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SCHWEIZERISCHE EIDGENOSSENSCHAFT Gefördert durch Finanzhilfen des Schweizer Bundes EUROPÄISCHE GEMEINSCHAFT Gefördert aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung LANDWIRTSCHAFTLICHES BAUEN & LANDSCHAFT

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SCHWEIZERISCHE EIDGENOSSENSCHAFT

Gefördert durch Finanzhilfen desSchweizer Bundes

EUROPÄISCHE GEMEINSCHAFT

Gefördert aus dem Europäischen Fondsfür Regionale Entwicklung

LANDWIRTSCHAFTLICHES

BAUEN&

LANDSCHAFT

INHALT

Vorwort 1

Einleitung 2–5

� Worum geht es? 2

� Wer sind die Verfasser und an wen wenden sie sich? 2

� Wie sie ihre Arbeit verstanden wissen wollen? 3

� Warum es nicht egal ist, wie landwirtschaftliche Gebäude aussehen? 4–5

Zusammenfassung für den eiligen Leser 6

1 Einfügen in die Landschaft 8–19

2 Landschaftseinbindung durch „Grün“ 20–23

3 Gebäudeform 24–45

4 Fassadengliederung 46–47

5 Material und Farbe 48–55

6 Baubeispiele 56–64

1

Bedingt durch den fortwähren-den Strukturwandel in derLandwirtschaft und durch rasch fortschreitendetechnische Entwicklungen hat sich das Erscheinungs-bild landwirtschaftlicher Gebäude in den vergange-nen vier Jahrzehnten erheblich verändert.Das im Rahmen des Interreg-III-A-Programms geför-derte Projekt »Landwirtschaftliches Bauen und Land-schaft« setzt sich mit der Thematik auseinander, neuentstehende landwirtschaftliche Gebäude und An-lagen bestmöglichst in die Landschaft einzubinden.Das Interreg-III-A-Programm Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein wird durch Finanzhilfen des SchweizerBundes sowie des Europäischen Fonds für RegionaleEntwicklung gefördert. Projektpartner sind dieSchweiz, das österreichische Bundesland Vorarlberg

sowie Bayern und Baden-Württemberg von deutscherSeite. Ziel dieses Interreg-Programms ist die nachhal-tige Förderung der wirtschaftlichen Weiterentwick-lung der Region sowie der Aus- und Aufbau vonNetzwerken.Das Projektgebiet rund um den Bodensee und Hoch-rhein weist viele von der Natur bevorzugte und land-schaftlich besonders reizvolle Bereiche auf, die aberteilweise auch sehr intensiver landwirtschaftlicherNutzung unterliegen. Daher ist es unabdingbar, dassin dieser Kulturlandschaft landwirtschaftliche Bau-maßnahmen mit entsprechenden Bauvolumen erstelltwerden. In der Folge kann dies zu Konflikten mit denübrigen Nutzungsansprüchen führen.Um diese Konflikte zu lösen, wurden im Rahmen desInterreg-III-A-Projektes »Landwirtschaftliches Bauenund Landschaft« Kriterien und Hinweise erarbeitet,die helfen sollen, neue landwirtschaftliche Gebäudeso zu gestalten, dass sie von einer kritischen Öffent-lichkeit als landschaftsverträglich angesehen werden.Dazu gehört auch, die Vorgaben und Rahmenbedin-gungen zu untersuchen, denenLandwirte heute beim Bau neuerGebäude unterworfen sind. DiePlanungs- und Genehmigungs-prozesse, die solche Vorhabengemeinhin in den verschiedenenRegionen durchlaufen, werdendargestellt.Diese Arbeit wurde im Juli2006 abgeschlossen undist unter dem Titel»LandwirtschaftlichesBauen und Landschaft(BAULA)« bei der Eidge-nössischen Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft undLandtechnik (FAT-Schriftenreihe Nr. 69) erschienen.

VORWORT Die sehr breit gefächerte Untersuchung über dasrelativ große und landschaftlich sehr verschieden-artige Projektgebiet kann den Belangen einzelnerRegionen nicht ausreichend entgegen kommen.Deshalb wurde in einem zweiten Arbeitsschritt dieBetrachtung auf die Landschaften Baden-Württem-bergs im Projektgebiet, also die engeren Bodensee-landschaften, den Südschwarzwald und die Baarausgerichtet.Diese Regionalbroschüre ist sehr praxisorientiert undsoll Handlungsanleitung für die am Bau Verantwort-lichen sein.

Hermann StrampferRegierungspräsident

2

Einleitung

Die Inhalte dieser Broschüre wurden von Personenerarbeitet, die als Planer und Berater das landwirt-schaftliche Bauwesen viele Jahre begleitet und mit-gestaltet haben.Mit der Schrift sollen neben bauwilligen Landwirtenauch Fachberater, Architekten, Naturschutzbeauf-

tragte, Genehmigungsbehörden und nicht zuletztBauteil- und Baustoffproduzenten angesprochenwerden. Darüber hinaus soll auch eine breitere, diesen Proble-men mehr als Zuschauer gegenüberstehende Leser-schaft interessiert werden in der Hoffnung, Verständ-

nis für die heute üblichen Bewirtschaftungsformenund die sich daraus ergebenden Anforderungen anGebäude für die Landwirtschaft zu wecken.

Worum geht es?

Entwicklungen in der Agrarstruktur zu größeren Be-trieben sowie veränderte Erfordernisse landwirt-schaftlicher Unternehmen haben dazu beigetragen,dass sich das Erscheinungsbild der Landwirtschaft –insbesondere mit Blick auf die neuen Wirtschaftsge-bäude – gewandelt hat. Die Gesellschaft, welche dieNatur als Erholungs- und Kulturlandschaft nutzenwill, kennt die Bedürfnisse wirtschaftlich geführterlandwirtschaftlicher Unternehmen heute zu wenig.Daraus resultierend sind Zielkonflikte entstanden, diees zu lösen gilt. Es soll an dieser Stelle allerdings genügen, diese Pro-blematik kurz zu erwähnen. Für eine genauere Be-

trachtung dieser Aspekte sei auf den Hauptteil desProjektberichtes (FAT Schriftenreihe Nr. 69) verwie-sen. Der hier vorliegende Teil befasst sich mit Fragender Gestaltung und betrachtet begleitende Aspektesomit nur am Rande.

Wer sind die Verfasser und an wen wenden sie sich?

3

Diese Broschüre beschäftigt sich hauptsächlich mitFragen der Gestaltung. Darüber zu schreiben, istallerdings eine schwierige Angelegenheit. Es spielennämlich Schlagworte wie »schön« und »hässlich«,»passend« und »unpassend«, »harmonisch« und»unharmonisch« eine große Rolle. Diese Begriffesind aber subjektiv – sie hängen sehr von dempersönlichen Empfinden des einzelnen Lesers ab. Das wiederum ist geprägt vom jeweiligen Naturelldes Betrachters, seiner eigenen Erfahrungswelt, sei-ner Erziehung und Bildung und auch vom »Geist derZeit«, also von dem, was »man« in der Zeit, in dersich sein Empfinden gebildet hat, allgemein als gut,richtig und passend empfunden und propagiert hat.Dennoch glauben die Verfasser, dass es – unabhän-

gig vom »Geschmack« des Einzelnen und der»Mode« der jeweiligen Zeit – Regeln gibt, die helfenkönnen, »gut« und »schlecht« besser voneinanderzu unterscheiden. Es soll aber auf keinen Fall beim Leser der Eindruckentstehen, an dieser Stelle würden Rezepte aufge-stellt.Nach Meinung der Verfasser kann es in diesem Be-reich des Empfindens niemals einen allgemeinen,hieb- und stichfesten Katalog dafür geben, welcheEigenschaften eines Gebildes in welchem Maß mit»schön« oder »hässlich« zu bewerten sind. Niemanddarf sich der Illusion hingeben, er könne auf einerentsprechenden Bewertungsliste für die einzelnenEigenschaften eines Gebildes Punkte vergeben, um

abschließend aus deren Summe ein Gesamturteil zufällen.Deswegen ist alles, was im Folgenden zu den Bau-formen und ihrer Einbindung in die Landschaft ge-sagt wird, nur als Rat und Hilfe zu verstehen. DieBroschüre beinhaltet eine Weitergabe von Erfahrun-gen aus langen Berufsjahren, die meist zu einemguten Ergebnis geführt haben.

Wie sie ihre Arbeit verstanden wissen wollen?

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Einleitung

Warum es nicht egal ist, wie landwirtschaftlicheGebäude aussehen?Bauen für die Landwirtschaft findet heutzutage inden meisten Fällen in der freien Landschaft statt. Aus diesem Privileg, im Außenbereich bauen zudürfen, ergibt sich aber auch die Verpflichtung, derGestaltung dieser Gebäude besondere Aufmerksam-keit zu schenken.

Stichwort: »Öffentlichkeit«

Im Gegensatz zu früheren Zeiten gibt es heute einebreite Bevölkerungsschicht, die der Landwirtschaftund ihren Problemen fern steht, nicht aber derKulturlandschaft, die von Landwirten gestaltet undbewirtschaftet wird.

Allgemein wächst auch das Bewusstsein, dass

Wer so denkt, reagiert empfindlich auf wirklicheoder vermeintliche Verletzungen dieser Rechte und –bezogen auf das Bauen in der Landschaft – wird erwohl folgern, dass auch die Landwirtschaft sich derVerantwortung bewusst sein muss, dieses Gut sopfleglich wie möglich zu behandeln, also auch hier»Landschaftspfleger« zu sein!

das, was ein Einzelner in Stadt und Land neuerrichtet, zwar ihm gehört, aber in seinemäußeren Erscheinungsbild auch auf anderewirkt, und

so wie andere Güter, die zum Wohlbefindender Allgemeinheit wichtig sind und deshalbsorgsam behandelt werden müssen, z. B. dieReinheit von Luft und Wasser, oder die Stille,die der Erholung dient, muss dies auch fürdas Landschaftsbild gelten.

5

Für die Landwirtschaft ist es bei den bestehendenWirtschaftsstrukturen besonders schwer, sich amglobalen Markt zu behaupten. Um bei der Vermark-tung der erzeugten Produkte zwischen Verbraucherund Erzeuger eine engere Beziehung zu erreichen,wird vielerorts erfolgreich die »Direktvermarktung abHof« praktiziert. Das zunehmende Interesse an derHerkunft der erworbenen Lebensmittel sowie an denProduktionsbedingungen hat zu einer Verbreitungder Direktvermarktung beigetragen. Von Direktver-marktung profitieren auf der einen Seite also die Ver-braucher, auf der anderen Seite aber auch die Produ-zenten, da sie für ihre qualitativ hochwertigenProdukte aus der Region einen angemessenen Preiserzielen können. In der Folge leisten beide miteinan-der einen Beitrag zur Erhaltung unserer Kulturland-schaft. Zu einer erfolgreichen Direktvermarktunggehört auch, dass die Gebäude der Hofanlage sowiedie Hofanlage an sich zum Besuch einladen!

Beim Anblick neuer Wirtschaftsgebäude, welche landauf und landab gleich aussehen, ist man oftmalsenttäuscht und fragt: »Warum bauen die nicht ein-fach so wie früher?«Wer sich mit der Landwirtschaft in unserer Zeit ausein-andersetzt weiß, dass dies nicht geht. Die ökonomi-schen Rahmenbedingungen haben zu einer enormenSteigerung der Arbeitsproduktivität geführt.Die als so vorbildlich gerühmten »landschaftstypi-schen« alten Bauernhöfe waren logische und konse-quente Ergebnisse der Vorgaben aus vergangenerZeit.So,und nur so konnte man damals am jeweiligen Ort mit seinen besonderen Bedingungen aus den vorhandenen Baustoffen und mit den vorhandenenKräften Häuser für die Menschen, Tiere und Vorrätebauen.Wie die alten Höfe Zeugen ihrer Zeit waren, so sind es die neuen Hofanlagen für unsere Zeit.

Darin liegt auch die nicht überbrückbare Kluft, ander schon viele gut gemeinte Versuche gescheitertsind, auf die alten »landschaftstypischen« Baufor-men wenigstens ansatzweise zurückzugreifen. Der neue wirtschaftlich betriebene Hof im Schwarz-wald kann nicht mehr so aussehen, wie der altge-wohnte Schwarzwaldhof,

weil:

Dies alles kann die Landwirte aber aus den anfangsgenannten Gründen nicht davon entbinden, beiallem, was sie in der von uns allen so geschätztenLandschaft schaffen und bauen, auch darüber nach-zudenken, wie das wohl nach »außen« wirkt.

