten ausgeschlossen werden konnte, das Halsband jedoch nicht zu fest angelegt war, um Ein-
schnürungen in die Haut zu verhindern. Weibchen, die im Verlauf der Saison ohne Sender-
halsband zurückgefangen wurden, wurden mit neu besendert. Es wurde zudem bei Tieren
die in räumlicher Nähe zueinander gefangen wurden, darauf geachtet, dass die Senderfre-
quenzen möglichst weit auseinander lagen um Signalüberschneidungen bei der späteren
Ortung auszuschließen. Am Ende der Untersuchung Ende September sollen die noch leben-
den Weibchen zurückgefangen und der Sender unter Narkose entfernt werden.
Die Wahl des Senderhalsbandes als Applikationsmethode basierte auf den Abwägungen von
Weinhold (1998), der Besenderungsmethoden für Kleinsäuger wie sie Kenward (1987) be-
schreibt, im Hinblick auf ihre Risiken für den Feldhamster verglich. In einer Studie testetet er
die Verträglichkeit der Sender-Halsbänder, v.a. in Bezug auf die Behinderung der Backenta-
schen, konnte aber keine Hinderung feststellen die den Gesundheits- oder Ernährungszu-
stand der Tiere negativ beeinträchtigte (Weinhold 1998b).
2 Material und Methoden
9
Abb. 8: Links: Sender-Halsband der Firma Biotrack. Der Sender (a) ist an einem Kabelbinder (b), wel-
cher als Halsband dient, befestigt. Der Kabelbilder und die vom Sender abgehende externe Antenne wird von einem weichen Schlauch umhüllt (c), welcher einerseits das Einschneiden des Senders am
Hals des Tiers verhindern, andererseits die Antenne vorm Nagen der Jungtiere schützen soll. Rechts: Besenderung eines Feldhamsterweibchens mit einem Senderhalsband.
2.5 Telemetrie
Ab dem Zeitpunkt der Besenderung wurden die Weibchen zweimal wöchentlich mittels Te-
lemetrie lokalisiert. Dafür wurden die Baue, an denen die Tiere zuletzt geortet wurden, in
den Nachmittagsstunden, in denen die Tiere in der Regel nicht oberirdisch aktiv sind, ange-
laufen und die Senderfrequenzen mittels eines Empfangsgerätes (Receiver VR 500 + HB9CV
active) und einer H-Antenne (Antenne HB9CV) der Firma Wagener Telemetrie angepeilt. Die
Reichweite der Sendersignale von Tieren die sich bei der Peilung im Bau aufhielten war ver-
hältnismäßig gering und variierte zwischen 2 bi s maximal 50 Metern. Oberirdisch lag die
Signalreichweite dagegen zwischen 200-400 Metern. Konnte am Bau eines Untersuchungs-
weibchens kein Signal empfangen werden, wurde zuerst der jeweilige Acker in Bahnen nach
ihm abgesucht. Hatte das Tier den Bau gewechselt wurde dieser neu per GPS eingemessen.
Konnte beim Absuchen der Fläche der letzten Ortung kein Signal festgestellt werden, wurde
die Umgebung abgesucht. Zudem wurde versucht das Tier am alten Aufenthaltsort zurückzu-
fangen, um auszuschließen, dass nicht nur der Sender ausgefallen war und um festzustellen,
ob das Tier noch am Leben und auch weiterhin am alten Standort ist. Konnte von einem
Weibchen über mehre Telemetrie-Tage kein Signal festgestellt, das Tier nicht zurückgefan-
gen und auch nicht, wie im folgenden Abschnitt beschrieben, mittels einer Wildkamera auf-
gezeichnet werden, wurde es als „mit unbekanntem Schicksal verloren“ gewertet.
2 Material und Methoden
10
2.6 Wildkamera-Beobachtung
Ab Anfang Juni wurden die Baue der besenderten Weibchen mit Wildkameras überwacht,
um das Auftauchen von Jungtieren des ersten Wurfes und aller folgenden Würfe feststellen
zu können. Der Zeitpunkt für den Beginn der Kameraaufzeichnung richtete sich dabei nach
dem in anderen Studien beobachteten ersten Auftauchen der Jungtiere außerhalb des Mut-
terbaus Mitte Juni/ Anfang Juli (Franceschini-Zink & Millesi 2008; Hufnagl, Franceschini-Zink,
& Millesi 2010). Zur Überwachung wurden Wild-/Überwachungskameras der Firmen Tevion
bzw. Maginon (Modell WK 1, 5.0 Megapixel, 3 Zonen Bewegungssensor und Infarotblitz) an
Holzpfähle gebunden und diese so in der Nähe des Baus platziert, dass der Baueingang/die
Baueingänge im Fokus des Aufnahmebereichs lagen (Abb. 9a). Die Kameras wurden so pro-
grammiert, dass sie zwischen 17 Uhr abends und 10 Uhr morgens beim Auslösen des Bewe-
gungsmelders Videosequenzen von 30 Sekunden Länge aufzeichneten, diese mit Zeit- und
Datumsstempel synchronisierten und auf auswechselbaren Speicherkarten abgelegten. Die
Speicherkarten wurden alle 3-4 Tage ausgetauscht und die Videos am PC auf Jungtieraktivi-
tät überprüft (Abb. 9b). Vor der Ernte wurden die Kameras aus den jeweiligen Feldern her-
ausgenommen. Zeitnah nach der Ernte wurden sie zurück an die Baue der jeweiligen Weib-
chen gesetzt, die innerhalb bzw. in nächster Nähe zu einer Feldhamsterschutzmaßnahme
lagen. Hiermit konnte ausgeschlossen werden, dass die Kameras durch die anschließende
landwirtschaftliche Bodenbearbeitung auf den Flächen, beschädigt wurden. Auf Flächen oh-
ne Schutzmaßnahmen wurden die Kameras erst nach der ersten Bodenbearbeitung zurück-
gebracht.
Abb. 9: a) Wild-/Überwachungskamera der Firma Maginon vor einem Feldhamsterbau. b) Screenshot
einer Videoaufnahmen mit der das erste Auftauchen eines Jungtiers registriert wurde.
2 Material und Methoden
11
2.7 Fang-Wiederfang von Jungtieren
Ab dem Zeitpunkt, an dem in einem Gebiet Jungtiere mittels Wildkamera außerhalb des
Baus aufgezeichnet werden konnten, wurden dort die Mutterbaue regelmäßig zweimal wö-
chentlich in den Abendstunden zwischen 18 und 01:00 befangen. Um möglichst alle Jungtie-
re eines Wurfes abzufangen wurden zwischen 4 und 8 Fallen, je nach Anzahl der Bauausgän-
ge, an den Mutterbauen aufgebaut und diese in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Ge-
fangene Jungtiere wurden beim Erstfang von der Falle in einen trichterförmigen Fangsack,
wie in Abb. 10a dargestellt, überführt und in der engen Sackspitze quasi automatisch fixiert
(Abb. 10b). Durch eine Klettverschluss-Öffnung wurden Tibia- und Hinterfußlänge gemessen
(Abb. 10c) sowie das Geschlecht bestimmt (Abb. 10d). Das wurde Tier samt Fangsack gewo-
gen und das Eigengewicht des Stofftrichters anschließend abgezogen. Jungtiere ab einem
Gewicht von 60g wurden in der Narkose-Box mit Isofluran CP betäubt und bekamen einen
RFID-Transponder nach gleicher Vorgehensweise wie bereits bei der Behandlung von adul-
ten Weibchen im Kapitel 2.4.3 beschrieben, injiziert. Bei leichteren/kleineren Tieren war die
Injektion nicht möglich, da nicht genügend Unterhautgewebe vorhanden war. Nach dem
Aufwachen aus der Narkose wurden die Tiere in der Falle zurück zum Bau gebracht und dort
freigelassen.
Abb. 10: Fixierung und Handling von Jungtieren im Fangsack. a) Überführung: Das Jungtier läuft von
der Falle in den übergestülpten Fangsack. b) Fixierung: Das Jungtier läuft mit dem Kopf voran in die
Spitze des Fangsacks und wir dort fixiert. c) Vermessung: über eine Öffnung wird Tibia und Hinterfuß vermessen und d) das Geschlecht des Jungtiers bestimmt.
2 Material und Methoden
12
Wurden die Tiere bei späteren Fängen zurückgefangen, wurden sie lediglich in den Fangsack
überführt, der RFID-Transponder durch den Stoff hindurch ausgelesen und ihr Gewicht, wie
beim Erstfang beschrieben, bestimmt. Anschließend wurden die Jungtiere in der Fangsocke
zurück zum Bau gebracht und freigelassen.
Das Handling von Jungtieren mittels der Methode der Fangsocke wird bei der Wiener Feld-
hamsterpopulation seit vielen Jahren praktiziert und gut von den Tieren vertragen. Diese
Methode erlaubt ein stressfreies Handling ohne die agilen Jungtiere beim Wiederfang
nochmals betäuben zu müssen (Franceschini-Zink & Millesi 2008; Hufnagl, Franceschini-Zink,
& Millesi 2010; Roiser-Bezan 2010) .
Beendet wurde der Jungtierfang wurde am 18.09.2013 im Langgöns.
2.7.1 Genetische Verwandtschaftsanalyse in Zweifelsfällen
Eine genetische Überprüfung der Verwandtschaft von Jungtier und potentieller Mutter mit-
tels Mikrosatellitenanalyse erfolgte, wenn:
1. ein bereits individualisiertes Jungtier am Bau eines anderen Untersuchungsweib-
chens zurückgefangen wurden, oder
2. Jungtiere am Bau eines Weibchens gefangen wurden, das bereits nach mehreren Te-
lemetrie-Tagen nicht mehr geortet werden konnte
3. Jungtiere nur einmal am Bau eines Weibchens gefangen wurde, welches jedoch so-
wohl im Vorfeld als auch im Anschluss an den Jungtierfang, basierend auf der Aus-
wertung der Wildtierkameraaufzeichnungen, keine Anzeichen eines Wurfes zeigte.
Die Bearbeitung und Auswertung der Proben wurde bei Mitarbeitern des Senckenberg-
Institutes - Abteilung für Naturschutzgenetik, an dem diese Arbeit betreut wurde, in Auftrag
gegeben.
Die Extraktion der Proben erfolgte in einem speziellen DNA Labor. Der Laborplatz wurde
deshalb täglich mit Ethanol gereinigt und mit frischen Labortüchern ausgelegt. Nach jeder
Präparation wurden die Oberflächen erneut mit Ethanol gesäubert. Das Präparierbesteck,
feine Pinzetten und Schere, wurden nach jeder Präparation mittels eines Bunsenbrenners
sterilisiert. Für jede Probe wurden jeweils frische Laborhandschuhe genutzt. Es wurde ver-
sucht, von je-der Probe mindestens 10 gekürzte, präparierte Haare mit Haarwurzeln in ein
1,5 ml Eppendorfgefäß zu überführen. Die Extraktion erfolgte mit dem QIAamp® DNA Inves-
2 Material und Methoden
13
tigator Kit (Qiagen). Im Anschluss an die DNA Extraktion erfolgt die Amplifikation von artspe-
zifischen Mikrosatelliten (Tab. 1). Die Methodik ist eingehend in Reiners 2009 und Reiners
2011 beschrieben. Die Auswertung und Interpretation erfolgte durch die Mitarbeiter des
Senckenberg Forschungsinstitutes.
Tab. 1: Auflistung der verwendeten Mikrosatelitenloci. Die Loci IPK stammen aus der Veröffentli-
chung von Jakob & Mammen 2006 und die Ccri Loci stammen aus der Veröffentlichung von Neumann
& Jansman 2004. Zusätzlich ist jeweilige Fluoreszenzmarkierung, die ungefähre Produktlänge sowie
die Gruppierung in Multiplexreaktionen aufgeführt (MM- Multiplex Mix).
Locus Farbstoff ~Länge MM
IPK06 FAM 80 bp
A
IPK05 FAM 150 bp
IPK12 VIC 100 bp
IPK07 VIC 160 bp
IPK01 NED 140 bp
IPK09 NED 185 bp
Ccri4 FAM 140 bp
B Ccri10 VIC 160 bp
Ccri11 VIC 103 bp
Ccri20 NED 154 bp
Ccri17 FAM 211 bp
C Ccri19 FAM 124 bp
IPK02 NED 208 bp
IPK03 HEX 187 bp
Ccri12 HEX 114 bp
D Ccri15 NED 139 bp
Ccri13 FAM 108 bp
Ccri03 FAM 174 bp
Die Auswertung der Verwandtschaft erfolgte durch den Vergleich von gleichen Allelen an
den 18 Mikrosatellitenloci. Durch die Segregation in der Keimbahn, teilen sich Mutter und
Jungtier immer mindestens ein Allel an jedem Genort (= Lokus). Dieser Sachverhalt wurde
genutzt um die Zugehörigkeit einen Jungtieres zu einem Muttertier zu überprüfen.
