like / dislike "mobile wallet"

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Manuel P. Nappo, Leiter Fachstelle Social Media Management HWZ. Mobile Wallet K ennen Sie das? Man sitzt am Mittag in einem Lokal, will wieder zur Arbeit, war- tet dann aber Ewigkeiten darauf, bezahlen zu können. Stellen Sie sich vor: ere’s an app for that! In der Restaurant-Kette «Pizza Ex- press» in Grossbritannien kann man tatsäch- lich einen auf die Rechnung gedruckten Code in eine App eintippen und so bargeldlos und unkompliziert bezahlen. Dieses massge- schneiderte mobile Bezahlsystem ist nur dank eigener App mit Integration von Paypal möglich. Klar ist jedoch, für jedes Lokal eine eigene App, das kann auch nicht die Lösung für die breite Nutzung von Mobile Payment sein. Hierzulande basieren diese mobilen Be- zahldienste meist noch auf SMS und sind nur begrenzt einsetzbar. Beispielsweise ist die Bezahlung per SMS bei ausgewählten Selec- ta-Automaten möglich, aber auch Post Fi- nance bietet Transaktionen via SMS an. Ja- pan jedoch, wo Mobile Payment seit 2004 rege genutzt wird und sich mittlerweile durchgesetzt hat, zeigt auf, was für Möglich- keiten es auch bei uns gäbe. Der Durchbruch des mobilen Bezahlsystems ist auch erst ei- ner relativ neuen Technik zu verdanken: NFC. Die «Near Field Communication»-Tech- nologie (Nahbereichskommunikation) ba- siert auf einem kleinen Chip, der den Aus- tausch von Daten über sehr kurze Strecken erlaubt. So, dass man also das Mobiltelefon beim Bezahlen einfach in die Nähe des Ter- minals hält und der Betrag abgebucht wird. Voraussetzung für die Nutzung der NFC- Technologie sind natürlich einerseits Mobil- telefone, die über einen NFC-Chip verfügen, und andererseits entsprechende Terminals im Handel. Google Wallet ist einer der Anbieter, die versuchen, Mobile Payment in der westlichen Welt durchzusetzen. Einmal die Kreditkarte registriert, soll man mit dem Mobiltelefon bezahlen können. Die Benutzung ist zurzeit jedoch Android-Telefonen vorbehalten, auch bei den Kreditkarten gibt es Einschränkun- gen. Wenn das Mobiltelefon NFC-fähig ist, kann die App installiert werden. Auch viele der gängigen Kreditkarten werden unter- stützt. Das Problem ist jedoch, dass es sich um ein Unternehmen handelt, welches man so bisher nicht kannte, und gerade bei finan- ziellen Angelegenheiten sind Sicherheit und Transparenz für die Benutzer sehr wichtig. Besonders gespannt darf man im Sommer 2012 auf die Olympischen Spiele in London sein. Visa und Samsung nutzen den Gross- Event als Testfläche für die NFC-Technologie. Rund 60 000 Orte in London wurden mit NFC-fähigen Terminals ausgestattet, damit Besucher und Sportler bargeldlos bezahlen können. Es wird sich zeigen, ob «payWave» – der Bezahldienst von Visa – sich durchset- zen und so Mobile Payment in Europa zum Durchbruch verhelfen wird. Zudem wird ge- munkelt, dass auch Apple den Einstieg ins NFC-Business in Betracht zieht. Zurzeit sind iPhones noch nicht mit dem Chip ausgestat- tet. Apple hätte mit iTunes bereits viel Erfah- rung im Bezahlbereich. Eine Kombination von Mobilgerät und passender App könnte Mobile Payment natürlich schnell vorantrei- ben. Starbucks wollte nicht mehr warten, bis sich ein NFC-Dienst durchsetzt, und hat da- her eine eigene App entwickelt, mit welcher Kunden das Mobiltelefon vor einen 2D-Scan- ner halten können und der Betrag dann abge- bucht wird. Die Bezahlung kann nicht nur schneller abgewickelt werden, es fördert auch die Kundenbindung, und mit e-Coupons und Rabatten bietet es für den Kunden weitere Vorteile. Bereits nach neun Monaten konn- ten sie über drei Millionen Zahlungen ver- zeichnen. Ebenfalls einer anderen Technik bedient sich Square Card Case. Nebst dem Kreditkartenleser für den Handel können sich Kunden nun auch die «Card Case»-App installieren. Befindet sich der Kunde im Lo- kal, kann er via App eine eigene Rechnung auf seinen Namen eröffnen. Beim Bezahlen muss er lediglich seinen Namen sagen, und der Betrag wird von seinem Konto abgebucht. Dieses Zusammenspiel basiert simpel auf GPS. Hier könnte, wenn der Empfang schlecht ist, jedoch auch das grösste Problem lauern. Wann sich Mobile Payment durchsetzen wird, ist unklar, dass es früher oder später geschehen wird, jedoch unbestritten. Exper- ten vermuten 2015 bereits Umsätze im Be- reich von 670 Milliarden USD. Bargeld wird kaum verschwinden, gerade hier bei uns, wo man sich sowieso bei Kleinbeträgen schwer tut, etwas anderes als Münzen und Noten zu akzeptieren. Der Fisch wird vom Schwanz her gesteuert D ie BLS hat ein neues Unternehmensleit- bild entwickelt. Im Zuge dessen wurde Erdmannpeisker beauftragt, eine Kommuni- kationsstrategie für die Durchsetzung der neuen Werte zu entwickeln. Die über mehre- re Jahre angelegten Massnahmen richten Erdmannpeisker illustriert Mitarbeiter-Tipps für ein neues Leitbild der BLS. Foto: Keystone sich in erster Linie an die eigenen Mitarbei- ter. Ziel ist es, dass das neue Leitbild gut ver- standen und intensiv gelebt wird und ein nachhaltiger Kulturwandel stattfindet. Die Idee von Erdmannpeisker: Es sind nicht die Führungskräfte, die sich an die 2800 Mitar- beiter richten. Vielmehr geben sich die Kolle- gen untereinander Tipps und Ratschläge. Dafür wurden 12 Mitarbeitende interviewt und später von der Illustratorin Rahel Nicole Eisenring humorvoll porträtiert. Herausge- kommen ist ein grossformatiger Kalender und ein passender Wettbewerb, der unter dem Motto «Zuverlässigkeit» steht. Monat für Monat werden die besten Mitarbeiter- Tipps veröffentlicht. Ohne den erhobenen Zeigefinger. Dafür aber humorvoll und abso- lut authentisch. pan 16 MARKETING & KOMMUNIKATION

