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Lama Gendün Rinpoche Dagpo Kagyü Ling Sommer 1988 Über Ngöndro Tag 1 Wann immer wir der Lehre zuhören oder sie praktizieren, ist es wichtig mit dem Wunsch zu beginnen, selbst die Erleuchtung erreichen zu wollen. Sodass alles – was immer wir auch tun – der Weg ist, diesen Wunsch zu verwirklichen und der Erleuchtung ein Stück näher zu kommen. Der aktuelle Wunsch, den wir bis ins Detail erreichen wollen, ist die Erleuchtung so schnell wie möglich zu erlangen, sodass wir dazu fähig werden, allen anderen Lebewesen zu helfen, weil sie allesamt in der Vergangenheit unsere Eltern waren. Wenn wir also mit diesem Wunsch beginnen, ermöglicht uns die Praxis, unser Ziel tatsächlich zu erreichen. Und wenn wir das Wohl für alle Lebewesen herbeiwünschen, müssen wir auch in solcher Weise handeln, dass wir fähig werden, sie zu einem beständigen Glück und zur Seligkeit zu führen. Um das tun zu können, müssen wir uns daran erinnern, dass der Grund für das Glück positives Handeln ist. Wann immer wir auch die Absicht entwickeln, andere Lebewesen aus ihrem Leiden zu befreien, müssen wir zuerst einmal uns selbst aus dem Leiden befreien. Aus diesem Grund sollten wir uns daran erinnern, dass wir positive Handlungen vollbringen 1

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Lama Gendün Rinpoche

Dagpo Kagyü Ling Sommer 1988

Über Ngöndro Tag 1

Wann immer wir der Lehre zuhören oder sie praktizieren, ist es wichtig mit demWunsch zu beginnen, selbst die Erleuchtung erreichen zu wollen. Sodass alles – was immer wir auch tun – der Weg ist, diesen Wunsch zu verwirklichen und der Erleuchtung ein Stück näher zu kommen. Der aktuelle Wunsch, den wir bis ins Detail erreichen wollen,ist die Erleuchtung so schnell wie möglich zu erlangen, sodass wir dazu fähig werden, allen anderen Lebewesen zu helfen, weil sie allesamt in der Vergangenheit unsere Eltern waren. Wenn wir also mit diesem Wunsch beginnen, ermöglicht uns die Praxis, unser Ziel tatsächlich zu erreichen. Und wenn wir das Wohl für alle Lebewesen herbeiwünschen, müssen wir auch in solcher Weise handeln, dass wir fähig werden, sie zu einem beständigen Glück und zur Seligkeit zu führen. Um das tun zu können, müssen wir uns daran erinnern, dass der Grund für das Glück positives Handeln ist. Wann immer wir auch die Absicht entwickeln, andere Lebewesen aus ihrem Leiden zu befreien, müssen wir zuerst einmal uns selbst aus dem Leiden befreien. Aus diesem Grund sollten wir uns daran erinnern, dass wir positive Handlungen vollbringen

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müssen, wenn wir unseren Körper, unsere Rede und unseren Geist für das Wohl anderer weihen. Und das Resultat positiver Handlungen ist Erleuchtung, die es gilt so schnell wie möglich zu erlangen. Und wenn wir Erleuchtung oder Buddhaschaft erreicht haben, sind wir tatsächlich in einer Position, andere Wesen effektiv aus ihren Leiden zu befreien um somit auch ihnen zur Buddhaschaft zu verhelfen.Das ist die Absicht, die wir entwickeln sollten.Erleuchtung so schnell wie möglich zu erreichen, um andere Lebewesen aus ihrem Leid zu befreien, ist ein Versprechen und eine Verpflichtung, welche aus dem entstehen, was wir tun. Wir möchten diese Motivation entwickeln und setzen unser Herz in die Erleuchtung, was bedeutet, dass wir mit keinem anderen Ergebnis zufrieden sind. Um dann unsere Verpflichtung zu erfüllen, nämlich die Früchte der Erleuchtung zu erlangen, setzen wir Körper, Rede und Geist ein, um die Belehrung zu hören, um über ihre Bedeutung nachzudenken, darüber zu meditieren und sie dann in die Praxis umzusetzen. Und um die volle Erleuchtung zu erlangen, müssen wir in einer Praxis fortfahren, die auch die volle Erleuchtung als Ziel hat.Machen wir nun Fortschritte in dieser Richtung, halten wir nicht an oder gehen zurück, sondern fahren fort, diesem Pfad zu folgen. Somit sind wir verpflichtet die Früchte der Erleuchtung zu erreichen und das, sollten wir uns den ganzen Pfad entlang in Erinnerung halten. Wir müssen sicher gehen, dass wir diesem Ziel nie müde oder überdrüssig werden. Um eine reine Motivation zu erhalten, müssen wir an alle Lebewesen ohne Ausnahme denken. Wir sollten die Absicht entwickeln, an alle, nicht nur an ein einziges Lebewesen oder nur an Lebewesen eines einzigen Landes, zu denken. Wir erinnern uns, dass das Universum in mehrere Bereiche eingeteilt ist, in welche die Wesen wohnen. Und deshalb sollte der Bereich, den wir uns vorstellen, nicht begrenzt sein. Auch müssen wir uns daran erinnern, dass jedes einzelne Wesen an sein Karma gebunden ist, mit unterschiedlichen Mängeln.Deshalb sollten wir an alle Lebewesen ohne Unterscheidung oder Differenzierung denken. Natürlich nicht in der Art, dass einige Freunde und andere Feinde sind. Wichtig ist, unsere wohlwollende Absicht allen Lebewesen ohne Berechnung oder Begrenzung zukommen zu lassen.Die reine Motivation sollte Qualitäten entwickeln die unbegrenzt sind.Wenn wir diese reine Erleuchtungseigenschaft entwickeln, werden Blockierungen im Geist weggeschafft und gereinigt. Somit sind alle unsere Handlungen von dem Wunsch motiviert, das Wohl Aller anzustreben. Das bedeutet, dass nicht nur unsere spirituellen, sondern auch die alltäglichen Handlungen, von diesem Wunsch durchdrungen sein werden. Das wiederum bedeutet, dass alles was wir tun, uns auf dem Pfad der Erleuchtung dient. Wir machen somit Fortschritte auf dem Weg, wenn wir das Wohl aller im Auge behalten. Dabei brauchen wir nicht speziell an ein Wohlergehen zu denken, dies

