„mal’s dir nicht schön“ – hautkrebsprävention am arbeitsplatz; “don’t gloss it...

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221 | Prävention und Gesundheitsförderung 4 · 2013 Arbeitswelt Einleitung Hautkrebs zählt zu den weltweit am häu- figsten auftretenden Krebsarten. Das Risi- ko eines in Mitteleuropa lebenden Men- schen, im Laufe des Lebens an einer der verschiedenen Formen von Hautkrebs zu erkranken, ist hoch: Alleine in Deutsch- land werden laut aktueller Hochrechnun- gen des Krebsregisters Schleswig-Hol- stein und der Gesellschaft der epidemio- logischen Krebsregister in Deutschland e. V. (GEKID) jährlich rund 234.000 Neu- erkrankungen registriert [1]. Als Haupt- ursache wird die Belastung der Haut durch ultraviolette Strahlung angesehen. Die ver- schiedenen Formen von Hautkrebs unter- scheiden sich in ihrem Aussehen, im Ver- lauf, in ihren Therapiemöglichkeiten und in der Prognose. Für alle Formen gilt je- doch, dass sie durch ein Erkennen in frü- hen, noch kontrollierbaren Stadien und nachfolgende Therapie in den meisten Fällen heilbar sind. Regelmäßige Vor- sorgeuntersuchungen können hier nicht nur unnötige Leiden für die Betroffenen vermeiden, sondern auch aus volkswirt- schaftlicher Sicht zahlreiche Kranken- hausaufenthalte und enorme Folgekosten durch Erkrankungen reduzieren. Seit 2008 steht gesetzlich Krankenversicherten ab 35 Jahre alle 2 Jahre die Leistung der Teil- nahme an einem Hautkrebsscreening zu. Aktuelle Zahlen belegen, dass trotz brei- ter Aufklärungskampagnen zum verant- wortungsvollen Umgang mit der Sonne die Zahl der Hautkrebsneuerkrankungen steigt [3]. Die Oberfinanzdirektion Rhein- land (OFD Rheinland) bietet ihren über 15.600 Mitarbeitern an 72 Finanzämtern und sechs weiteren Dienststellen regel- mäßig Veranstaltungen zur Gesundheits- vorsorge an. Im Jahr 2009 entstand der dienstinterne Wunsch nach Angeboten zur Krebsfrüherkennung. Nach Kontakt- aufnahme zur Krebsgesellschaft NRW und eingehender Beratung durch die Mitarbeiterinnen entschieden sich bei- de Parteien, ein gemeinsames Projekt auf den Weg zu bringen. Angesichts der stei- Katrin Ahlers 1 · Ute Pferdmenges 2 · Jürgen Lemm 2 · Werner Majewski 1  · Agathe Swiatoszczyk 1 · Margret Schrader 1 1 Prävention und Projektmanagement, Krebsgesellschaft NRW e. V., Düsseldorf, Deutschland 2 Oberfinanzdirektion Rheinland, Köln, Deutschland „Mal’s Dir nicht schön“ – Hautkrebsprävention am Arbeitsplatz Ein Pilotprojekt im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung Präv Gesundheitsf 2013 ∙ 8:221–227 DOI 10.1007/s11553-013-0405-2 Online publiziert: 28. August 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 Abb. 1 8 Solariumbesuche nach der Veran- staltung unverändert häufig Anzahl der befagten Solariumsbesucher (%) weniger häufig nicht mehr 11 % 47 % 42 % Abb. 2 8 Teilnahme am Hautkrebsscreening möchten Screening in Anspruch nehmen 1. Fragebogenaktion 2. Fragebogenaktion Anzahl der Teilnehmer (%) nahmen Screening in Anspruch nahmen Screening in Anspruch (motiviert durch Veranstaltung) 57 % 42 % 27 % Abb. 3 8 Ergebnisse des Hautkrebsscreening negativer Befund Anzahl der Screening-Teilnehmer (%) positiver Befund harmlose Veränderung positiver Befund bösartige Veränderung 65 % 31 % 4 %

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Page 1: „Mal’s Dir nicht schön“ – Hautkrebsprävention am Arbeitsplatz; “Don’t gloss it over”: Skin cancer prevention at work;

