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Magnete, Spins und Resonanzen Eine Einführung in die Grundlagen der Magnetresonanztomographie

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  • Magnete, Spins und Resonanzen

    Eine Einführung in die Grundlagen der Magnetresonanztomographie

  • Magnete, Spins und Resonanzen

  • Magnete, Spins und Resonanzen

    Eine Einführung in die Grundlagen der Magnetresonanztomographie

  • © Siemens AG 2003

    All rights reserved

    Siemens Medical Solutions

    Magnetresonanztomographie

    Erlangen

  • Index

    Eine kleine Reise durch die MR-Physik 19

    Über Spinerholung und Echos 63

    Vom Signal zum Bild 99

    Der große Spielraum der Kontraste 129

    Die schnelle Bildgebung 159

    MR-Systeme und ihre Komponenten 181

    Umwelteinflüsse und biologische Wirkungen 209

    MR-Highlights 1

  • Begleiten Sie uns in die faszinierende

    Welt der modernen MR-Bildgebung!

    Diese Broschüre ist vor allem jenen

    Radiologen und MTAs gewidmet, welche

    die Magnetresonanztomographie klinisch

    anwenden, und natürlich allen Fachärzten und

    Praktikern, die eine mögliche Anwendung planen.

    Darüberhinaus möge diese Broschüre allen

    Interessierten ein leicht verständliches

    Einstiegswerk sein.

    Wir wünschen Ihnen eine lehrreiche und

    angenehme Lektüre.

    Siemens Medical Solutions

    Magnete, Spins und Resonanzen

  • 1

    0

  • Morphologie im Detail – von Kopf bis Fuß

    Umfassende Bildgebung des Herzens

    MR in der Gastroenterologie

    Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- und Perfusionsbildgebung

    Protonen-SpektroskopieKontrastverstärkte Angiographie von Kopf bis Fuß

    MR-Highlights

  • MR-Highlights

    3

    Morphologie im Detail – von Kopf bis Fuß

    MR ist eine nichtinvasive Bildgebungstechnik. Primärer Anwendungsbereich

    ist die Darstellung der Morphologie, der Gewebestrukturen in einer Serie von

    Schnittbildern durch den Körper.

    Die MR-Bildgebung zeichnet sich durch

    drei große Vorzüge aus:

    hervorragender Weichteilkontrast mit

    hoher Bildauflösung

    Darstellung mehrerer Schichten und

    schräge Schnittführung

    keine ionisierende Strahlung

    Mit modernen MR-Systemen lässt sich der

    gesamte Körper schnell von Kopf bis Fuß

    untersuchen. Beispielsweise ist eine

    Aufnahme der vollständigen Wirbelsäule

    in nur zwei Schritten möglich.

    Die Vorteile der MR-Bildgebung

    Möglich gemacht wird dies durch die

    Besonderheiten der MAGNETOM Familie

    von Siemens. Diese Geräte besitzen ein

    einzigartiges Spulenkonzept, das

    Integrated Panoramic Array (IPA™).

    In Kombination mit der automatischen

    Tischverschiebung (Integrated Panoramic

    Positioning – IPP™) erlaubt das MR-

    System die schnelle Darstellung großer

    Volumina.

  • Morphologie im Detail – von Kopf bis Fuß

    Umfassende Bildgebung des Herzens

    MR in der Gastrtoenterologie

    Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- und Perfusionsbildgebung

    Protonen-SpektroskopieKontrastverstärkte Angiographie von Kopf bis Fuß

    Die MR-Bildgebung ermöglicht

    Bildkontraste, die aus der Kombination

    mehrerer Parameter resultieren. Das sind

    die Dichte der angeregten Kernspins,

    vor allem Wasserstoffprotonen,

    die Relaxationszeiten für

    Magnetisierungen der untersuchten

    Gewebe

    und diverse weitere

    Kontrastmechanismen.

    Die unterschiedlichen MR-Kontraste

    unterstützen bei der Gewebe-

    charakterisierung und erlauben so eine

    präzise Befundung.

    Hochauflösende MR-Bilder mit kleinem

    Bildfeld (Field of View) zeigen exzellente

    anatomische Details.

  • MR-Highlights

    5

    Umfassende Bildgebung des Herzens

    Die MR-Bildgebung des Herzens

    liefert ausgezeichnete morphologische

    Darstellungen.

    Die Kardiovaskuläre MR-Bildgebung (CMR) profitiert besonders von der Stärke

    der Magnetresonanztomographie, Schnittbilder beliebiger Orientierung mit

    hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung zu erzeugen. Voraussetzung für eine

    aussagekräftige Darstellung sind leistungsfähige Gradienten, hervorragende

    Pulssequenzen und eine robuste, schnelle Hardware.

    Darüberhinaus bietet sie vielseitige

    Informationen über die Funktion des

    Herzmuskels, wie Vitalität, Auswurfvolumen,

    Perfusion, Wandbewegung oder

    Klappenfunktion.

  • Umfassende Bildgebung des Herzens

    Morphologie im Detail – von Kopf bis Fuß

    MR in der Gastrtoenterologie

    Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- und Perfusionsbildgebung

    Protonen-SpektroskopieKontrastverstärkte Angiographie von Kopf bis Fuß

    Die MR-Bildgebung bietet kontrastmittel-unterstützte Methoden

    zur Darstellung der Herzkranzgefäße. Zur Visualisierung der

    Koronararterien stehen kontrastmittelfreie Methoden zur Verfügung

    (sog. TrueFISP- und Dark-Blood-Techniken).

  • MR-Highlights

    7

    Durch das Zusammenspiel von starken Gradienten,

    schnellen MR-Systemen und Care-Bolus wird ein sehr guter

    Kontrast bei optimalem Kontrastmittelverbrauch erzielt.

    Kontrastverstärkte Angiographie von Kopf bis Fuß

    Die kontrastverstärkte MR-Angiographie hat große

    Fortschritte gemacht.

  • Kontrastverstärkte Angiographie von Kopf bis Fuß

    Morphologie im Detail – von Kopf bis Fuß

    Umfassende Bildgebung des Herzens

    MR in der Gastrtoenterologie

    Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- und Perfusionsbildgebung

    Protonen-Spektroskopie

    Kontrastverstärkte

    MR-Angiographie

    unter Verwendung

    starker Gradienten,

    iPAT (integrated

    Parallel Acquisition

    Techniques) und

    Arrayspulen.

    Eine exzellente

    Detailzeichnung der

    Blutgefäße wird in

    nur wenigen

    Sekunden Messzeit

    erreicht.

  • MR-Highlights

    9

    MR in der Gastroenterologie

    Neue einzigartige Pulssequenzen von Siemens

    wie 3D VIBE (Volume Interpolated Breathhold

    Exam) ermöglichen sowohl die Darstellung

    anatomischer Details als auch dynamische

    angiographische Information.

    3D VIBE mit

    fecal tagging

    wird extensiv in der

    MR-Colonographie angewendet.

    Die MR-Bildgebung hat auch Einzug in die Gastroenterologie genommen.

  • MR in der Gastroenterologie

    Morphologie im Detail – von Kopf bis Fuß

    Umfassende Bildgebung des Herzens

    Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- und Perfusionsbildgebung

    Protonen-SpektroskopieKontrastverstärkte Angiographie von Kopf bis Fuß

    Neue Techniken wie iPAT (integrated Parallel

    Acquisition Techniques) und PACE

    (Prospective Acquisition CorrEction)

    beschleunigen die Untersuchung und helfen,

    Bewegungsartefakte zu reduzieren.

    Durch die Nachverarbeitung von

    3D-Datensätzen gewinnt man Ansichten in

    der virtuellen Endoskopie.

  • MR-Highlights

    11

    Orthopädie in der MR

    Hochauflösende Bilder mit gutem Kontrast sind die

    Grundlage für eine präzise Befundung. Hierzu kommen

    einzigartige Pulstechniken zur Anwendung, wie

    3D DESS (Double Echo Steady State) und MEDIC (Multi

    Echo Data Image Combination).

    Hochauflösende Darstellung von Gelenken und Gelenkspalten

  • Orthopädie in der MR

    Morphologie im Detail – von Kopf bis Fuß

    Umfassende Bildgebung des Herzens

    MR in der Gastrtoenterologie

    MR in der Neurologie Diffusions- und Perfusionsbildgebung

    Protonen-SpektroskopieKontrastverstärkte Angiographie von Kopf bis Fuß

    Durch eine spezifische

    Wasseranregung der interessierenden

    Region wird das störende Fettsignal

    unterdrückt.

  • MR-Highlights

    13

    MR in der Neurologie und umfassende schnelle Diagnostik

    Eine revolutionäre Anwendung der

    Magnetresonanztomographie ist die

    funktionelle Neurobildgebung.

    Die Inline-Technologie ermöglicht die

    automatische Berechnung und

    Überlagerung von t-Test (Z-Score)-Bildern

    auf anatomischen EPI-Bildern.

    ART (vollautomatische

    Bewegungskorrektur) und räumliche

    Filterung helfen dabei, akkurate

    Ergebnisse zu erzielen.

  • MR in der Neurologie

    Morphologie im Detail – von Kopf bis Fuß

    Umfassende Bildgebung des Herzens

    MR in der Gastrtoenterologie

    Orthopädie in der MR Diffusions- und Perfusionsbildgebung

    Protonen-SpektroskopieKontrastverstärkte Angiographie von Kopf bis Fuß

    Die moderne Technik ermöglicht die kompakte

    Darstellung von Mosaikbildern, nützlich

    beispielsweise zur OP-Planung.

  • MR-Highlights

    15

    Diffusions- und Perfusionsbildgebung

    Die Diffusionsbildgebung mit Single-Shot-EPI-Sequenzen bietet 16 verschiedene b-Werte mit einem

    maximalen b-Wert von 10 000 s/mm

    2

    . Das integrierte Postprocessing (Inline) errechnet ADC-Karten

    (Apparent Diffusion Coefficient) und Trace-gewichtete Bilder vollautomatisch.

  • Diffusions- und Perfusionsbildgebung

    Morphologie im Detail – von Kopf bis Fuß

    Umfassende Bildgebung des Herzens

    MR in der Gastrtoenterologie

    Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Protonen-SpektroskopieKontrastverstärkte Angiographie von Kopf bis Fuß

    Perfusionsbildgebung mit Inline-Berechnung von Global Bolus Plot (GBP), Time-to-Peak

    Map (TTP) und Percentage-of-Baseline-at-Peak (PBP). Die Inline-Berechnung macht die

    neurologische Untersuchung zu einer schnellen Sache.

  • MR-Highlights

    17

    Protonen-Spektroskopie

    Die MR-Spektroskopie ermöglicht die biochemische Quantifizierung

    zusätzlich zur Bildgebung.

    Die klinische MR-Spektroskopie ist mittlerweile

    einfach geworden.

    Die moderne Spektroskopietechnik verwendet neue

    Pulssequenzen mit kürzeren Echozeiten. Die neue

    Auswertungssoftware bietet unter anderem farbige

    Metabolitenbilder und spektrale Übersichtskarten.

  • Protonen-Spektroskopie

    Morphologie im Detail – von Kopf bis Fuß

    Umfassende Bildgebung des Herzens

    MR in der Gastrtoenterologie

    Orthopädie in der MR MR in der Neurologie Diffusions- und Perfusionsbildgebung

    Kontrastverstärkte Angiographie von Kopf bis Fuß

  • 19

    1

  • Atomkerne und Spins So entsteht die Magnetisierung

    Spinschwingungen im Magnetfeld

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Wie das MR-Signal entsteht

    Wie funktioniert eine MR-Untersuchung?

    Verfolgen wir den Vorgang bei einem Patienten.

    Er wird im Kernspintomographen einem starken

    Magnetfeld ausgesetzt. Im Verlauf der

    Untersuchung werden magnetische Reaktionen

    in seinem Körper hervorgerufen, die zu einem

    messbaren Signal führen.

