lebensraum mit zukunft - agenda21-ooe.at
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Lebensraum mit Zukunft
Leitfaden für eine Nachhaltige Entwicklung
in Gemeinden und Regionen
Oberösterreich lebt Nachhaltigkeit.
www.agenda21-ooe.at
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Inhalt
Impressum:Medieninhaber: Land Oberösterreich | Herausgeber: Oö. Zukunftsakademie, Direktion Präsidium beim Amt der Oberöster-reichischen Landesregierung, A-4021 Linz, Kärntnerstraße 10–12, Tel. +43 (0)732/77 20-14402, Fax: +43 (0)732/77 20- 214420, e-mail: [email protected], Internet: www.ooe-zukunftsakademie.at, www.agenda21-ooe.at | Inhalt und Text: DI Günther Humer, Mag. Josef Neuböck, DIin Sabine Wurzenberger | Bildnachweis: Masterfile (Cover), Mühl-viertler Alm, Jugendtankstelle (S. 6/7), MEV Verlag (S. 9), Gemeinde Innerschwand (S. 14), Eidenhammer (S. 16), Kosina/Land Oö. (S. 15, 16, 17, 18, 19), NASA (S. 20), Schimpl/Land Oö. (S. 12, 19), Agenda 21 (S. 24), restliche Bilder: Archiv Land Oö. und Privatarchive | Grafische Gestaltung: Contentschmiede, Kremsmünster | Druck: kb offset | Papier: claro bulk | DVR: 0069264 | Linz, Mai 2013
3 Vorwort
4 Nachhaltigkeit – was heißt das konkret?
6 Lokale und regionale Gestaltungsspielräume entdecken
7 Globale Perspektive – vor Ort die Welt mitgestalten
8 Die 7 Prinzipien der Nachhaltigkeit
10 Agenda 21 als Zukunftsinstrument
12 Vom Umdenken zum Umhandeln – die Phasen des Agenda 21-Prozesses
14 Entwicklungsprozesse langfristig lebendig gestalten
15 Gelingensfaktoren
16 Themenfeld „Umwelt, Natur, Klimaschutz, Energie“
17 Themenfeld „Soziales Miteinander und Kultur“
18 Themenfeld „Lebensraum-Gestaltung“
19 Themenfeld „Wirtschaft und Arbeit“
20 Themenfeld „Globale Gerechtigkeit und persönlicher Lebensstil“
21 Beteiligung – ein Agenda 21-Grundprinzip
22 Aktivitäten im Netzwerk
23 Einstieg und Wegbegleiter/innen
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grundlagen
Zukunftsfähige Lebensräume
Der unmittelbare Lebensraum und das Regionale gewinnen mit zunehmender Globalisierung immer mehr an Bedeutung. Hier erleben die Menschen Identifi-kation und soziales Eingebundensein. Gleichzeitig entstehen Weltoffenheit und gesellschaftliches Engagement.
Das Land Oberösterreich unterstützt mit dem Schwerpunkt Agenda 21 gezielt Regionen, Gemeinden und die dort lebenden Menschen in ihren Bemü-hungen um eine gute Zukunft. Alle gesellschaftlichen Gruppen werden dabei eingebunden, Visionen und Ideen entstehen und konkrete Pro-jekte kommen zur Umsetzung – Nachhaltigkeit wird in den Maßstab der Menschen übersetzt und damit greifbar und erlebbar.
Etwa 30 % der 444 Gemeinden in Oberösterreich haben bereits Agenda 21-Prozesse umgesetzt und es kommen laufend neue dazu. Um diesen Erfolg fortzusetzen, wird mit den zahlreichen Akteur/innen lokaler und regionaler Initiativen ein landesweites Netzwerk Agenda 21 „geknüpft“. Ziel ist es, die lokalen Entscheidungs träger/innen und Akteur/innen noch besser zu unterstützen, das Lernen voneinander und die Kreativität zu stärken sowie die Vernetzung mit anderen Programmen auszubauen.
Der vorliegende Leitfaden soll Sie inspirieren, die Unterstützungsangebote des Landes Ober- österreich zu nutzen und in Ihrer Gemeinde oder Region aktiv an einem zukunftsfähigen Lebensraum mitzuarbeiten.
Dr. Josef Pühringer Rudi Anschober Landeshauptmann Landesrat für Umwelt, Wasser, Energie und Konsument/innenschutz
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grundlagen
Nachhaltigkeit verbindet die ver-schiedenen Bereiche zu einem tragfähigen Ganzen.
Das Prinzip der Nachhaltigkeit hat in Oberösterreich historische Wurzeln und ist dennoch aktueller denn je. Heute – zu Beginn des 21. Jahrhunderts – gilt es, Entwicklungen zu überdenken und deren
Richtung neu zu orientieren. Weltweit werden ökologische Grenzen überschritten, Ressourcen über Maß aus-gebeutet, Abhängigkeiten geschaffen und gewachsene lokale Strukturen kommen unter Druck.
Nachhaltigkeit – was heißt das konkret?
Hallstatt, 17. Jahrhundert: Die Salzgewinnung bringt Wohlstand. Salz kann nur gewonnen werden, wo es ausreichend Holz für die Sudöfen gibt. Mit wachsender Produktion erschöpfen sich die Waldbestände. Die Salzproduktion kommt zum Erliegen. Als letzter Ausweg wird eine Soleleitung ins dreißig Kilometer entfernte Ebensee gebaut. In der Folge werden Waldordnungen formuliert,
denen erstmals das Prinzip der Nachhaltigkeit zu Grunde liegt: „Jede Obrigkeit soll in ihren Waldungen nicht mehr Wald schlägern, als durch den natürlichen Zuwachs
nachzukommen vermag“ (Waldordnung von 1754).
„Nachhaltigkeit bedeutet, den Bedürfnissen der heutigen Gene-ration zu entsprechen, ohne die Chancen künftiger Generationen
zu schmälern.“ Brundtlandreport, WCED, 1987wirtschaftlich
dynamischökologischverträglich
geistig kulturell
verankert
sozial ausgewogen
1994
„Europäische Kampagne zukunfts-beständiger Städte und Gemeinden“ (Aalborg Charta)
Europa
1995
Oberösterreichisches Landesumwelt-programm „Durch Nachhaltigkeit die Umwelt sichern“
Oberösterreich
Österreichische Strategie zur Nach-haltigen Entwicklung der Bundesregierung
Österreich
2003
Gemeinsame Erklärung zur Lokalen Agenda 21 in Österreich
Österreich
2004
Aalborg +10: Über 3.300 europäische Städte/Gemeinden setzen die „Aalborg-Charta“ und die „Aalborg Commitments“ um
Europa
Meilensteine für eine Nachhaltige Entwicklung: global – lokal
Nachhaltige Entwicklung eine „glokale“ Strategie
Nachhaltige Entwicklung ist die zentrale Gestaltungsaufgabe – global ebenso wie auf regionaler und lokaler Ebene. Dies wurde 1992 bei der Konferenz der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro von 180 Staa-ten als gemeinsames Ziel der weltweiten Agenda 21 formuliert. Bei der Umsetzung von Nachhaltiger Entwicklung sind alle Ebenen gefordert: die Europäische Union und der Bund ebenso wie Länder, Regionen, Städte und Gemeinden, Unternehmen, Institutionen, Pfarren, Bildungseinrichtungen, Vereine, Familien und Einzelpersonen.
1992
Weltgipfel für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro
Vereinte Nationen
2002
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grundlagen
BALANCE ZWISCHEN UMWELT, SOZIALEM UND WIRTSCHAFT Ziel Optimieren des „Ganzen“: soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Ent-
wicklung und intakte natürliche Lebensgrundlagen gleichermaßen sicherstellen
Beispiel „Wirtschaftliche Auswirkungen des Klimawandels“: Laut „Stern-Report“ bedroht die globale Erwärmung im Falle ausbleibender Gegenmaßnah-men die Weltwirtschaft in einem Ausmaß, das dem der Weltwirtschafts-krise in den 30er Jahren gleicht!
ORIENTIERUNG AM „GESUNDEN MASS“ Ziel Beachten von Grenzen: Lebensstile und Wirtschaftsweisen an der
Belastbarkeit der Umwelt, der Finanzierbarkeit der „Systeme“ und der Ausgewogenheit zwischen materiellen und immateriellen Bedürfnissen der Menschen ausrichten
Beispiel „Ökologischer Fußabdruck“: der/die Durchschnittsösterreicher/in bean-sprucht 5,3 Global Hektar zur Deckung seiner/ihrer Konsum- und Lebens-entscheidungen. Würden alle Menschen dieser Welt so leben, wären 3Planeten mit der Qualität unserer Erde notwendig!
STÄRKUNG DER „4 Bs“ Ziel „Weiche Faktoren“: Bewusstsein, Bildung, Beziehung,
Beteiligung – als Schlüsselfaktoren für eine gute Zukunft erkennen und stärken
Beispiel „Reichtum des Staates Österreich“: Eine Stu-die der Weltbank besagt, dass in Öster-reich die Rohstoffe mit 1 % zum Reich-tum beitragen, das Produktionska-pital mit 15 % und das immateri-elle Kapital 84 % des Landesver-mögens stellt!