2 Material und Methoden
14
2.8 Videokastenfallen
In der vorliegenden Untersuchung sollte unteranderem der Frage nachgegangen werden, ob
sich die Gewichtsentwicklung von Jungtieren im Primärhabitat von der in Erhaltungszuchten
oder Wiederansiedlungen unterscheidet. Hierfür wurden Baue, an denen Jungtiere gefangen
und mittels RFID-Transpondern individualisiert wurden, mit einer Videokastenfalle über-
wacht. Die Videokastenfalle erlaubt eine automatische Erfassung des Gewichts, ohne manu-
elles Handling. Wie in Abb. 11 dargestellt, besteht die Falle aus einer Waage, einem Futter-
napf und einer Videokamera. Des Weiteren verfügt das Gerät über ein Transponder-
Auslesegerät mit welchem individualisierte Tiere identifiziert werden können. Betritt ein Tier
die Falle, wird über den Wiegesensor der Waage die Kamera ausgelöst und die Video- und
Gewichtsdaten automatisch mit Zeit und Datum synchronisiert und gespeichert. Die Auf-
zeichnungszeit der Kamera beträgt dabei 30s nach ihrer Auslösung, das Gewicht wird im Se-
kundentakt gemessen und auf einem USB-Stick gespeichert. Als Köder diente in diesem Falle
eine Körnermischung (Crispy Muesli Hamster & Co. von Versele-Laga).
Abb. 11: Aufbau der Videokastenfalle Made by Theo zur automatischen Aufzeichnung von Gewichts-
entwicklungen.
Es wurde versucht von allen Würfen in zeitnahen Abständen Gewichtsdaten zu erfassen.
Dafür rotierte die Videokastenfallen zwischen den Mutterbauen beider Gebiete.
2 Material und Methoden
15
2.9 Datenauswertung
2.9.1 Fangerfolg im Frühjahr
Der Fangerfolg im Frühjahr wurde, basierend auf den zuvor kartierten Bauen, graphisch dar-
gestellt und deskriptiv ausgewertet. Ebenfalls wurde die Geschlechterverteilung ausgewer-
tet. Die erhobenen Gewichtsdaten wurden mittels der Darstellung als Histogramm auf Nor-
malverteilung geprüft und anschließend mittels t-Test auf Unterschiede zwischen den Ge-
schlechtern und den Untersuchungsgebieten getestet.
2.9.2 Wurfstatistik
Ein Ziel der Arbeit war die Erfassung der Wurfparameter Wurfgröße und Wurfanzahl. Diese
Daten wurden mit Microsoft Excel strukturiert und anschließend ebenfalls Excel oder mit
Statistiksoftware R (3.0.1) graphisch dargestellt und daraufhin analysiert. So wurde für jedes
Weibchen die Anzahl der Jungtiere und Anzahl der Würfe ermittelt. Die Jungtieranzahl je
Weibchen ergab sich dabei aus der Anzahl der am jeweiligen Weibchenbau gefangenen
Jungtiere, wurde jedoch in einzelnen Unsicherheitsfällen, wie sie in Kapitel 2.7.1 beschrieben
wurden, durch die Ergebnisse der genetische Verwandtschaftsanalyse korrigiert. Zudem
wurden, unter Einbezug aller der Untersuchungsweibchen, die sich erfolgreich Fortpflanzen
konnten, die mittlere Wurfgröße und die Wurfanzahl ermittelt. Weiterhin wurde auch die
Geschlechterverteilung der gefangen Jungtiere bestimmt.
2.9.3 Errechnung des Geburtstages von Jungtieren Anhand der Gewichtsentwicklung
Die Gewichtszunahme der Jungtiere ist abhängig von der Zeit, daher sollte es möglich sein
Anhand des Gewichts das Alter von Jungtieren bzw. der Würfe ermitteln zu können. Ziel war
es Formeln für die Gewichtsentwicklung zu errechnen, mit denen dann anhand des Jungtier-
gewichts das Geburtsdatum der Jungtiere bzw. der Würfe zurück gerechnet werden kann.
Die Gewichtsdaten, die zur Ermittlung der Gewichtsentwicklung verwendet wurden, setzten
sich aus den Gewichtsaufzeichnungen der Videokastenfalle und den beim Erstfang und den
Wiederfängen aufgenommenen Daten zusammen. Um für jedes Jungtier eine Gewichtsreihe
über die Zeit erstellen zu können, mussten die Rohdaten der Videokastenfallen zuerst über-
prüft und sichere Gewichtsdaten selektiert werden.
2 Material und Methoden
16
Selektion der automatisierten gewonnen Gewichtsdaten
Da die Kamera der Videokastenfalle nicht bei allen Gewichtsmessungen ausgelöst und der
RFID-Chip der Tiere immer zuverlässig ausgelesen wurde, wurden im ersten Selektionsschritt
nur Gewichtsdaten ausgewählt, zu welchen auch eine Videoaufzeichnung vorlag. So konnte
sichergestellt die Gewichte auch wirklich zu einem Feldhamster und keinem anderen Tier
gehören. In nächsten Schritt wurden die Videos zu den einzelnen Gewichtsaufnahmen ma-
nuell darauf überprüft, dass nur ein Tier in der Falle gewogen wurde und ob sich das Tier für
mehre Sekunden ruhig auf der Waage verhielt. Gewichte von Tieren die im Futternapf der
Falle saßen oder nur kurz in die Falle liefen und diese inspizierten, wurden verworfen. Ge-
wichtsdaten von Jungtieren zu denen keine RFID Kennung gespeichert waren, jedoch Videos
vorlagen, wurden nach gleicher Vorgehensweise behandelt und als unbekanntes Jungtier des
jeweilig beobachteten Weibchens gespeichert. Von jeder der 30s dauernden Videosequen-
zen eines Tiers wurde letztlich nur ein einzelnes Gewicht selektiert. Schwankten diese, wur-
de immer das am häufigsten aufgetretene Gewicht gewählt. Die selektierten, Gewichtsdaten
der Jungtiere sowie deren Gewichte bei den Fängen, wurden für alle Jungtiere eines Weib-
chens in gesonderten Tabellen gespeichert. Diese Daten wurden nochmals so ausgedünnt,
dass letztlich für ein Jungtier an einem Messtag nur noch ein Gewicht zählte. Die Gewichts-
daten der unbekannten Jungtiere wurden, soweit diese in das Entwicklungsmuster eines
anderen bekannten Jungtieres desselben Wurfes passten, diesem zugeordnet. War dies
nicht möglich wurde die Daten verworfen. Für jedes Tier lagen letztlich die Informationen
Tier-ID (RFID), Weichen-ID, Wurfnummer (1. oder 2. Wurf) sowie die Messtage (Datum) mit
dem jeweiligen Gewicht vor. Die einzelnen Gewichtsdatensätze der Weibchen (n=14) wur-
den nach endgültiger Selektion zu einem Gesamtdatensatz zusammengefasst.
Alignierung der Gewichtsdaten
Die beobachteten Würfe der verschieden Weibchen traten zu unterschiedlichen Zeiten auf
bzw. befanden sich in unterschiedlichen Entwicklungsphasen, z.B. Subadultes Jungtier aus
dem eines ersten Wurfes und Jungtier eines 2. Wurfes. Um die Jungtiere für die Berechnung
der Entwicklungskurve auf eine gemeinsame Entwicklungsstufe zu bringen, wurden sie an-
hand ihrer Gewichte, basierend auf der Annahme, dass die Tiere in unteren Gewichtsberei-
chen in etwa das gleiche Alter haben, aligniert. Dabei wurden, wie in Abb. 12 dargestellt die
2 Material und Methoden
17
Gewichts-Zeitreihen ganzer Würfe so verschoben, dass sie mit denen Gewichten anderer
Würfe zusammenpassten.
Abb. 12: Alignierung der Gewichtsdaten. Oben: Originaldaten zweier Würfe (gelb und grün). Unten:
Anpassung der Gewichte des zweiten Wurfes an die des Ersten.
Nach Anpassung der Gewichte aller Würfe, wurde der Anfang der Zeitskala (Tage) für die
Gewichtsentwicklung an den ersten Tag der ersten Gewichtsaufzeichnung gesetzt.
Statistische Auswertung der Gewichtsdaten
Der Gesamtdatensatz der Jungtiergewichte wurde, vor der statistischen Analyse, auf Ge-
wichtsdaten < 250g reduziert, da, so La Haye (2011), die Altersbestimmung von Jungtieren
ab diesem Gewicht unzuverlässig wird. Der reduzierte Datensatz enthielt nach der Reduktion
noch 229 Gewichtsdaten, verteilt über einen Zeitraum 71 Tage. Die Analyse täglicher Ge-
wichte erschien nicht sinnvoll, da diese immer nur von einzelnen Individuen bzw. einzelne
Würfen stammten. Zur Darstellung der Gewichtsentwicklung ab dem Zeitpunkt der ersten
2 Material und Methoden
18
Gewichtmessung, wurden die Daten daher wochenweise zusammengefasste und die Mit-
telwerte und Standardabweichungen für diese insgesamt 10 Beobachtungswochen berech-
net. Hierbei ist aufgefallen, dass die Gewichtsentwicklung ab der 6. Woche rückläufig war,
bzw. stagnierte. Zudem lagen in der für die Wochen 9 und 10 nur Einzelwerte eines Jungtie-
res vor. Die Selektion der Gewichtsdaten ab der 6. Woche zeigten, dass bis auf einen einzi-
gen Gewichtswert alle von den Jungtieren des Weibchens Nr. 7 stammten. Eins dieser Jung-
tiere veränderte sein Gewicht über den Zeitraum von 6 Tagen nicht bzw. hat an Gewicht
verloren. Weitere Tiere des Wurfes zeigten nur sehr geringe Gewichtszunahmen. Da die Ge-
wichtsentwicklung dieser Tiere nicht repräsentativ für die Jungtierentwicklung war, wurde
der Datensatz von Weibchen Nr. 7 nicht in die weiteren Analysen einbezogen. Damit redu-
zierte sich der Gesamtdatensatz auf 166 Gewichtsdaten über einen Zeitraum von 7 Wochen.
Ermittlung von Formeln für die Gewichtsentwicklung von Jungtieren
Die Analyse der Gewichtentwicklung in Abhängigkeit verschiedener Einflussparameter, er-
folgte im Statistikprogramm R mittels ANOVA (analysis of variance). Für diese Berechnung
wurden aus dem bereits reduzierte Datensatz (n=166) nochmals 11 Gewichtsdaten aus den
Wochen 6 und 7 ausgeschlossen, da diese nur von einem Jungtier stammten, das Gewicht
verlor. Somit wurden die Berechnungen mit 155 Gewichtsdaten verteilt über 5 Wochen
durchgeführt. Mit diesen Daten wurden verschieden Modelle getestet. Im Ersten Modell
wurde getestet ob die erklärenden Variablen „Tag“ und „Geschlecht“ einen Einfluss auf die
abhängige Variable „Gewicht“ haben sowie berechnet ob Interaktion der Variablen „Ge-
schlecht“ und „Tag“ das Gewicht beeinflussen, heißt, das Gewicht an einem bestimmten Tag
abhängig ist vom Geschlecht. Aus diesem Modell wurden schrittweise die Variablen heraus-
genommen, die keinen signifikanten Einfluss auf das Gewicht hatten. Das beste Modell lie-
ferte letztlich die Formeln für die Gewichtsentwicklung, mit deren Hilfe das Geburtsgewicht
zurückgerechnet werden konnte.
2.9.4 Berechnung des Geburtstags von Junghamstern
Um den Geburtstag der Jungtiere zurückzurechnen, wurde in die jeweilige geschlechtsspezi-
fischen Formel für die Gewichtsentwicklung, für y = 5g eingesetzt, was dem Geburtsgewicht
für Feldhamster in der Literatur entspricht (Vohralik 1975). Die ermittelten Werte, für Weib-
chen = 10 und Männchen = 9, entsprechen dem „wahren“ Alter zum ersten Gewichts-
2 Material und Methoden
19
Messtag. Dem zufolge, waren Weibchen am ersten Messtag bereits 10 Tage als, männliche
Jungtiere 9 Tage. Der Geburtstag eines Wurfes wurde schließlich durch Abzug des errechne-
ten „wahren“ Alters der Jungtiere vom ersten Messdatum eines jeden Wurfes ermittelt.
2.9.5 Überlebensrate beobachteter Untersuchungsweibchen
Im Laufe der Untersuchung ist es, wie erwartet zum Verlust von Tiere gekommen, entweder
mit unbekanntem Schicksal oder durch nachgewiesene Prädation. Einige Weibchen konnten
über den gesamten Untersuchungszeitraum beobachtet werden. Für den gesamten Unter-
suchungszeitraum wurden die monatlichen Überlebensraten mittels der Mayfield Methode
(Mayfield 1961) wie folgt berechnet:
Der prozentuale Anteil der Weibchen, welche seit Beginn der Untersuchung noch am Leben
sind errechnete sich für die einzelnen Monate wie folgt:
Da bei den Berechnungen der Überlebensrate nur die Mortalität einbezogen werden konnte,
wurden die Weibchen deren Schicksal unbekannt war als tot gewertet, was dem „worst
case“ Szenario entsprechen würde.
3 Ergebnisse
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3 Ergebnisse
3.1 Frühjahrs-Fangerfolg
Zur Lokalisation von Untersuchungstieren wurden in den Gebieten Langgöns (LG) und Main-
Kinzig-Kreis (MKK) ab dem 01. Mai Feldhamsterbaue auf vorausgewählten Flächen kartiert
und an den ermittelten Bauen ab dem 14.05.2013 versucht die Tiere zu fangen. In Langgöns
konnten insgesamt 73 Feldhamsterbaue kartiert werden, in Main-Kinzig waren es 57 Baue.