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kommt automatisch von den Bemühungen, die wir für das Wohlergehen Aller machen.Wenn wir nun über diese zur Erleuchtung führende Eigenschaft hören, denken wir vielleicht, dass es schwierig ist, so eine reine Motivation zu entwickeln. Keinesfalls sollten wir entmutigt sein, wenn wir über diese Qualität hören. Es istnicht etwas, das automatisch kommt oder etwas, das wir spontan in uns entdecken, sondern etwas, das wir Stück für Stück über eine lange Zeitspanne entwickeln müssen. Etwas das wir üben müssen, erfahren müssen, ausprobieren müssen. Es ist nicht etwas, dass man ohne Mühe erreichen kann, sondern wir sollten akzeptieren, dass wir meditieren und praktizieren müssen, um diese reine Motivation zu erlangen. Das ist der Grund, warum Buddha sagte, wenn einer dieErleuchtung oder Buddaschaft anstrebe, darf er nicht an sein persönliches Interesse denken, sondern sollte an das Wohl Anderer denken. Das bedeutet, wenn wir uns wie ein Buddha verhalten, also unseren Körper, Rede und Geist für das wohl anderer einsetzen, unsere eigenen Interessen verbergen, jeden Vorteil an andere weitergeben usw. dann erlangen auch wir die Grundlage zur vollen Verwirklichung. Wenn wir wie ein Kind nur an uns denken, die Bedürfnisse und das Wohl Anderer ignorieren und bei allem was wir tun den Wunsch haben reicher, schöner, bekannter und mächtiger zu sein und somit günstige Situationen nur zum persönlichen Vorteil ausnutzen; auf diese Weise können wir sicher sein, im samsarischen Kreislauf wiedergeboren zu werden. Man sollte sich bewusst machen, dass es schon möglich ist, vergängliches Glückim samsarischen Kreislauf zu erlangen, aber durch Unwissenheit und durch das Nichtverstehen der zwei Naturen der wahren Existenz, kann man sehr, sehr lange im Samsara verweilen. Das Gegenteil ist jemand wie Buddha, der gesehen hat, dass der samsarische Kreislauf nichts als Leiden ist, aber dass es auch möglich ist, Glück und Liebe darin anzustreben. Und dass es eine notwendige Anstrengung erfordert, aus dem samsarischen Kreislauf befreit zu werden. Durch diese Anstrengung kann man dann die Verwirklichung erlangen, sodass es für einen überhaupt kein Leiden mehr gibt. Und wenn wir das Verständnis derzwei Naturen der Existenz haben, können wir auch wie Buddha erleuchtet werden. Jemand, der Erleuchtung anstrebt, hat das kostbare Menschenleben mit den 8 Freiheiten und den 10 Errungenschaften erhalten. Hat man diesen kostbaren Menschenkörper erlangt, braucht man einen qualifizierten Lama. Und von diesem Lama muss man entsprechende Belehrungen erhalten und dann braucht man noch den Wunsch, diese Belehrungen mit Körper, Rede und Geist in die Praxis umzusetzen. All diese Bedingungen sind schwer zu erlangen. Hat jemand das Glück, diese erlangt zu haben, sollte er sehr achtsam damit umgehen, sich dieser Werte stetig erinnern und sie nutzen, um etwas Wundervolles daraus machen zu können. Jemand der Zugang zu einem Lama und zu den Belehrungen hat, der auf dem Weg zur Erleuchtung die Schwierigkeiten erkennt und akzeptieren kann, dem Pfad aber weiterhin folgt, so

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jemand ist sehr selten zu finden. Ob man diese Bedingungen bei jemand findet oder nicht, ist abhängig von seinem Karma, welch er von den Handlungen frühere Leben sich geschaffen hat. Wir mögen uns fragen, warum es so schwer ist, einen wertvollen, kostbaren menschlichen Körper zu erlangen und warum es so schwierig ist, die Belehrung des Buddhas zu praktizieren. Dies ist so, weil in vergangenen Leben die meistenLebewesen viele negative Handlungen begangen haben. Und diese negativen Handlungen bewirken die Frucht oder das Resultat, die dann ein individuelles Wesen auf dem spirituellen Weg zur Erleuchtung stoppen.Die Merkmale eines kostbaren Menschenlebens sind die acht Freiheiten und die zehn Errungenschaften. Bezüglich der 8 Freiheiten :

1.) Wir müssen zuerst frei sein von einer Wiedergeburt in den Höllenbereichen. Es ist ein Existenzbereich wo die Wesen sehr extreme Hitze oder Kälte erfahren müssen. Ein Leiden, dass endlos ist und sehr lange Zeit dauert. Konsequenterweise hat ein Lebewesen darin keine Zeit und Möglichkeit über eine spirituelle Praxis nachzudenken. Deshalb müssen wir von so einer Bedingung frei sein.

2.) Dann müssen wir noch frei sein von einer Widergeburt als Hungriger Geist. Dies ist ein Existenzbereich, wo großes Leiden besteht in Bezug auf Hunger und Durst. Und wiederum durch das große Leiden in diesem Bereich haben die Lebewesen keine Zeit, über eine spirituelle Dharmapraxis nachzudenken.

3.) Man kann auch als Tier wiedergeboren werden. Da Tiere unter Unwissenheit und Stumpfheit des Geistes leiden, sind Sie nicht in der Lage, spirituelle Anregungen zu erfahren oder irgendwelchespirituelle Regungen weiter zu entwickeln. Und so müssen wir auch von dieser Bedingung frei sein, denn so sind wir nicht fähig, Buddhas Belehrung zu hören und sie in die Praxis anzuwenden.

4.) Auch müssen wir frei sein von einer Wiedergeburt in einem unzivilisiertem Land. Ein Platz oder land, wo Buddhas Belehrungen nicht, oder noch nicht verbreitet sind oder wo kein Kontakt mit diesen Belehrungen möglich ist. Die Anzahl der Länder, wo der Buddhismus verbreitet ist, ist weit kleiner als die Zahl der Länder, indem der Dharma nicht blüht. Deshalb ist es schwierig in einem Land geboren zu sein, in dem der Dharma bekannt ist und Buddhas Belehrungen verfügbar sind. 5.) Man muss auch frei sein von einer Widergeburt als lang lebender Gott in seinen Bereich der Begierde, in den formlosen oder formvollen Bereichen. Also ganz allgemein in Bereichen , wo kein Dharma ist und Buddhas Belehrungen nicht gegenwärtig sind. Man sollte davon frei sein, weil die Wesen dort zu sehr abgelenkt von ihren Sinneserfahrungen sind, sodass Sie von keinen tiefen Meditationszustände berührt werden. So haben Sie keine Möglichkeit einen Fortschritt zu erzielen, auch wenn Sie den

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Dharma hören und ihn praktizieren. 6.) Man sollte auch frei sein von falschen Anschauungen oder Ansichten. Es gibt viele Wesen in der Welt, die sich oberflächlich mit Buddhas Lehren beschäftigen oder Sie glauben den Belehrungen nicht. Deshalb müssen wir auch von dieser Bedingung frei sein. 7.) Wir müssen in einer Welt geboren sein, wo ein Buddha schon erschienen ist und Er, durch seine Belehrung den Dharma verfügbar und benutzbar für die anderen Wesen machte. So müssen wir frei sein von einer Wiedergeburt in einer Welt, wo noch nicht die Gegenwart eines Buddhas sie erreicht hat. 8.) Wir müssen auch frei davon sein, nicht fähig zu sein, den Dharma zu hören, weil der Geist Makel hat, z.B. wenn man nicht intelligent genug ist oder wenn die Sinne Schäden haben. Deshalb müssen wir von all diesen Bedingungen frei sein, sonst haben wir keineMöglichkeit, die Lehren Buddhas zu praktizieren.Wir mögen uns in der Lage befinden, wo wir vollständig von diesen acht Bedingungen frei sind, so kann unsere Praxis dennoch nicht rein und perfekt sein, wenn wir nicht noch weitere 16 (2x 8) Freiheiten besitzen.Die ersten 8 unvorteilhaften Bedingungen, die auf den augenblicklichen Umständen beruhen sind:

1.) Wenn unsere Dharmapraxis sehr rein und perfekt sein soll, dürfen wir nicht von den 5 Geistesgiften oder störenden Gefühlen berührt sein.

2.) Wir dürfen nicht unter dem Einfluss negativer Freunde stehen,die uns zu schlechten Handlungen verführen.

3.) Wir müssen auch frei sein von falschen Ansichten, weil sie uns dazu verleiten, Handlungen nicht korrekt durchzuführen.

