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magazin nov . 15

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m a g a z i n

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Page 2: magazin no v 15 - bosco-gauting.de · internationalen Wettbewerb mit dem Stück „guajiras de Lucia“ von Paco de Lucia. es folgen zahlreiche meisterkurse und Konzert-einladungen

Mi 04.11. 14:00 GeMeinde GautinG · Seniorencafé .......................................................................................................................................................... 04

Sa 07.11. 20:00 PhiloSoPhiScheS café · Prof. Joachim Kunstmann · »Freundschaft« ................................................................................ 04

di 10.11. 20:00 KlaSSiK · lawrence Power viola & antti Siirala Klavier ................................................................................................................. 04

Mi 11.11. 19:30 frauenunion cSu · Vortrag · »einbruch – Wie ist die Situation in bayern und wie kann ich mich schützen« ... 05

do 12. 11. 20:00 VielKlanG · Jeff Wilkinson & the Shutterdogs ................................................................................................................................. 05

fr 13.11. 19:00 auSStellunGSeröffnunG · Schlüsselerlebnisse 2 · ein musée Sentimental für gauting ......................................... 06

Sa 14.11. 20:00 BenefizKonzert · aSia erdbebenhilfe nepal · aufbau von Schulen...................................................................................... 06

So 15.11. 20:00 SchauSPiel · Metropoltheater München · »bartleby, der Schreiber« von Herman melville ..................................... 07

di 17.11. 20:00 filM iM BoSco · »Das Salz der erde« von Wim Wenders .............................................................................................................. 08

Mi 18.11. 20:00 interKulturelleS theaterProJeKt · »Heimatwelten hier und dort« ............................................................................... 08

fr 20.11. 20:00 VielKlanG · café del Mundo mit cesar Gamero & azucena rubio · »In Passion« .......................................................... 09

Sa 21.11. 10:00 VorVerKaufSBeGinn für daS 1. halBJahr 2016 ........................................................................................................................ 09

So 22.11. 17:00 zuM tee Bei SaBine · heinrich Klug, cellist ........................................................................................................................................ 10

So 22.11. 20:00 KunSt in der Kolonie · hausbesetzung · »Herr ober, bitte einen Tänzer!« ..................................................................... 10

Mo 23.11. 19:30 cSu ortSVerBand GautinG · Gautinger Gespräch · Zu gast: Prof. Dr. Yasmin mei-Yee Weiß ................................. 11

Mi 25.11. 20:00 literatur · thomas Gsella · »vom Flugzeug der Hölle ins Tretboot des grauens« ........................................................ 11

do 26.11. 19:30 Sz-BenefizVeranStalunG · Stefan Wilkening & Maria reiter · »einfach kindisch« ................................................... 12

fr 27.11. 20:00 KaBarett · Severin Groebner · »vom kleinen mann, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf g’schissen hat« 12

Sa 28.11. 20:00 KaBarett · han’s Klaffl · »Schul-aufgabe: ein schöner abgang ziert die Übung« .......................................................... 13

So 29.11. 20:00 KaBarett · han’s Klaffl · »Schul-aufgabe: ein schöner abgang ziert die Übung« .......................................................... 13

So 29.11. 16:00 für Kinder · theatergeist · »Lütt matten und die weiße muschel« ....................................................................................... 14

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Programm November 2015

Lila Ammons | Foto © Werner Gruban

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ren „Navigators“ oder im Trio mit „Landscapes“ – jetzt kommt erwieder, mit voller bandbesetzung und das wird ein Konzert -leckerbissen! Jeff Wilkinson ist eine unauffällige Persönlichkeit,ein stiller mensch – mit charismatischer bühnenpräsenz. er singtballaden, erzählungen aus dem amerikanischen alltag, die vonFootballteams bis zur Postboten-ballade reichen. Wilkinson hatimmer den menschen beobachtet, den amerikaner, sei es im HerzenNew Yorks oder auch außerhalb in ländlichen gegenden. In seinenLiedern fasst er diese eindrücke packend zusammen. mit ver-schiedenen gitarrentechniken von rag über Fingerpicking bis hinzum blues, mit verschiedenen rhythmen, die sogar bis zum Calypso reichen können, macht Jeff Wilkinson seine vielseitigkeitdeutlich. vergleiche mit anderen sind bei ihm schwierig: Die balladen können zuweilen an Jerry Jeff Walker erinnern, der aus-brechende blues weist mehr in richtung Dave van ronk und dielockeren, aufgestellten Nummern zeigen auf John Prine oder JohnHiatt. Sein neues Songschaffen ist dementgegen einiges folkigerausgelegt. americana der Sonderklasse!

JeFF WILKINSoN gesang, gitarre, mandolineSara mILoNovICH geige, mandoline, gesanggreg aNDerSoN bass, gitarre, gesangDaN FISHermaN Schlagzeug, gesang

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Lawrence Power ist einer der herausragendsten bratschisten dergegenwart, der mit den Symphonieorchestern aus Chicago, bos-ton, London, Symphonieorchester des bayerischen rundfunksauftritt und dessen Karriere mit Preisen beim berühmten maurice-vieux-Wettbewerb in Paris begann. antti Siirala, gewinner desberühmten Leeds-Wettbewerbs, gilt als einer der feinsten Pianis-ten seiner generation. er hat seit kurzem die Professur von gerhard oppitz an der münchner musikhochschule übernommen.

BoWen Phantasy for viola and Piano, op. 54SchuMann märchenbilder für Klavier und viola, op. 113SchoStaKoWitSch Suite aus der Filmmusik zu „The gadfly“,op. 97a (arr. von vadim borisovsky)BrahMS bratschensonate es-Dur, op. 120 Nr. 2 ProKofJeW 5 Pieces from romeo and Juliet (arr. von vadimborisovsky)

▶ 19 uhr einführung von reinhard Palmer

mi 04.11. | 14:00 | eintritt freigemeINDe gauTINg

Seniorencafé

Die gemeinde gauting veranstaltet jeden ersten mittwoch immonat einen Seniorennachmittag im bosco, bürger- und Kultur-haus gauting, und lädt ein zu Kaffee und Kuchen. vertreter desSeniorenbeirats stehen für Fragen zur verfügung.

▶ Weitere informationen über die Gemeinde Gautingtel. 089 / 89337-106, herr zellner

Sa 07.11. | 20:00 | € 10THeaTerForum | PHILoSoPHIe-CaFé

Prof. Joachim Kunstmann»freundschaft«

über eine menschliche MöglichkeitNicht erst seit die menschen selbst über ihr Leben bestimmen,sind Freundschaften von größter persönlicher bedeutung. Seit derantike machen sich Philosophen gedanken über die Freundschaft,die neben der erfahrung von Liebe und religiöser ergriffenheitzum Tiefsten und Schönsten gehört, was menschen erfahren können. Wie also kann Freundschaft gelingen, und was sagt sieüber unser Leben aus?

Do 12.11. | 20:00 | € 18, Schüler € 10THeaTerForum | vIeLKLaNg

Jeff Wilkinson & the Shutterdogs

Jeff Wilkinson: Songwriter mit verstärkten folkwurzelnunbekannte Namen können eine entdeckung sein. Dies zeigte sichbereits bei den früheren Tourneen von Jeff Wilkinson, der bereitsmehrmals in europa auf Tournee war: solo, im Trio, mit den frühe-

mi 11.11. | 19:30 | eintritt freiFraueNuNIoN CSu | vorTrag

»einbruch – Wie ist die Situation in Bayern und wie kann ich mich schützen«

referent: Kriminalhauptkommissar Josef Dietz von der PolizeiFürstenfeldbruck

Di 10.11. | 20:00 | € 25, Schüler € 15THeaTerForum | KLaSSIK

lawrence Power, Violaantti Siirala, Klavier

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Sa 14.11. | 20:00 | eintritt freiaSIa erDbebeNHILFe NePaL | beNeFIZKoNZerT

Wiederaufbau von Schulen

Zum wiederholten mal konnte aSIa den Cellisten Wen-Sinn Yanggewinnen, um für die Hilfsprojekte von aSIa e.v. zu spielen. mitvon der Partie sind namhafte Solisten: Lena Neudauer, violine;markus Wolf, viola; Wen-Sinn Yang, violoncello; Juan Sebastiánruiz, Kontrabass; Paola de Piante vicin, Klavier sowie adrian oetiker, Klavier.mit dem Klavierquintett von Johann Nepomuk Hummel und demKlavierquintett von Franz Schubert (Forellenquintett) werdenHighlights der Kammermusik in Starbesetzung zu gehör gebracht.

Der erlös des Konzertes kommt der aSIa erdbebenhilfe in Nepalzu gute.Nach dem verheerenden erdbeben in Nepal vom april 2015 undvielen Nachbeben haben wir von aSIa die unmittelbare Katastro-phenhilfe mit der versorgung von knapp 20.000 menschen undder errichtung von Zelt- und Wellblechunterkünften für sie ab-geschlossen. außerdem haben wir 58 behelfsschulen in abgele-

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Fr 13.11. | 19:00 | eintritt freiTHeaTerForum | auSSTeLLuNg

Schlüsselerlebnisse 2ein Musée Sentimental für Gauting

ein Schlüssel, der zur Tür der bahnhofs-Dienstwohnung passt undzugleich ins gartentor des neuen Hauses. ein Druckklischee, gefunden im Container des bauhofes, auf Papier gedruckt zeigtsich das bild der alten Haerlinschen Papierfabrik. es sind die all-tagsgegenstände, die persönlichen erinnerungsstücke, mit denensich die geschichte und die geschichten eines ortes erzählenlassen. Zahlreiche gautinger aus mehreren generationen habenjeweils einen gegenstand aus ihrem erinnerungsschatz und diedazugehörige geschichte für diese ausstellung beigesteuert.Die beiden gautingerinnen rosemarie Zacher und Sibylle Sommerhaben das musée Sentimental von 2013 um viele erinnerungs-stücke erweitert. So wird ortsgeschichte lebendig – ein geschich-tenbuch, in das man hineingehen kann. Das musée Sentimentalfür gauting – die „gautinger Schlüssel erlebnisse2“ – sind bis zum19.12.2015 für jedermann erlebbar. Danach verschwinden sie wieder – in der erinnerung.