Der Fangerfolg lag für beide Gebiete bei 40%. In Langgöns konnten an 31 von 73 kartierten
Bauen Feldhamster gefangen werden, im Main-Kinzig an 19 der insgesamt 57 Baue (Abb.
13a). Wie in Abb. 13b dargestellt konnten bei den Fängen insgesamt 19 Weibchen und 31
Männchen gefangen werden, was einem Geschlechterverhältnis von 1 : 1,6 entspricht. In
Langgöns wurden doppelt so viele Männchen (n= 21) gefangen, wie Weibchen (n=10). In
Main-Kinzig waren von 19 gefangenen Tieren 10 männlich und 9 weiblich.
Abb. 13: Frühjahrs-Fangerfolg. a) Anzahl der in der Frühjahrskartierung festgestellten Baue (grau),
gegenübergestellt der Anzahl der Baue an denen Feldhamster gefangen wurden (blau), getrennt
nach Untersuchungsgebiet (LG = Langgöns, MKK = Main-Kinzig). b) Geschlechterverteilung der gefan-
genen Adulttiere, ebenfalls getrennt nach Untersuchungsgebiet (blau = Männchen, rot = Weibchen,
grau = Gesamtanzahl der gefangenen Tiere).
Die Frühjahrsgewichte der gefangenen Tiere waren normalverteilt. Zur deren Analyse wur-
den mittels t-Test Gewichtsunterschiede zwischen den Untersuchungsgebieten für die jewei-
ligen Geschlechter getestet (Tab. 2).
3 Ergebnisse
21
Tab. 2: Zusammenfassung der mittleren Frühjahrsgewichte von Adultieren mit ihren Minmal- und
Maximalgewichten, getrennt nach Untersuchungsgebiet und Geschlecht sowie den Ergebnissen der
t-Tests zum Vergleich der mittleren Gewichte pro Geschlecht zwischen den Untersuchungsgebieten.
Ort Geschlecht n Gewicht in [g] t-Test
Min Median Mittelwert Max n df t-value p-value
LG m
21 245.0 386.5 370.0 540.0 31 16.03 0.77 0.45
MKK 10 280.0 398.5 396.6 558.0
LG w
10 190.0 287.0 286.9 355.0 19 13.05 1.49 0.16
MKK 9 182.0 371.0 336.8 412.0
Im Mittel waren sowohl männliche als auch weibliche Tiere in Langgöns etwas leichter als in
Main-Kinzig. Die Gewichtsunterschiede war jedoch nicht signifikant (Abb. 14). In Langgöns
konnten Männchen mit Gewichten zwischen 245g und 540g gefangen werden. Im Mittel
waren sie 370g schwer. In Main-Kinzig wurden ähnliche Gewichte für Männchen, zwischen
280g und 558g, gemessen. Das durchschnittliche Gewicht der Männchen in Main-Kinzig lag
bei 397g. Die Gewichte der Weibchen in Langgöns reichten von 190g bis 335g. Im Mittel wa-
ren weibliche Tiere dort 287g schwer. In Main-Kinzig wogen die Weibchen beim Frühjahrs-
fang zwischen 182g und 412g, im Mittel 337g.
Abb. 14: Boxplot zur Darstellung der Gewichtsunterschiede für Männchen (blau) und Weibchen (rot)
in den jeweiligen Untersuchungsgebieten Langgöns (LG) und Main-Kinzig (MKK).
3 Ergebnisse
22
Für die gesamte Stichprobe wurde mittels ANOVA (analysis of variance) der Einfluss der er-
klärenden Variablen „Geschlecht“ und „Ort“ auf die abhängige Variable „Gewicht“ getestet.
Wie in Tab. 3 zusammengefasst, zeigte das Gewicht eine Abhängigkeit vom Geschlecht, nicht
jedoch vom Untersuchungsort (Abb. 15).
Tab. 3: : Ergebnisse der ANOVA zur Überprüfung des Zusammenhangs der erklärenden Variablen
„Ort“ und „Geschlecht“ und dem „Gewicht“ (abhängige Variable). Gegeben sind die jeweiligen Effek-
te der erklärenden Variablen mit ihrem Standardfehler (SE) und ihrer Signifikanz (***P<0,001;
**P<0,01; *P<0,05; .P>0,1). Modellevaluation n= 50; SE= 79,01; df= 46; Multiple R²= 0,1945; Adjusted
R²= 0,1595; p= 0,06915.
Effekt SE t-value Signifikanz
Intercept 366.78 16.4 22.366 ***
Geschlecht 36.27 23.4 -3.138 **
Ort -73.43 23.4 1.55
Abb. 15: Boxplot zur Darstellung des Gewichtsunterschiedes zwischen Männchen (blau) und Weib-
chen (rot) für die gesamte Stichprobe (n=50).
3 Ergebnisse
23
3.2 Besenderte Weibchen und Verlustraten
In dieser Studie sollten nur Weibchen über 200g für die spätere Telemetrie besendert wer-
den. In beiden Gebieten wurde während des Frühjahrfangs jeweils ein Weibchen gefangen
das < 200g wog. Somit wurden in Langgöns 9 der 10 gefangenen Weibchen besendert, in
Main-Kinzig wurden 8 von 9 Weibchen mit Sendern ausgestattet. Im Mai konnten insgesamt
15 Weibchen gefangen und besendert werden. Anfang Juni kam in beiden Gebieten je ein
weiteres hinzu. Im Juli wurden in Main-Kinzig nochmals 2 Weibchen gefangen und mit Sen-
dern ausgestattet. Insgesamt wurden 19 Feldhamsterweibchen besendert und anschließend
mittels Telemetrie beobachtet. 10 Tiere in Main-Kinzig und 9 in Langgöns. Von Beginn der
Untersuchung am 21. Mai, bis zu deren Ende am 18. September, kam es zum Verlust von 10
der insgesamt 19 besenderten Tiere. Von 9 der 10 verlorenen Tiere ist der Schicksalsstatus
unbekannt. Ein Tier konnte tot gefunden werden. In beiden Gebieten lag der Verlust bei 5
Weibchen. Eine vollständige Auflistung der beobachteten Weibchen mit ihrem Besende-
rungsdatum, dem Datum des letzten Kontaktes per Telemetrie oder Wildkamera, der jewei-
ligen Gesamtbeobachtungsdauer sowie deren Schicksalsstatus ist in Tab. 4 gegeben.
Tab. 4: Zusammenfassung der Parameter zu den einzelnen besenderten Untersuchungstieren. Grau
hervorgehoben sind die Tiere die zum Ende der Untersuchung immer noch am Leben waren.
Weibchen ID Gebiet Besenderungsdatum Letzter Kontakt Beobachtungsdauer
in [d] Status
1 LG 30/05/2013 18/09/2013 111 am Leben
2 LG 22/05/2013 18/09/2013 119 am Leben
3 LG 22/05/2013 18/09/2013 119 am Leben
4 LG 22/05/2013 08/08/2013 78 unbekannt
5 LG 22/05/2013 20/06/2013 29 unbekannt
6 LG 24/05/2013 18/09/2013 117 am Leben
7 LG 24/05/2013 10/08/2013 78 unbekannt
8 LG 24/05/2013 09/06/2013 16 unbekannt
9 LG 01/06/2013 16/06/2013 15 tot
14 MKK 21/05/2013 24/07/2013 64 unbekannt
16 MKK 21/05/2013 12/09/2013 114 am Leben
17 MKK 21/05/2013 21/06/2013 31 unbekannt
18 MKK 27/05/2013 31/07/2013 65 unbekannt
19 MKK 27/05/2013 12/09/2013 108 am Leben
21 MKK 28/05/2013 24/07/2013 57 unbekannt
22 MKK 28/05/2013 12/09/2013 107 am Leben
24 MKK 02/06/2013 12/09/2013 102 am Leben
27 MKK 17/07/2013 22/07/2013 5 unbekannt
28 MKK 24/07/2013 12/09/2013 50 am Leben
3 Ergebnisse
24
Mittels der Mayfield Methode wurden die monatlichen Überlebensraten für alle 19 besen-
derten Weibchen berechnet. Wie aus Tab. 5 ersichtlich, lagen die monatlichen Überlebens-
raten zwischen 74% und 100%. Während im Mai und September 100% der Tiere überlebten,
waren in den Monaten Juni und Juli 23% bzw. 26 % sowie im August 81% Verlust bei den
Weibchen zu verzeichnen.
Tab. 5: Berechnung der Überlebensraten für die Untersuchungsweibchen nach der Mayfield Metho-
de. Angegeben sind die monatlichen Überlebensraten sowie der Anteil noch lebender Weibchen pro
Monat, bezogen auf die Gesamtanzahl der besenderten Weibchen (n=19).
Monat monatliche Überlebensrate Anteil überlebender Weibchen
Mai 1 100
Juni 0.77 77
Juli 0.74 56
August 0.81 46
September 1 46
Der Anteil der Weibchen, die den gesamten Untersuchungszeitraum überlebten lag bei 46%.
3.3 Wurfstatistik
Von den insgesamt 19 beobachteten Weibchen konnten sich 14 Weibchen erfolgreich re-
produzieren. Hiervon konnten 7 Weibchen einen Zweiten Wurf zur Welt bringen. Die Weib-
chen Nr. 5,9,8 und 17 waren vor dem Nachweis eines ersten Wurfes mit unbekanntem
Schicksal verloren. Weibchen Nr. 1 hatte während des Untersuchungszeitraumes keine Jung-
tiere zur Welt gebracht. Insgesamt wurden von 14 Weibchen 76 Jungtiere zu Welt gebracht.
In Abb. 16 sind zu jedem dieser Weibchen die Anzahl der Jungtiere, aufgeteilt nach erstem
und zweitem Wurf, dargestellt. In beiden Würfen wurde minimal 1 Jungtier zur Welt ge-
bracht. Maximal wurden im ersten Wurf 7 Jungtiere produziert, im zweiten Wurf waren es
maximal 5 Jungtiere. Die höchste Anzahl an Jungtieren, die in beiden Würfen zusammen
produziert wurden lag bei 8 Jungtieren und wurde von zwei Weibchen erreicht. Im Mittel lag
die Anzahl der Jungtiere pro Weibchen über die gesamte Saison bei 5,4. Im Mittel wurden
während der Saison 1,5 Würfe produziert.
3 Ergebnisse
25
Abb. 16: Anzahl der Jungtiere pro Weibchen, aufgeteilt nach Würfen.
Mittels t-Tests wurde geprüft, ob sich erster und zweiter Wurfe in der Anzahl der produzier-
ten Jungtiere signifikant voneinander unterschieden. Es konnte kein bedeutsamer Unter-
schied festgestellt werden. Die mittlere Wurfgröße des ersten Wurfes (n=14) lag bei 3,4
Jungtieren, die des zweiten Wurfes (n=7) bei 3 Jungtieren (Abb. 17).
Abb. 17: Boxplot zur Darstellung des Unterschiedes in der Jungtieranzahl des ersten und des zweiten
Wurfes.
3 Ergebnisse
26
Die Geschlechterverteilung aller im Untersuchungszeitraum geborenen Jungtiere lag bei
1:1,6. In beiden Würfen wurden mehr Männchen als Weibchen geboren. Im ersten Wurf
waren von insgesamt 53 Jungtieren 28 männlich, 22 weiblich (Abb. 18). Von 3 Jungtieren
konnte im ersten Wurf das Geschlecht nicht bestimmt werden. Beim ersten Wurf war das
Verhältnis von Weibchen zu Männchen daher 1:1,2. Die Summe der im zweiten Wurf gebo-
ren Jungtiere lag bei 23 Tieren, wovon 17 männlich und 6 weiblich waren (Abb. 18). Daraus
ergibt sich für den zweiten Wurf ein Geschlechterverhältnis von 1:2,8.
Abb. 18: Gesamtanzahl und Geschlechterverteilung der Jungtiere für die gesamte Stichprobe sowie
getrennt nach Wurfnummern.
3.4 Jungtierentwicklung
In die Berechnung der Jungtierentwicklung flossen 166 Gewichtsdaten ein, welche in einem
Zeitraum von 7 Wochen ab der ersten Gewichtsmessung eines Jungtieres erhoben wurden.
Wie Abb. 19 dargestellt und in Tab. 6 zusammengefasst, nehmen die Jungtiere von der ers-
ten bis zur fünften Woche kontinuierlich an Gewicht zu. Danach stagniert die Zunahme bzw.
ist sogar rückläufig. Der mittlere wöchentliche Gewichtszuwachs liegt in den ersten beiden
Wochen nach der ersten Messung bei 30% und 35%. Im Mittel wogen die Jungtiere in der
ersten Messwoche 71g (SD 11g), in der zweiten bereits 94g (SD 10g) und in der dritten
Woche 126g (SD 14g).
3 Ergebnisse
27
Ab der dritten Messwoche reduzierte sich die Gewichtszunahme auf 18 % in der vierten und
fünften Woche. Im Mittel waren die Jungtiere in der vierten Woche 153g (SD 23g), in der
fünften Woche 186g (SD 29g) schwer. In der sechsten Woche stagniert die Gewichtszu-
nahme bzw. ist sie im Mittel um 1% rückläufig, was sich in der siebten Woche auf mittlere
eine Gewichtsabnahme von 6% erhöht. Das Gewicht der letzten Woche wird jedoch von nur
einem einzelnen bestimmt. Deutlich erkennbar ist, dass die Jungtiergewichte ab der vierten
Woche eine zunehmende Varianz zeigen und hier Gewichtsschwankungen von über 20g
aufweisen. In der fünften und sechsten Woche beträgt die Abweichung vom Mittel sogar
knapp 30g.