4.) Wir müssen frei sein von irgendwelche Art der Faulheit oderStumpfheit in unserem Geist, sodass wir genügend Energie besitzen den Dharma zu praktizieren.

5.) Wir müssen davon frei sein, unsere negativen Handlungen reifen zu lassen, die sich zum Grund von Verfinsterung und Schwierigkeiten entwickeln werden.

6.) Wir müssen unabhängig sein. Nicht wie ein Sklave oder jemand, der unterdem Einfluss von Anderen steht, ohne unabhängig zu sein.

7.) Wir sollten den Dharma nicht praktizieren mit der Hoffnung dadurch genug zu essen und genügend Kleider u.s.w. zu erhalten.

8.) Und wir sollten nicht danach trachten, durch den Dharma berühmtund bekannt oder sogar ein Idol zu werden.

Zusätzlich sollten wir noch frei sein, von den 8 unvorteilhaften Bedingungen, unter denen der Geist vom Dharma abgeschnitten ist. Vermeiden wir diese, werden wir geschützt in Samsara wiedergeboren zu werden:

1.) Wir sollten jede Anhaftung an unser eigenes Leben, Fortschritt,

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Gesundheit und Reichtum vermeiden.2.) Wir sollten keine Person sein die sich an negativen Handlungen erfreut,

da dies einen sehr unstabilen Geist zur Grundlage hat, der sich durch einen groben Charakter und niederträchtigen Handlungen auszeichnet.

3.) Wir sollten auch keine Person sein, die, wenn sie vom Leiden in Samsara hört, keine Furcht davor entwickelt.

4.) Wir sollten auch nicht jemand sein, der, wenn er von dem Wohl der Befreiung aus dem Leiden hört, nicht auch den Wunsch zur Befreiung besitzt und nicht an die Befreiung glaubt.

5.) Man sollte sich auch nicht an negativen Strukturen erfreuen.6.) Man sollte nicht geneigt sein den Dharma so zu praktizieren,

wie ein Hund Lust hat, Gras zu fressen. 7.) Wir sollten auch nicht unsere Gelübde beschädigen oder die Verpflichtung, den Wunsch zur Erleuchtung zu entwickeln, verletzen.

8.) Wir sollten auch nicht die heiligen Verpflichtungen dem Guru und anderen religiösen Gefährten gegenüber brechen, indem man eine falsche Freundschaft zu ihnen herstellt.

Und wenn wir diese arten von Bedingungen vermeiden, dann sind wir fähig, denDharma in einer reinen art zu praktizieren. Es ist wichtig zu sehen, dass unser Geist durch solche Eigenschaften oder Gewohnheiten nicht befleckt oder berührt wird. Wir erinnern uns, dass es etwas sehr wertvollesist, frei von diesen Bedingungen zu sein und auf diese Art trainieren wir vielerleiMöglichkeiten, um uns vor solchen negativen Umständen zu schützen, die in unserem Leben auftauchen können.Zu diesen Freiheiten müssen wir noch die 10 Errungenschaften besitzen.Davon zuerst die 5 persönlichen, segensreichen Eigenschaften: 1.) Die Errungenschaft, dass wir den kostbaren Menschenkörper besitzen, der über die 8 Freiheiten verfügt, die wir gerade beschrieben haben. 2.) Wir müssen in einem Land geboren sein, indem der Dharma gegenwärtig ist und er sich auch entwickeln konnte. 3.) Wir müssen fähig sein, die Belehrungen zu verstehen und den Dharma zu praktizieren. Unsere Sinne sollten intakt sein und dann sollten wir über genug Intelligenz verfügen, den Inhalt der Belehrungen, in rechter Weise zu verstehen. 4.) Wir müssen auch das gute Karma haben, falsche Ansichten zu vermeiden, sodass wir selbst keine falschen Ansichten haben oder Andere treffen, die falsche Ansichten haben. Stattdessen sollten wir diejenigen sein, die den Belehrungen Buddhas in rechter Weise folgen. 5.) Wir sollten Glaube und Vertrauen in die 3 Juwelen haben.Nun folgen die 5 segensreichen Eigenschaften, welche man von Anderen empfängt, sozusagen die äußeren Bedingungen :

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1.) Wir müssen in einer Welt leben, in dem ein Buddha erschien. Und wir sind in einer solchen Situation, da Buddha Shakyamuni in unser Zeitalter gekommen ist. 2.) Zudem hat Buddha, Belehrungen gegeben. Das war nicht immer der Fall, weil nicht jeder Buddha ein Lehrer war. 3.) Außerdem ist die Lehre noch gegenwärtig. Sie ist nicht leer oder verfallen und sie dauert noch an. 4.) Und es gibt Leute, die der lehre folgen. 5.) Wir sind in einer Position, wo die Gegenwart des Leidens, ( das Leiden der Krankheit, des Alters u.s.w.) uns veranlasst der Welt zu entsagen und wo wir darüber

nachdenken, wie wir Liebe und Mitgefühl für andere Lebewesen entwickeln können. Wir sind fähig den Dharma zu praktizieren (genügend Essen und Kleider u.s.w.) und uns kann durch andere Praktizierende geholfen werden.

Wir haben in der Tat diesen kostbaren Menschenkörper mit all diesen unterschiedlichen Bedingungen, die gerade beschrieben wurden. Wir müssen uns um den großen Wert dieser menschlichen Situation stetig erinnern und dürfen sie keinesfalls zerstören. Wenn man diesen kostbaren Menschenkörper hat und zudem noch all diese Bedingungen und Qualitäten besitzt, um Erleuchtung entwickeln zu können, hat es nicht zum Grund, dass wir besonderesGlück oder Mut haben, sondern es ist ganz einfach das Ergebnis von all den Handlungen, die wir in der Vergangenheit gemacht haben. Wir haben in unserenfrüheren Leben schon einmal Zuflucht genommen zu den 3 Juwelen. Wir haben Verdienst und Weisheit angesammelt und wir haben schon Fortschritte gemacht,unsere negativen Haltungen zu reinigen. Und wir haben schon starke Wünsche gemacht, all diese Bedingungen von leben zu Leben zu besitzen, bis wir Erleuchtung erreicht haben. Dieser persönliche Beitrag verkettet sich mit dem Mitgefühl der 3 Juwelen, das uns befähigt, die jetzige Position erreicht zu haben.Das ist eine sehr seltene und kostbare Situation mit einer seltenen und kostbaren Möglichkeit, den Dharma zu praktizieren. Wir müssen uns daran erinnern, dass unsere letzte Dharmapraxis Schuld ist, dass wir uns jetzt in dieser Situation befinden.Wenn wir den Dharma nicht in der Vergangenheit praktiziert hätten, wäre es nicht möglich ihn jetzt zu praktizieren. Im ganzen Universum ist die Zahl der Lebewesen, die positiv handeln bei weitem geringer, als die Zahl der Lebewesen, die negativ handeln. Dadurch ist die Zahl der Leute, die sich in der Situation wieder finden, die es Ihnen ermöglicht, den Dharma zu praktizieren sehr, sehr klein im Vergleich zu der Anzahl von Leuten, die diese Bedingungen nicht vorfinden. Deshalb ist der Menschenkörper so kostbar. Er ist wirklich sehr selten und äußerst schwierig zu erlangen. Die Zahl der Lebewesen in den Höllenbereichen ist bei weitem größer als die Zahl der Lebewesen im Bereich der Hungrigen Geister. Und die Zahl der Hungrigen Geister ist bei weitem

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größer als die Anzahl der Tiere. Und die Zahl der Tiere ist bei weitem größer alsdie Anzahl der Menschen. Der Grund dafür liegt darin, dass die negativen Handlungen in diesen Bereichen ansteigen. Der Höllenbereich besagt, dass diese Lebewesen die meisten negativen Handlungen begangen haben.