221| Prävention und Gesundheitsförderung 4 · 2013

Arbeitswelt

Einleitung

Hautkrebs zählt zu den weltweit am häu-figsten auftretenden Krebsarten. Das Risi-ko eines in Mitteleuropa lebenden Men-schen, im Laufe des Lebens an einer der verschiedenen Formen von Hautkrebs zu erkranken, ist hoch: Alleine in Deutsch-land werden laut aktueller Hochrechnun-gen des Krebsregisters Schleswig-Hol-stein und der Gesellschaft der epidemio-logischen Krebsregister in Deutschland e. V. (GEKID) jährlich rund 234.000 Neu-erkrankungen registriert [1]. Als Haupt-ursache wird die Belastung der Haut durch ultraviolette Strahlung angesehen. Die ver-schiedenen Formen von Hautkrebs unter-

scheiden sich in ihrem Aussehen, im Ver-lauf, in ihren Therapiemöglichkeiten und in der Prognose. Für alle Formen gilt je-doch, dass sie durch ein Erkennen in frü-hen, noch kontrollierbaren Stadien und nachfolgende Therapie in den meisten Fällen heilbar sind. Regelmäßige Vor-sorgeuntersuchungen können hier nicht nur unnötige Leiden für die Betroffenen vermeiden, sondern auch aus volkswirt-schaftlicher Sicht zahlreiche Kranken-hausaufenthalte und enorme Folgekosten durch Erkrankungen reduzieren. Seit 2008 steht gesetzlich Krankenversicherten ab 35 Jahre alle 2 Jahre die Leistung der Teil-nahme an einem Hautkrebsscreening zu. Aktuelle Zahlen belegen, dass trotz brei-

ter Aufklärungskampagnen zum verant-wortungsvollen Umgang mit der Sonne die Zahl der Hautkrebsneuerkrankungen steigt [3].

Die Oberfinanzdirektion Rhein-land (OFD Rheinland) bietet ihren über 15.600 Mitarbeitern an 72 Finanzämtern und sechs weiteren Dienststellen regel-mäßig Veranstaltungen zur Gesundheits-vorsorge an. Im Jahr 2009 entstand der dienstinterne Wunsch nach Angeboten zur Krebsfrüherkennung. Nach Kontakt-aufnahme zur Krebsgesellschaft NRW und eingehender Beratung durch die Mitarbeiterinnen entschieden sich bei-de Parteien, ein gemeinsames Projekt auf den Weg zu bringen. Angesichts der stei-

Katrin Ahlers1 · Ute Pferdmenges2 · Jürgen Lemm2 · Werner Majewski1 · Agathe Swiatoszczyk1 · Margret Schrader1

1Prävention und Projektmanagement, Krebsgesellschaft NRW e. V., Düsseldorf, Deutschland2Oberfinanzdirektion Rheinland, Köln, Deutschland

„Mal’s Dir nicht schön“ – Hautkrebsprävention am Arbeitsplatz

Ein Pilotprojekt im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung

Präv Gesundheitsf 2013 ∙ 8:221–227DOI 10.1007/s11553-013-0405-2Online publiziert: 28. August 2013© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

Abb. 1 8 Solariumbesuche nach der Veran-staltung

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Abb. 2 8 Teilnahme am Hautkrebsscreening

möchtenScreening

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1. Fragebogenaktion

2. Fragebogenaktion

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Abb. 3 8 Ergebnisse des Hautkrebsscreening

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65 % 31 % 4 %

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Arbeitswelt

222 | Prävention und Gesundheitsförderung 4 · 2013

genden Inzidenz von Hautkrebs und der vergleichsweise spärlichen Inanspruch-nahme des Hautkrebsscreenings fiel die Wahl auf das Thema Hautkrebsvorbeu-gung und -früherkennung. Darüber hi-naus ermöglicht Hautkrebs als eine der wenigen Krebsentitäten die Möglichkeit, sowohl im Sinne der Vorbeugung (z. B. durch den angemessenen Umgang mit UV-Strahlung) als auch der Früherken-nung Einfluss nehmen zu können. Auf-grund der starken Mitarbeiterzahl und der einheitlichen Organisationsstruktur der OFD bot sich eine besondere Gele-genheit, eine sehr hohe Teilnehmerzahl zu erreichen.

In diesem Sinne konzipierte die Krebsgesellschaft NRW im Auftrag der OFD Rheinland als Pilotprojekt die Ak-tion „Mal´s Dir nicht schön“. In einer Reihe von Informationsveranstaltun-gen mit fachärztlichen Vorträgen wur-den die Teilnehmer über Hautkrebs und seine Erscheinungsformen sowie über die Möglichkeiten zur Vorbeugung und Früherkennung der Erkrankung aufge-klärt.

