kultur-transfair vii 2017 · 2019-07-19 · hannes, mag. chiara galbusera (leopold museum), beate...
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Hunger auf Kunst und Kultur 1 Kultur-Transfair VII
Kultur-Transfair VII
2017
Ein sozio-kultureller Brückenschlag
Kulturvermittlung & -austausch
in und mit neuen sozialen Feldern
PROJEKTBERICHT
Ein Projekt von „Hunger auf Kunst und Kultur“
Projektidee & -koordination: Mag.a Monika Wagner
Projektpartner: Mag. Roman Schanner
Sponsoring Unterstützt durch
Hunger auf Kunst und Kultur 2 Kultur-Transfair VII
Inhaltsverzeichnis
1. Die Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“ 3
2. Ausgangssituation 3
3. Inhalt & Ziele des Kulturvermittlungsprojekts „Kultur-Transfair VII“ 4
3.1. Inhalt 4
3.2. Ziele 4
3.2. Zielgruppen 5
4. Koordination/Projektbegleitung/Rahmenprogramm 6
4.1. Persönliche Gespräche 6
4.2. Vernetzungstreffen 6
4.3. Workshop 7
4.4. Abschluss-Workshop 8
5. Die teilnehmenden Institutionen 13
5.1. Die Kultureinrichtungen 13
5.2. Die sozialen Einrichtungen 13
6. Die Kulturvermittlungsprojekte 16
6.1. UNTITLED – EIN RECHERCHEPROJEKT ZUM THEMA VORBILDER 17
6.2. DAS ICH: EINER, KEINER, HUNDERTTAUSEND ... 27
6.3. EINRICHTEN 38
6.4. NORMALER FISCH. TANZEN IM NHMW. 47
6.5. TANZEND IN DIE FREIZEIT 55
Hunger auf Kunst und Kultur 3 Kultur-Transfair VII
1. Die Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“
Die Aktion Hunger auf Kunst und Kultur wurde 2003 von Schauspielhaus
Wien (ehem. künstlerischer Leiter Airan Berg) und der Armutskonferenz
(Martin Schenk) ins Leben gerufen. Ziel der Aktion ist, Menschen unter der
Armutsgefährdungsgrenze [Das gilt für Personen, die die „Bedarfsorientierte
Mindestsicherung – BMS oder Mindestpension beziehen, Menschen mit
Notstandshilfe, Arbeitslose, Flüchtlinge etc.] den unentgeltlichen Zugang zu
Theater, Kunst, Film, Tanz und Musik zu ermöglichen. Der freie Eintritt wird
gegen Vorlage des „Kulturpasses“ in Verbindung mit einem Lichtbildausweis
gewährt. Die Vergabe dieses Kulturpasses wird in Wien über das Netzwerk
der Armutskonferenz, durch viele karitative Hilfsorganisationen und
Betreuungsstellen, den Sozialzentren der Stadt Wien und das AMS
sichergestellt.
2. Ausgangssituation
Die Aktion hat ein Netzwerk geschaffen, das sozial benachteiligten
Menschen die Möglichkeit gibt, unentgeltlich Kulturveranstaltungen zu
besuchen, doch nicht alle nutzen das Angebot gleichermaßen. Die Erfahrung
zeigt, dass es viele Hemmschwellen, Ängste und Barrieren – Sprache,
Herkunft, Isolation, psychische Erkrankungen, körperliche Behinderungen –
Hunger auf Kunst und Kultur 4 Kultur-Transfair VII
gibt, warum Menschen sozialer Randgruppen am kulturellen Leben nicht
teilnehmen. Und diese gilt es abzubauen.
3. Inhalt und Ziele von „Kultur-Transfair VII“
3.1. Inhalt
Barrieren abzubauen und Hürden zu überwinden ist die Grundintention des
Projekts „Kultur-Transfair“. Elf sozio-kulturelle Partnerschaften aus Kultur-
und Sozialbereich in Wien haben im Rahmen des Projekts „Kultur-Transfair“
im Jahr 2009 bewiesen, dass gezielte gemeinsame Arbeit Freude macht,
Interesse für Kultur schafft, gegenseitiges Verständnis fördert und zu mehr
Selbstbewusstsein beiträgt.
Dank einer Finanzierung der Erste Bank konnte diese Projektschiene von
Hunger auf Kunst und Kultur auch 2017 fortgesetzt werden.
3.2. Ziele
Ziel von „Kultur-Transfair“ generell ist, eine Plattform zu schaffen, die der
besseren Vernetzung von Kultur- und Sozialbereich und der Entwicklung
spezieller Vermittlungsprogramme dient.
Ziele im Einzelnen sind, einerseits für soziale und karitative Einrichtungen
Anreize zu schaffen, mit Ihren Bewohner*innen und Klient*innen das
bestehende Kulturangebot vermehrt anzunehmen, andererseits eine
Schärfung des Bewusstseins bei den Kulturpartnern zu erzielen, dass diese
Menschen gezielt angesprochen und spezielle Vermittlungsangebote
entwickelt werden müssen, damit ihr Interesse für Kultur geweckt wird und
sie nachhaltig am kulturellen Leben teilhaben.
In einem ersten Schritt sollte durch dieses Projekt die Vernetzung zwischen
Kulturpartnern und sozialen und karitativen Institutionen intensiviert und
verbessert werden, um eine nachhaltige Zusammenarbeit dieser beiden
Gruppen zu erwirken. Und in einem nächsten Schritt sollten beide Partner
gemeinsam spezielle Kulturvermittlungsprogramme entwickeln, die auf die
Hunger auf Kunst und Kultur 5 Kultur-Transfair VII
Bedürfnisse und Wünsche der betreffenden Zielgruppen eingehen
gewissermaßen für ihr Klientel „maßgeschneidert“ aufbereitet sind.
Langfristig soll damit erreicht werden, dass die betreffenden
Personengruppen Hemmschwellen und Barrieren abbauen und das
Kulturangebot auch eigenständig nutzen.
Das Projekt „Kultur-Transfair“ trägt somit bei zur
Förderung der kulturellen Bildung bei Menschen sozialer
Randgruppen
Integration sozialer Randgruppen in die Gesellschaft
Nachhaltigkeit von Integrationsmaßnahmen für Migrant*innen
Erschließung und Einbeziehung neuer Zielgruppen für
Kultureinrichtungen
3.3. Zielgruppen
Die Zielgruppe generell waren sozial benachteiligte Menschen, die
Besitzer*innen eines Kulturpasses sind.
Die am Projekt „Kultur-Transfair VII“ beteiligten Zielgruppen:
Jugendliche mit Mehrfach-Behinderung
Personen mit Fluchterfahrung
Jugendliche, die bei Interface einen Deutschkurs besuchen
Menschen mit Beeinträchtigungen
Menschen, die ehemals obdachlos waren
Hunger auf Kunst und Kultur 6 Kultur-Transfair VII
4. Koordination / Projektbegleitung / Rahmenprogramm
4.1. Persönliche Gespräche
Im September 2016 hat Monika Wagner alle Sozialorganisationen, die
Partner von Hunger auf Kunst und Kultur sind, per Rundmail zum 8.
Durchgang der Projektschiene „Kultur-Transfair“ eingeladen, wobei
bevorzugt jene Partner angesprochen waren, die an diesem
Kulturvermittlungsprojekt noch nicht teilgenommen hatten. Mit allen
interessierten Einrichtungen wurden im Anschluss daran telefonisch und
persönlich Gespräche geführt, um die Rahmenbedingungen bzw. Details
zum Projekt persönlich zu erläutern und abzusprechen. Erste Ideen,
Vorstellungen, welche Kultureinrichtung mit welcher Sozialeinrichtung
zusammenarbeiten könnte, haben sich herauskristallisiert.
4.2. Vernetzungstreffen
Das Vernetzungstreffen fand am 14. November 2016 im Seminarraum des
ÖBDS (Österreichischer Berufsverband der Sozialarbeiter*innen)/1060,
Mariahilferstraße 81 statt.
Es haben 17 Personen an diesem Vernetzungstreffen teilgenommen.
Leitung: Hunger auf Kunst und Kultur (Monika Wagner) Roman Schanner Moderation: Roman Schanner Fotograf: Nick Mangafas Teilnehmer*innen: Ulla Steyrleuthner (Dschungel Wien), Anita Götz-Winkler; Mag. Agnes Hannes, Mag. Chiara Galbusera (Leopold Museum), Beate Lex (MAK), Gertrude Schaller (NHM), Christina Gillinger (TQW), Ondine Delaville (IOM) Katharina Kurzmann, Martina Sinowatz (Station Wien), Verena Glaser, Sabine Wolf (Integration Wien), Melanie Dobernig (Interface Wien), Birgit Arndorfer, Gudrun Ullmann (Verein GIN), Magdalena Kauer, Vera Hovanietz (wieder wohnen wohn:mobil)
Hunger auf Kunst und Kultur 7 Kultur-Transfair VII
Das Vernetzungstreffen diente einem gegenseitigen Kennenlernen von
Vertreter*innen der Kulturinstitutionen und Vertreter*innen der sozialen
Einrichtungen mit dem Ziel, Partnerschaften zu bilden. Am Ende des
Vernetzungstreffens standen 5 Partnerschaften fest.
© Nick Mangafas/Hunger auf Kunst und Kultur
4.3. Workshop
Der Workshop fand am 30. Jänner 2017 im Seminarraum des ÖBDS
(Österreichischer Berufsverband der Sozialarbeiter*innen)/1060,
Mariahilferstraße 81 statt.
Es haben 16 Personen an diesem Workshop teilgenommen.
Konzeption: Hunger auf Kunst und Kultur (Monika Wagner) Roman Schanner Moderation: Roman Schanner Fotograf: Nick Mangafas
Hunger auf Kunst und Kultur 8 Kultur-Transfair VII
Zu Gast: Martin Fichter-Föss (APA Redakteur) Elke Smodics (trafo K) Linda Miesen (Tactile Studio) Elke Weilharter (skyunlimited) TeilnehmerInnen: Ulla Steyrleuthner (Dschungel Wien), Anita Götz-Winkler (Leopold Museum), Beate Lex (MAK), Gertrude Schaller (NHM), Ondine Delaville (IOM) Katharina Kurzmann, Martina Sinowatz (Station Wien), Sabine Wolf (Integration Wien), Melanie Dobernig (Interface Wien), Birgit Arndorfer (Verein GIN), Magdalena Kauer, Georg (wieder wohnen wohn:mobil) Entschuldigt: Christina Gillinger (TQW)
© Nick Mangafas/Hunger auf Kunst und Kultur
Programm
Der Workshop war den Themenbereichen „Medien- und
Öffentlichkeitsarbeit“ und „Kunst- und Kulturvermittlung“ gewidmet.
Die 5 Projektgruppen wurden gebeten, auf einem Flipchart ihre Projekte in
Kürze darzustellen.
Hunger auf Kunst und Kultur 9 Kultur-Transfair VII
Titel des Projekts
Institution/Zielgruppe
Idee [3 Zeilen/ Inhalt, zentrale Aspekte]
Produkt/Präsentation
Die einzelnen Projekte wurden im Anschluss daran im Plenum den anderen
Projektgruppen sowie einem Medienvertreter, Martin Fichter-Föss (APA
Kultur-redaktion), präsentiert. Martin Fichter-Föss hat die Projekte bzw. die
Präsentation dieser aus seiner Sicht als Journalist kommentiert.
Im zweiten Teil des Workshops haben Elke Smodics und Linda Miesen über
ihre Arbeitsbereiche referiert.
4.4. Abschluss-Workshop
Der Abschluss-Workshop fand am 12. Juni 2017 in den Räumlichkeiten im
Seminarraum der Armutskonferenz, Herklotzgasse 21, 1150 Wien statt.
Es haben 11 Personen aus Kultur- und Sozialbereich an diesem Abschluss-
Workshop teilgenommen.
Leitung: Hunger auf Kunst und Kultur (Monika Wagner) Roman Schanner Moderation: Roman Schanner
Teilnehmer*innen: Ulla Steyrleuthner (Dschungel Wien), Anita Götz-Winkler (Leopold Museum), Beate Lex (MAK), Gertrude Schaller (NHM), Ondine Delaville (IOM) Martina Sinowatz (Station Wien), Sabine Wolf (Integration Wien), Melanie Dobernig (Interface Wien), Birgit Arndorfer (Verein GIN), Magdalena Kauer (wieder wohnen wohn:mobil), Christina Gillinger (TQW)
Hunger auf Kunst und Kultur 10 Kultur-Transfair VII
Programm
Feedback-Runde.
Jede/r Teilnehmer/in war gebeten, auf verschieden färbigen Kärtchen
folgende Punkte zu beantworten
o Positive Erfahrungen
o Negative Erfahrungen
o Wie kann ich die Erfahrungen zukünftig nutzen? Was bleibt?