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Weil wir Menschen für uns selbst etwas tun können (nach Erleuchtung streben), ist die Anzahl der Menschen geringer als die der Tiere. Deshalb gibt es mehr Tier- als Menschenleben. Menschliche Leben kann man zählen und berechnen. Aber es ist unmöglich das für die Tiere zu tun. Ihre Leben überschreiten jede Artvon Berechnung, Liste oder Anzahl. Das liegt vor allem daran, dass diese Lebewesen in der Vergangenheit weit mehr negative als positive Handlungen ausführten, die notwendig sind um als Mensch geboren zu werden. Die Lebewesen in den Höllenbereichen, im Bereich der hungrigen Geister und im Tierbereich, handelten in der Vergangenheit negativ und nicht positiv. Sie befinden sich in einer Lage in der sie nur leiden. Glück finden sie in diesen unteren drei Bereichen nicht. Während der Zeit in der sie sich in den unteren Bereichen befinden, können sie nicht über ihre früheren negativen Handlungen nachdenken und damit aus dem Leiden befreien. Die Wesen befinden sich dort um die Ergebnisse ihrer früheren Taten zu erfahren, sodass diese sich dadurch erschöpfen. Es gibt auch drei obere Bereiche: der Bereich der Menschen, der Halbgötter und der Götter. Vergleichen wir die Zahl der Lebewesen in den oberen Bereichen so ist sie bei weitem kleiner als die Zahl der Lebewesen in den unteren Bereichen. So wird gesagt, dass die Anzahl der Lebewesen in den oberen Bereichen so hochist wie die Anzahl der Samen- und Staubkörner unter einem Stein. Verglichen dazu ist die Anzahl der Lebewesen in den unteren Bereichen so hoch wie die Anzahl von Samen- und Staubkörnern im gesamten Universum. Das liegt daran, dass die Lebewesen in den oberen Bereichen viele positive Handlungen ausführten. Und die Zahl der Wesen, die positiv handeln, die klar im Geist sind um ihre Handlungen beurteilen zu können, ist wiederum viel kleiner als die , die negativ ohne klaren Geist handeln. Von allen Menschen gibt es nur wenige die auf die Idee kommen den Dharma zu praktizieren. Somit sind Dharmapraktizierende sehr seltene menschliche Wesen. Zudem gibt es nur wenige die es schaffen den Dharma rein und perfekt zu praktizieren, sodass ihre Praxis so wirkungsvoll ist, dass sie schnell Erleuchtung erlangen. Solche Mensche sind so selten wie man Sterne am helllichten Tag sehen kann. Deshalb ist die Buddhaschaft sehr schwer und nur über eine lange Zeit zu erreichen. Die Buddhaschaft ist nicht so weit entfernt, aber die Leute, die momentan das Karma haben, erleuchtet zu werden, sind in der Tat sehr gering. Der Grund weshalb die Buddhaschaft so schwer zu erlangen ist, liegt darin, dass jeder ein Subjekt seiner Reaktionen ist. Es ist die Frucht unseres früheren Karmas, die unsin unsere jetzige Situation wieder finden lässt, in der wir vollständige Kontrolle über unser Tun und Denken ausüben können. Und eben wegen dieses guten Karmas haben wir an manchen Tagen den Wunsch Erleuchtung zu erreichen. Wir sind ganz erfüllt davon und handeln sehr positiv. An anderen Tagen wiederum stehen wir unter dem Einfluss unserer Begierden und Wünsche, die aus unseren ehemaligen negativen Handlungen entspringen. Das ist so als ob zwei Leute gleichzeitig dasselbe Auto fahren; einer will nach rechts der andere

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nach links. Durch den Kampf zwischen den beiden Personen, ist es sehr schwierig vorwärts zu kommen. Es ist wie ein innerer Krieg, den wir oft erleben,wenn wir den Pfad Buddhas beschreiten. Wir Menschen sind in einer außergewöhnlichen Situation, weil der Grad zwischen den zwei Möglichkeiten sehr klein ist. Entweder wir steigen auf und machen Fortschritte oder wir steigenab und verkommen. Als Mensch haben wir die besondere Qualität, frei wählen zu können. Es ist uns möglich unsere Handlungen zu beeinflussen; wie wir handeln, was wir tun oder nicht tun. Es ist wichtig, das zu wissen, um die richtige Wahl oder Entscheidung zu treffen. Wir können positiv handeln, aufsteigen, unseren Vorteil nutzen und Erleuchtung erreichen oder wir handeln negativ, steigen ab, verkommen und erfahren mehr und mehr Leiden.Der Dharma hat sich nun in viele verschiedene Länder der Welt ausgebreitet und das ist auf das Karma der Leute, die dort leben, zurückzuführen. Die Menschen, die das gute Karma haben, um mit den Belehrungen Buddhas in Berührung zu kommen, können auch in verschiedenen Ländern geboren werden,um dort mit einem qualifizierten Lama oder spirituellen Freunden zusammenzutreffen. Wir sollten wissen, dass die Gegenwart der Buddhas und unser Zusammentreffen mit ihnen eine äußerst positive karmische Situation darstellt. Ein Prozess, den man Erwachen des Karmas nennt. Es ist das Erwachen von karmischen Verbindungen, die in vergangenen Leben gebildet wurden. Was wir in früheren Leben angefangen haben, können wir nun fortführen.Haben wir schon in früheren Leben den Buddha Dharma praktiziert, werden wir erfüllt sein von Inspiration, wenn wir von den Belehrungen der Dharmapraxis hören. Es ist die Enthüllung und das Erscheinen früheren Karmas.Besitzen wir nun diesen kostbaren Menschenkörper mit den 8 Freiheiten und viele der Errungenschaften, sollten wir wissen, dass während unserem spirituellen Werdegang verschiedene negative Bedingungen auftreten können. Wir müssen sehr vorsichtig sein, damit diese negativen Bedingungen unseren spirituellen Fortschritt nicht hemmen.

Treten diese Verdunklungen oder Bedingungen nun plötzlich auf, sollten wir Ihnen nicht erlauben, wirksam zu werden, sondern sollten sie reinigen und verschwinden lassen. Sind wir uns des großen Wertes der verschiedenen positiven Bedingungen bewusst, die wir schon erreicht haben, sollten wir sehr vorsichtig mit dieser kostbaren Möglichkeit umgehen und Sie nicht zerstören, indem wir über Tod und Vergänglichkeit unwissend bleiben. Der Tod kommt zu jedem, niemand ist immun dagegen. Wie wir wissen, kann der Tod auch plötzlich kommen, z.B. durch einen Unfall oder Ähnliches. Es ist deshalb wichtig, uns nicht zu erlauben,faul oder nachlässig bei unseren Handlungen zu sein, damit wir dieses wertvollemenschliche Dasein nutzen können um spirituell voran zu schreiten und um diese kostbaren Möglichkeiten, die wir besitzen, nicht zu zerstören.