    Um diese Reaktionen zu verstehen, möchten wir

    mit Ihnen eine kleine Reise durch die MR-Physik

    unternehmen. Sie werden den

    KERNSPIN

    als den

    »Verantwortlichen« für diese moderne

    Bildgebungstechnik kennenlernen und das

    Wesen der

    MAGNETRESONANZ

    (MR) verstehen.

    Eine kleine Reise durch die MR-Physik

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    21

    Die Atome der chemischen Elemente

    bestehen bekanntlich aus einem

    Atomkern und einer Elektronenhülle.

    Wasserstoff ist das häufigste Element und

    besitzt den einfachsten Atomkern:

    Er besteht nur aus einem einzigen, positiv

    geladenen,

    PROTON

    .

    Die Magnetresonanztomographie nutzt

    zur Bildgebung die

    magnetischen

    Eigenschaften der Wasserstoffprotonen.

    Wasserstoff bietet zwei Vorteile:

    1. Er ist elementarer Bestandteil von

    Wasser und Fett und damit das

    häufigste

    Element im menschlichen Körper.

    2. Er ist der für die Magnetresonanz

    empfindlichste

    Bestandteil im Körper.

    Was macht die Wasserstoffprotonen für

    die Magnetresonanztomographie

    nutzbar?

    Die Protonen besitzen eine

    charakteristische Eigenschaft: den Spin.

    Der

    SPIN

    ist eine rein

    quanten-

    mechanische

    Eigenschaft atomarer

    Teilchen. Um uns dieser Eigenschaft zu

    nähern, stellen wir uns vor, wir könnten

    das Proton und seinen Spin »sehen«.

    Dann können Sie sich den Spin etwa so

    veranschaulichen:

    als Drall einer Billardkugel,

    als Rotation der Erde um ihre Achse,

    als Kreiseln eines Spielzeugkreisels.

    Atomkerne und Spins

    Kernspintomographie und Magnetresonanz: Die Worte sagen es schon.

    Wir werden uns mit dem Kernspin beschäftigen und mit seinen magnetischen

    Wirkungen. Betrachten wir daher zu Beginn unserer Reise die Atomkerne im

    Körper. Aller Anfang ist schwer. Lassen Sie uns die Dinge einfach angehen.

    Am einfachsten ist der Wasserstoff Protonen und Billardkugeln

  • Atomkerne und Spins

    So entsteht die Magnetisierung

    Spinschwingungen im Magnetfeld

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Wie das MR-Signal entsteht

    Sie können sich zunächst vorstellen, ein

    Proton würde wie eine Billardkugel um

    seine eigene Achse wirbeln.

    Das Eigentümliche am Spin eines

    atomaren Teilchens ist: Er bleibt

    immer

    gleich

    . Es variiert lediglich die Achsen-

    richtung. Ein weiterer Unterschied zur

    Billardkugel: Der Spin kommt

    nie

    zum

    Stillstand, er ist dem Teilchen

    eigen

    .

    Warum beschäftigen wir uns mit dem

    Spin?

    Der Spin ist die tiefere Ursache für die

    Fähigkeit zur Magnetresonanz: Ein

    Atomkern mit Spin ist stets

    magnetisch

    .

    Das Eigentümliche am Spin

    Unser Modell des Spins als »Rotation«

    einer Kugel ist natürlich nur eine

    Analogie. Sie ist nicht auf alle atomaren

    Teilchen und nicht auf alle Ausprägungen

    des Spins anwendbar.

    Frei von jeder Analogie gilt: Der Spin ist

    ein Maß für den

    Quantenzustand

    eines

    atomaren Teilchens. Dieser lässt sich

    durch komplexe Zustandsvektoren präzise

    definieren. Sie müssen jedoch nicht die

    Quantenmechanik studiert haben, um die

    Magnetresonanztomographie zu

    verstehen oder zu nutzen.

    Klassische Physik oder Quantenphysik

    Die MR-Bildgebung

    nutzt keineswegs die

    einzelnen Spins,

    sondern ihr

    kollektives Verhalten.

    Zum Glück führt dies

    zu anschaulichen

    Modellen, die wir

    hier verwenden

    wollen. Erlauben Sie

    uns daher, in dieser

    Einführung

    vereinfachte Modelle

    heranzuziehen, ohne

    die Realität allzusehr

    zu »verbiegen«.

    ZU

    R D

    ISK

    USS

    ION

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    23

    Wir stellten fest: Ein Atomkern mit Spin ist

    stets magnetisch. Wie kann die

    Protonenkugel magnetisch sein?

    Obwohl der Spin die quanten-

    mechanische Eigenschaft

    par excellence

    ist, können wir ihm ein einfaches Modell

    geben. Betrachten wir hierzu einen

    Stabmagneten. Er besitzt bekanntlich

    einen magnetischen

    Nordpol

    N und einen

    Südpol

    S.

    Nehmen wir an, das Proton verhält sich

    wie ein winziger Stabmagnet. (Das ist

    eine nicht ganz zutreffende Verein-

    fachung, wie wir später sehen werden.)

    Stabmagnet und Spinmagnet

    Man kann sich vor-

    stellen, dass die

    rotierende Ladung

    des Protons den

    Spinmagnetismus

    erzeugt.

    Nun haben wir den Kernspin mit seiner

    untrennbaren magnetischen Kraft

    verknüpft. Diese magnetische Kraft

    nennen wir den

    SPINMAGNETEN

    .

  • Atomkerne und Spins

    So entsteht die Magnetisierung

    Spinschwingungen im Magnetfeld

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Wie das MR-Signal entsteht

    Die Sache mit der rotierenden Ladung

    Die klassische Schulphysik betrachtet die

    elektrische

    LADUNG

    des Protons als

    Ursache für seine magnetische Wirkung:

    Bekanntlich ist eine bewegte Ladung

    nichts anderes als ein elektrischer Strom.

    Ein elektrischer Strom wiederum erzeugt

    stets ein zugehöriges Magnetfeld.

    Insbesondere erzeugt eine rotierende

    Ladung stets eine magnetische Wirkung

    in Richtung der Drehachse. Diese

    magnetische Kraft nennt man

    MAGNETISCHES MOMENT

    .

    Im Unterschied zum Proton hat das

    elektrisch neutrale

    NEUTRON

    keine

    Ladung. Es besitzt dennoch einen Spin

    und ist daher für die Magnetresonanz

    nutzbar.

    Spins wirken stets in irgendeine Richtung.

    Das legt nahe, unseren Spinmagneten als

    einen

    Vektor

    zu betrachten, eine

    gerichtete Größe im Raum. Die willkürlich

    gewählte Richtung des Spinmagneten

    verläuft vom magnetischen Südpol zum

    Nordpol (dargestellt durch den blauen

    Pfeil).

    Natürlich ist

    nicht

    das Proton selbst ein

    Vektor, sondern sein Spin bzw. seine

    magnetische Wirkung.

    Wir werden im folgenden nicht die

    Protonen selbst betrachten, sondern stets

    ihre gekoppelten Eigenschaften: Spin und

    Magnetismus. Das ist damit gemeint,

    wenn wir »Spinmagnet« sagen.

    Spins haben immer eine Richtung

    Eine nach außen

    wirksame elektrische

    Ladung ist somit

    keine Voraussetzung

    für den Magnetismus

    eines Teilchens.

    Tatsächlich kann

    man in der

    modernen Theorie

    der Elementar-

    teilchen (Quarks)

    auch umgekehrt den

    Magnetismus als

    Ursache der

    elektrischen Ladung

    postulieren.

    ZU

    R D

    ISK

    USS

    ION

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    25

    Das Wichtigste über Vektoren und Pfeile

    Möchten Sie noch einmal rekapitulieren,

    was

    VEKTOREN

    sind?

    Viele physikalische Größen, wie

    Temperatur oder Masse, sind ungerichtet.

    Das heißt, sie sind durch Betrag und

    Einheit ausreichend gekennzeichnet

    (z.B. 21 Grad Celsius, 5 Kilogramm).

    Der Spinmagnetismus ist eine gerichtete

    Größe. Der Betrag des Magnetismus allein

    verrät uns noch nicht seine Wirkung, wir

    müssen auch seine Richtung kennen.

    Es gibt eine Vielzahl physikalischer

    Größen, bei denen die räumliche

    Orientierung wichtig ist (z.B. Kraft oder

    Geschwindigkeit). Diese Größen kann

    man durch Vektoren veranschaulichen.

    Ein Vektor lässt sich leicht durch einen

    PFEIL

    darstellen. Die Richtung des Pfeils

    entspricht der Orientierung der

    Vektorgröße, die Länge des Pfeils

    entspricht ihrem Betrag.

    Vektorgrößen lassen sich

    RÄUMLICH

    ADDIEREN

    . Dabei muss man die Richtung

    berücksichtigen. Anschaulich geht das

    durch Verknüpfen der Pfeile.

    Falls die Pfeile genau in die gleiche

    Richtung zeigen, ergibt sich der Betrag

    der Vektorsumme einfach als Summe der

    Beträge (hier:

    a

    +

    a

    ).

    Hauptsache, die Richtung stimmt

  • Atomkerne und Spins

    So entsteht die Magnetisierung

    Spinschwingungen im Magnetfeld

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Wie das MR-Signal entsteht

    Vektoren gleichen Betrags, aber

    entgegengesetzter Richtung,

    KOMPENSIEREN

    sich:

    a

    a

    =

    0

    .

    Ebenso wie addieren, kann man Vektoren

    auch wieder zerlegen. Man kann

    insbesondere jeden Vektor in

    voneinander unabhängige

    KOMPONENTEN

    zerlegen. Das sind die Projektionen des

    Pfeils auf vorgegebene Achsen im Raum,

    auf das

    KOORDINATENSYSTEM

    .

    In unserem Beispiel besteht der

    Summenvektor

    a

    +

    b

    senkrecht aus

    a

    und

    waagerecht aus

    b

    .

    Bitte verwechseln Sie

    nicht Vektor und

    Pfeil. Ein Vektor ist

    ein mathematisches

    Modell für eine

    physikalische

    Erscheinung. Ein

    Pfeil ist nur eine

    visuelle Darstellung

    eines Vektors.

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    27

    Atomkerne mit sowohl

    einer geraden Anzahl

    von Protonen als auch

    Neutronen besitzen

    keinen resultierenden

    Kernspin. Sie sind

    magnetisch neutral.

    Beispiele sind

    Sauerstoff 16O

    (8 Protonen,

    8 Neutronen) oder

    Kohlenstoff 12C

    (6 Protonen,

    6 Neutronen). Diese

    Isotope sind für die

    Magnetresonanztomo-

    graphie nicht nutzbar.

    Wir haben den Spin der Wasserstoff-

    protonen betrachtet. Schauen wir uns nun

    die Atomkerne anderer Elemente an.

    Die KERNTEILCHEN eines Atoms sind die

    Protonen und Neutronen. Sie besitzen

    jeweils ihren eigenen Spin.

    Atomkerne mit einer ungeraden Anzahl

    von Kernteilchen besitzen einen

    resultierenden Spin, den KERNSPIN.

    Beispiele sind Kohlenstoff 13C, Fluor 19F,

    Natrium 23Na oder Phosphor 31P. Zwei

    Drittel der in der Natur vorkommenden

    Isotope besitzen einen resultierenden

    Kernspin und sind damit für die

    Magnetresonanz nutzbar.

    Welche Kerne sind für die Magnetresonanz nutzbar?

  • Atomkerne und Spins

    So entsteht die Magnetisierung

    Spinschwingungen im Magnetfeld

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Wie das MR-Signal entsteht

    Der Kernspin ist die tiefere Ursache für die

    Fähigkeit zur Magnetresonanz: Ein

    Atomkern mit Spin ist stets magnetisch.