Abb. 19: Boxplot zur Darstellung der wöchentlichen Gewichtszunahme aller Jungtiere ab der ersten Gewichtsmessung.
3 Ergebnisse
28
Tab. 6. Ergebnisse zu den mittleren, wöchentlichen Jungtiergewichten in [g] (gerundete Werte) ab
dem Zeitpunkt der ersten Gewichtsmessung. Angeben sind Median, Mittelwert, Standardabweichung
(SD), Minimal- (Min) und Maximalgewicht (Max) sowie die mittlere Gewichtszunahme in [%] und die
Anzahl der jeweils einbezogenen Gewichtsdaten (n).
Wöchentliches Gewicht in [g]
Wochen 1 2 3 4 5 6 7
Median 71 91 125 153 187 170 173
Mittelwert 72 94 126 153 186 185 173
SD 11 10 14 23 29 31 0
Min 49 73 93 107 131 148 173
Max 93 112 157 197 233 228 173
mittlere Gewichts- zunahme [%]
30 35 21 21 -1 -6
n 16 31 48 37 23 10 1
Auf Grund des bekannten Geschlechtsdimorphismus‘, wurden die mittleren wöchentlichen
Gewichtszunahmen zusätzlich getrennt nach Geschlecht berechnet (Tab. 7). Wie in Abb. 20
zu erkennen ist, waren weibliche Jungtiere im Mittel leichter als männliche. In der ersten
Messwoche nahmen beide Geschlechter im Mittel ca. 30% an Gewicht zu. In der zweiten
Woche war der mittlere Gewichtszuwachs für Männchen mit 33% und Weibchen mit 42%
am höchsten. Ab diesem Zeitpunkt war der Gewichtzuwachs rückläufig. In der sechsten Wo-
che stagnierte die mittlere Gewichtszunahmen bei Männchen, jedoch ist die Varianz der
Gewichte in dieser Messwoche hier sehr hoch. Bei Weibchen verringerte sich das Gewicht in
Woche Nr. 6 um 4%. In der letzten Messwoche lag nur noch ein einzelner Messwert für ein
Weibchen vor. In der letzten Messwoche stieg das Gewicht im Vergleich zur Vorwoche um
5%.
Abb. 20: Boxplot zur Darstellung der wöchentlichen Gewichtszunahme der Jungtiere ab der ersten
Gewichtsmessung, getrennt nach Geschlecht.
3 Ergebnisse
29
Tab. 7: Ergebnisse zu den mittleren wöchentlichen Jungtiergewichten in [g] (gerundete Werte) ab
dem Zeitpunkt der ersten Gewichtsmessung, getrennt nach Geschlecht (m = männlich, w = weiblich).
Angegeben sind Median, Mittelwert, Standardabweichung (SD), Minimal- (Min) und Maximalgewicht
(Max) sowie die mittlere Gewichtszunahme in [%] und die Anzahl der jeweils einbezogenen Ge-
wichtsdaten (n).
Wöchentliches Gewicht in [g] getrennt nach Geschlecht
Wochen 1 2 3 4 5 6 7
Median m 72 92 126 161 190 214
w 69 86 122 130 182 167 173
Mittelwert m 74 96 127 158 191 198
w 69 88 125 137 173 165 173
SD m 9 9 16 23 27 34
w 13 12 11 18 30 7 0
Min m 63 85 93 107 142 148
w 49 73 109 116 131 156 173
Max m 93 112 157 197 233 228
w 84 107 149 166 213 171 173
mittlere Gewichts- zunahme [%]
m 29 33 25 21 3
w 27 42 9 26 -4 5
n m 9 24 27 28 16 6 0
w 7 7 21 9 7 4 1
Mittels ANOVA wurden verschiede Modelle getestet, welche Aufschluss darüber geben soll-
ten, welche Parameter einen Einfluss auf die Gewichtsentwicklung der Jungtiere haben.
Hierbei zeigte sich, dass die Interaktion der erklärenden Variablen „Geschlecht“ und „Tag“
die abhängige Variable „Gewicht“ beeinflusst. Wie im Verlauf der Graphen in Abb. 21 zu er-
kennen ist, gab es zu Beginn der Messungen keinen geschlechtsspezifischen Unterschied in
den Gewichten der Jungtiere. Im zeitlichen Verlauf der nachfolgenden Messzeitpunkte war
das Gewicht jedoch abhängig vom Geschlecht, was die Ergebnisse der Teststatistik in Tab. 8
zeigen.
Tab. 8: Ergebnisse der ANOVA zur Gewichtsentwicklung von Jungtieren. Gegeben sind die jeweiligen
Effekte der Erklärenden Variablen mit ihrem Standardfehler (SE) und ihrer Signifikanz (***P<0,001;
**P<0,01; *P<0,05; .P>0,1). Modellevaluation n=155; SE=16,96; df=152; Multiple R²=0,8168; Adjust-
ed R²= 0,8144; p-value= <2,2e-16.
Effekt SE t-value Signifikanz
Intercept 45.2869 3.5521 12.75 ***
Tag 4.442 0.1713 25.924 ***
Tag x Geschlecht Weibchen -0.5288 0.1373 -3.852 ***
3 Ergebnisse
30
Aus diesen Ergebnissen ergeben sich die geschlechtsspezifischen, täglichen Zuwachsraten für
das Gewicht der Jungtiere, welche später zur Rückrechnung der Geburtstermine genutzt
wurden.
Die Gewichtszunahme männlicher Jungtiere folgt dabei der Funktion: .
Die Gewichtszunahmen der Weibchen folgt der Funktion: .
Die tägliche Gewichtszunahme ist demzufolge bei weiblichen Jungtieren geringer als bei
männlichen. Bei männlichen Jungtieren war der Faktor für die tägliche Gewichtszunahme bei
4,4 (± 0,17), bei weiblichen 3,9 (±0,14).
Abb. 21: Geschlechtsspezifische, tägliche Gewichtszunahme von Jungtieren ab dem Zeitpunkt der
ersten Gewichtsmessung.
3 Ergebnisse
31
3.5 Timing der Reproduktion
3.5.1 Saisonüberblick
Aus dem jeweiligen Besenderungsdatum der Feldhamsterweibchen, den Zeitpunkten an de-
nen die ersten und zweiten Würfe beobachtet werden konnten sowie den Erntezeitpunkten
und dem letzten Kontakt mit den Weibchen, ergibt sich das in Abb. 22 dargestellte Bild zur
aktiven Saison und dem Timing der Reproduktion wilder Feldhamster in ihrem Primärhabi-
tat.
Abb. 22: Überblick über das reproduktive Timing aller untersuchten Weibchen. Falls stattgefunden,
wurden das Datum des ersten Auftauchens des 1. (gelb) und des 2. Wurfes (blau) außerhalb des Mut-terbaues sowie der Erntezeitpunkt (rot) auf dem Zeitstrahl markiert. Dieser stellt den Gesamtbe-
obachtungszeitraum eines jeden Weibchens, vom Besenderungsdatum bis zum letzten Kontakt bzw.
dem allgemeinen Studienende dar. Mit grünen Kästchen sind die Weibchen markiert, welchen im
Nacherntezeitraum eine Schutzmaßnahme zur Verfügung stand.
Wie bereits im Kapitel 3.2 (Besenderte Weibchen und Verlustraten) erwähnt, ist auch Abb. 22
zu entnehmen, dass insgesamt 19 Weibchen für die Untersuchung besendert wurden. Von
diesen Tieren konnten sich 14 nachweislich mindestens einmal erfolgreich reproduzieren.
Der Reproduktionsstatus der Weibchen W5, W8 sowie W17 ist unbekannt. Diese Tiere konn-
ten nur über einen Zeitraum von 15 und 31 Tagen (Tab. 4) von Mitte Mai bis Mitte Juni beo-
bachtet werden. Danach war ihr Schicksal unbekannt. Weibchen W9 wurde nach 15 Tagen,
Mitte Juni, tot aufgefunden. Die Weibchen W27 und W28 wurden erst Mitte/Ende Juli ge-
fangen und besendert. Beide Tiere haben mindestens einen Wurf produziert. Auf Grund der
3 Ergebnisse
32
späten Besenderung kann nicht sicher gesagt werden, ob es sich bei diesen Würfen Ende Juli
und Ende August um spät produzierte erste Würfe oder bereits zweite Würfe handelte. Für
die Weibchen die von Beginn der Untersuchung bis zu ihrem ersten Wurf beobachtet wer-
den konnten, wird sichtbar, dass Jungtiere der erste Würfe im Zeitraum von Mitte Juni bis
Mitte August außerhalb der Mutterbaue auftauchen. Bei den Weibchen W4, W18 und W27
konnte das erste Auftauchen der ersten Würfe kurz nach der Gerste-Ernte Mitte Juli regis-
triert werden. Nach der Ernte konnten die betroffenen Weibchen und Jungtiere maximal 19
weitere Tage beobachtet werden. Von fünf der sieben Weibchen, die sich ein zweites Mal
erfolgreich reproduzierten, wurde das Auftauchen des zweiten Wurfes kurz vor der Weizen-
Ernte, Anfang bis Mitte August, registriert. Die Würfe der Weibchen W28, W22 und W7
tauchten erst nach der Weizenernte auf. Auf allen Flächen auf denen sich Weibchen ein
zweites Mal reproduzierten sowie auf der Fläche des spät reproduzierenden Weibchens
W28, wurden nach der Ernte Feldhamsterschutzmaßnahmen installiert.
3.5.2 Berechnung des Geburtstages von Jungtieren
Zur Rückrechnung des Geburtstages der Jungtiere wurde mit den geschlechtsspezifischen
Formeln das „wahre“ Alter zum ersten Gewichts-Messtag zurückgerechnet. In dieser Unter-
suchung war das kleinste gemessene Gewicht 48g. Dieses Gewicht stellte damit auch den
Ausgangspunkt, den Messtag Nr. 1 dar. Das bedeutet, dass männliche Jungtiere mit einem
Gewicht von 48g 10 Tage, weibliche Jungtiere 11 Tage alt waren.
Das Geburtsdatum eines Wurfes wurde schließlich durch Abzug des errechneten „wahren“
Alters der Jungtiere vom ersten Messdatum eines jeden Wurfes ermittelt. Die ermittelten
Geburtstage für die Würfe der einzelnen Untersuchungsweibchen sind in Tab. 9 aufgeführt.
Rückschluss auf das Alter beim ersten auftauchen außerhalb des Mutterbaus
Mit dem ermittelten Alter des für den ersten Messtag, welcher dem Tag des Erstfangs ent-
spricht, konnte das Alter beim ersten Auftauchen am Mutterbau abgeschätzt werden. In der
Regel war dieser Tag ebenfalls der Tag des Erstfanges, in einigen Fällen konnten Jungtiere
jedoch schon eher mittels Wildkameras außerhalb des Mutterbaus registriert werden. Wie
aus Tab. 9 hervorgeht, waren die Jungtier bei der ersten Sichtung außerhalb des Baues mi-
nimal 10 Tage und im Mittel 19 Tage alt.
3 Ergebnisse
33
Tab. 9: Ermittlung des Geburtsdatums der Würfe jedes Weibchens sowie das geschätzte Alter der
Würfe beim ersten Auftauchen von Jungtieren außerhalb des Mutterbaues.
Weibchen Wurf Nr. Gewicht Ort Erstsichtung
Wildkamera Erstfang Geburtstag
geschätztes Alter beim Auftauchen
außerhalb des Mut-
terbaus [d]
2 1 183 LG 24/06/2013 07/07/2013 02/06/2013 22
2 2 63 LG 07/08/2013 08/08/2013 27/07/2013 11
3 1 111 LG 06/07/2013 10/07/2013 15/06/2013 21
3 2 48 LG 04/08/2013 25/07/2013 10
4 1 69 LG 04/08/2013 21/07/2013 14
6 1 88 LG 04/07/2013 07/07/2013 17/06/2013 17
6 2 121 LG 07/08/2013 10/08/2013 17/07/2013 21
7 1 96 LG 13/07/2013 24/06/2013 19
7 2 136 LG 15/08/2013 20/07/2013 26
14 1 125 MKK 13/06/2013 26/06/2013 26/05/2013 18
16 1 93 MKK 16/06/2013 26/06/2013 29/05/2013 18
18 1 67 MKK 22/07/2013 06/07/2013 16
19 1 116 MKK 11/06/2013 24/06/2013 26/05/2013 16
19 2 93 MKK 31/07/2013 15/07/2013 16
21 1 157 MKK 28/06/2013 11/07/2013 11/06/2013 17
22 1 152 MKK 11/07/2013 11/06/2013 30
22 2 77 MKK 02/09/2013 18/08/2013 15
24 1 205 MKK 11/07/2013 03/06/2013 38
24 2 152 MKK 07/08/2013 07/07/2013 31
27 1 49 MKK 22/07/2013 11/07/2013 11
28 1 86 MKK 28/08/2013 10/08/2013 18
Rückschluss auf postpartum Östrus
Auf Grund des postpartum Östrus können sich Feldhamsterweibchen schon ein bis zwei Tage
nach Geburt eines Wurfes wieder erfolgreich verpaaren. Daraus folgt, dass sie mit einem
zweiten Wurf trächtig sein können, während der erste noch Wurf noch versorgt wird
(Vohralik 1974). Mit den ermittelten Geburtstagen der unterschiedlichen Würfe, kann der
Zeitraum zwischen der Geburt des ersten Wurfes und der Empfängnis des zweiten Wurfes
abgeschätzt werden, indem vom Geburtstag des zweiten Wurfes die mittlere Tragzeit von
ca. 17 Tagen abgezogen wird (Vohralik 1974; Niethammer 1982). Minimal lagen zwischen
der Geburt des ersten Wurfes und der geschätzten Empfängnis des zweiten Wurfes 9 Tage.