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Den Zustand der Unsterblichkeit erreichen wir, indem wir die Erleuchtung erlangen, da die Buddhaschaft jenseits von Geburt und Tod ist. Um dieses zu verwirklichen, praktizieren wir den Dharma. Manche glauben es sei unnütz überden Tod nachzudenken und das Nachdenken darüber erzeugt höchstens Furcht und noch mehr Leiden. Darum vermeiden sie das Nachdenken über den Tod. Diese Haltung ist aber nicht besonders sinnvoll, denn dadurch sind Sie verwirrt und glauben dass der Tod nicht wichtig wäre, wodurch Sie sogar seine Existenzverdrängen. Wenn wir aber solche Ansichten hegen, treten wir in eine Falle, da wir darauf vertrauen lange zu leben und wir denken nicht daran in Samsara, irgendeine spirituelle Aktivität auszuführen.Denken wir über den Tod und über das Leiden nach dem Tod nach und sehen, dass wir das menschliche Leben nicht wirklich genutzt haben, um positiv zu handeln, erkennen wir, dass der einzige Weg um aus dem Leiden heraus zu kommen, der spirituelle Weg ist, der in der Erleuchtung mündet. Dies ist eine große Motivation für unsere Dharmapraxis, die uns aus allem Leid befreien kann. Es ist nicht gut, bis zum letzten Moment des Todes zu warten, um sich dann zu wünschen, das Leben nützlicher verbracht zu haben. Denn in diesen Momenten sind wir sehr verwirrt und beunruhigt über die Gegenwart des Todes und vermögen kaum noch etwas zu vollbringen. Dieser Zeitpunkt ist eindeutig zu spät zum Handeln. Somit müssen wir uns daran erinnern, dass, wenn wir unser jetziges Leben nützen, um mit Körper, Rede und Geist positive Handlungen auszuführen, wir den Moment des Todes, nicht zu fürchten brauchen. Haben wir unser Leben in positiver Weise vollbracht, gibt uns dies das Vertrauen, das wir bei den Geschehnissen, die nach dem Tode eintreffen, brauchen.

Wir können unseren Fortschritt von Leben zu Leben immer mehr fördern und erfahren dadurch immer weniger Leid. Blicken wir jedoch erst im Moment des Todes auf unser Leben zurück, werden wir erkennen, welche kostbare Möglichkeit wir hatten und dass wir sie nicht genutzt haben. Wahrscheinlich haben wir noch dazu viele selbstsüchtige und negative Handlungen vollbracht und erfahren dadurch große Verwirrung, da wir wissen, dass wir immer tiefer und tiefer sinken werden, in immer schlechtere Bereiche. Eventuell finden wir uns sogar in den 3 niederen Bereichen wieder, in denen das Leiden furchtbar ist. Haben wir aber unser ganzes Leben lang nicht praktiziert, können wir im Moment des Todes versuchen, eine Praxis durchzuführen in der Hoffnung den Dharma dadurch aufzudecken und im Bardo weiter praktizieren zu können. Diesgelingt aber nur selten. Das einzige, das von wirklichem Nutzen ist, ist die Dharmapraxis, die wir in unserem jetzigen Leben in die Tat umsetzen. Was im Augenblick des Todes oder danach wirklich schädlich ist, sind die negativen Handlungen, die wir in unserem Leben begangen haben. Der Einfluss dieser negativen Handlungen sorgt dafür, dass wir im Bardozustand leiden und wir unsdann in einem der 3 niederen Bereiche verkörpern.Um uns davor zu schützen, brauchen wir die Hilfe vom Lama und den

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3 Juwelen, zu denen man Zuflucht nehmen muss. Hat man das in seinem Leben nicht gemacht, ist man im Bardo dazu auch nicht fähig. Deshalb ist es wichtig, in seinem Leben, Zuflucht zu nehmen, um die Hilfe des Lamas und der 3 Juwelen zu erhalten.

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Tag 2

Wir haben nun die 4 Überlegungen erklärt, die unseren Geist vom samsarischen Kreislauf fernhalten, sodass wir Erleuchtung erreichen können. Begonnen habenwir mit der detaillierten Erklärung des kostbaren Menschenkörpers und den verschiedenen Bedingungen, die man braucht um Ihn zu erlangen, um somit denspirituellen Pfad erfolgreich zu begehen. Erklärt wurden auch die großen Schwierigkeiten und die Achtsamkeit die man braucht, diesen Menschenkörper zu erhalten und Ihn in rechter Weise zu nutzen. Auch haben wir über den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung (Karma) gesprochen, über den Tod und die Unbeständigkeit, sowie über den Misserfolg einer Wiedergeburt im samsarischen Kreislauf. Diese Art Erklärungen sind notwendig bevor wir mit der Dharmapraxis beginnen, denn dadurch können wir uns von Verdunklungen im Geist abwenden. Denken wir nicht über das kostbare Menschenleben sowie über den Tod und dieVergänglichkeit nach, verfallen wir der Trägheit und darin ist die Dharmapraxis nicht sehr effektiv. Und wenn wir nicht über die leidvollen niederen Bereiche, mit all deren Konsequenzen nachdenken, fehlt uns die Motivation und die Einsicht die notwendig ist, um positiv zu handeln und um negative Handlungen zu vermeiden. Und denken wir nicht darüber nach, wie leidvoll eine Verkörperung innerhalb der 6 Bereiche Samsaras ist, haften wir vielleicht an der Idee, dass es möglich

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ist, in Samsara glücklich zu werden und dadurch berauben wir uns der richtigen Motivation Buddhaschaft zu erlangen, welches doch jenseits des samsarischen Kreislaufs und jeder Art von Leiden ist. Denken wir nicht achtsam über Tod undVergänglichkeit nach; halten wir dieses Bewusstsein, nicht bei allem was wir tun aufrecht, vergeuden wir sehr viel Zeit. Zeit die man mit nutzlosen Dingen verbringt, ohne sich in der Dharmapraxis zu üben. Wir müssen ein Verständnis dafür entwickeln, dass all das Glück, sowie die Freuden und Vergnügen in dieser Welt letztendlich nicht nutzbringend sind. Im Lichte der Wahrheit sind sieohne Bedeutung und im Augenblick des Todes nutzlos. Auf diese Weise gehen wir ohne Freunde und Hilfe, nach dem Tod, ins Bardo ein. Das einzig Hilfreichenach dem Tode, ist die Dharmapraxis während unserer Lebzeit und das Vertrauen in den Lama und den 3 Juwelen.

In der Vajrayana Dharmapraxis, muss der Lama sehr achtsam die Qualifikationen des Schülers prüfen und der Schüler muss sehr achtsam die Qualifikation des Lamas prüfen. Und nach der Prüfung, muss der Lama den Schüler als Schüler akzeptieren und der Schüler den Lama als Wurzellama annehmen. Danach sollte der Schüler unerschütterliches Vertrauen in den Lama haben und seine Anweisungen vollständig ausführen. Hält sich der Schüler ganz und gar an die Anweisungen des Lamas, kann er sicher sein, das Ziel der Praxis zu erreichen und somit wird er auch nicht, auf dem Weg verloren gehen. Die Beziehung von Lama und Schüler sind von höchster Wichtigkeit, denn wenn der Schüler erst einmal den Lama als seinen eigenen Wurzellama anerkannt hat, muss der Schüler unerschütterliches Vertrauen und Zuversicht in den Lama haben, was immer er auch tut. Einen qualifizierten und perfekten Lama zu finden ist sehr schwer.So schwer wie man Sterne am helllichten Tag findet. Die Handlungen eines qualifizierten Lamas sind in vollständiger Harmonie mit dem Dharma und den Belehrungen Buddhas. Sein Geist und der Ausdruck seines Verhaltens sind in vollkommener Harmonie.Wir sollten nicht zu einem Lama vertrauen haben, der zwar viel realisiert hat, aber dessen Verhalten nicht überein stimmt mit seiner Realisation.Wir sollten auch nicht zu einem Lama vertrauen haben, dessen Verhalten zwar perfekt ist, aber dessen Geist nicht dieselbe Reinheit besitzt. Ein wahrer Lama zeichnet sich dadurch aus, dass seine Inner- und Außenbereiche vollständig im Gleichgewicht sind.Die Qualifikation des Schülers ist gleichermaßen wichtig. Seine Fähigkeiten müssen in der Tat recht vielfältig sein. Um Erleuchtung zu erreichen muss er einen sehr beständigen und gelassenen Geist besitzen. Einer der sich um andere sorgt und liebendes Mitgefühl entwickelt. Er sollte vollständiges Vertrauen in den Dharma und den Belehrungen Buddhas haben und fähig sein, durch die nötigen Schwierigkeiten durchzugehen, sowie die