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Kolumne "Like / Dislike" in der Werbewoche zum Thema "Mobile Wallet"

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Manuel P. Nappo, Leiter Fachstelle Social Media Management HWZ.

Mobile Wallet

K ennen Sie das? Man sitzt am Mittag in einem Lokal, will wieder zur Arbeit, war-

tet dann aber Ewigkeiten darauf, bezahlen zu können. Stellen Sie sich vor: There’s an app for that! In der Restaurant-Kette «Pizza Ex-press» in Grossbritannien kann man tatsäch-lich einen auf die Rechnung gedruckten Code in eine App eintippen und so bargeldlos und unkompliziert bezahlen. Dieses massge-schneiderte mobile Bezahlsystem ist nur dank eigener App mit Integration von Paypal möglich. Klar ist jedoch, für jedes Lokal eine eigene App, das kann auch nicht die Lösung für die breite Nutzung von Mobile Payment sein.

Hierzulande basieren diese mobilen Be-zahldienste meist noch auf SMS und sind nur begrenzt einsetzbar. Beispielsweise ist die Bezahlung per SMS bei ausgewählten Selec-ta-Automaten möglich, aber auch Post Fi-nance bietet Transaktionen via SMS an. Ja-pan jedoch, wo Mobile Payment seit 2004

rege genutzt wird und sich mittlerweile durchgesetzt hat, zeigt auf, was für Möglich-keiten es auch bei uns gäbe. Der Durchbruch des mobilen Bezahlsystems ist auch erst ei-ner relativ neuen Technik zu verdanken: NFC. Die «Near Field Communication»-Tech-nologie (Nahbereichskommunikation) ba-siert auf einem kleinen Chip, der den Aus-tausch von Daten über sehr kurze Strecken erlaubt. So, dass man also das Mobiltelefon beim Bezahlen einfach in die Nähe des Ter-minals hält und der Betrag abgebucht wird. Voraussetzung für die Nutzung der NFC-Technologie sind natürlich einerseits Mobil-telefone, die über einen NFC-Chip verfügen, und andererseits entsprechende Terminals im Handel.