Im Mittel waren es 26 Tage (± 15 Tage) (Tab. 10). Geht von einer Versorgungszeit eines Wur-
fes von ca. 30 Tagen aus (Eibl-Eibesfeldt 1953; Kayser 2002), trat bei mindestens vier Tieren
der postpartum Östrus auf (Tab. 10).
3 Ergebnisse
34
Tab. 10: Zeitraum zwischen der Geburt des ersten und zweiten Wurfes sowie der geschätzte zeitliche
Abstand zwischen der Geburt des ersten und der Empfängnis des 2. Wurfes.
Weibchen 1.Wurf 2.Wurf Tage zw.
Würfen
Empfängnisdatum
2. Wurf
Tage zw. 1. Wurf und
Empfängnis 2.Wurf
2 02/06/2013 27/07/2013 55 10/07/2013 38
3 15/06/2013 25/07/2013 40 08/07/2013 23
6 17/06/2013 17/07/2013 30 30/06/2013 13
7 24/06/2013 20/07/2013 26 03/07/2013 9
19 26/05/2013 15/07/2013 50 28/06/2013 33
22 11/06/2013 18/08/2013 68 01/08/2013 51
24 03/06/2013 07/07/2013 34 20/06/2013 17
3.5.3 Jungtieraufzucht und Erntezeitpunkt
Feldhamsterweibchen benötigen zur Aufzucht eines Wurfes bis zur verlassen der selbständi-
gen Jungtiere ca. 30 Tage (Eibl-Eibesfeldt 1953; Kayser 2002). Mit den zurückgerechneten
Geburtsdaten konnte für jeden Wurf wie in Abb. 23 mit farbigen Linien dargestellt, der Zeit-
raum angegeben werden in dem die Jungtiere vom Muttertier abhängig sind. Diese Zeiträu-
me wurden mit den Ernteterminen verglichen. Hierbei zeigt sich, dass der Zeitpunkt der
Gersteernte Mitte Juli mit der Geburt bzw. der Aufzucht von drei spät auftretenden ersten
Würfen zusammenfällt. Die betroffenen Weibchen konnten wie bereits oben unter Kapitel
3.5.1 (Saisonüberblick) erwähnt kurz nach der Ernte nicht mehr geortet werden und die
Jungtiere auch nicht mehr gefangen werden. Ähnliches zeigt sich für den zweiten Ernteter-
min (Weizen). Mit Ausnahme des frühen zweiten Wurfes von Weibchen W24, wurden die
Würfe der anderen Weibchen zum Zeitpunkt der Weizenernte noch versorgt bzw. wurden
Jungtiere erst danach zur Welt gebracht. Bis auf Weibchen W7 konnten alle Weibchen bis
zum Studienende beobachtet werden. Auf den Flächen mit Weibchen die einen zweiten
Wurf produzierten, wurden wie bereits oben (Kapitel 3.5.1 Saisonüberblick) erwähnt, nach
der Ernte eine Feldhamsterschutzmaßnahmen eingerichtet.
3 Ergebnisse
35
Abb. 23: Zeitraum der Versorgung des ersten (gelb) und zweiten Wurfes (blau) durch das Muttertier
(ca. 30 Tage) ab den zurückgerechneten Geburtstagen der Würfe, abgeglichen mit den Zeitpunkten
der Ernte (rot).
4 Diskussion
36
4 Diskussion
Der Feldhamster ist in Europa, wegen des kontinuierlichen Einbrechens seiner Bestände,
stark gefährdet (Backbier, Gubbels, & Seluga 1998; Weinhold 1998a; Kayser 2002). Die Ursa-
chen dafür sind weitgehend bekannt und in den starken Veränderungen der landwirtschaft-
lichen Praxis zu suchen (Weinhold & Kayser 2006; Weinhold 2011). Trotz intensiver Bemü-
hungen den Lebensraum der Art mit der Einrichtung von Schutzmaßnahmen zu verbessern
oder Populationen in Wiederansiedlungs- oder Aufstockungsprojekten mit Tieren aus Erhal-
tungszuchten in ehemaligen Verbreitungsgebieten zu reaktivieren, kann der Negativtrend
der Bestandseinbrüche kaum aufgehalten werden (Weinhold & Kayser 2006; Weinhold
2008; La Haye et al. 2011a; Villemey et al. 2013). Daraus wird ersichtlich, dass die Auswir-
kungen der Faktoren, welche die Rückgänge bedingen, nicht ausreichend geklärt sind sowie
das spezielle Wissen zur Ökologie der Art, weiterhin unzureichend ist (La Haye et al. 2011b).
Diesbezüglich weist insbesondere der Kenntnisstand zur Reproduktionsökologie des Feld-
hamsters unter natürlichen Bedingungen im Freiland große Lücken auf. Diese sollten in der
vorliegenden Studie mit qualitativen und quantitativen Informationen geschlossen werden.
Es sollte im Speziellen geklärt werden, wann die Reproduktion der Feldhamster im Freiland
beginnt, zu welchen Zeitpunkten und in welchen Anzahlen Jungtiere zur Welt gebracht wer-
den sowie ermittelt werden, wie viele Würfe in einer Saison produziert werden können.
Ebenfalls war von Interesse, welche Gewichtsentwicklung Jungtiere im Freiland zeigen. Hier
sollte untersucht werden, ob anhand des Gewichts das Alter von Jungtieren bestimmt wer-
den kann. Dies liegt nahe, da das Gewicht ein einfacher und gut in der Freilandpraxis mess-
barer Indikator ist. Jedoch konnte von La Haye et al. (2012), festgestellt werden, dass große
Differenzen in den Gewichtsentwicklungen von Jungtieren aus Erhaltungszuchten und denen
im Freiland bestehen. In dieser Studie sollte daher der Zusammenhang des Jungtieralters mit
dem Gewichtszuwachs nochmals vergleichend analysiert werden. Die Gewichtszunahme und
die Entwicklung von Jungtieren ist darüber hinaus auch von besonderem Interesse, da denk-
bar ist, dass eine schnelle Gewichtszunahme auch ein schnellere Entwöhnung und Selbstän-
digkeit der Jungtiere bedeuten könnte, was wiederum dem Feldhamsterweibchen mehr Zeit
verschaffen könnte, weitere Würfe zu produzieren.
Zur Klärung dieser Fragen wurden in zwei hessischen Wildpopulationen von Mitte Mai bis
Anfang Juni 17 weibliche Feldhamster gefangen und besendert. Ende Juni und im Juli wur-
den zwei weitere Weibchen gefangen und besendert. Diese 19 Feldhamsterweibchen wur-
4 Diskussion
37
den mittels Telemetrie dauerhaft geortet und das Reproduktionsverhalten der Tiere in Hin-
blick auf die oben genannten Parameter beobachtet.
Im Rahmen der Frühjahrskartierung konnte festgestellt werden, dass Feldhamster in den
Untersuchungsgebieten bereits Anfang Mai aktiv waren. An den bereits aktiven, befahrenen
Bauen konnten dann in der zweiten Maihälfte Feldhamsterweibchen gefangen werden. Da
der Reproduktionszeitraum bei Feldhamstern kurz nach dem Erwachen der Weibchen aus
dem Winterschlaf beginnt (Weinhold & Kayser 2006; Franceschini-Zink & Millesi 2008), ist
davon auszugehen, dass dies in beiden Untersuchungsgebieten Mitte Mai der Fall war. Die
Rückrechnungen des potentiellen Empfängnisstages des ersten Wurfes, bestätigt diese An-
nahme. Für drei Weibchen lag der geschätzte Tag der Empfängnis sogar etwas früher, in der
zweiten Maiwoche, was auf den Beginn der aktiven Phase von Weibchen bereits Ende Ap-
ril/Anfang Mai schließen lässt. Das Ende des Reproduktionszeitraumes wird auf Mitte Sep-
tember geschätzt. Die Freilandarbeit dieser Studie endete am 18.09.2013. Bis zu diesem
Zeitpunkt konnten jedoch noch Jungtiere an den Mutterbauen gefangen werden. Mittels
Wildkameras konnte sogar noch über diesen Zeitraum hinaus die Aktivität von Weibchen
und subadulten Jungtieren beobachtet werden. Das Auftreten eines dritten Wurfes konnte
jedoch nicht beobachtet werden. Im gesamten Zeitraum der Studie konnte bei 14 der insge-
samt 19 besenderten Weibchen eine erfolgreiche Reproduktion beobachtet werden. Sieben
Tiere konnten während des Beobachtungszeitraums zwei Würfe zur Welt bringen, was zu-
gleich der festgestellten Maximalzahl an produzierten Würfen in dieser Saison entspricht. Im
Mittel brachte jedes Weibchen (n= 14) 1,5 Würfe zur Welt. Die nachgewiesene Anzahl der in
einem Wurf geborenen Jungtiere variierte von eins bis sieben.
Im Mittel wurden 5,4 Jungtiere pro Weibchen in einer Saison produziert. Die Jungtieranzah-
len der verschiedenen Würfe unterschieden sich dabei nicht signifikant. Das Geschlechter-
verhältnis der Jungtiere fiel mit 60%:40% zugunsten männlicher Jungtiere aus. Das gleiche
Verhältnis konnte auch bei den gefangenen Adulttieren im Frühjahr festgestellt werden. Je-
doch muss bemerkt werden, dieses leichte Ungleichgewicht von der Population in Langgöns
ausgeht. Hier wurden sowohl beim Fang der Adulttiere im Frühjahr, als auch bei den Jungtie-
ren doppelt so viele Männchen (n= 24) wie Weibchen (n= 9) festgestellt, während das Ver-
hältnis im Main-Kinzig in beiden Fällen annähern ausgeglichen war (Männchen= 21, Wei-
chen= 19).
4 Diskussion
38
Bei einem Weibchen konnte während des gesamten Studienzeitraumes keine Nachkommen
nachgewiesen werden. Ein Jungtier was am Bau des Weibchens gefangen und beprobt wur-
de, schied nachträglich auf Grund der Ergebnisse der genetischen Verwandtschaftsanalyse
als Nachkomme aus. Nach gleichem Ausschlussprinzip konnten auch ein Jungtier welches am
Bau eines zu diesem Zeitpunkt verschollenen Weibchens, gefangen wurde als Nachkommen
dieses Tieres ausgeschlossen werden. Zu diesen Weibchen und zwei weiteren liegen keine
Informationen zum Reproduktionsstatus vor, da diese bereits kurz nach der Besenderung
verschollen waren, bzw. in einem Fall prädiert aufgefunden wurden. Ob die verschollenen
Tiere ebenfalls der Prädation zum Opfer gefallen sind oder ob diese abgewandert sind, ist
unklar, da die Radiosender nicht mehr zu orten waren. Es kann bei allen verlorenen Weib-
chen nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob sich die Tiere zum Zeitpunkt des Verschwindens
oder des Todes bereits erfolgreich fortgepflanzt hatten bzw. ob diese, im Falle der Abwande-
rung, doch noch Jungtiere zur Welt brachten. Es kann jedoch eindeutig festgestellt werden,
dass nach dem Verschwinden der Weibchen keine Jungtiere an deren Baue gefangen wer-
den konnten. Dies deutet drauf hin, dass entweder kein Wurf produziert wurde oder dieser
ohne die Mutter nicht überlebte.
Die Verlustrate der Weibchen lag am Ende der Studie bei 65%, ausgehend vom „worst
case“, dass die Tiere deren Schicksal unbekannt war, alle ums Leben gekommen sind. Nur
ein einziges Tier konnte tot gefunden werden. Den Verletzungen nach zu urteilen, ist das Tier
einem Prädator (evtl. Fuchs) zum Opfer gefallen (Abb. 24).
Abb. 24: Kadaver eines besenderten Feldhamsterweibchens, welches in einem Rapsfeld ca. 500 Me-
ter von dem Bau entfernt, an dem es zuletzt geortet wurde, gefunden wurde.