Stichwort: »Erscheinungsbild«

Warum kann heute nicht mehr so wie frühergebaut werden?

Landwirte heute ganz anders wirtschaftenmüssen, um zu überleben,

mehr Tiere auf ganz andere und artgerechteWeise gehalten werden,

die Tiere bedarfsgerechter gefüttert werdenund das Futter anders gelagert wird,

die Arbeiten mit nur noch wenigen Arbeits-kräften erledigt werden, und damit beson-dere Anforderungen an die Bergeräume unddie erforderliche Technik zur Befüllung undEntnahme gestellt werden,

der Einsatz der technischen Hilfsmittel zuvöllig veränderten Gebäudeformen geführthat,

die zu beachtenden Tierhaltungs-, Hygiene-,Bau- und Brandschutzvorschriften eine Bau-weise wie früher gar nicht mehr erlaubenwürden.

6

Neue Gebäude für die Landwirtschaft können durchveränderte Ausgangsbedingungen nicht mehr so aus-sehen wie die gewohnten »landschaftstypischen«historischen Bauernhöfe. Das ist unmöglich.Neue Gebäude, Gebäudegruppen müssen sich in derLandschaft nicht tarnen. Sie sollen sich in die Land-schaft einfügen, ohne sich zu verstecken.Im Idealfall stehen sie so da, als hätten sie dort immerschon gestanden.

Und vorab gleich die Zusammenfassung für den eiligen Leser:

Die Chancen, dass das erreicht wird, werden besser …� …wenn sie an einem Platz stehen, der sich durch

topographische Besonderheiten definiert, einfachergesagt: der sie dort festhält und verankert,

� …wenn sie einfache, leicht begreifbare Gebäude-formen aufweisen und lagerhafte Proportionen mitnicht zu großen Wandhöhen und kräftigen Dach-neigungen,

� …wenn ihre Fassaden gegliedert sind und ihreDach- und Wandflächen kräftig strukturiert,

� …wenn für ihre Dachflächen, ihre leichten undschweren Wände immer die jeweils gleichen Mate-rialien und Farben verwendet werden,

� …wenn Sie behutsam und sensibel in das Geländeeingesetzt sind ohne gewaltige Abgrabungen undAuffüllungen,

� …wenn sie in bewegtem Gelände eher auf denHängen und auf den unteren Ebenen angesetztsind und dadurch nicht frei vor dem Horizont son-dern vor einem landschaftlichen Hintergrund ste-hen,

� …wenn für sie eine Farbgebung aus gebrochenenund gedeckten, niemals glänzenden Farben ge-wählt wird und

� …wenn ihr Standort mit aufgelockerter Bepflan-zung an den richtigen Stellen umgeben ist, dieganz bewusst gesetzt ist, um Blicke zu führen,Außenräume zu markieren oder einzurahmen, zulange Gebäudefronten zu unterbrechen und denAnblick zu hoher Gebäudeelemente zu mildern.

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Gebäude in der Landschaft

Grundsätzlich gilt:Ob neue Gebäude sich für den äußeren Betrachtergut oder schlecht in eine Landschaft einfügen, hängtvon vielen Bedingungen und Eigenschaften ab.

Das sind zum Beispiel:� die Landschaft selbst, ihre Flächigkeit oderBewegtheit, die Linien, die sie unterteilen wie Flüsse,Straßen, Wege, andere Besonderheiten wie mar-kante Geländebrüche, vorhandene Gebäude und ihrBewuchs, Alleen, Gehölze, Wälder,

� der Ort, den die neuen Gebäude dort einnehmenwerden,

� ihre Form und Gestalt, oder die Art wie siezueinander stehen werden,

� die Wirkung der Materialien und Farben imZusammenklang mit denen der Landschaft.

Deshalb ist das Urteil, ob ein Gebäude oder eine Gebäudegruppe dasLandschaftsbild eher stören oder sich harmonisch dort einfügen wird, nur in der Gesamtsicht aller dieser Merkmale möglich.

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Einfügen in die Landschaft

1 Standortwahl

Vielerlei wichtige Faktoren bestimmen für einen Bau-herrn von vornherein die Wahl des Standortes fürseine neuen Gebäude:

� ob ihm der Platz überhaupt gehört,

� ob ein Neubau dort baurechtlich genehmigungs-fähig ist,

� ob eine Erschließung mit Zufahrt, Strom, Wasserund Abwasser dorthin möglich und günstig ist,

� ob die Beschaffenheit des Platzes ihm vom Unter-grund und der Geländeform her die Anordnungseiner Gebäude dort erlaubt und ob auch eineErweiterung möglich ist,

� und manches andere mehr.

Vielleicht kann es dennoch für manchen Bauherrn –auch alle diese Zwänge eingerechnet – eine gewisseFreiheit in der Wahl des Platzes geben. Für diesen Fallgilt dann wohl:

� Ein neuer Hof inNorddeutschland. DerStandort im Winkel desWaldes, Form undGröße der Gebäude,Proportionen, Farben.Alles »stimmt«.

Nichts, rein gar �nichts spricht dafür, dassdiese Hofanlage an genaudieser Stelle in der Land-schaft steht. Es ist egal, ob hier oderdort oder anderswo.

Als ob schon immer �da gewesen, schmiegt sichdieses große Gebäude ineine Senke vor den Hangund wird durch einen al-ten Baumbestand und einwenig neues Grün ein-gerahmt.

Neue Hofanlage in �einem Taleinschnitt. DieAnlage ist von einem be-stehenden Grünzug imTalgrund und den Gehöl-zen der Obstwiesen aufsBeste eingefasst.

Es ist möglich und auch wichtig, schon bei der Wahl des Standortes dadurchauf die Gegebenheiten einer Landschaft einzugehen, dass man ihre topo-graphischen Besonderheiten in seine Überlegungen mit einbezieht.

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Man kann natürlich…� ein neues Gebäude einfach mitten in eine freieungegliederte Acker- oder Wiesenfläche setzen,

oder aber

� in die Biegung einer vorhandenen Straße, an eineWegkreuzung oder an den nahen Waldrand.

� dieses Gebäude einfach oben auf einer Gelände-kuppe anordnen oder irgendwo auf einen langengleichmäßig abfallenden Hang,

oder aber

� angeschmiegt an eine Kuppe, einen Gelände-bruch oder an ein vorhandenes Gehölz.

� Vor einem großenWaldstück liegt diesesgroße alte Gebäude wieeingebettet.

� Genau auf dem Sattelan der Biegung einesHöhenweges – und dassicher nicht zufällig – liegtdieser Bergbauernhof.

� Ohne Bezugspunkt »schwimmt« diese Gebäude-gruppe irgendwo auf einer kahlen Ackerfläche.

� Besser: Hier angelehnt an eine Böschung, die denlangen Hang unterbricht…

� …oder hier, festgehalten durch ein markantesGehölz.

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1.1 »Haltepunkte / Haltelinien«Bei der Suche nach den besonderen topographischen Merkmalen des jeweiligenGeländes geht es also um so etwas wie »Haltepunkte« oder »Haltelinien«,d. h. um Merkmale, die dazu geeignet sind, das neue Gebäude im Auge des Betrachters scheinbar festzuhalten.

Einfügen in die Landschaft

Solche »Haltepunkte/ Haltelinien« sind z.B.:

� ein Waldrand, auch wenn nicht unmittelbar darangebaut werden darf,

� ein Knick in einer Straße, die Abzweigung einesWeges oder eine Wegekreuzung,

� ein Feldgehölz oder ein die Landschaft beherr-schender Baum in der Nachbarschaft.

� ein Knick im Verlauf eines Seeufers oder einesBaches,

� eine Geländeverwerfung oder -unregelmäßigkeit.Nur sind die neuen Gebäude dann meistens besserunterhalb als oberhalb des Geländebruches aufgeho-ben,

� Ein Weg führt übereine weite Fläche, wendetsich in der Ferne und ver-schwindet in der Senke.

� Genau in die Gelände-welle vor ein Gehölz istdieser neue Schafstall ein-gefügt.

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� Von einer hohenWaldkulisse fast ver-steckt, so geschickt istdieser Schuppen an denRand des Feldes gesetzt.

� Dieses Gehöft könnte hier, aber auch irgendwoanders an diesem Wege liegen.

� Jetzt läuft der Weg auf die Gebäude zu undbiegt vor ihnen um, als sei er auf ein Hindernisgestoßen. Weg und Gebäude haben einen Bezugzueinander gefunden.

� Die Gebäude könntensich aber auch an denWaldrand anlehnen. ZweiBäume am Rand der langenStraße weisen den Weg.

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1.2 »Oben/Unten«Bestimmte Gebäude wurden schon immer – zurDemonstration ihrer Bedeutung oder auch derbesseren Übersicht wegen – vorzugsweise auf einenerhöhten Standort gesetzt. Dazu gehörten Burgen,Schlösser, Kirchen, Klöster und ähnliches mehr.Es ist wohl ohne weiteres einzusehen, dass landwirt-schaftliche Gebäude nicht unbedingt zu dieserKategorie gehören.

Einfügen in die Landschaft

Deshalb:

� besser unterhalb der Höhe anordnen und,

� möglichst so, dass die Silhouette von der Hauptbetrachtungsrichtung ausgesehen, nicht gegen den freien Himmel steht.

Tief duckt sich �dieser alte Hof in eine Geländewelle auf der

weiten Fläche.

� So war es immerschon, oben die Burg,die Kirche, das Klosterbeherrschend über derLandschaft.

� Tausenden von Auto-fahrern demonstrierendiese ausgerechnet aufdie Kuppe gesetztenGebäude täglich, wieneue landwirtschaftlicheGebäude nicht unbedingtaussehen sollten.

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� Scheinbar buntzusammengewürfeltstehen hier vielerleiGebäude als Silhouettegegen den Himmel.

oben auf der Kuppe?… �

� …nein, besser in der Senke…

…und mit »Grün« �als Rahmen und Vorder-grund.

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Einfügen in die Landschaft

1.3 Hängiges GeländeNatürlich ist ein ebener Bauplatz eine ideale Voraussetzung für eine freie,richtungsungebundene Anordnung eines Gebäudes oder einer ganzen Hofanlage.Man hat Platz, kann die Baukörper frei und in jeder Richtung hinter- und neben-einander, die Fahr- und Arbeitsachsen in jeder beliebigen Richtung entwickeln undauch die spätere Erweiterung vom Gelände unbehindert einplanen.Aber – dieses Glück ist in unseren Regionen selten. Meistens ist am erwähltenBauplatz mehr oder weniger starkes Gefälle anzutreffen.

Parallel/quer zum Hang

In manchen Landschaften wie z.B. im Schwarzwaldwar es von Alters her üblich, die Gebäude mit ihrerLängsrichtung quer zum Hang zu stellen, sodass diewichtigste Seite, das »Gesicht« des Hauses, meistder Giebel des Wohnteiles, ins Tal hinab sah.In ihrem Inneren haben diese Gebäude das raschabfallende Gelände mit verschieden hoch angesetzten Einfahrten auch arbeitswirtschaftlichausgenutzt.Die landwirtschaftlichen Gebäude unserer Zeit sindjedoch meistens auf eine einzige, an Längsachsenorientierte Arbeitsebene konzipiert. Auch geht esheutzutage um viel größere Dimensionen als in derVergangenheit.So wird es wohl besser sein, die neuen Gebäudelängs parallel zu den Höhenlinien an den Hang angelehnt zu stellen als quer gegen ihn.

Obwohl mittlerweileso grün wie die an-schließende Wiese, istmit diesem Geländenach Abrücken der Rohbaukolonnen nochnicht viel geschehen.

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Schonender Umgang mit demnatürlichen Hanggelände

Auch wenn es gelungen ist, die neue Gebäude-anlage mit den wichtigsten Gebäuden und System-achsen parallel zu einem Hang zu entwickeln, wirddoch in einer bestimmten Breite eine ebene Flächequer zum Hang notwendig sein, und das heißtimmer »abgraben/aufschütten«.

Landauf, landab bieten sich dem Wanderer dafür inder Regel diese beiden Paradefälle:

entweder

das Gebäude steht talwärts auf einem mächtigenBetonsockel als Fundament gleich unterhalb dertalseitigen Außenwand oder, wenn noch eineVorbeifahrt nötig war, als Stützmauer ein wenigweiter unten,

oder

gleich unterhalb der Gebäude oder der Umfahrt isteine mächtige Böschung aufgeworfen, die in derRegel viele Jahre – oft für immer – unbegrünt undungepflegt so liegen bleibt.