Nachhaltige Entwicklung – 3 Perspektiven:
2005 2010 2011 2012
100-Gemeinden-programm zur Lokalen Agenda 21 (bis 2009 umgesetzt)
Oö. Qualitäts-programm Agenda 21 Plus (2010-15)
Beschluss des Ministerrats für eine erneuerte Nach-haltigkeitsstrategie des Bundes
Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung Rio+20 in Rio de Janeiro
Oberösterreich Oberösterreich Österreich Vereinte Nationen2006
Erneuerte Strategie der EU zur Nach- haltigen Entwicklung (EU-SDS)
Europa
Gesamtöster-reichische Nach-haltigkeitsstrategie des Bundes und der Länder (ÖSTRAT)
Österreich
Europa
WeltAgenda 21
Österreich
Oberösterreich
Gemeinden
Agenda 21-Prozesse
BürgerBürgerinnen
VereineInstitutionen
SchulenPfarren
Betriebe
Regionen
2007
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Lokale und regionale Gestaltungsspielräume entdecken
„Jede Gemeinde/jede Region soll in einen Dialog mit ihren Bürger/innen, örtlichen Orga-nisationen und der Privatwirtschaft eintreten und eine lokale Agenda 21*, ein Leitbild für eine Nachhaltige Entwicklung beschließen und umsetzen.“ (Agenda 21, Kapitel 28)
Josef Lindner, Bürgermeister von Gutau
Die Agenda 21 unter dem Motto „Gutau taugt guat“ hat viel Schwung in unsere Gemeinde gebracht. Kreative Kräfte, die im Stillen schlummerten, wurden motiviert, einen Teil ihrer Zeit und Fähigkeiten für die Gemeinde bereitzustellen. Zusammenarbeit und gegenseitiges Akzeptieren ist
zugleich Herausforderung und Chance. Für uns Gemeindeverantwort-liche bedeutet Agenda 21 zwar zusätzlichen Aufwand, aber dieser
macht sich mehr als bezahlt.
* Agenda, lat. – „Was zu tun ist“ 21– für ein „lebenswertes 21. Jahrhundert“ lokal – vor Ort
Nachhaltige Entwicklung kann nicht „von oben“ verordnet werden, sie wächst „vor Ort“. Sie sieht für jeden Lebensraum anders aus und passt nur maßgeschneidert. In Agenda 21-Prozessen geht es darum, die lokalen und regionalen Spiel-räume zu entdecken und zu nutzen. Dabei ergeben sich neue Herausforderungen:
Lebensqualität bildet immer ein „Ganzes“. Einzelne Aufgabenbereiche und Sachthemen werden nicht isoliert betrach-tet, sondern zu einer umfassenden lokalen Zukunftsstrategie (Zukunftsprofil) verknüpft.
Von der zufälligen zur Nachhaltigen Entwicklung. Einzelentscheidungen folgen einer längerfristigen Strategie (Zukunftsprofil) und ihre Wirkungen werden evaluiert.
Zukunft braucht Beteiligung. Nachhaltige Gemeindeentwicklung wird mit den Bürger/innen gemeinsam gestaltet. Ein offener und aktiver Planungs- und Beteiligungsprozess eröffnet Raum für neue Ideen und verbessert die Akzeptanz von Entscheidungen.
Gemeindepolitik als „Möglichmacherin“. Die Gemeindepolitik ist gefordert, alle gesellschaftlichen Gruppen aktiv ein-zubinden, Gestaltungsräume zu schaffen und für einen geordneten und demokratisch legitimierten Rahmen zu sorgen.
Vernetzung bringt Mehrwert. Für immer mehr Aufgaben und Anforderungen ist Zusammenarbeit über Gemeinde-grenzen hinweg gefragt. In Gemeindenetzwerken werden gemeinsame Perspektiven und Lösungen entwickelt.
global – lokal
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Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Radermacher, Mitglied des Club of Rome, Unterstützer der Global Marshall Plan Initiative, Präsident des Global Economic Network, Kuratoriums-
vorsitzender der Stiftung Weltvertrag
Nachhaltigkeit betrifft die ganze Welt und verlangt ein verantwortliches reflektiertes Handeln im Hier und Jetzt,
das das Ganze mitdenkt und berücksichtigt: „Global denken und lokal handeln“, aber auch „Lokal denken und global handeln“.
Globale Perspektive – vor Ort die Welt mitgestalten
Unsere Verantwortung endet nicht beim eigenen Lebensraum. Es geht darum, lokales Handeln im Kontext einer globalen Perspektive zu begreifen. Agenda 21-Prozesse verbin-den globale Herausforderungen mit Chancen und Gestaltungsmöglichkeiten vor Ort.
WIR LEBEN IM GLOBALEN DORFUnsere Lebenszusammenhänge sind längst globalisiert. Unsere Arbeitsfelder sind ohne globale Vernetzung kaum mehr denkbar. Unsere Handlungen haben auch globale Aus-wirkungen. Die Probleme unserer Zeit schreien vielfach nach globalen Lösungen. Globalisierung ist weder nur gut, noch nur schlecht. Sie birgt Chancen und Gefahren …
GLOBALISIERUNG BRAUCHT EINEN KURSWECHSELViele globale Entwicklungen sind nicht zukunftsfähig (Klima-wandel, Ressourcenplünderung, Armut, Kinderarbeit …). Im Jahr 2000 verpflichteten sich deshalb die Vereinten Nationen zur Umsetzung der 8 weltweiten Milleniums-Entwicklungs-ziele. Für deren Realisierung bedarf es neben finanzieller Mit-tel auch entsprechender globaler Rahmenbedingungen (siehe Global Marshall Plan).
GEMEINDEN UND REGIONEN GESTALTEN MITObwohl der Einfluss auf globale Strukturen vorerst winzig erscheint, ergibt sich in Gemeinden und Regionen – aus der Summe der vielen alltäglichen Entscheidungen – durchaus Gestaltungskraft. Agenda 21-Prozesse machen Zusammen-hänge zwischen Lokalem und Globalem deutlich und kon-krete Handlungsmöglichkeiten vor Ort werden sichtbar.
Die 8 Milleniums-Entwicklungsziele:
1. Extreme Armut und Hunger halbieren 2. Schulbildung für alle Kinder ermöglichen 3. Gleichstellung der Frauen fördern 4. Kindersterblichkeit senken 5. Müttersterblichkeit senken 6. Krankheiten bekämpfen (HIV, Malaria …)7. Nachhaltige Umwelt sichern 8. Eine globale Partnerschaft schaffen
Diese acht Ziele wurden 2000 von den Vereinten Natio-nen beschlossen. Mehr unter www.un.org/millenniumgoals
Global Marshall Plan Der Global Marshall Plan stellt eine vom Bundesland Oberösterreich mitgetragene Initiative dar, die sich für ein verbessertes globales Rahmenwerk einsetzt, das Wirtschaft mit Gesellschaft, Umwelt und Kultur in Ein-klang bringt. Dieses Netzwerk umfasst mehr als 5.000 Unterstützer. Mehr unter www.globalmarshallplan.org
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PRINZIP DER REGIONALEN IDENTITÄT. DURCH VERTRAUTHEIT IDENTIFIKATION SCHAFFEN
das für die Region/Gemeinde Typische und Einzigartige wertschätzen und erhalten die kulturellen Wur-zeln pflegen Identität durch das Unverwechselbare stärken Bewährtes bewahren an Bestehendes anknüpfen Neues wagen Heimat geben und finden über den eigenen Kirchturm hinaus denken weltoffen sein neue Wege gehen
PRINZIP DER NATÜRLICHKEIT. IM EINKLANG MIT DER NATUR LEBEN
die Tragfähigkeit und Belastbarkeit des Naturhaushaltes berücksichtigen dem Naturnahen gegenüber dem Naturfremden den Vorzug geben das natürliche Erbe als Grundkapital für die Zukunft erkennen Tier- und Pflanzenarten, Biotope, naturnahe Landschaften erhalten Boden, Wasser, Holz und andere natürliche Ressourcen verantwortungsvoll nutzen
PRINZIP DER LANGFRISTIGKEIT. IN GENERATIONEN DENKEN
zwischen kurz- und langfristigen Zielen einen sorgfältigen Ausgleich suchen dem Dauerhaften und Langlebigen den Vorzug geben sich nicht nur am raschen Vorteil, sondern am lang währenden Nutzen erfreuen von den Zinsen und nicht von der Substanz leben gewissenhaft, vorausschauend und ganz-heitlich planen Sicherheiten einbauen das eigene Tun vor unseren Kindern und Enkelkindern verant-worten
PRINZIP DES VORRANGS DER QUALITÄTEN. GUT LEBEN STATT VIEL HABEN
zentrales Ziel ist die Verbesserung der Lebensqualität die geistigen Werte gegenüber dem Materiellen stärken für Familie und Freunde Zeit haben sich mehr am Leben als am Besitzen orientieren das Ehrenamt wertschätzen mehr als die Pflicht tun mit Rohstoffen und Energie sparsam umgehen materielle Erfolge nicht auf Kosten von Menschlichkeit und Lebensqualität anstreben auf angepasstes Tempo achten, statt sich und andere zunehmendem Stress auszusetzen den schönen Dingen Raum geben auf Ästhetik und Harmonie Wert legen
PRINZIP DER VIELFALT. VIELFALT ALS REICHTUM ERKENNEN
durch Vielfalt den Strukturen Stabilität geben gewachsene Vielfalt gezielt erhalten und fördern Zusammenhänge beachten die Multifunktionalität im Kleinen sicherstellen nicht durch künstliche Vielfalt den Charakter des Gewachsenen stören Entfaltungsmöglichkeiten für die unterschiedlichen Begabungen und Talente schaffen
Die 7 Prinzipien der Nachhaltigkeit
Um neue Wege zu gehen, bedarf es einer Neuorientierung. Diese beginnt im Kopf, sie geht von den Werten und Prinzipien unseres Handelns aus. Es reicht nicht, Nachhaltigkeit als „zusätzliches“ Sachthema in die breite Palette kommunaler Themen einzureihen. Vielmehr muss sich die Sach-politik zur Wertepolitik wandeln. Damit werden die kommunalen und regionalen Themen in ein neues Licht gestellt.