Gute Erfahrungen u.a.:
o Choreografinnen → spannende Inhalte/Durchführung → Erfahrung mit der Zielgruppe (integration wien-TQW)
o Besuch einer Tanz-Performance o Tanz-Performance von Amanda + anschließende Party o Stabile Gruppe o Die Gruppendynamik zum Schluss o Gute Gruppendynamik o Großes Interesse der TN o Spaß o Gemeinsame Momente großer Freude o Inhalte passend für die TN, jeder konnte sich einbringen, guter
Mix, gute Gruppendynamik o Regelmäßige Teilnahme fast aller, Pünktlichkeit, Ersatz-
Assistenz o Konstantes Engagement der TN o Konzeptionelle + inhaltliche Ziele erreicht o Greifbares Ergebnis ist entstanden o Einzelne TN haben nachhaltig profitiert o Nachhaltigkeit o Thema/Inhalt/Dauer der WS passend für TN mit div
Backgrounds o Organisation (trotz 4 Institutionen) o Kommunikation, Organisation, Zeitplan o Schöne Abschluss-Performance o Eröffnen eines positiven Kunstraums o Professionelle Zusammenarbeit aller Beteiligten o Fotos von Nick (mehrfach Nennung)
Negative Erfahrungen u.a.:
o Mehr Besuche vor Ort o Assistent weg → wenig Zeit für Blog + Presse o TN-Suche schwierig o Gruppenbildung schwierig
Hunger auf Kunst und Kultur 11 Kultur-Transfair VII
o TN zu finden, die an allen 7 Terminen Zeit haben o TN-Suche aufwändig o Kurzfristige Programmänderung im künstlerischen Bereich o Ressourcenplanung hätte besser gemacht werden können o Choreografin fehlte bei der organisatorischen Besprechung o Arbeitsaufwand unterschätzt o Unterbezahlung einzelner Akteure o Anzahl der WS, Wunsch nach Blick hinter die Kulissen o Zeitliche Verfügbarkeit (integration wien) o Unsicherheit im Ablauf o Prozessorientiertes Arbeiten war schwierig o Gruppendynamik – unkontrolliert, unerwartet
Nutzen für die Zukunft / Was bleibt?
o Unsere Vernetzung o Haben Know-how entwickelt o Wiener Kuchl! o Wunsch, weiter zu machen o Schnupper-Workshop vor Ort o Unsere Positionen und Arbeitsweisen wurden gestärkt o Vertrauen o Erfahrung aus Zusammenarbeit zwischen sozialer und
kultureller Institution/viel voneinander gelernt o Viel gelernt über Tiere + Tanz o Zitat einer Tn/in: Start ins neue Leben o Ausreichend Infos zur Zielgruppe an Kulturpartner gegeben →
klare Vorstellung der Möglichkeiten o Interne Öffentlichkeit in Einrichtungen weiter nutzen, „bedienen“ o Prozessorientiertes Arbeiten braucht klaren Rahmen o Mehr Zeit einkalkulieren o Mehr Gruppenbildungsübungen wären sinnvoll! o Alle am Organisationsteam Beteiligten sollten immer dabei
sein. o Zeitlichen Aufwand abschätzen/planen → Puffer einplanen. o Projekte sind denkbar (ZOOM-Juvivo15)
Hunger auf Kunst und Kultur 12 Kultur-Transfair VII
5. Die teilnehmenden Institutionen
5.1. Die Kultureinrichtungen
DSCHUNGEL WIEN
Leopold Museum
MAK
Naturhistorisches Museum Wien
Tanzquartier Wien
Das kulturelle Spektrum umfasste
Theater
Bildende Kunst
Design
Museumskunde
Tanz
5.2. Die sozialen Einrichtungen
integration wien Freizeitassistenz
integration wien ist eine Beratungsstelle für Eltern und Angehörige von
Kindern und Jugendlichen sowie für junge Erwachsene mit
unterschiedlichen Formen von Behinderung. integration wien arbeitet
für eine unteilbare Integration von Menschen mit Behinderung in
unserer Gesellschaft; für ein Leben ohne Aussonderung für Kinder,
Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung. Kinder mit und ohne
Behinderung sollten miteinander heranwachsen sowie mit- und
voneinander lernen können.
integration wien ist Träger von 5 Angeboten, eines davon ist die
Freizeitassistenz.
Die Freizeitassistenz von integration wien begleitet und unterstützt
Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung bei ihrer
individuellen Freizeitgestaltung.
Hunger auf Kunst und Kultur 13 Kultur-Transfair VII
Interface Wien - Jugendbildungswerkstatt
Interface Wien fördert die gesamtgesellschaftliche Integration von Kindern,
Jugendlichen und Erwachsenen mit Migrationshintergrund. Das
Angebot besteht aus Bildungs-, Informations- und Beratungsmaßnahmen
mit dem Ziel der Verbesserung der Basis- und Schlüsselkompetenzen
sowie Stärkung der Fähigkeit und Bereitschaft zur gleichgestellten
Partizipation. Die Kernaufgabe von Interface Wien ist es, neu zugewanderte
Wiener*innen bei ihrem Wunsch nach Integration zu unterstützen.
IOM – Internationale Organisation für Migration
Mit der Projektgruppe CulTrain V Kulturelle Orientierungstrainings
Orientierung für junge Flüchtlinge.
Seit 2012 implementiert das Länderbüro für Österreich der
Internationalen Organisation für Migration (IOM) erfolgreich das
Projekt CulTrain, welches den Integrationsprozess für junge
Flüchtlinge durch kulturelle Orientierungstrainings unterstützt. Die
Erfahrungen der letzten Projektjahre haben gezeigt, dass die
Vermittlung von kulturellem Hintergrundwissen ihr großes Interesse an
Österreich bedient und dadurch eine unterstützte Orientierung in der
österreichischen Gesellschaft ermöglicht wird. Durch die Teilnahme an
den Trainings nehmen Missverständnisse und Unsicherheiten im
alltäglichen Umgang mit Österreicher/innen seitens der jungen
Flüchtlinge ab; dadurch wird das Zusammenleben in der
Aufnahmegesellschaft gefördert, da eine aktive und selbstständige
Teilnahme am gesellschaftlichen Leben in Österreich erleichtert wird.
Aufgrund des Erfolgs und der Vielzahl an positiven Rückmeldungen
wird CulTrain in bewährter Weise weiter bestehen.
Station Wien
Station Wien ist ein gemeinnütziger Verein, der sich in den Bereichen
Bildung, Integration und Beratung engagiert. Die Ziele des Vereins sind die
Stärkung des interkulturellen Dialogs, des zivilgesellschaftlichen
Hunger auf Kunst und Kultur 14 Kultur-Transfair VII
Engagements und der Teilhabe aller am sozialen Leben. Im Bereich
Bildung liegt der Schwerpunkt auf zugewanderten Frauen mit
Basisbildungsbedarf. Darüber hinaus organisiert Station Wien regelmäßig
zahlreiche Veranstaltungen, die Menschen unterschiedlicher Herkunft
miteinander in Kontakt bringen: Sprachencafés, Filmabende, Ausflüge,
Workshops usw. Diese sind für alle offen und kostenlos zugänglich.
Verein GIN
Der Verein für Gemeinwesenintegration und Normalisierung (GIN)
bietet Assistenz und Begleitung für Menschen mit intellektueller oder
mehrfacher Behinderung in Wohngemeinschaften,
Trainingswohnungen und in der eigenen Wohnung. In verschiedenen
Werkstattprojekten bietet er Beschäftigungstherapiemöglichkeiten und
geschützte Arbeitsplätze an. Ziel ist es, durch ein entsprechendes
sozialpädagogisch-methodisches Vorgehen die Selbständigkeit und
Leistungsfähigkeit jedes/r einzelnen Klient*in ständig zu verbessern,
um ihn/sie in jedem Lebensbereich zunehmend von Begleitung
unabhängiger zu machen.
Ursprünglich wurden vorwiegend Menschen begleitet, die ihre
Vergangenheit hauptsächlich in psychiatrischen Abteilungen,
Förderpflegeheimen der Stadt Wien oder sonstigen Großheimen
verbracht hatten. Zunehmend werden auch Personen betreut, die
noch in ihren Familien leben bzw. aufgrund des Erreichens der
Altersgrenze aus Einrichtungen der Jugendwohlfahrt zu
Trägerorganisationen der Behindertenhilfe wechseln.
wieder wohnen wohn:mobil
„wieder wohnen“ bietet betreute Unterkünfte für wohnungslose
Menschen in Wien an. Die gemeinnützige GmbH ist mit 25
Einrichtungen und 2.434 Schlaf- und Wohnplätzen (Stand:
31.12.2016) die größte Anbieterin innerhalb der Wiener
Wohnungslosenhilfe. Das Angebotsspektrum von „wieder wohnen“
Hunger auf Kunst und Kultur 15 Kultur-Transfair VII
reicht von der Straßensozialarbeit über betreute Wohneinrichtungen
bis hin zu Unterkünften für geflohene Menschen im Rahmen der
Grundversorgung.
Wenn Menschen aus der Obdachlosigkeit oder einer Einrichtung der
Wohnungslosenhilfe heraus in eine eigene Wohnung ziehen, ist das
nicht nur ein großer Erfolg, sondern auch ein kritischer Moment.
wohn:mobil unterstützt sie in dieser Übergangsphase und befähigt sie
dazu, Strategien für einen langfristigen Wohnungserhalt zu entwickeln.
Der Fokus liegt dabei auf den Themen Miete und Energie,
Einkommenssicherung und Wohnung. Aber auch andere relevante
Themen werden bearbeitet.
Nach Ende der mobilen Betreuung steht den Nutzer*innen von
wohn:mobil Beratung in Form von Sprechstunden zur Verfügung.
Dadurch können akute Krisen und drohender Wohnungsverlust oft
abgewendet werden. Ein weiteres Angebot von wohn:mobil ist vufu –
„von uns für uns“, ein sozialarbeiterisch betreutes Netzwerk ehemals
obdach- und wohnungsloser Menschen, die sich vernetzen und
gegenseitig unterstützen.
Hunger auf Kunst und Kultur 16 Kultur-Transfair VII
6. Die Kulturvermittlungsprojekte
UNTITLED – EIN RECHERCHEPROJEKT ZUM THEMA VORBILDER Ein Projekt von Dschungel Wien und Interface Wien
DAS ICH: EINER, KEINER, HUNDERTAUSEND … Ein Projekt von Leopold Museum und Verein GIN
EINRICHTEN
Ein Projekt von MAK und wieder wohnen wohn:mobil
NORMALER FISCH. TANZEN IM NATURHISTORISCHEN MUSEUM WIEN Ein Projekt von NHM, Tanzquartier Wien und IOM und station wien
TANZEND IN DIE FREIZEIT. Ein Projekt von Tanzquartier wien und integration wien
Hunger auf Kunst und Kultur 17 Kultur-Transfair VII
UNTITLED EIN RECHERCHEPROJEKT ZUM THEMA VORBILDER Projektpartner Dschungel Wien Interface Wien
Projektleitung Ulla Steyrleuthner, Dschungel Wien Theaterhaus für junges Publikum Melanie Dobernig, Interface Wien|Jugendbildungswerkstatt
© Nick Mangafas/Hunger auf Kunst und Kultur
Hunger auf Kunst und Kultur 18 Kultur-Transfair VII
TITEL DES KULTURVERMITTLUNGSPROJEKTS
„untitled – Ein Rechercheprojekt zum Thema Vorbilder“
Zentrale inhaltliche Themen unseres Kunstvermittlungsprojekts waren zum einen
die Beschäftigung mit Vorbildern, zum anderen das Hinterfragen von Idolen,
Helden und Vorbildern in der heutigen Gesellschaft. Sowohl in den Theater- und
Tanzproben als auch beim Besuch von zwei Theatervorstellungen sollte dies der
inhaltliche Schwerpunkt sein. Vor dem thematischen Hintergrund haben wir uns
für den Titel „untitled – Ein Rechercheprojekt zum Thema Vorbilder“ entschieden.
Mit dem Titel „untitled“ soll zum einen darauf angespielt werden, dass Vorbilder oft
durch idealisierte Brillen gesehen werden bzw. ein Spiel mit Klischees stattfindet,
zum anderen sollte der Titel Impulse frei setzen und offen bleiben, um bei den
jungen Teilnehmer*innen Ideen zu zünden bzw. sie zu motivieren, sich aktiv am
Thema zu beteiligen.
DARSTELLUNG DES PROJEKTS
A) Die erste Idee
Entgegen unseres ersten Impulses den jungen Teilnehmer*innen möglichst viel
Gestaltungsfreiheit zu ermöglichen und der Idee, ein Vermittlungsprogramm zu
gestalten, welches thematisch und inhaltlich von der Gruppe selbst formuliert wird,
entschieden wir uns nach einer internen Besprechung doch für eine
Themenvorgabe. Grund dafür war die knappe, gemeinsame Zeit mit den
Teilnehmer*innen, die wir möglichst sinnvoll und effizient ausfüllen wollten.
Es entwickelte sich in weiterer Folge das Thema Vorbilder, da es als geeignet
erschien, alle Teilnehmer*innen gleichermaßen miteinzubeziehen. Neben einer
prozessorientierten Arbeitsweise wurde die Fusion von Theaterpädagogik und
Tanzpädagogik, anhand derer die heterogene Gruppe im künstlerischen Prozess
begleitet wird, angestrebt.
Der Tänzer und Choreograf Sayed Labib übernahm gemeinsam mit
Kunstvermittlerin und Theaterpädagogin (i.A.) Ulla Steyrleuthner die künstlerische
Leitung des Projekts. Assistiert wurde beiden von der jungen
Tanzpädagogikstudentin Dominika Murcková.
Hunger auf Kunst und Kultur 19 Kultur-Transfair VII
Zwei Vorstellungsbesuche inklusive Vor- oder Nachbereitung und
Publikumsgesprächen zu den Produktionen „Time Travel“ und „We rule the
school“ im Dschungel Wien sollten das Rahmenprogramm bilden. Nachdem Ulla
Steyrleuthner und Melanie Dobernig mögliche Stücke aus dem Dschungel Wien
Programm besprochen hatten, kristallisierten sich rasch die beiden Stücke heraus,
da es sowohl inhaltliche Übereinstimmungen zu unserem Projekt gab, als auch
alle Darsteller*innen der ausgewählten Stücke zwischen 16 und 22 Jahre alt
waren. Kunstvermittlung im Theater beginnt in der Kommunikation zwischen
Darsteller*innen auf der Bühne und dem Publikum. Die teilnehmenden jungen
Menschen sollen den Dschungel Wien näher kennenlernen, Theaterstücke
besuchen, Hemmschwellen verlieren und Theater als neue Möglichkeit der
Freizeitgestaltung kennen lernen.
B) Zeitlicher Ablauf und Inhalt des Kunstvermittlungsprogramms
Ulla Steyrleuthner und Melanie Dobernig haben sich im Vorfeld des Projektes
insgesamt vier Mal – exklusive den Meetings mit allen Kooperationsbeteiligten –
im Zeitraum von 23.11.2016 – 05.04.2017 getroffen. Damit Ulla Steyrleuthner sich
ein Bild von der Zielgruppe machen konnte, fand beim zweiten Treffen am MO
28.11.2016 ein Besuch in einem der von Interface Wien angebotenen Kurse statt.
Beim letzten Termin wurde ein Flyer für die Jugendlichen gestaltet, wo der
Zeitplan sowie eine kurze inhaltliche Beschreibung zu finden war. Für das Projekt
„untitled – Ein Rechercheprojekt zum Thema Vorbilder“ wurden zwei
Vorstellungsbesuche und acht Probentermine einmal wöchentlich à 2 Stunden
festgelegt. Probentermine: Dienstag, 25.04., 02.05., 09.05., 16.05., 23.05.,
30.05., 06.06., sowie das Abschluss-Showing am Dienstag, 13.06.
Vorstellungsbesuche: Freitag, 12.05., 19:00-20:30, Vorstellungsbesuch
„Wildwechsel“ sowie Montag, 19. Juni, 19:00 – 20:30, Vorstellungsbesuch
„Körperverstand“.