Diese Gruppe – parallel �zu den Höhenlinien an-

geordnet – schmiegt sich anden Hang an und ver-

wächst so förmlich mit derLandschaft.

� Erweiterung für einen Schwarzwaldhof. Das große alteGebäude steht gegen den Hang mit dem Gesicht zum Tal.Der neue Stall steht quer dazu auf der Höhenlinie. DasGelände ist einigermaßen gefällig ausmodelliert. Ein wenigGrün würde zur besseren Einbindung noch gut tun.

� Eine Gebäudegruppe am Hang:ausgerechnet der größte und höchsteBaukörper steht quer zum Hang-gefälle. Mächtige Aufschüttungen sinddie Folge. Auch »Grün« kann hierschwerlich noch etwas heilen.

� Wenn all das nicht möglich ist, ist es immer nochbesser, die Fassadenverkleidung des Haupt-geschosses über den Betonsockel bis fast zurErdkante herunterzuziehen, als diesen Sockel sicht-bar in Beton so hoch aus dem Gelände ragen zulassen. Die so behandelte Fassade sieht dann zwarein wenig hoch aus, aber nicht so gewaltsam auf-gestelzt.

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Abhilfen

Generell soll man der Talseite als Hauptansichtseite die meisteAufmerksamkeit zuwenden.Auf der Bergseite fällt die Böschung nicht so sehr ins Auge. Sie wird vom Gebäude auch meist verdeckt, und ist mit etwasmehr Erdmassenausgleich und einer mäßigen Begrünung durchGehölze leicht in den Griff zu kriegen.

Einfügen in die Landschaft

Auf der Talseite ist oft schon damit geholfen,dass…� …die an sich steile Böschung mit etwas mehrAuffüllmasse (die sonst abgefahren werden muss)ausgerundet und ausgeglichen wird, sodass keinejähen Geländekanten übrig bleiben,

� …die Sockel etwas angeschüttet werden und dieAnschüttung ein wenig weiter unten talabwärts miteiner niedrigen Mauer (vielleicht trocken aufgesetztaus örtlichem Gestein) noch einmal abgefangenwird.

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In all diesen Fällen hilft natürlich eine Bepflanzung,den »gewalttätigen Eingriff« zu mildern. Das musskein vollgepflanzter Gehölzstreifen sein. Ab und zueine Gruppe von Sträuchern oder ein Baum an derrichtigen Stelle helfen viel.

� Ein neuer Laufstall insteilem Gelände. Weil dieGebäudeebenen – oben/unten – gegeneinanderversetzt sind, wird derGeländeeingriff gemildert.Sicher aber wird dieseWunde im Gelände ganzgeheilt sein, wenn alleseinmal fertig und begrüntist.

� So wie bei diesem Gebäudesieht es meistens aus. Einhoher Sockel stemmt den Bauaus dem Gelände. Ist dieseBaumaßnahme damit wirk-lich fertig?

� Auch wenn die Sockel-geschosse dieser neuenGebäudegruppe geschicktals Abstellraum undGüllelager genutzt sind, somüsste doch mindestensvor dem Anbau im Vorder-grund noch irgendetwasgeschehen, damit das allesunten rum nicht so kahlund unfertig aussieht.

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Einfügen in die Landschaft

Ausnutzung von Geländegefälle durchversetzte Gebäudeebenen

Gute Planer werden versuchen, Höhenunterschiede zu nutzen und bei der Anordnung der einzelnen Funktionsbereiche mit einzubeziehen.

In der Hofanlage durch:

� verschiedene Höhenlagen für Wohnhaus, Stallungen, Gerätehallen, Mist- undGüllelager, andere Nebengebäude,

� die Auflösung von großflächigen Hallenbauten in kleinere, in der Höhenlageversetzt angeordnete Gebäudeteile,

� Gebäude, die in den Hang geschoben sind und sowohl von der Berg- als auch von der Talseite erschlossen werden (z.B. Reithallen).

�Betrieb Weigele in MarkdorfDer geschlossene Boxenlaufstall ist auf der oberen Gebäudeebene hangaufwärts angeordnet. Ein Geschossweiter unten wird das Gebäude von der Talseite herals Lagerraum für Stroh, Heu und Geräte genutzt.

� Anpassung an dieHanglage durch Gebäudeauf verschiedenen Ebenen.

19

Innerhalb der Gebäude durch:

� höhenversetzte Funktionsebenen, welche durch Treppen oder schiefe Ebenenmiteinander verbunden werden,

� versetzte Ebenen zwischen Milchviehstall und Melkbereich, die einen ebenenZugang zum Melkflur ermöglichen,

� Laderampen, Annahmestellen für Schüttgüter (Getreide, usw.),

� Güllekeller mit Slalomsystem auf der Talseite,

� Bergeräume oder Einstellplätze für Geräte, die von der Talseite erschlossen sind,

� Nutzung der Höhenunterschiede durch geneigte Entmistungsflächen, z. B. beiTretmistverfahren.

Es sollte immer versucht werden, das Gelände mit in die Planung einzubeziehenund zu nutzen. Technische Geräte können zwar die Höhenunterschiede über-winden, sind aber mit einem höheren Aufwand für Anschaffung und Wartungverbunden.

�Betrieb Lorch MägerkingenMilchviehlaufstall mit eingestreuten Liegeflächen imTretmist-Prinzip. Der Geländequerschnitt zeigt, wiedie verschiedenen Nutzungsebenen sich den Hangherunter entwickeln: Ein Teil des Gefälles wird durch

die beiden geneigten Liegeflächen abgebaut, die untereLiegefläche ist um 80 cm gegenüber dem zugehörigenFutter- und Laufgang zusätzlich abgesenkt. DiesenNiveau-Unterschied überwinden die Tiere leicht aufRampen mit einzelnen Stufen an den beiden Giebel-seiten des Stalles.

Kuhtreppe �zwischen Lauffläche

und Fressplatz.

2 Landschaftseinbindung durch »Grün«

Leider bietet der ausgewählte Bauplatzmeistens keine Ansatzpunkte, um dasneue Gebäude, die Gebäudegruppe sowie in den vorangegangenen Kapitelnbeschrieben – darin zu »verankern«.Es ist deshalb gut, dass es ein Mittel

gibt, dieses »natürliche« Einbinden indie Landschaft auch nachträglich,sozusagen »künstlich« zu erreichen,und das ist der richtige Gebrauch von»Grün«.

Mit »richtig« ist nicht gemeint:� Die Gebäude mit einem dichten Wallvon Bäumen und Sträuchern einzu-packen. Die auf diese Weise entstehendeGrün-»Insel« steht danach genauso be-

ziehungslos und unvermittelt als Fremd-körper in der weiten Landschaftsflächeherum wie die Gebäude vorher ohnediese nachträgliche Einkleidung.

Hinter dem älteren �Schwarzwaldhof ist einlanger neuer Laufstallangeordnet. Der vor-

handene lockere Baum-bestand umgibt das alte

Gehöft und mildertauch die unverhältnis-

mäßige Länge desneuen Stalles auf an-

genehme Weise.

Eine Gehöftgruppe �im SchwäbischenOberland. Durch

Baumgehölze beileibenicht versteckt, aber

festgehalten und eingebunden.

Verstreute Fichten- �gruppen auf weiten

Grünflächen bestim-men das Bild dieser

Landschaft. Auch dievereinzelten Gehöftesind jedes durch eine

Baumgruppe markiertund nehmen damit das

Landschaftsmotivwieder auf.

� Durch »Grün« in die Landschaft eingebunden?

Landschaftseinbindung durch »Grün«

21

Mit »richtig« ist dagegen gemeint:

Wenige, aber nach Art, Höhe und Größe unter-schiedliche Bäume und Sträucher an die richtigenStellen zu setzen, um damit zum Beispiel:

� einen glaubhaften natürlichen Übergang vonder Landschaft zu den Gebäuden zu finden,

� an ein vielleicht vorhandenes Gehölz anzuknüp-fen, es zu ergänzen, in die Hofanlage hereinzuziehenund so den angestrebten Übergang Gebäude-Land-schaft auf einfache Weise zu finden,

� den nachteiligen Eindruck von zu langen und zuhohen Gebäuden zu mildern,

� die funktionsbedingte Eintönigkeit mancher Betriebsgebäude durch Einzelpflanzungen aufzulockern,

� eine beziehungslos auf einer großen, vielleichthängigen Fläche angesetzte Gebäudegruppe durcheinen dominanten Baum »festzunageln«.

Bei dieser großen �neuen Hofanlage

entwickelt sich die Hof-eingrünung auf ganz

selbstverständ-liche Weise aus der

schon vorhandenen,reichen und viel-

fältigen Grünstrukturder Landschaft.

� Vor dem vorhande-nen Baumriegel und auf dieser markantenGeländeschwelle hättedieser Stall an sichschon von vornhereineinen idealen Standortgefunden. Mit einemStreifen aus Gebüschhat man ihm noch einen zusätzlichen Halt gegeben.

� Eine Landschaft im Schwäbischen Oberland. Weite Felder, ein

gewundener Weg, eine Fichtengruppe, stellenweise Feldhecken.

� Darin ein neuer Hof. Versuche, den

Landschaftseingriff zu mildern.

22

Allerlei Möglich- �keiten, mit »Grün« bewusst und zweck-bestimmt zu arbeiten.

Merke:Auch mit Bäumen und Sträuchern kann man»bauen«, nur einfacher und billiger, nämlichzum Beispiel: � an einem offenen »zugigen« Hofraum Lückenschließen,� verschiedene Funktions- und Erlebnisräume ein-rahmen beziehungsweise von einander abgrenzen:Wirtschaftshof, Vorbereich Wohnhaus, Kinderspiel-bereich, Gemüsegarten, Wohngarten usw., � einer leeren öden Hoffläche durch einen domi-nierenden »Hofbaum« einen zentralen Mittelpunktgeben und, � von innen her gesehen (Wohnzimmerfenster):dem Landschaftsbild einen Vordergrund geben unddas Landschaftserlebnis dadurch steigern.

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Zusammenfassung1. Es ist nicht richtig, neue Gebäude hintereinem Wall aus Grün zu verstecken. Gutgestaltete Gebäude brauchen keine Tarnung.

2. »Eingrünung« darf keinen Fremdkörperin der Landschaft ergeben. Sie soll möglichstvorhandene Grünelemente aufgreifen undden Anblick der neuen Hofanlage mit spar-samen Mitteln abwechslungsreich gliedern,strukturieren, einbinden.

3. So verstanden, kann eine neue Hof-anlage mit dieser Art von Eingrünung einvorher eher als eintönig empfundenes Land-schaftsbild sogar bereichern und seinenErlebniswert steigern.

� Ein großer Baum bestimmt den Hofplatz dieses neuen Gehöftes und schafft dort einen Aufenthaltsbereich mit besonderer Atmosphäre.

� So rahmt die Bepflanzung des Gartens das ferneDorfmotiv ein und teilt den Ausblick in Vordergrundund Hintergrund. Ein Erlebnisgewinn. Oder?

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Gebäudeform

3 Gebäudeform

3.1 BeurteilungsmaßstäbeIn diesem Abschnitt geht es darum, wie landwirtschaftliche Gebäude nach all-gemeinem Empfinden beschaffen sein sollten, damit sie in die Landschaft passen.Was aber ist »allgemeines Empfinden«, was ist »in die Landschaft passen«, was ist in diesem Zusammenhang »gut« und »schlecht«, »harmonisch« und »unharmonisch«, »geglückt« und »störend«. Dazu einige Bemerkungen.

3.1.1 Von der Prägung durch Gewöhnung

Es ist zu vermuten, dass das Schönheits- und Harmonieempfinden der meistenMenschen zuallererst durch Sehgewohnheiten geprägt ist, die auf Seheindrückevon frühester Jugend an gegründet sind.

Beispiele:� Schon ein Kind das ein Haus zeichnen soll, wird innahezu allen Fällen eine Giebelfassade mit einemspitzen Dach malen und – wenn zum Buntmalenaufgefordert – dieses Dach rot anmalen.