Die folgenden „7 Nachhaltig-keitsprinzipien“ sind aus
gelungenen „zukunftsfähigen“ Praxisbeispielen abgeleitet und können „nachhaltiges“
Planen, Entscheiden und Handeln unterstützen.
leitwerte
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PRINZIP DER PARTNERSCHAFTLICHKEIT. GEMEINSAM DIE ZIELE ERREICHEN
an einem Klima der Wertschätzung und des Vertrauens arbeiten Konfliktfähigkeit und Toleranz verbes-sern Konkurrenzdenken und Einzelkämpfertum überwinden sich an Regeln und Vereinbarungen halten Kooperationen suchen partnerschaftliches Handeln zwischen den Bürger/innen, den Inter-essengruppen, den Generationen, den Vereinen und Parteien, in der Wirtschaft etc. praktizieren und unterstützen globale Fairness einfordern und mittragen
PRINZIP DER NÄHE. AM MENSCHEN MASS NEHMEN
Überschaubarkeit als Gestaltungsprinzip umfassende „Nah-Versorgung“ anstreben Naherholungsmög-lichkeiten anbieten und nutzen regionale Wirtschaftskreisläufe stärken die Deckung der Grundbedürfnisse vor Ort ermögli-chen bei Rohstoffen und Energie klei-ne Kreisläufe anstreben regional nachwachsende Ressourcen nutzen
nicht hinter den eigenen Mög-lichkeiten zurückbleiben lokale und regionale Handlungsspiel-räume entdecken, nutzen und verbessern durch die Nähe gestärkt, weltoffen handeln
Die Entwicklungsfähigkeit regionaler Strukturen nimmt zu und die Lebensqualität
verbessert sich, wenn die Nachhaltigkeits-prinzipien in alle Entscheidungen, Planungen
und Projekte Eingang finden.
„Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind ein günstiger.“ Seneca
Nähe
Energie / Klima
Ver- / Entsorgung
Umweltschutz
Landwirtschaft
Nahversorgung
Wirtschaft
Kultur
Gesundheit
Familie / Jugend
Soziales
Bildung
Wohnbau
Budgetpolitik
Infrastruktur
Raumordnung
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leitwerte
Regionale Identität
Natürlichkeit
Partner-schaftlichkeitLangfristigkeit
VielfaltVorrang der Qualitäten
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Die Agenda 21 setzt bei den Leitthemen der Zukunft an und stellt diese in einen längerfristigen und gemeinsamen Zusammenhang. In einem Zukunftsprofil werden visionäre Ideen, Bilder, die leiten, Sehnsucht wecken und zum Mitma-chen einladen, gemeinsame Werte und Ziele sowie erste Umsetzungsschritte für eine wünschenswerte Zukunft ver-einbart.
Was bietet die Agenda 21 den Gemeinden und Regionen?
Nachhaltigkeit als Gestaltungsprinzip – in Plänen, Projekten, täglichen Entscheidungen
Prozessorientiertes Arbeiten – über die Perspektive einzelner Projekte und Aktivitäten hinaus
Aktives Einbinden von Bürger/innen Erarbeiten eines Zukunftsprofils mit konkreten
Maßnahmen – langfristiger Planungshorizont und Vernetzung einzelner Themen
Dabei entstehen: Aufbruchstimmung, Vertrauen, neue Formen der Zusammenarbeit, Identifikation mit der Gemeinde, innovative Projekte
Welche Vorteile ergeben sich für die Gemeindepolitik?
Entlastung des Gemeinderats und der Ausschüsse Breite Akzeptanz von Maßnahmen in der Bevölke-
rung „Zukunftsprofil“ als Führungsinstrument –
gemeinsame Schwerpunktsetzungen Konzentration auf die „Kernaufgaben der
Gemeinde arbeit“ Mittelfristige Entlastung des Gemeindebudgets
durch abgestimmte Investitionen Gewinnen von Bürger/innen als Partner/innen für
die Gemeindeentwicklung Steigendes Interesse an der Gemeinde(politik)
in der Bevölkerung Vertiefte Einblicke in die Bedürfnisse der Bevölke-
rung Verbesserte Kommunikation in der Gemeinde
Welche Agenda 21-Modelle gibt es in Oberösterreich?
Agenda 21 in Gemeinde, Stadt oder Stadtteil Agenda 21 im Gemeindenetzwerk
2, 3 bis max. 5 Gemeinden führen jeweils einen eigenen Agenda 21-Prozess durch, gemeindeüber-greifend finden Vernetzungs- und Qualifizierungs-schritte statt
Agenda 21 in der Region Agenda 21-Prozesse/Nachhaltigkeitsprozesse in
Institutionen, Ortsteilen und Pfarren
Agenda 21 als Zukunftsinstrument
ohne Zukunftsprofil
Die Wirkung des Agenda 21-Prozesses auf das politische Geschehen in den Gemeinden wird von betroffenen Bürgermeistern/innen und Amtsleitern/innen wie folgt beurteilt:
Auswirkungen auf die politische Arbeit
Quelle: Evaluierung der Agenda 21 in oö. Gemeinden durch das Institut für regionale Umweltwirtschaft, Universität Linz.
100% 80% 60% 40% 20% 0% 100%80%60%40%20%
Erschwernis
Einengung
Erleichterung
Bereicherung
81 %
98 %
100 %
19 %
2 %
0 %
mit Zukunftsprofil
Zukunftsprofil
visionen
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Entwicklungshemmniszusätzliche Dynamik
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ZUSAMMENSPIEL AGENDA 21 UND LEADER LEADER ist eine Gemeinschafts-initiative der Europäischen Union. Gefördert werden innovative Strate-gien ausgewählter ländlicher Regi-onen. Agenda 21-Prozesse werden im LEADER-Programm im Rahmen einer eigenen Fördermaßnahme unterstützt und umgesetzt. So können Agenda 21-Pro-zesse die lokalen Kräfte und Gemeinden einer Leader-Region aktivieren, neue thema-tische Impulse aufgreifen und den Boden für LEADER-Projekte aufbereiten.Weitere Informationen unter www.netzwerk-land.at
Johann Gradl, Obmann des Regionalverbands Mühlviertler Alm
Agenda 21 und eine an den Bedürfnissen, den Grund-fragen der Region aufgebaute Leader-Strategie, sind kein Nebeneinander, sondern das beste Netzwerk für einen nachhaltigen Zukunftsweg. Für die Mühlviertler Alm war der Einstieg in den regionalen Agenda 21- Prozess ein Glücksgriff zur richtigen Zeit. Ein offenes Miteinander, mehr Menschlichkeit, wachsende Lebensqualität und Freude am Gestalten werden spürbar. Es wächst die Bereitschaft sich zu wandeln, mit großer gegenseitiger Wertschätzung und Mut für Neues. Agen-da 21 und Leader sind das ideale Gespann in Richtung 2020.
Agenda 21 und/oder andere Instrumente?
Die Agenda 21 einer Gemeinde oder Regiontritt nicht anstelle bestehender Ansätze, wie z. B. Örtliches Entwick-lungskonzept, Dorf- und Stadt-entwicklung, Leader, Klima-bündnis, Familien-Audit, Gesunde Gemeinde …, son-dern ergänzt, befruchtet und unterstützt diese.
Ulrike Böker, Bürgermeisterin von Ottensheim
Wie kann man eine Gemeinde nachhaltig verändern? Indem man von einem „toten Pferd“ absteigt und zu Fuß weitergeht oder sich
ein Fahrrad ausborgt oder im Fluss schwimmt oder übers Meer. Möglichkeiten zum Um- und Auf-
steigen bietet ein Agenda 21-Prozess. Entwicklung und Bewegung und nicht Stillstand müssen unser TUN und HANDELN begleiten. Wir sind eine neugierige und engagier-te Gemeinde. Der Agenda 21-Prozess hat diese Neugier unter-stützt. Experimente und Labore der Zukunft wären nicht entstanden, eine gewisse Weltoffenheit hat sich breit ge-macht und Bürger/innen konnten sich in diese Prozesse einbringen. Die Agenda 21 ist ein geeignetes Instrument, um mit vielen Menschen gemeinsam in eine Zukunft zu denken, in der unsere Kinder und Enkelkinder eine lebenswerte Welt vorfinden.
Örtliches Entwicklungs-konzept
Dorf- und Stadtentwicklung
Agenda 21 in der Gemeinde / Region
ordnend, gesetzlich bindendkommunale Perspektive
Bestehendes erneuernd, örtliche Perspektive
„nachhaltig“ gestaltend,visionsbezogen,lokale, regionale und globale Perspektive
generelle Zielvorgabe für die örtliche Raumordnung der nächsten 10 Jahre
Sanierung und Gestaltung baulicher Strukturen und öffentlicher Räume
Integration des Kern-themas „Nachhaltigkeit“ in alle Lebensbereiche, Umsetzung neuer Bürger-beteiligungsmodelle
Planungs- und KonzeptorientierungSchwerpunkt: räumliche Planungsgrundlage
ProjektorientierungSchwerpunkt: baulich gestaltende Projekte mit Bürgerbeteiligung
ProzessorientierungSchwerpunkt: Beteiligungs-, und Zukunftsprozesse
instrumente
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prozesse
Vom Umdenken zum Umhandeln Die Phasen des Agenda 21-Prozesses
Agenda 21-Prozesse haben in der Regel 4 Phasen. Keine kann – ohne Auswir-kungen auf das Gesamtergebnis – übersprungen werden. Öffentlichkeitsarbeit, breite Einbindung der Bevölkerung und externe Prozessbegleitung bilden in allen Phasen wichtige Grundlagen für den Erfolg.