Künstlerisches Team: Ulla Steyrleuthner | Kunstvermittlung Dschungel Wien,
Theaterpädagogin i.A. Sayed Labib | Choreograf, Tänzer, Tanzpädagoge
Hunger auf Kunst und Kultur 20 Kultur-Transfair VII
Dominika Murcková | Studentin am MUK / 2. Jahrgang Zeitgenössische
Tanzpädagogik
Die Konzeptbeschreibung gliedert sich in drei Phasen und soll im Folgenden
näher erläutert werden.
1. Phase: Grundinteresse wecken/Teilnehmer*innen abholen
Um in einen künstlerischen Prozess einzutauchen, Vertrauen in sich und die
Gruppe zu erlangen und herauszufinden, welche Theater- und Tanzformen für die
Teilnehmer*innen am treffendsten sind, ging es in der ersten Phase vermehrt um
gruppendynamische Prozesse. Alle Einheiten (Probentermine und
Vorstellungsbesuche) fanden im Dschungel Wien statt. Die Vorstellungsbesuche
sollten eine Grundlage für Diskussionen, Gespräche, Kritik und Interessen bieten
und die Teilnehmer*innen in ihrer eigenen künstlerischen Kreativität bestärken.
In der ersten Phase ging es in erster Linie darum, zunächst ein Grundinteresse für
Theater und Tanz im Allgemeinen und für unser Projekt im Speziellen zu wecken.
Die Teilnehmer*innen sollten durch theaterpädagogische und tanzpädagogische
Anleitungen und Übungen an die Themen Wahrnehmung, Kommunikation,
Beschreibung von Phänomenen und deren Umsetzung in einem künstlerischen
Prozess, an das Projekt „untitled - Ein Rechercheprojekt zum Thema Vorbilder“
herangeführt werden. Wichtig war vor allem, die Gruppe und ihr Vertrauen
untereinander zu stärken, ein prozessorientiertes Arbeiten an dem Projekt zu
gewährleisten und die Wünsche, Qualitäten und Erfahrungswerte aller
Teilnehmer*innen zu berücksichtigen und in das Projekt verweben. Die ersten drei
Termine lassen sich der Phase 1 zuschreiben:
Dienstag, 25.04.
Das erste Kennenlernen zwischen Ulla Steyrleuthner, Melanie Dobernig, Sayed
Labib, Dominika Muckova und den Teilnehmer*innen fand am 25. April statt. 21
junge Menschen und Melanie Dobernig von Interface Wien pilgerten Ende April
2017 zum ersten Kennenlerntreffen auf die Bühne 3 im Dschungel Wien. Der
typische Spirit einer ersten Probe lag im Raum – ein Gemisch aus Aufregung,
Angstschweiß und Dauergrinsen. Letzteres hat sich übrigens bis zum Schluss
Hunger auf Kunst und Kultur 21 Kultur-Transfair VII
gehalten. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde zwischen den Teilnehmer*innen
und den Workshopleiter*innen Ulla Steyrleuthner, Sayed Labib und der Assistentin
Dominika Murcková ging es dann auch gleich zur Sache oder eher an die
Körperarbeit. Das halbstündliche Warm-Up von Sayed hatte es in sich, und der
eine oder andere Muskelkater war hier nach jeder Probe wohl definitiv Programm.
Alles in Allem war es eine inspirierende erste Probe mit vielen Eindrücken, ersten
Choreografie-Elementen, die mit der Gruppe entwickelt wurden und viel zu vielen
Namen, die man sich ab nun merken musste.
Dienstag, 02.05
Sayed‘s Warm-Up: Wie schon beim ersten Treffen, trainierten wir auch in der
zweiten Probe zu treibender Elektromusik, während unsere Körper zweifelhaft
versuchten die Temperatur durch massives Schwitzen wieder zu senken. Danach
teilte sich die Gruppe in eine Tanz- und eine Theatergruppe. Die einen
erarbeiteten gemeinsam mit Sayed Labib und Dominika Murcková eine
Bewegungsabfolge zum Thema Vorbild. Die Anderen entwarfen mit Ulla
Steyrleuthner in einer Mini-Schreibwerkstatt eigene Texte zum Thema. Dabei
stellten wir uns Fragen, die sich auch jeder Zuschauer stellt: Wer ist dein Vorbild?
Inwiefern hat dein Vorbild für dein eigenes Leben eine Bedeutung? Welche
Eigenschaften kennzeichnen dein Vorbild? Was können andere Menschen von
deinem Vorbild lernen? Aus den Antworten entstand der Großteil unserer Texte für
unsere Abschlusspräsentation, die wir Show nennen. Wir übten uns im chorischen
Sprechen und lachten viel, da uns die Kraft des Textes förmlich umwarf. Am Ende
trafen die beiden Gruppen wieder aufeinander und präsentierten sich gegenseitig
die gerade erarbeiteten Elemente.
Dienstag, 09.05.
Haiku, Bruce Lee und Cristiano Ronaldo. Das Warm-Up machte dieses Mal
Dominika. Man wusste auch bei ihr, worauf man sich einlässt. Die Choreografie-
Abfolge wurde noch mal gefestigt. Das klappte schon ziemlich gut. So wichtig wie
unser Körper, ist auch unsere Stimme. Bevor wir daher mit Textarbeit begannen,
erwärmten wir unsere Stimmlippen, massierten und „verrieben“ unsere Gesichter,
Hunger auf Kunst und Kultur 22 Kultur-Transfair VII
Zungen und Augen. Danach arbeiteten wir mit sogenanntem Haikus, einer
traditionellen japanischen Gedichtform, die als die kürzeste Gedichtform der Welt
gilt. Auf Grund der Texte zu den Vorbildern und vielen, vielen WhatsApp-
Nachrichten, wusste Ulla Steyrleuthner nun jedermanns/fraus Vorbild und hat
jedem ein maßgeschneidertes Haiku geschrieben. Dieser kurze Text sollte für die
nächste Stunde der ständige Begleiter der Teilnehmer*innen sein. Die Haikus
wurden gelesen, aber vor allem wurde dem jeweiligen Text zuerst sein Sinn
genommen, geschrien, an die Wand geklatscht, als alter Mann bzw. alte Frau
gesprochen, als Teppich am Markt verkauft, am Spielplatz spielend oder verliebt
gesprochen, getanzt und mit großen und kleinen Gesten unterstützend
gesprochen.
2. Phase: intensives Arbeiten am Thema
Für die Termine am 16.05. und 23.05. war eine konzentrierte, projektorientierte
Arbeitsphase, in der wir uns intensiv mit Texten, Inhalten, Körperübungen,
Techniken etc. auseinandersetzten, geplant. Eine „Teilung“ der Gruppe in Theater
und Tanz wurde immer dringlicher, da unsere Abschluss-Show schon immer
näher kam. Es wurde jedoch jede Einheit mit einem kollektiven Start
(Gesprächskreis „Was passiert heute“, Aufwärmen der Körper, Stimme, Geist)
begonnen und einem gemeinsamen Abschluss (Gespräch, ev. Präsentation der
Gruppen, etc.) geendet.
3. Phase: Festigung für das Showing
Bei den letzten beiden Terminen vor der Show (30.05., 06.06.) wurde kräftig
geprobt und wir haben in Absprache mit den Teilnehmer*innen jeweils eine
Stunde überzogen, was uns sehr geholfen hat, weil wir dadurch eine 15-minütige
Tanz- und Theaterperformance auf die Beine gestellt haben. Die Show am
Dienstag, 13.6. ist für alle Freund*innen, Kolleg*innen und Familienmitglieder
geöffnet.
ZIELE
Den Teilnehmer*innen ein positives Ersterlebnis mit Theater ermöglichen.
Hunger auf Kunst und Kultur 23 Kultur-Transfair VII
Ihnen die Möglichkeit eines körperlichen Ausprobierens und Entdeckens zu
geben.
Aktiv, kreativ den Prozess mitzugestalten und ihre eigenen Ideen
einzubringen.
Stärkung des Selbstbewusstseins, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten,
Kennenlernen der eigenen Stärken.
Gemeinsam an einem Prozess teilzuhaben und etwas Künstlerisches zu
entwickeln. Theater setzt sich mit Beziehungen auseinander. Theater ist nur
möglich, wenn es der Prozess ermöglicht, den Teilnehmer*innen einen
Raum zu eröffnen, indem sie Beziehungen aufbauen, sich aufeinander
verlassen können, wo scheitern als positiver Teil des Prozesses
gehandhabt wird.
Grundsteinlegung zur weiteren Teilhabe an Kunst und Kultur; Möglichkeit
Teil der Community des Dschungel Wien zu werden; sich als Teil der
Gesellschaft zu fühlen.
KURZPROTOKOLL ZUR VORBEREITUNGSPHASE
Das Grobkonzept zum Kunstvermittlungsprogramm (Theater- und
Tanzpädagogische Arbeit zum Thema Vorbilder, Vorstellungsbesuche +
Rahmenprogramm) entstand relativ rasch, bereits nach dem zweiten Treffen
zwischen Ulla Steyrleuthner und Melanie Dobernig. Auch die Wahl der
Produktionen, die als – vor allem inhaltlicher – Ausgangspunkt für das Projekt
dienen sollten, war bald getroffen. Offen blieb vorerst, wer die Tanz- und
Theaterpädagogik machen wird. Im Dezember hat Ulla Steyrleuthner beschlossen,
das Projekt theaterpädagogisch zu begleiten und im Zuge dessen den Tänzer und
Choreograf Sayed Labib, welcher von mehreren Seiten empfohlen wurde,
angefragt.
Die genauere zeitliche Konzeption des Projekts wurde in Absprache zwischen Ulla
Steyrleuthner und Melanie Dobernig entwickelt, wobei es sehr schnell Einigkeit in
der Planung gab. Die inhaltliche Konzeption übernahmen Ulla Steyrleuthner und
Sayed Labib.
Hunger auf Kunst und Kultur 24 Kultur-Transfair VII
ZIELGRUPPE/TEILNEHMERINNEN
Melanie Dobernig war es wichtig, dass die Teilnehmer*innen großes Interesse an
der Teilhabe des Projekts haben und auf Grund dessen gezielt ausgewählt
werden sollten. Sie schlug des Weiteren Jugendliche ab Sprachniveau A2 vor.
Interface betreut in etwa 300 (ca. 30 Kurse) Jugendliche und junge Erwachsene
von 15-21 Jahren. Da Interface ein kostenloses Angebot ist, ist die Nachfrage sehr
groß. Die Kurse sind sowohl vormittags und nachmittags wie auch abends und
sind für alle offen/zugänglich. Die Kurse werden ungefähr von 70% Burschen und
30% Mädchen besucht. Zumeist sind es Geflüchtete aus Afghanistan (eher
unbegleitet und eher bildungsfern) und Syrien (eher mit Familien und
bildungsnah).
Zum ersten Termin kamen 21 interessierte Teilnehmer*innen, geblieben sind 13
Teilnehmer*innen (davon 2 Mädchen).
FEEDBACK DER TEILNEHMERINNEN (ZITATE)
Es gab sehr viele Rückmeldungen, die alle positiv ausgefallen sind. Die Gruppe
hat sich von anfänglich 21 Teilnehmer*innen auf 13 „minimiert“, wobei Ulla
Steyrleuthner und Melanie Dobernig mit dem Weggang von ca. 10
Teilnehmer*innen gerechnet haben. Im Verlauf der Proben sowie unseren
gemeinsamen Treffen, fragten die Teilnehmer*innen immer wieder, ob das Projekt
weiter gehen kann. Nach dem Workshop erzählte Melanie Dobernig ein
Jugendlicher, dass er sich seit zwei Jahren nicht bewegt hat und Theater spielen
durfte und dass er endlich wieder einen Bezug zu seinem Körper gefunden hat.
Weitere Rückmeldungen, die wir bekamen:
„Ich finde es super, dass ich dabei sein kann!“
„Wenn ihr wieder ein Projekt macht, will ich unbedingt dabei sein.“
„Können wir mit dem Projekt weitermachen?“
„Ich möchte Schauspieler werden!“
„Danke, dass ich so viel bei euch lernen konnte!“
Hunger auf Kunst und Kultur 25 Kultur-Transfair VII
„Es war eine große Herausforderung, die mir sehr viel abverlangt hat, aber es hat
großen Spaß gemacht!“
ERFAHRUNGEN / ERGEBNISSE / PROBLEME
Es gestaltete sich schwieriger als erwartet, Teilnehmer*innen für das Projekt zu
finden. Entgegen der anfänglichen Idee, gezielt Theaterinteressierte in den Kursen
zu erreichen, wurde die Bewerbung schlussendlich allen Kursteilnehmer*innen
kommuniziert um die erwünschte Teilnehmer*innen-Anzahl zu erreichen. Im Laufe
der gemeinsamen Auseinandersetzung, wurde schnell klar, dass die uns zur
Verfügung stehende Probenzeit zu knapp bemessen war. Durch die Begeisterung
und Flexibilität der Teilnehmer*innen war es kein Problem, die Probenzeit um
jeweils eine Stunde zu verlängern.
Auf Grund des kurzfristigen Ausfalls des Assistenten – zuständig u.a. für Blog und
facebook – wurde das Veröffentlichen von Beiträgen auf dem Blog leider etwas
vernachlässigt.
Das Besondere am Projekt war die von Anfang an positive, den Prozess
unterstützende, Gruppendynamik, die den Teilnehmer*innen Räume eröffnete, in
welchen sie gegenseitiges Vertrauen, Respekt und Empathie erfahren haben.
Am Ende blickten alle Beteiligten stolz und zufrieden auf die gemeinsame Zeit
zurück.
IDEEN / MÖGLICHKEITEN FÜR NACHHALTIGKEIT
Inferface Wien und Dschungel Wien ist es ein großes Anliegen, den Kontakt
weiterhin zu pflegen und die entstandene Freundschaft auch für neue
Kooperationen oder Projekte zu nutzen. Des Weiteren sind Vorstellungsbesuche
in der neuen Saison im Dschungel Wien mit anschließenden
Künstler*innengesprächen und einer möglichen Führung durch das Haus für die
Kursgruppen von Interface Wien geplant. Darüber hinaus bleibt der Kontakt
zwischen den Teilnehmer*innen und Ulla Steyrleuthner bestehen und soll die
Möglichkeit gewährleisten weiterhin an Projekten im Dschungel Wien
teilzunehmen.