Ziel des Projekts war, durch fachärzt-lich angeleitete Informationsveranstaltun-gen in den Dienststellen und während der Dienstzeit Mitarbeiter zur Inanspruch-nahme des Hautkrebsscreenings zu mo-

tivieren. Die Erfassung der Teilnahme am Hautkrebsscreening sowie die Ergebnis-se der Verhaltensänderung der Teilneh-mer gegenüber bekannten Risikofakto-ren wurden mit Hilfe eines digitalen Vor-her-Nachher-Fragebogens evaluiert. Dar-über hinaus wurden im Rahmen des Pro-jekts Bedingungen für die Durchführbar-keit eines solchen Veranstaltungsformats bewertet und definiert.

Methode

Organisation der Veranstaltungen

Fachärztliche Referenten wurden mithilfe des Berufsverbands der Deutschen Der-matologen e. V. Nordrhein rekrutiert. 47 Mitglieder des Vereins erklärten sich be-reit, die Aktion ehrenamtlich als Refe-renten mit ca. einstündigen Vorträgen im Rahmen einer betrieblichen Informa-tionsveranstaltung zu unterstützen.

Als einheitliche inhaltliche Grundlage der Informationsveranstaltungen dien-te der „Patientenratgeber Hautkrebs“ der Krebsgesellschaft NRW (http://www.krebs-check-nrw.de/d_service/archiv/Pa-tientenratgeber_Hautkrebs.pdf). Die Bro-schüre wurde zu diesem Zweck in Form von Präsentationsfolien umgesetzt. In-haltliche Schwerpunkte waren a) die Auf-

klärung über vorbeugende Maßnahmen, b) die Aufforderung zum verantwor-tungsvollen Umgang mit der Sonnen-strahlung und c) zur sorgfältigen Selbst-kontrolle der Haut sowie d) eine Schil-derung zum Ablauf des Hautkrebsscree-nings.

Alle Fachärzte wurden vor der Ak-tion mit einem Konzeptpapier zur Ak-tion, einem Handout mit dem organisa-torischen und inhaltlichen Ablaufplan, den Präsentationsfolien und dem „Pa-tientenratgeber Hautkrebs“ ausgestattet. Die Broschüre sowie eine Liste mit allen Fachärzten für Dermatologie der betref-fenden Region wurden den Teilnehmern der Veranstaltungen von den Referen-ten als zusätzliches Informationsmaterial überreicht. Jeder Referent erhielt für eine einstündige Veranstaltung eine geringfü-gige Aufwandsentschädigung und eine Fahrtkostenerstattung.

Die Krebsgesellschaft NRW übernahm die Kommunikation zwischen Referenten und Dienststellen und koordinierte die Veranstaltungstermine. Die Mitarbeiter in den Finanzämtern wurden am 5. Februar 2009 erstmals durch ein Anschreiben des Finanzpräsidenten der Landeszentralab-teilung Romuald Warich über die Aktion informiert. Zusätzlich wurden nähere In-formationen über die Aktion und den ge-nauen Ablauf vom Fachreferat der OFD Rheinland an alle Dienststellen im Bezirk per E-Mail versendet.

Durchführung

Die einstündigen Seminare fanden in-nerhalb der Dienstzeit statt. Dem Vortrag auf Basis der einheitlichen Präsentation schloss sich eine Fragerunde zum Thema Hautkrebs an.

Evaluation

Die Evaluation der Aktion erfolgte über eine zweiteilige Fragebogenaktion im In-tranet der OFD Rheinland. Die erste Be-fragung startete im März 2009, direkt im Anschluss an die Informationsveranstal-tung und endete im November 2009. Die zweite Fragebogenaktion folgte ohne Vor-ankündigung 6 Monate später. Der Auf-ruf dazu erfolgte per E-Mail am 19. Ap-ril 2010, die Befragung wurde am 30. Mai

Tab. 1 Sozialdemographische Daten

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2010 beendet. Die entsprechenden Fra-gebögen konnten im Intranet der jewei-ligen Dienststelle abgerufen und ausge-füllt werden. Neben der Dokumentation allgemeiner soziodemografischer Daten

diente der Fragebogen zur Erfassung der Wirkungsweise der Veranstaltungen auf das Verhalten der Teilnehmer bezüg-lich der Prävention von Hautkrebs. Aus datenschutzrechtlichen Gründen konn-

te nicht ermittelt werden, wie viele Per-sonen an beiden Befragungen teilgenom-men haben. Die Programmierung ließ nur vollständig ausgefüllte Fragebögen zur Auswertung zu.