PHASE 1: SENSIBILISIEREN UND ENTSCHEIDENGemeindemandatar/innen und Schlüsselpersonen (z.B. Amts leiter/innen, Vereinsfunktionär/innen, Lehrer/innen, Wirtschaftstreibende usw.) erfahren bei einem Orientie-rungsworkshop, Infoabend oder Infogespräch wie ein Agen-da 21-Prozess ablaufen kann, was Ergebnisse sein können, wie gearbeitet wird. Gemeinsam diskutieren sie wichtige lokale Themen und Herausforderungen. Der Gemeinderat entscheidet über den Start eines Agenda 21-Prozesses.
PHASE 2: STARTEN UND AUFBAUENZu Beginn gilt es vor allem Interesse zu wecken, Menschen für die Mitarbeit zu gewinnen und die gemeinsame Arbeit zu organisieren. Aktivierende Startveranstaltungen informieren die Bevölkerung und motivieren sie zur Mitarbeit. Ein „Kern-team“ von 6-12 Personen übernimmt (gemeinsam mit einem/r externen Prozessbegleiter/in) die Steuerungsfunkti-on im Prozess. Arbeitsgruppen entstehen. Stärken, Schwä-chen, Bedürfnisse, Wünsche, Chancen und Herausforde-rungen der Gemeinde werden erhoben.
PHASE 3: ZUKUNFTSPROFIL ERARBEITENNun werden Visionen und Ziele sowie konkrete Umsetzungs-maßnahmen erarbeitet. Die Ergebnisse des Diskussionspro-zesses werden in einem Zukunftsprofil zusammengefasst. Dieses beschließt der Gemeinderat als Richtschnur für zukünftige Entscheidungen und Planungen. Auch in dieser Phase sind die Information und Aktivierung der Bevölkerung, die breite Diskussion der Zukunftsziele und das Gewinnen von „neuen Kräften“ für die Umsetzung enorm wichtig!
PHASE 4: PROJEKTE UMSETZEN, KONTINUITÄT ERREICHENNun gewinnt die Umsetzung erster „Startprojekte“ an Bedeutung. Dabei sind Prioritätensetzung und auch der „Mut zum Kleinen und Machbaren“ gefragt. Die Menschen müs-sen spüren, dass bei Agenda 21-Prozessen nicht nur geredet, sondern auch vieles professionell realisiert wird. Nach 1–2 Jahren aktiver Umsetzung wird eine Erfolgsüberprüfung gemacht. Der Regelkreis einer weiteren Umsetzungphase beginnt. Neue Projektideen werden gesammelt, abgestimmt und in die Umsetzung geführt.
DI Franz Forstner, Vizebürgermeister und Kernteamleiter, Kronstorf
Viele derzeit laufende Projekte in Kronstorf entstanden aus einer speziellen Form einer Kompaktagenda, einem Bürgerbeteiligungsprozess komprimiert in Form einer Zukunftswoche. 240 Kronstorfer/innen beteiligten sich
daran. Daraus entwickelte sich der Kronstorfer Zukunftsweg, ein Jungbrunnen an Ideen. 15 konkrete Projekte wurden in einer Projektwerkstatt abgeleitet, wozu sich rund 50 Kronstorfer/innen gleich vom Fleck weg dazu entschlossen, in einem zukünftigen Projektteam mitzuarbeiten. Alles Aktivitäten, die aus einem „neu-en Miteinand“ in Angriff genommen wurden, die es vor dem Kronstorfer Zukunftsweg in dieser Form nicht
gegeben hat. Die Mitwirkung in diesem Prozess ist für mich besonders sinnstiftend und trägt mich in meinem öffentlichen Engagement. Dadurch wird für mich Familie, Beruf und Gemeindearbeit verkraftbar.
Carina Traxler, Vertragsbedienstete der Marktgemeinde Windhaag bei Freistadt
Der Agenda 21-Prozess gab Windhaag bei Freistadt wieder einen positiven Anstoß, Dinge zu verwirklichen, die nur angepackt werden müssen. Als Mitglied des Teams kreative Öffentlichkeitsarbeit war ich von Anfang an dabei. Ich sah wie sich Arbeitskreise bildeten und tolle Projekte entstanden. Ich durfte miterleben, wie Personen und Gruppen über sich hinausgewachsen sind und damit viel für die Allgemeinheit bewegt haben. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele verschiedenste Projekte in relativ kurzer Zeit auf die Beine gestellt wurden, die auch einen Nachhaltigkeits-Charakter haben.
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prozesse
Johanna Ullmann, Kernteamleiterin, Altmünster
Nach dem Motto „Heimat leben - Zukunft gestalten“ starteten wir 2009 den Agenda 21-Prozess in Altmün-ster. Mit unseren Bürger/innen aus den drei Ortschaften sammelten wir viele Ideen für eine nachhaltige Entwicklung unserer Heimatgemeinde, von denen einige schon umgesetzt wurden. Ein besonders posi-tiver Nebeneffekt ist dabei das in den drei Ortschaften entstandene WIR-Gefühl. Auch nach dem eigent-lichen Agenda 21-Prozess gelingt es uns die Bürger/innen aktiv einzubinden: Eines der Erfolgsrezepte ist das jährliche „Forum Altmünster“, bei dem das Agenda 21-Kernteam über die laufenden Umsetzungser-folge informiert und mit der Bevölkerung wichtige Zukunftsthemen thematisiert und diskutiert. So werden aus „Betroffenen“ „Beteiligte“, die bereit sind, gemeinsam ihr Umfeld enkeltauglich zu gestalten. Besonders stolz sind wir auf den ersten in Oberösterreich abgehaltenen Bürgerrat. Mit dieser neuen Form der Bürgerbeteiligung haben wir die Erwartungen der Bevölkerung an die Gemeindeverwaltung erhoben und viele kreative Ideen für ein besseres Miteinander in unserer Heimatgemeinde erhalten.
Phase 12 – 6 Monate
Phase 22 – 3 Monate
Phase 33 – 6 Monate
Phase 42 Jahre
weiterePhasen
Sensibilisieren und Entscheiden Information, Beschluss im Gemeinderat
Starten und Aufbauen Struktur, Orientierung und Bestandsaufnahme
Zukunftsprofil erarbeiten Visionen, Ziele und Maßnahmen
Projekte umsetzen, Kontinuität erreichenStartprojekte, Umsetzung, Erfolgsüberprüfung
Projekte umsetzen, Kontinuität fortsetzen Zukunftsprofil reflektieren, neue Umsetzungsideen
Öffentlichkeitsarbeit und Einbindung der Bevölkerung
Externe Prozess-
begleitung
BetreuungRegional-
manager/in
BetreuungRegional-
manager/in
Mag. Johannes Waidbacher, Bürgermeister, Braunau
„Dank der guten Zusammenarbeit aller im Gemeinderat in Braunau vertre-tenen Fraktionen war es möglich einen Agenda 21-Prozess zu starten. Das ist
ein wichtiger Meilenstein für die Zukunftsentwicklung der Stadt Braunau. Es geht darum, die Stadt Braunau nachhaltig weiter zu entwickeln und es geht
um das Zusammenleben der einzelnen Stadtteile untereinander und vor allem auch um Bürgerbeteiligung. Ich gehe davon aus, dass wir mit dem Agenda 21-
Prozess ein zukunftsträchtiges Bild für die Stadt Braunau erstellen können und uns langfristig zu einem starken Mittelzentrum zwischen München und Linz entwickeln können.“
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LEBENSRAUM MIT ZUKUNFT14
prozesse
Entwicklungsprozesse langfristig lebendig gestalten
Gelungene Agenda 21-Pro-zesse enden nicht mit dem
Zukunftsprofil und eini-gen Umsetzungsmaß-nahmen. Sie tragen über Jahre hinweg Früchte und führen zu einer wahrnehmbaren Verbesserung der Stim-
mung und der Lebens-qualität vor Ort. Im Kern
geht es darum, eine Kultur der Nach haltigkeit in vielfäl-
tigen, innovativen Projekten lau-fend sicht- und erlebbar zu machen.
Gemeindeentwicklung wird heute nicht mehr als einmalige Aktion nach dem Motto „Wir erarbeiten ein Gemeindeleitbild“ verstanden, sondern als stetiger Planungs-, Umsetzungs- und Reflexionspro-zess, in den die Bevölkerung miteinbezogen wird und in dem der beschrittene Weg auch immer wieder kritisch überprüft wird. DI Manfred Zumtobel, ZSE, Dornbirn
Die Erarbeitung eines Zukunftsprofils mit breiter Bürgerbeteiligung schafft den nötigen Start impuls für eine neue Phase der Entwicklung (großer geschwungener Pfeil). Zahlreiche Einzelaktivitäten (Projekte, Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit ...) halten den Prozess lebendig (kleine geschwungene Pfeile). Dabei gibt es immer wieder einen Wechsel zwischen Perioden intensiverer und weniger intensiver Aktivität. In bestimmten Abständen (2–3 Jahre) ist es notwendig, eine Erfolgsüberprüfung mit neuen inhaltlichen Impulsen durchzuführen (mittlere geschwungene Pfeile).