Hunger auf Kunst und Kultur 26 Kultur-Transfair VII
KONKRETE IDEEN
Der Abstand und die Häufigkeit der Vernetzungstreffen waren absolut
angemessen und ermöglichten gute Einblicke und konstruktiven Austausch aller
Beteiligten. Das Budget befand sich in einem angemessenen Rahmen, um ein
Kunstvermittlungsprojekt auf die Beine zu stellen. Wünschenswert wäre ein
Abschlussfest mit allen Kultur- und Sozialinstitutionen sowie Projektbeteiligten, um
ein gegenseitiges Kennenlernen zu ermöglichen und die Größe von Kultur-
Transfair sichtbar zu machen.
Hunger auf Kunst und Kultur 27 Kultur-Transfair VII
DAS ICH: EINER, KEINER, HUNDERTAUSEND … Projektpartner Leopold Museum Verein GIN Verein für Gemeinwesenintegration und Normalisierung
Projektleitung Anita Götz-Winkler (Leopold Museum) Birgit Arndorfer (Verein GIN) MitarbeiterInnen Angelika Katzlberger, Kunstvermittlerin Chiara Galbusera, Kunstvermittlerin Agnes Hannes, Kunstvermittlerin
© Nick Mangafas/Hunger auf Kunst und Kultur
Hunger auf Kunst und Kultur 28 Kultur-Transfair VII
DARSTELLUNG DES PROJEKTS
Kurzbeschreibung
Wie sehe ich mich selbst? Wie kann ich mein „Ich“ malerisch entdecken? Was
erzählt das Gesicht des Anderen? Welche Gefühle drückt mein Körper aus?
Welche Farben und welche Formen stehen für mich? Wie stelle ich mein
Gegenüber dar? Und was bedeutet es, ein „Wir" gemeinsam künstlerisch
umzusetzen?
In der heutigen Zeit ist das "Selfie" allgegenwärtig! Ausgehend von der Sammlung
„Wien 1900“ im Leopold Museum setzten sich die Teilnehmer*innen/Klient*innen
vom Verein GIN (Gemeinwesenintegration und Normalisierung. Assistenz mit
Menschen mit intellektueller und mehrfacher Behinderung) im Rahmen von fünf
Workshops mit Selbstdarstellung im Kontext von Malerei, Skulptur und Fotografie
auseinander. Das „Ich“ wurde darüber hinaus auch in Dialog mit dem „Du“
gebracht. Im Atelier fanden die Teilnehmer*innen verschiedene künstlerische
Zugänge zur Darstellung des Selbst.
Ausgangssituation und Vorbereitungsphase
Bei Erstbesprechungen zwischen Vertreter*innen des Leopold Museums und
Betreuer*innen des Vereins GIN, die im Rahmen des Kultur-Transfair-
Vernetzungstreffens und im Leopold Museum stattfanden, haben sich als Themen
für die Klient*innen die Selbstdarstellung, der Blick des Anderen und die
Selbstbestimmung als sehr wichtig erwiesen. Auch die in der Sammlung des
Leopold Museums vertretenen Künstler hatten sich mit diesen Themen
auseinandergesetzt. Aus diesem Grund wurde bei der Erstellung des Konzepts
Schwerpunkt auf Selbstporträt, Porträt und Gruppenporträt gelegt.
Das Vermittlungskonzept „Das Ich: EINER, KEINER, HUNDERTTAUSEND…“
wurde für eine Gruppe von etwa 15 Klient*innen von GIN und ihren Betreuer*innen
entwickelt. Das Programm sollte fünf Einheiten oder Workshops beinhalten. Da
vorauszusehen war, dass nicht alle Teilnehmer*innen jede Einheit besuchen
Hunger auf Kunst und Kultur 29 Kultur-Transfair VII
würden, wurden die Workshops so konzipiert, dass ein jederzeitiger Einstieg
möglich war.
Die interaktive Gestaltung der Workshops sollte Möglichkeiten zur Mitsprache
seitens der Teilnehmer*innen schaffen.
Besondere Herausforderungen für die Workshopleiterinnen bei diesem Projekt
waren die oft wechselnde Teilnehmer*innen, ihr unterschiedlicher Background und
ihre unterschiedlichen Beeinträchtigungen.
Vermittlungsziele
Das Vermittlungskonzept „Das Ich: EINER, KEINER, HUNDERTTAUSEND …“
setzte sich zum Ziel, Menschen mit Behinderungen, einen Zugang zur Kunst zu
ermöglichen. Integration wird allgemein als „die gemeinsame Tätigkeit
(Spielen/Lernen/Arbeit) am gemeinsamen Gegenstand/Produkt in Kooperation von
behinderten und nichtbehinderten Menschen definiert. Integriert sind demzufolge
Menschen mit Behinderung dann, wenn sie in Kommunikations- und
Arbeitsgemeinschaften einbezogen sind.1
Die Workshops sollten über eine Auseinandersetzung mit Leben und Werk der
wichtigsten Künstlerpersönlichkeiten der Zeit um 1900 wie Gustav Klimt und Egon
Schiele hinausgehen:
Die Beschäftigung mit Farben, Formen, Kompositionen und auch Gefühlen der
Künstler sollte zu einer tieferen Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich und zu
einem vertieften Bewusstsein der Beziehungen innerhalb der Gruppe führen.
Ein weiteres Ziel des Projektes war, dass sich die Teilnehmer*innen im Rahmen
des praktischen Teils im Atelier mit unterschiedlichsten Mal- und Zeichentechniken
auseinandersetzten und ihrer Kreativität freien Lauf ließen. Verschiedenste
Materialien wie Ölkreiden, Kreiden, Stifte und Gouache sollten erprobt werden.
Eine wichtige Rolle spielte bei der Erkundung der Techniken die Collage, das
Modellieren in Ton und vor allem auch die Fotografie.
1 Integration (Soziologie), Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Integration_(Soziologie), abgerufen
12.01.2016.
Hunger auf Kunst und Kultur 30 Kultur-Transfair VII
Am Ende des Workshops sollten die Teilnehmer*innen mit den wichtigsten
Themen der Kunst in Wien um 1900 in Kontakt gekommen sein und sich mit ihnen
aktiv auseinandergesetzt haben. Wichtig erschien den Workshopleiterinnen, dass
sich die Teilnehmer*innen über die Bedeutung der Kunst als Möglichkeit zur
persönlichen Bereicherung bewusst wurden. Inwieweit kann Kunst der
Vergangenheit Berührungspunkte zu unserem Alltag haben? Inwieweit kann
Kunst dabei helfen, über die eigene Lebenssituation und Realität zu reflektieren?
ABLAUF
Erster Workshop am 25. März 2017
„Alles Farbe“
In diesem Workshop drehte sich alles um das Thema Farbe. Das Werk „Tod und
Leben“ von Gustav Klimt (1862-1918) stand dabei ganz im Mittelpunkt. Nach einer
ausführlichen gemeinsamen Betrachtung und Besprechung dieses Gemäldes,
seiner Farbigkeit und seiner Ornamentik, wie auch anderer Arbeiten von Gustav
Klimt, Kolo Moser und Oskar Kokoschka ging es ins Atelier. Inspiriert vom
Gesehenen entstanden ganz persönliche Figurenbilder sowie abstrakte
Kompositionen, die vor allem von der Ausdruckskraft der Farben bestimmt sind,
und von den Fragen: Welche Bedeutung haben Farben, welchen Einfluss haben
sie auf unsere Stimmungen und Gefühle, mit welchen Farben kann welche
Wirkung erzeugt werden?
Zweiter Workshop am 1. April 2017
„Das Ich im Bild“
Es gibt wohl kaum einen anderen Künstler, der sich so intensiv mit dem
Selbstporträt auseinandergesetzt hat wie Egon Schiele (1890-1918). Die
Teilnehmer*innen des Workshops beschäftigten sich mit Leben und Werk dieses
wohl bedeutendsten österreichischen Expressionisten. Auch die Sprache der
Formen kam dabei nicht zu kurz und Fragen wie „welche Wirkung haben eckige
Formen auf uns, welches Gefühl vermitteln sie“ wurde nachgegangen.
Hunger auf Kunst und Kultur 31 Kultur-Transfair VII
Darüber hinaus befassten sich die Teilnehmer*innen auch mit dem
Gesichtsausdruck sowohl in den Selbstdarstellungen von Egon Schiele, als auch
bei sich selbst. Was bedeutet eine hochgezogene Augenbraue? Was bedeutet ein
herabgezogener Mundwinkel?
Im Atelier entstanden dann zum einen Porträts, die Gefühle ausdrücken und zum
anderen gemalte „Gefühlswelten“, die hauptsächlich durch die Sprache und den
Ausdrucksgehalt der Formen bestimmt sind.
Dritter Workshop am 22. April 2017
„Der Körper spricht “
Thema dieses Workshops war die Körpersprache. Sie ist ein ganz wesentlicher
Teil unserer Persönlichkeit und eine Form der nonverbalen Kommunikation, die
sich in Form von Gestik, Mimik, Habitus und anderen bewussten oder
unbewussten Äußerungen unseres Körpers ausdrückt. Die Körpersprache hat
einen entscheidenden Einfluss auf die Verständlichkeit der eigentlichen,
gesprochenen Worte sowie die Wirkung der Person auf ihren Gesprächspartner.
Die meisten Signale der Körpersprache stellen unbewusste Gesten dar, mit denen
der Körper auf die Gesprächssituation, die Gefühlswelt oder den Auftritt des
Gegenübers reagiert.
Zu den bewussten Signalen des Körpers zählen angelernte beziehungsweise
antrainierte Fähigkeiten, wie Anlächeln, ein gezielter Blick oder Reaktionen wie
Kopfschütteln und Nicken. Jeder Mensch kann aus der Eigenbetrachtung seiner
Körpersprache oder der Beobachtung der Gestik anderer Menschen Schlüsse
ziehen und seine bewusste Körpersprache dadurch beeinflussen.
Mit diesen Themen setzten sich die Teilnehmer*innen im dritten Workshop
auseinander. Anregungen fanden sie dabei in Werken von Oskar Kokoschka
(1886-1980). Die Gruppe experimentierte mit Gestik und Mimik, mit Körperhaltung
und Körperbewegung: An die Teilnehmer*innen wurden Karten mit
Eigenschaftswörtern vergeben. Die Teilnehmer*innen versuchten diese mit ihrem
Körper darzustellen, die anderen versuchten die Gestik und Mimik zu deuten: Wie
Hunger auf Kunst und Kultur 32 Kultur-Transfair VII
kann ein „verliebter Künstler“ dargestellt/erkannt werden? Wie schaut eine
„selbstbewusste Künstlerin“ aus?
Die Fotos, die dabei von den „Schauspieler*innen“ gemacht wurden, bildeten im
Anschluss im Atelier die Grundlage für Collagen zum Thema „Mein Körper
spricht“!
Vierter Workshop am 6. Mai 2017
„Auf das Podest gestellt“
Die Sonderausstellung „Carl Spitzweg – Erwin Wurm“ wurde spontan in das
Programm einbezogen, um die Spannung bei den Teilnehmer*innen zu halten und
um neue Aspekte der Selbstdarstellung in die Workshops einzubeziehen.
Die spielerischen Selbstporträts von Erwin Wurm – präsentiert in der
Sonderausstellung „Carl Spitzweg. Erwin Wurm. Köstlich! Köstlich?“ – regten die
Teilnehmer*innen an, die Notwendigkeit des „Naturalismus“ bzw. einer
detailgetreuen, wirklichkeitsnahen Darstellung in einem Selbstporträt zu
hinterfragen. Gerne „porträtiert“ sich Erwin Wurm mit viel Ironie als Würstel oder
Essiggurke, oft auf einem Podest stehend. Elemente aus dem Alltag werden auf
ein Podest gestellt und wie museale Objekte inszeniert, um ihre Bedeutung für
den Künstler zu betonen. Die Teilnehmer*innen wurden eingeladen sich zu
überlegen, welche Objekte oder Ideale aus ihrem Alltag ein Podest verdient
hätten. Im Atelier modellierten sie dann diese in Ton.
Fünfter Workshop am 13. Mai 2017
„Das Ich und die anderen“
Beim letzten Workshoptermin wurde gemeinsam mit den Teilnehmer*innen ein
Resümee über die Erkenntnisse und Erfahrungen zu Porträt, Selbstporträt und
Körpersprache gezogen. Betrachtet wurden in diesem Zusammenhang Arbeiten
von Egon Schiele wie das „Selbstporträt mit gespreizten Finger“, die „Eremiten“
und auch Fotografien, die ein Künstlerfreund von Schiele geschaffen hat. Ein
besonderer Schwerpunkt wurde auf das Thema der Gruppe gelegt. Befragt
wurden die Teilnehmer*innen über das Verhältnis des eigenen „Ichs“ innerhalb der
Hunger auf Kunst und Kultur 33 Kultur-Transfair VII
Gruppe: Welche Bedeutung hat eine Gruppe im Leben der Teilnehmer*innen? Wie
fühlt man sich in einer Gruppe? Gibt es eine Hierarchie in der Gruppe oder sind
alle „gleich“? Welche Rolle spielen Alter, Herkunft, Geschlecht u.v.m.?
Im Atelier realisierten die Teilnehmer*innen eine Gemeinschaftsarbeit. Sie schufen
zuerst ein Selbstporträt in Form einer Scherenschnitt-Figur. Großen Wert wurde
dabei auf Gesichtsausdruck und Körperhaltung gelegt. Im Anschluss erfolgte die
Inszenierung als Gruppenporträt: die Positionierung der Figuren erfolgt nach
gemeinsamer Entscheidung aller Beteiligten.
Folgende Fragen wurden zum Abschluss gestellt. Hatten die Teilnehmer*innen
einen anderen Blick auf sich oder die anderen gewonnen? Haben sie einen neuen
Zugang zur Kunst und zu den gesehenen Werken gefunden?
Abschlusspräsentation am 19. Mai 2017
Die Teilnehmer*innen, die Betreuer*innen und ihre Freunde wurden zu einer
Finissage ins Atelier des Leopold Museums eingeladen. Die
Abschlusspräsentation wie auch die Kurzführungen danach schufen nochmals die
Gelegenheit, über die gemeinsamen und persönlichen Erfahrungen aus den
vergangenen Workshops zu reflektieren.