Präv Gesundheitsf 2013 ∙ 8:221–227 DOI 10.1007/s11553-013-0405-2© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

K. Ahlers · U. Pferdmenges · J. Lemm · W. Majewski · A. Swiatoszczyk · M. Schrader

„Mal’s Dir nicht schön“ – Hautkrebsprävention am Arbeitsplatz. Ein Pilotprojekt im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung

ZusammenfassungHintergrund. In Deutschland erkranken jähr-lich rund 234.000 Menschen neu an Haut-krebs. Trotz Einführung eines Hautkrebsscree-nings für gesetzlich Krankenversicherte und breiter Aufklärungskampagnen zu Risikofak-toren steigt die Zahl der Neuerkrankungen und stellt die Nachhaltigkeit der gesundheit-lichen Aufklärung der Öffentlichkeit zu Haut-krebs in Frage.Methoden. Im Auftrag der Oberfinanzdirek-tion Rheinland (OFD Rheinland) organisier-te die Krebsgesellschaft NRW im Jahr 2009 im Rahmen der betrieblichen Gesundheits-förderung eine Reihe von Informationsveran-staltungen zu Hautkrebs und den Möglichkei-ten seiner Vorbeugung und Früherkennung. Die Vorträge wurden von Fachärzten in den Dienststellen des Bezirks der OFD Rheinland und während der Arbeitszeit durchgeführt.Ziel. Die Zielsetzung bestand darin, die Mit-arbeiter zur Inanspruchnahme des Hautkrebs-

screenings zu motivieren. Die Ergebnisse wur-den mit einem digitalen Vorher-Nachher-Fra-gebogen evaluiert. Eine weitere, unterge-stellte Zielsetzung lag in der Bewertung der Durchführbarkeit solch eines Veranstaltungs-formats.Ergebnisse. Etwa 5000 Mitarbeiter der OFD Rheinland nahmen in einem Zeitraum von 9 Monaten an 132 Informationsveranstaltun-gen teil. Insgesamt beabsichtigten 43,0 % der Teilnehmer der Fragebogenaktion, ihre Haut künftig sorgfältiger als zuvor gegen UV-Strah-lung zu schützen. Die regelmäßige Hautkont-rolle wurde von 92,9 % erwogen. Eine Verhal-tensänderung bei Solariumbesuchern war er-kennbar. 42 % der befragten Teilnehmer ga-ben an, im Anschluss an die Veranstaltung das Hautkrebsscreening in Anspruch genommen zu haben. Bei 35 % fiel der Befund des Scree-nings positiv aus, wobei bei 4 % eine bösarti-ge Hautveränderung vorlag.

Schlussfolgerung. Einheitliche Veranstaltun-gen zur Hautkrebsprävention am Arbeitsplatz sind im behördlichen Umfeld durchführbar, wobei die Schaffung einer außerbetrieblichen Koordinationsstelle für die Veranstaltungen essenziell ist. Aufgrund der zeitlichen Begren-zung des Projekts können Aussagen zur Nach-haltigkeit nur über ein halbes Jahr gemacht werden. Eine Verhaltensänderung zeigt sich im Umgang mit dem Risikofaktor der künstli-chen UV-Strahlung. Auch eine Steigerung der Sensibilität für die Prävention in Form einer in-formierten Entscheidung zur (Nicht-)Teilnah-me am Hautkrebsscreening wird erreicht.

SchlüsselwörterHautkrebsscreening · Betriebliche Gesundheitsförderung · Hautkrebs · Prävention · Verhaltensänderung

“Don’t gloss it over”: Skin cancer prevention at work. A pilot project as part of workplace health promotion

AbstractBackground. In Germany about 234,000 people are diagnosed with skin cancer annu-ally. Despite the introduction of a skin cancer screening and broad educational campaigns the increasing number of new cases is chal-lenging the sustainability of public health ed-ucation on skin cancer.Methods. In 2009 the cancer society NRW or-ganized on behalf of the Regional Tax Office Rhineland (Rheinland OFD) a number of in-formation sessions on skin cancer and its po-tential prevention and early detection as part of workplace health promotion. The lectures were given by specialists in the departments of the Regional Tax Office Rhineland during working hours.