    Der Spin ist eine gerichtete Größe. Spins

    addieren sich wie Vektoren räumlich.

    Zwei Drittel der in der Natur vorkom-

    menden Atomkerne besitzen einen

    Kernspin, so auch der Wasserstoff. Sie

    sind für die Magnetresonanztomographie

    prinzipiell nutzbar.

    Auf den Punkt gebracht

    Zwei identische Teilchen können

    innerhalb des Atomkerns nicht im

    gleichen Zustand sein. Sie müssen ihre

    Spinorientierungen antiparallel

    ausrichten und kompensieren sich somit

    paarweise zu Null. Ein solches

    »Tanzpärchen« wird also nach außen

    unsichtbar. Diese Regel der Natur nennt

    man das PAULI-AUSSCHLIESSUNGS-PRINZIP.

    Die »Einzeltänzer« erzeugen den

    Kernspin.

    Wie Sie erkennen können, entspricht der

    Kernspin als resultierende Größe einzelner

    Spins keiner »Rotation« des Atomkerns als

    solchen. Diese Überlegung gilt streng

    genommen auch für das einzelne Proton,

    denn dessen Spin resultiert, wie man

    heute weiß, aus seiner inneren Struktur

    (Quarks und Gluonen).

    Wie entsteht der Kernspin?

    ZU

    R D

    ISK

    USS

    ION

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    29

    Wie wir gesehen haben, können wir uns Protonen und Atomkerne, die einen

    Kernspin besitzen, vereinfacht als Spinmagnete vorstellen. Was nützt uns diese

    Modellvorstellung? Wir können nun erklären, wie sich diese Spinmagnete im

    Magnetfeld des Kernspintomographen ausrichten und eine Magnetisierung im

    Körper des Patienten erzeugen.

    So entsteht die Magnetisierung

    Spinensembles und Voxels

    Natürlich messen wir bei der Magnet-

    resonanztomographie nicht die Wirkung

    jedes einzelnen Spins im Körper, sondern

    stets ein ganzes Ensemble von Spins.

    Ein ENSEMBLE ist die Gesamtheit aller

    Protonenspins innerhalb eines

    betrachteten Volumenelements, auch

    VOXEL genannt. Ein solches Voxel könnte

    ein kleiner Würfel von 1 mm Kantenlänge

    sein.

    Betrachten wir also im folgenden ein

    Voxel im Körpergewebe des Patienten

    genauer und schauen wir uns an, wie sich

    das zugehörige Spinensemble verhält.

  • So entsteht die Magnetisierung

    Atomkerne und Spins Spinschwingungen im Magnetfeld

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Wie das MR-Signal entsteht

    Man erhält die Wirkung des Ensembles

    durch räumliche Addition der einzelnen

    Spinvektoren.

    Im ➔ feldfreien Raum, also ohne äußeres

    Magnetfeld, sind die einzelnen Spins

    völlig zufällig orientiert. In der

    Gesamtwirkung kompensieren sie sich

    vollständig: Ihre Spins heben sich

    gegenseitig auf. Daher wirkt das

    Ensemble nach außen unmagnetisch.

    Das Spinensemble im feldfreien Raum

    Offen gesagt: Die völlig zufällige

    Orientierung der Spins gilt nur im absolut

    feldfreien Raum. Tatsächlich »spüren« die

    Protonen stets das Erdmagnetfeld.

    Es ist zwar etwa 20 000fach schwächer als

    ein MR-Magnet, dennoch ist es wirksam.

    Das heißt, unser Ensemble wird schon

    außerhalb des Kernspintomographen

    magnetisch beeinflusst, wenn auch sehr

    schwach.

    Magnetresonanz ist daher auch im

    Erdmagnetfeld prinzipiell möglich (z.B.

    zur Entdeckung unterirdischer Ölfelder).

    Zur klinischen Bildgebung allerdings sind

    zehntausendfach stärkere Magnetfelder

    unabdingbar. Das ist der Grund, warum

    ein zu untersuchender Patient im starken

    Magnetfeld des MR-Magneten gelagert

    wird.

    Gibt es überhaupt einen feldfreien Raum?

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  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    31

    Das Spinensemble im Magnetfeld

    Bringen wir den Patienten in das ➔

    Magnetfeld des Kernspintomographen.

    Was geschieht nun? Wir konzentrieren uns

    weiterhin auf ein kleines Voxel innerhalb

    seines Gewebes.

    Betrachten wir die Spinorientierungen längs

    der Feldlinien. Nun sehen wir, dass ein

    Spinmagnet sich doch völlig anders verhält

    als ein »anständiger« Stabmagnet.

    Stabmagnete würden sich brav wie

    Kompassnadeln parallel zum Magnetfeld

    ausrichten.

    Die Spinmagnete dagegen spielen

    »verrückt«: Sie richten sich teils mit dem Feld

    als auch gegen das Feld aus, sowohl parallel

    als auch antiparallel.

  • So entsteht die Magnetisierung

    Atomkerne und Spins Spinschwingungen im Magnetfeld

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Wie das MR-Signal entsteht

    Was Sie über ein Magnetfeld wissen sollten

    Ein Magnetfeld, das überall die gleiche

    Feldstärke besitzt, nennt man HOMOGEN.

    Die Feldlinien eines homogenen Feldes

    zeichnet man konsequenterweise als

    parallele Geraden. Ein Magnetfeld, das

    sich nicht ändert, nennt man STATISCH.

    Jedes Magnetfeld besitzt eine

    Kraftwirkung auf magnetische und

    magnetisierbare Teilchen, also auch auf

    Spinmagnete. Die Verteilung dieser

    Kraftwirkung symbolisiert man durch

    magnetische FELDLINIEN.

    Die Stärke dieser Kraft an jedem Ort des

    Raumes nennt man »magnetische

    Induktion«. In der MR-Technik hat sich der

    Begriff MAGNETISCHE FELDSTÄRKE

    eingebürgert. Ihre Einheit beträgt 1 Tesla,

    das ist etwa 20 000 mal so stark wie das

    Magnetfeld der Erde.

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    33

    Das Verhältnis der Auf- und Ab-Spins

    beträgt nicht 50:50, sonst würden sich die

    Spins weiterhin gegenseitig aufheben.

    Statt dessen finden wir eine – wenn auch

    sehr kleine – Mehrheit von ÜBERSCHUSS-

    SPINS, die »aufwärts« zeigen. Spins, die

    »abwärts« zeigen, sind in der Minderheit.

    Die überschüssigen Spinmagnete (m)

    addieren sich zu einer nach außen

    wirksamen makroskopischen Wirkung –

    die MAGNETISIERUNG (M) des Ensembles.

    Diese Magnetisierung ist sehr schwach

    (Paramagnetismus), verglichen mit dem

    wohlbekannten Magnetismus des Eisens

    (Ferromagnetismus).

    Die Überschuss-Spins erzeugen die Magnetisierung

    Nebenbei sei bemerkt: Durch das Magnetfeld

    werden nicht nur die Protonen des Wasserstoffs

    beeinflusst, sondern alle Atomkerne mit Spins,

    ebenso die Elektronen. Wir beschränken uns hier der

    Einfachheit halber auf die für die MR-Bildgebung

    relevanten Wasserstoffprotonen.

    Das statische Magnetfeld erzeugt im

    Körpergewebe eine Vorzugsrichtung der

    Spins parallel und antiparallel zu den

    Feldlinien: ➔ Spin Auf und Spin Ab

    sind die beiden bevorzugten

    Spinorientierungen im Magnetfeld.

  • So entsteht die Magnetisierung

    Atomkerne und Spins Spinschwingungen im Magnetfeld

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Wie das MR-Signal entsteht

    Ursache der Magnetisierung des

    Ensembles ist eine Energieaufspaltung

    der Spins im Magnetfeld. Den zwei

    Spinorientierungen Auf und Ab

    entsprechen zwei unterschiedliche

    Energiezustände. Ein AUFWÄRTS-SPIN hat

    eine niedrigere Energie (E–) als im

    feldfreien Raum (E), ein ABWÄRTS-SPIN hat

    eine höhere Energie (E+).

    Vergleichen Sie diese Quantisierung mit

    dem Stufenschalter bei einem Mixer. Man

    kann die Geschwindigkeit nicht kontinu-

    ierlich verändern, sondern nur in

    Sprüngen.

    Im Magnetfeld ist der niedrigere

    Energiezustand bevorzugt: Es springen

    mehr Spins in den Zustand niedrigerer

    Energie (E–) als zur höheren Energie (E+).

    Dieser Aufbau der Magnetisierung dauert

    eine gewisse Zeit. Wenn er zu Ende

    gekommen ist, ist ein festes Verhältnis

    zwischen beiden Niveaus erreicht, das

    Ensemble ist im energetischen

    Gleichgewicht.

    Spin auf – Spin ab

    Das energetische

    Gleichgewicht

    zwischen beiden

    Niveaus ist tat-

    sächlich dynamisch:

    Unter anderem

    springen die Spins

    paarweise von Auf

    nach Ab und

    umgekehrt (sie

    machen »Flip-Flop«).

    Das Verhältnis

    zwischen Auf- und

    Ab-Spins bleibt dabei

    konstant – und damit

    die nach außen

    wirksame

    Magnetisierung.

    Sie werden sich vielleicht fragen: Wenn es

    im Magnetfeld mehr Spins mit niedrigerer

    Energie gibt, dann ist die Gesamtenergie

    des Spinensembles doch gesunken?

    Richtig! Die Protonen existieren nicht

    alleine im leeren Raum. Sie sind von

    einem Atomverband umgeben, auch

    GITTER genannt. Die Protonen geben

    während des Aufbaus der Magnetisierung

    tatsächlich Energie an das Gitter ab. Das

    Spinensemble »kühlt ab«, wie ein warmer

    Löffel, den man in ein Glas kaltes Wasser

    taucht.

    Diese »Abkühlung« im Gitter ist die tiefere

    Ursache für die Magnetisierung des

    Spinensembles in einem Magnetfeld.

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  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    35

    Die Zahl der Überschuss-Spins ist somit relativ klein.

    Dass dennoch ein messbarer Effekt zustande

    kommt, liegt an der großen Zahl von Wasserstoff-

    protonen im menschlichen Körper.

    Beispiel: Unser Voxel von 1 mm Kantenlänge fasst

    1 Kubikmillimeter Wasser, das ist 1 Mikroliter. Dieses

    Volumen enthält ungefähr 6,7 ⋅1019 Wasserstoff-

    protonen. Bei 1 Tesla entstehen etwa 6 ppm

    Überschuss-Spins. Das heißt: Rund 400 Billionen

    kleine Spinmagnete m addieren sich zur makro-

    skopischen Magnetisierung M.

    Die Anzahl der Überschuss-Spins hängt von

    mehreren Faktoren ab:

    Sie wächst mit der Zahl der Protonen in einer

    Volumeneinheit, also der PROTONENDICHTE.

    Sie wächst mit der Stärke des äußeren

    Magnetfeldes.

    Sie sinkt mit steigender Temperatur.

    Bei Körpertemperatur und einer Feldstärke von

    1 Tesla (ca. 20 000 mal stärker als das Erdmagnet-

    feld) gibt es unter 1 Million Protonen nur etwa

    6 Überschuss-Spins, das sind 0,0006 %.

    In Prozent lässt sich das nur mit vielen Nullen nach

    dem Komma ausdrücken. Verhältnisse im Bereich

    1 zu 1 Million nennt man auch PARTS PER MILLION

    (ppm). Wir können also einfacher sagen: Bei 1 Tesla

    beträgt der Anteil der Überschuss-Spins etwa 6 ppm.