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Belehrungen in die Praxis umzusetzen. Er sollte enthusiastisch die Dharmabelehrungen anwenden und ernsthaft versuchen, seinen Geist im Buddhabereich zu halten, wenn er anfängt zu praktizieren und dies solange aufrecht erhalten, bis sein Ziel, die Erleuchtung, erreicht ist. Trifft ein wahrhaft qualifizierter Lama einen qualifizierten Schüler, kann der Lama dem Schüler direkt seine Weisheit und großes Mitgefühl übertragen. Der Schüler kann allein aufgrund dieser reinen spirituellen Verbindung, essentielle Erfahrungen und Sichtweisen entwickeln. Und diese wachsen automatisch, durch die Wünsche die man ausspricht.

Wie eine Pflanze, die man großzieht; sie wächst ohne viel Arbeit.So erreicht der Schüler mit Hilfe des Lamas, schneller Erleuchtung.Soweit nun eine Übersicht der wichtigsten Punkte der 4 Überlegungen, die wir in unserem Geist kultivieren sollten. Diese 4 Überlegungen, sind imstande uns aus dem samsarischen Kreislauf herauszuführen und als Grundlage unserer Praxis, lenken sie uns zur Erleuchtung. Haben wir diese 4 Gedanken eingehend betrachtet, so schauen wir nun auf die 4 besonderen vorbereitenden Übungen. (Ngöndro) Die erste davon ist die Zufluchtnahme mit den Niederwerfungen.Der Kommentar zu jedem einzelnen Teil, der 4 vorbereitenden Übungen, wird in 2 Abschnitte getrennt. Der erste Teil beschreibt detailliert die Visualisation und die Sammlung der Übungen. Der zweite Teil gibt uns einen Kommentar zu den Subjekten der Visualisation zu denen wir Zuflucht nehmen und Niederwerfungen machen. Wenn wir Zuflucht nehmen, müssen wir uns bewusst machen, dass die Zuflucht die wir suchen, uns Schutz und Sicherheit gibt vor dem Leiden in Samsara.Leiden das wie eine Grube ist, wie ein Loch im Untergrund, gefüllt mit Feuer und Flammen. Die Zufluchtsobjekte sind die 3 Juwelen.Der Buddha, seine erleuchtete Lehre und die Gemeinschaft der spirituellen Freunde. Nehmen wir Zuflucht, so tun wir das ganzheitlich, mit Körper, Rede und Geist. Respektvoll bitten wir darum, dass allen Wesen und uns, die Zufluchtder 3 Juwelen gewährt wird. Wie z.B. eine geplagte, schwächliche und leidende Person, die um Schutz und Hilfe bittet, bei einem mächtigen König, der auch Schutz garantieren kann.Die 3 Juwelen garantieren uns den Schutz und die Hilfe, die wir auf dem Weg zur Erleuchtung brauchen und somit nehmen wir Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha. Der Buddha ist das kostbarste Juwel unseres spirituellen Zieles. Er steht für den Zustand der Buddhaschaft und der vollendeten Erleuchtung. Die Belehrungen Buddhas, der Dharma, ist der Pfad dem wir folgen. Wenn wir dem Dharma folgen, werden wir Fortschritte machen, in Richtung Buddhaschaft. Und folgen wir dem Pfad des Buddhadharma und setzen Körper, Rede und Geistein, um Buddhas Belehrungen zu praktizieren, dann brauchen wir noch die Ratschläge der spirituellen Familie; der Sangha. Die spirituelle Gemeinschaft, die uns auf dem Weg hält. Sprechen wir dann das Zufluchtsgebet, so bringen wir

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Opfer dar, in der Form von Niederwerfungen. Und wenn wir uns vor den Zufluchtsobjekten verbeugen, ist jede Niederwerfung eine Reinigung, aller Negativitäten, die wir mit Körper, Rede und Geist, seit anfangsloser Zeit, angesammelt haben. Wir opfern respektvoll diese Niederwerfungen, vor den Qualitäten der 3 Juwelen, die wir vor uns visualisieren.Die 3 Juwelen erfreuen sich dessen und somit reinigen wir mit den Niederwerfungen, all unser negatives Karma, welches wir seit anfangsloser Zeit angehäuft haben. Wir verbeugen uns mit dem Respekt, dass die 3 Juwelen, das wohl aller Wesen und dieser Vorgang der Dharmapraxis,wichtiger sind, als wir selbst in Person, es je waren. Denn durch Stolz und Eigenrespekt haben wir unser negatives Karma angesammelt. Indem wir unserenRespekt nun den anderen schenken, reinigen und verbessern wir unser negatives Karma. Der physikalische Akt der Niederwerfungen, ist eine Reinigung der negativen Handlungen die wir mit unserem Körper begangen haben. Durch das Zufluchtsgebet, welches wir während den Niederwerfungen sprechen, reinigen wir all die negativen Ansammlungen, die durch unsere Sprache geschahen. Ist unser Geist, während den Verbeugungen, mit Liebe, Hingabe, Glaube und Respekt erfüllt, so reinigen wir uns von all den störenden Gefühlen und negativen Vergehen die wir seit anfangsloser Zeit, im Geiste begangen haben. Durch die Zufluchtnahme und den Niederwerfungen, können wir die 3 Körper des Buddhas in uns befreien und dadurch sogar zur perfekten Erleuchtung kommen. Nun geben wir die detaillierte Beschreibung des Zufluchtsbaumes, den wir uns während den Verbeugungen vorstellen sollten. Vor uns ist ein sehr reines Land, die Welt der Buddhas. Es ist unbeschreiblich schön, sehr flach und gleichmäßig, ohne Hügel und Täler,ohne Risse, Löcher oder andere Vertiefungen. Keine Steine oder Ähnliches liegen herum. Lückenlos überzieht üppiges, dichtes Gras und dickes Moos diese wunderbare gleichmäßige Landschaft, in der viele verschiedene Blumen einen herrlich lieblichen Duft verströmen. Der Raum des intensiv blauen Himmels, ist erfüllt mit zahlreich leuchtenden Regenbögen. Im Zentrum dieser Szene liegt eingroßer See, gefüllt mit besonders reinem und süßem Wasser, welches die 8 Qualitäten besitzt. Dadurch wird jeder Geist, der diesen strahlend klaren See erblickt, völlig ruhig, ganz klar, sehr bewusst und äußerst wach. Jede Verdunklung, jede Schwierigkeit oder Problem verschwindet sofort am Rande dieses Sees. Mühelos entwickeln wir eine reine Motivation durch die exzellente Qualität dieses reinen, heilenden Wassers. Um den Hauptsee herum liegen einige kleinere Seen, gefüllt mit Wasser der verschiedenen Farben. Und auf diesen befinden sich Vögel mit den verschiedenen Farben, die entzückende Melodien singen. In diesen Seen sind auch Wasserblumen, Lotusse u.s.w., ebenfalls die verschiedenen Farben haben.