Objective. The objective was to motivate the staff to participate in skin cancer screening. The results were evaluated by means of a digi-tal questionnaire. Another objective was to as-sess the feasibility of the chosen event design.Results. Approximately 5,000 staff members attended 132 information sessions over a pe-riod of nine months. 43.0 % of the participants answering the questionnaire intended to pro-tect their skin against UV radiation more than before. 92.9 % considered a regular skin check. A change in behavior was apparent in solar-ium visitors. Forty-two percentage of the re-spondents indicated to have attended a skin cancer screening following the event. For 35 % the result of the screening was positive with 4 % showing a malignant lesion.

Conclusion. Uniform events for skin cancer prevention as part of workplace health pro-motion are practicable. An off-site coordina-tor proves to be essential. Due to the short du-ration of the project sustainability statements can be made for half a year only. A change in behavior is reflected in handling the risk fac-tor of artificial UV radiation. Also sensitivity towards the prevention in the form of an in-formed decision on the (non-)participation in skin cancer is increased.

KeywordsSkin cancer screening · Workplace health promotion · Skin cancer · Prevention · Change in behaviour

Zusammenfassung · Abstract

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Arbeitswelt

224 | Prävention und Gesundheitsförderung 4 · 2013

Ergebnisse

Vorträge zur Hautkrebsvorbeugung- und Früherkennung

Die Aktion „Mal´s Dir nicht schön“ wurde von Februar bis November 2009 durchgeführt. Insgesamt fanden 132 In-formationsveranstaltungen in 78 Finanz-behörden statt, die von etwa 5000 der insgesamt 15.600 Beschäftigten besucht wurden.

Fragebogenaktion

An der ersten Online-Befragung nah-men 2169  Personen teil, an der zwei-ten, abschließenden 3063  Personen (s. . Tab. 1).

Das soziodemografische Profil ist auf-grund des ausgewählten Umfelds nicht repräsentativ für die Gesamtbevölke-rung. Die Ergebnisse der Online-Befra-gung sind daher nicht zu verallgemeinern (s. . Tab. 2 und 3).

Verhalten gegenüber UV-Strahlung

Nach der Veranstaltung äußerten 43,0 % der Teilnehmer die Absicht, ihre Haut sorgfältiger als zuvor gegen UV-Strah-lung zu schützen. Obwohl über die Hälf-te (55,0 %) keine Änderung ihrer persön-lichen Schutzmaßnahmen beabsichtig-te, wurde die regelmäßige Hautkontrol-le von 92,9 % der befragten Teilnehmer erwogen. Dem gegenüber stehen insge-samt 807 Teilnehmer der zweiten Befra-gung mit Sonnenbrand seit der Informa-tionsveranstaltung (27 % der Befragten). Erkennbar ist eine Verhaltensänderung in der Gruppe der Solarienbesucher. Von 671 Solariennutzern (entspricht 22 % der Be-fragten, . Abb. 1) besuchten 41,6 % kein Solarium mehr, während 46,9 % die Nut-zung reduziert hatten. Keine Veränderung zeigte sich bei 11,5 % der Solariennutzer.

Teilnahme am Hautkrebsscreening

1231  Teilnehmern der ersten Umfra-ge (56,8 %), die angaben, das Hautkrebs-screening in Anspruch zu nehmen, stan-den 1256 Teilnehmer der zweiten Umfrage (41,5 %) gegenüber, die angaben, nach der

Tab. 2 Ergebnisse der ersten Online-Befragung (n = 2.169 Frauen = 1.345 Männer = 824)

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Veranstaltung ein Hautkrebsscreening in Anspruch genommen zu haben. Hier er-klärten 339 (27 %) der Teilnehmer, durch die Informationsveranstaltung motiviert worden zu sein (. Abb. 2).

Für 65 % der Teilnehmer am Haut-krebsscreening war der Befund negativ, für 35 % positiv, wobei bei 4 % eine bös-artige Hautveränderung diagnostiziert wurde (. Abb. 3).