Konzeption roSemarIe ZaCHer, SabINe ZaPLIN, SIbYLLe Sommer

© Rosemarie Zacher

So 15.11. | 20:00 | ausverkauftTHeaTerForum | SCHauSPIeL

Metropoltheater München»Bartleby, der Schreiber« von herman Melville

▶ lassen Sie sich auf die Warteliste setzen

Di 17.11. | 20:00 | € 9, Schüler € 6THeaTerForum | FILm Im boSCo

neue filmreihe: »Wim Wenders«

Nachdem im vergangenen Herbst eine dreiteilige reihe dem ame-rikanischen regisseur Jim Jarmusch gewidmet war, setzen wirnun unsere regisseur-Portraits fort mit einem der bekanntestendeutschen autorenfilmer: Wim Wenders.Wenders, der im august seinen 70. geburtstag feierte, war einerder ersten Studenten an der ende der 60er Jahre gegründetenHochschule für Fernsehen und Film in münchen. Während des

genen berggegenden errichtet. Jetzt ist aSIa dabei, drei erdbeben-sichere, gemauerte Schulen für Kinder in Nepal zu bauen.aSIa Deutschland mit Sitz in gauting engagiert sich seit 2001 inTibet und der Himalaja-region mit dem Ziel, Kultur und Identitätder einheimischen bevölkerung zu bewahren und Jugendlichenneue Perspektiven zu eröffnen:aSIa baut und unterstützt SchulenaSIa fördert mit Patenschaften die ausbildung von Schülern und StudierendenaSIa leistet medizinische, humanitäre und Katastrophen-Hilfewww.asia-ngo.de

▶ eintritt frei, Spenden erbeten

Studiums schrieb er Filmkritiken, u.a. für die legendäre „Twen“und die Süddeutsche Zeitung. 1971 gründete Wim Wenders zu-sammen mit anderen autorenfilmern den Filmverlag der autoren.Die Nähe zum erzählen, zur Literatur durchzieht das Werk diesesgroßen, großartigen regisseurs. am anfang standen roman -adaptionen wie „Die angst des Tormanns vorm elfmeter“ (nachPeter Handkes gleichnamigem roman) oder „Der amerikanischeFreund“ (nach Patricia Highsmith), der ihn in den uSa bekanntmachte. In seinem späteren Werk nimmt Wenders einen schein-baren abstand zum erzählen und widmet sich mehr dem Doku-mentarfilm (wobei eben auch im Dokumentieren einer so wahr-genommenen Welt durchaus eine erzählerperspektive einge- nommen werden kann). Sein Tanzfilmprojekt über Pina bauschsWuppertaler Choreographien war Wenders’ erster 3D-Film. alsaktuellsten Film aus dem Werk von Wim Wenders zeigen wirseine Hommage an den weltberühmten Fotografen Sebastião Salgado, „Das Salz der erde“.

die filme der reihe »Wim Wenders« 01 | 17.11.2015 »Das Salz der erde« 02 | 01.12.2015 »Pina – tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren«03 | 15.12.2015 »Der amerikanische Freund«

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»das Salz der erde« von Wim Wenders

In den vergangenen 40 Jahren hat der brasilianische FotografSebastião Salgado auf allen Kontinenten die Spuren unserer sichwandelnden Welt und menschheitsgeschichte dokumentiert. Dabeiwar er Zeuge wichtiger ereignisse der letzten Jahrzehnte – voninternationalen Konflikten, Kriegen und ihren Folgen, von Hungers-nöten, vertreibung und Leid. Seine beeindruckenden Fotorepor-tagen haben den blick auf unsere Welt geformt.Salgado selbst wäre seelisch an dieser aufgabe fast zugrundegegangen, wenn er nicht ein neues, ein gigantisches Fotoprojektbegonnen hätte: „genesis“. Fast die Hälfte unseres Planeten istbis zum heutigen Tag unberührt. mit seiner Kamera widmet sichSalgado seit nunmehr fast einem Jahrzehnt diesen paradiesischenorten unserer erde, kehrt an den ursprung allen Lebens zurückund offenbart uns eine wunderbare Hommage an die Schönheitunseres Planeten.DaS SaLZ Der erDe präsentiert Sebastião Salgados Leben undarbeit aus der Perspektive zweier regisseure: der seines SohnesJuliano ribeiro Salgado, der seinen vater in den vergangenenJahren oft mit der Filmkamera begleitete, und der von Wim Wenders, bewunderer von Salgados Fotokunst, selbst Fotografund einer der großen Filmemacher unserer Zeit. Mit Sebastião Salgado u.a. | Br/f/i 2014

▶ Mit einführung

Fr 20.11. | 20:00 | € 18, Schüler € 10THeaTerForum | vIeLKLaNg

café del Mundo: »in Passion« mit cesar Gamero & azucena rubio

zwei preisgekrönte ausnahmemusiker, die ihre Passion leben– flamenco-Gitarre!Die beiden gitarrenvirtuosen Jan Pascal und alexander Kiliansind gegensätzlich wie Wasser und Feuer – und ergänzen sichdadurch zu einem gitarrenduo auf Weltniveau. Ihr gemeinsamerLive-auftritt ist der mitreißende Dialog zweier begnadeter Instru-mentalkünstler, die sich gegenseitig bald umschmeicheln, baldherausfordern und einander ihr bestes entlocken – intensiv, explosiv, magisch.Die gitarrenkunst von „Café del mundo“ entführt in die mystischeWelt des Flamenco, der viel mehr ist als virtuose unterhaltung –es geht um alles, was uns menschen bewegt, um Liebe, Sehnsucht,Tod und Lebensfreude, um Himmel und erde. Diese urwüchsigemusik entfaltet unwiderstehliche Kraft, sie schlägt in bann, machtreich, weckt auf und berührt. Wäre gott ein musiker – die Flamen -co-gitarre wäre sein Instrument.Jan Pascal, Jahrgang 1975, entstammt einer musikerfamilie. Seineerste gitarre erhält er von seinem großvater in Spanien, den erstenunterricht von einem onkel. Nach dem unfalltod seiner mutterwächst er zunächst bei den großeltern, später im musikinternatauf. Nach unterricht in Klavier, gesang und gitarre gründet er1996 sein eigenes Tonstudio, 2002 das Indie-Label visioninmusic.alexander Kilian, Jahrgang 1987, gilt als gitarristisches Wunder-kind. Seine multikulturelle musikalische ausbildung erhält er beiZaza miminoshvili. Im alter von 15 Jahren gewinnt er seinen ersteninternationalen Wettbewerb mit dem Stück „guajiras de Lucia“von Paco de Lucia. es folgen zahlreiche meisterkurse und Konzert-einladungen nach Israel, russland, georgien, Spanien und Italien.2011 erhält er das künstlerische Diplom im Fach Jazz-gitarre.2007 lernen sie sich bei einem Flamenco-gitarrenworkshop ken-nen. es folgen zahlreiche Konzerte und CD-aufnahmen, über dieein Kritiker schreibt, er fühle sich in das legendäre „Café Cantante“versetzt, woraus der bandname „Café del mundo“ wird.

JaN PaSCaL gitarre | aLexaNDer KILIaN gitarreCeSar gamero Percussion | aZuCeNa rubIo Tanz

Sa 21.11. | 10:00 THeaTerForum

Vorverkaufsbeginn für alle Veranstaltungen bis Juli 2016

▶ ab ca. 9 uhr werden nummern für die reihenfolge der Wartenden ausgegeben

mi 18.11. | 20:00 | € 16, erm. € 10INTerKuLTureLLeS THeaTerProJeKT

»heimatwelten hier und dort«Wer bin ich und wo lebe ich? habe ich ein zuhause? Wo will ichhin und wo will ich sein?

mit musik, Tanz und verschiedenen Sprachen zeigt die aufführung„Heimatwelten hier und dort“, wie lebendig und bunt das gemein-same Leben sein kann. Die Darsteller und autoren des Theater-stücks stammen aus unterschiedlichen Ländern, sie leben undarbeiten in münchen. Durch Improvisation, gespräche und Zuhörenwurden wichtige Szenen aus ihrem Leben wahrgenommen, erkanntund gesehen, aufgezeichnet und umgearbeitet. Das bewusstseinfür das gelingen eines Zusammenlebens einer gesellschaft mitverschiedenem kulturellem Hintergrund wird geschärft.

Mit vIorICa Hurubaru, NuNZIa SabINa, maNueLa SeraFIm,marTa veLTrI, FaToS Haug, aLex HaNSTeINKonzept, idee und leitung uLrIKe beHrmaNN-voN ZerboNIakkordeon mICHaeLa DIeTL

▶ die Produktion wird gefördert vom Bayerischen Kultusministerium,

vom landratsamt und der Stadt Starnberg

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So 22.11. | 20:00 | eintritt freiKuNST IN Der KoLoNIe & THeaTerForum |HauSbeSeTZuNg Im gröSSTeN WoHNZImmer gauTINgS

»herr ober, bitte einen tänzer!«

aus dem Leben eines eintänzers von billy Wilder mit SebastianHofmüller und dem Kleinen Tanztee-Syndikat.billy Wilder schrieb im Januar 1927 für die bZ am mittag eine artikelserie über seine erlebnisse als eintänzer. Ihm verdankenwir ein kleines, feines und vergnügliches Stück Kulturgeschichte,das die atmosphäre des berliner Nachtlebens der späten 1920erJahre lapidar und mit präzisem blick für die alltäglichen Detailseinzufangen versteht. Der Schauspieler Sebastian Hofmüller und das Kleine Tanztee-Syndikat, in diesem Fall ulrike von Sybel-erpf (violine), Jakob erpf(violoncello) und Walter erpf (Klavier) lassen den Text einenabend lang lebendig werden.

▶ eine Benefiz-Veranstaltung für die aktion „Gautings Sternstunde“, Gauting sammelt für Sternstunden e.V.

des Bayerischen rundfunks

mo 23.11. | 19:30 | eintritt freiCSu orTSverbaND gauTINg

Gautinger Gesprächzu Gast: Prof. dr. Yasmin Mei-Yee Weiß

Professorin für Personal und organisation an der TechnischenHochschule georg Simon ohm, mitglied des Innovationssteuer-kreises der bundeskanzlerin und des außenwirtschaftsbeiratesdes bundeswirtschaftsministers.

mi 25.11. | 20:00 | € 15, Schüler € 8THeaTerForum | LITeraTur

thomas Gsella: »Vom flugzeug derhölle zum tretboot des Grauens«

reisetexte und filmeIn seinem neuen bühnenprogramm geht der ex-Titanic-Chef -redakteur, robert-gernhardt-Preisträger und Stern-HauslyrikerThomas gsella auf Weltreise. Zu hören und zu sehen sind komischeKurzerzählungen über bizarre abenteuer in asien, belgien undunterfranken sowie bizarre Kurzfilme über die komische Welt derTechnik – ein abend voller wunderlicher ausflüge in die zwicke-ligen, ja tückischen grenzregionen des Daseins.

So 22.11. | 17:00 | eintritt freiTHeaTerForum | Zum Tee beI SabINe

heinrich Klug, cellist

Wenn jemand die gautinger Kinder – und mit ihnen viele andereKinder andernorts – zur klassischen musik gebracht hat, dann wares Heinrich Klug. Seit bald 40 Jahren leitet der langjährige 1. Solo-Cellist der münchner Philharmoniker die reihe „Konzerte für Kinder“, die er selber konzipiert hat. gerade die sehr kindgerechteart, mit viel Spaß die orchesterinstrumente vorzustellen und indie besonderheiten der musikalischen Werke einzuführen, hatviel zum erfolg dieser reihe beigetragen. Heinrich Klug ist in seinen musikalischen vorlieben nicht allein auf die Klassik abon-niert. So hat er sich, gemeinsam mit Kollegen wie maria reiter, aufdie Suche nach dem besonderen Klang der Wiener Kaffeehäuserbegeben oder schlägt in einem anderen Programm einen bogenvon beethoven bis zu astor Piazzolla. Die gautinger verbindenmit dem Namen Heinrich Klug auch die adventsmusik in buchen-dorf, auftritte in den anderen gautinger Kirchen und vor allemsein mitwirken bei den Puppet Players. beim Tee wird er vonseinen vergangenen wie künftigen Projekten berichten und alsNachbar einen blick vom buchendorfer berg auf gauting werfen.