4 Diskussion
39
Bereits im Juni wurden 20% Verlust bei besenderten Weibchen verzeichnet, zu einem Zeit-
punkt an dem die Deckung durch das noch wachsende Getreide sehr gering war. Es ist denk-
bar, dass die Tiere auf der Suche nach Nahrung, einem Fortpflanzungspartner oder bei der
Anlage eines neuen Baus, durch Prädation ums Leben gekommen sind. Weitere 20% wurden
Mitte/Ende Juli verloren und stehen zumindest in zwei Fällen mit der Gersteernte und dem
damit verbundenen Verlust der Deckung, in Verbindung. Zwei Weibchen, die auf dem glei-
chen Feld beobachtet wurden und zu diesem Zeitpunkt gerade Jungtiere versorgten, konn-
ten bereits 7-14 Tage später nicht mehr geortet oder gefangen werden. Die jeweiligen Jung-
tiere dieser Weibchen konnten ebenfalls nicht mehr nachgewiesen werden. Im August war
der Verlust mit 2 Tieren verhältnismäßig gering, obwohl Mitte des Monats die Weizenernte
stattfand. Bis zum Ende Studie konnten noch 46% (n = 9) der Weibchen nachgewiesen wer-
den. Die Baue dieser Weibchen lagen alle direkt in Feldhamsterschutzmaßnahmen oder we-
niger als 5 Meter davon entfernt. Alle diese Tiere versorgten zum Zeitpunkt der Ernte noch
ihren zweiten oder späten ersten Wurf. Im Gegensatz zu den Weibchen, an deren Bauen im
Mitte Juli geerntet wurde, konnten in Maßnahmenflächen Weibchen und Jungtiere bis Ende
des Untersuchungszeitraumes nachgewiesen werden. Dies weist darauf hin, dass der Schutz
durch das Deckung bietende Getreide, das Überleben des Weibchens sichert und dieses sei-
ne Jungtiere bis zur Entwöhnung/Selbständigkeit versorgen kann. Bis zum 18. September,
dem Ende der Studie konnte bei keinem Weibchen ein dritter Wurf registriert werden. Auch
nicht mittels der Wildtierkamerabeobachtung die in den Schutzmaßnahmen stehen gelassen
und weiterhin ausgewertet wurden.
Die Analyse der Gewichtsentwicklung der Jungtiere zeigt, dass das Gewicht ab dem Zeit-
punkt der ersten Messung, mit mittleren Jungtiergewichten von rund 70g, stetig bis zur fünf-
ten Messwoche anstiegt. Gleichzeitig mit diesem Anstieg, vergrößerte sich jedoch auch die
Varianz in den Gewichten. Dies galt für beide Geschlechter. In den ersten drei Messwochen
waren die Gewichte von Männchen und Weibchen noch sehr ähnlich, ab der vierten Mess-
woche wogen Männchen im Mittel mehr als weibliche Jungtiere. Ab der sechsten Woche
stagnierte die Gewichtszunahme, im Mittel wurde sogar Gewicht verloren. Die Stichproben-
größe nahm jedoch mit der 5. Messwoche auch stark ab, evtl. bedingt durch die Entwöhnung
und Selbständigkeit der Jungtiere, die ab diesem Zeitpunkt nicht mehr den Mutterbau auf-
suchten und somit keine Gewichtsdaten mehr lieferten. Mittels ANOVA konnte festgestellt
4 Diskussion
40
werden, dass zu Beginn der Messungen keine Zusammenhang zwischen Geschlecht und Ge-
wicht besteht, die Gewichtsentwicklung zu späteren Messung jedoch geschlechtsspezifisch
war. Die tägliche Gewichtsentwicklung von männlichen Jungtieren war dabei um den Faktor
0,5 größer als die der weiblichen Jungtiere, was den gewichtsspezifischen Geschlechts-
dimorphismus schon während der Jungtierentwicklung belegt. Dieser entwickelt sich in Er-
haltungszuchten ab der vierten Lebenswoche (Heimann 2013).
Vergleicht man die Gewichtsentwicklung der Jungtiere dieser Untersuchung mit Daten ande-
rer Studien, so kann festgestellt werden, dass die Gewichtszunahme im Freiland sehr viel
höher ist als unter Haltungsbedingungen. In einer Studie in den Niederlanden wurde bereits
festgestellt, dass die Gewichtsentwicklung von Jungtieren unter halbnatürlichen Bedingun-
gen, im Außengehege aber auch im Freiland, einen viel stärkeren Gewichtsanstieg zeigen als
in Erhaltungszuchten aus der die Tiere entstammten. Der Vergleich mit Gewichtsdaten jun-
ger Feldhamster in den Erhaltungszuchten in Heidelberg bestätigt diese Beobachtung. So-
wohl in den Erhaltungszuchten in den Niederlanden als auch in Heidelberg zeigen Jungtiere
eine anfängliche Gewichtszunahme, die den Jungtieren im Freiland entspricht. Ab dem 30.
Lebenstag nehmen im Freiland lebende junge Feldhamster, sowohl in Hessen als auch in den
Niederlanden, sehr viel schneller an Gewicht zu. Eine durchgängig steile Gewichtszunahme,
wie die der niederländischen Junghamster unter halbnatürlichen Bedingungen, konnten die
hessischen Tiere jedoch nicht erreichen (Abb. 25).
4 Diskussion
41
Abb. 25: Vergleich der Gewichtsentwicklungen von Junghamstern unter 1) Zuchtbedingen in Heidel-
berg und den Niederlanden (orange und rot), 2) halbnatürlichen Bedingungen in Außengehegen
ebenfalls in den Niederlanden und 3) unter natürlichen Bedingungen im Freiland in Hessen.
Wie Weinhold (2012) feststellt, weisen im Freiland gefangene Jungtiere, die von frisch ver-
paarten, auswilderten Zuchtweibchen stammen, große Gewichtsdifferenzen in gleichen Al-
tersklassen von 30 bis 40 Tagen auf. Dies kann durch die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit
bestätigt werden. Jungtiere die zu frühen Messzeitpunkten noch ähnliche Gewichte aufwie-
sen variierten im zeitlichen Verlauf stark. Die minimale Abweichung vom mittleren Gewicht
eines Jungtieres lag bereits ab dem Beginn der Messungen in der dritten Lebenswoche bei
10g, zu späteren Zeitpunkten sogar bei 30g.
Diese große beobachtete Differenz in den Daten ist jedoch nicht ausschließlich natürlichen
Ursprungs. Bei einigen Jungtieren bzw. Würfen lagen in den weniger schwankenden unteren
Gewichtsbereichen keine Daten vor. In dieser Studie wurde jedoch versucht die niedrigsten
Gewichte eines Wurfes mit den niedrigen Gewichten der anderen Würfe zu alignieren, so-
dass ähnliche Gewichte an gleichen Messtagen auftraten. War der Wurf erst spät nachge-
wiesen wurden, zeigten sich schon starke Unterschiede zwischen den individuellen Jungtie-
4 Diskussion
42
ren eines Wurfes und die Zuordnung zur gleichen Altersklasse konnte nicht mehr eindeutig
durchgeführt werden. Trotz allem konnte mittels der alignierten Gewichtsdaten eine lineare
Regression vom Gewicht in Abhängigkeit vom entsprechenden Messtag durchgeführt wer-
den. Diese weist eine hohen Erklärungswert (R²=0,82) auf, sodass davon ausgegangen wer-
den kann, dass die errechneten Abhängigkeiten nur einen geringen Fehler aufweisen. Mithil-
fe der entsprechenden Regressionsgeraden für Männchen und Weibchen konnten anschlie-
ßend die erwarteten Geburtszeitpunkte ermittelt werden. Ein ähnliches Verfahren für die
Berechnung der Geburtsdaten wurde von niederländischen Feldhamsterforschern durchge-
führt. Vergleicht man die Ergebnisse beider Regressionsanalysen, so ergeben sich die be-
rechneten Geburtszeiträume Differenzen von minimal 2 bis maximal 10 Tagen (Tab. 11). Un-
ter Verwendung Regressionsgeraden aus dieser Studie wären Jungtiere meist zu einem
früheren Zeitpunkt geboren als nach der niederländischen Regression. Das berechnete Jung-
tieralter ist demnach etwas höher. Die Differenzen der berechneten Geburtstage sind jedoch
in Hinblick auf die durchaus höheren Gewichtszunahmen der niederländischen Freilandtiere
anzunehmen. Die Übereinstimmung der Geburtsdaten ist mit ±10Tagen aber bereits hoch. Je
nach Fragestellung ist damit eine Eingrenzung des Geburtszeitraumes sehr gut möglich. Je-
doch sollen hierfür weitere Daten auch aus anderen Wildpopulationen unter Verwendung
der gleichen Aufnahmemethode gesammelt werden.
4 Diskussion
43
Tab. 11: Rückrechnung des Geburtsdatums hessischer Junghamsterwürfe in Freiland mit 1) den in
dieser Studie ermittelten Formeln und 2) den geschlechtsspezifischen Formeln für die Gewichtsent-
wicklung niederländischer Wildpopulationen. Zur Berechnung wurden nur die geringsten Gewichte
eines Wurfes verwendet.
Weibchen Geschlecht Gewicht
[g] Erstfang D Geburtsdatum NL Geburtsdatum
Differenz
D vs. NL
2 m 183 07/07/2013 02/06/2013 11/06/2013 9
2 m 63 08/08/2013 27/07/2013 29/07/2013 3
3 m 111 10/07/2013 15/06/2013 22/06/2013 8
3 m 48 04/08/2013 25/07/2013 27/07/2013 3
6 m 88 07/07/2013 17/06/2013 24/06/2013 7
6 m 121 10/08/2013 17/07/2013 23/07/2013 6
7 m 96 13/07/2013 24/06/2013 29/06/2013 5
7 m 136 15/08/2013 20/07/2013 29/06/2013 -21
16 m 93 26/06/2013 29/05/2013 06/06/2013 8
18 m 67 22/07/2013 06/07/2013 11/07/2013 5
19 m 116 24/06/2013 26/05/2013 03/06/2013 8
21 m 157 11/07/2013 11/06/2013 18/06/2013 7
22 m 152 11/07/2013 11/06/2013 19/06/2013 8
24 m 205 11/07/2013 03/06/2013 12/06/2013 9
28 m 86 28/08/2013 10/08/2013 15/08/2013 5
4 w 69 04/08/2013 21/07/2013 23/07/2013 2
14 w 125 26/06/2013 26/05/2013 05/06/2013 10
19 w 93 31/07/2013 15/07/2013 17/07/2013 2
22 w 77 02/09/2013 18/08/2013 20/08/2013 2
24 w 152 07/08/2013 07/07/2013 12/07/2013 5
27 w 49 22/07/2013 11/07/2013 14/07/2013 3
Die ermittelten Geburtsdaten für die Würfe stimmen weitgehend mit den Freilandbeobach-
tungen anderer Autoren überein. Das erste Auftauchen von Jungtieren des ersten Wurfes
wird demnach zwischen Mitte Juni/Anfang Juli registriert, wobei die Tiere ca. 3 Wochen alt
sind (Eibl-Eibesfeldt 1953; Franceschini-Zink & Millesi 2008; Hufnagl, Franceschini-Zink, &
Millesi 2010). In den meisten Fällen stimmt dies mit den Beobachtungen dieser Arbeit über-
ein. Die Tiere in dieser Untersuchung im Mittel 19 Tage alt. In der Regel wird beobachtet,
dass sie zwischen der zweiten und dritten Lebenswoche an die Oberfläche kommen
(Weinhold & Kayser 2006; Franceschini-Zink & Millesi 2008). Einzelne Jungtiere aus verschie-
denen Würfen konnten bereits mit einem Gewicht von knapp 50g und einem geschätzten
Alter von 11 Tagen außerhalb des Baues beobachtet werden. Die Augen der Jungtiere waren
zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz geöffnet, was mit den Angaben von Eibl-Eibesfeldt
(1953) und Vohralik (1975) zum Alter der Jungtiere von ca. 12 Tagen beim Öffnen der Augen,
übereinstimmt. Dass die Jungtiere bereits außerhalb des Baues auftauchten, kann wohl
4 Diskussion
44
mehr als Verirrung als eine aktive Erkundung der Umgebung gewertet werden. Das Auftau-
chen zweiter Würfe konnte Ende Juli bis Anfang September beobachtet werden. In Studien
zu einer Feldhamster Population in Wien werden Ende August/Anfang September bereits
dritte Würfe registriert. Solche konnten in dieser Studie nicht nachgewiesen werden. Eine
zeitsparende Strategie um möglichst viele Würfe zu produzieren ist, der postpartum Östrus,
bei dem sich Weibchen kurz nach der Geburt eines Wurfes bereits wieder verpaaren und im
Folgenden während der Versorgung der Jungtiere bereits mit einem weiteren Wurf trächtig
ist. Die Versorgungszeit von Jungtieren bis zum Verlassen der Mutter liegt ca. 5 Wochen (ca.
35 Tage) (Eibl-Eibesfeldt 1953; Weinhold 1998a; Kayser 2002). Anhand der Rückrechnung
des Empfängnistages des zweiten Wurfes, waren fünf von sieben Weibchen, die einen zwei-
ten Wurf produzierten bereits trächtig, während der erste Wurf noch versorgt wurde. In bei-
den Würfen wurden im Mittel, mit 3,5 im ersten und 3,0 im zweiten Wurf, ähnlich große
Jungtieranzahlen produziert. Damit liegt der hessische Durchschnitt im Mittelfeld der in an-
deren westeuropäischen Populationen beobachteten mittleren Wurfgrößen von 2,5 bis 4,3
Jungtieren pro Wurf (Hufnagl, Franceschini-Zink, & Millesi 2010; Harpenslager et al. 2011).