� Vermutlich wird der gleiche Mensch, als Erwach-sener aufgefordert ein Bild »Schwarzwald mit Haus«zu zeichnen, irgendetwas mit Tannen und einemechten »Schwarzwaldhaus« aufs Papier bringen.Selbstverständlich wird an diesem Schwarzwaldhausauch eine Menge Holz zu sehen sein.

� Johannes Schönleber, 6 Jahre

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In der Praxis:Es ist zu vermuten, dass von den meisten Menschen aus unseren Regionen

� Gebäude mit rechteckigen oder aus Rechteckenzusammengesetzten Grundkörpern, Gebäude mitdeutlich geneigten Satteldächern eher als angenehmeGestalterlebnisse empfunden werden als solche miteinem kurvigen, unübersehbar gegliederten, schief-winkligen oder sonst unklarem Hauskörper.

� Oder, dass ein Gebäude mit Außenmaterialien wieNaturstein, Mauerziegeln, Holzschalungen und Dach-ziegeln eher als »landschaftsverträglich« angesehenwird als ein solches mit Außenmaterialien wie glasiertenKeramikziegeln oder mit Blech-, Glas-, oder Kunststoff-verkleidungen.

Damit ist schon fast das Wichtigste zum Thema»Gebäudeformen« gesagt und das entspricht auchdem, was wir selbst draußen an den alten Bauernhöfenin unseren Landschaften sehen. Gleich ob Schwarz-wald-, Bodensee-, oder Allgäuerhaus, immer handelt essich um klare, rechteckige Bauformen, die am Giebelein Höhenverhältnis Traufhöhe zur Breite von höchstenszwei zu drei und in der Gebäudelänge ein Verhältnisvon höchstens drei zu eins zur Breite aufweisen. Dasganze immer gekrönt von einem mächtigen Sattel- oderWalmdach mit weiten Dachüberständen, welche dieschützende Funktion des Daches noch unterstreichen.

Dieses Haus hat, �obwohl aus unserer

Zeit, eine ganz einfache, traditionelle

Form und gefällt wahrscheinlich

»auf den ersten Blick«.

Dieses Haus ist �aus vielen einzelnen

Elementen und Formbruchstücken zusammengesetzt. Ziemlich mühsam

»da durchzusteigen«.

Zwei moderne �Gebäude mit

ungewohnten Formen.Das eine ein klar

umrissenes Pultdach, jedoch holzverkleidet,

das andere ein Metallgebäude, wie

eine Maschine. Sicherwird das obere, wennnicht ohne weiteres,

so doch eher als »landschaftsver-

träglich« empfunden.

26

Gebäudeform

Daneben gibt es aber auch eine Reihe von objektiven und nach aller Erfahrung fürdie meisten Menschen gültigen Erkenntnisse darüber, wie die Sinneseindrücke, dieauf uns einwirken, von unseren Augen wahrgenommen und von unserem Gehirnverarbeitet werden. Und wie sie geordnet, mit anderen Erfahrungen verglichenwerden, und welche Eindrücke davon aufgrund der in ihrem Empfinden in langenJahren entstandenen Ordnungsmuster von den meisten Betrachtern als eher »harmonisch« oder im Gegenteil als »störend« aufgenommen werden.

Dazu vorweg eine dieser Erkenntnisse, für das Thema dieser Schrift die wohlwichtigste (nach Wienands, Gestaltung ländlicher Bauten):

3.1.2 Von der Bedeutung der Einfachheit und Klarheit der Gebilde

Das Empfinden der meisten Menschen ist wahrschein-lich darauf eingerichtet, regelmäßige, geschlossene,symmetrisch angelegte und klar begrenzte Formen alsangenehmer zu empfinden als unklare, kompliziert zusammengesetzte, zerrissene, auseinanderfallendeGebilde. Gut gestaltete Gebilde haben klare Zusammenhänge und Umrisse. Je klarer, straffer, ein-facher und in sich geschlossener, also je »prägnanter«ein Gebilde ist, umso eher ist es für unsere Sinne alseine befriedigende »Gestalt« zu erkennen.

� Einfaches Gebilde: Zwei ähnliche Gebäude, gleiche Form,gleiche Dachform, gleiche Dachdeckung,nur einfach neben-einander gestellt undmit einem Zwischen-dach verbunden. KlareOrdnung erkennbar.

� Kompliziertes Gebilde: Gebäude verschiedener Formenirgendwie nebenein-ander gestellt. Keine Ordnung erkennbar.

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� Kompliziertes Gebilde:Zerrissene, zerstückelte, unklareForm aus mehreren Bauteilenund Anbauten.

� Einfaches Gebilde: Auchhier Gebäude in Form undMaterial ähnlich, in leichterkennbarer Zuordnung.

3.1.3 Folgerungen:

Daraus kann man lernen:� Einfache, auf geläufigen geometrischen Grundmustern beruhende, also zumBeispiel auf einem rechteckig ausgerichteten Grundschema gereihte, gespiegelteoder symmetrisch angelegte Zuordnungen verschiedener Gebäude zueinanderwerden eher als befriedigend erkannt, als regellose und komplizierteZusammensetzungen.� Klare, aus üblichen geometrischen Formen entwickelte Baukörper sprechenden Schönheitssinn eher an, als kompliziert zusammengesetzte, zusammen-gestückelte, zerrissene Bauformen.

28

Gebäudeform

3.2 Form, Proportion,Dachneigung

3.2.1 Grundsätzliches

Auch wenn wir – wie in vorangegangenen Kapiteln ausgeführt – heute nicht mehrso bauen können wie unsere Vorfahren, so könnten wir aus dem vorher Gesagtendoch wohl schon Folgerungen ziehen:

� Einfache, ruhige Gebäudeformen mit einer Traufhöhe weit unter der Gebäude-breite ordnen sich eher in die Landschaft ein als steile aufgestellte Scheiben oderturmartige Gebilde. Mit denen kommt dann leicht der Begriff »Kiste« ins Spiel. � Ein schmaler, hoher und flach gedeckter Baukörper steht eher isoliert in seinerUmgebung, während ein breites, niedriges Gebäude mit einem großen, deutlichgeneigten Sattel- oder Walmdach von unseren Sinnen vielleicht eher mit derLandschaft verbunden wird.

Woran kann das liegen?

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� Zum Vergleich:In die gleiche Landschaftsskizze sind zwei Gebäude unterschiedlicherProportionen eingefügt.� breit / niedrig� schmal / hoch

Die Landschaftsformen, über die wir hier in dieserSchrift sprechen, sind manchmal flach, meistens kuppig bewegt, niemals aber steiler als vielleicht 20–30 Grad. Nur selten unterbricht eine steile, felsige Form diese Strukturen. Bei der Betrachtungeines Landschaftsausschnittes daraus sehen wir überwiegend ruhige Linien mit einem eher sanftenAuf und Ab. Selten jähe Brüche von Liegendem zuAufrechtem. Wenn nun unsere Blicke die Linien dieser Ebenen, Kuppen und Hänge gleichsam nach-ziehen, dann auf ein gebautes Gebilde treffen, eineeher niedrige Wand heraufwandernd, über ein Dachmit eher sanften Abknickungen gleiten und auf derGegenseite nur wenig wieder abfallen bis zum gewachsenen Grund, so wird dieses Gebilde wahr-scheinlich eher als »eingebettet« empfunden, als ein hoher kantiger Gebäudeblock.

� Alle diese Gebäude sind breit und � niedrig, haben ein großes, deutlich geneigtes und dominierendes Dach.So fügen sie sich gut in die Landschaft ein, aber nicht nur wegen der grünenHintergründe, vor die sie alle gestellt sind.

30

Gebäudeform

Dazu noch eine Anmerkung:Bei einer Befragung, bei der die unten gezeigte Zusammenstellung von Gebäude-giebeln verschiedener Breiten-/Höhenverhältnisse und mit Satteldächern verschiedenerDachneigungen von 0° über 18°, 30° bis zu 45° zu bewerten war, hat die Mehrzahl derBefragten aus allen gebotenen Möglichkeiten einen Giebel mit einem Höhen-Breiten-verhältnis von ca. 1:2 bis 1:3 und einer Dachneigung von 30° als die angenehmsteForm ausgewählt.

1:1

1:1,5

1:2

45°30°18°0°

31

1:3

� Zu hoch, zu »klotzig«, keine Bodenhaftung! Gebäude dieses Typswerden immer als Fremdkörper aus der Landschaft herausragen.

� Vergleichende Zusammenstellung verschiedener Gebäudegiebel:senkrecht: gleiche Breite, gleiches Dach, verschiedene Höhen. waagrecht: gleiche Breite, gleiche Höhe, verschiedene Dächer.

� Ein großer Schafstall in bergigem Gelände. Derlange Gebäuderiegel ist derForm des Hanges nach-gebogen und so vor seinenFuß gesetzt. Dazu ein begrüntes Dach. GuteLandschaftseinbindung eines sehr langen Gebäudes!

32

Gebäudeform

Überlange Gebäuderiegel

� Gebäude mit solchenProportionen werden immer ein Fremdkörperin der Landschaft sein.

Manchmal hilft es etwas, die Längendurch kleine oder große Quergliederaufzulockern,�

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3.2.2 Dachüberstände

Dachüberstände verstärken bei einem großen Dach den schützenden und bergenden Charakter und betonen, dass es sich bei einem Dach nicht nur umoben schräg abgeschnittene Gebäudeflächen handelt, sondern dass hier ein eigenständiges, bedeutungsvolles Bauelement vorhanden ist, dem Beachtung beider Gestaltung zuteil werden sollte. Leider stellt sich diese schöne Wirkung nur beiniedrigen Gebäuden ein. Je höher das Gebäude wird, umso weniger scheinen dieAuskragungen des Daches motiviert, bis sie bei einem sehr hohen Gebäude fastzu lächerlichen Schlappohren werden.

� oder ein oder mehrere davor gestellte Bäume unterbrechen die überlangen Fassaden.

� Diese Wirkung verliert sich umso mehr, jehöher das Gebäude, je flacher das Dach undje dünner die Ansicht des Ortsganges wird.

�Ein Dach auf niedrigerWand, kräftig geneigt, mit deutlich markiertemDachgesims, mit großenDachüberständen hat eine bergende, schützende Wirkung.

34

Gebäudeform

3.2.3 Gibt es einen objektiven Zusammenhang zwischen Landschafts- und Gebäudeform?

Mit »objektiv« sind hier allein visuelle Eindrücke gemeint und mit»Zusammenhang« die Frage, ob z.B. eine ebene Landschaft eine ganz bestimmte, eine stark bewegte Landschaft eine ganz andere Gebäudeform als Antwort fordert. Hohes Land = steiles Dach, flaches Land = flaches Dach?

Die Antwort darauf ist wohl eher – nein! Oder besser: das ergibt sichirgendwie von selbst.

� Das Bild von dem Hof auf der Hochalm und das von dem Niederdeutschen �Hallenhaus im »Alten Land«, einem absolut flachen, Gräben durchzogenen Obst-anbaugebiet an der Niederelbe, beweisen fast das Gegenteil.

� Nein! Dass die Dachneigung dieses neuen Stallesim Hochgebirge von nur diesem Sichtwinkel aus ge-nau dem Gefälle des dahinter liegenden Hanges ent-spricht, ist sicher reiner Zufall!

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Früher, bei der strikten Beschränkung auf die ört-lichen Baustoffe und Bauweisen und die unbedingteAnpassung an die örtlichen Klimabedingungen, die Geländeformen und die Wirtschaftsweisen er-gaben sich ganz selbstverständliche aus diesen Vor-bedingungen entstandene Hausformen.

Trotz aller Angleichung der Baustoffangebote, derKonstruktionsweisen und vieler anderer Ausgangs-bedingungen ist das in gewissem Sinne auch heutenoch so.Natürlich findet auf weiten ebenen oder leichtgewellten Flächen eine andere Form von Landwirt-schaft statt mit Gebäuden anderer Dimensionen alsdie mehr kleinteilige Landwirtschaft in steilen Lagen.So bringt die eine Landschaft großflächige, lager-hafte Hallenbauten hervor, die sie durch ihre Weiteauch ohne weiteres optisch verträgt, die andereschon aus Gründen des unebenen Geländes mehrkleinteilige, gewürfelte oder gestaffelte Gebäude.

� Reetdach, Wände aus gebrannten Lehmziegelnzwischen Eichengebälk im Flachland.

� Gebäude, wie sie nur aus den örtlichen Gegeben-heiten der Landschaften entstehen konnten, in denensie vorkamen: Bruchsteine für die Wände, Felsplattenfür die Dächer im Hochgebirge.