Thomas gsella studierte germanistik und geschichte an der uniessen. Zwischen 1992 und 2005 war er redakteur und bis 2008Chefredakteur der Frankfurter Satirezeitschrift „Titanic“. er schriebund schreibt Lyrik und Prosa für die F.a.Z., taz, Titanic, Fr, WoZ,den SWr, den WDr, für rbb und andere. 2004 erhielt er den Joachim-ringelnatz-Nachwuchspreis, 2011 den robert-gernhardt-Preis. Ich bin ein Gsellianer. roger WILLemSeNLängst ist er kein Gsella mehr, schon seit langem darf er sichMeista nennen. roberT gerNHarDT

© Gabriele Klaefs© Gabriele Klaefs

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Fr 27.11. | 20:00 | € 20, Schüler € 10THeaTerForum | KabareTT

Severin Groebner: »Vom kleinen Mannder wissen wollte, wer ihm auf denKopf g’schissen hat«

Was haben bauarbeiter und Werbeagenten, architekten und IT-ler, Politiker und Prostituierte, Konzernchefs und Security-Sheriffsgemeinsam? genau. Sie sind Teil von Severin groebners neuemKabarett-Programm.Der Träger des österreichischen Kabarettpreises 2013 wirft sichin seinem neuen Solo kopfüber in die gesellschaft und fragt sich:Was soll das? Wer war das? und was fällt dem eigentlich ein?Überhaupt: Wer sind eigentlich „die da oben“? und wenn dort„da oben“ ist, wo hört dann „unten“ eigentlich auf?und so begibt sich der groebner auf eine aberwitzige reise, vomelend zur elite, vom Prolo bis zum Polo. rauf und runter auf dersozialen Leiter, wie ein Frosch mit brille. ein abend über Lug undTrug, Zukunft und vergangenheit, rock’n’roll und Kartenspiel undParkbänke und Freundschaft. ein Kabarett-märchen über einen,der auszog, weil er es wissen wollte.Severin groebner ist ein grenzgänger zwischen Humor und musik,Pointen und Poesie, Kabarett und Kaspar Hauser, genie und Wahn-sinn, sowie Deutschland und österreich.

Do 26.11. | 19:30 | € 20, Schüler € 10beNeFIZveraNSTaLTuNg Der SZ

Stefan Wilkening & Maria reiter»einfach kindisch…«

eine musikalische lesung für Kindsköpfe jeden alters zugunsten des adventskalenders für gute Werke der Süddeutschen zeitung e.V.mit der Sprache spielen, wie Kinder mit Sand im Sandkasten. Hierwerden eher der realität, als der Phantasie, grenzen gesetzt. ZuWort kommen große Kindsköpfe wie robert gernhardt, Heinz erhardt, Franz Hohler, axel Hacke und viele andere, die rechtzeitig„ihre Kindheit in die Tasche gesteckt haben und davongelaufensind“. bilder und Wortspiele mit Liebe zum unsinn und Spaß amQuatsch, Literatur ganz bildlich und stark, kurz und knackig, lustigund kindisch, spielerisch und verdreht – und herrlich inhaltsreich.Daraus entstanden ist ein amüsantes und phantasievolles Pot-pourri von gedichten und geschichten.

© Christoph A. Hellhake

Stefan Wilkening ist aus dem Theater (u.a. münchner Kammer-spiele, bayerisches Staatsschauspiel) und zahlreichen Hörfunk-,Hörbuch-, Film- und Fernsehproduktionen bekannt. Die musikalische reisebegleitung übernimmt die akkordeonistinmaria reiter.

© Matthias Kling

Wenn dieser Österreicher Kabarettist, also humorbegabt, ist, kann’slustig werden – und böse. Heißt er auch noch Severin Groebner, wird’smit Sicherheit eine Fetzn-Gaudi.

THomaS beCKer, SÜDDeuTSCHe ZeITuNg

Im ausverkauften Theater wurde geklatscht und gelacht, gestauntund gelernt. … Ein echter Hochgenuss. … Groebner agiert sprachlichwie gedanklich wieselflink, ist komisch, politisch, gesangstalentiertund in jedem Fall sehenswert.

KaTHrIN SuDa, mÜNCHNer merKur

Seit bald 20 Jahren mischt Groebner in der deutschsprachigen Klein-kunstszene mit. Er ist eine der heimlichen Größen des Fachs, machtnicht polternd am Society-Parkett auf sich aufmerksam, sondernkonzentriert sich auf seine Kunst – und das mit einer selten gesehe-nen Virtuosität.

KabareTT.aT

Sa 28.11. | 20:00 | ausverkauftSo 29.11. | 20:00 | ausverkauftTHeaTerForum | KabareTT

han’s Klaffl: »Schul-aufgabe: ein schöner abgang ziert die übung«

▶ lassen Sie sich auf die Warteliste setzen

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So 29.11. | 16:00 | € 8THeaTerForum | FÜr KINDer

theaterGeist, Berlin »lütt Matten und die weiße Muschel«

nach dem Kinderbuch von Benno PludraLütt matten hat eine Fischreuse aufgestellt, obwohl sogar seinbester Freund die unsinnig findet. und wirklich: Tag für Tag bleibtdie reuse leer, keinen einzigen Fisch fängt sie. alle im Dorf lachenihn aus. Der vater, der helfen könnte und bestes Netzzeug hat,findet keine Zeit. Nur mariken glaubt an ihn, sie aber ist ein mäd-chen! Da macht sich Lütt matten eines Nachts heimlich auf den

Weg, die legendäre weiße muschel zu suchen. Die muschel soll –so erzählt man sich – in der größten Not helfen: Sie wird das glückund den Fisch herbeisingen. Nun soll sie für Lütt matten leuchten.Doch das boddenmeer bleibt dunkel. Lütt mattens boot verliertdie richtung…eine geschichte über mutige Kinder und liebende väter, über dieSehnsucht nach anerkennung und die macht der unbeirrbarkeit.erzählt von einem waschechten Seemann mit Kinderwagen undeinkaufsnetz, begleitet von Hans Dampf – dem Pinguin und retterin der Not.

regie aNNegreT geISTSpiel mICHaeL SCHWager

▶ für alle ab 5 Jahre

© T. J. F. Rauch

Während der Herbstferien ist das bosco vom 03.11. – 06.11.2015geschlossen. ab dem 7.11.2015 sind wir wieder zu den regulärenöffnungszeiten für Sie da.

iMPreSSuM

herausgeber bosco service teamVorsitzender Thomas Hilkertleitung des bosco Désirée raff (i.v.)Veranstaltungsfotos Werner grubanGestaltung majazorn mediendesign, Stockdorfdruck miraprint beiner Kg, gauting

theaterbüro oberer Kirchenweg 1 · 82131 gautingTelefon: 089 - 45238580 · Fax: 089 - [email protected] · www.bosco-gauting.de

öffnungszeitenDienstag 09:00 – 12:00 | 15:00 – 18:00mittwoch 09:00 – 12:00Donnerstag 09:00 – 12:00 | 15:00 – 18:00Freitag 09:00 – 12:00 | 15:00 – 18:00Samstag 10:00 – 12:00

NaCHrICHTeN auS Dem boSCo

Durch die anschaffung einer Hörunterstützungsanlage im boscokönnen Sie unsere veranstaltungen seit beginn der Spielzeit2015/2016 auch mit eingeschränktem Hörvermögen genießen.

Für Personen mit nachlassendem Hörvermögen oder Schwer -hörigkeit bieten wir an der garderobe Kopfhörer oder für Trägervon Hörgeräten und Cochlea-Implantaten eine Induktionsschleifezum umhängen an. Dadurch wird der gewünschte Ton verlustfreiund ohne umgebungsgeräusche direkt an das ohr übertragen.

Die Taschenempfänger mit Kopfhörer oder Induktionsschleifekönnen gegen abgabe des ausweises oder 10 € Pfand ausgelie-hen werden.

BarrierefreieS hören iM BoScoWir Machen ferien

am Samstag, 21.11.2015 um 10 uhr beginnt der vorverkauf füralle veranstaltungen des Theaterforums von Januar bis Juli 2016.bereits ab 9 uhr werden für alle Interessierten Wartenummernausgeteilt, um die begehrten Plätze gerecht zu vergeben. Ihreschriftlichen bestellungen werden ab dem 24.11.2015 bearbeitet.

VorVerKaufSBeGinn für daS 1. halBJahr 2016

einladunG zuM VielKlanG-aBo

auch im Frühjahr bringen wir wieder die Klänge dieser Welt insbosco. Die 6 Konzerte der reihe vIeLKLaNg 1/2016 gibt es alsabonnement zum Preis von € 90. Sie sparen € 30.

1 | Sa 16. Januar 2016 | JaSon SeriouS Band 2 | do 04. feBruar 2016 | Gurdan thoMaS

3 | Sa 20. feBruar 2016 | Martina eiSenreich Quartett

4 | fr 04. März 2016 | the caPitolS

5 | do 14. aPril 2016 | Quadro nueVo 6 | Mi 04. Mai 2016 | ecco dilorenzo and hiS innerSoul

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NaCHLeSe

SPIeLZeITeröFFNuNg | auSSTeLLuNg10 Jahre bosco: das rot pulsierende herz Gautings

Die beiden Herren im Hintergrund – sie hielten sich auch an diesem abend im Hintergrund. gefeiert wurden am Donnerstagmit der ausstellungseröffnung aber nicht nur das zehnjährige bestehen des bosco und der abschied auf Zeit von amelie Krause,sondern vor allem auch Hans-georg Krause und Werner gruban,die beiden Herren im Hintergrund: mit einer mehr als beeindru-ckenden auswahl von Fotos, die sie bei unzähligen veranstaltun-gen oder unzähligen Stunden auf der baustelle in den letztenzehn Jahren im bosco gemacht haben. „Wir sind es leid, uns in Turnhallen herumzudrücken“, zitierteeine Lokalzeitung 1997 in einer fetten Überschrift Hans-georgKrause, den macher des „Theaterforums“. eine Idee war geboren:„gauting braucht einen Kultursaal“, so stand es auch auf dembanner, unter dem gerhard Polt für den Kultursaal auftrat. einKulturfonds wurde gegründet. es folgten Überzeugungsarbeit undentscheidungsprozesse, 2004 schließlich die erste umbauphasedes „Don-bosco-Heims“ und im oktober 2005 die eröffnung des

vorträgen und Talk-runden. Zu sehen sind greifbar lebendige bilder von großen berühmtheiten, die im bosco ebenso nah amPublikum sind wie die gautinger „Hausgeister“, zu denen die geigerin Julia Fischer gehört, aber natürlich auch der Schriftstellergerd Holzheimer, der Saxofonist max von mosch und der PianistLudwig Seuss. Dann sind da die Schauspieler: bettina mittendorfer,Stefan Hunstein, aber auch Stefan Wilkening und margrit gysin,die mit wunderbaren Theaterproduktionen gautinger Kinder ver-zauberten. und dann sind da auch noch die vielen gäste, diezum „Tee bei Sabine“ im bosco waren. aus der Fülle von bildern haben die beiden Fotografen ihre jeweilsbesten zu jeder Sparte ausgewählt und thematisch zusammen-gestellt. Die – relativ – kleine auswahl zeigt dennoch die großevielfalt von veranstaltungen und die große Kunst, die hier in gau-ting abend für abend, Jahr für Jahr, stattfindet. „Das bosco ist fürmich zum zweiten Wohnzimmer geworden“, hat eine besucherinam eröffnungsabend an die Pinnwand geschrieben. und mit dieser meinung ist sie wohl sicher nicht die einzige...