Bis zum 15. Juni konnten 13 Weibchen ohne Beeinträchtigungen, unter Schutz des hochge-
wachsenen Getreides, erfolgreich Jungtiere großziehen. Als erste Feldfrucht wird in Hessen
Mitte Juli die Gerste geerntet. Der Effekt der frühen Ernte äußerte sichtbar im nachfolgen-
den Verlust von Untersuchungstieren. Obwohl bei drei Weibchen kurz vor und kurz nach
dem Erntezeitpunkt ein erster Wurf festgestellt wurde, konnten bereits 7-14 Tage später
sowohl Weibchen als auch Jungtiere nicht mehr geortet bzw. gefangen werden. Zwei der
Weibchen sowie deren Jungtiere sind mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der Prädation zum
Opfer gefallen, da ihnen in ihrer nächsten Umgebung keine Kulturen zur Verfügung standen,
die nach der Ernte Deckung und damit Schutz vor Feinden sowie Nahrung geboten hätten.
Das dritte Weibchen hätte durchaus Kulturen mit Deckung im Umkreis zur Verfügung ge-
habt, ist aber wahrscheinlich zur Versorgung des Jungtieres am Bau geblieben. Später konnte
nur noch der Sender im benachbarten Maisfeld gefunden werden.
Der einschneidende Zeitpunkt der Weizenernte erfolgte Mitte August. Bis zu diesem Zeit-
punkt waren bereits alle zweiten Würfe zur Welt gebracht worden. Von Weibchen W28, das
erst Ende Juli besendert wurde, konnte ein Wurf, jedoch sogar nach der Weizenernte, regis-
triert werden. Acht von den noch 10 beobachtbaren Untersuchungstieren, standen im Nach-
erntezeitraum Feldhamsterschutzmaßnahem, wie in Abb. 26 zur Verfügung
4 Diskussion
45
Abb. 26: Feldhamsterschutzmaßnahem nach dem Modell „Hamsterstreifen“ im August nach der Weizenernte bei Weibchen W28 in Roßdorf (Main-Kinzig-Kreis).
Die beiden Tiere denen keine Maßnahme zur Verfügung stand, haben ihre Baue nach der
Ernte verschlossen. Kurze Zeit darauf wurden offene Fallröhren vorgefunden, die Tiere konn-
ten in ihrem Bau geortet, jedoch nicht mehr gefangen werden. Eines der Weibchen war vor
der Ernte noch mit der Jungtieraufzucht des zweiten Wurfes beschäftigt. Dieses konnte nach
der Ernte jedoch ebenfalls nicht mehr gefangen werden. Aus der Literatur ist bekannt, dass
vor allem Männchen nach der Ernte die oberirdische Aktivität einstellen (Weinhold & Kayser
2006). Weibchen sind zu diesem Zeitpunkt meist noch mit der Jungenaufzucht beschäftigt,
wie auch die Beobachtungen dieser Untersuchung zeigen. Sie benötigen darauf folgend,
ebenso wie entwöhnte Jungtiere, Zeit um Futter- und Fettreserven für den Winterschlaf an-
zulegen (Weinhold & Kayser 2006). Die Ernte kann neben Mortalität, hauptsächlich auf
Grund von Prädation durch fehlende Deckung (Kayser, Weinhold, & Stubbe 2003), vermut-
lich auch zur Beendigung der aktiven und damit auch reproduktiven Saison von Feldhams-
terweibchen führen. Bis auf ein Tier, hatten alle Weibchen dieser Untersuchung, die einen
zweiten Wurf hatten, Schutzmaßnahmen zur Verfügung. Mit Ausnahme eines Weibchens
konnten diese alle bis zum Ende der Studie und sogar noch darüber hinaus mittels Wildka-
mera beobachtet werden. Dies gilt auch für Jungtiere, die noch bis Mitte September gefan-
gen werden konnten.
Hier zeigt sich ganz deutlich, dass die Maßnahmen einen Einfluss auf das Überleben der
Weibchen und damit auf das erfolgreiche Durchbringen eines zweiten Wurfes haben. Dies
konnte auch eine französische Studie zur Wiederansiedlung bzw. Aufstockung von Feldhams-
tern zeigen. Hier überlebten die Weibchen in Schutzmaßnahmen länger und hatten mehr
4 Diskussion
46
Zeit für zur Reproduktionen - sowohl zum erfolgreichen Aufziehen eines erste Wurfes, als
auch zur Produktion eines Zweiten (Villemey et al. 2013). Ulbrich und Kayser (2003) stellen,
in einer Risikoanalyse für den Feldhamster dar, dass das Überleben des ersten Wurfes von
entscheidender Bedeutung für die Populationsentwicklung im Folgejahr ist, dass jedoch ins-
besondere bei geringen Wurfgrößen die Stabilität einer Population nur mit einem zweiten
Wurf erhalten werden kann. Das Vorhandensein und die erfolgreiche Aufzucht eines zweiten
Wurfes und somit die Ausschöpfung des reproduktiven Potentials, ist von entscheidender
Bedeutung für ein langzeitiges Überleben von Feldhamsterpopulation. In dieser Studie konn-
te gezeigt werden, dass beide untersuchten Populationen ein hohes Reproduktionspotenzial
besitzen. So konnte beobachtet werden, dass sich mehr als ein 2/3 der Weibchen mindes-
tens einmal und mehr als 1/3 sogar ein zweites Mal erfolgreich reproduzierten. Zudem zeig-
ten die Jungtiere eine rapide Gewichtsentwicklung, was evtl. auch zu einer schnelleren Ent-
wöhnung der Jungtiere geführt haben könnte und dem Weibchen damit mehr Zeit für die
weitere Reproduktion eingeräumt hat. Während die Erhaltungszustände beider Untersu-
chungspopulationen stabil sind, sich sogar verbessern, erreichen immer mehr hessische Po-
pulationen eine kritischen Bestandszahlen (Gall 2010, 2012). Die positiven Entwicklungen im
Main-Kinzig-Kreis und in Langgöns sind offensichtlich auf kontinuierliche Einrichtung von
Schutzmaßnahmen zurückzuführen. In den letzten sechs Jahren wurden in Langgöns 138, im
Main-Kinzig-Kreis 222 Feldhamsterschutzmaßnahmen durchgeführt. Da diese, wie die Er-
gebnisse der vorliegenden Studie zeigen, die Reproduktion unterschützen und gleichzeitig,
wie in anderen Studien festgestellt wurde, die Mortalität senken (Ulbrich & Kayser 2004;
Müskens, Gerard J. D. M. et al. 2011; Villemey et al. 2013), stehen die zwei wichtigen demo-
graphischen Parameter in diesen Gebieten in einem günstigen Verhältnis.
Die Erhaltungszustände vieler Feldhamsterpopulationen werden jedoch als ungünstig bzw.
als schlecht bewertet und es ist denkbar, dass in diesen das Ungleichgewicht der beiden de-
mographischen Faktoren vorhanden ist. Eine ungünstige Demographie einer Population ist
jedoch auch mit weiteren Faktoren verknüpft. Können in einer Population mit hohem Morta-
litätsrisiko nicht ausreichend Jungtiere produzieren, die den Verlust ausgleichen, ist die
Startpopulation nach dem Winterschlaf gering und muss versuchen den Verlust des Vorjah-
res auszugleichen. Schafft sie dies nicht wird sie in den Folgejahren weiterschrumpfen was
zu Isolation, Inzucht und hoher Anfälligkeit gegenüber zufälliger Ereignisse machen. In dieser
4 Diskussion
47
Spirale, dem „Extinction Vortex“ wie er von (Frankham, Ballou, & Briscoe 2002) beschrieben
wird, befinden sich bereits viele Feldhamsterpopulationen.
Wie die Ergebnisse dieser Untersuchung unterstützen, könnte mit einem kontinuierlichen
und gut geplanten Einsatz von Schutzmaßnahmen die essentiellen Parameter für die Popula-
tionsdynamik geringe „Mortalität“ bei gleichzeitig hohem „reproduktiver Output“ positiv
beeinflusst werden. So könnte eine Überwindung des „Aussterbe-Wirbels“ für viele Popula-
tionen erreicht werden und den Erhalt der Art sichern.
Literaturverzeichnis
48
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Abbildungsverzeichnis
52
Abbildungsverzeichnis
ABB. 1: BESTANDSRÜCKGANG DES FELDHAMSTERS IN DEUTSCHLAND. A) HISTORISCHE VERBREITUNG IN DEUTSCHLAND UND HESSEN:
IN GRAU: VERBREITUNG DES FELDHAMSTERS UM DAS JAHR 1900, IN SCHWARZ: VERBREITUNG IM JAHR 2000 (WEINHOLD &
KAYSER 2006), GEGENÜBERGESTELLT DER B) DER VERBREITUNGSSITUATION AUSGEWERTET NACH WEIDLING & STUBBE 1998
UND DER AKTUELLEN VERBREITUNG AUSGEWERTET VON REINERS (2012). .................................................................... 1
ABB. 2: DER „EXTINCTION VORTEX“ NACH FRANKHAM ET AL. (2002), BESCHREIBT DIE DIREKTE SOWIE DIE KASKADENARTIGE
BEEINFLUSSUNG DER ÖKOLOGIE VON POPULATIONEN BZW. ARTEN DURCH ANTHROPOGENE FAKTOREN, DIE ZUM AUSSTERBEN
FÜHREN KÖNNEN (FRANKHAM, BALLOU, & BRISCOE 2002). ...................................................................................... 2
ABB. 3: AUFBAU EINES FELDHAMSTERBAUS (QUELLE: MERKBLATT NR. 19, HRG. NIEDERSÄCHSISCHES LANDESVERWALTUNGSAMT
1989). ............................................................................................................................................................. 2
ABB. 4: FELDHAMSTERPOPULATIONEN UND IHRE ERHALTUNGSZUSTÄNDE IN HESSEN IM JAHR 2012 (GALL 2012). MARKIERT SIND
DIE UNTERSUCHUNGSPOPULATIONEN „LANGGÖNS“ MIT GUTEN ERHALTUNGSZUSTAND (GRÜN) UND „MAIN-KINZIG“ MIT
MITTLEREM ERHALTUNGSZUSTAND (ORANGE). ......................................................................................................... 4
ABB. 5: LINKS: LAUFSCHEMA AUF ACKERFLÄCHEN ZUR BAUKARTIERUNG. RECHTS: VERMESSUNG EINER GEÖFFNETEN FALLRÖHRE EINES
FELDHAMSTERBAUS IM FRÜHJAHR. UM DEN BAU HERUM SIND FRAßSPUREN AM WEIZENAUFWUCHS ZU ERKENNEN .............. 5
ABB. 6: LINKS: BESTÜCKUNG VON DRAHTWIPPFALLEN MIT KÖDER (APFEL UND ERDNUSSBUTTER). RECHTS: FALLEN MIT
PLASTIKABDECKUNG AN EINEM AKTIV GENUTZTEN FELDHAMSTERBAU DER IN DER FRÜHJAHRSKARTIERUNG FESTGESTELLT
WURDE. ............................................................................................................................................................ 6
ABB. 7: LINKS: RFID-TRANSPONDER IM STERILEN EINMALINJEKTOR MIT IDENTIFIKATIONSNUMMER. RECHTS: SUBKUTANE INJEKTION
EINES RFID-TRANSPONDERCHIPS BEI EINEM NARKOTISIERTEM JUNGTIER. ...................................................................... 8
ABB. 8: LINKS: SENDER-HALSBAND DER FIRMA BIOTRACK. DER SENDER (A) IST AN EINEM KABELBINDER (B), WELCHER ALS HALSBAND
DIENT, BEFESTIGT. DER KABELBILDER UND DIE VOM SENDER ABGEHENDE EXTERNE ANTENNE WIRD VON EINEM WEICHEN
SCHLAUCH UMHÜLLT (C), WELCHER EINERSEITS DAS EINSCHNEIDEN DES SENDERS AM HALS DES TIERS VERHINDERN
ANDERERSEITS DIE ANTENNE VORM NAGEN DER JUNGTIERE SCHÜTZEN SOLL. RECHTS: BESENDERUNG EINES
FELDHAMSTERWEIBCHENS MIT EINEM SENDERHALSBAND. .......................................................................................... 9
ABB. 9: A)WILD-/ÜBERWACHUNGSKAMERA DER FIRMA MAGINON VOR EINEM FELDHAMSTERBAU. B) SCREENSHOT EINER
VIDEOAUFNAHMEN MIT DER DAS ERSTE AUFTAUCHEN EINES JUNGTIERS REGISTRIERT WURDE. ......................................... 10
ABB. 10: FIXIERUNG UND HANDLING VON JUNGTIEREN IM FANGSACK. A) ÜBERFÜHRUNG: DAS JUNGTIER LÄUFT VON DER FALLE IN
DEN ÜBERGESTÜLPTEN FANGSACK. B) FIXIERUNG: DAS JUNGTIER LÄUFT MIT DEM KOPF VORAN IN DIE SPITZE DES FANGSACKS
UND WIR DORT FIXIERT. C) VERMESSUNG: ÜBER EINE ÖFFNUNG WIRD TIBIA UND HINTERFUß VERMESSEN UND D) DAS
GESCHLECHT DES JUNGTIERS BESTIMMT. ............................................................................................................... 11
ABB. 11: AUFBAU DER VIDEOKASTENFALLE MADE BY THEO ZUR AUTOMATISCHEN AUFZEICHNUNG VON GEWICHTSENTWICKLUNGEN.