Die Erfahrungen erfolgreicher Gemeinden zeigen, Agenda 21-Prozesse sind langfristig (5–10 Jahre und länger) umso wirksamer, je besser folgende Vorausset-zungen erfüllt sind:
gutes Zusammenwirken zwischen gemeinde-politischer und Agenda 21-Arbeit (Verzahnung mit Gemeinderat, Ausschüssen, laufende Information …)
klare Zuständigkeiten vor Ort (Agenda 21-Koordina-tor/in, Steuerungsgruppe …)
finanzielle Mittel für die laufende Umsetzungsarbeit (eigener Agenda 21-Ansatz im Gemeindebudget, geschicktes Akquirieren von Fördermitteln und pri-vaten Projektmitteln)
begleitende Fortbildungsangebote für Arbeitskreis-leiter/innen, Projektverantwortliche …)
wiederkehrende Impulse zur Beteiligung (Motiva-tionsveranstaltungen, Workshops mit externen Pro-zessbegleiter/innen, laufende Anerkennung und Wertschätzung z. B. durch Bürgermeister/in)
periodische Erfolgsüberprüfung (im Abstand von 2–3 Jahren: Was haben wir erreicht? Passen die Ziele noch? Braucht es Kurskorrekturen? Wen sollen wir noch ein-binden? Gibt es neue wichtige Themen?)
begleitende Öffentlichkeitsarbeit (Logo, Homepage, Seite in der Gemeindezeitung, eigene Zeitung, Medi-enberichte …)
Vernetzung nach außen, durch Erfahrungsaustausch und Kooperationen mit anderen Gemeinden, Regi-onen, Initiativen, Projektträger/innen und For-schungsinstitutionen
Aufgreifen und Aufbereiten neuer spannender Zukunftsthemen (Zukunftswerkstätten, Fokusgrup-pen, Vortragsabende, Filminputs …)
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prozesse
Auf dem Weg zu einer Nachhaltigen Entwicklung spielen soziale und geistige Faktoren eine wichtige Rolle. Erfolgreiche Gemeinden und Regionen verfügen meist über ein hohes Sozialkapital (Zusammenhalt, Zusammenarbeit, Solidarität und Gemeinsinn). Dieses bildet die Basis für hohe Lebensqualität und wirtschaftlichen Erfolg. Die Stärkung des Sozialkapitals und das Hervorbringen „sozialer Innovationen“ sind wesent-liche Besonderheiten von Agenda 21-Prozessen.
Gelingensfaktoren
Gelingensfaktoren aus der Praxis*abgeleitet aus erfolgreichen Gemeinde- und Regionalentwicklungsprozessen
Zukunft, Ziele Zukunftsorientierung Klare gemeinsame, nachhaltige Zielsetzungen Vision und Sinn Mut zum Kleinen – Kraft fürs Große
Rahmen, Struktur Prozessbegleitung, Moderation Definierter Organisationsrahmen, gemeinsame Spielregeln Klare Abläufe und Verantwortlichkeiten Rückhalt in der Gemeindepolitik – parteiübergreifend Professionalität in der Projektumsetzung Zeit- und Finanzbudget
Beteiligung Offenheit, echtes Einbeziehen der Bürger/innen Kommunikation und Information nach innen & außen Kreative Beteiligungsmethoden Mitreden, Mitgestalten, Mitentscheiden, Mittragen
Mensch Sinnstiftung, Identifikation durch Sinn und Nutzen Toleranz, Teamfähigkeit Leitfiguren mit Charisma und Visionen Mut und Ausdauer Anerkennung und Wertschätzung, Patentschutz für Ideen Platz für Konflikte und Spaß
Gemeinsam Wachsen Kontinuierliches, gemeinsames Lernen, Gruppengefühl Echte Partnerschaftlichkeit, vertrauensvoller Umgang Denken in Lösungen Befähigung – Ausbildung Fehlerfreundlichkeit – Zulassen von Versuch und Irrtum Klein beginnen, Erfolge feiern, Kraft schöpfen Feedback, Selbstreflexion
Vernetzung Gemeinsam Ziele erreichen, die keiner allein erreichen kann Sektor- und parteiübergreifende Zusammenarbeit, Synergien Austausch mit anderen, gemeindeübergreifende Lösungen Fachkenntnisse, gute Kontakte Verbindung zu Wissenschaft, Medien …
Das gute Gelin-gen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. Sokrates, 470–399 v. Chr.
*aus „Gelingensfaktoren sozialer Prozesse zur Nachhaltigkeit“, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasser-wirtschaft, weiterentwickelt und ergänzt durch die Leitstelle Agenda 21 beim Land Oberösterreich.
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Beispiele
Munderfing will bis 2035 seinen gesamten Energieverbrauch mit erneuerbaren Energieträgern decken. Neben Bewusst-seinsbildung und Einsparmaßnahmen wird in Sonnenkol-lektoren, Biomasse, Photovoltaik, Wasser- und Windener-gie investiert. Eidenberg hat einen Photovoltaik-Leitfaden erstellt und plant ein Beteiligungsmodell für Photovolta-ik-Anlagen. Engelhartszell hat zahlreiche Projekte im Bereich Artenvielfalt umgesetzt, z. B. Aktivierung der Stiftsgärtnerei als Bio-Vielfaltsgärtnerei mit Bio-Fest der Vielfalt, Stör-Projekt, Mini-Donau, Sinnesgarten, Renaturie-rung Kößlbachtal. Mit dem Slogan „Moosdorf macht mobil“ will Moosdorf durch gemeinschaftliche, umweltfreundliche Mobilitätsangebote (E-Dorfmobil, Pedibus, ...) die Selbständig-keit und Mobilität älterer Menschen, Kinder und sozial Benach- teiligter fördern. Tolleter Gemeindebürger/innen klaubten Obst, um daraus Apfelsaft für Tolleter-Haushalte zu pressen. In Weyer konnten sich klimabewusste Bürger/innen bereits finanziell an einer Bürger-Photovoltaikanlage beteiligen, zwei weitere Anlagen sind in Planung. In Kronstorf setzt sich die Projekt-gruppe „Leben am Wasser“ für die Schaffung einer Schotterbank an der Enns ein, die vor allem eine ökologische Aufwertung im Sinne einer Renaturierung für fließgewäs-sertypische Arten darstellt, sowie den Bürger/innen als Naturbadeplatz zur Verfügung steht. In Niederkappel vermittelt die Landschaftsschule Donauschlinge den Menschen die Vielfalt der Natur- und Kulturlandschaft durch verschiedene Angebote: Essbare Land-schaft, Waldschule, Outdoor, Landart. In Gutau können am Vogelkundeweg Kinder und Erwachsene die Lebensräume der heimischen Vogelwelt entdecken. Die Naturschule St. Veit im Innkreis vermittelt in Ausbildungskursen Wissen und praktische Fertigkeiten über den eigenen Natur-raum und die Herstellung origineller Produkte aus der Natur.
Umwelt, Natur, Klimaschutz, Energie
Agenda 21 | Visionen
Hohe Arten- und Ökosystemvielfalt (Wälder, Wiesen, Hecken, Seen, Bäche …) Sorgsamer Umgang mit Wasser, Boden und Luft (Vermeidung von Zersiedelung,
Bodenversiegelung, Emissionen, Abfall …) Nutzung regionaler und erneuerbarer Energiequellen, Klimaschutz und
Verminderung des Ressourcenverbrauchs Förderung von umweltgerechtem Mobilitätsverhalten Hohes Bewusstsein für den Wert der Natur in der Bevölkerung
Josef Eibl, Obmann Landschaftsschule Donau-
schlinge
Das Lebens- und Liebenswerte in der Region an der Donau zu zeigen und zu pflegen
- das ist das vorrangige Anliegen der Landschaftsschule Donauschlinge und des kultURsprungs. Das Zusammenwirken
zwischen der Urlandschaft und dem gestaltenden Eingreifen des Menschen prägt seit Jahrtausenden die „Kulturlandschaft“ im oberen Mühlviertel und deren Bewohner. Diese gegenseitige Be-dingtheit ist für uns die Basis für Wertschätzung und Wertschöp-fung und eine wichtige Säule für die Zukunft der Region. Der „kultURsprung“ – ein mehrere Gemeinden übergreifendes
Netzwerk für Kultur – lässt sich von den besonderen Impul-sen zwischen Natur und Kunst inspirieren und bietet
eine Vielfalt an kulturellen Angeboten, in deren Mitte die Begegnung zwischen den Men-
schen steht.
themenfelder
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Soziales Miteinander und Kultur
Beispiele
In Hofkirchen i. M. wurde im Rahmen der Agenda 21 in Kooperation mit dem Hilfswerk Rohrbach eine gemeinde-übergreifende Krabbelstube für Kinder der Gemeinden Oberkappel, Hofkirchen, Pfarrkirchen und Neustift einge-richtet. Das regelmäßig in Kronstorf angebotene „Cafe Frauenzimmer“ baut kulturelle, sprachliche und sonstige Hürden zwischen den „einheimischen und zugezogenen“ Frauen ab. Die „Jugendtankstelle“ Mühlviertler Alm dient den Jugendlichen der Region als gemeinsame „Anlauf- und Auftankstelle“. In Vorderweißenbach werden die Jugendlichen mit ihren Bedürfnissen und Wünschen durch das Jugendparlament in das Gemeindeleben einge-bunden. In Molln mobilisieren sich über die „Zeitbank 55+“ die aktiven Älteren, um die eigene Lebensqualität durch gegenseitige Unterstützung zu verbessern. Die Initiative „KultURsprung“ der Gemeinden Lembach, Putz-leinsdorf, Niederkappel und Hörbich zeigt als regionales Kulturnetzwerk das kulturelle Angebot der Region auf und positioniert dieses überregional. 5000 Jahre alte Funde rund um Niederkappel stehen im Zentrum des Pro-jektes „Experimentelle Archäologie“, in welchem vermittelt wird, wie früher Schneidewerkzeug und Keramik her-gestellt oder wie Einkorn und Wildsamen zu Getreide gemahlen und wie aus Ocker, Kohle oder Pflanzen Farben wurden. Kirchheim im Innkreis steht im Projekt „Cultural Village“ mit 11 europäischen Dörfern in intensivem Kul-turaustausch und ist seit 2010 „Kulturdorf Europas“. Bei der „Schmankerlroas“ in Steinbach an der Steyr wird die Hochgasse als Kunst-, Genuss- und Kulturmeile positioniert. In Sattledt, Altmünster und Weyregg arbeiten die Pfarren an einer Pfarr-Agenda 21. Der Sozialcluster Seelentium verbessert die Lebensqualität Älterer durch Hilfe zur Selbsthilfe, Unterstützung für pflegende Angehörige und ausreichende Versorgung mit Seniorenheimen/Kompetenzzentren. Mit dem Integrationsbeirat hat die Stadt Kirchdorf den Grundstein für eine aktive interkultu-relle Zusammenarbeit auf Gemeindeebene gesetzt. Um das Miteinander der Kulturen mit den in Windhaag/Frei-stadt lebenden Asylwerber/innen bemüht sich eine Agenda 21 Arbeitsgruppe. So wurde ein Fest der Kulturen ver-anstaltet, ein ehrenamtlich geführter Deutschkurs initiiert sowie ein gemeinsames Sportangebot organisiert. Die Agenda 21 Gruppe „Grenzenlos Vorchdorf“ setzt Akzente zu Integration und Toleranz, z.B. durch das gemeinsame Feiern von Weihnachten und Ramadan-Fastenbrechen, internationale Spielefeste, gemeinsames Kochen und Fuß-ballspielen sowie durch interreligiösen Dialog. Der Besuchsdienst Vöcklamarkt schenkt alleinstehenden Men-schen Zeit zum miteinander Reden und Zuhören. Das Projekt „Lebensqualität im Alter“ fördert das koordinierte Zusammenwirken der verschiedenen Einrichtungen, mobilen und ehrenamtlichen Hilfs- und Pflegekräfte in der Region Mühlviertler Alm. Die Aufrechterhaltung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, selbstbe-stimmte Lebensführung und die möglichst lange Pflege zu Hause stehen im Mittelpunkt. Der „Lebensgarten Baumgartenberg“ umfasst ein neues Senior/innen-Pflegeheim inkl. Tagesbetreuung, den alten Klostergarten samt Labyrinth als Therapiegarten für Demenzkranke und pflegebedürftige Personen sowie die Pflegeschule der Diakonie. Die Wertschätzungsbrücke vor dem Gemeindeamt Weilbach symbolisiert ein neues Miteinander sowie den Austausch der Generationen und Kulturen.