KaTJa SebaLD

SPIeLZeITeröFFNuNg | KLaSSIKQuatuor hermès: historie ästhetischer Konzepte

es ist manchmal schon schade, wenn die Längen der Werke nichterlauben, das Programm chronologisch anzuordnen. Nicht dassder vitale und herzerfrischende auftritt des Quatuor Hermès da-durch an Qualität eingebüßt hätte. ganz und gar nicht. Das Hör-vergnügen blieb zweifelsohne ungetrübt. es wäre vielmehr einzusätzlicher gewinn gewesen, den Wechsel der epochen aus derentwicklungslogik heraus nachvollziehen zu können. Dass hierdie Wiener Klassik und die Zweite Wiener Schule so unvermitteltaufeinander prallten, machte indes besonders deutlich, wie rasantund grundlegend sich die gattung Streichquartett wandelte. aberschließlich sprang mozart mit seinem Streichquartett g-Dur Kv387 auf einen bereits recht schnell von Haydn gefahrenen Zug –um ihn zu übernehmen. und die vier jungen mitglieder des fran-zösischen ensembles zeigten im bosco ein ausgeprägtes gespüreinerseits für die typisch schlanke Linie mozarts, andererseits fürdie Ideale der Klassik, die da formal zunächst thematisch-motivi-sche arbeit und gleichwertigkeit der Instrumente heißen, aber

„bosco“. Im Jahr 2009 wurde der von rainer a. Köhler gestifteteSteinway durch den bühneneingang gerollt, 2010 war aus demschnöden Treppenhaus ein weiträumiges Foyer mit der eleganten„bar rosso“ geworden und 2013 bekam das bosco auch noch einePiazza vor dem eingang. 2014 wurden als „vorläufiger endpunkt“neue Stühle angeschafft, „aber man weiß nie, was den bosco-machern noch so einfällt“, sagte bürgermeisterin brigitte Kössingerin ihrer rede zur ausstellungseröffnung. Das bosco sei jedenfalls„eine erfolgs-Story“.mehr als tausend Worte jedoch belegen die bilder diese „erfolgs-Story“. Da ist zum einen die Fotodokumentation zum umbau:man sieht, wie die triste Nachkriegshalle entkernt wird und sichnach und nach in die eventlocation verwandelt, die zugleich dasrot pulsierende Herz gautings ist. Natürlich sieht man nicht nurdie Provisorien, die diese verwandlung mit sich brachte, mansieht auch den „Staub“, der, so amelie Krause, in all den Jahrenden veranstaltungsbetrieb begleitete. aber dann sind da zum anderen die menschen, die das bosco zudem machen, was es ist. es sind vor allem die Künstler, die hieraufgetreten sind: in Theaterproduktionen von „König Lear“ über„Tod in venedig“ bis „Dreigroschenoper“, in Konzerten von Klassikbis Jazz, in Tanz-Performances, in Kabarett-abenden, in Lesungen,

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SPIeLZeITeröFFNuNg | muSIKradio europa – es hätte nicht besser sein können

europa könnte momentan etwas mehr Harmonie vertragen – wiegut, dass es die Formation „radio europa“ gibt, die wenigstensmusikalisch grenzen überwindet: Zur Spielzeiteröffnung im boscohatten die fünf globetrotter, von denen Schlagzeuger rolandDuckarm (Deutsch-ungar) berichtet, sie hätten „für Sie elf Jahrelang europa bereist“, so einiges unverzollte im gepäck: ange -fangen mit einem bulgarischen Tanzlied im halsbrecherischen15-achtel-Takt bis zu einer mozart-opus-40-variation („Wolferlmoves east“), bei der jeder gaul der Wiener Hofreitschule sofortdes Dopings verdächtigt würde, so er sich denn zu dieser gangartbewegte. allein die weltmeisterliche besetzung von „radioeuropa“ ist ein garant dafür, dass das stilistische Crossover jeder-zeit mit bravour gemeistert wird: „Teufelsgeiger“ Jörg Widmoser(violine), unerschrockenes mastermind des „modern String Quar-tet“, macht sich zum beispiel an beethovens „ode an die Freude“heran wie einst Jimi Hendrix an die amerikanische Nationalhymne,während andreas Wiersich mit seinem gitarrenspiel bei „madein France“ sogar dem großen Django reinhardt respekt abgenötigthätte. Dazu gesellen sich in dieser paneuropäischen union dertschechisch beeinflusste Kontrabassist alexander bayer, der esschafft, Hannibals alpen-Überquerung tatsächlich in elefantöse

bass-bilder zu übersetzen, sowie Wolfgang Lell am akkordeon –über ihn behauptet band-Sprecher Duckarm doch glatt, er wisseüber Slowenien derart komplett bescheid, „dass ihn sogar googlefragt“. Wie auch immer: Lell spielt seinen Part zwischen Tango,musette und Schrammelmusik auf dieser europa-reise mit ma-fiöser gelassenheit – Wissen ist einfach macht! und dann nochdieser Drummer: Holt plötzlich drei blumentöpfe hervor und zau-bert nur mit den Händen eine Percussion, dass man sofort insnächste gartencenter eilen möchte: „Fragen Sie mal nach einemTopf in C und berichten Sie mir, wie der verkäufer reagiert hat“,ermuntert Duckarm die begeisterten Zuhörer.

Zu diesem Zeitpunkt ist das bosco-auditorium schon längst ineuropäischer Ferien-Laune. Widmoser hatte seine eben nochschottisch oder irisch „reisende“ violine zur bouzouki umfunk-tioniert und zusammen mit den anderen einen griechen-Sirtakihingelegt, der alleine einen kompletten Schuldenschnitt für Hellaswert gewesen wäre. Nur ein finnischer Tango mit melancholischemeinschlag und ein aus chiropraktischen erwägungen nicht zu emp-fehlender tschechischer Tanz im elf-achtel-Takt – er feierte offen-bar ein Pflanzenschutzmittel, das unter dem Namen „becherovka“als getränk Karriere machte – vermochten da noch Kontra zu geben.Der Spielzeitauftakt mit „radio europa“ – er hätte nicht bessersein können: grenzüberschreitend, fulminant, völkerverbindend.

THomaS LoCHTe

len Sätzen, die ihre Kraft vor allem aus extremen rhythmischenWechseln schöpften, die das ensemble so selbstverständlich undbravourös vollzog, dass man den grund für die unterschwelligeSpannung kaum ausmachen konnte.anders bei anton Webern. Dem radikalen Neuerer wäre es auchnicht einmal im Traum eingefallen, etwas zu verbergen oder zuverschleiern. Seine Fünf Sätze für Streichquartett op. 5 wollennichts anderes sein als sie sind: absolute musik, die nicht nur dieTonalität abgelegt hat, sondern auch jegliche Thematik. mit demneuen Parameter der geräusche mittels zeitgenössischer Spiel-techniken erschuf Webern fünf aphoristische Plädoyers für diebefreiung von jedwedem ballast, also von allem, was über dierein inhaltliche aussage hinausgeht. und das Quatuor Hermèszeigte mit höchster Konzentration und Spielintensität, dass diereduktion auf den Kern eine musikalische bereicherung seinkann, vor allem in Sachen Intensität, atmosphäre, rhetorik underzähltechnik.ganz anders bei Dvořák, der bei seinem amerikanischen Quartettop. 96 F-Dur an alles andere als an reduktion dachte. In dem hierals Zugabe nach langanhaltenden ovationen mitreißend und fein-sinnig kolorierten Schlusssatz zog das ensemble noch einmal alleregister der gestaltung. gerne hätte man das ganze Werk gehört…

reINHarD PaLmer

im grunde eine besondere balance der Proportionen sowie einestrenge organisation tradierter Formen zugunsten einer drama-turgischen entwicklung ist. Kein feinfühliges Changieren zwischenLyrik und Dramatik, sondern eine klare Konfrontation im abruptenKontrast. Dass Haydn selbst dem erst 26jährigen mozart „größteCompositionswissenschaft“ attestierte, versprach eine weiterebeschleunigung, die beethoven und mendelssohn vollziehen sollten.Die nächste Station wäre also die romantik mit ihren emotionalenWerten, die mit den Formalismen der Klassik nicht mehr viel an-fangen konnten. es war denn auch nicht falsch, hier in SchumannsStreichquartett F-Dur op. 41/2 die Zügel zu lockern und sich schonmal der Schwärmerei oder euphorie hinzugeben. auch wenn indiesem ergebnis „quartettistischer gedanken“ (Schumann im sogenannten Haushaltsbuch) eingehende Studien von WerkenHaydns, mozarts und beethovens deutlich belegbar sind, legtedas Quatuor Hermès plausibel dar, dass dem ästhetischen Konzepteindeutig die Idee der romantik zur formalen vereinheitlichunghin zugrunde liegt. Die Werkentwicklung (im ganzen und in deneinzelnen Sätzen) vollzog sich denn auch unter einem großenSpannungsbogen. vereinheitlichung bedeutet bei Schumann aberkeinesfalls einförmigkeit. und das bewies das ensemble nichtnur im auf die veränderungen explizit angelegten andante-variationssatz, sondern vordringlich in den nachfolgenden schnel-

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vIeLKLaNgnachts in schmutzigen Küchen – Sarah lesch & henry Schwegler