Google Wallet ist einer der Anbieter, die versuchen, Mobile Payment in der westlichen Welt durchzusetzen. Einmal die Kreditkarte registriert, soll man mit dem Mobiltelefon bezahlen können. Die Benutzung ist zurzeit jedoch Android-Telefonen vorbehalten, auch bei den Kreditkarten gibt es Einschränkun-gen. Wenn das Mobiltelefon NFC-fähig ist, kann die App installiert werden. Auch viele der gängigen Kreditkarten werden unter-stützt. Das Problem ist jedoch, dass es sich um ein Unternehmen handelt, welches man

so bisher nicht kannte, und gerade bei finan-ziellen Angelegenheiten sind Sicherheit und Transparenz für die Benutzer sehr wichtig. Besonders gespannt darf man im Sommer 2012 auf die Olympischen Spiele in London sein. Visa und Samsung nutzen den Gross-Event als Testfläche für die NFC-Technologie. Rund 60 000 Orte in London wurden mit NFC-fähigen Terminals ausgestattet, damit Besucher und Sportler bargeldlos bezahlen können. Es wird sich zeigen, ob «payWave» – der Bezahldienst von Visa – sich durchset-zen und so Mobile Payment in Europa zum Durchbruch verhelfen wird. Zudem wird ge-munkelt, dass auch Apple den Einstieg ins NFC-Business in Betracht zieht. Zurzeit sind iPhones noch nicht mit dem Chip ausgestat-tet. Apple hätte mit iTunes bereits viel Erfah-rung im Bezahlbereich. Eine Kombination von Mobilgerät und passender App könnte Mobile Payment natürlich schnell vorantrei-ben.

Starbucks wollte nicht mehr warten, bis sich ein NFC-Dienst durchsetzt, und hat da-her eine eigene App entwickelt, mit welcher Kunden das Mobiltelefon vor einen 2D-Scan-ner halten können und der Betrag dann abge-bucht wird. Die Bezahlung kann nicht nur schneller abgewickelt werden, es fördert auch

die Kundenbindung, und mit e-Coupons und Rabatten bietet es für den Kunden weitere Vorteile. Bereits nach neun Monaten konn-ten sie über drei Millionen Zahlungen ver-zeichnen. Ebenfalls einer anderen Technik bedient sich Square Card Case. Nebst dem Kreditkartenleser für den Handel können sich Kunden nun auch die «Card Case»-App installieren. Befindet sich der Kunde im Lo-kal, kann er via App eine eigene Rechnung auf seinen Namen eröffnen. Beim Bezahlen muss er lediglich seinen Namen sagen, und der Betrag wird von seinem Konto abgebucht. Dieses Zusammenspiel basiert simpel auf GPS. Hier könnte, wenn der Empfang schlecht ist, jedoch auch das grösste Problem lauern.

Wann sich Mobile Payment durchsetzen wird, ist unklar, dass es früher oder später geschehen wird, jedoch unbestritten. Exper-ten vermuten 2015 bereits Umsätze im Be-reich von 670 Milliarden USD. Bargeld wird kaum verschwinden, gerade hier bei uns, wo man sich sowieso bei Kleinbeträgen schwer tut, etwas anderes als Münzen und Noten zu akzeptieren.

Der Fisch wird vom Schwanz her gesteuert

D ie BLS hat ein neues Unternehmensleit-bild entwickelt. Im Zuge dessen wurde

Erdmannpeisker beauftragt, eine Kommuni-kationsstrategie für die Durchsetzung der neuen Werte zu entwickeln. Die über mehre-re Jahre angelegten Massnahmen richten

Erdmannpeisker illustriert Mitarbeiter-Tipps für ein neues Leitbild der BLS.

Foto: Keystone

sich in erster Linie an die eigenen Mitarbei-ter. Ziel ist es, dass das neue Leitbild gut ver-standen und intensiv gelebt wird und ein nachhaltiger Kulturwandel stattfindet. Die Idee von Erdmannpeisker: Es sind nicht die Führungskräfte, die sich an die 2800 Mitar-

beiter richten. Vielmehr geben sich die Kolle-gen untereinander Tipps und Ratschläge. Dafür wurden 12 Mitarbeitende interviewt und später von der Illustratorin Rahel Nicole Eisenring humorvoll porträtiert. Herausge-kommen ist ein grossformatiger Kalender

und ein passender Wettbewerb, der unter dem Motto «Zuverlässigkeit» steht. Monat für Monat werden die besten Mitarbeiter-Tipps veröffentlicht. Ohne den erhobenen Zeigefinger. Dafür aber humorvoll und abso-lut authentisch. pan

16 MARKETING & KOMMUNIKATION