..................................................................................................................................................................... 14
ABB. 12: ALIGNIERUNG DER GEWICHTSDATEN. OBEN: ORIGINALDATEN ZWEIER WÜRFE (GELB UND GRÜN). UNTEN: ANPASSUNG DER
GEWICHTE DES ZWEITEN WURFES AN DIE DES ERSTEN.............................................................................................. 17
ABB. 13: FRÜHJAHRS-FANGERFOLG. A) ANZAHL DER IN DER FRÜHJAHRSKARTIERUNG FESTGESTELLTEN BAUE (GRAU),
GEGENÜBERGESTELLT DER ANZAHL DER BAUE AN DENEN FELDHAMSTER GEFANGEN WURDEN (BLAU), GETRENNT NACH
UNTERSUCHUNGSGEBIET (LG = LANGGÖNS, MKK = MAIN-KINZIG). B) GESCHLECHTERVERTEILUNG DER GEFANGENEN
Abbildungsverzeichnis
53
ADULTTIERE, EBENFALLS GETRENNT NACH UNTERSUCHUNGSGEBIET (BLAU = MÄNNCHEN, ROT = WEIBCHEN, GRAU =
GESAMTANZAHL DER GEFANGENEN TIERE)............................................................................................................. 20
ABB. 14: BOXPLOT ZUR DARSTELLUNG DER GEWICHTSUNTERSCHIEDE FÜR MÄNNCHEN (BLAU) UND WEIBCHEN (ROT) IN DEN
JEWEILIGEN UNTERSUCHUNGSGEBIETEN LANGGÖNS (LG) UND MAIN-KINZIG (MKK). ................................................... 21
ABB. 15: BOXPLOT ZUR DARSTELLUNG DES GEWICHTSUNTERSCHIEDES ZWISCHEN MÄNNCHEN (BLAU) UND WEIBCHEN (ROT) FÜR DIE
GESAMTE STICHPROBE (N=50) ............................................................................................................................ 22
ABB. 16: ANZAHL DER JUNGTIERE PRO WEIBCHEN, AUFGETEILT NACH WÜRFEN. ................................................................... 25
ABB. 17: BOXPLOT ZUR DARSTELLUNG DES UNTERSCHIEDES IN DER JUNGTIERANZAHL DES ERSTEN UND DES ZWEITEN WURFES. ...... 25
ABB. 18: GESAMTANZAHL UND GESCHLECHTERVERTEILUNG DER JUNGTIERE FÜR DIE GESAMTE STICHPROBE SOWIE GETRENNT NACH
WURFNUMMERN. ............................................................................................................................................ 26
ABB. 19: BOXPLOT ZUR DARSTELLUNG DER WÖCHENTLICHEN GEWICHTSZUNAHME ALLER JUNGTIERE AB DER ERSTEN
GEWICHTSMESSUNG. ........................................................................................................................................ 27
ABB. 20: BOXPLOT ZUR DARSTELLUNG DER WÖCHENTLICHEN GEWICHTSZUNAHME DER JUNGTIERE AB DER ERSTEN
GEWICHTSMESSUNG, GETRENNT NACH GESCHLECHT. .............................................................................................. 28
ABB. 21: GESCHLECHTSSPEZIFISCHE, TÄGLICHE GEWICHTSZUNAHME VON JUNGTIEREN AB DEM ZEITPUNKT DER ERSTEN
GEWICHTSMESSUNG. ........................................................................................................................................ 30
ABB. 22: ÜBERBLICK ÜBER DAS REPRODUKTIVE TIMING ALLER UNTERSUCHTEN WEIBCHEN. FALLS STATTGEFUNDEN, WURDEN DAS
DATUM DES ERSTEN AUFTAUCHENS DES 1. (GELB) UND DES 2. WURFES (BLAU) AUßERHALB DES MUTTERBAUES SOWIE DER
ERNTEZEITPUNKT (ROT) AUF DEM ZEITSTRAHL MARKIERT. DIESER STELLT DEN GESAMTBEOBACHTUNGSZEITRAUM EINES JEDEN
WEIBCHENS, VOM BESENDERUNGSDATUM BIS ZUM LETZTEN KONTAKT ZUM TIER BZW. DEM ALLGEMEINEN STUDIENENDE DAR.
MIT GRÜNEN KÄSTCHEN SIND DIE WEIBCHEN MARKIERT, WELCHEN IM NACHERNTEZEITRAUM EINE SCHUTZMAßNAHME ZUR
VERFÜGUNG STAND. ......................................................................................................................................... 31
ABB. 23: ZEITRAUM DER VERSORGUNG DES ERSTEN (GELB) UND ZWEITEN WURFES (BLAU) DURCH DAS MUTTERTIER (CA. 30 TAGE) AB
DEN ZURÜCKGERECHNETEN GEBURTSTAGEN DER WÜRFE, ABGEGLICHEN MIT DEN ZEITPUNKTEN DER ERNTE (ROT). ............. 35
ABB. 24: KADVER EINES BESENDERTEN FELDHAMSTERWEIBCHENS, WELCHES IN EINEM RAPSFELD CA. 500 METER VON DEM BAU
ENTFERNT, AN DEM ES ZULETZT GEORTET WURDE, GEFUNDEN WURDE. ........................................................................ 38
ABB. 25: VERGLEICH DER GEWICHTSENTWICKLUNGEN VON JUNGHAMSTERN UNTER 1) ZUCHTBEDINGEN IN HEIDELBERG UND DEN
NIEDERLANDEN (ORANGE UND ROT), 2) HALBNATÜRLICHEN BEDINGUNGEN IN AUßENGEHEGEN EBENFALLS IN DEN
NIEDERLANDEN UND 3) UNTER NATÜRLICHEN BEDINGUNGEN IM FREILAND IN HESSEN. .................................................. 41
ABB. 26: FELDHAMSTERSCHUTZMAßNAHEM NACH DEM MODELL „HAMSTERSTREIFEN“ IM AUGUST NACH DER WEIZENERNTE BEI
WEIBCHEN W28 IN ROßDORF (MAIN-KINZIG-KREIS). ............................................................................................. 45
ABB. 27: ERFASSUNGSBOGEN ZUR FRÜHJAHRSKARTIERUNG ............................................................................................... 55
ABB. 28: ERFASSUNGS- UND AUSWERTUNGSBOGEN FÜR DIE WILDKAMERABEOBACHTUNG ...................................................... 56
ABB. 29: FANGBOGEN FÜR ALLE GEFANGENEN FELDHAMSTER ............................................................................................ 57
Tabellenverzeichnis
54
Tabellenverzeichnis
TAB. 1: AUFLISTUNG DER VERWENDETEN MIKROSATELITENLOCI. DIE LOCI IPK STAMMEN AUS DER VERÖFFENTLICHUNG VON JAKOB &
MAMMEN 2006 UND DIE CCRI LOCI STAMMEN AUS DER VERÖFFENTLICHUNG VON NEUMANN & JANSMAN 2004. ZUSÄTZLICH
IST JEWEILIGE FLUORESZENZMARKIERUNG, DIE UNGEFÄHRE PRODUKTLÄNGE SOWIE DIE GRUPPIERUNG IN
MULTIPLEXREAKTIONEN AUFGEFÜHRT (MM- MULTIPLEX MIX). ................................................................................ 13
TAB. 2: ZUSAMMENFASSUNG DER MITTLEREN FRÜHJAHRSGEWICHTE VON ADULTIEREN MIT IHREN MINMAL- UND
MAXIMALGEWICHTEN, GETRENNT NACH UNTERSUCHUNGSGEBIET UND GESCHLECHT SOWIE DEN ERGEBNISSEN DER T-TESTS
ZUM VERGLEICH DER MITTLEREN GEWICHTE PRO GESCHLECHT ZWISCHEN DEN UNTERSUCHUNGSGEBIETEN. ....................... 21
TAB. 3: : ERGEBNISSE DER ANOVA ZUR ÜBERPRÜFUNG DES ZUSAMMENHANGS DER ERKLÄRENDEN VARIABLEN „ORT“ UND
„GESCHLECHT“ UND DEM „GEWICHT“ (ABHÄNGIGE VARIABLE). GEGEBEN SIND DIE JEWEILIGEN EFFEKTE DER ERKLÄRENDEN
VARIABLEN MIT IHREM STANDARDFEHLER (SE) UND IHRER SIGNIFIKANZ (***P<0,001; **P<0,01; *P<0,05; .P>0,1).
MODELLEVALUATION N= 50; SE= 79,01; DF= 46; MULTIPLE R²= 0,1945; ADJUSTED R²= 0,1595; P= 0,06915. .......... 22
TAB. 4: ZUSAMMENFASSUNG DER PARAMETER ZU DEN EINZELNEN BESENDERTEN UNTERSUCHUNGSTIEREN. GRAU HERVORGEHOBEN
SIND DIE TIERE DIE ZUM ENDE DER UNTERSUCHUNG IMMER NOCH AM LEBEN WAREN. ................................................... 23
TAB. 5: BERECHNUNG DER ÜBERLEBENSRATEN FÜR DIE UNTERSUCHUNGSWEIBCHEN NACH DER MAYFIELD METHODE. ANGEGEBEN
SIND DIE MONATLICHEN ÜBERLEBENSRATEN SOWIE DER ANTEIL NOCH LEBENDER WEIBCHEN PRO MONAT, BEZOGEN AUF DIE
GESAMTANZAHL DER BESENDERTEN WEIBCHEN (N=19). .......................................................................................... 24
TAB. 6. ERGEBNISSE ZU DEN MITTLEREN, WÖCHENTLICHEN JUNGTIERGEWICHTEN IN [G] (GERUNDETE WERTE) AB DEM ZEITPUNKT DER
ERSTEN GEWICHTSMESSUNG. ANGEBEN SIND MEDIAN, MITTELWERT, STANDARDABWEICHUNG (SD), MINIMAL- (MIN) UND
MAXIMALGEWICHT (MAX) SOWIE DIE MITTLERE GEWICHTSZUNAHME IN [%] UND DIE ANZAHL DER JEWEILS EINBEZOGENEN
GEWICHTSDATEN (N). ....................................................................................................................................... 28
TAB. 7: ERGEBNISSE ZU DEN MITTLEREN WÖCHENTLICHEN JUNGTIERGEWICHTEN IN [G] (GERUNDETE WERTE) AB DEM ZEITPUNKT DER
ERSTEN GEWICHTSMESSUNG, GETRENNT NACH GESCHLECHT (M = MÄNNLICH, W = WEIBLICH). ANGEGEBEN SIND MEDIAN,
MITTELWERT, STANDARDABWEICHUNG (SD), MINIMAL- (MIN) UND MAXIMALGEWICHT (MAX) SOWIE DIE MITTLERE
GEWICHTSZUNAHME IN [%] UND DIE ANZAHL DER JEWEILS EINBEZOGENEN GEWICHTSDATEN (N). ................................... 29
TAB. 8: ERGEBNISSE DER ANOVA ZUR GEWICHTSENTWICKLUNG VON JUNGTIEREN. GEGEBEN SIND DIE JEWEILIGEN EFFEKTE DER
ERKLÄRENDEN VARIABLEN MIT IHREM STANDARDFEHLER (SE) UND IHRER SIGNIFIKANZ (***P<0,001; **P<0,01; *P<0,05;
.P>0,1). MODELLEVALUATION N=155; SE=16,96; DF=152; MULTIPLE R²=0,8168; ADJUSTED R²= 0,8144; P-VALUE=
<2,2E-16
. ........................................................................................................................................................ 29
TAB. 9: ERMITTLUNG DES GEBURTSDATUMS DER WÜRFE JEDES WEIBCHENS SOWIE DAS GESCHÄTZTE ALTER DER WÜRFE BEIM ERSTEN
AUFTAUCHEN VON JUNGTIEREN AUßERHALB DES MUTTERBAUES. .............................................................................. 33
TAB. 10: ZEITRAUM ZWISCHEN DER GEBURT DES ERSTEN UND ZWEITEN WURFES SOWIE DER GESCHÄTZTE ZEITLICHE ABSTAND
ZWISCHEN DER GEBURT DES ERSTEN UND DER EMPFÄNGNIS DES 2. WURFES. ............................................................... 34
TAB. 11: RÜCKRECHNUNG DES GEBURTSDATUMS HESSISCHER JUNGHAMSTERWÜRFE IN FREILAND MIT 1) DEN IN DIESER STUDIE
ERMITTELTEN FORMELN UND 2) DEN GESCHLECHTSSPEZIFISCHEN FORMELN FÜR DIE GEWICHTSENTWICKLUNG
NIEDERLÄNDISCHER WILDPOPULATIONEN. ZUR BERECHNUNG WURDEN NUR DIE GERINGSTEN GEWICHTE EINES WURFES
VERWENDET. ................................................................................................................................................... 43
Anhang
55
Anhang
Abb. 27: Erfassungsbogen zur Frühjahrskartierung
Anhang
56
Abb. 28: Erfassungs- und Auswertungsbogen für die Wildkamerabeobachtung
Anhang
57
Abb. 29: Fangbogen für alle gefangenen Feldhamster
Anhang
58
Anhang
59
Erklärung
60
Erklärung
Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst habe. Die aus
fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich
gemacht.
Die Zeichnungen und Abbildungen in dieser Arbeit sind von mir selbst erstellt worden oder
mit der entsprechenden Quelle belegt.
Diese Arbeit ist bei keiner anderen Prüfungsbehörde eingereicht worden.
Gießen, den 27.09.2013
(Melanie Albert)