Das wahre Leben ist nun mal so schmutzig wie manche Küchen –oder anders gesagt: Wer sich noch niemals des Nachts in einerschmutzigen Küche bei einem dieser niemals wirklich endendengespräche aufgehalten hat, der hat vermutlich nicht richtig gelebt!Die Sängerin Sarah Lesch hat allen nächtlich-schmutzigen Küchennun mit einem zauberhaften Lied ein Denkmal gesetzt. und allen,die nicht dabei waren an diesem bosco-abend, an dem auchdiese „Küchen der Nacht“ besungen wurden, sei es hiermit insPoesiealbum geschrieben: Ihr habt etwas Wunderbares verpasst!Jene Neugierigen aber, die sich vielleicht unter der bezeichnung„Chansonedde“ nicht so recht vorstellen konnten, wohin die mu-sikalische reise gehen würde, die aber trotzdem zu Sarah Leschund Henry Schwegler gekommen waren, wurden mit magischenmomenten belohnt. erst einen Tag zuvor hatte Sarah ihr via Crowd -funding finanziertes zweites album „von musen und matrosen“

bende rattern einer Dampflok besser wieder als der boogie-Woo-gie. es ist nur folgerichtig, dass Zwingenberger ein bekennender„Dampflokfreak“ ist, der sich aktiv für die erhaltung dieses Kultur-guts einsetzt. es war sogleich auch zu spüren, dass da eine mengeemotionen dahinter stecken, als er den „boogie Train mystic“ wesentlich differenzierter in Klang und Durchformung rollen ließ.Sein gnadenlos exaktes rhythmusstampfen war nun nicht nurmittel zum Zweck, sondern auch die akustische umsetzung derschnaufenden und pochenden Loks. Natürlich durfte hier keines-falls der „Honky Tonk Train blues“ von meade Lux Lewis fehlen.Das monotone, extrem repetitive rattern ist schon eine geradezuklassische Nummer, die Zwingenberger engagiert zum Klingenbrachte. Dennoch ist gerade die unermüdlich voranhastende bass-maschinerie, mit monoton repetitiv eingesetzten motiven auf dieDauer doch allzu einförmig. Lila ammons’ Stimme durchbrachgeradezu diese monotonie und bot willkommene abwechslung.Die einfühlsame Formung etwa vom leichten, melodiösen „WhenI was loving you“ oder dem lässigen „breakfast blues“, die ammonserzählerisch-suggestiv vortrug, brachte auch differenzierte Klängeins Spiel. begeisterter applaus und mehrere Zugaben.

reINHarD PaLmerJaZZaxel zwingenberger meets lila ammons:legenden vom Boogie und Blues

Im grunde sind die Übergänge vom boogie-Woogie zum bluesfließend. Das liegt daran, dass sich der boogie des blues-Schemasbedient. und axel Zwingenberger bewegt sich auf diesem Feldgeradezu schlafwandlerisch, zwischen den beiden Polen gewandtchangierend. es hatte schon etwas Schelmisches an sich, wie ersich schmunzelnd dem Publikum zuwandte, während die Piano-Walze unerbittlich rollte. vor wenigen monaten ist Zwingenberger60 geworden und spielt schon seit 43 Jahren boogie-Woogie undblues. Lang genug, um die Finger alleine arbeiten zu lassen. Defacto wussten die auch exakt und mit uhrmachers Präzision, waszu tun war. Trotz virtuoser Fingerakrobatik ließ er von etwaigeranstrengung nicht das geringste spüren. Schon gar nicht hören.axel Zwingenberger spielt das Klavier, wie andere menschen dieZeitung lesen: entspannt und mit vergnügen.Dass ein Hamburger boogie-geschichte schreibt, ist im grundekurios genug, lag doch der ursprung dieser musik in den Händenschwarzer bluesmusiker in den uSa. einer davon war albert

herausgebracht, und man merkte dem Live-auftritt und jedemeinzelnen Lied an, dass hier ein ganz besonderer energieschubpassiert sein muss: Sehr persönliche Texte mit literarischer Qua-lität sind da versammelt, Zeilen zwischen purer Lebensfreudeund melancholischem Innehalten. Da singt eine gestandene Frau,die offenbar die erfahrung der alleinerziehenden mutter gemachthat und doch ihre mädchenträume niemals ganz beiseite legenwird. eine Frau, die Liebesgedichte von brecht schätzt und selbereine starke lyrische ader hat. Sarah Leschs vortrag mit gitarre

ammons, der es schaffte, in seinem kurzen Leben von nur 42 Jahrenzur Legende zu werden. Dass seine enkelin, die blues- und Jazz-Sängerin Lila ammons, hier mit Zwingenberger auftrat, adelte dasausverkaufte ereignis. ursprünglich war sie nach klassischem gesangsstudium opernsängerin geworden, doch davon war hierwenig zu spüren. ammons versteht es, mit ihrer warmen altstimmemühelos die klassische gesangstechnik gegen den bauchgefühl-gesteuerten Jazz-gesang zu tauschen und das natürliche vibratoweitgehend unter Kontrolle zu halten.Der euphorische Jubel des Publikums zeigte allerdings, dass sichhier vor allem die boogie-anhänger eingefunden haben, um Zwin-genbergers solistisches boogie- und blues-Spiel zu hören. Davonbekam es auch mehr als genug. Klassiker wie „boogie WoogieStomp“ (von albert ammons) oder „Suitcase blues“ waren dennauch zweifelsohne Höhepunkte im Programm und sorgten fürbegeisterung. Nicht minder die eigenwilligen eigenkompositionenZwingenbergers wie der „blues-moms boogie“, im blitzblankenebenmaß, „madhatten boogie“, der langsame blues „Long lost love“oder der lässig-melodiöse „Five Spot Stomp“.absolute Publikumslieblinge sind aber offenbar all die Titel, dieirgendwie etwas mit der guten alten Dampflok zu tun haben.Zweifelsohne: Keine andere musik gibt das gnadenlos vorantrei-

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PHILoSoPHISCHeS CaFéProf. Joachim Kunstmann: Wo ist dieWürde im zeitalter der ökonomie?

Die Würde des menschen ist unantastbar. So steht es im grund-gesetz der bundesrepublik Deutschland. Nur in diesem, andere

verfassungen sehen einen gesetzlich verankerten Würdeanspruchnicht vor. eine Konsequenz aufgrund der entsetzlichen Nivelie-rung menschlicher Würde in auschwitz. Wie alt aber ist der begriffder Würde? Wie hat er sich entwickelt? und welche beziehunghaben wir heute zu diesem Wort? Was verbinden wir damit? Haben wir überhaupt das gefühl, eine Würde zu besitzen?Diese gedanken stehen am anfang des Philosophie-Cafés amSonntagabend im bosco, dem ersten in der gerade beginnendenneuen Spielzeit. Joachim Kunstmann lädt, wie man das von ihmgewohnt ist, zum gespräch, und mit großer begeisterung nehmendie gäste diese einladung an, steigen gleich hochengagiert einins ad-hoc-Philosophieren, sodass ein roter Faden sich nicht immerentwickeln kann – und auch nicht unbedingt entwickeln soll.Schließlich ist die Weisheit ein Kind des gesprächs, und die Freundederselben sind den austausch gewohnt. Fragen, ob Würde etwasmit anstand zu tun habe oder ob es einen unterschied zwischender amtswürde und einer allen gleichermaßen zustehendenWürde gebe, standen ebenso im raum wie anmerkungen zu reise-erfahrungen oder dem eigenen einschlafen ohne schlechtes gewissen. auch wurde dem begriff der Würde eine gewisse alter-tümlichkeit attestiert, ein zumindest begrifflich nicht mehr zeit-gemäßes Dasein. So ging es hin und wieder zurück, alles mit größt-möglicher Würde selbstverständlich.Dennoch konnte Professor Kunstmann einen kleinen philoso-phiegeschichtlichen bogen schlagen von der antike über das mit-telalter bis in die gegenwart und dabei die entwicklung des begriffs darlegen. So galt in der antike die Würde nicht als eineangeborene Qualität, sondern konnte nur über gewisse Führungs-qualitäten erworben werden. als würdevoll galt der freie vermö-gende mann mit edler gesinnung. Darüber hinaus gab es aucheine sittliche Würde, worunter die vernünftige beherrschung derLeidenschaften verstanden wurde. Schließlich galten auch altemänner aufgrund ihrer Lebenserfahrung und der damit einher-gehenden Weisheit als würdevoll.Im mittelalter trat dann die amtswürde in den vordergrund. allenvoran waren Papst und Kaiser Würdenträger, dann folgten weiterevertreter von Klerus und adel. Das mittelalterliche verständnis vonmenschlicher Würde war sehr geprägt von der dogmatischen bibel-auslegung, das einen Zusammenhang zwischen dem Sündenfallder Schöpfungsgeschichte und dem Trachten nach würdevollemLeben sah: durch die erbsünde ist dem menschen die Würde perse abhanden gekommen, seine aufgabe ist es, durch ein sittsamesLeben diese am ende desselben zurückzugewinnen. erst Lutherund die reformation stellen diese auffassung wieder in Frage.

war ein frecher Spaß für kleine und große Zuschauer.Schauspieler Sebastian Hofmüller und musiker und Komponistgreulix Schrank haben aus erich Kästners Kinderbuchklassiker„Pünktchen & anton“ ein bezauberndes Live-Hörspiel gemacht,das dem angekündigten abenteuercharakter in jeder Hinsicht gerecht wurde. Die geschichte von der liebenswerten Fabrikanten-tochter Pünktchen und ihrem aufrechten Freund anton, Sohn einermittellosen alleinerziehenden, hat heute weder von seinemCharme noch von seiner Sozialkritik verloren. auch in der gegen-

FÜr KINDerPünktchen & anton – Wenn die dickeBerta zum tango bittet

Was für ein wunderbares vergnügen: bunte Spazierstöcke rechtsund links am bühnenrand, ein Schrank mit knarzenden Türen,schräge geräusche aus dem off und als Krönung der Tangotanzder Dicken berta. Das erste Kinderprogramm der neuen Spielzeit

atmet den geist eines Hannes Wader, nur haben die brechungenin ihren Liedern noch nicht das resignativ-abgeklärte des ver-meintlich reifen alters (und schon gar nicht die bitterkeit des alt-männertums, das wäre ja noch schöner!) – sie sind vielmehr volleraufbruchstimmung und Kraft, gerade wenn es mal wieder einetypische Lebenskrise zu besingen gilt. gut, ja geradezu von musenkuss-mäßiger bedeutung ist es, dass Sarah, die Tübingerin,in diesem gefühlskosmos Henry Schwegler an ihrer Seite bzw.Saite hat: Der augsburger mit der zweiten gitarre ist so etwaswie der ruhende Pol des ganzen, Leschs kongeniale ergänzung –besonders schön zu erleben war dies beim Stück „Plejaden“,wenn erst Sarahs Stimm-Solo die Sterne vom Nacht-Himmel holtund Schwegler diesen Zauber in eine Instrumentalpassage mün-den lässt, während seine Partnerin nur noch still dasteht undlauscht – dazu leistete übrigens das sensibel gehandhabte bühnenlicht einen wesentlichen beitrag.

Sarah Leschs fast ausnahmslos selbst geschriebene Lieder strah-len große Wärme aus, ohne sich auch nur eine Sekunde nach„weiblicher Correctness“ anzuhören; sie können politisch klar Position beziehen, ohne plakativ oder gar wohlfeil zu sein. Siehandeln von realen Dingen und leibhaftigen menschen, die durchdie enorme Sprachkraft der Sängerin auch noch eine poetischePrise hinzu bekommen: ahnungsvolle abschiede, absehbaresScheitern („matrose“), Kampfansagen, aufbrüche zu neuen ufernhat Sarah besungen, auch das abbrechen von brücken, den Sprungins ungewisse (Lesch hat vor knapp zwei Jahren die Laufbahn alsberufsmusikerin gewählt) und sogar mit dem gleichlautendenSongtitel ein „Testament“, das die mutter ihrem Kind als Hoff-nungspaket hinterlässt – spannender kann eine Sängerin ihresalters kaum sein. es steht zu hoffen, dass es sich bis zum nächstengastspiel im bosco herumgesprochen hat, was es hier zu entdeckengilt.