ZEITPLAN
Vernetzungstreffen „Kultur-Transfair VII“
Montag, 14. November 2017
Vorbesprechung im Leopold Museum
Freitag, 3. Dezember 2017
Birgit Arndorfer, Chiara Galbusera, Anita Götz-Winkler
Zahlreiche Telefonate und jeweils interne Besprechungen
Kennenlernen/Vorbesprechung im Verein GIN (Hasnerstraße 101/1 1160 Wien)
Dienstag, 25. März 2017, 16.30 bis 18.00 Uhr
Hunger auf Kunst und Kultur 34 Kultur-Transfair VII
Teilnehmer*innen und Betreuer*innen vom Verein GIN und
Birgit Arndorfer, Chiara Galbusera, Anita Götz-Winkler
Workshops im Leopold Museum
Samstag, 25. März 2017, 14.00 bis 16.30 Uhr
Samstag, 1. April 2017, 14.00 bis 16.30 Uhr
Samstag, 22. April 2017, 14.00 bis 16.30 Uhr
Samstag, 6. Mai 2017, 14.00 bis 16.30 Uhr
Samstag, 13. Mai 2017, 14.00 bis 16.30 Uhr
Allgemeiner Ablauf für alle fünf Workshops, Dauer der Workshops: 2,5 Std.
(150 min)
15 Minuten: Vorstellrunde (Workshop 1) und Begrüßung (Mitnahme von
Hockern)
60 Minuten: Vermittlung von Selbstporträt/Porträt/Gruppenporträt in der
Sammlung oder Sonderausstellung (inklusive eigenständiges Durchgehen,
Aussuchen einer Arbeit, persönlicher Beschäftigung, Einsatz des eigenen
Handys)
15 Minuten: Pause mit Getränken und Snacks
60 Minuten: Atelier: Kreativarbeit im Atelier
Abschlusspräsentation im Leopold Museum:
Freitag, 19. Mai 2017, 16:00 Uhr
ZIELGRUPPE/TEILNEHMERINNEN
Teilnehmer*innen:
Eleonore Ebendorfer, Edeltraud Petz, Nathalie Stix, Barbara Falschlehner, Maja
M., Harald Traxler, Stefan Sabor, Roman Reisinger und BetreuerInnen
Hunger auf Kunst und Kultur 35 Kultur-Transfair VII
FEEDBACK (DER TEILNEHMERINNEN)
Eleonore Ebendorfer:
„Der Workshop war ausgezeichnet. Die Ausstellungen waren sehr gut und die
Führungen umfassend und gut erklärt. Wir sahen uns Klimt, Schiele und
Kokoschka an, am besten hat mir Klimt und Schiele gefallen, bei Schiele mag ich
das Schräge. Klimts „Tod und Leben“ hat mich am meisten beeindruckt. Erwin
Wurm war gut um etwas anderes zu sehen, loben kann ich ihn aber nicht.
Die Arbeit im Atelier war auch sehr gut, die Vielfalt an Materialien war sehr gut,
das freie Arbeiten angenehmer als das mit einer Themenvorgabe.
Die Mitarbeiter waren äußerst freundlich, kompetent und zuvorkommend.
Danke an das Leopold Museum und den Verein GIN für die gegebene
Möglichkeit!“
Traude: „Schön war’s“
Natalie: „Die trau‘n sich was“
ERFAHRUNGEN/ERGEBNISSE /PROBLEME
Anita Götz-Winkler, Leopold Museum:
„Inklusion ist uns im Leopold Museum ein ganz wichtiges Anliegen. Mit dem
Projekt „Das Ich: EINER, KEINER, HUNDERTTAUSEND …“ wurde ein wichtiger
Beitrag dazu geleistet. Ziel der Workshops war es, den Teilnehmer*innen zu
vermitteln, dass die Beschäftigung mit Kunst eine persönliche Bereicherung im
Leben sein kann. Es ist, denke ich, gelungen: Fasziniert hat mich die Begeisterung
und Freude, mit der die Teilnehmer*innen sich mit Kunst befassten und ihre
Eindrücke in eigene Kunstwerke umsetzten.“
Chiara Galbusera, Kunstvermittlerin, Leopold Museum:
„Die Nachmittage haben mir selbst auch großen Spaß gemacht. Begeistert hat
mich vor allem der Enthusiasmus der Teilnehmer*innen wie auch ihr, für mich oft
„frischer“ Blick auf die Kunstwerke“.
„Das Museum wird oft als Ort der Elite wahrgenommen. Ich hoffe, dass durch
diese Initiative alle Teilnehmer*innen für sich entdeckt haben, dass jeder an dem
künstlerischen Diskurs teilhaben und wertvolle Inputs liefern kann!“
Hunger auf Kunst und Kultur 36 Kultur-Transfair VII
Angelika Katzlberger, Kunstvermittlerin, Leopold Museum:
„Interessiert und aktiv entwickelten die Teilnehmer*innen großes Verständnis für
Kunst und Künstler. Zu sehen, wie sie in ihrem eigenen kreativen Schaffen die
Brücke zwischen Kunst und Alltag herstellen, ist großartig.“
Birgit Arndorfer, Verein GIN:
„Die Teilnehmenden waren mit Begeisterung dabei. Für einige war es schwierig,
dabei zu bleiben und alle Termine wahrzunehmen. Motivationstiefs und
psychische Krisen/Krankenhausaufenthalte haben es manchen Teilnehmern
verunmöglicht immer zu kommen.
Die Anwesenden haben aber immer mit großer Begeisterung, Konzentration und
Durchhaltevermögen teilgenommen. Viele Fragen wurden gestellt und
beantwortet. Im Atelier sind zum Teil großartige Arbeiten entstanden. Es haben 5
Workshops zu je 2,5 Stunden, eine Abschlusspräsentation und ein
Vorbereitungstreffen stattgefunden. Im Nachhinein betrachtet, wären eventuell
auch 4 Workshops ausreichend gewesen. Insgesamt war es eine tolle
bereichernde Erfahrung sowohl für Klient*innen als auch die Begleitpersonen. Ich
denke, dass das gemeinsame Arbeiten im Atelier das Selbstbewusstsein unserer
Klient*innen gestärkt hat.“
IDEEN / MÖGLICHKEITEN FÜR NACHHALTIGKEIT
Birgit Arndorfer, Verein GIN:
„Das Programm in einer verkürzten Version weiter anzubieten, um auch anderen
Menschen diese Erfahrung zu ermöglichen. Auch das Museum und die
Kunstvermittler würden von dieser integrative Art der Arbeit profitieren.
Es wäre toll, wenn unsere Klient*innen in regelmäßigen Abständen das Atelier
nutzen könnten.
Es wäre sinnvoll, wenn wir versuchen würden, einzelne Workshopnachmittage mit
anderen Museen zu organisieren bzw. wenn es ein ähnliches Angebot (Führung in
leichter Sprache und die Möglichkeit selbst tätig zu werden) gäbe.
Hunger auf Kunst und Kultur 37 Kultur-Transfair VII
Das Leopold Museum könnte dieses Angebot anderen Sozialeinrichtungen
anbieten. Ein geringer Unkostenbeitrag wäre durchaus möglich.“
Anita Götz-Winkler, Leopold Museum:
„Das Projekt stellte für uns bzw. unsere Kunstvermittlerinnen ein Pilotprojekt dar.
Es ist gelungen und wir hoffen, dieses Programm in Zukunft auch anderen
Menschen mit Behinderung anbieten zu können.“
KONKRETE IDEEN FÜR DAS KULTUR-TRANSFAIR NETZWERK GENERELL
Birgit Arndorfer, Verein GIN;
„Eventuell wären gelegentliche Treffen, bei denen verschiedene Projekte
vorgestellt werden, sinnvoll. Hierbei könnten dann verschiedene kurze Workshops,
Führungen in leichter Sprache usw. vorgestellt und angeboten werden. Teuer
sollten diese Angebote natürlich nicht sein. Geringe Unkostenbeiträge sollten aber
durchaus in einigen Fällen möglich sein. Ich denke, dass es einiges an Angebot
bzw. möglichen Angeboten gibt, allerdings fehlt es oft an Information. Wir als
Sozialeinrichtungen haben in unseren Arbeitsalltag kaum Ressourcen
Informationen zu den diversen Angeboten einzuholen.“
Hunger auf Kunst und Kultur 38 Kultur-Transfair VII
EINRICHTEN Projektpartner MAK Museum angewandter Kunst und Gegenwartskunst “wieder wohnen“ Betreute Unterkünfte für wohnungslose Menschen gemeinnützige GmbH wohn:mobil
Projektleitung Beate Lex, MAK Museum angewandter Kunst und Gegenwartskunst Magdalena Kauer, Vera Howanietz, “wieder wohnen“ Betreute Unterkünfte für wohnungslose Menschen gemeinnützige GmbH wohn:mobil
© Nick Mangafas/Hunger auf Kunst und Kultur
Hunger auf Kunst und Kultur 39 Kultur-Transfair VII
DARSTELLUNG DES PROJEKTS
Idee/Intention des Projekts
Wohnungsverlust, Obdachlosigkeit oder prekäre Wohnverhältnisse sind soziale
Realitäten, denen sich Menschen auch in Wien stellen müssen. Die meisten
können Angebote der Wiener Wohnungslosenhilfe nutzen und früher oder später
wieder eine eigene Wohnung beziehen.
Der Weg zurück in die eigenen vier Wände ist ein großer Schritt, der von Freude
und konkreten Vorhaben geprägt sein kann. Manchmal führt er aber auch zu
Unsicherheit und Überforderung. wohn:mobil, die Mobile Wohnbetreuung von
„wieder wohnen“, befähigt Menschen in dieser Situation, persönliche Strategien für
ein weitgehend eigenständiges Leben in der neuen Wohnung zu entwickeln und
ihren Erhalt langfristig zu sichern.
Dennoch sind beim Neustart oft nur bescheidene Habseligkeiten und kaum
finanzielle Ressourcen vorhanden. Die Priorität beim Einrichten liegt in erster Linie
auf einer passenden Schlafmöglichkeit, für eine Küche fehlen oft die Mittel.
Üblicherweise sind die Wohnungen unmöbliert, ein Herd und eine Abwasch
werden den Mieter*innen einer Gemeindewohnung auf Wunsch jedoch
bereitgestellt. In Kenntnis dieser Situation war die Grundüberlegung des Projektes
„Einrichten“, den bereitgestellten Herd und die Abwasch um die fehlenden
Bestandteile einer Küche zu ergänzen.
Gerade die Küche mit ihrer sozialen Komponente trägt dazu bei, in einer neuen
Wohnung gut anzukommen. Dazu kommt, dass es langfristig deutlich günstiger ist
selbst zu kochen, als anderswo zubereitetes Essen zu kaufen oder auf
Fertigprodukte angewiesen zu sein. Das Ankommen und Wohlfühlen in der
eigenen Wohnung trägt auch dazu bei, dass ehemals wohnungslose Menschen
ihre Wohnung auf lange Sicht erhalten. Wenn sie zu den Objekten in ihrer
Wohnung eine Beziehung aufbauen und diese Dinge einen besonderen
Stellenwert bekommen, wird der Wohnungserhalt gefördert. Wohlfühlen heißt hier:
sich den neuen Raum aneignen. Das gelingt, wenn wie im Fall der Wiener Kuchl,
Einrichtung selbst gebaut und gestaltet wird.
Hunger auf Kunst und Kultur 40 Kultur-Transfair VII
Ziel des Projekts
Ziel von „wieder wohnen“ ist die langfristige Wohnungssicherung von ehemals
wohnungslosen Menschen. „Einrichten“ als gemeinsames Kultur-Transfair-Projekt
von MAK und „wieder wohnen“ unterstützt dieses Ziel und stellt dazu das
Selbermachen (DIY) von Möbeln in den Vordergrund. Dahinter steht die Annahme,
dass man eine Wohnung behalten möchte, die man (selbst) eingerichtet hat und in
der man sich wohlfühlt. Darüber hinaus sollte den Teilnehmer*innen Zugang zu
unterschiedlichen Institutionen ermöglicht werden und interdisziplinäre
Projektarbeit vorgestellt werden.
Inhalt des Projekts
Als Expert*innen ihrer Lebenswelt sind die Teilnehmer*innen in einen
gemeinsamen Design-Thinking-Prozess mit einem Designer, einer Architektin
sowie mit Expert*innen von MAK, wohn:mobil und WUK (Selbsthilfewerkstatt)
eingebunden.
Das Projekt verfolgt dabei zwei Strategien: Zum einen lernen die
Teilnehmer*innen Möglichkeiten des DIY (Do-It-Yourself) kennen und selbst
anwenden, zum anderen sollen durch Einbeziehung des Expert*innenwissen der
Teilnehmer*innen möglichst viele andere Klient*innen von „wieder wohnen“ von
den Projektergebnissen profitieren. Dazu entstehen drei Produkte im Rahmen des
Projektprozesses: der Prototyp einer DIY-Küche, eine Bauanleitung in Form eines
Videos sowie eine Broschüre, welche die Bauanleitung dieser DIY-Küche
beinhaltet und Klient*innen darüber hinaus Informationen zum Thema Einrichten
und Selbermachen bietet.
KURZPROTOKOLL ZUR VORBEREITUNGSPHASE
Treffen Beate Lex/Lena Kauer im MAK im Dezember 2016: Vorstellung des
Systems der Wiener Wohnungslosenhilfe, „wieder wohnen“ und der Arbeit
von wohn:mobil sowie des Projekts Peer-Arbeit.
2. Treffen Beate Lex/Lena Kauer: Brainstorming zum Thema DIY,
Aneignung, Resonanz, Designer Van Bo Le-Mentzel und seine „Hartz IV“-
Hunger auf Kunst und Kultur 41 Kultur-Transfair VII
Möbelserie (darunter u.a. der „Berliner Hocker“), Referenz auf vergangene
Ausstellungen bzw. der damals aktuellen Ausstellung „handWERK.