Diskussion

Durchführbarkeit der Veranstaltung

Die Aktion „Mal´s Dir nicht schön“ be-legt, dass ein einheitliches Veranstaltungs-format zur Hautkrebsvorbeugung und -früherkennung am Arbeitsplatz durch-führbar ist. Im behördlichen Umfeld der OFD Rheinland konnte etwa ein Drit- tel (5000 von mehr als 15.600 Mitarbei-tern) der Zielgruppe erreicht werden. Vo-raussetzung war die Schaffung einer In-frastruktur zur Terminabstimmung zwi-schen den Referenten und den Dienst-stellen. Hier erwies sich die Krebsgesell-schaft NRW als Koordinationsstelle als essenziell. Zur Information der Zielgrup-pe sowie zur Evaluation mittels Fragebö- gen, erwies sich das Intranet der Behör-de als geeignetes Medium. Von geschätzt 5000 Teilnehmern nahmen 40–60 % an der freiwilligen Fragebogenaktion teil. Diese Zahl entspricht nach Erfahrungen der OFD Rheinland der Beteiligung an

anderen angebotenen Informationsan-geboten (ca. 30 und 60 %, je nach Maß-nahme).

Nachhaltigkeit der Aktion

Aufgrund der zeitlichen Begrenzung des Projekts können Aussagen zur Nachhal-tigkeit nur über ein halbes Jahr gemacht werden. In der Zielgruppe kommt es in diesem Zeitraum trotz des beabsichtig-ten sorgfältigeren Hautschutzes weiter zu Sonnenbränden. Eine Verhaltensände-rung zeigt sich in der Risikogruppe der Solariumbesucher: Hier deutet sich bei insgesamt 89 % eine Änderung im Um-gang mit der künstlichen UV-Strahlung an, 42 % suchen das Solarium sogar gar nicht mehr auf. Ein positiver Zusammen-hang zu der Veranstaltungsreihe lässt sich an dieser Stelle vermuten. Da das Nut-zungsverhalten (Häufigkeit, jahreszei-tenbedingte Unterschiede etc.) der Sola-riumbesucher jedoch vorab nicht abge-fragt wurde, lässt sich das Ausmaß und die Form der Verhaltensänderung nicht im Einzelnen darstellen.

Nahezu 96 % aller Befragten äußern im Anschluss an die Informationsveran-staltung die Absicht, Personen aus ihrem privaten Umfeld wie Partner, Kinder und Freunde von den Möglichkeiten der kos-tenfreien Früherkennungsuntersuchung zu berichten. Die Umsetzung in ein Han-deln kann im Rahmen des Projekts nicht belegt werden. Dennoch zeigen sich darin

Ansätze einer Breitenwirkung der inner-betrieblichen Veranstaltung mit den Teil-nehmern als Multiplikator.

Teilnahme am Hautkrebsscreening

Eine Steigerung der Sensibilität für die Vorbeugung und Früherkennung von Hautkrebs konnte erreicht werden. Die Informationsveranstaltung wurde von der Belegschaft angenommen und auch eine Verbindlichkeit zum Handeln er-reicht, wie die Inanspruchnahme der Früherkennungsuntersuchung (Teilnah-me der Befragten am Hautkrebsscree-ning), belegt. Dabei wurden bösartige Hautveränderungen bei 48 Teilnehmern diagnostiziert, die ohne diese Veranstal-tung möglicherweise vorerst nicht ent-deckt worden wären. Ob alle Erkrank-ten einen Nutzen durch die frühzeitige Erkennung durch das Screening hatten und somit vor einer schwerwiegenden Krebserkrankung bewahrt wurden, lässt sich nur anhand einzelner positiver Frei-textantworten der Befragten ermitteln.

Eine Übertragung des Veranstal-tungsformats auf weitere Betriebe er-scheint möglich. Voraussetzung ist eine interne Kommunikationsinfrastruktur, mit der ein Großteil der Mitarbeiter er-reicht und über die Aktion informiert werden kann. Auch erscheint die Mög-lichkeit, die Informationsveranstaltung innerhalb der Arbeitszeit besuchen zu können, günstig für eine Teilnahme.

Denkbar sind ebenfalls Veranstaltun-gen zu anderen Krebserkrankungen, die der primären und sekundären Prävention zugänglich sind. Insgesamt geben diese Tatsachen Anlass zur Weiterführung der Aktion „Mal´s Dir nicht schön“ und ähn-lich konzipierter Aktionen im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung.