    Eine kleine Überschussrechnung

    Protonen

    Überschuss-Spins

    Wir haben gesehen: Die kleine Mehrheit der

    Aufwärts-Spins ist der Überschuss, der die

    Magnetisierung eines Ensembles in Feldrichtung

    ergibt. Wie groß ist denn die Zahl der Überschuss-

    Spins?

  • So entsteht die Magnetisierung

    Atomkerne und Spins Spinschwingungen im Magnetfeld

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Wie das MR-Signal entsteht

    Unser Modell der Auf- und Ab-Spins ist

    noch unvollständig. Es erklärt die

    Entstehung der Magnetisierung längs der

    Feldlinien, nicht aber, wie diese Spins ein

    MR-Signal erzeugen können. Daher

    werden wir dieses Modell verfeinern

    müssen.

    Zugegebenermaßen haben wir die

    Verhältnisse im Magnetfeld etwas

    vereinfacht. Die einzelnen Spins sind

    keineswegs – auch wenn das manchmal

    geglaubt wird – streng Auf oder Ab

    ausgerichtet. Aus quantenmechanischen

    Gründen nehmen die Protonen eine

    Überlagerung ihrer beiden Spinzustände

    ein (erst bei einer Beobachtung bzw. einer

    Messung springt ein Spin definitiv in den

    Auf- oder Ab-Zustand).

    Wenn der menschliche Körper einem

    starken Magnetfeld ausgesetzt wird,

    entsteht im Gewebe eine schwache

    Magnetisierung in Richtung der

    Feldlinien.

    Ursache sind die im Gewebe wirkenden

    Kernspins. Die Spins richten sich mit dem

    Magnetfeld aus, allerdings ungleich

    verteilt.

    Die meisten Kernspins heben sich

    gegenseitig auf. Die Überschuss-Spins

    ergeben in ihrer Summe die nach außen

    wirksame Magnetisierung.

    Auf den Punkt gebracht Sehr diskret und dennoch kontinuierlich ...

    Vergleichen Sie dies

    mit der Gang-

    schaltung eines

    Autos. Obwohl Sie

    beim Fahren immer

    in genau einen Gang

    schalten (oder die

    Automatik tut das),

    ändert sich die

    Geschwindigkeit des

    Autos kontinuierlich.

    Ebenso der Spin des

    Protons: Er besitzt

    genau zwei diskrete

    Eigenzustände Auf

    und Ab, doch kann

    kontinuierlich quer

    dazu stehen.

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  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    37

    Wissen Sie noch, wie Sie mit einem

    Spielzeugkreisel gespielt haben? Wenn

    Sie den rotierenden Kreisel anstießen,

    kippte er ein wenig zur Seite. Er fiel aber

    nicht um, sondern begann zu »kegeln«.

    So ist die Bewegung eines Kreisels: Seine

    Drehachse beschreibt einen Kegel um die

    Richtung der Schwerkraft.

    Diese Art der Bewegung nennt man

    PRÄZESSION.

    Spinschwingungen im Magnetfeld

    Sie haben gesehen, dass die Spinmagnete sich völlig anders verhalten, als

    gewöhnliche Stabmagnete, die sich im Magnetfeld in genau einer Richtung

    orientieren würden. Spinmagnete wären deshalb als Kompassnadeln

    unzuverlässig. Doch sie haben eine Besonderheit, welche die Magnetresonanz

    ermöglicht: sie schwingen.

    Ein Spielzeugkreisel

  • Spinschwingungen im Magnetfeld

    Atomkerne und Spins So entsteht die Magnetisierung

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Wie das MR-Signal entsteht

    Und so ist die Bewegung eines Spins:

    Wenn ein Spin einem Magnetfeld

    ausgesetzt ist, muss er ebenso wie ein

    Kreisel um die Richtung des Feldes einen

    Kegel ausführen. Der Spinmagnet verhält

    sich wie ein magnetischer Kreisel. Das ist

    die SPINPRÄZESSION.

    Beachten Sie bitte, dass nicht das Proton

    selbst kreiselt, sondern nur sein Spin bzw.

    Spinmagnet (m). Um dies zu unter-

    streichen, lassen wir die Kugel endgültig

    verschwinden...

    Magnetische Kreisel im Körper

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    39

    Die Geschwindigkeit, mit der ein Spin um

    eine äußere Feldrichtung kreiselt, seine ➔

    Frequenz, ist für die Magnetresonanz von

    großer Bedeutung. Sie hängt ab

    vom Kerntyp und

    von der Stärke des angelegten

    Magnetfeldes.

    Je stärker das Magnetfeld ist, um so

    schneller ist das Kreiseln der Spins. In

    einem Magnetfeld von 1 Tesla ist die

    Kreiselfrequenz der Kernspins genau

    doppelt so hoch wie in einem 0,5 Tesla-

    Feld.

    Diese Kreiselfrequenz der Spins nennt

    man auch LARMORFREQUENZ.

    Radiofrequenzen im Magnetfeld

    Welche Bedeutung hat die Larmor-

    frequenz für die Magnetische Resonanz?

    Der Clou ist:

    Ebenso wie Funk- oder Radiosignale kann

    man Signale von einer Gruppe von

    Spinkreiseln empfangen, wenn man

    hierzu die technischen Voraussetzungen

    schafft.

    Zu diesem Zweck muss die Technik des

    MR-Gerätes auf die Larmorfrequenz der

    Spins abgestimmt sein. Ungefähr so, wie

    Sie den Abstimmknopf eines Radiogerätes

    drehen, um einen bestimmten Sender zu

    empfangen.

  • Spinschwingungen im Magnetfeld

    Atomkerne und Spins So entsteht die Magnetisierung

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Wie das MR-Signal entsteht

    Umdrehungen können wir auf einer

    Zeitachse darstellen. So erhalten wir eine

    Wellenlinie mit »Bergen« und »Tälern«.

    Das ist eine SINUSKURVE. Eine Schwingung

    doppelter Frequenz stellen wir durch eine

    entsprechend gestauchte Sinuskurve dar.

    Was ist eine FREQUENZ? Das ist sozusagen

    die »Drehzahl« einer periodischen

    Bewegung.

    Sie kennen das von Ihrem Fahrzeug,

    wenn Sie einen Blick auf den Drehzahl-

    messer werfen. Der Drehzahlmesser zeigt

    beispielsweise 3 000 Umdrehungen pro

    Minute an. Das ist nichts anderes als eine

    Frequenz.

    3 000 U/min sind dasselbe wie 50 Umdre-

    hungen pro Sekunde. Für Umdrehung pro

    Sekunde verwendet man auch die Einheit

    HERTZ (Hz), in diesem Fall beträgt die

    Frequenz also 50 Hz.

    Von Frequenzen, Drehzahlen und

    Sinuskurven

    Zwischen Berg und Tal

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    41

    Die Larmorfrequenz ω wächst propor-

    tional mit dem Magnetfeld B. Es gilt die

    Formel:

    ω = γ B

    (Den konstanten Faktor γ nennt man das

    »gyromagnetische Verhältnis« der

    Atomkerne.)

    Im Erdmagnetfeld präzedieren die Spins

    relativ langsam, mit etwa 2 000 Hz

    (2 kHz.)

    Präzession präzise gefasst

    Die Spinpräzession ist bei den hohen

    Feldstärken der MR-Geräte hochfrequent.

    Das bedeutet, die Spins präzedieren in der

    Sekunde mit mehreren Millionen

    Schwingungen.

    Bei 1,0 Tesla beträgt die Larmorfrequenz

    der Wasserstoffprotonen etwa 42 MHz,

    bei 1,5 Tesla 63 MHz. Eine solche Schwin-

    gungsfrequenz im Megahertz-Bereich

    haben auch Radiowellen (UKW bzw. FM).

    Da die Stärke des Magnetfeldes des Tomo-

    graphen bekannt ist, kennt man auch die

    Larmorfrequenz der Protonenspins. Das

    MR-Gerät wird auf diese Frequenz

    abgestimmt. Die verwendeten HF-Spulen

    bauen sozusagen eine »Funkverbindung«

    mit den Spins auf.

  • Spinschwingungen im Magnetfeld

    Atomkerne und Spins So entsteht die Magnetisierung

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Wie das MR-Signal entsteht

    Die xy-Ebene kommt ins Spiel

    Lassen Sie uns für das Folgende eine

    kleine »Sprachregelung« vereinbaren:

    In einem üblichen xyz-Koordinatensystem

    legen wir per definitionem die Z-ACHSE in

    die Richtung des Magnetfeldes.

    Die Ebene quer zu den Feldlinien nennen

    wir die XY-EBENE.

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    43

    Im Grundzustand: Völlig außer Phase

    Konzentrieren wir uns auf die Überschuss-

    Spins eines Ensembles. Wir stellen sie

    vereinfacht als ein kreiselndes »Sixpack«

    dar. Alle Spins präzedieren mit gleicher

    Frequenz um die Richtung des äußeren

    Magnetfeldes – allerdings nicht im

    Gleichklang, sondern völlig zufällig

    orientiert.

    Anders gesagt: Die Spins besitzen alle die

    gleiche Frequenz, aber ihre ➔ Phasen-

    lagen sind völlig beliebig. Daher heben

    sich ihre Komponenten quer zum Magnet-

    feld, also parallel zur xy-Ebene, statistisch

    auf. Wir beobachten nur unsere konstante

    Magnetisierung M längs der z-Achse.

    Solange die Spins solcherart außer Phase

    schwingen, geben sie kein nach außen

    beobachtbares Signal ab.

    Fassen wir zusammen. Das ist der GRUNDZUSTAND

    der Kernspins im Magnetfeld:

    1. Die Auf- und Ab-Spins sind im energetischen

    Gleichgewicht, die Überschuss-Spins erzeugen die

    konstante Magnetisierung.

    2. Die Spins präzedieren außer Phase, ihre Wirkung

    in der xy-Ebene ist Null.

  • Spinschwingungen im Magnetfeld

    Atomkerne und Spins So entsteht die Magnetisierung

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Wie das MR-Signal entsteht

    Über Phasen, Uhrzeiger und Jetlags

    Eine PHASE ist so etwas wie die Winkel-

    richtung eines Uhrzeigers. Sie gibt die

    zeitliche Verschiebung einer Schwingung

    oder Drehung gegenüber einer anderen

    an.

    Wenn Ihre Uhr eine Stunde »vorgehen«

    würde, hätte sie eine »Phasenverschie-

    bung« von 1 Stunde gegenüber der

    Ortszeit. Das können Sie korrigieren,

    indem Sie Ihre Uhr richtig stellen. Der

    kleine Zeiger bewegt sich dabei um 30°

    zurück. Die Zeitverschiebung zwischen

    San Francisco und New York von

    3 Stunden ist dagegen von dauerhafter

    Natur. Über große Entfernungen können

    Sie diese zeitliche Phasenverschiebung

    nach einem Flug als »Jetlag« spüren. Die

    meisten Schwingungen wie z.B.

    Radiowellen enthalten solche »Jetlags«.

    Wie Sie später sehen werden, nutzt man

    gezielt Frequenz- und Phasen-

    verschiebungen zur Erzeugung eines

    MR-Bildes aus.

    Wie spät ist es?

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    45

    Auf den Punkt gebracht

    In einem Magnetfeld präzedieren die

    Spins wie Kreisel um die Achse der

    Feldrichtung.

    Die Präzessionsfrequenz der Spinvektoren

    hängt von der Stärke des angelegten

    Magnetfeldes ab. Bei den verwendeten

    Feldstärken liegt sie im hochfrequenten

    Radiowellenbereich.

    Im Grundzustand sind Auf- und Ab-Spins

    im energetischen Gleichgewicht, die

    Überschuss-Spins erzeugen die konstante

    Magnetisierung längs der z-Achse. Die

    Spins präzedieren außer Phase, ihre

    Magnetvektoren heben sich quer zum

    Feld (xy-Ebene) gegenseitig auf.