Agenda 21 | Visionen
Klima des Miteinanders und der Kreativität, hohe Sensibilität für sozial Schwache Integration von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Herkünfte Identifikation mit der Gemeinde, Zusammenhalt, Kooperationsfähigkeit Aktive Rolle der Frauen in der Gemeinde (nicht nur „hinter den Kulissen“) Gelebte „Familien-, Kinder- und Jugendfreundlichkeit“ (Verkehrsgestaltung,
Freiräume, Infrastruktur, Angebot an Kinderbetreuung, Elternbildung …) Versorgung älterer Menschen, soziale Angebote, hohes Maß an Geborgenheit Vielfältiges Vereinsleben, ehrenamtliches Engagement der Bürger/innen Buntes Kulturangebot (lokale, regionale Kultur, Offenheit für Neues) Ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung Aktives Pfarrleben, das lebendige Impulse zu Lebens- und Sinnfragen gibt
Mag.a Nicole Erl, Projektleiterin „Grenzenlos Vorch-
dorf – Freunde statt Fremde“
Bei „Grenzenlos Vorchdorf“ habe ich in Österreich das erste Mal Freunde gefunden, für die es keine
Rolle spielt, dass ich aus dem Ausland komme.“ Bei diesem Satz einer grenzenlosen Vorchdorferin habe ich
Gänsehaut bekommen. Denn genau aus diesem Grund ist das Agenda 21-Projekt „Grenzenlos Vorchdorf – Freunde statt Fremde“ 2009 entstanden. Es geht darum, dass sich Vorchdorfer kennenlernen, die sich ansonsten nicht tref-fen würden. Die Vielfalt unserer Religionen, unseres
Alters und Muttersprachen sind zwar ab und zu Hürden, die wir aber gemeinsam überwinden, um
etwa gemeinsam zu kochen, zu spielen, Weihnachten oder Ramadan
zu feiern.
themenfelder
LEBENSRAUM MIT ZUKUNFT 17
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Lebensraum-Gestaltung
Beispiele
In Weyer entstanden unter Kinder- und Jugendbeteiligung ein Freibad mit Natur-Badebucht und ein Wildbach-Themenweg mit Spielgelände. Die neue Volksschule ist ein Niedrigenergiegebäude (Holz-Lehm-Glasbau). Ottensheim spürt die Stärken des Zentrums auf, um im Dialog neue/zeitgemäße Nutzungen zu finden, sodass Leerstände wieder belebt werden können bzw. in Zukunft erst gar nicht entstehen. Im Rahmen von „shared space“ werden innovative Verkehrsplanungen umge-setzt. Ein eigenes Brettspiel „BERGauf – BERGab in Vorderstoder“ macht das Zukunftsprofil auf spielerische Weise erlebbar. Oftering schärft sein Profil als „Vierkanterdorf“, um die 40 Vierkanter als prä-gendes Element des Ortes langfristig zu erhalten. Aus der Idee des Seniorenspielplatzes entwickelte die Gemeinde ein Detailkonzept für einen „SelbA“ (Selbständig im Alter)-Trainingsplatz für Senior/innen. In Hofkirchen/Mkr. steht alles im Zeichen der Labyrinthe. Ein Pflanzen-, ein Stein- und ein Kunstlabyrinth sind Orte der Entschleunigung, der Begegnung, der Stille und der Wandlung. Zudem gibt es ein eigenes Veranstaltungsprogramm. Als Fahrrad-freundliche Gemeinde entwickelt Gutau Rad- und Gehwege in unmittelbarer Nähe des Marktes. Die Innenstadtagenda 21Wels belebt die Innenstadt mit zahlreichen Projekten: Baden am Zwinger, Welser Themenwege und Citymarks (Energieweg, Römerweg, Erinnerungsweg), partizipative Parkplanung im Schwimmschulpark und Gaspark, Welser Kulturkonferenz etc. Mit der Zielsetzung „Hinterstoder sanft mobil“ hat Hinterstoder ein umweltfreundliches Mobilitätssystem für Einheimische und Gäste entwickelt (z.B. Mobi-litätszentrale und Partnerbetriebeprogramm, Tälerbus, Wandertaxi, Kutschenfahrten, Spaßmobilität mit E-Bikes, Rad-/Wanderwegenetze und Parkraumbewirtschaftungskonzept zur Verkehrslenkung). In Krenglbach wurde die Planungsarbeit für die naturnahe Gestaltung der Uferpromenade des Krenglbachs zu einem Nah-erholungsgebiet im Ortszentrum gemeinsam mit der Bevölkerung durchgeführt. Michaelnbach setzt mit breiter Bürgerbeteiligung eine Reihe von Projekten um, wie Absicherung der Nahversorgung durch den Neu-bau eines Geschäftes, passende Proberäume für den Musikverein, ein soziales Netzwerk „Hand in Hand“ für das Zwergerltreff in der Bücherei, den Mostkirtag und ein Geschichtestammtisch mit dem Ziel der Erstellung eines Heimatbuches.
Martin Dammayr, Bürgermeister von Michaelnbach und
Obmann der Leader-Region Mostlandl-Hausruck
Der ländliche Raum kann nur eine Zukunft haben, wenn jemand die Herausforderungen dieses Lebens-
raumes annimmt. Es liegt an uns, wie unser Lebensum-feld, unsere Dörfer, unsere ländlichen Regionen künftig
ausschauen werden. Trostlose, öde Gegenden aus denen die Menschen lieber wegziehen oder lebenswerte Gebiete, die für ihre Bewohner Heimat sind. In welche Richtung es gehen wird, entscheiden wir großteils selber – und diese Entschei-
dung wird uns auch niemand abnehmen. Es liegt an uns, uns für unsere ländliche Region, uns für unsere Ge-
meinde einzusetzen und zu einem gelingenden Leben und einer
positiven Entwicklung beizutragen.