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Im Zentrum des Hauptsees ist ein Baum, der nicht einem natürlichen Baum gleicht. Dieser Baum besteht aus kostbarsten Juwelen, welches die Weisheit des Buddhas symbolisiert. Sein Stamm wächst direkt aus dem See und unterteilt sichin 4 Äste, die in die 4 Richtungen gehen. Der zentrale Ast ragt direkt nach oben und somit sind es dann 5 Äste insgesamt. Wunderschön strahlende Blätter aus den verschiedenen Kostbarsten Juwelensubstanzen zieren diesen Baum, sowie auch perfekt strahlende Früchte und Blumen, die ebenfalls einen lieblichen Duft verströmen. Der Ast der zu uns zeigt ist aus Silber. Aus Gold ist der Ast, der vonuns aus gesehen, nach links rausragt. Der Ast der nach hinten geht ist aus Rubin und der Ast der der nach rechts rausragt ist aus Bernstein. Aus den Juwelen dieser 4 Äste, erstrahlt verschiedenfarbig, der mittlere Ast der nach oben zeigt. Im Zentrum des Baumes, wo sich die 5 Äste teilen, ist ein Thron aus Gold und anderen wertvollen Substanzen, der von 8 Schneelöwen gehalten wird. Verschiedene Seidenstoffe von göttlicher Natur bedecken diesen wunderschönen Thron, auf dem eine verschiedenfarbige, 100 000 blättrige Lotusblume ist. Darauf wiederum ist eine Sonnen- und Mondscheibe, auf der unser kostbarer Wurzellama, in der Form von Dorje Chang, thront. Dunkelblau wie der Herbsthimmel, sehr klar und tiefblau. In seiner rechten Hand hält Er einen goldenen Vajra und in der Linken eine silberne Glocke. Die Arme sind vor der Brust gekreuzt. Vajra und Glocke symbolisieren die effektiven Mittel und Weisheit. Mit sehr friedvollen und strahlenden Augen schaut Er auf alle Lebewesen voller Liebe, Mitgefühl und Weisheit. Seine Augen sind halb geöffnet und blinzeln nicht. Er ist geschmückt mit den verschiedenen Ornamenten der Siegreichen. Auf seinem Kopf trägt Er eine goldene Krone mit 5 Spitzen und auf jede der Zacken ist ein verschiedenfarbigesJuwel. Außer der Krone trägt Er noch andere Ornamente wie Ohrringe, Ringe und Ketten, u.a. eine Kette mit silbernen Glocken. All Diese sind aus reinstem Gold von bester Qualität, mit kostbarsten Juwelen besetzt und symbolisieren die 13 verschiedenen Qualitäten einer friedlichen Gottheit. Über seinen Schultern geschwungen, ist ein helles, vielfarbig leuchtendes Seidentuch und um die Hüfteein strahlend rotes und golden verziertes Kleidungsstück. Die Kleidung sowie die Ornamente zeigen uns dass dieser Buddha den Existenzkreislauf nicht verlassen hat, um durch seine Gegenwart alle Lebewesen von negativem Karma zu reinigen. Am wirksamsten durch die vertrauensvolle Visualisation auf Ihn alsWurzellama. Seine Körperfarbe ist Dunkelblau und dieses tiefe Blau repräsentiert den reinen Dharmakaya, die Essenz des Geistes, den Realisationskörper des Buddhas und somit die höchste Wirklichkeit.Seine Beine sind in der Lotusstellung und auch sein Körper ist geschmückt mit den Ornamenten der 32 Naturen und den 80 geringeren Merkmalen eines Buddhas. Dorje Chang´s Körper strahlt ein sehr brillantes und starkes Licht aus, welches höchste Weisheit und Mitgefühl ausdrücken. Der Grund warum wir Dorje Chang als die reine Gegenwart unseres Wurzellamas visualisieren, ist der,dass wenn wir den Wurzellama in seiner menschlichen Form visualisieren, wir auf die Idee kommen könnten, dass Er ein gewöhnlicher Mensch ist.

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Visualisieren wir Ihn als Dorje Chang, bekommen die Übermittlung seiner Formals reinen Buddha. Wir können eben immer nur den Grad unserer Visualisation erreichen. Visualisieren wir unseren Lama in der Form von Dorje Chang, sind wir uns der vollen Erleuchtung unseres Wurzellamas eher bewusst und erhalten dann auch den Segen eines Buddhas. Stellen wir uns den Wurzellama in seiner menschlichen Form vor und haben wirvollstes Vertrauen, ohne den geringsten Zweifel, darin, dass Er die Offenbarung eines Buddhas ist, dann ist es akzeptabel Ihn in seiner menschlichen Form zu visualisieren. Für die Meisten aber, ist es nützlicher Ihn in der Form von Dorje Chang zu sehen. Visualisieren wir unseren Wurzellama in seiner menschlichen Form, so stellen wir uns über Ihn seinen eigenen Wurzellama vor und setzen das immer weiter fort, sodass wir uns also die sämtlichen 16 Karmapas vorstellen und darüber die restlichen Mitglieder der Mahamudra Linie. In der Kagyü Übermittlung gibt es 2 Hauptlinien; eine bezieht sich auf die Mahamudra Übertragung und die andere auf die der 6 Yogas des Naropa. Nehmen wir in unserer Meditation Bezug zur Mahamudra Linie, dann sollten die Lamas die wir visualisieren, dieser Linie angehören. Die Mahamudra und die Naropa Linie sind hinauf bis Marpa gleich, trennen sich aber dann. Die Naropa Linie führt nach Marpa zu Naropa und schließlich zu Tilopa. Bei der Mahamudra Übertragung visualisieren wir über dem Kopf von Marpa Maitripa, dann Shawari, danach Phapa Ludrup, dann über Ihn Saraha und darüber Lodrö Rinchen. Diese großen indischen Meister gaben die Übertragung an Marpa weiter und deshalb visualisieren wir Sie im Zufluchtsbaum.Die Linie dieser verschiedenen Lamas und Meister geht aus einer ununterbrochenen Übertragung hervor und das heißt, dass jeder Schüler von seinem Lehrer die ganzen Belehrungen und Übermittlungen bekommen hat. Nichts wurde ausgelassen, nichts ging verloren und keine Übertragung wurde irgendwie beschädigt. Jeder in der Linie hat die spezielle Übertragung des Samaya besonders rein gehalten und konsequenterweise ist diese Übertragung wie ein goldener Stab,

der die verschiedenen individuellen Aspekte zusammen hält, den die Lamas repräsentieren. Beten wir nun zu unserem Wurzellama, erhalten wir durch Ihn die ganze Übermittlung und den ganzen Segen aller Lamas dieser edlen Linie. Wir beten somit nicht zu einem individuellen Lama allein, sondern gleichzeitig zu allen Lamas der ganzen Linie. Und erhalten wir dann Segen, so erhalten wir den Segen der ganzen Übertragungslinie, wie ein Abdruck in uns hinein. Am Ende der Übertragungslinie ist der Buddha Dorje Chang selbst und Er hat wie alle anderen Lamas die 3 traditionellen Kleidungsstücke an und jeder Lama trägtjeweils seine spezielle Krone. Die Visualisation und die Niederwerfungen sollten mit größtem Respekt, Glaube und Zuversicht in die Gegenwart aller dieser verschiedenen Lamas gemacht werden.