THomaS LoCHTe

wart von iPod und Hartz Iv sind die sozialen unterschiede, in denen Kinder aufwachsen, im alltag sichtbar. und genau wie zurZeit, in der Kästners roman spielt, sind heute Kinder viel schnellerals erwachsene bereit, eben diese sozialen unterschiede ange-sichts von Werten wie Freundschaft, aufrichtigkeit und mut zuvergessen.Das abenteuer um Pünktchen und anton und die bösen machen-schaften von robert, dem Teufel, der Pünktchens Kindermädchenals Handlangerin für seine einbrüche missbraucht, haben Sebas-tian Hofmüller und greulix Schrank charmant zum Hörspiel auf-bereitet. Dabei übernehmen beide sämtliche rollen. mal ist greulixdie in schönstem Wiener Dialekt Suppe servierende Dicke bertaund Sebastian der frech berlinernde und darin nicht auf denmund gefallene anton, mal ist Sebastian ein fröhlich beschwipstesFräulein andacht oder ein jovial lachender Herr Direktor und greu-lix ein kesses Pünktchen. Dazwischen zaubern sie geräusche, diein die goldenen Zwanziger entführen und gleichzeitig die gegen-wart mit anklingen lassen. eine winzige Kurbel-Drehleier und diegitarre liefern den Sound der berliner Straßen, ein regenrohrschafft feuchtkalte Stimmung, eine Schallplatte bereitet bertasTango das Parkett, und mit mundharmonika und Pfeifen wird dieTitelmusik gestaltet. alles klingt wie zufällig, wie aus dem momententstanden – und ist doch sorgfältig komponiert, arrangiert, insze-niert.Die Hauptrolle in dem bezaubernden Kinder-Hörspiel spielt dasTiming. Die geschichte ist perfekt auf den moment hin eingestri-chen und umgesetzt. In der Spitzenküche würde es heißen: à laminute. Die beilage zu diesem gericht ist die liebevoll eingerich-tete atmosphäre der Live-erzählung. geräusche und Spieler-Ton-fall greifen ineinander. genau darum hängen die Publikumskinderden beiden Künstlern an den Lippen: Der Spannungsbogen hält,und die jungen Zuschauer werden ernst genommen in ihrem anspruch auf die richtige balance zwischen Komik und abenteuer.

SabINe ZaPLIN

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HeImSPIeLSusanne Karl trio

es sind diese abende, an denen man einen alten Freund wieder-trifft, mit ihm etwas trinken geht und auf einmal die vielen kleinenverrücktheiten von damals wiedererwachen, wie frischer Schaumauf dem getränk, das vor einem steht – und während die gegen-wart nur noch wie ein bilderrahmen an der Wand sich zurückziehtund die musik im Hintergrund zum vehikel in die versunkene Jugend wird, stellt man fest, dass man tatsächlich immer noch soverrückt ist wie damals. Still crazy.„Still crazy“, lautet der Titel der ganz neuen CD des Susanne KarlTrios, das die gautinger Sängerin an diesem Freitagabend gemein-sam mit ihren musikern, dem Saxophonisten erich Lutz und demgitarristen bernd Huber sowie als gastmusiker für dieses KonzertStefan berchtold am bass vorstellt – ein gastsänger wird für zweiSongs ebenfalls noch dazukommen. „Still crazy“, heißt ein Songvon Paul Simon, den Susanne Karl mit ihren musikern interpretiertund in dem es eben um die begegnung mit dem alten Freund undall den an diesem hängenden erinnerungen geht – eine Interpre-tation, die erinnerungen weckt an Hinterhofclubs und verrückteHarmonien, an geborgte und doch unendliche Zeit und an Jazz.all that Jazz.es wurde ein abend der erinnerungen, dieses „Heimspiel“-Konzertmit dem Susanne Karl Trio. Songs, die einen davontrugen in dieZeit der verrücktheiten. Songs wie „moondance“ von van morrison,das den abend eröffnete mit zunächst sehr ungewöhnlichen Klän-gen, einem verschworenen Dialog zwischen Stefan berchtoldsbass und bernd Hubers gitarre, ehe dann Susanne Karl einsetzteund das Stück zurückholte auf eine mehr „common sense“-ebene.Songs wie „Nice to come home to you“ oder „black bird“ vonPaul mcCartney, einem Song aus dem Jahr 1968, der eine afro-amerikanische Frau besingt und sich als Lied gegen rassismusversteht.Später kam noch ein weiterer gast hinzu: Der Sänger Tim Davies,der zusammen mit Susanne Karl noch vor der Pause „They can’ttake that away from me“ von george und Ira gershwin sang; nachder Pause sollte noch ein weiterer gemeinsamer akt folgen. Zudiesem Zeitpunkt, beim gershwin-Song, hatte der abend längstseinen Tonfall gefunden: diesen erzählerischen, leicht melancho-lischen Sound, der das erinnern sucht und auf den Schwingender leichten Wehmut sich tragen lässt in vergangene, vielleichtauch verlorene oder immer noch gesuchte Fernen. Das ist ein

sehr schöner, fast schon wohliger grundklang, man fühlt sich sehrwohl beim Zuhören und hat beinahe das bedürfnis, die beinehochzulegen. ein bisschen mehr von der qua Titel beschworenenverrücktheit jedoch hätte das Konzert durchaus vertragen können,etwas mehr „crazyness“ wäre zumutbar gewesen – ab und zu nochein paar motive aus dem so vielversprechenden anfangsdialogbeispielsweise oder auch neue, improvisatorische, warum nichtauch mal schrille Töne hätte man sich gewünscht. Crazy again.Die unbedingten Stärken des Susanne Karl Trios – samt seinengästen – aber sind die balladen, die wunderbar traurigen Liebes-lieder. allen voran die van-morrison-ballade „Have I told you lately”, die einen Höhepunkt im zweiten Teil darstellte. Hier konntesich das so warme, immer auch leicht tragische element der musikalischen gestaltung so richtig entfalten. ein neuer, durchausmal ganz anderer Sound war in dem Countrysong „Tennessy Waltz“zu entdecken. Doch das balladeske dominierte. und so wurde esein abend wie der im Titelsong beschriebene: eine Wiederbegeg-nung im angesicht der vergangenen abenteuer und der gegen-wärtigen möglichkeiten. Crazy. Still.

SabINe ZaPLIN

Kleinen“ festzuhalten. entscheidenden anstoß für die Sammlungengaben die großen entdeckungsfahrten, insbesondere die epochalebegegnung mit der radikalen andersartigkeit amerikas. Der großeSammler und frühe museologe Johann Daniel major strebte nachder „erkäntnüß des apfel-runden Kreises der gantzen Welt“. Sowaren denn auch die Kunstkammern der renaissance die vorläu-fer der Naturkundemuseen, die im 19. Jahrhundert entstanden.„Kosmos“, so überschrieb alexander von Humboldt das Werk sei-nes Lebens, in dem er das Wissen seiner Zeit zusammentrug: Indiesem „entwurf einer physischen Weltbeschreibung“ wollte erdie Welt „en gros und en detail“ versammeln. Die erste von Holz-heimers Wunderkammern also sollte eine „kosmische“ sein: Derliterarische rundgang begann mit goethe, führte zu ovid unddann wieder zu goethe und später noch einmal zu goethe. Diestaunenden Zuhörer reisten mit Carl von Linné nach Lappland,fuhren mit Darwin um die Welt, wanderten mit adalbert Stifter,suchten mit Jean Henri Fabre in seinem südfranzösischen gartennach grillen und Zikaden, sie gingen mit ernst Jünger auf „SubtileJagden“, sie marschierten mit Carl Friedrich von Weizsäcker zuFuß hinüber zum ammersee und wieder zurück.Sprecher axel Wostry lieh jedem der autoren seine Stimme, auffeine und unprätentiöse art, ganz so wie es sich gehört. und Holz-heimer zog zu allem und jedem ein buch hervor, es war eine veritable Wunderkammer, die er unter seinem Tisch verborgenhatte. mit signierten erstausgaben waren die großen Schauendenund Forschenden sogar physisch präsent im Hier und Jetzt, goe-the selbst hatte einen auftritt als Handpuppe. außerdem sorgtenSteine und versteinerungen, Pflanzen und Pflanzenbestimmungs-bücher, anaologe und digitale vogelpfeiferl und vogelbestim-mungsbücher für die richtige ausrüstung und das anschauungs-material auf diesem wundersam kosmischen Welterkundungs- gang. goethes „anschauendes Denken“, die Nähe, ja, der unbe-dingte Zusammenhang zwischen Wissenschaft und Poesie – daswar die „erkäntnüß“ in dieser unterhaltsamen Lehrstunde. um esmit ernst Jünger zu sagen: „Im auge eines Falterflügels ist nichtsgeringeres verborgen als im golf von Neapel oder in der buchtvon rio, von denen wir auch nicht mehr als die oberfläche sehen.es fragt sich, was wir herausholen. Das kann nur aus der eigenenTiefe geschehen, dort ruht das gegengewicht.“ oder mit gerdHolzheimer: „um den Kosmos kommt keiner herum.“

KaTJa SebaLD

LITeraTurGerd holzheimer: Kunstkammern 1um den Kosmos kommt keiner herum

Wie eins zum anderen gehört und was die Welt im Innersten zu-sammenhält, das sollten die Zuhörer am mittwochabend bei einem rundgang durch die erste von insgesamt fünf literarischen„Kunstkammern“ erfahren, die gerd Holzheimer in diesem Herbstim bosco öffnen wird. Kunst- und Wunderkammern entstanden in europa ab dem 15.Jahrhundert, als vornehmlich die fürstlichen Höfe von der Sammel-leidenschaft ergriffen wurden. gesammelt wurde nicht nur Kunst,sondern alles, was der Zeit wesentlich erschien und deshalb Inte-resse weckte: gemälde, Kupferstiche und Plastiken gehörten natürlich dazu, ebenso aber bücher aller Wissensgebiete, münzenund medaillen, astronomische geräte, globen und atlanten, Skelette, Fossilien und mineralien, technisch ausgefeilte Drechsel-arbeiten aus elfenbein, kunstvoll gravierte Straußeneier, kostbargefasste Kokosnüsse und noch vieles mehr. Ihre vielfalt spiegeltedas bestreben wider, in der Kunstkammer das universum „im

mit der beginnenden aufklärung tritt Immanuel Kant mit einemneuen Würdebegriff auf die bühne der Philosophiegeschichteund spricht eben diese Würde einem jeden menschen als sittlichesWesen zu – das sittliche verhalten wird zur voraussetzung vonWürde. Dem Kantschen von vernunft geprägten Denken stelltder Schriftsteller Friedrich Schiller einen gegenentwurf zur Seite,der die Leidenschaft und Sinnlichkeit mit einbezieht. Schillersvorstellung von „anmut und Würde“ sieht neben dem vernunft-geprägten Handeln eine orientierung an der „schönen Seele“ vor– ein Konzept, das heute mit dem begriff der empathie beschriebenwerden kann.gerade der empathiegedanke ist heute, im Zeitalter des Kalkülsund zweckorientierten Handelns von großer bedeutung. Wie anders wäre beispielsweise ein so großes ehrenamtliches enga-gement im Zusammenhang mit dem Zustrom Tausender Flücht-linge zu erklären? eine gesellschaft, die (noch) mehrheitlichFlüchtlinge willkommen heißt, hat eine vorstellung von Würde,die über die juristische verankerung hinausgeht. Wenn dies (derKalauer sei erlaubt) nur möglichst auch so bleiben würde!