� Eine Reihe neuer Stallscheunen unterhalb einesSchweizer Hochgebirgsdorfes und dagegen ein neuerRindviehlaufstall in der weiten Ebene eines Ober-schwäbischen Urstromtales.

36

Gebäudeform

3.3.1 Satteldächer

Stehen Dachneigung und Traufhöhe in einem gutenVerhältnis zueinander, so hat ein Satteldach eineüberaus bergende, ruhige und auch landschafts-verträgliche Wirkung.Zudem ist es uns aus »Prägung durch Gewöhnung«in unseren Regionen die vertrauteste Dachform.

3.3 Dachformen

Satteldächer nehmen giebel- wie traufseitig leichtBeziehung zu Dächern gleicher Art auf und sinddeshalb gut miteinander zu gruppieren.

� In der Sonderform des»Walmdaches« bieten diegroßen Dächer dieses Weilersim Hochschwarzwald ein be-sonders landschaftstypischesund vertrautes Bild.

Giebelseits aneinanderge-setzt, verklammert oder alsQuerbau: Einige von vielenMöglichkeiten, Gebäudemit Satteldächern mit-� einander zu verbinden.

Satteldächer bieten im Gegensatz zu anderen Dachformen vielmehr Möglichkeiten, neue Anbauten daran »anzudocken« und mitderen Dächern eine Verbindung zu dem Hauptdach zu suchen.

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3.3.2 Pultdächer

Pultdächer sind überaus geeignet dafür, kleinere Anbauten an ein höheres Gebäude anzusetzen.Als einzelne Bauform oder gereiht erscheinen siemanchem Betrachter als wenig statisch. Gemeint ist,sie scheinen zu »wandern«.

� Gleich, ob bei altenoder neuen Hausgruppen:Schon die gleiche Dach-form – alle Dächer sindSatteldächer – bindet dieverschiedenen Gebäudezusammen, besonderswenn Dachneigung, Dach-material und Dachfarbe»stimmen«.

� Diese Pultdächer: Stehen sie fest daoder wollen sie in eine Richtung wandern?Jeder sieht das vielleicht etwas anders.

Anbauten: Giebel- �oder Traufseite, alles istmöglich.

38

Gebäudeform

Bei vielen neuzeitlichen Stallformen ist eine wind-abgewandte, durchgehende Firstlüftung wichtig unddazu wird oft das normale Satteldach in der Weiseabgewandelt, dass die der Wetterseite zugewandteDachfläche den Dachabschluss der Gegenseite über-ragt und so die erwünschte durchgehende Schlitz-öffnung bildet.Dächer dieser Art verlieren jedoch gegenüber demeher ruhigen, bergenden Ausdruck eines Satteldachesein wenig an Geschlossenheit und klarer Form.

Am Gebäudefirst mit nurwenig versetzten Pult-dächern wirken dieseGebäude gerade noch ruhig� und geschlossen.

GegeneinandergesetztDieser Eindruck wird jedoch dann aufgehoben, wenn zwei oder mehreredieser Gebäudeformen mit den höheren Wandseiten gegeneinander stehen oder wenn am gleichen Gebäude zwei Pultdächer mit versetztem First sich einander gegenüber -stehen.

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� Ob es an dem starken Dachsprungim Firstbereich liegt oder an der Formdes darunter liegenden Gebäudekörpers:Dieser Giebel wirkt eher unstatisch undauch ein wenig »zerrissen«.

Skizzenhafter Versuch, mit einem �Gegengewicht (Kopfgebäude) und einem Festpunkt (Silo) Ausgewogenheitin eine solche Pultdachreihe zu bringen.

� Bei diesem Beispiel aus der Schweiz wirkt die Scharder Pultdachgebäude durchihre Anordnung am Hang begründet und logisch.

GereihtBei bestimmten Außenklimaställen ist gegen die Wetterseite eine möglichst niedrige, zur Hauptsonnenseite hin dagegen eine mög-lichst hohe Wandseite erwünscht. Diese Forderung führt automatisch zu Gebäuden mit Pultdächern.Meistens bringen es die betreffenden Betriebsgrößenmit ihren großen Tierzahlen mit sich, dass Gebäudedieser Art hintereinander gereiht werden müssen.Bei der so entstehenden Gebäudeschar scheint sichdas Gefühl des Unstatischen, in eine Richtung ge-lenkten, fast noch zu verstärken. Fast wünschte mansich ein Gegengewicht oder eine begleitende, zu-sammenfassende Gebäudespange, um die vermeint-liche Bewegung aufzuhalten.Zu all dem befinden wir uns mit Gebäuden dieser Artin einer Formenwelt, die unser Empfinden (»Prägungdurch Gewöhnung«) eher der Welt der Industriebau-ten zurechnet, die also der Gewöhnung noch bedarf.

Und wird der Firstsprung von Dachfläche zu Gegen-dachfläche unverhältnismäßig groß, so zerreißt dieDachfläche zu einem scharfkantigen, auseinanderge-brochenen Gebilde.

� Beide Gebäude zeigen einen starken Versatz dergegeneinander gestellten Pultdächer und dadurch einerecht unruhige Dachkontur.Beim linken Gebäude wird der Eindruck des dadurcheingeleiteten »Aufösens« der Form durch die vielenFassadendurchbrüche- und -öffnungen noch verstärkt,beim rechten Gebäude durch die im übrigen ganzgeschlossene, harte, vorsprunglose Form eher wiederaufgehoben.

40

Gebäudeform

� In die weite Ebene desRheintales eingebettet,bietet dieser große neueHof mit seinen kubischenFormen ein für ein land-wirtschaftliches Gebäudeganz ungewohntes Bild.

gut für Verbindungs-� bauten …

3.3.3 Flachdächer

Flachdächer werden bei Industrie- und Gewerbe-bauten fast überwiegend, bei landwirtschaftlichenGebäuden fast gar nicht eingesetzt.Das liegt daran, dass bei landwirtschaftlichen Gebäuden

� im gleichen Gebäudequerschnittbereichsweise hohe Innenraumhöhen fürLagerung oder Durchfahrten erwünschtsind, während sie in anderen Partien desgleichen Querschnitts eher überflüssigsind.

� ein von der Dachinnenschräge gelenk-ter oder geförderter Luftstrom erwünschtund zur Einsparung mechanischerLüftungssysteme sogar notwendig ist.

� trotz aller Fortschritte bei der Entwicklung neuerBaustoffe und Konstruktionen die Ableitung vonRegenwasser auf schrägen Ebenen in natürlichemGefälle immer noch weniger Konstruktions- undKostenaufwand erfordert als die Abdichtung einerebenen Dachfläche.

…gut zur Überdeckung �von sehr komplizierten Gebäudeformen, wie sie im modernen Wohnungs-bau manchmal, im land-wirtschaftlichen Bauen wohl eher nie vorkommen …

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� …gut für Anbauten an Gebäuden, wenn ausBelichtungs- und Belüf-tungsgründen keine andereAnschlussdachform mög-lich ist.

Flachdächer� geben Gebäuden einen neutralen, eher aus-druckslosen Charakter. Sie eignen sich deswegensehr gut als Verbindungsbauten zwischen verschie-denen Gebäuden oder aber für Nebengebäude, diesich im Gegenüber zu optisch oder geschichtlichanspruchsvollen Gebäuden eher bescheiden unddeutlich untergeordnet geben sollten.

� sind dafür geeignet, komplizierte Grundriss-formen zu überdecken, die vom Rechteck starkabweichen.

� geben Baukörpern von niedriger Gebäudehöheeinen ausgesprochen lagerhaften Ausdruck, solchenvon großer Höhe den ganz und gar nicht land-schaftseinbindenden Charakter einer »Kiste«.

� Mit seinem Flachdachwill sich dieses kleine neueGebäude links gegenüberden alten denkmalgeschütz-ten Bauformen vollkom-men unterordnen undihnen auf gar keinen FallKonkurrenz machen.

Versuche, mit begrüntenFlachdächern ein neuesGebäude oder, im anderenFall, einen Anbau in die Landschaft zu integrieren.�

� Dieses lange, niedrige Flach-dachgebäude liegt richtig breit und ruhig in der Ebene. Die Längewird durch einen Zwischenbaumit einer anderen Dachformwohltuend unterbrochen.

� Durch die wenig lager-hafte Proportion habendiese Gebäude fast schoneinen »kistenhaften«,wenig landschaftseinbin-denden Charakter.

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3.3.4 Tonnendächer, Kuppeln, Zelte

Sie sind unserem Denkschema »landschaftsgebun-denes Bauen« bisher noch fremd, obwohl als Ab-deckungen von runden Güllebehältern und leichtenFolienhäusern zunehmend üblich und dort auchwohl nicht mehr wegzudenken. Sie wirken zunächstin der Zusammensicht mit den uns gewohnten Haus-landschaften fremd von ihrer Form her, aber oft auchwegen der dabei verwendeten, glänzenden undlichtspiegelnden Oberflächenmaterialien, die sie –gemessen an ihrer Größe und Bedeutung – unver-hältnismäßig auffällig machen.Würde dieser Nachteil durch matte, strukturierteOberflächen abgestellt und Formen dieser Art nachihrer Größe und Stellung im Gesamtkomplex der Ge-bäude richtig angeordnet, so würden wir sie sicherleichter in die uns gewohnte Formenwelt einordnenkönnen.

Gebäudeform

� Oder sind auch das Bauformen, auf die wir unsim landwirtschaftlichen Bauen einstellen müssen?

Es wird nicht einfach sein,diese neuen Formen in dieuns gewohnte Formenweltunserer Dörfer und Höfe � einzugliedern.

Ist das vielleicht das Bild des »Hofes der Zukunft«?Ein dauerhaftes Kerngebäude und rundherum kurz-lebige »fliegende« Billiggebäude, nur gerade für die eben aktuelle Produktion da hingestellt? �

� Gelungene Einpassungeines Fermenters nach Größeund Form neben das dazu-gehörige Maschinenhaus amRand eines neuen Hofes.

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Neuer Bauernhof in �Linach/Hochschwarz-wald.Prof. Ulrich Schnitzerversuchte, mit diesemProjekt und ähnlichenanderen, die Verwen-dung der historischenGebäudeform mitanderen Inhalten plau-sibel zu machen.

Aus dem Architekten- �wettbewerb »Weiterent-wicklung von Schwarz-waldhöfen« desSchwarzwaldvereines.Mit ihrem abgebildetenEntwurf (1.Preis) be-schreiten die ArchitektenFink und Jocher einenguten Weg: Der altengroßen Hausform desbestehenden Hofes(obere Abbildung rechts,darunter liegende Abbil-dungen jeweils links)eine neue große mar-kante Form zur Seite zustellen.

3.3.5 »Landschaftstypische Dachformen«

Von allen Eigenschaften eines Gebäudes ist die Dachform zusammen mit derTraufhöhe wahrscheinlich das am meisten und am ehesten den Gestaltsinn desBetrachters ansprechende Merkmal. Damit wohl auch das ihn am ehesten zueinem Urteil »landschaftstypisch« oder »landschaftsstörend« verleitende Motiv.Leider bringen die Funktionen moderner landwirtschaftlicher Gebäude, ihreGröße, ihre Überlängen, die notwendige Reihung mehrerer Gebäude es mit sich,dass diese uns so vertrauten Dachformen dabei nicht mehr verwendet werdenkönnen.Im Gegenteil wirkt die unkritische Übernahme von Dachformen aus Gebäudeneiner vergangenen Zeit auf moderne Gebäude eher hilflos, besonders dann, wenneinzelne Stilmerkmale dieser alten Dächer als Dekorationselemente auf die neuenDächer »geklebt« werden.

� An dieser neuenStallhalle im Schwarz-wald soll das Krüppel-walm-Motiv noch andie alte Bautraditionerinnern.

� Neuer Schwarz-waldhof als Eindachhofals Folge von Beratun-gen und Auflagen der Genehmigungs-behörden.

Neue Wege�

Ansicht von Norden

Ansicht von Osten, Längsschnitt durch Stallgebäude

Ansicht von Süden

Ansicht von Osten

Gebäudeform

3.4 »Aufgelöste« GebäudeformenBei einigen Stallformen, z. B. bei Milchviehlaufställen,waren früher große Hallenbauten selbstverständlich.Durch neuere Erkenntnisse in der Tierhaltung undauch durch das Bestreben nach Kostenoptimierunghat sich das aber seit einiger Zeit geändert.Diese großen Hallenquerschnitte werden bei neue-ren Entwürfen förmlich aufgespalten und in ihre ein-zelnen Bereiche zerlegt: Liege-, Lauf-, Fressbereiche,die je nach Bedarf überdacht oder offen bleiben.