Tradiertes Können in der digitalen Welt“ im MAK
Projektidee der DIY-Küche, ausgehend von den bestehenden
Gegebenheiten von Bezieher*innen einer Gemeindewohnung,
Ausarbeitung der Projektskizze (Lena Kauer/Georg Knöll/Beate Lex)
Vorstellung des Projekts im Rahmen von Kultur-Transfair im Jänner 2017
(Beate Lex/Lena Kauer/Georg Knöll)
Erstellung eines Ablauf- bzw. Zeitplans (Beate Lex/Lena Kauer)
Vorbereitung und Einbindung der Teilnehmer*innen von vufu (Peer-Gruppe
„von uns für uns“). Infotreffen zum Projekt intern für Nutzer*innen von
wohn:mobil (Lena Kauer/Georg Knöll)
Kooperationspartner*innen finden: Design (Klemens Schillinger, Eldine
Heep), WUK-Selbsthilfewerkstatt (Reinhard Herrmann), Grafik (Martina
Fischmeister), Video (Anselm Tröster) (Beate Lex/Lena Kauer/Georg Knöll)
Kostenplan und Vertragserstellung (Vera Howanietz/Beate Lex/Lena Kauer)
ABLAUF UND ZEITPLAN
Jänner/Februar
Kennenlernen des MAK: Führung durch einige ausgewählte Teile des MAK
(Wien 1900, MAK DESIGN LABOR – Bereich „kochen“, laufende
Ausstellung handWERK. Tradiertes Können in der digitalen Welt ...) als
auch Besuch hinter die Kulissen (Restaurierung, Tischlerei …)
Näheres Kennenlernen im Kaminzimmer des MAK: Die Peergruppe wird
gebeten, sich aus einer Menge an Fotos von Möbeln aus der MAK-
Sammlung eines auszusuchen und sich damit vorzustellen (Weshalb
dieses Möbel? Was hat es mit mir zu tun?)
Input von MAK-Kustode Sebastian Hackenschmidt zu DIY und dem
Architekten Josef Frank als wichtige geschichtliche Referenz zum Thema
flexible Möbel für Kleinwohnungen (sowohl zu DIY-Möbelbau als auch zu
Josef Frank gab es in den vergangenen Jahren Ausstellungen im MAK)
Hunger auf Kunst und Kultur 42 Kultur-Transfair VII
Prozessverlauf und geplante Ergebnisse werden der Peergruppe vorgestellt
März/April
Beginn der Workshop-Phase: Idee ist, dass in zwei Treffen jede/r für sich
ein Objekt („Berliner Hocker“ von Van Bo Le-Mentzel) anfertigt, welches
individuell gestaltet und in die eigene Wohnung mitgenommen werden
kann. Es soll dadurch ein Bezug zum Thema DIY entstehen und sich dabei
zugleich Erfolgserlebnisse einstellen. „Technisch“ betrachtet geht es um die
Vermittlung von Grundfertigkeiten wie Bohren, Schleifen, Streichen und
Lackieren.
Design-Thinking-Prozess startet mit den Designer*innen Klemens
Schillinger und Eldine Heep. Vorstellung ihrer Arbeit. In einem Workshop
bauen die Teilnehmer*innen mit Schuhschachteln, kleinen Schachteln,
Holzplättchen u.Ä. Modelle ihrer derzeitigen Küchensituation. Die
entstandenen Modelle dienen als Grundlage für Gespräche mit den
Designer*innen, um mehr über die Bedingungen der Wohnverhältnisse und
Lebensrealitäten ehemals wohnungsloser Menschen zu erfahren. Was die
Designer*innen dabei erfahren, findet Eingang in den anschließenden
Entwurfsprozess.
Brainstorming zur Broschüre und Namensfindung für die Küche
Besuch eines Baumarktes um mögliche Materialen und Dienstleistungen
(Zuschnitt, Leihe von Geräten) gemeinsam kennenzulernen
Vorstellung des Entwurfs der Küche durch die Designer*innen,
gemeinsame Diskussion darüber und Fertigstellung des Entwurfs
Gemeinsamer Einkauf und Transport der Teile auf Sackrodeln vom
Baumarkt zur WUK-Werkstatt
Gemeinsamer Bau von zwei Prototypen der Küche in der WUK-Werkstätte
Erster Pressebesuch mit Interview durch die Wiener Wochenzeitung
„Falter“
Mai/Juni
Einbau von zwei Küchen in Wohnungen von zwei Teilnehmer*innen,
dabei zweiter Pressebesuch von der Zeitung „Der Standard“
Hunger auf Kunst und Kultur 43 Kultur-Transfair VII
Erstellung der Broschüre (Renderings und Bauanleitung von den
Designer*innen), Textvorschlag und Tipps von den Teilnehmer*innen
gemeinsam mit Lena Kauer/Vera Howanietz/Georg Knöll. Lektorat,
Öffentlichkeitsarbeit „wieder wohnen“, Grafik Martina Fischmeister
Feedbackrunde zur Broschüre mit allen Teilnehmer*innen, mehrere
Feedbackschleifen mit allen Akteur*innen des Projekts
Videodreh des Aufbaus mit zwei Teilnehmern, den Designer*innen,
Lena Kauer/Georg Knöll mit Produktion von Anselm Tröste; Besuch der
APA und der Öffentlichkeitsarbeit von „wieder wohnen“, Beate Lex,
Hunger auf Kunst und Kultur.
Ablauf und Erklärungen für das Video von den Designer*innen,
Feedbackschleifen mit Öffentlichkeitsarbeit, Videoproduktion,
Teilnehmer*innen
Weitere Anfragen von Presse bearbeiten und koordinieren
ORF-Dreh gemeinsam mit einem Teilnehmer, der eine Küche erhalten
hat, organisieren und durchführen
Ö1-Interviewanfrage bearbeiten und koordinieren mit allen Beteiligten
des Projekts und einem Teilnehmer
Vorbereitung, Planung und Umsetzung des Ausstellungsbeitrags
(Materialien der Wiener Kuchl auf einer Rodel, Aufbauvideo,
Bauanleitung, Netzwerk-Diagramm zu Projektteilnehmer*innen und
Projektablauf) im Rahmen der VIENNA BIENNALE-Ausstellung
„StadtFabrik: Neue Arbeit. Neues Design“ im MAK
Abschlusstermin im Stadtpark mit Feedbackrunde aller Beteiligten und
gemeinsamer Besuch der Ausstellungseröffnung im Rahmen der
VIENNA BIENNALE 2017: Roboter. Arbeit. Unsere Zukunft (21.6.-
1.10.2017)
ZIELGRUPPE/TEILNEHMERINNEN
Zielgruppe waren ehemals wohnungslose Menschen, die von „wieder wohnen“ im
Rahmen der Peer-Arbeit betreut werden: Mitglieder der Peer-Gruppe „von uns für
Hunger auf Kunst und Kultur 44 Kultur-Transfair VII
uns“. Darüber hinaus haben verschiedene Berufsgruppen an diesem Projekt
mitgewirkt: Kulturvermittlung, Kunstgeschichte, Sozialarbeit, Tischlerei,
Architektur, Design, Graphik, Film, Fotographie, Öffentlichkeitsarbeit.
Andrzej Stanek, Anselm Tröster, Beate Lex, Christian Edi, Christian Germin,
Eldine Heep, Georg Knöll, Gorica Nikolic, Josef D., Johann Neusiedler, Klemens
Schillinger, Kristina Hawlitzek, Lena Kauer, Martin Hinteregger, Martin Kocek,
Natascha Koller, Nick Mangafas, Sylvia Trenker, Thomas Fahlbeck, Martina
Fischmeister, Monika Wagner, Reinhard Herrmann, Sebastian Hackenschmidt,
Vera Howanietz.
KOMMENTARE UND FEEDBACK DER TEILNEHMERINNEN
Insgesamt sehr positives Feedback der Beteiligten, hohes Engagement aller
Beteiligten wurde oft erwähnt, die gute Zusammenarbeit, die überraschend
positive und öffentlich wirksame Entwicklung des Projekts, toller Output bzw. die
schöne Küche.
Viele haben sich im Laufe des Projekts hinsichtlich ihrer Verlässlichkeit, ihrer
aktiven Mitarbeit und ihrer Lebensgestaltung weiterentwickelt. Eine Aussage im
ORF-Beitrag eines Teilnehmers auf die Frage, was ihm am besten an der Küche
gefällt, war: „Dass ich sie selber gebaut hab.“
ERFAHRUNGEN/ERGEBNISSE/PROBLEME
Projektkoordination war ein großer Aufwand: Ganz verschiedene Akteur*innen
kommen zusammen, Kommunikation auf allen Ebenen, unterschiedliche
Professionen mit unterschiedlichem Wissen und Perspektiven kommen
zusammen. Das hat positive Effekte gebracht, aber auch sehr viel
Vermittlungsarbeit erfordert.
Die zeitlichen Ressourcen vieler Beteiligter wurden ausgereizt, auch die materielle
Vergütung war bei den meisten bei Weitem nicht angemessen.
Der Arbeitsaufwand ist durch das mediale Interesse am Projekt gestiegen. Es war
ein komplexer Balanceakt, die Interessen der Beteiligten des Projekts, der
Hunger auf Kunst und Kultur 45 Kultur-Transfair VII
Wahrung ihrer individuellen Interessen und einer gelungenen Pressearbeit in der
Waage zu halten.
Ergebnisse: Die Wiener Kuchl, Broschüre mit Bauanleitung, Bauanleitungsvideo,
zwei Prototypen mit Einbau in den Wohnungen, Ausstellung, gelungene
Öffentlichkeitsarbeit aller beteiligten Institutionen.
IDEEN/MÖGLICHKEITEN DER NACHHALTIGKEIT
Die Wiener Kuchl wird in der VIENNA BIENNALE-Ausstellung „StadtFabrik: Neue
Arbeit. Neues Design“ ausgestellt und womöglich auch in die Sammlung des MAK
aufgenommen, die Kontakte zwischen MAK und „wieder wohnen“ werden
weiterhin bestehen bleiben und zukünftige Zusammentreffen und etwaige
Kooperationen sind angedacht.
Im sozialen Bereich war das Projekt war von Anfang an auf eine nachhaltige
Wirkung ausgelegt. Mit Hilfe der Bauanleitung in der Broschüre und im Video kann
die Küche nun von jedermann-/frau nachgebaut werden. In der
Wohnungslosenhilfe und auch anderswo werden Menschen aber weiterhin
Unterstützung brauchen.
Daher ist es eine weitere Aufgabe von wohn:mobil und der Gruppe vufu dieses
Wissen und die Unterstützung an andere weiterzugeben. Wir wollen ein Buddy-
System aufbauen, bei dem Teilnehmer*innen des Projekts andere Nutzer*innen
von „wieder wohnen“ unterstützen. Dafür arbeiten wir im Moment daran, rechtliche
Dinge zu klären, externe finanzielle Mittel aufzutreiben (Crowdfunding) und das
Projekt in sozialen Institutionen bekannt zu machen. Weiters werden wir durch
eigene Ausstellungen und Probeaufbauten in anderen Institutionen unser Projekt
bekannter machen. Im besten Fall wollen wir den Teilnehmer*innen des Projekts,
die andere Nutzer*innen beim Küchen-Bau unterstützen,
Aufwandsentschädigungen auszahlen. Außerdem würde sich die Arbeitsmethode
„Peer-Arbeit“ (Menschen mit ähnlichen Erfahrungen, die sich vernetzen,
voneinander lernen und unterstützen) deutlich erweitern. Kooperationen mit
Bauhäusern, MA40, Wiener Wohnen, Firmen für Elektrogeräte sind angedacht
und teilweise bereits angefragt.
Hunger auf Kunst und Kultur 46 Kultur-Transfair VII
KONKRETE IDEEN FÜR DAS KULTUR-TRANSFAIR NETZWERK GENERELL
Viele soziale Einrichtungen sind ganz nah dran an politischen, gesellschaftlichen
und sozialen Gegebenheiten von marginalisierten Menschen in Wien. Kreative
Initialzündungen können den Menschen andere Perspektiven aufzeigen, im
besten Fall Veränderung bewirken oder auch Aufmerksamkeit für die
Lebensrealitäten geben. Den Sozialarbeiter*innen fehlt dazu in der täglichen
Arbeit leider oft die Zeit. Meist wissen die Menschen selbst am allerbesten, was
sie wollen: Wir würden daher vorschlagen, dass die Kulturinstitutionen vor
Projektstart die sozialen Institutionen besuchen und die Menschen kennenlernen,
um sich ausgiebiger mit deren Lebenslagen zu beschäftigen. Ein Mehr an
Partizipation, ein mehr an unkomplizierter/unbürokratischer Beteiligung von
Klient*innen im Vorfeld und noch zielsichere Projekte wären aus unserer
Perspektive möglich.
Hunger auf Kunst und Kultur 47 Kultur-Transfair VII
NORMALER FISCH. TANZEN IM NATURHISTORISCHEN MUSEUM
Projektpartner Naturhistorisches Museum Tanzquartier Wien IOM – Internationale Organisation für Migration station wien
Projektleitung Naturhistorisches Museum: Gertrude Zulka-Schaller Tanzquartier Wien: Christina Gillinger Internationale Organisation für Migration: Ondine Delavelle Station Wien: Katharina Kurzmann, Martina Sinowatz
© Nick Mangafas/Hunger auf Kunst und Kultur
Hunger auf Kunst und Kultur 48 Kultur-Transfair VII
DARSTELLUNG DES PROJEKTS
Bei einer Besprechung am 12. Jänner 2017, bei der Vertreterinnen aller 4
Institutionen anwesend waren, wurde ein Grobkonzept entwickelt. Ziel des
Projekts sollte sein, die Exponate im NHM auf alternative Weise – mit Techniken
des zeitgenössischen Tanzes – erlebbar zu machen. Das Projekt sollte
gemeinsam mit den Teilnehmer*innen weiter entwickelt werden, also
prozessorientiert sein. Workshopleiterinnen und Teilnehmer*innen sollten einander
auf gleicher Augenhöhe begegnen.
Als Zielgruppe wurden Menschen definiert, die Interesse an Tanz bzw. Museum
haben, sowie Menschen mit Fluchtgeschichte.
6 Workshops und ein Besuch bei einer Tanzvorstellung im TQW wurden geplant,
Veranstaltungsorte waren wechselweise das Tanzquartier und das NHM
Wien.
Workshop 1: Museum einmal anders!
Freitag, 17. Februar 2017, NHM Wien
Bei einer gemütlichen Vorstellungsrunde lernten sich die 20 Teilnehmer*innen
kennen. Elli Jegel, die Museumspädagogin vom NHM, lud zu einem Rundgang
durch das Museum ein und stellte einige Objekte vor: kunstvolle Glasmodelle von
Quallen, gewaltige Riesenkraken und Wale, Spinnen, Fische, Vögel, Raubkatzen
und andere beeindruckende Tiere aus der ganzen Welt. Mit viel Spaß und
Temperament machte Elli bewusst, dass Menschen dafür anfällig sind, etliche
Bewegungen von Tieren falsch zu interpretieren. Nach der Führung wurden die
Teilnehmer*innen noch gastfreundlich bewirtet. Sie konnten miteinander plaudern
und sich über die vielen neuen Eindrücke austauschen. Auch Amanda Piña, die
Choreografin des Stücks, das beim nächsten Treffen gemeinsam besucht werden
sollte, war bei diesem Termin dabei und konnte schon erste Ideen für
Bewegungen sammeln und die Teilnehmer*innen kennenlernen.