Wirksamkeit und Nutzen gesund-heitsfördernder Maßnahmen im betrieblichen Setting

Laut iga.Report 13 der Initiative Gesund-heit und Arbeit vom BKK Bundesver-band, der Deutschen Gesetzlichen Unfall- versicherung (DGUV), dem AOK-Bun-desverband und dem Verband der Ersatz- kassen e.  V. (vdek) über „Wirksamkeit und Nutzen betrieblicher Gesundheits-

Tab. 2 (Fortsetzung)

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Arbeitswelt

226 | Prävention und Gesundheitsförderung 4 · 2013

förderung und Prävention“ herrscht in der aktuellen Literatur Einigkeit über viel-fältige positive Effekte von Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention [5]. Neben der Reduktion von Gesundheitsrisiken und Krankheits-häufigkeiten werden gesundheitsbewuss-te Verhaltensweisen gefördert. „Betriebli-che Gesundheitsförderungsmaßnahmen zahlen sich für Unternehmen aus, indem Krankheitskosten vermieden und krank-heitsbedingte Fehlzeiten vom Arbeits-platz verringert werden.“ Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die internationale Studie „Calculating the international re-turn on prevention for companies: Costs and benefits of investments in occupatio-nal safety and health“ [4]. Demnach be-deutet jeder eingesetzte Euro pro Mit-arbeiter und Jahr für betriebliche Präven-tion ein potenzieller ökonomischer Bene-fit von 2,2 EUR. Die Ergebnisse der Stu-die unterstreichen den einzelwirtschaftli-chen Mehrwert für Unternehmen, die in betriebliche Prävention investieren.

Die vorliegende Arbeit kann den öko-nomischen Nutzen für die Oberfinanz-direktion Rheinland aufgrund fehlen-der Daten nicht belegen. Die Auswertung der Fragebögen zeigt jedoch eine große Akzeptanz der Bediensteten gegenüber dem Gesundheitsangebot. Die Initiative des Arbeitgebers wird ausdrücklich ge-lobt und trifft auf Dankbarkeit unter den Beschäftigten. Dieser Effekt ist laut oben genannter Studie von der IVSS nicht zu unterschätzen. So zeigt betrieblicher Ar-beits- und Gesundheitsschutz vielfäl-tige Wirkungen, wie z. B. die Reduzie- rung von Fluktuationen und Ausfallzei-ten, eine Verbesserung der Betriebskul-tur sowie eine Erhöhung der Zahl der In-novationen und Verbesserungsvorschlä-ge. Die befragten Unternehmen schät-zen den Wertzuwachs aufgrund gestiege-ner Motivation und Zufriedenheit der Be-schäftigten sowie durch ein verbessertes Image als bedeutsam an. Dass der positive Nutzen von betrieblicher Gesundheitsför-derung bei vielen Unternehmen mittler-weile angekommen ist, beschreiben Bie-nert u. Razavi [2]: „Die Förderung der Ge-sundheit der Mitarbeiter wirkt sich über mehr Arbeitsqualität, Motivation und Leistungsbereitschaft positiv auf das Be-triebsergebnis aus.“

Tab. 3 Ergebnisse der zweiten Online-Befragung (n = 3.063 Frauen = 1.941 Männer = 1.122)

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227| Prävention und Gesundheitsförderung 4 · 2013

Fazit für die Praxis

Die Umsetzung von einheitlichen Veran-staltungen zur Hautkrebsfrüherkennung ist im behördlichen Setting durchführbar und ermöglicht die Sensibilisierung eines großen Personenkreises für dieses Ge-sundheitsthema. Innerhalb der Arbeits-zeit stößt das Angebot auf große Akzep-tanz. Die Initiative des Arbeitgebers trifft unter den Mitarbeitern auf viel Lob und Dankbarkeit. Eine Ausweitung des Ange-bots auf weitere Betriebe ist möglich.Neben der Information über Hautkrebs-früherkennung kann das Veranstaltungs-format bei den Mitarbeitern eine Hand-

lungsmotivation im Sinne der Inan-spruchnahme des Hautkrebsscreenings schaffen. Denkbar ist die Übertragung des Veranstaltungsformats auf weitere Entitäten.Bedingung für die Durchführbarkeit der Veranstaltungsreihe ist die Schaffung einer Infrastruktur sowie einer Koordina-tionsstelle.Erkenntnisse bezüglich Qualität, Akzep-tanz und Wirksamkeit liefern Evalua-tionsmaßnahmen, deren Umsetzung durch die Nutzung des betriebseigenen Intranets erleichtert werden kann.