Vorteile

� Statt zu großer, vielleicht für die Landschaft auchzu mächtiger Gebäudeformen ergibt sich daraus eineAnsammlung kleinerer Bauformen.

� Durch das Aufspalten in verschiedene Bereichekönnte der Umgang mit dem Gelände einfacherwerden, weil das Arbeiten mit versetzten Ebenen mitdiesen »aufgespaltenen« Gebäuden eher möglichist.

Nachteile

� Durch Aufspaltung auf mehrere Gebäude mitverschiedenen Dächern Verlust an Klarheit der Form.Dieser Gefahr kann nur dadurch begegnet werden,dass die verschiedenen Dächer in Form und Dach-neigung strikt aufeinander abgestimmt werden, alleGebäudeteile mit gleichen Materialien und Farbenaufeinander Bezug nehmen und so wieder zu einergeschlossenen Gruppe zusammenwachsen.

� Bei diesem Beispiel erscheinen die einzelnenGebäudeelemente durch geschickte Zuordnung,ähnliche Formen und gleiche Materialien und Farbenwieder zu einer ziemlich geschlossenen Einheitzusammengewachsen.

� Hier ist der Stall wirklich»aufgelöst«, zu verschiedenenEinzelelementen ganz zer-fallen...

� …oder hier zu einemschwer begreiflichen Gebildewieder zusammengesetzt …

� ...während hier Dachformenund Farben die auseinander-gespaltene Gruppe noch einiger-maßen zusammenhalten.

Aneinander:

Wenn das Überspannen mittels einer einzigen Dach-form über sehr große Innenflächen nicht mehr mög-lich ist, bietet sich das Aneinanderreihen kleinererDachformen an oder es handelt sich tatsächlich umeinzelne Gebäude, die ohne Zwischenräume anein-andergesetzt sind.Gebäude dieses Typs, gleich ob mit Sattel-, Pult-,oder anderen Dachreihungen abgedeckt

� sind bautechnisch heikel, in manchen Landschaf-ten unmöglich, wegen der schwierigen Ableitungdes Regenwassers in den innenliegenden Traufenund der Ansammlung von Schnee in den Kehlen,

� erinnern durch ihre Form an industrielle/gewerb-liche Gebäude, obwohl Landwirtschaft heute imGrunde ja auch dazu gehört,

� können allzu schnell monoton wirken, wenn demnicht durch spannungsvolle Abstimmung der Gebäu-deproportionen, Dachformen und Dachneigungenbegegnet wird und die mögliche Monotonie nichtdurch ein zusätzliches, kontrastierendes Bauteil oderGebäude aufgehoben wird.

Solche nebeneinander �gestellten, einanderformgleichen Baukörperwirken immer sehrordentlich. Zu ordentlich,fast langweilig, möchteman meinen.

Pultdachgebäude mit versetzten Firsten sind bei �beiden Beispielen aneinandergereiht worden. Durchgleiche Dachformen, gute Proportionen und interes-sante Dachverläufe – beim unteren Beispiel besser alsbeim oberen – wirken sie jeweils fast wie eine Einheit,obwohl das beim ersten Beispiel durch die vielfachdurchbrochene Giebelfassade sehr erschwert wird.

Jedes für sich in der Reihe:

In gewissem Sinne trifft dies alles auch für die vielenFälle zu, in denen gleichartige Gebäude geordnetnebeneinander in einer Reihe stehen.Dabei gibt es zwar keinen Schneesack und keinenWasserstau in den Dachkehlen, die Gefahr derMonotonie ist aber auch hier gegeben ,wenn nichtgar größer.Auch hier müsste durch ein kontrastierendes Mittel, gebaut oder gepflanzt, versucht werden, die Einförmig-keit aufzubrechen.

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3.5 Gereihte Gebäudeformen

46

Fassadengliederung

4 Fassadengliederung

Hin und wieder kann man auf dem Landbeim Vorbeifahren das Entstehen einesgrößeren Hallengebäudes beobachten.Zunächst wird die Aufmerksamkeitdurch die aufgerichtete Tragkonstruk-tion gefesselt. Wie interessant sieht dasdoch aus, wenn das Dach auf den vielengrazilen Metallstützen oder den kräfti-gen, im rhythmischen Abstand aufge-reihten Holzbindern steht. Nicht lange! Eines Tages wird das Ganze mit einer fu-genlosen Haut aus Holz oder Blech ummantelt undplötzlich steht da ein langweiliger blockiger Klotz.Das muss nicht so sein!Die sichtbar gelassenen Teile der Konstruktion hel-fen, lange Fassaden rhythmisch zu untergliedern undaufzulockern. Sie machen den Anblick auch des-wegen für einen aufmerksamen Betrachter interes-sant, weil sie sichtbar machen, wie die Lasten vonoben nach unten abgeleitet werden, also wie dasGebäude statisch funktioniert.

Gebäude mit ungegliederten Fassaden: zu langweilig, zu monoton, zu »blockig«.

Regelmäßige Gliederungeiner langen Fassade durchBetonstützen bei einemBetrieb in der Schweiz.Auch der Höhe nach ist dieFassade sauber und durch-gängig in zwei Streifengeteilt. Wenn sich dieTrennglieder so deutlich wiehier hervorheben, spielt eskeine so wichtige Rolle, wiedie einzelnen Fassadenfelder� gefüllt sind.

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Sehr aufwändig, aber »gekonnt«

Anbau an einen �Schwarzwald-FerienhofLiebevolle Ausformung derLängsfassade dieser Milch-vieh-Liegehalle.

Gesehen an einem �gewerblichen Gebäude:Sehr aufwändige, aberinteressante Aufteilung derFassade in:� Sockelmauerwerk mitdazwischen gestellten, teil-weise sichtbaren Stützen,� aufgehende Fassaden-felder mit senkrechterDeckelschalung und� jeweils dazwischen einschuppenartig verschaltesLüftungsfeld.

Und noch eine Idee: �Bei diesem Gebäude einerVersuchsanstalt wurdendie tragenden Stützen, umsie zu betonen, ganz freivor die Fassade gestellt.

� Schöne Gliederung derLängsseite einer Liegehalledurch grazile Stahlstützen.

� Interessant gegliederteFassade eines Offenfront-stalles: In der Länge durch diekräftigen Holzstützen unter-teilt, dazwischen in wechseln-dem Rhythmus die Führungs-stäbe für die Curtains, einzeln und doppelt.Der Höhe nach wird der Raumzwischen dem kräftigen Fun-damentstreifen und dem Holz-gesims durch das horizontallaufende Paket der zusammen-gerollten Curtains gegliedert.

� Appenzell: Gliederungeiner Scheunenfassade durch vertikal vorgelegteHolzstiele an den Stößen der waagrechten Schalung.

� Wenig, aber besser als nichts.An dieser Wand wird dieSchuppenschalung an ihrenStößen jeweils in gleichemAbstand von einer vertikalen,gegen den Betrachter stehen-den Bohle unterbrochen.

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5 Material und Farbe

5.1 Von der Bedeutung der Oberflächenstrukturen

Material und Farbe

Wir könnten daraus lernen:� Farbe ist nicht alles, es kommt auch auf die Oberflächen an.Die Oberflächenstrukturen sollen sich genau wie die Farben von Dachflächen zuWandflächen stark unterscheiden. Niemals, wenn das nicht aus bestimmterAbsicht gerade gewollt ist, sollen Dächer und Wände mit Materialien gleicherFarbe und Struktur bedeckt sein. Erst das macht sie zur »Kiste«.

Es sagte einmal ein Hochschullehrer, der sich sein ganzes Berufsleben lang mitGestaltungsfragen befasst hatte, zu seinen Schülern sinngemäß:

»Ein Gebäude ist von Außen erst dann interessant und gut gestaltet, wenn demNäherkommenden in jeder Phase der Annäherung etwas Neues geboten wird.Von der Ferne aus: die große Form, der Umriss, eine Ahnung der Farbe von Dachund Wand. Näher herangekommen: die Aufteilung der Fassade, die Gliederung durch Türenund Fenster, die unterschiedlichen Strukturen von Dach und Wand, flächig,streifig, schuppig.Ganz aus der Nähe dann: die Oberfläche der Materialien, die Einzelheiten derKonstruktion, die Details«.

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� Es ist gut, wenn Flächen unterschiedlicher Funktion, also die der Dächer, dieder schweren und der leichten Wände, nicht nur unterschiedliche Farben, sonderndarunter auch unterschiedliche Oberflächenstrukturen haben. Für jede der dreioben genannten Gattungen eine andere, aber innerhalb der einzelnen Gattungimmer die gleiche.

� Starke, Schatten werfende Strukturen wie kräftig profilierte Bleche, Holzver-schalung in Streifen oder mit Unter-/Oberbrettern, Dachziegel mit kräftigem Profilhelfen dazu, die Eintönigkeit großerFlächen aufzulockern und sie an das beigenauerem Hinsehen gleichsam»körnige« Bild der Natur anzugleichen.

� Stark profilierte, Schatten werfendeDachfläche als Kontrast gegen die eherglatten Schalungs- und Folienflächender Gebäudeseiten.

� Zu glatte und farbähnliche Wand-und Dachflächen lassen dieses Gebäude indiesem Licht eher gesichtslos erscheinen.

Holzschalung ohne Struktur. Richtungs-los, glatt, flächig. Die unterschiedlichenVerwitterungszonen auf der Fläche dadurch leicht ablesbar. �

� Streng nach ihrer Funktion auf-geteilte Außenflächen mit unterschied-lichen Strukturen und Farben bildenbei diesem Gebäude einen kräftigenund gut ablesbaren Kontrast:� rote Dachflächen aus Dachziegelnoder profilierten Tafeln,� weiß geputzte Massivwände für dieklimatisierten Bereiche,� leichte Schalungen für die Außen-klimabereiche.

� Kräftige, richtungsgebende Strukturen waagrecht oder senkrecht durch �Deckelschalung oder Schalung auf »Lücke«. Da macht es nicht so viel aus, wenn dieeine oder andere Partie etwas anders herauskommt oder mehr abgewittert ist als dieübrigen Hölzer.

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Thesen:1. Bis auf wenige Ausnahmezeiten, einem knall-blauen Himmel nach einem Regenschauer, demsaftigen Grün einer frisch gemähten Wiese,Rapsfelder in ihrer Blüte, eine Schneelandschaftin reinem Weiß, sehen wir in Landschaften aus-schließlich gebrochene, gedeckte, »unreine«Farbtöne in vielen Nuancen der Farbskalen»grau«, »grün« über »beige« bis zu »braun«.Und diese alle niemals glänzend oder reflek-tierend.

Material und Farbe

5.2 Farbe

2. Die Farbe ist gegenüber der Form das am meisten auffällige und ammeisten in die Weite tragende Merkmal eines Gebäudes.

3. Mit nichts Anderem kann man ein Gebäude so schnell, so radikal undso wenig kostenaufwändig gestalten und verändern wie mit Farbe.

4. Landwirtschaftliche Gebäude sollen sich in der Landschaft nichttarnen. Das »sich in die Landschaft einfügen« bedeutet für uns nicht»verstecken«. Sie sollen vielmehr ein richtiges Maß von Zurückhaltungzu Hervortreten einhalten und innerhalb der vorher erwähnten Farb-skalen einen eigenständigen Platz behaupten.

� Auf die Frage: »WelcheFarbe passt in diese Land-schaft?« entschied sicheine Reihe von Befragtennach der Prüfung vonetwa 30 vorgelegten Far-ben für die obere Farbreiheals »gut«, für die untereals »schlecht«.

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Wer das auch so sieht, dem wären damit wichtige Fingerzeige gegeben:

� Die Farbgebung soll auf den Untergrund und den Hintergrund abgestimmt sein, auf demund vor dem das Gebäude steht.� Es sollen wie in der Natur »gebrochene« Farben, d.h. nicht reine Farben sein, und sie sollenauf keinen Fall grell oder gar glänzend oder reflektierend sein. � Sie sollen sich auch im Helligkeitsgrad an die Vorgaben ihrer Umgebung halten, also imVerhältnis zu ihr nicht zu dunkel und nicht zu hell sein.� Das bedeutet nicht, dass es sich unbedingt und ausschließlich und immer um »grüne«Farbtöne handeln muss.Den Farbton »grün« gibt es in vielen Nuancen. Ein grelles, giftiges Grün auf einer großenWand wirkt aber alles andere als »landschaftseinbindend«.� Nicht immer ist »Grün« eine sichere Bank.Und:� »Grün« ist nicht gleich »Grün«.Und:� Die Wirkung von Farben hängt sehr stark von ihrer Umgebung und der Farbe des Tages-lichtes ab. Beide aber, Landschaft und Licht verändern sich im Wechsel der Jahreszeiten, desWetters und der Tageszeit.