Hunger auf Kunst und Kultur 49 Kultur-Transfair VII
Workshop 2: Zu Besuch im Tanzquartier Wien
Freitag, 10. März 2017, TQW
In den Tanzquartierstudios traf sich die Gruppe zum Tanztraining. Nachdem alle
von Kopf bis Fuß aufgelockert waren und gruppendynamische Übungen absolviert
hatten, studierte Lina Venegas eine Choreografie ein. Dabei nahm sie Bezug auf
einzelne Tiere, die beim vorherigen Treffen im Naturhistorischen Museum von Elli
erklärt wurden. Die Teilnehmer sahen nochmals Fotos von den Tieren und
machten anschließend regelrechte Metamorphosen durch: von Menschenaffen
über Raubkatzen, Schlangen und Rochen bis zu Quallen, bevor alle als Flamingos
davonflogen. Amanda lud in den Probenraum zu einem Kurzbesuch ein. Sie
erklärte, worum es in ihrer Performance The Forest of Mirrors, Endangered
Human Movements Vol. 3 gehen werde und sorgte für große Vorfreude auf den
folgenden Freitag, an dem die Gruppe die fertige Produktion sehen sollte. Nach
ausreichender, sportlicher Betätigung genossen alle die wohlverdiente Jause,
die Christina organisiert hatte.
Workshop 3: Premierenbesuch im Tanzquartier Wien
Freitag, 17. März 2017, TQW
Besuch der Premiere von Forest of Mirrors, Endangered Human Movements Vol.
3, einer Produktion von NADAPRODUCTIONS, in der es u.a. um die
„Beziehungen zwischen Tier, Pflanze und Mensch, Freund und Feind, fremd und
bekannt“ ging. Die Gruppe wurde auch eingeladen, an der anschließenden
Premierenparty teilzunehmen, wo noch lange bei einem Gläschen Sekt und
vorzüglichem Buffet geplaudert wurde.
Workshop 4: Tanzkultur(en) im Museum
Freitag, 31. März 2017, NHM
Nach einigen Aufwärmübungen und einer Stärkung bei Orangensaft und bunten
Ostereiern stand das Treffen ganz im Zeichen einer kleinen Zwischenbilanz. Was
hatte bis jetzt an den Workshops besonders Spaß gemacht hat, was würde man
gerne ändern und wie sollte es weitergehen? Fazit: Noch mehr Tanzen! Es gab
Hunger auf Kunst und Kultur 50 Kultur-Transfair VII
sehr viele tolle Ideen dazu, wie eine eigene Choreografie entwickelt bzw.
weiterentwickelt werden konnte. Schließlich wurde gemeinsam entschieden, dass
am Ende der Workshop-Reihe auch eine kleine Aufführung zeigen sollte, was in
den letzten Wochen alles gelernt und umgesetzt worden war.
Was noch fehlte, war ein Name für das Projekt. Vorerst gab es nur den Arbeitstitel
„Tanzen im Museum“. Nach einigen Überlegungen sprudelten so viele Ideen
hervor, dass es an diesem Tag gar nicht mehr zu einer Entscheidung kam – diese
wurde auf das nächste Treffen vertagt.
Workshop 5: Tanz der Tiere
Freitag, 21. April 2017, NHM
Diesmal stellte sich die Frage, wie sich Tiere über Bewegungen ausdrücken
können. Elli, die Fachfrau aus dem NHM, erzählte, dass sich Tiere über
Bewegungen unterhalten. Was wollen sie sagen und warum? In der
Schausammlung zeigte sie vor den entsprechenden Objekten auch Videos:
Bienen bei ihrem „Schwänzeltanz“, Pfauenspinnen-Männchen beim Balzen und
Paradiesvögel beim Hopsen, Springen, Headbanging, Quickstep und Moon
Dance. Alles, um die Frauen zu verführen. Fasziniert und angeregt von den
tierischen Darbietungen machten sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen daran,
eigene Tanzbewegungen zu kreieren – allein, zu weit und gemeinsam.
Workshop 6:
Freitag, 28. April 2017, TQ
Die Gruppe fand sich wieder im Tanzquartier ein und machte unter Amandas
Anleitung anfangs ein paar Aufwärmübungen, gefolgt von einigen Aktivitäten, bei
denen es darum ging, in den eigenen Körper hinein zu spüren und
wahrzunehmen, wie sich einzelne Bewegungen anfühlten. Die Tierbewegungen
nahmen langsam Gestalt an. Danach präsentierten die Teilnehmer*innen
Amanda die Mini-Choreografien, die beim vorhergehenden Treffen kreiert wurden.
Teilweise in neuen Zusammensetzungen und mit Amandas Hilfe entwickelten die
Hunger auf Kunst und Kultur 51 Kultur-Transfair VII
Teilnehmer*innen die Sequenzen weiter und überlegten eine passende
Reihenfolge für die Abschlussperformance.
Workshop 7: „Normaler Fisch“ – von Namensgebung, Proben und letzten
Vorbereitungen
Freitag, 12. Mai 2017, NHM
Demokratisch wurde aus den vielen, im 4. Workshop gesammelten Vorschlägen
der Titel für die Tanzaufführung ausgewählt: „Normaler Fisch“. Schließlich sollten
noch Einladungen an Freundinnen und Freunde verschickt werden!
Die Tanz- und Choreografie-Elemente wurden geübt und in eine passende
Reihenfolge gebracht. Zwischendurch gaben Snacks und Getränke die
notwendige Energie, um den Ablauf wieder und wieder durchzutanzen. Die Tänzer
und Tänzerinnen fanden immer besser in ihre Rollen und leisteten gemeinsam
einen kreativen Beitrag zu einer stimmigen Gesamtperformance.
Schließlich wurden noch Masken für die große Aufführung gebastelt.
Workshop 8: Proben, proben, proben … und Aufführung im Mikrotheatersaal
Freitag, 19. Mai 2017, NHM
Zum letzten Mal trafen sich alle wieder: die Teilnehmer und Teilnehmerinnen vom
Station Wien Sprachencafé, die Jungs vom IOM, die Begleiterinnen aus den
beteiligten Organisationen, die Choreografin Lina Maria Venegas und der Fotograf
Nick Mangafas. Gemeinsam ging die Gruppe ins Mikrotheater, einem magischen
Ort im Museum mit allerlei versteckten Winkeln und Gerätschaften, wo alle sich
erst einmal einrichteten und ihre Sachen verstauten. Es wurden noch Masken
fertig gestellt und letzte Vorbereitungen für die Tanz- Performance getroffen.
Immer wieder blieben Museumsbesucher*innen stehen und schauten neugierig
zu.
Ein Aufseher des Museums wurde kurzerhand noch als Lichtmeister eingespannt.
Dann wurde es finster im Saal 21 des NHM. In der Mitte des Saals konnte man
eine Bewegung erkennen. Plötzlich leuchtete etwas auf – ein quallenartiges
Wesen bewegte sich durch den Raum. Langsam wurde es heller im Raum. Ein
Hunger auf Kunst und Kultur 52 Kultur-Transfair VII
„Fisch“ gesellte sich dazu. Nachdem die „Qualle“ das Parkett verlassen hatte,
animierte der „Fisch“ weitere Personen zum Tanz: sich windende „Schlangen“,
ausgelassene „Affen“, watschelnde „Pinguine“, „Kampfhähne“ und ein eleganter
„Vogel“. Die verschiedenen Bewegungen passten sich wunderbar der
rhythmischen Percussion-Musik an.
Nach erfolgreicher Aufführung ging die Gruppe gemeinsam zum Picknick auf die
Wiese vor dem Museum und ließ alles noch einmal Revue passieren.
Nick Mangafas war als Fotograf fast immer dabei und schoss wundervolle
Fotos!
KURZPROTOKOLL ZUR VORBEREITUNGSPHASE
Am 30. Jänner trafen sich die Vertreterinnen der vier teilnehmenden Institutionen
im NHM Wien, um die grundlegenden Inhalte gemeinsam festzulegen. Als
wichtiger Punkt wurde festgehalten, dass das Konzeptionsteam zwar den Rahmen
der Workshops vorgibt, doch das Konzept gemeinsam mit den Teilnehmer*innen
entwickelt werden sollte. So sollte die Möglichkeit geschaffen werden, dass sich
Workshopleiterinnen und Teilnehmer*innen auf Augenhöhe begegnen. Die
Termine für die Workshops wurden festgelegt, bei den ersten 3 Terminen wurden
auch bereits die Veranstaltungsorte bestimmt. Für die weiteren Termine sollten die
Teilnehmer*innen selbst bei der Wahl des Ortes und der Inhalte der Workshops
mitsprechen können.
Am 30. März – ein Tag vor dem 4. Workshop – traf sich die Konzeptionsgruppe
abermals, um den weiteren Ablauf der Workshops zu besprechen. Da eine
prozessorientierte Arbeit angestrebt wurde, musste geklärt werden, wie die
Gruppenentscheidungsprozesse noch gezielt gesteuert werden konnten. Es sollte
auch der Titel des Projekts gemeinsam mit den Teilnehmer*innen gefunden
werden. Auch sollte geklärt werden, ob und wo es zum Schluss eine öffentliche
Performance geben sollte. Diese Entscheidungsfindungsprozesse sollten beim
folgenden Workshops Platz finden, gruppendynamische und teambildende
Maßnahmen sollten dabei helfen.
Definition der weiteren Schritte zur prozessorientierten Arbeit:
Hunger auf Kunst und Kultur 53 Kultur-Transfair VII
1) Nachdem beobachtet wurde, dass die Gruppe zwar funktionierte und
gemeinsam arbeitete, es jedoch kaum Gruppendynamik gab, wurde entschieden,
beim 4. Treffen, mehr Gruppendynamikübungen zu machen.
2) Feedback von den Teilnehmer*innen über die ersten Treffen sollten eingeholt
werden.
3) Wünsche der Teilnehmer*innen für die weiteren Treffen sollten eingeholt
werden
Punkt 3 & 4 wurden anhand von Fragen auf Poster durchgeführt, um
Prozessorientierung und Ownership der Gruppe zu sichern:
• „Wie soll unser Projekt heißen?“ (Brainstorming)
• „Sucht euch in 3er-Gruppen ein Tier aus, das ihr gerne darstellen wollt“.
• „Wollt ihr nochmals die Choreografie von Lina üben oder lieber selber eine neue
erfinden?“
• „Was möchtet ihr zum Abschluss machen?“ (Aufführung, gemeinsames Picknick)
• „Wo? NHM oder TQ“
• Wenn Vorstellung: „Wen wollt ihr einladen?“ „Welche Musik wollt Ihr für die
Abschlussperformance?
4) Entwicklung eines groben Fahrplans für die weiteren Treffen mit der
Möglichkeit, Meinungen einzuholen
ABLAUF / ZEITPLAN
Das Projekt ist, wie geplant, abgelaufen. Der Zeitplan, der am Anfang
entwickelt wurde, konnte so eingehalten werden.
ZIELGRUPPE / TEILNEHMERINNEN
Als Zielgruppe wurden Menschen definiert, die Interesse an Tanz bzw. Museum
haben, und Menschen mit Fluchtgeschichte.
Es wurde angestrebt, Stammteilnehmer*innen zu gewinnen, die regelmäßig zu
allen Workshop-Terminen kommen. Dies konnte nur bedingt erreicht werden. Erst
bei den letzten Workshops kristallisierte sich eine Gruppe heraus, die schließlich
Hunger auf Kunst und Kultur 54 Kultur-Transfair VII
bis zur Abschlussperformance dabei war. Es handelte sich um eine vielfältige
Gruppe hinsichtlich Herkunft und Alter.
Anzahl, Herkunft, wer von welcher Organisation
Station Wien: Ursprünglich 15 Teilnehmer*innen aus Afghanistan, Spanien,
Mongolei, Österreich, Bosnien, Vietnam, Ukraine, Schweiz, Syrien, Italien und
Japan. 6 davon waren bis zur Abschussperformance regelmäßig dabei.
IOM: Insgesamt 11 Teilnehmer*innen aus Afghanistan haben über das Projekt
CulTrain wechselweise teilgenommen; vier waren bei mindestens der Hälfte der
Treffen dabei, aber nur zwei Teilnehmer*innen waren bis zur
Abschlussperformance in der Gruppe.
FEEDBACK DER TEILNEHMERINNEN
Das Projekt wurde von allen Teilnehmer*innen sehr positiv bewertet. Am Ende der
Workshops wurde von einigen der Wunsch geäußert, weiterhin an ähnlichen
Projekten teilzunehmen. Zum Beispiel wurde auch der Wunsch geäußert, Theater
zu spielen. Eine Teilnehmerin hatte die Idee, selbst ein ähnliches Projekt auf die
Beine zu stellen, bei dem gemeinsam Zumba getanzt werden soll.
ERFAHRUNGEN/ERGEBNISSE/PROBLEME
Gruppendynamik sowie Findung einer anhaltenden Kerngruppe waren die
Hauptherausforderungen.
IDEEN/MÖGLICHKEITEN FÜR NACHHALTIGKEIT
Möglicherweise auch weiterhin engerer Kontakt zwischen NHM Wien und
Tanzquartier. Kooperationen zwischen den 4 Institutionen überlegen.
Hunger auf Kunst und Kultur 55 Kultur-Transfair VII
TANZEND IN DIE FREIZEIT Projektpartner Tanzquartier Wien integration wien
Projektleitung Christina Gillinger (Tanzquartier Wien), Verena Glaser, Sabine Wolf (integration wien) Workshopleiterinnen/Choreografinnen: Doris Uhlich, Vera Rosner-Nógel, Barbara Kraus, Lau Lukkarila (Vertretung für Vera Rebl bei einem Termin)
© Nick Mangafas/Hunger auf Kunst und Kultur
Hunger auf Kunst und Kultur 56 Kultur-Transfair VII
DARSTELLUNG DES PROJEKTS
Idee/Ziel und Intention des Projektes
integration wien bekam 2016 im Rahmen von Kulturtransfair VI zum ersten Mal die
Gelegenheit, ein Kooperationsprojekt mit einer Kultureinrichtung durchzuführen.