  • Spinschwingungen im Magnetfeld

    Atomkerne und Spins So entsteht die Magnetisierung

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Wie das MR-Signal entsteht

    Quantenmechanische Unbestimmtheit

    Unser Vektormodell des Spins

    kennzeichnet einen Spin in einem

    überlagerten Zustand von Auf und Ab,

    der Querzustände zulässt.

    Der Querzustand eines Spins ist

    unbestimmt, wenn man seine

    z-Komponente kennt, und umgekehrt.

    Wegen des Unbestimmtheitscharakters

    der Spinzustände arbeitet die Quanten-

    mechanik mit den Erwartungswerten von

    Spinoperatoren. Der Erwartungswert ist

    der im Mittel zu erwartende Wert über

    eine lange Messreihe. Er verhält sich

    glücklicherweise im Magnetfeld wie ein

    präzidierender Vektor. Dies ermöglicht

    unsere veranschaulichende Darstellung.

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  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    47

    Im Grundzustand kreiseln die Spins im Magnetfeld und halten ein energetisches

    Gleichgewicht aufrecht. Dies erzeugt eine konstante Magnetisierung im Körper.

    Das Wesen der Magnetresonanz besteht darin, die Magnetisierung aus ihrer

    Ruhelage auszulenken, indem man gezielt das Gleichgewicht der Spins stört.

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

  • Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Atomkerne und Spins So entsteht die Magnetisierung

    Spinschwingungen im Magnetfeld

    Wie das MR-Signal entsteht

    Die modernen,

    zur MR-Bildgebung

    verwendeten

    HF-Spulen senden

    einen HF-Puls als

    zirkular polarisierte

    Welle. Diese enthält

    ein rotierendes

    Magnetfeld.

    Der HF-Puls

    Wie bringt man die Spins aus dem Gleichgewicht,

    ändert ihre Auf-Ab-Verteilung, ihre Phasenlagen,

    ihre Orientierung?

    Beispielsweise, indem man sie durch eine Magnet-

    welle anregt. Die Welle ist kurz und hochfrequent

    (HF), darum nennt man sie ➔ HF-Puls.

    Wie soll man sich einen HF-Puls

    vorstellen? Denken Sie beispielsweise an

    eine magnetische Frisbee-Scheibe,

    die plötzlich quer durch das statische

    Magnetfeld fliegt.

    Was macht die Frisbee-Scheibe? Sie wirkt

    als rotierender Magnet, der gezielt das

    homogene Magnetfeld stört.

    Magnetische Frisbee-Scheiben

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    49

    Wieso »stört« der HF-Puls die Spins?

    Wenn er die »falsche« Frequenz hat,

    überhaupt nicht.

    Entscheidend ist: Um die Spins aus dem

    Gleichgewicht bringen zu können, muss

    der HF-Puls in ➔ Resonanz mit den Spins

    sein. Das heißt, der rotierende Magnet

    muss sich genauso schnell drehen wie die

    magnetischen Spinkreisel.

    Diese Resonanzbedingung bedeutet

    physikalisch:

    Die Schwingfrequenz des HF-Pulses muss

    mit der Larmorfrequenz der Spins

    übereinstimmen.

    Die Magnetische Resonanzbedingung

  • Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Atomkerne und Spins So entsteht die Magnetisierung

    Spinschwingungen im Magnetfeld

    Wie das MR-Signal entsteht

    Die Resonanzanregung bei MR können

    wir mit der Schwingung von Stimm-

    gabeln vergleichen. Eine angeschlagene

    Stimmgabel beginnt zu schwingen und

    erzeugt einen bestimmten Ton. Die

    Tonhöhe entspricht der Schwingfrequenz

    der akustischen Welle.

    Eine zweite Stimmgabel wird genau dann

    durch die Schallwelle in Schwingung

    versetzt, wenn ihre Eigenfrequenz mit der

    Frequenz der akustischen Welle, also der

    Tonhöhe, übereinstimmt: Die beiden

    Stimmgabeln sind in RESONANZ.

    Im Einklang sein

    Stimmgabeln in Resonanz

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    51

    Was geschieht nun genau bei der Magnetresonanz?

    Behelfen wir uns zunächst wieder mit einer

    anschaulichen Analogie.

    Stellen Sie sich bitte vor, »Sie sind« der rotierende

    Magnet (d.h. der HF-Puls). Nun müssen Sie unbe-

    dingt mit den kreiselnden Spins in Resonanz treten.

    Hierzu laufen Sie um das Spinkarussell und werfen

    Steine in eine rotierende »Spinwaage«. Sie haben

    nur begrenzte Zeit. Wenn Sie zu schnell oder zu lang-

    sam um das Spinkarussell laufen, gerät die Sache

    außer Tritt. Dann können Sie immer nur nach einer

    kompletten Umdrehung die Waage wieder einholen

    und einen Stein hineinwerfen. Wenn Sie dagegen im

    Gleichtritt mit der Spinwaage laufen, können Sie die

    ganze Zeit Steine in die Waagschale füllen.

    Im Gleichtakt mit dem Spinkarussell

    »Steter Tropfen höhlt den Stein«: Die Spinwaage gerät

    aus dem Gleichgewicht. Wir sehen die Magnetisierung

    einfach umkippen.

  • Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Atomkerne und Spins So entsteht die Magnetisierung

    Spinschwingungen im Magnetfeld

    Wie das MR-Signal entsteht

    Die Magnetisierung wird um so weiter kippen und

    umklappen, je stärker die Energie des anregenden

    HF-Pulses ist. Den Endwinkel der Kippung nennt

    man den KIPPWINKEL oder Flipwinkel (α).

    Pulse und Kippwinkel

    Ein 180°-PULS klappt die

    Magnetisierung in die ➔

    entgegengesetzte

    Richtung der z-Achse.

    Ein 90°-PULS kippt

    die Magnetisierung

    genau in die

    ➔ xy-Ebene.

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    53

    Wie stellt sich das Kippen der

    Magnetisierung aus der Sicht der Spins

    dar? Versetzen wir uns in die Lage der

    Spins.

    Zur Erklärung der Wirkung des

    180°-Pulses erlauben wir uns ein

    vereinfachtes Bild.

    Angenommen, »Sie sind« einer der

    Überschuss-Spins unseres »Sixpacks«.

    Der HF-Puls überträgt Energie auf Sie,

    und »zwar so gehörig, dass Sie einen

    Handstand machen«.

    180° – Der Handstand der Überschuss-Spins

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    Vor dem 180°°°°-Puls

  • Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Atomkerne und Spins So entsteht die Magnetisierung

    Spinschwingungen im Magnetfeld

    Wie das MR-Signal entsteht

    So auch die Spins: sie »flippen«, d.h. sie

    springen vom Auf-Zustand in den energie-

    reicheren Ab-Zustand. (Der Handstand ist

    der labilere und energiereichere Zustand.)

    Nach einem 180°-Puls sind alle

    Überschuss-Spins vom Auf-Zustand in den

    Ab-Zustand gesprungen.

    Die Magnetisierung zeigt nun in die

    Gegenrichtung.

    Wie sich später zeigt, ist auch für das

    Spinensemble dieser Zustand der labilere.

    Es wird wieder in das energetische

    Gleichgewicht zurückkehren.

    Nach dem 180°°°°-Puls

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    55

    Durch einen 90°-Puls entsteht eine

    Magnetisierung in Querrichtung, in der

    xy-Ebene. Hier reicht unser Bild der

    flippenden Spins nicht aus. Wir müssen

    etwas genauer hinschauen.

    Solange der HF-Puls andauert, wirken

    zwei Magnetfelder zugleich: das statische

    Feld und kurzzeitig das rotierende

    HF-Feld. Durch einen Trick können wir das

    statische Feld verschwinden lassen:

    Wir begeben uns mit den Spins auf das

    Spinkarussell. Hier »spüren« die Spins

    effektiv nur noch das rotierende HF-Feld

    (den Frisbee-Magneten). Da es in

    Resonanz mit den Spins rotiert, erscheint

    seine Achse für die Spins statisch (sie zeigt

    in unserem Beispiel nach vorne). Wie

    reagieren die Spins auf diesen Magnet-

    vektor? Natürlich, sie präzidieren um

    dessen Wirkungsachse.

    Die ursprüngliche Längsmagnetisierung

    in z-Richtung wird so durch einen 90°-Puls

    in die xy-Ebene verteilt. Heben sich die

    xy-Komponenten der Spins nun wieder

    wegen Phasenungleichheit auf?

    90° – Phasen in Gleichklang bringen

    Vor dem 90°°°°− Puls

    Am Ende des 90

    °°°°− Pulses

    Sicher nicht, denn dann wäre am Ende eines

    90

    °

    -Pulses die Magnetisierung

    in allen Richtungen

    Null

    . Unser Bild demonstriert jedoch: Die xy-Kompo-

    nenten der Spins zeigen nicht mehr »wild« in alle

    Richtungen, sondern weitgehend in die gleiche

    Richtung (in unserem Beispiel nach rechts).

  • Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Atomkerne und Spins So entsteht die Magnetisierung

    Spinschwingungen im Magnetfeld

    Wie das MR-Signal entsteht

    Nach dem 90°°°°-Puls

    Der 90

    °

    -Puls bringt die Phasen der Spins

    also in Gleichklang. Nach dem gemein-

    samen Kreiseln der Spinvektoren um die

    Achse des HF-Pulses konzentrieren sie

    sich in horizontaler Richtung. Es ist

    ungefähr so, als hätte sich das ganze

    Sixpack nach rechts »gelegt«.

    Nun sind die z-Komponenten der

    einzelnen Spins unbestimmt. Über das

    gesamte Ensemble heben sie sich

    statistisch auf. Die Längsmagnetisierung

    ist Null.

    Nach dem Puls spüren die Spins nur noch

    das statische Magnetfeld und kreiseln

    weiter um die z-Achse. Da sie phasen-

    kohärent präzedieren, erzeugen sie in

    Summe eine Magnetisierung in der

    xy-Ebene, eine

    Quermagnetisierung

    , die

    genauso groß ist wie die ursprüngliche

    Längsmagnetisierung. Die Magneti-

    sierung ist um 90

    °

    gekippt.

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    57

    Ein HF-Puls bringt das Spinensemble aus

    dem Gleichgewicht. Er muss hierzu die

    Resonanzbedingung erfüllen: Die

    Schwingfrequenz des HF-Pulses muss mit

    der Larmorfrequenz der Spins überein-

    stimmen.

    Ein 90

    °

    -Puls kippt die Magnetisierung in

    die xy-Ebene. Ein 180

    °

    -Puls klappt die

    Magnetisierung in die entgegengesetzte

    Richtung der z-Achse.

    Auf den Punkt gebracht

  • Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Atomkerne und Spins So entsteht die Magnetisierung

    Spinschwingungen im Magnetfeld

    Wie das MR-Signal entsteht

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    59

    Wir können die Magnetisierung wie einen

    Vektor in zwei zueinander senkrechte

    Komponenten zerlegen:

    Die

    LÄNGSMAGNETISIERUNG

    M

    z

    ist der

    Anteil des Vektors in Richtung der

    z-Achse, also entlang des äußeren

    Magnetfelds.

    Die

    QUERMAGNETISIERUNG

    M

    xy

    ist die

    Komponente des Vektors, die in der

    xy-Ebene um das äußere Magnetfeld

    rotiert. Wie schnell rotiert sie? Die

    rotierende Quermagnetisierung ist die

    Summe der Spinvektoren, die in gleicher

    Phase in der xy-Ebene kreiseln – mit der

    Larmorfrequenz. Also rotiert auch die

    Quermagnetisierung mit der Larmor-

    frequenz.

    Wie das MR-Signal entsteht

    Gestört durch einen HF-Puls kippt die Magnetisierung und erzeugt eine

    Komponente in der xy-Ebene. Lassen Sie uns nun betrachten, wie die

    umgeklappte Magnetisierung ein Signal erzeugen kann.