� Mit nur zwei Farben, demRot der Dachpfannen und demverwitterten Grau der Holz-wände werden die verschiede-nen Gebäude dieser Gruppe zueiner vollkommenen Einheitzusammengebunden.

� Zwar haben alle Gebäudedieser Gruppe verschiedeneWandfarben. Durch die gleicheForm der Dächer und derengleiche Farbe empfindet manaber alles zusammen nicht alsein »Durcheinander«, sondernals eine interessante Einheit.

� Nicht immer nur »Grün«!Das Gebäude mit einer Wand-farbe aus gebrochenem Rot willsich nicht verstecken, stichtaber auch nicht unangenehmaus den Farben der Umgebunghervor.

� Immer eine gute Entschei-dung: Die Verwendung vonnatürlichen Baustoffen wieHolz oder Naturstein in ihrenmaterialgerechten Eigenfarben.

� Das einheitliche Blau-grün an den Gebäuden die-ser Gruppe ist eher land-schaftsfremd. Dennoch einmutiger Versuch, mit einerkräftigen Farbe verschieden-artige Gebäude eines Hofeszu einer optischen Einheitzu verschmelzen.

� Voll daneben. Keines-wegs »landschaftsgerechtes«Grün an dieser Folienhalle.

Das Grün der Scheu-nenwand lässt beidiesem Stand derVegetation und diesemTageslicht diesesGebäude fast � verschwinden.

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Material und Farbe

� Beispiele für Ge-bäude, deren Material-und Farbwahl wohlvon den meisten Be-trachtern als unnatür-lich, unansehnlich oderfür ihre Gebäudeform,Gebäudegröße und ihreUmgebung als unpas-send empfunden wer-den.

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Der aufmerksame Leser könnte an dieser Stelle fragen:Sind rote Ziegeldächer und weiß geputzte Wandflächennicht »grell«?Sie sind es. Aber: »Prägung durch Gewöhnung«. Hierhat unser Empfinden sie durch lange Seherfahrunglängst wie selbstverständlich in die Schublade »land-schaftstypisch« eingeordnet und akzeptiert sie so.

� � In den meisten Landschaften Süddeutschlandsgehören Gebäude mit weißen Wänden und rotenDächern zum gewohnten Landschaftsbild.

� Darüber hinaus helfen diese vertrauten Farben auch, die verschiedenen Gebäude dieser Hofanlagen zu einem einheitlichen Bild zu verknüpfen. Irgendwie gilt das auch für die alten und verstreut daneben angeordneten neuen Gebäude des großen Bauernhofes auf dem rechten Bild.

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5.3 MaterialFrüher waren Bauernhöfe aus den Baustoffen ge-baut, die die Landschaft bot, in der sie sich befan-den. Mauern aus Naturstein, Dächer aus Steinplat-ten, Verkleidungen aus Holz, Dächer aus Stroh,Mauerwerk aus Ziegeln.So verbanden sich Bauwerk und Landschaft wie ganzvon allein.Diese Stoffe behielten dabei aber ihre natürlicheFarbe. Eine »gewollte« Farbgebung begnügte sichmit kleinen Schmuckflächen wie dem Anstrich derFensterläden, der Türen und Tore oder dem Aus-malen der Ornamente an Mauernund Gebälk.Heute bauen wir vornehmlich mitBeton, mit verputztem Mauerwerk,mit Traggliedern aus Stahl, mit Tafelnaus Blechen, Faserzementen, Kunst-stoffen, verpresstem Holz.Nur das Holz ist uns als »natürliches«Material für Wandverschalungen ge-blieben und gebrannte Dachziegel,bei Wirtschaftsgebäuden allenfallsnoch verwendet von Liebhabernoder nach Auflagen von Behördenund inzwischen vielerorts unter blau-silbernen Photovoltaik-Flächen verschwunden.

Baustoffe für die Außenflächen sollten � Soweit sie aus der Natur stammen, möglichst inihrer materialtypischen Oberfläche und Farbe bleiben.Das gilt auch für Faserzementplatten, es gilt bei allengebrannten Materialien, bei Holz, mit Einschränkungbei Beton, es gilt auch für verzinktes Eisen, Aluminium,Kupfer u.a. Metalle.� Baustoffe dürfen in ihrer Oberfläche nicht reflek-tieren und glänzen.� Sie müssen »ansehnlich« altern!

� »Holz ist uns als natürlicher Baustoff geblieben...«Beispiel für neue Anwendungsarten von Holz an Wänden:� waagrecht geschuppt im Kontrast zu glatt geschalten Türen,� als Lattenschalung auf »Lücke«.

� Blechtafeln sind bezüglich Anschaf-fung, Verlegung und ihres geringenGewichtes wegen eine beliebte Dach-deckung im landwirtschaftlichenBauen, obwohl Dachziegel meistens einweit besseres Bild ergeben würden.Schlimm, wenn dann der Farbton sodaneben geht wie auf dem zweiten Bild.Neue Materialien sollten die Farben derBaustoffe, die sie ersetzen, möglichstnicht kopieren, wenn aber, dann richtig.

Material und Farbe

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�� »Baustoffe dürfen an ihrer Oberfläche nicht reflektieren oder glänzen...«�

� Ansehnlich altern?Auch für Holz ist das durchaus nichtimmer gegeben.Diese fleckige Giebelfassade wird übereine lange Zeit zeigen, wie unterschied-lich das Holz in den verschiedenen starkbewitterten Zonen dieses Giebels altert.

� Dagegen ist diese Fassade – wahr-scheinlich die Hauptwetterseite –gleichmäßig silbergrau geworden. Nur unter dem Vordach ist noch derursprünglichen Holz-Ton erhalten.

� Dieses Haus war, wie so viele, frühermit Stroh gedeckt. Die später dafüraufgebrachte Faserzementdeckung istinzwischen fleckig und flechtenbedeckt.Von weitem gesehen: Nicht viel andersals das ursprüngliche Dach.

� � Im Schwarzwald waren früher die Dächer meist mit Schindeln belegt,die nach einiger Zeit der Verwitterungsilbrig schimmernde Dachflächen ergaben. Nur deshalb und nur unter diesen Vor-bedingungen kann es richtig sein, dortneue Gebäude mit hellen Faserzement-schindeln oder schnell korrodierendenBlechen zu decken.

Betriebsdaten:

Region: Schwäbische Alb

Standort: in freier Landschaft, 750m über NN

Baujahr: Hofanlage: 1975DokumentierteGebäude: 2003

Bewirtschaf- Haupterwerb – bio-tungsform: logisch-dynamisch

(Demeter)

Produktions- Milchvieh mit richtung: eigener Nachzucht

Besonderheiten: Direktvermarktung, Gastronomie, Sozialtherapie fürJugendliche

Beispielbetriebe

Neubau eines Liegebuchtenstalles und einer Heubergehalle Betrieb Ziegelhütte e. V., Bissingen/Teck-Ochsenwang

Fressplatz

Heulager mit Belüftung

StallMehrzweckhalle

GeräteLager

Lüfter-haus

StallTechnik Milchlager Büro

Melkstand

Melkhaus

Abkalben

Laufgang

Fressplatz

Futtertisch

Bulle

Bewertung:In parkähnlicher reich mit alten Bäumenbewachsener Landschaft ist an ein beste-hendes Gehöft ein neuzeitlicher Laufstallangefügt worden.Neu und alt entsprechen sich zwar nichtin den Gebäudeformen, aber dennochwird durch die verwandte Ziegeldach-deckung, durch die Holzverschalung derAußenwände und die zurückhaltendeFarbgebung eine Beziehung zwischen denneuen Gebäuden und den vorhandenengeschaffen.In sich wirken die neuen Gebäude durchihre parallele Ausrichtung, die ähnlichenGebäudeformen, die interessante Staffe-lung der Dächer, die gleiche Dachneigungund die völlig identischen Dach- undWandmaterialien wie »aus einem Guss«.So wird auch das etwas entferntereLagergebäude noch voll in die Gruppe miteingebunden.

Anbau/Erweiterung zum LiegebuchtenstallBetrieb Viola Rissler, Vöhrenbach-Urach

Betriebsdaten:

Region: Schwarzwald

Standort: in freier Landschaft,931 m über NN

Baujahr: Schwarzwaldhof: 1949

Anbau: 2003

Bewirtschaf- Haupterwerb –tungsform: konventionell

Produktions- Milchviehhaltungrichtung:

Stall-Anbau

Melkstand

Wohnhaus

Abkalben

Laufgang

Fress- und Laufgang

Futtertisch

Jungvieh

Silo

Milch-lager

Silo Silo

Kühe

Hocheinfahrt

Stall-AnbauStall-Umbau

Heu

Bewertung:Dieser Betrieb zeigt ein gutes Beispiel, wieein historisches Gebäude, hier ein Hof imHochschwarzwald, mit gutem Gefühl fürdie Bewahrung des Vorhandenen durcheinen Anbau erweitert werden kann.Der Anbau ordnet sich in Größe, Masseund Proportionen dem Vorhandenenunter und bedeutet dadurch, dass First-linie und Traufen weit unter denen desHauptgebäudes bleiben, dass er keines-falls mit dem Hauptbaukörper konkurrie-ren will, sondern vielmehr in Dachform,Dachmaterialien und WandbaustoffenVerbindung zu ihm sucht.

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Beispielbetriebe

Neubau eines TretmiststallesDürrhof, Schenkenzell

Betriebsdaten:

Region: Schwarzwald

Standort: in freier Landschaft,570 m über NN

Baujahr: Schwarzwaldhof: 1959

Dokumentiertes 2005Gebäude:

Bewirtschaf- Kooperation von tungsform: Nebenerwerbs-

landwirten – konventionell

Produktions- Ochsenmastrichtung:

Besonderheiten: die Hälfte der bewirtschaftetenFlächen sind FFH-Flächen

Bewertung:Hinter einen Schwarzwälder Eindachhofist oberhalb und quer dazu ein einfachesGebäude für die Ochsenmast gestelltworden.Der lange Neubau passt sich dennoch gutin die vorhandene Situation ein und er-gibt – hauptsächlich bestimmt durch diegleiche Dachdeckung mit gleicher Dach-farbe – mit dem Altbau zusammen eine»ansehnliche« Gebäudegruppe.Die ganz bewusst erhalten gebliebenenObstbäume davor gliedern die Länge desNeubaus wohltuend und binden dasgesamte Gebäude-Ensemble auf einfache,aber wirkungsvolle Weise in die Land-schaft ein.

Lagerfläche für Einstreu

Liegefläche

FressplatzLaufgang

Futtertisch

Futtertisch

Heulager

Liege-fläche

Lager- fläche für Einstreu

Fress-, Laufgang

Anbau/Erweiterung zum LiegebuchtenstallBetrieb Wolfgang Weber, Wangen – Humbrechts

Bewertung:Der Betrieb liegt am Rande eines Weilersin beengter Lage und stark hängigemGelände.Aus dem bestehenden zweireihigenAnbindestall, deckenlastig mit hohemScheunenaufbau, wurde ein großerLaufstall entwickelt.Die neu hinzugekommene Liegehalle istmit einem dazwischen liegenden Laufhofvom alten Gebäude abgesetzt, sodass sichbeide nicht berühren. Dadurch sind alletechnischen Probleme mit Schnee undRegenwasser vermieden.Nur im vorderen, dem Hof zugewandtenBereich verbindet das Melkgebäude alsSonderbau die verschiedenen Gebäude-elemente.Die Futterdurchfahrt im alten Gebäudebleibt als solche erhalten. Auf ihrer ande-ren Seite ist im alten Stall das Jungviehuntergebracht.Die gute Zuordnung, die vollkommengleichen Dachformen und Dachneigungenlassen Alt und Neu wie eine von Anfangan zusammenkomponierte Einheiterscheinen.