SabINe ZaPLIN

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Zum Tee beI SabINeMatthias helwig – Kino für Gauting

Diesmal war so einiges anders: „Zum Tee bei Sabine“ gab es zwarwie immer auch den traditionellen Tee, es standen aber auchnoch vier Flaschen mineralwasser auf zwei Tischen – als wolltensie den sprudelnden redefluss des „Tee“-gasts matthias Helwigankündigen. Wegen des großen andrangs an diesem Sonntag-nachmittag war man sogar kurzfristig in den großen bosco-Saalumgezogen, denn trotz des letzten Wies'n-Wochenendes und trotzdes fast zeitgleich laufenden bundesligagipfeltreffens „bayernmünchen – borussia Dortmund“ wollten offenbar viele Leute etwasüber Helwigs gautinger Kino-Pläne erfahren. und so wurde esweniger ein gesprächsweise erschlossenes Persönlichkeitsprofilals eine muntere monolog-Stunde über die Zukunft des Kinos imallgemeinen und besonderen: Sabine Zaplin hatte eigentlich Fragen stellen wollen, aber der dynamische und bestens gelauntematthias Helwig hatte die meistens schon bei seinem voraus -gehenden Solo beantwortet.„Das wollte ich gerade fragen“, blieb Zaplin meist noch anzumer-ken, da war ihr sprudelnder gast schon wieder voran geeilt. Helwigs Werdegang war dann auch relativ rasch abgearbeitet:vom früh verstorbenen vater hatte der gilchinger offenbar dieaffinität zu Film und Kino geerbt – es sei ein „verbindendes ele-ment gewesen“, so Helwig, gemeinsam Filme zu schauen. anfangder achtziger Jahre, mit 22, bewarb er sich dann an der münchner

Filmhochschule (es gab damals nur zwei solche einrichtungen inDeutschland) und wurde prompt als einer von nur 15 aspirantenunter 400 bewerbern angenommen: „Die Professorenrunde fragtemich damals, was ich vorhabe, und ich sagte, dass ich Filmregis-seur und Schriftsteller werden wolle – da haben die gelacht“, er-innert sich Helwig – er hätte nie gedacht, dass sie ausgerechnetihn nehmen würden.als er dann seinen abschlussfilm im einstigen gilchinger Film-Casino zeigen wollte, kam das dortige Kino ins Spiel: Der damaligebetreiber verlangte zwar so viel geld für die vorstellung, dassHelwig seine abschlussarbeit in einer örtlichen Schule vorführenmusste, doch machte er dem jungen absolventen auch das angebot, als Filmvorführer bei ihm anzufangen. und 1986 kamdann gänzlich unverhofft der moment, das gilchinger Kino selberzu übernehmen: „Das wollte keiner haben, weil es am schlech-testen lief in der ganzen Kette.“ Helwigs Familie hielt Kriegsrat,denn es ging ja auch darum, „was aus dem jungen mann dennwerden soll“, blickt der Tee-gast zurück. und man traf eine ent-scheidung, die er bis heute wohl nicht bereut hat: „am besten,man tut das, was man gerne macht!“, sagt Helwig heute. eigentlichsei er ja von der künstlerischen Seite gekommen und nicht vonder betriebswirtschaftlichen wie viele einsteiger in der Filmbran-che. Sein „guru“ als regisseur war der russe andrei Tarkowski(„Solaris“), seine eigene Filmsprache ambitioniert: „Wenn du vonHollywood träumst, kannst du solche Filme nicht machen“, sagtHelwig und scheint sowohl Tarkowski als auch seinen eigenenabschlussfilm zu meinen. mit dem gilchinger Kino (das er späterwieder aufgeben sollte) machte Helwig seine ersten erfahrungenals betreiber eines Lichtspielhauses – und entwickelte nach undnach jenes so überaus erfolgreiche Programmkino-Konzept, dasmehrfach ausgezeichnet wurde: Helwig richtete im ehemaligen„Portobello“-bau in Starnberg das „breitwand“-Kino ein, ein wei-teres im Seefelder Schloss, und als drittes übernahm er das vorsich hin dümpelnde Kino in Herrsching – mit stetig wachsendemerfolg. Doch gerade weil das Diktat der verleiher immer wiederdie gefahr einer Kino-monokultur mit sich brachte, entschlosssich Helwig 2007 zum nächsten großen Schritt: mit dem Fünf-Seen-Film-Festival wollte er die Plattform schaffen, dem Publikumder region über das mainstream-angebot hinaus qualitativ Hoch-wertiges zu zeigen: „Die Perlen findet du auf den Festivals“, weißder Kino-macher aus eigener erfahrung. Seit langen Jahren besucht er regelmäßig die Festivals in venedig, berlin oder Solo-thurn, um solche „Perlen“ zu entdecken. „Film ist das besonderebild, und Kino ist der Tempel des besonderen bildes“, hat er für

aufrechte in einem universum der Waagerechten. „Die ganzeWelt wackelt“, sagt brustmann, „das Firmament bröselt, nicht maldie Fixsterne sind noch fix.“ angesichts all dieser unwägbar -keiten, die nichts mehr sicher sein lassen, wird die sprichwörtlicheSchlauheit eines Fuchses – vor allem, wenn dieser das Nichtver-stehen zum grundprinzip erklärt – zum Wegweiser, zur Fährte, diesich aufspüren lässt.verbindendes element zwischen den poetischen mosaikstein-chen ist die musik. und Josef brustmann ist ein ausgezeichnetermusiker, der seiner Zither auch mal „Highway to Hell“ entlocktoder „across the universe“ von den beatles. Das schönste Liedgibt es als Zugabe, ein bezauberndes Liebeslied, dessen Text voneinem gewissen Herrn Fuchs stammt und das schon beinahe angeorg Kreisler erinnert. Wo Sprache und Töne zueinanderfinden,findet Wahrnehmung mit allen Sinnen statt. es kann kein Zufallsein, dass genau dies der wohl bekannteste Fuchs der Literatur-geschichte einst einem weizenblonden kleinen Jungen zu erklä-ren versuchte.

SabINe ZaPLIN

KabareTTJosef Brustmann – die Weisheit derfüchse in einer wackelnden Welt

Der wohl bekannteste Fuchs der Literaturgeschichte hat einmaleinen weizenblonden kleinen Jungen darum gebeten, eine in ver-gessenheit geratene Sache an ihm auszuprobieren: er wollte gezähmt werden. „Das bedeutet, sich vertraut machen“, erklärteder Fuchs dem kleinen Jungen. man muss sich vertraut machenmit der ungewohnt schrägen, ungezähmten Sichtweise des poe-tischsten unter den süddeutschen Kabarettisten – nicht ohnegrund stellt Josef brustmann den Fuchs ins Zentrum seines aktu-ellen Programms. mit „Fuchs-Treff – nix für Hasenfüße“ eröffneter am Samstagabend die Kabarettsaison im bosco. und wenn dereine oder andere Zuschauer mit der mischung aus Lyrik, aphoris-men, assoziativem und Saitenmusik leicht hasenfüßig fremdelt,so fühlt die mehrzahl sich doch pudelwohl im brustmannschenFuchsbau, der auf den zweiten blick den heimischen vier Wändenso unähnlich nicht ist.Josef brustmanns Fuchs zitiert rainer maria rilke und empfiehlt:„Du musst das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wieein Fest.“ und wenn der Fuchs eines versteht, dann ist es das Fei-ern. „raus aus den Federn!“ rät er den Hühnern schon morgens,und am abend zieht er frech auf den Försterball. ein Fest winktdem, der nicht nur mit dem Kopf zu verstehen versucht – der sicheinlässt auf den augenblick und seine tausend Farben. „und lassdir jeden Tag geschehen, so wie ein Kind im Weitergehen vonjedem Wehen sich viele blüten schenken lässt.“ aus rilkes versengestaltet Josef brustmann zur Zither ein Lied, das die sprachlicheDichte musikalisch nacherzählt, nachempfindet. ein Dichter singteinem Dichterkollegen in dessen Worten eine Weise und ziehtauf diese Weise den Hut, aus dem er seine eigenen geschichtenzaubert.geschichten vom Fuchs und ausgefuchste kleine miniaturenfügen sich an diesem abend zu einem Kaleidoskop des allzu-menschlichen zusammen. Der Totengräber Toni zum beispiel, derbeim verfassen von grabsteinsprüchen eine ganz neue literari-sche Kategorie zu schaffen versucht und dabei bonmots kreiertwie der grabsteinspruch für einen Kaminkehrer: „er kehrt nie wieder.“ oder der Priester, der als missionar in den chilenischenurwald zieht und dort den indianischen ureinwohnern bayrischevolkslieder beibringt, mitsamt einem klassischen Jodler. Schrägund unbeugsam sind die Charaktere dieser erzählungen, letzte

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KabareTTSarah hakenberg – flying robby unddie Scheren des Schneiders

beim Klassentreffen waren sie dann alle wieder zusammen: dieeinarmige mandy; rolf, der Hamsterkiller; ritalin-aline mit demflorierenden Drogenhandel und der brave Heinrich aus der NPD-Kaderschmiede. Das ganze Struwwelpeter-Personal, freilich dasaus der bitterbös schwarzhumorigen Fassung von Sarah Haken-berg, die den Kinderzimmerschreck des 19. Jahrhunderts in diegegenwart übertragen und einen „Struwwelpeter reloaded“ imbosco präsentiert hat. Schon einmal war sie mit dem Programmin gauting, damals war es noch neu, doch die vielen vorstellungenseitdem haben ihm nur gut getan und – falls das überhaupt nochmöglich ist – den schwarzen Humor noch dunkler gefärbt.Denn Sarah Hakenberg lässt keinen Zweifel daran, dass sie dieentwicklungsrichtung unserer gesellschaft seit der entstehungs-zeit des Struwwelpeter eher in richtung „negativ“ einordnet undder gegenwärtigen Kindheit gegenüber der des 19. Jahrhundertsnicht unbedingt den vorzug geben würde. eine Zeit, in der dieallgemein anerkannte Therapie für einen „Zappelphilipp“ die sofortige und uferlose bereitstellung von Psychopharmaka ist;eine Zeit, die für Welpen Yoga-Kurse vorsieht, Schülern aber denSchwimmunterricht streicht; eine Zeit, die für ihre gewaltverherr-lichung nicht einmal ballerspiele am Computer benötigt, da schoneinfache Kinderbücher zum malen von abgeschlagenen Köpfen