    Die Magnetisierung zerlegen

  • Wie das MR-Signal entsteht

    Atomkerne und Spins So entsteht die Magnetisierung

    Spinschwingungen im Magnetfeld

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Die Quermagnetisierung wirkt wie ein rotierender

    Magnet. Man kann eine Spule in dieses rotierende

    Magnetfeld bringen. Es erzeugt naturgemäß

    in der

    Spule eine

    elektrische Spannung

    .

    Der zeitliche Verlauf dieser Spannung ist das

    MR-SIGNAL

    . Das MR-Signal ist um so stärker, je

    größer die Quermagnetisierung ist. Es fällt relativ

    schnell ab.

    Da die Quermagnetisierung nach dem Ende des

    HF-Pulses

    frei

    rotiert,

    dabei ein Signal

    induziert

    und

    wieder

    abfällt

    ,

    nennt man dieses MR-Signal den

    FREIEN

    INDUKTIONSABFALL

    , kurz

    FID

    (free induction decay).

    Den Grund für den Signalabfall erläutern wir im

    nächsten Kapitel.

    Die Quermagnetisierung erzeugt das MR-Signal

  • 1 Eine kleine Reise durch die MR-Physik

    61

    Aus der Elektrotechnik ist bekannt: Ein

    sich in seiner Stärke oder Richtung

    änderndes Magnetfeld erzeugt in einer

    Spule eine elektrische Spannung. Das ist

    die elektromagnetische Induktion.

    Wissenswertes über die elektromagnetische Induktion

    Wir nutzen die Induktion im Alltag häufig. In einem

    Fahrraddynamo beispielsweise rotiert ein durch das

    Rad angetriebener Magnet. Damit ändert sich

    ständig die Richtung seines Magnetfelds. Diese

    Magnetfeldänderung erzeugt (induziert) in der

    Dynamospule eine elektrische Spannung. Es kann

    ein Strom fließen, der die Fahrradlampe leuchten

    lässt. Je schneller der Dynamomagnet rotiert, um so

    höher ist die induzierte Spannung, und um so heller

    leuchtet die Fahrradlampe.

    Die Spannung wächst

  • Wie das MR-Signal entsteht

    Atomkerne und Spins So entsteht die Magnetisierung

    Spinschwingungen im Magnetfeld

    Die Spins aus dem Gleichgewicht bringen

    Ein HF-Puls bringt das Spinensemble

    aus seinem ursprünglichen Gleich-

    gewicht.

    Nach dem Ende eines 90

    °

    -Pulses ist

    die Längsmagnetisierung in die

    xy-Ebene gekippt. Sie rotiert als

    Quermagnetisierung mit der

    Larmorfrequenz.

    Die rotierende Quermagnetisierung

    erzeugt das MR-Signal, das schnell

    wieder ab fällt (FID).

    Sie haben gesehen, wie eine zunächst

    unmagnetische Probe in einem statischen

    Magnetfeld magnetisiert wird. Aus

    energetischen Gründen baut sich in

    Richtung des äußeren Feldes eine

    Magnetisierung auf.

    Das energetische Gleichgewicht ist

    dynamisch

    : Die einzelnen Kernspins

    wechseln spontan ihren Energiezustand.

    Die Gesamtzahl der Überschuss-Spins

    bleibt jedoch gleich und hält somit die

    konstante Magnetisierung aufrecht.

    Zusammenfassung

  • 63

    2

  • Relaxation verstehen

    Die Längs-magnetisierung baut sich auf (T

    1

    )

    Die Quermagnetisierung zerfällt (T

    2

    )Das Spinecho (T

    2*) Das Gradientenecho

    Nach einem 90°-Puls ist die

    Längsmagnetisierung Null, sie rotiert als

    Quermagnetisierung in der xy-Ebene.

    Bleibt dieser Zustand bestehen? Nein.

    Die Quermagnetisierung geht relativ schnell

    wieder verloren, deshalb fällt das MR-Signal ab.

    Wir werden sehen, dass die Längsmagneti-

    sierung nach dem 90°-Puls wieder zu ihrer alten

    Größe anwächst – so, »als wäre nichts

    geschehen«.

    Diesen Vorgang nennt man RELAXATION.

    Über Spinerholung und Echos

  • 2 Über Spinerholung und Echos

    65

    Man könnte glauben, wenn die

    Quermagnetisierung zerfällt und die

    Längsmagnetisierung sich wieder

    aufbaut, dann bedeutet dies: Die

    Magnetisierung, sich selbst überlassen,

    kippt wieder in die z-Richtung zurück ...

    Das stimmt jedoch nicht.

    Die Quermagnetisierung Mxy zerfällt

    schneller, als die Längsmagnetisierung Mz

    sich wieder aufbaut. Beide Prozesse

    verlaufen ➔ exponentiell.

    Der Aufbau der Längsmagnetisierung

    dauert eine gewisse Zeit (T1). Innerhalb

    kürzerer Zeit ist die Quermagnetisierung

    schon verschwunden (T2).

    Relaxation verstehen

    Nach jeder Störung durch einen HF-Puls nehmen die Spins wieder ihren

    Grundzustand ein, sie »erholen« sich. Wir werden feststellen, dass wir diese

    RELAXATION durch zwei voneinander unabhängige Prozesse beschreiben können,

    indem wir Längsmagnetisierung und Quermagnetisierung getrennt betrachten.

    Längs und Quer

  • Relaxation verstehen

    Die Längs-magnetisierung baut sich auf (T1)

    Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

    Das Spinecho (T2*) Das Gradientenecho

    Vergleichen wir dies mit einer fallenden

    Kiste. Wenn man sie von einem hohen

    Turm aus abwirft, fällt sie mit wachsender

    Geschwindigkeit auf den Erdboden

    nieder. Ursache ist die Schwerkraft der

    Erde. So weit so gut.

    Wenn man die Kiste von einem Flugzeug

    aus abwirft, wirken zwei »Kräfte«

    zugleich: 1. die Schwerkraft, 2. die

    Bewegungsenergie in Flugrichtung.

    Die tatsächliche Bewegung der Kiste

    ist eine Überlagerung der beiden

    voneinander unabhängigen

    Bewegungen. Während die Kiste immer

    tiefer fällt, fliegt sie kaum noch in

    Flugrichtung weiter.

    Eine fallende Kiste

  • 2 Über Spinerholung und Echos

    67

    Viele natürliche und soziale Prozesse

    haben einen mathematisch einfachen

    Verlauf: sie sind EXPONENTIELL. Die

    Vermehrung von Bakterien, die Abnahme

    radioaktiver Strahlung, der Zinseszins, all

    dies verläuft exponentiell. So auch die

    Spinerholung. Grund genug, sich damit

    zu beschäftigen.

    Der Zinseszins ist ein Beispiel für

    ungebremstes Wachstum. Angenommen,

    Sie besitzen Aktien oder Fonds im Wert

    von 10 000 Euro, die im Schnitt mit 10 %

    verzinst sind. Dann ist Ihr Vermögen nach

    10 Jahren auf etwa 26 000 Euro

    gewachsen, nach 20 Jahren auf

    67 000 Euro, nach 50 Jahren beträgt es

    ganze 1,2 Millionen Euro.

    Zinseszins und exponentielles Wachstum

    Bergauf und bergab

  • Relaxation verstehen

    Die Längs-magnetisierung baut sich auf (T1)

    Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

    Das Spinecho (T2*) Das Gradientenecho

    Ein Beispiel für exponentielle Abnahme

    ist eine Währungsinflation. Stellen Sie

    sich vor, Sie hätten 100 000 Euro Bargeld,

    und die Inflationsrate betrüge satte 10 %.

    Dann wäre Ihr Geld nach 10 Jahren nur

    noch etwa 34 000 Euro wert, nach

    20 Jahren etwa 12 000 Euro und nach

    50 Jahren ist Ihr Geld praktisch wertlos.

  • 2 Über Spinerholung und Echos

    69

    Eine RELAXATION ist ein dynamischer

    Prozess: Ein System kehrt aus einem

    Nichtgleichgewichtszustand in sein

    Gleichgewicht zurück.

    Der Verlauf bremst ab, bis ein

    Sättigungswert erreicht ist:

    Die Relaxation ist um so stärker,

    je weiter das System noch im

    Nichtgleichgewicht ist. Je näher das

    Gleichgewicht bzw. die Wachstumsgrenze

    rückt, um so schwächer wird die Relaxation

    (die Kurve flacht mit der Zeit ab).

    Ungefähr so, wie ein gespanntes

    Gummiband weniger stark zurückschnellt,

    wenn es weniger gespannt ist.

    Was ist eine Relaxation?

    Wenn die Relaxation exponentiell verläuft, kann man sie

    durch ihre ZEITKONSTANTE T beschreiben:

    Nach der Zeit T ist die relaxierende Größe auf etwa 63 %

    ihres Endwerts angewachsen. Nach 2T beträgt sie bereits

    86 %, nach 3T etwa 95 % des Endwerts. Nach der Zeit 5T ist

    der Prozess fast ganz abgeschlossen und der

    Gleichgewichtszustand erreicht.

    Gleichgewicht

    Nichtgleichgewicht

  • Relaxation verstehen

    Die Längs-magnetisierung baut sich auf (T1)

    Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

    Das Spinecho (T2*) Das Gradientenecho

    Fassen wir zusammen: Während die Längsmagnetisierung

    sich aufbaut, zerfällt die Quermagnetisierung.

    Die Quermagnetisierung nimmt wesentlich rascher ab,

    als die Längsmagnetisierung anwächst.

    Bergab geht ‘s schneller als bergauf

    Die T2-Konstante ist also im Normalfall

    bedeutend kürzer als die T1-Konstante.

    Die Zeitkonstanten heißen T1 und T2.

    Längs – Bergauf – T1Quer – Bergab – T2

  • 2 Über Spinerholung und Echos

    71

    Der Aufbau der Längsmagnetisierung ist ein

    exponentieller Prozess. Das ist die

    LÄNGSRELAXATION. Ihre Zeitkonstante nennt

    man T1.

    Nach Ablauf der Zeit T1 ist die

    Längsmagnetisierung Mz auf etwa 63 % ihres

    Endwerts angewachsen. Nach 5 mal T1 hat

    sie sich vollständig aufgebaut.

    Ist die Zeitkonstante T1 überall gleich? Im

    gesamten Körper, für alle Gewebe? Nein, zum

    Glück nicht. Die T1-Konstante hängt vom

    betroffenen Gewebe ab, sie ist gewebe-

    spezifisch.

    Die Längsmagnetisierung baut sich auf (T1)

    Nach einer gewissen Zeit erholt sich die Längsmagnetisierung wieder vollständig von der

    Störung durch den HF-Puls. Das Spinensemble strebt im statischen Magnetfeld seinem

    energetischen Gleichgewichtszustand zu.

    Zurück in den Gleichgewichtszustand

  • Die Längsmagnetisierung baut sich auf (T1)

    Relaxation verstehen Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

    Das Spinecho (T2*) Das Gradientenecho

    Fett

    weiße Substanz

    graue Substanz

    Liquor

    T1-Konstanten unter der Lupe

    Verschiedene Gewebearten zeigen unterschiedliche

    Relaxationszeiten. Dies ist der Schlüssel zu dem großen

    Bildkontrast, der mit MR erreicht werden kann.

    Wieso geschieht dies?

    Die Energie der angeregten Spins geht durch

    Wechselwirkung mit dem ➔ Gitter wieder verloren.

    Einfache Merkregel:

    Fett hat kurzes T1,

    Wasser hat langes T1.

    Wie die Tabelle zeigt, ist die T1-Konstante auch

    feldstärkeabhängig.