Agenda 21 | Visionen
Lebendiges Ortszentrum (gestalterische, gesellschaftliche, wirtschaftliche Aktivitäten …) Fußläufige Distanzen zu wichtigen Einrichtungen (Schule, Kindergarten, Gemeindeamt,
Nahversorgung, Ärzte …) Barrierefreie, fußgeh- und radfahrfreundliche Gestaltung der Gemeinde Maßvolle Vielfalt an Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten, Synergien und Kosteneinsparung durch
Mehrzwecknutzung und Kooperation Sparsamer Umgang mit Boden, aktive Steuerung einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung Flächenschonende, energiesparende und ökologische Bauweisen Revitalisierung und Nutzung bestehender Bausubstanz Ausgewogene Bevölkerungsentwicklung
themenfelder
LEBENSRAUM MIT ZUKUNFT18
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Wirtschaft und Arbeit
Beispiele
In Eidenberg führt ein Verein „s’Gschäft“ mit Lebensmittelangebot und Café-Ecke. Mit örtlichen Familien wurde die Kostenwahrheit von Fern- und Nahversorgung ermittelt. Im Bezirk Urfahr-Umgebung kreierte das „Nachhaltige Wirtschaftsnetzwerk GUUTE“ eine gemeinsame Regionalmarke, eine regionale Internetplattform und ein bezirksü-bergreifendes Kundenkartensystem sowie eine Beschaffungskooperation zwischen Gemeinden und regionalen Betrieben. Die Gemeinde Ebensee richtete mit dem „Loka-len Aktionsplan für Beschäftigung und Bildung (LABB)“ ihre Wirtschafts- und Beschäfti-gungspolitik neu aus und schafft damit auch neue Arbeitsplätze. In Neukirchen an der Vöckla entwickeln Ehrenamtliche in Kooperation mit der Gemeinde und Wirtschaftstrei-benden eine eigene Währung zur Stärkung der örtlichen Nahversorgung und Lebensqualität.Gewerbebetriebe in Molln-Leonstein sind im Rahmen einer „Wirtschaftsagenda“ aktiv geworden um ein neues „Miteinander in der Wirtschaft“ zu erreichen und Bewusstsein für die Bedeutsamkeit der kleinen Wirtschaftskreis-läufe zu schaffen. Dafür wurde auch der „Steyrtaler“ eingeführt. In Vorderstoder haben Bürger/innen einen Verein gegründet, € 50.000,- Startkapital aufgebracht und den „Bergladen Vorderstoder“ eröffnet. Die Ortschaft Thaling in Kronstorf wird seit dem Schließen des Nahversorgers mobil sowie von einem Nudel- und Eierautomaten versorgt. Mit der Marke Färbergemeinde werden in Gutau Kooperationen im Tourismus, der Wirtschaft und der Gemeinde unterstützt und die lokale Wertschöpfung gestärkt. Seit Jänner 2011 betreiben die Kaltenberger ihren Dorfladen „Unser G‘schäft“ auf Vereinsbasis mit rund 60 Mitglie-dern, die sich aus den örtlichen Vereinen, Firmen und einzelnen Bewohner/innen zusammensetzen. Inspiriert von Prof. Frithjof Bergmann‘s Ideen zur „Neuen Arbeit“ entstanden in Ottensheim das „Otelo“ (Offenes Technologielabor im Alten Amtshaus) und eine Vielzahl an Maßnahmen und Veranstaltungen, z.B.: Permakulturvortrag, World Cafés, 1. Ottensheimer Sommerge-spräche, Belebung des Schrebergartens, Schulgartenprojekt, Produkte aus der Gemeinschaftswerkstatt „oWerk“. In Weilbach wurde mit großem Engagement und finanzieller Unterstützung der Bevölkerung die Dorfstube, ein Kaufgeschäft mit Gaststu-be, als Nahversorger mit Begegnungsmöglichkeit errichtet. In Geboltskirchen lädt eine Online-Wirtschafts-Plattform zur Dis-kussion der Themen der Gemeindeentwicklung des Ortsgeschehens ein und bietet den Bürger/innen die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen. In Sarleinsbach ist mit Biophilia ein Informationszentrum für zukunftsfähige Lebens- und Wirtschaftsweise ent-standen. Mit buchbaren Ausflugsangeboten werden den Besucher/innen wesentliche Aspekte der Nachhaltigkeit auf einfache Weise vermittelt. Das Marktzentrum von Sarleinsbach und der innerörtliche Themenweg in der Gemeinde sowie aus-gewählte Initiativen und Firmen dienen als „Zukunftspanorama“ und geben Einblicke in eine zukunftsfähige Arbeits- und Lebensweise. In der Region Donau-Böhmerwald wird am Aufbau und der Positionierung des Wirtschafts-Netzwerkes „ecoforma“ als Plattform für historisches, gesundes und nachhaltiges Bauen gearbeitet.
Agenda 21 | Visionen
Starke innerregionale Wirtschaftskreisläufe, gesicherte Nahversorgung Bewusstsein für regionalwirtschaftliche Zusammenhänge, Kaufkraftbindung Erfolg im Export von nachhaltigen Leistungen und Produkten Stärkung von Unternehmergeist, Eigeninitiative, Kooperationsfähigkeit Innovative und ressourceneffiziente Produkte und Dienstleistungen, Nutzung regionaler Rohstoffe und Potenziale Forcierung naturnaher bäuerlicher Wirtschaftsweisen Produktveredelung und -vermarktung Sanfte touristische Angebote Regionale Arbeitsplätze, niedrige Arbeitslosenrate, gerechte Verteilung der Arbeit Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ausgeglichene Work-Life-Balance
Gerhard Lindbichler,
Bürgermeister von Vorderstoder
Der Bergladen Vorderstoder ist ein hervor-ragendes Beispiel für ein erfolgreiches Bürger-
beteiligungsmodell. Ohne das Geld, die Mitar-beit und vor allem das Einkaufsvolumen der Vorderstoderer Bevölkerung wären wir ein
Ort ohne Nahversorger. So sind wir in der positiven Aufwärtsspirale mit Bevölke-
rungswachstum und die Leute haben Vertrauen in die
Zukunft des Dorfes.
themenfelder
LEBENSRAUM MIT ZUKUNFT 19
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Globale Gerechtigkeit und persönlicher Lebensstil
Beispiele
In Kirchdorf an der Krems brachte die Global Marshall Plan Initiative das Projekt „Mehrwert Geld“ zur Umset-zung. „Mehrwert Geld“ ist ein solidarischer, regionaler Kredit- und Finanzierungsfonds für nachhaltige Pro-jekte in den Bereichen Nachhaltige Landwirtschaft, regionale Wirtschaft, Erneuerbare Energien, Soziales und Kultur. B-Fair 21 bereitet das Thema „Globale Fairness“ in Agenda 21-Gemeinden auf und wurde bereits in Adl-wang, Lembach, Losenstein, Molln-Leonstein, Pfarre Sattledt, Schlierbach, Steinbach/Steyr, Weyer und den Regionen Mühlviertler Alm und Hansbergland umgesetzt. An konkreten Aktivitäten, wie Fairer Ladenmeter, Gründung eines b-fair Ladens, Aktionswoche, Ausstellungen, Workshops, Exkursionen, Umstellung der Schul-jause, Schulaktionswoche, bio-fairen Frühstücken und Begegnungen mit Gästen aus dem Süden etc. haben viele Bürger/innen mitgewirkt. Einige dieser Gemeinden erfüllen auch die 5 Fairtradeziele und wurden als Fairtrade-Gemeinden ausgezeichnet. „Region mit FAIRantwortung“ ist das Motto eines Netzwerks in der Region Innviertel-Hausruck, das Entwicklungszusammenarbeit und den Handel von Fairtrade-Produkten för-dert. Regelmäßige Treffen zum Erfahrungs- und Wissensaustausch sowie vielfältige Aktivitäten, wie beispiels-weise eine eigene Ausstellung mit Infos zum Fairen Handel und Welthandel, Beispielen aus der Praxis, Bezug zur eigenen Lebensumwelt und konkreten Handlungsmöglichkeiten. Moosdorf hat als Friedensgemeinde den Moosdorfer Friedensdialog gegründet, der das Thema „Frieden“ vor Ort und auf der ganzen Welt sichtbar
macht. Mit der Gemeinde Ayora im Hochland der Anden pflegt Moosdorf über das Projekt „Twin Villages“ eine Lernpartnerschaft für globale Gerechtigkeit. Die Projektgruppe
„Kronstorfer Kochvergnügen“ hat mit einem eigenen Kochbuch traditio-nelle Rezepte in Kochstammtischen, Kochworkshops und Kinderkochen
weiterentwickelt und an heutige Koch- und Ernährungsgewohn-heiten angepasst, um die Lust am Kochen mit leicht und frisch
zubereiteten Speisen mit regionalen Produkten zu wecken. Eine Lebensstilwoche unter dem Motto „Bewusst.Zufrieden.Gesund“ veranstaltete die Agenda 21 Projektgruppe „Ganzheitlicher Lebensstil“ in Windhaag bei Freistadt. Ein vielfältiges Vortrags-
und Workshopangebot zur Stärkung von Körper, Geist und Seele und den Umgang mit den persönlichen Ressourcen wurde geboten.
Lizeth Außerhuber-Camposecco,
Initiative Eine Welt, Braunau:
Globale Verantwortung liegt nicht in weiter Ferne - sie
beginnt mit Lebensgewohn-heiten und Einkaufsver-
halten.
themenfelder
LEBENSRAUM MIT ZUKUNFT20
Agenda 21 | Visionen
Faire Produktionsbedingungen und Handelsbeziehungen (lokal wie global) Bewusstsein für globale und regionale Zusammenhänge Verknüpfung globaler Anliegen mit konkreten lokalen Umsetzungs-
möglichkeiten Begegnung und Erfahrungsaustausch mit anderen Kulturen,
„Globales Lernen“ Hinterfragen und Verändern des eigenen Lebensstils Verringerung des „Ökologischen Fußabdrucks“ Initiativen für eine sozial und ökologisch gerechte Globalisierung
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LEBENSRAUM MIT ZUKUNFT 21
beteiligung
Beteiligung – ein Agenda 21-Grundprinzip!Die Agenda 21 ermutigt und befähigt Menschen zur aktiven Mitgestaltung, beteiligt alle gesellschaftlichen Gruppen und schafft Zugänge zu kreativer Zukunftsarbeit. Neben bekannteren Beteiligungsformen wie Thematische Arbeitskreise, Fokusgruppen, Zukunfts-werkstätten, Zukunftskonferenzen, World Cafe‘s oder Open Space Konferenzen (siehe Anhang Methoden der Bürgerbeteiligung im Handbuch Agenda 21 in OÖ – Methodischer und qualitativer Rahmen für Agenda 21-Prozesse Version 2.0) gewinnen auch neuere Ansätze wie Bürger/innenräte, Bürgerhaushalt, Art of Hosting oder Onlinebeteiligung immer mehr an Bedeutung. Es ist daher der Leitstelle Agenda 21 ein großes Anliegen, relevante Ansätze aufzuspüren und in geeigneter Form für oö. Gemeinden und Regionen nutzbar zu machen.
BÜRGER/INNEN-RAT 10 bis 16 zufällig ausgewählte Personen einer Gemeinde, Stadt oder Region arbeiten für ein bis zwei Tage anhand der Mode-rationsmethode „Dynamic Facilitation“ intensiv zusammen. Ein Gruppenstatement wird entwickelt, welches öffentlich vorgestellt und reflektiert wird. Im Optimalfall folgt daraus ein Diskussions- und Umsetzungs-Workshop mit Vertreter/innen aus Verwaltung und Politik. Diese Methode erhebt den Anspruch, rasch, kostengünstig und bürgernah gute Lösungen für schwierige Herausforderungen zu finden und in der Ge -sellschaft sowie bei den politischen Entscheidungsträ ger/innen eine günstige Atmosphäre zur Beteiligung zu schaffen.