Aufgrund der guten Zusammenarbeit und der Begeisterung, welches das Projekt
nicht nur bei den Teilnehmenden hervorrief, war die Freude groß, dass integration
wien auch in diesem Jahr, im Rahmen von Kulturtransfair VII, ein
maßgeschneidertes Projekt für die Zielgruppe junger Menschen mit Behinderung
zwischen 15 und 30 Jahren, mit einem neuen Kooperationspartner, dem
Tanzquartier Wien, konzipieren und durchführen konnte.
Die Grundidee bestand auch bei diesem Projekt in dem Anliegen, den jungen
Menschen, die von integration wien begleitet werden, über ihre individuellen
Freizeitaktivitäten hinaus eine Gelegenheit zu bieten, gemeinsam eine
Kultureinrichtung für sich zu nutzen und kennenzulernen. Jugendliche und junge
Erwachsene mit Behinderung sehen sich oftmals einer sozialen Isolation
ausgesetzt. Das soziale Netzwerk der Betroffenen ist häufig auf die Familie bzw.
auf Schule oder Betreuungseinrichtung (meist Sondereinrichtungen) beschränkt.
Bei jungen Menschen ohne Beschäftigung, oder bei jenen, welche ein
eingeschränktes familiäres Umfeld haben, wird diese Isolation noch verstärkt. Das
Bedürfnis nach Freundschaften mit gleichgesinnten jungen Menschen außerhalb
dieses Umfeldes ist sehr stark und stellt nicht nur für die Betroffenen selbst,
sondern meist auch für die Freizeitassistent*innen eine große Herausforderung
dar.
Aufgrund von jahrelanger Erfahrung und nach vielen Gesprächen mit Eltern,
Betroffenen und Freizeitassistent*innen war klar, dass bestimmte Aktivitäten
besonders gerne in einer größeren Gruppe von den jungen Menschen
durchgeführt werden. Dazu zählt unter anderem Tanz und Bewegung. Tanzen
verbindet, es lässt sich eine gute Gruppendynamik herstellen, und es bietet
außerdem die Möglichkeit, sich anders als verbal auszudrücken und zu
kommunizieren. Ein weiteres Ziel war es, im Rahmen mehrerer Workshops im
Tanzquartier zeitgenössischen Tanz als Kunstform kennenzulernen und als
Hunger auf Kunst und Kultur 57 Kultur-Transfair VII
Ausdrucksmöglichkeit für sich zu erschließen. Besonders wichtig war es zudem,
den Teilnehmenden die Scheu zu nehmen, eine Kultureinrichtung, die sie bisher
nicht kannten, zu besuchen, kennenzulernen und auch in Zukunft zu nutzen. Dies
sollte unter anderem durch den gemeinsamen Besuch einer professionellen Tanz-
Vorstellung unterstützt werden.
© Nick Mangafas/Hunger auf Kunst und Kultur
KURZPROTOKOLL VORBEREITUNGSPHASE
Nachdem Christina Gillinger vom Tanzquartier Wien und Sabine Wolf von
integration wien sich beim ersten Vernetzungstreffen im Rahmen von Kultur-
Transfair VII zusammengefunden und beschlossen hatten, ein
Kooperationsprojekt zu starten, verlief der erste Kontakt über E-Mail. Kurz darauf
trafen sich Christina Gillinger, Verena Glaser (Projektleiterin der Freizeitassistenz)
und Sabine Wolf im Tanzquartier Wien, um einander kennenzulernen, die
Bedürfnisse und Grundvoraussetzungen der „Freizeitassistenz“ einerseits und die
Hunger auf Kunst und Kultur 58 Kultur-Transfair VII
Möglichkeiten des Tanzquartiers andererseits auszuloten und bereits Termine
festzulegen.
Folgende Fragen wurden dabei geklärt: Welchen Grad der Beeinträchtigung
werden die TeilnehmerInnen haben, wie viele Personen können sinnvollerweise
bei den Workshops teilnehmen, wie viele Rollstühle haben Platz, wie lange dürfen
die Workshops dauern (Aufmerksamkeit der Teilnehmer*innen); wer wird die
Workshops leiten und welche Tanzvorstellung kann wie und wann besucht
werden.
Christina Gillinger organisierte die Workshops, den Vorstellungsbesuch und die
Choreografinnen, integration wien leitete die Vorbereitungen für die Organisation
mit den Freizeitassistent*innen und den Teilnehmer*innen ein.
© Nick Mangafas/Hunger auf Kunst und Kultur
Vorbereitungen bei integration wien:
Von Seiten von integration wien – Freizeitassistenz wurde zunächst eine
Einladung verfasst, welches das geplante Projekt vorstellt und die Workshop-
Termine ankündigt.
Hunger auf Kunst und Kultur 59 Kultur-Transfair VII
Diese wurde an alle Jugendlichen, die Freizeitassistenz bei integration wien
nutzen, beziehungsweise an deren Eltern, ausgesendet. Aufgrund der aufeinander
aufbauenden Themen wurde im Informationsblatt bereits darauf hingewiesen,
dass nur jene Personen bei diesem Projekt mitmachen können, die an allen
Terminen teilnehmen können. Daraufhin haben sich etliche Jugendliche, deren
Freizeitassistent*innen oder Eltern gemeldet, um ihr Interesse zu bekunden und
sie wurden zu einem Vorbereitungstreffen eingeladen.
Vorbereitungstreffen bei integration wien:
Donnerstag, 09.02.2017, 17:00-18:00 Uhr.
Um die Jugendlichen und Freizeitassistent*innen auf die Workshops vorzubereiten
und einzustimmen, wurde ein gemeinsames Treffen vereinbart. Am 09. Februar
um 17 Uhr war der Großteil der am Projekt Teilnehmenden im Büro von
integration wien anwesend. Auch Nick Mangafas nahm sich die Zeit, um sich
vorzustellen, die Teilnehmenden kennenzulernen und erste Fotos zu machen.
Wir stellten die Projektschiene Kultur-Transfair vor, fragten nach bisherigen
Tanzerfahrungen und besprachen die Details. Ein Informationsblatt mit der
genauen Wegbeschreibung und den Terminen wurde an alle ausgeteilt. Zwei
Freizeitassistent*innen wurden als Kontaktpersonen ernannt, um vor und nach
den Workshop-Terminen telefonisch für alle erreichbar zu sein und
Anwesenheitslisten zu führen. Auch meldeten sich drei Freizeitassistent*innen, um
jeweils einen Blog-Bericht zu schreiben.
ABLAUF UND ZEITPLAN
Im Zeitraum von Februar bis Mai 2017 fanden ein Vorbereitungsworkshop, ein
Besuch einer Tanz-Performance sowie sieben Tanz-Workshops à 1,5 Stunden
statt.
Vorbereitungs-Termin im Büro von integration wien: Donnerstag, 09.2.2017,
17:00-18:00 Uhr
7 Workshop-Termine à 1,5 Stunden
Donnerstags, 17:00-18:30 Uhr in den Tanzquartier Wien/Studios
(Einlass ab 16:30 Uhr, um Zeit zum Umziehen zu haben).
Hunger auf Kunst und Kultur 60 Kultur-Transfair VII
16.2., 23.2., 9.3., 16.3., 30.3., 6.4., 4.5. 2017
Besuch der Tanz-Performance „Protagonist“ von Jefta van Dinther im
Tanzquartier Wien am 30.03. 2017, 19:30 Uhr
Begleitet wurden die Jugendlichen bei den Workshops von Choreografinnen des
Tanzquartiers Wien und von einer entsprechenden Anzahl an
Freizeitassistent*innen von integration wien.
Um ein kontinuierliches Kennenlernen und Arbeiten zu ermöglichen, bildeten die
Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine fixe Gruppe, die an allen Workshops
teilnahm.
© Nick Mangafas/Hunger auf Kunst und Kultur
Der erste Workshop wurde von Vera Rosner-Nógel geleitet. Sie sitzt selbst im
Rollstuhl und ist erfahrene Leiterin von DanceAbility Workshops. Unter ihrer
Anleitung verloren die Teilnehmer*innen die Hemmung vor körperlicher Berührung
in der Gruppe und die Rollifahrer*innen konnten sich auch ohne ihre Fahrhilfen
aber mit Unterstützung der Assistent*innen tänzerisch bewegen.
Hunger auf Kunst und Kultur 61 Kultur-Transfair VII
In den nächsten beiden Workshops wurden von Doris Uhlich die Leiber und das
Fleisch mit Boom Energie zum Schwingen gebracht. Doris Uhlich arbeitet dafür
mit Dancefloormusik und einer konstanten Bewegung, die sich langsam steigert
und Energien im ganzen Körper freisetzt.
Etwas sanfter wurden die vier Workshops, die von Barbara Kraus und Vera
Rosner gemeinsam konzipiert wurden. Hier konnten die Teilnehmer*innen in ihren
Körper hinein hören, auf Kissen am Boden liegend ein anderes Körpergefühl
entwickeln und sich mit dem Raum in Beziehung setzen.
© Nick Mangafas/Hunger auf Kunst und Kultur
Aber auch hier gab es natürlich einiges an Spaß und schwungvolle Bewegung zu
Musik, Übungen, die das Vertrauen und das sich fallenlassen in der Gruppe
fördern, das Konstruieren kleiner Choreografien und Bildern im Raum.
Alle drei Workskshopleiterinnen verbindet, dass sie sowohl eine eigenständige
Karriere als Tänzerin/Choreografin vorweisen können, als auch eine hohe
Hunger auf Kunst und Kultur 62 Kultur-Transfair VII
Kompetenz im Vermitteln von Tanz und ganz speziell auch für und mit Menschen
mit verschiedenen körperlichen Voraussetzungen.
Der Besuch der Performance „Protagonist“ von Jefta van Dinther war einer der
Höhepunkte des Projekts. Die Teilnehmer*innen haben es sehr genossen, den
vielen Tänzer*innen auf der Bühne zu folgen, was durch die sehr präsente Musik
verstärkt wurde, die sie jedenfalls schon so ähnlich aus dem Workshop von Doris
Uhlich kannten. Im Anschluss an die Vorstellung besuchten wir gemeinsam die
Premierenfeier, wo die Teilnehmer*innen die Künstler*innen noch einmal hautnah
erleben konnten und den Abend noch lange bei Getränken und Buffet
nachbesprochen haben.
© Nick Mangafas/Hunger auf Kunst und Kultur
ZIELGRUPPE/ TEILNEHMERINNEN
Die Zielgruppe waren junge Menschen im Alter von 15 bis 30 Jahren mit
unterschiedlichsten Beeinträchtigungen, die von integration wien im Rahmen der
Freizeitassistenz begleitet werden: Es handelt sich um Personen mit
Lernschwierigkeiten, psychosozialen Einschränkungen, Körperbehinderungen,
Hunger auf Kunst und Kultur 63 Kultur-Transfair VII
meist jedoch sind es Mehrfachbehinderungen, die einen besonderen
Unterstützungsbedarf mit sich bringen. Die Jugendlichen erfahren
Einschränkungen hinsichtlich der Kommunikation, der Mobilität, der Motorik.
Am Projekt „Tanzend in die Freizeit“ beteiligten sich anfangs acht junge
Erwachsene in Begleitung ihrer Freizeitassistent*innen, sechs von ihnen nahmen
kontinuierlich an den Workshops teil (drei Männer, drei Frauen). Zwei
Teilnehmer*innen besuchten die ersten beiden Tanz-Workshops, stiegen dann
jedoch aufgrund zeitlicher Engpässe und mangelnden Interesses wieder aus dem
Projekt aus. Drei der Personen waren mit dem Rollstuhl da. Die jungen
Erwachsenen, die teilnahmen, sind zwischen 21 und 28 Jahre alt. Der Großteil der
Freizeitassistent*innen ist zwischen 21 und 30 Jahre alt, die meisten studieren und
viele sind auch in ihrer Freizeit kreativ tätig bzw. haben selbst Erfahrung
und/oder große Freude an Tanz und Bewegung.
FEEDBACK/ ZITATE:
„Die Workshops haben so viel Spaß gemacht, hoffentlich geht es weiter!“
(Ein Teilnehmer)
„Die Choreografinnen sind toll und haben uns viel gezeigt.“ (Eine Teilnehmerin)
„Ich habe mich im Leben noch nie so frei gefühlt. Das Besondere an diesem
Tanzprojekt war, dass man sich so bewegen konnte, wie man wollte – ohne
Vorgaben.“ (Lisa, Teilnehmerin)
Drei Freizeitassistent*innen gaben ihr Feedback auch in Form von Blogberichten
Zusammengefasst wurden diese Berichte auch in der Vereinszeitschrift von
integration wien, zusammen mit einem Artikel von Christina Gillinger vom
Tanzquartier, veröffentlicht.
Hunger auf Kunst und Kultur 64 Kultur-Transfair VII
© Nick Mangafas/Hunger auf Kunst und Kultur
ERFAHRUNGEN/ERGEBNISSE/PROBLEME
Die Zielgruppe waren junge Menschen im Alter von 15 bis 30 Jahren mit
unterschiedlichsten Beeinträchtigungen. Drei der am Projekt Teilnehmenden
kamen mit dem Rollstuhl. Dies stellte kein Problem dar, da die Tanzquartier
Studios barrierefrei zugänglich sind und genügend Zeit eingeplant war, so dass
alle rechtzeitig zum Workshop-Beginn im Tanzsaal anwesend sein konnten. Auch
war es eine tolle Erfahrung, dass eine der Choreografinnen, Vera Rosner-Nógel,
selbst einen Rollstuhl hat.
Aufgrund der geschlossenen Gruppe, die kontinuierlich an den Workshops
teilnahm, war das Vertrauen zwischen allen Beteiligten sehr groß, und sie konnten
sich gut auf die Aktivitäten einlassen und dabei zudem viel Spaß haben!
Nick Mangafas von Hunger auf Kunst und Kultur, den einige der Teilnehmenden
schon vom letzten Jahr kannten und auf den sie sich immer sehr freuten, machte
wieder großartige Bilder während einiger der Workshop-Termine. Mit einer
Auswahl dieser Fotografien gestalteten wir Fotobücher, wovon jede/r
Hunger auf Kunst und Kultur 65 Kultur-Transfair VII
Teilnehmende eines erhält. Dies bietet die Möglichkeit, die gemachten
Erfahrungen immer und wieder „nach sehen“ und damit erleben zu können.
© Nick Mangafas/Hunger auf Kunst und Kultur
IDEEN/MÖGLICKEITEN FÜR NACHHALTIGKEIT
Gerne werden wir versuchen, die für alle Seiten erfolgreiche und erfreuliche
Kooperation auch außerhalb von Hunger und Kunst auf Kultur weiterzuführen.