    T1-Konstanten (in ms)

    0,2 Tesla 1,0 Tesla 1,5 TeslaFett 240Muskel 370 730 863Weiße Substanz 388 680 783Graue Substanz 492 809 917Liquor 1400 2500 3000

  • 2 Über Spinerholung und Echos

    73

    Fett

    weiße Substanz

    graue Substanz

    Liquor

    Die Protonen wechseln

    ihren Spinzustand bei

    Resonanz. Wodurch

    springen sie nach Ende

    des HF-Pulses wieder ins

    Gleichgewicht zurück?

    Tatsächlich »spüren« die

    Protonen permanent

    lokal schwankende

    Magnetfelder, die durch

    die Molekularbewegung

    hervorgerufen werden

    (»magnetisches Rau-

    schen«). Diese winzigen

    Magnetfeldschwankun-

    gen überlagern das

    äußere Magnetfeld. Den

    stärksten Einfluss haben

    jene magnetischen Feld-

    schwankungen, die mit

    dem Kreiseln (Larmor-

    frequenz) der Protonen

    übereinstimmen und

    quer zum Hauptfeld

    schwingen. Sie wirken

    wie kleine HF-Pulse und

    lassen die Spins

    »flippen«.

    Die Spin-Gitter-Relaxation

    ZU

    R D

    ISK

    USS

    ION

  • Die Längsmagnetisierung baut sich auf (T1)

    Relaxation verstehen Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

    Das Spinecho (T2*) Das Gradientenecho

    Die Umgebung eines Protons besteht oft

    aus größeren Molekülen (Lipide) und

    Makromolekülen (Proteine).

    Wasserstoffprotonen innerhalb eines

    relativ gering beweglichen Fettmoleküls

    ebenso wie Protonen, die an Protein

    angelagert sind, spüren die lokalen

    Feldschwankungen stark: Sie wechseln

    schnell ihren Spinzustand. Fettgewebe

    beispielsweise zeigt daher eine relativ

    kurze T1-Relaxation.

    In Flüssigkeiten ist die Molekular-

    bewegung des Wassers bedeutend

    schneller als die meisten Feld-

    schwankungen. Resonanzen mit

    schwingenden Magnetfeldern sind

    seltener und schwächer: Die Protonen

    wechseln nicht so schnell ihren

    Spinzustand. Reines Wasser und die

    Gehirnflüssigkeit (Liquor) zeigen daher

    eine relativ lange T1-Relaxation.

    Woher kommen die Feldschwankungen?

    Sie entstehen durch magnetische

    Dipolfelder von ungepaarten Elektronen

    und anderen Kernen.

    Wieso »Spin-Gitter-Relaxation«? Die

    Umgebung eines Protons nennt man

    »Gitter«, auch bei Flüssigkeiten, obwohl

    ursprünglich die Gitterstrukturen in

    Festkörpern gemeint sind. Da das

    Spinensemble während der

    Längsrelaxation Energie an das Gitter

    abgibt, nennt man den T1-Prozess auch

    SPIN-GITTER-RELAXATION. Dieser Prozess

    findet nicht nur nach der Störung durch

    einen HF-Puls statt, sondern bereits beim

    Aufbau der Längsmagnetisierung,

    nachdem der Patient in das Magnetfeld

    gebracht wurde.

    Wir haben gezeigt: Die T1-Konstante

    hängt von der Größe der Gewebe-

    moleküle, ihrer Mobilität und der Art ihrer

    Umgebung ab. Sie gibt an, wie schnell ein

    Spinensemble innerhalb eines bestimm-

    ten Gewebes seine überschüssige

    magnetische Energie an das Gitter

    abgeben kann.

  • 2 Über Spinerholung und Echos

    75

    Da verschiedene Gewebetypen

    unterschiedliche T1-Relaxationen zeigen,

    kann die MR-Bildgebung diese

    Unterschiede als Bildkontrast darstellen.

    Wie dies genau geschieht, erläutern wir in

    einem folgenden Kapitel.

    Dies ist der diagnostische Nutzen:

    Pathologisches Gewebe besitzt eine

    andere Wasserkonzentration als das

    umgebende Gewebe und damit andere

    Relaxationskonstanten. Die Relaxations-

    unterschiede werden als Kontrast im

    MR-Bild sichtbar.

    T1

    Ein Vorgeschmack auf den T1-Kontrast

    Im T1-Kontrast

    erscheint

    Liquor dunkel

  • Die Längsmagnetisierung baut sich auf (T1)

    Relaxation verstehen Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

    Das Spinecho (T2*) Das Gradientenecho

    Nach einer Störung kehrt das

    Spinensemble in sein energetisches

    Gleichgewicht zurück. Die

    Längsmagnetisierung baut sich in

    wenigen Sekunden wieder vollständig

    auf. Dieser Vorgang ist die

    Längsrelaxation.

    Die Längsrelaxation folgt einem

    exponentiellen Wachstumsverlauf, der

    durch die Zeitkonstante T1 charakterisiert

    ist. T1 ist ein Maß für den Aufbau der

    Längsmagnetisierung.

    Die T1-Konstante ist gewebeabhängig.

    Diese Eigenschaft wird für den Kontrast

    im MR-Bild ausgenutzt.

    Auf den Punkt gebracht

    Ursache für die T1-Relaxation sind lokale

    Magnetfeldschwankungen, die durch die

    Molekularbewegung hervorgerufen

    werden. Am stärksten wirken

    Magnetfeldschwingungen im Bereich der

    Larmorfrequenz. Unter ihrem Einfluss

    wechseln die Protonen ihren Spinzustand.

  • 2 Über Spinerholung und Echos

    77

    Direkt nach

    dem HF-Puls

    kreiseln die Spins

    phasenkohärent,

    sie verhalten sich wie

    ein einziger großer

    Magnet, der in der

    xy-Ebene rotiert.

    Wegen

    unvermeidlicher

    Wechselwirkungen

    geht die Kohärenz

    zwischen den

    kreiselnden Spins

    wieder verloren.

    Die Spins geraten

    außer Phase, die

    Quermagnetisierung

    nimmt ab.

    Nach einem 90°-Puls entsteht eine rotierende Quermagnetisierung, die das

    MR-Signal erzeugt. Dieses Signal, der Freie Induktionszerfall (FID), klingt schnell

    wieder ab. Das heißt, die Quermagnetisierung geht wieder verloren.

    Offensichtlich geraten die Spins wieder außer Phase.

    Die Spins geraten außer Phase

    Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

  • Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

    Relaxation verstehen Die Längs-magnetisierung baut sich auf (T1)

    Das Spinecho (T2*) Das Gradientenecho

    Für das Verständnis der MR-Bildgebung ist

    dieser Vorgang grundlegend: Die Spins

    DEPHASIEREN, d.h. die rotierende

    Quermagnetisierung wird wieder in ihre

    einzelnen Spinmagnete »aufgefächert«

    und daher immer kleiner. Das MR-Signal

    klingt exponentiell ab.

    Das ist die QUERRELAXATION. Ihre

    Zeitkonstante nennt man T2. Wie wir

    später sehen werden, ist diese Zeit nur

    ideal. Praktisch fällt der FID schneller ab.

    Die Phasenkohärenz der Spins ist nach der

    Zeit T2 auf ca. 37 % gesunken, nach 2 mal

    T2 auf ca. 14 % und nach 5 mal T2 ist sie

    fast vollständig verschwunden.

    Wir können dies

    mit einer Gruppe von

    Wettläufern vergleichen.

    Während des Starts sind

    sie noch auf einer Linie.

    Zum Beispiel Wettläufer ...

  • 2 Über Spinerholung und Echos

    79

    Nach dem Start laufen die Wettläufer wegen ihrer

    unterschiedlichen Geschwindigkeiten immer weiter

    auseinander. Als Zuschauer stellen Sie fest, dass die

    auf der Startlinie noch vorhandene Ordnung unter

    den Läufern – sagen wir ruhig Kohärenz – während

    des Rennens schnell verloren geht.

  • Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

    Relaxation verstehen Die Längs-magnetisierung baut sich auf (T1)

    Das Spinecho (T2*) Das Gradientenecho

    Fett

    weiße Substanz

    graue Substanz

    Liquor

    Auch die Zeitkonstante T2 ist gewebespezifisch.

    T2-Konstanten unter der Lupe

    Es gilt das gleiche

    wie bei der T1-Konstante:

    Fett hat kurzes T2,

    Wasser hat langes T2.

    Die T2-Konstanten sind weitgehend unabhängig

    von der Feldstärke.

    T2-Konstanten (in ms)

    Fett 84Muskel 47Weiße Substanz 92Graue Substanz 101Liquor 1400

  • 2 Über Spinerholung und Echos

    81

    Die Relaxationsprozesse, die die Zunahme

    der Längsmagnetisierung bestimmen,

    führen auch zum Abfall der Quer-

    magnetisierung (vergleichbar der

    fallenden Kiste, die auf jeden Fall der

    Schwerkraft unterworfen ist). Da die

    Quermagnetisierung schneller abnimmt,

    als die Längsmagnetisierung zunimmt,

    muss ihrem Zerfall ein weiterer

    Mechanismus zugrunde liegen (die Kiste

    wird zusätzlich mit der Geschwindigkeit

    des Flugzeugs abgeworfen).

    Die Zusatzprozesse sind vor allem ➔ Spin-

    Spin-Wechselwirkungen innerhalb des

    Ensembles.

    Was ist bei der Querrelaxation anders?

    Obwohl die Wechselwirkung zwischen den Spins nicht

    die einzige Ursache für die Querrelaxation ist, hat sich

    der Begriff SPIN-SPIN-RELAXATION eingebürgert.

    Wie dargestellt, sind schwankende Magnetfelder in der

    Nähe der Larmorfrequenz verantwortlich dafür, dass die

    Protonen ihre Spinzustände ändern. Dies ist die Ursache

    für die Längsrelaxation. Sie hat auch ihre Querwirkung:

    Beim Ändern eines Spinzustandes geht stets auch die

    Phase verloren. Flippende Spins verlieren ihre Phasen-

    kohärenz, die Spinkreisel beginnen zu dephasieren. Das

    heißt, die dynamischen Prozesse der Längsrelaxation

    verursachen auch die Querrelaxation.

    Die Spin–Spin-Relaxation

    ZU

    R D

    ISK

    USS

    ION

  • Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

    Relaxation verstehen Die Längs-magnetisierung baut sich auf (T1)

    Das Spinecho (T2*) Das Gradientenecho

    Die kreiselnden Spinmagnete geraten

    wegen dieser leicht unterschiedlichen

    Präzessionsfrequenzen zusätzlich außer

    Tritt. Wie unterschiedlich schnelle

    Wettläufer, die auseinander laufen. Ihre

    gemeinsame Wirkung wird schwächer

    und verschwindet, noch ehe sich die

    Längsmagnetisierung wieder aufgebaut

    hat.

    Innerhalb eines Voxels können

    unterschiedliche Gewebetypen

    zusammentreffen. Die Querrelaxation ist

    dann das Ergebnis einer komplexen

    Zusammenwirkung und lässt sich nur

    noch sehr angenähert durch eine simple

    Exponentialkurve beschreiben.

    Darüberhinaus ändert der Wechsel eines

    Spinzustandes das lokale Feld um einen

    kleinen Betrag. Die z-Komponente des

    Spins zeigt ja nun in die Gegenrichtung.

    Benachbarte Protonen spüren dann eine

    lokale Magnetfeldänderung in z-Richtung,

    die etwa 1 Millitesla beträgt.

    Was bedeutet dies für die Spins? Wenn das

    statische Magnetfeld lokale Unterschiede

    aufweist, sind auch die Kreiselfrequenzen

    (Präzession) in diesem Bereich

    unterschiedlich. Die Präzessions-

    frequenzen der angeregten Spins streuen

    aus diesem Grunde um etwa 40 kHz um

    die normale Larmorfrequenz.