Korrespondenzadresse

K. AhlersPrävention und ProjektmanagementKrebsgesellschaft NRW e. V.Volmerswerther Straße 20 40221 Dü[email protected]

Danksagung. Wir danken den fachärztlichen Refe-renten des Berufsverbandes der Deutschen Derma-tologen e. V. für ihre tatkräftige Unterstützung in der Durchführung dieses Projekts. Unser Dank gilt auch Herrn Dr. Michael Wenzel für seine Beratung und Unterstützung bei der Verwirklichung dieser Publi-kation.

Einhaltung ethischer Richtlinien. Dieser Beitrag be-inhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.

Interessenkonflikt. K. Ahlers, U. Pferdmenges, J. Lemm, W. Majewski, A. Swiatoszczyk und M. Schra-der geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Literatur

1. Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP) e. V. Stand: (2013, 13. Mai) http://www.unse-rehaut.de. Zugegriffen: 21. Juni 2013

2. Bienert ML, Razavi B (2007) Betriebliche Gesund-heitsförderung: Entwicklung, Vorgehensweise und Erfolgsfaktoren. In: Hellmann (Hrsg) Gesun-de Mitarbeiter als Erfolgsfaktor. Ein neuer Weg zu mehr Qualität im Krankenhaus Economica. Hüt-hig Jehle Rehm GmbH, MedizinRecht.de Verlag, Heidelberg, S 75–78

3. Gieseke S (2011) Dermatologen irritiert über sorg-lose Sonnenanbeter. In: Ärzte Zeitung. Stand: 9. Mai 2011. http://www.aerztezeitung.de. Zugegrif-fen: 19. Juni 2013

4. Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit IVSS (2011) Forschungsbericht. Prävention lohnt sich: Kosten und Nutzen von Präventionsmaßnah-men zu Sicherheit und Gesundheit am Arbeits-platz für die Unternehmen. IVSS, Genf, S 3–7

5. Sockoll I, Kramer I, Bödeker W (2009) iga. Report 13. Wirksamkeit und Nutzen betrieblicher Gesund-heitsförderung und Prävention. Zusammenstellung der wissenschaftlichen Evidenz 2000 bis 2006. BKK BV, DGUV, AOK-BV, vdek, S 58–66

Tab. 3 (Fortsetzung)

Kernaussagen

Hautkrebsscreening Die Bedeutung von Hautkrebs hat in den letzten Jahrzehnten stark zu-genommen, die Inzidenz steigt weiterhin an. Mit der Einführung des Haut-krebsscreenings für alle gesetzlich Krankenversicherten ab 35 Jahre im Jahr 2008 hat die Politik auf die zunehmende Bedrohung reagiert.Durch zielgruppenspezifische Projekte und Kampagnen, wie hier im be-trieblichen Setting, soll das Thema Hautkrebsvorbeugung und -früherken-nung nicht nur transportiert, sondern auch die informierte Entscheidung für oder gegen die Teilnahme am Hautkrebsscreening nach fachärztlicher Beratung unterstützt werden.

Betriebliche Gesund-heitsförderung

In einem Pilotprojekt in 2009 wurden im Rahmen der betrieblichen Ge-sundheitsförderung 5000 von 15.600 Mitarbeitern, also etwa ein Drittel, erreicht und in innerbetrieblichen Informationsveranstaltungen von Fachärzten über die Möglichkeiten der Vorbeugung und Früherkennung von Hautkrebs informiert sowie zur Teilnahme am Hautkrebsscreening aufgerufen.

Hautkrebs Eine Verhaltensänderung im Umgang mit der künstlichen UV-Strahlung strebten 89 % der Solariumbesucher an, wobei etwa jeder 10. sein Verhal-ten beibehalten und weiterhin das Solarium aufsuchen möchte.

Prävention Zweiundvierzig Prozent der befragten Teilnehmer ließen im Anschluss an die Veranstaltung ein Hautkrebsscreening durchführen; bei 35 % fiel der Befund positiv aus, bei 4 % lag eine bösartige Hautveränderung vor.

Verhaltensänderung Ein einheitliches Veranstaltungsformat zur Hautkrebsprävention im beruf-lichen Setting ist durchführbar.