Kälber

Jungviehstall

Futtertisch und Durchfahrt

Laufgang

Fressplatz

Laufgang

Melkstand

Technik

Milch-lager

AnbauMelk-bereich

AnbauLiegebuchtenstall

Hocheinfahrtzum Heulager

Futter- küche

alteMilch-kammer

Liege-flächeKälber

UmbauvorhandenesStallgebäude

Heulager, deckenlastig

Kälber Jungviehstall Futtertisch Durchfahrt

Fressplatz Kühe

Laufgang Laufgang

vorhandenes Stallgebäude Anbau

Betriebsdaten:

Region: Allgäu

Standort: in einem Weiler, 580 m über NN

Baujahr: Altgebäude: 1970

Dokumentiertes 1998Gebäude:

Bewirtschaf- Haupterwerb –tungsform: konventionell

Produktions- Milchvieh mit richtung: eigener Nachzucht

Besonderheiten: Ferienwohnung

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Beispielbetriebe

Neubau eines SchafstallesDomäne Hohentwiel, Singen

Bewertung:Der Planer dieses großen Schafstalles hatdas lange Gebäude in der Mitte leichtgeknickt und so der Form des dahinterliegenden starken Hanges angepasst.Auf diese Weise schmiegt er sich in dieTopographie förmlich ein und verwächstdadurch, auch durch seine einfachehölzerne Bauweise und das begrünteDach vollendet mit der Landschaft.

Schafstall

Bewegungs-und Liegefläche mit Futterraufen

Bewegungs-und Liegefläche mit Futterraufen

Betriebsdaten:

Region: Hegau

Standort: in freier Landschaft(Naturschutz-gebiet),546 m über NN

Baujahr: Altgebäude: ca. 1870

Dokumentiertes 2002Gebäude:

Bewirtschaf- Haupterwerb –tungsform: konventionell

Produktions- Hüteschäfereirichtung:

Besonderheiten: Direktvermarktungaller erzeugten Produkte, Grasdachzur besseren Einbindung in die Landschaft

Umbau Stallgebäude

Fress- und Laufgang

Fress- und LaufgangFress- und Laufgang

Laufgang

Laufgang

Neubau Liegehalle

Anbau Melkbereich

Futtertisch

BergeraumundErweiterung

Melkstand

LaufhofundWarteraum

Milchlager

Futtertisch

Futtertisch

Kälb

erAbkalben

Neubau eines Liegebuchtenstalles, Umbau/Erweiterung des bestehenden StallgebäudesBetrieb MOB Agrar GbR, Hilzingen-Riedheim

Bewertung:Der vorhandene Milchviehstall einer Be-triebsgemeinschaft im Hegau unweit derSchweizer Grenze wurde vollkommenumorganisiert und durch einen großenLaufstall erweitert.Die neue »Futter-Achse« wurde in dieFlucht der vorhandenen Durchfahrt desAltgebäudes gelegt, die neue lange Liege-halle und das parallel dazu gelegeneSchutzdach über dem Fütterungsbereichordnen sich dadurch in die Bewegung dervorhandenen Dächer voll ein und nehmenin Firstrichtung und Dachneigung dasVorhandene exakt auf.Auch wenn die Gebäudemasse desNeuen die des Vorhandenen weit über-wiegt, ist so doch eine Verbindungzwischen beiden geschaffen, wobei daslange neue Gebäude die Lagerhaftigkeitder gesamten Gebäudegruppe diesesWeilers noch unterstreicht. Durch dennahen Wald, das Grün des nicht weit ent-fernten Bachlaufes und die punktartigeneue Bepflanzung wird überdies einegefällige Einbindung in die Landschaftgeschaffen.

Betriebsdaten:

Region: Hegau

Standort: in freier Landschaft,471 m über NN

Baujahr: Aussiedlungshof: 1968

Dokumentiertes 1998Gebäude:

Bewirtschaf- Haupterwerb – tungsform: konventionell (GbR

von 3 lw. Betrieben)

Produktions- Milchviehhaltungrichtung: mit eigener Nach-

zucht

Besonderheiten: Jungvieh sowie Hofladen bei GbR Partnern

Beispielbetriebe

Neubau eines Tretmiststalles für JungviehBetrieb Fritz Lauble, St. Georgen-Oberkirnach

Betriebsdaten:

Region: Schwarzwald

Standort: in freier Landschaft,917 m über NN

Baujahr: Schwarzwaldhof: ca. 1600

Dokumentiertes 2002Gebäude:

Bewirtschaf- Haupterwerb –tungsform: ökologisch

(Bioland)

Produktions- Milchviehhaltung richtung: mit eigener Nach-

zucht

Stroh

Liegefläche

Futtertisch

Geräte

Fress- und Laufgang

Stroh

Futtertisch Liegefläche StrohFress- und Laufgang

Bewertung:Der neue Jungviehstall des BetriebesLauble im Hochschwarzwald wird alsgelungener Versuch bewertet, einen nichtmehr ohne weiteres erweiterbaren Milch-viehstall in einem historischen Gebäudedurch ein Nebengebäude so zu ergänzen,dass der Gesamtbetrieb eine größereChance hat, wirtschaftlich zu überleben.Das neue Gebäude schmiegt sich ohnesteile Böschungen in den Hang ein undsetzt die vom Hauptgebäude begonneneBewegung längs des Hanges bogen-förmig fort. Dadurch entsteht räumlichzwischen beiden Gebäuden fast so etwaswie eine Zuwendung zueinander.Die Dachform des neuen Gebäudesbesteht – funktionsabhängig – aus zweigegeneinander versetzten Pultdächern.Gleiche Dach- und Wandmaterialienschaffen aber dennoch eine Verbindungzwischen Haupt- und Nebengebäude.

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Neubau eines Mastschweinestalles (Betriebszweigaussiedlung)Betrieb Werner Zimmermann, Radolfzell-Stahringen

Betriebsdaten:

Region: Westlicher Bodensee

Standort: in freier Landschaft,604 m über NN

Baujahr: Alte Hofstelle: 1932

Dokumentiertes 2002Gebäude:

Bewirtschaf- Haupterwerb –tungsform: konventionell

Produktions- Mastschweinerichtung:

Besonderheiten: Ferienwohnungen

Bewertung:Ein moderner Schweinestall in einer einfachen, straffen, funktionsbedingtenForm, duckt sich flach in die Ecke einerWaldlichtung.Das Dach hat eine einfache, schlichteForm und eine angenehme, dem Augegefällige Neigung. Die große Breite desGebäudes und die niedrigen Traufhöhenverstärken den Eindruck der Bodenhaftig-keit.Für die Giebel als einzige geschlosseneGebäudeseiten ist Holzverschalung ge-wählt, um einen Bezug zur Umgebungaufzunehmen.Ein gutes Beispiel für gelungene Ein-bindung eines modernen landwirtschaft-lichen Gebäudes in die Landschaft.

Bewegungsfläche

Liegefläche

Bewegungsfläche

Spaltenboden

Vorraum

Vordach

Kontroll- und Treibgang

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Einbau eines CA-Lagers in ein bestehendes GebäudeBetrieb Hansjörg Knoblauch, Friedrichshafen-Ailingen

Betriebsdaten:

Region: Bodensee

Standort: Einzelhoflage, 460 m über NN

Baujahr: Altgebäude: ca. 1786, 1898, 1920

Einbau CA-Lager 2005in bestehendes Gebäude:

Bewirtschaf- Haupterwerb – tungsform: integrierte

Produktion

Produktions- Kernobst, richtung: Sauerkirschen

Besonderheiten: Erhaltung des alten Hofensembles ohneNeubauten durch Umbau der vorhan-denen Gebäude

Bewertung:Ein Betrieb wandelt seine Wirtschafts-weise von der Viehhaltung mit den dazugehörenden Stallungen und Bergeräumenzum Obstbau. Die über Jahrhundertegewachsene Hofanlage im Außenbereichsoll mit ihren großen Wirtschaftsgebäu-den erhalten und für die Lagerung vonObst genutzt werden. In vorbildlicherWeise wurde ein großes CA-Lager ein-gebaut und eine spätere Erweiterung vor-gesehen. Die alten Fassaden wurden er-halten und mit den großen Toren liebevollrestauriert.Ein gelungenes Beispiel, wie man alteBausubstanz einer neuen Nutzung zu-führen, und den Außenbereich durch Ver-zicht auf einen Neubau ohne zusätzlichentstehende Mehrkosten schonen kann.

Beispielbetriebe

Obstlagerca. 105 to

Remise

Geräteraum Holz Remise

CA-Lager105 to

WohnhausCA-LagergeplanteErweiterung

Zu den vorstehenden Baubeispielen:

Nach Meinung der Verfasser kann es eine Schrift wiediese nicht bei der Darstellung allgemeiner Grund-sätze und Ratschläge bewenden lassen, auch wennversucht wurde, sie soweit wie möglich durch beglei-tende Skizzen und Fotos anschaulich zu machen. Deswegen haben die Verfasser auf den Rundreisen,die sie zur Sammlung von Anschauungsmaterialdurch die verschiedensten Regionen des südlichenBaden-Württembergs geführt haben, diejenigen derdabei besichtigten Betriebe herausgegriffen, dieihnen einerseits für das Thema der Schrift besondersvorbildhaft erschienen, die aber andererseits auchaus der Sicht des Landwirtes in Bezug auf betrieb-liche Gesichtspunkte interessant sein könnten, unddie darüber hinaus auch die Vielfalt der landwirt-schaftlichen Bauaufgaben in unserem Land wider-spiegeln.So spannt sich der Bogen der dargestellten Beispieleeinerseits, was die Form der Tierhaltung angeht, vomMilchvieh über Ochsenmast, Mastschweinehaltung,Schafhaltung bis zur Obstlagerung, was die Regio-nen angeht, von der Schwäbischen Alb über dasAllgäu, das Bodenseegebiet, den Hegau bis zumSchwarzwald, bezüglich der verschiedenen Bauauf-gaben vom Neubau in der freien Landschaft oderneben der bestehenden Hofanlage bis zu Sanie-rungslösungen durch Anbau an vorhandene Ställeoder bis zum Gebäudeumbau.Die Verfasser bedanken sich bei allen Landwirten, die ihnen ihre Höfe bereitwillig zur Besichtigunggeöffnet haben und schließlich auch bei denen, dieihre Einwilligung zur Veröffentlichung dieser Beispiel-bauten gegeben haben.

Impressum:

Herausgeber:Regierungspräsidium TübingenReferat 32Konrad-Adenauer-Straße 2072072 TübingenTelefon: 07071 -757 0Internet: www.rp-tuebingen.deE-Mail: [email protected]

Texte und Zeichnungen:Freier Architekt, Dipl.-Ing.Hans Christoph LindemannUlmer Straße 172587 RömersteinTelefon: 07382 -5416Telefax: 07382 -5417E-Mail: hans.lindemann@architekt-

lindemann.de

Herbert SchmittArchitekt, Dipl.-Ing. FHAmselweg 3972076 TübingenTelefon/Telefax: 07071 -62225

Thomas BeckertDipl.-Ing. sc. agr.Regierungspräsidium TübingenReferat 32Konrad-Adenauer-Straße 2072072 TübingenTelefon: 07071 -757 0E-Mail: [email protected]

Gestaltung:Atelier Dieter EngelbrechtConcept · Grafik DesignSalzäckerstraße 78e70567 StuttgartTelefon: 0711 -7285975Telefax: 0711 -723176

Digitale Druckvorstufe:Harsch & Zieger oHGRechbergstraße 5873770 DenkendorfTelefon: 0711 -341694-40Telefax: 0711 -341694-37E-Mail: [email protected]: www.harsch-zieger.com

Druck:F&W Mayer GmbH & Co. KGPostfach 10033573703 EsslingenTelefon: 0711-310591-0Telefax: 0711-310591-29E-Mail: [email protected]: www.fwmayer.de

Literaturhinweise:

Werner Knapp»Landbaukunst«, 1981, Karl Krämer Verlag, Stuttgart

Flad, Lindemann u.a.»Futterbaubetriebe in Oberschwaben«1982, herausgegeben vom Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt und Forsten, Baden-Württemberg

R. Wienands»Gestaltung ländlicher Bauten«Verband der Landwirtschaftskammern in Bonn

G. Zimmer u.a.»Allgäuer Dorffibel«1986, herausgegeben von den StädtenWangen, Leutkirch und Isny.

Helmbrecht Böge»Funktionelle Erfordernisse im Einklang mit guter Gestaltung«2004, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

RegionalteilBaden-Württemberg