  • 2 Über Spinerholung und Echos

    83

    Da verschiedene Gewebetypen

    unterschiedliche T2-Relaxationen zeigen,

    kann die MR-Bildgebung diese

    Unterschiede als Bildkontrast darstellen.

    Wie dies genau geschieht, erläutern wir in

    einem folgenden Kapitel.

    Ein Vorgeschmack auf den T2-Kontrast

    Im T2-Kontrast

    erscheint Liquor

    hell, im

    Gegensatz zum

    T1-Kontrast.

    T2

    T1

  • Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

    Relaxation verstehen Die Längs-magnetisierung baut sich auf (T1)

    Das Spinecho (T2*) Das Gradientenecho

    Unmittelbar nach der Anregung durch

    einen HF-Puls verlassen die Kernspins den

    angeregten Zustand wieder und kehren in

    ihren Grundzustand zurück:

    1. Es entsteht wieder das energetische

    Gleichgewicht zwischen Auf- und Ab-

    Spins, die Überschuss-Spins erzeugen die

    Längsmagnetisierung.

    2. Die Spins kreiseln wieder außer Phase,

    so dass keine Quermagnetisierung

    beobachtbar ist.

    Auf den Punkt gebracht

    Die Querrelaxation folgt einer

    exponentiellen Abklingkurve, die durch

    die Zeitkonstante T2 charakterisiert ist.

    T2 ist ein Maß für die Dephasierung der

    Kernspins.

    Auch die T2-Konstante ist gewebeab-

    hängig und trägt zum Kontrast im Bild bei.

  • 2 Über Spinerholung und Echos

    85

    Der wahre Zerfall des FID

    Die rotierende Quermagneti-

    sierung erzeugt in einer Spule

    das MR-Signal (FID). Eigentlich

    könnten wir erwarten, dass es

    mit der Konstante T2 abfällt.

    Tatsächlich fällt der FID wesentlich

    schneller ab, mit einer kürzeren

    effektiven Zeitkonstante T2*.

    Das Spinecho (T2*)

    Das MR-Signal ist abgeklungen, die Quermagnetisierung scheint zerfallen.

    Doch nun kommt der magische Augenblick: Wir holen das MR-Signal zurück.

    Durch einen Trick erzeugen wir ein Spinecho.

    Es sind vor allem lokale Feldvariationen, die durch

    den Körper des Patienten verursacht werden, und

    technische Inhomogenitäten des Magneten.

    Diese statischen Magnetfeldunterschiede tragen

    zusätzlich zur Auffächerung der Spins bei: Sie

    dephasieren schneller als die T2-Relaxation.

    Warum ist das so?

    Das statische Magnetfeld, das die Spins

    spüren, ist keineswegs überall gleich, es

    ist INHOMOGEN. Im Gegensatz zu den

    Prozessen, die den T2-Abfall verursachen,

    haben wir es hier mit rein statischen

    Magnetfeldunterschieden zu tun, die

    räumlich und zeitlich konstant sind.

  • Das Spinecho (T2*)

    Relaxation verstehen Die Längs-magnetisierung baut sich auf (T1)

    Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

    Das Gradientenecho

    Der Umkehrtrick

    Wozu kümmern wir uns dann

    überhaupt um die T2-Konstante?

    Die Phasenkohärenz der Spins

    scheint doch schon in der T2*-Zeit

    unwiderruflich zerstört.

    Doch das ist ein Irrtum.

    Erinnern Sie sich an unsere auseinander-

    laufenden Wettläufer? Wir können

    sie wieder in Reihe bringen:

    Nach einer bestimmten Zeitspanne

    sollen alle Läufer einen Umkehrbefehl

    erhalten – das heißt, sich um 180°

    drehen und zurücklaufen.

  • 2 Über Spinerholung und Echos

    87

    Die schnellsten Läufer sind nun die

    letzten. Vorausgesetzt, sie behalten ihre

    Laufgeschwindigkeit exakt bei, werden

    sie nach der gleichen Zeitspanne die

    langsameren Läufer genau auf der

    Startlinie wieder eingeholt haben. Fast

    wie in einem Film, der rückwärts gelaufen

    ist.

    Als Zuschauer hätten Sie möglicherweise

    geglaubt, dass die auf der Startlinie noch

    vorhanden gewesene Ordnung während

    des Rennens völlig verloren gegangen sei.

    Nun können Sie feststellen, dass die

    Ordnung durch den Umkehrtrick

    wiederhergestellt ist. Wir erleben ein

    »Echo« des Starts.

    Die Ersten werden die Letzten sein ...

    Echo

  • Das Spinecho (T2*)

    Relaxation verstehen Die Längs-magnetisierung baut sich auf (T1)

    Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

    Das Gradientenecho

    Da die statischen

    Magnetfeldunterschiede räumlich und

    zeitlich konstant sind, können wir ihren

    Einfluss ebenfalls durch einen

    Umkehrtrick rückgängig machen.

    Wir machen es nicht exakt wie bei den

    Läufern, denn dann müssten wir das

    ganze Magnetfeld umpolen (die Spins

    würden in umgekehrter Richtung

    kreiseln).

    Statt dessen geben wir den Umkehrbefehl

    durch einen 180°-Puls! Durch den

    180°-Puls werden die Spins sozusagen

    wie ein »Omelett gewendet«: Die

    Phasenreihenfolge der Spins wird dabei

    umkehrt, die Kreiselrichtung bleibt gleich.

    Spins wie ein Omelett wenden

    Resultat: Die schnelleren Spinkreisel (1) liegen jetzt

    hinter den langsameren (3) – und holen sie wieder

    ein ...

  • 2 Über Spinerholung und Echos

    89

    Spinecho

    Das also ist der Effekt des 180°-Pulses:

    Die auseinander-gelaufenen Spins

    geraten wieder in Phase, und es entsteht

    ein neues MR-Signal – das SPINECHO.

    Der 180°-Puls wird nach der Laufzeit τ

    hinter dem 90°-Puls geschaltet. Das

    Spinecho-Signal steigt zunächst an und

    erreicht nach der doppelten Laufzeit (2τ)

    sein Maximum. Diesen Zeitraum nennt

    man die ECHOZEIT (TE). Das Spinecho fällt

    danach wieder ab.

    Hier kommt das Echo

  • Das Spinecho (T2*)

    Relaxation verstehen Die Längs-magnetisierung baut sich auf (T1)

    Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

    Das Gradientenecho

    Wenn wir mehrere 180°-Pulse

    hintereinander folgen lassen,

    entstehen mehrere Spinechos,

    erzeugt durch eine MULTIECHO-

    SEQUENZ. Die Amplitude der

    Echos ist kleiner als die des FID.

    Je größer die Echozeit ist,

    desto kleiner wird das Echo.

    Das können wir so lange wiederholen,

    bis die Quermagnetisierung durch die

    T2-Relaxation unwiederholbar

    verloren gegangen ist.

    Wichtig: Das Spinecho-Signal selbst

    nimmt mit T2* ab, seine Stärke

    (Amplitude, Maximum) jedoch mit T2.

    Allgemein gilt:

    T2* < T2 < T1

    Echos hintereinander packen

    Da der FID gleich nach dem 90°-Puls abfällt, lässt

    sich seine Stärke schlecht messen. Daher verwendet

    man bevorzugt die Echos zur Bildgebung.

  • 2 Über Spinerholung und Echos

    91

    Der FID fällt mit der sehr kurzen

    Zeitkonstanten T2* ab. Ursache für den

    schnellen Abfall sind statische

    Magnetfeldunterschiede, die räumlich

    und zeitlich konstant sind. Sie lassen die

    Spins rasch dephasieren.

    Durch einen 180°-Puls können wir das

    MR-Signal wieder zurückholen. Das ist das

    Spinecho.

    Durch mehrere 180°-Pulse hintereinander

    erzeugen wir mehrfache Echos. Das ist so

    lange möglich, wie die T2-Relaxation noch

    anhält.

    Es gilt:

    T2* < T2 < T1

    Auf den Punkt gebracht

    Die Stärke des FIDs lässt sich schlecht

    messen. Daher werden Echos für die

    Bildgebung bevorzugt.

  • Das Spinecho (T2*)

    Relaxation verstehen Die Längs-magnetisierung baut sich auf (T1)

    Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

    Das Gradientenecho

  • 2 Über Spinerholung und Echos

    93

    Das Gradientenecho

    Ein Echo des FIDs kann man auf mehrere Arten erzeugen.

    Die MR-Bildgebungstechnik kennt zwei grundlegende Verfahren. Das Spinecho

    haben wir bereits kennengelernt. Nun werden wir seinen »Bruder« betrachten:

    das Gradientenecho.

    Das Magnetfeld ändern

    Angenommen, wir verzichten auf den

    umkehrenden 180°-Puls. Dann gibt es

    natürlich auch kein Spinecho. Wie

    erhalten wir dennoch ein MR-Signal?

    Direkt nach dem HF-Puls ändern wir das

    Magnetfeld so, dass es in einer Richtung

    kleiner wird, in der Gegenrichtung größer.

    Diese Änderung nennt man einen ➔

    Gradienten.

    Die ursprüngliche Feldstärke (B0) ist nur

    noch an einer Stelle erhalten, »vor« und

    »nach« dieser Stelle ist die Feldstärke

    kleiner bzw. größer. Wie Sie noch wissen,

    ist die Kreiselfrequenz der Spins direkt

    proportional zur Feldstärke: Die Spins

    kreiseln nun längs der Feldänderung

    verschieden schnell.

  • Das Gradientenecho

    Relaxation verstehen Die Längs-magnetisierung baut sich auf (T1)

    Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

    Das Spinecho (T2*)

    Ein Gradient ist eine Steigung,

    vergleichbar der Steigung einer

    Straße. Mathematisch

    betrachtet, definiert ein

    Gradient die Stärke und die

    Richtung der Veränderung

    einer Größe im Raum.

    Auf die MR-Technik

    übertragen:

    Ein MAGNETISCHER

    FELDGRADIENT ist eine

    Änderung des Magnetfeldes in

    einer bestimmten Richtung,

    eine lineare Zunahme oder

    Abnahme.

    Was ist ein Gradient?

    Steigende Felder

  • 2 Über Spinerholung und Echos

    95

    Ein Echo einmal anders

    Durch einen Gradienten (–) direkt

    nach dem HF-Puls werden die

    Kreiselfrequenzen der Spins künstlich

    aufgefächert. Da sie nun verschieden

    schnell kreiseln, geraten sie schneller

    außer Phase, sie werden DEPHASIERT.

    Der FID wird so bedeutend schneller

    zerstört, als er auf natürliche Weise

    abfallen würde.

    Durch einen umgepolten Gradienten (+)

    werden die Spins wieder in Phase

    gebracht, REPHASIERT. Wir messen ein

    Echo während des Wiederaufbaus des

    FID. Weil man dieses Echo durch

    Gradienten erzeugt, nennt man es

    GRADIENTENECHO.

    Gradientenecho

  • Das Gradientenecho

    Relaxation verstehen Die Längs-magnetisierung baut sich auf (T1)

    Die Quermagnetisierung zerfällt (T2)

    Das Spinecho (T2*)

    Die Echozeit TE muss bei einer Gradientenecho-

    Sequenz wesentlich kürzer sein als bei der Spinecho-

    Technik. Warum?

    Bei der Gradientenecho-Technik fällt der 180°-Puls

    weg. Das heißt, im Gegensatz zur Spinecho-Technik

    machen wir die statischen T2*-Dephasierungs-

    mechanismen nicht rückgängig. Statt dessen

    zerstören wir durch Gradientenpulse schnell den FID

    und bauen ihn wieder auf, alles innerhalb des

    T2*-Abfalls.

    Die Echozeit für ein Gradientenecho muss also in die

    T2*-Zeit hineinpassen. Aus diesem Grunde ist die

    Gradientenecho-Technik schneller