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und blutverschmierten Körpern auffordern, muss sich nicht an-maßen, einen „Struwwelpeter“ mit seinem Daumenlutscher undseinem Suppenkasper für „nicht kindgemäß“ zu erklären. gewissist dieser keine Lektüre, die man mit dem Stempel „empfehlens-wert“ versehen möchte – aber einen besseren, empfehlens -werteren umgang mit dem Schutzraum Kindheit pflegt die zweck-rationalisierte gegenwart nun auch nicht unbedingt.auf diese kleinen, doch fiesen Wunden legt Sarah Hakenberg erbarmungslos den Finger. Sie tut dies aber weder moralisierendnoch mit dem Nachdruck eines am Finger mitschwingenden Holz-hammers. Stattdessen serviert sie ihren „Struwwelpeter reloaded“mit engelslächeln und einem im unschuldsgewand daherkom-mendem Charme. umso stärker überrascht das bitterböse ihrerTexte, die sie überwiegend in Liedern präsentiert. als „makaberett“bezeichnet sie einmal im Laufe des abends ihren Stil, und tat-sächlich hat dieses Kabarett eine makabere Note. Die geschichtevom Suppenkasper beispielsweise, die im Zeitalter von eigensauf Kinder zugeschnittenen Lebensmitteln mit Suchtpotentialund einer fatalen Fett-Kalorien-Kohlehydrate-mischung zum Liedüber den „Drallen Kalle“ wird, der nach dem genuss von allzuvielen Happy-meals regelmäßig in der röhrenrutsche steckenbleibt. oder die geschichte des armen Knaben, dem wegen seinesexzessiven Daumenlutschens ein Schneider eben diese beiden

extremitäten abschneidet: bei Sarah Hakenberg wird daraus einLied über die Handy-mandy, die beim SmS-Schreiben so unglück-lich von einem auto erwischt wird, dass ihr im Krankenhaus derrechte arm amputiert werden muss. Zu einem „Hoch auf legaleDrogen“ schließlich wird die zeitgemäße Fassung des Zappelphi-lipp, einem Kind, dem mit ritalin und anschließenden Stimmungs-aufhellern die nötige Stromlinienform für die anforderungen derLeistungsgesellschaft per rezept verschrieben wird. Schöne neueKinderzeit. Struwwelpeter reloaded.Die ganz große Stärke dieser Künstlerin ist ihre bühnenpräsenzund die aufmerksamkeit, die sie ihrem Publikum entgegenbringt.Sarah Hakenberg braucht dafür keine Konzentrationsunterstützer,und ihre Lebhaftigkeit ist ein wahrer glücksfall. Spontan und begeistert reagiert sie auf die Stimmung im Publikum, fragt mei-nungen nicht bloß ab, sondern baut sie unmittelbar in ihr Programmein. Singt im Zweifelsfall, wenn die Zuhörerschaft sich nicht eini-gen kann, gleich mal zwei Lieder mehr und lässt sich einfach malzwischendurch nach ihrer Herkunft fragen, wobei sie aus der ant-wort gleich eine Spontannummer macht. Der wahre Struwwel -peter ist sie selber, shock-headed Peter, flying robby und missHookmountain in einer Person. Da wird der im Hals stecken -bleibende Lacher zur bewusstseinserweiterung.

SabINe ZaPLIN

sich definiert. mit dem FSFF gelang ein Quantensprung, der denganzen raum Starnberg cineastisch auf die Landkarte brachte –das Festival erzielt jedes Jahr neue besucherrekorde, „da mussich aufpassen, wohin das wächst“, räumt Helwig ein.gerade entsteht unter seiner regie am gautinger bahnhof einweiterer Kino-Komplex mit vier Sälen, und das bosco-Publikumwar höchst gespannt darauf, wie Helwigs Film-angebot aussehenwird: „Wollte ich auch gerade fragen“, sagt gastgeberin Zaplin,als dessen redefluss wieder einmal alles vorwegnimmt: „Ich haltesehr viel von gauting“, macht der gilchinger gleich mal die Hon-neurs und erntet freundliches Hallo dafür. Ja, er werde das Pro-gramm-Kino auch hierher tragen, kündigt Helwig an: „es wird einemischung aus Seefeld und Starnberg.“ Damit umschreibt er dasbedienen eines „breiten Publikumsgeschmacks“ (Starnberg) beigleichzeitigem angebot hochkarätiger Filme (wie eher in Seefeld),denn geld verdienen muss so ein persönlich eher zur Qualitätneigender Kinobetreiber ja auch noch. und, selbstverständlich,werde er „alle großen Filme in gauting zeigen“, die besondersdas junge Publikum ansprechen. ausschließlich werde es solcheFilme aber nicht geben können, weil die verleiher ja verlangen,dass ihre Filme in sämtliche vorstellungen laufen: „Das würdedie übrigen Filme unmöglich machen.“ auch die Zusammenarbeitmit den Schulen werde er in gauting suchen („obwohl zunehmendschwierig“), so Helwig, und die Sonderreihen mit Filmgesprächsoll es auch in gauting geben. „Ich halte nichts von Konkurrenz-denken, man soll Synergien nutzen“, findet der Kino- und Festi-valmacher, der seit langem auch mit der agenda 21, mit volks-hochschulen und akademien kooperiert und demächst einSchulfilm-Festival anbietet. Das Kino-geschäft sei nicht geradeeinfacher geworden, deutet Helwig an: Zu viele Leute, „die un-bedingt Filme machen wollen“, verlassen als absolventen die inzwischen zahlreichen Filmhochschulen, da falle es schwer, denÜberblick über das ausufernde Filmangebot zu behalten: Neunbis 14 Filme pro Woche laufen alleine in münchen an, der marktsei da. „und längst nicht alle hochwertigen Filme schaffen esüberhaupt in die Kinos“, bedauert Helwig, denn zwischen Filme-machern und Publikum stünden nun mal die verleiher mit ihremberechtigten umsatz-Interesse. Das am schwierigsten zu gewin-nende Publikum sei übrigens das junge, weiß Helwig: „Die strea-men alles und gehen nur für die ganz großen Filme noch insKino.“ Der traurige Durchschnitt aller Kinogänger liege heute beinur 1,3 besuchen im Jahr.ob gauting denn schon ab 2016 bestandteil und Schauplatz desFilmfestivals werde, fragte das Publikum: Das könne er nicht ver-

sprechen, entgegnet Helwig, denn eine Kino-eröffnung mittenim Sommer und gleich mit einem Festival sei schwierig. „Dasbraucht einen gewissen vorlauf, die Dinge müssen sich erst ein-spielen.“ mit der durchaus wagemutigen Idee, gleich vier Kinosälezu etablieren, setzt Helwig zweifellos auf das schon immer kul-turell aufgeschlossene Publikum der Würmtal-gemeinde. „Jederbauherr weiß ja nicht, wie der Winter wird“, sagt der gilchingerund schlägt vor, man solle ihn im märz noch mal fragen, dannkönne er Konkreteres berichten, was den eröffnungstermin an-geht. Für die Kino-reihe im bosco könnte Helwigs „ankunft“ ingauting durchaus veränderungen bringen: ob als befruchtendeselement oder als starke Konkurrenz, muss sich erst zeigen. Deretwas „monologische“ Dialog beim „Tee“, er deutete schon maldie richtung an.

THomaS LoCHTe

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Wir sind vor und nach jeder Veranstaltung fur Sie da. Das bosco service team

ehe rainer & Co. wieder ihr eigenes Ding durchziehen: Dazu gehören auch unsentimentale Liebeslieder wie „Wenn Du michnur lässt“ oder das politisch-ironische „Copy Paste“, das ausdrück-lich einem gewissen Herrn zu guttenberg gewidmet wurde. meis-tens sind aber Tempo und harter beat angesagt, gefüttert von„dicken bassdaumen“ und einfallsreichen gitarren-Läufen, immerwieder den Stil variierend von Ska über rap bis zu elektro-Sound,der sich streckenweise nach „Kraftwerk reloaded“ anhört. es istwohl die Stimme einer weitgehend illusionslosen generation, diehier hervorbricht, ein brustlöser für Leute, die sich nichts mehrvormachen lassen.Im bosco fehlte zwar der erkrankte Drummer Sebastian Schwab,aber die Samples und echo-effekte gingen genauso runter wieöl: Leicht auszusteuern war der ganze Furor bestimmt nicht, soging zuweilen was von der Sangesbotschaft rettungslos im Soundunter, aber das machte den Konzertbesuchern wenig aus – sietobten längst auf der frei geräumten Tanzfläche des Saals herumund skandierten Lieder wie „es bleibt dabei“ (Die gedanken sindfrei). rainer sang und röhrte vielen offenbar aus dem Herzenoder besser aus dem bauch, und dass er in seinen Hardcore auchmal Jodler und ein geschmeidiges akkordeon und eine bluesharpeinbaut, ist als wahrer geniestreich zu werten: Da gehen Formund Inhalt eine aufregende, explosive Symbiose ein, da reichtder blues die Fackel innerhalb ein und desselben Stücks an denrap weiter und das alles mit ordentlich Saft und direkter ansprache.es tat und tut dem bosco unbedingt gut, sich solchen Frisch -zellenkuren im Sinne eines jungen Publikums auszusetzen, denndie „Diktatur“ der grauhaarigen gilt es zu brechen – keine machtfür niemand!

THomaS LoCHTe

vIeLKLaNgrainer von Vielen

„Du hältst mich wach die ganze Nacht...“, singt der Sänger. Könntestimmen: Wer rainer von vielen beim bosco-auftritt erlebt hat,muss nicht zwangsläufig sofort in den Schlaf gefunden haben. Soelektrisierend, ja geradezu aufpeitschend ist schon lange keinermehr über gauting gekommen – beim Kulturfestival im Juli hatteder Kemptener bereits aufhorchen lassen, aber da war der rainer,sorry: Kalauer, einer von vielen gewesen und hatte deshalb nochnicht diese Wucht entfalten können, die eben nur ein ganzer Live-abend zuwege bringt. Tempo aufgenommen hatten von vielen,sein gitarrist mitch oko und der bassist Dan Le Tard von der aller-ersten Sekunde an, als rainers tiefes bassröhren wie ein Didgeri-doo die gehörgänge kaperte und sogleich in sakraler manier der„große bla“ beschworen wurde – „rammstein“ ließ grüßen undbald auch andere Paten. aus dem Wummern erhebt sich mitmachtvollem Pathos immer wieder die Stimme, und die hat wasmeist Kompromissloses, Wütendes an sich. entsprechend dieSongtitel: „alles verloren“ (ein strammer reggae), „Kein Zurück“oder „empört euch“. es sind nicht unbedingt analytische Texte,aber das braucht es bei solchem Drive gar nicht, der Sog ent-scheidet. man muss irgendwie froh sein, dass diese fantastische,kraftvolle band gerade nicht dem rechten Lager zuneigt, sondernim gegenteil an die geballten Fäuste von „Ton, Steine, Scherben“und rio reiser anknüpft, also an die grundhaltung „macht kaputt,was euch kaputt macht“ bzw. „Keine macht für niemand!“ Diealte Wut ist noch immer höchst lebendig, das ist schon mal eingutes Zeichen. Zwischendurch werden solche ahnen sogar zitiert,

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