BÜRGERHAUSHALT Beim Modell „Bürgerhaushalt“ werden das Gemeindebudget oder Teile davon gemeinsam mit den Bürger/innen diskutiert und Prioritäten zum Mitteleinsatz festgelegt. Auch Anre-gungen und Ideen der Bürger/innen zum „sinnvollen“ Sparen werden aufgenommen. Weitere Ziele sind, gemeinsam neue Finanzierungsquellen zu erschließen oder Bürger/innen dafür zu gewinnen, Aufgaben oder Projekte zu übernehmen. Durch höhere Transparenz und ein verbessertes Verständnis für Finanzentscheidungen wächst die Bereitschaft der Bür-ger/innen zur Mitverantwortung. Die Gemeinde Vordersto-der hat 2011/12 als 1. Gemeinde in Österreich einen Bürger-haushalt durchgeführt.
JUGENDRAT Die ist eine spezielle Form des Bürger/innenrats, der auf die Bedürfnisse der Jugendlichen zugeschnitten ist. Die Gemeinde Windhaag/Freistadt hat diese Ju-gend-beteiligungsform bereits umgesetzt und per Zufallsauswahl Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahre eingeladen. Als Antwort auf die Frage „Was ist den jungen Menschen für ihr Leben in Windhaag wichtig?“ wurden kon-krete Lösungs- und Verbesserungsvor-schläge erarbeitet und öffentlich prä-sentiert.
IDEENKANAL Der „Ideenkanal“ ist ein internetbasiertes Ideenfördermodell um das Kreativpotenzial der Bürger/innen zu bündeln und deren Eigenengagement zu fördern. In einem mehrstufigen Auswahlprozess werden Menschen mit sinnstiftenden Ideen identifiziert, finanziell gefördert und mit Hilfe eines Men-torennetzwerks bei deren Umsetzung unterstützt. Das Ideen-kanal-Modell ist nach „creative commons“-Prinzipien de -signed. Neben Liechtenstein, Vorarlberg und Tirol wird es nun im Rahmen der Agenda 21 auch in Oberöster reich eingesetzt.
Neue Modelle der Bürgerbeteiligung
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LEBENSRAUM MIT ZUKUNFT22
netzwerk
Aktivitäten im Netzwerk
Das Agenda 21-Netzwerk Oberösterreich umfasst zahlreiche Gemeinden, Regionen, Vereine und mehr als 10.000 Personen. Vielfältige Vernetzungsangebote dienen der Motivation, dem Erfahrungsaustausch und dem Lernen voneinander.
NETZWERKTREFFEN UND AUSZEICHNUNGEN Regelmäßige regionale Netzwerktreffen zu Schwerpunktthe-men, beispielsweise Finanzierung, Beteiligung und Jugend geben inhaltliche Impulse und bieten eine Plattform zum Austausch von Erfahrungen in der Projektumsetzung. In ein- bis zweijährigen Abständen trifft sich die oö. Agenda 21-Sze-ne zum landesweiten Netzwerktreffen. Neben Motivations-impulsen und aktuellen Informationen der Leitstelle werden Gemeinden, die nach Fertigstellung des Zukunftsprofils und dem Beginn erster Umsetzungsaktivitäten die Agenda 21- Qualitätskriterien erfüllen, in einem festlichen Rahmen vom zuständigen politischen Referenten ausgezeichnet.
LEHRGANG „GE(c)KO – GESTALTUNGSKOMPETENZEN FÜR ENGAGIERTE DER REGION“Die Region Mühlviertler Alm hat 2010/11 und 2012 Nachhal-tigkeitslehrgänge mit dem Titel „Aufbruch.Lebensfreude.Möglichkeiten“ und „Zukunft wagen“ durchgeführt und 40 regionalen Akteur/innen Kenntnisse und Fähigkeiten zur Umsetzung einer Nachhaltigen Entwicklung vor Ort vermit-telt. Aufbauend auf diesen Erfahrungen bieten das Regional-management Oö. und die Oö. Zukunftsakademie in Zusam-menarbeit mit ausgewählten Regionen maßgeschneiderte GE(c)KO-Lehrgänge an. In 8 Modulen werden methodische Kompetenzen zur Projekt- und Prozessgestaltung sowie das Wissen über Nachhaltige Entwicklung vermittelt. Zielgrup-pen sind in der Gemeinde- und Regionalentwicklung, sowie Engagierte lokaler Initiativen. Gestartet wird in der Region Steyr-Kirchdorf im April 2013, gefolgt von der Region Vöckla-bruck-Gmunden im Herbst 2013. Mehr Infos unter www.agenda21-ooe.at/gecko.
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT UND FACEBOOK Zur Unterstützung gezielter und begleitender Öffentlich-keitsarbeit in den Agenda 21-Gemeinden und -Regionen wer-den von der Leitstelle Agenda 21 bedarfsabhängig Medien- bzw. Facebook-Workshops angeboten. Die Agenda 21-Face-bookseite lädt zum Dialog ein und bietet aktuelle Informati-
onen zu Projekten, Veranstaltungen und Angeboten rund um das Thema
Nachhaltige Entwicklung. Zudem ermöglicht sie
direkten Kontakt zwi-schen den Akteur/
innen.
Erwin Moser, Amtsleiter von Munderfing
Der Mensch ist der entscheidende Erfolgsfaktor für die Entwicklung
einer Gemeinde. Innovatives Denken ist gefordert! Einen besonderen Mehrwert
erfährt man, wenn man es schafft, diese „innovativen Köpfe“ in der Gemeinde zu
vernetzen und über den Tellerrand der Gemein-degrenzen weit hinauszuschauen. Im Netzwerk
der Zukunftsorte haben sich zwölf innovative Ge-meinden aus ganz Österreich zusammengeschlossen,
um ihre Erfahrungen und Ideen einzubringen und voneinander zu lernen. Munderfing ist eine von
diesen zwölf Gemeinden!
Angelika Diesenreiter, Vizebürgermeisterin und Kernteamleiterin von Hinter-stoder
Als jahrelange Agenda 21-Ge-meinde nutzt Hinterstoder zahlreiche
Netzwerke, wie die Plattformen „Alpine Pearls“ und „Zukunftsorte“. Gemeinsam
beschäftigen wir uns mit verschiedenen Aspekten der kommunalen Entwicklung, um eine hohe Lebensqualität für die Bewohner/innen nachhaltig sicherzustellen. Im
Zentrum der Zusammenarbeit steht das voneinander Lernen. Impulse von außen fördern die Kreativität,
Innovationsfreude und das persönliche Engage-ment in der Gemeinde, was uns den Mut
und die Kraft gibt, neue innovative Projekte zu entwickeln.
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LEBENSRAUM MIT ZUKUNFT 23
Die Oö. Zukunftsakademie/Leitstelle Agenda 21 koordiniert landesweit das Programm Agenda 21 und leistet gezielte Hilfestellungen – durch Informationsangebote, Methoden- und Projektentwick-lung, Veranstaltungen und Vernetzungen in Oberösterreich und darüber hinaus. Zusätzlich steht ein eigenes Fördermodell für die Agenda 21 zur Verfügung.
Die Regionalmanagement Oö. GmbH bietet den Gemeinden umfassende Dienstleistungen, wie beispielsweise Informationen über Förderprogramme, Unterstützung in der Förderabwicklung, Begleitung und Beratung zu Projektentwicklung und -umsetzung und Unterstützung von Kooperationen.
e-mail: [email protected] Internet: www.rmooe.at
4 Regionalmanager/innen für Nachhaltigkeit und Umwelt stehen den Entscheidungsträger/innen und Multiplikator/innen vor Ort zu Fragen besonders in den Bereichen Nachhaltigkeit und Bürgerbe-teiligung (z.B. Agenda 21) zur Verfügung.
Einstieg und Wegbegleiter/innen
Kontakt:
Oö. Zukunftsakademie/Leitstelle Agenda 21 beim Amt der Oberösterreichischen LandesregierungDirektion PräsidiumKärntnerstraße 10–12, A-4021 Linz
DI Günther Humer, Tel. +43 (0)732/77 20-14444 Mag. Josef Neuböck, Tel. +43 (0)732/77 20-14445 Sylvia Aistleitner, Tel. +43 (0)732/77 20-14440
e-mail: [email protected] Internet: www.agenda21-ooe.at, www.ooe-zukunftsakademie.at
facebook.com/Agenda21NetzwerkOOE
Kontakt:
Geschäftsstelle Innviertel – Hausruck (Bezirke Braunau, Grieskirchen, Ried/I., Schärding) Beate Windhager, MSc, Tel. +43 (0)7722/651 00-8146, e-mail: [email protected]
Geschäftsstelle Mühlviertel (Bezirke Freistadt, Perg, Rohrbach, Urfahr-Umgebung) Mag.a Karin Traxler, Tel. +43 (0)7942/771 88-266, e-mail: [email protected]
Geschäftsstellen Vöcklabruck-Gmunden und Wels-Eferding (Bezirke Eferding, Gmunden, Vöcklabruck, Wels, Wels-Land) Mag. Johannes Meinhart, Tel. +43 (0)7672/208 10-12, e-mail: [email protected]
Geschäftsstellen Steyr-Kirchdorf und Linz/Linz-Land (Kirchdorf, Linz, Linz-Land, Steyr, Steyr-Land) Mag.a Sonja Hackl, Tel. +43 (0)7257/84 84-82, e-mail: [email protected]
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