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Man stellt sich also Dorje Chang als Wurzellama vor und geht gerade aufwärts, den jeweiligen Lama der Linie nach, in ihrer Reihenfolge weiter. Man visualisiert außerdem noch weitere spirituelle Meister und Freunde wie Saraha, Tilopa, Naropa und andere große indische Meister, sowie die Hauptlamas der anderen traditionellen Schulen. Sie alle sind um die Lamas der Kagyü Linie versammelt und erscheinen wie eine Anhäufung von Wolken. Um die Lamas herum sind viele Wolken die Regenbogenlicht ausstrahlen und kostbarste Opfergaben enthalten. Auf dem Ast der in unsere Richtung zeigt und vor dem Hauptstamm ist, sind dieYidams versammelt, die den verschiedenen Klassen angehören und die verschiedenen Ebenen des Tantra repräsentieren. Die erste ist Dorje Phamo auf einem Lotus stehend mit einer Sonnenscheibe auf dem Kopf. Neben ihr ist Khorlo Demtschok, Hevajra und Gujasamaya. Alle anderen Yidams sind auch auf diesem Ast versammelt, sodass der ganze Zweig mit Yidams jeder in seiner speziellen Farbe, Haltung und mit seinen speziellen Ornamenten. Auf dem Ast, der von uns aus gesehen nach rechts zeigt sind die großen realisierten Wesen; die Bodhisattvas wie Chenresig, Manjuschri und Vajrapani und die Pratyekabuddhas sowie den Sravakas. Weiterhin die 8 engen Schüler von Buddha und alle Bodhisattvas, die die Lehre weitergaben und somit aufrechterhielten. All diese Wesen bilden die spirituellen Freunde, die Sangha. Unter dem Zufluchtsbaum sind in allen Richtungen die Schützer versammelt: Mahakala in seiner 2-armigen, 4-armigen und 6-armigen Form und seine Gefährtin Rangjungma, Palden Lhamo, sowie alle anderen Weisheitsschützer. Auch alle Dakas und Dakinis sind zugegen. Schützer haben die Funktion uns vor allen Arten der Störungen und Hindernissen zu schützen. Sie schützen uns mit der Aktivität erleuchteter Wesen. Deshalb gaben einige auch ein Versprechen ab.

Einige davon schauen auf uns, den Wesen vor dem Baum. Andere schauen nach außen, weg von den Wesen auf die Hindernisse und Störungen um sie zurückzuweisen. Wir selbst stehen vor dem Baum auf der Erde am Ufer des Sees. Rechts von uns steht unser Vater und zur linken unsere Mutter. Um uns herum sind alle lebenden Wesen des ganzen Universums und füllen denRaum (Erdboden), soweit man sehen kann. Es sind ausnahmslos alle Wesen da, mit denen uns ein karmisches Band verbindet. Selbst diejenigen, die uns hassen oder uns schaden wollen, weil wir in der Vergangenheit ihnen Leid zugefügt haben. In dieser weise versammelt, handeln wir als Führer für sie, voller Freude sie bei der erfurchtsvollen Ausführung der Zufluchtsnahme und den Niederwerfungen, führen zu dürfen. Alle Wesen haben hingabevoll die Hände am Herzen gefaltet und sprechen mit uns gleichzeitig das Zufluchtsgebet, voller Vertrauen und Ehrfurcht vor der Ansammlung im Zufluchtsbaum. Durch das gleichzeitige erklingen aller Stimmen ist die Luft erfüllt von dem heiligen Klangdes Gebetes. Der Grund warum wir uns, unsere Eltern so nah bei uns vorstellen,

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liegt darin, dass wir uns ihrer Güte bewusst machen sollten. Sie symbolisieren die Freundschaft und Güte zu allen lebenden Wesen in der Gegenwart, sowie zu allen anderen Zeiten. Besonders denken wir an unsere Feinde, weil wir dazu neigen sie im Alltag zu ignorieren und uns nicht für sie zu interessieren. Um diese negative Eigenschaft zu verbessern, sollten wir speziell an sie denken, wenn wir Zuflucht nehmen. Die Niederwerfungen sollten wir z.B. 100-mal oder 1000-mal ausführen; je nachdem wie viel Zeit wir haben und in welcher körperlichen Verfassung wir sind. Mit Körper, Rede und Geist, sollten wir sehr ehrfurchtsvoll, die Niederwerfungen und die Wiederholungen des Zufluchtsgebetes, ausführen. Unserem Geist sollten wir nicht erlauben, sich Gedanken über etwas anderes zu machen; diese Gedanken sollten wir einfach ablegen. Beim Sprechen der Zufluchtsformel und beim ausführen der Niederwerfungen sollten wir unbedingt Konzentriert sein und diese dann auch aufrechterhalten. Wenn wir nun das Zufluchtsgebet rezitieren, bitten wir die Ansammlung im Zufluchtsbaum, uns und allen Wesen vor dem Leiden des Samsaras zu beschützen. Wir erinnern uns daran, dass Sie uns diesen sicheren Schutz auch gewähren können und fordern Sie dazu auf, ihn uns auch zu geben. Um so mehr wir bei der Zufluchtsnahme und den Niederwerfungen fortfahren, um so klarer, prächtiger und lichtintensiver wird die Ansammlung im Zufluchtsbaum. Je größer unsere Ehrfurcht ist, desto mehr antwortet die Ansammlung, bis Wir selbst und alle Wesen im ganzen Universum ganz vom hellen Schein dererleuchteten Weisheit und des Mitgefühls durchdrungen sind. Dadurch dass sichalle Wesen im Universum treffen und gleichzeitig Niederwerfungen machen ist, der Verdienst einer einzelnen Niederwerfung die wir selber machen, umso größer wegen der immensen Anzahl der Wesen die mit uns Zuflucht nehmen. Auf diese weise wächst der Verdienst den wir ansammeln ins unermessliche.Bei den Niederwerfungen legen wir die Hände zusammen und führen sie an Stirn, Kehle und Herz und bitten dabei um Segen und Mitgefühl für unseren Körper, Rede und Geist. Haben wir Zuversicht in diese Bitte und Zuversicht darin, dass es uns gewährt wird, dann wird dieser unerschütterliche Glaube den Segen aller Buddhas herbeiführen, der dann mit uns verschmilzt und wir uns darin auflösen. Berühren wir dann mit Hände, Füße und Kopf den Boden, bitten wir darum die 5 störenden Gefühle oder Gifte in die 5 Weisheiten zu transformieren. Es ist möglich, dass wir dabei körperliche Schwierigkeiten oder Unbehagen erfahren, aber dieses sollten wir nicht so wichtig nehmen, sondern mit großer Freude und Glücksseligkeit die Praxis fortführen. Wir sollten also unsere Freude nicht überdecken mit geringfügigen Erscheinungen, die wir bei der Reinigung der früheren negativen Handlungen durchmachen müssen. Lassenwir uns zu sehr von diesen Unbequemlichkeiten beeinflussen und geben die Praxis auf, können wir in dieser negativen Geisteshaltung, den Segen der Buddhas nicht empfangen.

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Es ist sehr wichtig, mit einer positiven Einstellung, großer Freude und Mitgefühl, jede Schwierigkeit, die aufkommt zu akzeptieren, sodass wir die Vervollkommnung der Praxis erreichen.

Möge jeder der diese Belehrung liest oder hört, darüber nachdenkt und praktiziert, schnellstmöglich Erleuchtung erlangen zum Wohle aller Wesen.

E - MA - HO

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